259 Die Flügel der
Insekten
[* 2] sind denen der Wirbeltiere ausschließlich analog, aber oberseitlichen Körperanhängen der Ringelwürmer
homolog. In der Mathematik bedeutetet Ähnlichkeit,
[* 3] z.B. gewisser
[* 1]
Figuren, die
Gleichheit der Verhältnisse, während die
Größen selbst,
die in diesen Verhältnissen stehen, verschieden sind, Dreiecke z.B. sind ähnlich, wenn die entsprechenden Winkel
[* 4] einander
gleich sind. Sind auch die Seiten gleichgroß, so sind die Dreiecke kongruent (s.
Kongruenz). Das Zeichen für die Ähnlichkeit ist ~.
von den Klassikern vielfach
Ahndung geschrieben, die
Vorstellung eines zukünftigen Ereignisses, in
Verbindung
mit dem
Glauben an den Eintritt desselben, oder allgemein: eine undeutliche, unsicher begründete Erkenntnis, welche wegen
ihrer
Unmittelbarkeit als besondere Eingebung geschätzt wird. In ähnlichem
Sinne ist auf philos. Gebiete von F. H. Jacobi
die
«Ahndung» als ein Vermögen der Empfindung des
Übersinnlichen aufgefaßt worden, das eine unmittelbare Erkenntnis vom
Wesen der Dinge
an sichgebe. Fries lehrt, unser
Wissen begreife nur die Erscheinungen, an die Existenz
der Dinge
an sich müßten wir glauben, von dem Zusammenhange beider könnten wir nur etwas ahnen. –
Beispiele der Ahnung als der dunkeln Regungen des Seelenlebens bieten
Schuberts«Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft»
(4. Aufl.,
Dresd. 1840),
und «Geschichte der Seele» (5. Aufl.,
Stuttg. 1878).
(AcerL.), Pflanzengattung aus der Familie der
Aceraceen (s. d.) mit gegen 50 in der nördlich gemäßigten Zone
einheimischen
Arten. Es sind
Bäume mit meist handförmig gelappten
Blättern, in
Trauben oder
Trugdolden gestellten, gewöhnlich
grünlichgelb gefärbten
Blüten und doppelt geflügelten (mit zwei gegenständigen, häutigen Fortsätzen
versehenen), zur Reifezeit in zwei einsamige
Teile zerspaltenden
Früchten. In
Deutschland
[* 6] sind drei
Arten heimisch: der
Bergahorn,
weißer oder gemeinerAhorn
(AcerpseudoplatanusL.), mit großen, stumpflappigen
Blättern und hängenden, nach dem Laubausbruch
sich entwickelnden Blütentrauben, der
Spitzahorn
(AcerplatanoidesL.) mit großen, spitzlappigen
Blättern und
in aufrechten
Trugdolden vor dem Laubausbruch erscheinenden
Blüten; und der Feldahorn oder
Maßholder
(AcercampestreL.) mit
kleinen, stumpflappigen
Blättern und aufrechten
Doldentrauben, die mit den
Blättern hervorkommen.
Die beiden ersten
Arten erwachsen zu
Bäumen von 20 bis 30 m Höhe, während die dritte am häufigsten strauchartig vorkommt
und als
Baum nur selten über 15 m hoch wird. Die Abbildung auf
TafelLaubhölzer:
WaldbäumeI,
[* 1]
Fig. 1,
zeigt einen
Bergahorn als
Baum, außerdem von dieser Art: 1 Zweigspitze mit
Blatt
[* 7] und Blütentraube, 2 und 3 fruchtbare
Zwitterblüten,
letztere nach Hinwegnahme der
Kelch- und Kronenblätter, 4 männliche
Blüte,
[* 8] 5 Querdurchschnitt des
Fruchtknotens, 6 Flügelfrucht, 7
Teil
derselben in natürlicher
Größe, links geöffnet, mit darinliegendem Samen,
[* 9] 8 herausgeschältem
Keimling, 9 quer in der
Richtunga b von 8 durchschnittenen Samen, 10 Triebspitze im Winterzustand mit
Knospen,
[* 10] 11 Keimpflanze mit entwickelten Kotyledonen
k
k und ersten
Blättern.
Der
Bergahorn bewohnt namentlich dieGebirge des mittlern und südl. Europas, steigt im Harz, im
Erzgebirge
bis 600
m, in den
BayrischenAlpen
[* 11]
bis 1500 m hoch. Der
Spitzahorn gehört mehr dem nördl. Europa
[* 12] an, gedeiht aber nicht in
so hochgelegenen
Strichen, wie der
Bergahorn, im Norden
[* 13] dagegen vortrefflich, selbst in morastigen Niederungen (z.B. russ.
Ostseeprovinzen). Der ebenfalls weitverbreitete Feldahorn ist eine Holzart der Ebene oder des Hügellandes;
er steigt in Südbayern z.B. höchstens bis 800 m, den eigentlichen
Alpen fehlt er ganz.
Alle drei Ahorn sind wegen ihres festen, gelblichweißen Holzes von Tischlern,
Drechslern, Instrumentenmachern, Schnitzern u.a.
sehr geschätzt; namentlich ist das oft sehr schön gemaserte, braun geflammte Holz
[* 14] des Feldahorns für
musikalische
Instrumente sehr gesucht. Forstlich sind die Ahorn deshalb von Bedeutung, bilden aber nirgends größere, reine
Bestände, sondern kommen nur in Vermischung mit andern Holzarten vor.
Ihre Fähigkeit, sehr kräftige
Stockausschläge zu treiben,
macht sie sehr geeignet für
Nieder- und Mittelwald, namentlich den Feldahorn, der überdies vorzüglich
den Heckenschnitt verträgt. – In deutschen Gärten und Promenadenanlagen werden verschiedene ausländische
Arten als Zierbäume
angebaut, z.B.
AcerstriatumL. aus Nordamerika
[* 15] wegen seiner weißgestreiften Rinde; der südeurop.
AcermonspessulanumL. mit stumpf dreilappigen
Blättern;
der russ.
