Acier
à la rose (frz., spr. aßjeh alla rohs', d. i. Rosenstahl), eine Sorte Puddel- oder Cementstahl, s. Rosenstahl.
à la rose (frz., spr. aßjeh alla rohs', d. i. Rosenstahl), eine Sorte Puddel- oder Cementstahl, s. Rosenstahl.
(lat.), Treffen, Schlachtordnung.
s. Aquincum. ^[= (oder ), röm. Ansiedelung im NO. der Provinz Pannonia inferior an der Stelle des heutigen ...]
(spr. atschi-), Hauptstadt des Kreises Acireale (130697 E.) in der ital. Provinz Catania an der Ostküste Siciliens, am südöstl. Fuße des Ätnas, in 160 m Höhe auf einer ungeheuern Masse basaltischer Lava, an der Mündung des vom Ätna [* 2] herabkommenden Flüßchens Aci, das hier einen kleinen Hafen bildet, und an der Linie Messina-Siracusa der Sicil. Eisenbahnen, hat breite Straßen, regelmäßige Plätze, hohe Türme, aus Lava erbaute Häuser, (1881) 22859, als Gemeinde 38547 E., ein Gymnasium, eine technische Schule, eine an sicil. Münzen [* 3] sehr reiche Münzsammlung des Barons Pennisi; Fabrikation von Seidenstoffen, Leinen- und Baumwollgeweben, Messern und Scheren, [* 4] bedeutenden Flachs- und Getreidehandel und vielbesuchte warme (Terme di S. Venera) und Seebäder. Bei Acireale sind die Höhle des Polyphem, die Grotte der Galateia, und im Meere die sieben merkwürdigen Basaltklippen, Scogli dei Ciclopi, auch Faraglioni genannt, deren höchste über 60 m aufsteigt.
s. Akis. ^[= ein Sohn des Pan und der Nymphe Symaithis, der Tochter des Flusses Symaithis, liebte ...]
Hans van, Maler, s. Achen. ^[= Hans van, auch van genannt, deutscher Maler, geb. 1552 in Köln, erhielt seinen Namen ...]
Stadt, s. Aken. ^[= # Stadt im Kreis Calbe des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der Elbe und der Linie Cöthen-A. ...]
oder Feld nennt man im Gegensatz zur Wiese oder Weide [* 5] denjenigen landwirtschaftlichen Boden, der regelmäßig bearbeitet oder bestellt wird.
Acker hieß auch in einigen Ländern Deutschlands [* 6] vor Einführung des metrischen Systems die Einheit des Feldmaßes. Im Königreich Sachsen [* 7] umfaßte der von 2 Morgen 300 Quadratruten (Feldmesserruten) = 55,34 a, in Sachsen-Weimar 140 Q.-R. = 28,50 a, in Sachsen-Gotha 140 Q.-R. = 22,70 a, in Sachsen-Coburg und Sachsen-Meiningen 160 Q.-R. = 28,96 a, in Sachsen-Altenburg 200 Q.-R. = 64,16 a, in Schwarzburg-Rudolstadt 160 Q.-R. = 32,62 a, in Kurhessen 150 Q.-R. = 23,87 acker (Über das engl. Feldmaß s. Acre.)
oder Agrikultur, derjenige Teil der Landwirtschaft (s. d.), der sich speciell mit der Bodenbestellung behufs des Anbaues der Nutzgewächse beschäftigt. Nicht selten begreift man unter Ackerbau das Gebiet der gesamten ökonomischen Bodenproduktion, aber mit Unrecht; der Begriff dehnt sich nicht weiter aus als auf den Acker, das pflugfähige oder urbare Erdreich. Der Ackerbau ist älter als die Landwirtschaft im weitern Sinne, und wahrscheinlich jünger als die Viehzucht. [* 8] Der Jäger ward zum Nomaden, dieser erst zum Ackerbauer, sobald er sich an feste Wohnsitze bannte. Die Mythen aller Völker verherrlichen diesen Übergang in Allegorien, und zugleich giebt die Mythologie Belege dafür, daß von alters her der Ackerbau als das erste und edelste aller Gewerbe im höchsten Ansehen gestanden hat.
Die Lehre [* 9] vom Ackerbau zerfällt in zwei Teile: Agronomie und Pflanzenproduktionslehre. Die Agronomie begreift in sich die verschiedenen Disciplinen der Geologie, [* 10] Geognosie, Physik, Meteorologie, Chemie und Mechanik in ihrer Anwendung auf die Bodenkultur. Sie umfaßt folgende Abteilungen und Unterabteilungen:
1) Bodenkunde, behandelnd: ackerbau geolog. Beschaffenheit des Bodens; b. physikalische, c. chem. Eigenschaften; d. landwirtschaftliche Klassifikationen des Bodens.
2) Klimatologie, d. i. die Lehre von den klimatischen Einflüssen, den horizontalen und senkrechten Wärmeregionen in Bezug auf das Gedeihen der Kulturgewächse, und den Modifikationen, welche das örtliche Klima [* 11] bilden.
3) Mechan. Bodenbearbeitung, d. i. Überführung der Ackerkrume (s. d.) und des Untergrundes (s. d.) in einen Zustand, welcher eine Unterbringung der Saat zuläßt und den Pflanzenwurzeln ermöglicht, die größtmögliche Nahrungsmenge daraus zu entnehmen.
4) Bewässerung, in südl. Ländern ein unentbehrliches Hilfsmittel der Kultur, in Klimaten mit reichlichen Niederschlagen vorzugsweise bei der Kultur der Gräser, [* 12] dem Wiesenbau (s. d.), angewendet.
5) Entwässerung oder Abführung schädlichen Wassers aus der Atmosphäre, aus Quellen und aus stauender Feuchtigkeit auf undurchlässigem Untergrund (s. Drainierung).
6) Urbarmachung oder Kultur noch nicht mit landwirtschaftlichen Gewächsen bepflanzter Flächen durch Ausroden, Rajolen (s. Rigolen), Abbrennen, Plaggenschälen, Wegräumen von Hindernissen u. s. w.
7) Düngung, d. h. Ersatz der dem Boden durch wiederholte Ernten entzogenen Pflanzennahrungsbestandteile durch geeignete Stoffe gleicher chem. Zusammensetzung (s. Dünger). Die Agronomie bildet das Fundament der ganzen Theorie des Ackerbau. Wenngleich schon die Alten (so Mago der Karthager und die Scriptores rei rusticae) mit deren Grundzügen wohl vertraut waren, so gewann sie doch wissenschaftliche Berechtigung erst mit der Entwicklung der Naturwissenschaften im 18. und 19. Jahrh.
