t
oder Chloracetyl, C2H3OCl oder CH3·COCl, entsteht beim Zusammentreffen von Essigsäure und Phosphorchlorid: C2H5O·OH + PCl5 = C2H3OCl + POCl5 + HCl, als farblose, an feuchter Luft rauchende Flüssigkeit, die sich mit Wasser sofort in Essigsäure und Salzsäure umsetzt.
(Äthin), ein gasförmiger Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung C2H2 und der Konstitutionsformel H–C≡C–H, das Anfangsglied der sog. Acetylenreihe, einer Gruppe von Kohlenwasserstoffen, die nach der allgemeinen Formel CnH2n-2 zusammengesetzt sind. Das Acetylen riecht widerlich und ist giftig wie das Kohlenoxyd. Es ist das kohlenstoffreichste aller Gase [* 2] (über 92 Proz.) und verbrennt mit hellleuchtender, stark rußender Flamme, [* 3] mit Luft vermengt dagegen ohne Rußen und blendend weiß; solche Gemische sind aber explosionsgefährlich, sobald sie auf 5 Teile Acetylen mehr als 4 und weniger als 100 Teile Luft enthalten. Acetylen ist der einzige Kohlenwasserstoff, der durch direkte Synthese aus seinen Elementen entsteht, wenn nämlich der elektrische Flammenbogen zwischen Kohlenspitzen in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas übergeht. Es entsteht ferner aus sehr vielen organischen Verbindungen, wie Äther, Alkohol, Aldehyd u.s.w., unter dem Einfluß andauernder Rotglühhitze. Ebenso bildet es sich bei der unvollständigen Verbrennung. Außerdem kennt man noch verschiedene synthetische Methoden zur Bereitung von Acetylen.
In neuester Zeit verspricht das Acetylen eine große technische Bedeutung zu gewinnen, nachdem eine einfache und billige Darstellungsmethode aufgefunden worden ist. Man erhitzt zunächst Kohle und Kalk im elektrischen Ofen, wobei sich eine Verbindung des Kohlenstoffs mit dem Metall des Kalks, dem Calcium, bildet. Dieser dunkelgraue, metallisch glänzende Stoff (Calciumcarbid, CaC2) ist im elektrischen Ofen flüssig, wird in Formen gegossen und entwickelt in Wasser stürmisch Acetylengas, wahrend sich ein Kalkbrei bildet. 100 kg Calciumcarbid geben etwa 30 cbm Gas: CaC2 + 2H2O = CaO2H2 + C2H2. Acetylen stellt also ein an jedem Orte herzustellendes oder in flüssigem Zustande transportables Leucht- und Heizgas vor. Da seine Leuchtkraft die fünfzehnfache des gewöhnlichen Leuchtgases beträgt, so wird es mit Vorteil diesem beigemengt. Die Gefahren infolge der Giftigkeit werden wesentlich verringert durch den sich leicht verratenden starken Geruch.
soviel wie Essigsäure (s. d.). ^[= C2H4O2 = CH3·COOH, nach der Ameisensäure, H·COOH, das nächste Glied in der Reihe der sog. ...]
auch Aach und Ache, soviel wie Aa (s. d.), kleine Flüsse [* 4] im südl. Deutschland, [* 5] in Österreich [* 6] und der Schweiz. [* 7]
Die Ach im südöstl.
Baden [* 8] quillt unweit des Städtchens Aach in einem Becken so mächtig hervor, daß sie alsbald Mühlen [* 9] zu treiben vermag, durchfließt den Hegau und ergießt sich nach 35 km Lauf unweit Radolfszell in den Bodensee.
Die Wassermenge an der Quelle [* 10] rührt daher, daß der Fluß unterirdisch mit der Donau zusammenhängt.
bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für den schwed. Naturforscher Acharius.
Ch., Abkürzung für anno Christi (im Jahre Christi) oder für ante Christum (vor Christi Geburt).
einer der altgriech. Stämme, dessen Name wegen der hervorragenden Rolle, die er in der heroischen Zeit spielt, in den Homerischen Gedichten, gleich dem der Argiver und Danaer, auch als Gesamtbezeichnung der Griechen dient. Die Sage leitete die von Achaios, einem Sohne des Xuthos und Enkel des Hellen, ab. Ihre ursprüngliche Heimat ist die Landschaft Phthiotis in Thessalien; von da in den Peloponnes eingewandert, gründeten sie namentlich in Argolis und Lakonien Reiche, die vor der dor.
Wanderung die mächtigsten in Griechenland [* 11] waren. Aus diesen Wohnsitzen durch die Dorier verdrängt, wandte sich ein Teil nach Kleinasien, wo sie im Verein mit Äoliern die Küste von Troas eroberten, während ein anderer Teil, der Sage nach unter Führung des Orestiden Tisamenus, die in Ägialea an der Nordküste des Peloponnes angesessenen Ionier vertrieb; das Land bekam darauf den Namen Achaia. Die Achäer wurden hier in ihren 12 Städten anfangs von Königen beherrscht, den Nachkommen des Tisamenus, deren letzter Ogyges war.
Auf das Königtum folgte eine gemäßigte Demokratie. Die 12 alten Städte oder Kantone bildeten einen Staatenbund mit einem Mittelpunkte zu Ägium. Sie wurden, nachdem sie längere Zeit ein Werkzeug der spartanischen Politik gewesen waren, in die Kämpfe mit den Thebanern und den Macedoniern verwickelt. Während dieser lockerte sich der schwache Staatenbund immer mehr, bis er durch Demetrius, Kassander und Antigonus aufgelöst ward. Eine Erneuerung fand der Bund 280 v.Chr. durch die Vereinigung der vier Städte Dyme, Pharä, Paträ und Tritäa, wodurch der Grund zu dem Achäischen Bunde gelegt wurde, der sich über Achaia hinaus durch den Beitritt vieler anderer Städte erweiterte. (S. Griechenland.) –
Vgl. Gerhard, Über den Volksstamm der Achäer (Berl. 1854);
Klatt, Forschungen zur Geschichte des Achäischen Bundes, Tl. 1 (ebd. 1877);
Dubois, Les ligues Étolienne et Achéenne (Par. 1885).
im Altertum die nördl. Küstenlandschaft des Peloponnes, gegen Osten an die Gebiete von Sikyon und Phlius, gegen Süden an Arkadien und Elis grenzend. Das Land ist mit Ausnahme des westlichsten Teils, der Ebenen von Paträ und Tyme, gebirgig, teils von den nördl. Vorbergen der arkad. Grenzgebirge, des Erymanthus, der Aroania, Chelydorea und Kyllene, teils von einem weit nach Norden [* 12] vortretenden, lang gestreckten Kalkgebirgsrücken, dem bis 1927 m aufsteigenden Panachaikon (jetzt Voidias) erfüllt.
