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in jüd. und altchristl.
Gebeten Anrede Gottes (vgl. Röm. 8,15);.
dann, namentlich in den syr. und kopt. Kirchen, Titel der Bischöfe und Patriarchen.
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in jüd. und altchristl.
Gebeten Anrede Gottes (vgl. Röm. 8,15);.
dann, namentlich in den syr. und kopt. Kirchen, Titel der Bischöfe und Patriarchen.
(auch Abach), Marktflecken im Bezirksamt Kelheim des bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, rechts von der Donau, an der Linie Ingolstadt-Regensburg der Bayr. Staatsbahnen [* 2] und der Straße München-Regensburg, hat (1890) 1315 meist kath. E., Post dritter Klasse und Telegraph, [* 3] got. Kirche (1851 erbaut) auf dem Schloßberge; Wollspinnerei, Braunkohlenbergwerke. Die schwach alkalische Schwefelquelle (Abbacher Wildbad) dient zum Trinken und Baden [* 4] bei verschiedenen Krankheiten, wie Gicht, Lähmungen, Ausschlägen, Uterusleiden. Über Abbach befindet sich der Wartturm der ehemaligen Heinrichsburg, der Geburtsstätte Kaiser Heinrichs II. In der Nähe das unter Karl Theodor errichtete Löwenmonument. – Bei Abbach siegten am die Franzosen unter Davout über die Österreicher unter Erzherzog Karl.
(falsch: Abaditen), maur. Dynastie zu Sevilla [* 5] (1023–91). Ihr Begründer, der reiche Kadi von Sevilla Abu-l Kâsim Mohammed aus der Familie der Banu Abbâd, die aus Emesa in Syrien stammte, gelangte während der nach dem Sturze des omajjadischen Chalifates in Andalusien entstandenen Kleinstaaterei als souveräner Fürst an die Spitze des sevillanischen Gemeinwesens (1026–42), obwohl er einen falschen Omajjaden als Hischam II. mit dem Titel eines Chalifen vorschob. Er vergrößerte das Fürstentum Sevilla durch Unterwerfung vieler benachbarter Gebiete.
Ihm folgte (1042–69) sein Sohn Abbâd, mit dem Beinamen al-Motadhid, der seine Eroberungen bis Algeciras ausdehnte. Diesem folgte sein Sohn Mohammed, mit dem Beinamen al-Motamid, ein großer Freund der Wissenschaften und Poesie, der 1078 Cordoba [* 6] und das ganze Land zwischen Guadalquivir und Guadiana eroberte. Gegen den siegreichen König Alfons VI. von Castilien, der durch die Eroberung von Toledo [* 7] (1085) die mohammed. Staaten in Andalusien bedrohte, verbündete er sich mit den Emiren von Almeria, Granada, [* 8] Badajoz und Valencia, [* 9] um durch eine Gesandtschaft die Hilfe des Almoraviden (s. d.) Jussuf ibn Taschfin anzurufen.
Der marokk. Fürst leistete diesem Rufe Folge und schlug bei Zallâka (Sacralias) Alfons; jedoch, drei Jahre später wieder herbeigerufen, nahm er selbst die mohammed. Kleinstaaten in Spanien [* 10] für sein eigenes Reich in Besitz und ließ die regierenden Duodezfürsten durch ein Gutachten der ihm ergebenen einheimischen Ulemâ des Thrones für unwürdig erklären. Dies Schicksal war auch über den Fürsten von Sevilla verhängt; die nun angerufene Hilfe des christl. Königs Alfons VI. war nicht im Stande, seinen Untergang zu verhindern.
Motamid mußte sich im erstürmten Sevilla ergeben und wurde mit seiner Familie nach Afrika [* 11] gesandt, wo er zu Aghmât 1095 in der Gefangenschaft starb. Die ergreifenden Elegien, in denen der entthronte Fürst sein Geschick beklagt, sind übersetzt von Schack in «Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sicilien», Bd. 1 (Berl. 1865; 2. Aufl. 1877). –
Vgl. Dozy, Histoire des Muselmans d’Espagne, Bd. 4 (Leid. 1861; deutsche Ausgabe, Bd. 2, Lpz. 1874).
Die Quellen für die Abbâdidengeschichte hat Dozy als «Historia Abbadidarum» (2 Bde., Leid. 1846–52) herausgegeben.
Antoine Thomson und Arnaud Michel d', zwei durch ihre Reisen und Forschungen in Äthiopien bekannte Brüder, die Söhne eines franz. Emigranten, wurden zu Dublin, [* 12] ersterer 1810, letzterer 1815 geboren. Antoine wurde 1835 von der Akademie der Wissenschaften nach Brasilien [* 13] gesandt, ging 1836 nach Ägypten, [* 14] von da, in Begleitung seines Bruders Arnaud, der 1833–36 bereits Algerien [* 15] bereist hatte, nach Äthiopien. Während Arnaud, mit dem Studium der Sprachen und Sitten beschäftigt, im Lande blieb, kehrte Antoine Anfang 1839 nach Frankreich zurück, um sich besser mit Meßinstrumenten auszurüsten.
Erst im Juni 1842 gelang es ihm, Gondar wieder zu erreichen. Er betrieb nun teils allein, teils mit dem Bruder die Erforschung der einzelnen Länder, namentlich Enareas, Gallas, eines Teils von Kaffa und des Quellgebietes des Uma (s. Beke, Charles Tilstone). 1848 kehrten die Brüder mit reichen Sammlungen nach Frankreich zurück, wo Antoine deren Bearbeitung unternahm, während Arnaud 1853 auf ein Jahr nach Äthiopien zurückkehrte. Antoine wurde 1867 zum Mitglied der Akademie erwählt. Von ihm erschien nach einem vorläufigen «Résumé géodésique» (Lpz. 1859) das große Werk: «Géodésie de la Haute Étiopie» (Par. 1860–73),
und «Observations relatives à la physique du globe faites au Brésil et en Éthiopie par Antoine d’A. rédigées par R. Radau» (ebd. 1873). Von seiner Sammlung äthiop. und amhar. Handschriften mit 234 Nummern gab Antoine eine Beschreibung im «Catalogue raisonné de manuscrits éthiopiens» (Par. 1859),
vom «Pastor» des Hermas den äthiop. Text samt lat. Übersetzung in den «Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes», Bd. 2, Heft 1 (Lpz. 1860). Auch die Broschüre «L’Abbyssinie et le roi Théodore» (Par. 1868) ist erwähnenswert. Von seinen Vokabularien etwa 30 abessin. Sprachen sind nur Bruchstücke veröffentlicht; dagegen erschien ein ausführliches «Dictionnaire de la langue Amariñña» (Par. 1881). Arnaud d'A. veröffentlichte «Sur le tonnerre en Éthiopie» (1859),
«Travaux récents sur la langue basque» (1859) und «Douze ans dans la Haute Éthiopie», Bd. 1 (Par. 1868).
s. Balzen. ^[= oder Falzen, das Vorspiel der Begattung bei verschiedenen hühnerartigen Vögeln, namentlich ...]
