nach dem Mauren Aben-Razin benannt, der um 1014 die Herrschaft über das Gebiet des obern Guadalaviar erlangte, liegt terrassenförmig
links vom Guadalaviar auf einem Hügel, 39 km östlich vom Gebirgsknoten von Albarracin, hat (1887) 1953 E.,
Tuch-, Strumpfweberei und Viehzucht.
[* 2]
El Nudo de der Gebirgsknoten oder die
Sierra von Albarracin, heißt der
Teil
des Iberischen Gebirgssystems an der Grenze der
ProvinzenTeruel, Cuenca und
Valencia,
[* 3] dem
Tejo, Guadalaviar,
Cabriel und
Jucar
entspringen. Es ist ein quellenreiches, rauhes Kalkgebirge, welches in der
Muela de San Juan 1610 m Höhe erreicht und nach
allen
Richtungen zwischen die genannten
Flüsse
[* 4] seineAusläufer sendet.
(richtiger
al-Battâni), im
Abendland bekannt unter dem
NamenAlbategnius (Albategnus, Albateny, eigentlich
Mohammed ibn Dschâbir), arab. Astronom und Mathematiker, stammte aus
Harran in
Mesopotamien, Sitz des harranischen Sabismus
(s.
Mandäer), zu dem er sich selbst bekannte. Nach der Angabe anderer wurde er in
Battân (Batne) um 854 geboren und
starb 929 auf der Rückreise von
Bagdad nach
Rakka, seinem Wohnort, im Schlosse Dschaß. Er ist der Verfasser astron.
Tabellen, die sich auf die von ihm 882-900 gemachten
Beobachtungen gründen und nicht nur im mohammed.
Orient, sondern auch
im christl. Europa
[* 5] als sehr vorzüglich galten. Die Prolegomena dazu wurden
später von P. Tiburtinus ins
Lateinische übersetzt und u. d. T. «Scientia
stellarum» (Nürnb. 1537;
Bologna 1615) allgemein verbreitet. Von seinen
Beobachtungen sind namentlich die Neubestimmung der
Präcession
[* 6] und der Elemente der
Sonnenbahn anzuführen; auch hat er große Verdienste um die Ausbildung der
Trigonometrie.
[* 7] -
Vgl. Chwolson, Die Ssabier und der Ssabismus, Bd. 1 (Petersb.
1850).
oder Meerschaf (DiomedaexulansL., s.
Tafel: Schwimmvögel
[* 8] II,
[* 1]
Fig. 1), ein Langflügler aus der Familie der
Sturmvögel oder Röhrennasen, ist charakterisiert durch seitliche, an der Schnabelwurzel gelegene Nasenlöcher und vollkommenen
Mangel der Hinterzehe. Die Albatros gehören zu den größten der bekannten Seevögel, sind
plump gebaut, stiegen aber sehr geschickt. Sie kommen daher oft mehrere hundert
Stunden entfernt vom
Lande vor, schwimmen schnell,
nähren sich nur von Seetieren, die sie, ohne zu tauchen, an der Oberfläche haschen. Sie finden sich in den südl.
Meeren, im
Stillen Ocean aber auch bis Kamtschatka hinauf.
Der gemeine Albatros, auch Kapschaf (Mouton du
Cap,
Cape-sheep) genannt, ist sehr häufig in den
Meeren um
Kap Hoorn und das
Kap der
Guten Hoffnung, und daher seit alten
Zeiten bekannt. Er verfolgt schwimmend segelnde Schiffe
[* 9] und wird dann mit
Angeln gefangen.
Der
Vogel hat thraniges, ungenießbares Fleisch, weißes Gefieder, schwarze, spitze, ungemein lange Flügel,
rote Füße, gelben Schnabel, baut ein rohes
Nest auf wüsten Klippen
[* 10] und legt nur ein einziges weißes, wohlschmeckendes
Ei,
[* 11] das Männchen und Weibchen abwechselnd bebrüten.
(lat., alba vestis in der Kirchensprache), das unterste Amtsgewand
des celebrierenden Priesters der alten, der heutigen kath. und der anglikan.
Kirche. Es besteht aus weißer Leinwand und hängt
faltig bis auf die Füße. Darüber werden
die
Stola, die
Casula und
Dalmatica (s. d.) getragen. Zum Ornate der deutschen
Kaiser
gehörte ebenfalls die Albe. Auch die weißen Gewänder der Neugetauften, die sie acht
Tage tragen mußten,
hießen in der ältern christl.
Kirche Albe. Sie wurden am
Sonntage nach
Ostern angelegt; daher hieß dieser
Dominica in albis
(WeißerSonntag), die
KatechumenenAlbati.
Die Albedo hängt von der Beschaffenheit des
betreffenden Körpers ab;
sie beträgt für schönes weißes Schreibpapier 0,70 (d. h., es wirft 70 Hundertstel der auffallenden
Lichtstrahlen zurück), frischgefallenen Schnee
[* 14] 0,78, weißen Sandstein 0,24. -
Vgl. Zöllner, Grundzüge einer allgemeinen
Photometrie des Himmels (Berl. 1861).
Emil Heinr. Ludw.
von, preuß.
