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Branntweins» (3 Tle. mit 10 Kupfertafeln, Lpz. 1812). -
Vgl. Scheibler, Aktenstücke zur Geschichte der Rübenzuckerfabrikation in Deutschland (Berl. 1875).
Branntweins» (3 Tle. mit 10 Kupfertafeln, Lpz. 1812). -
Vgl. Scheibler, Aktenstücke zur Geschichte der Rübenzuckerfabrikation in Deutschland (Berl. 1875).
(spr. aschár), Louis Amédée, franz. Schriftsteller, geb. zu Marseille, ging 1834 als Teilhaber eines landwirtschaftlichen Unternehmens nach Algier, wurde 1835 Kabinettschef des Präfekten im Depart. Obergaronne und arbeitete seit 1838 in Paris an verschiedenen Blättern. «Lettres parisiennes», pikante Schilderungen aus dem Parser Leben, unter dem Pseudonym Grimm in der ultrakonservativen «L'Epoque» erschienen, gründeten seinen Ruf. Nach der Revolution von 1848 schrieb in der royalistischen Assemblée Nationale" jede Woche einen scharf polemischen «Courier de Paris». 1848-72 brachte die «Revue des Deux Mondes» fast jedes Jahr eine neue Erzählung von ihm. Achard starb zu Paris.
Unter der großen Anzahl seiner Romane und Novellen sind hervorzuheben: «Belle Rose» (1847 u. ö.),
«La chasse royale» (1849-50),
Les châteaux en Espagne", Novellensammlung (1854),
«La robe de Nessus» (1855),
«La traite des blondes» (1863),
«Historie d'un homme» (1863),
«Les chaines de fer» (1867),
«La vipère» (1874),
«Les petites-filles d'Eve» (1877). Achard schildert hier vorzugsweise Konflikte des Familienlebens und der Gesellschaft, zeigt Humor und die Kunst, die Stimmung auch äußerlich abzuspiegeln. Seine Lustspiele («Souvent femme varie», 1854; 2. Aufl. 1855, u. a.) sind schnell vergessen.
s. Eisenbahnbremsen.
(grch.), Undank, Undankbarkeit;
auch Mangel an Anmut.
der hellste Stern (1. Größe) im Sternbild des Eridanus (s. d.).
(frz., spr. ascharn-), gegen jemand hetzen, erbittern;
davon Acharnement, Wut, Gier.
[* ] ein gewöhnlich streifenweise wechselndes oder fleckenartig verbundenes Gemenge von Chalcedon, Jaspis, Quarz, Amethyst, Karneol und andern quarzigen oder kieseligen Mineralien, die sich in Farbe, Durchsichtigkeit u. s. w. voneinander unterscheiden. Chemisch besteht daher der Achat fast lediglich aus Kieselsäure, mit geringen Mengen von Eisenoxyd. Der Achat kommt namentlich in mandel- oder knollenförmigen Massen vor, die Hohlräume in zersetztem Gestein, insbesondere in Melaphyren, ausfüllen und ohne Zweifel dort aus wässerigen Lösungen entstanden sind, welche zuerst die in ihnen enthaltene Kieselsäure gallertförmig in konzentrischen Schichten zum Absatz brachten. So dünn und zart sind diese Schichten bisweilen, daß Brewster deren 17000 auf 1 Zoll Dicke zählte.
Der Achat zeichnet sich besonders durch Farbe und Zeichnung aus. Am häufigsten ist er durchscheinend bis durchsichtig, stellenweise undurchsichtig, und in verschiedenen Lagen farblos, weiß, rötlich, rotgelb, braun, violett und bläulich gefärbt. Die einzeln gefärbten Schichten bilden oft bandartige Zeichnungen: Bandachat (s. Fig. 1). Oft sind diese Zeichnungen in scharfen Ecken umgebogen und haben dann Ähnlichkeit mit dem Plan einer Festung - Festungsachat. Noch andere Zeichnungen geben ihm nach ihrer Ähnlichkeit die folgenden Benennungen: Kreis-, Augen-, Punkt-, Stern-, Korallen-, Muschel-, Moos-, Röhren-, Wolkenachat. (s. Fig. 2). Der Trümmerachat (s. Fig. 3) stammt von einem zertrümmerten Gange bei dem Dorfe Schlottwitz in Sachsen, dessen zahllose scharfkantige Bruchstücke durch schönen blauen Amethyst zusammengekittet sind.
Einige, die meist aus gemeinem Chalcedon bestehen, zeigen in durchfallendem Lichte Regenbogenfarben (Regenbogenachat). Zum Achat gehörige Steine, die aus Karneol mit abwechselnden Lagen von gemeinem Chalcedon bestehen, heißen Onyx (s. d.), bei den Alten zum Teil auch Sardonyx. Manche Varietäten des von großer Härte werden zu Schmucksteinen verschlissen; ferner dienen sie zu Reibschalen, Poliersteinen, Ringen, Schalen, Dosen, Knöpfen. Für physik. Instrumente benutzt man zur Verminderung der Reibung sehr oft Achatplatten, so als Unterlage für die Schneide genauer Wagen, als Pfannen für feine Zapfen u. s. w., weil Achat sich durch die Reibung mit Metall nicht abnutzt.
Der schönste Achat kommt aus Uruguay, Brasilien, Indien, in weniger guten Varietäten aus Böhmen, Sachsen, Hessen, Franken. Früher lieferten ihn in großer Mannigfaltigkeit die Melaphyr-Mandelsteine von Oberstein im Rabethal; hier und in dem benachbarten Idar erfolgt auch jetzt noch die hauptsächlichste Bearbeitung der Achat. An 200 Schleifmühlen, deren jede 4 oder 5 durch Wasserräder bewegte Schleifsteine enthält, sind hier in Thätigkeit und bedingen eine der merkwürdigsten Industrien Deutschlands; jährlich werden für über 1 Mill. M. rohe Achat, Bergkrystalle, Amethyste, Mondsteine, Topase und andere farbige Steine verarbeitet.
Letztere Sorten werden hier in gleicher Weise, wie im Jura (Waldkirch) und in Böhmen auf horizontalen Zinnscheiben facettiert und poliert. Mit der Herstellung und dem Vertrieb dieser geschliffenen Steine beschäftigen sich besonders die Firmen Aug. Beeck, Falz und Hahn, J. Worms, Ernst Wild, Gebrüder Wild in Idar und die Firmen Ernst Gottlieb und Herm. Stern in Oberstein. Hier wird namentlich auch die Kunst geübt, die Achat zu färben. Diese, schon den Alten bekannt, beruht auf der Eigenschaft der Achat, daß sie partien- oder lagenweise eine gewisse Porosität besitzen, die es möglich macht, färbende Stoffe in ihr Inneres zu bringen und sie damit zu durchdringen. Die brauchbaren Steine tränkt man mehrere Wochen lang mit Honigwasser; dann wird der aufgesogene Honig durch Kochen mit Schwefelsäure verkohlt, wodurch Streifen und Flecken von schwarzer oder brauner Farbe entstehen. Die blaue Farbe der
Achat wird durch Beizen mit Blutlaugensalz und Kochen in Eisenvitriol hergestellt.
der treue Gefährte des Äneas auf der Flucht von Troja, daher wird fidus Achates sprichwörtlich gebraucht für einen treuen Genossen.
eine durch Zusammenkneten oder Zusammenschmelzen verschieden gefärbter Gläser erhaltene Imitation des Achats, die zu Schalen, Bechern u. dgl. durch Pressen verarbeitet wird (s. Glas).
(Achatina), bis zu Faustgröße anwachsende Landschnecken des tropischen Afrikas, unsern Weinbergschnecken ähnlich, aber mit meist lebhaft gefärbten und gebänderten, oval gestreckten Schalen.
Scheibenförmige Schalenstücke der Achatschnecken dienen in Angola als Münze.
Die größte Achatschnecke ist die Zebraschnecke (Achatina zebra Lam.) von Madagaskar, deren Gehäuse über 16 cm lang wird.
Die Achatschnecken legen kalkschalige bis taubeneigroße Eier.
soviel wie Acheropita (s. d.).
jetzt Aspropotămos, d. i. «der weiße Fluß», wegen der Farbe seines Wassers, der bedeutendste griech. Fluß mit einer Lauflänge von 220 km, entspringt am südl. Fuße des Lacmon, des Gebirgsknotens im nördl. Epirus, durchströmt in wilden Gebirgsschluchten die ehemaligen Gebiete der Athamanen, Doloper und Agräer, und tritt, nachdem er die ätol. Ebene durchflossen, durch einen Engpaß in die breite Ebene, die sich an der Mündung in das Ionische Meer am Eingänge des Meerbusens von Paträ gebildet hat. Lange Zeit hielt man im Altertum nicht den vom Lacmon kommenden Arm, der Inachus genannt wurde, sondern den jetzt Megdova genannten am Pindus entspringenden Fluß für den Hauptquellstrom des Acheloos. - Der Flußgott Acheloos, nach Hesiod der Sohn des Okeanos und der Tethys, war der älteste und vornehmste sämtlicher Bruderflüsse. Besonders berühmt ist sein Kampf mit Herakles (s. d.) um den Besitz der Deïaneira, wobei dieser ihm das eine Horn abbrach, das in einen Stier verwandelt trug. Das Horn gab ihm Herakles zurück und erhielt dafür von Acheloos das Horn der Amaltheia (s. d.). Die bildende Kunst stellt den mit Herakles ringenden Flußgott als Drachen mit menschlichem Kopfe und Armen, oder als gehörnten Greis, oder als Stier mit menschlichem Gesicht dar.
Hans van, auch van Acken genannt, deutscher Maler, geb. 1552 in Köln, erhielt seinen Namen von der Stadt Aachen, dem Geburtsorte seines Vaters. Nachdem er zu Venedig die venet. Meisterwerte studiert, wandte er sich nach Rom, wo er für die Jesuitenkirche eine Geburt Christi malte. 1588 kehrte Achen nach Deutschland zurück und trat 1590 in bayr. Hofdienste. Kaiser Rudolf II. zog ihn 1592 nach Prag, wo er starb. Seine Gemälde zeigen zwar elegante Formen, doch sind sie übertrieben manieriert; mehrere besitzt die Gemäldegalerie zu Wien; auch die Hofkirche zu München und die Galerie von Schleißheim besitzen einige seiner ausgezeichnetsten Werke.
Andr., See- und Landschaftsmaler, geb. zu Kassel, kam 1823 nach Düsseldorf, wo er seit 1826 W. Schadow zum Lehrer hatte. Schon 1831 malte er eine Ansicht aus Düsseldorf, 1832 eine Waldkapelle und 1834 eine Norwegische Marine. 1835 ließ er sich in München nieder und malte dort u. a. norweg. Küstenbilder: Seesturm an der norweg. Küste (1836; Neue Pinakothek zu München), ein Bild gleichen Gegenstandes mit einem scheiternden Schiff (1837; Städelsches Museum zu Frankfurt a. M.). Der Stoff zu diesen Bildern war der Phantasie entnommen, da Achenbach erst 1839 eine Reise nach Norwegen machte, nachdem er früher bereits Holland, Dänemark und Schweden besucht hatte.
Durch die in Düsseldorf verarbeitete Ausbeute seiner norweg. Studien, wie in dem «Untergang des Präsident» (1842; Kunsthalle zu Karlsruhe) und in dem «Hardanger Fjord» (1843; Kunsthalle zu Düsseldorf), als Meister in der Nachbildung nordischer Naturformen und Beleuchtungen bekannt, reiste er im Herbst 1843 nach Italien, um auch den Süden in den Kreis seiner Darstellungen aufzunehmen. Die Ergebnisse dieser Reise waren: Die Pontinischen Sümpfe (1846; Neue Pinakothek in München), die Cyklopenfelsen (1847; Museum zu Philadelphia), Corleone (1852; Besitz des Deutschen Kaisers). 1843 trat Achenbach zum Katholicismus über und kehrte 1846 nach Düsseldorf zurück.
Hauptbilder von ihm sind ferner: See im norweg. Hochgebirge (1845; Galerie zu Schwerin), der Seesturm (1848; Kunsthalle zu Düsseldorf);
sodann: der Holländische Strand (1854), Vliessingen (1864), Amsterdamer Gracht (1871), Fischerdorf im Mondschein (1872), Wassermühle am Waldberg (1872; sämtlich in der Galerie zu Dresden), Leuchtturm bei Ostende (1862), Westfälische Mühle (1869; beide im Museum zu Leipzig).
Die Berliner Nationalgalerie besitzt: Ostende (1866), Scheveningen (1869), Holländischer Hafen (1883), Abfahrt eines Dampfers (1870), Fischmarkt in Amsterdam (1880; Städtisches Museum zu Köln), Hildesheim (1875) und Nordseestrand (1878; beide im Museum zu Breslau), Emden (1891). Obwohl Achenbach mit gleichem Erfolg die nordische und die südl. Natur, sowie alle Jahres- und Tageszeiten, lebhaft bewegte Momente und friedlich ruhige Landschaften darstellt, ist der nordische und niederländ. Strand doch sein eigentliches Arbeitsgebiet geblieben.
Hier kommt die Macht seiner Technik und sein hoher Sinn für Stimmung in der Natur ganz zum Ausdruck. Im Gegensatz gegen die klassischen wie romantischen Ideallandschafter durchaus Realist, ist er von frei erfundenen Kompositionen mehr zu unmittelbar der Natur abgelauschten Stimmungsbildern vorgeschritten. Dazu hat sich Achenbach auch in Aquarell, Lithographie und Radierung bethätigt. Die philos. Fakultät Bonn ehrte ihn an seinem siebzigsten Geburtstage durch Verleihung des Doktorgrades.
Heinr. von, preuß. Staatsmann, geb. zu Saarbrücken, studierte in Berlin und Bonn Jurisprudenz und trat 1851 als Auskultator bei dem Kreisgericht zu Siegen in den Staatsdienst. Als Justitiar am Oberbergamt zu Bonn (1858) habilitierte er sich dort an der Universität für deutsches Recht und erhielt 1860 eine außerord. Professur. Im Sommer 1866 wurde Achenbach als Geh. Bergrat und vortragender Rat in das Handelsministerium nach Berlin berufen und 1868 zum Geh.
