251 allmählich beseitigt werden sollte, wurde eine internationale Liquidationskommission eingesetzt, die aus
Vertretern der
europ. Großmächte bestand und zunächst ein Liquidationsgesetz ausarbeitete. Der Chediv
unterzeichnete dieses Gesetz, sowie 29. Dez. ein Dekret, in dem das ägypt.
Budget für 1881 auf 8419000 ägypt. Pfd.
Einnahme und 8308000 ägypt. Pfd.
Ausgabe (also 111000 ägypt. Pfd. Überschuß) festgestellt wurde.
Die Zustände schienen nun einigermaßen konsolidiert zu sein, als plötzlich in
Kairo
[* 2] ein Militäraufstand ausbrach.
Mehrere Regimenter umzingelten den Abdin-Palast, die Residenz des Chediv, und forderten die Entlassung des Ministeriums Riaz,
die Gewährung einer
Verfassung und dieVermehrung des
Heers auf 18000 Mann. Der Chediv bewilligte diese
Forderungen im wesentlichen und betraute Scherif Pascha (s. d.) mit der
Bildung eines neuen
Kabinetts. Die Aufregung im
Lande
wuchs indes so gewaltig, daß der Chediv Anfang 1882 eine Notabelnversammlung berief, die, obwohl nur zur
Beratung bestimmt,
doch bei der Regierung die
Berufung eines neuen
Kabinetts durchsetzte, dessen Präsidentschaft
Mahmud Barudi übernahm, während
Arabi als Kriegsminister der eigentliche Leiter war.
Dieser versprach, allen internationalen Verpflichtungen nachzukommen, suchte aber nach Möglichkeit den Einfluß der Fremden
zu beseitigen. Da diese Unabbängigkeitsgelüste die Interessen Englands und
Frankreichs zu beeinträchtigen drohten, so schickten
diese Mächte eine Flotte in das Mittelmeer ab, die 20. Mai vor
Alexandria erschien. Nunmehr wagte der Chediv seinen Kriegsminister
abzusetzen; die Nationalpartei aber erzwang sofort seine Wiedereinsetzung, und 11. Juni kam ein großer
Aufstand in
Alexandria
zum
Ausbruch.
Zahlreiche Europäer wurden von der fanatisierten Menge ermordet und auch der engl.
Konsul verwundet, während die Flotte sich mit bloßen
Demonstrationen begnügte. Als aber
Arabi die Befestigungen von
Alexandria
verstärkte, vermehrte England seine Seemacht, und 11. und 12. Juli bombardierte
AdmiralSeymour (s.
Alcester) die Stadt, die nun
von rohem Gesindel unter Niedermetzelung der europ. Bewohner geplündert und in
Brand gesteckt wurde.
Das völkerrechtswidrige
Bombardement war politisch erfolglos; mehr als je sahen die Ägypter nur in
Arabi ihr
Heil, und so
schritt England unter dem Vorwand, den
Sueskanal
[* 3] schützen zu müssen, zu weiterm kriegerischem Vorgehen gegen die Aufständischen.
Arabi wurde von Ismailia aus im Rücken seiner
Aufstellung gefaßt und geriet,13. Sept. bei
Tel el-Kebir entscheidend
geschlagen, in Kriegsgefangenschaft. Noch im September war ganz Ä. unterworfen, und der Chediv wurde von den Siegern nach
Kairo zurückgeführt. England suchte nun die
VerwaltungÄ.s in seine
Hände zu bringen und es war sein erstes,
Frankreich seines
Anteils an der Finanzkontrolle zu berauben. Aber die islamitisch-nationale
Bewegung hatte sich inzwischen
dem fernen
Süden mitgeteilt und brachte in den Sudanprovinzen unter einem energischen Führer, der sich den
Titel«Mahdi» beilegte,
einen
Aufstand zu Wege.
Bald war bis auf wenige
Städte mit ägypt.
Besatzung das ganze Land abgefallen. Die Kämpfe der Engländer gegen die Mahdisten
hatten keinen Erfolg; im Laufe des Jahres 1886 wurden diese Gebiete aufgegeben, nur im äußersten
Süden
behauptete noch der zum Gouverneur der
Äquatorialprovinz ernannte
Emin Pascha (s. d.) im
Namen des Chediv sein Gebiet, bis
er im
Frühling 1889 seine
Stellung aufgeben mußte. (S. auch
Mahdi und
Sudan.) So sehr diePforte, von
Rußland
und
Frankreich unterstützt, auch darauf drang, daß England einen bestimmten Zeitpunkt der völligen Räumung
Ä.s angeben
solle, so lehnte dies doch jede bestimmte Erklärung darüber ab. Konferenzen
Sir Drummond
Wolffs mit dem türk. Bevollmächtigten
Mukhtar Pascha und der Regierung des Chediv in
Kairo seit 1885 verliefen ohne Ergebnis.