Oheim des Propheten Mohammed, dessen Vater Abdallâh der Bruder des Abbâs war, wurde als Sohn des Abd el-Muttalib ibn Haschim um 566 n. Chr. von der Nutaila in Mekka geboren. Abbâs bekleidete die in seiner Familie erblichen hohen Ehrenämter bei dem Nationalheiligtum der Kaaba und der Wallfahrt zu demselben. Als Mohammed den Islam zu verkündigen begann, wandte Abbâs sich der neuen Lehre [* 16] nicht zu, obwohl er nicht zu den fanatischen Feinden derselben gehört zu haben scheint.
Erst nach der Schlacht bei Bedr (624), in der die Anhänger des Propheten einen glänzenden Sieg errangen und Abbâs selbst gefangen genommen wurde, bekannte er sich offen zum Islam und leistete der Sache Mohammeds manchen guten Dienst in Mekka. Nach der Eroberung blieb er in der Umgebung des Propheten und nahm an den fernern Kämpfen des Islams gegen die Heiden Anteil. Abbâs ist der Ahnherr des Chalifengeschlechts der Abbâsiden, das mit Adû-l Abbâs Abdallâh, dem Urenkel des Abbâs, 750 den Thron [* 17] der Chalifen bestieg und 1258, mit Mustaßim, von den Mongolen gestürzt ward. Nach dem Sturze des Chalifates von Bagdad verpflanzte sich die abbâsidische Chalifenwürde nach Ägypten, wo ¶
17 ihre Vertreter als machtlose Repräsentanten einer schattenhaften geistlichen Erbwürde von den dortigen Machthabern bevormundet wurden, bis nach der Eroberung Ägyptens durch die Osmanen 1517 auch dieser letzte Rest des abbâsidischen Chalifates vollends erlosch. Der letzte abbâsidische Scheinchalif, der 18. in der Reihe der ägypt. Abbâsiden, Muhammed al-Mutawakkil, wurde nach Stambul geführt, nachdem er in feierlicher Weise alle Chalifenrechte dem ottoman. Sultan übertragen hatte. (S. Chalif.) –
Vgl. Weil, Geschichte des Abbâsidenchalifats in Ägypten (2 Bde., Stuttg. 1860–62).
I. , der Große, der siebente Beherrscher Persiens aus der Dynastie der Seffi, geb. 1557, war der jüngste Sohn des Schah Mohammed Chodâbende und bei dessen Tode (1585) Statthalter von Chorassan. Nachdem seine beiden ältern Brüder auf sein Anstiften umgebracht waren, bemächtigte sich Abbâs 1586 des Throns und suchte nun die im Westen an die Türken und im Nordosten an die Usbeken verloren gegangenen Gebiete wiederzuerobern. Chorassan kam erst 1597, nach dem Falle Herats, in Abbâs' Gewalt.
Inzwischen verleibte er auch Gilan und Masenderan, und im Süden Laristan seinem Reiche ein und dehnte seine Herrschaft über den größten Teil des heutigen Afghanistan [* 19] aus. Schwerer waren die Kämpfe mit den Türken, die sich fast durch seine ganze Regierungszeit hindurchzogen. Nachdem Abbâs 1601 Aserbeidschan, einen Teil Armeniens und Georgiens sowie Schirwan in Besitz genommen, wies er die bis 1613 fast alljährlich sich wiederholenden Angriffe der Türken auf die Städte Eriwan und Täbris meist glücklich zurück, drang zeitweise tief in das türk. Asien [* 20] vor und zwang 1613 auch einen großen Teil Georgiens, die pers. Oberherrschaft anzuerkennen. 1614–17 erneuerten die Türken ihre Angriffe auf Persien, [* 21] doch ohne Erfolg.
Insbesondere erlitten sie 1618 eine starke Niederlage und schlossen darauf unter Osman II. einen Frieden mit Schah Abbâs. Der Kampf begann jedoch 1622 von neuem und wurde von den Türken so unglücklich geführt, daß 1623 selbst Bagdad in Abbâs' Gewalt fiel. Das Reich der Seffi reichte vom Tigris bis zum Indus, als Abbâs zu Kaswin starb. Zum Thronfolger hatte er, weil er seinen Sohn umgebracht, seinen Enkel Seffi Mirza bestimmt. Abbâs ist der bedeutendste Herrscher des mohammed. Persien. Er war ein Mann von Thatkraft und polit.
Einsicht, reformierte das Heerwesen, baute Straßen und Brücken, [* 22] suchte die Städte, besonders Ispahan, wohin er seine Residenz von Kaswin aus verlegte, zu verschönern, und war bestrebt, den Handel mit Indien wie mit Europa [* 23] zu beleben. Den Christen zeigte er sich tolerant, weniger den Parsen und Juden; die Sunniten verfolgte er mit Feuer und Schwert. – Von geringerer Bedeutung ist sein Urenkel Abbâs II., der Eroberer von Kandahar, der 1641–66 regierte. – Abbâs III., der letzte Schah aus der Dynastie der Seffi, bestieg im Sept. 1732 als kleines Kind den pers. Thron unter der Regentschaft des Tahmasp Kuli Chan. Dieser beseitigte ihn jedoch 1736, um sich selbst die Krone aufzusetzen.
s. Abbâs ^[= # I. , der Große, der siebente Beherrscher Persiens aus der Dynastie der Seffi, geb. 1557, war ...] und Chalif.
