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Messina, [* 2] 878 Syrakus [* 3] erstürmt. Erst den Normannen gelang es, die Aghlabiden aus Sicilien zu vertreiben. Die Herrschaft der in Nordafrika wurde (910) durch die Fatimiden (s. d.) gestürzt.
Messina, [* 2] 878 Syrakus [* 3] erstürmt. Erst den Normannen gelang es, die Aghlabiden aus Sicilien zu vertreiben. Die Herrschaft der in Nordafrika wurde (910) durch die Fatimiden (s. d.) gestürzt.
s. Arguri. ^[= oder Agburi, ehemals blühendes Dorf in Russisch-Armenien, am nördl. Fuße des Ararat, 650 ...]
spartan. Königshaus, s. Agis. ^[= # IV. wurde, 20 J. alt, König 245 v. Chr. Sein Plan, die alte Verfassung und die strengen alten ...]
s. Achaia. ^[= im Altertum die nördl. Küstenlandschaft des Peloponnes, gegen Osten an die Gebiete von Sikyon ...]
griech. Dichter, s. Cyklische Dichter. ^[= Dichter des epischen Cyklus, Bezeichnung für die griech. Epiker, die von der Zeit der Entstehung ...]
s. Ägis. ^[= # IV. wurde, 20 J. alt, König 245 v. Chr. Sein Plan, die alte Verfassung und die strengen alten ...]
Ludw. Karl, Jurist, Publizist und Politiker, geb. zu Tilsit, [* 4] studierte 1842-47 in Königsberg, [* 5] Heidelberg [* 6] und Berlin [* 7] die Rechte sowie Staatswissenschaften und Geschichte, war von März bis Nov. 1848 Privatsekretär der preuß. Minister Alfr. und Rud. von Auerswald und Graf Dönhoff; nach Hayms Ausweisung redigierte er mit Mor. Veit bis zum Jan. 1851 die «Konstitutionelle Zeitung». Er habilitierte sich 1853 in Göttingen [* 8] und erhielt 1857 eine außerord.
Professur der Rechte in Erlangen, [* 9] die er bis 1859 innehatte. Während des ital. Krieges von dem preuß. Ministerium Hohenzollern-Auenwald zu Rechtsgutachten und polit. Denkschriften verwandt, veröffentlichte er unter anderm anonym die scharf gegen die österr. Politik gerichtete Schrift «Preußen [* 10] und der Friede von Villafranca» (Berl. 1859); ferner: «Suum cuique, Denkschrift über Preußen» (Lpz. 1859),
«Der deutsche Kern der ital. Frage» (ebd. 1859). Er förderte auch die Gründung des Nationalvereins und die Wiederherstellung der kurhess. Verfassung. 1859 übernahm er die Professur der Geschichte und Staatswissenschaften am akademischen Gymnasium zu Hamburg [* 11] und im Juni 1868 eine ord. Professur der Rechte an der Universität Bonn. [* 12] Dem Norddeutschen Reichstage gehörte Aegidi 1867-70, dem preuß. Abgeordnetenhaus 1867-68 und wieder seit 1873 an; er ist Mitglied der freikonservativen Partei. Am wurde in das Auswärtige Amt des Deutschen Reichs berufen und am 24. Dez. zum Wirkl.
Legationsrat und vortragenden Rat ernannt. Als er im Frühjahr 1877 aus seiner Stellung im Auswärtigen Amte schied, wurde er zum Geh. Legationsrat befördert und zum ord. Honorarprofessor bei der jurist. Fakultät in Berlin ernannt. Die wichtigsten seiner Schriften sind: «Der Fürstenrat nach dem Luneviller Frieden, eine reichsrechtliche Abhandlung» (Berl. 1853),
«Aus dem J. 1819, Beitrag zur deutschen Geschichte» (Hamb. 1861),
«Die Schlußakte der Wiener Ministerial-Konferenzen zur Ausbildung und Befestigung des Deutschen Bundes. Urkunden, Geschichten und Kommentar» (Berl. 1860),
«Aus der Vorzeit des Zollvereins» (Hamb. 1865),
der erste urkundliche Nachweis, daß der Zollverein das Werk der preuß. Politik ist. Im Verein mit Klauhold gab Aegidi (Hamb.) 1861-71 «Das Staatsarchiv, Sammlung der offiziellen Aktenstücke zur Geschichte der Gegenwart» heraus (zur Zeit von Hans Delbrück fortgeführt).
Konstitutionen, benannt nach ihrem Urheber Kardinal Ägidius Albornoz (s. d.), ein unter Innocenz VI. 1354 verfaßter Civil- und Kriminalcodex, der bis Ende des 18. Jahrh. das Gesetzbuch des Kirchenstaates blieb.
(frz. Gilles), Heiliger der kath. Kirche, geb. in Griechenland [* 13] um 640, lebte später in Frankreich an den Ufern des Gard, zuerst als Einsiedler und später als Vorsteher eines Benediktinerklosters bei Arles. Er starb um 720. Sein Gedächtnistag ist der 1. Sept. Die angeblichen Wunder an seinem Grabe zogen viele Pilger an, und es entstand um das Kloster eine Stadt, die den Namen des Heiligen (Saint [* 14] Gilles) erhielt. Er ist der Schutzpatron vieler Kirchen und Klöster in Frankreich, Deutschland, [* 15] Ungarn [* 16] u. s. w. und gilt als einer der 14 Nothelfer (s. d.), namentlich gegen Unfruchtbarkeit der Frauen. Er wird gewöhnlich dargestellt mit einer Hirschkuh.
davon Agilität, Gewandtheit.
Insel, s. Kythera. ^[= ital. Cerigo, jetzt wieder offiziell mit dem alten Namen (neugrch. kýthira ausgesprochen) belegt, ...]
das älteste Herzogsgeschlecht der Bayern, [* 17] verwandt mit den Herzögen der Franken und Langobarden;
ihre beglaubigte Reihe beginnt um 590 mit Garibald I.;
das Geschlecht erlosch mit Thassilo III., der 788 von Karl d. Gr. der Herzogswürde beraubt und in ein Kloster gesteckt wurde (s. Bayern).
L., Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen [* 18] (s. d.), von Triticum nur durch die zwei- bis vierzähnigen Blütenspelzen unterschieden. Aegilops ovata. L., Gerstenwalch, ist ein in ganz Südeuropa gemeines Unkraut. Durch Kreuzung mit dem Weizen entstand der dem letztern ähnliche Aegilops triticoides Link., der viele zur falschen Ansicht veranlaßte, daß der Gerstenwalch durch Züchten in Weizen umgewandelt werden könne. Der Bastard ist durch fortgesetzte Kreuzungen mit Triticum zu dem als Getreide [* 19] brauchbaren Aegilops speltaeformis Jord. gezüchtet worden.
Aegilops cylindrica Host. (Triticum Aegilops Hack.) aus Südosteuropa und einige andere Arten werden zuweilen als Ziergräser in Gärten gehalten, und ihre getrockneten Ähren werden zu Gräserbouquets und zu den sog. Makartsträußen gern verwendet.
1) Insel nahe der Ostküste der peloponnes. Landschaft Argolis, im Saronischen Meerbusen oder Golf von A. gelegen, 86 qkm groß und durchaus gebirgig, besteht zum größten Teil aus vulkanischen Gesteinen (Trachyt), soll ursprünglich Oinone oder Oinopia (nach dem Weine, der neben Öl, Mandeln und Feigen das Haupterzeugnis des steinigen und magern Bodens bildet) geheißen haben, von Aiakos (Äacus) aber, dem Sohne des Zeus, [* 20] für den dieser die bis dahin menschenleere Insel mit dem aus Ameisen geschaffenen Volke der Myrmidonen bevölkerte, zu Ehren seiner Mutter, einer Tochter des Flußgottes Asopos, Ägina genannt worden sein. In ältester Zeit scheinen Phönizier dort gewohnt zu haben.
Nach der Einwanderung der Dorier in den Peloponnes nahmen Dorier von Epidaurus aus die Insel in Besitz. Nachdem sie um die Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. das Abhängigkeitsverhältnis zu Epidaurus gelöst hatten, gelangte die Insel bald an Bevölkerungszahl, Macht und Reichtum zu einer fast beispiellosen Blüte. [* 21] Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung [* 22] war Handel und Schiffahrt; daneben auch Industrie (Fabrikation von Thonwaren, [* 23] Salben und Kurz- und Galanteriewaren) und Kunst, besonders Erzbildnerei (s. Äginetische Kunst).
Auch Münzen [* 24] sollen in Griechenland zuerst auf Ägina geprägt worden sein. Die Macht und Blüte der Insel wurde durch die seit dem Beginn des 5. Jahrh. v. Chr. mit steigender Erbitterung von beiden Seiten geführten, nur durch die Perserkriege unterbrochenen Kämpfe gegen Athen [* 25] gebrochen, die mit dem völligen Verlust der Selbständigkeit für die Insel endigten (455 v. Chr.). 431 v. Chr. wurden sogar die einheimischen Bewohner der Insel durch die Athener ¶
vertrieben und die Insel mit athenischen Kolonisten (Kleruchen) besetzt. Nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges führte der spartan. Feldherr Lysander die Überreste der alten Bevölkerung in ihre Heimat zurück, und die Insel war nun wieder ein selbständiger, freilich machtloser Staat. Eine Zeit lang war sie im Besitz der Macedonier, wurde dann von den Ätolern 210 v. Chr. erobert und an König Attalus verhandelt, mit dessen Erbschaft sie an die Römer [* 27] kam. Unter den byzant.
Kaisern gehörte sie zu dem «Thema» (Statthalterschaft) von Hellas, war im 12. Jahrh. ein Seeräubernest und kam nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer in den Besitz der Beherrscher von Athen, später an Venedig [* 28] und wurde 1537 durch die von Khaireddin Barbarossa geführte türk. Flotte erobert und seiner Einwohner beraubt. Sie bevölkerte sich erst allmählich wieder mit albanes. Kolonisten, wurde 1687 von dem venet. Admiral Francesco Morosini den Türken abgenommen, fiel aber bald wieder in die Hände derselben und blieb in deren Besitz bis zum griech. Freiheitskampfe. Jetzt ist sie eine Eparchie des griech. Nomos Attika-Böotien und hat (1889) 7137 E., Ackerbau, Töpferei und Schwammfischerei.
2) Hauptstadt der Insel Ägina an der Westküste derselben, im Altertum teilweise an derselben Stelle wie das jetzige kleine Städtchen Ägina mit (1889) 4232 E., besaß zwei Häfen und eine Anzahl stattlicher Heiligtümer. Unter der türk. Herrschaft hatten sich die Bewohner auf die obere Fläche eines 4 km östlich von der Stadt gelegenen Felshügels zurückgezogen, der noch jetzt die verfallenen und verlassenen Häuser der sog. Paläochora trägt; im Altertum lag hier eine Ortschaft Oie. Der Berg Oros trug im Altertum auf seinem Gipfel einen Altar [* 29] des Zeus Panhellenios, jetzt steht dort eine Kapelle des heil. Elias. Auf einem Hügel oberhalb der jetzt nach der heil. Marina benannten Bucht der Ostküste stand 8 km entfernt von der jetzigen Hauptstadt ein in dor. Stil aus Kalkstein erbauter, mit Skulpturen geschmückter Tempel [* 30] der Athene, [* 31] von dem noch stattliche Überreste erhalten sind (s. Äginetische Kunst). -
Vgl. C. Müller, Aegineticorum liber (Berl. 1817).
der 91. Planetoid. ^[= Asteroiden oder kleine Planeten, die Gruppe der sich zwischen Mars und Jupiter bewegenden Planeten. ...]
Schlacht bei, s. Azincourt. ^[= (spr. asängkuhr) oder Dorf im franz. Depart. Pas-de-Calais, an der Straße von St. ...]
(spr. aschängkuhr), Jean Baptiste Louis George Serour d', franz. Kunsthistoriker und Altertumsforscher, geb. zu Beauvais war erst Kavallerieoffizier, wurde unter Ludwig XV. Generalpächter, erlangte als solcher ein beträchtliches Vermögen und widmete sich nun vorzugsweise den Kunststudien. Zu diesem Zwecke durchwanderte er 1777 England, die Niederlande [* 32] und Deutschland und wandte sich im Okt. 1778 für immer nach Italien, [* 33] wo er den Plan zur Darstellung der Kunstgeschichte vom 4. bis 16. Jahrh. faßte. Er starb zu Rom [* 34] Sein Werk erschien erst nach seinem Tode u. d. T. «Historie de l'art par les monuments depuis sa décadence au 4e siècle jusqu'à son renouvellement au 16e» (6 Bde., Par. 1810-23, mit 325 Kupfern in Fol.; deutsch von Quast u. d. T. «Sammlung der vorzüglichsten Denkmäler der Architektur, Skulptur und Malerei u. s. w.», 2 Bde. Tafeln, 1 Bd. Text, Berl. 1840) und gehört zu den besten Arbeiten über die Kunst des Mittelalters.
s. Äginetische Kunst. ^[= Die Insel Ägina ist schon in den Anfängen der griech. Bildkunst durch einen Bildschnitzer ...]