General, geb. zu Liebenow in der
Mark, trat 1841 als Freiwilliger in das 2. Kürassierregiment, ward 1843 zum
Lieutenant befördert, machte als Ordonnanzoffizier 1848 den Feldzug gegen
Dänemark
[* 15] mit, nahm an den
Gefechten bei
Schleswig,
[* 16] Tüppel und vor Friedericia teil und wurde 1858 Rittmeister. Als solcher wurde er 1862 in die
Abteilung
für die persönlichen Angelegenheiten des Kriegsministeriums (das heutige Militärkabinett) kommandiert und blieb in diesem
Wirkungskreise bis zu seiner Ernennung zum kommandierenden
General. Im Gefolge des
Generaladjutanten von Manteuffel nahm Albedyll 1864 am
Gefecht von Missunde teil. 1866 zum
Oberstlieutenant und Flügeladjutanten ernannt, wohnte er dem Feldzug
dieses Jahres und, 1868 Oberst geworden, denen von 1870 und 1871 im
Großen Hauptquartier bei. 1871 zum
Chef des Militärkabinetts
ernannt, leitete er als solcher 17 Jahre die persönlichen und dienstlichen Verhältnisse der Offiziere der preuß.
Armee. Albedyll wurde 1873 Generalmajor und
Generalà la suite des Königs, 1876
Generaladjutant des
Kaisers, 1886
General
der
Kavallerie und 1888 kommandierender
General des 7.
Armeekorps. Gelegentlich der Feier des 50jährigen Dienstjubiläums (1891)
erhielt den
SchwarzenAdlerorden. Im Juni 1893 nahm er seinen
Abschied.
(spr. ällbemarl), früher
Aumerle, ein der Stadt
Aumale in der
Normandie entlehnter engl.
Herzogs- und Grafentitel. Erster
Herzog von Albemarle wurde 1397 Eduard Plantagenet,
Graf von Rutland, dem aber diese Würde 1399 wegen
seiner Anhänglichkeit an Richard II. entzogen wurde. Erst 1660 ward der
Titel eines
Herzogs von Albemarle zu Gunsten des
Generals
Monk (s. d.) erneuert, mit dessen Sohn
Christoph er schon 1688 erlosch.
Arnold Joost
vanKeppel, aus einer adligen Familie in Geldern, geb. 1669, wurde von Wilhelm III., bei dem er in
hoher Gunst stand, 1696 zum
Grafen von Albemarle ernannt. Nach dem
Tode Wilhelms trat er in holländ. Dienste
[* 17] zurück und befehligte
dieTruppen der Generalstaaten im
Spanischen Erbfolgekriege, erlitt aber bei
Denain eine
Niederlage.
Er starb
Kriegsdienste und wohnte der Schlacht von Waterloo
[* 20] bei. Seit 1827 Major, unternahm er zum Teil im Interesse seiner Regierung
große Reisen in Europa und Asien,
[* 21] die er in «A journey across the Balcan» (Lond.
1830) und «Narrative of a journey from India to England» (2 Bde., ebd. 1834) beschrieb. Nachdem
er einige Zeit als Privatsekretär Lord John Russels gewirkt hatte, wurde er Parlamentsmitglied für Norfolk, dann bis 1850 für
Lymington. Am folgte er seinem Bruder als Graf von und wurde 1854 Oberst, 1858 Generalmajor, 1874 General der brit.
Armee. Er starb in London.
[* 22] Er gab heraus «Memoirs of the Marquis of Rockingham and his contemporaries»
(2 Bde., Lond. 1852) und «Fifty
years of my life» (2 Bde., 1876; 3. Aufl. 1877).
ein von O. gegen W. 90 km langer, 9-22 km breiter Meeresarm an der Küste des nordamerik. Staates Nordcarolina,
in den der Roanoke und der Chowan münden. Dieser Sund und der südlichere, noch tiefer in das Land eindringende
Pamlicosund (140 km lang, 15-30 km breit), in den der Pamlico und der Neuse sich ergießen, stehen unter sich in schiffbarer
Verbindung, werden aber durch eine lange, von N. gegen S. hinziehende Kette schmaler, wüster Sandinseln
vom offenen Meere abgeschnitten.
Von den zahlreichen Zwischenkanälen (Inlets) giebt nur der in den Pamlicosund führende Ocracoke-Inlet eine für Seeschiffe
fahrbare Einfahrt ab. Von diesen Inseln erstrecken sich Untiefen weithin in das Meer hinaus, die die Schiffahrt daselbst äußerst
gefährden. Die äußerste Spitze dieser Inselregion ist das Kap Hatteras, der gefürchtetste Punkt an der
ganzen atlantischen Küste der Vereinigten Staaten,
[* 23] der durch die zahlreichen jährlichen Schiffbrüche eine traurige Berühmtheit
erlangt hat.
Das Wasser des Albemarlesund ist fast süß, hat aber Ebbe und Flut und beherbergt große Mengen von Fischen, namentlich Shadfische.
Zu beiden Seiten desselben, im N. und S., dehnen sich über weite Flächen die für diese Küste charakteristischen
Swamps (auf mehr als 12000 qkm geschätzt) aus, d. h. Moräste, die in vieler Hinsicht
den Torfmooren gleichen. Gegen N. bis zur Grenze von Virginien reicht 60-65 km weit der Dismal-Swamp (s. d.),
und im Süden des Albemarlesund zieht sich bis zum Pamlicosund der Alligator-Swamp hin, von dem ein Teil entwässert
worden ist und Reis und Korn trägt. Noch südlicher liegen die ähnlichen Catfish-, Green-, Gum- und andere Swamps und in ihnen
eine Menge kleiner Seen.
Dorf im Kreis
[* 24] Neurode des preuß. Reg.-Bez. Breslau,
[* 25] in der GrafschaftGlatz,
[* 26] unweit der
Heuscheuer, Besitzung des Grafen Magnis auf Eckersdorf, hat (1890) 1691 kath. E., Postagentur, Telegraph,
[* 27] schöne kath. Pfarrkirche
mit Marienbild, Kalvarienberg und 89 Betstationen. Seit 1218 Wallfahrtsort, dessen Besuch von 1570 bis 1623 durch die Schwenkfeldianer
(s. d.) unterbrochen war, kam Albendorf 1678 durch Saschsasius von Osterberg,
dem 1867 hier ein Denkmal errichtet ist, wieder in Aufnahme und wird jährlich von 150 bis 180000 Wallfahrern
aus Schlesien,
[* 28] Böhmen
[* 29] und Mähren besucht.