Der zweite Teil der Theorie des Ackerbau, die Pflanzenproduktionslehre, zerfällt in einen allgemeinen und einen speciellen Teil. Jener, die allgemeine Pflanzenproduktionslehre, umfaßt in erster Reihe die Kenntnis der Lebensbedingungen der Pflanzen, also deren Anatomie und Physiologie, vorzugsweise die Gesetze der Ernährung und Organisation. Sodann beschäftigt sich die Produktionslehre speciell mit den verschiedenen Operationen zur Hervorbringung lohnender Pflanzenerträge. Dahin gehören:
1) Die Vorbereitung der Saat, Auswahl, Reinigung, Sortierung des Samens;
Schutz desselben gegen Schmarotzerbildungen (durch Waschen, Beizen u. s. w.);
Anlage von Samenbeeten (Couchen oder Kutschen);
Erziehung der Pflänzlinge (oder Keime, Knollen, [* 13] Wurzelausläufer u. s. w.).
2) Die Saat selber, mit der Hand [* 14] oder Maschine, [* 15] breitwürfig oder in Reihen, gedibbelt oder in Horsten, auch das Verpflanzen aus den Samenbeeten; Unterbringung der Samen, [* 16] vielleicht mit Beidüngung oder mit Bewässerung bei dem Pflanzverfahren.
3) Die Pflege der Nutzpflanzen, ihr Schutz und ihre Bearbeitung während der Wachstumsperiode;
Behacken, Behäufeln, Schürfen;
Lichten, Verziehen, Dünnerstellung;
Ausrottung des überwuchernden Unkrauts, Jäten;
Behüten vor Krankheiten und schädlichen Tieren;
Schutz vor der Vergeilung (Schröpfen), Übereggen, Überwalzen;
endlich Nachhilfe stockenden Wachstums durch Überdüngung (Kopfdüngung, Top-dressing) und Bewässerung.
4) Die Ernte [* 17] oder das Sammeln und Einbringen der Produkte. Hierher gehören das Abbringen durch Mähmaschine, Sense, Sichte und Sichel, das Ausheben, Aushacken, Raufen (Lein), Pflücken u. s. w., je nachdem die ganze Pflanze oder nur ein Teil davon nutzbar verwendet wird; das Trocknen und Zurichten (Binden in Garben, Pyramidentrocknung, Törrung in erhitzten Riegen [Ostseeländer, Rußland]), Gärung (Sauerfutterbereitung); ferner das Einfahren, ¶
Einscheuern, Einmieten, Einkellern, die verschiedenen Methoden der Sonderung und Gewinnung der Samen aus dem Stroh oder Dürrkraut, die Reinigung der gewonnenen Produkte und endlich deren vorteilhafte Aufbewahrung. In diesem gedrängten Rahmen bewegt sich die gesamte Wissenschaft des Ackerbau. Die einzelnen Nutzpflanzen, auf die er sich in Europa [* 19] erstreckt, sind in systematischer Aufzählung die folgenden:
1) Halmgetreide: Weizen, Spelz, Emmer, Einkorn, Roggen, Gerste, [* 20] Hafer, [* 21] Hirse, [* 22] Moorhirse, Mais, Canariensamen, Reis.
2) Hülsenfrüchte: Erbse, Linse, [* 23] Wicklinse, Wicke, Kicher-, Platterbse, Speisebohne, Pferdebohne, Sojabohne, Lupine.
3) Blattfrüchte: Buchweizen, Spergel.
4) Ölgewächse: Winterraps, Winterrübsen, Sommerraps, Sommerrübsen, Awehl, Mohn, Dotter, Madia, Senf, Sonnenblume, Ölrettich, Gartenkresse.
5) Gespinstpflanzen: Lein, Hanf, Nessel.
6) Farbepflanzen: [* 24] Krapp, Waid, Wau, Saflor, Schwarzmalve, Kermesbeere.
7) Gewürzpflanzen: [* 25] Hopfen, [* 26] Senf, Kümmel, Fenchel, Anis, Koriander, Schwarzkümmel, Safran, Zwiebel, Meerrettich.
8) Kaffeesurrogate: Cichorie, Erdmandel, Kaffeewicke.
9) Fabrik- und Gewerbspflanzen: Zuckerrübe, Tabak, [* 27] Weberkarde, Seifenkraut.
10) Wurzel- und Kohlgewächse: Kartoffel, Topinambur, Runkelrübe, Kohlrübe, Wasserrübe, Möhre, Pastinake, Batate, Kopfkohl, Kuhkohl.
11) Futterpflanzen: Rotklee, weißer Klee, Inkarnatklee, Melilotenklee, mittlerer Klee, Bastardklee, Goldklee, Hopfenluzerne, Luzerne, schwed. Luzerne, Sandluzerne, Esparsette, Serradella, Wicken, Erbsen, Lupinen, Buchweizen, Hirse, Mais, Futterroggen, Zuckermoorhirse, Raps, Rübsen, Kürbis, [* 28] Cichorie, Malve, Stechginster, Schwarzwurz.
12) Grasbau (auf dem Acker): engl., ital. und franz. Raygras, Timothygras, Knaulgras, Kümmel, Pimpinelle, Spitzwegerich, weiche Trespe, Honiggras, jähriges Rispengras, Schafgarbe, hohe Trespe, Schafschwingel, Mohar. (S. die Tafeln: Futterpflanzen I und II, beim Artikel Futterbau und Futterpflanzen, und Getreidearten.)
Jahrtausendelang ist der in hergebrachten Bahnen betrieben worden. Was die röm. Schriftsteller darüber als Gesetz aufstellten, galt noch bis ins 18. Jahrh. als solches, und in vielen Gegenden finden sich sogar noch heute Geräte zur Ackerbestellung, welche sich der Form nach von denjenigen, die man auf den ältesten Denkmalen der Menschheit dargestellt findet, nicht wesentlich unterscheiden. Infolge mangelnder Naturkenntnis wußte und bedachte man auch nicht, daß der Boden, das urbare Ackerland, keineswegs ein unerschöpflicher Brunnen [* 29] an Pflanzennahrungsstoffen sei, und daß auch das reichste Kapital an diesen Stoffen sich erschöpfen müße, wenn immer viel davon genommen, wenig dazu gegeben werde.
