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525 m. Dorf, n. Teil von Reinach;
500 m w. der Station Reinach der Linie Aarau-Menziken. 20 Häuser, 189 reform. Ew. Kirchgemeinde Reinach.
Grosse Zigarrenfabrik.
Viehzucht, Obstbau.
525 m. Dorf, n. Teil von Reinach;
500 m w. der Station Reinach der Linie Aarau-Menziken. 20 Häuser, 189 reform. Ew. Kirchgemeinde Reinach.
Grosse Zigarrenfabrik.
Viehzucht, Obstbau.
(Kt. St. Gallen, Bez. Werdenberg). Etwa 1600 m. Felsgipfel im S. vom Hochhaus und im NW. des Saxerberges. Er überragt im W. die Alp Alpeel.
(Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. Wohlen).
588 m. 4 Häuser;
6,8 km nw. von Bern und 2 km von Uettligen. 26 reform. Ew. Kirchgemeinde Wohlen.
(La Sèche des) (Kt. Waadt, Bez. La Vallée). Alpweide. S. den Art. Amburnex (Les).
oder Ammon (Kt. St. Gallen, Bez. Gaster). Kathol. Pfarrei.
(Thal Von) (Kt. St. Gallen). 1550-630 m. Rechtsseitiges Seitenthal des Walenseethales. Es hat die Form einer weiten Mulde, die sich im SO. an den W.-Abhang des Leistkamm, im NW. an den Mattstock und den Durchschlägiberg anlehnt und sich von der Wasserscheide zwischen Toggenburg und Walenseethal mit sanftem Gefälle nach SW. senkt. Durch den am oberen Rand der Mulde sich erhebenden Doppelgipfel des Gulmen (1792 m) und Stock (1690 m) wird sie in einen östl., vom Sellbach durchflossenen und einen westl., vom Fallenbach oder Muslenbach entwässerten Teil zerlegt. Im S. wird die Thalmulde durch eine 200 m hohe Felswand begrenzt, die direkt zum Spiegel des Walensees abstürzt und in welche die Poststrasse Weesen-Amden eingesprengt ist.
Ueber die Wiesen, die die Mulde mit einem fast zusammenhängenden grünen Teppich bekleiden, sind die zahlreichen Häuser des Dorfes Amden und seiner vielen Weiler und Höfe zerstreut. Aus dem oberen Teile des Thales führen Fusswege über die Amdener Höhe (1423 m) auf der W.-Seite des Stock und über den Pass Auf der Höhe (1541 m) auf der O.-Seite des Gulmen nach Stein im Toggenburg. Die orographischen Formen des Thales von Amden werden grösstenteils dadurch bedingt, dass unter ihm die Kreideschichten der Churfirstenkette zu einer grossen, flachen Mulde zusammengebogen sind. Die im Muldenkern liegenden Senon- und Eozänmergel und die Moränendecke, die der Rheingletscher darauf abgelagert hat, verursachen die gerundeten Terrainformen und die Fruchtbarkeit der Thalmulde. S. die geologischen Profile im Art. Thurgruppe.
(Kt. Bern und Freiburg). Etwa 2133 m. Gipfel im Massiv der Gastlosen und der Dent de Ruth; er erhebt sich zwischen dem Kapuziner (ungefähr 2158 m) und den Aiguilles de Rachevi, unmittelbar im N. der Alp Grubenberg.
Man kann ihn von der Freiburger Seite ohne grosse Schwierigkeiten in etwa 4 Stunden von Im Fang (la Villette), zwischen Galmiz (Charmey) und Jaun, aus besteigen.
Vergl. für diese Spitze und die ganze Kette die sehr ausführliche Studie darüber in: Les Alpes Fribourgeoises, herausgegeben von der Sektion Moléson des Schweiz.
Alpenklubs, Verlag von G. Bridel, 1908 (S. 92).
(Col d’) (Kt. Wallis, Bez. Entremont).
(Kt. und Amt Luzern, Gem. Kriens).
600 m. 2 Häuser;
500 m ö. von Sonnenberg und 1,5 km n. der Station Kriens der Linie Luzern-Kriens. 46 kathol. Ew. Pfarrei Kriens.
Landwirtschaft.
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Uetendorf).
600 m. 3 Häuser am Amletenbach;
1,3 km nö. der Station Uetendorf der Gürbethalbahn. 13 reform. Ew. Kirchgemeinde Thierachern.
Landwirtschaft. Mühle.
Die Mühle kam im Jahre 1371 aus der Hand des Ritters Anton Senn in die Ulrichs von Bubenberg, Schultheissen von Bern.
(Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden). Kirchgemeinde Bussnang. ^[= # (Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden). 432 m. Gem. und Pfarrdorf, am Furtbach (einem linksseitigen ...]
(Kt. Solothurn, Bez. Kriegstetten). Kirchgemeinde Biberist. ^[= (Kt. Solothurn, Amtei Bucheggberg-Kriegstetten). 461 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Emme und ...]
(Kt. Thurgau, Bez. Steckborn, Gem. Herdern).
Gehört reform. zur Kirchgemeinde Pfin, kathol. zu der von Klingenzell.
(Kt. und Amt Luzern, Gem. Malters).
