a Thallusstück,
wenig verklein., b–e weibliche, f–h männliche Geschlechtsorgane.
Chlorophyceen
oder Chlorospermeen: 10. Vaucheria sessilis;
a junges Individuum aus der Spore auskeimend, b c Schwärmsporenentwicklung, d Oogonium und Antheridium, Befruchtung.
[* 6] 11. Volvox
globator (Kugeltierchen). 12. Spirogyra longata (Schraubenalge); a steril, b zwei Fäden in Konjugation. 13. Cosmarium botrytis. 14. Acetabularia
mediterranea. 15. Oedogonium ciliatum; a Schwärmspore, b Ausschlüpfen einer solchen, c Dauersporenbildung.
Characeen: 16. Chara fragilis (Armleuchter); a Blattstück mit Sporenknospe S und Antheridium A, b Antheridienschildchen mit
Spermatozoidenschläuchen, c Spermatozoid, d Zweig in naturl. Gr. Rhodophyceen oder Rhodospermeen: 17. Ceramium echionotum (Horntang). 18. Polysiphonia
violacea (Röhrentang); a in natürl. Gr., b Zweig mit Antheridien, c Cystocarpium.
¶
Andere Bearbeiter sind Scheybl in Tübingen,
[* 11] Recorde in England, Peletarius in Frankreich, Stevin aus BrüggeGrößere Fortschritte
verdankt die Algebra dem Franzosen Vieta, geb. 1540, gest. 1603, dessen
Werke von Schooten in Leiden
[* 12] 1646 herausgegeben wurden. Vieta bediente sich der Buchstaben und Formeln in weiterm Umfang; er
bezeichnete die bekannten Größen durch die Konsonanten, die unbekannten durch die Vokale des großen lat. Alphabets, wofür
Dcscartes die ersten und die letzten Buchstaben des kleinen Alphabets genommen hat.
Fermat und Descartes erwarben sich besonderes Verdienst dadurch, daß sie die Algebra auf die Geometrie anwandten,
die Linien nach ihren Gleichungen ordneten und so die moderne analytische Geometrie begründeten. Descartes' «Géometrie» (1637)
förderte den ersten Teil der Algebra, während Fermats Entdeckungen auf dem Gebiete der Diophantischen Analysis
zu den glänzendsten Leistungen aller Zeiten gehören. Wichtige Beiträge zur Algebra gaben Newton in seiner «Arithmetica
universalis», Tschirnhausen, Cotes, Moivre, später Euler, Bezout, Lagrange, Vandermonde, dann besonders Gauß, und in neuerer
Zeit Abel, Galois, Kronecker, Hermite, Riemann, Weierstraß.
1) im Gegensatz zu einer Identität (analytischen, identischen Gleichung), wenn sie eine oder mehrere unbekannte
Größen enthält und erst dadurch richtig wird, daß einer der in ihr vorkommenden, mit Buchstaben ausgedrückten Größen
ein bestimmter Wert beigelegt wird;
2) heißt eine Gleichung algebraisch im Gegensatz zu einer transcendenten Gleichung, wenn sie von endlichem Grad ist, wenn sie
also keine sog. transcendenten Größen, wie Kreisbogen, trigonometr. Funktionen, Exponentialgrößen, Logarithmen u. s. w.
enthält. Algebraische Linie (Kurve) nennt man eine krumme Linie oder Kurve, wenn die Koordinaten
[* 13] ihrer Punkte durch eine algebraische
Gleichung verbunden sind; transcendente Linien sind die nicht-algebraischen. Descartes nannte die algebraischen Kurven geometrische,
die nicht-algebraischen mechanische.
(spr. alcheß-),Algesiras oder Algeziras, Ciudad in der span. ProvinzCadiz
[* 14] in Andalusien, mit einem guten,
durch eine Batterie verteidigten Hafen am westl. Ufer der Bahia
[* 15] (Bucht) von Algeciras oder von Gibraltar
[* 16] (s. den Textplan beim ArtikelGibraltar), ist eine gutgebaute Stadt mit stattlichen Kirchen undKlöstern und einem mit Promenaden verzierten
Hauptplatz, hat (1887) 12 381 E. und lebhaften Küstenhandel. Das Trinkwasser wird durch einen
Aquädukt aus dem Gebirge zugeführt. Algeciras ist Sitz des General- und Marinekommandanten des Campo de San Roque, d. h. des span.
Grenzgebietes gegen Gibraltar, welches nach der nördlich von Gibraltar gelegenen Ciudad San Roque benannt
ist. Südlich von San Roque schließt ein niedriger mit Wachthäusern besetzter Erdwall, La Linea genannt, das span. Festland
gegen die engl. Besitzung Gibraltar ab. Südlich von Algeciras liegt die befestigte InselIsla Verte. - An dem flachen Gestade von
Algeciras landeten 28. April 711 die Araber unter Tarik ibn Zeyad; Algeciras war ihre erste Eroberung in Spanien.