Mirza, pers. Prinz, bekannt durch seine Kriegführung gegen Rußland, wurde als zweiter Sohn des Schah von Persien Feth Ali aus dem Hause der Kadscharen um 1783 geboren. Da seine Mutter demselben Hause entstammt war, bestimmte ihn sein Vater mit Übergehung des von einer Sklavin geborenen ältern Bruders Ali Mirza zum Thronfolger. Talentvoll und patriotisch, erkannte die Überlegenheit europ. Sitte und Bildung an und suchte sie für sein Volk nutzbar zu machen.
Noch sehr jung zum Statthalter von Täbris ernannt, zog er Europäer an seinen Hof, [* 24] mit deren Hilfe er das pers. Heer zu reformieren suchte. 1811 führte er in dem Kriege gegen Rußland die pers. Hauptarmee, wurde aber geschlagen; ebenso ging es ihm in dem 1826 auf sein Betreiben erneuerten Kriege. (S. Persien, Geschichte.) 1831 und 1832 kämpfte gegen die Kurdenhäuptlinge von Chorassan und starb auf einem Zuge gegen Herat im Dez. 1833 zu Meschhed. ältester Abbas Mirzaältester Sohn, Mohammed Mirza, bestieg 1834 den pers. Thron.
Pascha, Vicekönig von Ägypten, Enkel Mehmed Alis von dessen jung verstorbenem Sohne Tussûn, wurde 1813 zu Dschidda in Arabien geboren. Nach dem Tode Ibrahim Paschas trat die Regierung an. Er suchte vor allem die eingeführte neuere Civilisation wieder zu beseitigen, weshalb er die Europäer aus seinem Dienste [* 25] entließ und die von seinen Vorgängern gegründeten Bildungsanstalten vernachlässigte. Durch Beschränkungen des Handels und Verkehrs und durch habgierige Willkürakte machte er sich bald unbeliebt, so daß, als seine eigenen Verwandten gegen ihn klagend auftraten, die Pforte die Gelegenheit benutzte, die Vorrechte Ägyptens zu schmälern. So wurde 1851 genötigt, den Tansimat (s. d.) in Ägypten einzuführen; doch verschaffte er sich 1852 von der Pforte weitere Zugeständnisse und stellte dafür 1854 bei Ausbruch des russ. Krieges dem Sultan seine Flotte und 15000 Mann zur Verfügung. Da ereilte ihn der Tod; wahrscheinlich wurde er ermordet. Ihm folgte sein Oheim Said Pascha.
Pascha, Chediv von Ägypten, ältester Sohn des Chediv Tewfik Pascha, geb. erhielt seine Bildung seit 1887 auf dem Wiener Theresianum, wo er das Gymnasium absolvierte und Zögling der jurist. Abteilung war, als er durch den Tod seines Vaters, auf den ägypt. Thron berufen wurde. Er empfing 14. April den Investitur-Ferman der Pforte. Sein Versuch, Jan. 1893 den engl. Einfluß zu beschränken, mißglückte. Er vermählte sich mit Ikbal Hanem, die ihm eine Tochter gebar. (S. Ägypten.)
(ital.), s. Abate. ^[= (ital.), dem franz. Abbé (s. d.) entsprechend, in Italien Bezeichnung eines jungen ...]
Niccolò dell', auch Niccolò di Abbati, ital. Maler, geb. 1512 zu Modena, erhielt die erste Anleitung in der Kunst durch seinen Vater, den Stuckbildner Giovanni dell' Abbate (gest. 1559), dann durch Begarelli. Entschiedenen Einfluß auf seine Kunstweise übten anfänglich Correggio und Parmegianino, später namentlich die Römische [* 26] Schule aus. Seine ersten größern, jetzt meist untergegangenen Werke führte er zu Modena aus, wo im Palazzo della Commune und im Museum sich noch Wandmalereien von ihm befinden. In dieselbe Zeit gehört auch die jetzt in der Dresdener Galerie befindliche Marter der Apostel Petrus und Paulus. Zwischen den J. 1547 und 1552 arbeitete Abbate zu Bologna, wo unter andern eine Anbetung der Hirten, im Portico de' Leoni, entstand. Mit dem Maler Primaticcio (s. d.) führte er seit 1552 Fresken im Schlosse zu Fontainebleau aus, die durch die Ungeschicktheit eines Architekten 1738 fast gänzlich zerstört wurden. Er starb 1571 zu Fontainebleau. –
Vgl. Reiset, Niccolò dell' Abbate (Par. 1859). ¶
organischer Verbindungen, die allmähliche systematische Zersetzung einer kompliziertem organischen Verbindung in immer einfachere. Der Abbau lehrt zusammen mit dem umgekehrten Verfahren, dem synthetischen Aufbau, die Struktur (s. d.) der Verbindungen kennen und gehört deshalb zu den wichtigsten Hilfsmitteln der wissenschaftlichen Chemie. Der Abbau des Weingeistes, C2H5.OH, z. B. kann in folgender Weise stattfinden: Durch Oxydation desselben ersetzt man zwei Atome Wasserstoff des Radikals durch ein Sauerstoffatom und erhält Essigsäure, C2H3O.OH, deren Ammoniumsalz, C2H3O.O.NH4, bei der Behandlung mit Ätzkalilösung und Brom in Methylamin, CH3.NH2, und kohlensaures Salz [* 28] gespalten wird. Damit ist wahrscheinlich gemacht, daß in dem Radikal der Essigsäure die Methylgruppe vorhanden ist: CH3CO.OH, und daß sie auch im Äthylalkohol, CH3.CH2.OH, vorkommt. Der sichere Nachweis aber für diese Konstitution des letztern ergiebt sich aus seiner Synthese auf folgendem Wege: Methylalkohol wird durch Jodwasserstoff in Methyljodür:
CH3.OH + HJ = CH3J + H2O,
dieses durch Kochen mit einer alkoholischen Lösung von Cyankalium in Methylcyanür verwandelt:
CH3J + KCN = KJ + CH3CN,
das beim Kochen mit Kalilauge essigsaures Kalium neben Ammoniak,
CH3CN + KOH + H2O = CH3.CO.OK + NH3,
bei der Behandlung mit nascierendem Wasserstoff aber Äthylamin liefert,
CH3CN + 4H = CH3.CH2.NH2;
letzteres aber wird bei Behandlung mit salpetriger Säure zu Äthylalkohol:
CH3.CH2.NH2 + NO.OH = H2O + N2 + CH3.CH2.OH.
oder Verbau, im Bergbau [* 29] die Art und Weise, wie Erze, Kohlen, Salz u. s. w. aus ihren Lagerstätten gewonnen werden (s. Bergbau).
und Ausbau, die Verlegung der Hofstelle eines Bauern aus dem Dorfe auf die Feldmark, eine Maßnahme, die man vielfach mit der Gemeinheitsteilung (s. d.) und mit der wirtschaftlichen Zusammenlegung (s. d.) der Grundstücke verknüpft hat. Einzelne Besitzer werden in diesem Falle gegen Schadloshaltuug veranlaßt, ihre bisherige Hofstätte aufzugeben und auf dem ihnen zugewiesenen geschlossenen Besitztum neue Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu errichten.