Den
Vorschlag Englands, unter gewissen
Vorbehalten binnen 5 Jahren seine
Truppen aus Ä. zurückzuziehen, lehnte die
Pforte,
welche diesen Zeitraum für zu lang hielt, im April 1887 ab. Eine 22. Mai in
Konstantinopel
[* 4] unterzeichnete engl.-türk. Übereinkunft,
wonach die engl.
Truppen nach 3 Jahren Ä. räumen sollten, verwarf schließlich derSultan, über den
inzwischen wieder entgegengesetzte Einflüsse das Übergewicht gewonnen hatten, und seitdem begann England die
Hand
[* 5] um so
fester auf das Land
zu legen.
Schon früher
(Frühling 1885) hatte es im Einverständnis und unter
Bürgschaft der Großmächte
zur Ordnung der ägypt. Finanzverhältnisse eine
Anleihe von 9 Mill. Pfd. St. aufgenommen; im Okt. 1887 wurde
mit
Frankreich ein
Abkommen über unbedingte
Neutralität des
Sueskanals geschlossen, und im Dez. 1889 auf engl.
Antrieb beschlossen,
die Fronarbeiten in ganz Ä. aufzuheben.
Der Chediv
Tewfik starb Ihm folgte sein ältester Sohn
Abbas Pascha, der sich als ein minder gefügiges Werkzeug
der Engländer zeigte.
Ohne deren Befragen entließ er im Jan. 1893 plötzlich den bisherigen Premierminister
Mustapha Fehmi und ersetzte ihn durch einen Gegner der engl.
Verwaltung, Fakhri Pascha. Auf ein
Ultimatum des engl. Gesandten
Lord
Cromer mußte er jedoch diese Ernennung zurückziehen, und der England genehme Riaz Pascha wurde Premierminister. Dieser
nahm aber schon im April 1894 seine Entlassung, worauf
Nubar Pascha Ministerpräsident wurde. Eine neue Organisation des Ministeriums
des Innern im Nov. 1891 ermöglichte auch in diesem den engl. Einfluß.
Von Werken über das alteÄ. ist zuerst die durch die ägypt. Expedition
Bonapartes veranlaßte Description de l'Égypte (Par. 1809–13; neue Ausg., 26 Bde.,
1821–30) zu nennen; das Werk behandelt außer dem
Altertum auch die Neuzeit und die Naturgeschichte des
Landes.
Hieran schließen
sich die Monumentenwerke von
Gau,
Young,
Cailliaud und in neuerer Zeit: Rosellini, Monumenti dell' Egitto e della Nubia (9 Bde.,
Pisa
[* 6] 1832–44);
Champollion, Monuments del'Égypte et de laNubie (4 Bde., Par. 1835–45);
Perring, The Pyramids ofGiseh (3 Bde., Lond. 1839–42);
Brugsch, Recueil des monuments égyptiens (Bde. 1
u. 2, Lpz. 1862–63; Bd. 3–6
von Dümichen u. d. T. Geogr.
Inschriften altägypt.
Denkmäler, ebd. 1865–85);
ders., Die Flotte einer ägypt. Königin (edd. 1868);
Mémoires publiés¶
mehr
252 par les membres de la mission archéologique française au Caire, sous la direction de M. Maspero, Grébaut, Bouriant
(bis jetzt 5 Bde., Par.);
über die Ausgrabungen, die die engl. Gesellschaft «EgyptExploration Fund» in den letzten Jahren
in Ä. veranstaltet hat, berichten die verschiedenen von Naville, Petrie, Gardner verfaßten Memoirs oftheEgyptExploration Fund (Lond.);
Maspero, Historie ancienne des peuplesde l'orient (Par. 1875; neue Aufl. 1894 fg.; deutsch Lpz.
1877);
Erman, Ä. und ägypt. Leben im Altertum (2 Bde., Tüb. 1885–87);
Lumbroso, Recherchessur l'économie politique de l'Égypte sous les Lagides (Par. 1870).
Über das mittelalterliche und neuere
Ä. Geographie: Die jetzigen Zustände Ä.s schildern, außer zahlreichen Reisebeschreibungen (Pococke,
Norden,
[* 9] Niebuhr, Denon, Burckhardt, Belzoni, Russegger, Lepsius u.s.w.): Lane, An account of the manners and customs of the modernEgyptians (2 Bde., Lond. 1886; 5. Aufl., 2 Bde.,
1871; deutsch von Zenker, 2. Aufl., 3 Bde., Lpz.
1856);
Gay-Lussac, Carteélémentairede l'Égypte in 1:1500000 (Par. 1889).
– Neuere
Geschichte: Paton, A history of the Egyptian revolution, from the period of the Mameluks to the death ofMehmet-Ali (2. Aufl., 2 Bde.,
Lond. 1869);
Weil, Geschichte des Abbâsidenchalifats in Ä. (2 Bde., Mannh.
1860–62);
Quatremère, Historie des sultans Mameloucks (aus dem Arabischen des Makrizi, 2 Bde., Par.