AcertataricumL. mit ganzen
Blättern, der sehr widerstandsfähig gegen ungünstige
Witterungseinflüsse ist;
der mit gefiederten
Blättern versehene eschenblätterige Ahorn,
AcernegundoL.(Negundofraxinifolium
Nutt.) aus Nordamerika, welcher
Art meist die in Gärten häufig vorkommenden
Abarten mit weißgelben oder weiß gescheckten
Blättern angehören;
der westamerik.
Acerdasycarpum Ehrh.,
der in seiner
Heimat am
Ohio zu riesigen
Bäumen erwächst, bei uns sich vorzüglich zu
Alleen eignet und
auch forstliche Beachtung verdient;
der ihm verwandte, aber nicht so hoch werdende amerik.
AcerrubrumL.; endlich der ebenfalls
nordamerikanische, dem
Spitzahorn nahe stehende Zuckerahorn
(AcersaccharinumWangh.,nigrumMich.), aus dessen Saft in den
Hinterländern Nordamerikas Zucker
[* 16] gewonnen wird.
ein brasil.
Baum aus der Familie der
Apocynaceen (s. d.),
Thevetia Ahovai DC.,
(CerberaAhovaiL.). Seine
Samen enthalten wie alle übrigen
Teile ein sehr heftiges
Gift. Selbst das Holz betäubt die Fische,
[* 17] wenn es in das Wasser
geworfen wird, und kann wegen seines unerträglich übeln
Geruchs nicht einmal als Feuerungsmaterial gebraucht
werden. Die harten, dreikantig geformten Schalen der
Nüsse dieses
Baums werden von den Indianern zur Verfertigung von Klappern
und Schellen benutzt, woher der
Name «Ahovai», d. h.
Schellenbaum, kommt. Die GattungThevetiaL., mit sieben
ArtenAmerika
[* 18] von
Mexiko
[* 19] bis
Paraguay
[* 20] bewohnend, umfaßt kahleBäume und
Sträucher mit einnervigen oder zart fiedernervigen
Blättern und ansehnlichen gelben, in armblütigen
Trugdolden stehenden
Blüten.
linker Nebenfluß des Rheins im preuß. Reg.-Bez. Koblenz,
[* 21] entspringt als
Kleine Steinpütz 469 m hoch in der Eifel unweit
Blankenheim, durchfließt in vielfachen Windungen und vorherrschend
nordöstl.
Richtung in reißendem Laufe ein 89 km langes, größtenteils enges und tiefes, sehr malerisches
und weinreiches
Thal
[* 22] und mündet unterhalb
Sinzig in den Rhein. Das obere
Thal ist einförmig
¶
mehr
und öde. Das Ahrthal liefert treffliche Weine (s. Ahrweine), Weiden für Flechtwaren und die Rümpchen (eine kleine Fischart,
Cyprinus phoxinus), die in der Ahr zu Millionen gefangen werden. -
Vgl. Steinbach, Führer durch das Ahrthal (4. Aufl., Neuw.
1891);
Lesimple, Das Ahrthal, nebst Ausflug zum Laacher See (Lpz. 1888).
[* 24] (Grasährchen, spicula), bei den Gräsern und Halbgräsern der aus sitzenden, sehr einfach gebauten, von
Deckblättern (Spelzen) eingehüllten Blüten bestehende Blütenstand,
[* 25] der aber selten einzeln an der Spitze des Halms vorkommt,
sondern meist zu vielen größeren zusammengesetzte, als Rispen, Rispenähren u. s. w. bezeichnete
Blütenstände bildet. (S. Blütenstand und Gramineen.)
[* 26]
(Spica), in der Botanik ein monopodialer Blütenstand, bei dem die einzelnen Blüten ungestielt oder fast ungestielt
sind und an einer gemeinsamen Hauptachse sitzen. Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man häufig die dichtgedrängten Blütenstände
mancher Gräser,
[* 27] wie z. B. der meisten Getreidearten als Ähre;
doch sind diese nicht einfache Ähre, sondern zusammengesetzte
Blütenstände, meist Rispen.
Heinr., Rechtsphilosoph, geb. zu Kniestedt bei Salzgitter in Hannover,
[* 28] studierte zu Göttingen,
[* 29] wo er sich an die philos. Schule Krauses anschloß und sich 1830 als Privatdocent habilitierte. Wegen
Beteiligung an den Göttinger Bewegungen 1831 zur Flucht genötigt, wandte er sich nach Brüssel,
[* 30] dann
nach Paris,
[* 31] wo er philos. Vorlesungen, besonders über Psychologie hielt. Er wurde 1834 Professor an der Universität zu Brüssel
und 1848 von dem Wahlbezirk seines Geburtsortes zum Abgeordneten in die Nationalversammlung nach Frankfurt
[* 32] a. M. gewählt,
wo er sich an die großdeutsche Partei anschloß. 1850 wurde er Professor der philos.
Rechts- und Staatswissenschaft in Graz
[* 33] und 1859 Professor der praktischen Philosophie und Politik in Leipzig.
[* 34] Er starb zu
Salzgitter. Ahrens ist der Stifter einer besondern rechtsphilos. Richtung. Seine Hauptwerke sind: «Cours de droit naturel» (Par.
1838; 7. Aufl., 2 Bde., Lpz.
1875),
deutsch u. d. T. «Die Rechtsphilosophie oder
das Naturrecht auf philos.-anthropol. Grundlage» (4. Aufl., Wien
[* 35] 1851),
woran sich als Teil II schloß: «Die organische Staatslehre»,
Bd. 1 (ebd. 1850). Eine völlig neue, zugleich die Staatslehre
und die Principien des Völkerrechts umfassende Bearbeitung ist die 6. Auflage: «Naturrecht oder Philosophie des Rechts und
des Staates, auf dem Grunde des ethischen Zusammenhangs von Recht und Kultur» (2 Bde., Wien 1870-71). Ahrens gab auch eine «Jurist.
