269 in den Fels gehauenen
Graben und etwa 20000 E.,zu gleichen
Teilen armenische und griech.
Christen, Kurden und Mohammedaner.
Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Ziegenleder,
Woll- und Baumwollzeugen,
der Handel auf
Häute,
Tuch,
Honig,
Tabak.
[* 2] Aïntâb, bei den Kreuzfahrern Hamtab, wurde 1183 von
Saladin, 1400 von
Timur erobert.
(d. i.
Mensch), weniger richtig
Aino, der einheimische
Name eines
Volks in Hinterasien, das gegenwärtig nur noch
die West- und Ostküste der japan.
InselJesso (dort etwa an 15000
Köpfe stark), das südl. Drittel der
Insel Sachalin, die
ganze
Kette der
Kurilen und die Südspitze von Kamtschatka bewohnt und schon in seiner äußern Erscheinung
sich als ein von den benachbarten Japanern, von denen sie Yebis genannt werden, und den
Tungusen grundverschiedenes
Volk zu
erkennen giebt.
Nach japan.
Quellen haben die den spätern Eindringlingen nicht ohne harte Kämpfe das Feld geräumt, und ihre Empörungen
gehen
bis in das 9. Jahrh. n.Chr. fort. Sie scheinen durch den japan.
Einfluß in nichts verändert zu sein und gehen nun wohl ihrem Erlöschen entgegen. Die Ainu lassen ihr schwarzes
Haupthaar wachsen, bis es über die Schultern herabfällt, tragen 12–15 cm lange wirre
Bärte, tätowieren die Lippen und
die
Arme bis an die Ellbogen mit blauen phantastischen
[* 1]
Figuren.
Trotz ihres wilden Aussehens sind sie ein harmloses, unkriegerisches
Volk. Sie sind körperlich stark, gut gebaut und ausdauernd.
IhreGesichtsfarbe ist dunkelbraun. (S.
Tafel:
AsiatischeVölkertypen,
[* 1]
Fig. 25.) Sie sind ein
Jäger- und Fischervolk, das einen
großen
Teil seines Fanges als
Tribut an die Japanesen abgeben muß, leben in Vielweiberei und wohnen im
Winter in Erd-, im
Sommer in Strohhütten.
Ihre Waffen
[* 3] bestehen in
Speer und
Bogen.
[* 4]
Ihren Götzenbildern werden die ersten
Tiere,
die sie erlegen, zum Opfer gebracht, doch nur die
Haut,
[* 5] das Fleisch wird gegessen.
Jeder
Stamm besitzt einen lebenden
Bären, dem göttliche Verehrung und die sorgfältigste Pflege zu teil
wird. Auf
Jesso und den
Kurilen sind die Ainu
Japan,
[* 6] die übrigen
Rußland unterthan. Die Ainusprache steht vollkommen vereinzelt.
Ihrem
Baue nach ist sie gleich den ural-altaischen
Sprachen suffigierend. Ein beträchtlicher
Teil des Wortschatzes ist dem
Japanischen entlehnt, doch schließt unsere bisherige Kenntnis des Ainu die
Annahme eines Verwandtschaftsverhältnisses
dieser beiden
Sprachen aus.
Die Untersuchungen von Chamberlain haben ergeben, daß viele japan. Ortsnamen sich aus der Ainusprache
erklären lassen, mithin die Wohnsitze der Ainu sich früher über die ganze japan. Inselwelt
erstreckt haben müssen. –
(lat. Äolus), Sohn des
Hellen und der Nymphe Orseïs, Enkel des
Deukalion und
Bruder des Doros und
Xuthos, Gemahl
der Enarete, die ihm sieben
Söhne und fünf
Töchter gebar, auf welche die Gründung äol.
Städte und
Staaten in
Griechenland
[* 10] zurückgeführt wurde. Nach Diodor gab es drei
Personen dieses
Namens: erstens
einen Sohn des
Hellen, den
Vater desMimas und Großvater des Hippotes. Letzterm gebar Melanippe einen zweiten Aiolos. Die Tochter dieses zweiten Aiolos wurde
durch
Poseidon
[* 11]
Mutter des dritten und des Boiotos, welche sich auf den
Inseln im TyrrhenischenMeere, namentlich
auf Lipara, niederließen.
Dieser angebliche dritte Aiolos ist der ursprünglich mit dem sagenhaften Stammvater der
Äolier nicht zusammenhängende Windgott
Aiolos. Die genealog.
Beziehung, in welche er mit dem Stammvater der
Äolier (s. d.) gebracht wurde, knüpft an die Erzählung des
Homer an. Bei diesem ist Aiolos nicht ein Windgott, sondern der glückliche Beherrscher der
ÄolischenInsel, unter der man später gewöhnlich eine der Liparischen
Inseln verstand, ein Sohn des Hippotes und vom Zeus
[* 12] zum
Lenker der
Winde
[* 13] bestellt. Zu ihm kam auf seinen Irrfahrten Odysseus. Nach
Virgil wohnte er auf Lipara und ward durch die
Gunst der Hera
[* 14] zum Gott und König der
Winde, welche er in einer Berghöhle verschlossen hielt.
(grch.; lat.
Äon), die erst in ziemlich später Zeit entstandene Personifikation der Zeit oder
Ewigkeit, bildlich
dargestellt als
Mensch mit Löwengesicht, geflügelt, von einer Schlange
[* 15] umwunden, deren
Kopf gerade über der Mitte seines
Gesichts liegt, mit einemBlitz mitten auf der
Brust, einem
Schlüssel in der rechten und einer Fackel, sowie
mit einem Scepter oder Maßstabe in der linken
Hand.
[* 16]
Diese etwas phantastische Charakterisierung scheint orient.
Ahir oder
Asben
(Azben), Gebirgsland in der
Sahara zwischen 17 und 20° nördl.