Trotz der Berge ist das Land doch ziemlich fruchtbar, die Küstenebenen sogar überaus ergiebig, und erzeugt Getreide [* 13] und Wein, jetzt besonders Korinthen in Fülle. Die ältesten Bewohner A.s, das in frühester Zeit den Namen Ägialea führte, waren Pelasger und Ionier, dann Achäer (s. d.). Schon zur Zeit der Ionier bildete Achaia einen Bund von 12 Gemeinden mit dem Vororte Helice. Die Achäer behielten diese Gauverfassung bei, nur daß sie anstatt der früher offenen Flecken feste Städte bauten.
Dieselben hießen (von Westen nach Osten): Dyme, Olenus, Pharä, Tritäa, Paträ, Rhypes, Ägium (mit dem Bundestempel des Zeus), [* 14] Helice, Bura, Ägä, Ägira und Pellene. An Stelle von Olenus, Rhypes und Ägä, die schon früh von ihren Bewohnern verlassen wurden, traten Leontium und Cerynia als selbständige Bundesglieder. Helice ward 373 v.Chr. infolge eines Erdbebens vom Meere verschlungen. Nach der Unterwerfung Griechenlands faßten die Römer [* 15] Hellas, ohne Thessalien, Akarnanien und Ätolien, als Provinz Achaia zusammen. – Jetzt bildet Achaia mit Elis den Nomos und Elis des Königreichs Griechenland. Dieser umfaßt 5075 qkm, zählt (1889) 210713 E., zerfällt in 4 Eparchien und 30 Demen und hat Paträ zur Hauptstadt. ¶
Bund, altgriech. Staatenbund, s. Achäer ^[= einer der altgriech. Stämme, dessen Name wegen der hervorragenden Rolle, die er in der heroischen ...] und Griechenland.
(frz., spr. aschalangd-), Kunden an sich ziehen;
in Kundschaft bringen.
vereinzelter Berggipfel (712 m) in der Rauhen Alb, in der Nähe von Reutlingen, [* 17] hat eine sehr schöne Kegelform und gewährt auf seinem von einer Ruine der einst berühmten gleichnamigen Burg gekrönten Gipfel einen prächtigen Ausblick.
Kreis [* 18] des russ.-asiat. Transkaspischen Gebietes, zwischen der Wüste Kara-kum im N. und der pers. Provinz Chorassan im S., hat 47000 Eingeborene, darunter 40000 Teke und 3000 Einwanderer. Die Bevölkerung beschäftigt sich vorwiegend mit Viehzucht. [* 19] (1886: Schafe [* 20] 150000, Kamele [* 21] 11000, Pferde [* 22] 2500, Rindvieh 2000 Stück.) Für Ackerbau eignet sich nur ein schmaler Strich am Fuße des Kopetdag; hier ist künstliche Bewässerung möglich. Hauptort und bedeutender Karawanenpunkt ist Aschabad (s. d.). Zum Kreise [* 23] Achal-Teke gehören noch die besondern Distrikte Atek, dessen Mittelpunkt das Dorf Kaachka ist, und Durun mit dem Dorfe Bacharden als Mittelpunkt. (S. Teke-Turkmenen.)
georg. Achalziche, türk. Achyska.
1) Kreis des russ.-transkaukas. Gouvernements Tiflis, bildet den westlichsten Teil desselben und hat 2656,3 qkm mit 54 459 E., darunter die Hälfte Armenier, ein Drittel Tataren. - 2) Achalzych, Kreisstadt im Kreis am links zur Kura gehenden Poschowtschaj, in 1029 m Höhe, hat 13 265 E., meist Armenier, Georgier, Juden und Russen, in Garnison das 150. Infanterieregiment und die 38. Feldartilleriebrigade, Post und bedeutenden Handel. Achalzych, ursprünglich die Hauptstadt einer georgischen Provinz, kam 1579 unter die Herrschaft der Türken, wurde 1828 von den Russen unter Paskewitsch erobert, 1846 zur Kreisstadt, erst des Gouvernements Kutais, später des Gouvernements Tiflis erhoben.
ein Königsgeschlecht pers. Ursprungs, das dem Stamme der Pasargaden angehörte und seinen Namen von dem Eponymus Achämenes (pers. Hakhâmanisch) herleitete. Der Begründer oder älteste bekannte Herrscher der Dynastie ist Teïspes (pers. Tschaischpisch), König von Anschan oder Susiana; als seine Nachkommen werden auf einem im Britischen Museum befindlichen Cylinderbruchstück (dem sog. Cyruscylinder) Cyrus I. (pers. Kurasch) und dessen Sohn Kambyses I. (pers. Kambudschija) genannt.
Der Sohn des letztern, Cyrus II., begründete im 6. Jahrh. die pers. Weltherrschaft. Auf ihn, der im Kampfe gegen die Nomadenstämme an der Nordgrenze Irans (529) seinen Tod fand, folgte sein ältester Sohn Kambyses II., dessen Mutter Kassandane, Tochter des Pharnaspos aus achämenidischem Geschlecht war. Er starb auf der Rückkehr von der Eroberung Ägyptens in Ekbatana (522) und der Thron [* 24] fiel Darius I. (pers. Daraiavusch) zu, der nach schweren Kämpfen Ende 519 die Weltherrschaft der Perser endgültig zur unbestrittenen Anerkennung brachte und damit die erste große Epoche der Geschichte des Altertums abschloß.