Encyklopädie» (Wien 1855-57) heraus. Seine letzte Schrift war: «Die Abwege in der neuern deutschen Geistesentwicklung und die
notwendige Reform des Unterrichtswesens» (Prag
[* 36] 1873). -
Vgl. Chauffard, Essai critique sur les doctrines
philosophiques, sociales et religieuses de H. Ahrens (Par. 1880).
Heinr. Ludolf, Philolog und Schulmann, geb. l;. Juni 1809 in Helmstedt, studierte in Göttingen Philologie und
Mathematik, habilitierte sich 1829 hier als Docent, nahm aber schon 1830 die Stelle eines Kollaborators am dortigen Gymnasium
an und ging 1831 als Lehrer an das Pädagogium in Ilfeld. Ostern 1845 als Direktor nach Lingen berufen,
leitete
er 1849-79 das Lyceum in Hannover, wo er starb. Ahrens' litterar. Thätigkeit erstreckte sich besonders
auf griech. Litteratur und Sprache.
[* 37]
Größere Werke sind: «De graecae linguae dialectis. Liber I: De dialectis aeolicis et pseudoaeolicis» (Gött.
1839),
Flecken im Amt Eutin des oldenb. Fürstentums Lübeck,
[* 38] an der Privatbahn Eutin-Lübeck,
hat (1890) 1759 evang. (887 männl., 872 weibl.) E., Amtsgericht (Landgericht Lübeck), Postamt zweiter Klasse, Telegraph,
[* 39] Zollamt,
Steuerrezeptur, herzogl. Schloß, got. Kirche (1328), Volksschule, Armenstift, Armenhaus, zwei Sparkassen;
Seit 1280 Wallfahrtsort, erhielt Ahrensböck 1386 ein Kartäuserkloster, kam 1565 an den Herzog
von Holstein-Plön, 1761 an Dänemark
[* 41] und wurde 1866 von Preußen
[* 42] an Oldenburg
[* 43] abgetreten.
der Name des im Avesta Anra-Mainju (pehlevi Ahrman; armenisch Ahrmn; grch. Areimánios) genannten bösen
Princips in der Religion Zoroasters. Er ist im jüngern Avesta der Gegner Ormuzds, der oberste der Teufel,
der Geist «der stets verneint», der Vater der Lüge, die Quelle
[* 44] alles Bösen und Unrechten, der Finsternis und des Todes, der Unreinheit
und Ungesetzlichkeit. Aber im ältesten Teil des Avesta (den Gâthâs) ist er nur das böse Princip im Gegensatz zu Spenta-Mainju
(oder Mainju-Spênishta), «dem heiligen (heiligsten) Geiste» Ormuzds, dem guten Princip. Nicht gegen dieses
seit Ewigkeit bestehende böse Princip kämpft Zoroaster in den Gâthâs, sondern gegen seine Emanationen, die Drudsh (Lügengeist,
Satan), Akem-Manô (schlechte Gesinnung), Aeshma (Grausamkeit, Mord) und die Daewas (s. Dêw). Am Ende der Tage wird bei Neugestaltung
der Welt das Böse und die Bösen verschwinden. (S. Zoroaster.)
von Remagen nach Ahrweiler (12,92 km, 1873 genehmigt, 1880 eröffnet), früher zur Rheinischen Eisenbahn
(s. d.), jetzt dem preuß. Staate gehörig (s. Preußische Eisenbahnen) und bis Adenau fortgesetzt, so daß nach Eröffnung
dieser Strecke (1886-88) die Gesamtlänge 41,58 km beträgt, darunter bis Dümpelfeld 34,64 km im Ahrthale.
1) Kreis
[* 45] im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat 371,17 qkm und (1890) 38 215 (18810
männl., 19405 weibl.) E. in 3 Stadt- und 49 Landgemeinden. - 2) Kreisstadt im Kreis Ahrweiler, an der Ahr und der Linie Remagen-Adenau
(Ahrthalbahn) der Preuß. Staatsbahnen,
[* 46] hat (1890) 4582 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Koblenz), Postamt
zweiter Klasse, Telegraph, Zoll-, Steueramt erster Klasse, got. Kirche (1245), Weinbau und Handel mit Rotwein. Die alten Stadtmauern
mit vier Thoren sind erhalten. Ahrweiler, im spätern Mittelalter zum Erzstift Köln
[* 47] gehörig, wurde 1474 vergeblich von
Kurfürst Ruprecht und Karl dem Kühnen von Burgund belagert, 1646 und 1689 von den Franzosen verwüstet.
Der Stadt gegenüber der Kalvarienberg, mit einem 1678 erbauten Franziskanerkloster, in dessen GebäudenUrsulinerinnen (seit
1838) ein Mädchenpensionat leiten.
¶
Ahrweine,Weine, die im Thale der Ahr (s. d.) im preuß. Rheinlande von Hönningen
bis Sinzig und Remagen wachsen. Mit Ausnahme der bei den Orten Mayschoß, Rech und Dernau gebauten weißen Sorten sind die
A. Rotweine oder Bleicharte (daher auch Ahrbleicharte), die sich durch vortrefflichen, aber etwas erdigen Geschmack auszeichnen
und eine eigentümliche dunkelblaurote Farbe besitzen. Der NameAhrbleichart rührt von der hellrötlich bleichen Farbe her,
welche die A. früher hatten, solange man das Keltern bald nach dem Zerquetschen der Beeren vornahm. In neuerer Zeit befolgt
man jedoch an der Ahr die franz. Methode, den in den Hülfen enthaltenen Farbstoff
vor dem Keltern durch den Saft ausziehen zu lassen, und erzielt dadurch eine prächtige Burgunderfarbe.
Der Rebsatz besteht vorzugsweise aus Spätburgunder; nur in den geringern Lagen des Unterahrthals wird auch Frühburgunder
gebaut. Die beste Sorte ist der Walporzheimer (besonders aus der sog. Dom-Ley); gute Sorten liefern auch die Gemeinden Bodendorf,
Heimersheimerberg, Wadenheim, Laach, Altenahr und Ahrweiler. Mißbräuchlich wird der NameAhrbleichart von Wirten und Weinhändlern
am Rhein nicht selten allen roten Weinen zugelegt, die am Niederrhein wachsen. Das Areal des Ahrweinbaues beläuft sich auf 840 ha.
