Oberflächengestaltung. Man unterscheidet in Bezug auf Bodengestaltung drei Zonen. Am Nordrande längs der Küste
des Mittelmeers
[* 4] zieht sich die Zone des KleinenAtlas
[* 5] hin, das «Tell» genannt, ein bergiger Landstrich, der aus vielen kleinen,
meist der Küste parallel laufenden Ketten besteht. Zwischen diesen öffnet sich eine Anzahl von terrassenförmig
übereinander liegenden Thälern, aus denen die Flüsse
[* 6] in tief eingeschnittenen Schluchten zum Meere durchbrechen.
Die mit 46 Leuchttürmen besetzte Küste, im ganzen wenig entwickelt, zeigt hohe felsige Ufer, die nur selten mit flachen Strichen
abwechseln, springt vielfach in steilen Vorgebirgen vor und bildet zahlreiche Buchten, die aber den Schiffen nur
wenig Schutz bieten. Unter den Bergmassen sind die bedeutendsten der Dschurdschura (bis 2300 m) im O. von Algier, der Babor
südöstlich von Bougie (1995 m) und der Wanscherisch im S. von Orléansville (1990 m). Zwischen diesen breiten
sich fruchtbare Diluvialebenen aus, unter denen die Metidscha bei Algier, die Ebenen von Oran, von Tlélat,
von Cirat, von Eghris (im S. von Mascara) und das weite Thal
[* 7] des Scheliff die wichtigsten sind.
Südlich dieser gebirgigen, auf ungefähr 160000 qkm geschätzten Zone erhebt sich das Land zu einem 1000–1100 m hohen
Plateau, das teils mit Gebirgen besetzt ist, teils von weiten, dürren Ebenen eingenommen wird, die nur
in Brunnen
[* 8] süßes Wasser bieten. Diese Ebenen umfassen auch ausgedehnte Salzsümpfe (Schotts oder Sbakh), die im Sommer mit
einer blendenden Salzdecke überzogen sind. Unter diesen sind namentlich derSchottel-Gharbi,Schott e'Schergi (1650 qkm,
in 1000 m Höhe), Sebcha-Sahres und Sebcha el-Hodna hervorzuheben.
Diese Salzsümpfe sind auch im KleinenAtlas und an der Küste häufig und finden sich bis zur Höhe von 1000 m.
Man nennt nach ihnen die ganze steppenartige Zone (etwa 130000 qkm) die Region der Schotts. Im S. sind diese ebenen Striche
durch die Kette des GroßenAtlas von der dritten Zone, der Sahara, geschieden. Der GroßeAtlas steigt in
seinem östl. Teile, dem Dschebel Aurês, dessen höchster Gipfel (Scheliah) 2328 in mißt, ansehnlich auf, sinkt aber nach
W. mehr und mehr herab.
Nur der DschebelAmur erhebt sich hier noch zu 1657 m. Der langgestreckte Bergwall wird von langen, gewundenen
Defiles (Bâb oder Thore), zuweilen von steilen Felswänden gebildet, durchzogen und ist auf der nördl.
Seite meist mit Wäldern von Pinus, Eichen, Hainbuchen, Eschen, Cedern und Pistazien bedeckt. In den Erhebungscentren treten
Granit und Gneis zu Tage, zunächst von Glimmerschiefer überlagert. Sekundäre und tertiäre Kalksteine bilden den größten
Teil des Gebirges, Basalte und Trappgesteine fehlen aber nicht.
Die Südseite fällt steil ab und zeigt nackte Felsflächen; an ihrem Fuße beginnt die Sahara, ein felsigem Plateau, dessen
mittlere Höhe etwa 500 m beträgt. Zum größern Teil findet man hier weite wasserlose Strecken von Fels- oder verhärtetem
Lehmboden, die ohne den Wassermangel sehr fruchtbar sein würden und Hammada heißen. Diese Gebiete
werden von Dünenreihen durchzogen, deren wenn auch spärliche Vegetation von Fettpflanzen das Bereisen dieses Teils der Wüste
bedeutend erleichtert.
Zahlreiche Oasengruppen liegen in diesem auf ungefähr 370000 qkm geschätzten franz. Teil der Sahara, von denen die größten
von O. nach W. folgende sind: das Wadi Suf, das Wadi Righ (Tugurt), das Wadi
Temassin, Wargla, el-Golea, die
Oasen der Beni Msab und der Ulad Sidi Scheich. In den östl. Teil der südlich vom Atlas liegenden Gebiete reicht von Tunis her
ein Depressionsgebiet über, in dem derSchott Melrir 25 m unter dem Meere liegt und das Veranlassung zu
dem jetzt wieder aufgegebenen Projekt eines Saharameers gegeben hat. – Unter den Gewässern, deren Betten aber vielfach im
Sommer trocken liegen, ist der 650 km lange Scheliff das bedeutendste.
