Antonie, geb. in
Wien,
[* 2] Tochter der in naiven Rollen
[* 3] ausgezeichneten Schauspielerin Marianne
Adamberger, geb. Jacquet (1752-1804), unter Leitung von H. J. von Collin für die theatralische
Laufbahn ausgebildet, glänzte seit 1807 in tragischen Rollen und war eine Zierde des
Burgtheaters. Bei Karoline Pichler lernte
sieTh.
Körner kennen, der sich mit ihr verlobte. Nach seinem
Tode verließ sie 1817 die
Bühne und heiratete JosephArneth (s. d.). 1832 wurde sie Vorsteherin eines
Instituts zur Erziehung von
Töchtern verheirateter
Soldaten; sie starb in
Wien.
der zweithöchste Gipfel (3554 m) derAdamello-Alpen in
Italien,
[* 4] einer der aussichtsreichsten
Hochgipfel der Ostalpen (s. d.), ist von großen
Gletschern umgeben und wird ohne Schwierigkeit von der
Leipziger Hütte (2472
m) über den Mandron- und Adamellogletscher, oder vom Rifugio di Salarno (2255
m) in 5½-6
Stunden bestiegen.
Friedr. Wilh., belletristischer Schriftsteller, geb. zu
Suhl,
[* 5] studierte 1835-38
Medizin, dann
Philosophie und Geschichte zu
Berlin,
[* 6] wo er seitdem belletristisch
thätig war, 1849 ständiger litterar. Mitarbeiter und Theaterreferent der «Kreuzzeitung»
wurde und starb.
AußerÜbersetzungen und Umdichtungen veröffentlichte er unter andern: «Ein ehrlicher Mann» (1850),
«Prinz und Apotheker, oder: Der letzte
Stuart» (1862),
«Der Doppelgänger»
(1870),
«Ein deutscher Leinweber» (1870);
unter dem
PseudonymPaul Frohberg «Dramat. Genrebilder aus der vaterländischen Geschichte»
(2 Bde., Berl. 1870).
Sehr thätig war in der geschichtlichen Novelle: «Fürsten- und Volksbilder aus der vaterländischen
Geschichte» (Berl. 1863),
«Aus den
Tagen zweier Könige» (2 Bde.,
ebd. 1866),
«Große und kleine Welt. Ausgewählte histor.
Romane und moderne Lebensbilder» (4 Bde., ebd. 1870),
«Aus
Friedrichs des
Großen Zeit» (2 Bde., ebd. 1878). Als Publizist schrieb
er u.a.: «Vor fünfzig Jahren» (Berl. 1863) und das weitverbreitete
Volksbuch: «Luise, Königin von
Preußen»
[* 8] (ebd. 1851; 13. Aufl., Gütersl. 1890),
dem sich später «Das
Buch vom
Kaiser Wilhelm» (1.
u. 2. Aufl. Bielef. 1888) anschloß. Hier wie überall zeigt
Adami ausgesprochen preuß.-patriotische und konservative Gesinnung.
oder Adamianer, mehrere religiöse Sekten, die zur Wiederherstellung der paradiesischen Unschuld vor allem
die völlige Nacktheit pflegten. - Im 2. und 3. Jahrh. gab es eine gnostische
Sekte dieses
Namens in Nordafrika, deren
Anhänger sich nackt versammelten, angeblich um die Enthaltung von sinnlicher
Lust
auch in der stärksten Versuchung zu bewähren, in Wahrheit, um ungezügelt der Unsittlichkeit zu frönen. - Im 15. Jahrh.
findet sich eine verwandte
Richtung unter den
Brüdern und Schwestern des freien
Geistes (s. d.). Namentlich
aber in
Böhmen
[* 9] tauchten solche Adamiten auf, nach ihrem
Stifter, einem
BauernNiklas auch
Nikolaiten oder
Picarden genannt, die sich
nackt versammelten, den äußern Gottesdienst, überhaupt das
Christentum verwarfen, den
Kommunismus und die Weibergemeinschaft
einführten und sich auf einer kleinen
Insel im
Flusse Luschnitz festsetzten, wo sie einen paradiesischen
Naturzustand aufrichten wollten.
Ziska eroberte 1421 die
Insel und tötete viele. Ans
Tageslicht trat die Sekte wieder 1782 infolge
des Josephinischen
Toleranzedikts, ward aber bald unterdrückt; dann wieder 1818, besonders in fünf Dörfern
des Chrudimer
Kreises. Jetzt nannten sie sich auch
Marokkaner, da sie die Ausrottung aller Katholiken durch einen aus
Marokko
[* 10] kommenden Feind erwarteten. - Neuerdings sind Adamiten auch in der Sekte der
Perfektionisten (s. d.) in Neuyork
[* 11] aufgetreten.
Max, Geschichts- und Genremaler, geb. 1837 in
München,
[* 12] war
Schüler von Foltz, von dem er zu
Piloty überging.
Seine ersten
Arbeiten schon, z. B. das Leben des Ehrgeizigen (gezeichnete
Entwürfe), erregten Aufsehen.
Im
Bayrischen Nationalmuseum malte er das Blütezeitalter
Nürnbergs. Seither ist Adamo zumeist mit histor.
Schilderungen hervorgetreten,
so dem
Sturz Robespierres (1870;
Berliner
[* 13] Nationalgalerie),
Oranien und
Egmont,
Karl I. und Cromwell, die
Auflösung des Parlaments
durch Cromwell, und
Karl I. in Maidenhead von seinen jüngsten
Kindern besucht. Auch im Genrefache ist
Adamo bedeutend, wie sein Goldmacher, der Waffenschmied u. a. zeigt. Adamo ist
ferner ein talentvoller Illustrator; besonders seine Zeichnungen zu
Pechts «Shakespeare-Galerie» (Lpz. 1876)
verdienen genannt zu werden.
