Brautliedes beschäftigt.
Winckelmann hat diese
Darstellung auf die
Hochzeit des
Peleus und der
Thetis, Biondi auf die des
Manlius
und der Julia gedeutet, andere denken an die Vermählung des
Paris
[* 2] mit der Helena oder an eine einfache Hochzeitsfeier ohne
mythische Unterlage. O.
Müller hält die der
Braut zuredende
[* 1]
Figur für
Aphrodite
[* 3] und die Dienerin für
Charis. Das Gemälde ist im
Stile der plastischen Reliefs gehalten und 1,20 m hoch, 2,60 m breit. -
C4H8O2 , eine organische
Verbindung, die zugleich
Alkohol und
Aldehyd ist und aus
gewöhnlichem
Aldehyd bei Anwesenheit von verdünnter Salzsäure nach einem eigentümlichen Polymerisationsvorgang entsteht,
den man Aldol-Kondensation genannt hat:
CH3.CHO + CH3.CHO = CH3.CH(OH).CH2.CHO
^[CH3.CHO + CH3.CHO = CH3CH(OH).CH2CHO]
Das Aldol ist eine farb- und geruchlose, in Wasser leicht lösliche Flüssigkeit, welche beim Destillieren unter Wasserverlust
in Krotonaldehyd übergeht.
Das gewöhnliche,
vom
Acetaldehyd abstammende Aldoxime hat die Konstitution CH3.CH:N.OH ^[CH3.CH:N.OH]. Die Aldoxime sind meist unzersetzt destillierende
Flüssigkeiten, die sich ebenso verhalten wie
Acetoxim (s. d.);
nur werden sie von Säurechloriden in Nitrile (s. d.) verwandelt.
naturwissenschaftliche
Abkürzung für Ulisse
Aldrovandi (s. d.). ^[= Ulisse, ital. Naturforscher, von seinen Zeitgenossen der Pontifex maximus der Naturgeschichte ...]
(spr. áhldritsch),ThomasBailey, nordamerik. Dichter, geb. zu Portsmouth
[* 5] (Neuhampshire), unterbrach
nach dem frühen
Tode seines
Vaters die
Studien und trat in ein Bankgeschäft, widmete sich aber, durch litterar. Erfolge ermutigt,
bald ganz der Schriftstellerei. Er gab nacheinander heraus: «New
York Evening Mirror»,
«Home Journal», «The Saturday
Press» und 1870-74 «Every Saturday», seit 1881 «The
Atlantic Monthly». 1854 veröffentlichte er «The
Bells», 1856 «The
Ballad of
BabieBell», die großen Beifall fand, 1861 «Pampinea».
Er sammelte seine Gedichte 1865, 1874 («Cloth of
Gold,
[* 6] and other poems»),
«The
Sister's tragedy, with other poems lyrical and dramatic» (1891)
und «Unguarded gates and other poems» (1894). Als Dichter zeichnet ihn
große Formgewandtheit und Feinheit der Empfindung aus. Sein
Humor kommt in seinen Erzählungen zur Geltung,
besonders in der Schulgeschichte «The story of a bad boy» (1870),
die wie «Prudence Palfrey» (1874) und «The
Queen of Sheba» (1877) verdeutscht wurde. Auch «The
course of true love» (1858),
«Out of his head» (1862),
Marjorie Daw" (1873),
«Prudence Palfrey» (1874) und «The
Stillwater tragedy» (1880; nachgeahmt von de l'Isle, «Le
[* 7] crime de
Stillwater», Par. 1883) gehören zu den viel gelesenen der
A.schen Novellen, von denen
Bentzon (s. d.) mehrere (z. B.
La reine de Saba", Par. 1879, mit
BiographieA.s) ins
Französische übersetzte. Beliebt ist
A.s launige Reiseschilderung «From
Ponkapog to
Pesth» (Bost. 1883). Seine
Schriften sammelte er in «Novels and poems» (6
Bde.; neue Ausg., Bost.
1885).
Ira (spr. eira áhldridsch), ein als Schauspieler bekannter
Mulatte, geb.
(oder 1810) zu
Bellair
bei
Baltimore.
[* 8] Zum Missionar bestimmt wie sein
Vater, kam er 1826 nach
Glasgow.
[* 9] Seit 1826
Diener von Edm.
Kean, faßte er
Neigung fürs
Theater
[* 10] und trat, doch ohne Erfolg, in
Baltimore auf. Dann debütierte er erfolgreich als
Othello im Royalty
Theatre
zu
London
[* 11] und fand viel Anklang in der
Provinz. In
Belfast erschien Aldridge als
Othello neben
Kean, der Jago gab; außerdem wurden
seine Hauptrollen Shylock, Zanga in Joungs «Revenge», Rolla
im Kotzebue-Sheridanschen «Pizarro», Muley Hassan in
Schillers «Fiesco» u. a., die seiner
Farbe entsprachen. 1852 ward er mit seiner engl. Gesellschaft auf dem Festlande mit großem
Beifall aufgenommen, nicht so in
London, wo er 1857 beim Covent-Garden-Theater eintrat. Er ging 1858 nach
Petersburg
[* 12] und
Moskau,
[* 13] bereiste nochmals
Deutschland,
[* 14]
Polen undUngarn,
[* 15] 1866
Frankreich. Auf einer
Reise nach
Rußland starb er zu
Lodz. Aldridge besaß, besonders im
Tragischen, große Gewandtheit, doch übertrieb er oft die Leidenschaft.
oder
Altringer, auch
Aldringen,
Johann,
Graf, kaiserl.
General im Dreißigjährigen
Kriege, geb. zu
Diedenhofen,
[* 16] besuchte die
UniversitätParis, trat 1606 als
«Doppelsöldner» in span. Dienste,
[* 17] ließ sich 1618 für
das kaiserl.
