neben den Querfahrten nur noch im Sommer einige Längsfahrten ausgeführt, aber stets mit beträchtlichen jährlichen Defiziten.
Erst im Jahr 1892 kam wieder etwas mehr Leben, wenigstens im untern Teil des
Sees, zu
Stande, durch die Erbauung von 8 kleinen
Schraubendampfern, sog. «Dampfschwalben» durch die Dampfbootgesellschaft
Zürich.
Diese vermittelten den Verkehr
Zürichs mit den verschiedenen nahe gelegenen Ortschaften bis hinauf nach
Erlenbach und
Thalwil.
Eine in
Wädenswil 1895 ins Leben gerufene Gesellschaft, welche für den obern
Zürichsee etwas Aehnliches bezweckte und zu
diesem Zwecke zwei Salonboote,
«Wädenswil» und
«Speer», erstellen liess, hatte keinen langen Bestand. Schon 1900 verkaufte
sie ihre Schiffe um billigen Preis der Zürcher Gesellschaft. Als dann bei Anlass der Uebernahme der
Nordostbahn 1902 durch den
Bund auch deren ganzer Schiffspark unentgeltlich der gleichen Gesellschaft abgetreten wurde, war
die ganze Schiffahrt auf unserm
See in der gleichen Hand vereinigt.
Allerdings hat diese Dampfbootgesellschaft einen sehr schweren
Stand gegenüber den beiden Uferbahnen,
sodass sie vorderhand noch von dem ihr vertraglich zugesprochenen Zuschuss von Fr. 18000 an das Defizit durch die Bundesbahnen
Gebrauch machen muss. Immerhin nimmt der Verkehr immer mehr zu, sodass nach Ablauf der 10 Garantiejahre die Verhältnisse
der Gesellschaft saniert sein werden. Es wurden befördert und vereinnahmt:
Jahr
Personen
Einnahmen Fr.
1892
154079
40024
1895
360692
95730
1900
879928
206125
1905
913620
311390
Gegenwärtig verfügt die Gesellschaft über einen Schiffspark von 15 Booten: 2 Salondampfer, 2 Glattdeckschiffe, 5 Salonboote
und 6 Dampfschwalben. Mit dieser grossen Zahl von
Schiffen wird der Verkehr in vorzüglicher Weise bewältigt, und es ist
interessant zu sehen, wie auf die Zeitpunkte 8 und 2 Uhr sowohl zwei
Züge als auch zwei Schwalben von der Seeseite her der
Stadt zufahren. An schönen Sonntagen fahren in der Zeit von 1½ bis 4½ Uhr Nachm. in Zürich
24 bis 26 Dampfer, gross und klein,
ein und aus.
Die Bewohner der Ufer-Ortschaften haben jeden Tag, selbst im Winter, 15mal Gelegenheit, auf dem
See nach der Stadt zu fahren.
Auch
Schulen und Gesellschaften benützen vielfach die Gelegenheit zu Ausflügen auf dem
Zürichsee. Im Jahre 1908 z. B. haben 94 kleinere
und grössere
Schulen von nah und fern die Schiffe benützt und 116 Gesellschaften, Zünfte und Vereine
sind befördert worden. In neuester Zeit werden an schönen Sonntagen sowohl morgens wie nachmittags Rundreisen eingeschaltet,
welche von einem «Reisemarschall» begleitet werden, der den Fremden jede
gewünschte Auskunft erteilt.
Neben den grossen
Schiffen der Dampfbootgesellschaft beleben ziemlich viele Privatboote den
See, namentlich an schönen
Nachmittagen. Schätzungsweise werden angegeben: Privat-Motorboote 22, Privat-Segelboote 10, Ledischiffe (Lastschiffe) mit
Motoren 25, solche mit
Segel 20 bis 30 (wenig mehr im Gebrauch), Fischerboote 12-15, Ruderboote in Zürich
75 und
Rapperswil 18. Dazu
kommen in jeder Seegemeinde eine Anzahl Ruderboote, die je nach der Grösse der Ortschaft 2-10 betragen. Alles
in Allem mögen daher 250-300 kleinere Schiffe den
Zürichsee befahren.