Auf Darius folgten sein Sohn Xerxes I. (485-465), Artaxerxes I. Longimanus (465-424), Xerxes II. Sogdianus (421-423), Darius II. Ochos oder Nothos (423-405), Artaxerxes II. Mnemon (405-361), Artaxerxes III. Ochos (361-339), Xerxes III. (339 - 336) und Darius III. Sodomannus (336-330). (S. die Einzelartikel.) - Die eingehenden Berichte über die Achämeniden bei Herodot und andern Klassikern sind in neuerer Zeit durch die zu Babylon, Behistan, Hamadan, Kerman, Murghab, Naqsch-i-Rustem, Persepolis, Senkerch, Susa und Wan entdeckten Keilinschriften, die dreisprachig, nämlich in pers., susischer und babylonisch-assyr. Sprache [* 25] abgefaßt sind (s. Keilschrift), bestätigt und ergänzt worden. Ausgaben der pers. Texte von Spiegel, [* 26] Die altpers. Keilinschriften (2. Aufl., Lpz. 1881); der susischen von Weißbach, Die Achämenideninschriften zweiter Gattung (ebd. 1890); der babylonischen von Bezold, Die Achämenideninschriften. Babylonischer Text und Übersetzung (ebd. 1882).
ein Geist oder Äon in dem gnostischen System des Valentinus (s. d.).
(achaenĭum), in der Botanik eine kleine einsamige, nicht aufspringende, trockne Schließfrucht, bei der die dünne, lederartig zähe Fruchtwand dem Samen [* 27] zwar dicht anliegt, nicht aber mit ihm verwächst. Bei vielen Achäne liegt der Samen sogar ganz frei in der Fruchthöhle, wie z. B. bei den Kompositen [* 28] (s. d.), wo der Scheitel der Frucht häufig von dem vergrößerten, aus Schuppen, Borsten oder Haaren gebildeten Kelche (Pappus oder Haarkrone) gekrönt ist, der dann zur Verbreitung der Achäne durch den Wind, also als Flugorgan dient. Von vielen Botanikern wird jede aus einem unterständigen Fruchtknoten hervorgegangene Frucht als Achäne bezeichnet, welche eine trockne, ziemlich gleichartige, häutige, lederartige oder harte Fruchtschale besitzt und nicht aufspringt. Je nach der Zahl der Fruchtknoten können aus einer Blüte [* 29] eine (Kompositen) oder mehrere (Rosaceen, Ranunkulaceen) Achäne hervorgehen.
Franz Karl, der Begründer der Rübenzuckerfabrikation, geb. zu Berlin, [* 30] studierte Physik und Chemie und wurde 1782 Direktor der physik. Klasse der Akademie der Wissenschaften, in deren «Abhandlungen» er über eine große Anzahl physik. und chem. Untersuchungen berichtete. Die größten Verdienste erwarb er sich aber um die Runkelrübenzuckerfabrikation, indem er die Versuche Marggrafs, der zuerst (1747) den Zuckergehalt der Runkelrübe nachgewiesen hatte, wieder aufnahm und sich etwa seit 1786 auf seinem Gute Caulsdorf bei Berlin mit eingehenden Versuchen über die beste Methode der Kultur der Zuckerrübe beschäftigte.
Seine Versuche erlitten durch Unglücksfälle mehrjährige Unterbrechung, bis in einer Immediateingabe vom dem Könige Friedrich Wilhelm III. das Wesentliche seiner Erfindungen unterbreiten konnte. Achard wurde eine königl. Belohnung in Aussicht gestellt, wenn seine Verheißungen durch unter staatlicher Aufsicht auszuführende Versuche bestätigt werden würden. Diese Versuche fanden zu Berlin statt, worauf Achard vom Könige ein hypothekarisch sicher zu stellendes Darlehn von 50000 Thlrn. gewährt wurde, mittels dessen er das Gut Cunern in Schlesien [* 31] kaufte und dort 1801 die erste Zuckerfabrik erbaute, die im März 1802 in Betrieb kam, aber wenige Jahre später im Kriege zerstört wurde. 1810 erfolgte die Löschung der auf sein Gut eingetragenen Hypothek, worauf die Zuckerfabrik so weit wieder hergerichtet wurde, um als Lehranstalt dienen zu können. Achard starb zu Cunern. Von seinen physik. Werken waren besonders die «Vorlesungen über Experimentalphysik» (4 Bde., Berl. 1790-92) geschätzt: von seinen Werken über die Zuckerfabrikation ist das bedeutendste: «Die europ. Zuckerfabrikation aus Runkelrüben in Verbindung mit der Bereitung des ¶
Branntweins» (3 Tle. mit 10 Kupfertafeln, Lpz. 1812). -
Vgl. Scheibler, Aktenstücke zur Geschichte der Rübenzuckerfabrikation in Deutschland (Berl. 1875).
(spr. aschár), Louis Amédée, franz. Schriftsteller, geb. zu Marseille, [* 33] ging 1834 als Teilhaber eines landwirtschaftlichen Unternehmens nach Algier, wurde 1835 Kabinettschef des Präfekten im Depart. Obergaronne und arbeitete seit 1838 in Paris [* 34] an verschiedenen Blättern. «Lettres parisiennes», pikante Schilderungen aus dem Parser Leben, unter dem Pseudonym Grimm in der ultrakonservativen «L'Epoque» erschienen, gründeten seinen Ruf. Nach der Revolution von 1848 schrieb in der royalistischen Assemblée Nationale" jede Woche einen scharf polemischen «Courier de Paris». 1848-72 brachte die «Revue des Deux Mondes» fast jedes Jahr eine neue Erzählung von ihm. Achard starb zu Paris.
Unter der großen Anzahl seiner Romane und Novellen sind hervorzuheben: «Belle Rose» (1847 u. ö.),
«La chasse royale» (1849-50),
Les châteaux en Espagne", Novellensammlung (1854),
«La robe de Nessus» (1855),
«La traite des blondes» (1863),
«Historie d'un homme» (1863),
«Les chaines de fer» (1867),
«La vipère» (1874),
«Les petites-filles d'Eve» (1877). Achard schildert hier vorzugsweise Konflikte des Familienlebens und der Gesellschaft, zeigt Humor und die Kunst, die Stimmung auch äußerlich abzuspiegeln. Seine Lustspiele («Souvent femme varie», 1854; 2. Aufl. 1855, u. a.) sind schnell vergessen.
s. Eisenbahnbremsen.