Heer werben und zeichnete sich durch Tapferkeit, aber auch durch Gewandtheit mit der Feder aus. 1622 wurde er
Oberst und 1624 als Hofkriegsrat und Generalkriegskommissar zu diplomat. Sendungen verwendet. Im April 1626 hielt er mit
Erfolg den
Dessauer Elbbrückenkopf gegen den
AngriffMansfelds und wurde 1627 zum
Freiherrn, 1628 zum
Grafen erhoben. Er erfreute
sich der besondern Gunst Wallensteins und wurde nach dem
Abschlusse des Friedens mit
Dänemark
[* 18] (1629) als Generalmajor unter
Collalto nach der
Lombardei gesendet, wo er an der Eroberung von Mantua
[* 19] teilnahm.
Die Plünderung der Schätze des
Herzogs von Mantua legte den
Grund zu seinem Vermögen. 1631 nach
Deutschland zurückgekehrt,
vereinigte er sich nach der
Schlacht bei
Breitenfeld
[* 20] mit
Tilly in Hessen,
[* 21] wurde zum
Generalfeldzeugmeister ernannt und 1632 in
den Reichsgrafenstand erhoben. Im April 1632 in der
Schlacht am
Lech schwer verwundet, befehligte er nach
TillysTode(30. April), unter Wallenstein, im kaiserl.
Heer vor
Nürnberg
[* 22] gegen Gustav
Adolf, besonders gegen dessen
Angriffe des Lagers 2. und Er
wurde zum Feldmarschall befördert und führte das dem Kurfürsten von
Bayern
[* 23] gestellte Wallensteinsche Hilfskorps, mit dem
er inFranken,
Bayern und
Schwaben gegen die
Schweden
[* 24] operierte, wobei er sich in den schwierigen Verhältnissen
zwischen Wallenstein und dem Kurfürsten mit großer Gewandtheit bewegte. Er ließ sich schließlich von der Hofpartei gegen
Wallenstein gewinnen, wußte jedoch dem
Befehl, diesen in
Pilsen
[* 25] gefangen zu nehmen, durch Zögern auszuweichen. Nach demTode
Wallensteins kämpfte er gegen die
Schweden an der Donau, und fiel bei der Verteidigung von Landshut
[* 26] Seine großen
Reichtümer erbte seine Schwester, die sich mit einem
Grafen Clary vermählte und deren Nachkommen den
Namen Clary und
Aldringen
(s. d.) führen. -
Monti, Pflanzengattung aus der Familie der Droseraceen (s. d.)
mit nur einer in
¶
mehr
Teichen des mittlern und südl. Europas (in Deutschland in Oberschlesien) und auch in Ostindien
[* 29] und Australien
[* 30] lebenden Art:
Aldrovanda vesiculosaL., ein kleines ausdauerndes, kahles, untergetauchtes Kraut mit fadenförmigem, wenig verzweigtem
Stengel
[* 31] und dicht quirlständigen, kleinen Blättern. Letztere besitzen einen länglich-keilförmigen, am Ende mit langen Wimpern
besetzten Stiel und eine muschelartig-zweiklappige, in der Mitte blasig aufgetriebene und am Rande wie
auf der Oberfläche mit Borsten besetzte Spreite, die sich auf Reiz wie die Schalen einer Muschel zusammenklappt und vollständig
schließt. Die kleinen weißen, einzeln in den Blattachseln stehenden Blüten sind in allen Kreisen 5zählig, und der einfächerige
Fruchtknoten entwickelt sich zu einer 5klappigen Kapsel. Das unscheinbare, im Juli und August blühende
Pflänzchen gehört zu den mittels ihrer reizbaren Blätter kleine Tiere fangenden und diese wohl auch verdauenden Pflanzen.
(S. Insektenfressende Pflanzen.)
Ulisse, ital. Naturforscher, von seinen Zeitgenossen der Pontifex maximus der Naturgeschichte genannt,
geb. zu Bologna, studierte erst Jurisprudenz, später Medizin, wurde 1549 als der Häresie verdächtig
nach Rom
[* 32] gebracht und dort bis zu dem bald darauf erfolgenden Tode des Papstes Paul III. eingekerkert. Später wurde er Professor
der Medizin zu Bologna und 1568 Direktor des von ihm gegründeten botan. Gartens. Er starb Seine
zahlreichen (in der BolognaerAusgabe 14 Folianten bildenden) Werke erlebten viele Auflagen. Sein Hauptwerk erschien zunächst
als «Ornithologia» (3 Bde.,
Bologna 1599-1603; zuletzt ebd. 1681); von Bedeutung ist auch seine «Dendrologia
naturalis» (ebd. 1668; 3. Aufl., Frankf. 1690). Nach ihm heißt eine Pflanzengattung Aldrovanda.
(spr. ehl), ein ursprünglich nur in England und Schottland gebräuchliches, gegenwärtig auch in Norddeutschland
häufig für den Export gebrautes, hellfarbiges, starkes Bier, das aus blassem Gerstenmalz gebraut und mit besonderer Sorgfalt
gehopft wird. Es zeichnet sich durch große Haltbarkeit aus, so daß es selbst nach Ostindien versandt wird
(India Pale Ale), und kommt in mancherlei verschieden benannten Sorten vor, wie Bitter-Ale, Mild-Ale, Pale-Ale, Scotch-Ale
u. s. w. Die StädteLondon, Oxford,
[* 33] Burton, Leeds,
[* 34] Birkenhead und Glasgow sind wegen ihrer Alebrauerei in Ruf.
jactaest (Jacta alea esto, d. i. der Würfel sei geworfen), angeblicher, von Suetonius («Caesar», 32) überlieferter
Ausspruch Cäsars bei dem Überschreiten des Grenzflusses Rubico (s. d.). Doch ist zu beachten, daß Cäsar diesen Ausspruch
nicht in lat. Form, sondern griechisch: «aberríphto
kýbos» («άνερρίφτω χύβος», es falle der Würfel)
gethan hat, wie Plutarch («Pompejus», Kap. 60) ausdrücklich hinzufügt. Die ursprüngliche Quelle
[* 35] für das Citat ist der griech.