Oberbergrat ernannt. Seit 1866 ist er auch Mitglied des Abgeordnetenhauses, wo er der freikonservativen Partei angehört. Als Delegierter des Reichskanzleramtes, dem er seit 1870 angehörte, vertrat er 1871 die Reichsregierung bei den Debatten über das Haftpflichtgesetz, das Rayongesetz und das Reichsbeamtengesetz im Reichstage. Seit April 1872 Unterstaatssekretär, war Achenbach einer der Hauptmitarbeiter an den kirchenpolit. Gesetzen, die den preuß. Landtag in der Zession 1872 73 beschäftigten. Im April 1873 trat Achenbach als Unterstaatssekretär in das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten
und übernahm dieses Portefeuille selbst. Vom bis war Achenbach auch interimistisch mit dem Portefeuille für landwirtschaftliche Angelegenheiten betraut und im Herbst 1874 wurde er preuß. Bevollmächtigter zum Bundesrate. Im Abgeordnetenhause trat er 1876 energisch für das Bismarcksche Reichseisenbahnprojekt ein. Doch kam er in Fragen der Leitung des Eisenbahnwesens in Differenzen mit Bismarck, erhielt seine Entlassung und wurde zum Oberpräsidenten der neuerrichteten Provinz Westpreußen, 1879 zum Oberpräsidenten von Brandenburg ernannt. 1882 wurde ihm der Auftrag, den Prinzen Wilhelm, jetzigen Deutschen Kaiser, in die Civilverwaltung einzuführen; 1888 verlieh ihm Kaiser Friedrich den Adel. Achenbach ist auf staatlichen und parlamentarischen wie auf privaten Gebieten (als königl. Kommissar für die freiwillige Krankenpflege) eine hervorragende Erscheinung.
Als Gegner jeder bureaukratischen Einschränkung huldigt er vor allem dem Grundsatz, den Kräften des Landes eine möglichst freie Entwicklung zu gönnen. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Die Bergpolizeivorschriften des rhein. Hauptbergdistrikts» (Köln 1859),
«Die Rechtsgültigkeit der Distriktsverleihungen in Preußen» (ebd. 1859),
«Die Haubergsgenossenschaften des Siegerlandes» (Bonn 1863),
«Bemerkungen über die Entwürfe eines Hypothekengesetzes und einer Hypothekenordnung für Preußen» (ebd. 1865),
«Das franz. Bergrecht und die Fortbildung desselben durch das preuß. allgemeine Berggesetz» (ebd. 1869),
«Geschichte der cleve-märk. Berggesetzgebung und Bergverwaltung bis 1815» (Berl. 1869),
«Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preuß. Bergrecht u. s. w.», Bd. 1 (Bonn 1871),
«Geschichte der Stadt Siegen» (Siegen 1882-86, Heft 1-8); auch wurde Achenbach Mitbegründer der «Zeitschrift für Bergrecht» (Bonn 1860 fg.),
an deren Leitung er bis 1873 teilnahm, und verfaßte den «Bericht über die Thätigkeit der vom Militärinspecteur geleiteten deutschen freiwilligen Krankenpflege während des Krieges von 1870 bis 1871» (Berl. 1871).
Oswald, Landschaftsmaler, Bruder von Andr. Achenbach, geb. zu Düsseldorf, bildete sich 1839-41 auf der dortigen Akademie, dann bei seinem Bruder sowie auf Reisen in Italien aus. 1863-72 war Achenbach Professor an der Düsseldorfer Akademie. Seine Gemälde schildern mit Vorliebe den Golf von Neapel, Rom und den Westen Campaniens und Siciliens. Namentlich vermag den ganzen Reiz des ital. Lebens und Himmels in der Abenddämmerung wiederzugeben und durch reiche, geistvolle Staffage zu beleben.
Breit behandelte Architekturen liebt er den Landschaften beizufügen. An Produktivität steht er seinem Bruder kaum nach. Hervorzuheben sind: Nächtliches Leichenbegängnis in Palestrina (1859; Kunsthalle in Düsseldorf), Castel Gandolfo (1866; städtisches Museum in Kö1n), Villa Torlonia bei Frascati (1869; Nationalgalerie zu Berlin), Rocca di Papa (1875), St. Annenumzug in Casamicciola auf Ischia (1876), Marktplatz in Amalfi (1876; Nationalgalerie), Rocca d'Arci (1877; Städtisches Museum zu Leipzig), Palast der Königin Johanna bei Neapel (1878; Museum zu Breslau), Am Golf von Neapel (1880; Dresdener Galerie), Golf von Neapel bei Mondschein (1885) und Am Posilippo (1886; Städtisches Museum zu Leipzig), Triumphbogen des Konstantin (1886), Cestiuspyramide zu Rom (1891).
s. Achäne.
in der österr. Bezirkshauptmannschaft Schwaz in Nordtirol, der größte und schönste See in Deutschtirol und unter den größern Alpenseen der höchstgelegene (920 m), zwischen dem Raben- und Seekarspitz im W. und den Hängen des Unnutz, Kögl-, Spiel- und Kotalpenjochs im O., die sich über 2000 m erheben und teilweise steil abfallen, eingebettet, ist 6,75 qkm groß, 9 km lang, bis über 1 km breit, 132 m tief und zeigt die herrlichste Bläue. Von Jenbach im Innthal (Station der Linie Kufstein-Ala der Südbahn) aus führt an seinem östl. Ufer eine oft in Felsen gesprengte und auf in den See eingerammten Pfählen ruhende Straße vorbei und weiter über den Achenpaß nach Kreuth, Tegernsee und nach München.
Seit 1889 ist der See mit Jenbach auch durch eine Eisenbahn verbunden (s. Achenseebahn). Am Südostende des Sees liegt Buchau, auf einem in den See ragenden Vorsprung der der Sängerfamilie Rainer gehörige Seehof, am Nordende das Gasthaus der Scholastica, das sich in neuester Zeit zu einem kleinen Dörfchen mit Kirche ausgebreitet hat, und Maiers Hotel, am südwestl. Ufer Pertisau mit der dem Benediktinerstift Viecht gehörigen Wirtschaft Fürstenhaus. Der Achensee ist einer der beliebtesten Sommerfrischorte der Alpen und wird von einem Dampfschiff befahren. Sein nördl. Abfluß, die Achen, das Achenthal durchfließend über Achenkirch und Achenwald (Gemeinde Achenthal, 967 E.), wendet sich vor dem Achenpaß nach Westen und mündet als Walchen unweit Fall in die Isar. -
Vgl. Ruf, Chronik von Achenthal (Innsbr. 1865);
Der Achensee mit dem Seebad Pertisau (Wien 1868).
in Tirol, schmalspurige (1 m) Lokalbahn (6,35 km) mit gemischtem (Adhäsions- und Zahnschienen-) Betrieb, zweigt von der Station Jenbach der Linie Innsbruck-Kufstein der Österr.
Südbahn ab und führt über Eben und Maurach nach der Südspitze des Achensees.
Sie ist als Privatbahn genehmigt und eröffnet.
Sitz der Direktion ist Salzburg.
Gottfr., Statistiker, geb. zu Elbing, studierte 1738-43 in Jena, Halle und Leipzig, wurde 1748 Professor der Philosophie, später der Rechte in Göttingen, wo er starb. Achenwall war der erste, der die Statistik, als «Staatskunde» aufgefaßt, in eine bestimmte Form brachte in seinem «Abriß der Staatswissenschaft der europ. Reiche und Republiken» (Gött. 1749; seit 1752 u. d. T. «Staatsverfassungen der heutigen vornehmsten europ. Reiche und Völker im Grundriß»).
1) Amtsbezirk im bad. Kreis Baden, hat (1890) 22 809 (11 062 männl., 11 747 weibl.) E., 18 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks Achern, 57 km südwestlich von Karlsruhe, an der Acher und der Linie Karlsruhe-Basel der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Offenburg) und einer Bezirksbauinspektion, hat (1890) 3397 E., darunter 700 Evangelische, eine höhere Bürger- und eine Volksschule, ein Denkmal des Großherzogs Leopold; Fabrikation von Sensen, Seidenhüten, Cichorien, Cigarren, Flaschen, Kühlschiffen und Sesseln, ferner Branntweinbrennereien und Weinhandlungen. In der alten Kapelle St. Nikolaus soll das Herz des Marschalls Turenne beigesetzt sein, der in dem nahe gelegenen Dorfe Sasbach fiel.
(jetzt Phanariotikos), Fluß in der epirotischen Landschaft Thesprotia, durchströmt in
seinem obern Laufe ein wildes Gebirgsland (das heutige Kakosuli) und tritt durch eine ungefähr 5 km lange Schlucht in die Ebene von Ephyra (später Cichyrus genannt), verliert sich aber bald in den sumpfähnlichen Acherusiasee (die Acherusia palus), dessen Wasser dann zum Hafen Eläa abfließt. Der schauerliche Anblick des die enge, düstere Schlucht durchfließenden Stroms und in der Nähe befindliche unterirdische Grotten, haben veranlaßt, daß der hellen. Volksglaube hier einen Eingang zur Unterwelt annahm, wie auch seit alten Zeiten ein Totenorakel in der Nähe des Sees bestand. Nach ähnlichen Vorstellungen nannte man auch anderswo Seen mit dem Namen Acherusia, so in Arkadien und Campanien. Zwei Flüsse der Unterwelt führen den Namen des und seines Nebenflusses Kokytos (Cocytus).
Bücher, Religionsbücher der Etrusker, s. Etrurien.
(grch. acheiropoieta, d. i. nicht von [Menschen-]Händen gemachte) nennt man die angeblich auf übernatürliche, wunderbare Weise entstandenen Christus- und Marienbilder.
s. Acheron.
s. D’Achery, Johann Lucas.
(frz., spr. asch’wáll), d. h. rittlings einer Straße oder eines lang gestreckten Geländegegenstandes (z. B. eines Wasserlaufs, einer Schlucht) ist eine Truppe aufgestellt, wenn sie zu beiden Seiten derselben steht, so daß ihre Frontlinie annähernd senkrecht von der Straße u. s. w. durchschnitten wird.
(grch.), angeborener Mangel der Lippen.
L., Garbe, Schafgarbe, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 100 Arten in der nördl. gemäßigten Zone besonders der Alten Welt. Es sind ausdauernde krautartige Gewächse mit meist stark zerteilten Blättern und kleinen trugdoldenartig angeordneten Blütenköpfchen. Die bekannteste Art ist die gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium L., s. Tafel: Futterpflanzen Ⅱ, [* ] Fig. 13), auf Wiesen, Ackerrändern und Triften gemein, mit schwach aromatischem Geruch und salzigem, bitterm und herbem Geschmack.
Blätter und Blüten waren offizinell und dienen jetzt noch häufig als Hausmittel. Neuerdings ist sie als Futterpflanze zur Ansäung auf Weiden, namentlich im Gemenge mit Weißklee und Gräsern empfohlen worden, da sie sehr widerstandsfähig ist und jung vom Vieh und Geflügel gern gefressen wird. Die jungen Blätter dienen in manchen Gegenden als Gemüse und zu Kräutersuppen, während die Blüten Zusatz zum Biere bilden sollen. Als Ackerunkraut wird die Pflanze oft sehr lästig.
Ferner sind bemerkenswert: Achillea moschata Wulf, ein kahles, schwach nach Moschus riechendes Pflänzchen der Alpen (namentlich Schweizeralpen), welches nebst zwei andern Alpengarben, der Achillea atrata L. und der weißwolligen Achillea nana L., das echte Genippi (Genippi, Genepi) der Schweizer bildet und auch in der Pharmacie als Herba ivae oder Genippii veri als stärkendes Mittel bei Magenschwäche, Diarrhöe u.s.w. verwendet wird. Sie ist ein Bestandteil des Schweizerthees und wird namentlich zur Bereitung des Ivaliqueurs (s. Iva) benutzt, der nebst andern ihrer Präparate viel exportiert wird. Die in Deutschland vorkommende Achillea Ptarmica L. (Ptarmica vulgaris Dec.), deutscher Bertram, Niesekraut, weißer Dorant, mit linealen, scharfgesägten Blättern und weißstrahligen Blütenkörbchen, wächst allenthalben an Flußufern und kommt als Zierpflanze mit vollen Blütenköpfchen vor. Ihre Blätter und Wurzeln waren früher offizinell.
ein Alkaloid der Moschusschafgarbe, Achillea moschata Wulf (s. Iva);
es ist eine braunrote, amorphe, wasserlösliche Masse, jedenfalls aber kein reiner chem. Körper.
griech. Heros, s. Achilleus.
s. Achilleus.
(Tendo Achillis), der starke, feste, sehnige Strang, welcher, deutlich fühlbar, sich hinten am Unterschenkel von der Wade zur Ferse herab erstreckt. An sein oberes Ende heften sich die Wadenmuskeln an, sein unteres Ende befestigt sich an die Ferse, so daß, wenn sich jene Muskeln durch Zusammenziehung verkürzen, die Ferse in die Höhe, die Fußspitze aber herabgezogen wird, eine Bewegung des Fußes, welche das Gehen (s. d.) vermittelt. Ihren Namen erhielt die von dem griech. Helden Achilleus (s. d.). Die Ärzte des Altertums hielten die Wunden der Achillessehne für tödlich. Gegenwärtig wird die Achillessehne zum Zweck der Verbesserung mancher angeborenen Verkrümmungen des Fußes häufig quer durchschnitten, worauf der Fuß durch Verbände so lange befestigt wird, bis die Wiedervereinigung der durchschnittenen Sehnenenden durch neugebildete Sehnensubstanz erfolgt. (S. Tenotomie.)
Tatĭus, griech. Romanschreiber im 5. Jahrh. n. Chr., war aus Alexandria gebürtig und wohnte wohl auch dort. Sein Roman «Leukippe und Klitophon», reich an Naturschilderungen, Beschreibungen von Kunstwerken, sophistischen Erörterungen über die Liebe, aber mangelhaft in Anlage und Charakterzeichnung, war eine noch im Mittelalter sehr beliebte Lektüre. Ausgaben von Hirschig in den «Scriptores erotici» (Par. 1856) und von Hercher in dessen «Scriptores erotici», Bd. 1 (Lpz. 1858); deutsche Übersetzung von Ast und Güldenapfel (ebd. 1802). –
Vgl. Rohde, Der griech. Roman und seine Vorläufer (Lpz. 1876).
(lat. Achilles), der Sohn des Myrmidonenkönigs Peleus (daher der Pelide) und der Nereïde Thetis, der schönste, schnellste und tapferste unter den griech. Helden vor Troja. Seinen Zwist mit dem obersten Führer Agamemnon und dessen Beilegung besingt die Homerische Ilias: Als im 10. Jahre des Krieges in der Heeresversammlung veranlaßt hatte, daß Agamemnon dem Priester Chryses seine Tochter zurückgab, um den Zorn des Apollon zu besänftigen, nahm der König die Sklavin des Achilleus, die Briseïs, für sich in Anspruch.
