402 ließ. - Alicante, das röm. Lucentum, wurde 713 von den
Arabern erobert und Lekant oder Alkant genannt. Mit der Umgegend bildete
es eine Zeit lang ein eigenes Emirat. Ferdinand III. von
Castilien entriß die Stadt den Mauren, die 1304 an
Jakob II. von
Aragonien abgetreten ward, der sie zum Königreich
Valencia
[* 2] schlug. Berühmt ist die
Belagerung von Alicante 1709 durch
die
Franzosen unter Asfeld, bei der der engl. Kommandant der Citadelle, Oberst Richard, mit seinem
ganzen
Stabe in die Luft gesprengt wurde.
Auch 1812 wurde von den
Franzosen belagert. Im
Sommer 1873 erklärte sich Alicante anfangs, gleichCartagena,
für unabhängig von der Centralregierung in Madrid,
[* 3] unterwarf sich jedoch bald wieder, wurde deshalb 27. Sept. von zwei aus
Cartagena ausgelaufenen
Kriegsschiffen der Insurgenten zur
Anerkennung des Kantons
Cartagena aufgefordert und nach der Weigerung
mit 700
Geschossen (darunter viele Petroleumbomben) beschossen, widerstand aber, tapfer verteidigt, und zwang die beschädigten
Kriegsschiffe zum Rückzug.
Mitteilungen aus ihrem Leben und ihren
Briefen (5. Aufl., Darmst. 1884);Alice,
GrandDuchesse of Hesse. Biographical sketch and letters (Lond. 1884); Alice,
GrandDuchesse of Hesse. Letters toHerMajesty theQueen
(2 Bde., Lpz. 1885).
1867 von der spätern Großherzogin
Alice (s. d.) von Hessen gestiftet, bezweckt die Pflege von
Verwundeten und
Kranken und gehört zum
Verbande der deutschen Frauenvereine zum
Roten Kreuz.
[* 10] Er besitzt
Zweigvereine über ganz Hessen. – Der
Alice-VereinfürFrauenbildungundErwerb dient der
Hebung
[* 11] der Erwerbsfähigkeit des
weiblichen Geschlechts. Er hat unter anderm in
Darmstadt den
Alice-Bazar geschaffen, eine ständige Verkaufsstelle für weibliche
Handarbeiten;
auch schuf er das
Alice-Lyceum, woselbst belehrende Vorträge abgehalten werden.
(engl.
Allyghur), Stadt im Distrikte der
Provinz Mirat, in den indobrit.
Nordwestprovinzen, an der großen Heerstraße
zwischen
Agra und Dehli, hat mit der
Altstadt Koil (engl. Coel) (1891) 64485 E., darunter 37855
Hindu, 22609 Mohammedaner, 692
Dschain
und 263
Christen.
Das große
Fort, früher im
Besitz der Mahratten, wurde von den Engländern erstürmt.
(frz., spr. alinj'máng), die durch zwei Punkte
bestimmte
Richtung einer geraden Linie oder deren Verlängerung.
[* 12] In der Feldmeßkunst haben derartige
Alignement insofern eine hohe Bedeutung, als die Richtigkeit einer
Aufnahme darin besteht, daß alle Linien einer Zeichnung sich unter
denselben Horizontalwinkeln treffen müssen wie die zugehörigen Naturrichtungen. – Militärisch versteht man unter Alignement vielfach
diejenige Richtungslinie, in der die
Truppen beimExerzieren oder bei Paraden sich aufzustellen oder auch
in der sie zu marschieren haben. – In der
Baupolizei die Absteckung der
Bauflucht für die an öffentliche Land- oder Wasserstraßen
stoßenden Grundstücke, sowie diese
Bauflucht selbst und in noch weiterm
Sinne die
Lehre
[* 13] vom
Bauen längs öffentlicher
Straßen
überhaupt. –
Über in der
Astronomie
[* 14] s.
Astrognosie.
ibnAbîTâlib, vierter
Chalif, geb. 602 n. Chr. Sein
Vater war der
Bruder von Mohammeds
Vater, er selbst von Anbeginn
Anhänger des
Propheten, dessen Tochter Fâtime er heiratete. Nach
Othmâns Ermordung 656 an dessen
Stelle zum
Chalifen erhoben,
mußte er die kurze Zeit seiner Regierung mit der Bekämpfung innerer Gegner und Empörer zubringen,
an deren
Spitze, unterstützt von
Aïscha, der
Witwe des
Propheten, der
Statthalter von
Syrien, Moâwija, stand. Diese beschuldigten
und seine
Anhänger der Ermordung
Othmâns.
Weder die Kamelschlacht (656), noch das
Treffen bei Siffin (657) brachte eine
Entscheidung, ja es fielen
sogar neue Elemente, die Chawâridsch (s.
Châridschiten), infolge des Zugeständnisses
A.s, die Streitfrage einem Schiedsgericht
zu übergeben, von ihm ab. Alî ibn Abî Tâlib wurde 19. Jan. 661 in Kufa ermordet, wo er auch begraben liegt. Später
wurde ihm dort ein
Denkmal errichtet, zu dem seine Verehrer noch jetzt pilgern und das die Gründung der
Stadt Meschded
Ali veranlaßte. Nach seinem
Tode hielten seine
Anhänger die Berechtigung
A.s zur Chalifenwürde und die Erbansprüche
seiner Familie aufrecht und bildeten die Partei der Schiiten (s. d.). Aus dieser
Bewegung ist die
Erhebung der
Fatimiden (s. d.) und anderer alidischen Dynastien in
Ägypten
[* 15] und
Spanien, in Westafrika und
Syrien hervorgegangen. Die Legende hat aus Alî ibn Abî Tâlib auch einen
Weisen und Dichter gemacht. Die ihm zugeschriebenen Weisheitssprüche
(man nennt Alî ibn Abî Tâlib. «Das
Thor der Wissenschaft») hat
Fleischer
(«A.s hundert
Sprüche, arabisch und persisch paraphrasiert», Lpz. 1837)
herausgegeben und übersetzt. Sein
«Diwan», die Sammlung seiner Gedichte, wurde von Kuypers
(Leid. 1745) veröffentlicht.