Manche Länder und Gegenden, welche früher als Gipfel der Fruchtbarkeit gepriesen waren, jetzt aber infolge sinnloser Bewirtschaftung verödet sind, beweisen dies, wenn auch der jetzige Zustand nicht lediglich dem mangelhaften Ersatze der Pflanzennährstoffe, sondern noch andern Ursachen zuzuschreiben ist. Auch in den civilisiertesten Staaten der Neuzeit, welche sich auf die rationelle Methode ihres Ackerbau viel zu gute thun, ist die Verarmung der Felder und das Sinken der Bodenproduktion auf das Schärfste nachgewiesen worden.
Liebig war es, der zuerst (1840) mit ernsten Worten auf die drohenden Gefahren hinwies, die ein derartig fortgesetzter «Raubbau» kommenden Geschlechtern unfehlbar bringen müsse, der aber auch zugleich auf die Mittel und Wege hinwies, denselben erfolgreich entgegenzuarbeiten. Diese lassen sich in dem Gesetze zusammenfassen: «Was dem Acker durch die Ernten in einem bestimmten Zeitraume an Mineralbestandteilen entzogen worden ist, muß ihm völlig wiedergegeben werden, wenn er sich auf der gleichen Höhe der Fruchtbarkeit dauernd erhalten soll.» In der richtigen Ausführung dieses Princips beruht hauptsächlich die Kunst des der damit einer neuen Zukunft entgegengeht, wenn auch weder die genaue Befolgung des an und für sich richtigen Naturgesetzes immer vorteilhaft, noch auch die Nichtbefolgung desselben auf Jahrzehnte hinaus schädlich auf die Produktion wirkt. (S. Agrikulturchemie.)
Aus der umfangreichen Litteratur über Ackerbau im engern Sinne sind hervorzuheben: Koppe, Unterricht im A. und in der Viehzucht (11. Aufl., Berl. 1885);
Hamm, [* 30] Grundzüge der Landwirtschaft (2 Bde., Braunschw. 1854);
L. von Babo, Die Hauptgrundsätze des Ackerbau (4. Aufl., Frankf. a. M. 1874);
von Rosenberg-Lipinsky, Der praktische in Bezug auf rationelle Bodenkultur (2 Bde., 7. Aufl., Bresl. 1890);
Schumacher, Der Ackerbau. Die Lehre von der Bodenbearbeitung, Feldbestellung und vom allgemeinen Pflanzenbau (Wien [* 31] 1874);
Hamm, Katechismus des praktischen Ackerbau (3. Aufl. von Schmitter, Lpz. 1890);
Krafft, Lehrbuch der Landwirtschaft, Bd. 1 (6. Aufl., Berl. 1894);
Blomeyer, Die mechan. Bearbeitung des Bodens (Lpz. 1879);
von Schwerz, Praktischer Ackerbau (neu bearb. von Funk, Berl. 1882);
Droysen und Gisevius, Ackerbau (2. Aufl., ebd. 1894);
Cl. Müller, Allgemeine Ackerbaulehre (Stuttg. 1895).
s. Agrikulturchemie. ^[= oder der Teil der angewandten Chemie, der die chem. Bedingungen des Lebens der ...]
s. Arbeiterkolonien. ^[= Als Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre des 19. Jahrh. ...]
im Gegensatz zur landwirtschaftlichen Mittelschule, zur Landwirtschaftsschule und zur höhern landwirtschaftlichen Lehranstalt (Universitäts-Institut oder selbständige Akademie) ein Bildungsinstitut für den kleinen ländlichen Grundbesitzer, in welchem er mit den theoretischen Grundzügen der Bodenkultur, mit der rationellen Wirtschaft, der Handhabung verbesserter Geräte und Maschinen bekannt gemacht und wie in Bezug auf sein Fach so auch in der Elementarbildung entsprechend gefördert werden soll.
Die Ackerbauschule hat eine doppelte Aufgabe, eine praktische und eine theoretische. Die erste löst sie durch Unterweisung des Schülers in allen landwirtschaftlichen Arbeiten und Handgriffen, vom einfachen Spatenstich an bis hinauf zur leichtern tierärztlichen Operation. Der theoretische Unterricht läuft neben der Praxis in der Weise her, daß in Zeiten, wo die Wirtschaft alle Hände und Kräfte in Anspruch nimmt, die Lehre bloß die Erklärung der auszuführenden Arbeiten übernimmt; in der Periode der Arbeitsruhe hingegen, im Winter, tritt er in den Vordergrund.
Derselbe zerfällt in die Fortsetzung des Elementarunterrichts der Volksschule und in die Theorie der Landwirtschaft selber. Um in diese einzutreten, muß der Schüler eine gewisse Summe naturwissenschaftlicher Kenntnisse erwerben, also vorerst in der Naturgeschichte, Ackerbauchemie und Physik hinreichend unterrichtet werden. Dann erfolgt der Fachunterricht in Acker-, Wiesen-, Garten-, Obst- und Weinbau, in der Viehzucht und der allgemeinen Tierarzneikunde. Wichtig sind außerdem noch Feldmeßkunst, Zeichnen, Buchhalten, landwirtschaftliche Gesetzkunde. Der Kursus an den Ackerbauschule währt in der Regel ¶
zwei oder drei Jahre; erstere Zeit meistens an theoretischen Schulen, welche sich nur mit der Lehre beschäftigen und die praktische Unterweisung entweder ganz beiseite lassen oder doch nur in beschränktem Maße erteilen; letztere Zeit an praktischen Schulen, welche den Zögling neben dem theoretischen Unterrichte auch in praktischer Hinsicht vollständig ausbilden. Auf der zweiten Kategorie von Ackerbauschule sind meistens die Kosten des Besuchs geringer, da die Schüler einen Teil, im letzten Jahre oft das Ganze ihres Unterhaltes durch eigene Arbeit verdienen. Hierher gehören auch die Landwirtschaftlichen Winterschulen, welche nur im Winter existieren und deren Direktor im Sommer meistens als landwirtschaftlicher Wanderlehrer fungiert. - Das Verdienst der Gründung der ersten Ackerbauschule (1804) gebührt Fellenberg in Hofwyl.