Kunst. Die Insel Ägina ist schon in den Anfängen der griech. Bildkunst durch einen Bildschnitzer (Verfertiger von Xoana, d. h. hölzernen Götterbildern) Namens Smilis vertreten. Seit dem Ende des 6. Jahrh. v. Chr. bis zum Untergange der Selbständigkeit Äginas (s. d.) blühte dann hier eine Künstlerschule, die besonders den Erzguß pflegte. Die bekanntesten Vertreter derselben sind Kallon und Onatas. Von ihrer Kunstart kann man sich eine Vorstellung machen nach den erhaltenen Giebelgruppen (Ägineten genannt) des Athenetempels von Ägina, die 1811 aufgefunden, 1812 vom damaligen Kronprinzen Ludwig von Bayern erworben, nach Thorwaldsens Modellen stilgetreu ergänzt und jetzt in der Glyptothek zu München [* 35] aufgestellt sind.
Sie gehören zu dem Bedeutendsten, was aus der ältern griech. Kunst erhalten ist. Es sind zehn fast lebensgroße [* 26] Figuren aus dem Westgiebel und fünf aus dem Ostgiebel, außerdem zahlreiche Fragmente der [* 26] Figuren, welche nicht hergestellt werden konnten, und zwei kleinere weibliche Gestalten (Akroterien, [* 36] s. d.), sämtlich aus parischem Marmor mit Spuren von Bemalung und von ehemals angefügten Ornamenten, Waffen [* 37] u. dgl. in Bronze. [* 38] Die beiden Gruppen zeigen in der Komposition eine strenge Symmetrie: den Mittelpunkt beider bildete die in steifer Haltung stehende Gestalt der Göttin Athene;
vor ihr befand sich ein verwundet niedergesunkener Krieger, rechts und links je ein vorwärts gebückter Freund und Feind, nach dem Gefallenen und seinen Waffen greifend, sodann folgten auf jeder Seite entsprechend ein stehender (nach Lange zwei) und ein kniender Lanzenkämpfer, dann ein Bogenschütz, endlich in jeder Ecke ein Verwundeter am Boden liegend.
In der stilistischen Durchbildung sind die [* 26] Figuren des West- und Ostgiebels verschieden. Jene sind deutlich in einem altertümlichern strengern Stil ausgeführt, die Körper sind mager und knapp, die Bewegungen noch gebunden, die Gesichter haben eine stereotype Freundlichkeit des Ausdrucks, während in den [* 26] Figuren des Ostgiebels schon ein freieres Leben sich entfaltet. (S. Tafel: Griechische Kunst II, [* 26] Fig. 1.) Die Entstehung dieser beiden Gruppen fällt wahrscheinlich noch vor die Zeit der Perserkriege.
Bei Erfindung der ganzen Komposition wurde der Künstler jedenfalls von dem Gedanken geleitet, durch Darstellung mythischer Heldenthaten, bei welchen äginetische Helden eine hervorragende Rolle spielen, den Kriegsruhm seiner Heimat zu verherrlichen; er stellte daher (nach allerdings nicht unbestrittener Deutung) im Westgiebel den Kampf der Griechen unter Aias, dem Sohne des Telamon, gegen die Troer um den Leichnam des Patroklos oder des Achilleus, im Ostgiebel den Kampf des Telamon und Herakles [* 39] gegen den troischen Herrscher Laomedon um den Körper eines schwerverwundeten Griechen dar. -
Vgl. J. M. Wagner, Bericht über die äginetischen Bildwerke, hg. von Schelling (Tüb. 1817);
H. Brunn, Über das Alter der äginetischen Bildwerke (Münch. 1867);
ders., Über die Komposition der äginetischen Giebelgruppen (ebd. 1869);
Prachov, La composition des groupes du temple d'Egine (in den «Annali» des Archäologischen Instituts, Rom 1873);
K. Lange, Die Komposition der Ägineten (in den «Verhandlungen der königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig», [* 40] 1878).
(spr. áschio, aus dem ital. aggio) oder Aufgeld bezeichnet den Betrag, um den eine Geldsorte oder ein Wertpapier in dem vorherrschenden Umlaufsmittel höher bezahlt wird als ihr Nennwert. Das Agio wird in der Regel prozentmäßig ausgedrückt. Das Umgekehrte des Agio ist das Disagio, nämlich der ¶
Verlust, den die im Verkehr weniger geschätzte Sorte gegenüber der höher angesetzten erleidet. Zur Zeit der staatlichen Ausnutzung des Münzregals (s. d.) und der allgemeinen Verbreitung sonstiger Münzverschlechterungen entstand naturgemäß ein Agio auf die groben vollwichtigen Münzen gegenüber dem im gewöhnlichen Verkehr üblichen Zahlungsmittel, das aus Scheidemünze oder stark abgenutzten größern Stücken bestand. Eine andere, noch für die Gegenwart wichtige Ursache des Agio aber ist die wechselnde Bevorzugung des einen oder des andern Edelmetalls von seiten des Verkehrs in solchen Ländern, welche Gold- und Silbermünzen nach einem gesetzlichen Wertverhältnisse geprägt haben.
Weicht das auf dem Weltmarkt geltende Wertverhältnis von dem gesetzlichen einigermaßen erheblich ab, so werden die Münzen aus dem begünstigten Metall ein Agio erlangen. Denn es wird dann lohnend sein, diese Münzen zu sammeln, einzuschmelzen und auf dem Weltmarkt gegen das billigere Metall zu verkaufen und das letztere im Inlande prägen zu lassen. Jeder wird also seine Zahlungen in dem letztern Metall leisten - wozu er ja berechtigt ist -, das erstere dagegen zurückhalten und nur gegen eine besondere Vergütung hergeben.