Solcher Ausbau ist in der That das durchgreifendste und oft das einzige Mittel, um den Beteiligten eine wirtschaftlich zweckmäßige Lage ihrer Grundstücke zu verschaffen. Der abgebaute Besitzer erfreut sich aller Vorteile des Hofsystems (s. d.). Die Nachteile, die mit dem Ausbau verbunden sein können: Erschwerung des Schul- und Kirchenbesuchs, der Polizeiverwaltung, der Bekämpfung von Feuersbrünsten, fallen gegenüber den Vorzügen selten stark ins Gewicht.
Die ersten bekannten Abbauten kamen im 16. Jahrh. im Hochstift Kempten [* 30] vor. Sie wurden dort Vereinödungen genannt und beruhten zunächst auf freiwilligen Vereinbarungen aller Beteiligten. Gesetzlich 1791, und zwar unter Zulassung eines Zwanges geregelt, haben im 19. Jahrh. noch zahlreiche weitere Ausbauten im Algäu stattgefunden. Auch die eingreifende preuß. Gemeinheitsteilungs-Ordnung vom läßt den Ausbau als Zwangsmaßregel unter der Voraussetzung zu, daß der vierte Teil der Beteiligten ihn verlangt und der Betroffene nicht bereit ist, die ihm anzuweisenden Ländereien anzunehmen. In größerer Ausdehnung [* 31] hat man Abbauten namentlich in den Provinzen Posen [* 32] und Westpreußen [* 33] vorgenommen. Man hat dort vielfach nicht nur einzelne Höfe, sondern ganze Dörfer auf ihre neuen Plananlagen ausgebaut. Übrigens fehlen die Bestimmungen über zwangsweisen Abbau in dem preuß. Zusammenlegungsgesetz für das Gebiet des rhein. Rechts. Außerhalb Deutschlands [* 34] sind Abbauten in Dänemark [* 35] und in umfassendstem Maße in Schweden, [* 36] bei Gelegenheit der Gemeinheitsteilungen seit Ende des 18. Jahrh., vorgenommen worden. -
Vgl. Ditz, Geschichte der Vereinödung im Hochstift Kempten (Kempten 1865);
Klebs, Die Landeskulturgesetzgebung in Posen (Berl. 1856);
Schlitte, Die Zusammenlegung der Grundstücke (Lpz. 1886);
Knapp, Die Bauernbefreiung (ebd. 1887).
in der Jägersprache Bezeichnung des Herunterkletterns der Raubtiere [* 37] und des Wegfliegens größern Federwilds von Bäumen.
Kurort in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Volosca, zur Gemeinde Volosca gehörig, am Quarnero und an der Linie St. Peter-Fiume (Bahnhof Mattuglie-Abbazia 5 km entfernt) der Österr. Südbahn, hat (1890) 1192 kroat. E. Mit Fiume [* 38] besteht Dampferverbindung. Die geschützte Lage am Abhang des Monte-Maggiore (1396 m) und an der See, schöne Gartenanlagen, haben es zu einem rasch emporblühenden Sommer- und Winterkurort gemacht. Die alte Abtei (daher der Name Abbazia) San Giacomo della Priluca ist zu einer Villa umgebaut und 1888 ein Kurhaus für Offiziere errichtet. -
Vgl. P. von Radics, Abbazia (Wien [* 39] 1884): Szemere, Der See- und klimatische Winterkurort Abbazia (Stuttg. 1885);
Schweiger-Lerchenfeld, Abbazia (Wien 1883);
Glax und Schwarz, Winterkurort und Seebad Abbazia (ebd. 1891).
(frz.), Geistlicher ohne bestimmtes Amt, ursprünglich mit Abt (s. d.) gleichbedeutend. Seitdem infolge einer Vereinbarung zwischen Leo X. und Franz I. (1516) den Königen von Frankreich das Recht zustand, für 225 Abteien Abbés commendataires, d. h. Äbte, denen die Einkünfte, aber nicht die Verrichtungen der betreffenden Ämter übertragen werden (s. Kommende), zu ernennen, widmeten sich viele junge Männer, zum Teil jüngere Söhne aus Adelsgeschlechtern, dem geistlichen Stande, um solche einträgliche, arbeitslose Stellen zu erlangen.
Man nannte nun auch diese amtlosen Geistlichen und schon im 16. Jahrh. wurde der Titel für alle jungen Geistlichen gebräuchlich, gleichviel ob sie die Weihen schon erhalten hatten oder nicht. Da von ihnen nur wenige wirklich eine Abtei erlangen konnten, suchten viele ihren Unterhalt als Schriftsteller, Lehrer an höhern Schulen, und namentlich als Hauslehrer und Gewissensräte in vornehmen Familien. Wegen ihrer oft bedenklichen Wirksamkeit in solchen Vertrauensstellungen spielen die Abbé im ältern franz. Lustspiel eine nicht sehr erbauliche Rolle. Ihre Tracht bestand in einem kurzen schwarzen oder dunkelvioletten Gewande mit kleinem Kragen, das Haar [* 40] war in eine runde Locke geformt. Erst mit der Revolution verschwanden die Abbé aus der Gesellschaft. Jetzt wird der Titel als höfliche Anrede an junge Geistliche gebraucht. (S. auch Abate.)