(spr. äddäms),CharlesFrancis, Sohn von John Qu. Adams, geb. zu
Boston,
[* 15] studierte an der Harvard-Universität zu
Cambridge die
Rechte, ließ sich 1828 als Rechtsanwalt in
Boston nieder, wurde 1831 in
das Repräsentantenhaus, 1834 in den Senat von Massachusetts gewählt und 1848 von den Freibodenmännern
als Kandidat für die Vicepräsidentschaft der
Vereinigten Staaten
[* 16] aufgestellt. Adams zeichnete sich durch polit. Unabhängigkeit
aus. Er kam 1859 als republikanisches Kongreßmitglied für Massachusetts nach
Washington
[* 17] und erhielt im März 1861 den Posten
eines Gesandten in England, wo er durch
Takt und Festigkeit
[* 18] sehr viel dazu beitrug, den mehrmals drohenden
Bruch zwischen den
Vereinigten Staaten und England
(Trent-Affaire und
Alabamafrage) abzuwenden und die
Anerkennung der
Konföderation
seitens Englands zu verhindern. Von den Engländern ebenso hoch geachtet als von seinen Landsleuten, kehrte Adams im
Sommer 1868 nach
Amerika
[* 19]
(Boston) zurück. Im Winter 1871/72 war er auch Mitglied des
Genfer Schiedsgerichts
in der
Alabamafrage (s. d.). Er starb in Neuyork.
Sein Sohn Charles Francis Adams, geb. in
Boston, hat sich besonders als volkswirtschaftlicher und polit. Schriftsteller,
namentlich durch «Railroads. Their origin and problems» (2. Aufl.,
Boston 1880),
«Life of Richard H. Dana» (ebd. 1890) und
«Three episodes of Massachusetts history» (2 Bde., ebd. 1892) bekannt
gemacht. Bis 1890 war er Präsident der
UnionPacific-Eisenbahngesellschaft.
(spr. äddäms),CharlesKendall, nordamerik.
Historiker, geb. in Derby (Vermont), studierte in Michigan
und wurde ebenda 1863 außerord., 1868 ord. Professor der Geschichte. Seit 1885 ist er Rektor der
Cornell-Universität
zu Ithaca (Neuyork). Er führte in den
Vereinigten Staaten ein nach deutschem Vorbild, das er an Ort und
Stelle kennen gelernt
hatte, organisiertes akademisches Geschichtsstudium ein.
Außer Flugschriften für zeitentsprechende
Reform des höhern Unterrichts
schrieb er das vorurteilslose und sachkundige Werk «Democracy
and monarchy in
France 1789-1870»
¶
mehr
(Neuyork 1875; deutsch Stuttg. 1875),
das zur Minderung des amerik. Deutschenhasses beitrug, und den trefflichen kritischen
«Manual of historical literature» (1882; neue Ausg.
1889). Auch gab er «Representative British orations» (3 Bde., 1884; 2 Bde., 1889) und
ein «Life of Columbus» (1892) heraus.
Nach seiner Rückkehr ward er vom Staate Massachusetts zum Mitgliede des Ausschusses erwählt, der das neue Grundgesetz des
Staates entwerfen sollte. Im Juli 1780 ging er als Gesandter nach Holland, wo er durch geschickte Unterhandlungen
die Regierung und die öffentliche Meinung für sein Vaterland zu gewinnen wußte. Im Okt. 1782 wandte er sich abermals nach
Paris, um in Verbindung mit Franklin, Jay, Jefferson und Laurens den Frieden mit England abzuschließen. Er kehrte 1783 nach
dem Haag
[* 22] zurück und schloß hier mit dem preuß. Gesandten von Thulemeier
den Preußisch-Amerikanischen Handels- und Freundschaftsvertrag vom ab. Als der erste Gesandte der Union kam Adams im
Mai 1785 nach London.
[* 23]
Nach seiner Rückkehr nach Amerika 1788 beförderte er die Annahme der neuen Verfassung, die auf Befestigung des Ansehens der
Centralgewalt den einzelnen Staaten gegenüber ausging. 1789 wurde Adams zum Vicepräsidenten der Union erwählt und, als Washington
sich 1797 zurückzog, zum Präsidenten. Als solcher befolgte er Washingtons Politik und hielt sich soweit als möglich den
damaligen europ. Verwicklungen fern. Dieser durch die Lage des Landes gebotenen Neutralität der Regierung standen
die franz. Sympathien der Antiföderalisten unter Jefferson, die die Föderalisten der Bevorzugung Englands anklagten, erbittert
gegenüber.
Die Willkürmaßregeln und Beleidigungen des franz. Direktoriums verursachten einen vollständigen Bruch mit Frankreich. Durch
seine Kühnheit und Thatkraft wußte Adams das Volk zu begeistern. Im Vertrauen auf diese ungewöhnliche Volksgunst erließ der
Kongreß die sog. Fremden- und Aufruhrgesetze, die den Präsidenten
bevollmächtigten, diejenigen Fremden auszuweisen, die im Falle eines Krieges durch ihre Anschläge die Interessen der Regierung
gefährden sollten, und die auch die bis jetzt unbeschränkte Preßfreiheit bedeutend verminderten. Adams rüstete
im Sommer 1798 eine Flotte aus und ernannte Washington zum Oberbefehlshaber der Armee; indessen kam es nicht
zum Kriege, da Frankreich in letzter Stunde Verhandlungen vorschlug, die von und dem Senat angenommen wurden.
