zur Zeit des Papstes Innocenz I. (402-417), verließ nach der
Trauung die geliebte
Braut und zog in freiwilliger
Armut durch
die Welt.
Als er unerkannt unter der
Treppe
[* 2] des väterlichen
Palastes starb, läuteten der Sage nach von selbst alle
GlockenRoms. Sein
Leichnam bewirkte alsbald die wunderbarsten
Heilungen.
Über seinem
Grabe auf dem Aventinischen
Berge zu
Rom,
[* 3] das 1216 aufgefunden ward, steht jetzt eine
Kirche seines
Namens. Der 17. Juli ist sein Gedächtnistag. Die Legende
vom heiligen Alexius wurde vielfach in den
Litteraturen des Mittelalters behandelt, so in acht mittelhochdeutschen
Dichtungen (hg.
von
Maßmann, Quedlinb. 1843), darunter eine von Konrad von
Würzburg
[* 4] (s. d.). -
früher Alafanz oder Alefanz (falsch oft von lat. fallacia,
Betrug, oder ital. all' avanzo, zu allererst, abgeleitet,
stammt von mittelhochdeutsch Fanz,
d. i. der
Schalk, woher auch fenzeln,
d. i. spotten), heißt zunächst
Betrüger,
Gaukler,
dann auch der
Betrug selbst, später namentlich in Alfanzerei, soviel wie Dummheit, Narretei, thörichter Aufputz.
alte Distriktshauptstadt im östl. Zipfel der span.
ProvinzLogroño, rechts vom
Alhama, unweit seiner Mündung in den Ebro, an der Linie
Tudela-Bilbao der
Span.
Nordbahn, hat (1887) 5938 E.,
Seifensiedereien und Gerbereien.
1)
Kreis
[* 9] im preuß. Reg.-Bez. Hildesheim,
[* 10] hat 281,40 qkm und (1890) 22 204 (11 101 männl., 11 043 weibl.)
E., 1 Stadt, 45 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis Alfeld, an der Leine, in 93 m Höhe, am Fuße der AlfelderBerge (457 m) oder
SiebenBerge
(SiebenBrüder) und an der Linie
Hannover-Cassel der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 11] Sitz des Landratsamtes,
eines Amtsgerichts (Landgericht Hildesheim),
Zoll- und Steueramtes erster
Klasse, hat (1890) 4128 E., darunter 200 Katholiken,
Postamt zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 12] doppeltürmige, got.
Kirche, kath. Kapelle, evang. Schullehrerseminar mit Seminarschule,
Präparandenanstalt,
Bürger- und Seminarfreischule, Wasser- und Gasleitung; Fabrikation von
Leisten, Papier,
Tüten, landwirtschaftlichen
Maschinen und Geräten, Drell und
Barchent, Eisengießerei,
[* 13] Mühlen
[* 14] und
Handel mit Flachs, Obst, Leinwand,
fremden
Tieren, Kanarienvögeln.
(spr.-nihd) oder
Christofle-Metall, galvanisch versilbertes Neusilber, das etwa 2 Proz.
Silber enthält.
Man
verfertigt daraus Leuchter,
Thee-und Kaffeeservice, Milchkannen, Löffel, Gabeln u. s. w. Das Alfénide wird
selbst bei längerm Gebrauch nicht auffallend abgenutzt, da das Neusilber ebenfalls eine silberähnliche
Farbe besitzt.
altes Patriciergeschlecht aus
Asti; ihm entstammen außer dem Dichter Vittorio Alfieri (s. d.) zwei
bedeutende Staatsmänner des 19. Jahrh. -
Cesare Alfieri, Marchese von Sostegno, geb. inTurin,
[* 15] wurde zu
Paris unter seinem
Vater, dem Gesandten
Carlo Emanuele in den diplomat. Dienst eingeführt und trat unter
KarlAlbert an die
Spitze der Liberalen,
neben
Cavour,
Azeglio
uud
Balbo. Als Präsident der Reformkommission leistete er Treffliches für
das Unterrichtswesen; 1848 wurde er leitender Minister,
dann, nach wenigenTagen von
Gioberti verdrängt, Vicepräsident und 1856-60 Präsident des Senats. Er
starb zu
Florenz.
[* 16] -
Vgl. Driano, Il marcheso Cesare A di Sostegno (Genua
[* 17] 1869);
Carlo Alberto Alfieri, Sohn des vorigen, geb. 1827 zu
Turin, trat als Publizist, dann 1857-70 als Mitglied
der Kammer und seitdem des Senats für einen monarchischen
Liberalismus, der auf Fühlung mit den antinational gesinnten Klerikalen
nicht verzichten will, mit mehr Eifer als Erfolg ein. In der ital. Politik hing er Rattazzi
an und befürwortete die
Trennung vonKirche und
Staat (vgl.
A.sÜbersetzung einer
Schrift von Laboulaye:
«La separazione della chiesa e dello stato»,
Tur. 1873). Er ward der Hauptgründer der «Associazione italiana di educazione
liberale» und der Schule für Socialwissenschaften (Scuola di scienze sociali) zu
Florenz, die zu Ehren seines
Vaters den
Namen
«Istitute Cesare Alfieri» erhielt; Verehrer und Freund von
Tocqueville,
Thiers, Rémusat, J.Simon, Laboulaye,
erklärte er sich als Gegner des Dreibundes. Er schrieb u. a.
«L'Italia liberale» (Flor. 1872),
«Conservatione, libertà,
democrazia» (ebd. 1880),
«Il senato nella democrazia» (in «Atti
della filotecnica di
Torino» 1883, Januar),
Vittorio,Graf, ital. Dramatiker, geb. zu
Asti, Sohn von
GrafAntonio Alfieri, verlor früh den
Vater und
erhielt seit 1758 auf einer Adelsakademie zu
Turin eine mangelhafte
Bildung. 1766 durchreiste er rast- und ziellos ganz Europa.