(Albium Ingaunum), Hauptstadt des Kreises Albenga (57 506 E.) in der ital.
Provinz Genua
[* 30] und Bischofssitz, 1,5 km vom Meere, am Cenia und an der EisenbahnlinieGenua-Ventimiglia des Mittelmeernetzes in
gutbebauter Ebene, hat (1881) 3199, als Gemeinde 4727 E., mittelalterliche Mauern mit Türmen, guten Hafen, zehn Kirchen, ein
Gymnasium und ein bischöfl.
Seminar.
Eine Brücke
[* 31] von zehn Bogen
[* 32] (Ponte-Lungo) stammt aus der spätern röm. Kaiserzeit.
Thijm (spr. teim), Josephus Albertus, niederländ. Schriftsteller und Kunstkritiker,
geb. zu Amsterdam,
[* 33] anfänglich im Geschäft seines Vaters thätig, wurde später Chef einer Verlagsfirma, 1876 Professor
der Ästhetik an der Kunstakademie zu Amsterdam und starb daselbst Seine ersten litterar. Versuche waren Aufsätze
über Ästhetik in der «Kunstkronijk», Gedichte («Drie
Gedichten», Utr. 1844) und eine romantische Erzählung «De klok van Delft» (ebd. 1846). Von A.s sonstigen
Gedichten und Novellen verdienen hervorgehoben zu werden «Palet en Harp»
(Amsterd. 1849),
«Geertruida vanOosten» (ebd. 1853) und «Magdalenavan Vaernewijk» (ebd. 1854); die Erzählungen, deren beste
die geschichtlichen sind, erschienen als «Verspreide verhalen in proza»
(3 Bde., ebd. 1879-83). In der von ihm geleiteten
Zeitschrift «De Dietsche Warande» (seit 1855) suchte er Teilnahme für mittelalterliche Kunst und Litteratur zu verbreiten,
auch in Schriften, wie «De heilige linie» (1858). Für seine Glaubensgenossen gab er «Volksalmanak
voor Nederlandsche Katholieken» (seit 1852) heraus. Die Geschichte der niederländ.
Litteratur hat Alberdingk durch viele treffliche Aufsätze bereichert, besonders durch «De la littérature néerlandaise
à ses différentes époques» (1854) und «Portretten van Joost van den Vondel» (Amsterd. 1876). Er gab auch 1850-52 eine treffliche
Auswahl niederländ. Gedichte von 1150 bis 1655 und 1888 Vondels Werke heraus; Biographie von van der Duys (Amsterd.
1889).
Capacelli (spr. kapatsch-,Francesco, Marchese, ital. Lustspieldichter, geb. zu
Bologna, war 1753 Gonfaloniere von Bologna, lebte bis 1766 auf seinem Landsitze Zola und schrieb für sein dortiges Theater
[* 34] Lustspiele,
bei deren Aufführung er die Hauptrolle hatte. Später wohnte er in Verona
[* 35] und Venedig
[* 36] unter zerrütteten
Familienverhältnissen, doch beglückt durch die Verbindung mit Voltaire, Goldoni u. a. und starb in Zola. In seinen
Dramen (12 Bde., Vened. 1783-85),
«Lettere capricciose», in Verbindung mit Abbé, Zacchiroli hg. (ebd. 1780),
und Novellen ist er nur Nachahmer. Sein Ideal war
Voltaire, daneben Goldoni; die Märchenkomödie «Sofa» pflanzte die Art C. Gozzis (s. d.) fort. -
Vgl. Masi,
La vita, i tempi, gli amici di Albergati (Bologna 1878).
Eugenio, ital. Geschichtschreiber, geb. zu
Padua,
[* 37] studierte in Bologna und Padua die Rechte und Geschichte, trat ins Heer, nahm 1830 den Abschied und
siedelte 1836 nach Florenz
[* 38] über. Hier veröffentlichte er «Guerre d' Italia del Principe Eugenio di Savoia» (Flor. 1830; 2. Aufl.,
Tur. 1840),
die apologetische «Vita di Caterina de' Medici» (1838),
«Relazioni degli ambasciatori veneti nel secolo XVI» (1839
fg.),
eine mit Zusätzen versehene Übersetzung von Leos «Geschichte der ital.
Staaten» und eine Gesamtausgabe der «Opere edite et inedite di Galileo», die auf den Index gesetzt ward,
nachdem er im SinneGiobertis 1847 die Flugschrift «Del papato e dell' Italia» veröffentlicht hatte. Im Frühjahr 1848 kämpfte
er als Oberstlieutenant unter General Durando gegen Österreich
[* 39] und ging darauf als Generalsekretär im Kriegsministerium
nach Rom.
[* 40] Nach dem Tode¶
mehr
P. Rossis (s. d.) kehrte er nach Florenz zurück. Infolge der Ereignisse von 1859 erklärte er sich in der Broschüre «In foedere
unitas» für einen Staatenbund, trat später aber zur päpstlich-reaktionären Opposition. Er starb Ende Juni 1878 in Vichy.
Seine Bekehrung zum unbedingten Glauben an die kirchlichen und mittelalterlich-socialen Dogmen zeigt «Il
problema dell' umano destino (Flor. 1872; 2. Aufl., Vened.