Die Ahrtrauben werden auch vielfach zur Bereitung von Schaumweinen verwandt; die bessern stehen dem echten
Champagner wenig nach.
Don Pedro Giron, Marques de las Amarillas, Herzog von, span. General und Staatsmann, geb. 1788 zu San Sebastian,
leistete im Unabhängigkeitskriege als Chef des Generalstabes des span. Heers wichtige Dienste.
[* 49] Infolge der Revolution von 1820 wurde
er 19. März Kriegsminister, trat aber, von den Liberalen angegriffen, schon wieder zurück. Indes
ernannte ihn Ferdinand VII. 1832 in seinem Testament zum Mitgliede des Regentschaftsrats während der Minderjährigkeit seiner
Tochter Isabella. Ahumada widersetzte sich anfangs der Zulassung der Granden als solcher in die Kammer der Próceres (Oberhaus),
trat aber dann als eifriger Verteidiger einer Ersten Kammer mit erblichen Mitgliedern auf.
Als Präsident der Próceres übte Ahumada großen Einfluß aus; die Regentin ernannte ihn zum Herzog von Ahumada. Als 1835 Toreno an
die Spitze derGeschäfte trat, übernahm Ahumada wiederum auf kurze Zeit das Kriegsministerium. Seine Bestrebungen, das Heerwesen
zu verbessern und eine Aussöhnung mit den Basken herbeizuführen, blieben ohne Erfolg. Bei den Próceres
(1835–36) trat Ahumada als entschiedener Gegner gegen Mendizabal (s. d.) auf. Von allen Seiten angefeindet, ging er 1837 nach
Bordeaux.
[* 50] Er starb in Madrid.
[* 51]
(spr. o-), Dorf im schwed. Län Kristianstad, Hafen der Stadt Kristianstad, an der Mündung des
Helgeå in die Ostsee und den Privatbahnlinien Kristianstad-Åhus. (17 km) und Efveröd-Åhus. (145 km), ist Sitz eines deutschen
Konsularagenten (KonsulatStockholm),
[* 52] hat 1000 E., eine alte Kirche (11. Jahrh.), Schloßruinen und war früher befestigt.
auch Ahuas, einst Winterresidenz der pers. Könige, jetzt kümmerlicher Flecken
in der pers. Provinz Chusistan mit 600 E., liegt am östl. Ufer des unterhalb Basra in den vereinigten Euphrat und Tigris fliehenden
Karun, 75 km südlich von der alten Hauptstadt Schuschter, in 49 m Höhe einsam in wüster Gegend, neben den Trümmern der
alten Stadt von der noch
der Palast und eine Brücke
[* 53] erkennbar sind. Diese Trümmer bilden längs des Flusses
eine 17 km lange Reihe von Schutthügeln.
Auf einem Hügel steht ein gewaltiger Pfeiler, aus Quadern, Backsteinen und geglätteten Ziegeln von verschiedenen Farben errichtet,
von den ArabernKasr (d. h. Schloß) genannt. Das alte Ahwas war die Hauptstadt der
Provinz gleichen Namens und die Residenz des letzten Partherkönigs Artaban IV. bis 226 n.Chr. Unter der neupers. Herrschaft
trat hier Manes (s. d.) auf. Der nestorianische Bischofssitz wurde im 5. Jahrh.
von Ahwas nach Gondisapor verlegt. Unter den Arabern, bei denen die Stadt Sus-al-Ahwas und das Land Chusistan selbst Ahwas hieß,
blühte dieselbe als Handelsstadt. Im 10. Jahrh. empörte sich Ahwas, wurde jedoch
wieder erobert und verfiel seitdem. Da der Karun bis Ahwas schiffbar ist und England die Schiffahrt auf demselben
erlangt hat, so ist Aussicht auf eine neue Blüte, im Fall die Stromschnellen des Karun bei Ahwas beseitigt werden können.
(Äa), in der mythischen Geographie der Griechen eine Insel und Stadt im äußersten Osten, wo der Sohn des Helios,
[* 54] Aiëtes, herrschte und sich der Hain befand, in dem das Goldene Vließ aufgehängt war. Später identifizierte
man das Land desAiëtes mit Kolchis. In der Odyssee ist der Wohnsitz der Kirke und im fernen Westen gelegen. Doch verlegt
die Odyssee auch Wohnung und Tanzplätze der Eos
[* 55] und den Aufgang des Sonnengottes dahin. Aia ist also Sonneneiland im Osten und
Westen.
(Äacus), Sohn des Zeus
[* 56] und der Aigina, einer Tochter des Flusses Asopos, wurde auf der Insel Oinone geboren,
wohin Aigina von Zeus versetzt worden war, um sie dem Zorne der Hera
[* 57] zu entziehen. Die Insel erhielt davon den NamenÄgina.
Aiakos befand sich allein auf der Insel, und Zeus verwandelte auf sein Bitten Ameisen (grch. myrmēkes) in
Menschen (Myrmidonen), über die er als König herrschte. Endeïs, des Skiron Tochter, gebar ihm Telamon und Peleus; Psamathe,
des Nereus Tochter, den Phokos. Nach seinem Tode wurde Aiakos seiner Frömmigkeit und Gerechtigkeit wegen einer der Richter sowie
Thürhüter der Unterwelt; man bildete ihn darum ab mit den Zeichen des Richteramtes oder mit dem Schlüssel
zum Hades. In Ägina verehrte man ihn als Halbgott. Seine Abkömmlinge hießen Aiakiden, zu denen auch Achilleus, als Sohn des
Peleus, und Aias der Telamonier gehört.
(lat. Ajax), Name zweier griech. Heerführer vor Troja.