Außerdem sind noch zu nennen: der Seybouse (180 km), welcher bei Bona ins Meer fällt;
der Wad el-Kebir
oder Rummel (135 km) bei Constantine;
der Fluß von Bougie, der 90 km weit ein fruchtbares Thal durchfließt;
der Harrach und
der Masafran, die die Metidscha bewässern, und die lange Tafna (150 km) links mit dem Isly.
Während diese Gewässer dem Mittelmeere
zufließen, wenden sich die vom Südabhange des Atlas kommenden in die Salzsümpfe oder versiegen im Sande.
(Hierzu eine Karte: Algerien und Tunesien.)
[* 9] Das Klima von A. ist im ganzen warm, doch ist bei der bedeutenden Erhebung des Bodens Schnee
[* 10] und Frost nicht selten.
In der Stadt Algier beträgt die mittlere Jahrestemperatur 19° C., die höchste 40°, die niedrigste
1,6°. Der Herbst beginnt meist Ende September mit wolkenbruchartigem Regen, begleitet von heftigen Stürmen. Auf dem Dschurdschura
und dem Dschebel Aurês liegt Schnee vom November bis Mai. Während des Sommers trocknen bei meist anhaltender Regenlosigkeit
die Flüsse aus und die Pflanzen verdorren. Einigemal des Jahres weht aus SO. der die Temperatur bis auf
45° steigernde Wüstenwind (Samum); er wirkt namentlich im Sommer außerordentlich erschlaffend, auch an der Küste, obgleich
er hier durch Überschreitung der Gebirge erheblich gemildert wird.
[* 11] Das häufigste nutzbare Mineral ist das Salz,
[* 12] das aus den salzigen Gewässern, wie auch als Steinsalz (bei
Milah, el-Kantara und Wargla) in großen Mengen gewonnen wird. Salpeter ist seltener und nicht rein. Dagegen
ist Blei
[* 13] sehr häufig; es finden sich sehr reiche Minen am Dschebel bu-Taleb im Süden von Setif, zu Kesum-Tebul bei La-Calle,
in den Umgebungen von Tenes, Sebdu und im Wanscherisch. Kupfer
[* 14] wird zu Tenes, Miliana, Blida und Musaïa,
Antimon zu El-Hammimat, Quecksilbererze bei Jemmapes und Gelma gefunden.
Die ergiebigsten Eisengruben, welche monatlich 18000 t Eisenerz liefern, liegen bei Bona, andere liegen bei Suma unweit Busarik,
am Dschebel Tmulga im Scheliff-Thale, bei Ain Temuschent, bei Tafna, 4 km vom Meere, bei Ain Mokra und am Dschebel Anini, 44 km
von Setif. Von andern Mineralien ist der Onyxmarmor von Oran berühmt, und am Dschebel Filfilla bricht man vorzüglichen weißen,
krystallinischen Marmor. Die Brüche von Tolfila liefern Marmor zu Bildhauerwerken und die von Ain Jekhalet durchsichtigen
Onyxmarmor (orient. Alabaster); der schöne rote Marmor der Alten (rosso antico), 1878 bei dem Orte Kleber
(im Arrondissement Oran) neu aufgefunden, wird jetzt wieder ausgebeutet. Schwefel, Magnesia und Porzellanerde sind reichlich
vorhanden.
und Fauna. Die Flora A.s zeigt große Übereinstimmung mit der Marokkos und der europ. Mittelmeerländer. Myrte,
Olive, die atlantische Pistazie sind neben der Zwergpalme bezeichnend für die untere Region, für die Bergwälder
die atlantische Ceder. Zwischen der vordern und hintern
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At-390 laskette liegen weite Halfagrassteppen. In denSahara-Oasen wächst die Dattelpalme, im Tell gedeihen Getreide,
[* 16] Tabak,
[* 17] Krapp, Wein und Südfrüchte. Die Gebirge des Tell wie des GroßenAtlas bewohnen noch Löwen
[* 18] und Panther, wenn auch in geringer
Anzahl; häufiger sind, besonders im Süden, die Hyäne und der Schakal. Die Steppenlandschaften werden
von Gazellenherden durchstreift, sonst ist der Charakter der Tierwelt europäisch. Von Haustieren züchtet man im Tell das
Rind,
[* 19] das Schaf,
[* 20] Pferde,
[* 21] Esel und Maulesel; doch sind die Pferde und Schafe
[* 22] derSchott besser als die des Tell. Kamele
[* 23] hält man
besonders in der Sahara.
[* 24] Sprachen und Volksstämme. Die Bevölkerung von A. betrug 1872: 3416000, 1877: 3807626,
1881: 3310412, 1880: 3817465, 1890: 3910399, 1891: 4124700 E., wozu noch 50000 Bewohner der alger. Sahara kommen. Die Bevölkerung
besteht zum geringern Teil aus seit der Eroberung eingewanderten Europäern, der großen Mehrzahl nach aus Eingeborenen. Letztere
gehören vier Volksstämmen an: dem berberischen, arabischen, türkischen und israelitischen. Obgleich
A. seit dem 16. Jahrh. im Besitz von Türken gewesen ist, so war die Zahl doch niemals bedeutend und ist unter der franz.
Herrschaft allmählich bis auf 2663 Köpfe zusammengeschmolzen. Zu ihnen sind noch die Kuluglis zu rechnen, die aus einer
Mischung der Türken mit den übrigen Einwohnern hervorgegangen sind.
