fluktuierenden
Kapital arbeiten, jederzeit im genauesten und unmittelbarsten Anschluß an die Konjunktur den Betrieb verändern.
Alles dies ist bei der komplizierten Organisation der
Aktiengesellschaft teils viel schwerer, teils überhaupt nicht möglich.
Verminderungen und
Vermehrungen des
Kapitals sind hier große und schwerfällige
Aktionen, die man nicht in kürzern Zeiträumen
beliebig wiederholt. Auch kann kein
Aktionär zu neuen Einlagen gezwungen werden.
Schließlich und hauptsächlich wird beim Einzelunternehmer die volle Verantwortlichkeit mit dem vollen Erfolge für sein
und seiner Familie dauerndes Eigentum die Leistung höher steigern, als es die gewissenhafteste Leitung eines fremden Unternehmens
auch bei Gewinnbeteiligung vermag. In der That bezeichnen Großkapital und Individualkraft die den Unternehmungsformen
gewiesenen Grenzen.
[* 2] Die
Aktiengesellschaft paßt der Regel nach nicht für Unternehmungen, die ein großes
Anlage- und
Betriebskapital
nicht erfordern, nicht für Produktionen, die mit starkem Konjunkturenwechsel und großer Privatkonkurrenz zu kämpfen haben,
und nicht für solche, bei denen es sich hauptsächlich um Herstellung vonArtikeln handelt, die individuellem
Bedürfnisse und
Geschmacke entsprechen sollen.
Während nun die
Aktiengesellschaft in neuerer Zeit durch die Verstaatlichung der Eisenbahnen, welche die naturgemäße Folge
der
auf steigende Konzentration des Eisenbahnwesens gerichteten
Entwicklung gewesen ist, sowie durch die Übernahme größerer
gemeinnütziger Betriebe seitens der Gemeinden eine Einengung innerhalb des für sie geeigneten Gebietes
erfahren hat, ist sie andererseits über die ihrer Leistungsfähigkeit entsprechenden Grenzen erheblich hinausgegangen.
Überall zeigt sich die gleiche Erscheinung, daß die Gründungen mit kleinen Kapitalien weit überwiegen und die Kapitalien
durchschnittlich weit kleiner sind, als sie ehedem waren. Das durchschnittliche
Kapital der vor 1871 gegründeten deutschen
Aktiengesellschaften hatte sich auf etwa 10,8 Mill. M. belaufen. Es sank für die Gründungen von 1871 auf
4,01, von 1872 auf 2,55, von 1873 auf 3,8 Mill. M. Von 1883 bis 1888 erreichte es nicht mehr den Betrag von 1 Mill. M. Für
die Zeit vom Dez. 1888 bis Aug. 1889 beträgt es 1176054 M. Von den in dieser Zeit gegründeten Gesellschaften
haben 54 ein
Kapital von nicht über 250000 M., 47 von nicht über 500000 M. 62 bis zu 1 Mill., 43 bis zu 2 ½ Mill., 14 bis
zu 5 Mill., 4 bis zu 10 Mill. M. und 2 über diesen Betrag hinaus.
Von den in der Zeit vom bis gegründeten Gesellschaften ist bei 41 das
Kapital nicht über 100000 M.
und bei 21 von diesen nicht über 50000 M., 57 Gesellschaften haben ein
Kapital von über 100000 M. bis 500000 M., 38 ein
solches über 500000 M. bis 1 Mill. M., 21 von da ab bis zu 2 ½ Mill. M. und nur 15 über letztern Betrag
hinaus. Erwägt man, daß an diesen Gründungen mit geringen Kapitalien die Umwandlungen bestehender Einzelunternehmungen
einen hervorragenden Anteil haben, so ergiebt sich ein Schwinden des in festen
Händen befindlichen und
zur
Vererbung in der Familie geeigneten Unternehmerbesitzes vermöge der
Aktiengesellschaft, das vom socialen wie wirtschaftlichen
Standpunkte aus gerechte Bedenken hervorrufen muß.
Offenbar hat diese Erscheinung nicht lediglich in dem Bedürfnisse, sich der unbeschränkten vermögensrechtlichen Haftung
zu entledigen, welche das Einzelunternehmen mit sich bringt, sondern
auch wesentlich in der allgemeinen
wirtschaftlichen
Lage mit ihren gesteigerten
Ansprüchen und der wachsenden Schwierigkeit der
Beziehungen des
Unternehmers zu
den
Arbeitern ihren
Grund. Aber der
Gedanke, daß eine neue Unternehmungsform, welche bei möglichster
Freiheit der
Bewegung und
Einzelbethätigung der Teilnehmer doch die beschränkte Haftung zuläßt, für manche Unternehmungen, welche die Form der
Aktiengesellschaft bloß wegen des in anderer
Weise nicht zu erreichenden
Vorteils der beschränkten Haftung wählen, insbesondere
auch unter Umständen für Fortsetzung des Unternehmens durch
Erben, für welche die
Auseinandersetzung Schwierigkeiten bietet,
die passendere sein würde, gewann immer mehr Raum. Es ist deshalb in neuester Zeit aus den
Kreisen desGroßhandels
und der Großindustrie die Forderung auf Zulassung einer neuen Gesellschaftsform mit beschränkter Haftbarkeit an die deutsche
Gesetzgebung herangetreten.
Als Grundlage wurde zunächst die zu verallgemeinernde Organisation der bergrechtlichen Gewerkschaft, im weitern Verlaufe
aber die der individualistischen Handelsgesellschaft unter der
Beschränkung der Haftung auf bestimmte Vermögenseinlagen
vorgeschlagen. Durch Gesetz vom ist auch dem weitern Verlangen nachgegeben und für Gesellschaften
mit beschränkter Haftung (s. d.) die rechtliche Grundlage geschaffen worden.