Namentlich werden auch die Banken bei der Einlösung ihrer Noten in dieser Art verfahren. So erzielten in Frankreich vor 1848 die 20-Frankenstücke gegen die als Hauptgeld dienenden 5-Frankenstücke in der Regel ein größeres oder geringeres Agio, meistens zwischen 7 und 15 Promille. In den fünfziger Jahren und Anfang der sechziger dagegen wurden die Silberstücke mit einem Agio gegen Gold [* 42] zur Ausfuhr nach Asien [* 43] gesucht. Aber auch ohne daß das Wertverhältnis der Edelmetalle auf dem Weltmarkte sich merklich ändert, können z. B. die Goldmünzen in einem Lande, in dem auch noch Courantsilbergeld umläuft, ein Agio über ihren Nennwert erhalten. In Kriegs- und Revolutionszeiten kann dies eine Folge der besondern Vorliebe sein, deren sich dann die leicht zu verbergenden und zu transportierenden Goldmünzen erfreuen. So erhielten in Paris [* 44] im Jan. 1814 die 20-Frankenstücke ein von 6½ und am sogar ein solches von 12 Proz., obwohl der Wechselkurs auf London [* 45] an dem letztgenannten Tage nur auf 26, also nur 3 Proz. über Pari stand.
Ferner konnte ein Goldagio, z. B. in Deutschland, dadurch entstehen, daß zur Ausgleichung einer ungünstigen Zahlungsbilanz (s. d.) Gold zur Ausfuhr namentlich nach England oder Amerika [* 46] gesucht wird, wenigstens wenn die Reichsbank von ihrem Rechte, ihre Noten in Thalern einzulösen, Gebrauch machte oder abgenutzte Goldmünzen ausgäbe. Von besonderer Wichtigkeit ist das Agio auf vollwertiges Metallgeld, das in den Ländern zu entstehen pflegt, in welchen uneinlösliches Papiergeld mit Zwangskurs in großer Menge in Umlauf gesetzt ist. So machte in den Vereinigten Staaten [* 47] der Golddollar 1864 bis 185 Prozent Agio (also 100 Golddollars = 285 Dollars in Papier); trotzdem ist es der Union gelungen, noch vor dem die Gleichwertigkeit von Gold und Papier herzustellen und von diesem Tage an die Barzahlung wiederaufzunehmen. In Frankreich entstand während der Geltung des Zwangskurses der Banknoten (vom 11. Aug. 1870-78) nur zeitweise ein mäßiges Goldagio, das im Höchstbetrag (Nov. 1871) nur 3 Proz. erreichte und schon 1875 völlig verschwunden war.
Das nach 1879 erscheinende Goldagio von 2-6 Promille ist anderer Natur, da es durch den Goldbedarf für die Ausfuhr bei einem sehr großen Bestände an franz. Silbercourantgeld bedingt war. Sehr interessant ist das Verschwinden des Silberagio in Österreich-Ungarn, [* 48] das mit der Wertverminderung des Silbers und der fast gänzlichen Einstellung der Ausprägung von Silbermünzen zusammenhängt. In den Wechselkursen auf das Ausland ist in Österreich [* 49] wie in Rußland das Goldagio an die Stelle des Silberagio getreten, obwohl man in Ländern mit monometallischer Währung nur in einem uneigentlichen Sinne von Goldagio sprechen kann, da ein festes Wertverhältnis zwischen Gold und Silber gesetzlich nicht eingeführt ist. Überhaupt wird bei längerer Dauer des Zwangskurses das Metallgeld mehr und mehr verdrängt, und Gold und Silber, gleichviel ob geprägt oder ungeprägt, erscheinen als Waren wie alle andern, die in dem von seiner ursprünglichen Grundlage ganz abgelösten, zu einem selbständigen Gelde gewordenen Papier bezahlt werden. Es ist dann eigentlich richtiger, von einem Metallpreise, als von einem Metallagio zu sprechen. - Man bezeichnet auch als den Überschuß des Preises eines Edelmetalls über einen vertragsmäßig festgesetzten Satz.
Zweckmäßiger spricht man jedoch in Bezug auf das Barrenmetall von Prämie und Verlust (im Franz. prime und perte). So wurde an der Pariser Börse früher der Goldpreis auf den Grundwert von 3434,44 Frs. für das Kilo Feingold bezogen und regelmäßig mit einigen Promille Prämie notiert. Es ist dieser Satz nämlich der alte Münzpreis des Goldes und dadurch entstanden, daß ursprünglich für die Prägung eines Kilo Feingold, das 3444,44 Frs. liefert, 10 Frs. als Prägungskosten zurückgehalten wurden.
Später aber wurde die Prägevergütung herabgesetzt und sie beträgt gegenwärtig nur 7,44 Frs. für das Kilo fein, was einen Münzpreis von 3437 Frs. für das Kilo Feingold ergiebt. Trotzdem richtete sich die Börsennotiz noch lange Zeit nach dem alten Preise, so daß das Gold, auch wenn es genau auf dem Münzpreise stand, noch mit 1 Promille Prämie aufgeführt wurde. Erst seit 1877 ist 3437 Frs. als Grundwert angenommen worden. Das Silber wird noch immer nach dem alten Tarif von 1803 notiert, mit dem Grundwert von 218,89 Frs. für das Kilo fein, entsprechend einer Prägungsgebühr von 3 ⅓ Proz., während in Wirklichkeit gegenwärtig nur die Hälfte dieser Taxe erhoben wird. - Auch der Überschuß des Kurses der Wechsel und Effekten über das Pari oder den Nennwert wird wohl Agio genannt, jedoch ist auch in diesen Fällen die Bezeichnung Prämie mehr zu empfehlen, wie in den Ländern des lat. Münzsystems namentlich in Bezug auf die Frankenwechsel (im Gegensatz zur perte) üblich ist. (S. Währung und Papiergeld.)
im Altertum bedeutendste Stadt Achaias, an der südl. Küste des Korinthischen Golfs im Peloponnes, jetzt Hauptstadt der Eparchie Ägialia des griech. Nomos Achaia und Elis, an der Linie Piräus-Patras-Pyrgos der Peloponnes.
Eisenbahn, hat (1889) 6951 E., ein Gymnasium, und betreibt Bau von Korinthen und andern Südfrüchten;
sie leidet oft durch Erdbeben. [* 50] Im Mittelalter, und im Volksmunde noch heute, heißt sie Vostitza.