[* 18] Nach
Turin zurückgekehrt, wandte er sich eifrig litterar. Beschäftigung zu. Der Erfolg dramat.
Versuche bestärkte ihn im
Glauben an seine dichterische Bestimmung. Mit eiserner Willenskraft holte er die versäumte Schulbildung
nach und ging nach
Toscana, um eine reine
Sprache
[* 19] zu erwerben.
Die hohe und feurige Liebe zur Gräfin von
Albany (s. d.) befestigte die eingeschlagene
Richtung. Um völlig unabhängig zu
sein, überließ er sein Vermögen gegen eine
Rente seiner Schwester. Abwechselnd wohnte er in
Florenz
und
Rom, nachmals mit der Gräfin im Elsaß und in
Paris, wo ihn unablässig die Durchfeilung seiner Werke beschäftigte.
BeimAusbruche der
Französischen Revolution war er in England und kehrte nach
Paris zurück, das er Aug. 1792 nicht
ohne Gefahr verließ, worauf er mit der Freundin
Florenz zum Wohnsitz wählte. Hier starb er Ein Grabmal von
Canova
(s.
Tafel:
Italienische Kunst V,
[* 1]
Fig. 7) deckt in der
Kirche Sta. Croce seine
Asche; ein
Standbild (von Bini) wurde ihm 1862 in
Asti errichtet.
als gelungenste gilt
«Abel», von ihm als
Tramelogödie bezeichnet, weil die übermenschlichen und
symbolischen
Personen singen, die andern sprechen.
Die
TragödienA.s sind Erzeugnisse eines hohen männlichen
Geistes, der, allem Schmuck entsagend, mit den einfachsten
Mitteln wirken will. Sie sind daher kalt und starr, in der
Anlage
einfach bis
¶
mehr
zur Dürftigkeit. Der Vers ist hart, die Sprache ausdrucksvoll, aber farblos. Dennoch steht Alfieri unter den ital. Dramatikern
obenan und brachte einen nachhaltigen Eindruck hervor, er wollte die Bühne für eine Erziehungsanstalt gehalten wissen, um
das Volk «frei, stark und edel» zu machen; er schrieb, weil er nicht handeln könnte, und seine Stücke
sollten wirken wie Handlungen, seine Landsleute aus dem polit. und moralischen Schlummer aufrütteln. A.s Komödien, Arbeiten
des Alters, ohne Individualität und Spannung, mehrten seinen Ruf nicht. Außerdem hat er in vielen Oden und Sonetten kraftvoll
und erhaben den Gegenstand seiner Liebe und Freundschaft besungen. Die polit. und didaktischen Schriften«Della Tirannidae» (neue Ausgabe, Flor. 1860),
«Del Principe e delle Lettere» (hg. mit andern Prosaschriften, ebd. 1859) sind
merkwürdige Zeugnisse eines ernsten, freien, strebenden Geistes. Die übrigen poet. Arbeiten und die Übersetzungen aus dem
Griechischen und Lateinischen teilen Vorzüge und Mängel der größeren Werke. Nach dem Tode kam «Il Misogallo»,
ein Denkmal seines Franzosenhasses, heraus; ferner A.s«Opere» (22 Bde., Pisa
[* 21] 1805-15; 37 Bde.,
Padua
[* 22] 1809-11),
die Selbstbiographie «Vita di V. da Asti, scritta da esso» (2 Bde., Lond.
1804; deutsch von Hain, 2 Bde., Lpz.
1812),
die originellste, die Italien
[* 23] nach Cellini aufweist, «Satire e Poesie minori» (Flor. 1863),
«Lettere
inedite» (ebd. 1864),
«Il Misogallo, la Satire e gli Epigrammi» (hg. von Renier, ebd. 1884). Sammlungen der «Tragedie»
sind mehrfach erschienen (6 Bde., Par.
1788-89; 6 Bde., Flor. 1820; nach
den Handschriften, von Milanesi, 2 Bde., Flor.
1855; Auswahl von Locella, Lpz. 1878). -
Vgl. Centofanti, Tragedie e vita di Alfieri (Flor. 1843);
Teza, Vita,
giornali, lettere di Alfieri (ebd. 1861);
Tedeschi, Studie sulla tragedia di Alfieri (2. Ausg., Mail. 1876);
Mazzatinti, Lettere edite ed inedite di Alfieri (Tur. 1890).
(d. i. Niederland) ist die ungar. Benennung der weiten Ebene Ungarns oder der sog. «größten
ungar. Ebene» (des «PesterBeckens»),
die im W. und S. von der Donau, im N. und O. von den Ausläufern der nördl. und östl.
Karpaten begrenzt wird und ein längliches Viereck
[* 24] von 220 km Breite
[* 25] und 440 km Länge bildet, dessen Fläche etwa 96000 qkm
beträgt, beinahe die Hälfte von Ungarn
[* 26] in engerm Sinne. Die Theiß, die von NO. in die Ebene tritt und,
sich südlich wendend, von Szolnok bis Titel parallel mit der Donau (bis Vukovár) fließt, durchschneidet fast die Mitte des
Alföld. Das Alföld ist berühmt als die Kornkammer Ungarns (Weizen, Mais, vorzüglicher Tabak).
[* 27] (S. Ungarn.)
Eisenbahn in Ungarn (Hauptbahn Großwardein-Essegg, 348,12 km, Zweigbahn Essegg-Villany,
44,27 km), 1868 als Privatbahn genehmigt, Hauptbahn vollständig eröffnet, seit in Staatsbetrieb (s.
Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen).
der Großmütige, König von Aragonien (1416-58, als König von Neapel
[* 28] und Sicilien I.), folgte
seinem Vater Ferdinand dem Gerechten, griff 1420 Corsica
[* 29] an, eilte aber 1421 nach Neapel, als ihn dessen Königin Johanna
II. gegen Ludwig III. von Anjou zu Hilfe rief und zum Erben einsetzte. Da er jedoch ihren ihm feindlichen Liebling Caraccioli
in Haft nahm (1423), erklärte sie sich für Ludwig von Anjou. Den jetzt entbrennenden Kampf konnte Alfons, durch
Händel mit
Castilien abgezogen, erst nach Johannas Tode (1435) mit Kraft
[* 30] führen.
Bei der Belagerung von Gaeta wurde er durch die Genuesen geschlagen und gefangen, durch Philipp Maria Visconti, Herzog von
Mailand,
[* 31] aber wieder in Freiheit gesetzt. Nach wechselnden Kämpfen blieb er seit 1443 im unbestrittenen
Besitz Neapels. Er starb während der Belagerung von Genua Sein BruderJohann II., König von Navarra, folgte ihm
in seinen Erbstaaten, während sein Sohn Ferdinand Neapel erhielt. Alfons hat sich durch Aufnahme der aus Konstantinopel
[* 32] vertriebenen
griech. Gelehrten verdient gemacht.
III. oder der Große, König von Asturien, Leon und Galicien (866-910), geb. 848, folgte 866 seinem
Vater Ordoño I. Nachdem den Adel seines Reichs unterworfen, erfocht er über die Mauren zahlreiche Siege, durch die er sein
Reich nach Portugal,
[* 33] Leon und Castilien hin vergrößerte. Aber die durch die Kriege veranlaßten großen
Ausgaben bedrückten das Volk, das sich wiederholt empörte. Alfons' eigener Sohn Garcias stellte sich 888 an die Spitze derAufrührer,
wurde aber von Alfons geschlagen und dann in strenger Haft gehalten. Doch sehr bald erregte seine Gattin Jimene von
Navarra eine neue Verschwörung, für die sie auch die beiden andern Söhne gewann. Ein blutiger Krieg
zerrüttete nun das Reich, bis von seinen eigenen Söhnen besiegt, 910 der Krone zu Gunsten Garcias' entsagte. Er starb 20. Dez. 912 zu
Zamora.
genannt der Astronom oder der Gelehrte (el Sabio), König von Leon und Castilien (1252-84), geb. 1226, folgte
seinem Vater Ferdinand III. 1252 auf dem Throne. Schon früh hatte er, namentlich bei der Eroberung von
Sevilla
[* 34] 1248, Beweise seines Mutes gegeben. 1257 trat er von Frankreich und dem Erzbischof von Trier
[* 35] unterstützt als Mitbewerber
um die deutsche Kaiserkrone auf, kam aber nie nach Deutschland
[* 36] und verschwendete die Mittel seines Landes.
Papst Gregor X. weigerte sich ebenso sehr, ihm die Kaiserkrone als das Herzogtum Schwaben zuzuerkennen, auf das Alfons durch seine
MutterBeatrix, eine Tochter Philipps von Schwaben, Ansprüche hatte.
Bald nachher sah er sich gleichzeitig von den Anschlägen der Großen und den Waffen
[* 37] der Mauren bedroht. Letztere schlug er
1263, entriß ihnen Xeres, Medina-Sidonia, San Lucar und einen Teil von Algarve und vereinigte Murcia
[* 38] mit
Castilien. Dem Aufstande im Innern seines Reichs, an dessen Spitze 1271 sein eigener Sohn Sancho sich stellte, vermochte er erst
nach mehrjährigem Bürgerkriege ein Ende zu machen. Später empörte sich Sancho aufs neue und raubte
ihm 1282 die Krone.
Hilfe bei den Mauren suchend, starb er, nach vergeblichen Anstrengungen zur Wiedererlangung des Thrones, zu Sevilla.
Alfons war der gelehrteste Fürst seines Jahrhunderts. Er vollendete die von Ferdinand III. begonnene Gesetzsammlung
«Leyes de las partidas», die 1501 als allgemeines Landrecht bestätigt ward. Von ihm sind noch mehrere
größere Gedichte, ein chemisches (Tesoro) und die Cántigas zu Ehren der Madonna, vorhanden, in Prosa eine Geschichte der
Kreuzzüge («Historia de todo e suceso de Ultramar»). Er ließ die erste allgemeine Geschichte Spaniens abfassen und von jüd.
Gelehrten die Bibel
[* 39] ins Spanische
[* 40] übersetzen. Viel trug er zur Wiederbelebung der Wissenschaften bei und
vermehrte zu dem Zwecke auch die Gerechtsame und Lehrstellen der Universität zu Salamanca. An Stelle der
¶
mehr
Ptolemäischen Planetentafeln, deren Abweichung von den Beobachtungen man schon seit längerer Zeit erkannt hatte, ließ er
neue herstellen, für welchen Zweck er 1248 über 50 der berühmtesten Astronomen nach Toledo
[* 42] berief. Diese Tafeln, noch jetzt
als Alfonsinische Tafeln bekannt, wurden 1252 vollendet. Die «Opusculos legales»
Alfons' wurden von der königl. Akademie (Madr. 1836) herausgegeben. -
Vgl. Busson, Die Doppelwahl des Jahres 1257 und
das röm. Königtum A.'X. von Castilien (Münst.
1866);
König von Neapel, geb. 1448, ältester Sohn Ferdinands I. (s. d.),
als Kronprinz im Krieg thatkräftig, aber äußerst gewaltthätig, legte beim AnmarschKarls VIII. von Frankreich
die kaum übernommene Regierung zu Gunsten seines Sohnes Ferdinands II. nieder und starb 19. Nov.