[* 58] Der eine Aias, auch der Lokrer oder Kleinere
genannt, war der Sohn des Oïleus, Königs der Lokrer, und führte 40 Schiffe
[* 59] nach Troja. Als nach der Eroberung TrojasKassandra
sich in den Tempel
[* 60] der Pallas flüchtete, ward sie von ihm mit Gewalt fortgeschleppt, nach späterer Sage im Tempel geschändet.
Dafür traf ihn die Rache der Göttin, die ihn im Meere umkommen ließ. Der Kassandraraub des Aias ist von der bildenden Kunst
der Griechen häufig dargestellt worden, so bereits an der sog. Lade des Kypselos (s. d.); über die erhaltenen Bildwerke vgl.
Overbeck (Galerie heroischer Bildwerke, Braunschw. 1851–53) und H. Heydemann
(Iliupersis auf einer Trinkschale des Brygos, Berl. 1866). Sophokles behandelte des Aias Schicksal in einer (verlorenen) Tragödie.
Die Lokrer, auch die
¶
mehr
italischen, verehrten den Aias als ihren Stammesheros und stellten ihn auf ihren Münzen
[* 62] dar. Der andere Aias, Sohn
des Telamon, Königs von Salamis, daher der Telamonier genannt, zog mit 12 Schiffen gegen Troja und wird von Homer als der größte,
schönste und tapferste Held nächst Achilleus gepriesen und als «Turm
[* 63] der Achaier» bezeichnet. Seine letzte
große That war die Rettung der Leiche des Achilleus aus den Händen der Troer. Als in dem Streit um die Waffen
[* 64] des Achilleus
diese dem Odysseus zufielen, verfiel Aias aus Zorn in Wahnsinn und entleibte sich selbst. Dieses Ende hat Sophokles nach dem
Vorgange des Äschylus in der erhaltenen Tragödie «Aias» behandelt. den die nachhomerische Sage zu einem
Enkel des Aiakos und Urenkel des Zeus erhob, wurde zu Salamis als Heros verehrt, ebenso von den Athenern, die eine Phyle nach
ihm benannten. –
Vgl. Bassi, La leggenda di Aiace Telamonio (Tur. 1890).
(AIbeanum der Römer),
[* 65] Marktflecken im Bezirksamt Rosenheim des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, in 493 m Höhe,
an der Mangfall und Glon und der Linie Rosenheim-Holzkirchen der Bayr. Staatsbahnen, Ausgangspunkt
der geplanten Bahn auf den Wendelstein (s. d.), hat (1890) 2494 E., Amtsgericht (Landgericht Traunstein), Post, Telegraph, Rentamt,
Oberförsterei, Schloß, kath. Pfarrkirche, Mariensäule, chem. Fabrik.
Vielbesuchter Kurort (Schlamm-,
Sol- und Moorbäder), jährlich 800 Kurgäste.
«Fleur d’abime» (1894). Das in der Provence spielende Idyll
«Miette et Noré» (1880) machte ihn als Dialektdichter
berühmt. Außer kleinern Theaterstücken: «Auclair de la lune» (1870),
«Pygmalion» (1872),
«Mascarille» (1873),
schrieb er ein größeres Drama«Smilis» (1884) und «Lepère Lebonnard» (4 Akte in Versen),
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern (s. d.),
hat (1890) 26566 (12750 männl., 13816 weibl.) E., 75 Gemeinden mit 246 Ortschaften, darunter
eine Stadt. –
2) Bezirksstadt im Bezirksamt Aichach, 25 km nordöstlich von Augsburg,
[* 68] rechts an der Paar, an der Linie Augsburg-Ingolstadt der
Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 2501 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Augsburg), Post, Telegraph, Bezirks-
und Rentamt, königl. Schloß, 4 Kirchen, Real- und gewerbliche Fortbildungsschule, Volksschule, Kleinkinderbewahranstalt, Krankenhaus,
[* 69] Spital (Zum HeiligenGeist), Sparkasse, Wasserleitung
[* 70] und Kanalisation; 2 große Kunstmühlen, Rotgerberei, 9 Brauereien, Flachshandel, 3 Jahr-, 21 Vieh-
und 52 Getreidemärkte. – Aus den Steinen der 1209 von HerzogLudwig I. zerstörten Stammburg Wittelsbach (s. d.) baute
sich das 1208 zur Stadt erhobene Aichach Ringmauern, deren Reste nebst den beiden Stadtthoren noch stehen. 1633 und 1634 wurde
von den Schweden
[* 71] (Feldmarschall Horn), 1704 von den Engländern erobert. Am wurden hier die Österreicher
von den
Franzosen geschlagen.
(deutsche amtliche Schreibweise), Eichen, Cimentieren, in Süddeutschland Pfechten, Fechten,
Sinnen, in Norddeutschland hier und da Royen (das holländ. roeyen), das amtliche Abgleichen
und Berichtigen der für den Verkehr zu gebrauchenden Längenmaße, Hohlmaße, Gewichtsstücke, Wagen und Meßwerkzeuge (Alkoholometer,
[* 72] Gasmesser),
[* 73] und die öffentliche Beglaubigung ihrer Richtigkeit, die dadurch erfolgt, daß die dem Gesetz, der Maß-
und Gewichtsordnung des Reichs, entsprechende Dimension
[* 74] der geprüften Exemplare durch Aufschlagen (bei hölzernen Gemäßen
durch Aufbrennen), auf gläsernen Alkoholometern (welche früher auf der umschlossenen Papierskala beglaubigt wurden) durch
Aufätzen eines Stempels erkennbar gemacht wird.
Die Aichung der Längenmaße (Metermaße u. s. w.), der Hohlmaße, der Gewichte und der
Alkoholometer geschieht durch Vergleichung derselben mit beglaubigten Normalen (Originalen), die
der Gasmesser durch Vergleichung der Registrierung derselben mit den Angaben beglaubigter Normalkubizierungsapparate. Die
Längenmaße werden durch Vergleichen mit dem betreffenden Normalmaßstab geprüft, wobei neben der Richtigkeit der Gesamtlänge
auch die der Einteilung beachtet wird.
Gewichtsstücke untersucht man durch Abwägen gegen die betreffenden Normalgewichte auf einer genauen
Wage.