Außerdem gehen viele Gedichte unter seinem
Namen, die ebensowenig von ihm herrühren, wie die Predigten, die u. d. T. Nahdschal balâgha unter den Schîiten verbreitet sind.
(Mbossi), ein rechter Nebenfluß des untern
Kongo in
Französisch-Kongo, entspringt auf dem Plateau Akukuja, berührt
die franz.
StationenDiélé, Alima und Leketi und mündet oberhalb Ikundo. Im obern Laufe kommen
Stromschnellen
vor, von Leketi ab ist die Alima für kleine
Dampfer fahrbar. Die Alima wurde 1878 von Savorgnan de
Brazza entdeckt, der die Posten
Diélé und Alima gründete; Ballay nahm ihn 1883 bis zur Mündung auf. Durch die Alima hoffte S. de
Brazza eine
gute
Verbindung zwischen dem mittlern
Kongo¶
mehr
(Stanley Pool) und dem obern Ogowe und durch diesen mit der Meeresküste gewonnen zu haben. Allein seine Erwartungen wurden
getäuscht durch die Unmöglichkeit, den Ogowe auf größere Strecken schiffbar zu machen. Der kürzere und selbst bequemere
Weg bleibt jener von der Mündung des Alima nach dem Stanley Pool und den untern Kongo hinab.
das zum Unterhalt, insonderheit von einem hierzu Verpflichteten fortlaufend Dargereichte.
Unter die Alimente fällt das, was Eltern oder andere Verwandte auf Grund ihrer gesetzlichen Unterhaltspflicht (s. d. und Uneheliche Kinder),
ferner was der, welcher einen Menschen getötet hat, und was der Betriebsunternehmer einer Eisenbahn, eines
Bergwerks, einer Fabrik im Falle einer Tötung den Personen, denen infolge des Todesfalls der Unterhalt entzogen ist, an Geld
oder Naturalleistungen zu gewähren haben. Nicht unter den Begriff der Alimente fallen: eine Pension, die von einer Unfallversicherungsgsgesellschaft
aus dem Versicherungsvertrage zu zahlende Rente, die Rente, die der Betriebsunternehmer dem körperlich
Verletzten für den Verlust oder die Verminderung der Erwerbsfähigkeit nach dem Reichsgesetz vom zu zahlen hat.
Andere Bedeutung hat das Wort Alimente im Versicherungsrecht. Eine Generalrückversicherung wird vielfach so geschlossen,
daß die Rückversicherungsgesellschaft verpflichtet ist, alle einen bestimmten Betrag, z. B. 50000 M.
überschreitende Risikos in Rückversicherung zu übernehmen. Den Vertrag nennt man Excedentenvertrag. Alimente bedeutet nun den Gesamtbetrag
des von der rückversicherten Gesellschaft auf dasselbe Casco (Schiffskörper) oder auf die Ladung oder Fracht desselben Schiffs
übernommenen Risikos. Daraus ergiebt sich, ob ein Excedent vorhanden ist. Bei einer Mehrheit von Versicherungen
desselben Cascos oder von Ladungs- oder von Frachtversicherungen bezüglich desselben Schiffs bezeichnet man auch die einzelnen,
die Gesamtsumme bildenden Summanden als Alimente.
(spr. -ohs), Stadt im schwed. Län Elfsborg, in reizender Lage unweit der Mündung des Säfveå in
den Mjörsee am Lillå und an der Westbahn (Linie Stockholm-Göteborg), hat (1891) 2810 E., Post, Telegraph;
[* 18]
Handel und Ackerbau.
Alingsas, 1619 von Gustav Adolf mit Vorrechten ausstattet, wurde im 18. Jahrh. durch die Fabrikanlagen und Musterpflanzungen
des Patrioten Jonas Alströmer die bedeutendste Fabrikstadt Schwedens, verlor aber später durch Niedergang der
Fabriken.
(Aleipten, grch.), Beamte der hellenischen Palästra (s. d.), denen das Einölen der Wettkämpfer oblag.
Dies
geschah nach gewissen Regeln und hatte sich zu einer Kunst ausgebildet.
Bei denRömern war der Alipt der Sklave, der den Herrn
im Bade frottierte und salbte, auf dessen Leibesbeschaffenheit und
Aussehen achtete und danach Diät
und Leibesübungen anordnete.
Der Raum, in dem das Einölen vorgenommen wurde, hieß Alipterium.
Teil (pars aliquanta) einer Größe oder Zahl heißt in der Arithmetik ein solcher Teil, der sich zu dem Ganzen
nicht verhält wie die Einheit zu einer ganzen Zahl. So sind 3, 5, 7, 9 aliquante Teile von 16, von 17,
von 19 u. s. w. Gegensatz davon Aliquoter Teil (s. d.).