Grollend zog sich Achilleus vom Kampfe zurück. Erst als die Troer unter Hektors Führung in das griech. Lager eindrangen, gestattete Achilleus seinem Freunde Patroklos in seiner eigenen Rüstung die Myrmidonen in den Kampf zu führen. Der Tod des Patroklos durch Hektor ließ Achilleus allen Groll vergessen; gerüstet mit den von Hephaistos kunstreich geschmiedeten Waffen, stürmt er in den Kampf, treibt die Troer hinter die Mauer der Stadt zurück und tötet Hektor, giebt den Leichnam aber nach der Bestattung des Patroklos gegen reiches Lösegeld dem König Priamos zurück. Von der Vorgeschichte des Helden teilt die Ilias mit, daß er von seiner Mutter im väterlichen Hause zu Phthia (Thessalien) erzogen, von Phoinix in der Rede-und Kriegskunst, von dem Kentauren Cheiron in der Heilkunde unterrichtet wurde; zur Teilnahme an dem Kriege von Nestor und Odysseus aufgefordert, führte er seine Myrmidonen in 50 Schiffen nach Troas. Erst eine späte Sage erzählt, daß Thetis ihren Sohn, um
107 ihn unsterblich zu machen, ins Feuer oder in das Wasser der Styx getaucht habe, so daß nur die Ferse, an der sie ihn gebalten, verwundbar blieb (daher sprichwörtlich die Achillesferse). Auch nachhomerisch, aber alt ist die Dichtung, daß Thetis den Achilleus, um ihn der Teilnahme an dem Feldzuge zu entziehen, zum König Lykomedes auf die Insel Skyros gebracht habe, wo er in Weiberkleidern unter den Töchtern des Königs verborgen lebte (eine derselben, Deïdameia, soll ihm den Neoptolemos geboren haben), bis durch eine List des Odysseus sein Geschlecht entdeckt und er bewogen wurde, sich den Helden anzuschließen.
Des Achilleus Thaten in den ersten neun Jahren des Krieges waren in den Kyprien (s. Cyklische Dichter) und andern Epen behandelt. Ein anderes Epos, die Äthiopis, erzählte das Schicksal des Helden nach dem Tode des Hektor; nachdem Achilleus Penthesileia, die Königin der Amazonen, und Memnon, den Sohn der Eos, Fürsten der Äthiopen, welche den Troern zu Hilfe kamen, getötet hat, fällt er selbst durch Paris und Apollon, d. h. der Gott lenkt den von jenem geschossenen Pfeil. Erst alexandrinische Erfindung läßt Achilleus im Tempel des thymbräischen Apollon von Paris bei der Vermählung mit Polyrena, der jüngsten Tochter des Priamos, hinterlistig erschossen werden.
Von dem Kampf um die Leiche des Helden und seiner Bestattung, die mit dem Streite des Äias und Odysseus um die hinterlassene Rüstung schloß, erzählen Odyssee und Äthiopis; während aber die Odyssee Achilleus nach seinem Tod in der Unterwelt weilen läßt, berichtete die Äthiopis und die ganze nachhomerische Dichtung, daß Thetis die Leiche vom Scheiterhaufen nach der Insel Leuke (vor der Donaumündung) oder in das elysische Gefilde gebracht babe, wo er mit andern vergötterten Heroen fortleben sollte.
Sicher wurde in histor. Zeit auf jener Insel als Heros verehrt; nicht minder berühmt war seine Kultusstätte am Vorgebirge Sigeum am Hellespont (Grab des Achilleus); aber auch in Sparta, Elis und andern Orten wurde er verehrt. Dieser Kultus besonders dient der Ansicht zur Stütze, daß Achilleus ursprünglich ein Gott gewesen sei, ein Fluß- oder Sonnengott oder Blitzheros. –
Vgl. Elard Hugo Meyer, Indogerman.
Mythen. II. Achilleis (Berl. 1887).
Die bildende Kunst der Griechen hat Achilleus häufig dargestellt; berühmt war eine große Gruppe des Skopas, die später in einem Neptunustempel im Circus Flaminius zu Rom stand: sie stellte wahrscheinlich die Überführung des Achilleus nach Leuke oder der Insel der Seligen dar. Doch ist keine Statue oder Büste erhalten, die mit Sicherheit auf ihn bezogen werden könnte (z. B. der Achilleus Borghese im Louvre). Die Beziehung der westl. äginetischen Giebelgruppe in München (s. Äginetische Kunst) auf den Kampf um die Leiche des Achilleus wird bestritten; ebenso zweifelhaft ist die Deutung der schönen Marmorgruppe in Rom, die unter dem Namen des Pasquino bekannt ist. Über die zahlreichen Vasenbilder, Wandgemälde und Basreliefs, die Scenen aus der Achilleussage behandeln, vgl. u. a. Overbeck, Galerie heroischer Bildwerke (1852). Einen ziemlich späten Cyklus von Darstellungen aus Achilleus' Leben bietet die sog. Ilische Tafel (s. d.) im Kapitolinischen Museum. Berühmt ist der Kopf des Achilleus auf einem pompejanischen Wandgemälde (Helbig, «Wandgemälde Campaniens», Nr. 1309), das die Wegführung der Briseïs darstellt.
1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Stade, hat 284,85 qkm und (1890) 20981 (10542 männl., 10439 weibl.) E. in 35 Landgemeinden. –
2) Dorf und Kreisort im Kreis Achim, an der Linie Hannover-Bremen der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Verden), hat (1890) 2930 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Kreissparkasse und 8 Cigarrenfabriken.
Brown, Pflanzengattung aus der Familie der Gesneraceen (s. d.) mit gegen 20 tropisch-südamerik. Arten. Viele derselben wurden ihrer prächtigen, meist scharlach- oder purpurroten Blumen wegen zu Modezierpflanzen. (S. Tafel: Warmhauspflanzen, [* ] Fig. 4.) Sie besitzen aus Schuppen zusammengesetzte raupenförmige Wurzelstöcke (Rhizome), vegetieren vom April bis September und blühen während dieser Zeit fast ununterbrochen. Nach der Blütezeit verwelken die saftigen, mit gegen- und quirlständigen Blättern besetzten Stengel ganz und gar. Die schönsten Arten sind: Achimenes grandiflora DC. aus Mexiko mit purpurroter, bis über 4 cm langer Blume;
Achimenes longiflora DC. mit langröhrigen blauen Blumen.
(grch.), angeborener Mangel der Hände.
(grch.), Mißbildung mit vollständigem Mangel der Hände.
(lat. Achivi), soviel wie Achäer, bei den Römern Bezeichnung der homerischen Griechen.
der 14. Sultan der Osmanen (1603–17), geb. 1589 zu Magnesia, folgte seinem Vater Mohammed III., der ihm das Reich bereits in Zerrüttung hinterließ. Achmed setzte den Krieg gegen Kaiser Rudolf II. fort, sah sich aber infolge von Aufständen in Asien genötigt, den Waffenstillstand von Sitvatörök zu schließen, wobei sich die Pforte zum erstenmal völkerrechtlicher Formen bediente. Der Sultan erkannte den bisherigen «König von Wien» als Kaiser an und erließ Österreich das jährliche «Ehrengeschenk» von 30000 Dukaten (eigentlich ein Tribut) gegen einmalige Zahlung von 200000 Thlrn.
Wegen der Wirren in den asiat. Provinzen schloß er 1612 Frieden mit Persien, der die langen Grenzstreitigkeiten beendete. Er erbaute auch die nach ihm benannte prächtige Moschee in Konstantinopel. Achmed starb Er war, wie sein Vater, ohne Fähigkeiten, schwelgerisch, stolz und grausam. Achmed II., der 22. Sultan (1691–95), geb. 1642, war der Bruder Suleimans II. An seine Regierung knüpft sich die Erinnerung an die furchtbare Niederlage, die die Pforte gegen die Österreicher unter dem Markgrafen Ludwig von Baden bei Slankamen (Salankemen) an der Donau erlitt.
Achmed III., der 24. Sultan (1703–30), geb. 1673, folgte seinem von den Janitscharen abgesetzten Bruder Mustapha II. Er kämpfte glücklich gegen Peter I. von Rußland (Friede am Pruth entriß den Venetianern Morea, wurde aber durch den Prinzen Eugen zu dem ungünstigen Frieden von Passarowitz gezwungen. In dem Kampfe gegen Persien war Achmed siegreich, aber die mit den fortgesetzten Kriegen unzufriedenen Janitscharen erregten einen Aufstand, infolgedessen Achmed abdanken mußte, worauf sein Neffe Mahmud I. den Thron bestieg. Achmed starb 1736 im Gefängnis, wahrscheinlich durch Gift. (S. Osmanisches Reich.)
(El-Achmim, auch El-Echmin, kopt. Schmin genannt), das alte Chemmis oder Panopolis, Stadt in Oberägypten, am rechten Nilufer, 192 km oberbalb Siut und 114 km nordwestlich von Keneh, liegt auf einem Schutthügel in dem Ruinenfelde der antiken Stadt, hat ein
Franziskanerkloster sowie ein kopt. Kloster mit der schönsten Kirche Ägyptens, zählt etwa 10000 E., darunter 1000 Kopten, und treibt Feldbau, Flußschiffahrt, Baumwollspinnerei und etwas Handel. In Chemmis wnrde der Gott Chem (s. d.) verehrt. -
Vgl. Forrer, Die frühchristl.
Altertümer aus dem Gräberfelde von Achmim-Panopolis (Straßb. 1893).
(grch.), Mangel an Galle, Unterdrückung der Gallenabsonderung, findet sich bei verschiedenen fieberhaften Affektionen, nach starken Blutungen und bei Leberkrankheiten und bewirkt bei längerer Dauer mangelhafte Assimilation der Nahrung, anhaltende Stuhlverstopfung, Abmagerung und Entkräftung.
(grch.), ältere Bezeichnung für Kopfgrind.
Schoenleinii, s. Favus.
sapota L., ein zur Familie der Sapotaceen (s. d.) gehöriger Baum in Westindien und Südamerika;
mehrfach angebaut als einer der beliebtesten tropischen Obstbäume, die Sapotillpflaumen, wohlschmeckende Früchte von milchig quittenartigem Geschmack, liefernd.
Chr. n. = ante Christum natum, s. Ante Christum.
(Achromasie, grch.), der Pigmentmangel der Haut, entweder angeboren oder erworben;
letzterer erscheint meist ohne bekannte Veranlassung in Form größerer oder kleinerer milchweißer, gegen die Umgebung scharf abgegrenzter Flecken der äußern Haut, die jeder Behandlung trotzen.
(grch., d. i. farbenlos) heißen diejenigen Linsengläser und Fernrohre, durch die man die Gegenstände ohne farbige Ränder erblickt. Diese entstellenden und die Deutlichkeit stark beeinträchtigenden farbigen Ränder, die bei den durch gewöhnliche Fernrohre der ältern Art mit einfachen Okular- und Objektivgläsern beobachteten Gegenständen auftreten, entspringen daraus, daß der farblose Lichtstrahl aus mehrern buntfarbigen Lichtstrahlen von verschiedener Brechbarkeit (s. Brechung der Lichtstrahlen und Spektrum) zusammengesetzt ist.
Wenn ein farbloser Lichtstrahl gebrochen wird, so wird er daher in die verschiedenen Farbenstrahlen zerlegt, die von dem geradlinigen Wege des ursprünglichen Lichtstrahls in ungleichem Grade abgelenkt werden. So geschieht es, daß die achsenparallel auf ein konvexes Objektivglas fallenden und in demselben gebrochenen Lichtstrahlen nicht einen einzigen Vereinigungspunkt im Brennpunkte des Glases haben, wie es bei einfarbigen Lichtstrahlen der Fall sein würde, sondern sich nach und nach je zu verschiedenen Brennpunkten vereinigen, und zwar der Linse zunächst die violetten, dann die blauen, grünen, gelben und zuletzt am weitesten davon die roten Strahlen, so daß nur in der Mitte dieser Brennpunkte durch Vermischung aller Farben ein farbloses Bild, jedoch mit gefärbten Rändern, zum Vorschein kommt.
Newton hielt, durch unvollkommene Experimente verleitet, eine Aufhebung der Farbenzerstreuung für unmöglich; erst Euler äußerte 1747 den Gedanken, daß sie möglich sei, was durch die genauen Untersuchungen des schwed. Mathematikers Klingenstierna (1754) bestimmter nachgewiesen und durch die seit 1757 angestellten Versuche des Engländers John Dollond bestätigt wurde, der zuerst achromatische Fernrohre verfertigt hat. Dollond erreichte seinen Zweck dadurch, daß er das Objektivglas aus zwei Glasarten, Flint- und Crownglas, zusammensetzte, die nicht nur das Licht ungleich stark brechen, sondern auch hinsichtlich der Zerstreuung der Farben verschiedene Gesetze befolgen.
Wenn man nun eine konvexe Crownglaslinse (s. beistehende [* ] Fig., AA) und eine konkave Flintglaslinse (BB) übereinanderlegt, so kann man die Gestalt der Linsen so wählen, daß die schwächere Flintglaslinse die Farben ebenso stark als die Crownglaslinse, aber in entgegengesetzter Richtung zerstreut, so daß beide Linsen zusammen die erst zerstreuten Lichtstrahlen wieder zu ungefärbtem Brennpunkte vereinigen. Solche achromatische Linsensysteme benutzt man als Objektiv- oder Okulargläser bei Fernrohren und Mikroskopen und als Objektive für photogr. Apparate. Die Verfertigung der achromatischen Gläser und Fernrohre ist teils durch den Erfinder selbst, teils durch dessen Sohn, Peter Dollond, ferner durch seinen Schwiegersohn Ramsden, namentlich aber um 1812 durch Fraunhofer (München), der eine Methode erfand, um die Glasarten vollkommen rein darzustellen, was namentlich bei dem Flintglase große Schwierigkeiten hat, nach und nach zu großer Vollkommenheit erhoben worden. (S. Fernrohr.)
^[Abb.]
(grch.), s. Farbenblindheit.
(grch.), Hautkrankheiten, die sich durch Schwund des Hautpigments charakterisieren.
s. Eisenbahnunfälle.
s. Büchse (im Maschinenbau).