Für
Kolonialgesellschaften, für deren Errichtung seitens der Interessenten die Form der
Aktiengesellschaft entsprechend dem
Gesetz von 1884 derartig ungeeignet erachtet wurde, daß gerade hierin das Verlangen nach einer neuen Gesellschaftsform
eine besondere Stütze fand, hatte zunächst die Gesetzgebung (1888) durch die Möglichkeit einer
Verleihung von Korporationsrechten seitens des
Reichs Fürsorge zu treffen gesucht. Was die Geeignetheit der
Aktiengesellschaft für
die Kapitalanlage anlangt, so bleiben derselben Leute mit gezählten
Mitteln besser fern, da die
Aktien feste
Renten nicht gewähren
und die gleichmäßige Fortdauer des Ertrags sich nicht verbürgen läßt.
Vgl.
Auerbach,
[* 3] Das Aktienwesen (Frankf. 1873);
Hecht, Die Kreditinstitute auf
Aktien und auf Gegenseitigkeit, Bd. 1 (Mannh.
1874);
Öchelhäuser, Die Nachteile des Aktienwesens und die
Reform der Aktiengesetzgebung (Berl. 1878);
fürGlasindustrieinDresden,
[* 11] s.
Siemens, ^[= # Familienname eines norddeutschen Landwirts, von dessen zehn Söhnen mehrere sich um verschiedene ...]Friedrich.
Klipprosen,Seerosen,Meer- oder Seeanemonen (Actiniaria), die höchstentwickelte Unterordnung der sechsstrahligen
Korallenpolypen (s. Hexaktinien).
Es sind meist Einzeltiere von relativ ansehnlicher
Größe, welche keine festen Skelettstücke
besitzen und durch die Fähigkeit des Ortswechsels und die Beweglichkeit ihrer Körperteile, wie durch
ihr entwickeltes Empfindungsvermögen eine höhere
Stellung ihren festsitzenden Verwandten
¶
gegenüber einnehmen. Die Körpergestalt ist meist die eines kurzen, cylindrischen Sackes, der mit breiter Sohlenfläche
auf seiner Unterlage angeheftet ist, und dessen freies Ende auf seiner Mitte die von zahlreichen Tentakeln umstellte Mundöffnung
trägt. Dieser Körper ist beträchtlicher Ausdehnung
[* 15] und Zusammenziehung fähig und die Tentakelscheibe kann nach innen vollständig
eingestülpt werden; die mit einer Haftsohle versehenen Arten bedienen sich derselben wie die Schnecken
[* 16] zum Kriechen, während andere in den Schlamm versenkt und von einer Schleimhülse umgeben sind.
Einige leben als Parasiten auf den von Einsiedlerkrebsen (s. d.) bewohnten Schneckenschalen,
wobei der passive Ortswechsel ihnen günstigere Ernährungsbedingungen bietet; ja sogar schwimmende Aktinien giebt
es, welche durch Luftblasen, die sie mit der zusammengerollten Fußscheibe festhalten, sich schwebend umhertreiben lassen.
Die Aktinien werden wegen ihrer Farbenpracht, welche mit den schönsten Blumen wetteifert, und wegen der Leichtigkeit ihrer Erhaltung
in der Gefangenschaft, wo sie viele Jahre andauern und sich auch fortpflanzen, gern in Seeaquarien aufgenommen.
Bei ihrer Gefräßigkeit läßt sich an ihnen leicht die Wirkung jener mikroskopischen Giftwaffen, der Nesselkapseln, die
für alle Polypentiere charakteristisch sind, beobachten, indem die in den Bereich der nesselnden Fangarme einer Aktinie gelangenden
Tiere schon bei leiser Berührung oft wie gelähmt hängen bleiben und rasch von den in immer größerer
Zahl sie umschlingenden Tentakeln herangezogen werden, um endlich in der weiten Mundöffnung zu verschwinden.
Die Nahrung besteht aus sehr verschiedenen Tieren, namentlich Krebsen und Fischen; die Gefangenen lassen sich auch leicht mit
rohem Fleisch füttern; sie bewältigen oft erstaunlich große Bissen. IhreVermehrung ist teils eine ungeschlechtliche durch
Längsteilung oder Abschnürung kleiner Teile der Fußscheibe, welche sich zu neuen Tieren ergänzen, teils
eine geschlechtliche durch Eier,
[* 17] welche bei manchen als schwimmende Larven aus dem Munde der Mutter ausschwärmen, bei andern
ihre Entwicklung im mütterlichen Körper durchlaufen und denselben erst als ausgebildete Tiere verlassen. Eine Sonderstellung
nehmen die stockbildenden und durch Knospung sich vermehrenden Arten der Gattung Zoanthus ein. Von den
bekanntern Aktinien sind einige auf der Tafel: Meerwasser-Aquarium (S. 774) abgebildeten
[* 14]
Fig. 3 die grüne Seerose, Anthea cereus
Ellis, mit braunem Körper und grünen Tentakeln;
in
[* 14]
Fig. 6 die gelbgestreifte ActiniaeffoctaL. oder Sagartia parasitica
Couch, die, wie die Adamsien, auf den Gehäusen der Einsiedlerkrebse oft zu mehrern sitzt, so daß die
Schale völlig von ihnen bedeckt wird.
[* 14]
Fig. 17 stellt die dickarmige Seerose der Ostsee, Tealia crassicornis Müll., mit rötlichem
Leibe und weißen Tentakeln dar,
[* 14]
Fig. 5 die schöne Actinoloba dianthus Ellis, Seenelke genannt, weil ihre feingefransten
Tentakel den Blumenblättern einer Nelke gleichen. -
(grch.), Instrument, das dazu dient, auf Grund der verschiedenen
Intensität in der Färbung von lichtempfindlichem
Papier (s. Photographie) die chemisch wirkende Kraft
[* 19] der Strahlen verschiedener Lichtquellen miteinander zu vergleichen.