Infolge dieser Verwicklung zerfielen jedoch die Föderalisten auch unter sich und dadurch hatten die Antiföderalisten unter
Jefferson leichteres Spiel, den ohnehin als Aristokraten Verschrieenen zu stürzen und zugleich die ganze
Föderalistenpartei zu vernichten. 1800 siegte Jefferson bei der Präsidentenwahl. Adams zog sich hierauf auf sein Landgut Quincy
zurück,
wo er sich vorzugsweise mit litterar. Arbeiten beschäftigte und starb dort Seine sämtlichen Werke wurden
nebst einer Schilderung seines Lebens («Life and works of John Adams», Boston 1851-56) von seinem Enkel Charles
Francis Adams publiziert, der schon früher die Reisebriefe an seine Frau («Letters
addressed to his wife», 2 Bde., ebd. 1842) veröffentlicht
hatte. -
Vgl. J. Q. und E. F. Adams, Life of Jahn Adams (2 Bde., Boston 1871);
(spr. äddäms), John Couch, engl. Astronom, geb. zu
Laneast in Cornwall, besuchte die UniversitätCambridge, wo er 1841 promovierte. Um dieselbe Zeit begann er die Untersuchung
der Unregelmäßigkeiten in der Bewegung des Planeten
[* 24] Uranus, die ihn unabhängig und sogar noch vor Leverrier zur theoretischen
Auffindung eines Planeten jenseit des Uranus führten. (S. Neptun.) Adams wurde 1858 Professor der Astronomie
[* 25] an der UniversitätCambridge und Direktor der Sternwarte
[* 26] daselbst und starb Seine Abhandlungen befinden sich meist
in den Memoiren der Astronomischen Gesellschaft und der Royal Society in London. Der Aufsatz über die Störungen des Uranus,
den er 1847 als Manuskript drucken ließ, wurde später u. d. T. «The
observed irregularities in the motion of Uranus» in dem «Nautical Almanac» für 1851 veröffentlicht.
(spr. äddäms), John Quincy, sechster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1825-29), Sohn von John
Adams, geb. zu Braintree (jetzt Quincy) in Massachusetts, ließ sich 1791 in Boston als Advokat nieder,
ward 1794 Gesandter im Haag und unter der Präsidentschaft seines Vaters 1798 in Berlin. Adams teilte ganz die Ansichten seines
Vaters, weshalb ihn Jefferson 1801 aus Berlin zurückrief. Er wurde darauf 1802 in den Senat von Massachusetts und 1803 als
Senator in den Kongreß gewählt.
Infolge des Streits über die gegen England verhängte Embargo-Akte, die er im Gegensatz zu seinen Parteigenossen, den Föderalisten,
billigte, zog er sich vom öffentlichen Leben zurück, bis ihm der Präsident Madison 1809 den Gesandtschaftsposten am russ.
Hofe übertrug. Am schloß er mit Gallatin und Clay den Frieden von Gent
[* 27] ab, wurde dann zum Gesandten
in England und 1817 vom Präsidenten Monroe zum Staatssekretär oder Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt.
Nach Monroes Rücktritt erfolgte im März 1825 die Wahl Adams' zum Präsidenten der Union nach hartem Wahlkampfe. Seine auswärtige
Politik war nicht glücklich. So that das Fehlschlagen des Panama-Kongresses, der einen Bund sämtlicher
amerik. Republiken ins Auge
[* 28] gefaßt hatte, seinem staatsmännischen Rufe Abbruch. Doch gelang es ihm, Handelsverträge mit
den meisten europ. und südamerik. Staaten abzuschließen. Als Adams 1828 die Präsidentschaft an seinen Gegner Jackson verloren
hatte, zog er sich auf sein Landgut Quincy zurück, wurde aber 1831 in das Repräsentantenhaus gewählt,
wo er fortan die Sache der Abolitionisten (s. d.) vertrat und die Emancipationsideen mächtig förderte.
Adams starb zu Washington Er war unter den amerik. Staatsmännern alter Schule der gewandteste und mit den europ.
Verhältnissen vertrauteste Diplomat. Sein Leben beschrieben W. H. Seward («Life of
John Quincy Adams», Neuyork 1853),
(spr. äddäms), Samuel, einer der Begründer der nordamerik. Unabhängigkeit, geb. zu
Boston, widmete sich der Theologie, wurde dann Kaufmann und bei den nach Beendigung des Krieges 1763 von der engl. Regierung
gegen den amerik. Handel ergriffenen Maßregeln auf das Gebiet der polit. Opposition geführt. Er war einer der heftigsten
Gegner der Stempelsteuer und reizte vor allem seine Mitbürger zum energischen Widerstand dagegen auf (1765).
Adams stand als Sprecher an der Spitze aller Meetings und war unablässig thätig, auf die Trennung derKolonien vom Mutterlande
hinzuwirken.
Seit 1765 war er Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung von Massachusetts. Von ihm ging zuerst die Idee aus, Volksgesellschaften
zu errichten, die ihren Vereinigungspunkt in Boston hatten, wodurch der Revolution mächtiger Vorschub
geleistet wurde. Als Abgeordneter von Massachusetts zum Kongreß 1774‒82 gesandt, drang er alsbald auf den Kampf mit England
und war eifrig thätig bei Durchführung der Unabhängigkeitserklärung. Die von Washington und andern beförderten Bestrebungen
für Stärkung der Bundesgewalt hielt er dagegen für gefährlich. 1789 wurde Adams Vicegouverneur
und 1794 Gouverneur von Massachusetts, welches Amt er 1797 niederlegte. Er starb zu Boston. Adams' Fähigkeit, auf die
Massen zu wirken, steht in der amerik. Geschichte unerreicht da. ‒
Vgl. Wells, Life and public services of Samuel Adams (3 Bde.,
Boston 1865) und J. K. Hosmer, Samuel Adams (ebd. 1886).
der vorn, etwa in der Mitte des Halses, bei Männern stärker entwickelte und mehr hervorstehende obere,
dem Schildknorpel angehörende Teil des Kehlkopfes (s. d.), so genannt, weil beim Sündenfalle ein Teil des genossenen Apfels
in der KehleAdams stecken geblieben und als Wahrzeichen auf alle seine männlichen Nachkommen vererbt sein
soll.