Nikolaj Dmitrijewitsch, russ. Novellist und Kritiker, geb. 15. (3.) Dez. 1819 in Petersburg, war kurze Zeit Beamter im Kriegsministerium und widmete sich darauf der Malerei, besonders aber der Litteratur. Zuerst trat er mit einem dramat. Scherz «Der Maskenball» auf. In weitern Kreisen bekannt wurde er durch die Novelle «Dvojnik» («Der Doppelgänger»). Von seinen weitern Novellen und Romanen sind zu nennen: «Der Spieler», «Falscher Name», «Ein ungewöhnlicher Fall», «Was es auch kosten mag», «Der Mandarine» u. a. Er starb zu Moskau.
oder Are (frz. axe, essieu; engl. axis, axle), in der Geometrie die Mittellinie einer [* ] Figur oder eines Körpers, um die herum alle Teile symmetrisch gelegen sind. So heißen z. B. der größte und der kleinste Durchmesser der Ellipse (s. d.) ihre große und kleine Achse. Besondere Bedeutung haben die Koordinatenachsen (s. Koordinaten).
In der Mechanik versteht man unter der Achse eines in Drehung (Rotation) befindlichen Körpers die gedachte gerade Linie, die sich bei der Drehung nicht mit bewegt, um die sich vielmehr alle übrigen Punkte des Körpers in größern und kleinern Kreisbahnen herumdrehen. Schwingt man eine Kugel oder einen andern schweren Körper an einem Faden im Kreise herum, so wird die Umdrehungsachse infolge der Schwungkraft (Zentrifugalkraft) einen Zug aushalten müssen. Man fühlt diesen Zug deutlich, wenn man das Herumschwingen mit der Hand ausführt.
Ist aber die Masse des Körpers gleichmäßig um seine Umdrehungsachse verteilt, wie bei einem Schwungrade oder einem Kreisel, so heben sich die Wirkungen der Schwungkräfte auf die Achse dadurch auf, daß sie nach allen Seiten gleich stark wirken, und man nennt eine solche Achse dann eine freie Achse. Ein um seine freie Achse rotierender Körper zeigt das Bestreben, dieselbe in unveränderter Richtung zu erhalten (s. Kreiselbewegung). Freie Achse sind die Umdrehungsachsen der Himmelskörper.
In der Mineralogie und Krystallographie versteht man unter Achse durch den Mittelpunkt der
Krystalle gezogen gedachte Linien, die in zwei gegenüberliegenden, gleichartigen Flächen, Kanten oder Ecken übereinstimmend endigen. Die Achse stellen so ein Koordinatensystem (s. Koordinaten und Krystalle) dar. Alle Teile des Krystalls liegen regelmäßig oder symmetrisch um dieses Kreuz von idealen, einander durchschneidenden Linien verteilt.
In der Optik ist Achse die Gerade, welche die Krümmungsmittelpunkte der sphärischen brechenden oder spiegelnden Flächen eines optischen Instruments miteinander verbindet (s. Linse, Fernrohr).
Im Maschinenbau nennt man Achse mit Zapfen versehene Stäbe, die andere Konstruktionsteile, wie Räder, Riemscheiben, Rollen, Krangerüste u. s. w. tragen. Der Querschnitt der Achse aus Stahl oder Eisen ist fast immer kreisförmig, aus Gußeisen wohl auch kreuz- oder sternförmig (Flügelachsen), aus Holz vier-, sechs- oder achteckig. Die Achse sind entweder mit den durch sie getragenen Maschinenteilen, wie bei Wasserrädern, Haspeln, Balanciers, Eisenbahnwagenrädern u. s. w. fest verbunden und drehen sich oder schwingen mit denselben in feststehenden Zapfenlagern, oder die Achse selbst ist fest gelagert und der von ihr getragene Maschinenteil rotiert, indem er mit seiner Nabe lose auf der Achse sitzt, wie bei den Rädern der gewöhnlichen Fuhrwerke.
In der Baukunst nennt man Achse bei symmetrischen Bauten die diese in ihrer Hauptrichtung schneidende Mittellinie, von der aus die beiden Hälften sich als Spiegelbilder gegenüberstehen. Im rechten Winkel steht zur Achse die Querachse, als die parallel zur Hauptrichtung den allseitig symmetrischen Bau teilende Linie. Unter Achse versteht man aber auch alle Linien, die einzelne Räume im Bau in der Mitte teilen, oder in deren Flucht die Fenster und Thüren sich gegenüberliegender Wände angeordnet sind.
Die Entfernung zweier Fensterachsen voneinander (Achsweite, Fensterachse) giebt dem Bau oft auch künstlerisch seine Eigenart, er wird um so stattlicher, je weniger eng die Fenster aneinander stehen. Als Minimalmaß der Achsweite sollte bei städtischen Wohnhäusern 2,3 m gelten. Bei prächtigern Häusern steigt die Achsweite bis zu 3 und 4 m, an einzelnen Bauten noch beträchtlich weiter (königl. Schloß zu Berlin 5,57 m, Palais du Louvre in Paris 6,75 m, Palazzo Pitti in Florenz 7,80 m).
(Axilla) heißt in der Anatomie eigentlich nur die unter der Schulter gelegene Partie, welche die Achselhöhle bildet; doch wird auch die Schulter oft als Achsel bezeichnet. Dadurch, daß der große Brustmuskel und der breite Rückenmuskel vom Rumpfe zum obern Teile des Oberarmknochens hinübertreten und sich daselbst befestigen, wird eine Grube gebildet, welche vorn und hinten von den erwähnten Muskeln, außen vom Oberarme, innen vom obern Teile des Brustkastens begrenzt ist.
Diese Grube, die Achselhöhle, ist von der äußern Haut überzogen, die sich hier durch ihren Reichtum an Haaren, an Schweiß- und Talgdrüsen auszeichnet. Das gemischte Sekret dieser Drüsen bildet den stark riechenden und sauer reagierenden Achselschweiß, dessen Gehalt an Ammoniak seine entfärbende Wirkung auf farbige Kleiderstoffe und, in Verbindung mit flüchtigen Fettsäuren, seinen Geruch bedingt. Die übermäßige Absonderung desselben ist ein höchst lästiges Übel, welches nicht nur zu Erkältungen, sondern auch zu hartnäckigen Entzündungen und zu Furunkelbildung Anlaß geben kann.
Die beste Behandlung besteht in täglichen kühlen Waschungen der Achselhöhle mit Ichthyolseife, deren Schaum man eintrocknen läßt, und nachfolgender Einpuderung von Salicylstreupulver. Anstatt der üblichen wasserdichten Schweißblätter, welche den lästigen Achselschweiß nur noch vermehren, lege man zur Aufsaugung der Feuchtigkeit einen handtellergroßen Bausch von Salicylwatte in die Achselhöhle ein. Unter der Haut der Achselhöhle liegen zahlreiche Lymphdrüsen, die oft Anschwellungen, Entzündungen und Vereiterungen erleiden. Große Nervenstämme und die große Schlagader des Arms (Axillaris) treten durch die Achselhöhle vom Rumpfe zum Arme.
s. Schulterklappen.
s. Knospe.
Badeanstalt, s. Reichenhall.
werden im deutschen Heere von Generalen in goldenem, von Flügel- und persönlichen Adjutanten in silbernem Geflecht getragen.
Die Leibgendarmerie hat weißleinene, mit Silberfäden und schwarzer Seide durchflochtene Achselschnüre.
s. Achsel.
Feldachselstücke, Abzeichen für Offiziere, die zur Husarenuniform ausschließlich getragen, bei den andern Truppen (außer den Ulanen) bei gewissen Gelegenheiten durch die Epauletten ersetzt werden, bestehen für Generale des deutschen Heers aus einem breiten Geflecht von goldener und silberner Schnur; für Stabsoffiziere aus einem solchen von silberner Schnur, durchwirkt mit seidenen Fäden in den Landesfarben; für Hauptleute (Rittmeister) und Subalternoffiziere aus flach nebeneinander gelegten silbernen, gleichfalls mit Seidenfäden durchwirkten Schnüren. - Die Beamten der Militärverwaltung führen als Achselstücke goldene oder silberne Tressen, in den höhern Chargen gleichfalls geflochtene Achselstücke, ähnlich denen der Generale und Stabsoffiziere. Auf den Achselstücke befinden sich, durch Sterne, bei den Beamten durch Rosetten ausgedrückt, die Gradabzeichen für Offiziere, außerdem die Nummern oder Namenszüge des Truppenteils, für Sanitätsoffiziere der Äskulapsstab, für Beamte das Wappenschild. Achselstücke sind auch in der russ. Armee und zwar in breiterer Form eingeführt.
Achsenfaser, s. Nerven.
s. Dichroismus.
der Winkel der beiden Richtungen oder optischen Achsen, in denen sich bei einem doppeltbrechenden zweiachsigen Krystall nur ein Strahl fortpflanzt.
eine Vorrichtung zur Bestimmung des Achsenwinkels (s. d.).
Die Krystallplatte wird senkrecht zur Mittellinie (Halbierungslinie) des Achsenwinkels geschliffen und das Achsenbild fällt durch eine dioptrische Vorrichtung auf das Fadenkreuz eines Okulars.
Läßt man den einen Pol, und dann durch Drehung der Platte den andern Pol mit dem Fadenkreuz zusammenfallen, so ist der Drehungswinkel der scheinbare Achsenwinkel, aus dem sich mit Hilfe des Brechungsexponenten der Platte der wahre Achsenwinkel ergiebt.
eine Turbine, bei der das Wasser in der Richtung der Turbinenachse auf die Schaufeln einwirkt.
Bei vertikaler Turbinenachse tritt also das Wasser oben ein und unten aus, oder auch umgekehrt. Zu den Achsialturbine gehören die Henschel-Jonval-Turbine und die Fontaine-Girard-Turbine.
s. Eisenbahnstatistik.
zur Zeit der Lineartaktik die Frontveränderung eines in Linie aufgestellten
Bataillons durch Schwenkung um seine Mitte, wobei die Fahne gewissermaßen die Achse bildete, ist bereits seit längerer Zeit abgeschafft.
zwei Sitze, die bei fast allen neuern Feldgeschützen über der Lafettenachse zwischen den Lafettenwänden und den Rädern angebracht sind, um zwei Bedienungsleute mitführen zu können.
oder Neu-Schemacha, s. Schemacha.
(althochdeutsch âhta, d. i. feindliche Verfolgung) oder Bann (althochdeutsch pan, ban, d. i. Befehl oder Gebot bei Strafandrohung, dann Gerichtsbarkeit, z. B. der Blutbann, d. h. Recht über Leben und Tod, latinisiert bannus, bannum; s. auch Bann). Nach dem ältesten german. Rechte gilt nicht nur das Verbrechen für einen Friedensbruch, sondern auch die Weigerung, vor Gericht Recht zu geben und zu nehmen. In den meisten Fällen konnte man sich durch Erlegung einer Vermögensbuße an den Geschädigten und die Gemeinde gewissermaßen in den Frieden wieder einkaufen, bei schwerern Verbrechen jedoch wurde der Friedensbruch ein unheilbarer, und es erfolgte die Ächtung, d. h. die Ausstoßung des Friedensbrechers aus der Rechtsgenossenschaft.
Der Verbrecher wurde vom Richter feierlich aus dem Frieden gesetzt und wie ein jagdbares Tier ohne Schutz und Recht der Rache seines Feindes (der geschädigten Genossenschaft) preisgegeben. Daher die Bezeichnungen Wolf (Wargus), Wolfshaupt für einen Geächteten (Ächter). Mit weniger entschiedener Wirkung trat die Acht aber auch schon dann ein, wenn das Verbrechen zwar eine Sühne durch Geld zuließ, der Verurteilte aber nicht vor Gericht erschien oder die auferlegte Buße nicht zahlte.
Allmählich kam die Acht als Strafe für schwerere Verbrechen fast ganz in Wegfall, so daß sie zur Zeit der deutschen Rechtsbücher des spätern Mittelalters (Sachsen- und Schwabenspiegel) nur für diejenigen Verbrechen verhängt wurde, welche den Friedensverein als solchen verletzten (Landfriedensbruch). Die Acht im zweiten Falle, in ihrer Anwendung als prozessualisches Zwangsmittel, gewinnt dagegen um diese Zeit eine größere Ausdehnung. Der Sachsenspiegel unterscheidet hier zwischen und Verfestung; die erstere geht vom König aus, letztere vom Gericht.
Die Verfestung (einfache Acht) erfolgte auf die Weigerung des eines schweren Verbrechens Angeklagten, vor Gericht Rede zu stehen, sei es nun, daß er auf die gewöhnliche Ladung nicht erschienen, oder daß er zwar erschienen, aber dingflüchtig geworden war, oder daß er endlich bei handhafter That die Flucht ergriffen hatte. Blieb er nach der dritten Vorladung aus, so mußte der Kläger die That «selbsiebent» (mit sieben Zeugen) bezeugen, worauf der Richter die Verfestung aussprach.
Jedermann konnte jetzt den Verfesteten (Geächteten) gefangen nehmen und an den Richter abliefern, auch denselben, für den Fall, daß er sich der Gefangennahme wehrte, ungestraft töten. Der Verfestete entbehrte ferner der gerichtlichen Rechte sowie des Rechtsschutzes und durfte von niemand gehaust noch gespeist werden. Ward er gefangen eingebracht, so verlor er das Recht auf den Unschuldseid. Dagegen wurden dem Verfesteten seine Vermögensrechte nicht entzogen; auch erstreckte die Ächtung ihre Wirkungen immer nur auf den Bezirk des Gerichts, von welchem sie ausging.
Doch konnte ein höheres Gericht und in letzter Instanz selbst der König angegangen werden, die Wirkungen auf einen ausgedehnten Bezirk, ja selbst auf die Grenzen des Landes (Landesacht) auszudehnen. Die Wirkungen der Acht hörten auf, sobald der Geächtete sich freiwillig vor Gericht stellte, wozu ihm auf Begehren freies Geleit bewilligt werden mußte. Wenn in diesem Falle der Verfestete für sein persönliches Erscheinen auf dem Gerichtstage keine Bürgen aufbringen konnte, mußte er bis dahin in Haft bleiben. Hatte aber ein Geächteter binnen Jahr und Tag nicht seine Unschuld bewiesen und sich aus der Acht gezogen, so wurde auf neuen Antrag des Klägers die zweite strenge oder vollständige Acht (Aberacht oder Oberacht) gegen ihn ausgesprochen, welche in gänzlicher Schutz- und Rechtlosigkeit bestand, bürgerlichen Tod, Eröffnung der Lehen, Auflösung der Ehe und Vogelfreiheit nach sich zog. Wer einen Geächteten schützte, fiel ebenfalls in die Acht.
Die Reichsacht (bannum imperii) und des Reichs Oberacht, die der Kaiser selbst aussprach, waren dadurch ausgezeichnet, daß ihre Folgen sich über das ganze Reich erstreckten, und daß sie selbst mächtige Fürsten und Große trafen. Die Grundsätze der deutschen Rechtsbücher über die Acht sind zwar durch eine Reihe von Reichsgesetzen bestätigt und weiter ausgeführt, sowie auch mit mancherlei Modifikationen noch bis in spätere Zeit von den Femgerichten festgehalten worden, doch mußte das Institut mit dem, was sich daran knüpfte, in neuerer Zeit dem modernen Staatsbegriffe weichen.