Dies alles gilt nur für den eigentlichen
Zürichsee. Auf dem
Obersee ist keine regelmässige Schiffahrt eingeführt, nicht
einmal zwischen den beiden grössten Ortschaften
Rapperswil und
Lachen. Der Kontrast zwischen den beiden Seeteilen ist deswegen
auch in dieser Hinsicht auffallend. Während auf dem eigentlichen
Zürichsee fast immer da oder dort ein
grösseres oder kleineres Boot zu sehen ist, ist das auf dem
Obersee geradezu eine Seltenheit, wenn nicht etwa gerade eine
stolze Reihe von vier bis sechs oder gar 8 Ledischiffen, gezogen von einem Schlepp-Motorschiff, von den
Pfäffikoner Kiesgruben
herkommend, den Damm passieren will. Diese langen
Züge von Ledischiffen fahren zumeist mitten im
See hinunter
bis Zürich,
von wo sie, nachdem sie ausgeladen sind, meist nachts zurückkehren. In stillen Nächten hört
man dann weithin den scharfen,
regelmässigen Knall der Explosionsmotoren, und ein einsames, langsam südwärts ziehendes Lichtlein über dem
See zeigt
die jeweilige Stelle des Schleppers an.
14. Bibliographie.
Prof. C. Schroeter. Die Schwebeflora unsererSeen(das Phytoplankton). (Neujahrsblatt nat. Ges. Zür., 1896). - Prof.
Alb.
Heim. Die Geschichte desZürichsee. NeujahrsblattZürich,
1891. - Direktion der Quaibauten. Die Quaibauten inZürich,
1881-1888.Zürich
1889. - A.
Pfenninger. Beiträgezur Biologie desZürichsees. Dissertation. Leipzig 1902. - H. Lozeron, La répartitionverticale du Plancton dans le lac deZurich. Dissertation. Zürich
1902. - Zürcher Dampfbootgesellschaft. DerZürichsee. - W. Bally.
Der obereZürichsee. Dissertation. Zürich
1907. - Prof. Æppli. Erosionsterrassen und Glacialschotter in ihrer Beziehung zur EntstehungdesZürichsee. Bern
1894. - Penck und Brückner. DieAlpenim Eiszeitalter. - O. Herbordt. Geologische Aufnahmeder Umgegend vonRapperswilundPfäffikonamZürichsee. Dissertation. Zürich
1907. - Prof. Albert
Heim. Panorama vonZürich,
Zürich
1890.
(Kt. Aargau,
Bez. Bremgarten).
409 m. Gem. und Pfarrdorf
im Thal der
Reuss, am S.-Fuss des Mutschellers; 2 km ö.
der Station
Bremgarten der Linie
Bremgarten-Wohlen. Haltestelle der elektrischen Trambahn
Bremgarten-Dietikon. Postablage, Telephon;
Postwagen
Bremgarten-Offenbach. Gemeinde mit
Algier und Stiegelenhof: 96
Häuser, 604 kathol. Ew.; das
Dorf OberZufikon allein: 51
Häuser, 355 Ew.
Unter Zufikon: 30
Häuser, 149 Ew. Acker-, Obst und Weinbau; Vieh- und Bienenzucht, Milchwirtschaft, Käserei,
Brennerei. Mechanische Schreinerei; elektrische
Fabrik «Emaus». Im Jahre 1275: Ziuficon, vom Personennamen Ziufo.
Beim Kreuz(Kt. Bern
und Wallis).