Bei Frauen ist dieser Teil des Kehlkopfes nicht so deutlich sichtbar, da sie einen weit kleinern Kehlkopf
[* 30] und einen fleischigern
Hals haben.
(engl. Adam'sBridge), eine geologisch merkwürdige Erhebung des sandigen Meeresbodens zwischen der Südostküste
von Vorderindien und der Nordwestküste der InselCeylon,
[* 31] erstreckt sich 27,36 km lang von der dem Kap Ramnath
vorliegenden Sandinsel bis zur Westspitze der Insel Manar an der KüsteCeylons und ragt zum Teil in Gestalt kleiner Inseln aus
dem Meere empor, während der größere Teil auch bei Hochflut nur 1‒1,25 m unter der Meeresfläche liegt.
Nur die Straße zwischen Kap Ramnath und der InselRameswaram, die Pambampassage, ist für kleinere Fahrzeuge befahrbar. Die
Brahmanen nennen die Adamsbrücke die Brücke des Rāma (s. d. und Rāmāyana). Nach der Sage der Mohammedaner
soll Adam aus dem von ihnen nach Ceylon verlegten Paradiese über die Adamsbrücke getrieben worden sein.
Berg (2250 m) in der Westprovinz der InselCeylon im südl. Gebirgszuge Konde-Utah, von den Singhalesen Samanala
Kand genannt, 65 km ostsüdöstlich von Colombo,
[* 32] den Buddhisten ^[] heilig. Auf seinem kahlen Gipfel befindet sich eine 21 m
lange und 10 m breite, von einer
etwa 1 m hohen Mauer umgebene Fläche, in deren Mitte ein kleiner, offener
Tempel
[* 33] errichtet ist. Unter diesem Tempel erblickt man auf einem etwas aus der Platte hervorragenden Felsblocke das Sripadam
(«heilige Fußspur»),
die Fußspur von Buddha, bestehend aus einer Vertiefung, der menschliche Nachhilfe die rohe Form eines
Fußtritts verliehen hat. Die Ränder der Spur sind von einem angeblich goldenen Rahmen umfaßt, der mit vielen, zum Teil echten
Edelsteinen besetzt ist. Die Besteigung dieses Berges, obgleich sie jährlich von vielen Tausenden frommer Wallfahrer geschieht,
ist ziemlich beschwerlich. Nach der Legende ließ Gautama Buddha seine Fußspur zurück, als er bei seiner
Himmelfahrt hier zum letztenmal die Erde berührte. Aber auch den Hindu und den Mohammedanern gilt der Adams-Pik als heilig, erstern,
weil sie in Buddha eine Menschwerdung (Avatāra) von Vishnu (s. d.) erkennen, letztern, weil sie die Fußspur Adam zuschreiben,
der hier, 1000 Jahre lang auf einem Fuß stehend, seine Vertreibung aus dem Paradiese beweint haben soll.
Auch noch andere Tempel und Unterkunftshäuser für die Wallfahrer sind auf dem Berge.
czech. Adamov, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft Brünn,
[* 34] 13 km nördlich von Brünn, an der Zwittawa
und der Linie Wien-Brünn der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 728 meist czech. (88 deutsche) E.,
neue got. Kirche mit reich geschnitztem Altar,
[* 35] fürstlich Liechtensteinsches Jagdschloß mit Tierpark, Burgruine und bedeutende
Eisenwerke. Nahebei die merkwürdige, 310 m lange Kalkhöhle Bejčiskala (d. h. Stierfelsen),
zu dem sich nördlich von Brünn hinziehenden Höhlensystem gehörig, das außerdem noch die große Grotte «Steinerner Saal»,
die Höhlen Wejpustek (d. i. Durchgang), Ochos, Sloup, von Kiritein, die Evagrotte u. a.
umfaßt.
Bei Blansko öffnet sich das romantische Ernstthal, an dessen Ende die Punkva aus der Höhle tritt. Eine Stunde davon Mazocha
(d. h. Stiefmutter), ein nackter, von senkrechten Felswänden eingeschlossener Abgrund (174
m lang, 75 m breit und 136 m tief) mit einem Teiche auf dem Grunde. Nahe daran der sog. Rauchfang, eine
röhrenförmige, bis zum Boden der Mazocha reichende Öffnung, und die Teufelsbrücke, ein natürlicher, zwei pfeilerartige
Felsen verbindender Bogen.
[* 36] In der Neuzeit sind daselbst merkwürdige prähistor. Funde gemacht worden.
1) Türk. Wilajet im Südosten Kleinasiens, an der Nordwestgrenze Syriens, im Bereiche der alten Cilicia
campestris, mit (1888) 402000 E. ‒ 2)A., Hauptstadt des Wilajets am Seihûn, dem Sarus der Alten
(Saris noch heute im obern Laufe), zwischen Obstgärten und Weinpflanzungen, 50 km vom Meere, nordöstlich von Tarsus an der
Straße nach Haleb, hat 45000 E., meist Türken, doch auch Griechen und Armenier, beherrscht die Pässe
des nördlich sich steil erhebenden Taurus, wird südlich von einer weiten Küstenebene des Busens von Iskanderun umschlossen
und treibt als ein Verbindungsposten zwischen Syrien und Kleinasien beträchtlichen Handel. Der Fluß ist so tief, daß die beladenen
Schiffe
[* 37] bis an die wohlerhaltene Römerbrücke und das daneben gelegene Fort der Tempelritter gelangen.