[* 17]
Erst 1344 wurde sie ihnen nach einer Belagerung von 20 Monaten infolge der Schlacht am Rio
[* 18] Salado durch König Alfons XI. von
Castilien wieder entrissen, der sie ganz neu aufbauen ließ. Während jener Belagerung sollen sich die
Mauren bereits grober Geschütze
[* 19] zur Verteidigung bedient haben. Am 6. und fanden bei Algeciras Treffen zwischen der engl.
und franz.-span. Flotte statt. In ersterm siegten die Franzosen unter Konteradmiral Linois, der davon den Titel eines Grafen
von Algeciras erhielt; in letzterm wurde die franz.-span. Flotte unter Linois
und Moreno von den Engländern geschlagen.
Handelsblad, holländische zu Amsterdam
[* 20] dreimal täglich erscheinende polit. Zeitung von progressiv-liberaler
Richtung. Verleger: W. G. Algemeen Diederichs; Hauptredacteure: van Dieren und Snieders. Das ging aus den zweimal im Monat gedruckten
Handelsnotizen der Amsterdamer Firma J. C. Wächter & Comp. hervor und kam seit dem im Verlag
von P. den Hengst und Sohn anfangs zweimal, dann dreimal wöchentlich, seit dem als Tageblatt unter dem Titel «Algemeen
Handelsblad, Nieuwe Amsterdamsche Courant» heraus. Ursprünglich beschränkte es sich ganz auf Handels- und Schiffahrtsnachrichten,
nahm aber bald auch politische und andere allgemeine Mitteilungen auf und ist jetzt das maßgebende polit.
Organ der Hauptstadt, aber auch in allen Provinzen weit verbreitet.
(spr. alche-), Stadt im Distrikt Alcira der span. ProvinzValencia,
[* 21] unweit links vom Jucar und der Einmündung
des Magro in diesen, 5 km von Alcira, hat (1887) 7441 E. Von ihren Feldern sind ein Drittel Reisland,
ein Drittel Huertas mit Orangenpflanzungen und Erdnußbau, ein Drittel Weinberge, Oliven- und Johannisbrotpflanzungen.
[* 2] eine Abteilung der Thallophyten (s. d.). Die Algen unterscheiden sich von den Pilzen dadurch, daß sie Chlorophyll
enthalten und somit im stande sind, aus Kohlensäure und Wasser organische Verbindungen zu erzeugen. Viele
Algen enthalten außer Chlorophyll noch andere rote, blaue, braune oder gelbliche Farbstoffe, die oft die grüne Färbung verdecken.
Die Algen wachsen fast durchgängig im Wasser, schwimmen entweder frei in demselben umher oder sind irgend einem im Wasser befindlichen
Gegenstande angewachsen, seltener finden sie sich an der Luft auf feuchter Unterlage. - Ihrem Habitus
nach sind die Algen sehr verschieden, auch in der Ausbildung der Fortpflanzungsorgane herrscht große Mannigfaltigkeit,
so daß eine Gruppierung mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist.
Von den einzelligen Formen, die sich nur durch Teilung vermehren, bis zu hochentwickelten, reichverzweigten, strauchartigen
Formen, an denen man schon die Anfänge einer Scheidung in Stamm und Blatt
[* 22] erkennen kann, lassen sich fast
alle Übergänge beobachten. Unter den nur aus einer Zelle
[* 23] bestehenden Algen findet sich eine wohlumgrenzte Familie,
die von den übrigen ziemlich gesondert dasteht, sowohl durch den Bau ihrer Zellen als durch die Eigentümlichkeit ihrer
¶
mehr
Ver-388 mehrung; es ist dies die früher vielfach zum Tierreich gerechnete Gruppe der Diatomeen (s. Tafel: Algen II,
[* 24]
Fig. 1–4)
oder Bacillariaceen. IhreArten sind meist sehr kleine, gelb oder braungefärbte, mit einem Kieselpanzer umgebene Zellen, die
entweder einzeln leben oder in fadenartigen und auch anders gestalteten Kolonien vereinigt sind. Bei ihnen
findet sich neben der Vermehrung durch Teilung auch noch eine solche durch Auxosporenbildung. Eine zweite Gruppe besteht gleichfalls
aus einzelligen Formen, die sich häufig in Fäden oder zu Haufen einzelner in eine gemeinsame Gallerthülle eingeschlossenen
Individuen vereinigen.
Sie enthalten in der Regel einen blaugrünen Farbstoff und man bezeichnet sie deshalb als Cyanophyceen
(s. Tafel: Algen II,
[* 24]
Fig. 5–7). Die Vermehrung erfolgt fast ausschließlich durch Teilung der einzelnen Zellen, doch werden
in gewissen Zeiten auch eine Art ungeschlechtlich erzeugter Sporen, Dauersporen gebildet. (S. Cyanophyceen.) Die dritte, wenn
auch wenig natürliche Gruppe umfaßt alle Algen mit rein grüner Färbung, bei denen also das
Chlorophyll nicht durch einen andern Farbstoff verdeckt ist; es sind dies die Chlorophyceen oder Chlorospermeen (die Familie
der Characeen inbegriffen; s. Tafel: Algen I,
[* 24]
Fig. 12–15; II,
[* 24]
Fig. 10–16), die im morpholog.