Teil (pars aliquota) einer Größe oder Zahl heißt im Gegensatz zu Aliquanter Teil (s. d.) ein solcher Teil
derselben, durch den sie sich ohne Rest dividieren läßt. So sind 2 und 5 aliquote Teile von 10 und 20;
L., Froschlöffel, Pflanzengattung aus der Familie der Alismaceen (s. d.) mit nur wenigen über die ganze Erde
zerstreuten Arten, Sumpfgewächsen mit langgestielten, eiförmigen oder lanzettlichen Blättern und reichblühenden Rispen.
Die bekannteste Art ist der in Deutschland
[* 20] überall häufige gemeine Froschlöffel, Alisma plantagoL., der durch seine zahlreichen
weißen oder rötlichen Blüten eine Zierde der Teich- und Sumpfvegetation ist.
Von der giftigen, frisch scharfen und blasenziehenden
Pflanze waren Wurzelstock und Kraut früher arzneilich.
monokotyledonische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Helobien
[* 21] (s. d.) mit gegen 50 Arten, vorzugsweise
in den gemäßigten Zonen.
Sämtliche Arten sind Sumpf- oder Wassergewächse mit aufrechten und schaftartigen oder auch niedergestreckten
und flutenden Stengeln.
Die Blätter sind meist rosettenförmig angeordnet und von sehr verschiedenartiger Gestalt,
teils untergetaucht schwimmend, teils aus dem Wasser hervorragend, von pfeilförmiger, spatelartiger oder auch linearer Gestalt.
Die Blüten sind zwitterig und lebhaft weiß oder rötlich gefärbt.
wird von den Geschichtschreibern der röm. Kaiserzeit eine Festung
[* 22] genannt, die 11 v. Chr. von Drusus an der
Mündung des Baches Aliso in die Lupia (Lippe)
[* 23] angelegt wurde, um im innern Deutschland mitten zwischen
den Sitzen der Bructerer, Katten, Cherusker und Sigambrer einen festen Punkt zu gewinnen. Die Feste ging nach der Niederlage
des Varus 9 n. Chr. verloren, wurde aber 15 n. Chr.
von den Römern wiederhergestellt. Solange die Römer
[* 24] Kriege im Innern Germaniens führten, blieb Aliso für
sie ein wichtiger Stützpunkt und wurde erst 47 n. Chr. aufgegeben.
Durch eine Heerstraße der Lippe entlang und durch Verschanzungen gedeckt, wurde die Verbindung mit dem Rhein erhalten. Über dieLage des Kastells ist viel gestritten worden. Nach Ledebur lag es in der Gegend der Mündung der Glönne und
Liese in die Lippe, im Kirchspiele Liesborn, und gehörte zum alten Lande derBructerer. Andere finden in dem jetzigen Elsen
bei Paderborn,
[* 25] wo das Flüßchen Alme für den Aliso genommen wird; andere suchen es bei Hamm
[* 26] am Zusammenflusse der Ahse und
Lippe. Bei der Dürftigkeit der Überlieferung ist Sicherheit hier nicht zu erreichen. (S. Arminius.)
(spr. ällĭsn), schott. Familie, die mehrere berühmte
Mitglieder zählt.
Sir Archibald Alison, Jurist und Geschichtschreiber, geb. zu Kenley, studierte
in Edinburgh
¶
mehr
die Rechtswissenschaft, wurde 1614 Advokat und besuchte während der Anwesenheit der Verbündeten Paris.
[* 28] Diesem ersten Ausfluge,
den er in «Travels in France» (Edinb. 1816) schilderte, folgten größere Reisen in alle Teile des Kontinents. Inzwischen erwarb
sich Alison als Jurist durch die «Principles of the criminal law of Scotland»
(Edinb. 1832) und «Practice of
the criminal law» (ebd. 1833), die zu Handbüchern für die schott. Barre geworden sind, einen geachteten Namen, war von 1822 bis 1830 stellvertretender
Kronanwalt (Advocate Deputy) beim höchsten Gerichtshof in Edinburgh und wurde 1834 Sheriff von Lanarkshire. 1835 siedelte
er nach seinem Landsitze Possilhouse bei Glasgow
[* 29] über, wo er bis zu seinem Tode, lebte. 1852 hatte
er die Würde eines Baronet erhalten. Durch die «History of Europe from the commencement of the
French Revolution to the restoration of the Bourbons» (10 Bde., Lond.
1833-42; 10. Aufl., 14 Bde., ebd. 1861) begründete er seinen
Ruf auch im Auslande.
Das Werk wurde nicht nur ins Französische und Deutsche
[* 30] (von Meyer, 6 Bde., Lpz. 1842-46),
sondern selbst in das Hindostani und Arabische (Malta 1845) übertragen. Alison bekämpft darin als strenger Tory alle demokratischen
Reformen als revolutionär. Von denselben Grundsätzen ausgehend, besprach er in «Blackwood'sMagazine» alle Ereignisse und
wichtigen nationalökonomischen Fragen der Zeit. Gesammelt ist eine Auswahl dieser Arbeiten u. d. T. «Essays» (3 Bde.,
Edinb. 1850) erschienen.
Außerdem verfaßte Alison: «Principles of Population» (2 Bde., 1840),
in denen er die Malthussche Theorie (s. Malthus) bekämpft,
«England in 1815 and 1845, or a sufficient and contracted currency» (Edinb.
1845),
«The life of the Duke of Marlborough» (2 Bde., ebd. 1847; 3. Aufl.
1855),
«History of Europe from the fall of Napoleon to the accession of Louis Napoleon»
(2. Aufl., 8 Bde., ebd. 1863-65),
die als Fortsetzung seines Hauptwerks dienen sollte, doch nur eine schwächere Kompilation ist, «Lives
of Lord Castlereagh and Sir Charles Stewart» (3 Bde., Edinb.
und Lond. 1861). -
Vgl. seine Selbstbiographie Some accounts of my life and writings, hg. von Lady Alison, seiner Schwiegertochter
(2 Bde., Edinb. 1883).