Komödiendichter Menander. Ulrich von Hutten machte die Worte zu seinem Wahlspruche in der Form «Jacta
est alea».
Legat nach Deutschland, um dort für die Unterdrückung des Luthertums zu wirken. Zwar gelang es ihm nicht, die Berufung des
geächteten Luther nach Worms
[* 38] zu verhindern oder dessen Verurteilung zu erzielen; erst als
die meisten Fürsten und Stände bereits Worms verlassen hatten, erreichte er bei Karl V. die Verdammung Luthers in dem auf
den 8. Mai zurückdatierten Edikt, das aus A.s Feder stammen soll. Von Papst Clemens VII. 1524 zum Erzbischof von Brindisi und
Nuntius in Frankreich erhoben, wurde er als Begleiter Franz' I. in der Schlacht von Pavia gefangen genommen. 1531 wieder
als Legat nach Deutschland geschickt, suchte er vergeblich den NürnbergerReligionsfrieden (1532) zu hintertreiben. Von Papst
Paul III. 1536 zum Mitglied der Reformkommission unter Contarini (s. d.)
und 1538 zum Kardinal ernannt, ging er 1538 nochmals nach Deutschland, aber wieder ohne Erfolg. Er starb zu
Rom. Seine Schrift«De Concilio habendo» sollen die Päpste bei Abhaltung des Tridentinums vielfach zu Rate gezogen haben. Seine
Briefe und Berichte sind eine wichtige Geschichtsquelle. -
Vgl. Ballan, Monum. Ref.
Luth. I. (Regensb. 1885);
Kalkoff, Die Depeschen A.s vom Reichstag zu Worms (übers., Halle 1886);
Aleardo, eigentlich Gaetano, ital. Dichter und Patriot, geb. zu
Verona,
[* 40] studierte die Rechte zu Padua,
[* 41] wandte sich aber, als politisch verdächtig nicht angestellt, litterar.
Arbeiten zu. Nach VenedigsErhebung 1848 übernahm er mit Manin (s. d.) die Ausarbeitung eines Wahlgesetzes. Später wurde er
mit Tommaso Gar für die provisorische Regierung nach Paris geschickt, kehrte aber ohne Erfolg zurück und lebte nun in Florenz.
[* 42] 1852 wurde
er, ans Sterbebett seines alten Vormunds in Legnago eilend, von den Österreichern verhaftet und nach Mantua gebracht, 1859 abermals
in Josephstadt eingekerkert.
Durch den Frieden frei geworden, ging er nach Venedig, wurde Abgeordneter, 1864 Professor der Ästhetik an der Akademie der
schönen Künste von Florenz, später in den Unterrichtsrat und in den Senat berufen. Er starb in
Verona; sein Denkmal wurde ebenda 1883 enthüllt. Aleardi ist ein Dichter des Ernsten und Erhabenen; er liebt es an großartige
Erscheinungen der Natur und bedeutende Ereignisse der Geschichte seine Gedanken zu knüpfen. Die Liebe erscheint bei ihm in
edler Reinheit, nie überschreitet er die Grenze des streng Sittlichen. Besonders erfüllt seine Verse ein starkes Gefühl
der Freiheit und Vaterlandsliebe, das in der Zeit des Unabhängigkeitskampfes glühende Begeisterung erweckte. Die beste Ausgabe
der Gedichte ist «Canti di Aleardi» (Flor. 1862; 5. Aufl. 1878);
eine Auswahl deutsch von Kitt: «Aus den DichtungenA.s» (Bas. 1872). -
Diese Weine werden aus Muskatellertrauben gewonnen
und besitzen eine dunkelrote Farbe, süßen und aromatischen Geschmack.
Der Alkoholgehalt beträgt 11,5 bis 12,5 Proz., der
Extraktgehalt 2 bis 2,5 Proz. Es kommt auch Aleatico aus Süditalien
[* 46] mit 14 Proz.
Alkoholgehalt.
Allgemein rechnet man hierher Spiel
(s. d.) und Wette (s. d.).
Die Geschäfte sind so weit gültig und klagbar, als damit ein berechtigtes Lebensinteresse verfolgt
zu werden pflegt, soweit sie also, wie andere Geschäfte, dem menschlichen Verkehr dienen.
(spr. aless-),Gregor, rumän. Dichter, geb. 1812 zu Tirgovesti
in der Walachei, besuchte das Gymnasium St. Sava in Bukarest
[* 47] und trat hierauf in Militärdienste, verließ aber 1834 beim
Regierungsantritte Alexander Ghikas die Armee und übernahm die Leitung der 1835 von Campinianu, dem Führer der Oppositionspartei,
gegründeten Philharmonischen Gesellschaft. Schon um jene Zeit hatte sich Alecsandrescu durch Satiren und polit.
Fabeln Anerkennung in weiten Kreisen erworben, aber auch die Mißgunst der Machthaber.
Deshalb in ein Kloster verwiesen, schrieb Alecsandrescu sein «Jahr 1840», worin
er den Wünschen seiner Partei feurigen Ausdruck verlieh. Unter der Regierung Bibescos war er längere Zeit im Ministerium,
führte unter Cusa das Kultus- und Unterrichtsministerium und 1859 auf einige Monate das der Finanzen. 1860 wurde
er Mitglied der sog. Centralkommission, 1866 des Theaterausschusses und lebte zu Bukarest, wo er 1886 starb. Seine Werke,
von denen nur die Fabeln populär sind, erschienen als «Meditatii, elegi, epistole,
satire si fabule» (Bukarest 1847; 2. Aufl. 1863).