(frz., spr. aschiotahsch) nennt man die Betreibung solcher kaufmännischen Geschäfte, die in der Absicht unternommen werden, aus den Preisschwankungen von zunächst nicht lieferbaren Waren oder Effekten innerhalb einer gewissen Frist Gewinne zu ¶
ziehen (s. Differenzgeschäfte). Das von dem Spekulanten erwartete Steigen oder Fallen [* 52] des Preises ist meistens von gänzlich unberechenbaren Umständen abhängig und die Agiotage erscheint dann als reines Glücksspiel. Noch verwerflicher aber ist die Agiotage seitens solcher Spekulanten, welche durch trügerische Vorspiegelungen, übertreibende Reklame, durch Scheinoperationen und andere Täuschungsmittel die gewünschte Preisbewegung direkt herbeizuführen suchen.
Das wirksamste Mittel, die Kurse zu beherrschen, ist natürlich die Verwendung eines großen Kapitals im Dienste [* 53] der Agiotage an der Börse. Der so ausgestattete Unternehmer kann z. B. die Preise durch bedeutende thatsächlich ausgeführte Ankäufe emportreiben, die Masse der kleinern Spieler in diesem Sinne in Bewegung setzen und dann im geheimen zu den erhöhten Kursen noch mehr verkaufen als kaufen. Der wirkliche Wert des Spielobjekts ist für den Agioteur völlig gleichgültig, wie sich deutlich schon in einem der frühesten Ausdrücke der Spielwut zeigte, nämlich in dem holländ. Tulpenschwindel (1634-38). Je häufigern und je größern Schwankungen der Wert einer Ware oder eines Börsenpapiers ausgesetzt ist, um so mehr wendet sich ihm die Agiotage zu, und unter sonst gleichen Umständen wird immer dasjenige Papier höher stehen, in dem nicht nur Kassen-, sondern auch Zeitgeschäfte stattfinden. Es gilt dies besonders von gewissen «internationalen», d. h. an den hauptsächlichsten europ. Börsen gehandelten Papieren.
Übrigens werden auch durchaus solide Staatspapiere zum ständigen Gegenstande eines Börsenspiels gemacht, das ebenfalls als Agiotage zu bezeichnen ist, obwohl es sich in festen Bahnen bewegt. Besonders ungestüm dagegen tritt die Agiotage oft bei der Ausgabe der Aktien neugegründeter Unternehmungen auf (s. Aktie). Auch an der Warenbörse finden in den Artikeln mit stark wechselnder Produktion oder Zufuhr, wie Getreide, Öl, Talg, Spiritus, [* 54] Petroleum, Kaffee, eine bedeutende auf Zeit- und Differenzgeschäften beruhende Agiotage statt. Gesetzliche Maßregeln zur Bekämpfung der Agiotage haben sich, wie das Beispiel Frankreichs und Preußens [* 55] gezeigt hat, als unwirksam erwiesen, da die Spielverträge von den reellen meistens nicht zu unterscheiden sind. Auch haben gewisse Ausgleichungskäufe und Verkäufe auf Zeit eine gewisse wirtschaftliche Berechtigung namentlich im Dienste der Arbitrage (s. d.).
oder Ögir, in der nordischen Mythologie der Dämon des Weltmeers;
seine Gattin Ran sucht mit ihrem Netze die Seefahrer zu fangen und die Schiffe [* 56] festzuhalten. A. steht mit den Göttern auf freundschaftlichem Fuße;
er lädt sie zum Gelage und kehrt bei ihnen ein. Er ist in der Dichtkunst die Verbildlichung des ruhigen Meers.
(spr. adschihra), früher S. Filippo d' Argirò, Stadt in der ital. Provinz Catania auf Sicilien, in 650 m Höhe, hat (1881) 13 098 E. Agira, eine der ältesten sicil.
Städte, hieß im Altertum Agyrium und ist Geburtsort des Historikers Diodor.
der Name mehrerer Könige von Sparta.
Von dem ersten Könige Agis, dem Sohne des Eurysthenes, führte das eine der beiden Königshäuser zu Sparta seinen Namen, Agiaden.
Sohn des Archidamus II., regierte von 427 bis 397 v. Chr. Im Peloponnesischen Kriege machte er 425 einen Einfall in Attika und stellte 418 durch den Sieg bei Mantinea über Argiver und Mantineer das Übergewicht der Spartaner im Peloponnes wieder her.
Von großer Bedeutung für den Ausgang des Krieges war die seit 413 nach Besetzung von Dekelea durch ihn geleitete Blockierung Athens. Agis starb 397 v. Chr.
Sohn Archidamus III., seit 338 v. Chr. König, trat, als Alexander d. Gr. nach Persien [* 57] zog, 333 mit den Persern in Bündnis, um in Alexanders Rücken den griech. Aufstand zu entzünden. Die Schlacht bei Issus ließ den Plan nicht zur Ausführung kommen. Die macedon. Flotte vertrieb Agis aus Kreta, wo er sich eine Macht zu verschaffen suchte. Erst Anfang 330, als Alexanders Statthalter in Macedonien, Antipater, durch eine Empörung in Thrazien beschäftigt war, brachte den Peloponnes in Aufruhr. Nur Megalopolis hielt zu den Macedoniern. Als er die Stadt belagerte, eilte Antipater mit Übermacht herbei, Agis wurde im Juni 330 geschlagen und fiel.
IV. wurde, 20 J. alt, König 245 v. Chr. Sein Plan, die alte Verfassung und die strengen alten Sitten wiederherzustellen, hatte in seinem Mitkönig, Leonidas II., einen erbitterten Gegner. Doch gelang es dem Agis, seinem Freunde Lysander im Herbst 243 das Ephorat zu verschaffen, der nun an die Gerusia einen Gesetzvorschlag brachte, die auf 700 (von 9000) gesunkene Zahl der Bürger durch Aufnahme der tüchtigsten Fremden und Periöken wieder auf 4500 zu bringen und unter diese die Ländereien zu gleichen Teilen durch das Los zu verteilen. Agis erklärte sich bereit, alle seine liegenden Gründe und 600 Talente Silbers zur Teilungsmasse herzugeben.