(grch.), Undank, Undankbarkeit;
auch Mangel an Anmut. ^[= Grazie, Charis, die Schönheit in der Bewegung, worauf vorzüglich Schiller hingewiesen hat ...]
der hellste Stern (1. Größe) im Sternbild des Eridanus (s. d.).
(frz., spr. ascharn-), gegen jemand hetzen, erbittern;
davon Acharnement, Wut, Gier.
[* 32] ein gewöhnlich streifenweise wechselndes oder fleckenartig verbundenes Gemenge von Chalcedon, Jaspis, Quarz, Amethyst, Karneol und andern quarzigen oder kieseligen Mineralien, [* 35] die sich in Farbe, Durchsichtigkeit u. s. w. voneinander unterscheiden. Chemisch besteht daher der Achat fast lediglich aus Kieselsäure, mit geringen Mengen von Eisenoxyd. Der Achat kommt namentlich in mandel- oder knollenförmigen Massen vor, die Hohlräume in zersetztem Gestein, insbesondere in Melaphyren, ausfüllen und ohne Zweifel dort aus wässerigen Lösungen entstanden sind, welche zuerst die in ihnen enthaltene Kieselsäure gallertförmig in konzentrischen Schichten zum Absatz brachten. So dünn und zart sind diese Schichten bisweilen, daß Brewster deren 17000 auf 1 Zoll Dicke zählte.
Der Achat zeichnet sich besonders durch Farbe und Zeichnung aus. Am häufigsten ist er durchscheinend bis durchsichtig, stellenweise undurchsichtig, und in verschiedenen Lagen farblos, weiß, rötlich, rotgelb, braun, violett und bläulich gefärbt. Die einzeln gefärbten Schichten bilden oft bandartige Zeichnungen: Bandachat (s. Fig. 1). Oft sind diese Zeichnungen in scharfen Ecken umgebogen und haben dann Ähnlichkeit [* 36] mit dem Plan einer Festung [* 37] - Festungsachat. Noch andere Zeichnungen geben ihm nach ihrer Ähnlichkeit die folgenden Benennungen: Kreis-, Augen-, Punkt-, Stern-, Korallen-, Muschel-, Moos-, Röhren-, Wolkenachat. (s. Fig. 2). Der Trümmerachat (s. Fig. 3) stammt von einem zertrümmerten Gange bei dem Dorfe Schlottwitz in Sachsen, [* 38] dessen zahllose scharfkantige Bruchstücke durch schönen blauen Amethyst zusammengekittet sind.
Einige, die meist aus gemeinem Chalcedon bestehen, zeigen in durchfallendem Lichte Regenbogenfarben (Regenbogenachat). Zum Achat gehörige Steine, die aus Karneol mit abwechselnden Lagen von gemeinem Chalcedon bestehen, heißen Onyx (s. d.), bei den Alten zum Teil auch Sardonyx. Manche Varietäten des von großer Härte werden zu Schmucksteinen verschlissen; ferner dienen sie zu Reibschalen, Poliersteinen, Ringen, Schalen, Dosen, Knöpfen. Für physik. Instrumente benutzt man zur Verminderung der Reibung [* 39] sehr oft Achatplatten, so als Unterlage für die Schneide genauer Wagen, als Pfannen für feine Zapfen [* 40] u. s. w., weil Achat sich durch die Reibung mit Metall nicht abnutzt.
Der schönste Achat kommt aus Uruguay, [* 41] Brasilien, [* 42] Indien, in weniger guten Varietäten aus Böhmen, [* 43] Sachsen, Hessen, [* 44] Franken. Früher lieferten ihn in großer Mannigfaltigkeit die Melaphyr-Mandelsteine von Oberstein im Rabethal; hier und in dem benachbarten Idar erfolgt auch jetzt noch die hauptsächlichste Bearbeitung der Achat. An 200 Schleifmühlen, deren jede 4 oder 5 durch Wasserräder [* 45] bewegte Schleifsteine enthält, sind hier in Thätigkeit und bedingen eine der merkwürdigsten Industrien Deutschlands; [* 46] jährlich werden für über 1 Mill. M. rohe Achat, Bergkrystalle, Amethyste, Mondsteine, Topase und andere farbige Steine verarbeitet.
Letztere Sorten werden hier in gleicher Weise, wie im Jura (Waldkirch) und in Böhmen auf horizontalen Zinnscheiben facettiert und poliert. Mit der Herstellung und dem Vertrieb dieser geschliffenen Steine beschäftigen sich besonders die Firmen Aug. Beeck, Falz [* 47] und Hahn, [* 48] J. Worms, [* 49] Ernst Wild, Gebrüder Wild in Idar und die Firmen Ernst Gottlieb und Herm. Stern in Oberstein. Hier wird namentlich auch die Kunst geübt, die Achat zu färben. Diese, schon den Alten bekannt, beruht auf der Eigenschaft der Achat, daß sie partien- oder lagenweise eine gewisse Porosität besitzen, die es möglich macht, färbende Stoffe in ihr Inneres zu bringen und sie damit zu durchdringen. Die brauchbaren Steine tränkt man mehrere Wochen lang mit Honigwasser; dann wird der aufgesogene Honig durch Kochen mit Schwefelsäure [* 50] verkohlt, wodurch Streifen und Flecken von schwarzer oder brauner Farbe entstehen. Die blaue Farbe der
Achat wird durch Beizen mit Blutlaugensalz und Kochen in Eisenvitriol hergestellt.
der treue Gefährte des Äneas auf der Flucht von Troja, [* 52] daher wird fidus Achates sprichwörtlich gebraucht für einen treuen Genossen.
eine durch Zusammenkneten oder Zusammenschmelzen verschieden gefärbter Gläser erhaltene Imitation des Achats, die zu Schalen, Bechern u. dgl. durch Pressen verarbeitet wird (s. Glas). [* 53]
(Achatina), bis zu Faustgröße anwachsende Landschnecken des tropischen Afrikas, unsern Weinbergschnecken ähnlich, aber mit meist lebhaft gefärbten und gebänderten, oval gestreckten Schalen.