688 m. 6 Häuser am linken Ufer der Emme;
2,5 km von der Station Malters der Linie Bern-Luzern. 45 kathol. Ew. Kirchgemeinde Malters.
Landwirtschaft.
(Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). 3200-2550 m. Ein 3 km breiter und höchstens 1 km langer Gletscher am NO.-Abhang des Wildstrubel, am Fusse des Grates, der den Weststrubel mit dem Grossstrubel verbindet. Man steigt über einen Teil desselben auf, wenn man die Besteigung des Wildstrubels von der Engstligenalp aus unternimmt.
(Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen). Etwa 2600 m. Pass im Siegfriedatlas ohne Namen und Kotierung über den Grat, der den Grossstrubel mit dem Ammertengrat verbindet, so ziemlich in dessen Mitte, der den Uebergang vom Ammertenthäli zum Strubelgletscher und der Engstligenalp über eine dem Ammertenpass parallele Einfurchung ermöglicht. Man rechnet von der Rätzlibergalp bis zur Engstligenalp auf diesem Wege 5½ Stunden.
(Kt. Schwyz, Bez. und Gem. Einsiedeln). 1037-1497 m. Bergabhang, 6 km s. von Einsiedeln, der die Westseite des obern Amselthales bildet. Steil und bewaldet, erstreckt sie sich über eine Fläche von ungefähr 120 ha, welche die Kleine Amsel, die Grosse Amsel, die Amselspitze und Amselgschwend umfassen. Der 17. Fürstabt von Einsiedeln, Anshelm von Schwanden (1235-1266) liess das ganze Gebiet abholzen, das dann nach ihm den Namen «Anshelminen» erhielt;
allein wegen der Lawinengefahr musste man die steilen Halden wieder aufforsten.
Der Rücken des Berges ist mit Weiden bedeckt, die einer Korporation gehören.
(Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln).
(Kt. Aargau, Bez. und Gem. Zofingen). 445 m. Gruppe von 13 Häusern, die ein Quartier von Zofingen bilden. 101 reform. Ew. Kirchgemeinde Zofingen.
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 646 m. Gem. und Pfarrdorf auf dem die Ebene von Thun nach W. begrenzenden Hügelwall, in typischer Moränenlandschaft mit grossartigem Blick auf die Stockhornkette; 3,5 km w. der Station Gwatt der Linie Thun-Interlaken und 6 km sw. vom Bahnhof Thun. Postablage, Telephon; Postwagen nach Thun und Stocken. Zusammen mit Kalberweidli, Steghalden, Tiefmatt: 97 Häuser, 553 reform. Ew.; Dorf: 52 Häuser, 284 Ew. Mühle am Wahlenbach. ¶
Landwirtschaft. Die Kirche der ehemaligen Probstei, heute Pfarrkirche, ist in romanischem Stil erbaut, mit drei Schiffen und einer Krypta unter dem Hauptchor, neben dem sich zwei Seitenchöre befinden. Obschon 1576 durch eine Brandkatastrophe stark beschädigt, hat sie ihren Charakter als Basilika beibehalten. In dem 1908 restaurierten Innern mittelalterliche Fresken und frühgotischer Taufstein. Die Entstehung des Chorherrenstiftes Amsoldingen fällt spätestens ins 12. Jahrhundert; als Pröbste funktionierten mehrere Vertreter des oberländischen Adels.
Mit der Probstei war eine höhere Schule verbunden, deren Statuten aus dem Jahre 1310 noch erhalten sind. Nach der Reformation kamen Gebäude und Liegenschaften in Privathände. Eine Zeit lang wohnte hier Samuel Bodmer, der die Kanderkorrektion von 1714 leitete. Unter den alten Pfarrern von Amsoldingen ist Johannes Haller von Wil, Kt. St. Gallen, zu erwähnen; er wurde Pfarrer von Bülach, Kt. Zürich, und kam neben Zwingli auf dem Schlachtfelde von Kappel (1531) ums Leben; er ist der Stammvater der bekannten Familie Haller in Bern. Zu nennen sind auch Samuel Lutz, das Haupt des bernischen Pietismus im 18. Jahrhundert, und Gottlieb Schrämli, Verfasser einer vorzüglichen, handschriftlichen Chronik von Amsoldingen und unermüdlicher Forscher auf dem Gebiete der Geschichte Thuns und Umgebung, gestorben 1841. Vergl. Stettler und Amiet. Regesten der bernischen Stifte und Klöster. - Bähler. Amsoldingen und seine Erinnerungen. (Kirchliches Jahrbuch der Schweiz, 1899.)
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun), 664 m. Kleiner See mit Inselchen in romantischer Lage inmitten einer Moränenlandschaft; 5 km sw. von Thun. Oberfläche: 41 ha; grösste Tiefe: 14 m. Von diesem See aus hat man einen prächtigen Ausblick auf die Stockhornkette. An seinem Ostufer erhebt sich ein Schloss mit grossem Park an der Stelle, wo einst die Probstei stand, deren geräumige und interessante Kirche jetzt Pfarrkirche von Amsoldingen ist. Ganz nahe am Amsoldingersee, nur 0,4 m höher und mit ihm durch ein etwa 500 m langes Rinnsal verbunden, liegt der kleine Uebeschisee; der Abfluss des Amsoldingersees, der Wahlen- oder Amletenbach mündet bei Uttigen von links in die Aare.