Die Zahl der Israeliten wird 1851 auf 21048, 1886 auf 42744 angegeben. Den Hauptstock der Bevölkerung bilden Araber und Berbern,
zusammen (1886) 3274354 Köpfe. (S. Kabylen.) Zu den berber. Ureinwohnern kamen seit etwa 670 durch Einwanderungen große Scharen
von Arabern, die sich der Herrschaft bemächtigten und den Kabylen den Islam aufdrangen. Doch sind die Stämme,
die sich heute Araber nennen, nur zum kleinern Teil rein arab. Abstammung, die meisten von ihnen sind Berbern, die aber arab.
Sprache
[* 25] und Sitte angenommen haben.
Die Franzosen nannten diese StämmeBeduinen, welcher Name eigentlich nur den Nomaden Arabiens zukommt. Es
bilden demnach die Araber das bei weitem überwiegende Element der einheimischen Bevölkerung. Obgleich sich Araber wie Kabylen
in Tribus teilen, ist doch ihre Stammverfassung eine ganz verschiedene. Die arab. Tribus ist die patriarchalisch zusammengehaltene
Familie, die sich wieder in Duar oder Familiengruppen teilt. Eine Gruppe von im Kreise
[* 26] stehenden Zelten
heißt ein Duar (von Daûr, Kreis);
[* 27]
mehrere derselben bilden eine Ferka, d. h. Fraktion, unter einem Scheich;
Mehrere der letztern stehen auch wohl, als Distrikt,
unter einem Basch-Agha und bilden ein Basch-Aghalik oder Chalifat. Bei denKabylen hingegen ist die Dechra,
das Dorf, die polit. Einheit, und die Tribus stellt nur einen Verband
[* 28] mehrerer Dechur oder Dörfer dar. Jede Dechra hat ihren
Amin oder eigenen Häuptling, der nur dann, wenn es gemeinschaftliche Interessen erheischen, sich einem Amin der Amins unterordnet.
Der Häuptling oder Scheich der Araber wird von dem obersten Machthaber eines Stammes ernannt, der Amin
der Kabylen hingegen von seinen Untergebenen erwählt.
Die Verfassung der Kabylen ist somit gewissermaßen eine demokratische, während die der arab. Stämme aristokratische und theokratische
Elemente in
sich vereinigt. Die Araber haben namentlich die Acker- und Weidegelände im Tell und der Sahara
inne. Ein Teil der eingeborenen Bevölkerung lebt nomadisierend in Zelten, ein anderer, mehr stabiler, in leichten Hütten
[* 29] oder Gurbis. Der kleinste Teil besitzt gezimmerte oder gemauerte Häuser. Zu den Arabern werden auch die Mauren gezählt, die
den Hauptstock der städtischen Bevölkerung bilden. Letztere sind ein Mischlingsvolk hauptsächlich aus Arabern und
Berbern, mit einem starken Zusatz von Renegaten aus europ. Ländern vermischt, zu denen noch Nachkommen der aus Spanien
[* 30] und
Portugal vertriebenen Moriskos kommen. Ihre Hauptbeschäftigungen sind Kleinhandel und Handwerke, die aber in Verfall sind.
Die Gesamtzahl der mohammed. Eingeborenen, nicht gerechnet die Marokkaner und Tunesen, die sich in Algier aufhalten,
betrug (1880) 3274354; und zwar kamen auf die ProvinzAlgier 1183005, auf Oran 657914 und auf Constantine 1423960; gegen die
Zählung von 1881 ist dies ein Zuwachs von 423000 Mohammedanern, ein Beweis, daß sich die KolonieA. in stetem Aufblühen befindet.
Die Zahl der civilen franz. Bevölkerung belief sich (1886) auf 225660 Seelen, die der übrigen Europäer
auf 210203, zusammen etwa 436000, gegen 235000 im J. 1866. Den Hauptbestandteil der Europäer bilden die Spanier mit 144530,
seit 1881 30000 Seelen mehr;
dann 44315 Italiener, 15533 Engländer, 4863 Deutsche
[* 31] (meist Elsaß-Lothringer), 3404 Schweizer;
Marokkaner und Tunesen zählte man 24000. Seit 1881 hat sich die franz.
Bevölkerung um 27650 und die europäische um 48000 Seelen vermehrt;
sie schreitet also nicht in gleichem Maße mit der mohammedanischen
fort.
Die Zahl der franz. Besatzung beträgt 47970 Mann, darunter 35925 Franzosen. Unter der europ. Bevölkerung betrug die
Zahl der Geburten (1882–84) 44203 und die der Sterbefälle 37924; also ist ein Gesamtüberschuß ersterer
von 6279, oder im Durchschnitt ein jährlicher Überschuß von 2093 Geburten vorhanden, mehr als in Frankreich selbst.