[* 75] Wagen werden auf ihre Richtigkeit mit Hilfe von Normalgewichten geprüft. Die meiste Mühe verursacht die Aichung der
Hohlmaße, besonders der Flüssigkeitsmaße: das Aichen dieser letztern wird auch visieren genannt. Für die Trockenmaße
zur Messung schüttbarer Körper (Getreide,
[* 76] Sämereien u. s. w.) ist die cylindrische Form
vorgeschrieben; Höhe und Weite (Durchmesser) werden geprüft und dann gewöhnlich das Maß mit Hirse,
[* 77] Rübsamen u. dgl. gefüllt, wovon es ebensoviel aufnehmen muß wie das Originalgemäß.
Die Maße für Kohlen aller Art, Koks u. s. w. haben in Deutschland Kastenform; für Klobenholz dienen Meßrahmen, für TorfKumte; das Nähere über die Aichung dieser Maße sowie die der Fördergefäße beim Bergbau
[* 78] und der Lösch-
und Ladegefäße bei der Schiffsbefrachtung enthält die Aichordnung für den Norddeutschen Bund vom welche mit
der auf dem Decimalsystem beruhenden (die preuß. Maß- und Gewichtsordnung vom beruhte auf dem Duodecimalsystem)
Maß- und Gewichtsordnung vom am obligatorisch in Kraft
[* 79] trat, aber, mitsamt
den Nachtragsbestimmungen in den Gesetzen vom und durch die Verordnung vom
mit Nachträgen vom 4. Mai 1888,15. Mai 1891 und ersetzt wurde. Meter und Kilogramm bilden jetzt
die Grundlage der meisten Gesetzgebungen (Internationale Meterkonvention vom publiziert im Reichsgesetzblatt 1876,
S. 191 fg.).
Zur Aichung zugelassen sind auch Fässer (Gebinde), deren Raumgehalt entweder unmittelbar durch Ausmessen mit Wasser unter
Anwendung von beglaubigten Kubizierungsapparaten oder mittelbar durch Wägung der Wasserfüllung unter Anwendung von beglaubigten
Decimal-Brückenwagen bestimmt wird. Der gefundene Raumgehalt in Litern wird auf den Fässern aufgebrannt. Die früher vielfach
übliche Aichung der Fässer (Gebinde) durch bloßes Ausmessen ihrer Hauptdimensionen (mittels des sog.
Visierstabes) ist fast überall
¶
mehr
aufgegeben, da ihr Ergebnis ganz unzuverlässig ist. Schankgefäße (Gläser, Kruge u. s. w.), welche zur Verabreichung von
Wein, Obstwein, Most und Bier in Gast- und Schankwirtschaften dienen, müssen in Deutschland mit einem den Sollinhalt begrenzenden,
durch Schnitt, Schliff, Brand oder Ätzung angebrachten Strich (Füllstrich) und in der Nähe desselben mit der Bezeichnung
des Sollinhalts nach Litermaß versehen sein. Das Nähere hierüber enthält das Reichsgesetz vom betreffend
die Bezeichnung des Raumgehalts der Schankgefäße.
Die Flaschen sind gewöhnlich vom Aichzwange frei und deshalb kein zuverlässiges Maß; hier und da aber müssen auch sie
für den einheimischen Kleinverkehr geaicht werden, während wieder anderwärts ihre Aichung in das Belieben
gestellt ist; in Deutschland unterliegen Flaschen, welche zur Verabreichung von Wein, Obstwein, Most und Bier in Gast- und Schankwirtschaften
dienen, sofern sie nicht fest verschlossen (versiegelt, verkapselt, fest verkorkt u. s. w.)
sind, hinsichtlich der Markierung und Bezeichnung des Sollinhalts den Bestimmungen des vorbezeichneten Reichsgesetzes vom Zum
Zumessen und Zuwägen im öffentlichen Verkehr dürfen nur mit dem gesetzlichen Stempel geaichte Maße, Gewichte, Wagen angewendet
werden.
Unrichtige Maßwerkzeuge, d. i. solche, welche die durch Verordnung des Bundesrates vom für zulässig erklärten
Fehlergrenzen überschreiten, müssen eingezogen werden und ihr Gebrauch im öffentlichen Verkehr
zieht Strafe nach sich (Strafgesetzbuch §. 369, Z. 2); letztere Strafvorschrift trifft alle Gewerbetreibenden, bei welchen
unrichtige oder ungeaichte, zur Benutzung in dem Gewerbe geeignete Meßwerkzeuge vorgefunden werden.
Die Aichordnungen schreiben den Aichämtern und Aichmeistern in allen diesen Beziehungen das Nötige vor, bestimmen zugleich,
um welchen Bruchteil das geaichte Maß oder Gewicht allenfalls zu klein oder zu groß sein darf, ohne
vom Gebrauch ausgeschlossen zu werden (Toleranz, Remedium), und enthalten den Tarif der zu entrichtenden Aichungsgebühren
(fürs Reich Tarierungsordnung vom mit Nachtrag vom und Das amtliche Abgleichen der Gold-
und Silbermünzen ist Sache der Münzstätten und wird Justieren (s. d.) genannt.
Das Aichungswesen und das gesamte Maß- und Gewichtswesen untersteht eigenen Oberbehörden, so in Deutschland der kaiserl.
«Normal-Aichungs-Kommission» in Berlin
[* 81] (für Bayern
[* 82] besteht eine besondere Normal-Aichungs-Kommission in München),
[* 83] in Österreich
[* 84] und in Ungarn
[* 85] den Staats-Central-Aichungskommissionen in Wien und Budapest.
[* 86] Aufgabe der Centralbehörde ist
die Erhaltung der erforderlichen Einheit und die Verabfolgung der hierfür erforderlichen Apparate, der sog. Normale, welche
nach dem Maßstabe eines auf genauesten wissenschaftlichen Forschungen beruhenden Urnormals hergestellt werden. Die Bestellung
der Aichungsämter und der Aufsichtsbehörden ist den Einzelstaaten überlassen (preuß. Gesetz vom sächs.