Aufbau und in der Art der Fortpflanzung sehr verschieden sind. Ähnlich wie mit der Gruppe der Chlorospermeen
verhält es sich mit der der Melanospermeen oder Phäophyceen (s. Tafel: Algen I,
[* 24]
Fig. 1–4; II,
[* 24]
Fig. 8, 9) oder Melanophyceen
(auch Phäospermeen oder Fucoideen genannt), die sich durch eine olivengrüne oder dunkelbraune Färbung auszeichnen; auch
hier sind sowohl hinsichtlich der äußern Gestalt als der Fortpflanzungserscheinungen die verschiedenartigsten
Formen vereinigt.
Die fünfte Gruppe endlich ist wieder eine mehr natürliche; sie umfaßt alle die Algen mit roter oder violetter Färbung,
durch die der Chorophyllgehalt fast ganz verdeckt wird. Es sind dies die Rhodospermeen (s. Tafel: Algen I,
[* 24]
Fig. 5–11; II,
[* 24]
Fig. 17, 18), Rhodophyceen oder Florideen; aber neben dieser Übereinstimmung
in der Farbe ist auch eine solche, wenigstens in den wesentlichsten Punkten, im Aufbaue des Thallus und in der Art der Vermehrung
vorhanden. (Wegen Erklärung der einzelnen Abbildungen auf Tafel: Algen I u. II vgl. die Artikel: Bacillariaceen, Cyanophyceen,
Chlorophyceen, Phäophyceen, Rhodophyceen.) – Die verschiedenen Farbstoffe, die in den einzelnen Gruppen
vorkommen, sind zwar vielfach untersucht und mit verschiedenen Namen wie Diatomin, Phycoxanthin, Phycocyan, Phycochrom, Phycophäin,
Phycoerythrin u.s.w. belegt worden, doch weiß man über ihre chem. Zusammensetzung, sowie über
ihre physiol. Bedeutung für die einzelnen Algen nur sehr wenig.
Sehr wahrscheinlich ist es jedoch, daß überall Chlorophyll vorhanden und dies für die Assimilation auch
notwendig ist, also nicht durch andere Farbstoffe vertreten werden kann. – Die Zahl der bekannten Algen beträgt
etwa 5000, ihre Verbreitung ist eine sehr ausgedehnte, manche Arten leben sogar auf den Schneeflächen der arktischen Gegenden,
sowie im Eise der Polarmeere und der Gletscher; andere wieder in heißen Ouellen von ziemlich hoher Temperatur.
Wegen geringen Lichtbedürfnisses gedeihen manche Arten noch in Tiefen von über 100 m, andere hingegen verlangen eine starke
Beleuchtung
[* 25] und gedeihen nur auf oder in der Nähe der Wasseroberfläche.
Die Meeresalgen
sind an Artenzahl ungefähr um das Doppelte reicher als die Formen des Süßwassers; auch
finden sich unter den erstern mit wenigen Ausnahmen die Gruppen der Melanospermeen und Rhodospermeen vollständig vertreten.
Besonders unter den Melanospermeen sind einige Arten von mächtiger Ausdehnung,
[* 26] wie die Arten der Gattungen Laminaria (s. d.)
und Macrocystis (s. d.); bei der letztern wird der Thallus bis zu 300 m und darüber lang. – Merkwürdig
ist das Verhältnis mancher Chlorophyceen und Cyanophyceen zu gewissen Pilzen, mit denen eine Symbiose (s. d.) stattfindet, deren
Resultat eine Gruppe von Gewächsen ist, die man früher neben den und Pilzen als dritte Abteilung der Thallophyten aufführte,
die Flechten
[* 27] (s. d.) oder Lichenen.
Durch den Parasitismus des Pilzes auf jenen Algen wird die Form der letztern meist insofern geändert, als
die einzelnen Zellen derselben isoliert und von den Pilzfäden umsponnen werden. Gleichfalls eine symbiotische Erscheinung
ist das regelmäßige Auftreten mancher niederer in den Geweben oder in Hohlräumen höherer Gewächse. So finden sich fast
stets Kolonien von Cyanophyceen in den Blättern der Azolla-Arten (s. Azolla), in den Intercellularräumen
der Cycadeenwurzeln, in den Blättern mancher Ledermoose.
Auch in den Haaren mancher Tiere, in den Panzern einzelner Schildkröten
[* 28] treten gewisse Algenformen auf. Neuerdings ist sogar
behauptet worden, daß in manchen grün oder gelb gefärbten Tieren z. B. in der Hydraviridis, die Färbung
durch kleine Algen hervorgerufen würde, die symbiotisch in den Tieren leben und zugleich bei der Ernährung derselben mitwirken.
– Daß auch in frühern Perioden der Erde die Abteilung der in zahlreichen Arten vertreten war, ist wohl selbstverständlich,
doch sind wegen des zarten Baues der meisten nur sehr wenige sicher als Algen anzusprechende Reste bekannt.