1837–41);
Mengin, Histoire de l'Égypte sousMéhémed-Ali (2 Bde., ebd. 1823);
Augenentzündung (Ophthalmia aegyptica, militaris, bellica, contagiosa), eine ansteckende und darum leicht
in Form von Epidemien und Endemien auftretende Krankheit der Bindehaut. Der Name hat zunächst eine histor. Bedeutung,
¶
mehr
253 entspricht keiner bestimmten Entzündungsform, sondern ist ein Sammelname für eine Anzahl verschiedener Ophthalmien,
die Blennorrhöe, die Diphtheritis, die kruppöse und granulöse Entzündung und das Trachom, die den Bestand und die Funktionsfähigkeit
der befallenen Augen zum Teil im höchsten Grade, zum Teil nur wenig gefährden. (S. Augenentzündung.) Die Krankheit überträgt
sich von Auge
[* 21] zu Auge, von Individuum zu Individuum. Der Träger
[* 22] des Kontagiums ist wahrscheinlich nur der von dem erkrankten
Auge abgesonderte Schleim und Eiter, insbesondere darin enthaltene specifische Entzündungsträger (Kokken), die in ein gesundes
Auge gelangen. Ob auch ein Luftkontagium besteht, ob auch die in der Luft suspendierten Eiterzellen gesunde
Augen infizieren können, ist zweifelhaft.
Jedenfalls wird aber die Ausbreitung auf viele Personen und somit die Entstehung von Epidemien begünstigt durch Unreinlichkeit,
ungenügende Lüftung stark belegter Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume. Im J. 1798 fanden die in Ägypten gelandeten franz.
Truppen die Krankheit dort vor und wurden sofort in großer Anzahl von derselben befallen. Daher rührt
der Name. Franz., ital. und engl. Truppen verschleppten die Krankheit nach den verschiedensten Gegenden. Sie grassierte in den
verschiedenen Heeren, namentlich zu Anfang des 19. Jahrh. (daher die NamenOphthalmia militaris oder Ophthalmia bellica), befiel
1813–20 besonders heftig die preuß. Truppen und gelangte mit diesen nach Belgien,
[* 23] wo sie bedeutende
Opfer forderte.
Die sog. Epidemien von die in neuester Zeit öfters in Schulen beobachtet wurden und eine ärztliche Überwachung derselben
nötig machten, haben mit jenen gefährlichen Augenentzündungen nichts gemein. Es handelte sich gewöhnlich nur um einen
ansteckenden, kumuliert auftretenden Bindehautkatarrh, dem in vielen Fällen durch das Auftreten einzelner
Knötchen und Bläschen in der Bindehaut eine gewisse Ähnlichkeit
[* 24] mit jenen Formen und eine besondere Hartnäckigkeit verliehen
wurde.
In der Revolutionszeit lenkte der franz. Konsul Magallon in Kairo die Aufmerksamkeit des Direktoriums wiederholt auf diese
Frage und Talleyrand unterstützte ihn mit dem «Essai sur les avantages à retirer descolonies nouvelles» vom Juli 1797. Bald nachher vertrat Bonaparte den gleichen Plan, um die verlorenen Kolonien
zu ersetzen und die engl. Interessen im Orient, vielleicht in Indien zu gefährden. Das Direktorium nahm seinen Vorschlag an,
weil es den ehrgeizigen General aus Rücksichten innerer Politik ans Frankreich entfernen wollte.
Die Expedition wurde im tiefsten Geheimnis (Dekret vom vorbereitet. Talleyrand sollte dem Sultan
die Expedition als eine auf Unterwerfung der Mamluken unter seine Herrschaft abzielende darstellen. Am
ging Bonaparte
mit einem Teile der etwa 40000 Mann starken Expeditionsarmee in Toulon
[* 28] in See, andere Teile liefen von Genua,
[* 29] Ajaccio und Civitavecchia
aus; AdmiralBrueys mit 15 Linienschiffen, ebensoviel Fregatten, 7 Korvetten und über 30 kleinern Kriegsfahrzeugen
führte die Transportflotte (400 Schiffe).
[* 30]
Die Truppen waren meist der siegreichen ital. Armee entnommen, ihre Generale die besten, außerdem befanden sich über 120 Gelehrte,
Künstler und Techniker im Gefolge des Oberfeldherrn. Ungünstige Witterung und irrige Annahmen über das Ziel der Expedition
hinderten die engl. Flotte unter Nelson, das Auslaufen der franz.
Schiffe und ihre Vereinigung zu stören. Zuerst wurde Malta bis auf das feste Lavaletta nach kurzem Bombardement12. Juni genommen
(s. Hompesch), und der Malteserorden trat tags darauf die Insel an Frankreich ab. Dann richtete Bonaparte, um der engl. Flotte
zu entgehen, den Lauf nach der Südküste Candias und von dort nach Alexandria, das sofort nach der Landung, 2. Juli, erstürmt
wurde.