Scheibenförmige Schalenstücke der Achatschnecken dienen in Angola als Münze.
Die größte Achatschnecke ist die Zebraschnecke (Achatina zebra Lam.) von Madagaskar, [* 54] deren Gehäuse über 16 cm lang wird.
Die Achatschnecken legen kalkschalige bis taubeneigroße Eier. [* 55]
soviel wie Acheropita (s. d.). ^[= (grch. acheiropoieta, d. i. nicht von [Menschen-]Händen gemachte) nennt man die angeblich auf ...]
jetzt Aspropotămos, d. i. «der weiße Fluß», wegen der Farbe seines Wassers, der bedeutendste griech. Fluß mit einer Lauflänge von 220 km, entspringt am südl. Fuße des Lacmon, des Gebirgsknotens im nördl. Epirus, durchströmt in wilden Gebirgsschluchten die ehemaligen Gebiete der Athamanen, Doloper und Agräer, und tritt, nachdem er die ätol. Ebene durchflossen, durch einen Engpaß in die breite Ebene, die sich an der Mündung in das Ionische Meer am Eingänge des Meerbusens von Paträ gebildet hat. Lange Zeit hielt man im Altertum nicht den vom Lacmon kommenden Arm, der Inachus genannt wurde, sondern den jetzt Megdova genannten am Pindus entspringenden Fluß für den Hauptquellstrom des Acheloos. - Der Flußgott Acheloos, nach Hesiod der Sohn des Okeanos und der Tethys, war der älteste und vornehmste sämtlicher Bruderflüsse. Besonders berühmt ist sein Kampf mit Herakles [* 56] (s. d.) um den Besitz der Deïaneira, wobei dieser ihm das eine Horn abbrach, das in einen Stier verwandelt trug. Das Horn gab ihm Herakles zurück und erhielt dafür von Acheloos das Horn der Amaltheia (s. d.). Die bildende Kunst stellt den mit Herakles ringenden Flußgott als Drachen mit menschlichem Kopfe und Armen, oder als gehörnten Greis, oder als Stier mit menschlichem Gesicht [* 57] dar.
Hans van, auch van Acken genannt, deutscher Maler, geb. 1552 in Köln, [* 58] erhielt seinen Namen von der Stadt Aachen, [* 59] dem Geburtsorte seines Vaters. Nachdem er zu Venedig [* 60] die venet. Meisterwerte studiert, wandte er sich nach Rom, [* 61] wo er für die Jesuitenkirche eine Geburt Christi malte. 1588 kehrte Achen nach Deutschland zurück und trat 1590 in bayr. Hofdienste. Kaiser Rudolf II. zog ihn 1592 nach Prag, [* 62] wo er starb. Seine Gemälde zeigen zwar elegante Formen, doch sind sie übertrieben manieriert; mehrere besitzt die Gemäldegalerie zu Wien; [* 63] auch die Hofkirche zu München [* 64] und die Galerie von Schleißheim besitzen einige seiner ausgezeichnetsten Werke.
Andr., See- und Landschaftsmaler, geb. zu Kassel, [* 65] kam 1823 nach Düsseldorf, [* 66] wo er seit 1826 W. Schadow zum Lehrer hatte. Schon 1831 malte er eine Ansicht aus Düsseldorf, 1832 eine Waldkapelle und 1834 eine Norwegische Marine. 1835 ließ er sich in München nieder und malte dort u. a. norweg. Küstenbilder: Seesturm an der norweg. Küste (1836; Neue Pinakothek zu München), ein Bild gleichen Gegenstandes mit einem scheiternden Schiff [* 67] (1837; Städelsches Museum zu Frankfurt [* 68] a. M.). Der Stoff zu diesen Bildern war der Phantasie entnommen, da Achenbach erst 1839 eine Reise nach Norwegen [* 69] machte, nachdem er früher bereits Holland, Dänemark [* 70] und Schweden besucht hatte.
Durch die in Düsseldorf verarbeitete Ausbeute seiner norweg. Studien, wie in dem «Untergang des Präsident» (1842; Kunsthalle zu Karlsruhe) [* 71] und in dem «Hardanger Fjord» (1843; Kunsthalle zu Düsseldorf), als Meister in der Nachbildung nordischer Naturformen und Beleuchtungen bekannt, reiste er im Herbst 1843 nach Italien, [* 72] um auch den Süden in den Kreis seiner Darstellungen aufzunehmen. Die Ergebnisse dieser Reise waren: Die Pontinischen Sümpfe (1846; Neue Pinakothek in München), die Cyklopenfelsen (1847; Museum zu Philadelphia), [* 73] Corleone (1852; Besitz des Deutschen Kaisers). 1843 trat Achenbach zum Katholicismus über und kehrte 1846 nach Düsseldorf zurück.
Hauptbilder von ihm sind ferner: See im norweg. Hochgebirge (1845; Galerie zu Schwerin), [* 74] der Seesturm (1848; Kunsthalle zu Düsseldorf);
sodann: der Holländische [* 75] Strand (1854), Vliessingen (1864), Amsterdamer Gracht (1871), Fischerdorf im Mondschein (1872), Wassermühle am Waldberg (1872; sämtlich in der Galerie zu Dresden), [* 76] Leuchtturm bei Ostende [* 77] (1862), Westfälische Mühle (1869; beide im Museum zu Leipzig). [* 78]
Die Berliner [* 79] Nationalgalerie besitzt: Ostende (1866), Scheveningen (1869), Holländischer Hafen (1883), Abfahrt eines Dampfers (1870), Fischmarkt in Amsterdam [* 80] (1880; Städtisches Museum zu Köln), Hildesheim [* 81] (1875) und Nordseestrand (1878; beide im Museum zu Breslau), [* 82] Emden [* 83] (1891). Obwohl Achenbach mit gleichem Erfolg die nordische und die südl. Natur, sowie alle Jahres- und Tageszeiten, lebhaft bewegte Momente und friedlich ruhige Landschaften darstellt, ist der nordische und niederländ. Strand doch sein eigentliches Arbeitsgebiet geblieben.