Graf von Poitou und Toulouse,
[* 43] Sohn Ludwigs VIII. von Frankreich, erbte von diesem die Grafschaft Poitou. Im Frieden
zu Paris 1229 wurde ihm Johanna, die Tochter des GrafenRaimund VII. von Toulouse, zur Gemahlin bestimmt.
Als Raimund 1249 ohne Sohn starb, fiel an Alfons das ganze Erbe seiner Gattin, so daß er den größten Teil von Languedoc und links
von der Rhône das Venaissin beherrschte, welches Gebiet er durch eine vortreffliche Verwaltung zu ordnen
sich bemühte. Er war 1249 der Kreuzfahrt seines BrudersLudwig IX. gefolgt und wurde 1250 mit ihm in Ägypten
[* 44] gefangen, bald
aber gegen ein Lösegeld freigegeben. Auch am Kreuzzug des Königs nach Tunis
[* 45] 1270 beteiligte er sich, erkrankte hier und starb
auf der Rückreise am in Savona; am nächsten Tage verschied seine Gattin, die ihn begleitet
hatte. Da sie keine Kinder hatten, fiel ihr Besitz an die franz. Krone. -
der Eroberer (el Conquistador), erster König von Portugal (1139-85), der Sohn Heinrichs
von Burgund, des Eroberers und ersten Grafen von Portugal, war bei dem Tode seines Vaters 1112 erst 2 J. alt, weshalb seine MutterTheresia vonCastilien die Regentschaft übernahm. 1128 zur Regierung gelangt, hatte er mit Castilien, dessen Oberhoheit er
nicht anerkannte, Kämpfe zu bestehen, schlug die Mauren bei Ourique und nannte sich nun König
von Portugal, indem er vom Papste die Anerkennung dieses Titels durch einen Zins erkaufte (1142). Auf den Cortes zu Lamego setzte
er 1143 die Thronfolgeordnung, die Rechte desAdels und den Gang
[* 46] der Rechtspflege fest.
Mit Hilfe zufällig vorüberfahrender Kreuzfahrer eroberte er das von Mauren besetzte Lissabon.
[* 47] Dann nahm er 1158 Alcacer-do-Sal, 1166 Evora, kämpfte auch siegreich 1171 bei Santarem, schlug daselbst 1184 den Almohaden
Jussuff ibn Jakub und dehnte seine Herrschaft bis an die Grenze von Algarve aus. Alfons rief die Tempelritter und Johanniter ins
Land, stiftete auch die Ritterorden von Avis und vom heil. Michael. Er starb zu Coimbra, seiner
gewöhnlichen Residenz, worauf sein Sohn Sancho I. die Regierung antrat.
König von Portugal (1650-67), aus dem Hause Braganca, geb. als zweiter Sohn
Johanns' IV., war anfangs zum
geistlichen Stande bestimmt, doch infolge des Todes seines ältern Bruders fiel ihm 1656 die Krone
zu, zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Luise de Guzman. Sie führte die Regentschaft auch noch einige Zeit nach
seiner Mündigkeit fort, da der kränkliche und ausschweifende König wenig Sinn für die Geschäfte zeigte.
Aber Gegner der von ihr begünstigten Jesuiten vermochten Alfons, seine Mutter vom Staatsruder zu entfernen Jetzt
erlangte der Minister Graf Castelho Melhor große Gewalt. Unter dem General von Schomberg wurden mit engl. und franz. Hilfsvölkern
siegreiche Kämpfe gegen Spanien geführt. Alfons vermählte sich 1666 mit Maria Franziska Elisabeth von Savoyen,
die sich aber bald mit den Jesuiten und dem unzufriedenen Bruder des Königs, Dom Pedro, zu seinem Sturze verband. Alfons mußte abdanken;
er wurde erst nach der InselTerceira, dann nach Cintra in Haft gebracht, wo er starb. Dom Pedro
bestieg den Thron.
[* 48]
Franz vonAssis, König von Spanien, geb. als der einzige Sohn der Königin Isabella II. aus
deren Ehe mit dem damaligen Infanten (nachmaligen Titularkönig) Franz vonAssis. der als präsumtiver Thronfolger den Titel
Prinz von Asturien führte, verließ nach dem durch die Septemberrevolution von 1868 erfolgten Sturze der
bourbonischen Dynastie mit seinen Eltern Spanien, erhielt dann bis zum Sommer 1874 auf der TheresianischenAkademie zu Wien
[* 49] seine
wissenschaftliche Ausbildung und bezog darauf die Militärschule zu Sandhurst in England. Da Isabella II. bereits zu
Gunsten ihres Sohnes auf den span. Thron verzichtet hatte, erklärte sich Alfons, als er großjährig
proklamiert worden war, in einem Manifest1. Dez. für den einzigen Repräsentanten des monarchischen Rechts in Spanien.
Nach der Abdankung des Königs Amadeus und nach dem gänzlichen Mißerfolg der republikanischen Regierung, die über den
karlistischen Aufstand nicht Herr wurde, waren die Verhältnisse für die Restauration der bourbonischen Dynastie günstig.
General Martinez Campos proklamierte 29. Dez. in Murviedro (Sagunt) Isabellas Sohn als König Alfons XII. von Spanien. Alfons landete in
Barcelona,
[* 50] hielt am 14. seinen Einzug in Madrid
[* 51] und ernannte Canovas del Castillo zum Präsidenten des
neuen Ministeriums.
Die neu gewählten Cortes beschlossen eine neue Verfassung. Im Kriege gegen die Karlisten übernahm im Febr. 1876 Alfons selbst
das Oberkommando, wurde aber bei Lacar geschlagen und kehrte bald nach Madrid zurück. Alfons vermählte sich mit
der Prinzessin Maria de las Mercedes, der dritten Tochter des Herzogs von Montpensier, des Schwagers Isabellas;
aber schon 26. Juni starb die Königin nach kurzer Krankheit. Ein Attentat des der Internationale angehörenden Böttchergesellen
Juan Oliva y Moncasi auf den König, mißlang. Am vermählte sich Alfons zum zweitenmal
mit der Erzherzogin Maria Christina (s. d.) von Österreich.