Die Flotte ankerte vor Abukir, das Heer trat den Marsch auf Kairo an. Ihm voraus ging eine arab. Proklamation Bonapartes, die
den Einwohnern Achtung ihrer Religion und Sitte zusicherte. Vergebens griffen 5000 Mamluken mit ihrer Hauptmacht
unter 23 vereinigten Beis, deren mächtigste Murad und Ibrahim waren, die Franzosen21. Juli bei Embabeh oder den Pyramiden an.
Sie wurden geschlagen; Murad floh nach Oberägypten, Ibrahim in die Syrische Wüste. Bonaparte zog 25. Juli in Kairo ein, folgte
mit Lannes' Division dem Ibrahim, erreichte dessen Nachhut 11. Aug. bei Salihieh, ohne sie zum Stehen zu
bringen, kehrte nach Kairo zurück und beschäftigte sich nun mit der Organisation des Landes, während er Desaix nach Oberägypten
zur Verfolgung Murads entsandte.
Bonaparte eilte aus Kairo herbei und vernichtete sie 25. Juli in entscheidender Schlacht bei Abukir (s. d.). Rücksichten auf die
Ereignisse in Frankreich, von denen er durch heimliche Boten unterrichtet war, bewogen ihn Ägypten22. Aug. zu
verlassen. Er übergab den Befehl an Kleber, der, als der Großwesir mit einem mächtigen Heere auf engl. Schiffen herankam
und die Pest ausbrach, zu freier Rückkehr nach Frankreich28. Jan. den Vertrag von El-Arisch schloß. Da jedoch
England auf bedingungsloser Unterwerfung bestand, nahm Kleber den Kampf wieder auf und schlug bei Heliopolis den
Großwesir bis zur Vernichtung und eroberte auch das verlorene Kairo. Er wurde
¶
mehr
254 jedoch 14. Juni von einem fanatischen Türken ermordet, und das Kommando ging auf den unfähigen Menou über. Eine engl.
Expedition unter Keith und Abercromby landete bei Abukir (17000 Mann); die Franzosen wurden hier 21. März und schwerer
bei Ramanjeh 9. April geschlagen, worauf eine neue türk. Flotte Verstärkungen
landete, während es dem franz. Admiral unmöglich war, neue Truppen und Vorräte nach Ägypten zu schaffen. Überdies hatte
Menou seine Streitkräfte nutzlos geteilt, so daß Kairo28. Juni und Alexandria31. Aug. kapitulierten und die Trümmer des Heers
auf engl. Schiffen vertragsmäßig nach Frankreich übergeführt wurden. So war militärisch die Expedition
gescheitert, die jedoch in wissenschaftlicher Hinsicht unendlich wichtig geworden ist. (S. Ägypten.) Litteratur: Denon, Voyagedans laHauteetBasseÉgypte (mit Atlas,
[* 32] Par. 1802);
Raybaud, Histoire scientifique et militaire de l'expédition françaiseenÉgypte (9 Bde., ebd. 1830–36);
Letters from the Army ofBonaparteinEgypt (Lond. 1798-99);
Wilson,
History of theBritishexpedition toEgypt (ebd. 1803): Gourgaud, La campagne d'Égypte (nach Napoleons Diktat; in «Mémoirespour servir à l'histoire deFrancesous Napoléon», 8 Bde., Par.
1822–25);
Sohn und Nachfolger des Omri, ein kraftvoller und tapferer König, regierte über Israel um 900 v. Chr. Verheiratet
war er mit Isebel (s. d.) von Tyrus. Infolgedessen erhielt der Baal von Tyrus (Melkart) einen Kult zu Samaria.
Dies verfeindete und Isebel mit der prophetischen Partei. Die Zuneigung des Volks verscherzte sich Ahâb durch den aus Habsucht
an Nabot begangenen Justizmord. Die öffentliche Meinung trat nunmehr auf die Seite der prophetischen Partei, die GottesStrafe
verkündete. Gegen Benhadad von Syrien kämpfte Ahâb mit wechselndem Erfolge; er fiel vor Nama in Gilead.
(Atakor-n-Ahaggar), Plateau aus krystallinischem Gestein von 600 km Umfang in der Centralsahara, zwischen 23 und
26° nördl. Br. und 4 und 7° östl. L. von Greenwich, nach dem Innern von 500 bis 2000 m ansteigend,
mit den wahrscheinlich vulkanischen Zwillingsgipfeln Watellen und Hikena, sendet nach Norden das Wadi
Igharghar, nach Süden das WadiTin Tarabin. Ahaggar ist das Stammland der Tuareg und wird wegen Wasser-und Vegetationsmangel von
Karawanen und Reisenden gemieden. Hier sollen noch einmal immergrüne Gesträuche der Mittelmeerflora vorkommen.
früher selbständiges, dann den Aschanti zinspflichtiges, jetzt unter engl. Herrschaft
stehendes Negerland an der Goldküste Oberguineas, zu beiden Seiten des KapThree Points (Drei Spitzen), zwischen den
FlüssenAnkobra im W. und Pra im O., einer der gesundesten, reichsten und bevölkertsten Landstriche der ganzen Küste, mit fruchtbarem,
wohlbebautem Boden. Im NW. des Kap das FortAxim oder Anthony, mit dem besten Hafen der Goldküste, von den
Portugiesen erbaut, jetzt den Engländern gehörig, und im NO. des Kap das FortDixcove, ebenfalls britisch.