*** (Abbé trois étoiles, spr. abbeh trŏas etŏal), Pseudonym, unter welchem die von 1863 ab erschienenen und viel gelesenen antiklerikalen Romane «Le [* 41] Maudit», «La Religieuse», «Le Moine», «Le Jésuite» u. s. w. erschienen sind. Sie wurden von den ¶
einen dem Berichterstatter des «Temps» in Italien, [* 43] Erdan (Pseudonym für André Jacob),
von andern dem Abbé Louis Michon, dem Erfinder der Graphologie, wieder von andern einem Abbe Deléon, den Schriftstellern Louis Ulbach und Joseph Fabre zugeschrieben. Im «Intermédiaire des Chercheurs et des Curieux» vom erklärt G. Isambert, Erdan sei der Verfasser nicht, und L. Ulbach behauptete in der «Revue politique et littéraire» vom auf das Bestimmteste, Abbé L. Michon habe sie geschrieben. Nach Barbier-Guérard ist es Abbé Jean Hippolyte Michon.
s. Weinlese. ^[= in alamann. Gegenden Wimmet oder Wimmete genannt, die Ernte der reifen Trauben, wird im Herbst, ...]
afrik. Stadt, s. Abeokuta. ^[= Stadt und Landschaft in Nordwestafrika, nördlich von der Sklavenküste, zwischen ...]
eines Gesandten, die Zurücknahme der völkerrechtlichen Vollmacht zur ständigen diplomat. Vertretung, der Beglaubigung (s. d.), und wird dieser entsprechend nach vorgängiger vertraulicher Mitteilung durch Überreichung des Abberufungsschreibens an das Staatsoberhaupt, bei welchem der Gesandte beglaubigt war, in feierlicher Audienz vollzogen. Von der Abberufung, welche regelmäßig nur einen Wechsel in der Person des Vertreters bezeichnet, ist zu unterscheiden der Abbruch des diplomat.
Verkehre, welcher gewöhnlich, wenn auch nicht notwendig das Anzeichen des bevorstehenden Ausbruchs der Feindseligkeiten ist. Der Staat, welcher dazu schreiten will, übersendet dann dem Gesandten des andern Staates die Pässe und beauftragt gleichzeitig seinen Gesandten bei letzterm, die Pässe zu fordern. Indes kann auch die Abberufung des Gesandten unter gleichzeitiger Bestellung eines bloßen Geschäftsträgers, wie unter Umständen auch schon eine längere Beurlaubung des erstem den Abbruch oder eine Störung der freundlichen Beziehungen, andererseits die Bereitstellung der Pässe nur die Absicht ausdrücken, mit dem Gesandten wegen eines von ihm begangenen Verstoßes gegen das Völkerrecht den diplomat. Verkehr abzubrechen. - Abberufung (Avocatorium) heißt auch die beim Kriegsausbruche von dem einen Staate an seine im Gebiet des andern sich aufhaltenden Staatsangehörigen gerichtete Aufforderung, zurückzukehren (s. Avokatorien); ihr entspricht die Ausweisung (s. d.) der Angehörigen des fremden Staates, welche von Frankreich 1870 mit ungewöhnlicher Schroffheit, aber nicht gerade völkerrechtswidrig vollzogen wurde. Mit Ausnahme dieses einen Falles ist in den neuern Kriegen weder das eine noch das andere geschehen, vielmehr pflegt beim Abbruch des diplomat. Verkehrs jeder Staat den Schutz seiner im feindlichen Gebiet zurückbleibenden Angehörigen dem Vertreter eines befreundeten Staates zu übertragen. - Die in konstitutionellen Staaten als Volksvertreter in die Wahlkammer Abgeordneten (s. d.) können nicht von ihren Wählern nach Willkür abberufen werden, dagegen können Bevollmächtigte, z. B. der Standesherren in den Ersten Kammern, oder zur Vertretung berechtigter Körperschaften, von ihren Vollmachtgebern abberufen werden.
(spr. abb'wil).
1) Arrondissement im franz. Depart. Somme, hat 1584,69 qkm, (1891) 132 532 E., 172 Gemeinden und zerfällt in die 11 Kantone Abbeville-Nord (12 874 E.), Abbeville-Sud (12 139 E.) mit zusammen 107,04 qkm, Aillv-le-Haut-Clocher (142,21 qkm, 9769 E.), Ault (113,78 qkm, 16 288 E.), Crécy (225,18 qkm, 10 504 E.), Gamaches (154,71 qkm, 11 855 E.), Hallencourt (141,11 qkm, 11 776 E.), Moyenneville (121,47 qkm, 10 749 E.), Nouvion (182,80 qkm, 8990 E.), Rue (249,49 qkm, 12 616 E.), St. Valery-sur-Somme (146,90 qkm, 14 972 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements Abbeville, an der Flutgrenze der Somme und an der Linie Paris-Boulogne-Calais der Franz.
Nordbahn, hat (1891) 18 022, als Gemeinde 19 851 E., in Garnison das 3. Chasseurregiment, Rathaus mit altertümlichem Glockenturm (1209 erbaut), mehrere alte Kirchen, u.a. die 1488 begonnene, im 17. Jahrh. vollendete schöne Kirche St. Vulfran, deren Portal eins der schönsten Denkmäler got. Baukunst [* 44] ist, ferner eine 1690 gegründete Bibliothek (45000 Bände) und mehrere Museen mit prähistor. Funden aus der Stadt und ihrer Umgebung, z. B. Kieselgeräten und Überresten ausgestorbener Tiere. Vor der Aufhebung des Edikts von Nantes [* 45] hatte Abbeville infolge der bedeutenden Wollwarenindustrie und des ansehnlichen Handels 40000 E. Durch Colbert erhielt es 1665 die erste Tuchfabrik (errichtet von dem Holländer Robais), 1667 die erste Teppichfabrik; jetzt hat es Sammet-, Damast-, Teppich- und Rübenzuckerfabriken, Seilereien, Hüttenwerke. - Abbeville, einer der ältesten Orte Frankreichs, im Anfang unserer Zeitrechnung jedenfalls röm. Ansiedelung, im 9. Jahrh. ein von der Abtei Saint [* 46] Riquier (s. d.) abhängiger Flecken, erwarb 1130 von dem Grafen Wilhelm Talvas das Recht, sich als Gemeinde zu gestalten. Abbeville diente den Anführern des ersten und zweiten Kreuzzuges als Sammelplatz vor der Abreise nach dem Heiligen Lande. Den Frieden von 1259 zwischen dem franz. König Ludwig IX. und dem engl. König Heinrich III. hat man mit Unrecht nach Abbeville benannt: er ist in Paris [* 47] geschlossen. -
Vgl. E. Prarond, La Topographie historique et archéologique d'A. (3 Bde., Abbeville 1871-84).