Die Rückfracht von Adana besteht aus rotem Holze von Baumwacholder, Sesam, Weizen, Wolle, Baumwolle,
[* 38] Galläpfeln, Kreuzbeeren,
Pistazien und Eisenwaren von Seïtun. Unter dem Chalifen Harun-al-Raschid blühte die schon verfallende Stadt wieder
¶
Ort im deutschen Togogebiet an der Sklavenküste in Oberguinea,
[* 40] 40 km von der Bai von Benin
entfernt, am Haho, der auf den Bergen
[* 41] von Aposso entspringt und in die Nordspitze des Togo-Lagune mündet, hat 7500 E., und
zwar Mina, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. aus der Gegend von Akkra an der Goldküste vor den Aschanti hierher flüchteten.
(S. Togoland.)
(spr. addangßong),Michel, franz. Naturforscher und Reisender, geb. zu Aix in der Provence, studierte
in Paris unter Réaumur und Jussieu Naturwissenschaften und reiste im März 1749 nach dem Senegal, wo er sich beinahe fünf
Jahre lang aufhielt. Hier stellte Adanson genaue Untersuchungen über die Temperaturen der Luft und des Bodens
an und beschrieb zuerst den Affenbrotbaum (Adansonia). Ferner fand er daß die Wirkung des Blitzes identisch sei
mit der der Elektricität, und bemerkte am bei Beobachtung des Zitterwelses (Silurus electricus), daß die Wirkung
seines elektrischen Schlages nicht merklich verschieden sei von dem bei dem Leidenschen Versuche. Auch
hat Adanson wohl zuerst auf Strandverschiebungen an der Küste hingewiesen. Nach seiner Rückkehr wurde er Mitglied der Akademie
der Wissenschaften und legte dieser 1774 den Plan zu einer vollständigen Encyklopädie vor, der aber nicht nach des Verfassers
Erwartung begutachtet wurde. Während der Revolution geriet er in eine traurige Lage, bis man ihm eine
Pension bewilligte, die er bis zu seinem Tode genoß. Adanson veröffentlichte «Historie naturelleduSénégal» (Par. 1757; deutsch von Martini, Brandenb.
1773, und von Schreber, Lpz. 1773),
«Familles des plantes» (2 Bde.,
Par. 1763),
das später in einer neuen Bearbeitung U. d. T. «Méthode nouvelle pour apprendre à connaître les différentesfamilles des plantes» (2 Bde., ebd. 1764) erschien; nach
seinem Tode erschienen «Coursd'histoire naturelle fait en 1772» (hg. von Payer, 2 Bde.,
ebd. 1844–45) und «Histoire de la botaniqueet plan desfamilles naturelles des plantes» (hg. von Adanson Adanson und Payer, 2. Aufl., ebd.
1864). 1856 wurde A.s Marmorstatue im Jardin des Plantes zu Paris aufgestellt.
(hebr.), der zwölfte Monat im jüd. Jahre, hat 29 Tage und entspricht ungefähr dem März. Am 13. Adar wird das
Fasten Esther, am 14. und 15. Adar das Purimfest begangen.
D.C. = Allgemeiner Deputierten-Convent, s. Burschenschaft. ^[= früher gleichbedeutend mit Studentenschaft gebraucht, seit 1815 Name einer bestimmten Richtung ...]
calendasgraecas, ein
röm. Sprichwort, das etwa soviel als «auf den Nimmermehrstag»
bedeutet. Da die Griechen keine calendae (im röm. Kalender der erste Tag eines jeden Monats, zugleich Zahl- und Zinstag) hatten,
so bezeichnet «griech. Kalenden» einen niemals eintretenden Zeitpunkt.
(lat.), Beiladung, ein in frühern deutschen Prozeßrechten vorkommendes Rechtsinstitut, wonach das Gericht
unter gewissen Voraussetzungen an einen dritten bei dem streitigen Rechtsverhältnis Interessierten die
Aufforderung erließ, an einem anhängigen Rechtsstreite sich zu beteiligen.
(Addua), linker Nebenfluß des Po, entspringt an der Südseite des Wormser Jochs, westlich von der Ortlerspitze,
unweit der Graubündner und Tiroler Grenze. Seine Quellbäche vereinigen sich bei Bormio (Worms)
[* 42] in 1221 m Höhe. Die Adda hat
von dort südwärts bis Tirano, auf einer Strecke von 15 km, ein Gefälle von 754 m, wendet sich dann von Teglio an westwärts
durch das Veltlin (s. d.), durchfließt den Comer See, von dem sie durch ihre Anschwemmungen sein früheres Nordende, den Lago diMezzola abgeschnürt hat, bildet, kurz nachdem sie aus dem Lago diLecco ausgetreten, den kleinen Lago di
Garlate und Lago di Olginate, durchströmt nun als ruhiger, auf 124 km schiffbarer und sehr fischreicher Fluß die lombard.
Ebene und mündet nach 298 km Lauf bei Rettino, 11 km oberhalb Cremona, in den Po, der von ihrer Einmündung an
für größere Fahrzeuge schiffbar wird. Linke Zuflüsse der Adda sind der Brembo und der Serio; rechts stellen Kanäle die
Verbindung mit dem Lambro her.
plattdeutscher Name der Kreuzotter
[* 43] (s. d.). ^[= Der Name ist griech. Ursprungs; die einheimische Benennung war Kemet (kopt., Keme in oberägypt., ...]