Zu jedem der drei Departements gehört ein der Militärgerichtsbarkeit unterstehendes Territoire militaire mit mehr oder
minder unterworfener Bevölkerung. Die größten Städte waren 1891 folgende: Algier 82585, Mustapha 24349,
Mascara 16482, Mostaganem 14374, Oran 74510, Sidi bel-Abbes 20191, Tlemsen 29544, Bona 30806, Constantine 46581, Philippeville
21962, Blidah 23686, Medea 15563, Dellys 13104, Bougie 12381, Setif 12131, Orléansville 11132, Tisiusu 26007 E.
undForstwirtschaft. Zur Hebung
[* 32] der Bodenkultur hat es die Regierung an Anstrengungen nicht fehlen lassen,
aber der Erfolg blieb weit hinter den angewandten Mühen zurück. Da das System der Konzessionen große Nachteile nach sich
zog, so ersetzte man dasselbe durch das amerik. Verfahren der Länderverkäufe. Die ackerbautreibende Bevölkerung
belief sich (1886) auf 2590482 Individuen, d. i. 6921 von 10000 E. Die zur Landwirtschaft benutzten Ländereien
umfaßten (1887) 10566561 ha, auf denen der Anbau der erst in neuerer Zeit in Aufnahme gekommenen Gerste
[* 33] den ersten Platz
einnimmt; es wurden geerntet (1887) 1503434 t (51 Proz. Gerste, 33 Proz.
Hartkorn, 6 Proz. Weizen). Hafer,
[* 34] besonders weißer und europäischer, liefert guten Ertrag und
ist auf dem Markte von Marseille
[* 35] sehr gesucht. Mais,
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mehr
391 Bohnen und Futterkräuter finden im Tell gleichfalls günstigen Boden; dagegen sind Wiesen, ein- wie zweischürige, infolge
Wassermangels kostspielig und selten. Der Tabaksbau, der einen sehr günstigen Aufschwung nahm, erlitt 1860 und 1861 durch
die Preisfeststellung des Tabaks seitens der Regie harte Schläge; 1887 waren 10240 ha mit Tabak bepflanzt,
die 4,97 Mill. kg Tabak lieferten. Früchte und Gemüse sind Ausfuhrartikel, auch die Baumwollkultur that sich während der
amerik.
Krisis durch einen Export von 20000 t, die 1864 nach Frankreich gesandt wurden, hervor. Seitdem hat sie wieder abgenommen.
Der Weinbau, der sich 1887 über 87 795 ha (1891: 107048, 1892: 108843 ha) erstreckte, lieferte 1903011
hl (1891: 4058412, 1892: 2866870 hl) Wein von mittlerer Güte; nur bei Staueli und bei Medea wird ein besserer Wein gewonnen.
(S. Algerische Weine.) Die einst bedeutende Seidenzucht ist seit 1882 ganz zurückgegangen. Dagegen ist die Halfakultur zur
Ausdehnung
[* 37] gelangt, so daß 1887 1248852 ha damit bepflanzt waren und 224002 t geerntet wurden.
Die Fieberluft der Sumpfstrecken mit ihren zahllosen Mosquitos wird durch Anpflanzungen von Eucalyptusbäumen beseitigt.
Bemerkenswert ist noch die wichtige, namentlich in der Provinz Constantine betriebene Korkkultur. Von Korkeichenwald besitzt
der Staat 454912 ha. Die gesamte Waldfläche beträgt (1887) 3247692 ha, davon ist
ein Drittel mit Aleppofichten und ein Viertel mit Grüneichen bestanden. Die Viehzucht
[* 38] ist eine Haupteinnahmequelle A.s; gezüchtet
werden besonders Pferde, Maultiere und Esel; 1887 zählte der Viehstand der Europäer 708654 und der der Eingeborenen 17264777
Köpfe. Blutegel
[* 39] finden sich in allen SümpfenA.s.
und Gewerbe. Von den 43 konzessionierten Bergwerken waren 1887 nur 14 in Gang
[* 40] mit 1249 Arbeitern;
sie arbeiteten auf Eisen,
[* 41] Kupfer und Blei und förderten 3739794 Doppelcentner Eisen, 159783 Kupfer und 380028 Blei. Von höherer
Industrie ist in A. nicht die Rede, schon weil die Bemühungen für den Ackerbau alle Kräfte in Anspruch nehmen. Die Rohstoffe
wandern daher nach Frankreich, und nur einige größere Industrie-Etablissements (Constantine und Tlemsen sind am regsten) sind
in der Kolonie eingerichtet.
Dahin gehören Cigarrenfabriken, Seidenspinnereien, eine Papierfabrik, Schneide- und Ölmühlen. Die einheimische Bevölkerung
fabriziert im Tell ein wenig Maroquin, Teppiche, Seidengaze, goldgestickte Musseline, feine Sattlerarbeiten, Schuhwerk, in der
SaharaBurnus, Haïks und andere Wollwaren. Die Kabylen, industriöser als die Araber, sind auch Eisenarbeiter
und fertigen Ackergerät, Gewehrläufe, Schlösser, Säbel u.dgl. Die industrielle Bevölkerung betrug 343175 (9,77 Proz.)