Hier kommt die Macht seiner Technik und sein hoher Sinn für Stimmung in der Natur ganz zum Ausdruck. Im Gegensatz gegen die klassischen wie romantischen Ideallandschafter durchaus Realist, ist er von frei erfundenen Kompositionen mehr zu unmittelbar der Natur abgelauschten Stimmungsbildern vorgeschritten. Dazu hat sich Achenbach auch in Aquarell, Lithographie und Radierung bethätigt. Die philos. Fakultät Bonn [* 84] ehrte ihn an seinem siebzigsten Geburtstage durch Verleihung des Doktorgrades.
Heinr. von, preuß. Staatsmann, geb. zu Saarbrücken, [* 85] studierte in Berlin und Bonn Jurisprudenz und trat 1851 als Auskultator bei dem Kreisgericht zu Siegen [* 86] in den Staatsdienst. Als Justitiar am Oberbergamt zu Bonn (1858) habilitierte er sich dort an der Universität für deutsches Recht und erhielt 1860 eine außerord. Professur. Im Sommer 1866 wurde Achenbach als Geh. Bergrat und vortragender Rat in das Handelsministerium nach Berlin berufen und 1868 zum Geh.
Oberbergrat ernannt. Seit 1866 ist er auch Mitglied des Abgeordnetenhauses, wo er der freikonservativen Partei angehört. Als Delegierter des Reichskanzleramtes, dem er seit 1870 angehörte, vertrat er 1871 die Reichsregierung bei den Debatten über das Haftpflichtgesetz, das Rayongesetz und das Reichsbeamtengesetz im Reichstage. Seit April 1872 Unterstaatssekretär, war Achenbach einer der Hauptmitarbeiter an den kirchenpolit. Gesetzen, die den preuß. Landtag in der Zession 1872 73 beschäftigten. Im April 1873 trat Achenbach als Unterstaatssekretär in das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ¶
und übernahm dieses Portefeuille selbst. Vom bis war Achenbach auch interimistisch mit dem Portefeuille für landwirtschaftliche Angelegenheiten betraut und im Herbst 1874 wurde er preuß. Bevollmächtigter zum Bundesrate. Im Abgeordnetenhause trat er 1876 energisch für das Bismarcksche Reichseisenbahnprojekt ein. Doch kam er in Fragen der Leitung des Eisenbahnwesens in Differenzen mit Bismarck, erhielt seine Entlassung und wurde zum Oberpräsidenten der neuerrichteten Provinz Westpreußen, [* 88] 1879 zum Oberpräsidenten von Brandenburg [* 89] ernannt. 1882 wurde ihm der Auftrag, den Prinzen Wilhelm, jetzigen Deutschen Kaiser, in die Civilverwaltung einzuführen; 1888 verlieh ihm Kaiser Friedrich den Adel. Achenbach ist auf staatlichen und parlamentarischen wie auf privaten Gebieten (als königl. Kommissar für die freiwillige Krankenpflege) eine hervorragende Erscheinung.
Als Gegner jeder bureaukratischen Einschränkung huldigt er vor allem dem Grundsatz, den Kräften des Landes eine möglichst freie Entwicklung zu gönnen. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Die Bergpolizeivorschriften des rhein. Hauptbergdistrikts» (Köln 1859),
«Die Rechtsgültigkeit der Distriktsverleihungen in Preußen» [* 90] (ebd. 1859),
«Die Haubergsgenossenschaften des Siegerlandes» (Bonn 1863),
«Bemerkungen über die Entwürfe eines Hypothekengesetzes und einer Hypothekenordnung für Preußen» (ebd. 1865),
«Das franz. Bergrecht und die Fortbildung desselben durch das preuß. allgemeine Berggesetz» (ebd. 1869),
«Geschichte der cleve-märk. Berggesetzgebung und Bergverwaltung bis 1815» (Berl. 1869),
«Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preuß. Bergrecht u. s. w.», Bd. 1 (Bonn 1871),
«Geschichte der Stadt Siegen» (Siegen 1882-86, Heft 1-8); auch wurde Achenbach Mitbegründer der «Zeitschrift für Bergrecht» (Bonn 1860 fg.),
an deren Leitung er bis 1873 teilnahm, und verfaßte den «Bericht über die Thätigkeit der vom Militärinspecteur geleiteten deutschen freiwilligen Krankenpflege während des Krieges von 1870 bis 1871» (Berl. 1871).
Oswald, Landschaftsmaler, Bruder von Andr. Achenbach, geb. zu Düsseldorf, bildete sich 1839-41 auf der dortigen Akademie, dann bei seinem Bruder sowie auf Reisen in Italien aus. 1863-72 war Achenbach Professor an der Düsseldorfer Akademie. Seine Gemälde schildern mit Vorliebe den Golf von Neapel, [* 91] Rom und den Westen Campaniens und Siciliens. Namentlich vermag den ganzen Reiz des ital. Lebens und Himmels in der Abenddämmerung wiederzugeben und durch reiche, geistvolle Staffage zu beleben.
Breit behandelte Architekturen liebt er den Landschaften beizufügen. An Produktivität steht er seinem Bruder kaum nach. Hervorzuheben sind: Nächtliches Leichenbegängnis in Palestrina (1859; Kunsthalle in Düsseldorf), Castel Gandolfo (1866; städtisches Museum in Kö1n), Villa Torlonia bei Frascati (1869; Nationalgalerie zu Berlin), Rocca di Papa (1875), St. Annenumzug in Casamicciola auf Ischia [* 92] (1876), Marktplatz in Amalfi (1876; Nationalgalerie), Rocca d'Arci (1877; Städtisches Museum zu Leipzig), Palast der Königin Johanna bei Neapel (1878; Museum zu Breslau), Am Golf von Neapel (1880; Dresdener Galerie), Golf von Neapel bei Mondschein (1885) und Am Posilippo (1886; Städtisches Museum zu Leipzig), Triumphbogen des Konstantin (1886), Cestiuspyramide zu Rom (1891).
s. Achäne. ^[= (achaenĭum), in der Botanik eine kleine einsamige, nicht aufspringende, trockne Schließfrucht, ...]
in der österr. Bezirkshauptmannschaft Schwaz in Nordtirol, der größte und schönste See in Deutschtirol und unter den größern Alpenseen der höchstgelegene (920 m), zwischen dem Raben- und Seekarspitz im W. und den Hängen des Unnutz, Kögl-, Spiel- und Kotalpenjochs im O., die sich über 2000 m erheben und teilweise steil abfallen, eingebettet, ist 6,75 qkm groß, 9 km lang, bis über 1 km breit, 132 m tief und zeigt die herrlichste Bläue. Von Jenbach im Innthal (Station der Linie Kufstein-Ala der Südbahn) aus führt an seinem östl. Ufer eine oft in Felsen gesprengte und auf in den See eingerammten Pfählen ruhende Straße vorbei und weiter über den Achenpaß nach Kreuth, Tegernsee und nach München.