Verordnung vom bayr. Verordnung vom württemb.
Verordnung vom 26. Jan. und bad. Verordnung vom
Aichen wird auch die Inhaltsbestimmung eines beliebigen Behälters genannt, den man dann zu irgend welchen Zwecken
als Meßgefäß benutzen will.
Das
der Schiffe (die Schiffsaiche) ist die Ermittelung ihrer Tragfähigkeit oder Lastigkeit, d. h.
des Maximums ihres dem Gewicht nach verstandenen Tonnengehalts. Man geht hierbei natürlich von ihrem Fassungsraume aus; da
aber eine direkte Ausmessung des Hohlraums nicht stattfinden kann, so bestimmt man ihn nach empirischen Formeln durch Rechnung,
unter Zugrundelegung gewisser Fundamentaldimensionen, wobei das Verfahren in verschiedenen Ländern verschieden,
eine große Genauigkeit aber keinesfalls erreichbar ist. Über die Schiffsaiche wird dem Fahrzeuge ein Certifikat ausgestellt.
Sie erfolgt in Deutschland nach der Schiffsvermessungsordnung (s. Schiffsvermessung) vom
Eichmaß (in Frankfurt a. M. und Hanau
[* 87] auch Altmaß) oder Visiermaß hieß früher in manchen
Gegenden Deutschlands
[* 88] das beim Großhandel gesetzliche Flüssigkeitsmaß im Gegensatze zum Schenk-, Schank- oder Zapfmaße (das
in Frankfurt a. M. und Hanau auch Jungmaß hieß). Letzteres wurde für den Ausschank gebraucht und war von etwas geringerm
Inhalte als ersteres, hauptsächlich um den beim Kleinverkauf stattfindenden Verlust zu decken. In Bayern z. B.
enthielt der Visiereimer 64, der Schenkeimer nur 60 Maß (die Maß bei beiden Eimern = 1,0690 I). In Frankfurt a. M. waren 8 Aichmaß (zu
1,7928 l) = 9 Zapfmaß (zu 1,5936 l); in Hanau dagegen 69 Aichmaß (zu 1,8654 l) = 80 Zapfmaß (zu 1,6089 l). In Württemberg
[* 89] gab es
1) für den Kleinverkehr in Wein und Most (Äpfelwein) die Schenkmaß = 1,67 l; 2) für den Großverkehr in Most (Äpfelwein)
und noch trübem Wein die Trübaichmaß = 1,9174 l; 3) für den Großverkehr in geklärtem Wein, für den Verkehr in Branntwein,
Bier, Essig, Milch u. s. w. überhaupt: die Hellaichmaß = 1,8370 l. 11 Schenkmaß = 10 Hellaichmaß;
es wird nach der um 1850 angegebenen Vorschrift von Aich dadurch
hergestellt, daß dem Messing eine kleine Menge von Eisen
[* 91] zugesetzt wird (s. Sterrometall).
Um Legierungen
mit gleichartigem Eisengehalt zu erzielen, wird Eisen oder Ferromangan zunächst mit Zink legiert, da geschmolzenes Zink bis
zu 5 Proz. Schmiedeeisen oder 9 Proz. Ferromangan auflöst.
Hamilton, engl. Schriftsteller, geb. Anfang 1830 in
Paris. Da seinVater, ein Armenier, kurz darauf im Duell umkam, ging A.sMutter, eine Tochter des AdmiralsSirGeorge Collier, nach England. 1844–45 studierte in Bonn,
[* 93] trat als Offizier ins engl. Heer, verließ es jedoch schon 1852 als
Hauptmann. Er machte sich durch «Poems» (Lond. 1854) und «Eleonoreand other poems» (ebd. 1856) bekannt, die, wie auch «The romance of the¶
mehr
scarlet leaf and other poems» (1865) und «Songs without
music» (1882; 3. Aufl. 1889),
bei manchen Anklängen an Shelley und Tennyson, ein selbständiges Talent, besonders für erzählende
und Balladenpoesie bekunden. Aïdé lieferte auch eine Reihe beliebter Lieder für den Salon und die Romane «Rita» (1859),
«Passages in the Roman life
of a lady in 1814-1816» (2. Ausg. 1887; deutsch von Becher
[* 95] u. d. T. «Imogen», Stuttg.
1890),
«The Cliff mystery» (1888),
«A voyage of discovery» (2 Bde.,
1892). Aïdé behandelt mit Vorliebe ungewöhnliche psychol. Probleme des Gesellschaftslebens, die er spannend entwickelt,
ohne sich in sensationelle Unwahrscheinlichkeit und Übertreibung zu verlieren. Gut gelingt ihm die Darstellung
ital. (z. B. in «Carr of Carylon») und deutscher Zustände. Mehrere Werke erschienen zuerst in den Zeitschriften «All the year
round» und «Fraser'sMagazine». Das Dramolet «Incognito» (1888)
wurde in London
[* 96] mit Beifall aufgeführt.
etleciel t'aidera (frz., «hilf
dir selbst, so wird dir der Himmel
[* 97] helfen»). Mit diesem Wahlspruche bildete sich in Paris 1824 eine Gesellschaft
zur Wiederbelebung polit. Interessen unter dem Volke und für gesetzmäßigen Widerstand gegen die Ultraroyalisten. Sie wurde
von einigen sog. Doktrinärs (s. d.), meist Redacteuren
des «Globe», gegründet und die Leitung einem anfangs aus 14, nachher aus 12 Personen bestehenden Ausschusse
anvertraut, dessen Mitglieder u. a. die Mitarbeiter des «Globe»:
Rémufat, Duchâtel, Duvergier de Hauranne, Dejean, Dubois, Montalivet, Thiers, Mignet und die Republikaner Carrel, Cavaignac,
Bastide, Thomas, Marchais waren. Als der «Globe» eingegangen war, wurde der
«National» ihr Organ. Durch die Thätigkeit des Vereins kam es 1827 zu liberalen Wahlen und 1830 zur Opposition
der 221 Abgeordneten. (S. Frankreich, Geschichte.) Nach der Julirevolution nahm die Gesellschaft einen demokratischen Charakter
an, trat in Opposition gegen die Regierung und löste sich 1832 freiwillig auf.