[* 44] eine von den Amerikanern Smith und Pott erfundene Vorrichtung von der Form eines Federhalters, die dazu
dient, das Addieren langer Zahlenreihen zu erleichtern. Beim Gebrauch schiebt man den aus der Halterhülse hervorragenden Stift,
den man, wie üblich, auf die zu addierenden Ziffern setzt, bei jeder Ziffer durch einen Druck so weit
in die Hülse
[* 45] hinein, daß ein damit verbundener Zeiger auf die gleiche Ziffer einer Skala zu stehen kommt. Durch diese Bewegung
wird gleichzeitig ein zweiter Zeiger, der Summenzeiger, auf einer besondern Skala von 0 an emporgetrieben.
Während nun eine Feder den verschiebbaren Stift und den damit verbundenen Zeiger beim Versetzen auf die
nächste Ziffer wieder auf 0 zurückdrückt, wird der Summenzeiger an der Rückbewegung durch ein Sperrrad gehindert, um dann
bei der nächsten Ziffer wieder um ein der Ziffer entsprechendes Stück auf seiner Skala emporzuwandern, wodurch er immer die
Summe aller vorher betasteten Ziffern angiebt. Für jede neue Ziffernreihe ist der Summenzeiger auf 0 zurückzustellen.
(lat.), als richterlicher Ausspruch gleichbedeutend mit Adjudikation (s. d.). Bei Verträgen ist die sog.
addictio in diem eine Verabredung, durch welche einer oder beide Kontrahenten den Eintritt eines Kontrahenten mit besserm
Gebot bis zu einem bestimmten Tage sich vorbehalten. In den neuern Gesetzgebungen wird der Vorbehalt bessern
Gebots als ein Nebenvertrag beim Kauf erwähnt, wenn der Verkäufer bedingt, daß der
¶
mehr
Kauf nicht gelten soll, oder daß er sich den Rücktritt vorbehält, wenn ein anderer ein besseres Gebot abgiebt, oder
daß der Kauf erst gelten soll, wenn ein anderer kein besseres Gebot abgiebt. Wie solcher Vertrag zu verstehen sei, und welche
Rechte dem Verkäufer und dem Käufer zustehen, wie lange der Käufer zu warten hat, ob er in das von einem
andern abgegebene Gebot einzutreten berechtigt ist, bestimmen die Gesetze eingebend (Preuß. Allg. Landr. I, 11, §§. 272 fg.;
Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 1111; Österr. Bürgerl. Gesetzb. §§. 1083 fg.).
Nach dem DeutschenEntwurf sollte dem Verkäufer der Rücktritt von dem mit solchem Vorbehalt geschlossenen
Kauf freistehen, wenn ein besseres Gebot erfolgt und dieses von dem Verkäufer angenommen wird. In zweiter Lesung wurde
diese Bestimmung gestrichen. Das Rücktrittsrecht erlischt, wenn es nicht innerhalb der vereinbarten Frist, beim Mangel solcher
Vereinbarung, wenn es nicht binnen drei Monaten bei Grundstücksverkäufen, bei andern binnen vier Wochen
erklärt wird.
(spr. äddis'n),Joseph, engl. Schriftsteller, geb. als Sohn eines Geistlichen
zu Milston (Wiltshire), bezog 1687 als Theolog die Universität Oxford,
[* 47] wo er durch lat. Verse so großes Aufsehen erregte,
daß ihm 1689 eine Stelle in dem reichen Magdalenenkolleg zuteil ward. 1694 begann er eine rhythmische
Übertragung der «Georgica» Virgils. Von Charles Montague (nachmals Lord Halifax)
[* 48] und dem Kanzler Somers gefördert, ging
er 1699 mit einem Jahrgehalt von 300 Pfd. St. nach Frankreich und Italien.
Ende 1703 kehrte er über die Schweiz
[* 49] und Deutschland
[* 50] heim, wo ihn der Regierungswechsel um die zugedachte
Staatsanstellung und die Pension gebracht hatte, erwarb sich aber durch das Gedicht «The
Campaign» (1704) auf die Schlacht bei Höchstädt
[* 51] die Gunst der öffentlichen Meinung. Als Halifax 1705 wieder ins Ministerium
trat, begleitete Addison seinen Gönner nach Hannover,
[* 52] wurde 1706 Unterstaatssekretär, 1709 ins Unterhaus gewählt und Sekretär
[* 53] des Vicekönigs von Irland. 1709 begann sein damaliger Freund Steele die Herausgabe der Wochenschrift «The Tatler», dem 1711 «The
Spectator» folgte; an beiden nahm Addison hervorragenden Anteil, und auf die Beiträge für sie gründet
sich sein Ruhm.
Diese spiegeln die Zeitsitten mit feinem Humor in vollendeter Form wieder. Mit dein Sturze des Whigkabinetts
verlor Addison 1710 seine Stellung, behielt indes, auch bei den Tories geachtet, eine Sinekure. 1713 erschien sein im Sinne der Whigs
geschriebenes Trauerspiel«Cato» auf der Bühne, dessen polit. Anspielungen einen Augenblickserfolg errangen. Auch am «Whig Examiner»
und an Steeles «The Guardian» beteiligte er sich. 1714 begleitete den Lord-LieutenantGrafSunderland als
Sekretär nach Dublin,
[* 54] kam 1715 ins Handelsamt, heiratete 1716 die Witwe eines Grafen Warwick und wurde 1717 Staatssekretär;
kränklich trat er 1718 zurück. Er starb und ward in der Westminsterabtei beigesetzt.
Seine Hauptbedeutung hat er als Stilist: seine litterar. Tendenz war stets moralistisch. A.sSchriften,
darunter die bekannten «Evidences of the Christian religion», wurden fast alle ins Deutsche
[* 55] übersetzt, die Beiträge zu «Tatler»
und «Spectator» von Augustin (Berl. 1866),
«Cato» von Frau Gottsched (Lpz. 1735; neue Aufl. 1753).
Vollständige Ausgaben besorgten u. a. Baskerville (4 Bde., Birmingh.