(Le Pas d’) (Kt. Wallis, Bez. Monthey). S. den Art. Pas d’Encel (Le).
oder Encrenaz (Vire des Grandes) (Kt. Waadt, Bez. Aigle). S. den Art. Ancrenaz (Pointe des).
(Col des) (Kt. Waadt, Bez. Aigle).
2035 m. Breiter Pass zwischen der Palette d'Isenau oder dem Mont (2173 m) und La Floriettaz (2203 m);
er wird von einer Hochebene gebildet, die zu der ausgedehnten Alpweide Isenau (Gem. Ormont-Dessus) gehört und ist 20 Minuten von den Hütten dieses Namens entfernt.
Ueber ihn gelangt man in 5 Stunden von Vers l’Église zum Arnensee.
Interessante Flora.
(italienisch Orsero) (Kt. Uri). Postwagen über die Furka nach Brig.
Eidgenössischer Waffenplatz;
Verwaltungssitz der Gotthardbefestigungen.
Katholische Pfarrei.
Das ehemalige «Urseren» lag an dem Orte, wo sich noch die alte Kolumbanskirche befindet. Da das Dorf der Lawinengefahr zu sehr ausgesetzt war, verlegte man es an den Fuss des Gurschen, an einen «Matte» genannten Ort, wo 1602 die Pfarrkirche erbaut wurde.
(Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem. Berg).
Gemeindeabteilung und Dorf.
(Kt. Graubünden, Bez. Moesa, Gem. Misox).
S. den Art. Andergia.
(Zum Wilden) (Kt. Bern, Amtsbez. Frutigen und Nieder Simmenthal).
Alter, heute vergessener Name der Niesenspitze.
Man findet ihn unter anderem in der Beschreibung des Niesens durch Benedikt Aretius, 1557, und in der Korrespondenz von Albrecht von Haller.
(Kt. Thurgau, Bez. Weinfelden, Gem. Birwinken).
Kirchgemeinde Bürglen-Andwil.
(Col d’) oder Anenjoch (Kt. Wallis, Bez. Oestl. Raron).
S. den Art. Anengrat.
(Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
Im Siegfriedatlas unbenannter Gletscher (eines der Blätter nennt den obern Teil Anenfirn) von 3800-2400 m.;
er ist 3,9 km lang und 2,5 km breit.
Dieser rechtsseitige Arm des Lötschenfirns und des Langgletschers erfüllt den Raum zwischen dem Anengrat (3681 m), dem Mittaghorn (3895 m), bei dessen Gipfel er beginnt, dem Mittagjoch, dem Grosshorn (3765 m), der Jägilücke, der Jägiegg und dem Jägiknubel (3043 m).
Die ihm entfliessenden Wasser vereinigen sich unter dem Langgletscher mit dem Abfluss dieses letztem und bilden so eine der Quellen der Lonza. Es ist ein äusserst zerklüfteter Gletscher in einem prächtigen Bergzirkus.
(Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron).
3575 m. Gipfel auf dem Anengrat, zwischen der Lötschenlücke, von der aus man ihn in 1 Stunde erreicht, und dem Mittaghorn (3895 m);
zum ersten Mal am von H. V. Reade mit Th. und Steph. Kalbermatten bestiegen.
(Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Wängi).
Ortsgemeinde und Dorf.
Pfarrei Wängi.
(Kt. und Amt Luzern, Gem. Meggen).
450 m. 2 Häuser am Seeufer;
800 m sw. von der Station Meggen der Gotthardbahn.
Telephon. 27 kathol. Ew. Kirchgemeinde Meggen.
Hotelindustrie;
Landwirtschaft.
(Kt. Graubünden, Bez. Bernina, Kreis und Gem. Puschlav).
Dorf am linken Ufer des Poschiavino;
4 km nnö. der Station Poschiavo der Linie Tirano-Poschiavo.
(Kt. Bern, Amtsbez. Nieder Simmenthal, Gem. Spiez).
690 m. Weiler zwischen dem Faulensee und Krattigen;
3,5 km sö. der Station Spiez der Lötschbergbahn. 18 Häuser, 97 reform. Ew. Kirchgemeinde Spiez.
Landwirtschaft.
(Kt. Graubünden, Bez. Bernina, Kreis und Gem. Puschlav).
S. den Art. Fanchini.
(Col de l’) (Kt. Wallis, Bez. Hérens). Name, den man bisweilen dem Col de la Couronne gibt. S. diesen Artikel.
(L’) (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). Bach, der am Fusse einer felsigen Böschung, etwas s. von Charmoille, aus einer Kontaktlinie des Oxfordien mit Vogesensand oder dem Dinotherium des obern Miozän entspringt. Die Ante bildete ehemals einen der Quellbäche der Allaine; im Jahre 1892 wurde sie jedoch gefasst und liefert heute der Stadt Pruntrut reichliches Wasser von vorzüglicher Qualität.
(Col d’) (Kt. Wallis, Bez. Visp). S. den Art. Ofenthalpass.
(Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Fischingen).
(Bochetta d’) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia und Locarno). 2230 m. Sehr selten begangener Pass zwischen dem Maggia- und dem Verzascathal durch das Val Cocco und das Val d’Osola. Man braucht dahin 7¼ Stunden und vom Pass nach Bignasco 3¼ Stunden.