Br. und 7 und
10° östl. L. von Greenwich, in dem mächtige, von Norden
[* 17] nach
Süden gerichtete Bergzüge von Granit und
Basalt bis 2000 m
Höhe aufsteigen. Die
Thäler sind sehr fruchtbar und erinnern mit ihren Dumpalmen, Feigenbäumen und
Mimosenwäldern an die
Vegetation des
Sudan; vereinzelt wird Getreide
[* 18] gebaut; fruchtbare
Weiden gestatten Kamel- und Zebrazucht.
Häufig sind Löwen,
[* 19] Schakale, Gazellen, Eber und
Strauße. Im September und Oktober fällt ausgiebig
Regen.
Die Bewohner sind
Berber, Sudanesen und Mischlinge, im
Süden fast reine
Neger. Das Land gehört den Kel-Owi, einem Tuaregstamm,
mit einem
Sultan aus der Familie der Irôlang an der
Spitze. Sie leben in Dörfern und festen Hütten
[* 20] und sind durch Vermischung
mit
Negern wesentlich verändert. Die Haussasprache ist ihnen ebenso geläufig wie ihr ursprüngliches Auraghiye. Viehzucht
[* 21] und
Handel sind ihre Erwerbsquellen. Als
Geld dienen die Negerhirse, seltener Baumwollstreifen, nirgends
Gold,
[* 22]
Silber oder
Kauris.
Industrie ist fast nicht vorhanden. Hauptstadt der Landschaft ist
Agades, größer ist
Tintellust mit 60000 E.
[* 23]L.,Schmiele oder Schmele, Pflanzengattung aus der Familie der
Gramineen
[* 24] (s. d.) mit nur sechs
Arten, die sämtlich
in Europa
[* 25] einheimisch sind, von dort aber zum
Teil über die gemäßigten Zonen der ganzen Welt verbreitet
wurden. Es sind ausdauernde, schmalblätterige Gräser
[* 26] mit großen zierlich verzweigten Rispen und kleinen zweiblütigen
Ährchen.
[* 27] Von den deutschen
Arten ist die auf trocknem Waldboden und sandigen
Triften häufige Haferschmiele (AiraflexuosaL.)
ein gutes Weidegras. Dasselbe gilt von der in dichten Rasen wachsenden Rasenschmiele (AiracaespitosaL.). Eine dritte Art, die
graue Schmiele (Aira canescens¶
mehr
L.), welche auf trocknem Sandboden gemein und als den Flugsand bindende Pflanze bemerkenswert ist, wird gewöhnlich als eigene
Gattung, Weingartneria canescensBernh., abgetrennt.
(spr. ehrd),Thomas, schott. Dichter, geb. zu Bowden in
Roxburghshire, studierte zu Edinburgh, leitete dann das dortige «Weekly Journal»,
1835-63 den konservativen «Dumfries Herald» und starb zu CastleBank, Dumfries, wo er fast das ganze Mannesalter
gelebt hatte. Aird erwarb sich einen Namen durch «Religious characteristics» (Edinb.
1827),
metaphysische Aufsätze, denen «The old bachelor in the old Scottish
village» (ebd. 1845; neue Aufl. 1856) folgte, Skizzen, die wegen der gemütvollen Darstellung des schott. Volkslebens großen
Beifall fanden. Von seinen Gedichten ward namentlich «The devil's dream»
populär. Auch schrieb er für «Blackwood'sMagazine» und gab die Gedichte seines unter dem Pseudonym Delta
[* 29] bekannten Freundes
David Macbeth Moir (1798-1851) mit Biographie heraus («Poems of D. M. Moir», 2 Bde., Edinb.
1852; 2. Aufl. 1861). A.s «Poetical works» erschienen 1848 (5. Aufl.
1878, mit Biographie von Wallace).
(spr. ährdri), Stadt in der schott. GrafschaftLanark, 16 km östlich von Glasgow,
[* 30] verdankt wie Coatbridge (s. d.)
ihre Blüte
[* 31] der Lage inmitten eines ausgedehnten, an Eisenerzen reichen Kohlengebietes.
Mitte des 18. Jahrh.
noch ein unbedeutender Ort von wenigen Häusern, hat Airdrie (1891) 19 135, als Parlamentsbezirk 15 133 E. und gehört
zu den belebtesten und wohlhabendsten Orten des Binnenlandes.
Außer den Kohlen- und Eisenwerken um die Stadt bestehen Baumwollwebereien
und Papierfabriken. Airdrie ist eine der Falkirk Burghs (s. d.).
(spr. ähr ßür laduhr), Hauptstadt des Kantons Aire (203,64 qkm, 12 Gemeinden, 10 174 E.) im Arrondissement
St. Sever des franz. Depart. Landes, in der Gascogne, und Bischofssitz in 76 m Höhe am Abhänge eines Bergs links am Adour
und an der Linie Morcenx-Tarbes der Franz. Südbahn, hat (1891) 2488, als Gemeinde 4551 E. In der Nähe
die Überreste von zwei röm. Lagern. Die alte Stadt hieß früher Vicus Julii oder Civitas Aturum,
später Adura, und war Residenz des westgot. Königs Alarich II. Nach seinem Tode fiel in die Hände der
Franken; in den Kriegen der folgenden Jahrhunderte hatte die Stadt viel zu leiden, und am Ende des 12. Jahrh.
war sie beinahe entvölkert. 1569, während des Religionskrieges, wurden die Kirchen von den Soldaten Montgommerys zerstört
und die Häuser geplündert. Am lieferten die Engländer unter Lord Hill bei den Franzosen unter
Soult ein Treffen.
la-Lys (spr. ähr ßür la lihß), Hauptstadt des Kantons Aire (115,51 qkm, 14 Gemeinden, 17 070 E.) im Arrondissement
St. Omer des franz. Depart. Pas-de-Calais, 16 km südöstlich von St. Omer, an der Lys, der Vereinigung des Lyskanals und des
Kanals Neuf-Fossé und an der Linie Armentieres-St. Onier der Franz. Nordbahn, hat (1891) 4157, als Gemeinde 8109 E., 8 Kirchen,
von denen St. Pierre (103 m lang, 20 m breit, 23 m hoch) für die prächtigste des nördl. Frankreichs gilt; ferner ein 1714-24
erbautes Rathaus mit Bibliothek (10000 Bände), bedeutende Fabrikation
von Wolle, Öl, Fayencekacheln, Bierbrauerei
[* 32] und Handel mit Getreide, Branntwein, Öl, Kohlen und Eisen.