E.
Der Handel, größtenteils Tauschhandel, hat schnellere Fortschritte gemacht als jeder andere Zweig der Ökonomie.
Der innere Verkehr beschränkt sich auf gewisse Marktplätze, auf denen die Eingeborenen ihre Produkte
gegen europ. Waren umtauschen. Die wichtigsten derselben sind in der Provinz Oran zu Tlemsen, Mostaganem, Oran, bei den Oulahs,
in Mascara, Ain Temuschen und Tiaret; in der ProvinzAlgier zu Arba, Bufarik, Algier, Orléansville, Tenes, Medea, Arib und Boghar;
in der Provinz Constantine zu Constantine, Gelma, Bona und
Setif.
Der Hauptmarkt für Wolle ist Tiaret, für Rindvieh Gelma, für Getreide Arba. Neben Frankreich haben England, Spanien und die
Barbareskenstaaten den meisten Anteil an dem Handel A.s. Die Ausfuhr betrug 1831: 7, 1840: 40, 1877: 216,6, 1888: 197,6, 1891:
222,6, 1893: 192 Mill. Frs.;
die Einfuhr schwankte in den J. von 1830 bis 1840 zwischen 3–4 Mill. Frs.; 1850 betrug
sie 5, 1877: 133,6, 1888: 234,9, 1891: 269, 1893: 239 Mill. Frs. Die Beteiligung der wichtigsten Länder am Handel betrug 1893 (in
Mill. Frs.):
Im Handel mit Frankreich dienen zur Ausfuhr vor allem Getreide mit 23,3, Wein mit 54,0, Vieh mit 22,4, Wolle mit 13,8
Mill. Frs. Wert; daneben noch: Halfa, Blei, Häute, Kork,
[* 42] Tabak, Tafelfrüchte, Gemüse, Pflanzenfasern und Fische.
[* 43] Die Einfuhr
daher besteht außer aus Zucker,
[* 44] Spirituosen und Seife vornehmlich aus Geweben aller Art mit 23,2, Lederwaren mit 9,3, Metallen
mit 7,3 und Kurzwaren mit 9,5 Mill. Frs. Wert. Der wichtigste Seehandelsplatz ist Algier (s. d.); außerdem
sind die bedeutendern Häfen: Philippeville, Boua, Bougie, Scherschel, Tenes, Mostaganem, Oran, Nemours. Der gesamte Schiffsverkehr
A.s betrug 1893: 3389 eingelaufene Schiffe
[* 45] (darunter französische 2014) mit 1996599 t (1255841 t), dagegen 3367 ausgelaufene
Schiffe mit 2012585 t Gehalt. Dazu kommt noch der bedeutende Küstenverkehr.
Der Verkehr der Küstenplätze mit dem Innern ist durch ausgedehnte Straßenbauten
von (1887) 13812 km Länge erleichtert worden, zu denen in neuerer Zeit noch Eisenbahnen gekommen
sind. Die Eisenbahnen hatten eine Ausdehnung von 2932 km; hiervon gehörten 513 km Betriebsstrecken der Paris-Lyon-Mittelmeergesellschaft; 887 km
der Ost-Algerischen Eisenbahngesellschaft, 372 km der West-Algerischen Eisenbahngesellschaft, 663 km
Betriebsstrecken der Französisch-Algerischen Eisenbahngesellschaft (einschließlich der vom Staate gebauten 114 km langen
strategischen Bahn Mosba-Mescheria).
Ferner entfielen 436 km Betriebsstrecken auf die Eisenbahn Bona-Gelma und Verlängerungen und 33 km Betriebsstrecken auf die
Eisenbahn Mokta el-Hadid. Außerdem führten 21 km Industriebahnen nach dem alger. Salzwerk und 7 km nach
den Minen von Kesum-Teboul. Genehmigt oder zum Bau in Aussicht genommen waren weitere 543 km; nach Fertigstellung dieser Linien
würde demnach das Eisenbahnnetz in A. eine Gesamtlänge von 3475 km erreichen. Die wichtigsten Strecken der Hauptbahnen sind:
Algier-Oran (426 km), von Constantine über Kroub, El-Gerra und Selif nach Ménerville (409 km), von Algier
über Ménerville nach Tisiusu (96 km), von El-Gerra über Batna nach Biskra (201 km), von St.
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Barbe du Tlélat nach Ras el-Ma (151 km), von Arzeu über Ain Tisy nach Mosba (238 km), an die sich die ausschließlich militär.
Zwecken dienende, vom Staate erbaute Bahn von Mosba nach Mescheria (114 km) anschließt, von Mescheria nach Aïn Sefra (102
km); ferner von Bona über Gelma nach Kroub (203 km), von Duvivier bis zur tunes. Grenze
(105 km). (S. Französische Eisenbahnen.) Der franz. Staat hat für fast sämtliche Eisenbahnen einen fünfprozentigen Zins
gewährleistet.