1873). Viele AbhandlungenA.s stehen im »Archivo storico italiano" sowie in dem 1843 von ihm gegründeten «Annuario
storico universale».
oder Elberich, graubärtiger Zwerg der deutschen Heldensage, der in der spätern Sage zum Konige der Zwerge
oder Elfen wurde. Ursprünglich «im Dienste der Könige Nibelung und Schilbung, schirmte er deren Reich
und Gold,
[* 42] als Siegfried diese getötet hatte. Dabei bediente er sich der unsichtbar machenden Tarnkappe, die ihm zugleich die
Kraft
[* 43] von 12 Männern gab. Alberich wurde von Siegfried besiegt, mußte ihm die Tarnkappe und den Nibelungenhort übergeben und
wurde Siegfrieds Manne. Nach anderer Sage wird von Dietrich von Bern
[* 44] besiegt und dessen Gefolgsmann. Auch gilt
er als trefflicher Waffenschmied.
ein lombard. Edelmann, erlangte durch Berengar I. von Friaul, auf dessen Seite er gegen Guido von Spoleto
stand, die Markgrafschaft Camerino sowie durch seine Heirat mit Marozia (s. d.)
die Herrschaft über Rom unter dem Titel Patricius, später auch noch das Herzogtum Spoleto und vereinigte sich 916 mit Papst
Johann X. zur Vertreibung der Sarazenen, die ihre Raubzüge bis zu den ThorenRoms ausdehnten. Von demselben Papste aus Rom verbannt,
wurde er um 925 in Orta ermordet.
Alberich II., seit 932 ebenfalls Patricius und Senator von Rom, Sohn des vorigen und der Marozia. Eine Beleidigung,
die sein Stiefvater, König Hugo von Italien,
[* 45] ihm zufügte, veranlaßte einen Aufstand der Römer
[* 46] und Hugos Vertreibung, worauf
Alberich seine Mutter und seinen Bruder, Papst Johann XI., gefangen setzte und, vom Volke zum Fürsten und Senator
aller Römer ernannt, die oberste weltliche Gewalt in Rom in die Hand
[* 47] nahm. Hugo mußte ihn 946 in dieser Stellung anerkennen.
Die fünf Päpste seiner Zeit waren nur ohnmächtige Werkzeuge
[* 48] in seiner Hand. Er stellte in Anschluß an Abt Odo von Cluny
die Zucht in den KlösternRoms wieder her, verweigerte Otto I. die Aufnahme in der Stadt und starb 954. Sein
Sohn Oktavian wurde im Herbste 955 als Johann XII. (s. d.) zum Papst erwählt.
im gewöhnlichen Leben soviel wie Dummheit, kindisches Benehmen.
In der Einteilung der Geisteskrankheiten
bezeichnet Albernheit (fatuitas) die Form des Blödsinns (s.d.), bei der nicht alle geistigen Thätigkeiten gleichmäßig
fehlen, sondern einige sich noch, wenn auch auf unangemessene und unverständige Weise, im Sprechen und Handeln äußern.
Namentlich
die Zusammenhangslosigkeit im Thun und Treiben der Albernen bringt die in die Nähe der Narrheit (s. d.) oder Verwirrtheit.
Giulio, Kardinal und span. Staatsminister, geb. zu
Fiorenzuola unweit Piacenza als der Sohn eines Winzers, war Kirchendiener der Kathedrale zu Piacenza, bis es ihm die Gunst Varnis,
des Vicelegaten von Ravenna ermöglichte, in den geistlichen Stand zu treten. Später (1706) folgte er dem Herzoge von Vendôme,
der das franz. Heer
in Italien befehligte, nach Frankreich und 1724 als Sekretär
[* 50] nach Spanien
[* 51] an den Hof
[* 52] Philipps V. Hier lernte Alberoni die einflußreiche Fürstin Orsini kennen, die den klugen und gewandten Mann für ihre Pläne zu
benutzen hoffte.
Durch ihren Einfluß wurde er Geschäftsträger des Herzogs von Parma
[* 53] und vermittelte in dieser Stellung
die zweite Ehe Philipps V. mit Elisabeth Farnese, der Erbin von Parma. Durch diese gelangte er nun zur höchsten Würde im
Reiche, schon 1714 leitete er die Geschäfte; nach wenigen Jahren verlieh ihm der Papst den Kardinalshut.
[* 54] Seine rührige und
aufgeklärte Verwaltung rief in Spanien neues Leben wach, aber seine ans Abenteuerliche streifende äußere
Politik, die alle Kabinette Europas in Bewegung brachte, zog dem Staate neue Opfer und Wirren zu. Sein Ehrgeiz und der seines
Königs sowie besonders seiner Herrin war, die europ. Macht des durch den Utrechter Frieden gebrochenen Spanien wiederherzustellen.
Vor allem hoffte Alberoni, die ital. Provinzen von Österreich wiederzugewinnen, da dieser Staat durch die türk.
Angriffe seit Dez. 1714 vollauf beschäftigt schien. Seine Feindseligkeiten richteten sich aber auch gegen England und
Holland, ja auch gegen Frankreich, wo mit der Regentschaft Philipps von Orleans ein den Ideen Ludwigs XIV. völlig entgegengesetztes
System zur Herrschaft gekommen war. In enge Verbindung trat Alberoni mit dem Grafen Görtz, der damals Schwedens
Politik leitete.
Dann aber erfolgte der Rückschlag. Die schwed. Schiffe, die Karl XII. nach England hatten bringen sollen,
waren schon vor Stralsund
[* 59] vernichtet, der König selbst ward vor Frederikshall erschossen, der schott.
Aufstand mißglückte, die span. Flotte ward von dem engl. AdmiralByng am sicil. Vorgebirge Passero fast vernichtet.