1716),
Tickell, mit
Biographie (4 Bde., Lond.
1721; darauf fußt die oft abgedruckte Ausgabe von 1765, 4 Bde.), Greene (6 Bde.,
Neuyork u. Lond. 1854 und Lond. 1891); die beste ist die in Bohns«British Classics» (6 Bde., Lond.
1856). Die «Essays» erschienen gesammelt Lond.
1863; die zum Spectator besonders, ebd. 1882. -
Sprengel, J. Addison. («Der Biograph», Bd.
8, Halle 1810);
Aikin, Life of Addison (2 Bde., Lond.
1843), besprochen von Macaulay, Critical and historical essays, Bd.
2; Courthorpe, J. Addison (ebd. 1884 u. 1889);
Krankheit oder Bronzekrankheit (Morbus Addisonii, engl. bronzed-skin), eine durch auffallend dunkle Hautfärbung
und durch langsam eintretende, zuweilen sehr bedeutende Schwäche charakterisierte Erkrankung, bei welcher sich anatomisch
konstant eine eigentümliche Entartung der Nebennieren (s. d.) findet. Sie wurde 1855 von dem engl.
ArztThomasAddison in London (gest. in Brighton) zuerst beschrieben. Die Dauer der Addisonsche Krankheit erstreckt sich immer auf mehrere
Monate, bisweilen selbst auf Jahre.
Den Anfang machen in der Regel Verdauungsstörungen, häufig mit Erbrechen und Diarrhöe, sowie mit Schmerzen
in der Magengegend und im Rücken verbunden. Dazu gesellt sich bald eine große Mattigkeit, in einzelnen Fällen eine tiefe
geistige Depression.
[* 58] Allmählich wird in der Haut,
[* 59] am stärksten und frühesten an den unbedeckten Stellen, im Gesicht
[* 60] und an den
Händen eine anfänglich erdfahle Färbung bemerkbar, welche in den höchsten Graden dunkelgraubraun bis
zum tief dunkel Bronze-, fast Mulattenfarbenen wird. In manchen Fällen wird auch die Schleimhaut des Mundes dunkel gefleckt;
dagegen bleiben die Nägel
[* 61] und die Bindehaut des Auges im ganzen Verlaufe blendendweiß. Die Ursachen der Krankheit sind noch
völlig dunkel. Die Kranken sterben häufig unerwartet und schnell; bisweilen treten zuletzt epileptische
Krämpfe auf. -
Vgl. Addison, On the constitutional and local effects of disease of the suprarenal capsules (Lond.
1856);
Averbeck, Die Addisonsche Krankheit (Erlangen
[* 62] 1869);
Pottien, Beiträge zur Addisonsche Krankheit (Gött. 1889).
(lat.) oder Summation, eine der vier Grundoperationen der Arithmetik, der sog. vier Species,
ist das Vereinigen zweier oder mehrerer gegebener Zahlen zu einer einzigen, die dann den Inbegriff sämtlicher in ihnen enthaltenen
Teile bildet. Die gegebenen Zahlen heißen Addenden, Summanden oder Posten, die gesuchte Zahl heißt Summe. Soll die Addition ausgeführt
werden, so müssen die Addenden gleichartig sein, d. h. es muß ihnen eine
und dieselbe Einheit zu Grunde liegen. Vor der Addition wird die Summe dadurch angedeutet, daß man die Addenden durch das Pluszeichen
(+) verbindet. (S. Summe.)
(Acte additionel, d.i. Zusatzakte, nachträgliche Bestimmung zu einem Staatsvertrage) hieß das Verfassungsgesetz
vom das Napoleon nach seiner Rückkehr von Elba als Zusatz zu den Konstitutionen des Kaiserreichs
gab. Die Additionalakte bewilligte eine erbliche Pairskammer und eine Deputiertenkammer mit fünfjähriger Wahlperiode.
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mehr
Der Kaiser und die beiden Kammern zusammen sollten die gesetzgebende Gewalt ausüben. Die aufgezwungene Akte ward nachträglich
einer Volksabstimmung unterworfen, bei der 1309000 mit Ja, 4206 mit Nein stimmten. Die Verkündigung erfolgte (S.
Frankreich, geschichtlich.)
im staatsrechtlichen Sinne ein Stand, der Ehren- und andere Rechte vor den übrigen Staatsbürgern
derart besitzt, daß diese Vorrechte eine besondere Klasse der Ausgezeichneten begründen. Beruht eine derartige polit. und
sociale Auszeichnung auf Verleihung an die Person, so ist sie Individual- oder persönlicher Adel; beruht sie dagegen auf Geburt,
so ist sie Geburts- oder Erbadel. Letzterer wird vorzugsweise mit Adel bezeichnet. Die Bedeutung eines erblichen
Adel beruht auf der Geschichte.
Ein gleichsam traditionelles Anrecht gewisser Familien auf die Häuptlingschaft finden wir schon in der Geschichte der alten
Germanen und selbst noch ziemlich weit hinein in die Geschichte des DeutschenReichs in thatsächlicher Geltung und Wirksamkeit.
«Regesex nobilitate sumunt» («sie nehmen ihre Könige mit
Rücksicht auf den Adel des Geschlechts») sagt Tacitus von den alten Germanen. In der Zeit von Heinrich I. an bis zum großen
Interregnum galt es als Regel, den Nachfolger des deutschen Königs aus dem Kreise
[* 67] seiner Söhne oder nächsten Verwandten
zu nehmen, und zwar so, daß noch bei Lebzeiten des Königs von ihm der, den er zum Nachfolger würdig
erachtete, bezeichnet, von den Großen und dem Volke bestätigt wurde; erst wenn kein Glied der Familie der Erwartung einer
ausgezeichneten Tüchtigkeit entsprach, wurde von der ganzen Dynastie ab- und zu einer andern übergegangen.