Seine Musterschule, welche unter Wehrlis Leitung über 30 Jahre blühte und fast 3000 Zöglinge bildete, rief zuerst in Württemberg [* 33] Nachahmung hervor. Zugleich mit der Akademie entstand (1818) in Hohenheim eine Ackerbauschule für Bauern, die so große Erfolge hatte, daß die Regierung sich veranlaßt sah, noch zwei andere zu gründen, die allen übrigen zum Vorbilde dienten. In Deutschland [* 34] bestehen jetzt in fast allen Ländern oder Provinzen Ackerbauschule, im ganzen (von den Winterschulen abgesehen) 43;
Italien [* 35] besitzt 11, Schweden [* 36] 27, Norwegen in jedem Amt eine, Österreich [* 37] 14, Böhmen [* 38] 5, Ungarn [* 39] 6;
in Frankreich bestehen 48 niedere Ackerbauschule (fermes écoles) nur für Unterweisung in der Praxis, außerdem sog. Regionalschulen (früher écoles impériales d'agriculture) für theoretisch-praktischen Unterricht;
in Rußland finden sich nur wenige eigentliche Ackerbauschule, dagegen zahlreiche sog. Knechtsschulen, verbunden mit einer Lehrfarm zur Ausbildung von ländlichen Vorarbeitern.
Vgl. Hosäus, Die Ausbildung junger Landwirte u. s. w. mit besonderer Berücksichtigung der bäuerlichen Verhältnisse (Jena [* 40] 1868);
Schröder, Die theoretischen Ackerbauschulen u. s. w. (Rienb. 1869);
F. C. Schulz, Die theoretisch-praktische Ackerbauschule (Jena 1869);
Weidenhammer, Die Landwirtschaftslehre und der Unterricht (Braunschw. 1869);
ders., Die Organisation der landwirtschaftlichen Schulen (Helmst. 1870);
F. C. Schulz, Welche Schule hat der Landwirt zu seiner allgemeinen Vorbildung zu besuchen? (2. Aufl., Brieg [* 41] 1879);
Linde, Der landwirtschaftliche Volksunterricht (Berl. 1879);
Schacht, Die Ausbildung des Landwirts in Lehre und Studium (Kiel [* 42] 1884);
Rieger, Die Aufgaben und die Bedeutung der landwirtschaftlichen Winterschule als Fachschule (Bresl. 1885).
s. Betriebssystem. ^[= landwirtschaftliches B. oder Wirtschaftssystem, die Gesamtheit derjenigen Regeln ...]
die Abteilungen, in welche der Pflug [* 43] mit feststehendem Streichbrett den Acker zerlegt.
Jedes Beet ist von dem andern durch eine Furche (Ausstreichfurche) getrennt, welche zum Abführen der übermäßigen Feuchtigkeit dient.
Man unterscheidet breite Ackerbeete, welche aus 10 bis 20 und mehr Furchen bestehen können, und schmale Ackerbeete mit nur 4 Furchen und stark gewölbt (Bifänge).
Letztere sind nur anzuwenden bei nassem undrainiertem Boden mit seichter Ackerkrume.
s. Cirsium.
orientalische Knoppern, Wallonen, sind die becherförmigen, verwachsenen Deckblättchen der Früchte einiger Eichengattungen, namentlich der Ziegenbarteiche, Quercus aegilops L., welche auf den griech. Inseln und in der Levante wild wächst. Die Früchte dieser Eichen bleiben nach dem Sammeln einige Zeit in Haufen aufgeschichtet, worauf sich Gärung einstellt, trocknen dann aus, worauf die mit dicken, abstehenden Schuppen besetzten Kelche sich leicht von den Früchten trennen lassen. Letztere werden namentlich von orient. Häfen aus in den Handel gebracht und wegen ihres hohen Gehalts an Gerbstoff sowohl in der Gerberei wie in der Färberei gebraucht.
Anlage zur Entwässerung von Vertiefungen im Acker, aus denen durch offene Gräben oder Drainierung (s. d.) die Feuchtigkeit nicht zu entfernen ist. Um eine Ackerfontanelle anzulegen, treibt man einen Brunnenschacht durch die Ackerkrume und die darunter befindliche undurchlässige Bodenschicht bis zum Wasser durchlassenden Untergrund.
Der Schacht wird alsdann mit Reisig oder besser mit Steinen aufgefüllt und mit 0,5 m Ackerkrume überdeckt.
Bei kleinern Vertiefungen genügt auch manchmal eine Durchbohrung der undurchlässigen Untergrundschicht mit dem Erdbohrer. [* 44]
ein krümliger Zustand des Bodens, der durch mechan. Bearbeitung desselben mit Geräten und Instrumenten hergestellt wird. Auch durch Beschattung des Bodens mit grünen Gewächsen, z.B. Klee, Lupinen, läsit sich die Ackergare hervorrufen. Der gare Acker ist dunkler, die Schollen zerfallen, der Boden wird elastisch und die Ackerkrume dehnt sich aus. Der ganze Acker überzieht sich bei längerm Liegen mit einer moosartigen grünen Masse. Die Ackergare ist der erwünschte Zustand des Bodens zur Einbringung der Saat. -
Vgl. von Laer, Die Ackergare, die Brache und der Ersatz der Pflanzennährstoffe (5. Aufl., Lpz. 1882).
s. Landwirtschaftliche Geräte ^[= und Maschinen, mechan. Hilfsmittel der Bodenkultur zur Bearbeitung des Bodens, zur Saat und ...] und Maschinen.
s. Agrargesetzgebung. ^[= Im alten Rom, das, aus einem kleinen Bauernstaat hervorgegangen, zuletzt unter anderm auch daran ...]
s. Anthemis. ^[= L., Hundskamille, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 80 Arten ...]
die oberste Kulturbodenschicht, soweit sie durch die Ackergeräte, namentlich den Pflug, bearbeitet wird. Sie enthält durch Zersetzung des tierischen Düngers und der Wurzelrückstände der angebauten Gewächse Humus (s. d.), darf aber keineswegs mit diesem verwechselt werden. Sie ist ein Konglomerat feinzerteilter Gesteinstrümmer, vermischt mit Resten tierischer und vegetabilischer Organismen, welches in dieser Gestalt zur Aufnahme und Ernährung der Nutzpflanzen besonders durch seinen Gehalt an löslichen Mineralbestandteilen geeignet ist.