Österreich machte sich durch den Frieden mit der Türkei
[* 60] zu Passarowitz die Hand in Italien
frei, während ein franz. Heer Anfang 1719 in Spanien selbst einrückte.
Nun willigte endlich Philipp V. in die von den Verbündeten als erste Friedensbedingung verlangte Entfernung A.s. Am mußte
dieser das Land verlassen. Das päpstl. Gebiet wurde ihm von Clemens XI. verboten. Nachdem er sich ein
Jahr lang in den Apenninen verborgen aufgehalten, auch eine glänzende Rechtfertigung seiner Politik geschrieben, nahm er nach
dem Tode Clemens' XI. (1721) seinen Sitz im Konklave ein und beteiligte sich an der Wahl Innocenz' XIII., der ihm seine Gunst
zuwendete. Unter Benedikt XIII. (1724) fiel Alberoni aufs neue in Ungnade und zog sich von Rom auf sein Gut Castel-Romano
zurück. Clemens XII. ernannte ihn dagegen 1734 zum Legaten von Ravenna. Zuletzt lebte er in Piacenza, wo er starb.
Seine «Lettres intimes au comte J. Rocca» gab Bourgeois heraus (Par. 1893). -
Vgl. Rousset, Hist. du cardinal
Alberoni (Haag
[* 61] 1719);
Division in der Nordostprovinz der brit. Kapkolonie, am Oranjefluß, mit der Hauptstadt Burghersdorp (1794 E.), 1848 gegründet,
hat 6889 qkm und (1891) 16 671 E., darunter 8203 Weiße, die bedeutende Schafzucht treiben.
Hauptstadt des Kantons Albert (176,39 qkm, 26 Gemeinden, 16 107 E.) im ArrondissementPéronne
des franz. Depart. Somme, am Ancre, der daselbst einen 10 m hohen Fall bildet, und an der Linie Amiens-Arras-Calais der Nordbahn
und der Lokalbahn Albert-Ham (76 km), hat (1891) 5941, als Gemeinde 6169 E., Hüttenwerke, Lohgerbereien, Leinwand- und Kattunfabriken,
in der Nähe Torfmoore und Tropfsteinhöhlen, und gehörte in alter Zeit zur AbteiSaint
[* 63] Riquier (s. d.).
Albert wurde wiederholt, und zwar 1451 und 1760 durch Brand, 1553 durch die Burgunder, 1637 durch die Spanier zerstört.
FranzAugustKarl Emanuel, Herzog zu Sachsen,
[* 64] Prinz-Gemahl von Großbritannien,
[* 65] wurde als zweiter Sohn des Herzogs Ernst
I. von Sachsen-Coburg auf Schloß Rosenau bei Coburg
[* 66] geboren. Er lernte bei einem Besuch in
England 1836 die Prinzessin Victoria
[* 67] kennen, studierte sodann 1837 in Bonn
[* 68] und unternahm eine Reise nach Italien. Im Juni 1838 wohnte
er der Krönung Victorias bei, erschien im Oktober 1839 von neuem in London und vermählte sich
nachdem er schon 24. Jan. in Großbritannien naturalisiert worden war, mit der Königin.
Die öffentliche StellungA.s war anfangs eine unerfreuliche, da er als Ausländer mit starkem und absichtlich genährtem Mißtrauen
zu kämpfen hatte. Dafür genoß er das Glück im häuslichen Leben, er wurde der erste und vertrauteste
Berater seiner Gattin. Allmählich gelang es ihm, jenes öffentliche Mißtrauen zu überwinden; mit Eifer widmete er
sich gemeinnützigen und wohlthätigen Schöpfungen, wie den Armenschulen, den Besserungsanstalten für jugendliche Verbrecher,
ferner den nationalen Kunstbestrebungen und vor allem auch auf seiner Musterfarm in Windsor der Hebung
[* 69] von Ackerbau
und Viehzucht (vgl. G. F. von Schmidt, Die Meiereien des Prinzen Albert, Münch. 1865). Er wurde 1847 zum Kanzler der Universität
in Cambridge erwählt und leitete später die Vorbereitungen zur Weltausstellung von 1851. Eine große Zahl äußerer Würden,
Ehrenämter und Patronate wurde ihm übertragen; erhielt er von seiner Gattin den Titel eines
«Prince Consort» (Prinz-Gemahl). Aus A.sEhe mit der Königin entsprossen neun Kinder. Er war mit den Vorbereitungen zu einer
zweiten großen Ausstellung beschäftigt, als er Nov. 1861 zu Windsor erkrankte und 14. Dez. starb. Sein Tod wurde wie ein nationales
Unglück empfunden; die Königin wie das Volk suchten durch Denkmäler, Mausoleen u. a. Erinnerungszeichen
sein Andenken zu verewigen. In London steht das prunkvolle Albert Memorial (beschrieben von J. Dasforne, Lond. 1877) und die
großartige AlbertHall.
[* 70] Seine Reden wurden gesammelt u. d. T. «Addresses
delivered on different public occasions by H. R. H. Prince Albert» (Lond. 1857). Außerdem
erschienen auf Befehl der Königin «The principal speeches and addresses of H. R. H. the
Prince Consort» (Lond. 1862; deutsch von Frese,Brem. 1863), denen einige von ihr selbst diktierte Notizen über A.s Charakter
und Wirken beigefügt sind. - Sein Leben beschrieben Walford (Lond. 1861), Wilson (ebd. 1862),
Johnson (ebd. 1862), Craven, Le
[* 71] Prince
de Saxe-Cobourg (Par. 1883), am besten
SirTheodore Martin (The life of H. R. H. the Prince Consort, 5 Bde.,
Lond. 1875-80; deutsch von E. Lehmann, 5 Bde., Gotha
[* 72] 1876-81), dessen Werk auf urkundlichen
Quellen beruht.