[* 33] Der Platz ist Festung
[* 34] zweiten Ranges und wird von dem Fort St. François
verteidigt.
In der Mitte des 9. Jahrh. war Aire-sur ein Kloster, welches später von den Normannen zerstört wurde. Grafen von Flandern gründeten
aber daselbst ein Schloß und 1059 die Kollegialkirche St. Pierre. 1498 übergab Ludwig XII. die Stadt
an den Erzherzog Philipp den Schönen, wodurch sie an das Haus Österreich
[* 35] kam. Karl V. bestätigte 1516 ihre Privilegien.
Die Franzosen eroberten die Stadt 1641 nach zweimonatlicher Belagerung, verloren sie an die Spanier, nahmen sie jedoch 1676 wieder.
Nachdem Marlborough und Prinz Eugen sich ihrer bemächtigt hatten, ging sie im Frieden zu Utrecht
[* 36] (1713) endgültig
an Frankreich über.
deutsch Eriels, Pfarrdorf im Bezirk Livinen des schweiz. Kantons Tessin,
am südl. Fuße des St. Gotthard, in 1179 m Höhe,
am Ticino, dessen zwei Quellbäche sich in der Nähe vereinigen, an der Gotthardstraße und der Gotthardbahn,
der erste Ort, wo italienisch gesprochen wird, hat (1888) 1749 meist kath.
E., Post, Telegraph
[* 37] und wurde, nachdem es zu zwei Dritteln abgebrannt war, in Stein wieder aufgebaut. Das obere
Thal
[* 38] des Ticino bis Airolo heißt ValBedretto (s. d.), das untere von Airolo an Livinerthal (s.
Ticino).
Bei Airolo mündet von N. her der Haupttunnel (14,9 km) der Gotthardbahn (Airolo-Göschenen) und von NO. her das durch seine seltsam
gestalteten Felsen merkwürdige ThalCanaria. Hier beginnt der Engpaß von Stalvedro, wo die Gotthardstraße durch vier dicht
aufeinanderfolgende, bis 75 m lange Galerien führt. Gegen NW. von Airolo öffnet sich das enge, wilde ThalVal Tremola, das der
am St. Gotthard entspringende Quellbach des Ticino in zahlreichen Fällen durchrauscht. Die in den Felsen eingehauenen, jetzt
erloschenen Worte «Suworow victor» erinnerten an das Gefecht vom zwischen Russen und Franzosen,
durch welches Suworow den Übergang über den St. Gotthard erzwang. Über die Werke von Airolo, die die Gotthardstraße und die
Gotthardbahn verteidigen, s. Sankt Gotthard
[* 39] (Gebirgsstock).
(spr. ehri),SirGeorge Biddell, engl. Astronom, geb. zu Alnwick in Northumberland, studierte Mathematik
und Physik am Trinity-College zu Cambridge, wurde 1828 Professor und Direktor der Sternwarte
[* 40] zu Cambridge
und 1836 in Greenwich. Beobachtungen und Berechnungen auf das Pünktlichste organisierend, ließ Airy zunächst das seit 1750 angehäufte
massenhafte Material an noch unverarbeiteten Beobachtungen berechnen. Die Einrichtung der Greenwicher Sternwarte wurde von
Airy wesentlich verbessert. Er rief auch die neue und umfassende engl.
Gradmessung
[* 41] ins Leben und erfand 1839 eine Vorrichtung zur Korrektur des Kompasses auf eisernen Schiffen.
Zur Beobachtung totaler Sonnenfinsternisse unternahm er wissenschaftliche Reisen, 1842 nach Turin,
[* 42] 1851 nach Göteborg,
[* 43] 1860 nach
Pobes in Spanien.
[* 44] 1868 wurde er zum Mitgliede der zur Untersuchung über die Normalmaße und Gewichte
eingesetzten königl. Kommission ernannt, 1872 in den Ritterstand erhoben. Von 1871 bis 1873 bekleidete er die Würde des
Präsidenten der Königlichen Gesellschaft. Er legte 1881 die Direktion der Greenwicher Sternwarte nieder und starb in
London.
[* 45]
¶
mehr
Außer den «Astronomical observations made on the Royal Observatory at Greenwich» (Lond. 1845 fg.) und dem «Catalogue
of 2156 stars» (ebd. 1849) veröffentlichte er noch: «Gravitation» (ebd. 1834; 2. Aufl. 1885; deutsch
vonRud. Hoffmann, Lpz. 1891),
«Reduction of observations of the moon» (2 Bde.,
Lond. 1818),
«Six lectures on astronomy, delivered atIpswich Museum» (ebd. 185)1; 4. Aufl. 1858; deutsch
von Sebald, Berl. 1852),
«Tracts on physical astronomy» (4. Aufl. 1858),
«Algebraical and numerical theory of errors of observations» (Lond.
1861),
«The undulatory theory of optics» (1866),
«Note on atmospheric chromatic dispersion, as affecting telescope observation,
and on the mode of correcting it» (1869),
«On Sound and atmospheric vibrations» (1869; 2. Aufl.
1871),
«Treatise on magnetism» (1870),
Beiträge über «Trigonometry», «The
figure of the Earth» und «Tides and Waves» zu der «Encyclopedia
Metropolitana».