Zwar sind zahlreiche fossile Algen beschrieben worden, aber viele davon lassen sich auf die Abdrücke von Spuren niederer Tiere
zurückführen. Die mächtigen Ablagerungen fossiler Bacillariaceen, wie sie im Tripel, Kieselgur u.a. vorhanden, sind durch
den sehr widerstandsfähigen Kieselpanzer dieser Formen bedingt worden. Die Litteratur über die Algen ist
eine sehr umfangreiche, doch behandeln die allerneuesten Schriften nur bestimmte Familien oder Gattungen, oder beziehen sich
auf physiol. oder morpholog. Eigentümlichkeiten einzelner Formen. Eine allgemeine systematische
Übersicht und Aufzählung der bekannten Arten findet sich nur in dem Werke vonAgardh: Species, generaatordinesAlgarum
(Lund 1848–63). Die deutschen Algen sind vollständig behandelt in der (1895) noch im Erscheinen begriffenen
neuen Auflage von Rabenhersts «Kryptogamenflora von Deutschland, Österreich
[* 29] und der Schweiz»
[* 30] (Leipzig).
[* 31]
(frz. Algérie, spr. alscherih)
oder Algier, franz. Kolonie in Nordafrika, die sich längs der Küste des Mittelmeers
[* 32] zwischen Tunesien im O. und Marokko
[* 33] im W. 1070 km
weit hinzieht, nach S. zu ohne bestimmte Grenzlinie weit in die Sahara hineinreicht und etwa den mittlern Teil des nordafrik.
Atlaslandes umfaßt, hat mit Einschluß der zur Sahara gehörenden Gebiete über 667065 qkm, von denen
aber nur 300000 für Europäer bewohnbar und 150000 überhaupt kulturfähig sind.
¶
Oberflächengestaltung. Man unterscheidet in Bezug auf Bodengestaltung drei Zonen. Am Nordrande längs der Küste
des Mittelmeers zieht sich die Zone des KleinenAtlas
[* 36] hin, das «Tell» genannt, ein bergiger Landstrich, der aus vielen kleinen,
meist der Küste parallel laufenden Ketten besteht. Zwischen diesen öffnet sich eine Anzahl von terrassenförmig
übereinander liegenden Thälern, aus denen die Flüsse
[* 37] in tief eingeschnittenen Schluchten zum Meere durchbrechen.
Die mit 46 Leuchttürmen besetzte Küste, im ganzen wenig entwickelt, zeigt hohe felsige Ufer, die nur selten mit flachen Strichen
abwechseln, springt vielfach in steilen Vorgebirgen vor und bildet zahlreiche Buchten, die aber den Schiffen nur
wenig Schutz bieten. Unter den Bergmassen sind die bedeutendsten der Dschurdschura (bis 2300 m) im O. von Algier, der Babor
südöstlich von Bougie (1995 m) und der Wanscherisch im S. von Orléansville (1990 m). Zwischen diesen breiten
sich fruchtbare Diluvialebenen aus, unter denen die Metidscha bei Algier, die Ebenen von Oran, von Tlélat,
von Cirat, von Eghris (im S. von Mascara) und das weite Thal
[* 38] des Scheliff die wichtigsten sind.
Südlich dieser gebirgigen, auf ungefähr 160000 qkm geschätzten Zone erhebt sich das Land zu einem 1000–1100 m hohen
Plateau, das teils mit Gebirgen besetzt ist, teils von weiten, dürren Ebenen eingenommen wird, die nur
in Brunnen
[* 39] süßes Wasser bieten. Diese Ebenen umfassen auch ausgedehnte Salzsümpfe (Schotts oder Sbakh), die im Sommer mit
einer blendenden Salzdecke überzogen sind. Unter diesen sind namentlich derSchottel-Gharbi,Schott e'Schergi (1650 qkm,
in 1000 m Höhe), Sebcha-Sahres und Sebcha el-Hodna hervorzuheben.
Diese Salzsümpfe sind auch im KleinenAtlas und an der Küste häufig und finden sich bis zur Höhe von 1000 m.
Man nennt nach ihnen die ganze steppenartige Zone (etwa 130000 qkm) die Region der Schotts. Im S. sind diese ebenen Striche
durch die Kette des GroßenAtlas von der dritten Zone, der Sahara, geschieden. Der GroßeAtlas steigt in
seinem östl. Teile, dem Dschebel Aurês, dessen höchster Gipfel (Scheliah) 2328 in mißt, ansehnlich auf, sinkt aber nach
W. mehr und mehr herab.
Nur der DschebelAmur erhebt sich hier noch zu 1657 m. Der langgestreckte Bergwall wird von langen, gewundenen
Defiles (Bâb oder Thore), zuweilen von steilen Felswänden gebildet, durchzogen und ist auf der nördl.
Seite meist mit Wäldern von Pinus, Eichen, Hainbuchen, Eschen, Cedern und Pistazien bedeckt. In den Erhebungscentren treten
Granit und Gneis zu Tage, zunächst von Glimmerschiefer überlagert. Sekundäre und tertiäre Kalksteine bilden den größten
Teil des Gebirges, Basalte und Trappgesteine fehlen aber nicht.
Die Südseite fällt steil ab und zeigt nackte Felsflächen; an ihrem Fuße beginnt die Sahara, ein felsigem Plateau, dessen
mittlere Höhe etwa 500 m beträgt. Zum größern Teil findet man hier weite wasserlose Strecken von Fels- oder verhärtetem
Lehmboden, die ohne den Wassermangel sehr fruchtbar sein würden und Hammada heißen. Diese Gebiete
werden von Dünenreihen durchzogen, deren wenn auch spärliche Vegetation von Fettpflanzen das Bereisen dieses Teils der Wüste
bedeutend erleichtert.