(spr. aless-),Basil, rumän. Dichter, geb. 1821 in der nördl.
Moldau, erhielt 1834-39 seine Ausbildung zu Paris. Heimgekehrt, schloß er sich Cogalniceanu (s. d.) an und wurde eifriger
Mitarbeiter an dem 1840 begründeten, 1842 unterdrückten Journal «Dacia literara».
Alecsandri durchwanderte hierauf die Moldau, um die Sagen und Lieder des Volks kennen zu lernen, und übernahm 1844 mit
Cogalniceanu und Negruzzi (s. d.) die Leitung des rumän.
und franz. Theaters in Jassy, für das er eine Reihe von einfach gestalteten Lustspielen aus dem Gesellschaftsleben schrieb:
«Jassy im Karneval», «Georg aus Sadagura», «Frau Kiritza in Jassy», «Frau
Kiritza auf dem Lande», «Die Bauernhochzeit» u. a.
Er beteiligte sich an der Bewegung von 1848, verließ aber mit Eintritt der Reaktion sein Vaterland und
wirkte zu Paris für Rumänien.
[* 48]
Wieder zurückgekehrt, war Alecsandri 1857 Mitglied des Diwans für die Verfassungsangelegenheit und von Okt. 1859 bis Mai 1860 Minister
des Auswärtigen. Nach des Fürsten Cusa Sturz (1866) zog er sich vom polit. Leben zurück und trat erst 1879 in
die Erste Kammer, wo er als leidenschaftlicher Antisemit gegen die Judenemancipation protestierte.
Seit 1885 Gesandter in
Paris, starb er auf seinem moldauischen Landgute Mircesti. Für die «Convorbiri
literare», das mit von ihm begründete Orqan der litterar.
schrieb Alecsandri die schönen Gedichte «Pasteluri» (d. i. Pastellbilder),
das kleine
Epos «Dumbrava rosie» (1872) und das Lustspiel «Ciocoi». Besonders wichtig für die rumän.
Litteratur ist seine Sammlung der Volkslieder («Poesii populare a le Românilor», Par. 1853 und Bukarest 1867; deutsch von Kotzebue
als «Rumän. Volkspoesie», Berl. 1857;
zum Teil bei Rudow, «Rumän. Volkslieder», 2. Aufl., Lpz. 1888). Von A.s Gedichten («Les Doines», Par. 1853; 2. Aufl.
1885; «Doine si Lacrimioare», Bukarest 1863; 3. Sammlung, 1880) sind viele populär geworden, namentlich die zündenden «Kriegslieder»
im Russisch-Türkischen Kriege von 1877 bis 1878; Meister ist er in der Ballade.
Seine 1878 in Montpellier
[* 49] preisgekrönte «Ode auf den lat.
Stamm» machte ihn durch ganz Rumänien berühmt. Zum Dramatiker fehlt Alecsandri die markige Gestaltungskraft, doch war die Tragödie«Despot Voda» (Fürst Despot) durch ihre schönen Worte 1880 auf der Bühne erfolgreich, mehr noch das Lustspiel aus Horaz' Leben
«Fontana Blandusiei» (Bukarest 1884; deutsch von E. von Herz, Wien
[* 50] 1885) und «Ovid» (Bukarest 1885; deutsch
von Stern, Hermannst. 1886). Seine ältern Arbeiten für das Theater sammelte Alecsandri 1875 (4 Bde.). Einen Teil seiner Gedichte übersetzte
er selbst ins Französische («Ballades et chants populaires de la Roumanie», Par. 1855). Viele seiner Gedichte sind
verdeutscht in CarmenSylvas «Rumän. Dichtungen» (3. Aufl., Bonn
[* 51] 1889). Von A.s Prosa (1876 gesammelt) sind
«Die Geschichte eines Dukatens» und die Denkrede auf Negruzzi, sowie rumän.
Sittenbilder zu nennen. Eine Sammlung von A.s Werken erschien 1873-76 in 8 Bänden.
1) Kreis
[* 52] im russ. Gouvernement Tula, hat 1983,3 qkm mit 83 115 E. - 2) Kreisstadt des Kreises Aleksin, rechts an der Oka, zu beiden
Seiten des Flüßchens Mordowka, 59 km im NW. von Tula, an der Privatbahn Wjasma-Rjashk, hat (1888) 5713 E.,
Post und Telegraph;
[* 53]
Talgschmelzereien, Lederfabriken, Holzflößerei und Handel mit Eisen
[* 54] nach den Tulaer Gewehrfabriken.
Landwirtschaft, Anbau von Sonnenblumen, aus deren Samen
[* 55] Öl geschlagen wird.
Aleksjejewka ist der Hauptsitz der Güter des Grafen Scheremetjew, die 18 verschiedene Flecken und Meiereien mit 77000 E. umfassen.
(grch.), eine Wahrsagerei durch den Hahn,
[* 57] der Art, daß auf jeden der 24 Buchstaben des Alphabets, die
in den Sand geschrieben werden, ein Körnchen Getreide
[* 58] gelegt wird und als Antwort auf die an die Zukunft
gerichtete Frage die Zusammenstellung der Buchstaben dient, von denen der Hahn das Körnchen weggepickt hat. KaiserValens,
der
¶
mehr
erfuhr, daß auf die Frage nach seinem Nachfolger der Hahn die Buchstaben ΘΕΟΔ auswählte, ließ viele, deren Namen mit
Theod begann, töten; sein Nachfolger wurde Theodosius d. Gr. Lucian verspottete die in «Oneiros
ē alektryōn».