2415 m. Kleines, unmöbliertes
Steinhaus, das bei Unwetter als Zufluchtsort dient, auf
der
Höhe des
Rawilpasses, an der Grenze der beiden Kantone. Man kann von da einerseits in 1 Stunde 20 Min.
und in 1½ Stunden zu den beiden
Wildstrubelhütten gelangen, die mehr im SO. an den Abhängen der
Weisshornlücke liegen,
anderseits in 2½ Stunden über den
Seltenschonpass (im Siegfriedatlas nicht bezeichnet), zwischen Punkt 2702 m und dem
Mittaghorn,
zur
Wildhornhütte.
Ungefähr 2000 m. Unmöblierte, zerfallende Zufluchtshütte am
Wege
auf den
Rawilpass, 1 Stunde von
Iffigen, 1½ Stunden unterhalb der Passhöhe, in wilder Lage auf einem mit
Rasen bewachsenen
Vorsprung, in halber
Höhe eines Abgrundes.
Schöne Aussicht in das tief unten liegende Thal vonLenk.
Gnippen (1563 m), bekannt durch den
Bergsturz vom 2. IX. 1806, vorbei zum
Wildspitz
(1583 m), Triangulationspunkt und zugleich höchster Punkt des Kantons;
von da läuft die Grenzlinie, dem
Kamme des
Rossberges
folgend, zum
Kaiserstock (1429 m), fällt dann ab zum südlichen Teil des Aegerithales, welches sie -
kaum 500 m vom
See entfernt - durchquert, um dann über die Höhen des
¶
Morgarten (1057 m) das sumpfige Aegeriried zu erreichen, von wo an sie dem kleinen Flüsschen Biber bis zur Gutschsäge folgt;
dann wendet sich die Grenzlinie nördlich, erreicht den Dreiländerstein (1191 m) auf der Hohen Rone, wo die Marchen von Zug,
Schwyz
und
Zürich
zusammentreffen. Die Marchlinie, zuerst westlich, dann nördlich bis zur Sihl hinab, wendet sich dann,
dem Flusslaufe folgend, westlich bis zur Sihlbrugg bei Hirzel, dann in ziemlich gerader Richtung westlich verlaufend bis in
die Nähe von Frauenthal, von wo ab die Lorze den Grenzfluss zwischen den Kantonen Zug
und Zürich
bildet. Von ihrer Einmündung in die Reuss an
scheidet diese bis in die Nähe des luz. Honau die Kantone Zug
und Aargau.
Von Honau an führt die Grenzmarche zuerst südlich, dann östlich,
wieder südlich und abermal östlich, zwischen Zug
und Luzern
bei Böschenrot an den Zugersee.
Auf diesem Gewässer sind die Grenzen wie folgt vereinbart: Von St. Adrian an in gerader Richtung gegen
das die Grenzen von Schwyz
und Luzern
markierende Tiefthal am Kiemen;
etwas mehr als 1 km von genanntem Punkte entfernt, wendet sich die
Grenzlinie in einem Bogen, welcher die Halbinsel Kiemen in einer Entfernung von 500 m umkreist, bis zu Punkt 286 der topog.
Karte, von wo aus eine Gerade von 1½ km Länge an das luz. Ufer bei Böschenrot führt. Südlich von Tiefthal bis St. Adrian
ist der Kanton Schwyz,
von Tiefthal bis Böschenrot - um den Kiemen herum - der Kanton Luzern
und auf dem östlich, nördlich und westlich der erwähnten
Linie liegenden Seegebiete der Kanton Zug
Eigentümer des Zugersees. Der im Gebiete des Kantons Zug
gelegene Teil des Sees
misst 26,30 km2, auf Schwyz
und Luzern
fallen 11,95
km2. Die natürlichen Grenzen des Kant. Zug
haben eine Länge: bei der Reuss 12,5 km,
bei der Sihl 9-10 km, bei der Biber 5 km, bei der Lorze 3 km und beim Rufibach 2,5 km.