Zahlreiche Oasengruppen liegen in diesem auf ungefähr 370000 qkm geschätzten franz. Teil der Sahara, von denen die größten
von O. nach W. folgende sind: das Wadi Suf, das Wadi Righ (Tugurt), das Wadi
Temassin, Wargla, el-Golea, die
Oasen der Beni Msab und der Ulad Sidi Scheich. In den östl. Teil der südlich vom Atlas liegenden Gebiete reicht von Tunis her
ein Depressionsgebiet über, in dem derSchott Melrir 25 m unter dem Meere liegt und das Veranlassung zu
dem jetzt wieder aufgegebenen Projekt eines Saharameers gegeben hat. – Unter den Gewässern, deren Betten aber vielfach im
Sommer trocken liegen, ist der 650 km lange Scheliff das bedeutendste.
Außerdem sind noch zu nennen: der Seybouse (180 km), welcher bei Bona ins Meer fällt;
der Wad el-Kebir
oder Rummel (135 km) bei Constantine;
der Fluß von Bougie, der 90 km weit ein fruchtbares Thal durchfließt;
der Harrach und
der Masafran, die die Metidscha bewässern, und die lange Tafna (150 km) links mit dem Isly.
Während diese Gewässer dem Mittelmeere
zufließen, wenden sich die vom Südabhange des Atlas kommenden in die Salzsümpfe oder versiegen im Sande.
(Hierzu eine Karte: Algerien und Tunesien.)
[* 40] Das Klima von A. ist im ganzen warm, doch ist bei der bedeutenden Erhebung des Bodens Schnee
[* 41] und Frost nicht selten.
In der Stadt Algier beträgt die mittlere Jahrestemperatur 19° C., die höchste 40°, die niedrigste
1,6°. Der Herbst beginnt meist Ende September mit wolkenbruchartigem Regen, begleitet von heftigen Stürmen. Auf dem Dschurdschura
und dem Dschebel Aurês liegt Schnee vom November bis Mai. Während des Sommers trocknen bei meist anhaltender Regenlosigkeit
die Flüsse aus und die Pflanzen verdorren. Einigemal des Jahres weht aus SO. der die Temperatur bis auf
45° steigernde Wüstenwind (Samum); er wirkt namentlich im Sommer außerordentlich erschlaffend, auch an der Küste, obgleich
er hier durch Überschreitung der Gebirge erheblich gemildert wird.
[* 42] Das häufigste nutzbare Mineral ist das Salz,
[* 43] das aus den salzigen Gewässern, wie auch als Steinsalz (bei
Milah, el-Kantara und Wargla) in großen Mengen gewonnen wird. Salpeter ist seltener und nicht rein. Dagegen
ist Blei
[* 44] sehr häufig; es finden sich sehr reiche Minen am Dschebel bu-Taleb im Süden von Setif, zu Kesum-Tebul bei La-Calle,
in den Umgebungen von Tenes, Sebdu und im Wanscherisch. Kupfer
[* 45] wird zu Tenes, Miliana, Blida und Musaïa,
Antimon zu El-Hammimat, Quecksilbererze bei Jemmapes und Gelma gefunden.
Die ergiebigsten Eisengruben, welche monatlich 18000 t Eisenerz liefern, liegen bei Bona, andere liegen bei Suma unweit Busarik,
am Dschebel Tmulga im Scheliff-Thale, bei Ain Temuschent, bei Tafna, 4 km vom Meere, bei Ain Mokra und am Dschebel Anini, 44 km
von Setif. Von andern Mineralien ist der Onyxmarmor von Oran berühmt, und am Dschebel Filfilla bricht man vorzüglichen weißen,
krystallinischen Marmor. Die Brüche von Tolfila liefern Marmor zu Bildhauerwerken und die von Ain Jekhalet durchsichtigen
Onyxmarmor (orient. Alabaster); der schöne rote Marmor der Alten (rosso antico), 1878 bei dem Orte Kleber
(im Arrondissement Oran) neu aufgefunden, wird jetzt wieder ausgebeutet. Schwefel, Magnesia und Porzellanerde sind reichlich
vorhanden.
und Fauna. Die Flora A.s zeigt große Übereinstimmung mit der Marokkos und der europ. Mittelmeerländer. Myrte,
Olive, die atlantische Pistazie sind neben der Zwergpalme bezeichnend für die untere Region, für die Bergwälder
die atlantische Ceder. Zwischen der vordern und hintern
¶
mehr
At-390 laskette liegen weite Halfagrassteppen. In denSahara-Oasen wächst die Dattelpalme, im Tell gedeihen Getreide,
[* 47] Tabak,
[* 48] Krapp, Wein und Südfrüchte. Die Gebirge des Tell wie des GroßenAtlas bewohnen noch Löwen
[* 49] und Panther, wenn auch in geringer
Anzahl; häufiger sind, besonders im Süden, die Hyäne und der Schakal. Die Steppenlandschaften werden
von Gazellenherden durchstreift, sonst ist der Charakter der Tierwelt europäisch. Von Haustieren züchtet man im Tell das
Rind,
[* 50] das Schaf,
[* 51] Pferde,
[* 52] Esel und Maulesel; doch sind die Pferde und Schafe
[* 53] derSchott besser als die des Tell. Kamele
[* 54] hält man
besonders in der Sahara.