Mit
Hilfe von Aktinograph haben J. Herschel und E. Becquerel die chem. Intensität der Strahlen der Sonne,
[* 20] bei ihrem
verschiedenen Stande über dem Horizonte, studiert. (S. Aktinometer.)
ein von J. F. W. Herschel (1834) erfundenes Instrument zur Messung der erwärmenden Kraft der Sonnenstrahlen. Demselben Zwecke
dienen Saussures Heliothermometer und Pouillets Pyrheliometer.
[* 22] Den meisten Anklang hat das Aktinometer (Pyrheliometer)
von Pouillet gefunden; es besteht im wesentlichen aus einem cylindrischen Silbergefäß, dessen Deckel senkrecht gegen die
Sonnenstrahlen gerichtet ist. Das Gefäß
[* 23] enthält Wasser und die Kugel eines empfindlichen Thermometers; der strahlenempfangende
Gefäßdeckel ist berußt, damit die Strahlen absorbiert werden können.
Aus der Temperaturerhöhung des Wassers in bestimmter Zeit wird die in der Zeiteinheit von der Flächeneinheit
absorbierte Wärmemenge berechnet. Dazu muß man noch jene Wärmemenge addieren, welche die strahlenempfangende Fläche durch
Ausstrahlung einbüßt. Um diese zu finden, richtet man das Aktinometer nach einer Stelle des Himmels, wo sich die Sonne nicht befindet,
und berechnet aus der gesunkenen Temperatur die verlorene Wärmemenge. Aktinometer heißen auch Instrumente zur
Messung der Wärmeausstrahlung gegen den Weltraum (s. Äthrioskop); auch die Aktinographen (s. d.) werden Aktinometer genannt.
(grch.), Strahlenpilz, der Erreger der Aktinomykose (s. d.). ^[= (grch.), Strahlenpilzkrankheit, eine Infektionskrankheit, die durch den Strahlenpilz (Actinomyces ...]
(grch.), Strahlenpilzkrankheit, eine Infektionskrankheit, die durch den Strahlenpilz
(Actinomyces bovis Harz) bedingt wird und beim Rinde, dem Schweine
[* 25] sowie dem Menschen vorkommt. Besonders häufig ist die
Aktinomykose beim Rinde; sie erzeugt geschwulstförmige Knoten an den Kiefern, im Kehlgange, in der Zunge, am Gaumen, in der Rachenhöhle,
im Schlunde und im Magen.
[* 26] Von alters her bekannt sind die Knochenauftreibungen am Kiefer, die früher Knochenkrebs
und Winddorn (Spina ventosa) hießen. Die Zungenerkrankung bezeichnet man wegen der charakteristischen Härte als Holzzunge.
Bei Schweinen findet man Aktinomycesgeschwülste meist im Euter. Bei der Entstehung der Aktinomykose spielen rauhe,
stachlige Futterstoffe,
[* 27] die, mit den Strahlenpilzkeimen behaftet, Verwundungen in den ersten Verdauungswegen
erzeugen, eine Rolle.
In seltenen Fällen gelangen die Strahlenpilze auch in die Blutbahn und erzeugen in entferntern Organen, in der Lunge,
[* 28] den
Knochen
[* 29] und GelenkenVeränderungen, die durch Knötchenbildung mit Neigung zum Zerfall ausgezeichnet sind.
BeimMenschen pflegt die Aktinomykose unter einem wesentlich andern Bilde aufzutreten. Meist handelt es sich hier
um ausgedehnte phlegmonöse Eiterungen und Eitersenkungen am Halse, Nacken, an den Rippen oder Wirbeln, durch welche die Kräfte
des Kranken auf das äußerste erschöpft werden; nicht selten werden auch innere Organe (Lungen, Luftröhre, Rippenfell, Darm,
[* 30] Bauchfell) Sitz der Erkrankung. Charakteristisch ist dabei immer die Bildung weit verzweigter, die Gewebe
[* 31] förmlich zerwühlender
¶
mehr
Fistelgänge, sowie die Beschaffenheit des entleerten Eiters; man findet in demselben regelmäßig kleine gelbe Körner, welche
aus einem Gewirr von Pilzfäden bestehen und an der Peripherie in charakteristische kleine keulenförmige Sprossen auslaufen.
Der Aktinomycespilz gehört nach neuerer Auffassung zu den pleomorphen Bakterien, und zwar den Cladothricheen; er bildet kokkenähnliche
Ketten, vor allem aber dichte fädige Pilzrasen, welche schon mit bloßen Augen als kleine gelbe Körner
in den Eiter- resp. den Geschwulstmassen zu erkennen sind. Das periphere Ende der Fäden zeigt
kolbenförmige Anschwellungen (welche dem Pilz
[* 33] den Namen«Strahlenpilz» verschafft haben); dieselben werden gegenwärtig als
Involutionsformen aufgefaßt.
Der Pilz wurde zuerst bei Tieren von Bollinger (1877), beim Menschen von I. Israel (1878) gefunden, von letzterm
sowie namentlich von Boström in Reinkulturen von sehr charakteristischem Aussehen (trockne gelbliche Schuppen) dargestellt.
Der Pilz vegetiert auf Getreide
[* 34] und infiziert Tiere oder Menschen, indem er mit Grannen in die Mundhöhle
[* 35] gelangt: die Grannen
verletzen entweder die Schleimhaut und bringen den Pilz dadurch direkt in das Gewebe, oder derselbe dringt
von hohlen Zähnen aus in dasselbe ein. Zum Zustandekommen der Aktinomyceseiterung gehört übrigens wahrscheinlich noch ein
eitererregender, gleichzeitig eingeführter Pilz, etwa Strepto- oder Staphylococcus pyogenes.