Die Reichsgesetzgebung hat sich noch bis zum 18. Jahrh. mit der Acht beschäftigt, und erst mit der Wahlkapitulation Karls VI. (1711) kam ein langjähriger Kompetenzstreit in Bezug auf die Acht zum Austrag. Wahrend bis dahin zuweilen der Kaiser, zuweilen aber auch der Kaiser und die Kurfürsten die Acht ausgesprochen hatten, mußte sich nunmehr der Kaiser verpflichten, zu jeder Reichsacht vorher die Genehmigung der Stände einzuholen. Seitdem konnte auch keine Reichsacht mehr in Vollzug gesetzt werden.
Unter den frühern Fällen von Ächtungen sind hervorzuheben: die des Herzogs Heinrich von Bayern (976), Heinrichs des Löwen (1180), des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach (1208), Luthers (1521), des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen (1540), des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz mit seinen Bundesgenossen (1621). Die letzten eigentlichen Achtserklärungen waren 1706 die gegen den Kurfürsten von Bayern und dessen Bruder, den Kurfürsten von Köln, welche auch nach dem 1702 gegen Frankreich erklärten Reichskriege von der Verbindung mit dieser Macht nicht abgelassen hatten. Die Reichsacht gegen Friedrich d. Gr. (1758) scheiterte an dem Widersprüche der Reichsstände. (S. Kirchenbann.) - Im engl. Rechte haben sich noch Reste des mittelalterlichen Achtprozesses erhalten in dem mit schweren Nachteilen verbundenen judgment of outlawry (bei Männern) und waiver (bei Frauen) im Falle des Ungehorsams gegen mehrfach wiederholte öffentliche Ladungen.
in der Reihe der natürlichen Zahlen die erste Zahl, die als dritte Potenz (Kubus, Kubikzahl) einer unter ihr liegenden auftritt, nämlich der Zahl 2, daher auch zugleich das Doppelte der zweiten Potenz (Quadrat) von 2. Ferner ist es eine arithmet. Eigentümlichkeit der Zahl 8, daß alle ungeraden Quadratzahlen stets um ein Vielfaches von 8 verschieden sind:
11²(=1)+8=9(3²); 3²(=9)+2·8=25(5²); 5²(=25)+3·8=49(7²); 7²(=49)+4·8=81(9²); | |
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so daß jede ungerade Quadratzahl -1 durch 8 ohne
à la rose (frz., spr. aßjeh alla rohs', d. i. Rosenstahl), eine Sorte Puddel- oder Cementstahl, s. Rosenstahl.
(lat.), Treffen, Schlachtordnung.
s. Aquincum.
(spr. atschi-), Hauptstadt des Kreises Acireale (130697 E.) in der ital. Provinz Catania an der Ostküste Siciliens, am südöstl. Fuße des Ätnas, in 160 m Höhe auf einer ungeheuern Masse basaltischer Lava, an der Mündung des vom Ätna herabkommenden Flüßchens Aci, das hier einen kleinen Hafen bildet, und an der Linie Messina-Siracusa der Sicil. Eisenbahnen, hat breite Straßen, regelmäßige Plätze, hohe Türme, aus Lava erbaute Häuser, (1881) 22859, als Gemeinde 38547 E., ein Gymnasium, eine technische Schule, eine an sicil. Münzen sehr reiche Münzsammlung des Barons Pennisi; Fabrikation von Seidenstoffen, Leinen- und Baumwollgeweben, Messern und Scheren, bedeutenden Flachs- und Getreidehandel und vielbesuchte warme (Terme di S. Venera) und Seebäder. Bei Acireale sind die Höhle des Polyphem, die Grotte der Galateia, und im Meere die sieben merkwürdigen Basaltklippen, Scogli dei Ciclopi, auch Faraglioni genannt, deren höchste über 60 m aufsteigt.
s. Akis.
Hans van, Maler, s. Achen.
Stadt, s. Aken.
oder Feld nennt man im Gegensatz zur Wiese oder Weide denjenigen landwirtschaftlichen Boden, der regelmäßig bearbeitet oder bestellt wird.
Acker hieß auch in einigen Ländern Deutschlands vor Einführung des metrischen Systems die Einheit des Feldmaßes. Im Königreich Sachsen umfaßte der von 2 Morgen 300 Quadratruten (Feldmesserruten) = 55,34 a, in Sachsen-Weimar 140 Q.-R. = 28,50 a, in Sachsen-Gotha 140 Q.-R. = 22,70 a, in Sachsen-Coburg und Sachsen-Meiningen 160 Q.-R. = 28,96 a, in Sachsen-Altenburg 200 Q.-R. = 64,16 a, in Schwarzburg-Rudolstadt 160 Q.-R. = 32,62 a, in Kurhessen 150 Q.-R. = 23,87 acker (Über das engl. Feldmaß s. Acre.)
oder Agrikultur, derjenige Teil der Landwirtschaft (s. d.), der sich speciell mit der Bodenbestellung behufs des Anbaues der Nutzgewächse beschäftigt. Nicht selten begreift man unter Ackerbau das Gebiet der gesamten ökonomischen Bodenproduktion, aber mit Unrecht; der Begriff dehnt sich nicht weiter aus als auf den Acker, das pflugfähige oder urbare Erdreich. Der Ackerbau ist älter als die Landwirtschaft im weitern Sinne, und wahrscheinlich jünger als die Viehzucht. Der Jäger ward zum Nomaden, dieser erst zum Ackerbauer, sobald er sich an feste Wohnsitze bannte. Die Mythen aller Völker verherrlichen diesen Übergang in Allegorien, und zugleich giebt die Mythologie Belege dafür, daß von alters her der Ackerbau als das erste und edelste aller Gewerbe im höchsten Ansehen gestanden hat.
Die Lehre vom Ackerbau zerfällt in zwei Teile: Agronomie und Pflanzenproduktionslehre. Die Agronomie begreift in sich die verschiedenen Disciplinen der Geologie, Geognosie, Physik, Meteorologie, Chemie und Mechanik in ihrer Anwendung auf die Bodenkultur. Sie umfaßt folgende Abteilungen und Unterabteilungen:
1) Bodenkunde, behandelnd: ackerbau geolog. Beschaffenheit des Bodens; b. physikalische, c. chem. Eigenschaften; d. landwirtschaftliche Klassifikationen des Bodens.
2) Klimatologie, d. i. die Lehre von den klimatischen Einflüssen, den horizontalen und senkrechten Wärmeregionen in Bezug auf das Gedeihen der Kulturgewächse, und den Modifikationen, welche das örtliche Klima bilden.
3) Mechan. Bodenbearbeitung, d. i. Überführung der Ackerkrume (s. d.) und des Untergrundes (s. d.) in einen Zustand, welcher eine Unterbringung der Saat zuläßt und den Pflanzenwurzeln ermöglicht, die größtmögliche Nahrungsmenge daraus zu entnehmen.
4) Bewässerung, in südl. Ländern ein unentbehrliches Hilfsmittel der Kultur, in Klimaten mit reichlichen Niederschlagen vorzugsweise bei der Kultur der Gräser, dem Wiesenbau (s. d.), angewendet.
5) Entwässerung oder Abführung schädlichen Wassers aus der Atmosphäre, aus Quellen und aus stauender Feuchtigkeit auf undurchlässigem Untergrund (s. Drainierung).
6) Urbarmachung oder Kultur noch nicht mit landwirtschaftlichen Gewächsen bepflanzter Flächen durch Ausroden, Rajolen (s. Rigolen), Abbrennen, Plaggenschälen, Wegräumen von Hindernissen u. s. w.
7) Düngung, d. h. Ersatz der dem Boden durch wiederholte Ernten entzogenen Pflanzennahrungsbestandteile durch geeignete Stoffe gleicher chem. Zusammensetzung (s. Dünger). Die Agronomie bildet das Fundament der ganzen Theorie des Ackerbau. Wenngleich schon die Alten (so Mago der Karthager und die Scriptores rei rusticae) mit deren Grundzügen wohl vertraut waren, so gewann sie doch wissenschaftliche Berechtigung erst mit der Entwicklung der Naturwissenschaften im 18. und 19. Jahrh.
Der zweite Teil der Theorie des Ackerbau, die Pflanzenproduktionslehre, zerfällt in einen allgemeinen und einen speciellen Teil. Jener, die allgemeine Pflanzenproduktionslehre, umfaßt in erster Reihe die Kenntnis der Lebensbedingungen der Pflanzen, also deren Anatomie und Physiologie, vorzugsweise die Gesetze der Ernährung und Organisation. Sodann beschäftigt sich die Produktionslehre speciell mit den verschiedenen Operationen zur Hervorbringung lohnender Pflanzenerträge. Dahin gehören:
1) Die Vorbereitung der Saat, Auswahl, Reinigung, Sortierung des Samens;
Schutz desselben gegen Schmarotzerbildungen (durch Waschen, Beizen u. s. w.);
Anlage von Samenbeeten (Couchen oder Kutschen);
Erziehung der Pflänzlinge (oder Keime, Knollen, Wurzelausläufer u. s. w.).
2) Die Saat selber, mit der Hand oder Maschine, breitwürfig oder in Reihen, gedibbelt oder in Horsten, auch das Verpflanzen aus den Samenbeeten; Unterbringung der Samen, vielleicht mit Beidüngung oder mit Bewässerung bei dem Pflanzverfahren.
3) Die Pflege der Nutzpflanzen, ihr Schutz und ihre Bearbeitung während der Wachstumsperiode;
Behacken, Behäufeln, Schürfen;
Lichten, Verziehen, Dünnerstellung;
Ausrottung des überwuchernden Unkrauts, Jäten;
Behüten vor Krankheiten und schädlichen Tieren;
Schutz vor der Vergeilung (Schröpfen), Übereggen, Überwalzen;
endlich Nachhilfe stockenden Wachstums durch Überdüngung (Kopfdüngung, Top-dressing) und Bewässerung.
4) Die Ernte oder das Sammeln und Einbringen der Produkte. Hierher gehören das Abbringen durch Mähmaschine, Sense, Sichte und Sichel, das Ausheben, Aushacken, Raufen (Lein), Pflücken u. s. w., je nachdem die ganze Pflanze oder nur ein Teil davon nutzbar verwendet wird; das Trocknen und Zurichten (Binden in Garben, Pyramidentrocknung, Törrung in erhitzten Riegen [Ostseeländer, Rußland]), Gärung (Sauerfutterbereitung); ferner das Einfahren,
Einscheuern, Einmieten, Einkellern, die verschiedenen Methoden der Sonderung und Gewinnung der Samen aus dem Stroh oder Dürrkraut, die Reinigung der gewonnenen Produkte und endlich deren vorteilhafte Aufbewahrung. In diesem gedrängten Rahmen bewegt sich die gesamte Wissenschaft des Ackerbau. Die einzelnen Nutzpflanzen, auf die er sich in Europa erstreckt, sind in systematischer Aufzählung die folgenden:
1) Halmgetreide: Weizen, Spelz, Emmer, Einkorn, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Moorhirse, Mais, Canariensamen, Reis.
2) Hülsenfrüchte: Erbse, Linse, Wicklinse, Wicke, Kicher-, Platterbse, Speisebohne, Pferdebohne, Sojabohne, Lupine.
3) Blattfrüchte: Buchweizen, Spergel.
4) Ölgewächse: Winterraps, Winterrübsen, Sommerraps, Sommerrübsen, Awehl, Mohn, Dotter, Madia, Senf, Sonnenblume, Ölrettich, Gartenkresse.
5) Gespinstpflanzen: Lein, Hanf, Nessel.
6) Farbepflanzen: Krapp, Waid, Wau, Saflor, Schwarzmalve, Kermesbeere.
7) Gewürzpflanzen: Hopfen, Senf, Kümmel, Fenchel, Anis, Koriander, Schwarzkümmel, Safran, Zwiebel, Meerrettich.
8) Kaffeesurrogate: Cichorie, Erdmandel, Kaffeewicke.
9) Fabrik- und Gewerbspflanzen: Zuckerrübe, Tabak, Weberkarde, Seifenkraut.
10) Wurzel- und Kohlgewächse: Kartoffel, Topinambur, Runkelrübe, Kohlrübe, Wasserrübe, Möhre, Pastinake, Batate, Kopfkohl, Kuhkohl.
11) Futterpflanzen: Rotklee, weißer Klee, Inkarnatklee, Melilotenklee, mittlerer Klee, Bastardklee, Goldklee, Hopfenluzerne, Luzerne, schwed. Luzerne, Sandluzerne, Esparsette, Serradella, Wicken, Erbsen, Lupinen, Buchweizen, Hirse, Mais, Futterroggen, Zuckermoorhirse, Raps, Rübsen, Kürbis, Cichorie, Malve, Stechginster, Schwarzwurz.
12) Grasbau (auf dem Acker): engl., ital. und franz. Raygras, Timothygras, Knaulgras, Kümmel, Pimpinelle, Spitzwegerich, weiche Trespe, Honiggras, jähriges Rispengras, Schafgarbe, hohe Trespe, Schafschwingel, Mohar. (S. die Tafeln: Futterpflanzen I und II, beim Artikel Futterbau und Futterpflanzen, und Getreidearten.)
Jahrtausendelang ist der in hergebrachten Bahnen betrieben worden. Was die röm. Schriftsteller darüber als Gesetz aufstellten, galt noch bis ins 18. Jahrh. als solches, und in vielen Gegenden finden sich sogar noch heute Geräte zur Ackerbestellung, welche sich der Form nach von denjenigen, die man auf den ältesten Denkmalen der Menschheit dargestellt findet, nicht wesentlich unterscheiden. Infolge mangelnder Naturkenntnis wußte und bedachte man auch nicht, daß der Boden, das urbare Ackerland, keineswegs ein unerschöpflicher Brunnen an Pflanzennahrungsstoffen sei, und daß auch das reichste Kapital an diesen Stoffen sich erschöpfen müße, wenn immer viel davon genommen, wenig dazu gegeben werde.
Manche Länder und Gegenden, welche früher als Gipfel der Fruchtbarkeit gepriesen waren, jetzt aber infolge sinnloser Bewirtschaftung verödet sind, beweisen dies, wenn auch der jetzige Zustand nicht lediglich dem mangelhaften Ersatze der Pflanzennährstoffe, sondern noch andern Ursachen zuzuschreiben ist. Auch in den civilisiertesten Staaten der Neuzeit, welche sich auf die rationelle Methode ihres Ackerbau viel zu gute thun, ist die Verarmung der Felder und das Sinken der Bodenproduktion auf das Schärfste nachgewiesen worden.