(ital. la diesis maggiore; frz. la dièse
majeur; engl. a sharp major), Tonart;
Tonleiter: ais, his, (d) dis, eïs, (g), (a), ais, wobei aber die Töne d, g, a als cisis,
fisis, gsis aufzufassen und als c, f, g mit Doppelkreuz zu schreiben sind.
Zur Schreibung wären also 10 Kreuze
erforderlich, weshalb man für diese Tonart regelmäßig B-dur eintreten läßt (s. Ton und Tonarten).
Marktflecken im Bezirksamt Dillingen des bayr. Reg.-Bez. Schwaben-Neuburg, in sumpfiger Gegend an einem linken
Zufluß der Glött, hat (1890) 962 kath. E., Post, kath.
Pfarrkirche und Überreste eines röm. Castrums.
Nahebei das Aislinger Moos, ein 10 km langes, mit Salzkraut bewachsenes Ried.
Aislingen, früher Reichsgrafschaft, bildete ein Pflegeamt des Hochstifts Augsburg.
[* 48]
(ital. la diesis minore; frz. la dièse mineur;
engl. a sharp minor), die Cis-dur parallele Molltonart, gewöhnlich durch
B-moll ersetzt (s. Ton und Tonarten).
(spr. ähn, lat. Axona), linker Zufluß der in die
Seine mündenden Oise, entspringt im franz. Depart. Meuse
in 311 m Höhe bei dem Dorfe Beaulieu in den Argonnen, durchfließt, bis Semuy gegen NW. gerichtet und den westl.
Fuß der Argonnen bespülend, die Depart. Marne und Ardennen, dann gegen W., in einem breiten Thale, das
Depart. Aisne und einen Teil des Depart. Oise, wo der Fluß nach 280 km Lauf, von denen er auf 55 km flößbar und auf 160 km
schiffbar ist, 2 km oberhalb Compiegne in die Oise fällt.
Der 58 km lange Aisne-Marne-Kanal verbindet den Aisne-Seitenkanal mit dem Marne-Seitenkanal und geht von
Berry-au-Bac (Aisne) über Reims
[* 49] nach Condé-sur-Marne. Der Aisne-Seitenkanal gebt von Vailly aufwärts am Flußufer hin, tritt
bei Neuschâtel in das Depart. Ardennen
und geht als Ardennenkanal nach Semuy und von dort in die Meuse bei Donchery, während
von Semuy ein südl. Seitenkanal aufwärts nach Vouziers führt. Die wichtigsten
Zuflüsse der Aisne sind rechts die Aire und Vaur, links die Suippe und Vesle, die, sämtlich flößbar, wie die Aisne selbst, den
Holztransport aus den Argonnen und Ardennen nach Paris
[* 50] vermitteln.
(spr. ähn), Departement im nördl. Frankreich, nach dem Flusse Aisne benannt, umfaßt Teile von
Isle-de-France, von Brie und von der südl. Picardie, grenzt im N. an das Depart.
Nord, im NO. an Belgien,
[* 51] im O. an die Depart. Ardennen und Marne, im S. an Seine-et-Marne, im W. an Oise und Somme, hat 7352 (nach
Berechnung des Kriegsministeriums 7427) qkm, (1891) 545 493 E., darunter 11 513 Ausländer, und zerfällt
in die 5 Arrondissements Château-Thierry, Laon, Saint
[* 52] Quentin, Soissons, Vervins mit 37 Kantonen, 840 Gemeinden.
Hauptstadt ist Laon. Außer der Aisne wird es im S. von der Marne mit dem Ourcq, im N. von der Oise mit der Serre und
Lette durchflossen. Somme und Schelde entspringen hier. Der größte Teil des Departements gehört zu dem großen PariserBecken.
Die nördl. Hälfte bildet eine von Flußthälern durchzogene Ebene, während die drei südl.
Arrondissements vorzugsweise demBerg- und Hügellande, welches sich bis zu 200 m über dem Meeresspiegel erhebt, angehören.
Der Ackerbau bildet die vorherrschende Beschäftigung der Bewohner und das Departement gehört zu
den fruchtbarsten StrichenFrankreichs.
Vor allem werden Flachs, Hanf, Rübsen und Runkelrüben, aber auch viel Getreide (1888: 2428 768 hl Weizen, 474 200 hl Roggen,
1887: 29 1671 hl Gerste,
[* 53] 3,1 Mill. hl Hafer)
[* 54] gebaut; ausgedehnte Weiden ermöglichen eine bedeutende Viehzucht
(1887: 644 272 Schafe,
[* 55] 144 515 Rinder,
[* 56] 78 485 Pferde).
[* 57] Mit dem Heu der Marnegegend wird Paris versorgt. In keiner andern Gegend
Frankreichs haben sich so viele Wälder (ein Fünftel der Fläche) aus alter Zeit erhalten als in Aisne. Das Departement bildet
eine der kältesten Regionen des Landes, hat lange Winter und kurze Sommer und im Mittel 130 Regentage.
Wein baut man südlich von Laon und auf den Höhen längs der und Marne (durchschnittlich 73 546, 1889: 44 800 hl), in den Arrondissements
von Laon und St. Quentin bereitet man viel Cider (im Durchschnitt von 1879-88: 15 3791, 1889: 44 575 hl).
Die industrielle Thätigkeit ist am lebhaftesten in Baumwollzeugen, Batist, Spitzenzwirn und Holzarbeiten. Auch giebt es viele
Zuckerfabriken, Eisenwerke, Glashütten, Bleichen, Mühlen
[* 58] und Fabriken chem. Produkte. Berühmt ist die Spiegelgießierei
von St. Gobain, die besonders große Platten liefert.
Der Handel wird gefördert durch die günstige Lage zwischen den nördl. Kohlenbecken und Paris und durch
ein gutes Straßennetz (1888: 613,3 km Nationalstraßen), zahlreiche Wasserstraßen und Eisenbahnen (1886: 634,7 km).