Mateo, span. Romanschriftsteller, geb. vor 1550 zu
Sevilla,
[* 60] war um 1568 Beamter des königl. Schatzes und geriet infolge einer
Unterschleifsanklage in einen Prozeß, der ihm Gefangenschaft und Amtsentsetzung brachte. Nach andern trat er, der Unabhängigkeit
halber, zurück und machte dann größere Reisen, so 1608 nach Mexiko,
[* 61] wo er nach 1609 starb. Außer einer Poet. «Vida de SanAntonio de Padua» (Sevilla 1606) und der «Ortografia de la
lengua castellana» (Mexiko 1606) verfaßte den satir.
Noman «Vida y hechos del picaro Guzman de Alfarache». Der erste Teil dieser «Atalya de la vida humana» (d. i. Warte des Menschenlebens)
erlebte sogleich (1599) drei Auflagen (Madrid,
[* 62] Saragossa
[* 63] und Barcelona)
[* 64] und ward bis 1605 in und außerhalb
Spaniens über 20mal in mehr als 5000 Exemplaren gedruckt, und schon 1600 ins Französische (von G. Chappuis), 1612 ins Italienische, 1615 ins
Deutsche,
[* 65] 1622 ins Englische,
[* 66] 1623 ins Lateinische (von G. Ens) übersetzt. Ein unechter zweiter Teil von Mateo Luxan de Sayavedra
(d. i. AdvokatJuan Marti in Valencia)
[* 67] erschien Madrid 1603, der echte Valencia 1605. Der Roman wurde bald
nachgeahmt, z. B. im «Libro de entrentenimento
de la picara Justina» (Medina 1605) von Ubeda (d. i. dem DominikanerAndreas Perez aus Leon). Die als Sittengemälde wie stilistisch
meisterhafte Schöpfung A.s ist mit dem Vorbild der Gattung, dem «Lazarillo de Tormes» Mendozas (s. d.),
obwohl außer den Zwischengeschichten auch die moralisierenden Ergüsse oft
überlang sind, so daß sie Lesage in seiner franz. «gereinigten»
Bearbeitung (Par. 1732) wegließ; auf dieser fußt Gleichs Verdeutschung (4 Bde., Magdeb.
1828). Die älteste deutsche Bearbeitung des Urtextes, mehr einen zugestutzten Auszug, lieferte ÄgidiusAlbertinus (s. d.): «Der Landstörtzer: Gusman von Alfarche» (2 Tle., Münch. 1615, wozu die Ausgabe von 1632 einen 3. Teil von
M. Freudenhold fügte),
neuere erschienen 1782 (3 Tle., Leipzig)
[* 68] und 1801 in den «Komischen Romanen der Spanier» von Fischer
(Bd. 2, ebd.) als «Geständnisse
eines Weltkindes». Einfluß übte der Roman auf Grimmelshausen. Den besten span. Neudruck (mit dem unechten
Teil 2) bietet Band
[* 69] 3 von Aribaus «Biblioteca de autores españoles» (Madr.
1846).
Mundart, s. Deutsche Sprache^[= Die D. S. gehört der german. Sprachfamilie an (s. Germanische Sprachen), ist also eine Schwesterspr ...] und Deutsche Mundarten.
(spr. alangbähr),Jean le Rond d', franz. Mathematiker und Philosoph, eins der Häupter
der sog. Encyklopädisten, geb. zu Paris, war ein natürliches Kind der schönen und geistreichen Frau von Tencin
und des Ingenieuroffiziers Destouches, eines Bruders des Lustspieldichters Philippe Néricault Destouches. Das Kind, von den
Eltern ausgesetzt, schien so schwach, daß es der Polizeikommissar, der es aufhob, nicht in das Findelhaus
schickte, sondern der Sorgfalt einer armen Glaserfrau übergab.
Vier Jahre alt, kam in eine Erziehungsanstalt, in der er bis zu seinem zwölften Jahr verblieb. Dann in das Collège Mazarin
aufgenommen, zeigte er große Anlagen zur Mathematik. Zuerst studierte er Rechtswissenschaft, dann Medizin, und
zog durch zwei
mathem.-physik. Arbeiten die Aufmerksamkeit auf sich. Die von ihm der Akademie der Wissenschaften 1739 und 1740 überreichten
beiden Abhandlungen über die Bewegung fester Körper in einer Flüssigkeit und über die Integralrechnung
[* 70] erschienen dieser
so bedeutend, daß sie 1741 Alembert zum Mitgliede erwählte. Hierauf schrieb er den «Traité de dynamique» (beste Ausg. Par.
1758) und den «Traité de l'équilibre et du mouvement des fluides» (ebd. 1744 und 1770). Durch seine «Réflexions sur la cause
génerale des vents» (ebd. 1744 und 1747) gewann er den von der Akademie in Berlin
[* 71] ausgesetzten Preis und deren Mitgliedschaft.
Alembert nahm auch teil an den Untersuchungen, die Newtons
[* 72] Entdeckungen über die Bewegung der Himmelskörper
vervollständigten.
ferner über den
Widerstand flüssiger Körper u. s. w., die sich in seinen «Opuscules
mathematiques» (8 Bde., Par.
1762-80) gesammelt finden. Mit gleicher Liebe umfaßte Alembert die philos. Wissenschaften. Mit Diderot und
andern Geistesgenossen unternahm er die Herausgabe der «Encyclopédie».