[* 52] Auf einer Spazierfahrt wurden 30. Dez. von dem
galicischen Arbeiter Gonzalez Otero auf das Königspaar zwei Schüsse abgefeuert, ohne jedoch zu treffen.
des in Straßburg
[* 55] garnisonierenden schleswig-holstein. Ulanenregiments Nr. 15 ernannt.
Als dann der König auf der Rückreise nach Spanien29. Sept. in Paris eintraf, wurde er von der Menge mit dem Rufe «Nieder mit
dem Ulanenkönig» empfangen und unter beleidigendem Geschrei nach der span. Botschaft begleitet. Der Präsident der Republik
Grévy machte dem König sofort einen Entschuldigungsbesuch und gab ihm zu Ehren ein Festbankett, an
welchem Alfons auch teilnahm. Aber das peinliche Aufsehen der Beschimpfung konnte dadurch nicht verringert werden. Alfons verließ 1. Okt.Paris
und wurde 2. Okt. von der Bevölkerung
[* 56] Madrids auf das glänzendste empfangen.
Als 1885 die Provinzen Granada
[* 57] und Malaga
[* 58] von der Cholera schwer heimgesucht wurden, reiste Alfons im Januar
selbst dahin, besuchte die Kranken und suchte überall zu helfen und zu trösten. Die Bevölkerung von Madrid bereitete ihm
bei seiner Rückkehr für diese mutvolle und großherzige That einen begeisterten Empfang. Bei dem Streit, der sich 1885 zwischen
Spanien und Deutschland wegen des Besitzes der Carolineninseln erhob, zeigte sich Alfons als ein verständiger Beurteiler und als
treuester Freund des DeutschenReichs, der, im Vertrauen auf die friedliebende Politik des Kaisers Wilhelm, dem allgemeinen
Kriegsgeschrei die Einsicht des Staatsmannes entgegenstellte. Alfons starb in dem Schloß
Pardo. Die Leiche wurde erst nach Madrid und von dort nach dem Escorial übergeführt, um daselbst in der Königsgruft beigesetzt
zu werden. Alfons hinterließ aus seiner zweiten Ehe zwei Töchter, die geborene Prinzessin Mercedes und die geborene
Prinzessin Maria Theresia. Die Königin-Witwe, die dem Gesetze gemäß die Regentschaft übernahm, wurde von
einem Sohne entbunden, der als König Alfons XIII. proklamiert wurde.
von Bourbon, Infant von Spanien, Bruder des Kronprätendenten «Karl VII.», Enkel des ehemaligen Kronprätendenten
DonCarlos (s. Carlos, Don Maria José Isidoro), geb. beteiligte sich an den Kämpfen
der Karlisten und lebt, nachdem die von ihm und seiner Gemahlin, Maria de las Nieves, bei der Besetzung von Cuenca begangenen
Blutthaten den Abscheu ganz Europas erweckt hatten, in der Zurückgezogenheit zu Graz.
[* 59]
(Alfonso de oro) oder Alphonsdor, span. Goldstück von 25 Pesetasoder Franken, nach gesetzlicher Ausprägung
= 20,25 M. Von der Deutschen Reichsbank wird die Feinheit des Alfonsino (statt wie gesetzlich zu 900) nur zu 897½ Tausendteilen
angenommen, so daß der Goldinhalt sich nur auf 20,19375 M. beläuft.
(angelsächs. Alfred), angelsächs. König
(871-901), jüngerer Sohn des Königs Ethelwulf, geb. 849 zu Wantage in Berk, folgte seinem ältern Bruder Ethelred auf dem
engl. Thron zu einer Zeit, als die Schöpfung seines Großvaters Egbert, die Einigung der angelsächs.
Reiche in Britannien unter Führung von Wessex, durch die Angriffe der Dänen vernichtet wurde. Nach kleinern
Kämpfen in den ersten Jahren seiner Regierung erlag Alfred 878 in seinem eigenen Stammreich Wessex einem umfassenden
dän. Einfall; er mußte fliehen und sich verbergen, sammelte aber
heimlich ein kleines Heer und eroberte noch in demselben
Jahre das Verlorene zurück, dazu den südwestl.
Teil des nördlich angrenzenden Mercia. Er begnügte sich, in diesem gesicherten Besitz dem Eroberer einen festen Damm entgegenzustellen,
ein Kernland für die künftige Wiedervereinigung der Angelsachsen zu schaffen. Nur im Verteidigungskrieg noch zu den Waffen
greifend, widmete er nun seine ganze Kraft dem Ausbau des Landes im Innern. Über Mercia setzte er ein Glied
[* 60] des frühern Herrscherhauses, Ethelstan, dem er seine Tochter zur Ehe gab; er sicherte die Grenzen,
[* 61] organisierte den Heeresdienst
und schuf eine Flotte zum Schutz der Küste, weshalb er als Vater der engl. Marine gilt. Er sichtete die alten Gesetze von
Kent, Wessex und Mercia und vereinigte sie mit neuen zu einer Sammlung, aus der das «common
law» erwuchs (Vgl. Turk, The legal code of the Great. Mit Einleitung. Lpz. 1889); durch
Kräftigung der Gerichtspflege und Trennung des Richteramtes vom Heerbefehl gab er ihnen neues Ansehen und stärkte so Königsgewalt
und staatliche Ordnung.