Das Departement besitzt von höhern Unterrichtsanstalten zwei Lyceen und drei Collèges. Unter 4160 Rekruten waren (1888) 415 Analphabeten
und bei 3961 Eheschließungen konnten (1886) 287 Männer und 519 Frauen ihren Namen nicht schreiben. -
Vgl.
E. Gailliard, Hydrograhie du département de l'Aisne (Soissons 1888).
Mademoiselle, eine Cirkassierin, geb. um 1693, wurde als vierjähriges Kind vom Grafen von Ferriol, dem franz.
Gesandten in Konstantinopel,
[* 59]
¶
mehr
gekauft, der sie in Frankreich erziehen ließ und wahrscheinlich zu seiner Maitresse machte. Eine bedeutende Summe, die ihr
der Graf vermacht hatte, trat sie an dessen Schwester ab. Sie starb 1733. IhreBriefe (hg. von Voltaire, Par. 1787; Ravenel 1846;
Asse 1873) sind durch ihre Beziehungen zu den berühmtesten Persönlichkeiten ihrer Zeit interessant. -
(Ahistulfus, Haistulfus), König der Langobarden, folgte 749 seinem Bruder Ratchis, der Mönch wurde. Aistulf erneuerte
den Versuch, ganz Italien
[* 61] unter der langobard. Krone zu vereinigen, eroberte Ravenna, nötigte die Herzöge von Benevent und
Spoleto zur Heerfolge und bedrängte Rom.
[* 62] Da zog auf Bitten des Papstes Stephan II. der Frankenkönig Pippin 754 nach
Italien und zwang Aistulf zu dem Versprechen, die Eroberungen herauszugeben. Als Aistulf seine Zusage nicht
erfüllte, drang Pippin 756 wieder in Italien ein, zwang Aistulf seine Oberherrschaft anzuerkennen und ihm die streitigen Lande
zu übergeben, die Pippin dann dem Papste überwies. Aistulf starb Ende 756. -
Vgl. Abel, Der Untergang des
Langobardenreichs (Gött. 1859).
(Äther), die in den mythischen Kosmogonien und Theogonien der Griechen vorkommende göttliche Personifikation
des Äthers, d. h. der obern, reinern Himmelsluft, die, wie bei den Indern, als Sitz des Lichts und der
obern Götter, namentlich des Himmelsgottes Zeus gedacht wurde. In Hesiods Theogonie erscheint Aither als Sohn des Erebos und der
Nyr (Nacht) und Bruder der Hemera (des Tages), die orphischen Hymnen fassen dagegen Aither als Weltseele, d. h. als
feuriges Lebenselement aller organischen Wesen auf. Hie und da wird er auch mit Zeus oder Uranos identifiziert und als Gatte
der Erde gedacht.
(Äthra), Tochter des Pittheus (s. d.) von Trözen, durch Poseidon oder AigeusMutter des Theseus. Ihr vertraute dieser
die geraubte Helena an, als er mit Peirithoos in die Unterwelt hinabstieg. Während seiner Gefangenschaft
daselbst befreiten die Dioskuren
[* 63] ihre Schwester und führten Aithra als Gefangene mit nach Sparta. Als Sklavin der Helena gelangte
sie mit nach Troja,
[* 64] wurde aber bei der Eroberung der Stadt von ihren Enkeln Demophon und Akamas erkannt und wieder befreit.
Als Sklavin der Helena war Aithra auf dem Kasten des Kypselos dargestellt. Auf Reliefs findet sie sich, wie
sie dem Theseus das von seinem Vater unter einem Felsen verborgene Schwert und die Schuhe zeigt, auf Vasen
[* 65] erscheint ihre Befreiung
aus der Knechtschaft.
(Ätolus), Sohn des Endymion
[* 66] von Elis, mythischer Stammvater der Ätoler, wanderte infolge
einer Blutschuld nach dem Lande der Kureten aus, das nach ihm fortan Ätolien hieß.
(spr. eht'n), William, Botaniker, geb. 1731 bei Hamilton in Schottland, war seit 1759 Vorstand des königl. BotanischenGartens zu Kew, der unter ihm der reichste der Welt wurde, und starb zu Kew. Sein «Hortus Kewensis»
(3 Bde., Lond. 1789) enthält die Beschreibung von 5600 zum Teil bis dahin noch unbekannten Pflanzenarten. - Sein Sohn und
Nachfolger, William Townsend Aiton, geb. in Kew, gest.
daselbst lieferte eine neue Ausgabe des «Hortus Kewensis» (5 Bde., Lond.
1810-13).
Lieuwe van, niederländ. Geschichtschreiber, geb.
zu
Dokkum, widmete sich dem Studium der Politik und der Staatswissenschaften und wurde 1645 Resident der Hansestädte im Haag,
[* 67] wo er starb. Aitzema sammelte mit Umsicht alle wichtigen Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte seiner Zeit, reihte
sie in Urtext und holl. Übersetzung aneinander und schuf so, jene Aktenstücke erläuternd, ein höchst
wertvolles Werk, das die glänzendste Periode der niederländ. Geschichte (1621-69) darstellt: «Historie
of Verhael vanSakenvan staet en oorlogh, in ende omtrent de vereenighde Nederlanden» (15 Bde.,
Haag 1657-71; 2. unvollständige Ausg., 7 Bde.,
1669-72).
(im Türkischen; grch. Kydonia oder Kidonia; beides heißt Quittenstadt), Seestadt im Sandschak
Karassi des türk. Wilajets Khodawendikjar, im nordwestl. Kleinasien, 40 km südwestlich von der Stadt Adramytti, am Golf von
Adramytti, mit einem 16-30 m tiefen Hafen, dessen Eingang verschlammt ist und nur 1-1½ m Tiefe hat, ist durch wiederholte
Einwanderungen aus Griechenland erst im 18. Jahrh. entstanden. Aïwalyk, bis 1821 eine rein griech.