Ihm folgte in der Baronetswürde sein Sohn Sir Archibald Alison, geb. in Edinburgh; er studierte in
Glasgow und Edinburgh, trat in die Armee, nahm am Orientkriege teil und begleitete 1857 Lord Clyde als Staatssekretär nach Indien.
Am Ende des Feldzugs, in dem er bei dem Entsatz von Lakhnau einen Arm verlor, wurde er Oberstlieutenant; 1873 und 1874 nahm
er unter Sir Garnet Wolseley als Befehlshaber der europ. Regimenter an dem
Feldzuge gegen die Aschanti und 1882 als Generalmajor und Brigadecommandeur am ägypt. Feldzuge teil. Im November
wurde er Generallieutenant, blieb bis Mai 1883 in Ägypten und wurde Febr. 1885 Generaladjutant. Von ihm erschien 1869 eine
Schrift «On army organisation».
Einer andern Familie gehört Alexander Alison an, geb. 1812 zu Leith,
[* 31] der seit 1830 großartige
Eisenwerke in den schott. GrafschaftenLanark und Ayr verwaltete. Nachdem er sich 1844 von den Geschäften zurückgezogen, unternahm
er ausgedehnte Reisen durch Europa
[* 32] und Asien,
[* 33] war vielfach litterarisch thätig und wurde 1861 zum Präsidenten der Church
ReformationSociety gewählt, welche die Revision der Neununddreißig Artikel (s. Anglikanische Kirche) zum
Zwecke hat. Er schrieb
u. a. «Philosophy and history
of civilization» (Lond. 1860),
einer der schönsten und beständigsten Farbstoffe, kommt als Glykosid (Ruberythrinsäure) im Krapp (s. d.)
fertig gebildet vor und wurde früher aus demselben fabrikmäßig gewonnen. Seit aber 1886 Gräbe und
Liebermann die chem. Konstitution des Alizarin feststellten und eine Synthese desselben auffanden (die ersteSynthese eines Pflanzenfarbstoffes),
wird das Alizarin nur auf künstlichem Wege aus dem im Steinkohlenteer enthaltenen Anthracen dargestellt.
Seine technische Darstellung zerfällt in drei Operationen. Zuerst wird Anthracen (s. d.), C14H10 , durch
Oxydation in Anthrachinon, C14H8O2 , übergeführt: dieses wird dann zunächst durch Erhitzen mit
rauchender Schwefelsäure
[* 34] in Anthrachinonmonosulfonsäure, C14H7O2.SO3H ^[C14H7O2.SO3H], verwandelt.
Das Natriumsalz dieser Säure wird hierauf durch einen sehr sorgfältig zu leitenden Schmelzprozeß mit
Ätznatron in Alizarinnatrium übergeführt. Das Gemisch von anthrachinonsulfonsaurem Natron und Ätznatron wird in eisernen
Druckkesseln längere Zeit auf eine Temperatur von etwa 180° erhitzt. Hierbei finden zwei verschiedene chem. Vorgänge statt.
Zuerst wird die Sulfogruppe nach folgender Gleichung durch die Natriumorylgruppe ersetzt:
Es entsteht die Natriumverbindnng des Monooxyanthrachinons, welch letzteres kein Farbstoff ist. Durch weitere Einwirkung
des Ätznatrons wird dasselbe zu Alizarinnatrium oxydiert, ein Wasserstoffatom wird durch die Natriumoxylgruppe ersetzt,
während der Wasserstoff frei wird:
Um eine reduzierende Wirkung des Wasserstoffes zu verhüten, fügt man von Anfang an der Schmelze ein
Oxydationsmittel (chlorsaures Kali) zu. Die entstehende Schmelze wird in kochendem Wasser gelöst und zu der tiefvioletten
Lösung des Alizarinnatriums Säure hinzugefügt, wodurch das in Gestalt von gelben Flocken ausgefällt wird. Es wird durch
Filterpressen filtriert und mit Wasser ausgewaschen; es kommt in feuchtem Zustande als ziemlich dünner
Brei mit einem Gehalt von meist 20 Proz. (in Pastenform) in den Handel.
Durch Umkrystallisieren aus Alkohol oder Sublimieren im Kohlensäurestrom kann das Alizarin rein erhalten werden. In letzterm Fall
bildet es lange, schmale, glänzende Prismen von orangeroter Farbe. Es schmilzt bei 282°, löst sich
leicht in Alkohol und Äther, schwer in Wasser. Als Diphenol vorhält es sich wie eine Säure, liefert mit Alkalien violette
lösliche Salze, die durch Umsetzung mit Kalk- und Barytsalzen blaue, mit Eisenoxydsalzen schwarzviolette, mit Aluminium- und
Zinnsalzen rote Niederschläge (Krapplacke) geben. Auf dieser Eigenschaft des Alizarin, mit Metalloxyden
gefärbte Verbindungen zu geben, beruht seine Anwendung in der Färberei und Kattundruckerei. Die Zeuge werden mit Thonerde
gebeizt, indem man sie mit essigsaurem Aluminium tränkt oder bedruckt und erwärmt, wodurch sich in den Fasern Aluminiumhydrat
absetzt. Werden die Zeuge hieraus in die Alizarinlösung getaucht, so wird
¶
mehr
Alizarinaluminat in den Fasern gebildet (fixiert). Das Alizarin des Handels enthält auch noch Beimengungen von andern ähnlichen
Verbindungen (Purpurin u. a.), die ihm verschiedene Nuancen erteilen. Das Alizarin mit
Blaustich ist rein; das Alizarin mit Gelbstich enthält dagegen nur Purpurine. Die Produktion und der Konsum von Alizarin beträgt gegenwärtig
etwa 65 t 10prozentiger Paste pro Tag, wovon ⅞ in sechs Fabriken Deutschlands
[* 36] und etwa ⅛ in drei Fabriken
Englands hergestellt werden. Der Preis für 1 kg 20prozentiger Paste ist 1888 auf 1,70 M. gesunken. –
Vgl. G. Schultz,
Die Chemie des Steinkohlenteers (2. Aufl., 2 Bde.,
Braunschw. 1886‒90).