Kreishauptstadt in der ital. Provinz Mailand, [* 48] 25 km im WSW. von Mailand, in 120 m Höhe und in fruchtbarer Gegend nahe am Naviglio Grande (s. d.), der aus dem 6 km westlich von Abbiategrasso entfernten Ticino nach Mailand führt und aus dem hier der Naviglio von Bereguardo gegen Südosten abgeht, an der Eisenbahnlinie Mortara-Mailand des Mittelmeernetzes, ist mit Mauern umgeben, hat (1881) 5258, als Gemeinde 10 481 E., starken Reisbau, sowie mehrere Seidenfabriken. Abbiategrasso wurde 1167 von Kaiser Friedrich I. erobert; wurden hier die Guelfen von Matteo Visconti geschlagen; 1524 ergaben sich hier die Franzosen an Giovanni dei Medici.
s. Abbrechen. ^[= eine Bewegung der Elementartaktik, die den Übergang aus einer breitern Front in eine schmälere ...]
[* 49] oder Zulegen, in der Baukunst das Zurechtlegen aller Holzteile einer Fachwerkwand, eines Dachstuhles oder dergl. auf dem Werkplan behufs Ausarbeitung der Verbindungsglieder. Die abgebundenen Holzstücke werden mit Zeichen versehen auf den Bauplatz übergeführt und dort leicht in der vorgesehenen Weise aufgestellt (gerichtet).
In der Chirurgie ist Abbinden eine Operation, durch die krankhafte Neubildungen oder auch erkrankte Körperteile ohne Blutung mit Hilfe eines fest umgelegten Fadens oder Drahtes entfernt werden. Dem gesunden Teil so nahe als möglich wird mit der Hand, [* 50] oder an schwer zugänglichen Stellen mittels eines besondern sog. Schlingenführers um das zu entfernende Gebilde eine Schlinge gelegt (s. umstehende [* 42] Figur) und diese entweder langsam so stark zusammengezogen, bis der von der Schlinge gefaßte Teil völlig durchschnitten, mithin das Gebilde abgelöst ist; oder ¶
die Schlinge wird ein für allemal nur so fest angelegt, daß die Blutgefäße zusammengepreßt werden und eine völlige Stockung der Ernährungssäfte und brandiges Absterben eintritt; oder endlich die Schlinge wird in Pausen von einem oder zwei Tagen fester und fester angezogen, wodurch zuerst eine Säftestockung, weiterhin aber eine allmähliche Durchschnürung des Gebildes erreicht wird. Die erste Methode ist im allgemeinen die zweckmässigste und gefahrloseste.
Sie erfordert, wenn es sich nicht um sehr kleine und sehr weiche Gebilde handelt, ein besonderes Instrument, den Ecraseur [* 52] (s. d.). Eine ähnliche Wirkung erzielt man mit der galvanokaustischen Schneideschlinge (s. Galvanokaustik). Die beiden andern Methoden sind lästiger, weil bei ihnen die Operation länger dauert, der Druck der Schlinge (Ligatur) oder die eintretende Entzündung oft sehr schmerzhaft ist, auch jedes erneuerte Anziehen der Schlinge neue Schmerzen verursacht.
Man wendet das Abbinden besonders an, wo der Reichtum des Gebildes an Blutgefäßen bei der Operation mit Messer [* 53] oder Schere [* 54] eine starke und schwer zu stillende Blutung herbeiführen würde (an After, Zunge), ferner an Stellen des Körpers, die für schneidende Instrumente schwer zugänglich (Rachenhöhle, Gebärmutter [* 55] u. s. w.) sind, dann bei blutarmen Personen, denen schon eine geringe Blutung schädlich sein könnte, endlich bei solchen, die Scheu vor jeder blutigen Operation haben. Sehr geeignet für das Abbinden sind Gebilde, deren Basis stielförmig ist, wie viele Polypen. - Bei Cement, Mörtel, Gips [* 56] u. s. w. bedeutet Abbinden soviel wie sich erhärten.
[* 49] ^[Abb.]
fälschlich auch Absprünge (s. d.) genannt, die von Eichhörnchen, aber auch von Kreuzschnäbeln abgebissenen Triebspitzen meist älterer Fichten.
Widerruf, Ehrenerklärung, Strafen für Beleidigungen, die noch in neuern deutschen Partikularrechten vorkamen und vom Richter festzusetzen waren. Das geltende deutsche Strafrecht hat sie beseitigt. Eine Klage auf Abbitte findet nicht mehr statt. Die Abbitte kann noch vorkommen in der Form einer Erklärung des Beleidigers dem Beleidigten gegenüber, durch welche jener die Anstellung der Klage abwendet, und es wird hierzu die Gelegenheit und Veranlassung häufig durch die Sühneverhandlung gegeben sein, welche nach Vorschrift des §. 420 der Strafprozeßordnung der Erhebung der Privatklage wegen Beleidigung vorhergehen muß. - Die Abbitte ist hervorgegangen aus dem Bedürfnis, die Genugthuung für Ehrenkränkungen, welche nach röm. Recht für diesen wie für jeden absichtlichen Eingriff in die Privatrechtssphäre in Geld zu leisten war, in der der deutschen Rechtsanschauung entsprechenden Weise zu ergänzen. Der german. Auffassung von der Ehre und ihrer Kränkung erschien diese Sühne nicht ausreichend. und Fehde (s. d.) traten ergänzend ein. Ausfluß [* 57] dieser Anschauung ist der Zweikampf.
s. Ablaßhahn. ^[= ein Hahn, der, gewöhnlich am tiefsten Punkte eines Gefäßes angebracht, zum Entfernen einer ...]
des Dampfkessels, s. Ausblasen des Dampfkessels. ^[= oder Verfahren, bei dem durch Öffnen des Ablaßahns (s. d.) ein Teil des Kesselwassers ...]
das Abbrechen der Blätter von Rüben und ähnlichen Knollengewächsen vor der Ernte, [* 58] um sie als Viehfutter zu verwenden.
Durch das Abblatten leidet der Ertrag und bei Zuckerrüben der Zuckergehalt. - Abblatten ist auch volkstümliche Bezeichnung für das Abstehen des Ellbogens an der Brust bei Haustieren.