Liebig war es, der zuerst (1840) mit ernsten Worten auf die drohenden Gefahren hinwies, die ein derartig fortgesetzter «Raubbau» kommenden Geschlechtern unfehlbar bringen müsse, der aber auch zugleich auf die Mittel und Wege hinwies, denselben erfolgreich entgegenzuarbeiten. Diese lassen sich in dem Gesetze zusammenfassen: «Was dem Acker durch die Ernten in einem bestimmten Zeitraume an Mineralbestandteilen entzogen worden ist, muß ihm völlig wiedergegeben werden, wenn er sich auf der gleichen Höhe der Fruchtbarkeit dauernd erhalten soll.» In der richtigen Ausführung dieses Princips beruht hauptsächlich die Kunst des der damit einer neuen Zukunft entgegengeht, wenn auch weder die genaue Befolgung des an und für sich richtigen Naturgesetzes immer vorteilhaft, noch auch die Nichtbefolgung desselben auf Jahrzehnte hinaus schädlich auf die Produktion wirkt. (S. Agrikulturchemie.)
Aus der umfangreichen Litteratur über Ackerbau im engern Sinne sind hervorzuheben: Koppe, Unterricht im A. und in der Viehzucht (11. Aufl., Berl. 1885);
Hamm, Grundzüge der Landwirtschaft (2 Bde., Braunschw. 1854);
L. von Babo, Die Hauptgrundsätze des Ackerbau (4. Aufl., Frankf. a. M. 1874);
von Rosenberg-Lipinsky, Der praktische in Bezug auf rationelle Bodenkultur (2 Bde., 7. Aufl., Bresl. 1890);
Schumacher, Der Ackerbau. Die Lehre von der Bodenbearbeitung, Feldbestellung und vom allgemeinen Pflanzenbau (Wien 1874);
Hamm, Katechismus des praktischen Ackerbau (3. Aufl. von Schmitter, Lpz. 1890);
Krafft, Lehrbuch der Landwirtschaft, Bd. 1 (6. Aufl., Berl. 1894);
Blomeyer, Die mechan. Bearbeitung des Bodens (Lpz. 1879);
von Schwerz, Praktischer Ackerbau (neu bearb. von Funk, Berl. 1882);
Droysen und Gisevius, Ackerbau (2. Aufl., ebd. 1894);
Cl. Müller, Allgemeine Ackerbaulehre (Stuttg. 1895).
s. Agrikulturchemie.
s. Arbeiterkolonien.
im Gegensatz zur landwirtschaftlichen Mittelschule, zur Landwirtschaftsschule und zur höhern landwirtschaftlichen Lehranstalt (Universitäts-Institut oder selbständige Akademie) ein Bildungsinstitut für den kleinen ländlichen Grundbesitzer, in welchem er mit den theoretischen Grundzügen der Bodenkultur, mit der rationellen Wirtschaft, der Handhabung verbesserter Geräte und Maschinen bekannt gemacht und wie in Bezug auf sein Fach so auch in der Elementarbildung entsprechend gefördert werden soll.
Die Ackerbauschule hat eine doppelte Aufgabe, eine praktische und eine theoretische. Die erste löst sie durch Unterweisung des Schülers in allen landwirtschaftlichen Arbeiten und Handgriffen, vom einfachen Spatenstich an bis hinauf zur leichtern tierärztlichen Operation. Der theoretische Unterricht läuft neben der Praxis in der Weise her, daß in Zeiten, wo die Wirtschaft alle Hände und Kräfte in Anspruch nimmt, die Lehre bloß die Erklärung der auszuführenden Arbeiten übernimmt; in der Periode der Arbeitsruhe hingegen, im Winter, tritt er in den Vordergrund.
Derselbe zerfällt in die Fortsetzung des Elementarunterrichts der Volksschule und in die Theorie der Landwirtschaft selber. Um in diese einzutreten, muß der Schüler eine gewisse Summe naturwissenschaftlicher Kenntnisse erwerben, also vorerst in der Naturgeschichte, Ackerbauchemie und Physik hinreichend unterrichtet werden. Dann erfolgt der Fachunterricht in Acker-, Wiesen-, Garten-, Obst- und Weinbau, in der Viehzucht und der allgemeinen Tierarzneikunde. Wichtig sind außerdem noch Feldmeßkunst, Zeichnen, Buchhalten, landwirtschaftliche Gesetzkunde. Der Kursus an den Ackerbauschule währt in der Regel
zwei oder drei Jahre; erstere Zeit meistens an theoretischen Schulen, welche sich nur mit der Lehre beschäftigen und die praktische Unterweisung entweder ganz beiseite lassen oder doch nur in beschränktem Maße erteilen; letztere Zeit an praktischen Schulen, welche den Zögling neben dem theoretischen Unterrichte auch in praktischer Hinsicht vollständig ausbilden. Auf der zweiten Kategorie von Ackerbauschule sind meistens die Kosten des Besuchs geringer, da die Schüler einen Teil, im letzten Jahre oft das Ganze ihres Unterhaltes durch eigene Arbeit verdienen. Hierher gehören auch die Landwirtschaftlichen Winterschulen, welche nur im Winter existieren und deren Direktor im Sommer meistens als landwirtschaftlicher Wanderlehrer fungiert. - Das Verdienst der Gründung der ersten Ackerbauschule (1804) gebührt Fellenberg in Hofwyl.
Seine Musterschule, welche unter Wehrlis Leitung über 30 Jahre blühte und fast 3000 Zöglinge bildete, rief zuerst in Württemberg Nachahmung hervor. Zugleich mit der Akademie entstand (1818) in Hohenheim eine Ackerbauschule für Bauern, die so große Erfolge hatte, daß die Regierung sich veranlaßt sah, noch zwei andere zu gründen, die allen übrigen zum Vorbilde dienten. In Deutschland bestehen jetzt in fast allen Ländern oder Provinzen Ackerbauschule, im ganzen (von den Winterschulen abgesehen) 43;
Italien besitzt 11, Schweden 27, Norwegen in jedem Amt eine, Österreich 14, Böhmen 5, Ungarn 6;
in Frankreich bestehen 48 niedere Ackerbauschule (fermes écoles) nur für Unterweisung in der Praxis, außerdem sog. Regionalschulen (früher écoles impériales d'agriculture) für theoretisch-praktischen Unterricht;
in Rußland finden sich nur wenige eigentliche Ackerbauschule, dagegen zahlreiche sog. Knechtsschulen, verbunden mit einer Lehrfarm zur Ausbildung von ländlichen Vorarbeitern.
Vgl. Hosäus, Die Ausbildung junger Landwirte u. s. w. mit besonderer Berücksichtigung der bäuerlichen Verhältnisse (Jena 1868);
Schröder, Die theoretischen Ackerbauschulen u. s. w. (Rienb. 1869);
F. C. Schulz, Die theoretisch-praktische Ackerbauschule (Jena 1869);
Weidenhammer, Die Landwirtschaftslehre und der Unterricht (Braunschw. 1869);
ders., Die Organisation der landwirtschaftlichen Schulen (Helmst. 1870);
F. C. Schulz, Welche Schule hat der Landwirt zu seiner allgemeinen Vorbildung zu besuchen? (2. Aufl., Brieg 1879);
Linde, Der landwirtschaftliche Volksunterricht (Berl. 1879);
Schacht, Die Ausbildung des Landwirts in Lehre und Studium (Kiel 1884);
Rieger, Die Aufgaben und die Bedeutung der landwirtschaftlichen Winterschule als Fachschule (Bresl. 1885).
s. Betriebssystem.
die Abteilungen, in welche der Pflug mit feststehendem Streichbrett den Acker zerlegt.
Jedes Beet ist von dem andern durch eine Furche (Ausstreichfurche) getrennt, welche zum Abführen der übermäßigen Feuchtigkeit dient.
Man unterscheidet breite Ackerbeete, welche aus 10 bis 20 und mehr Furchen bestehen können, und schmale Ackerbeete mit nur 4 Furchen und stark gewölbt (Bifänge).
Letztere sind nur anzuwenden bei nassem undrainiertem Boden mit seichter Ackerkrume.
s. Cirsium.
orientalische Knoppern, Wallonen, sind die becherförmigen, verwachsenen Deckblättchen der Früchte einiger Eichengattungen, namentlich der Ziegenbarteiche, Quercus aegilops L., welche auf den griech. Inseln und in der Levante wild wächst. Die Früchte dieser Eichen bleiben nach dem Sammeln einige Zeit in Haufen aufgeschichtet, worauf sich Gärung einstellt, trocknen dann aus, worauf die mit dicken, abstehenden Schuppen besetzten Kelche sich leicht von den Früchten trennen lassen. Letztere werden namentlich von orient. Häfen aus in den Handel gebracht und wegen ihres hohen Gehalts an Gerbstoff sowohl in der Gerberei wie in der Färberei gebraucht.
Anlage zur Entwässerung von Vertiefungen im Acker, aus denen durch offene Gräben oder Drainierung (s. d.) die Feuchtigkeit nicht zu entfernen ist. Um eine Ackerfontanelle anzulegen, treibt man einen Brunnenschacht durch die Ackerkrume und die darunter befindliche undurchlässige Bodenschicht bis zum Wasser durchlassenden Untergrund.
Der Schacht wird alsdann mit Reisig oder besser mit Steinen aufgefüllt und mit 0,5 m Ackerkrume überdeckt.
Bei kleinern Vertiefungen genügt auch manchmal eine Durchbohrung der undurchlässigen Untergrundschicht mit dem Erdbohrer.
ein krümliger Zustand des Bodens, der durch mechan. Bearbeitung desselben mit Geräten und Instrumenten hergestellt wird. Auch durch Beschattung des Bodens mit grünen Gewächsen, z.B. Klee, Lupinen, läsit sich die Ackergare hervorrufen. Der gare Acker ist dunkler, die Schollen zerfallen, der Boden wird elastisch und die Ackerkrume dehnt sich aus. Der ganze Acker überzieht sich bei längerm Liegen mit einer moosartigen grünen Masse. Die Ackergare ist der erwünschte Zustand des Bodens zur Einbringung der Saat. -
Vgl. von Laer, Die Ackergare, die Brache und der Ersatz der Pflanzennährstoffe (5. Aufl., Lpz. 1882).
s. Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen.
s. Agrargesetzgebung.
s. Anthemis.
die oberste Kulturbodenschicht, soweit sie durch die Ackergeräte, namentlich den Pflug, bearbeitet wird. Sie enthält durch Zersetzung des tierischen Düngers und der Wurzelrückstände der angebauten Gewächse Humus (s. d.), darf aber keineswegs mit diesem verwechselt werden. Sie ist ein Konglomerat feinzerteilter Gesteinstrümmer, vermischt mit Resten tierischer und vegetabilischer Organismen, welches in dieser Gestalt zur Aufnahme und Ernährung der Nutzpflanzen besonders durch seinen Gehalt an löslichen Mineralbestandteilen geeignet ist.
Tiefe oder Mächtigkeit einer Ackerkrume ist eine der wesentlichen Bedingungen, von welchen der Pflanzennahrungsgehalt, also die Qualität (Bonität) oder die Ertragsfähigkeit eines Bodens abhängt; seicht ist eine Ackerkrume bei 10 cm, mitteltief bei 15 cm, tief bei 25 cm, außergewöhnlich tief bei größerer Mächtigkeit. Außer der Mächtigkeit ist natürlich auch die chem. Zusammensetzung und das physik. Verhalten (Bindigkeit, Lockerheit u. s. w.) der von wesentlichem Einfluß auf die Ertragsfähigkeit. -
Vgl. Mulder, Chemie der Ackerkrume (deutsch von Grimm, 2 Bde., Lpz. 1862; von Joh. Müller, Berl. 1861-62).;
Senft, Lehrbuch der Gesteins- und Bodenkunde, für Land- und Forstwirte, sowie auch für Geognosten (2. Aufl., Berl. 1877); Lorenz von Liburnau, Die geolog. Verhältnisse von Grund und Boden (ebd. 1883); Dafert, Kleines Lehrbuch der Bodenkunde (Bonn 1885).
Feldkulte, Verehrung besonderer, den Ackerbau beschützender, sowie Bekämpfung der diese schädigenden Gottheiten, ein Kultus, der bei
allen ackerbautreibenden Völkern geübt wurde und sich bis heute in gewissen Gebräuchen fast allgemein erhalten hat, wie im Fangen des in die letzte Garbe des Feldes geflohenen Kornmannes. Die Ägypter verehrten den Sonnengott Osiris, dessen Leben und Sterben ihnen mit Erwachen, Leben und Vergehen der Vegetation gleichbedeutend war. Bei den Griechen bewirkte Persephone das Wachstum des Getreides, während es Demeter schützte. Die Römer, bei denen die am meisten ausgebildet waren, glaubten, daß jede einzelne Wachstumsperiode der Kulturpflanzen von einem besondern Gotte oder Göttin behütet werde, daß es aber auch feindliche Götter, wie die Brandgöttin, Robigo, dann einen Dornengott gäbe, die durch Opfer besänftigt werden müßten.
Überbleibsel dieser, sowie deutscher heidn. Sitten sind in den besonders in kath. Gegenden üblichen Bittgängen (s. d.), z. B. zur Beseitigung von Dürre oder Nässe, im Maien-, im Johannisfeste u. s. w. zu finden. Auch der Glaube an bestimmte Geister, die das Leben der Kulturpflanzen in Person darstellen, gehört ins Gebiet der Ackerkulte; so gab es bei den Peruanern eine Mais- und eine Kartoffelmutter, bei den Germanen eine Roggenmuhme, Geister, deren nützlichem Wirken feindliche Dämonen entgegenwirkten. Zu letztern gehören bei den Germanen der Bilmesschnitter, auch als Teufel bezeichnet, der das Getreide durchwandert und durch kleine, an den Zehen befestigte Sicheln die besten Halme herausschneidet, dann der Roggenwolf, der bei Wind Wellen ins Getreide schlägt und die Halme knickt sowie das Mutterkorn hervorruft (Wolfszähne), der Tauschlepper u. a. m.; im Norden säte Loki Lolch unter das Getreide u. s. f. -
Vgl. Mannhardts Wald- und Feldkulte (2 Bde., Berl. 1875-77);
ders., Roggenwolf und Roggenbund (2. Aufl., Danz. 1866);
ders., Die Korndämonen (Berl. 1868);
ders., Mytholog. Forschungen (Straßb. 1884);
Pfannenschmid, German.