Die Reussebene, die sich von Hünenberg bis zum Einfluss der Lorze in die Reuss erstreckt, ist über 6 km lang und durchschnittlich,
1-2 km breit, grossenteils fruchtbares Wies- und Acker- teilweise auch ertragreiches Streueland. Grössere Ebenen (etwa 4 km
lang und 1,5-3 km breit) sind die Zuger-Allmend und der Baarerboden; beide sehr fruchtbar und besonders
im nördlichen und mittlern Teil mit zahllosen Obstbäumen besetzt. Neben diesen grossen finden sich noch mehrere kleinere
Ebenen in der Thalgegend; im Berglande ist besonders zu erwähnen die ausgedehnte Ebene auf dem Zugerberge (Geissboden und Walchwilerallmend).
Von den Niederungen der Reuss (tiefst. Punkt 392 m) hebt sich das Gelände ostwärts und erscheint als
Hügelland (höchste Erhebungen in Cham-Hünenberg 493, in Steinhausen 524, in Baar 619 m, Baarburg 687 m). Die Hügelregion
weist auf: fruchtbare Wiesen, zahlreiche Obstbäume,
¶
mehr
grosse, schöne Waldungen und stattliche Bauerngehöfte.
Das Bergland zerfällt in einen östlichen (höchste Erhebung: Hohe Rone 1235 m) und in einen südlichen Teil (mit Rossberg 1583 und
Kaiserstock 1428 m als höchste Punkte). Zwischen diesen beiden Höhenzügen liegt das einzige Thal des Kantons, das
windgeschützte Aegerithal mit dem den Charakter eines Alpsees tragenden Aegerisee. Durch die Einsattelung
an der Schornen (780 m) hängen die beiden Höhenzüge zusammen, während sie sich zwischen Allenwinden und Schönbrunn zur
Thalebene abdachen.
Bei Allenwinden ist der westliche Ausläufer des Höhenzuges, nämlich der Zugerberg in beinahe gerader Richtung von S. nach
N. Grösste Erhebungen: der Grossmattstollen (1169 m), Kleinstollen (1097 m), Hünggi (1043 m) und Hochwacht
(992 m), beide letztern vielbesuchte Aussichtspunkte. Der nö. Teil des Berglandes, zwischen dem Höhenzuge, der von Gubel
(912 m) gegen Hohe Rone sich hinzieht, und der Sihl gelegen, wird von Kuppen und sanft gerundeten Hügeln, zwischen denen kleinere
Ebenen und Thälchen liegen, gebildet.
Die letztgenannten Formationen verleihen der Gegend einen eigenartigen landschaftlichen Schmuck. Aehnlich wie beim Zugerberg,
ist die nördliche Abdachung des Höhenzuges (höchste
Punkte: Gottschalkenberg 1152, Mangeli 1127, Brusthöhe 1183, Knollen 1084 m)
zuerst steil abfallend; sie senkt sich dann langsam über Menzingen-Neuheim gegen die Sihl hinab. Von Steinhausen
(429 m) und mehr noch von Blickensdorf (449 m) an steigt das Gelände, bei letzterm Orte führt die Aberen (560 m), bereits
teilweise auf dem Gebiete des Kts. Zürich,
zur ersten südlichen Thalstufe des Albis.
Das Bergland weist weniger Fruchtbarkeit auf als die Thalgegend; es hat aber schöne Waldungen, Weiden,
besonders in der nördlichen Abdachung und an geschützten Lagen mit zahlreichen Obstbäumen bestandene Wiesengründe.
[A. Weber.]
3. Orographie.
Der Kanton Zug
liegt vollständig in Voralpen und Mittelland. Sein höchster Punkt liegt an seiner Südgrenze, es ist der Gipfel des
Rossberges (1583 m); sein tiefster Punkt ist zugleich sein nördlichster, es ist der Zusammenfluss
von Reuss und Lorze (390 m). Dementsprechend nehmen die Erhebungen successive von Süden nach Norden ab. Sie ordnen sich in
der Hauptsache in zwei den Alpen parallele Züge. Der südliche und kürzere ist der bewaldete, breite Rücken des Rossbergs;
er verläuft vom Thal des Zugersees bis zum Thal des
¶
mehr
Aegerisees, kulminiert in den Gipfeln Gnippen (1563 m), Wildspitz (1583 m) und Kaiserstock (1428 m) und bezeichnet zugleich
die Grenze gegen Schwyz.