Tiefe oder Mächtigkeit einer Ackerkrume ist eine der wesentlichen Bedingungen, von welchen der Pflanzennahrungsgehalt, also die Qualität (Bonität) oder die Ertragsfähigkeit eines Bodens abhängt; seicht ist eine Ackerkrume bei 10 cm, mitteltief bei 15 cm, tief bei 25 cm, außergewöhnlich tief bei größerer Mächtigkeit. Außer der Mächtigkeit ist natürlich auch die chem. Zusammensetzung und das physik. Verhalten (Bindigkeit, Lockerheit u. s. w.) der von wesentlichem Einfluß auf die Ertragsfähigkeit. -
Vgl. Mulder, Chemie der Ackerkrume (deutsch von Grimm, 2 Bde., Lpz. 1862; von Joh. Müller, Berl. 1861-62).;
Senft, Lehrbuch der Gesteins- und Bodenkunde, für Land- und Forstwirte, sowie auch für Geognosten (2. Aufl., Berl. 1877); Lorenz von Liburnau, Die geolog. Verhältnisse von Grund und Boden (ebd. 1883); Dafert, Kleines Lehrbuch der Bodenkunde (Bonn [* 45] 1885).
Feldkulte, Verehrung besonderer, den Ackerbau beschützender, sowie Bekämpfung der diese schädigenden Gottheiten, ein Kultus, der bei ¶
allen ackerbautreibenden Völkern geübt wurde und sich bis heute in gewissen Gebräuchen fast allgemein erhalten hat, wie im Fangen des in die letzte Garbe des Feldes geflohenen Kornmannes. Die Ägypter verehrten den Sonnengott Osiris, [* 47] dessen Leben und Sterben ihnen mit Erwachen, Leben und Vergehen der Vegetation gleichbedeutend war. Bei den Griechen bewirkte Persephone [* 48] das Wachstum des Getreides, während es Demeter [* 49] schützte. Die Römer, [* 50] bei denen die am meisten ausgebildet waren, glaubten, daß jede einzelne Wachstumsperiode der Kulturpflanzen von einem besondern Gotte oder Göttin behütet werde, daß es aber auch feindliche Götter, wie die Brandgöttin, Robigo, dann einen Dornengott gäbe, die durch Opfer besänftigt werden müßten.
Überbleibsel dieser, sowie deutscher heidn. Sitten sind in den besonders in kath. Gegenden üblichen Bittgängen (s. d.), z. B. zur Beseitigung von Dürre oder Nässe, im Maien-, im Johannisfeste u. s. w. zu finden. Auch der Glaube an bestimmte Geister, die das Leben der Kulturpflanzen in Person darstellen, gehört ins Gebiet der Ackerkulte; so gab es bei den Peruanern eine Mais- und eine Kartoffelmutter, bei den Germanen eine Roggenmuhme, Geister, deren nützlichem Wirken feindliche Dämonen entgegenwirkten. Zu letztern gehören bei den Germanen der Bilmesschnitter, auch als Teufel bezeichnet, der das Getreide [* 51] durchwandert und durch kleine, an den Zehen befestigte Sicheln die besten Halme herausschneidet, dann der Roggenwolf, der bei Wind Wellen [* 52] ins Getreide schlägt und die Halme knickt sowie das Mutterkorn hervorruft (Wolfszähne), der Tauschlepper u. a. m.; im Norden [* 53] säte Loki Lolch unter das Getreide u. s. f. -
Vgl. Mannhardts Wald- und Feldkulte (2 Bde., Berl. 1875-77);
ders., Roggenwolf und Roggenbund (2. Aufl., Danz. 1866);
ders., Die Korndämonen (Berl. 1868);
ders., Mytholog. Forschungen (Straßb. 1884);
Pfannenschmid, German.
Erntefeste (Hannov. 1878); Jahn, Die deutschen Opfergebräuche bei Ackerbau und Viehzucht (Bresl. 1884).
Karl Gustav, Parlamentarier, geb. zu Elsterberg im sächs. Vogtlande,, studierte in Leipzig [* 54] Jura, wurde 1847 Ratsaktuar in Dresden, [* 55] 1849 Rechtsanwalt, 1865 zugleich Syndikus der Sächsischen Bank daselbst. Zur Zeit ist in Dresden. Seit 1853 Mitglied des dortigen Stadtverordnetenkollegiums, war er 1854-64 Vicevorsteher, seit 1865 erster Vorsteher desselben. Seit 1869 ist Ackermann mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied der sächs. Zweiten Kammer und war auch für den Wahlkreis Dresden-Altstadt-Dippoldswalde bis 1893 Mitglied des Reichstages, dessen 2. Vicepräsident er 1880-83 war und wo er der deutschkonservativen Partei zugehörte. 1891 wurde er zum ersten Präsidenten der sächs. Zweiten Kammer gewählt. Als eifriger Vertreter einer Einschränkung der Gewerbefreibeit und der Rückkehr des Zunftzwanges, vor allem der Ausbildung von Zwangsinnungen und der Einführung des Befähigungsnachweises, hat er in neuester Zeit die deutsche Gewerbegesetzgebung in zünftlerischem Sinne beeinflußt.
Konrad Ernst, Mitbegründer der deutschen Schauspielkunst, geb. zu Schwerin, [* 56] wandte sich, nachdem er unter dem russ. General Münnich gegen die Türken gekämpft batte, der Bühne zu und trat Jan. 1740 in Lüneburg [* 57] zur Schönemannschen Gesellschaft. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Mit ihr ging er 1746 nach Danzig, [* 58] dann nach Petersburg [* 59] und Moskau, [* 60] wo er sie 1749 heiratete, darauf nach Königsberg. [* 61] Hier verlor er durch den Bau eines eigenen Theaters (1755) sein Vermögen, indem er es bei Ausbruch des Siebenjährigen Krieges übereilt aufgab. Ackermann führte nun mit seiner Gesellschaft ein Wanderleben, nahm 1764 in Hamburg [* 62] Kochs (s. d.) Stelle ein und eröffnete ein neues Theater. [* 63]
Der Aufenthalt A.s in Hamburg bildet einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte des deutschen Theaters. Seine Gesellschaft umfaßte die vorzüglichsten Talente, außer seiner Familie und seinem Stiefsohne Schröder, Ekhof, Hensel, Schröter, Bök, Borchers, die Frauen Hensel (Seyler) und Sophie Schulz, und wurde dadurch, wie durch den Umstand, daß Lessing an ihre Leistungen dramaturgische Abhandlungen knüpfte, tonangebend für ganz Deutschland. Doch stand Ackermann nur bis an der Spitze des Hamburger Theaters; dann ging es als «Deutsches Nationaltheater» (s. d.) an 12 Hamburger Bürger über. Ackermann verblieb mit den meisten Mitgliedern.