(Die Zwœlf) (Kt. Glarus). Hier befindet sich die natürliche Felsenöffnung, Martinsloch genannt, durch die am 12. März und 30. September jeden Jahres die Sonne die Kirche von Elm bescheint.
(Kt. Bern, Amtsbez. Konolfingen, Gem. Schlosswil und Mirchel).
Kirchgemeinden Schlosswil und Grosshöchsteten.
Errata. S. 79, Sp. II, Z. 6-8 v. u. lies 37,725 km, 56,318 km, 97,868 km, 191,911 km.
Die ältesten geschichtlichen Begebenheiten des Appenzellerlandes sind eng verknüpft mit der Geschichte des Stiftes St. Gallen. Dieses vom h. Gallus 630 gegründete Kloster erwarb sich allmählig grosses Ansehen durch Ausbreitung des Evangeliums und eine Machtstellung infolge der ihm gemachten Vergabungen. Es war namentlich die Zeit der Kreuzzüge, die dem Kloster reichen Bodenbesitz einbrachte. So wurde auch das Land von Appenzell lehen- und zinspflichtig dem Fürstabt des Klosters. Treu hielt das Bergvolk zu seinen Oberherren und leistete ihnen wackern Zuzug in den mancherlei Kriegszügen, die diese Herren gelegentlich zur Erweiterung ihres Gebietes oder zur Sicherung ihres Besitzes mit mehr oder weniger Erfolg unternahmen. Allmählig regte sich jedoch im Appenzellervolk das Bedürfnis nach Freiheit und eigener Rechtsame. Es suchte ¶
daher durch Bündnisse sich der immer drückender werdenden Herrschaft zu erwehren. Die Aebte wussten aber solche Bündnisse zu vereiteln und das Volk durch Beamte des Stiftes in strenger Knechtschaft zu halten. Da drang die Kunde vom Bund der Urkantone ins Appenzellervolk. Mächtiger ward die Unbotmässigkeit gegen den Abt. Unter Kuno von Stoffeln kam es zum offenen Aufstand. Die Leute des Stiftes wurden verjagt und die Abgaben verweigert. Nun sammelte Kuno von Stoffeln, von der Stadt St. Gallen unterstützt, ein Heer und zog gegen das Landvolk, das vom Lande Schwyz Zuzug erhalten hatte. Am kam es auf der Höhe von Vögelinsegg beim Orte Speicher zum Treffen, wobei die Appenzeller Sieger blieben und die Stadt dem Abte ihre Hilfe entzog.
Jetzt suchte Kuno von Stoffeln Hilfe bei Oesterreich. Herzog Friedrich wollte vom Rheinthal aus ins Appenzellerland eindringen, wurde aber am Stoos (ob Gais) 1405 geschlagen und vertrieben. Jetzt unternahmen die Appenzeller mit grossem Erfolge, von der Stadt St. Gallen unterstützt, Beute- und Siegeszüge in die den Oesterreichern gehörenden Gebiete am Bodensee. Aber bei der Belagerung von Bregenz 1408 wurden sie vom verbündeten Adel des Seegebietes angegriffen und geschlagen.
Sie mussten sich in ihr Bergland zurückziehen, bedrohten aber fortwährend die Abtei, der sie jeden Tribut weigerten, während das Stift auf seinen alten Ansprüchen beharrte. Schliesslich wurde das Verhältnis zwischen Stift und Volk in der Weise von den Eidgenossen geregelt, dass die Appenzeller ihre politische Freiheit behielten und als sog. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft beitraten. Aber die vollständige Aufnahme in den Schweizerbund erreichten die Appenzeller erst im Jahr 1513, nachdem sie sich wiederholt den 8 «alten Orten» als treue, tatkräftige Verbündete erwiesen hatten. So waren sie im alten Zürichkrieg (1436-1450) auf Seite der Verbündeten gegen Zürich ins Feld gezogen und hatten tapfer gegen die Armagnaken und Oesterreicher gefochten; auch im Schwabenkrieg (1499) hatten sie ruhmvoll mitgekämpft. Ebenso zogen sie mit nach Italien auf den Feldzügen, die den Eidgenossen wenig Ehre aber viel Geld einbrachten. Es geschah aber auch oft, dass die Schweizer den unruhigen, stets kriegsdurstigen Appenzellern in schlimmen Händeln beizustehen hatten, und diesem Umstand ist es wohl zuzuschreiben, dass die Aufnahme in den Bund so spät erfolgte.
Die Reformation fand bei dem freisinnigen Appenzellervolk rasch Anklang und Eingang. Die von Vadian und Kessler in der Stadt St. Gallen gehaltenen religiösen Reden wurden von dem zahlreich anwesenden Landvolk voll Begeisterung angehört. Als im Jahr 1522 der Pfarrer Walter Klarrer von Hundwil als erster Reformator des Landes auftrat, hatte er rasch eine grosse Anzahl Bekenner gefunden. Andre Pfarrer folgten seinem Beispiel. Hiebei aber gab es Streitigkeiten, und die Eidgenossenschaft hatte zu vermitteln. Im Jahr 1524 erfolgte ein Beschluss der Landsgemeinde, «die Priester sollen nichts lehren, als was der heiligen Schrift und der Wahrheit angemessen sei».