Die Prognose ist in den meisten Fällen ungünstig; die Behandlung ist eine vorwiegend chirurgische. -
auch eine Summe von Handlungen mit einheitlichem Charakter und Zweck, z. B. parlamentarische
Aktion einer Regierung.
In der Redekunst die Unterstützung des Wortes durch Gebärde. In neuerer Zeit gebraucht
man Aktion meist in diesem Sinne (theatralische Aktion), sofern der Darstellende in Bewegungen den Charakter auszudrücken hat, früher
auch allgemein für Theaterstück (s. Haupt- und Staatsaktionen).
In der Reitkunst ist Aktion (hohe, flache, runde, leichte, schwere)
die Art des Sprungs und Tritts des Pferdes.
eine Turbine, bei der ausschließlich die lebendige Kraft, die dem Wasser vermöge seiner Geschwindigkeit
innewohnt, zur Arbeitsleistung herangezogen wird.
Man unterscheidet solche mit freiem Strahl, bei denen der Wasserstrahl die
Schaufelräume nicht ausfüllt, und solche mit geschlossenem Strahl (Grenzturbinen), bei denen der Strahl an den Schaufelwänden
anliegt.
Gegensatz der Aktionsturbine sind die Reaktionsturbinen (s. d.).
und passiv (vom lat. agere, wirken, handeln, thätig sein, und pati, erleiden),
«wirkend» und «leidend»,
zwei Begriffe, die bei Aristoteles zu den Kategorien zählen, während Kant sie auf die Kategorie der Kausalität zurückführt,
indem das Verursachende aktiv, das, worauf die Wirkung ausgeübt wird oder welches sie erfährt, passiv genannt wird. In
engerer Bedeutung werden sie da gebraucht, wo die Thätigkeit und ebenso ihre Wirkung sich in einem Bewußtsein kundgiebt;
die Thätigkeit wird dann bestimmter zur Handlung, das Erleiden zum
Erlebnis eines Subjekts, welches freudig
oder schmerzlich empfunden wird.
Aktiven Widerstand leistet, wer sich thätlich zur Wehr setzt, passiven, wer das Bestreben des andern durch seine Unthätigkeit
zu lähmen sucht. Aktives Wahlrecht hat, wer seine Stimme abgeben, passives, wer selbst gewählt werden darf; in aktivem Dienst
steht der zur Fahne einberufene Soldat. Bei studentischen Verbindungen heißt aktiv ein jeder, der das
öffentliche Auftreten seiner Verbindung in jeder Beziehung mitzumachen verpflichtet ist. Über Aktiv und Passiv in der Sprachlehre
s. Aktivum und Passivum.
und Passiva. Aktiva sind in der Geschäftssprache die Bestandteile des wirklichen Vermögens, ohne Berücksichtigung
der darauf haftenden Schulden, also bares Geld, Wechsel, Wertpapiere, Waren, Gerätschaften, Maschinen
und Werkzeuge,
[* 36] Häuser und Grundstücke sowie ausstehende Forderungen; Passiva sind die noch zu lösenden Verbindlichkeiten
überhaupt, wie Schulden, Wechselaccepte, rückständige Steuern u. s. w. Beim Verkauf eines Handelsgeschäfts wird angezeigt,
der Geschäftsübernehmer habe das Geschäft mit Aktiven und Passiven übernommen, damit die Geschäftsschuldner wissen, daß
sie dem Geschäftsnachfolger liefern und zahlen, die Gläubiger, daß sie von ihm fordern können.
Das kaufmännische Verzeichnis sämtlicher Aktiva und Passiva heißt Inventar (s. d.), ein das Verhältnis der Aktiva und
Passiva darstellender Abschluß dagegen Bilanz (s.d.); die Aktiva nach Abzug der Passiva ergeben das eigentliche Vermögen. Übersteigen
die Passiva die Aktiva, so ist Insolvenz (s. Bankrott) da. Über Behandlung der Aktiva und Passiva der Aktiengesellschaften
bei Aufstellung der Bilanz giebt das Handelsgesetzbuch (Art. 239a, 240, 244a) noch besondere Vorschriften.
und Passivhandel. Mit dem erstern Worte wurde früher wohl der Ausfuhrhandel, mit dem
letztern der Einfuhrhandel bezeichnet. Gegenwärtig versteht man unter Aktivhandel die Handelsthätigkeit eines Volks, welches
sowohl Ausfuhr wie Einfuhr vorzugsweise mit eigenen Kapitalien und Arbeitskräften betreibt, unter Passivhandel die Handelsthätigkeit
eines Volks, das seine Erzeugnisse von Fremden abholen und seinen Bedarf an fremden Waren sich zuführen läßt.
Der letztere ist leichter und gefahrloser, entspricht aber einem niedrigern Kulturstande und ist mit dem Fortschritte der
Produktion, der die Erwerbung neuer Absatzgebiete verlangt, nicht vereinbar. England und China
[* 37] liefern Beispiele der einen
und andern Art. Wo miteinander verkehrende Nationen, wie die meisten Kulturvölker, in Aus- und Einfuhr wetteifern,
hört jener Unterschied auf.
(lat.), in der Grammatik die Gruppe von Verbalformen, die weder medial noch passivisch sind (s. Medium und Passivum).