[* 55] Sprachen und Volksstämme. Die Bevölkerung von A. betrug 1872: 3416000, 1877: 3807626,
1881: 3310412, 1880: 3817465, 1890: 3910399, 1891: 4124700 E., wozu noch 50000 Bewohner der alger. Sahara kommen. Die Bevölkerung
besteht zum geringern Teil aus seit der Eroberung eingewanderten Europäern, der großen Mehrzahl nach aus Eingeborenen. Letztere
gehören vier Volksstämmen an: dem berberischen, arabischen, türkischen und israelitischen. Obgleich
A. seit dem 16. Jahrh. im Besitz von Türken gewesen ist, so war die Zahl doch niemals bedeutend und ist unter der franz.
Herrschaft allmählich bis auf 2663 Köpfe zusammengeschmolzen. Zu ihnen sind noch die Kuluglis zu rechnen, die aus einer
Mischung der Türken mit den übrigen Einwohnern hervorgegangen sind.
Die Zahl der Israeliten wird 1851 auf 21048, 1886 auf 42744 angegeben. Den Hauptstock der Bevölkerung bilden Araber und Berbern,
zusammen (1886) 3274354 Köpfe. (S. Kabylen.) Zu den berber. Ureinwohnern kamen seit etwa 670 durch Einwanderungen große Scharen
von Arabern, die sich der Herrschaft bemächtigten und den Kabylen den Islam aufdrangen. Doch sind die Stämme,
die sich heute Araber nennen, nur zum kleinern Teil rein arab. Abstammung, die meisten von ihnen sind Berbern, die aber arab.
Sprache
[* 56] und Sitte angenommen haben.
Die Franzosen nannten diese StämmeBeduinen, welcher Name eigentlich nur den Nomaden Arabiens zukommt. Es
bilden demnach die Araber das bei weitem überwiegende Element der einheimischen Bevölkerung. Obgleich sich Araber wie Kabylen
in Tribus teilen, ist doch ihre Stammverfassung eine ganz verschiedene. Die arab. Tribus ist die patriarchalisch zusammengehaltene
Familie, die sich wieder in Duar oder Familiengruppen teilt. Eine Gruppe von im Kreise
[* 57] stehenden Zelten
heißt ein Duar (von Daûr, Kreis);
[* 58]
mehrere derselben bilden eine Ferka, d. h. Fraktion, unter einem Scheich;
Mehrere der letztern stehen auch wohl, als Distrikt,
unter einem Basch-Agha und bilden ein Basch-Aghalik oder Chalifat. Bei denKabylen hingegen ist die Dechra,
das Dorf, die polit. Einheit, und die Tribus stellt nur einen Verband
[* 59] mehrerer Dechur oder Dörfer dar. Jede Dechra hat ihren
Amin oder eigenen Häuptling, der nur dann, wenn es gemeinschaftliche Interessen erheischen, sich einem Amin der Amins unterordnet.
Der Häuptling oder Scheich der Araber wird von dem obersten Machthaber eines Stammes ernannt, der Amin
der Kabylen hingegen von seinen Untergebenen erwählt.
Die Verfassung der Kabylen ist somit gewissermaßen eine demokratische, während die der arab. Stämme aristokratische und theokratische
Elemente in
sich vereinigt. Die Araber haben namentlich die Acker- und Weidegelände im Tell und der Sahara
inne. Ein Teil der eingeborenen Bevölkerung lebt nomadisierend in Zelten, ein anderer, mehr stabiler, in leichten Hütten
[* 60] oder Gurbis. Der kleinste Teil besitzt gezimmerte oder gemauerte Häuser. Zu den Arabern werden auch die Mauren gezählt, die
den Hauptstock der städtischen Bevölkerung bilden. Letztere sind ein Mischlingsvolk hauptsächlich aus Arabern und
Berbern, mit einem starken Zusatz von Renegaten aus europ. Ländern vermischt, zu denen noch Nachkommen der aus Spanien und
Portugal vertriebenen Moriskos kommen. Ihre Hauptbeschäftigungen sind Kleinhandel und Handwerke, die aber in Verfall sind.
Die Gesamtzahl der mohammed. Eingeborenen, nicht gerechnet die Marokkaner und Tunesen, die sich in Algier aufhalten,
betrug (1880) 3274354; und zwar kamen auf die ProvinzAlgier 1183005, auf Oran 657914 und auf Constantine 1423960; gegen die
Zählung von 1881 ist dies ein Zuwachs von 423000 Mohammedanern, ein Beweis, daß sich die KolonieA. in stetem Aufblühen befindet.