Bald hatte es den Anschein, als würde das ganze Land sich zum reformierten Glauben bekennen. Da tat der Ausgang des Kappelerkrieges der Bewegung Einhalt. Neue Misshelligkeiten, besonders im Ort Appenzell selbst, brachten den Beschluss zur Reife, dass Religionssachen dem Entscheid der Gemeinden zu überlassen seien. Dieser Beschluss bedeutete die Trennung des Landes in zwei Hälften, die im Jahre 1597 endgiltig die Teilung in einen äussern und in einen innern Roden zustande brachte.
Die Reformierten, in der Mehrzahl, bezogen den äussern Roden und bezeichneten als ihren Hauptort Trogen, wogegen die Katholiken den Ort Appenzell zum Hauptort ihres Gebietes (Innerroden) machten und daselbst wie im ganzen Halbkanton während mehr als 200 Jahren keine Protestanten duldeten. Als sich die religiösen Zwistigkeiten allmählig verzogen, begann im Land ein ziemlicher Wohlstand fühlbar zu werden, besonders durch das Aufblühen des Leinwandhandels, der den Neid der Stadt St. Gallen rege machte und mehr als einmal in blutigen Streit ausgebrochen wäre, wenn nicht die Eidgenossen immer wieder vermittelt hätten.
Der zu Anfang des 17. Jahrh. herrschende «schwarze Tod» (Pest) brachte dem Appenzellerlande grossen Verlust, ebenso der bald folgende 30jährige Krieg. Dabei stand Ausserroden auf Seite Frankreichs und lieferte dieser Grossmacht Truppen, während Innerroden seine Leute an Spanien abgab. Oft kam es zu innern Reibungen und Streitigkeiten, zu Tumulten bei Landsgemeindebeschlüssen. War aber ein grosser Völkerkrieg entbrannt (wie z. B. im spanischen Erbfolgekrieg), da war das Land Appenzell mit aller Vorsicht auf seinen Schutz bedacht und sandte seine Truppen nach Basel zur Grenzmacht. Im Religionskrieg von 1712 (erster Villmergerkrieg) sandte Ausserroden seinen schweizerischen Glaubensgenossen tatkräftige Unterstützung, erhielt aber trotzdem keinerlei ¶
Vergünstigungen beim Friedensschluss. Dies gab dann Ursache zu einem hässlichen Familienstreit und lang andauernder despotischer Beamtenwillkür. Das Jahr 1797 brachte auch dem Appenzellerland die Revolution unter dem Vorwand einer Gesetzesverbesserung. Dabei brachen Uneinigkeiten los über Entsendung von Truppen nach der Westschweiz. Aber bald standen französische Truppen im Land und zwangen es zur Annahme der Konstitution. Mit einem grossen Teil des Kantons St. Gallen bildete Appenzell nun den Kanton Säntis.
Gegen diese Ordnung der Dinge suchte sich das Appenzellervolk zu verschiedenen Malen aufzulehnen, ohne andern Erfolg als den grosser Exekutionen. Erst die Mediationsakte 1803 brachte wieder Ruhe und Ordnung auf lange Zeit. Die grosse Hungersnot von 1817 schlug dem Land tiefe Wunden. Eine von der Obrigkeit von Ausserroden vorgenommene Verbesserung der Gesetze wurde 1821 von der Landsgemeinde stürmisch verworfen. Darauf suchten einsichtige Männer das Schulwesen zu heben, und zwar mit Erfolg. Es wurden gemeinnützige Anstalten gegründet, durch gute Schriften im Volk der Sinn für das Schöne und Edle angefacht. So ward der Boden vorbereitet, auf dem 1834 ein neuer zeitgemässer Verfassungsentwurf angenommen werden konnte.
Im Jahre 1859 nahm das Volk von Appenzell A. R. auf einer Landsgemeinde zu Hundwil eine neue Verfassung an. Als aber 1874 die Bundesverfassung revidiert ward, musste ihr auch die appenzellische Verfassung angepasst werden. Dies war in der Hauptsache das Werk des spätem Ministers Arn. Roth von Teufen; unter seiner Leitung kam eine neue Verfassung zustande, die am in einer ausserordentlichen Landsgemeinde angenommen wurde.
[A. Heyer.]
Um das Gleichgewicht zwischen unserm ursprünglichen Artikel, worin wir uns möglichster Kürze befliessen, und der Behandlung später folgender Kantone durch andre Autoren einigermassen herzustellen, wollen wir noch einiges nachtragen, ohne auch damit auf absolute Vollständigkeit Anspruch zu machen.
Infolge einer 1903 angestellten Nachrechnung fand das eidg. topographische Bureau, dass es bisher das Gebiet von Oberegg Ausserroden zugeschieden hatte. Die bereinigte Rechnung ergibt nun für Appenzell Innerroden einen Flächeninhalt von 172,88 km2, so dass auf den km2 78,08 Einwohner kommen. Die Grenze zwischen Innerroden und Ausserroden wurde im allgemeinen durch den Landteilungsvertrag von 1597 und etwas genauer durch den Konferenzabschied von 1667 festgesetzt, wobei indessen das Gebiet von Oberegg gegenüber den anliegenden ausserrodischen Gemeinden (bes. gegenüber Reute) nie genau ausgeschieden wurde.