Er selbst verfaßte dafür den mathem. Teil und die Einleitung, eine auf der Erkenntnislehre Bacons und Lockes gebaute Systematik
der Wissenschaft, die stets ein Muster wissenschaftlicher Darstellung bleiben wird. Alembert ward durch die Beteiligung an der «Encyclopédie»,
dem Sammelplatz der gesamten freigeistigen Oppositionslitteratur, in mannigfache Händel und Verfolgungen
verwickelt, die ihn mit den Jahren immer vorsichtiger, oft sogar doppelzüngig machten.
von ihm als dem ständigen Sekretär
[* 75] der Akademie verfaßt,
leiden sehr bedenklich unter solchen Zugeständnissen. Trotzdem folgte er weder den Einladungen Friedrichs II., sich in Berlin
niederzulassen, noch den Anerbietungen der Kaiserin Katharina II. von Rußland, die ihm die Erziehung ihres Sohnes antrug. Alembert war
einer der liebenswürdigsten Menschen. Seine Liebe zu Mademoiselle L'Espinasse (s. d.) war in einer sittenlosen Zeit eine durchaus
reine. Länger als 40 Jahre lebte er höchst einfach bei seiner Pflegemutter, und er verließ die Wohnung
derselben nur, als seine Gesundheit ihn dazu nötigte. Er starb Condorcet hat ihm in seinem «Éloge de d'A.» (Par.
1784) ein schönes Denkmal gesetzt. Eine vollständige Sammlung seiner mathem. Werke ist nicht erschienen. Dagegen sind seine
vermischten Schriften zusammengestellt in den «Œvres philosophiques, historiques
et littéraires», die Bastien (18 Bde., Par.
1805) herausgab. Vollständiger als diese ist die auch den Briefwechsel A.s mit Voltaire und Friedrich d. Gr. enthaltende Ausgabe
von Didot (5 Bde., Par. 1821) sowie
die von Condorcet ( Alembert,. Sa vie, ses œvres, sa philosophie (ebd. 1852). Einige kleinere Schriften veröffentlichte Zuerst Charles
Henry: »Œvres et correspondances inedites de d'A." (Par. 1887). -
Vgl. Bertrand, Le grands écrivains français (Par. 1889).
¶
(das arab. Alem ist die Übersetzung des türk. Sandschak, d.i. Fahne), gewöhnlich Sandschaktar, Fahnenträger,
Titel der mit dem Tragen des im Serail von Konstantinopel
[* 77] aufbewahrten heiligen Banners Mohammeds beauftragten
Beamten.
Die Alemdar bilden ein Korps von 40 Personen, unter denen dieser Ehrendienst abwechselt.
oder Alentejo (spr. alengtehschu, d.h. jenseit des Tejo), die größte, aber ärmste und mindestbevölkerte
ProvinzPortugals, grenzt östlich an Spanien,
[* 78] nördlich an Beira, westlich an Estremadura und an das Atlantische Meer und südlich
an Algarve, hat 24 390,12 qkm und (1890) 393 054 E., d. i. 16 auf 1 qkm. An den Ostgrenzen des Landes erheben
sich eine Menge niedriger, durch Gruppierung, schroffe Felswände und zahlreiche Ruinen malerische Bergzüge. Westlich gehen
die Berghänge in breite Ebenen (Campos) über, die vor ihrer Verflachung zur sandigen Küste noch einmal
durch einzelne Felskämme unterbrochen werden.
Auf der südl. Grenze steigt das Algarvische Gebirge zu etwa 650 m Höhe an. Die Provinz wird bewässert im O. durch den Guadiana,
durch den Tejo nur eine kurze Strecke im N., und im SW. durch den Sado oder Sadâo. Im S. und W. ist das Klima
heiß und trocken; hier sind weite baumlose Ebenen mit Cistusheiden bedeckt, wie zwischen Mertola und Beja, von Sumpfstrecken
unterbrochen und mit spärlichem Anbau bekleidet. Im NO. dagegen sind die Thäler äußerst fruchtbar und die Berge mit schönen
Holzungen versehen.
Nächst Weizen und Gerste
[* 79] werden Mais und Hülsenfrüchte gebaut; Wein gedeiht fast überall. Die Schafzucht
ist sehr bedeutend, nächstdem die Schweine- und Ziegenzucht. Handel und Industrie liegen danieder. Trotz des bedeutenden Erzreichtums
wird auch der Bergbau
[* 80] vernachlässigt, und die vorzüglichen Marmorarten, die sich z. B. bei Sega und
Estremoz finden, werden nur sehr wenig verwendet. Der nördlichste Teil der Provinz wird von der Ostbahn
durchschnitten, welche Lissabon
[* 81] mit Badajoz verbindet; in das südl. Innere von Alemtejo führt die Südbahn über Evora und Beja nach
Serpa und Casevel. Doch fehlt diesen Bahnen die Unterstützung durch ein gutes Landstraßennetz. Die Provinz umfaßt die drei
Distrikte: Evora (7088 qkm, 118 428 E.), Portalegre (6431 qkm, 113 727 E.) und Beja (10 871 qkm, 160 899 E.)
und hat 306 Kirchspiele, darunter nur drei Ciudades, nämlich die Hauptstädte Evora, Portalegre und Beja, und 105 Flecken
(Villas), zu denen auch die Festungen Estremoz, Elvas, Campo-Mayor, Mertola u. a. gehören.
José Martiniano de, der bedeutendste und fruchtbarste brasil.
Romanschriftsteller, geb. zu Fortaleza (Provinz Ceará), wurde 1851 Advokat zu Rio
[* 82] de Janeiro, wo er starb.
Auch als konservativer Politiker war er thätig und 1867-68 Justizminister. Seine gesamten Werke, «Alfarrabios
e chronicas coloniaes» (32 Bde.),
behandeln Stoffe aus der brasil. Geschichte und die Sitten in Stadt und
Land, besonders auf indian. Überlieferungen gestützt. Er ist der F. Cooper Brasiliens. Die besten Romane sind «O Guarany»
(Rio 1857; ins Englische, Deutsche, Italienische übersetzt) und «Iracema», eine legendarische Erzählung,
ferner «O Gaucho», «Guerra dos
mascates» und «AsMinas de prata». Von
seinen Bühnenstücken hatte Erfolg die Sittenkomödie «O
Demonio familiar» (1858). -
Vgl. Sempronio, Estudios criticos sobre o Gaucho e a Iracema (2. Ausg., Pernamb. 1872).