An und für sich deuten die Endungen des (s. Personalendungen) kein bestimmtes Verhalten des Subjekts als eines Handelnden an,
worauf der Name Aktivum führen könnte. Denn die aktiven Formen sind von urindogerman. Zeit her ebensogut
transitiv als intransitiv gewesen, z. B. lat. do «ich
gebe» und sum «ich bin». Der Gegensatz von transitiv und intransitiv
lag in der Verschiedenheit der Wurzelbedeutung.
¶
(frz.), eigentlich (nach der Bedeutung des Aristotelischen Kunstwortes energeia, lat. actus,
s. Aktus) was in Wirklichkeit oder in der Verwirklichung so ist.
Gegenwärtig bezeichnet der Ausdruck (in Anlehnung an den
Gebrauch bei den Franzosen) das, was zur Zeit noch lebendiges Interesse oder zu den Tagesfragen Beziehung hat, im Unterschied
von dem, was bloß noch «historisch» interessiert.
(philos.), in der Aristotelisch-scholastischen Philosophie, im Unterschied von der Potenz, die Verwirklichung
oder der wirkliche Eintritt dessen, was zuvor bloß in der Möglichkeit gegeben war. Es wird dabei vorausgesetzt, daß jedes,
was irgend eine Veränderung in Wirklichkeit (griech. energeia oder entelecheia) ausübt
oder erfährt (etwas wirkt oder leidet), von Haus aus das Vermögen (dynamis) in sich hatte, dies zu wirken oder zu erleiden;
daß z. B. der Keim die Pflanze «der Möglichkeit nach» schon ist, bevor er «in
der Verwirklichung» dazu wird; eine Voraussetzung, die Aristoteles einführte, um dadurch den Begriff der
Veränderung (s. d.) zu erklären.
abgeleitet von acus (Nadel) und punctura (Stich), das Heilverfahren, bei welchem man durch Einstechen metallener
Nadeln
[* 39] in weiche Teile des Körpers lähmungsartige, krampfhafte, rheumatische Krankheiten u. s. w. zu heilen versucht. Die
Erfindung der Akupunktur wird den Chinesen und Japanesen zugeschrieben, in Europa
[* 40] wurde die Akupunktur im 17. Jahrh.
bekannt, aber gänzlich wieder vergessen, bis einige franz. Ärzte die Operation versuchten, anpriesen und Nachahmer fanden.
Jetzt ist man zu einer gemäßigtern Anwendung des Mittels zurückgekehrt und hat dasselbe durch Verbindung mit der Elektricität
und dem Galvanismus
[* 41] (Elektro - und Galvanopunktur) wesentlich in seiner Wirkung erhöht. Man sticht hierbei
zwei Nadeln in passender Entfernung voneinander ein, verbindet je eine mit einem Pole eines stromerzeugenden Apparats und leitet
somit den elektrischen Strom durch die zwischen beiden Nadeln gelegenen Teile. In dieser Weise hat man die Akupunktur zur Heilung von
Puls- und Blutadergeschwülsten, von Hodengeschwülsten, Grauem Star u. s. w. benutzt.
Die einfache Akupunktur wird in der Chirurgie vielfach angewandt, um beweglich geheilte Knochenbrüche (Pseudarthrosen) zur Bildung
fester Knochenmasse anzuregen, um die bei Wassersuchten im Unterhautzellgewebe oder in gewissen Höhlen angesammelte Flüssigkeit
zu entleeren, um heilsame Entzündungen anzuregen u. s. w. Auch zu diagnostischen Zwecken
bedient man sich zuweilen der Akupunktur, namentlich um zu entscheiden, ob in einer GeschwulstEiter, Blut oder eine andere Flüssigkeit
sitzt, ob an einer Stelle der Knochen entblößt oder wie tief er bereits zerstört ist (Akidopeirastik).
Als eine wichtige Variation der einfachen Akupunktur kann eine in neuester Zeit vielfach empfohlene Art
der
Blutstillung betrachtet werden. Man sticht in einer gewissen Entfernung von der blutenden Arterie
[* 42] eine stärkere sog. Insektennadel
senkrecht in die Weichteile ein, führt dieselbe unter dem Gefäße weg und sticht in derselben Entfernung auf der andern
Seite wieder aus. Auf diese Weise wird das blutende Gefäß durch die Nadel gegen die umstochenen Weichteile
angedrückt (Akupressur).
Der sog. Baunscheidtismus, empfohlen von dem NaturarztKarl Baunscheidt in Endenich bei Bonn
[* 43] (gest. 1860 in München),
[* 44] ist nur
eine Verbindung der Akupunktur mit der Anwendung einer hautreizenden Flüssigkeit. Mittels eines besondern Instruments, des sog. Lebensweckers,
stößt man zahlreiche Nadeln in die Haut
[* 45] und reibt dann die Stichwunden mit einem reizenden Öle
[* 46] ein,
welches eine mehr oder minder heftige Hautentzündung hervorruft. Das Ganze ist ein kräftiger Hautreiz (s. d.), und wirkt
nur als solcher. -
(grch.), die Lehre
[* 48] vom Schall
[* 49] (s. d.). Im Bauwesen nennt man Akustik die gute Schallwirkung
in einem architektonischen Raume, namentlich in Kirchen, Konzertsälen, Theatern. Sie gehört zu den bisher am wenigsten erforschten
Gebieten der Bautheorie. Man nimmt an, daß die der Räume davon abhänge, daß der Schall vom Erzeugungsorte sich frei fortpflanzen
könne, und daß er nicht durch zurückschlagende Schallwirkungen unterbrochen werde. Sind die den Schall
zurückwerfenden Flächen weniger als 5 m von dessen Erzeugungsorte entfernt, so stören sie wenig, verstärken vielmehr den
Schall; bei 10-20 m werden die Töne unklar, bei 40 m hört man sie schon doppelt. Es ist daher nötig,
die direkten Schallwellen durch solche zu verstärken, die nicht über 3 m vom Ausgangsort entfernt reflektieren, und den
indirekten möglichst viel Widerstand entgegenzusetzen, so daß sie nicht mehr störend auftreten können. Dies geschieht
im wesentlichen dadurch, daß man große Flächen in die Nähe des Redners oder Sängers bringt (Schalldeckel über,
Pfeiler hinter Kanzeln, die hohle Bühne vor dem Sänger, der Boden des Orchesters u. dgl.), dagegen den Wänden durch Profilierung,
Ornament u. dgl. die Möglichkeit nimmt, starke einheitliche Schallmassen zurückzuwerfen.