Seit 1889 ist der See mit Jenbach auch durch eine Eisenbahn verbunden (s. Achenseebahn). Am Südostende des Sees liegt Buchau, auf einem in den See ragenden Vorsprung der der Sängerfamilie Rainer gehörige Seehof, am Nordende das Gasthaus der Scholastica, das sich in neuester Zeit zu einem kleinen Dörfchen mit Kirche ausgebreitet hat, und Maiers Hotel, am südwestl. Ufer Pertisau mit der dem Benediktinerstift Viecht gehörigen Wirtschaft Fürstenhaus. Der Achensee ist einer der beliebtesten Sommerfrischorte der Alpen [* 93] und wird von einem Dampfschiff [* 94] befahren. Sein nördl. Abfluß, die Achen, das Achenthal durchfließend über Achenkirch und Achenwald (Gemeinde Achenthal, 967 E.), wendet sich vor dem Achenpaß nach Westen und mündet als Walchen unweit Fall in die Isar. -
Vgl. Ruf, Chronik von Achenthal (Innsbr. 1865);
Der Achensee mit dem Seebad Pertisau (Wien 1868).
in Tirol, [* 95] schmalspurige (1 m) Lokalbahn (6,35 km) mit gemischtem (Adhäsions- und Zahnschienen-) Betrieb, zweigt von der Station Jenbach der Linie Innsbruck-Kufstein der Österr.
Südbahn ab und führt über Eben und Maurach nach der Südspitze des Achensees.
Gottfr., Statistiker, geb. zu Elbing, [* 97] studierte 1738-43 in Jena, [* 98] Halle [* 99] und Leipzig, wurde 1748 Professor der Philosophie, später der Rechte in Göttingen, [* 100] wo er starb. Achenwall war der erste, der die Statistik, als «Staatskunde» aufgefaßt, in eine bestimmte Form brachte in seinem «Abriß der Staatswissenschaft der europ. Reiche und Republiken» (Gött. 1749; seit 1752 u. d. T. «Staatsverfassungen der heutigen vornehmsten europ. Reiche und Völker im Grundriß»).
1) Amtsbezirk im bad. Kreis Baden, hat (1890) 22 809 (11 062 männl., 11 747 weibl.) E., 18 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Amtsbezirks Achern, 57 km südwestlich von Karlsruhe, an der Acher und der Linie Karlsruhe-Basel der Bad. [* 101] Staatsbahnen, [* 102] Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Offenburg) [* 103] und einer Bezirksbauinspektion, hat (1890) 3397 E., darunter 700 Evangelische, eine höhere Bürger- und eine Volksschule, ein Denkmal des Großherzogs Leopold; Fabrikation von Sensen, Seidenhüten, Cichorien, Cigarren, Flaschen, Kühlschiffen und Sesseln, ferner Branntweinbrennereien und Weinhandlungen. In der alten Kapelle St. Nikolaus soll das Herz des Marschalls Turenne beigesetzt sein, der in dem nahe gelegenen Dorfe Sasbach fiel.
(jetzt Phanariotikos), Fluß in der epirotischen Landschaft Thesprotia, durchströmt in ¶
seinem obern Laufe ein wildes Gebirgsland (das heutige Kakosuli) und tritt durch eine ungefähr 5 km lange Schlucht in die Ebene von Ephyra (später Cichyrus genannt), verliert sich aber bald in den sumpfähnlichen Acherusiasee (die Acherusia palus), dessen Wasser dann zum Hafen Eläa abfließt. Der schauerliche Anblick des die enge, düstere Schlucht durchfließenden Stroms und in der Nähe befindliche unterirdische Grotten, haben veranlaßt, daß der hellen. Volksglaube hier einen Eingang zur Unterwelt annahm, wie auch seit alten Zeiten ein Totenorakel in der Nähe des Sees bestand. Nach ähnlichen Vorstellungen nannte man auch anderswo Seen mit dem Namen Acherusia, so in Arkadien und Campanien. Zwei Flüsse der Unterwelt führen den Namen des und seines Nebenflusses Kokytos (Cocytus).
Bücher, Religionsbücher der Etrusker, s. Etrurien. ^[= (lat. Etrurĭa.; grch. Tyrrhenia), im Altertume Name des Landes am Tyrrhenischen oder Untern ...]
(grch. acheiropoieta, d. i. nicht von [Menschen-]Händen gemachte) nennt man die angeblich auf übernatürliche, wunderbare Weise entstandenen Christus- und Marienbilder.
s. Acheron. ^[= (jetzt Phanariotikos), Fluß in der epirotischen Landschaft Thesprotia, durchströmt in seinem ...]
s. D’Achery, ^[= (spr. dasch'rih), Johann Lucas, franz. Theolog, geb. 1609 zu St. Quentin, trat 1632 in die Kongregat ...] Johann Lucas.
(frz., spr. asch’wáll), d. h. rittlings einer Straße oder eines lang gestreckten Geländegegenstandes (z. B. eines Wasserlaufs, einer Schlucht) ist eine Truppe aufgestellt, wenn sie zu beiden Seiten derselben steht, so daß ihre Frontlinie annähernd senkrecht von der Straße u. s. w. durchschnitten wird.
(grch.), angeborener Mangel der Lippen.
L., Garbe, Schafgarbe, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 100 Arten in der nördl. gemäßigten Zone besonders der Alten Welt. Es sind ausdauernde krautartige Gewächse mit meist stark zerteilten Blättern und kleinen trugdoldenartig angeordneten Blütenköpfchen. Die bekannteste Art ist die gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium L., s. Tafel: Futterpflanzen Ⅱ, [* 104] Fig. 13), auf Wiesen, Ackerrändern und Triften gemein, mit schwach aromatischem Geruch und salzigem, bitterm und herbem Geschmack.