Ein Förderer religiösen Zinnes und geistiger Interessen, sorgte er für die Bildung seiner Unterthanen; er selbst übersetzte
und bearbeitete für sie theol. und geschichtliche Werke aus dem Lateinischen (das er noch im 36. Jahre lernte), wie des Gregorius
«Cura pastoralis» und der Boëthius«De consolatione philosophiae», die KirchengeschichteBedas und die Geschichte
des Orosius, der er Berichte über Reisen an der Nord- und Ostseeküste und eine Beschreibung der slaw. Länder hinzufügte (s.
Angelsächsische Litteratur).
Auch suchte er mit fremden Nationen fruchtbringende Verbindung zu schaffen; in seinem Auftrag fuhr der Normanne Ohther von Norwegen
[* 62] bis ins WeißeMeer, Wulfstan von Schleswig
[* 63] bis in den FinnischenMeerbusen. Alfred starb Ende Okt. 901. Er war
ein Monarch, der mit weitschauendem Blick die pünktliche Sorgfalt im einzelnen, mit rastlosem Thatendrang dre weise Beschränkung
auf das Erreichbare, mit dem praktischen Verstand des Verwalters die Anmuteiner für seine Zeit hohen Geistesbildung verband.
Sage und Dichtung haben ihn deshalb zu ihrem Helden erhoben und seine nur einen Teil Englands berührende
Wirksamkeit für das ganze Land in Anspruch genommen. Sein Beiname «der Große» geht nicht vor das 16. Jahrh. zurück. A.s Werke
gab Giles (mit Bosworth u. a.) heraus: «The whole works of
King Alfred» (2 Bde., Lond.
1858).
Hauptquelle sind die zeitgenössischen «Annales rerum gestarum Aelfredi»
von seinem Freunde Asser, Bischof von Sherham (hg. von Wise, Oxf. 1722, und in den «Monumenta
historica Britannica», Bd. 1, Lond.
1848). -
Vgl. Lappenberg, Geschichte von England, Bd. 1 (Hamb.
1834);
Stubbs, Constitutional history of England, Bd. 1 (Lond.
1874): Winkelmann, Geschichte der Angelsachsen bis zum Tode König A.s (Berl. 1883);
Pauli, König und seine
Stellung in der Geschichte Englands (ebd. 1851);
ferner: I. V. Weiß, Geschichte A.s d. Gr. (Schaffh. 1852); Hughes, the Great
(Lond. 1878).
durch einen Iren, O'Farrell, leicht verwundet wurde, von da nach Indien und Ostasien. Am vermählte er sich mit
der Großfürstin Marie von Rußland (geb. Tochter KaiserAlexanders II. Dieser Ehe entsprossen: Alfred (geb.
Sekondelieutenant im 1. Garderegiment zu Potsdam),
[* 67] Maria (geb. vermählt mit Ferdinand,
Prinzen von Rumänien),
[* 68] Victoria (geb. vermählt mit dem Großherzog Ernst Ludwig von Hessen),
[* 69] Alexandra
(geb. und Beatrice (geb. Als Neffe des kinderlosen Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha folgte
er diesem nach dessen Tode auf dem Thron. Alfred bekleidet in der russ. Marine den Rang eines
Chefs der zweiten Flottenequipage des SchwarzenMeers und im deutschen Heer den eines Generals der Infanterie. Die Stellung eines
brit. Großadmirals und Mitgliedes des engl. GeheimenRates legte er nach seiner Thronbesteigung nieder.
Name mehrerer angelsächs. Schriftsteller. Der bekannteste, Älfric mit dem
Beinamen Grammaticus, früher als Erzbischof von Canterbury betrachtet, wurde in der Münsterschule zu Winchester unter
Bischof Aethelwold erzogen, 1005 Abt des Klosters Ensham in der Grafschaft Oxford
[* 70] und starb zwischen 1015 und 1020. Ein äußerst
fleißiger Schriftsteller, wollte er das theol. Wissen seiner Berufsbrüder und die allgemeine Bildung der Laien heben. Von
seinen Werken und kleinen Abhandlungen sind zu erwähnen: «Homiliae catholicae» (2 Bde.,
hg. von Thorpe, Lond. 1844-46),
«Heiligenleben» (hg. von Skeat, Tl. 1-3, ebd. 1871-90),
eine lat. und angelsächs. glossierte Grammatik (hg. von Zupitza, Berl.
1880),
eine Übersetzung von Basilius' «Hexameron» und dessen Admonitio ad filium spiritualem" (hg. von Norman, Lond. 1848; 2. Aufl.,
ebd. 1849),
von Bedas«De Temporibus» (hg. von Wright in den Popular Treatises on Science", von Cockayne in «Leechdoms,
Wortcunning and Starcraft of Early England», und kleinere Traktate (teilweise veröffentlicht von Aßmann
in der «Bibliothek der Angelsäch. Prosa», Bd. 3,Cass. 1889). Ein «Glossary to AE's Homilies» von A. J. Wyatt und H.
Johnson ist 1890 erschienen. -
Vgl. Dietrich, Abt (in der «Zeitschrift für histor. Theologie», 1855-56).
Alessandro, Bildhauer und Baumeister, geb. 1602 zu Bologna, gest. ist neben
Bernini der berühmteste ital. Bildhauer des 17. Jahrh.
Er huldigte der malerischen Auffassung der Bildnerei, die den Barockstil kennzeichnet, doch verfällt er oft bei seinen Schöpfungen
in hohles Pathos und gespreizte Leidenschaftlichkeit. Der Hauptplatz seiner Thätigkeit war Rom, wo er
das herrliche Grabmal Leos XI. in der Peterskirche schuf und ebenda über dem Altar
[* 71] Leos I. das kolossale Marmorrelief: Leo
wehrt dem Attila, der Rom belagern will. Eine von Algardi gearbeitete Bildsäule des Schlafgottes in der Villa Borghese galt
eine
Zeit lang für antik. Als Baumeister baute er an den Villen Raffaels und GiulioRomanos, ferner die Villa
Belrespiro oder Pamfili auf dem Janiculus mit reicher plastischer Verzierung, von Kirchen namentlich die Ignatiuskirche in
strengem Barock.