Die Zahl der civilen franz. Bevölkerung belief sich (1886) auf 225660 Seelen, die der übrigen Europäer
auf 210203, zusammen etwa 436000, gegen 235000 im J. 1866. Den Hauptbestandteil der Europäer bilden die Spanier mit 144530,
seit 1881 30000 Seelen mehr;
dann 44315 Italiener, 15533 Engländer, 4863 Deutsche
[* 61] (meist Elsaß-Lothringer), 3404 Schweizer;
Marokkaner und Tunesen zählte man 24000. Seit 1881 hat sich die franz.
Bevölkerung um 27650 und die europäische um 48000 Seelen vermehrt;
sie schreitet also nicht in gleichem Maße mit der mohammedanischen
fort.
Die Zahl der franz. Besatzung beträgt 47970 Mann, darunter 35925 Franzosen. Unter der europ. Bevölkerung betrug die
Zahl der Geburten (1882–84) 44203 und die der Sterbefälle 37924; also ist ein Gesamtüberschuß ersterer
von 6279, oder im Durchschnitt ein jährlicher Überschuß von 2093 Geburten vorhanden, mehr als in Frankreich selbst.
Zu jedem der drei Departements gehört ein der Militärgerichtsbarkeit unterstehendes Territoire militaire mit mehr oder
minder unterworfener Bevölkerung. Die größten Städte waren 1891 folgende: Algier 82585, Mustapha 24349,
Mascara 16482, Mostaganem 14374, Oran 74510, Sidi bel-Abbes 20191, Tlemsen 29544, Bona 30806, Constantine 46581, Philippeville
21962, Blidah 23686, Medea 15563, Dellys 13104, Bougie 12381, Setif 12131, Orléansville 11132, Tisiusu 26007 E.
undForstwirtschaft. Zur Hebung
[* 62] der Bodenkultur hat es die Regierung an Anstrengungen nicht fehlen lassen,
aber der Erfolg blieb weit hinter den angewandten Mühen zurück. Da das System der Konzessionen große Nachteile nach sich
zog, so ersetzte man dasselbe durch das amerik. Verfahren der Länderverkäufe. Die ackerbautreibende Bevölkerung
belief sich (1886) auf 2590482 Individuen, d. i. 6921 von 10000 E. Die zur Landwirtschaft benutzten Ländereien
umfaßten (1887) 10566561 ha, auf denen der Anbau der erst in neuerer Zeit in Aufnahme gekommenen Gerste
[* 63] den ersten Platz
einnimmt; es wurden geerntet (1887) 1503434 t (51 Proz. Gerste, 33 Proz.
Hartkorn, 6 Proz. Weizen). Hafer,
[* 64] besonders weißer und europäischer, liefert guten Ertrag und
ist auf dem Markte von Marseille
[* 65] sehr gesucht. Mais,
¶
mehr
391 Bohnen und Futterkräuter finden im Tell gleichfalls günstigen Boden; dagegen sind Wiesen, ein- wie zweischürige, infolge
Wassermangels kostspielig und selten. Der Tabaksbau, der einen sehr günstigen Aufschwung nahm, erlitt 1860 und 1861 durch
die Preisfeststellung des Tabaks seitens der Regie harte Schläge; 1887 waren 10240 ha mit Tabak bepflanzt,
die 4,97 Mill. kg Tabak lieferten. Früchte und Gemüse sind Ausfuhrartikel, auch die Baumwollkultur that sich während der
amerik.
Krisis durch einen Export von 20000 t, die 1864 nach Frankreich gesandt wurden, hervor. Seitdem hat sie wieder abgenommen.
Der Weinbau, der sich 1887 über 87 795 ha (1891: 107048, 1892: 108843 ha) erstreckte, lieferte 1903011
hl (1891: 4058412, 1892: 2866870 hl) Wein von mittlerer Güte; nur bei Staueli und bei Medea wird ein besserer Wein gewonnen.
(S. Algerische Weine.) Die einst bedeutende Seidenzucht ist seit 1882 ganz zurückgegangen. Dagegen ist die Halfakultur zur
Ausdehnung gelangt, so daß 1887 1248852 ha damit bepflanzt waren und 224002 t geerntet wurden.
Die Fieberluft der Sumpfstrecken mit ihren zahllosen Mosquitos wird durch Anpflanzungen von Eucalyptusbäumen beseitigt.
Bemerkenswert ist noch die wichtige, namentlich in der Provinz Constantine betriebene Korkkultur. Von Korkeichenwald besitzt
der Staat 454912 ha. Die gesamte Waldfläche beträgt (1887) 3247692 ha, davon ist
ein Drittel mit Aleppofichten und ein Viertel mit Grüneichen bestanden. Die Viehzucht
[* 67] ist eine Haupteinnahmequelle A.s; gezüchtet
werden besonders Pferde, Maultiere und Esel; 1887 zählte der Viehstand der Europäer 708654 und der der Eingeborenen 17264777
Köpfe. Blutegel
[* 68] finden sich in allen SümpfenA.s.
und Gewerbe. Von den 43 konzessionierten Bergwerken waren 1887 nur 14 in Gang
[* 69] mit 1249 Arbeitern;
sie arbeiteten auf Eisen,
[* 70] Kupfer und Blei und förderten 3739794 Doppelcentner Eisen, 159783 Kupfer und 380028 Blei. Von höherer
Industrie ist in A. nicht die Rede, schon weil die Bemühungen für den Ackerbau alle Kräfte in Anspruch nehmen. Die Rohstoffe
wandern daher nach Frankreich, und nur einige größere Industrie-Etablissements (Constantine und Tlemsen sind am regsten) sind
in der Kolonie eingerichtet.