1) Türk. Wilajet in Kleinasien, umfaßt den südwestl. Teil der Halbinsel, das alte Lydien, Karien und das
westl. Lycien, hat 45000 qkm, (1888) 1 390000 E. und zerfällt in
die 5 Sandschaks Aïdin, Ismir (Smyrna), Saruchan, Denizlü und Mentesche. - 2) Sandschak im Wilajet Aïdin, das
Gebiet des untern Mäander
[* 98] umfassend, produziert Oliven und Trauben in reicher Fülle, vorzüglich aber Feigen, wovon jährlich 250000
Pfd. über Smyrna ausgeführt werden. - 3) Hauptstadt (Aïdin oder
Aïdin Güzelhissar) des Sandschaks und Wilajets, 90 km südöstlich von Smyrna, 7 km vom rechten Ufer des Mäander,
am kleinen, diesem zuströmenden Flüßchen Tschakürlü und am Fuße des Messogis, auf dem die Ruinen des alten Tralles
liegen, ist Sitz eines Paschas, der gewöhnlich die Feigenernte aufkauft und für seine Rechnung nach
Smyrna schickt, hat 35000 E. (zwei Drittel Mohammedaner), schöne Moscheen, Bazare, Baumwollhandel, Fabrikation geschätzter
gelber Maroquins und ist durch die 130 km lange Ottoman-Eisenbahn mit Smyrna verbunden.
(Äetes), Sohn des Helios und
der Perse oder Persëis (d. i. der Mondgöttin), Bruder der Kirke
und Pasiphaë, Vater der Medeia, Chalkiope und des Absyrtos, König von Korinth
[* 99] und später von Kolchis (Aia, s. d.), wohin er
nach korinth.
Sage ausgewandert sein soll.
Als Fürst von Kolchis spielt Aietes eine wichtige Rolle in der Sage vom Goldenen Vließ
und vom Argonautenzuge (s. Argonauten).
(Ägäon), in der Mythologie der alten Griechen einer der drei Hekatoncheiren (s. d.). Nach Homer führte Aigaion bei
den Göttern den NamenBriareos, den er auch sonst neben und an Stelle von Aigaion führt. Als einst Poseidon,
[* 100] Hera und Athene
[* 101] den Zeus
fesseln wollten, rief Thetis den Aigaion aus den Tiefen des Meers zu Hilfe, indem sie seine Fesseln löste. Aigaion ist
die mythische Versinnbildlichung des tosenden Meers und der andrängenden Wogen, in denen die Alten die Ursache des Erdbebens
erblickten. Er wird deshalb auch als Titane oder als Gigant
[* 102] bezeichnet und von einigen unter den Ätna
[* 103] versetzt, wo er feuerhauchend
sich in Fesseln windet. - Vgl. Maxim. Maver, Die Giganten und Titanen (Berl. 1887).
1) Pfarrdorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Salzburg,
[* 104] 5 km südöstlich von Salzburg, an der
Linie Salzburg-Wörgl der Osterr. Staatsbahnen, hat (1890) 240, als Gemeinde 1796 E., Schloß des Fürsten Schwarzenberg mit
schönem Park (18. Jahrh.) und kleines Mineralbad. Von dem zu Aigen gehörigen Orte Parsch
(seit 1887 große Kuranstalt) führt eine 4,5 km lange Zahnradbahn auf den Gaisberg (s. d.)
und eine Dampfstraßenbahn nach Salzburg (s. d.). - 2) Markt in der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach,
links vom Großen Mühlbach am Fuße des Böhmerwaldes, an der Linie Urfahr-Aigen-Schlägl (58 km) der Österr.
Mühlkreisbahn, hat (1890) 1699, als Gemeinde 2002 E., Bezirksgericht (10 336 E.) und Leinenindustrie. Nahebei die Prämonstratenserabtei
Schlägl (13. Jahrh.) mit got. Kirche, Bibliothek und alter Obstbaumschule.
(Ägeus), in der attischen Sage Enkel des Kekrops
[* 105] und Sohn des Pandion und der Pylia, der
Tochter des Königs Pylas in Megara, wohin sich Pandion, von den Metioniden aus Athen
[* 106] vertrieben, geflüchtet hatte. Nach dem
Tode seines Vaters eroberte Aigeus mit Hilfe seiner BrüderAthen wieder. Seine dritte Gattin Aithra (s. d.), die Tochter des Pittheus,
Königs von Trözene, gebar ihm den Theseus (s. d.). Als dieser, um den Minotauros zu töten,
nach Kreta zog, versprach er dem Vater, im Fall das Unternehmen gelänge, bei seiner Rückkehr ein weißes Segel statt des
schwarzen, welches das Schiff
[* 107] führte, aufzuziehen. Da Theseus dies vergaß, stürzte sich der Vater, in der Meinung, sein
Sohn sei umgekommen, ins Meer, das hiervon den Namen des Ägäischen erhalten haben soll. Aigeus ist ähnlich
wie Aigaion (s. d.) ursprünglich dem Poseidon verwandt.
(Ägisthus), in der griech. Sagenpoesie der Sohn des Thyestes (s. d.), des Bruders des Atreus. Nach der Darstellung
der tragischen Dichter war seine Mutter Pelopiades Thyestes eigene Tochter, und Aigisthos wurde von dieser gleich
nach der Geburt ausgesetzt, aber von Hirten aufgefunden und durch eine Ziege (aix) gesäugt, wovon auch der Name kommen soll.
Er wurde aber später von Atreus, der sich mit Pelopia vermählt hatte, erzogen. Als er auf Geheiß des Atreus den Thyestes töten
wollte, erkannte an seinem Schwerte Thyestes den Sohn, aber auch Pelopia darauf in ihrem eigenen Vater
den Vater ihres
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