Aber das Unternehmen scheiterte bald, und Ackermann ging im März 1769 mit seiner Niedersächsischen Komödiantengesellschaft nach Hannover, [* 64] wo er Ekhof und mehrere Hauptkräfte verlor, dann nach verschiedenen Orten, bis er in Hamburg starb. Ackermann ist Begründer der eigentlich deutschen Schauspielkunst. Seine Darstellungen waren Muster von farbiger Frische und Natürlichkeit. Die Zeitgenossen bewunderten seine bürgerlichen, soldatischen und humoristischen, Moliereschen und Holbergschen Charaktere; ideale Rollen, [* 65] Liebhaber, Helden der franz. Tragödie gelangen ihm nicht.
Seine Gattin, Sophie Charlotte Ackermann, geborene Bierreichel, geb. in Berlin, [* 66] war die Witwe des Organisten Schröder daselbst. Sie bewährte sich als bedeutende Schauspielerin und vorzügliche Directrice. Seit 1780 beschäftigte sie sich mit der Ausbildung junger Schauspielerinnen. Sie starb Aus ihrer ersten Ehe stammte der berühmte Schauspieler F. L. Schröder (s. d.); aus der zweiten zwei Töchter, die gleichfalls als Schauspielerinnen auftraten, Dorothea, geb. 1752 zu Danzig, war sentimentale Liebhaberin, trat aber bereits 1778 von der Bühne zurück, Charlotte, geb. ausgezeichnet durch Liebenswürdigkeit, hohe geistige Bildung und mimisches Talent, starb schon ihre unglückliche Liebe zu dem dän. Major von Sylburg schildert Otto Müller in dem Romane: «Charlotte Ackermann» (Frank. 1854).
Luise Viktorine,geborene Choquet, franz. Schriftstellerin, geb. zu Paris, [* 67] heiratete 1844 zu Berlin, wo sie ihre Sprachstudien fortsetzte, den Theologen und Prinzenerzieher Paul Ackermann, einen vertrauten Freund Proudhons, und zog sich nach ihres Gatten Tode (1846) nach Nizza [* 68] zurück, um einsiedlerisch in einem alten Kloster ihre eigenartige trübe und pessimistische Weltanschauung auszubilden; hier starb sie Sie veröffentlichte die Dichtungen «Contes» (1855; vermehrt 1861),
meist über ind. Stoffe, «Poésies, premières poésies, poésies philosophiques» (1874) und «Pensées d'une solitaire» (Par. 1883),
Lebenserinnerungen mit «Autobiographie». -
Vgl. Caro, Mad. Ackermann, un poète positiviste, in der «Revue des Deux Mondes», Okt. 1878; d'Haussonville, Mad. Ackermann (Par. 1892).
Rud., deutsch-engl. Industrieller, geb. zu Schneeberg, erlernte das ¶
Sattlerhandwerk, arbeitete dann in verschiedenen deutschen Städten, Paris und London [* 70] und kam in Ruf als Verfertiger geschmackvoller Muster für Wagenbauer. 1795 gründete er in London eine Kunsthandlung. Er erfand ein Verfahren, um Papier, Tuch und andere Stoffe wasserdicht zu machen, war für die Einführung der Beleuchtung [* 71] mit Gas thätig und machte die Lithographie in England heimisch. Er begründete das illustrierte «Repository of arts, literature and fashions» (1809-28) und nach dem Muster der deutschen Almanache die Litteratur der engl. «Annuals», deren Reihe er mit seinem «Forget me not» 1825 eröffnete. Von den durch ihn veranstalteten, mit trefflichen Illustrationen versehenen Werken sind ferner zu nennen «The Microcosm of London» (3 Bde., 1808-11),
«Westminster Abbey» (2 Bde., 1812),
«University of Oxford» [* 72] (2 Bde., 1814),
«University of Cambridge» (2 Bde., 1815),
Colleges of Winchester, Eton, Westminster" (1816),
«Picturesque Tours» [* 73] (1820-28), World in Miniature (43 Bde., 1821-26). Er starb in Finchley bei London.
Vulgärname der weißen Bachstelze [* 74] (s. d.). ^[= (Motacilla), Vogelgattung der Alten Welt aus der Familie der zu den Sperlingsvögeln gehörenden ...]
einfaches Instrument aus einem viereckigen, mit Ruten durchflochtenen Balkenrahmen, welches, von einem Gespanne fortbewegt, dazu dient, den von der Egge [* 75] noch nicht völlig geebneten Boden eines Feldes zu glätten, die Unebenheiten auszugleichen und die Schollen zu zerkleinern.
Auch dient es zur Unterbringung kleinerer Sämereien.
Die Ackerschleife ist vorzugsweise in Belgien [* 76] und England in Gebrauch;
vielfach wird sie durch die umgekehrte Egge ersetzt.
(Limax agrestis L.), eine nackte Lungenschnecke (s. d.) mit kleinen Kalkschälchen unter der Haut [* 77] des Mantelschildes, mit dem Atemloch an der rechten Seite hinter der Mitte des Schildes, einer der gefährlichsten Feinde der Acker- und Gartenpflanzen, der namentlich in feuchten Jahren sich außerordentlich vermehrt. Die meist graue, häufig auch gelbliche oder bräunliche Schnecke wird höchstens 5 cm lang und hält sich besonders in Wiesen und Kleeäckern, unter schattigen Hecken und Büschen auf, verkriecht sich tags über in Spalten, unter Blättern und Wurzeln, gegen den Winter aber so tief in die Erde, daß sie gegen Kälte und Austrocknung geschützt ist.
Die Ackerschnecke kommen abends sowie auch beim Regen hervor und fressen besonders gern Gemüse, jungen Klee, junges Getreide, Erdbeeren, Kürbisse, Feld- und Baumfrüchte. Jede Schnecke legt von August an bis zu Ende des Herbstes an 400 und mehr Eier, [* 78] in Gruppen zu 10-30 verteilt, in kleine, feuchte Gruben und Vertiefungen. Die Jungen, nur einige Linien lang, kriechen teils schon im Spätsommer und Herbst, teils erst im folgenden Frühjahr aus. Sie können in feuchten Jahren, wie z. B. 1817, 1851, 1853, ungeheure Verwüstungen anrichten. Hühner, [* 79] Enten, [* 80] Tauben, [* 81] Krähen, Elstern, Amseln und Stare, Schweine [* 82] und Maulwürfe, Blindschleichen und Kröten sind ihre Hauptfeinde. Man vertilgt sie durch Einsammeln, mittels Umherstreuen von Kürbisstücken, an welchen sie sich sammeln, durch Eintreiben von Enten, oder durch tiefes Umackern und Walzen des Bodens bei trocknem Wetter. [* 83] - Die schwarze oder graugefleckte, an weißer Mittelsohle kenntliche Waldschnecke (Limax maximus L.) wird bis 20 cm lang und ist die größte einheimische Schnecke; die Kellerschnecke (Limax variegatus Drap.), grau mit hellern Sprenkeln, mit rötlichem Schleim, wird in Kellern lästig.