-
Vgl. Rhode, Theorie der Schallverbreitung für Baukünstler (Berl. 1888);
Langhans, ÜberTheater
[* 50] oder Bemerkungen über Katakustik
(ebd. 1810);
Orth, Die Akustik großer Räume (ebd. 1872);
Lachez, Acoustique et optique des salles de réunion
(1879);
Favaro, L'acustica applicata (1882);
Eichhorn, Die Akustik großer Räume nach altgriech. Theorie (Berl. 1888);
Telegraphen
[* 53] heißen die Telegraphen, bei denen am Absendungsorte des Telegramms ein Schall erregt wird, die
Schallwellen sich nach dem Empfangsorte fortpflanzen und an diesem als telegr. Zeichen wahrgenommen werden. In der freien
Luft lassen sich selbst bei Anwendung von Verstärkungsmitteln (Trompeten, Pfeifen, Glocken) die Schallwellen nur auf geringe
Entfernungen fortpflanzen, in Schallröhren oder andern festen Körpern weiter und rascher. Wheatstone
schlug 1827 für den Empfänger bei den die
¶
mehr
Fortpflanzung des Schalles in Stäben verwertenden den Namen Mikrophon vor. Praktische Bedeutung haben die für größere
Fernen nicht. Auch eine Art Telephone (s. d.) sind
Wolke, nach Tyndall eine durch Feuchtigkeits- oder Temperaturunterschiede bedingte Dichtigkeitsänderung
in der Luft, welche sich durch Zurückwerfung (Echo) oder Ablenkung des Schalles bemerkbar macht.
Solche
Dichtigkeitsunterschiede der Luft verändern stets auch die Fortpflanzungsrichtung des Lichts, weshalb Akustische Wolke zugleich
optische Wolken sind und unter gewissen Umständen die Luftspiegelungen (s. d.) der
Fata Morgana hervorrufen.
(lat.), scharf, spitzig, heftig. - Akute Krankheiten nennt man die verhältnismäßig schnell verlaufenden Erkrankungen.
Die ältere Medizin rechnete zu den akuten Krankheiten nur diejenigen, die bis zu 28 Tagen dauerten; eine
Krankheit von längerer Dauer war entweder noch subakut (bis zum 40. Tage) oder chronisch, wenn ihr Ende erst jenseit des 40. Tags
fiel. Die neuere Medizin hat dagegen die Dauer derKrankheiten als Einteilungsprincip verworfen und nachgewiesen,
daß viele Übel, die bisher als chronisch galten und gewöhnlich chronisch sind, auch akut verlaufen können. Zuweilen gehen
aber auch Krankheiten nach einem akuten Anfange in chronische über, z. B. die einfachen Schleimhautkatarrhe:
ebenso schließen sich an chronische bisweilen akute an. Die meisten, doch nicht alle, akuten Erkrankungen
sind fieberhaft, die meisten chronischen fieberlos. (S. Krankheit.) - Akut,. Acutus, als Accent s. d.
(lat., d. i. Flügel), die von den Bundesgenossen gestellten und in den Provinzen ausgehobenen Truppen der Römer,
[* 55] standen stets auf den Flügeln, während die aus röm. Bürgern bestehenden Legionssoldaten das Centrum der Schlachtordnung
bildeten.
Zur Kaiserzeit verstand man unter Ala die keiner Legion zugewiesenen Abteilungen der Hilfsreiterei,
z. B. Ala Batavorum.
Die Ala, 400-500 Mann stark, wurde in 12 Turmae geteilt.
Bezirkshauptmannschaft Rovereto in Südtirol, in 172 m Höhe, an der Etsch und am Eingänge
ins Ronchithal und der Linie Kufstein-Ala der Österr.
Südbahn (Endstation der Brennerbahn), hat (1890)
2969, als Gemeinde 4646 ital. E., Bezirksgericht (7 Gemeinden, 26 Ortschaften, 10 286 E.), österr. und ital. Grenzzollamt,
ein Privatgymnasium, Mönchskloster, Sammetfabriken.
einer der Vereinigten Staaten
[* 56] von Amerika
[* 57] zwischen 30° 13' und 35° nördl. Br., zwischen 84° 53' und
88° 35' westl. L. von Greenwich, grenzt im N. an Tennessee, im O. an Georgia und Florida, im S. an Florida und den Golf von
Mexiko,
[* 58] im W. an den Staat Mississippi, hat 135 320 qkm und (1890) 1 513 017 (757 456 männl., 755 561 weibl.)
E., d. i. 11 auf 1 qkm und
eine Zunahme von 19,84 Proz. gegen 1880. 662 185 sind
Weiße, 681 431 E. Farbige, etwa 5000 Deutsche.
[* 59] Der Teil am Golf von Mexiko ist niedrig und sandig, weiter
von der Küste wird das Land hügelig und steigt nach Norden
[* 60] zu an. Den Nordosten bedeckt ein bis zu 450 m ansteigender Zweig
des Alleghanygebirges.