Die alger. Eisenbahnen erzielten (1891) bei einer Gesamteinnahme von 25 206 751 Frs. und einer Gesamtausgabe von 21 972 204 Frs.
einen Reinüberschuß von 3 234 547 Frs. Befördert wurden 3 072 450 Personen (245 196 116 Personenkilometer)
und 1 737 642 t Güter (129 806 812 Tonnenkilometer); 1 Personenkilometer brachte 3,39, 1 Tonnenkilometer 11,25 Cent. Einnahme.
Von den vorhandenen 279 Lokomotiven, 653 Personen- und 6150 Gepäck- und Güterwagen wurden 6 560 860 Lokomotivkilometer und 70 928 938 Wagenkilometer
zurückgelegt. 1892 wurden 178 km Straßenbahnen genehmigt.
Über das Projekt einer Fortsetzung der alger. Eisenbahnen quer durch die Wüste Sahara in der Richtung auf Timbuktu s. Sahara-Eisenbahn.
Zweigbahnen sollen nach dem Tsadsee und dem Niger angelegt werden. Der Karawanenhandel ist ziemlich bedeutend, besonders nach
den 1869 eingeführten Erleichterungen. Das Telegraphennetz umfaßte (1892) 7155 km Linien mit 16 603 km
Leitungen; Zahl der Bureaus 361, der internen Depeschen 1 380 355, der internationalen 44 526, der Dienstdepeschen 276 843. Die
Zahl der Postanstalten betrug 461 und die Einnahme derselben 4 123 834 Frs.
Verfassung und Verwaltung. An der Spitze der Kolonialverwaltung A.s steht (seit 1871) ein Civil-Generalgouverneur,
der zugleich Oberkommandant der Land- und Seetruppen in A. ist, dem jedoch für Civilangelegenheiten ein Regierungsconseil
beigegeben ist, in dem er den Vorsitz führt. Die Kolonie zerfällt (1891) in drei Provinzen (Chalifate): Algier (170 801 qkm
mit 1 468 127 E.), Oran (115 585 qkm mit 942 066 E.) und Constantine (191 527 qkm mit 1 714 539 E.),
deren jede ein Departement in civiler Beziehung bildet.
Die Einbeziehung von Gebieten des Territoire de commandement in das Territoire civil nimmt indessen stetigen Fortgang, so
daß sich die Zahlen des Areals von Jahr zu Jahr ändern. So umfaßte das Territoire civil 1877: 41 600 qkm
mit 1 316 517 E., dagegen 1880 bereits 110 468 qkm mit 2 338 434 E. und (1891) 3 636 967 E. Das Territoire civil zerfällt
in drei Provinzen mit folgenden Arrondissements (Aghaliks): im Depart. Algier: Algier, Medea, Miliana und
Tisiusu; im Depart. Constantine: Batna, Bona, Bougie, Gelma, Constantine, Philippeville, Serif;
im Depart. Oran: Mascara, Mostaganem,
Oran, Sidi bel-Abbes, Tlemsen.
Unter ihm arbeiten vier Bureaus, für allgemeine und
municipale Verwaltung, für Kolonisation und öffentliche
Arbeiten, für Rechnungswesen und für die arab. Angelegenheiten. Nicht zu verwechseln mit
letztern Bureaus der Civilverwaltung sind die «Arabischen Bureaus», die unter der Direktion und Kontrolle der Militärkommandanten
stehen. Sie sind zusammengesetzt aus zwei oder drei Offizieren und einem Dolmetscher und bilden die oberste
Behörde für die Eingeborenen, die unter ihren eigenen Häuptlingen (Kaïds, Agbas und Baschaghas) stehen. Die Einnahmen
der Kolonie beliefen sich 1892 im Budget auf 44,4 Mill. Frs., darunter indirekte Abgaben 21,8 Mill., die Ausgaben auf 60,4 Mill.
Frs., davon für Civilverwaltung 47,4 Mill., darunter für das Ministerium der öffentlichen Arbeiten 26,5
Mill. Frs. Die Armee bestand Ende 1872 mit Inbegriff der Marine aus 73 553 Mann und 15 723 Pferden. (S. FranzösischesHeerwesen.)
Geistige Kultur. Für das Unterrichtswesen bildet die Kolonie einen Akademiebezirk, dessen Rektor in Algier wohnt. Außer Kursen
für das Arabische bestehen von höhern Bildungsanstalten eine Vorbereitungsschule für Ärzte, eine Zeichenschule
(Algier), 3 Lyceen (Algier, Constantine und Oran), 7 Collèges und 2 freie Lehranstalten. Ende 1884 gab es außerdem 905 öffentliche
Elementar- und 151 freie Schulen mit zusammen 80 840 Schülern; 3531 Schüler besuchten Mittelschulen, 904 genossen höhern
Unterricht. Zu Constantine und Algier haben sich Gesellschaften für Altertumskunde gebildet.