ein durch Einwirkung von Glycerin und Schwefelsäure auf 𝛽-Nitroalizarin dargestellter
Farbstoff (Dioxyanthrachinonchinolin, C17H9NO4 ), der mit Chrom gebeizte Zeuge blau färbt.
hieß nach Paracelsus bei den spätern Alchimisten das angebliche Universallösungsmittel für alle Stoffe.
Nach vanHelmont ist der Alkahést bald eine Flüssigkeit von brennender Eigenschaft, bald ein Salz
[* 39] oder das Grundwesen
aller Salze. Es sollte alle mineralischen, vegetabilischen und tierischen Substanzen in wasserhelle Flüssigkeiten verwandeln,
so «wie heißes Wasser den Schnee».
[* 40]
nannten die Araber das in der Asche der See- und Strandpflanzen vorkommende kohlensaure Natron, das lange Zeit
mit dem in der Asche der Landpflanzen sich findenden Alkali, dem kohlensauren Kali, für identisch gehalten
wurde, bis man im 18. Jahrh. die beiden Körper unterschied und erstern Mineralalkali, letztern
Pflanzenalkali nannte. Später unterschied man mildes d. i. kohlensaures, und ätzendes oder kaustisches. Auch dem kohlensauren
Ammonium wurde der Name Alkali beigelegt, dieser jedoch bald von den fixen Alkalien als flüchtiges Alkali unterschieden.
Jetzt heißen Alkalien (s. d.) die Oxydhydrate der Alkalimetalle. Zuweilen rechnet man das Thalliumoxydul zu den Alkalien. Die
in gewissen Pflanzen sich findenden organischen basischen Verbindungen nennt man vegetabilische Alkalien oder Alkaloide (s. d.).
die Oxydhydrate der Alkalimetalle (s. d.), sind charakterisiert durch ihre Löslichkeit in Wasser,
durch die ätzenden, d. h. auf Pflanzen- und Tierstoffe zerstörend wirkenden Eigenschaften ihrer wässerigen Lösungen, durch
ihren eigentümlichen scharfen Geschmack, durch ihre Fähigkeit, aus der Luft Kohlensäure aufzunehmen und mit
Säuren sich zu Salzen zu verbinden, von denen die meisten in Wasser löslich sind, durch ihr Vermögen, die Oxyde und Oxydhydrate
der schwächer basischen Metalle, namentlich der Schwermetalle, aus
deren Salzen zu fällen, durch ihre Eigenschaft, mit Ölen
und Fetten unter Freiwerden von Glycerin Seifen zu bilden, endlich durch die als alkalische Reaktion bezeichnete
Einwirkung, die sie auf zahlreiche Pflanzenfarbstoffe zeigen; so färben z. B. die Alkalien gerötetes
Lackmuspapier blau, Curcumatinktur braun.
Bezeichnung für die metallische Elementarfamilie (s. d.)
Lithium, Natrium, Kalium, Rubidium und Cäsium. Diese fünf Metalle haben verschiedene Eigenschaften gemein. Sie sind äußerst
leicht oxydierbar;
mit Wasser in Berührung gebracht zersetzen sie dasselbe unter Bildung von stark basischen
Oxydhydraten und Abscheidung von Wasserstoffgas;
an der Luft laufen sie augenblicklich an, verlieren ihren Metallglanz und
bedecken sich mit einer Oxydschicht, weshalb sie in Petroleum aufbewahrt werden;
das spec. Gewicht der drei erstern ist geringer
als das des Wassers;
sie sind äußerst weich und leicht schmelzbar.
Das Lithium, welches unter ihnen
das niedrigste Atomgewicht besitzt, ist das wenigst, das Cäsium mit dem höchsten Atomgewicht das stärkst positive Glied
[* 41] der
Familie, ja das stärkst positive Element überhaupt. Sie bilden zusammen zwei Elementartriaden (s. d.),
1) Lithium, Natrium und Kalium, 2) Kalium, Rubidium und Cäsium; das Kalium gehört beiden an.
die Gesamtheit der chemisch analytischen Operationen, die zur Ermittelung des Gehaltes an wirksamem Alkali
in alkalischen Substanzen, vornehmlich zur Wertbestimmung von Soda, Pottascheu. dgl., dienen. Der Wert dieser Handelsprodukte
entspricht ihrem Gehalte an kohlensaurem Alkali oder Alkalihydrat, während die neben demselben in größerer
oder geringerer Menge darin vorkommenden Alkalisulfate und -Chloride für den Käufer meist wertlos sind. Die erste Anleitung
zur Ausführung alkalimetrischer Operationen wurde von Gay-Lussac gegeben; später konstruierten Fresenius und Will dazu geeignete
Apparate, die aber durch die von Mohr verbesserten Utensilien der volumetrischen Analyse (s. Analyse, chemische) verdrängt sind.