(Sinapis arvensis L.), lästiges Unkraut unter Sommerfrüchten, häufig mit Hederich verwechselt.
Drillkultur und dadurch ermöglichtes Hacken des Getreides und der Hülsenfrüchte, sowie sorgfältige Reinigung des Saatgetreides und Umpflügen der Stoppeln gleich nach der Ernte sind die besten Mittel gegen Überhandnehmen des Ackersenf. Zum Ausjäten des und des Hederich wird auch die Jätemaschine angewendet. (S. Sinapis.)
ein Bodengerät zum Ebnen des Ackers, zum Befestigen der Ackerkrume und zum Zerkleinern der Schollen, aus Holz, [* 84] Stein oder Eisen; [* 85] die neuern Walzen sind nur aus Eisen. Man unterscheidet Glattwalzen, Ringelwalzen (s. Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen II, [* 69] Fig. 8), bestehend aus linsenförmigen gußeisernen Ringen, die auf einer Achse aufgezogen sind, Schollenbrecher (Croskill), zusammengesetzt aus Scheiben, deren äußerer Umfang mit prismatischen Zähnen besetzt ist, auch die Seitenwangen der Scheiben besitzen Zähne. [* 86] Die neueste sehr beliebte Ackerwalze ist die Cambridgewalze (s. dieselbe Tafel, [* 69] Fig. 12), aus gußeisernen Ringen mit prismatischen Zähnen und eisernen, konisch zulaufenden Scheiben zusammengesetzt. Stachelwalzen werden wenig angewandt. In neuerer Zeit werden viel dreiteilige Walzen (s. dieselbe Tafel, [* 69] Fig. 1) benutzt, bei denen an einem gemeinsamen Gestelle der mittlere Teil vorwärts befestigt ist, während die beiden äußern nach hinten angeordnet sind. Solche Walzen erleichtern besonders das Umkehren mit schweren Geräten auf dem Acker; auch wird dabei die Ackerkrume nicht so sehr zusammengeschoben wie bei langen, aus einem Stück bestehenden Ackerwalze.
(d. i. Kummerlos).
1) Name eines berühmten ind. Königs, mit dem Beinamen Pijadassi (der Liebevolle). Açoka war der Enkel des Tschandragupta (s. d.) und regierte von 259 bis 222 v. Chr. Er ist besonders dadurch bekannt, daß er zum Buddhismus übertrat und diesen durch seinen Sohn Mahēndra (Pali: Mahindō) nach Ceylon [* 87] verpflanzen ließ, das fortan der Hauptsitz des Buddhismus wurde; sodann dadurch, daß er in den verschiedensten Teilen seines großen Reichs, von Kabul im Westen bis Orissa im Osten, Inschriften einbauen ließ, die, in zwei verschiedenen Alphabeten und drei verschiedenen Dialekten abgefaßt, für uns als älteste Quelle [* 88] der ind. Volkssprachen von größtem Wert sind.
Eine äußerst mangelhafte Gesamtausgabe veranstaltete Cunningham im Corpus Inscriptionum Indicarum", Tl. 1 (Kalkutta [* 89] 1877). Eine vortreffliche Neubearbeitung mit Übersetzung und Kommentar gab Senart, «Les inscriptions d'Piyadasi (2 Bde.,» Par. 1881-86) und «Notes d'épigraphie indienne» (ebd. 1888),
eine Revision mit vielen Verbesserungen auf Grund neuer Abklatsche der Inschriften Bühler in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft» (Bd. 37, 39, 40, 41, 43). - 2) Name eines Baumes (Jonesia Asoka Roxb.), der nach ind. Sage bei der Berührung durch den Fuß eines Mädchens Blüten treibt und in der ind. Poesie eine große Rolle spielt.
Alkaloid des Aconits (s. Aconitum). ^[= L., Aconit, Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten in ...]
oder Aconcahua, eine der größten Provinzen des mittlern Chile, [* 90] grenzt im N. an die Provinz Coquimbo, von der sie der Choapafluß trennt, im O. an die Anden von Argentinien, im ¶
S. an die Provinz Santiago durch die Bergkette, die die Becken des Aconcaguaflusses und des Mapocho scheidet, im W. an Valparaiso [* 92] und das Stille Meer, hat 16126 qkm und (1892 berechnet) 153049 E. Fast neun Zehntel der Oberfläche sind unfruchtbare Berge, das übrige, vom Aconcaguafluß und andern Flüßchen bewässert, ist von. ausgezeichneter Fruchtbarkeit und fast ein einziger Garten; [* 93] Feigen, Pfirsiche, Walnüsse, Luzerne, Hanf, besonders Weintrauben werden gebaut, weniger Getreide.
Auch der Bergbau [* 94] auf Kupfer [* 95] ist erwähnenswert. Der Weg von Valparaiso nach Santiago, sowie die verkehrreichste Straße zwischen Chile und Argentinien führt durch die ganze Länge der Provinz und überschreitet die Anden im Paß [* 96] von Uspallata, ebenso führt ein Teil der Eisenbahn von Valparaiso nach Santiago durch die Provinz, sowie eine Bahn, die sich von ersterer abzweigt und über San Felipe und die Anden nach Mendoza geht. Die Provinz wird in die fünf Depart. Petorca, Ligua, Putaendo, San Felipe und Andes geteilt. Hauptstadt ist San Felipe (s. d.). Der Cerro de Aconcagua, dessen Gipfel auf argentin. Gebiet liegt, wurde 1883 von Güßfeldt bis 6400 m erstiegen und ist nach ihm 6970 m hoch und damit der höchste gemessene Berg Amerikas; der Cerro Juncal 6208 m.
condition (im Buchhandel), s. Konditionsgut.