Die Katholiken stehen unter einem Erzbischof zu Algier, dem zwei Bischöfe zu Oran und Constantine untergeordnet sind, die
Protestanten unter einem Konsistorium zu Algier. Das Justizwesen ist, soweit nicht das einheimische Recht und dessen Formen
gelten, nach franz. Weise eingerichtet. A. besitzt ein Appellgericht (Algier), 4 Assisenhöfe (Algier, Bona,
Constantine, Oran), 16 Landgerichte, 4 Handels- und 105 Amtsgerichte. Zufolge des Dekrets vom entscheiden die Mahatmas
oder Tribunale der Kadi in Streitigkeiten der Muselmanen über Personenstands- und Nachlaßrecht; für alle andern Streitigkeiten
der mohammed. Eingeborenen sind die franz. Gerichte zuständig.
Die in A. erscheinenden wichtigsten Zeitungen sind: «Le
[* 47] Moniteur de l'Algérie», «La
Vigie Algérienne», beide täglich, «Le Petit Colon Algérien» mit illustriertem Wochenblatt, der franz. und arab.
«Mebacher» (seit 1848),
der «Akhbar» (seit 1841) und «Le
Patriote Algérien» zu Algier. Im ganzen erscheinen hier 25 Zeitungen und Zeitschriften. In ganz A. beträgt die Zahl derselben 92.
Ungeachtet der unsichern Zustände und der großen Opfer, welche die Koloniebis in die neueste Zeit erforderte, war doch die
franz. Regierung bemüht, die Entwicklung des Landes durch mannigfaltige Kulturanstalten zu fördern. Ein Dekret vom erteilte
einer Compagnie, an deren Spitze derGrafBranicki und der Bankier Gautier standen, auf 99 Jahre die Genehmigung
zur Anlage wichtiger Eisenbahnlinien, zugleich mit der Zusage einer vierjährigen Staatssubvention von 6 Mill. Frs. und einer
Anzahl sonstiger Begünstigungen. Außerdem unterstützte die Regierung mannigfach die Anlegung von Banken, Sparkassen, Leihhäusern
u. s. w., die freilich nur dem europ. Elemente der Kolonie zu gute kommen können. Die Stadt Algier besitzt
¶
mehr
zwei Kabel, die Legung eines direkten Kabels von Marseille nach Bona wurde Ende Juli 1870 vollendet. (S. Sahara.) Große Anstrengungen
machte die Regierung im Süden, um durch Artesische Brunnen dem Wassermangel abzuhelfen und die Anpflanzung von Dattelbäumen
zu begünstigen; 1887 lieferten die Brunnen 286 216 l in der Minute.
Das Land zählte viele Städte, war trefflich angebaut und eine der fruchtbarsten Provinzen des Reichs.
Allein der Einbruch der Vandalen (s. d.) und später der Araber stürzte es im Laufe von drittehalb Jahrhunderten wieder in
die Barbarei zurück. Zwar erhob es sich, nachdem die Araber ihre Herrschaft befestigt hatten, von neuem, doch nicht zu der
frühern Blüte.
[* 50] Um 935 soll von dem Fürsten Zori vom Stamme der Beni Mesghanna die Stadt El-Dschesaïr
(span. Argel), das heutige Algier, erbaut sein.
Seine Nachkommen herrschten über A. bis 1148, nach ihnen die Almohaden (s. Almoraviden) bis 1269; dann zerfiel es in mehrere
kleine Gebiete. In Tlemsen bildete sich ein eigenes Königreich unter den Zijjaniden, während sich die StädteAlgier,
Oran, Bugia, Tenes zu unabhängigen Staaten erhoben, die jedoch in der Folge dem Königreiche Tlemsen zinspflichtig wurden.
Die in den letzten Jahren des 15. Jahrh. (1492) aus Spanien vertriebenen Morisken (s. Mauren) ließen sich auch in A. nieder
und nahmen durch Seeräuberei Rache an den Christen.
Ferdinand der Katholische griff sie an, eroberte 1506 Bugia, 1509 Oran, 1510 die Stadt Algier. Als die
Spanier von hier aus selbst den Emir der Metidscha, Selim Eutemi, bedrohten, lud dieser den Renegaten Arudsch (Horuk, s. d.) Barbarossa
ein, ihn von den Spaniern zu befreien. Horuk erschien 1515, wandte sich aber bald mit seinem Korsarenhaufen
gegen Selim Eutemi selbst, brachte ihn ums Leben und machte sich selbst zum Sultan von A. Gegen ihn brach 1517 ein span. Heer
unter Marquis Gomarez von dem damals span. Oran auf und schloß ihn in Tlemsen ein; als er von hier zu entfliehen versuchte,
ward er von den Spaniern eingeholt und 1518 enthauptet.