(Algarovilla), eine seit ungefähr 1876 im deutschen Handel bekannte Drogue, die Hülsenfrucht eines im sandigen
trocknen Norden
[* 72] Chiles und auch in Columbia
[* 73] vorkommenden Strauches, Iuga MarthaeSpr. (nach andern Prosopis pallida und Balsamocarpum
brevifoliumPhil.) Die Algarobilla besteht aus kleinen, linsenförmigen, schwärzlichen Bohnen, die gewöhnlich mit
holzigen Hülsenresten vermengt und frisch in einen braunen Saft eingebettet sind. Die Samen
[* 74] bilden 12 Proz.
des gesamten Gewichtes der Hülsen.
Der Gehalt an Gerbstoff soll bis zu 70 Proz. betragen; auch ist etwas Ellagsäure vorhanden. Man
benutzt die Ware außer zur Tintenfabrikation zum Schwarzfärben und in der Gerberei; sie eignet sich
nicht nur für das alte Gerbverfahren, sondern auch zur Schnellgerbung. Da die Algarobilla außer der Gerbsäure auch
noch einen gelben Farbstoff enthält, welcher dem Leder eine nicht erwünschte Färbung erteilen kann, so benutzt man zum
Gerben am besten eine Mischung von 25 Proz. Algarobilla mit 75 Proz.
Eichenrinde oder andern Gerbmaterialien.
[* 75] Der Hauptbezugsort für Algarobilla ist Hamburg;
[* 76] man erhält sie in Säcken
von etwa 75 kg.
Francesco, Graf, ital. Schriftsteller, geb. zu Venedig,
[* 77] studierte ebenda, zu Rom undBologna neben
den klassischen Sprachen Physik und Anatomie und ging 20jährig nach Paris. 1737 veröffentlichte er die
in Rom ausgearbeitete Schrift «Newtonianismo per le dame» (deutsch Braunschw.
1745), die den Grund zu seinem Ruhme legte. Bis 1739 lebte er bald in Paris, bald in Cirey bei der Marquise du Châtelet, in
ihrer und Voltaires Gesellschaft. Das Studium der franz. Litteratur brachte ihn mit deren bedeutendsten
Vertretern in Berührung und übte großen Einfluß auf Ton und Stil seiner Arbeiten, wie besonders «Il Congresso di Citera»
zeigt.
Auf der Rückkehr von einer Reise nach Rußland lernte er 1739 zu Rheinsberg den nachmaligen Friedrich II. von Preußen
[* 78] kennen,
der ihn 1740 zu sich rief, zum Grafen und 1747 zum Kammerherrn ernannte. Auch schätzte ihn August III.
von Polen, der ihm den Titel eines Geheimrats gab. Algarotti lebte abwechselnd zu Berlin
[* 79] und Dresden,
[* 80] seit 1754 zu Venedig, nachher zu
Bologna und seit 1762 zu Pisa, wo er starb. Friedrich d. Gr. ließ ihm im Camposanto zu Pisa
ein Denkmal errichten. Algarotti besaß umfassende Kenntnisse; die Zeitgenossen gaben viel auf sein Kunsturteil, und
seine «Saggi sopra le belle arti» (deutsch von Raspe,Cass. 1760) beweisen seine Einsicht. Die beste Sammlung seiner Werke
erschien Venedig 1791-94 (17 Bde.). -
Vgl. Michelessi, Memorie intorno alla vita d'A. ed agli scritti
(Vened. 1770).
Lebensmerkur, eine durch Mischen von Antimontrichlorid mit vielem Wasser erhaltene Verbindung des Antimons
mit Chlor und Sauerstoff (Antimon-Oxychlorür).
Der abgesonderte
¶
mehr
Niederschlag ist das es erregt schon in geringer Gabe heftiges Erbrechen und ward früher zu ärztlichen Zwecken gebraucht.
Erfunden ist es von Algarotto (gest. 1604), einem ital. Arzte.
oder Algarbien, die kleinste und südlichste ProvinzPortugals, zwischen Alemtejo und dem Atlantischen Meere, von
der span. Provinz Huelva durch den untern Guadiana getrennt, hat 4849,95 qkm und (1890) 228 551 E., d.
i. 47 auf 1 qkm, und zerfällt in den schmalen, flachen, meist sandigen Küstenstrich Beiramar, das Hügelland oder Barrocal
und das eigentliche, schlechthin Serra genannte Gebirge. Letzteres nimmt mit seinen Verzweigungen drei Viertel der
Fläche ein und erhebt sich an dem Durchbruchsthal des Guadiana als westl. Fortsetzung der
span. Sierra Morena in mehrern Ketten, den Cumeadas, die etwa in der Mitte des ganzen Zugs, in dem 575 m hohen Knoten der Serra-do-Malhão,
sich vereinigen und terrassenförmig zur Sandküste wie zum Guadiana abfallen. Im W. des Malhão teilt
sich der Hauptzug in zwei westlich streichende Parallelketten, die allmählich auseinander weichen und einen weiten Raum
zwischen sich lassen, der durch die gewaltige Granitmasse der Serra-de-Monchique mit den Hauptgipfeln Foia (903 m) und Picota
(735 m) ausgefüllt ist.
Die nördl. Schieferkette reicht als Serra-da-Mezquita nach Alemtejo hinein. Die südl. Kette erstreckt
sich, terrassenförmig abfallend, als Serra-de-Espinhaco-de-Cão gegen SW. fast bis zum KapSankt
[* 82] Vincent, der südwestlichsten
Spitze Europas. Die Serra ist meist mit Cistusheiden und Weideplätzen, vornehmlich für Ziegenherden bedeckt; die Serra-de-Monchique
weist an ihren Abhängen prächtige Kastanienwälder auf. Nur in den Thälern findet Anbau statt, und
das Ganze ist sehr spärlich bewohnt.