Stadt von mehr als 34000 E., wurde in diesem Jahre wegen Teilnahme an der griech. Erhebung von den Türken mit Feuer und Schwert
verwüstet.
Später erwarb der Rest der zerstreuten Bevölkerung
[* 68] (18000) vom SultanMahmud die Erlaubnis zur Rückkehr.
Gegenwärtig hat Aïwalyk 30000 E., nur Griechen, die sich mit Landbau, namentlich mit der Kultur des Ölbaums, mit Schiffbau, Seeschiffahrt
und Handel, besonders mit Ölhandel beschäftigen. Sie stehen unter eigenen Lokalbehörden, haben ein Gymnasium, drei Elementarschulen
und ein Krankenhaus.
[* 69] Am südl. Eingänge in den Golf von Adramytti liegt die Gruppe der Moskonisia-Inseln,
von denen Moskonisos, mit der Stadt Moskonisia, mit Aïwalyk durch eine Brücke
[* 70] verbunden ist.
oder Aiwaz, in der Türkei
[* 71] ein mit gröberer, jedoch nicht anstrengender Arbeit beschäftigter Hausdiener, der
namentlich den Küchenbedarf herbeizuschaffen hat und sich an geringer Kost und dürftigem Lohn genügen läßt.
In frühern Jahrhunderten kam es wohl vor, daß Aiwas zu Reichtümern gelangten und zu hohen Würden aufstiegen;
wo dann das
Wort Aiwas ihrem Namen und Titel vorangestellt wurde;
Ile d'Air (spr. ihl dähß oder däh), eine 2300 m lange und 1800 m breite, 129 ha
große, von Fischern bewohnte Insel (367 E.) an der atlantischen KüsteFrankreichs, zwischen der Mündung der Charente und der
Insel Oléron, zur ehemaligen Landschaft Aunis und dem jetzigen Depart. Charente-Inférieure gehörig, 31 km südlich von La
Rochelle. Die Insel hat einen Leuchtturm von 17 m Höhe und ein Fort, das dem 20 km südöstlich liegenden
Hafenplatze Rochefort zum Schutze dient.
IhreReede ist wegen der beträchtlichen Tiefe eine der besten Frankreichs. Die von Rochefort ausgelaufenen Schiffe
[* 72] erwarten
daselbst den günstigen Wind. Vor 1707 war die Insel durch einen Landstreifen mit dem Festlande verbunden. Im Siebenjährigen
Kriege wurde das Fort 1757 und 1761 von den Engländern zerstört. Am fand hier ein Seetreffen
zwischen den Engländern und Franzosen statt, in dem die erstern vier franz. Linienschiffe zerstörten; 1815 überlieferte
sich hier Napoleon I. den Engländern.
2) Hauptstadt Aix oder Aix-en-Provence des Arrondissements und der ehemaligen Provence, in fruchtbarer Ebene, nicht weit und
links vom Arc, an den Linien Lyon-Grenoble-Marseille und Aix-Rognac der Franz. Mittelmeerbahn, ist Sitz eines Erzbischofs (die
Kirchenprovinz Aix umfaßt die Erzdiöcese Aix, Arles und Embrun und die Suffraganbistümer Digne, Fréjus
und Toulon,
[* 74] Gap, Marseille,
[* 75] Nizza,
[* 76] Ajaccio), eines Appellhofs, eines Civil- und Handelstribunals, einer Gewerbekammer und hat
(1891) 19 220, als Gemeinde 28 357 E., in Garnison das 3. Infanterieregiment, eine theol., eine jurist. und eine philos.
Fakultät, eine Akademie der Wissenschaften (seit 1100), ein Lyceum, eine Bibliothek (170000 Bände, 1190 Handschriften),
eine Schule für Künste und Gewerbe u. s. w. Von den vier Springbrunnen ist die Fontaine de la Rotonde mit drei Marmorstatuen
(Gerechtigkeit, Agrikultur und Kunst) der schönste; ein anderer giebt warmes Mineralwasser und ein dritter trägt ein Marmorstandbild
des Königs René d'Anjou, des Freundes der Troubadours. Das Altertumsmuseum enthält die zu Entremont
aufgefundenen ältesten gall.
Basreliefs und viele röm. und christl. Denkmäler der ersten Jahrhunderte; das Museum von Bourguignon de Fabregoules umfaßt 1000 Nummern;
ein naturwissenschaftliches Museum befindet sich im Hotel de Ville. Das Musee Granet, eröffnet, enthält nur Gemälde
dieses hier geborenen Malers. Die vorzüglichsten Bauwerke der Stadt sind: die alte Kathedrale St. Sauveur
aus dem 11. Jahrh., die got. St. Johanniskirche von 1231 mit den 1828 wiederhergestellten
Gräbern der Grafen von Provence, der 1831 vollendete Justizpalast, das Stadthaus, der Uhrturm bei den Quellen des Marktes mit
einer merkwürdigen Mechanik.
Die Stadt hat mehrere sehr große und schöne Plätze und eine herrliche Promenade (Cours Sextius, früher Orbitelle genannt).
Aix ist der Mittelpunkt für die Bereitung des Provenceröls; außerdem bestehen Kattundruckereien, Ölpressen, Hutfabriken
(2000 Arbeiter), Fabrikation von Mehlwaren; Handel mit Öl, Wein, Getreide, Mehl,
[* 77] Vieh, Salz,
[* 78] Wolle, Mandeln, Konfitüren u. s. w.
Die Thermalquellen (35° C.) sind klar und durchsichtig wie Quellwasser, fast geruchlos, jedoch mit einem
etwas bitterlichen Geschmack. Sie haben den Ruf, die Schönheit der Haut zu erhalten, und werden deshalb besonders von Frauen
besucht. - Aix wurde 123 v. Chr. durch den röm. Prokonsul Cajus Sextius Calvinus angelegt und wegen seiner
Mineralquellen Aquae Sextiae, später Colonia Julia Aquensis Augusta genannt. Auf der Ebene zwischen und Arles schlug Marius 102 v. Chr.
die Teutonen und Ambronen. Im Mittelalter erlangte die Stadt Bedeutung als Hoflager der Grafen von Provence. Aix war Sammelplatz
der Troubadours, Sitz der Liebeshöfe und der Galanterie. 1481 wurde es mit Frankreich vereinigt.