Die in A. zurückgebliebenen türk. Seeräuber riefen nun HoruksBruder, Cheir eddin (s. d.), zum Sultan aus. Dieser stellte 1519 sein
Reich unter die Oberherrschaft des türk. SultansSelim I., der ihn zum Pascha ernannte und bedeutende Verstärkung
[* 51] schickte,
mit deren Hilfe er die Spanier vertrieb und Tunis eroberte, von wo er 1533 den Usurpator Mulei Hassan verjagte.
Cheir eddin gründete das System der Militärdespotie und des Seeraubes, das bis 1830 in A. seinen Mittelpunkt hatte.
Dem immer mehr überhandnehmenden Seeraub suchte KaiserKarl Verkehrswesen ein Ende zu machen. Nachdem er 1535 gegen Tunis gezogen war,
wandte er sich 1541 gegen A. Am traf eine kaiserl. Flotte von 370 Segeln
mit etwa 30000 Mann beim Vorgebirge Metafuz in der Bai von Algier
ein; allein ein Sturm zerstörte 25. Okt. den größten Teil der
Flotte und des Lagers. Das Landheer mußte ohne Lebensmittel, Obdach und Verschanzungen mehrere Tage an der
feindlichen Küste lagern und konnte sich nur mit der äußersten Anstrengung der fanatischen Moslems erwehren.
Mit großen Verlusten gelang es dem Kaiser, sich 27. Okt. einzuschiffen; doch wurde die Flotte durch einen neuen Sturm zerstreut,
Karl mußte in Bugia Schutz suchen und traf erst 25. Nov.inCartagena ein. Bald hatten sich die Beglerbegs (s.
Beg) von A. das ganze westl. Land bis zur Grenze von Marokko, mit Ausnahme Orans, unterworfen. Bugia, 35 Jahre lang spanisch,
wurde 1554 erobert, und im Süden dehnten sie ihr Gebiet bis an die Wüste aus. Wiederholte Versuche der Spanier gegen
die westl. Provinzen des Raubstaates fielen unglücklich aus; 1561 wurde ein span. Heer vernichtet.
Damals war von A. auch die Eroberung Marokkos und die Gründung eines großen nordafrik. Reichs schon geplant; doch machten
die Spanier den Sultan von Marokko auf die Gefahr aufmerksam, und den Franzosen gelang es, den Großherrn
in Konstantinopel
[* 52] so eifersüchtig auf die Beglerbegs zu machen, daß er sie 1587 durch Paschas mit dreijähriger Amtsdauer
ersetzte. In jener Zeit verfügten die Korsaren A.s über mehr als 200 Schiffe, mit denen sie bis in den Atlantischen Ocean
hinausstreiften. 1600 wirkte sich die türk. Janitscharenmiliz von A. in Konstantinopel das Recht aus, einen
Dei (s. d.) aus ihrer Mitte zu erwählen, der mit dem Pascha die Gewalt teilen
und insbesondere ihr Befehlshaber sein sollte.
Die Folge dieser Doppelgewalt waren häufige innere Kämpfe; trotzdem widerstand A. den Angriffen der Engländer und Holländer
im 17. Jahrh. Die Engländer schlossen sogar seit 1662 mit den Deis Verträge, nachdem diese sich 1659 von
der Gewalt der Paschas frei gemacht hatten. Eine ernstere Gefahr drohte ihnen von Frankreich her. Als die Algierer sogar die
Küsten der Provence anfielen, unternahm es Ludwig XIV. sie zu züchtigen. Doch hatte ein dreimaliges Bombardement von Algier
durch die franz. Flotte (1682, 1683, 1687) keine nachhaltige Wirkung.
Der Dei Ibrahim bemächtigte sich 1708 des bis dahin span. Orans. Sein Nachfolger, BabaAli, machte sich unabhängig vom Sultan
und entrichtete der Pforte keinen Tribut mehr. A. bildete fortan eine Art Soldatenrepublik, an deren Spitze der von den Janitscharen
gewählte Dei stand, den ein Diwan (s. d.) von 60 Beamten beriet. Die Spanier, die 1732 Oran und Mers el-Kebir
wieder erobert hatten, unternahmen 1775 die letzte große Expedition gegen A. mit einer bedeutenden Flotte und 25000 Mann
Landtruppen; allein das Unternehmen war so schlecht vorbereitet, daß sich die Spanier mit Zurücklassung von 1800 Verwundeten
und ihres sämtlichen Geschützes wieder einschiffen mußten. So trotzte A. fortwährend den christl. Mächten
und machte sich die schwächern tributpflichtig. 1791 traten die Spanier Oran wieder an A. ab. Erst die Anwesenheit großer
Kriegsflotten im Mittelmeere während der franz. Revolutions- und Kaiserzeit that der Seeräuberei
Abbruch. Als nach Wiederherstellung des europ. Friedens 1814 jene
Flotten abgerüstet wurden, vermehrten sich die Räubereien wieder, so daß die christl. Mächte
zu Gewaltmaßregeln gezwungen wurden. Die Vereinigten Staaten
[* 53] von Nordamerika
[* 54] gingen hierin voran. Am bestand der
Kommodore Decatur
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