Der Lauf der Flüsse
[* 61] ist im allgemeinen südlich; die bedeutendsten sind der und Tombigbee, die vereint den kurzen Lauf des
Mobile bilden, und der Chattahoochee. Der Tombigbee empfängt den Black Warrior, der den Cahaba und Coosa.
Im Norden des Staates fließt der Tennesseestrom von Ost nach West. Das Klima ist nur im südl. Teil und in den Flußniederungen,
wo Wechsel- und Gallenfieber herrschen, wirklich ungesund, auf den Hochebenen im mittlern und nördl.
Teile sehr gesund.
Die Grenzen der Sommertemperatur sind 15° C. und 40° C., der Wintermonate -7½° C. und +27½° C. Im Süden fällt Schnee
[* 62] sehr selten, im Norden findet gewöhnlich ein beträchtlicher Schneefall statt. Die jährliche Regenmenge beträgt 1,3 m.
Dem Mangel an gutem Quellwasser im südlichen Alabama wird zum Teil durch artesische Brunnen abgeholfen. Vom
wirtschaftlichen Standpunkt aus wird in vier Regionen geteilt:
1) Die Getreideregion, 8 Counties umfassend, im Norden des Staates, im Thal
[* 63] des Tennessee und seiner Nebenflüsse.
2) Die Mineralregion umfaßt 28 Counties oder mehr als ein Drittel des Staates. In ihr befinden sich drei Kohlenbecken:
das Coosa-, das Cahaba- und das Warriorbecken. Letzteres liegt am meisten nordwestlich und wird zehnmal so groß geschätzt,
wie die beiden andern zusammengenommen. Es beträgt etwa zwei Drittel der Größe der Kohlenbecken Großbritanniens und hat
Flöze bis zu 4,2 m Mächtigkeit. Gute Eisenerze sind häufig (Counties St. Cair, Jefferson und Shelby).
Hier und da werden auch Gold,
[* 64] Silber, Kupfer,
[* 65] Graphit, Asbest, Glimmer, Schmirgel, Marmor, Kaolin, Thon u. s. w. gewonnen.
3) Die Baumwollregion, südlich von der Mineralregion, umfaßt 17 Counties.
4) Die Holzregion, südlich hiervon bis zum Golf, hauptsächlich von Kiefernwaldungen (yellow pine) bedeckt. Diese Regionen
sind nicht allzu scharf getrennt zu denken. 1887 wurden 1 950000 t Kohlen, 325 020 t Koks, etwa 740000
t Eisen, (1886) 752 220 BallenBaumwolle
[* 66] im Werte von 30 467 917 Doll., 28 893000 BushelMais zu 17 335 800 Doll., 4 718000 Bushel
Hafer
[* 67] zu 2 925 160 Doll., 1 529000 Bushel Weizen zu 1 636 030 Doll., 614000 Bushel Kartoffeln zu 583 300 Doll.
u. s. w. gewonnen.
Die Industrie ist mit dem Bergbau
[* 68] auf Kohle und Eisen
[* 69] sehr gewachsen, 1880 wurden 323000 t, 1889 3 378000 t Kohle produziert.
Minen, Hochöfen und Fabriken sind im nördl. Teile des Staates überraschend schnell entstanden. Der Mittelpunkt
der Kohlen- und Eisengewinnung und Industrie ist Birmingham
[* 70] (s. d.), das 1880 noch 3000, 1890 schon 26 178 E. hatte. Haupthafen-
und Handelsplatz ist Mobile (s. d.). Die Eisenbahnen umfaßten (1889) 4990 km.
Die Staatseinnahmen beliefen sich (1889) auf 1 583 003 Doll., die Ausgaben auf 1 757 514 Doll., die fundierte
Staatsschuld auf 14 959 869 Doll. 1890 besuchten 301 615 Schulkinder die 5800 Volksschulen. Der höhere Unterricht wird durch
etwa 10 Colleges und 150 höhere Schulen erteilt. Die University of Alabama befindet sich in der Nähe von Tuscaloosa. Der
Staat ist in 67 Counties geteilt, Hauptstadt ist Montgomery. Die ausübende Gewalt besitzt ein auf
zwei Jahre gewählter
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Gouverneur. Der Senat besteht aus 33 auf 4 Jahre gewählten Mitgliedern, das Abgeordnetenhaus aus 100 auf 2 Jahre gewählten
Repräsentanten. Im Kongreß hat Alabama 8 Repräsentanten und bei der Bundespräsidentenwahl 10 Stimmen. – Alabama, nach seinem Hauptfluß
benannt, wurde 1711 von Franzosen bei Mobile besiedelt. Als das Land in engl. Besitz kam, gehörte es zuerst
zu dem StaateGeorgia. 1802 bildete es den östl. Teil des Territoriums Mississippi, als besonderes Territorium wurde es eingerichtet.
Am wurde es als 22. Staat in die Union aufgenommen.
Nach der Secession von Südcarolina trennte es sich von der Union am indem es sich den Konföderierten Staaten
anschloß, deren erste Hauptstadt Montgomery war. Während des Bürgerkrieges fanden mehrere Gefechte, namentlich zur See,
in Alabama statt, doch litt dasselbe wohl weniger als die meisten andern südl. Staaten. Die Ordonnanz der Secession wurde im Sept. 1865 aufgehoben.
Laut Kongreß-Rekonstruktionsakte vom wurde Alabama dem dritten Militärdistrikte zugeteilt und unter
Kommando des Generals Pope gestellt. Am befahl Pope die Berufung eines endgültigen Staatskonvents, der 1. Nov. zusammentrat
und eine neue Verfassung entwarf, welche Febr. 1868 vom Volke des Staates angenommen und vom Kongreß anerkannt
wurde. Alabama ist bisher einer der zurückgebliebensten Staaten des Südens gewesen. Aber infolge des Erzreichtums von Nordalabama
in Verbindung mit dem Hafen von Mobile hat es Aussicht, schließlich zu einem der thätigsten und reichsten Staaten zu werden.