1) Arrondissement im franz. Depart. Orne (s. d.),
hat 1032,49 qkm, (1891) 61 590 E., 92 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone: Alençon-Est und Alençon-Ouest
(251,58 qkm und 17 108 und 13 149 E.), Carrouges (282,87 qkm, 11 192 E.), Courtomer (146,43 qkm, 5329 E.), Le Mêle-sur-Sarthe
(151,91 qkm, 6366 E.), Sées (199,70 qkm, 8446 E.). - 2) Hauptstadt des franz. Depart.
Orne und des Arrondissements in der Normandie, an der Linie Le Mans-Villiers-sur-Mer der Franz.
Westbahn und der Nebenbahn de l'Orne (Alençon-Condé, 67 km), am Zusammenfluß der Sarthe und Briante, in fruchtbarer, von Waldungen
umgrenzter Ebene, mit Häusern aus Granit, die der gut gebauten Stadt einen düstern Anblick verleihen, hat (1891) 14 525,
als Gemeinde 18 319 E., in Garnison das 29. Dragonerregiment. Bemerkenswerte Gebäude sind: die KathedraleNotre-Dame (1553-1617 in got. Stil erbaut) mit schönem Portal und vorzüglichen Glasmalereien, das Rathaus (1783 an der Stelle
des alten Schlosses der Herzöge von von dem noch zwei, jetzt zu Gefängnissen dienende Türme wohl erhalten sind, erbaut),
der neue Justizpalast, beide an dem schönen Hauptplatze, von dem eine herrliche Promenade ausläuft,
die Präfektur, die Getreidehalle, das Theater u. s. w. Ferner besitzt Alençon ein Lyceum, ein Museum und eine Bibliothek (15000
Bände); lebhafte Industrie in Leinwand, feinen Wollzeugen, Stickereiwaren, Strohhüten, Posamentierwaren, künstlichen Blumen,
Handschuhen, chem. Produkten. Die sonst so bedeutende, von Colbert eingeführte Fabrikation
der Alençonspitzen (s. d.) beschäftigt nebst der Musselinstickerei noch immer
an 2000 Personen, die gewöhnlich in der Spitzenschule der Stadt vorgebildet werden. Sehr gesunken ist auch die Schleiferei
der sog. Alenconer Diamanten (diamants d'Acençon, Quarzkrystalle, die man in der Umgegend findet.
Ende Januar wird alljährlich ein großer Pferdemarkt abgehalten. - Während des Deutsch-FranzösischenKrieges wurde die Stadt nach heftigem Kampfe vom Großherzog von Mecklenburg
[* 83] eingenommen.
Die alten Herzöge von waren ein Zweig der königl. Valois und stammten von Karl II. von Valois, der 1322 von seinem Vater mit
der Grafschaft Alençon belehnt wurde und 1346 in der Schlacht bei Crécy fiel. Zu seinen Gunsten war 1328 die
Grafschaft Alençon zur Pairie erhoben worden; doch erst 1414 wurde das Pairieherzogtum für des Stammvaters Enkel
Johann III. (geb. 1385) errichtet, der 1415 in der Schlacht bei Azincourt seinen Tod fand. Sein Sohn und Nachfolger Johann IV.,
geb. 1409, verlor 1417 das Herzogtum an den König von England. Er zeichnete
sich in den Kriegen gegen die Engländer aus und erhielt nach ihrer Vertreibung sein Herzogtum zurück. Zweimal wegen Verschwörungen
zu Gunsten Englands gegen Karl VII. und Ludwig XI. zum Tode verurteilt, aber begnadigt, starb er 1476. Auch René, Johanns IV.
Sohn, erregte den Argwohn Ludwigs XI., der ihn 1481 drei Monate lang zu Chinon in einen eisernen Käfig einsperren ließ. Erst
nach Ludwigs XI. Tode erhielt er durch Karl VIII. Freiheit, Titel und Güter zurück und starb Renés Sohn, HerzogKarl
IV., geb. 1489 zu Alençon, war mit Margarete
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von Valois, der Schwester des Königs Franz I., vermählt. In der Schlacht bei Pavia führte er den linken Flügel. Im entscheidenden
Augenblicke floh er mit seinen Truppen und verschuldete so das Unglück des Tages und die Gefangennahme Königs Franz I. Er
starb zu Lyon,
[* 85] und mit ihm erlosch das alte Haus Alençon. Seine Gemahlin Margarete blieb im Besitze
des Herzogtums bis zu ihrem Tode 1549. Von 1559 bis 1566 war Katharina von Medici Herzogin von Alençon. Dann gab Karl IX. Alençon 1570 seinem
jüngern BruderFranz, spätern Herzog von Anjou, nach dessen Tode 1584 es wiederum mit der Krone vereinigt
wurde. Heinrich IV. überließ das Herzogtum 1605 als Pfand an den Herzog von Württemberg,
[* 86] der es 1608 seinem Sohne vererbte,
von dem es 1612 Maria von Medici für die Krone wieder zurückkaufte. Seitdem wurde der Titel mehrfach an Prinzen des königl.
Hauses verliehen. Jetzt führt ihn der zweite Sohn des Herzogs von Nemours, Ferdinand,Philipp (geb.
-
Vgl. Letellier, Études géologiques et paléontologiques sur les deux cantons d'A. (Caen 1889).