Zwischen Axim und dem Kap pflanzte Major von der Gröben auf dem Berge Mamfort (Montfort) die brandenb. Fahne auf,
um im Auftrage des Großen Kurfürsten eine Kolonie zu gründen, welche Friedrichsburg oder Großfriedrichsburg,
auch Brandenburg
[* 35] genannt, 15 km vom Kap entfernt war. Schon 1684 unterwarfen sich die Eingeborenen von Accoda (am Kap) und von
Takorady (östlich von Dixcove), wo die Dorotheenschanze angelegt wurde. Alle diese Besitzungen wurden 1717 an die Westindische
Compagnie zu Amsterdam
[* 36] verkauft. Die Holländer nannten FortBrandenburg nun Hollandia, gaben es aber bald
wieder auf, so daß es verfiel.
nach den assyr. Inschriften Jehoahas Sohn und Nachfolger des Jotham, König von Juda, regierte etwa von 736 oder 735 v. Chr.
an bis 727, nach anderer Annahme bis 715 v. Chr. Von den verbündeten Syrern und Israeliten hart bedrängt,
unterwarf er sich gegen den Rat des Propheten Jesaia dem assyr. Könige Teglattphalasar, der ihn von seinen Feinden befreite.
Hierdurch wurde Juda assyr. Vasallenstaat. Im Zusammenhange damit wird es stehen, daß in seinem Palaste dem «Himmelsheere»
einen Kult errichtete, der erst unter Josia beseitigt worden zu sein scheint, und seinen Sohn dem Moloch
(s. d.) opferte. Seine Politik verbürgte Juda Frieden, auch war die Unterwerfung unter Assyrien unvermeidlich.
oder Antiochianer, die Anhänger des Princips, daß die Kirche vollständig der weltlichen Obrigkeit unterzuordnen
und dem Landesfürsten die unumschränkte Gewalt über die kirchlichen Angelegenheiten (justerritorialecirca sacra) einzuräumen sei, wie diese von den Königen Ahas und Antiochus in extremster Weise geltend gemacht ward.
Hobbes
(s. d.) vertrat in «Decive» diese Ansicht, daher speciell er und seine Anhänger Ahasiten hießen.
ist der Name zweier israel. Könige. von Israel, Sohn und Nachfolger Ahabs, regierte um 850 v. Chr.,
aber nur kurze Zeit (2 Jahre), da er durch einen Sturz vom Dache seines Palastes in tödliche Krankheit fiel. – von Juda, sein
Neffe, Sohn Jorams von Juda und der Athalia, regierte 1 Jahr. Er kam mit Joram von Israel etwa 843 v. Chr. in der Verschwörung
Jehus ums Leben, da er sich zufällig bei Ausbruch der Empörung zum Besuch bei Joram in Jesreel befand.
Auch in dem
Asverus, der nach dem BucheTobias mit Nebukadnezar Ninive erobert, ist wohl eine auf Unkenntnis der Geschichte beruhende irrtümliche
Verwendung der geschichtlichen
[* 31]
Figur des Xerxes zu erkennen. – Ahasverus ist auch der erst später aufgekommene Name des EwigenJuden
(s. d.).
1) Kreis
[* 37] im preuß. Reg.-Bez. Münster
[* 38] (s. d.), hat (1890) 39118 (19821 männl., 19297 weibl.)
E., 4 Stadt- und 22 Landgemeinden. –
2) Kreisstadt im Kreis Ahaus, an der in die Yssel¶
mehr
mündenden Aa und der Dortmund-Enscheder Eisenbahn, hat (1890) 2456 meist kath. E., Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Münster),
Post, Telegraph,
[* 40] schönes Schloß der Fürsten Salm, eine kath. (1863) und eine gotische evang.
(1879)Kirche, kath. Volksschule (5 Klassen), evang. und israel. Privatschule, sowie Fabrikation von Pantinen und Holzschuhen,
Zündwaren, Tabak;
[* 41] Jutespinnerei und -Weberei, 2 Dampfziegeleien und 2 Dampfmühlen, Wochenmärkte und
monatliche Viehmärkte; in der Nähe Raseneisensteinlager. Am wurde Ahaus durch Feuer zerstört. Die Herrschaft Ahaus, im
Mittelalter Eigentum des reichen Dynastengeschlechts Ahaus (Nahaus, niederländ.
Nahuys), wurde 1406 an das Hochstift Münster verpfändet, 1406 an dasselbe verkauft und kam 1803 durch
Reichsdeputationshauptbeschluß an die Fürsten Salm.