Die Alkalimetrie ist eine Umkehrung der Acidimetrie (s. d.).
Erden wurden früher die basischen Oxyde und Hydrate der Metalle Calcium, Strontium, Baryum, Magnesium genannt,
da sie in ihrer Löslichkeit in Wasser zwischen den leicht löslichen Hydraten der Alkalimetalle und den unlöslichen basischen
Oxyden anderer Metalle, welche man Erden nannte, mitteninne stehen. Gegenwärtig nennt man Alkalische Erden nur
noch die Hydrate der drei erstern Metalle, da diese zu einer natürlichen Elementarfamilie, der der Alkalischen Erdmetalle,
gehören. Sie sind starke Basen, die aus der Luft direkt Kohlensäure aufnehmen und dadurch in unlösliche kohlensaure Salze
übergehen.
stickstoffhaltige Körper von basischem (alkaliähnlichem) Charakter, die sich in
vielen Pflanzen, namentlich solchen, die durch ihre heilenden oder
¶
mehr
giftigen Wirkungen ausgezeichnet sind, vorfinden. Einige derselben können auch künstlich dargestellt werden. Sie sind meist
auch sauerstoffhaltig, in Wasser wenig, in Alkohol leicht löslich, reagieren alkalisch und bilden mit Säuren Salze. Einige
davon, wie das Coniin und Nicotin, sind flüssig, die übrigen, wie die Alkaloide des Opiums (Morphin, Codein, Papaverin
u. s. w.), der Chinarinden (Chinin, Chinidin, Chinicin, Chinchonin), der Strychnosarten (Strychnin, Brucin, Curarin u. s. w., sind
fest. Mehrere der Alkaloide, wie das Strychnin und das Morphin, gehören zu den schärfsten Giften. Aus ihren Lösungen werden die
Alkaloide unlöslich niedergeschlagen durch Tannin, Phosphormolybdänsäure, Phosphorwolframsäure, Kaliumquecksilberchlorid und
Kaliumquecksilberjodid. Der Nachweis der Alkaloide bei Vergiftungen ist leicht, da die meisten sich durch charakteristische
Farbenreaktionen auszeichnen. Die meisten Alkaloide sind Abkömmlinge des Pyridins oder Chinolins. -
Vgl. Pictet, Die Pflanzenalkaloide
und ihre chem. Konstitution (deutsch von Wolffenstein, Verl. 1891).
(grch.), Heilmittel, welche den Alkaligehalt des Harns erhöhen, wie die Mineralwässer von Vichy, Wildungen,
Bilin, manche Obstarten u. dgl. Sie sollen die Entstehung harnsaurer Steine innerhalb der Harnorgane verhüten.
griech. Bildhauer, Schüler des Phidias, soll nach Pausanias die Gruppen im Westgiebel des olympischen Zeustempels
gemacht haben, was aber bezweifelt wird, da auch Pausanias' Angabe über den Künstler des Ostgiebels, Päonius (s. d.),
allem Anschein nach falsch ist und die sonstigen chronol. Angaben über Alkamenes eher auf die
zweite als auf die erste Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. führen. Diejenigen, welche an Pausanias' Nachricht fest halten, nehmen
denn auch zumeist zwei verschiedene Künstler mit Namen Alkamenes an. Unter den angeführten Werken des Alkamenes befinden sich viele Götterstatuen;
berühmt war die
[* 43]
Figur einer Aphrodite
[* 44] und die eines sich salbenden Athleten, dem die Marmorstatue des stehenden Diskoswerfers
im Vatikan
[* 45] nachgebildet sein soll («Archäologische Zeitung», Taf. 209, 1, 2, Verl. 1806).
Charles HenriValentin, franz. Pianist, geb. zu Paris, kam schon mit dem 6. Jahre auf
das Konservatorium und zeichnete sich im Verlauf seiner Schülerzelt wiederholt durch seine Leistungen als Klavierspieler
wie in der Komposition aus. 1831 ließ er sich in seiner Vaterstadt als Lehrer nieder, trat auch häufiger in bedeutenden Konzerten
auf. In der Pariser Musikwelt gilt Alkan als vornehmer und gründlich gebildeter Musiker. Außerhalb Frankreichs
hat er sich den Ruf eines feinsinnigen und selbständigen Komponisten, namentlich durch seine Etüden für Klavier erworben.
rote Ochsenzungenwurzel, rote Schlangenwurzel (lat. radix alkannae, radix anchusae tinctoriae; engl.
orchanet; frz. orcanette), die Wurzel
[* 46] der im südl. und südöstl. Gebiete des Mitttelmeers wachsenden, zum Teil auch angebauten
Alkanna tinctoria Tausch. Die Wurzel ist
vielköpfig, wenig verästelt, l0-15 cm lang und bis 1 cm dick;
sie ist meist etwas um ihre Achse gedreht, besitzt einen zerbrechlichen gelblichweißen Holzkörper und eine dunkelviolette
bis braunrote, leicht sich abblätternde Rinde, welche allein nur Verwendung findet, da sie der alleinige Träger
[* 47] eines roten
Farbstoffes, des Alkannins (s. d.), ist. Im Handel erhält man die Alkannawurzel aus Kleinasien, der Türkei
[* 48] und namentlich
aus Ungarn,
[* 49] wo sie viel angebaut wird; man versendet sie in Ballen von etwa 100 kg. Die Alkannawurzel, früher offizinell, findet sich
noch in der 1. Ausgabe der DeutschenPharmakopöe (von 1872), aber nicht mehr in der 2. Ausgabe (von 1882).