Erntefeste (Hannov. 1878); Jahn, Die deutschen Opfergebräuche bei Ackerbau und Viehzucht (Bresl. 1884).
Karl Gustav, Parlamentarier, geb. zu Elsterberg im sächs. Vogtlande,, studierte in Leipzig Jura, wurde 1847 Ratsaktuar in Dresden, 1849 Rechtsanwalt, 1865 zugleich Syndikus der Sächsischen Bank daselbst. Zur Zeit ist in Dresden. Seit 1853 Mitglied des dortigen Stadtverordnetenkollegiums, war er 1854-64 Vicevorsteher, seit 1865 erster Vorsteher desselben. Seit 1869 ist Ackermann mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied der sächs. Zweiten Kammer und war auch für den Wahlkreis Dresden-Altstadt-Dippoldswalde bis 1893 Mitglied des Reichstages, dessen 2. Vicepräsident er 1880-83 war und wo er der deutschkonservativen Partei zugehörte. 1891 wurde er zum ersten Präsidenten der sächs. Zweiten Kammer gewählt. Als eifriger Vertreter einer Einschränkung der Gewerbefreibeit und der Rückkehr des Zunftzwanges, vor allem der Ausbildung von Zwangsinnungen und der Einführung des Befähigungsnachweises, hat er in neuester Zeit die deutsche Gewerbegesetzgebung in zünftlerischem Sinne beeinflußt.
Konrad Ernst, Mitbegründer der deutschen Schauspielkunst, geb. zu Schwerin, wandte sich, nachdem er unter dem russ. General Münnich gegen die Türken gekämpft batte, der Bühne zu und trat Jan. 1740 in Lüneburg zur Schönemannschen Gesellschaft. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Mit ihr ging er 1746 nach Danzig, dann nach Petersburg und Moskau, wo er sie 1749 heiratete, darauf nach Königsberg. Hier verlor er durch den Bau eines eigenen Theaters (1755) sein Vermögen, indem er es bei Ausbruch des Siebenjährigen Krieges übereilt aufgab. Ackermann führte nun mit seiner Gesellschaft ein Wanderleben, nahm 1764 in Hamburg Kochs (s. d.) Stelle ein und eröffnete ein neues Theater.
Der Aufenthalt A.s in Hamburg bildet einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte des deutschen Theaters. Seine Gesellschaft umfaßte die vorzüglichsten Talente, außer seiner Familie und seinem Stiefsohne Schröder, Ekhof, Hensel, Schröter, Bök, Borchers, die Frauen Hensel (Seyler) und Sophie Schulz, und wurde dadurch, wie durch den Umstand, daß Lessing an ihre Leistungen dramaturgische Abhandlungen knüpfte, tonangebend für ganz Deutschland. Doch stand Ackermann nur bis an der Spitze des Hamburger Theaters; dann ging es als «Deutsches Nationaltheater» (s. d.) an 12 Hamburger Bürger über. Ackermann verblieb mit den meisten Mitgliedern.
Aber das Unternehmen scheiterte bald, und Ackermann ging im März 1769 mit seiner Niedersächsischen Komödiantengesellschaft nach Hannover, wo er Ekhof und mehrere Hauptkräfte verlor, dann nach verschiedenen Orten, bis er in Hamburg starb. Ackermann ist Begründer der eigentlich deutschen Schauspielkunst. Seine Darstellungen waren Muster von farbiger Frische und Natürlichkeit. Die Zeitgenossen bewunderten seine bürgerlichen, soldatischen und humoristischen, Moliereschen und Holbergschen Charaktere; ideale Rollen, Liebhaber, Helden der franz. Tragödie gelangen ihm nicht.
Seine Gattin, Sophie Charlotte Ackermann, geborene Bierreichel, geb. in Berlin, war die Witwe des Organisten Schröder daselbst. Sie bewährte sich als bedeutende Schauspielerin und vorzügliche Directrice. Seit 1780 beschäftigte sie sich mit der Ausbildung junger Schauspielerinnen. Sie starb Aus ihrer ersten Ehe stammte der berühmte Schauspieler F. L. Schröder (s. d.); aus der zweiten zwei Töchter, die gleichfalls als Schauspielerinnen auftraten, Dorothea, geb. 1752 zu Danzig, war sentimentale Liebhaberin, trat aber bereits 1778 von der Bühne zurück, Charlotte, geb. ausgezeichnet durch Liebenswürdigkeit, hohe geistige Bildung und mimisches Talent, starb schon ihre unglückliche Liebe zu dem dän. Major von Sylburg schildert Otto Müller in dem Romane: «Charlotte Ackermann» (Frank. 1854).
Luise Viktorine,geborene Choquet, franz. Schriftstellerin, geb. zu Paris, heiratete 1844 zu Berlin, wo sie ihre Sprachstudien fortsetzte, den Theologen und Prinzenerzieher Paul Ackermann, einen vertrauten Freund Proudhons, und zog sich nach ihres Gatten Tode (1846) nach Nizza zurück, um einsiedlerisch in einem alten Kloster ihre eigenartige trübe und pessimistische Weltanschauung auszubilden; hier starb sie Sie veröffentlichte die Dichtungen «Contes» (1855; vermehrt 1861),
meist über ind. Stoffe, «Poésies, premières poésies, poésies philosophiques» (1874) und «Pensées d'une solitaire» (Par. 1883),
Lebenserinnerungen mit «Autobiographie». -
Vgl. Caro, Mad. Ackermann, un poète positiviste, in der «Revue des Deux Mondes», Okt. 1878; d'Haussonville, Mad. Ackermann (Par. 1892).
Rud., deutsch-engl. Industrieller, geb. zu Schneeberg, erlernte das
Sattlerhandwerk, arbeitete dann in verschiedenen deutschen Städten, Paris und London und kam in Ruf als Verfertiger geschmackvoller Muster für Wagenbauer. 1795 gründete er in London eine Kunsthandlung. Er erfand ein Verfahren, um Papier, Tuch und andere Stoffe wasserdicht zu machen, war für die Einführung der Beleuchtung mit Gas thätig und machte die Lithographie in England heimisch. Er begründete das illustrierte «Repository of arts, literature and fashions» (1809-28) und nach dem Muster der deutschen Almanache die Litteratur der engl. «Annuals», deren Reihe er mit seinem «Forget me not» 1825 eröffnete. Von den durch ihn veranstalteten, mit trefflichen Illustrationen versehenen Werken sind ferner zu nennen «The Microcosm of London» (3 Bde., 1808-11),
«Westminster Abbey» (2 Bde., 1812),
«University of Oxford» (2 Bde., 1814),
«University of Cambridge» (2 Bde., 1815),
Colleges of Winchester, Eton, Westminster" (1816),
«Picturesque Tours» (1820-28), World in Miniature (43 Bde., 1821-26). Er starb in Finchley bei London.
Vulgärname der weißen Bachstelze (s. d.).
einfaches Instrument aus einem viereckigen, mit Ruten durchflochtenen Balkenrahmen, welches, von einem Gespanne fortbewegt, dazu dient, den von der Egge noch nicht völlig geebneten Boden eines Feldes zu glätten, die Unebenheiten auszugleichen und die Schollen zu zerkleinern.
Auch dient es zur Unterbringung kleinerer Sämereien.
Die Ackerschleife ist vorzugsweise in Belgien und England in Gebrauch;
vielfach wird sie durch die umgekehrte Egge ersetzt.
(Limax agrestis L.), eine nackte Lungenschnecke (s. d.) mit kleinen Kalkschälchen unter der Haut des Mantelschildes, mit dem Atemloch an der rechten Seite hinter der Mitte des Schildes, einer der gefährlichsten Feinde der Acker- und Gartenpflanzen, der namentlich in feuchten Jahren sich außerordentlich vermehrt. Die meist graue, häufig auch gelbliche oder bräunliche Schnecke wird höchstens 5 cm lang und hält sich besonders in Wiesen und Kleeäckern, unter schattigen Hecken und Büschen auf, verkriecht sich tags über in Spalten, unter Blättern und Wurzeln, gegen den Winter aber so tief in die Erde, daß sie gegen Kälte und Austrocknung geschützt ist.
Die Ackerschnecke kommen abends sowie auch beim Regen hervor und fressen besonders gern Gemüse, jungen Klee, junges Getreide, Erdbeeren, Kürbisse, Feld- und Baumfrüchte. Jede Schnecke legt von August an bis zu Ende des Herbstes an 400 und mehr Eier, in Gruppen zu 10-30 verteilt, in kleine, feuchte Gruben und Vertiefungen. Die Jungen, nur einige Linien lang, kriechen teils schon im Spätsommer und Herbst, teils erst im folgenden Frühjahr aus. Sie können in feuchten Jahren, wie z. B. 1817, 1851, 1853, ungeheure Verwüstungen anrichten. Hühner, Enten, Tauben, Krähen, Elstern, Amseln und Stare, Schweine und Maulwürfe, Blindschleichen und Kröten sind ihre Hauptfeinde. Man vertilgt sie durch Einsammeln, mittels Umherstreuen von Kürbisstücken, an welchen sie sich sammeln, durch Eintreiben von Enten, oder durch tiefes Umackern und Walzen des Bodens bei trocknem Wetter. - Die schwarze oder graugefleckte, an weißer Mittelsohle kenntliche Waldschnecke (Limax maximus L.) wird bis 20 cm lang und ist die größte einheimische Schnecke; die Kellerschnecke (Limax variegatus Drap.), grau mit hellern Sprenkeln, mit rötlichem Schleim, wird in Kellern lästig.
(Sinapis arvensis L.), lästiges Unkraut unter Sommerfrüchten, häufig mit Hederich verwechselt.
Drillkultur und dadurch ermöglichtes Hacken des Getreides und der Hülsenfrüchte, sowie sorgfältige Reinigung des Saatgetreides und Umpflügen der Stoppeln gleich nach der Ernte sind die besten Mittel gegen Überhandnehmen des Ackersenf. Zum Ausjäten des und des Hederich wird auch die Jätemaschine angewendet. (S. Sinapis.)
ein Bodengerät zum Ebnen des Ackers, zum Befestigen der Ackerkrume und zum Zerkleinern der Schollen, aus Holz, Stein oder Eisen; die neuern Walzen sind nur aus Eisen. Man unterscheidet Glattwalzen, Ringelwalzen (s. Tafel: Landwirtschaftliche Geräte und Maschinen II, [* ] Fig. 8), bestehend aus linsenförmigen gußeisernen Ringen, die auf einer Achse aufgezogen sind, Schollenbrecher (Croskill), zusammengesetzt aus Scheiben, deren äußerer Umfang mit prismatischen Zähnen besetzt ist, auch die Seitenwangen der Scheiben besitzen Zähne. Die neueste sehr beliebte Ackerwalze ist die Cambridgewalze (s. dieselbe Tafel, [* ] Fig. 12), aus gußeisernen Ringen mit prismatischen Zähnen und eisernen, konisch zulaufenden Scheiben zusammengesetzt. Stachelwalzen werden wenig angewandt. In neuerer Zeit werden viel dreiteilige Walzen (s. dieselbe Tafel, [* ] Fig. 1) benutzt, bei denen an einem gemeinsamen Gestelle der mittlere Teil vorwärts befestigt ist, während die beiden äußern nach hinten angeordnet sind. Solche Walzen erleichtern besonders das Umkehren mit schweren Geräten auf dem Acker; auch wird dabei die Ackerkrume nicht so sehr zusammengeschoben wie bei langen, aus einem Stück bestehenden Ackerwalze.
(d. i. Kummerlos).
1) Name eines berühmten ind. Königs, mit dem Beinamen Pijadassi (der Liebevolle). Açoka war der Enkel des Tschandragupta (s. d.) und regierte von 259 bis 222 v. Chr. Er ist besonders dadurch bekannt, daß er zum Buddhismus übertrat und diesen durch seinen Sohn Mahēndra (Pali: Mahindō) nach Ceylon verpflanzen ließ, das fortan der Hauptsitz des Buddhismus wurde; sodann dadurch, daß er in den verschiedensten Teilen seines großen Reichs, von Kabul im Westen bis Orissa im Osten, Inschriften einbauen ließ, die, in zwei verschiedenen Alphabeten und drei verschiedenen Dialekten abgefaßt, für uns als älteste Quelle der ind. Volkssprachen von größtem Wert sind.
Eine äußerst mangelhafte Gesamtausgabe veranstaltete Cunningham im Corpus Inscriptionum Indicarum", Tl. 1 (Kalkutta 1877). Eine vortreffliche Neubearbeitung mit Übersetzung und Kommentar gab Senart, «Les inscriptions d'Piyadasi (2 Bde.,» Par. 1881-86) und «Notes d'épigraphie indienne» (ebd. 1888),
eine Revision mit vielen Verbesserungen auf Grund neuer Abklatsche der Inschriften Bühler in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft» (Bd. 37, 39, 40, 41, 43). - 2) Name eines Baumes (Jonesia Asoka Roxb.), der nach ind. Sage bei der Berührung durch den Fuß eines Mädchens Blüten treibt und in der ind. Poesie eine große Rolle spielt.
Alkaloid des Aconits (s. Aconitum).
oder Aconcahua, eine der größten Provinzen des mittlern Chile, grenzt im N. an die Provinz Coquimbo, von der sie der Choapafluß trennt, im O. an die Anden von Argentinien, im
S. an die Provinz Santiago durch die Bergkette, die die Becken des Aconcaguaflusses und des Mapocho scheidet, im W. an Valparaiso und das Stille Meer, hat 16126 qkm und (1892 berechnet) 153049 E. Fast neun Zehntel der Oberfläche sind unfruchtbare Berge, das übrige, vom Aconcaguafluß und andern Flüßchen bewässert, ist von. ausgezeichneter Fruchtbarkeit und fast ein einziger Garten; Feigen, Pfirsiche, Walnüsse, Luzerne, Hanf, besonders Weintrauben werden gebaut, weniger Getreide.
Auch der Bergbau auf Kupfer ist erwähnenswert. Der Weg von Valparaiso nach Santiago, sowie die verkehrreichste Straße zwischen Chile und Argentinien führt durch die ganze Länge der Provinz und überschreitet die Anden im Paß von Uspallata, ebenso führt ein Teil der Eisenbahn von Valparaiso nach Santiago durch die Provinz, sowie eine Bahn, die sich von ersterer abzweigt und über San Felipe und die Anden nach Mendoza geht. Die Provinz wird in die fünf Depart. Petorca, Ligua, Putaendo, San Felipe und Andes geteilt. Hauptstadt ist San Felipe (s. d.). Der Cerro de Aconcagua, dessen Gipfel auf argentin. Gebiet liegt, wurde 1883 von Güßfeldt bis 6400 m erstiegen und ist nach ihm 6970 m hoch und damit der höchste gemessene Berg Amerikas; der Cerro Juncal 6208 m.
condition (im Buchhandel), s. Konditionsgut.