Intriguen und Eigennutz der Mehrheit der Geronten hinderten indessen die Ausführung des Plans, bis im Sommer 242 Leonidas vertrieben war. Nun aber forderte der Ephore Agesilaus, selbst reich an Grundbesitz, jedoch mit Schulden belastet, den Agis auf, zuerst nur die Schuldforderungen zu vernichten und dann die Teilung der Güter vorzunehmen. Agis ging auf diesen Vorschlag ein. Man verbrannte die Schuldscheine, aber die Ausführung der andern Maßregel wurde durch die Intriguen des Agesilaus so lange verzögert, bis Agis 241 sich genötigt sah, spartan. Hilfstruppen dem Achäischen Bunde zuzuführen. Als er nach Sparta zurückkehrte, hatte Agesilaus alle seine Pläne durchkreuzt und das Volk den Leonidas zurückgerufen. Agis flüchtete sich in einen Tempel, wurde aber herausgelockt und dem Gerichte der neugewählten Ephoren des Herbstes 240 überliefert, die ihn erdrosseln ließen.
(Ägide), der von Hephaistos [* 58] geschmiedete Schild, [* 59] den bei Homer regelmäßig Zeus, außer ihm Athene und ausnahmsweise Apollon [* 60] führt. Wenn Zeus die betroddelte, hellglänzende A. ergreift und schüttelt, dann hüllt er zugleich den Ida in Wolken und blitzt und donnert laut, so daß die Menschen Schrecken und Grausen erfaßt. Zugleich ist die A. aber auch das Symbol der schirmenden Obhut der Götter (daher der Ausdruck unter der Ägide soviel wie unter der Obhut).
Nach einem andern Mythus war die A. des Zeus, mit der er sich im Kampfe gegen die Giganten oder Titanen bedeckte, die Haut [* 61] der Ziege (grch. aix), die ihn auf Kreta gesäugt hatte; oder A. war ein schreckliches, Flammen sprühendes Ungeheuer, das zuletzt auf dem Keraunischen Gebirge von Athene erlegt wurde, die fortan sein Fell als Brustharnisch trug. Dieser Auffassung entspricht es, wenn auf den Bildwerken die in der Regel als Tierfell dargestellt ist, umsäumt von Schlangen, [* 62] die offenbar den in der Ilias erwähnten Troddeln entsprechen; in der Mitte ist gewöhnlich das Haupt der Gorgo (s. d.) ¶
angebracht. Ägis ist ebenso wie die darauf befestigte Gorgo als Symbol der Sturm, Blitz und Donner bergenden Wetterwolken aufzufassen; die Schlangen oder Troddeln sind Symbole der Blitze. -
Vgl. Roscher, Die Gorgonen und Verwandtes (Lpz. 1879).
s. Aigisthos. ^[= in der griech. Sagenpoesie der Sohn des Thyestes (s. d.), des Bruders des Atreus. ...]
(lat.), im öffentlichen Leben der, welcher für gewisse Zwecke eifrig thätig ist, besonders die Meinung der Massen bearbeitet.
(lat.), für etwas eifrig thätig sein.
Gewicht in Birma, s. Giro. ^[= # (ital., spr. dschi-, "Kreis oder Kreislauf"), das Indossament, der Vermerk der Übertragun ...]
eine der drei Chariten [* 64] (s. d.), die Tochter des Zeus und der Okeanide Eurynome. - Agaia heißt auch der 47. Planetoid.
oder Agraulos, in der attischen Sage eine der Töchter des Kekrops, [* 65] denen Athene den neugeborenen Erichthonios (s. d.) in einem geschlossenen Korbe anvertraute. und ihre Schwester Herse öffneten diesen wider das Verbot der Göttin, wurden von Wahnsinn ergriffen und stürzten sich von dem Burgfelsen herab. Nach einer andern Sage hätte Hermes [* 66] die Aglauros, weil sie, eifersüchtig auf ihre Schwester Herse, ihm den Zutritt zu dieser verwehren wollte, in Stein verwandelt. Endlich wurde erzählt, ein Orakel des Apollon habe verkündet, ein langwieriger Krieg werde enden, wenn jemand sich freiwillig opfere. Dies habe Aglauros gethan. Dem Ares [* 67] gebar Aglauros die Alkippe. Aglauros, eine mit Athene, die selbst den Beinamen Aglauros führte, auch im Kultus eng verknüpfte Gestalt, hatte ein Heiligtum am Abhange der Akropolis [* 68] in Athen, in einer Grotte, die mit dem Vorplatze des Erechtheion zusammenhing.
Correa, Pflanzengattung aus der Familie der Rutaceen (s. d.), dornige Bäume, die sich von Citrus vorzüglich durch die dreizähligen Blätter und die holzige Schale der sonst ähnlich gebauten Frucht unterscheiden. Von den zwei oder drei im tropischen Asien und Afrika [* 69] heimischen Arten ist Aegle Correa marmelos Correa (Ostindien, [* 70] wild und kultiviert) dadurch wichtig, daß die kugelige bis birnförmige, 4-10 cm dicke, aromatische, in der steinharten Schale ein säuerlich-süßes Fleisch einschließende Frucht des kultivierten Baums in Indien frisch gegessen wird. Sie kommt auch als Fructus Belae nach Europa [* 71] und ist in die engl. Pharmakopöe aufgenommen worden.
Pflanzengattung, s. Aquilegia. ^[= L., Akelei oder Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit nur wenigen ...]
(spr. aljárdi), Antonio, päpstl. Nuntius in Wien, [* 72] geb. zu Cologno, studierte in Rom Theologie und Rechtswissenschaft, war dann 12 Jahre Pfarrer in Bergamo, bis ihn Pius IX. 1877 auf den Lehrstuhl der Theologie am Collegium de propaganda fide berief und ihm die Leitung der Geschäfte für China, [* 73] Indien und Australien [* 74] übertrug. 1884 von Leo X11I. zum Erzbischof von Cäsarea in Palästina [* 75] ernannt, wurde Agliardi alsbald als apostolischer Delegat nach Ostindien gesandt, um in der Goafrage ein Konkordat mit Portugal [* 76] zu erzielen; 1886 ging er wiederum nach Indien, um dort die kath. Hierarchie zu begründen. 1887 als Sekretär [* 77] der außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten nach Rom berufen, wurde er 1889 apostolischer Nuntius in München, 1893 in Wien. Hier erfuhr er wegen seiner persönlichen Einmischung in die kirchenpolit. Streitigkeiten Ungarns April 1895 öffentliche Zurückweisung durch die ungar. Regierung, was Kalnokys Sturz im Gefolge hatte.
(grch.), s. Zungenlose.
(grch.), angeborener Mangel der Zunge. ^[= # (Lingua, Glossa), das flache, vorn spitze, hinten breite Muskelorgan, das frei beweglich auf ...]