Dahin gehören Cigarrenfabriken, Seidenspinnereien, eine Papierfabrik, Schneide- und Ölmühlen. Die einheimische Bevölkerung
fabriziert im Tell ein wenig Maroquin, Teppiche, Seidengaze, goldgestickte Musseline, feine Sattlerarbeiten, Schuhwerk, in der
SaharaBurnus, Haïks und andere Wollwaren. Die Kabylen, industriöser als die Araber, sind auch Eisenarbeiter
und fertigen Ackergerät, Gewehrläufe, Schlösser, Säbel u.dgl. Die industrielle Bevölkerung betrug 343175 (9,77 Proz.)
E.
Der Handel, größtenteils Tauschhandel, hat schnellere Fortschritte gemacht als jeder andere Zweig der Ökonomie.
Der innere Verkehr beschränkt sich auf gewisse Marktplätze, auf denen die Eingeborenen ihre Produkte
gegen europ. Waren umtauschen. Die wichtigsten derselben sind in der Provinz Oran zu Tlemsen, Mostaganem, Oran, bei den Oulahs,
in Mascara, Ain Temuschen und Tiaret; in der ProvinzAlgier zu Arba, Bufarik, Algier, Orléansville, Tenes, Medea, Arib und Boghar;
in der Provinz Constantine zu Constantine, Gelma, Bona und
Setif.
Der Hauptmarkt für Wolle ist Tiaret, für Rindvieh Gelma, für Getreide Arba. Neben Frankreich haben England, Spanien und die
Barbareskenstaaten den meisten Anteil an dem Handel A.s. Die Ausfuhr betrug 1831: 7, 1840: 40, 1877: 216,6, 1888: 197,6, 1891:
222,6, 1893: 192 Mill. Frs.;
die Einfuhr schwankte in den J. von 1830 bis 1840 zwischen 3–4 Mill. Frs.; 1850 betrug
sie 5, 1877: 133,6, 1888: 234,9, 1891: 269, 1893: 239 Mill. Frs. Die Beteiligung der wichtigsten Länder am Handel betrug 1893 (in
Mill. Frs.):
Im Handel mit Frankreich dienen zur Ausfuhr vor allem Getreide mit 23,3, Wein mit 54,0, Vieh mit 22,4, Wolle mit 13,8
Mill. Frs. Wert; daneben noch: Halfa, Blei, Häute, Kork,
[* 71] Tabak, Tafelfrüchte, Gemüse, Pflanzenfasern und Fische.
[* 72] Die Einfuhr
daher besteht außer aus Zucker,
[* 73] Spirituosen und Seife vornehmlich aus Geweben aller Art mit 23,2, Lederwaren mit 9,3, Metallen
mit 7,3 und Kurzwaren mit 9,5 Mill. Frs. Wert. Der wichtigste Seehandelsplatz ist Algier (s. d.); außerdem
sind die bedeutendern Häfen: Philippeville, Boua, Bougie, Scherschel, Tenes, Mostaganem, Oran, Nemours. Der gesamte Schiffsverkehr
A.s betrug 1893: 3389 eingelaufene Schiffe
[* 74] (darunter französische 2014) mit 1996599 t (1255841 t), dagegen 3367 ausgelaufene
Schiffe mit 2012585 t Gehalt. Dazu kommt noch der bedeutende Küstenverkehr.
Der Verkehr der Küstenplätze mit dem Innern ist durch ausgedehnte Straßenbauten
von (1887) 13812 km Länge erleichtert worden, zu denen in neuerer Zeit noch Eisenbahnen gekommen
sind. Die Eisenbahnen hatten eine Ausdehnung von 2932 km; hiervon gehörten 513 km Betriebsstrecken der Paris-Lyon-Mittelmeergesellschaft; 887 km
der Ost-Algerischen Eisenbahngesellschaft, 372 km der West-Algerischen Eisenbahngesellschaft, 663 km
Betriebsstrecken der Französisch-Algerischen Eisenbahngesellschaft (einschließlich der vom Staate gebauten 114 km langen
strategischen Bahn Mosba-Mescheria).
Ferner entfielen 436 km Betriebsstrecken auf die Eisenbahn Bona-Gelma und Verlängerungen und 33 km Betriebsstrecken auf die
Eisenbahn Mokta el-Hadid. Außerdem führten 21 km Industriebahnen nach dem alger. Salzwerk und 7 km nach
den Minen von Kesum-Teboul. Genehmigt oder zum Bau in Aussicht genommen waren weitere 543 km; nach Fertigstellung dieser Linien
würde demnach das Eisenbahnnetz in A. eine Gesamtlänge von 3475 km erreichen. Die wichtigsten Strecken der Hauptbahnen sind:
Algier-Oran (426 km), von Constantine über Kroub, El-Gerra und Selif nach Ménerville (409 km), von Algier
über Ménerville nach Tisiusu (96 km), von El-Gerra über Batna nach Biskra (201 km), von St.
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