Hier vor allem, aber auch in andern Grenzgebieten galt lange der Grundsatz, dass die Besitztümer von Katholiken zu Innerroden, diejenigen reformierter Bewohner zu Ausserroden gehören, wie ja der katholische Appenzeller Bürger selbst ein Innerroder, der Reformierte ein Ausserroder war. Dadurch entstanden mit den Jahren den ungefähren Grenzlinien entlang eine ganze Anzahl sogen. exempter Güter, d. h. von ausserrodischem Gebiet umschlossene Liegenschaften, die zu Innerroden gehörten, und umgekehrt.
Dies war besonders dem Rothbach entlang der Fall, was zu vielen Anständen und Verhandlungen führte. Erst im Jahr 1870 wurden die Grenzen unter Mitwirkung des eidg. Kommissärs, Landammann Aepli von St. Gallen in gegenseitigem Uebereinkommen genau festgelegt, wobei die meisten exempten Güter an Ausserroden fielen und Oberegg in 2 nirgends zusammenhängende Teile zerrissen wurde, weil Innerroden in erster Linie die Zugehörigkeit der beiden exempten Klöster Wonnenstein und Grimmenstein für sich retten wollte. Die Grenzen sind darum oft selbst da nicht natürliche, wo eine solche in der Nähe gelegen hätte.
Die W.-Grenze gegen Ausserroden beginnt in der Mitte des Windmesserhäuschens auf der Säntisspitze, steigt hinunter zur Einsattelung zwischen dem Blauen Schnee und der Tierwies und hinauf zur Girenspitze (Vereinbarung von 1896), von da hinunter zur Kammhalde (Grenzstein Nr. 1), deren Grat sie folgt, bis er sich verliert. Dann wendet sie sich gegen ¶
den Weissbach, dem sie etwa 2,5 km weit folgt, um dann die Lauftegg zu übersteigen, das Thal des Kronbachs zu durchqueren und im ganzen nord-ostwärts auf die Hundwiler Höhe zu steigen. Von da folgt sie dem Grat bis Steigershöhe, dann dem Buchenbach nach bis zur Sitter und dieser bis zur Mündung des Rotbaches. Dieser bildet dann die N.-Grenze bis unterhalb Bühler, wo sie in einem ziemlichen Bogen nach S. ausweicht und dann erst 2 km weiter oben den Bach wieder trifft. Bald verlässt sie diesen wieder, zieht sich durchschnittlich südöstlich gegen den Hohen Hirschberg, an dem sie 500 m nördlich vorbeistreicht, um in ö. Richtung die Brandegg (Grenzstein Nr. 46) und dann in einem Bogen, nördlich ausweichend, den Hörchelkopf zu erreichen.
Hier beginnt die O.-Grenze gegen den Kant. St. Gallen. Diese befindet sich bis über Fähnern hinaus am O.-Abhang der Höhen, geht dann beim Unterkamor auf die W.-Seite des Berges über, steigt aber bald wieder zur Spitze des Kamors auf und hält sich nun auf der Wasserscheide über den Hohen Kasten, Furgglenfirst, Roslen, Kraialpfirst (wo sie S.-Grenze wird), Altmann, Rotstein, bis zum Säntis. (Auf der topographischen Karte ist die Grenze östlich der Fähnern falsch angegeben, indem sie den Forstsee berühren sollte.)
Von der Landmarch weg, wo noch etwa 200 m der Ruppenstrasse auf innerrodisches Territorium fallen, zieht sich die erst 1875 in Kraft getretene Grenzlinie des äussern Landesteils bald auf die Wasserscheide zwischen Rheinthal und appenzellischem Hügelland und behält diese (aber immer nur ungefähr) bis an die Strasse Oberegg-Rehetobel bei, um von da die unregelmässigsten Kurven gegen Heiden, Reute und Wolfhalden zu beschreiben. Im weitern Verlauf gegen Walzenhausen weicht sie nicht mehr zu sehr von der Geraden ab, steigt von 760 m auf 935 und sinkt wieder auf 657 m. Die Grenze gegen St. Gallen bleibt immer am Abhange des Rheinthales zwischen 600 und 700 m, während der oberste Grat zwischen 800-1100 m schwankt. Sie steigt nur im westlichen Abschnitt wieder zur Landmarch bis 1023 m auf.
Dass hier das (auch ausserrodische) Appenzeller Gebiet überall den Abhang hinabgreift, rührt ohne Zweifel daher, dass es von unten her besiedelt wurde und sich erst später politisch vom Unterland losgetrennt hat. Beweis hiefür ist nicht nur eine bemerkenswerte Uebereinstimmung der Dialekte, sondern auch die frühere Zugehörigkeit dieser Gegenden zu den Kirchen von Höchst (Vorarlberg) und St. Margrethen. Kleinere Gebiete sind heute noch nach Berneck und Marbach kirchgenössig. Im Gegensatz dazu geht im südl. Teil die Grenze ostwärts über die Wasserscheide hinab, weil hier die Bevölkerung von N. her eindrang und der Bergabhang mit Wald bedeckt blieb, der nach Bedürfnis von oben und unten in Anspruch und Besitz genommen wurde.
sind, soweit unser ursprünglicher Artikel nicht genügt, ausführlicher in den Artikeln Sæntis und Sankt Gallen behandelt, so dass wir auf diese verweisen können. Zur Fauna ist vielleicht nachzutragen, dass die Kreuzotter (Pelias berus) trotz gegenteiligen Behauptungen mit Sicherheit in unserm Gebiete noch nicht nachgewiesen werden konnte und wahrscheinlich gar nicht vorkommt, dass aber die Ringelnatter (Coluber natrix) und die österreichische Natter (C. austriacus) sich finden, ebenso der Fadenmolch (Triton helveticus) und die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans).