Alkaloid des Aconit (s. Aconitum). ^[= L., Aconit, Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten in ...]
s. Aconitum. ^[= L., Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten in ...]
ein Alkaloid, dem die Pflanzen der Gattung Aconitum ihre Giftigkeit und heilkräftige Wirkung verdanken. Das reine Aconitin hat wahrscheinlich die Zusammensetzung C33H43NO12 und ist als Benzoylaconin aufzufassen. Das Aconin, C26H39NO11 , entsteht neben Benzoesäure bei der Spaltung des Aconitin. Das reine Aconitin krystallisiert in weißen Tafeln, schmilzt bei 179° (nach andern bei 184°), ist fast unlöslich in Wasser; die Lösungen drehen die Polarisationsebene des Lichts nach links und schmecken bitter und kratzend.
Das Aconitin des Handels ist ein Gemenge von sehr wirksamem Aconitin, etwas weniger wirksamem Pseudoaconitin, C36H49NO12 , das man als Veratroylaconin aufzufassen hat, und dem viel weniger giftigen Spaltungsprodukt Aconin. Daraus erklären sich die Verschiedenheiten der gewöhnlichen deutschen, französischen und englischen von denen das letztere am meisten Pseudoaconitin enthält (Morsonsches Aconitin). Die Darstellungsmethoden des Aconitin sind sehr mannigfaltig. Das Aconitin ist jedenfalls eines der giftigsten Alkaloide. Da aber die angewendeten Präparate Gemenge verschiedener Basen sind, so sind auch die Angaben über die physiologische und die heilkräftige Wirkung sehr voneinander abweichend. Im allgemeinen ist die Wirkung der des Atropins ähnlich. Der gerichtliche Nachweis des Aconitin ist wegen des Mangels an Erkennungsmitteln schwierig.
Equisetsäure, Citridinsäure, eine dreibasische organische Säure, die sich hauptsächlich in den Arten der Gattung Aconitum, ferner auch in Equisetum-Arten, dem Safte des Zuckerrohrs und Sorghums, sowie in andern Pflanzen vorfindet. Aus den aufgekochten und filtrierten Säften dieser Pflanzen wird durch Eindampfen aconitsaurer Kalk erhalten. Die Aconitsäure krystallisiert in kleinen Blättchen, die in Alkohol, Äther und Wasser leicht löslich sind. Sie schmilzt bei 187° und zersetzt sich dabei in Kohlensäure und Itaconsäure. Zur Citronensäure steht die in naher Beziehung und kann aus derselben durch Erhitzen oder besser durch Kochen mit starker Schwefelsäure [* 97] erhalten werden. Sie enthält ein Molekül Wasser weniger als die Citronensäure, hat die Zusammensetzung C6H6O6 und die Konstitutionsformel
COOH.CH2.C(COOH) = CH.COOH ^[COOH.CH2C(COOH)=CH.COOH]
L., Aconit, Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten in der nördl. gemäßigten Zone, besonders in Gebirgsgegenden; perennierende hohe Kräuter mit meist tief gelappten Blättern und ansehnlichen lebhaft gefärbten Blüten. Wegen der eigentümlichen Gestalt der Blüten, in der das eine Kelchblatt helmartig entwickelt ist, heißen sie im Volke Sturmhut, Eisenhut. Mehrere Arten sind ihrer schönen Blüten halber Zierpflanzen, namentlich die in Deutschland auch wild vorkommenden Aconitum Napellus L., A Stoerkeanum Rchb. und Aconitum variegatum L.
In der Heilkunde wurde Aconitum zuerst durch den kaiserlich österr. Leibarzt von Stoerck im 18. Jahrh. eingeführt. Am heilkräftigsten ist Aconitum Napellus. In der Pharmacie sind die Knollen der letztern Art als Tubera Aconiti offizinell, aus welchen auch ein Extrakt und eine Tinktur bereitet wird. Aconitum hat besonders bei den Homöopathen viel Beachtung gefunden, welche ihn namentlich bei hitzigen Fiebern, Brust- und Gelenkentzündungen u. s. w. anwenden. Sonst wird Aconitum innerlich gegen Rheumatismus, Gicht, chronische Lähmungen, Neuralgien, Asthma, Unterleibsstockungen u. dgl., äußerlich bei bösartigen Geschwüren, Krebs [* 98] u. s. w. verordnet.
Bei Aconitvergiftungen lasse man, bis die ärztliche Behandlung eintritt, Essig oder Wein in kleinen Gaben trinken, und gebe, namentlich wenn die Vergiftung zeitig bemerkt wird, ein Brechmittel. Die Wirkungen dieser Vergiftung äußern sich zunächst in brennenden Schmerzen in der Mundhöhle [* 99] und auf der Zunge, worauf bald vermehrte Harn- und Schweißabsonderung, von beschleunigtem Puls, Erweiterung der Pupille, Dunkelsehen, Schwindel und Kopfschmerz begleitet, eintritt.
Dann folgen Erbrechen, Kolikschmerzen, Krämpfe, Zittern der Glieder, [* 100] Beengung der Respiration, bis zuletzt, wenn nicht Hilfe geschafft wird, unter Delirien, Ohnmachten, Zuckungen und unwillkürlichem Stuhlabgang der Tod eintritt. Die giftige Wirkung der Aconitpflanzen wird durch ein in allen Teilen, namentlich aber in den stets handförmig zerteilten Blättern und in den Wurzelknollen enthaltenes Alkaloid, das Aconitin (s. d.), hervorgerufen. Außer diesem ist noch ein nicht giftiges Alkaloid, das Aconellin nachgewiesen, vielleicht mit Narkotin identisch, sowie ein anderes, das Napellin, vielleicht identisch mit Acolytin.
Einzelne Aconitarten scheinen kein Aconitin zu enthalten; so konnte Hübschmann in Aconitum Lycoctonum L. kein Aconitin nachweisen, fand dagegen zwei andere Alkaloide, Lycoctonin und Acolyctin. Die aus Ostindien [* 101] kommenden, vom Himalaja stammenden Aconitknollen, Bith genannt, liefern vorzugsweise ein vom Aconitin abweichendes Alkaloid, das Pseudoaconitin, identisch mit Nepalin, Napellin, Acraconitin. Die Alkaloide sind in der Pflanze mit organischen Säuren verbunden, von denen Aconitsäure (s. d.) mit Sicherheit nachgewiesen ist. -
Vgl. Laborde und Duqnesnel, Des aconits et de l'aconitine (Par. 1883).
(grch. Akontios), s. Kydippe.
conto (ital.), soviel wie «auf Rechnung» oder «auf Abschlag».
Eine Zahlung a conto ist eine ¶