Alkaloid des Aconit (s. Aconitum).
s. Aconitum.
ein Alkaloid, dem die Pflanzen der Gattung Aconitum ihre Giftigkeit und heilkräftige Wirkung verdanken. Das reine Aconitin hat wahrscheinlich die Zusammensetzung C33H43NO12 und ist als Benzoylaconin aufzufassen. Das Aconin, C26H39NO11 , entsteht neben Benzoesäure bei der Spaltung des Aconitin. Das reine Aconitin krystallisiert in weißen Tafeln, schmilzt bei 179° (nach andern bei 184°), ist fast unlöslich in Wasser; die Lösungen drehen die Polarisationsebene des Lichts nach links und schmecken bitter und kratzend.
Das Aconitin des Handels ist ein Gemenge von sehr wirksamem Aconitin, etwas weniger wirksamem Pseudoaconitin, C36H49NO12 , das man als Veratroylaconin aufzufassen hat, und dem viel weniger giftigen Spaltungsprodukt Aconin. Daraus erklären sich die Verschiedenheiten der gewöhnlichen deutschen, französischen und englischen von denen das letztere am meisten Pseudoaconitin enthält (Morsonsches Aconitin). Die Darstellungsmethoden des Aconitin sind sehr mannigfaltig. Das Aconitin ist jedenfalls eines der giftigsten Alkaloide. Da aber die angewendeten Präparate Gemenge verschiedener Basen sind, so sind auch die Angaben über die physiologische und die heilkräftige Wirkung sehr voneinander abweichend. Im allgemeinen ist die Wirkung der des Atropins ähnlich. Der gerichtliche Nachweis des Aconitin ist wegen des Mangels an Erkennungsmitteln schwierig.
Equisetsäure, Citridinsäure, eine dreibasische organische Säure, die sich hauptsächlich in den Arten der Gattung Aconitum, ferner auch in Equisetum-Arten, dem Safte des Zuckerrohrs und Sorghums, sowie in andern Pflanzen vorfindet. Aus den aufgekochten und filtrierten Säften dieser Pflanzen wird durch Eindampfen aconitsaurer Kalk erhalten. Die Aconitsäure krystallisiert in kleinen Blättchen, die in Alkohol, Äther und Wasser leicht löslich sind. Sie schmilzt bei 187° und zersetzt sich dabei in Kohlensäure und Itaconsäure. Zur Citronensäure steht die in naher Beziehung und kann aus derselben durch Erhitzen oder besser durch Kochen mit starker Schwefelsäure erhalten werden. Sie enthält ein Molekül Wasser weniger als die Citronensäure, hat die Zusammensetzung C6H6O6 und die Konstitutionsformel
COOH.CH2.C(COOH) = CH.COOH ^[COOH.CH2C(COOH)=CH.COOH]
L., Aconit, Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten in der nördl. gemäßigten Zone, besonders in Gebirgsgegenden; perennierende hohe Kräuter mit meist tief gelappten Blättern und ansehnlichen lebhaft gefärbten Blüten. Wegen der eigentümlichen Gestalt der Blüten, in der das eine Kelchblatt helmartig entwickelt ist, heißen sie im Volke Sturmhut, Eisenhut. Mehrere Arten sind ihrer schönen Blüten halber Zierpflanzen, namentlich die in Deutschland auch wild vorkommenden Aconitum Napellus L., A Stoerkeanum Rchb. und Aconitum variegatum L.
In der Heilkunde wurde Aconitum zuerst durch den kaiserlich österr. Leibarzt von Stoerck im 18. Jahrh. eingeführt. Am heilkräftigsten ist Aconitum Napellus. In der Pharmacie sind die Knollen der letztern Art als Tubera Aconiti offizinell, aus welchen auch ein Extrakt und eine Tinktur bereitet wird. Aconitum hat besonders bei den Homöopathen viel Beachtung gefunden, welche ihn namentlich bei hitzigen Fiebern, Brust- und Gelenkentzündungen u. s. w. anwenden. Sonst wird Aconitum innerlich gegen Rheumatismus, Gicht, chronische Lähmungen, Neuralgien, Asthma, Unterleibsstockungen u. dgl., äußerlich bei bösartigen Geschwüren, Krebs u. s. w. verordnet.
Bei Aconitvergiftungen lasse man, bis die ärztliche Behandlung eintritt, Essig oder Wein in kleinen Gaben trinken, und gebe, namentlich wenn die Vergiftung zeitig bemerkt wird, ein Brechmittel. Die Wirkungen dieser Vergiftung äußern sich zunächst in brennenden Schmerzen in der Mundhöhle und auf der Zunge, worauf bald vermehrte Harn- und Schweißabsonderung, von beschleunigtem Puls, Erweiterung der Pupille, Dunkelsehen, Schwindel und Kopfschmerz begleitet, eintritt.
Dann folgen Erbrechen, Kolikschmerzen, Krämpfe, Zittern der Glieder, Beengung der Respiration, bis zuletzt, wenn nicht Hilfe geschafft wird, unter Delirien, Ohnmachten, Zuckungen und unwillkürlichem Stuhlabgang der Tod eintritt. Die giftige Wirkung der Aconitpflanzen wird durch ein in allen Teilen, namentlich aber in den stets handförmig zerteilten Blättern und in den Wurzelknollen enthaltenes Alkaloid, das Aconitin (s. d.), hervorgerufen. Außer diesem ist noch ein nicht giftiges Alkaloid, das Aconellin nachgewiesen, vielleicht mit Narkotin identisch, sowie ein anderes, das Napellin, vielleicht identisch mit Acolytin.
Einzelne Aconitarten scheinen kein Aconitin zu enthalten; so konnte Hübschmann in Aconitum Lycoctonum L. kein Aconitin nachweisen, fand dagegen zwei andere Alkaloide, Lycoctonin und Acolyctin. Die aus Ostindien kommenden, vom Himalaja stammenden Aconitknollen, Bith genannt, liefern vorzugsweise ein vom Aconitin abweichendes Alkaloid, das Pseudoaconitin, identisch mit Nepalin, Napellin, Acraconitin. Die Alkaloide sind in der Pflanze mit organischen Säuren verbunden, von denen Aconitsäure (s. d.) mit Sicherheit nachgewiesen ist. -
Vgl. Laborde und Duqnesnel, Des aconits et de l'aconitine (Par. 1883).
(grch. Akontios), s. Kydippe.
conto (ital.), soviel wie «auf Rechnung» oder «auf Abschlag».
Eine Zahlung a conto ist eine
Abschlagszahlung, d. h. eine solche, durch welche nur ein Teil einer Schuld abgetragen wird.
(portug. Açores), s. Azoren.
(grch.), eine unförmliche, nicht lebensfähige Mißgeburt, rumpfloser Kopf.
L. (Kalmus), eine zur Familie der Araceen (s. d.) gehörende Pflanzengattung, die ursprünglich in Ostindien einheimisch ist. Eine einzige Art dieser Gattung, der gemeine Kalmus Acorus Calamus L., s. Tafel: Araceen, [* ] Fig. 9), hat sich seit dem 15. Jahrh. auch in Europa eingebürgert und ist eine bekannte Sumpfpflanze an Teichen und Flußufern, besonders sandiger Gegenden. Die zwitterigen grünlichen Blüten sitzen dichtgedrängt auf einem an der Seite eines blattähnlichen Schaftes stehenden Kolben; sie haben ein sechsteiliges Perigon, sechs Staubgefäße und einen 2-3fächerigen Fruchtknoten.
Der Kalmus trägt in unserm Klima nie Früchte und vermehrt sich allein durch kriechende Verzweigung seines Wurzelstockes. Dieser Wurzelstock, fälschlich Kalmuswurzel genannt, ist unter dem Namen Rhizoma Calami ein geschätztes Arzneimittel. Das Kalmusrhizom ist daumendick, längsrunzelig, auf der Unterseite mit zickzackartig gestellten Quernarben versehen, die von den Ansatzstellen der Wurzeln herrühren. Im Handel ist diese Drogue meist geschält. Kandierter Kalmus war früher ein beliebtes Magenmittel. Das in der Rinde zu etwa 2 Proz. enthaltene ätherische Öl (Oleum Calami) wird in der Medizin zuweilen noch in magenstärkenden Pulvergemischen und zum Parfümieren von Zahnpulver verwendet. Hauptsächlich dient es zur Liqueurbereitung. Die übrigen Arten der Gattung Acorus sind ebenfalls aromatisch und werden auf gleiche Weise angewendet. So wird in China der grasartige Kalmus (Acorus gramineus Aït.) angebaut. Den Ingwer nennt man oft Indischen Kalmus.
Gabriel (später Uriel), Religionsphilosoph, geb. um 1591 zu Oporto, gehörte einer zum Christentum übergetretenen jüd. Familie an. Als strenger Katholik erzogen, widmete er sich jurist. Studien und erhielt einen Posten in einem kirchlichen Kollegium. Immer tiefer in Zweifel an der Göttlichkeit des Christentums verstrickt, legte er seine Stelle nieder und entfloh mit Mutter und Brüdern nach Amsterdam, wo er zum Judentum übertrat und den Vornamen Uriel annahm.
Doch fühlte sich Acosta auch in seiner neuen Gemeinschaft nicht befriedigt. Er sah bald im Judentum eine Sammlung von Satzungen, die er als pharisäische Mißbräuche verurteilte. Von der Synagoge zur Rede gestellt, beharrte er bei seinen Ansichten und wurde deshalb exkommuniziert. Als er hierauf zur Verteidigung seiner Meinungen und Widerlegung einer gegen ihn veröffentlichten Schrift des Arztes da Silva sein «Examen dos tradiçoens Phariseas conferideras con a Ley escrita por Vriel Jurista Hebreo, com reposta à hum Semuel da Silva seu falso Calumniador» (Amsterd. 1624),
auch lat. als «Examen traditionum Pharisaeicarum collatarum cum lege scripta» (ebd. 16i23) herausgegeben hatte, erfolgte seine Anklage durch die jüd. Ältesten beim Rate der Stadt Amsterdam, der ihn zu einer Geldstrafe verurteilte und seine Schrift konfiscieren ließ. Acosta ließ sich 1633 endlich zur Unterzeichnung des Widerrufs herbei. Aber infolge neuer Beschuldigungen legte ihm der Große Rat eine schimpfliche Buße auf, und als er deren Erfüllung verweigerte, erfolgte der Bannfluch.
Hierauf sieben Jahre lang den Verfolgungen seiner Verwandten wie der jüd. Gemeinde preisgegeben, unterwarf er sich endlich der Buße, nahm sich aber, innerlich zerrüttet und voll erbittertem Groll gegen seine Glaubensgenossen, April 1640 durch einen Pistolenschuß das Leben. Gutzkow wählte Acosta zum Helden der Novelle «Die Sadducäer von Amsterdam» (1834) und der Tragödie «Uriel Acosta» (1846). A.s Selbstbiographie «Exemplar humanae vitae» wurde mit Widerlegungen hg. von Ph. von Limborch («Amica collatio cum erudito Judaeo», Gouda 1687); es erschien auch lateinisch und deutsch (mit Einl., Lpz. 1847). -
Vgl. Acosta Jellinek, A.s Leben und Lehre (Zerbst 1847): Acosta Jellinek, Elischa ben Abuja, genannt Acher.
Zur Erklärung und Kritik der Gutzkowschen Tragödie «Uriel Acosta» (Lpz. 1847); J. da Costa, Israel en de volken (Haarl. 1849).
s. Akoites.
coup perdu (frz., spr. ackú perdüh), aufs Geratewohl.
franz. Stadt, s. Ar.
delle Fonti, Stadt im Kreis Bari der ital. Provinz Bari, 41 km von Bari, an der Zweigbahn Bari-Taranto des Adriatiscden Netzes, hat (1881) 8525 E., eine roman. Hauptkirche, Gymnasial- und technische Schule.
di Napoli, s. Aqua Tofana.
im Altertum Aquae Statiellae oder Statiellorum, Hauptstadt des Kreises Acqui (106 226 E.) in der ital. Provinz Alessandria, links von der Bormida und an der Linie Alessandria-Cairo des Mittelmeernetzes, ist Bischofssitz, hat (1881) 9399, als Gemeinde 11 283 E., in Garnison das 23. Feldartillerieregiment, Ruinen einer röm. Wasserleitung, eine got. Kathedrale (11. Jahrh.) und mehrere ansehnliche öffentliche Gebäude, wie das Seminar, das Collège, das Stadthaus, den Palast des Provinzialgerichtshofs u. s. w. In und bei der Stadt heiße Schwefelquellen (von 39 bis 51° C.), die schon den Römern bekannt und nach den ligurischen Bewohnern dieser Gegend, den Statiellern, benannt waren.
Die reichlichste sprudelt auf der Piazzadegli Ebrei hervor und wird ungeachtet ihres Schwefelgeruchs zu häuslichen Zwecken verwendet. Ihre Hauptbestandteile sind Schwefelcalcium, Chlornatrium, Chlorcalcium und Kieselerde. Auf dem gegenüberliegenden Flußufer finden sich andere Schwefelquellen. Die Badeanstalt besteht aus zwei im 17. und 18. Jahrh. errichteten, in neuerer Zeit bedeutend vergrößerten Gebäuden, wo das Wasser in Douche- und Schlammbädern gegen chronische Hautausschläge, Gicht, Rheumatismus, Nervenleiden und Lähmungen angewendet wird. Die Zahl der Badegäste beträgt jährlich gegen 4000. -
Vgl. Ratti, Le regie terme d'A. (Mail. 1844).
(lat.), sich bei etwas beruhigen, es dabei bewenden lassen.
(lat.), erwerben, sich zueignen;
davon Acquisition, Erwerbung.
(frz., spr. ackí), Quittung, Empfangschein.
Mit «pour acquit» oder «par acquit (pr acquit)» bescheinigt man den Empfang einer Zahlung. - Beim Billard heißt Acquit das Aussetzen des Balles.
(spr. ackitakkoßjóng), in Frankreich ein hauptsächlich dem Transitverkehr (s. Durchfuhr) dienender Begleitschein zoll- oder steuerpflichtiger Waren, dessen richtige Erledigung durch Bürgschaft oder Hinterlegung eines Geldbetrags sicher zu stellen ist. Eine besondere Wichtigkeit haben diese Scheine in dem Veredelungsverkehr (s. d.) erhalten, der ebenfalls als eine Art von Transit behandelt wird. Grundsätzlich wurde