(spr. äbbott), George, engl. Prälat, geb. zu Guildford, studierte und lehrte zu Oxford, [* 59] wo er 1609 Master of University College wurde, nachdem er 1608 mit dem Großsiegelbewahrer Lord Dunbar nach Schottland gegangen war, um die Vereinigung der schott. Episkopalkirche mit der englischen zu stande zu bringen. Im Jan. 1611 wurde Abbot zum Bischof von London [* 60] und im November desselben Jahres zum Erzbischof von Canterbury ernannt. Jakob I. zog ihn in den wichtigsten Staats- und Kirchenfragen zu Rate. Abbot starb zu Croydon; seine Vaterstadt, wo er ein Hospital gegründet, ließ ihm ein Denkmal errichten.
Robert Abbot, Bischof von Salisbury, geb. 1560, Bruder des vorigen, war gleichzeitig mit jenem Professor zu Oxford, erwarb sich durch sein Buch «Antichristi demonstratio» (Lond. 1603) die besondere Gunst König Jakobs I. und verteidigte in der Schrift «De suprema potestate regia» (Lond. 1616) die königl. Gewalt gegen Bellarmin und Suarez. Er starb
Charles Abbot, Vater und Sohn, engl. Staatsmänner, s. Colchester (Lord).
(spr. äbbottsfohrd), der berühmte Landsitz des Dichters Walter Scott, in der schott. Grafschaft Roxburgh, rechts am Tweed, in der Nähe der Abtei Melrose (5 km), 4 km im SO. von Galashiels, Jedburgh und Dryburgh, war ehemals ein Bauerngut, Cartley Hole genannt. Walter Scott kaufte 1811 das altertümliche Haus und gestaltete es allmählich zu einem romantischen Wohnsitz im Schloßstil um, mit schönen Anlagen, einer Bibliothek, Altertümern und Gemälden.
Mehrere Teile des Gebäudes sind alten schott. Schlössern und Palästen nachgeahmt. Hier starb der Dichter 1832. Das Gut Abbotsford umfaßt 5 qkm. Der Baronetstitel der Familie war auf Abbotsford gegründet; derselbe erlosch aber schon mit dem Ableben des letzten Sohnes von Walter Scott. Das Besitztum gehört seit 1858 der einzigen Urenkelin des Dichters, Mrs. Constable Maxwell-Scott (geb. 1852). Eine Beschreibung von Abbotsford zu Lebzeiten Walter Scotts gab Washington [* 61] Irving in «Abbotsford and Newstead Abbey» (Lond. 1835).
(spr. äbb-), Jacob, nordamerik. Jugendschriftsteller, geb. zu Hallowell (Maine), gest. zu Farmington, studierte Theologie, war 1825-29 Professor der Mathematik am Amherst College, 1829-34 Direktor der Mount-Vernon-Mädchenschule zu Boston, [* 62] bis 1836 Geistlicher und privatisierte seit 1838 zu Neuyork [* 63] in freier Schriftftellerei. Seiner Feder entstammen an 200 Bände aus den verschiedensten Gebieten. Seinen Ruf begründeten die «Young christian series» (4 Bde.),
wie er auch mit dem nachgelassenen Werke «The young christian» (mit Biographie und Bibliographie A.s von E. Abbott, Neuyork 1382) abschloß. Seine «Rollo books» (28 Bde.) bilden den Gipfel der amerik. Jugendlitteratur. Dazu kommen: «Harper's storybooks» (36 Bde.),
«Little learner series» (5 Bde.),
«The Franconia stories» (10 Bde.),
«The August stories» u. a. Er suchte den Leseeifer der jungen Amerikaner durch einfache, klare Darstellung aller Wissenszweige zu befriedigen. A.s Richtung fand zahlreiche Nachahmer.
Bezeichnung des bei Erzeugung von schwefliger Säure gerösteten Eisenkieses.
Enthält ¶
dieser Kupfer, [* 65] Silber oder Gold, [* 66] so werden die Abbrände auf diese Metalle verarbeitet (s. Silber).
eine Bewegung der Elementartaktik, die den Übergang aus einer breitern Front in eine schmälere mit Beibehaltung der bisberigen Frontrichtung bezweckt. Die Ausführung geschieht in der Art, daß gewisse Unterabteilungen (z. B.: in Sektionen brecht ab!) sich nacheinander hinter die eine ihrer Flügelabteilungen (rechts oder links abbrechen) setzen. Eine Art des Abbrechen ist auch das Plovieren oder Hintereinandersetzen. Der Gegensatz des Abbrechen ist der Aufmarsch (s. d.). - Abbrechen des Gefechts, s. Rückzug.
In der Reitkunst heißen Abbrechen diejenigen Übungen der Ganachenbearbeitung, die unmittelbar auf die Kopfstellung hinzielen, während diejenigen Übungen, welche erst den Hals hineinziehen, um beim Geradestellen die absolute Kopfstellung zu gewinnen, Abbiegen genannt werden.
in der Landwirtschaft, s. Betriebssystem;
der Messinggegenstände, s. Gelbbrennen.
(lat., «Abkürzer»),
in früherer Zeit (seit dem 15. Jahrh.) päpstl.
Kanzleibeamte verschiedenen Ranges (zu Zeiten 72), die bei der Expedition von Breven u. s. w. beschäftigt waren, gegenwärtig 11 Prälaten, welche die letzte Revision der Bullen besorgen.
s. Abkürzungen. ^[= A. oder sind von jeher bei allen Völkern beim Schreiben angewendet worden. Man ...]
in der Baukunst die Niederlegung eines Bauwerks. Die Kosten eines Abbruch werden meist gedeckt durch den Wert des aus ihm gewonnenen Materials. Je älter und verfallener der Bau ist, desto geringer wird sein Wert sein. Beim «Verkauf auf Abbruch» hat man daher zu beachten, ob das Steinmaterial nach Entfernung der alten Kalkschichten noch verwendbar, ob das Holz [* 67] frei von Wurm [* 68] und Fäulnis ist und ob die Fenster, Thüren, Öfen [* 69] u. a. noch anderweitige Verwendung zulassen. Zur Bestimmung des Werts eines abzubrechenden Gebäudes gehört große Sachkenntnis, da die Arbeitslöhne, Fuhrlöhne, Materialverluste u. s. w. vom Wert der Materialien in Abrechnung zu bringen sind, andererseits der Abbruch selbst besondere Vorsicht und Übung in geschickter Verteilung der Arbeiten erfordert. In größern Städten giebt es daher Unternehmer, die den Abbruch geschäftsmäßig betreiben. (S. Bauanschlag.) [* 70]
s. Brunft. ^[= Brunst, Brunstzeit, die Begattung und Begattungszeit beim Elen-, Edel-, Dam-, Reh-, Gemswild ...]