An ersten Gipfelbesteigungen sind (nach Lüthi und Egloff) bekannt: 1825 Altmann (Apotheker Fröhlich), 1884 Freiheit (Bodenmann, Eugster und Dörig), 1890 Türme (Nänny und J. B. Fässler), 1891 Lisengrat (Nänny), 1894 Hängeten (Egloff).
Es ist natürlich trotz diesen Angaben nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Höhepunkt schon früher von einem Jäger oder Hirten bezwungen worden ist.
Die erste Unterkunftshütte auf dem Säntis wurde 1845 von Jakob Dörig, genannt Schribers Jock, errichtet, der dann gleichfalls 1850 die erste Hütte zur Aufnahme von Touristen auf dem Hohen Kasten erbaute.
wird seit 1905 die Kraft bezogen (etwa 300 PS.) für das «Elektrizitätswerk Appenzell", , das vom und für das Dorf Appenzell erstellt wurde, aber auch an die zwischenliegenden Gegenden Licht und Kraft abgibt, so wie für den Betrieb der kommenden Säntisbahn in Aussicht genommen ist. Die Sitter mit ihren Nebenadern treibt in Innerroden 8 Sägemühlen und 1 Mühle, der Auer- und der Kronbach je eine Sägemühle, der Fallbach mit Nebenbächen 4 Sägen und 1 Mühle.
ergaben folgende Resultate:
1866 | 1896 | 1906 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 6748 | 8998 | 10257 |
Pferde | 262 | 118 | 170 |
Maultiere | - | - | 4 |
Schweine | 2446 | 9572 | 9323 |
Schafe | 919 | 327 | 265 |
Ziegen | 4825 | 4850 | 3813 |
Wie aus diesen Angaben ersichtlich, nimmt die Zahl ¶
der Pferde, die infolge der Eisenbahnen zurückgegangen war, allmählich wieder zu. Die Rindviehzucht zeigt eine fortwährende Progression, die vermutlich ihren Höhepunkt erreicht haben wird, da jetzt schon bedeutende Futtermittel eingeführt werden müssen, um die vorhandenen Tiere zu ernähren. Die Schweine sind an Zahl, wohl nur vorübergehend, etwas zurückgegangen; immerhin hat Appenzell I. R. mit 676 Stück auf 1000 Ew. noch verhältnismässig den grössten Bestand an diesen Borstentieren, nicht nur von allen Kantonen, sondern sogar von allen Zählbezirken. Die Schafe nehmen, wie fast in der ganzen Schweiz und aus den selben Ursachen, konstant ab. Die Ziegen haben ihren Tiefstand überschritten (1901: 3282), was mit rationellerer Züchtung und daher rührendem besserm Absatz zusammenhängt. Besonders nach N.-Deutschland findet ein fast regelmässiger Export unserer Ziegen statt.
Die eidgen. Volkszählungen geben folgendes Bild:
Jahr | Ew. | Zunahme | Kantonsbürger | Bürger anderer Kantone | % | Ausländer | % | Männlich | Weiblich |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1850 | 11272 | . | 10969 | 229 | 2.0 | 74 | 0.6 | 5350 | 5922 |
1860 | 12000 | 6.4 | 11507 | 372 | 3.1 | 121 | 1.0 | 5760 | 6240 |
1870 | 11909 | -0,7 | 11376 | 406 | 3.4 | 127 | 1.1 | 5711 | 6198 |
1880 | 12841 | 7.8 | 11581 | 957 | 7.6 | 303 | 2.3 | 6363 | 6478 |
1888 | 12888 | 0.3 | 11547 | 1046 | 8.1 | 295 | 2.3 | 6312 | 6576 |
1890 | 13499 | 4.7 | 11783 | 1387 | 10.3 | 329 | 2.4 | 6526 | 6973 |
von 1850-1900 | . | 19.7 | . | . | . | . | . | 48,4% | 51,6% |
Jahr | Deutsch. | Franz. | Italien. | Roman. |
---|---|---|---|---|
1880 | 12821 | 2 | 16 | 2 |
1888 | 12849 | 8 | 28 | 2 |
1900 | 13412 | 7 | 69 | 8 |
Jahr | Kathol. | % | Reform. | % | Israel. | Andre | Häuser | Haushaltungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1850 | 11230 | 100 | 42 | 0 | - | - | - | 2629 |
1860 | 11884 | 99 | 115 | 1 | - | 1 | 1853 | 3159 |
1870 | 11720 | 98 | 188 | 2 | - | 1 | 1979 | 3052 |
1880 | 12294 | 96 | 545 | 4 | 1 | 1 | 2075 | 3143 |
1888 | 12213 | 95 | 673 | 5 | - | 2 | 2112 | 3163 |
1900 | 12665 | 94 | 833 | 6 | - | 1 | 2184 | 3017 |