Blätter und Blüten waren offizinell und dienen jetzt noch häufig als Hausmittel. Neuerdings ist sie als Futterpflanze zur Ansäung auf Weiden, namentlich im Gemenge mit Weißklee und Gräsern empfohlen worden, da sie sehr widerstandsfähig ist und jung vom Vieh und Geflügel gern gefressen wird. Die jungen Blätter dienen in manchen Gegenden als Gemüse und zu Kräutersuppen, während die Blüten Zusatz zum Biere bilden sollen. Als Ackerunkraut wird die Pflanze oft sehr lästig.
Ferner sind bemerkenswert: Achillea moschata Wulf, ein kahles, schwach nach Moschus riechendes Pflänzchen der Alpen (namentlich Schweizeralpen), welches nebst zwei andern Alpengarben, der Achillea atrata L. und der weißwolligen Achillea nana L., das echte Genippi (Genippi, Genepi) der Schweizer bildet und auch in der Pharmacie als Herba ivae oder Genippii veri als stärkendes Mittel bei Magenschwäche, Diarrhöe u.s.w. verwendet wird. Sie ist ein Bestandteil des Schweizerthees und wird namentlich zur Bereitung des Ivaliqueurs (s. Iva) benutzt, der nebst andern ihrer Präparate viel exportiert wird. Die in Deutschland vorkommende Achillea Ptarmica L. (Ptarmica vulgaris Dec.), deutscher Bertram, Niesekraut, weißer Dorant, mit linealen, scharfgesägten Blättern und weißstrahligen Blütenkörbchen, wächst allenthalben an Flußufern und kommt als Zierpflanze mit vollen Blütenköpfchen vor. Ihre Blätter und Wurzeln waren früher offizinell.
ein Alkaloid der Moschusschafgarbe, Achillea moschata Wulf (s. Iva);
es ist eine braunrote, amorphe, wasserlösliche Masse, jedenfalls aber kein reiner chem. Körper.
griech. Heros, s. Achilleus. ^[= (lat. ), der Sohn des Myrmidonenkönigs Peleus (daher der Pelide) und der Nereïde Thetis, ...]
s. Achilleus. ^[= (lat. Achilles), der Sohn des Myrmidonenkönigs Peleus (daher der Pelide) und der Nereïde Thetis, ...]
(Tendo Achillis), der starke, feste, sehnige Strang, welcher, deutlich fühlbar, sich hinten am Unterschenkel von der Wade zur Ferse herab erstreckt. An sein oberes Ende heften sich die Wadenmuskeln an, sein unteres Ende befestigt sich an die Ferse, so daß, wenn sich jene Muskeln [* 105] durch Zusammenziehung verkürzen, die Ferse in die Höhe, die Fußspitze aber herabgezogen wird, eine Bewegung des Fußes, welche das Gehen (s. d.) vermittelt. Ihren Namen erhielt die von dem griech. Helden Achilleus (s. d.). Die Ärzte des Altertums hielten die Wunden der Achillessehne für tödlich. Gegenwärtig wird die Achillessehne zum Zweck der Verbesserung mancher angeborenen Verkrümmungen des Fußes häufig quer durchschnitten, worauf der Fuß durch Verbände so lange befestigt wird, bis die Wiedervereinigung der durchschnittenen Sehnenenden durch neugebildete Sehnensubstanz erfolgt. (S. Tenotomie.)
Tatĭus, griech. Romanschreiber im 5. Jahrh. n. Chr., war aus Alexandria gebürtig und wohnte wohl auch dort. Sein Roman «Leukippe und Klitophon», reich an Naturschilderungen, Beschreibungen von Kunstwerken, sophistischen Erörterungen über die Liebe, aber mangelhaft in Anlage und Charakterzeichnung, war eine noch im Mittelalter sehr beliebte Lektüre. Ausgaben von Hirschig in den «Scriptores erotici» (Par. 1856) und von Hercher in dessen «Scriptores erotici», Bd. 1 (Lpz. 1858); deutsche Übersetzung von Ast und Güldenapfel (ebd. 1802). –
Vgl. Rohde, Der griech. Roman und seine Vorläufer (Lpz. 1876).
(lat. Achilles), der Sohn des Myrmidonenkönigs Peleus (daher der Pelide) und der Nereïde Thetis, der schönste, schnellste und tapferste unter den griech. Helden vor Troja. Seinen Zwist mit dem obersten Führer Agamemnon und dessen Beilegung besingt die Homerische Ilias: Als im 10. Jahre des Krieges in der Heeresversammlung veranlaßt hatte, daß Agamemnon dem Priester Chryses seine Tochter zurückgab, um den Zorn des Apollon [* 106] zu besänftigen, nahm der König die Sklavin des Achilleus, die Briseïs, für sich in Anspruch.
Grollend zog sich Achilleus vom Kampfe zurück. Erst als die Troer unter Hektors Führung in das griech. Lager [* 107] eindrangen, gestattete Achilleus seinem Freunde Patroklos in seiner eigenen Rüstung [* 108] die Myrmidonen in den Kampf zu führen. Der Tod des Patroklos durch Hektor ließ Achilleus allen Groll vergessen; gerüstet mit den von Hephaistos [* 109] kunstreich geschmiedeten Waffen, [* 110] stürmt er in den Kampf, treibt die Troer hinter die Mauer der Stadt zurück und tötet Hektor, giebt den Leichnam aber nach der Bestattung des Patroklos gegen reiches Lösegeld dem König Priamos zurück. Von der Vorgeschichte des Helden teilt die Ilias mit, daß er von seiner Mutter im väterlichen Hause zu Phthia (Thessalien) erzogen, von Phoinix in der Rede-und Kriegskunst, von dem Kentauren Cheiron in der Heilkunde unterrichtet wurde; zur Teilnahme an dem Kriege von Nestor und Odysseus aufgefordert, führte er seine Myrmidonen in 50 Schiffen nach Troas. Erst eine späte Sage erzählt, daß Thetis ihren Sohn, um ¶