Thomas, philos. Schriftsteller, geb. zu Ulm, [* 71] studierte seit 1756 zu Halle [* 72] Theologie, Philosophie und Mathematik, wurde 1758 daselbst Privatdocent, 1760 außerord. Professor der Philosophie zu Frankfurt [* 73] O., 1761 Professor der Mathematik in Rinteln, 1765 lippescher Konsistorialrat zu Bückeburg [* 74] und starb Herder war sein Amtsnachfolger. A.s populär-philos. Arbeiten, von denen die bedeutendsten sind die von dem patriotischen Geiste des Siebenjährigen Krieges beseelte Abhandlung «Vom Tode fürs Vaterland» (Berl. 1761) und die viel gelesene Schrift «Vom Verdienste» (ebd. 1765 u. ö.),
verraten Scharfsinn und Einbildungskraft und haben zur Neugestaltung der deutschen Litteratur mitgewirkt. Abbt war nach Lessings Ausscheiden Mitarbeiter an den von Nicolai und Mendelssohn herausgegebenen «Briefen, die neueste Litteratur betreffend». Seine «Vermischten Werke» gab Nicolai heraus (6 Bde., Berl. 1768-81; 2. Aufl. 1790). -
Vgl. Nicolai, Ehrengedächtnis T. A.s (ebd. 1767);
Herder, Über T. A.s Schriften (Riga [* 75] 1768);
Pentzhorn, T. Abbt (Berl. 1884).
kirchlicher Titel, s. Abûnâ. ^[= (arab., "unser Vater"), im syr. Christentum Titel der Pfarrgeistlichen; Titel des ...]
Benennung des Alphabets (s. d.) nach den drei ersten Buchstaben;
bildlich gebraucht für Anfangsgründe, Elemente einer Wissenschaft u. a.
oder Fibeln, [* 76] Hilfsbücher zum Lesenlernen für Anfänger. Der erste Name rührt daher, daß ursprünglich stets das Alphabet in der hergebrachten Buchstabenfolge den Anfang bildete; der zweite ist von dem griech. «Biblia» (Buch) abgeleitet. Erst nach der Erfindung der Buchdruckerkunst sind eigentliche A-b-c-Bücher entstanden; doch kannte das Mittelalter längst kurze A-b-c-Tafeln. Das älteste bekannte A-b-c-Buch ist das fälschlich Luther zugeschriebene niederdeutsche «Bökeschen vor de leyen unde kinder» (Wittenb. 1525). Es enthielt das Alphabet, die Zehn Gebote, das Vaterunser, den Glauben und einige Gebete, ferner die Zahlen und ein Titelbüchlein, und derart blieb lange Zeit der Hauptinhalt der A-b-c-Bücher 1527 gab Valentin Ickelsamer eine Fibel u. d. T. «Die rechte Weis aufs kürzist lesen zu lernen» heraus, in der bereits die Lautiermethode gehandhabt wird; doch zeigen trotzdem die A-b-c-Bücher bis zum Ende des 17. Jahrh. wenig Veränderungen.
Schon im 16. Jahrh. (in Grüßbeutels «Stimmenbüchlein», 1531), namentlich aber seit Beginn des 18. Jahrh. wurden sie, um den Schülern das Merken der Buchstaben zu erleichtern und das Lesenlernen interessanter zu machen, häufig mit Abbildungen von Tieren, Pflanzen, Geräten u. s. w. versehen, deren Namen den betreffenden Buchstaben enthalten. Darunter standen öfter recht barbarische Knittelverse, die zuerst von dem Subrektor Bienrod in Erfurt [* 77] eingeführt sein sollen.
Auch wurden die Buchstaben in Form von Gerätschaften u. dgl. oder als Teile solcher abgebildet, z. B. das W als Wetterfahne, das L als Licht. [* 78] Auf dem Titel oder am Ende der A-b-c-Bücher stand meist die [* 64] Figur eines Hahnes als Symbol der Wachsamkeit und Aufmerksamkeit. Eine viel größere Mannigfaltigkeit zeigen die A-b-c-Bücher, seitdem die Buchstabiermethode beseitigt ist und neue Lesemethoden (s. Lesen und Lesemethoden) an deren Stelle eingeführt worden sind. Außer den elementaren Übungen zur Erlernung des Lesens enthalten die heutigen A-b-c-Bücher einen weit reichern Lesestoff als die frühern, der in einfachen Sätzen, kleinen Beschreibungen, Erzählungen, Fabeln, Gedichten u. s. w. besteht. Fast allgemein werden erläuternde bildliche Darstellungen beigegeben, sowie Anhänge für die ersten Elemente des Rechnens.
alphabetisch geordnete Übersichten des Inhalts meistens deutscher Rechtsbücher (des Sachsenspiegels, Schwabenspiegels und ihrer Glossen);
bisweilen ist auch das kanonische, das röm. Recht und das langobard.
Lehnrecht mit berücksichtigt.
Sie sind im 14. und 15. Jahrh. entstanden und zum größten Teil nur handschriftlich überliefert. -
(spr. -schangsch-), beim Galoppieren der vom Reiter nicht beabsichtigte Wechsel des Beinsatzes, d. h. Übergang vom Rechtsgalopp zum Linksgalopp oder umgekehrt.
von den Georgiern Bsyb, in ihrer eigenen Sprache [* 80] Abssua oder Absne, von den Tscherkessen Asega genannt, eins der kaukas. Bergvölker, welches das Land westlich und südwestlich vom Kamme des Kaukasus bis zur Ostküste des Schwarzen Meers (Abchasien) bewohnt und nördlich die Tscherkessen, im Süden die Suanen und Mingrelier zu Nachbarn hat. Die Abchasen unterscheiden sich von ihren tscherkess. Nachbarn in ihren socialen Zuständen wie in Physiognomie und Körperbau. ¶