Wie aus dieser Zusammenstellung leicht ersichtlich, geht die Bevölkerungszunahme nur langsam vor sich. Es ist dies keineswegs eine Folge geringer Fruchtbarkeit oder starker Sterblichkeit, da im Gegenteil Jahr für Jahr ein Ueberschuss der Geburten über die Sterbefälle von durchschnittlich mehr als einem Prozent (1896 bis 1906 = 1544 Personen) konstatiert werden kann. In der Tat hat Appenzell I. R. durch die inländische Wanderung prozentual (ausser Schaffhausen) am meisten von seiner Wohnbevölkerung verloren, nämlich 12,1% der im Lande Geborenen, wozu noch die ins Ausland Wandernden zu rechnen wären, die eine verhältnismässig nicht geringe Zahl ausmachen. Dass diese Abwanderung nicht von heute ist und auch nicht im letzten Jahrzehnt eingesetzt hat, können wir leicht daraus schliessen, dass die Anzahl der überhaupt in andern Kantonen lebenden Bürger (also inklusive die auswärts Gebornen) 32,5%, also beinahe einen Drittel der Bürgerschaft ausmacht, in welcher Beziehung wir nur von Thurgau und Schaffhausen übertroffen werden. Die im Ausland Lebenden würden ohne Zweifel den Drittel überschreiten lassen. Die Gesamtzahl der in der Schweiz wohnenden Bürger Innerrodens (also samt den zu Hause gebliebenen) beträgt 17458, demnach 3959 mehr als die Totalbevölkerung des Kantons.
Der Abgang wird bei weitem nicht durch Zuwanderung gedeckt, indem Ausländer und Schweizerbürger andrer Kantone zusammen nur 12,7% der Bevölkerung ausmachen. Schweizerbürger anderer Kantone sind zwar bei uns prozentual nicht am wenigsten zahlreich, indem wir erst die 5. Stelle einnehmen, wohl aber ist die absolute Zahl die kleinste, und in Bezug auf Ausländer haben wir in beider Hinsicht die geringste Zahl. Das nämliche Bild zeigt sich beim Sprachenverhältnis, wo Innerroden sowohl absolut als relativ am wenigsten Leute mit andrer als deutscher Sprache aufweist. Allerdings mag die nächste Volkszählung vielleicht ein andres Resultat zu Tage fördern; italienisch Sprechende kommen immer mehr nicht bloss als vorübergehend Arbeit suchende Maurer, Erdarbeiter etc. hieher, sondern sie lassen sich mehr und mehr mit ihren Familien als Handwerker, Wirte oder Krämer nieder.
Bekanntlich gehörte unser Gebiet ursprünglich zu Rätien und kam dann unter die Herrschaft der Alemannen. Die beiden Typen scheinen jetzt noch unterscheidbar zu sein, wenn auch wohl keiner mehr in voller Reinheit vorhanden ist. Ziemlich deutlich heben sich Brachy- und Dolichozephalen voneinander ab, dagegen verteilen sich neben der braunen Haarfarbe, die hellblonde und schwarze, nebst entsprechender Iris, keineswegs sichtlich auf die eine oder andre Kopfform. Leider lässt uns die Statistik hierüber, wie noch über manchen andern Punkt, im Stiche. Doch überwiegen jedenfalls die Brachyzephalen, die zugleich einen kurzen, gedrungenen Wuchs haben, so dass der Appenzeller zu den kleinern Leuten der Schweiz und die Appenzellerin zu den zierlichem Gestalten gerechnet werden kann.
Die Dolichozephalen mit hohem, schlankem Wuchs sind nicht so zahlreich, um den allgemeinen Eindruck zu ändern, obwohl selbstverständlich auch Uebergangsformen aller Art Vorkommen. Man darf ferner sagen, dass der Appenzeller wenig zur Fettleibigkeit neigt, wie auch die Breitschultrigkeit (des Berners z. B.) ganz selten gefunden wird.
Der Appenzell-Innerroder zeichnet sich durchwegs weniger durch Freude an intensiver Arbeit, als durch Sparsamkeit und natürliche Anlagen für den kleinen Handel aus; er ist witzig, schmiegsam und ohne grosse Bedürfnisse. Seine engere Heimat liebt und schätzt er über alles; was ausser ihren Marken liegt, heisst «fremd», und «frönt», wie er sagt, hat immer einen Beigeschmack von Verachtung. In gleicher Weise ist er der Kirche zugetan, wie die zahlreiche Teilnahme an Gottesdienst, Andachten, Prozessionen, Wallfahrten und Missionen zeigt.
Dass gleichwohl die gemischten Ehen zunehmen (von 1870 bis 1900 von 1 auf 4%) erklärt sich hinreichend aus der an protestantische Gebiete anstossenden Lage und aus der (wenn auch langsam) wachsenden Verschiebung der Bevölkerung. Der Innerroder ist sonst für Neuerungen nicht sehr eingenommen. «Nüz Nüs» d. h. «Nichts Neues» hat schon öfter an Landsgemeinden und eidg. Abstimmungen eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Trotzdem verschwinden manche alte Bräuche im Strom der Zeit. ¶