Seit bildeten die Salmschen Besitzungen einen Teil des franz. Depart. Lippe,
[* 42] kamen 1815 an Preußen und wurden auf
die Kreise
[* 43] Ahaus, Borken, Kösfeld und Recklinghausen
[* 44] verteilt.
Reg.-Bez. Stettin,
[* 46] auf der InselUsedom, 5 km von Swinemünde, durch Dünen und Wald geschützt, haben (1890) 1490 E., Post, Telegraph,
Personendampferstation, Seebad (2000 Kurgäste).
Marktflecken im Kreis Fallingbostel des preuß. Reg.-Bez. Lüneburg,
[* 47] unweit der schiffbaren Aller, hat (1890) 869 evang.
E., Amtsgericht (Landgericht Verden),
[* 48] Post, Telegraph, Schloß, wo 1694-1726 Prinzessin Sophia Dorothea (s.
d), «Die Prinzessin von) in Haft war.
Charlotte Sophie Luise Wilhelmine von, Schriftstellerin, geb. zu Stedten bei Erfurt
[* 49] Tochter des
hannov. Obersten von Seebach, trat jung anonym mit dem Roman «Liebe und Trennung» (Weißens. 1797) auf.
Sie heiratete 1798 den schlesw. Gutsbesitzer I. R. von Ahlefeld, trennte sich 1807 von ihm und lebte von dem sehr mäßigen Ertrage
ihrer Schriften in Schleswig,
[* 50] seit 1821 in Weimar.
[* 51] Sie starb zu Teplitz. Ihren unter dem Namen Natalia erschienenen
Gedichten (Berl. 1808: Weim. 1826) und den meist
unter dem Namen Elise Selbig veröffentlichten vielen Romanen fehlte es bei Lebenserfahrung und frischer, fließender Darstellung
an Phantasie und Begeisterung.
auch Ahlefeld, altes adliges Geschlecht, das seit Anfang des 14. Jahrh. in Schleswig-Holstein
[* 52] und Dänemark
[* 53] blüht. Hunold aus dem schwäb. Geschlechte Baltshusen gründete 1066 bei dem Städtchen
Alfeld im Hildesheimischen eine gleichbenannte Burg. Sein Urenkel Konrad flüchtete 1153 zum König von Dänemark, der ihm das
Gut Seegarden in Schleswig verlieh. Die Nachkommen spalteten sich in verschiedene Linien, von denen zwei, die Eschelsmarker
und die Gravensteiner, gräflich wurden. Die Eschelsmarker stammt ab von Burchardt von der von
König Christian V. in den dän. Grafenstand erhoben ward. Das jetzige Haupt dieser Linie
ist GrafFriedrich von Ahlefeldt (geb. - Die Gravensteiner Linie erhielt die reichsgräfl.
Würde in der PersonFriedrichs I. (geb. 1623, gest. 17. [7.] Juli 1686), dän.
Großkanzlers und Conseilpräsidenten sowie Statthalters in Schleswig-Holstein, der die Herrschaften Riringen und Mörsburg
in Westfalen
[* 54] kaufte und W. Juni 1672 auch dän. Lehnsgraf von
Langeland wurde. Sein
Urenkel, GrafChristian von Ahlefeldt, gest. 1791, erwarb die Lehnsgrafschaft Laurwig
in Norwegen
[* 55] und erhielt die Genehmigung zur Führung des Namens eines «Grafen von Langeland und Laurwig».
Diese Grafschaft wurde verkauft, doch aus deren Erlös ein Fideïkommißkapital in die Staatskasse gelegt, dessen jedesmaliger
Nutznießer alle Privilegien der ehemaligen Lehnsgrafen zu Laurwig besitzt. Der Sohn des letztgenannten, GrafFriedrich von
Ahlefeldt (geb. gest. war der
Vater der Elisa von Ahlefeldt (s. d.). Das jetzige Haupt dieser Linie ist
GrafChristian von Ahlefeldt (geb. -
Gräfin Elisa Davidia Margaretha von, Tochter von Graf Friedr. von Ahlefeldt-Laurwig, geb. auf
Schloß Trankjör auf Langeland, genoß eine ausgezeichnete Erziehung, heiratete 1808 den preuß.
Major von Lützow (s. d.), mit dem sie sich glücklich fühlte, solange die Vaterlandsliebe
beide zu gemeinsamer Thätigkeit verband. Als er 1813 sein Freikorps errichtete, wirkte sie begeisternd für Werbung und Ausrüstung
der Freiwilligen und widmete sich aufopfernd den Verwundeten.
Nach dem Frieden lebte sie mit ihm in Berlin,
[* 56] Königsberg,
[* 57] seit 1817 in Münster, wo Immermann (s. d.) zu ihr in leidenschaftliche
Beziehungen trat. Nach Trennung ihrer Ehe folgte sie Immermann nach Düsseldorf
[* 58] und führte mit ihm einen gemeinsamen Haushalt
in einem Landhause im nahen Derendorf; sie wirkte auf Immermanns dichterische Thätigkeit besonders in
den ersten Jahren sehr fördernd. Nach seiner Verlobung (1838) verließ sie Düsseldorf, lebte in Berlin in Verkehr mit ausgezeichneten
Männern und Frauen und starb -
Vgl. Assina, Gräfin E. von Ahlefeldt (Berl. 1857), mit Briefen; G. zu Putlitz, K.