–
Bezeichnung für eine berühmt gewordene völkerrechtliche Streitfrage zwischen Großbritannien
[* 73] und den
Vereinigten Staaten von Amerika. Während des amerik. Bürgerkrieges hatte der in Liverpool
[* 74] gebaute und
von engl. Firmen ausgerüstete konföderierte Kaper«Alabama» den amerik. Handel in hohem Grade gestört, bis er angesichts
des franz. Hafens Cherbourg
[* 75] von der Unionskorvette Kearsarge in den Grund gebohrt wurde. Da die großbrit.
Regierung, obwohl rechtzeitig von der amerik. Gesandtschaft und amerik. Konsuln auf den drohenden Friedensbruch
aufmerksam gemacht und darüber vollständig unterrichtet, daß die auf ihrem, also neutralem Gebiete erbaute, bemannte und
ausgerüstete Alabama und ebenso andere Schiffe
[* 76] zu Kriegszwecken gegen die Union bestimmt seien, das Auslaufen der konföderierten
Kaper aus engl. Häfen nicht verhindert hatte, so erblickte das Kabinett von Washington
[* 77] hierin mit vollem
Rechte eine Verletzung der Neutralität und verlangte Ersatz für den von solchen Kaperschiffen an amerik.
Eigentum angerichteten Schaden. Die Verhandlungen darüber nahmen mehrmals eine sehr drohende Form an. Endlich kamen beide
Mächte im Febr. 1871 überein, die Differenz durch eine gemeinschaftliche Kommission zur Erledigung zu
bringen. Diese trat in Washington zusammen und einigte sich 8. Mai über einen Vertrag, nach dem die Alabamafrage einem in Genf
[* 78] tagenden
Schiedsgerichte (Tribunalof Arbitration) zur Entscheidung übergeben werden sollte. Die in jenem Vertrage aufgestellten
Grundsätze
über die Pflichten der Neutralen dürfen als allgemein maßgebende Normen betrachtet werden (Heffter,
Völkerrecht §. 148); danach darf kein neutraler Staat dulden
1) daß in seinem Gebiete Schiffe ausgerüstet, bewaffnet oder equipiert werden, welche bestimmt sind, gegen eine
der kriegführenden Mächte zu kreuzen oder Krieg zu führen: ebenso muß das Auslaufen solcher Schiffe aus neutralen
Häfen verhindert werden;
2) dürfen neutrale Häfen oder Gewässer nicht als Basis kriegerischer Operationen eingeräumt oder zur Erneuerung von Mannschaften,
Waffen,
[* 79] Munition, Vorräten benutzt werden;
3) muß der neutrale Staat auch Privatpersonen an der Verletzung obiger Verpflichtungen mit seinen Mitteln verhindern. Das
Schiedsgericht trat zusammen. Seine Thätigkeit wurde jedoch bald wieder in Frage gestellt,
da die nordamerik. Regierung auch für die dem Handel indirekt durch die südstaatlichen Kreuzer verursachten Verluste Ersatz
verlangte. England erklärte daraufhin in Washington, es werde sich dem Schiedssprüche nicht unterwerfen, wenn
die Frage der indirekten Verluste nicht fallen gelassen werde.
Eine weitere Verschärfung des Konflikts wurde jedoch dadurch vermieden, daß das Schiedsgericht sich für unzuständig erklärte,
über die Frage des indirekten Schadens zu entscheiden, und die Regierung von Washington diesen Anspruch fallen ließ. Der verkündigte
Spruch machte England haftbar für die durch die südstaatlichen KaperAlabama, Florida und Shenandoah verursachten
Verluste, erklärte die Avisoschiffe für ebenso haftbar wie die Fahrzeuge, zu denen sie gehörten, und setzte die von
England an die Vereinigten Staaten zu zahlende Entschädigungssumme samt Zinsen auf 15½ Mill. Doll. oder 3 229 166 Pfd. St.
fest.
Vgl. Official correspondence on the claims in respect totheAlabama (Lond. 1867);
Bluntschli, Opinion impartiale sur le question de laAlabama (Berl. 1870): Geffcken, Die Alabamafrage (Stuttg.
1872).
Eine genaue Darlegung des amerik. Standpunktes enthält die offizielle amerik. Staatsschrift«The case of theUnited States,
laid before theTribunalof Arbitration convenedatGeneva» (Lpz. 1872). Von seiten Englands wurden zwei
Denkschriften in Form von parlamentarischen Blaubüchern eingereicht unter den Titeln«The case of theUnited States, to be laidbefore theTribunalof Arbitration to be convenedatGeneva» (Lond. 1872) und «Casepresented on the party oftheGovernment ofHerBritannic Majesty to theTribunalof Arbitration» (ebd. 1872).
eine sehr feinkörnige, durchscheinende Art des Gipses (s. d.) von schneeweißer, bisweilen etwas ins Blaßrote
oder Graue übergehender Farbe, unter allen in größern Massen vorkommenden Gesteinen eins der weichsten, so daß er sich
schon mit dem Fingernagel ritzen läßt, eine Probe, durch die man leicht den sog. Kalkalabaster, eine
Varietät des Tropfsteins oder kohlensauren Kalks, von dem wahren Alabaster unterscheiden kann, da ersterer härter ist und
dem Fingernagel widersteht. Das Mineral wird mehrorts, besonders schön aber am südl. Fuße
der Alpen,
[* 80] in Oberitalien
[* 81] und im Toscanischen gefunden. Der rein weiße der namentlich zu Volterra (s. d.)
vorkommt, wird dort in großen
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