3) Hauptstadt (Aix oder Aix-les-Bains; das röm. Aquae Gratianae oder Aquae Domitianae) des Kantons Aix (108,77 qkm, 14 Gemeinden, 15 039 E.)
im Arrondissement Chambéry des franz. Depart. Savoie, 12 km
nördlich von Chambéry, 32 m über dem See von Bourget und in einem breiten Thale, an den Linien Culoz-Chambéry
und Aix-Annecy (40 km) der Franz. Mittelmeerbahn, hat (1891) 3752, als Gemeinde 6296 E. und war schon in der röm. Kaiserzeit
ein besuchter Badeort. Unter zahlreichen Resten aus dem Altertum sind der sog. Bogen des Campanus, ein aus dem 3. oder 4. Jahrh.
stammendes Grabdenkmal in Form eines Triumphbogens (9,16 m hoch, 6,75 m breit), welchesL. Pompejus Campanus
für seine Familie zur Aufnahme der Urnen errichtete, ferner die Ruinen eines ion. Dianatempels und eines Vaporariums und röm.
Bades am besten erhalten.
Das Stadthaus, ein ehemaliges Schloß, enthält ein Museum mit im See aufgefundenen Altertümern und eine
Bibliothek. Die im Osten der Stadt gelegenen Bäder sind Schwefelthermen. Man unterscheidet die Schwefelquelle (eine Quelle
[* 79] von
45° C.) und die 1858 gefaßte (aber keinen Alaun
[* 80] enthaltende) Alaun- oder St. Paulsquelle von 43,3° C. Das Wasser beider
Quellen, in 24 Stunden 45000 hl, ist klar, hat schwach schwefelwasserstoffartigen Geruch und Geschmack und
wird zum Baden,
[* 81] wenig zum Trinken, besonders gegen Pfortaderstockungen, Blennorrhöen und Rheumatismus, auch in Form von Gasbädern
(26 Zellen) und Douchen (28) benutzt.
Die Zahl der Badegäste beläuft sich jährlich auf über 12000. Die mittlere Jahrestemperatur ist 10° C. Das Badegebäude
wurde 1779-83 von Victor Amadeus III. von Sardinien
[* 82] erbaut und 1857-70 erweitert. Das Hospital ist 1813 von
der Königin Hortense gegründet. Ungefähr 2 km entfernt entspringen im Dorfe Marlioz sehr wirksame alkalische Quellen von
14° C., welche Schwefel, Jod und Brom enthalten und seit 1850 in Gebrauch gekommen sind. Am westl. Ufer des Sees die Cistercienserabtei
Haute-Combe (s. d.).
oder Ficoidēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Centrospermen
[* 84] (s. d.) mit
gegen 450 Arten, vorzugsweise in den Tropen und wärmern Gegenden der gemäßigten Zonen;
Die Blüten sind zwitterig und regelmäßig, bestehen aus 4-5 Kelchblättern,
meist zahlreichen, lebhaft gefärbten Blumenblättern, vier oder mehr Staubgefäßen und einem unterständigen mehrfächerigen
Fruchtknoten.
1) Arrondissement im franz. Depart. Corse, hat 2210,97 qkm,
(1891) 76 830 E., 80 Gemeinden und zerfällt in die 12 Kantone Ajaccio (196,26 qkm, 23 509 E.),
Bastelica (221,56 qkm, 6109 E.), Bocognano (169,33 qkm, 4263 E.), Evisa (250,06 qkm, 3915 E.), Piana (146,78 qkm, 3844 E.),
Salice (113,42 qkm, 2682 E.), Santa Maria-Siché (342,61 qkm, 10 220 E.), Sari d'Orcino (106,11 qkm 3744 E.), Sarrola-Carcopino
(98,40 qkm, 3205 E.), Soccia (129,35 qkm, 2828 E.), Vico (201,26 qkm, 5729E.), Zicavo 235,50 qkm, 6782 E.).
- 2) Hauptstadt des franz. Depart. Corse und Arrondissements Ajaccio, Festung zweiten Ranges, an der Westküste der Insel Corsica
[* 85] und der Nordseite des von Bergen
[* 86] umschlossenen Golfs von in einer fruchtbaren Ebene (Campo d'Oro oder «Goldene Aue»
genannt), an der Linie Bastia-Ajaccio (153 km) der Corsischen Bahn, ist Sitz der Präfektur, eines Bischofs (seit 6. Jahrh.), eines
Appellhofs, eines Handelsgerichts
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und hat (1891) 17 248, als Gemeinde 20 197 E., ein 1850 errichtetes Marmorstandbild Bonapartes als Erster Konsul (von Laboureur),
auf einer Fontäne (von Maglioli) Bronzestandbild des Generals Abbatucci (von Laboureur), 1865 enthülltes Denkmal der Familie
Bonaparte (Napoleon I. zu Pferde, umgeben von seinen vier Brüdern), schöne Domkirche (1585 vollendet)
mit reichem Marmoraltar und Taufbecken, Kapelle Fesch mit den Grabdenkmälern der Mutter Napoleons I. und des Kardinals Fesch,
griech. Kapelle zur Erinnerung an die Familie Pozzo di Borgo, ansehnliche Regierungsgebäude, Theater,
[* 88] Kasernen, Napoleons Geburtshaus
(CasaBonaparte) auf dem Lätitiaplatze mit einer Marmortafel und Möbeln aus jener Zeit, Polytechnische Schule, College
Fesch mit einer Sammlung von Gemälden und Gipsabgüssen, einer Bibliothek (30000 Bände, 200 Handschriften), einer Naturaliensammlung
und einem Erzstandbild des Kardinals Fesch.