Von Interesse sind auch das unter Leitung der Königin Victoria herausgegebene Werk von Grey, The early
years of H. R. H. the Prince Consort (Lond. 1867: 4. Aufl. 1869; deutsch
von Frese u.d. T.: Die Jugendjahre des Prinzen Albert, Gotha 1868) und die von Helps heransgegebenen Leaves from the Journal of
our life in the Highlands from 1848-61 (Lond. 1868; deutsch u.d. T.: Blätter aus dem Tagebuche der Königin
Victoria u. s. w., Braunschw. 1868), sowie Aus dem polit.
Briefwechsel des DeutschenKaisers mit dem Prinz-Gemahl von England 1854-61 (Gotha 1881); ferner Rimmer, The early homes of
Prince Albert (1883; reich illustriert), und Miß Kenyon, the Good; Scenes in the life of the Prince Consort
(Lond. 1890).
Eduard, Prinz von Wales, ältester Sohn der Königin Victoria von England, geb. im
Buckinghampalast zu London. Zuerst durch Privatlehrer unter Oberleitung seines Vaters, des Prinzen Albert, erzogen, studierte
er in Edinburgh, Oxford
[* 73] und Cambridge, bereiste 1860 Nordamerika
[* 74] und 1861-62 den Orient. 1863 trat er als
Herzog von Cornwall ins Oberhaus. 1875-76 besuchte er Ostindien,
[* 75] war 1878 Vorsitzender der engl. Kommission für die PariserAusstellung. 1883 erhielt
er, zum Chef der Blücher-Husaren ernannt, den Rang eines preuß. Generalfeldmarschalls.
Peinliches Aufsehen erregte 1891 seine Verwicklung in einen Prozeß, nach dessen Ausgang der ihm befreundete
Oberst Gordon-Cumming wegen falschen Spiels aus den Listen der engl. Armee gestrichen wurde. Albert ist vermählt seit mit
Alexandra (geb. Tochter Christians IX. von Dänemark. Seine Kinder sind: Albert Victor, Herzog von Clarence (s. d.),
Georg, Herzog von York (geb. präsumtiver Thronfolger, seit vermählt
mit Marie von Teck);
Luise (geb. seit 1889 vermählt mit dem Herzog von Fife), Victoria (geb. Maud
(geb. -
Vgl. Speeches and addresses of H. R. H. the Prince of Wales 1863-88, hg. von Macaulay
(Lond. 1889).
von Appeldern, Bischof von Riga
[* 77] (1199-1229), Begründer des Christentums und des Deutschtums in Livland,
[* 78] gebürtig
aus dem bremischen Geschlecht der Appeldern, war zuerst Domherr in Bremen,
[* 79] wurde 1199 Bischof von Livland, zog 1200 mit
einem Pilgerheer nach der Mündung der Düna, gründete hier 1201 zur Stütze seiner Macht Riga, rief 1202 den Orden
[* 80] der «Brüder
der Ritterschaft Christi», gewöhnlich Schwertbrüder genannt, ins Leben und unterwarf im Verein mit diesem in unablässigen
Kämpfen erst das Land nordwärts der Düna (Livland), dann auch das im Süden (Kurland und Semgallen),
während er nicht hindern konnte, daß in Esthland sich die Dänen festsetzten. Für das von ihm in Besitz genommene Land wurde
er 1207 und wieder 1225 als Fürst des Römisch-Deutschen Reichs anerkannt und belehnt; er selbst gab dann ein Drittel davon
als Lehn an den Orden, ein Verhältnis, aus welchem, namentlich als der Christusorden mit dem DeutschenOrden
verschmolz, jahrhundertelange Streitigkeiten
¶
mehr
entstanden. In kirchlicher Beziehung richtete er, je nachdem die Eroberung fortschritt, neben Riga neue Bistümer ein: Esthland,
Ösel, Dorpat,
[* 82] später Semgallen und Kurland, über die sein zweiter Nachfolger, Albert Ⅱ., ebenso wie über die preuß.
Bistümer, vom Papste als Metropolitan bestätigt wurde. So waren, als Albert starb, alle
Grundlagen des bischöflich-ritterlichen livländ. Staatswesens der spätern Zeit schon vorhanden,
dieses selbst dem DeutschenReiche einverleibt, obwohl es stets den Charakter einer deutschen Kolonie behielt. –
Vgl. Bienemann,
Aus baltischer Vorzeit (Lpz. 1870);
Friedr. Aug., König von Sachsen, geb. als der älteste Sohn des damaligen Prinzen (nachmaligen
Königs) Johann zu Dresden,
[* 84] erhielt eine sorgfältige Erziehung unter der Leitung des sächs. Historikers
Friedr. Alb. von Langenn und bezog Michaelis 1847 die UniversitätBonn; aber schon im März 1848 bei dem
Ausbruche der auf die franz. Februarrevolution folgenden Wirren verließ er Bonn wieder. Schon frühzeitig hatte der Prinz Neigung
und Anlage zum Militärwesen gezeigt und war 1843 als Lieutenant in die Armee eingetreten; 1849 zog er als
Hauptmann der Artillerie unter dem Reichsoberbefehle des preuß. Generals von Prittwitz mit den sächs. Truppen nach Schleswig-Holstein,
[* 85] wo er sich beim Sturme auf die Düppeler Schanzen 13. April hervorthat. Mit dem Ritterkreuze des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens sowie mit dem preuß. Orden pour le mérite belohnt, kehrte er zurück.