(spr. anja-), Flecken im Kreis [* 78] Crema der ital. Provinz Cremona, unweit Lodi, hat (1881) 1734 E. Hier siegten die Franzosen über die Venetianer und im Spanischen Erbfolgekriege der Herzog von Vendôme über den Prinzen Eugen (dessen einzige Niederlage, gewöhnlich Schlacht von Cassano (s. d.) genannt).
(spr. anjáno), ein wegen seiner schädlichen Dünste seit 1870 trocken gelegter Kratersee, 8 km westlich von Neapel, [* 79] auf dem vulkanischen Boden der Phlegräischen Felder, in einer düstern Gegend zwischen Posilipo, Camaldoli und dem Astroni-Krater. Ehedem hieß der See Anguiano, von den vielen Schlangen in der Umgegend. Er hatte 6 km im Umfang, eine Tiefe von ungefähr 20 m und war ohne sichtbaren Zufluß und Abfluß; sein Spiegel [* 80] lag nur 5,5 m über dem Meere; sein kaltes Wasser sprudelte und kochte zuzeiten in die Höhe.
Rechts daneben die Hundsgrotte (s. d.), links die Schwefeldunst- oder Schwitzbäder (stufe) von San Germano, die gegen Syphilis, Gicht und Podagra gebraucht werden. Die den See umschließenden Vulkane [* 81] sind seit 1198 erloschen. Weiter links führt ein Hohlweg durch die Leukogäischen Berge nach der Solfatara und Pozzuoli. Eine herrliche Aussicht auf die Umgebung bietet sich von dem 3,5 km geqen Norden [* 82] entfernten Krater [* 83] Astroni (240 m). Am Grunde befindet sich ein kleiner See und ein glockenförmiger Hügel (60 m) Rotondella.
(lat.), im röm. Rechte diejenigen, welche unter derselben väterlichen Gewalt stehen oder stehen würden, wenn der Stammvater noch lebte. Die Agnation konnte nur durch Zeugung begründet werden, nicht durch Geburt, aber auch durch Annahme an Kindesstatt (s. d.). Zu den Agnaten gehörten, außer dem Vater (pater familias) und dessen in rechtmäßiger Ehe erzeugten Kindern, die Kinder der Haussöhne, die nach röm. Recht in der Gewalt des Vaters befindliche Schwiegertochter u. s. w.
Ganz andere Bedeutung hat das Wort Agnaten für das Folgerecht in Familienfideïkommisse und Lehen. Hier heißen die durch Männer verwandten Männer Agnaten, alle übrigen Verwandten Kognaten. Das Preuß. Allg. Landrecht und die spätere Gesetzgebung spricht bei Familienfideïkommissen nur von Familienfideïkommißanwärtern, vgl. 11,4, §§. 80 fg.; Gesetz vom über die Bedeutung der in der fürstl. Erbfolge f. Thronfolge.
(grch.), Mißbildung mit fehlendem Unterkiefer und fehlender unterer Gesichtshälfte.
(spr. anjéni), Eugenio, ital. Maler, geb. 1819 in Sutri bei Rom, bildete sich unter Coghetti aus und widmete sich vornehmlich der Freskomalerei; 1847 schmückte er den Thronsaal im Vatikan [* 84] mit Fresken, ebenso die Kapelle des heil. Vincenz von Paula auf dem Monte-Citorio. Wegen Teilnahme an der Revolution 1848 flüchtig, ging er nach Genua, [* 85] wo er zahlreiche Wandbilder für dortige Paläste schuf. Darauf begab er sich 1852 erst nach Paris, dann nach London, wo er die königl. Familie und im Salon der Königin im Covent-Garden-Theater mytholog.-allegorische Darstellungen malte, 1859 ließ er sich in Florenz [* 86] nieder und beschäftigte sich mit ähnlichen Arbeiten; außerdem lieferte er Porträts und Genrebilder. Er starb zu Frascati.
die Heilige, nach der Legende eine schöne christl. Römerin, welche die Ehe mit dem Sohne des röm. Stadtpräfekten ausschlug, in ein Freudenhaus gebracht, und als sie auch hier unversehrt blieb, ¶
etwa 303 als Zauberin hingerichtet wurde. Ihr Gedächtnistag ist der 21. und 28. Jan. und ihre Heiligenattribute ein Scheiterhaufen und ein Lamm. Ihr gewidmet ist die vor der Porta pia zu Rom gelegene Kirche Santa Agnese, in welcher am 21. Jan. die Lämmer geweiht werden, aus deren Wolle man die Pallien (s. d.) für die Erzbischöfe verfertigt. In Gemälden wurde sie dargestellt von: Andrea del Sarto (Pisa, [* 88] Dom), Paolo Veronese (Wien, Belvedere), Joh. Schraudolph (München, Neue Pinakothek).
von Meran [* 89] (frz. Agnès de Méranie), Tochter des Herzogs Berthold von Meran, heiratete Juni 1196 den franz. König Philipp II. August, der 1193 seine zweite Gemahlin, Ingeborg (s. d.) von Dänemark, [* 90] ungerecht verstoßen hatte. Papst Innocenz III. hatte diese Trennung nicht für rechtmäßig anerkannt, erklärte daher die Ehe mit Agnes für ungültig und belegte zur Strafe Frankreich 1199 mit dem Interdikt, so daß Philipp sich von Agnes trennen mußte, wenn er sich auch ihrer Entfernung aus Frankreich widersetzte. Sie starb in Poissy; ihre zwei Kinder, die sie dem König geboren hatte, wurden für rechtmäßig erklärt.
Gräfin von Orlamünde, die als Weiße Frau (s. d.) in den Schlössern der Hohenzollern [* 91] den Eintritt verhängnisvoller Familienereignisse, namentlich von Todesfällen, durch ihr Erscheinen andeuten soll, stammte der Sage nach aus dem herzogl. Geschlechte von Meran und war die Gemahlin des Grafen Otto von Orlamünde, dem sie zwei Kinder gebar. Nach dem Tode des Gatten 1293 trat sie in ein Liebesverhältnis zu Albrecht dem Schönen (gest. 1361), Burggrafen von Nürnberg, [* 92] und lebte mit ihm auf der Plassenburg bei Kulmbach.