Von dieser Art von der in einem traditionellen Anspruch auf höhere Schätzung bestand, der die allgemeine
Gleichheit aller Freien nicht aufhob, ist wesentlich verschieden der spätere, aus dem Feudalwesen hervorgegangene, der sich
mehr oder weniger über fast alle Staaten des modernen Europa
[* 68] verbreitete. Der «Dienst des Königs» war
das einzige und höchste Streben aller durch körperliche oder geistige Tüchtigkeit hervorragenden Männer
geworden. Je näher der Person des Königs, desto edler und ausgezeichneter dünkte sich ein jeder.
Wer nicht unmittelbar dem Könige dienen konnte, der suchte Dienstmann eines königl. Dienstmannes
zu werden. Der Leibeigene sah sich über den Freien, der Römer
[* 69] oder Gallier über den Genossen des herrschenden
Stammes, den Franken, der Güterlose über den auf eigenem Gute Seßhaften gestellt, wenn der König ihm eine Stelle um seine
Person oder im Dienste
[* 70] des Reichs verlieh. Zunächst war dadurch nur ein persönlicher Dienstadel begründet, der jedoch durch
die Verbindung von Amt und verliehenem Grundbesitz in einen Erbadel überging.
Die Könige verliehen den durch Eroberung erworbenen Grundbesitz zunächst den Heerführern, welche damit
ihren ererbten Allodialbesitz verbanden, und den Besitz mit dem Amt, z. B. der Grafenwürde, erblich zu machen wußten. Noch
leichter gelang die Vererbung den Ministerialen und Rittern mit dem Besitztum, welches ihnen die Lehnsmannen des Königs, die
Herzöge, Markgrafen, Grafen, verliehen, weil mit diesen Lehen ursprünglich keinerlei öffentliches Amt,
vielmehr nur Verpflichtung zur Kriegsfolge verbunden war.
Die Besitzer reichsunmittelbarer, d. h. solcher Güter, die nicht von einem Lehnsherrn zweiter Ordnung abhingen und die zugleich
gewisse Hoheitsrechte (als Ausfluß
[* 71] des ursprünglichen Reichsamtes, dessen Zubehör sie waren) mit sich führten, wurden in
Deutschland zu dem hohen oder Reichsadel, die Besitzer von Gütern der andern Art dagegen zur Ritterschaft, in dem spätern Sprachgebrauch
zum niedern Adel gerechnet. Der hohe Adel, zu welchem die geistlichen und weltlichen Würdenträger und Beamten des Reichs, die
Erzbischöfe, Bischöfe, Herzöge, Markgrafen, Pfalzgrafen, Landgrafen und Grafen gehörten, übte im Bereiche
seiner Besitzungen mehr oder weniger vollständige landesherrliche oder Regierungsrechte aus; die Inhaber von Reichsämtern,
die Herzöge, Markgrafen, Landgrafen, Pfalzgrafen, Grafen, sowie die Erzbischöfe und Bischöfe hatten auch das Recht der Reichsstandschaft
oder das Stimmrecht auf den Reichstagen.
Nicht so die bloßen Reichsfreiherren ohne hohe Gerichtsbarkeit oder Reichsritter, die nicht zum eigentlichen
hohen Adel gerechnet wurden, obgleich sie sich von dem landsässigen Adel durch ihre Reichsunmittelbarkeit
sowie durch gewisse, den Herrschaftsrechten der eigentlichen Reichsstände (Landesherren) mehr oder weniger nahekommende
Vorrechte unterschieden, daher eine Art von Mittelstellung zwischen diesem und jenem einnahmen. Der größte Teil der Reichsunmittelbaren
wurde 1803 und 1806 «mediatisiert», d. h.
der Landeshoheit eines benachbarten Landesherrn unterworfen, behielt jedoch den Rang und die Vorrechte von Mitgliedern des
hohen Adel, soweit er solche besessen, insbesondere auch, was die eigentlichen Reichsstände betrifft, das Recht der Ebenbürtigkeit
(s. d.) mit den regierenden Familien.
Die Privilegien des hohen Adel beruhen, soweit sie nicht beseitigt sind, materiell auf der DeutschenBundesakte
Art. 14. Die TitelGraf, Freiherr kamen von Haus aus nur den Reichsunmittelbaren zu (es gab nur Reichsgrafen, Reichsfreiherren)
und konnten nur vom Kaiser oder von den Reichsvikarien verliehen werden, jedoch haben die Kurfürsten von Brandenburg
[* 72] seit 1663 Standeserhebungen
selbständig vorgenommen. Seit dem Aufhören des Reichs aber ward dieses Recht von den Landesherren geübt.
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Vgl. Maurer, über das Wesen des ältesten der deutschen Stämme (Münch. 1846);
Schröder, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte
(Lpz. 1894).
Auch in Frankreich gab es bis zur Revolution von 1789 einen hohen und einen niedern Adel, beide wie in
Deutschland aus dem Lehnswesen entstanden. Jener umfaßte die sog. pairs du royaume, die aber seit den Kapetingern keine landesherrlichen
Rechte mehr besaßen. Später wurden sie auch aus den amtlichen Stellungen verdrängt, aus dem obersten Gerichtshofe durch
rechtsgelehrte Richter, aus dem HohenRat (le grand conseil) durch die beharrliche Tendenz des franz. Königtums
nach unumschränkter Gewalt, so daß zuletzt in Frankreich schon vor der Revolution hoher und niederer Adel sich kaum noch durch
etwas anderes als durch gewisse äußere Auszeichnungen unterschied. Ein sehr zahlreiches und angesehenes Kontingent zum
niedern Adel
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