Die Bewohner treiben Schiffbau, Sardellenfang und Korallenfischerei. Der Handel, begünstigt durch einen von einer Citadelle
und einem langen Molo aus Granitquadern geschützten, weiten Hafen mit gutem Ankergrund, erstreckt sich
auf Fische,
[* 89] Wild, Obst, Gemüse, Wein, Öl, Leder, Holz
[* 90] und Wachs. Infolge seiner geschützten Lage, der Seltenheit von Schnee,
[* 91] Eis
[* 92] und Nebel und der Abwesenheit von Staub, Mosquitos und Fiebern, ist Ajaccio ein vielbesuchter Winterkurort für Brustleidende
und Skrofulöse. 1 km östlich die Ruinen von Castelvecchio, wo ehemals die Stadt Urcinium lag. Ajaccio ist
mit Nizza und Marseille durch Dampferlinien verbunden, ebenso mit Bastia, wohin auch mitten durch die Insel eine Fahrstraße
über den Col di Vizzavano (1162 m) führt. Das heutige Ajaccio wurde 1492 von den Genuesen gegründet. -
Vgl. Campbell, Notes on
the island of Corsica (Lond. 1867);
Biermann, Die Insel Corsica, mit Berücksichtigung von Ajaccio (Hamb. 1868):
Ribton, Corsica in 1868 (Lond. 1869);
Dorf im russ.-sibir. Küstengebiet, früher Hafenort, 370 km im SW. von Ochotsk, 1850 angelegt, hat seit der
Eroberung des Amurlandes und der AbtretungAlaskas an Nordamerika
[* 94] an Bedeutung verloren.
oder Ayáss, Hafenort im türk. Sandschak und Wilajet Adana, südöstlich von Adana, 15 km nordöstlich von der
Mündung des Dschihan, am Golf von Alexandrette oder Iskanderun, hat 2-3000 E. Ajâss, das alte Ägä in Cilicien,
berühmt durch seinen Äskulaptempel und durch die Wunderkuren des Apollonius von Tyana sowie durch den Märtyrertod des Cosmas
und des Damianus, war noch den Kreuzfahrern als Ägä bekannt und lange Zeit ein bedeutender Handelsplatz,von den fränk.
Seefahrern auch Ajazzo, Ajasso, Jasso, L'Ajas, Lajassa und Giazza genannt.
(frz., spr. a schuhr), bis auf den laufenden Tag (fortgeführt, in Ordnung gehalten, z. B. von Rechnungsbüchern
u. s. w.), auch soviel wie zu Tage, durchsichtig. Von einer Fassung à jour spricht man bei Edelsteinen,
wenn der Stein oben und unten frei ist, d. h. ohne Unterlage an der Rundiste befestigt ist. Sie
wird nur bei Steinen vorgenommen, die nach dem Schliff bei fast völliger Bloßstelluug für das Auge
[* 97] noch den
gehörigen Effekt machen. Der Brillantschliff (s. Brillant), der immer Edelsteine
[* 98] von vielem Körper erfordert, eignet sich
daher vorzugsweise für jene Fassung, weil sie von dem Feuer und Farbenspiel dieses Schliffs am wenigsten verdeckt. Kommt
es nicht so sehr auf Festigkeit
[* 99] an, so ist diejenige Art der à jour-Fassung am günstigsten, wo der
Stein, sonst freischwebend, nur durch einzelne Krallen gehalten wird, was man in Krappeln gefaßt nennt.
(Adiowansamen, lat. fructus Ajowan, semen ajavae), Artikel des Droguenhandels, von einer in Ostindien
[* 100] heimischen Umbellifere, Ptychotis Ajowan, stammend. Die Ajowanfrüchte sind eiförmig, ähnlich denen der Petersilie, zeigen auf ihrer
Oberfläche fünf gleiche Riefen und sind ringsum mit feinen, kurzen Haaren besetzt, von braungrauem Aussehen
und stark aromatischem Geruch. Diese Ajowanfrüchte liefern bei der Destillation
[* 101] mit Wasserdampf 3 ½ - 4 ½ Proz. eines ätherischen
Öles, das Ajowanöl, welches vorwiegend aus Kohlenwasserstoffen, namentlich Cymen, C10H14 , und Thymol,
C10H14O , besteht. Die Ajowanfrüchte wurden früher medizinisch verwendet;
dann waren sie jahrzehntelang in Vergessenheit geraten und im Handel fast nicht mehr zu haben; erst seit 1875 bilden sie wieder
einen ständigen Handelsartikel, da man sie seit dieser Zeit und zwar zuerst in Leipzig,
[* 102] zur Herstellung von Thymol benutzt.
Das Öl der Ajowanfrüchte liefert 30-40 Proz. Thymol, eine Menge, die man aus keiner andern Pflanze erhält.
Sklavenküste, durch eine Lagune von dem 3 km entfernten Meere getrennt
und von Morästen umgeben, war früher Hauptausfuhrplatz für den Sklavenhandel und hatte 35000, jetzt kaum 20000 E.
In Ajuda befindet sich ein berühmter Tempel,
[* 103] in dem Schlangen
[* 104] verehrt und von Priesterinnen gepflegt werden.
Die Ausfuhr von
Palmölfrüchten ist sehr bedeutend.
Ein Hafen fehlt und die Reede ist bei schlechtem Wetter
[* 105] sehr gefährlich.
Gawril Konstantinowitsch, russ. Orientalist, geb. zu Feodosia, erhielt
seine gelehrte Bildung im Mechitaristenkloster zu San Lazzaro in Venedig,
[* 107] war dann dort Lehrer der orient. Sprachen, wurde 1848 Studiendirektor
am armenischen Collège von Samuel Moorat in Paris und gründete später das armenische Collège von Grenelle daselbst. Seine
wichtigsten Werke sind:
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