Dessen Äußerung, daß er ein Ehebündnis mit ihr nicht eingehen könne, solange diesem vier Augen entgegenstanden (nämlich die seiner Eltern, die nicht in die Ehe willigen wollten), bezog Agnes auf ihre beiden Kinder und ermordete diese. Nun wandte sich Albrecht mit Abscheu von ihr; sie pilgerte nach Rom, übte harte Bußwerke und stiftete das Kloster zu Himmelskron unweit Berneck (in Oberfranken). Sie starb zu Hof [* 93] in Gefangenschaft und wurde nebst ihren Kindern und Albrecht dem schönen in der Klosterkirche zu Himmelskron begraben.
Dieser Sage entsprechen jedoch keineswegs histor. Thatsachen. Die Gemahlin jenes Grafen Otto von Orlamünde gehörte zwar dem Geschlechte der Herzöge von Meran an, hieß aber Beatrix und konnte schon darum nicht die Geliebte Albrechts des Schönen sein, weil sie die Schwester seiner Großmutter war. Eine andere Gräfin von Orlamünde und Zeitgenossin Albrechts war Kunigunde, Landgräfin von Leuchtenberg, Gemahlin des Grafen Otto V. von Orlamünde. Diese machte zwar 1342 eine Stiftung im Kloster zu Himmelskron, aber das Kloster bestand damals schon länger als ein halbes Jahrhundert, und außerdem war diese Gräfin ohne Kinder. Eine dritte, mit Albrecht gleichzeitige Gräfin von Orlamünde war die Witwe des Grafen von Orlamünde zu Berneck. Deren Kinder lebten aber noch, als sich Albrecht der Schöne 1342 mit der Gräfin Sophia von Henneberg vermählte. Auch die Untersuchung der Gräber im Kloster zu Himmelskron hat ergeben, daß weder Agnes noch ihre Kinder daselbst ruhen. Albrecht aber liegt im Kloster Heilsbronn bei Ansbach [* 94] begraben.
von Österreich, Tochter des deutschen Königs Albrecht I., geb. 1281, wurde 1296 mit dem Könige Andreas III. von Ungarn vermählt, lebte nach der Ermordung ihres Vaters (1308) meist im Kloster Königsfelden, das ihre Mutter an der Stätte der Mordthat gründete; doch nahm sie auch an den polit. Angelegenheiten teil und war wiederholt Vermittlerin zwischen ihrem Bruder und den Eidgenossen. Sie starb 1364. Daß sie an der Blutrache gegen die Mörder ihres Vaters beteiligt gewesen sei, ist spätere Erfindung. -
Vgl. von Liebenau, Lebensgeschichte der Königin von Ungarn (Regensb. 1868-69).
von Poitou, zweite Gemahlin des Kaisers Heinrich III. seit Nov. 1043, Tochter Herzog Wilhelms V. von Aquitanien, wurde nach Heinrichs III. Tode als Vormünderin ihres Sohnes, Heinrich IV., zugleich Regentin des Reichs. Doch vermochte Agnes nicht, dem Widerstreben der selbstsüchtigen Fürsten und den Forderungen der röm. Kirche kraftvoll entgegenzutreten. Selbst ihre persönliche Ehre wurde angetastet, ihr Verhältnis zu ihrem Ratgeber, Bischof Heinrich von Augsburg, [* 95] verdächtigt, und endlich bildete sich eine fürstliche Verschwörung, um ihr die Regentschaft zu entreißen. Als Agnes im Mai 1062 sich mit ihrem Sohne in Kaiserswerth befand, wurde ihr dieser durch den Erzbischof Anno von Köln [* 96] entführt. Sie lebte seitdem meist in Italien und starb -
Vgl. von Salis-Marschlins, von Poitou (Zür. 1887).
(nach Agnes in Molières «Ecole des femmes»),
das einfältige Landmädchen der franz. Bühne, kehrte in der nun veralteten Gurli-Rolle (Kotzebues «Indianer in England») wieder.
(im Sanskrit «Feuer», lat. ignis), ind. Gott des Feuers, einer der hervorragendsten Götter im vedischen Altertum, gilt als Bote zwischen Göttern und Menschen, indem er die Opferspeise von den Menschen, als deren Gast er oft bezeichnet wird, zu den Göttern führt. Im Gegensatze zu Indra ist Agni vorwiegend ein Gott der Priester, und die an ihn gerichteten Lieder des Rigveda sind höchst einförmig und voll von mythischer Spekulation, Wortspielen und dunkeln Gleichnissen.
In der spätern Mythologie tritt Agni ganz zurück; er ist ein Welthüter von untergeordnetem Range. Als seine Gattin gilt später Svāhā, der Segenswunsch beim Opfer, als sein Sohn nach der ältern Auffassung der Kriegsgott Skanda, der später zum Sohne des Çiva wird. Dargestellt wird Agni gewöhnlich mit zwei Gesichtern, drei Beinen und sieben Armen. Aus einem Munde kommen drei, aus dem andern vier strahlenförmige Zungen (weshalb er auch saptajihva, «siebenzüngig» heißt), in den Händen hält er eine Art Axt, ein Bündel Brennholz oder eine Fahne mit dem Bilde eines Widders u. a. Er reitet auf einem Widder oder Ziegenbock oder fährt auf einem von roten Pferden gezogenen Wagen mit windschnellen Rädern. Seine Farbe ist dunkelrot. Als sein Freund gilt Bāyu, der Gott des Windes. -
Vgl. Holtzmann, Agni nach den Vorstellungen des Mahābhārata (Straßb. 1878).
(lat.), s. Anerkennung. ^[= die Erklärung, etwas nicht bestreiten oder anfechten zu wollen. Sie hat für das ...]
(grch., d. i. Nichtwissende), s. Monophysiten. ^[= (grch.), Anhänger einer vielfach verzweigten christl. Partei, die im Gegensatz zu Nestorius ...]
(lat.), Beiname, s. Personenname. ^[= Von jeher hat die Etymologie dieser Namen die Neugier gereizt, aber erst durch die Forts Bei ...]
(spr. anjohne), Stadt in der ital. Provinz Campobasso (Abruzzen und Molise), im obern Thalgebiete des Trigno, hat (1881) 6243, als Gemeinde 10 687 E., Werkstätten für Kupfer- und Stahlarbeiten.
(lat.), anerkennen, s. Anerkennung. ^[= Agnition, die Erklärung, etwas nicht bestreiten oder anfechten zu wollen. Sie hat für das ...]
Dei (lat.), deutsch Lamm Gottes, eine dem Ausspruche Johannis des Täufers Joh. 1,29. entnommene Bezeichnung Jesu Christi. In der kath. ¶