Das vorliegende Hügelland reicht, ebenfalls terrassenförmig abfallend, bis nahe an die Küste und hat einen überaus fruchtbaren,
von Bächen und Küstenflüßchen durchbrochenen Boden. Der flache, von steilen Felsen oder Strandsümpfen eingefaßte, fast
durchweg angebaute Küstenstrich wird von einer arbeitsamen, aber rohen Bevölkerung bewohnt, die ihren
arab. Ursprung nicht verleugnen kann. Die Provinz hat sehr warmes Klima,
[* 83] dessen afrik. Hitze durch frische Seewinde gemildert
wird. Es gedeihen hier alle Früchte des Südens.
Die Hauptprodukte sind Feigen, Mandeln, Orangen und Johannisbrot, aber es wird auch viel Öl, Wein und Mais, dagegen Weizen unzureichend
gebaut. Im ganzen zeichnet sich Algarve durch landschaftliche Schönheit aus. Die Viehzucht
[* 84] beschränkt
sich auf Ziegen und Schweine,
[* 85] auch wird in der Serra Bienenzucht
[* 86] betrieben. Der Bergbau
[* 87] ist trotz zahlreicher Erzgänge unbedeutend.
Hier und im Hügellande giebt es auch viele, meist kalte Mineralquellen, deren Mehrzahl noch unbenutzt bleibt, nur Caldas-de-Monchique
mit seinen Schwefelthermen von 31 bis 34° C. ist ein besuchter Badeort.
Salz
[* 88] wird an den Küsten gewonnen. Nächst dem Landbau bilden Fischerei
[* 89] (Thunfische, Sardinen und Anchovis) und Schiffahrt, die
durch die Menge kleiner, aber sicherer Häfen begünstigt werden, den Hauptnahrungszweig der Bevölkerung. Die Industrie beschränkt
sich auf Flechtwerk von Esparto, Pita und Zwergpalmenblättern. Zur Ausfuhr kommen getrocknete Feigen,
Mandeln, Orangen, Seesalz, Fischereiprodukte. Der Algarbier gilt in Portugal für den besten Seemann. Für den Verkehr im Innern
und
mit Alemtejo ist schlecht gesorgt. Die Provinz Algarve bildet in administrativer Beziehung nur den einen BezirkFaro; die Hauptstadt
ist Faro (s. d.). Andere unbedeutende Küstenstädte sind: Sagres, Lagos, Albufeira, Tavira und Villa Real.
- Algarve reichte im Mittelalter an den span. Küsten bis nach Almeria und griff auf Afrika
[* 90] über. Seinen Namen erhielt es von den
Arabern, in deren Sprache es ein gegen Abend gelegenes Land bedeutet. Sancho I. eroberte 1189 die feste Hauptstadt Silves
der damaligen maur. Provinz und nahm darauf den Titel eines Königs von Algarve an. Alfons III. vereinigte 1251 das Land als ein
besonderes Königreich mit der KronePortugals. -
ein Teil der reinen Mathematik, ist die Lehre
[* 91] von den Gleichungen (s. Algebraische Gleichungen).
Früher wurde die Buchstabenrechnung (s. d.), welche die Anwendung der arithmet. Operationen auf allgemeine, durch Buchstaben
ausgedrückte Größen lehrt, auch mit zur Algebra gerechnet, wiewohl sie eigentlich nur ein Hilfsmittel derselben ist. Jetzt
braucht man das Wort Algebra gleichbedeutend mit algebraischer Analysis, d. i. Theorie der algebraischen Funktionen
(s. Analysis). Die Algebra besteht aus zwei Hauptteilen.
Bei denArabern bedeutete Al-gebr w'almokâbala, d. i. Ergänzung und Vergleichung, Transposition sowie Vereinigung und Kürzung
positiver und negativer Glieder
[* 92] von Gleichungen. Bei denItalienern des 16. Jahrh. heißt die Algebra ars minor
und ars major, erstere gewöhnlich Regola della cosa, indem man die unbekannte Größe, und zwar deren erste Potenz, Cosa,
d. i. Ding, nannte, woraus die bei den alten deutschen Algebraisten übliche Benennung: Regel
Coß oder die Coß, entstanden ist.
Das älteste Hauptwerk über Algebra ist von dem letzten der großen griech.
Mathematiker, Diophantus aus Alexandria, im 4. Jahrh. n. Chr. verfaßt; von
den ursprünglichen 13 Büchern seines in griech. Sprache abgefaßten und arithmet. Aufgaben enthaltenden Werkes sind nur sechs
und ein Teil des siebenten auf uns gekommen und u. a. von Fermat 1670 (deutsch
von J. O.L.Schulz, Berl. 1823) herausgegeben. Die Europäer lernten die Algebra durch die Araber kennen, besonders durch Mohammed
ibn Musa, dessen Werk von Rosen aus dem Arabischen ins Englische
[* 93] («The Algebra», Lond. 1831) übersetzt
worden ist.
Durch die Schrift«Liber Abaci» (1228) des ital. KaufmannsLeonardoFibonacci aus Pisa, der den Orient bereist
und dort sich Kenntnisse der Algebra erworben hatte, fand diese Wissenschaft zugleich mit der Kenntnis der arab.-ind.
Zahlenschreibung und Rechnung weitere Verbreitung in Europa. Erst 1494 erschien wieder ein Werk über Algebra, die «Summa de Arithmetica,
Geometria, Proportioni et Proportionalità» des Minoritenmönchs Luca Pacioli aus San Sepolcro in Toscana,
in dem die Auflösung¶