Nach der im Aug. 1854 erfolgten Thronbesteigung seines Vaters übernahm den Vorsitz im Staatsrate und trat
als thätiges Mitglied in die Erste Kammer ein. Kurz vorher, 1853, war er in der Charge eines Generallieutnants zum Kommandanten
der sächs. Infanterie ernannt worden, welche Stellung er, seit 1857 General, im DeutschenKriege von 1806 mit
der eines Kommandanten der gesamten sächs. Armee vertauschte. Als solcher führte er die Truppen Mitte Juni der unter Benedek
in Böhmen gegen Preußen
[* 86] zusammengezogenen österr.
Nordarmee zu, wo sie anfangs zur Verstärkung
[* 87] von Clam-Gallas bestimmt waren. Mit diesem kämpfte der Prinz 29. Juni bei Gitschin
und stand 3. Juli bei Königgrätz
[* 88] auf dem linken österr. Flügel, wo er die Stellung von Přim und Probluz
mit großer Tapferkeit gegen die Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld verteidigte. (S. Königgrätz.) Seine Verdienste
wurden durch die Verleihung des Großkreuzes des sächs. Militär-St.
Heinrichsordens und des Ritterkreuzes des österr. Maria-Theresia-Ordens ausgezeichnet.
Nach dem Friedensschlusse erhielt Albert das Kommando über das sächsische, nunmehr 12. norddeutsche
Armeekorps. Dieses wurde beim Ausbruch des Deutsch-FranzösischenKrieges im Juli 1870 zunächst der unter dem Oberbefehl des
Prinzen FriedrichKarl vonPreußen stehenden ZweitenDeutschen Armee zugeteilt und kam unter dem Kommando A.s bereits 18. Aug. zur
Aktion, wo es bei Gravelotte-St.
Privat viel zur Entscheidung der Schlacht beitrug. Als nach der Einschließung der franz. Rheinarmee in Metz
[* 89] von deutscher
Seite der Vormarsch gegen Paris beschlossen worden war, erhielt den Oberbefehl über die aus
dem preuß. Gardekorps,
dem 4. und 12. (sächs.) Armeekorps und der 5. und 6. Kavalleriedivision neugebildete Vierte oder Maasarmee,
die, auf dem Marsch nach Châlons begriffen, Ende August im Verein mit der Dritten Armee (unter dem Kronprinzen von Preußen)
die berühmte Flankenbewegung nach Norden
[* 90] ausführte, wo sie 30. Aug. die franz. Armee unter Mac-Mahon bei Beaumont schlug und 1. Sept., den
rechten deutschen Flügel bildend, hervorragenden Anteil an der Entscheidungsschlacht von Sedan
[* 91] nahm.
Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen, s. Albrecht. ^[= # letzter Hochmeister des Deutschen Ordens und erster Herzog in Preußen, Begründer der Reformation ...]
von Behaim (Bohemus), aus einer adligen Familie von Kager bei Cham, 1212 Domherr zu Passau,
[* 95] um 1226 Archidiakon
von Lorch, 1245 Domdechant von Passau, ein berühmter Agitator in dem Kampfe der Päpste Gregor Ⅸ. und Innocenz Ⅳ. gegen
KaiserFriedrich Ⅱ. und dessen Sohn Konrad Ⅳ. Einen Einblick in seine umfassende, gewandte, in ihren
Mitteln aber auch wenig wählerische Thätigkeit geben seine zum Teil im Originale erhaltenen Missivbücher (hg. von Höfler
in der «Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart»,
[* 96] Bd. 16, 1847). In Passau geriet er wiederholt
in Zwist mit den übrigen Domherren, wurde 1258 vom BischofOtto gefangen gesetzt, auf Befehl des Papstes
jedoch freigelassen. Er starb um 1260. Die Geschichte seiner Hinrichtung ist Fabel. –
Vgl. Schirrmacher, von Possemünster,
genannt der Böhme, Archidiakon von Passau (Weim. 1871);
Ratzinger in den «Histor. polit. Blättern», Bd. 84 fg. (Münch. 1879).
und widmete sich jetzt ganz den Wissenschaften. Als Ratgeber des Erzbischofs Konrad von Hochstaden soll er den Plan zur Erbauung
des Kölner
[* 104] Doms gefördert haben. Er starb zu Köln.
Unter den Gelehrten des 13. Jahrh. besaß Albert die vielseitigste Bildung, weshalb er schon von seinen Zeitgenossen den
Beinamen des Großen und des Doctor universalis erhielt. Er war der erste, der in größerm Maßstabe die mit dem Beginn des 13. Jahrh.
bekannt werdenden Originalwerke des Aristoteles, sowie die byzant., arab. und jüd. Kommentare benutzte,
durch diese Stofffülle dem scholastischen Denken die AristotelischeWendung gab und so der Hauptlehrer
der Aristotelischen Philosophie und der Begründer ihres entscheidenden Ansehens ward.
Bedeutender und selbständiger war er auf naturwissenschaftlichem Gebiete, namentlich in der Botanik. Seine für die damalige
Zeit ungewöhnlichen Kenntnisse in der Physik, Chemie und Mechanik brachten ihn in den Verdacht der Zauberei, und vielfache
Sagen haben sich in dieser Beziehung an seinen Namen geknüpft. Seine Schriften, die von Jammy, jedoch nicht
vollständig, gesammelt wurden (21 Bde., Leid. 1651), bestehen teils in Kommentaren zu den philos. Werken des Aristoteles,
teils sind sie physik., alchimist. und naturhistor. Inhalts. Eine kritische Ausgabe eines Teils der letztern haben u. d. T.
" Alberti Magni ex ordine praedicatorum de vegetabilibus libri Ⅶ, historiae naturalis pars ⅩⅧ» Ernst
Meyer und KarlJessen (Berl. 1867) veranstaltet.