Immermann (ebd. 1870).
Joh. Friedr., prot. Theolog und Kanzelredner, geb. zu
Mehringen in Anhalt,
[* 61] studierte 1830-33 in Halle,
[* 62] wurde 1834 Gymnasiallehrer in Zerbst,
[* 63] 1837 Rektor in Wörlitz, 1838 Pastor
in Alsleben ahlfeld S., 1847 in Halle, 1851 an der Nikolaikirche in Leipzig,
[* 64] wo er 1881 in den Ruhestand trat
und starb. Ahlfeld war ein vorzüglicher Kanzelredner; theologisch gehörte er der streng luth. Richtung an. Außer einer
Anzahl «Erzählungen fürs Volk» (Halle 1848 fg.; 6. Aufl. 1891) veröffentlichte er Sammlungen seiner Kanzelreden: «Predigten
über die evang. Perikopen» (ebd. 1848-49; 11. Aufl. 1886),
«Predigten über die epistolischen Perikopen»
(3. Aufl., ebd. 1877),
«Bausteine zum Aufbaue der Gemeinde» (3 Bde., Lpz.
1851-54; 4. Aufl. 1862),
«Zeugnisse aus dem innern Leben» (3 Bde.,
Lpz. 1856; 2. Aufl. 1860-64),
«Das Leben im Lichte des Wortes Gottes» (Halle 1860-61; 6. Aufl. 1879),
«Die
Ruhe
¶
mehr
256 der KinderGottes in dem Herrn» (3 Bde., Lpz.
1859–61),
«Ein Kirchenjahr in Predigten» (Halle 1874; 3. Aufl. 1892). Sein Sohn Heinr. Ahlfeld gab
heraus : «Siehe, dein König kommt zu dir. Morgen- und Abendandachten»
(2 Bde., 4. Aufl., Halle 1895). – Vgl. Friedr. Ahlfeld, ein Lebensbild (Halle 1885).
(Aalheide, dän. Alheden), große Ebene im westl.
Jütland, benannt nach der sog. Ahlformation des Bodens, einer 0,10 bis 0,30 m in mächtigen, dicht unter der Oberfläche liegenden
Schicht von feinem, rotbraunem, eisenhaltigem Sandstein, der mit Heidevegetation überwachsen ist. Diese Formation erstreckt
sich nördlich ein wenig über den Limfjord und durchzieht das westl. Jütland
in einem breiten, öden, nur spärlich bewohnten Gürtel.
[* 66] Die Schafzucht, der einzige Nahrungszweig dieser Gegend, hat seit
uralter Zeit der häuslichen Industrie Jütlands ihr Gepräge aufgedrückt (Strickerei, Wollengewebe u.dgl.). In neuerer Zeit
hat ein (Anmerkung des Editors: eine )Gesellschaft, «Det danske
Hedeselskab», im Anbau dieser Gegenden Bedeutendes geleistet.
Aug. Engelbert, finn. Sprachforscher, geb. zu
Kuopio in Finland, studierte in HelsingforsPhilosophie und Philologie und machte es sich zur Lebensaufgabe, die Sprachen der
finn. Sprachfamilie wissenschaftlich zu durchforschen, sowie für die Förderung der nationalfinn. Litteratur
zu wirken. Zu letzterm Zwecke begründete er 1847 die Zeitschrift «Suometar»,
für die er unter dem Namen Oksanen zahlreiche Beiträge lieferte. Zum Zwecke sprachlicher Forschung besuchte er zunächst
die Woten (s. d.) und schrieb eine Grammatik ihrer Sprache («WotiskGrammatik», Helsingf. 1855), und durchwanderte 1853–58
einen großen Teil des nördl. Rußlands und westl. Sibiriens, um Sprachen und Eigentümlichkeiten der dortigen
uralaltaischen Völker zu erforschen. Als Frucht dieser Reise, deren Beschreibung er in finn. Sprache (Helsingf. 1860) herausgab,
veröffentlichte den «Versuch einer Mokscha-Mordwinischen Grammatik» (Petersb. und Lpz. 1861),
dann (schwedisch) «Devestfinskaspråkens kulturord» (Helsingf. 1871; deutsch «Die
Kulturwörter der westfinn. Sprachen», 1875) und «Über die Sprache der Nordostjaken; Sprachtexte und Wörtersammlung»
(ebd. 1880). Diese Werke bilden den Inhalt seiner «Forschungen auf dem Gebiete der ural-altaischen Sprachen» («Forskningarpå deUral-Altaiskaspråkens område»). 1862 zum Professor der finn. Sprache und Litteratur in Helsingfors ernannt, nahm Ahlquist regen
Anteil an der praktischen Ausbildung der finn. Sprache in Schulbüchern und andern Werken. Er starb In
finn. Sprache gab in freien Heften eine «Zeitschrift für finn.