Man bezeichnete diese Wurzel früher als unechte Alkannawurzel (radix alcannae spuriae) im Gegensatz zu einer Art, die aber in unserm
Handel gar nicht vorkommt, und von der Lawsonia inermisL. (s. Lawsonia) abstammt.
Diese Wurzel enthält ebenfalls einen roten Farbstoff, es wird aber nur der gelbe Farbstoff der Blätter
dieser Pflanze, welcher im getrockneten und gepulverten Zustande unter dem NamenHenna oder Albenna im ganzen Orient bekannt
sind, verwendet. Die gewöhnliche Alkannawurzel wird zum Rotfärben von Haarölen, Pomaden, Polituren u. s. w. benutzt. In England werden
jährlich über 7000 kg davon verbraucht, in Nordamerika
[* 50] ebensoviel. Die Einführung der neuen Teerfarben
hat dem Verbrauch auch dieser Wurzel viel Abbruch gethan.
Alkannarot, Anchusin, Anchusarot, Anchusasäure, der in der Schale der Alkannawurzel enthaltene prächtige rote
Farbstoff; er bildet in noch unreinem Zustande als breiförmige Masse einen Handelsartikel; der daraus dargestellte möglichst
gereinigte Farbstoff soll die Zusammensetzung C15H14O4 haben und beim Erhitzen
mit Zinkstaub Methylanthracen liefern. Das Alkanin des Handels wird durch Extrahieren der Wurzel mit Benzin und Abdestillieren des
letzteren aus dem so gewonnenen Auszug erhalten; die Menge des so erhaltenen dickbreiförmigen Rückstandes beträgt 5-6 Proz.
Die Versendung geschieht in Büchsen von Weißblech. Das Alkanin ist in Wasser vollständig unlöslich, leicht
löslich dagegen mit prächtig roter Farbe in Äther, Alkohol, Benzin, Chloroform, ätherischen und fetten Ölen; durch Alkalien
geht die Farbe in Blau über. Alkanin wird wie die Alkannawurzel verwendet.
Kakodyloxyd, Arsendimethyloxyd, As2(CH3)4O ^[As2(CH3)4O]. 1760 erhielt ein franz.
Apotheker bei der Destillation
[* 51] von essigsaurem Kali mit arseniger Säure eine an der Luft rauchende, sehr
entzündliche Flüssigkeit, die als Cadets rauchende Flüssigkeit ihren Platz in den chem. Werken fand, bis 1837 Bunsen zwei
Körper von höchstem wissenschaftlichen Interesse auffand: das Kakodyl, As2(CH3)4 ^[As2(CH3)4], und dessen
Oxyd, das Kakodyloxyd oder Alkarsin, As2(CH3)4O ^[As2(CH3)4O], von denen das
erstere als eine Arsenverbindung des Methyls und letzteres als dessen Oxyd erkannt wurde. Damit war die wichtige Entdeckung
metallorganischer Radikale gemacht.
1) Distrikt im LandeEl-Hasa an der Ostküste Arabiens, hat 86000 E. und 32 Dörfer und ist reich an Wasserbrunnen, Reis, Datteln,
Feigen, Aprikosen, Citronen, Limonen, großen Melonen und andern Gartenfrüchten. Von hier erhält das Binnenland
seine Haupteinfuhr aus Osten, aber der Hauptstapel für beide und für das Gestadeland ist die Insel Bahrain (s. d.). Al Katif gehörte,
wie ganz El'Hasa, den Wahhâbiten, ist aber seit 1875 im Besitz der Türken; es war im 9. und 10. Jahrh. n. Chr. die
Residenz der Karmatenfürsten. - 2) Al Katif oder El-Chatif, Handelsstadt im Distrikt Al Katif, an der
Bai Al Katif des PersischenMeerbusens, hat 6000 E., ein Fort, gute Wohnhäuser,
[* 55] einen Bazar und eine Citadelle, die von den Portugiesen
erbaut sein soll.
(Alcĭde), eine aus 7 Gattungen und 28 Arten bestehende Familie nordischer Tauchvögel, die sich durch ihre sehr
kurzen oder selbst verkümmerten Flügel und durch breite, sehr weit nach hinten gestellte, dreizehige
Schwimmfüße auszeichnen. Fast alle sind zweifarbig, weiß namentlich an der Brust, schwarz an Rücken und Flügeln. Der
Schnabel ist je nach Gattungen und Arten sehr verschieden gestaltet. Das große Gefieder ist stets sehr straff und fest anliegend,
die Dunen, die im Preise den Eiderdunen zwar nachstehen, aber doch hochgeschätzt werden, sind sehr dicht.
AlleVögel
[* 56] dieser Art haben Brutflecke am Bauche, und die meisten bebrüten nur ein verhältnismäßig sehr großes Ei,
[* 57] welches
entweder auf Felsen oder in tiefe, mit dem Schnabel gegrabene Löcher gelegt wird. Die Jungen sind mit
dichtem Flaum bedeckt und erst im stande zu schwimmen und sich selbständig zu ernähren, wenn sie ihr volles Federkleid
bekommen haben. Alle Alke bewohnen die Strandgegenden der nordischen Meere bis zu den höchsten Breiten hinauf. Sie nähren sich
nur von Fischen und andern Seetieren, die sie tauchend aus großen Tiefen heraufholen, wobei sie mit Flügeln
und Füßen unter dem Wasser schwimmend sich fortbewegen.