Seine theol. Werke bestehen hauptsächlich in Auslegungen biblischer Bücher und dogmatischen Schriften. Zu letztem zählt das
«Compendium theologicae veritatis» (zuerst Nürnb.
1473; danach oft im 15. und 16. Jahrh.). Oft gedruckt sind auch die apokryphen
Schriften«Liber secretorum Alberti Magni de virtutibus herbarum etc.» (deutsch u. d. T.
«Ausführliches Kräuterbuch», Reutlingen
[* 105] 1871) und «De secretis mulierum». –
Eduard, Chirurg, geb. im Jan. 1841 zu Senftenberg in Böhmen, studierte in WienMedizin, wurde 1873 ord. Professor
der chirurg. Klinik zu Innsbruck
[* 107] und 1881 ord. Professor der Chirurgie und Mitdirektor der chirurg. Klinik
in Wien. Seine wichtigsten Arbeiten betreffen die chirurg. Diagnostik, die operative Chirurgie sowie die Mechanik der menschlichen
Gelenke. Er schrieb: «Beiträge zur Geschichte der Chirurgie» (Wien 1878);
«Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre» (4. Aufl., 4 Bde.,
ebd. 1889‒91);
«Diagnostik der chirurg. Krankheiten» (6. Aufl., ebd. 1893);
Eugen d’, Pianist und Komponist, geb. in Glasgow,
[* 108] wurde von seinem Vater, dann von HansRichter in
Wien, endlich von Liszt vorgebildet, machte seit 1882 jährlich Kunstreisen in Deutschland, Frankreich, Italien, Holland u. s. w.,
1889‒90 in den Vereinigten Staaten und Mexiko.
[* 109] 1895 wurde er Hofkapellmeister in Weimar.
[* 110] Als Pianist gewann
sich Albert sofort
eine angesehene Stellung durch seine gewaltige Technik und die scharfen Klangwirkungen seines Spiels. Später machte
dieser äußerlich blendende Charakter der Virtuosität einem durch Klarheit und musikalische Gediegenheit ausgezeichneten
Vortrage Platz. Als Komponist hat sich in kleinern und größern Formen versucht. Bekannt sind eine Suite für Klavier und einzelne
Lieder; ferner ein Konzert, eine Sinfonie, eine Ouverture und ein Streichquartett. Seine Oper «Der Rubin» wurde 1893 aufgeführt.
Albert ist vermählt mit der Pianistin Teresa Careño.
Heinr., Liederdichter und Komponist, geb. 28. Juni (alten Stils) 1604 zu Lobenstein, studierte unter seinem Oheim
Heinr. Schütz in DresdenMusik, seit 1623 in Leipzig
[* 111] die Rechte, ging 1626 nach Königsberg
[* 112] i. Pr., ward 1630 Organist an der
dortigen Domkirche und starb Albert war in Königsberg Mittelpunkt eines Dichterkreises, zu dem
Robertin und Dach
[* 113] gehörten. Seine Gedichte, die er selbst in Musik setzte, gehören durch natürlichen und herzlichen Ton
zum besten der Lyrik jener Zeit, besonders die Kirchenlieder, von denen manche («Gott des Himmels und der Erden»,
«Zum Sterben ich bereitet bin» und «Einen guten Kampf hab’ ich auf der
Welt gekämpfet») noch jetzt gesungen werden. Die meisten Lieder der Genossenschaft sind mit A.s Melodien gesammelt als «Arien»
(8 Tle., Königsb. 1638‒50) und «Poetisch-musikalisches
Lustwäldlein» (ebd. 1642‒48). A.s «Musikalische Kürbs-Hütte» (ebd. 1641) ist eine Sammlung von 12 dreistimmigen
kurzen Strophen, die er auf die Kürbisse seines Gartens, in dem sich die Freunde oft versammelten, schrieb. Eine Auswahl seiner
Gedichte bieten Müllers«Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.», Bd. 5 (Lpz. 1823),
und Fischer, «Gedichte des Königsberger Dichterkreises aus H. A.sArien und musikalischer Kürbishütte» (Halle
[* 114] 1883‒84).
–
Vgl. Eitner, H. A.s Musikbeilagen zu den Gedichten des Königsberger Dichterkreises (Halle 1884).
Joseph, Photograph, geb. in München,
[* 115] widmete sich anfänglich auf der Polytechnischen Schule und
der Akademie daselbst dem Baufach, später der Photographie, und begründete 1840 ein Geschäft in Augsburg,
[* 116] das er 1858 nach
München verlegte. Er starb daselbst Albert machte sich zuerst bekannt durch die
photogr. Vervielfältigung von Handzeichnungen und Kupferdrucken in großem Maßstabe (z. B. die
Goetheschen Frauengestalten nach Zeichnungen von Kaulbach, Schwinds Märchen von den sieben Raben, die Illustrationen zur Jubelausgabe
von Schillers Gedichten nach Zeichnungen von Piloty, Kirchner, Ramberg u. a., Rethels Hannibalzug u. s. w.).
Neben andern Unternehmungen, die sich auf die Wiedergabe von Ölbildern beziehen, hat Albert sich namentlich durch
die Vervollkommnung eines neuen photogr. Druckverfahrens, des sog. Lichtdrucks (s. d.),
große Verdienste erworben, der nach ihm auch Albertypie oder Albertotypie genannt wird. Später benutzte er denselben mit
Erfolg zur Vervollkommnung des photochromischen Verfahrens der Gebrüder Ducos de Nouron. A.s «Artistische
Anstalt und Kunstverlag in München» wird von Paula Albert fortgeführt. Über den Sohn A.s s. Albert & Comp., Dr. E.