Sprachforschung und Litteratur» heraus. Unter seinen schönwissenschaftlichen Leistungen befindet sich eine Sammlung
finn. Gedichte, «Sekäniä» (d. i. Funken, 4. Aufl., Helsingf.
1881).
Theod. Wilh., Orientalist, geb. zu Greifswald,
[* 67] studierte 1846–50 zu Greifswald und Göttingen
[* 68] orient. Sprachen, promovierte 1851 und studierte dann die arab. Handschriften auf der herzogl.
Bibliothek zu Gotha und auf der kaiserl. Bibliothek zu Paris. Als Unterbibliothekar an die Universitätsbibliothek zu Greifswald
berufen, habilitierte er sich 1857 und wurde Anfang 1861 ord. Professor der morgenländ. Sprachen
und
zweiter Bibliothekar. Von letzterer Stellung trat er 1865 zurück. Seine Werke betreffen die arab. Philologie und Litteraturgeschichte,
namentlich das Gebiet der altarab. Poesie. Außer einer Untersuchung «ÜberPoesie und Poetik der Araber» (Gotha 1856) veröffentlichte
er vorzügliche Ausgaben der «Kasside» Chalef el-Ahmars (Greifsw. 1859),
des «Diwan» des Abû-Nuwâs, Bd. 1 (ebd.
1861) und «The divans of the six ancient Arabic poets» (Lond.
1870),
woran sich «Bemerkungen über die Echtheit der alten arab.
Gedichte» (Greifsw. 1872) schließen. Die histor. Quellenlitteratur bereichern seine
Ausgaben von «Elfachri, Geschichte der islamischen Reiche vom Anfang bis zum Ende des Chalifats» (Gotha
1860),
und «Anonyme arab. Chronik» Bd. 11 (Greifsw.
1883). Außerdem hat Ahlwardt die arab. Schätze der königl.
Bibliothek zu Berlin beschrieben, zunächst in dem «Verzeichnis arab.
Handschriften der königl. Bibliothek zu Berlin aus den Gebieten der Poesie u.s.w.» (Greifsw. 1871), dann im großen Gesamtkatalog,
voll dem bisher 6 Bände erschienen sind (Berl. 1887–94).
(engl. Ahmedabad), Hauptstadt des Distrikts in der indobrit. Präsidentschaft Bombay,
[* 69] 23°1¾' nördl. Br.,
72°38½' östl. L., in 52 m Höhe, links an der Sabarmati, 80 km nördlich vom Golf von Cambay, hat (1891) 148412 E., darunter 102619
Hindu, 12747 Dschain, 30946 Mohammedaner und 1031 Christen. Ahmadabad, eine der schönsten StädteIndiens, ist berühmt durch ihre Denkmäler,
eine Verschmelzung ind. und mohammed. Kunst: 16 berühmte Moscheen und 2 Mausoleen, zu denen noch 2 Grabdenkmäler nahe der
Stadt kommen, so die von Ahmad Schah (s. d.) herrührende Dschami' Masdschid;
Als Hauptort der Dschain in Gudschrat hat Ahmadabad 120 Dschaintempel.
Von öffentlichen Gebäuden sind zu nennen: 2 christl. Kirchen, 1 Arsenal, 1 Kranken-, 1 Irren- und 1 Aussätzigenhaus, 18 (darunter 4 Mädchen-)
Schulen, über 100 private Brahmanenschulen und ein Tierheim. – Das städtische Einkommen betrug 1881/82: 581198 M., die
Ausgaben 909070 M. Schon früher berühmt durch seine Fabrikation von Gold- und Silberbrokaten, Seiden- und Baumwollwaren, durch
seine Erzeugnisse der Gold-, Silber-, Stahl-, Schmelz-, Perlmutter-, Lack- und Schnitzerei-Industrie, hat
es jetzt noch bedeutende Fabrikation von Seiden-, Baumwoll- und Goldwaren.
Der Haupteinfuhrartikel ist Rohseide; ausgeführt werden Töpferwaren, Seidenstoffe, Gold- und Silberfäden zur Herstellung
von Brokaten. Nach N. ist Ahmadabad mit Dehli und Agra, nach S. mit Bombay, nach W. mit den Hauptorten der Halbinsel
Gudschrat durch Eisenbahnen verbunden. Gegründet im Anfang des 15. Jahrh. durch Ahmad Schah, den zweiten mohammed. König
von Gudschrat, war Ahmadabad im 16. und 17. Jahrh. eine der glänzendsten Städte des westl. Indien, auch nach der Einnahme durch
KaiserAkbar d. Gr. (1573). Mit dem Verfall des Mogulreichs sank auch die Bedeutung A.s; bald war es im Besitze
der Mohammedaner, bald der Mahratten. Von 1818 an ist Ahmadabad im dauernden Besitze der Briten geblieben.