(nach der Stadt Aleppo genannt), ein geköperter Stoff von ⅔ m Breite
[* 88] und 60-110 m Länge,
dessen Kette aus Seide
[* 89] und dessen Einschlag aus feinem, weichem Kammgarn besteht.
Ursprünglich kam Alepine nur in schwarzer, später
aber in jeder beliebigen Farbe vor.
Der Name Alepine ist jetzt nur wenig gebräuchlich, er hat andern Phantasienamen
Platz gemacht.
(Boutond'Alep), eine in Syrien, Persien
[* 92] und Ägypten,
[* 93] namentlich aber in Aleppo heimische Hautkrankheit, welche
sich bei Eingeborenen schon in der frühesten Kindheit zwischen dem ersten und siebenten Jahre entwickelt,
doch auch bisweilen erwachsene Eingewanderte befällt. Vorzugsweise im Gesicht,
[* 94] seltener an den Extremitäten kommen zuerst
ein oder mehrere Knoten zum Vorschein, welche in 4-5 Monaten zu umfangreichen, lebhaft schmerzenden Geschwülsten anwachsen,
weiterhin vereitern und sich mit einer dicken Kruste bedecken. Da der Vereiterungsprozeß 5-6 Monate dauert,
so bedarf die Krankheit bis zu ihrer völligen Ausbildung im ganzen ein Jahr, weshalb sie von den Arabern Habbet es-Seneh (Geschwulst
von einem Jahre) genannt wird.
Die Ursachen der Krankheit sind völlig unbekannt; einige Ärzte (Hebra, Nigler) halten sie nur für eine besondere Art von Karbunkel,
andere lassen sie durch eigenartige Mikroben entstehen. Ansteckend ist das Leiden
[* 95] nicht; ebensowenig ist
es tödlich; allein es kann das Gesicht in einer fürchterlichen Weise entstellen. Zur Heilung zerstört man die Anschwellungen
und Geschwüre durch Ätzungen mit konzentrierter Salpetersäure, auch mittels des Glüheisens. Es giebt einige der Aleppobeule verwandte
Krankheitsformen,
z. B. die Biskarabeule (Zibanbeule, Saharageschwür, Frina oder Chabb der Araber), die
Amboinabeule (Pocken von Amboina), der sibir. Karbunkel (Jaswa) und endlich bei den Pusztenbewohnern in Ungarn der Pokolvar.
Paul, Jesuit und Schulmann, geb. zu St. Veit im Luxemburgischen, trat in den Jesuitenorden, lehrte einige
Zeit in Köln
[* 96] Philosophie, Theologie und Humaniora, ward 1701 Professor der Theologie an der Universität zu Trier,
[* 97] 1703 Regens
am Kölner
[* 98] Gymnasium und 1713 Regens der Gymnasien zu Aachen,
[* 99] Münster,
[* 100] Trier und Jülich. Er starb zu Düren.
[* 101] Großes
Interesse wandte den dramat. Aufführungen des Gymnasiums zu, für die
er ein Theater einrichtete und einige lat. und deutsche Tragödien schrieb. Am bekanntesten unter seinen Schriften theol., philos.,
sprachlichen und poet. Inhalts ist der «Gradus ad Parnassum» (zuerst Köln 1702; neu bearbeitet
u. a. vonKoch, 8. Aufl., 2 Tle., ebd. 1879).
(frz., spr. alerióng), s.
Adler^[= # als Symbol. Der A. spielt in der Mythologie der indogerman. Völker einerseits als König der ...]
[* 105] (Symbol).
(frz.; vom ital. all'erta, d. h.
auf der Hut,
[* 106] auf dem Posten), aufmerksam, munter. - Als franz. Kommandowort entspricht «Alerte!»
dem deutschen «Achtung!»
ehemals Dnjeprowsk, Hauptstadt des Kreises Dnjeprowsk (s. d.)
im südruss.
Gouvernement Taurien, an der Mündung des Flüßchens Konka in den Dnjepr, 5 km südöstlich von Cherson, im 10. Jahrh.
von den Genuesen unter dem Namen Elice gegründet, hat (1886) 9149 E., Post, Gemüsebau, Fischerei
[* 107] und drei Jahrmärkte.
Besonders berühmt sind die dortigen Wassermelonen (jährlicher Verkauf für 100000 Rubel).
In der Nähe
von Aleschki befinden sich die weitläufigen ehemaligen Besitzungen des Herzogs von Anhalt,
[* 108] darunter das Dorf Anhalt-Cöthen.
zur Römerzeit Hauptstadt der Mandubier, einer Völkerschaft des kelt. Galliens, im heutigen Burgund, war ein
sehr fester Platz auf einem hohen Berge, dessen Fuß zwei Flüsse
[* 109] bespülten. Unter ihren Mauern fanden 52 v. Chr.
die letzten Kämpfe der Gallier unter Führung des Vercingetorix um ihre Unabhängigkeit mit den Römern statt. Nach langer
Belagerung fiel die Stadt, in der sich Vercingetorix eingeschlossen hatte, in die Gewalt der Römer
[* 110] und ging in Flammen auf.
Während der röm. Kaiserzeit blühte Alesia wieder auf, ward jedoch 864 von
den Normannen zerstört. Spuren von Brunnen,
[* 111] Wasserleitungen u. dgl. bezeichnen die Stelle der Stadt bei dem heutigen Flecken
und Wallfahrtsort Alise am Flüßchen Ozerain und am Fuß des Mont-Aurois im Depart. Côte-d'Or. Napoleon III. ließ auf dem
Gipfel des Mont-Aurois 1865 eine Kolossalstatue des Vercingetorix errichten mit der aus Cäsars Kommentaren
entlehnten Inschrift: «La Gaule unie, formant une seule nation, animée d'un même esprit, peut défier l'univers.» - Vgl.
Desjardins,
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