Sie schwimmen geschickt und schnell, fliegen dagegen meist sehr ungeschickt, mit hastigen Flügelschlägen und in geraden
Linien. Am Lande sind sie unbeholfen. Ihren Lieblingsaufenthalt bilden hohe, senkrechte Klippen,
[* 58] auf deren Vorsprüngen sie
zu Tausenden, in Reihen aufgerichtet, stehen, unartikulierte Töne ausstoßend, die dem Gebell junger
Hunde
[* 59] oft nicht unähnlich sind. Bei drohender Gefahr oder Schreck stürzen sie von den Felsen plötzlich in das Meer, um dort
unterzutauchen und zu verschwinden.
Die Zahl der Vögel, die sich auf manchen sog. Vogelbergen, wo sie sich aufhalten und nisten,
finden, ist ungeheuer und läßt sich oft nur nach Hunderttausenden abschätzen. Die Schwärme verfinstern buchstäblich den
Tag, wenn sie sich zum Fischen ins Meer stürzen oder aus demselben auf die Klippen erheben. Man benutzt die Alke im Norden
[* 60] in
verschiedener Art. Die Eier,
[* 61] die man auf den Brutplätzen massenhaft sammelt, sind nicht minder geschätzt
als die der übrigen Wasservögel und ersetzen mit ihnen die fehlenden Hühnereier.
Die noch nicht flüggen Jungen, die wahre Fettklumpen sind, werden als Speise sehr geschätzt und mariniert oder gesalzen lange
aufbewahrt. Das Fleisch der Alten, obgleich zähe und thranig, wird doch von Fischern und Matrosen, die
sonst nur Fische
[* 62] haben, gern gegessen. Die Federn werfen ein bedeutendes Erträgnis ab. Die Vogler suchen mit Hilfe von Strickleitern
und Hakenstangen von
unten her die Klippen zu erklimmen, oder lassen sich von oben herab an einem über eine Rolle laufenden
Seile in die Tiefe, wo sie die ruhig auf den Vorsprüngen sitzenden Vögel mit Stöcken totschlagen und Eier
und Junge rauben. Gefahrloser werden die alten Vögel gefangen, indem man große Netze auf der See ausbreitet und sie dann durch
Schüsse von den Klippen herabscheucht.
Man unterscheidet besonders nach der Schnabelform folgende Gattungen: die eigentlichen Alke (Alca) mit schmalem,
hohem, kuppig gebogenem, namentlich beim Lund oder Seepapagei (Alca areticaL., s. Tafel: Schwimmvögel
[* 63] I,
[* 54]
Fig. 4) riesigem
Schnabel, von denen eine Art der Brillenalk (s. d.) ist, der weit kleinere Tordalk (s. d., Alca tordaL.), welcher im Winter
bis an die deutschen Küsten kommt;
die Larventaucher (s. d.), die Krabbentaucher (Mergulus alleL.), von Wachtelgröße, mit kurzem, dickem, kuppigem, dem Waldhuhnschnabel ähnlichem Schnabel, lebhafte Vögelchen, die
sich fast nur von Krebstieren nähren;
die Lummen (s. d., Uria) und die Gryllummen (Ceppus), mit langem, spitzem, geradem Schnabel,
welche die größten Schwärme bilden. - Gefangenen Alke giebt man ein geräumiges Wasserbassin und füttert sie
mit Krabben und Fischen;
doch dauern sie nicht lange aus, ja überstehen oft kaum einen weitern Landtransport.
oder Alkeste, in der griech. Sage Tochter des Königs Pelias von Iolkos und der Anaxibia,
nach Homer die schönste unter mehrern Schwestern, wurde mit Admetos, König von Pherä in Thessalien, vermählt. Sie opferte
sich freiwillig für ihren Gatten, wurde aber in der Unterwelt nicht zurückbehalten, sondern Persephone
[* 65] sandte sie zurück,
oder Herakles
[* 66] kämpfte sie dem Hades wieder ab. Euripides hat in dem Drama «Alkestis» ihre Aufopferung
und ihre Befreiung aus der Unterwelt durch Herakles geschildert. Der Stoff ist auch in neuern Litteraturen behandelt, u. a. von
Wieland; als Oper von Gluck und in Händels«Admeto». -
Vgl. Ellinger, Alceste in der modernen Litteratur (Halle
[* 67] 1885).
(lat. Alcinous), in der Odyssee der König der Phaiaken, Enkel des Poseidon
[* 68] und Sohn des
Nausithoos. Seine Gattin Arete, die Tochter seines Bruders Rhexenor, gebar ihm fünf Söhne und eine Tochter, die Nausikaa (s. d.).
Als Odysseus, von der Insel der Kalypso kommend, schiffbrüchig auf der Phaiakeninsel Scheria landete und durch Nausikaa zu
Alkinoos geführt wurde, veranstaltete dieser zu Ehren des Gastes ein glänzendes Festmahl. Dabei
erzählte Odysseus seine Irrfahrten und ward dann, von Alkinoos reichlich beschenkt, in seine Heimat entlassen. Auch die Argonauten
soll Alkinoos auf ihrer Rückkehr von Kolchis gastlich aufgenommen und, nachdem Jason, von Arete gewarnt, seine Vermählung mit
Medeia rasch gefeiert hatte, vor den nachsetzenden Kolchiern beschützt haben. Auf der InselKerkyra (Korfu),
[* 69] von den Alten mit Scheria identifiziert, hatte Alkinoos einen Heroenkult.
Stadt in der niederländ. Provinz Nordholland, 36 km im NW. von Amsterdam,
[* 70] am Nordholländischen Kanal
[* 71] und an der
Linie Amsterdam-Helder der Holländ. Eisenbahn, hat (1889) als Gemeinde 15 803 E.
Die schöne Laurentiuskirche hat
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