Der nördliche, längere und noch flachere Höhenzug zieht vom vielbesuchten Zugerberg nach dem Hohe Rone
und gipfelt in den Punkten Hochwacht (992 m), Brusthöhe (1183 m), Belvedere (1213 m), am Gottschalkenberg,
Hohe Rone (1236 m) mit Dreiländerstein (1191 m) und Wildspitz (1209 m). Ein breiter Querrücken verbindet dann noch Zugerberg
mit Rossberg; er trennt das Aegerisee- vom Zugerseethal. Ein zweiter flacher Querrücken zieht vom Hohe Rone nach dem Morgarten
(1245 m) und bildet die Wasserscheide zwischen Aegerisee und dem Thal der Biber.
4. Hydrographie.
Sozusagen der ganze Kanton gehört dem Flussgebiet der Lorze und damit dem der Reuss an. Die Lorze, dieser einzige Fluss des
Zugerlandes, gehört aber dafür dem Kanton auch ganz an, von der Quelle bis zur Einmündung in die Reuss. Sie ist der
Abfluss des lieblichen, forellenreichen, 83 m tiefen Aegerisees. Dieser empfangt sein Wasser hauptsächlich vom bewaldeten
Nordabhang des Rossberges (Hüribach); vom Gottschalkenberg kommt der Schluenbach. Vom Aegerisee fliesst die Lorze zuerst durch
die zum Teil enge Lorzeschlucht nach Norden; ihre Kraft wird hier von verschiedenen Elektrizitätswerken ausgebeutet.
Bei Baar tritt sie dann hinaus in die Ebene des Baarerbodens und erreicht den Zugersee zwischen Zug
und Cham.
Bei Cham, 1,5 km von ihrer Einmündung, verlässt sie den See wieder, um nach 9 km langem Laufe nördlich Maschwanden die Reuss
zu erreichen, nachdem sie mehrere industrielle Etablissements getrieben und eine Insel gebildet hat, auf
der sich das Kloster Frauenthal erhebt. Die Reuss selbst bildet ein Stück weit die Westgrenze des Kantons, Sihl und Biber bilden
Teile der Ostgrenze; das Kantonsgebiet selbst betreten sie nicht. Im Gebiet der Sihl und der Lorze hat die Stadt Zürich zahlreiche
Quellen zu ihrer Wasserversorgung gekauft.
Von den beiden Seen des Kantons Zug
gehört der 7,2 km2 messende 83 m tiefe Aegerisee dem Kanton ganz an. Der
viel grössere Zugersee liegt zu mehr als der Hälfte auf Zugergebiet. Er gehört zu den grossen queren Thalseen am Nordrande
der Alpen; sein Spiegel (416,6) ist mehr als 300 m tiefer als der des Aegerisees (728 m), seine Tiefe mehr
als doppelt so gross, nämlich 198 m (vergl. Artikel Zugersee und Aegerisee).
Der Kanton liegt ganz im schweizerischen Molasseland. Sein Felsuntergrund besteht daher aus den miozänen und oligozänen
Schichten, die im allgemeinen die schweizerische Molasse zusammensetzen, aus Nagelfluh, Sandstein und
Mergeln, untergeordnet dünnen Süsswasserkalkbänken. Zu diesen Molassegesteinen gesellen sich die jüngeren diluvialen
Ablagerungen, die in Form von erratischen Blöcken, Moränen, Schottern
zur Eiszeit entstanden sind. Die Molasse ist besonders
gut entblösst an den Ufern des Zugersees, am Hohe Rone, am Rigi und Rossberg; das Diluvium ist namentlich
stark entwickelt auf der Hochfläche von Menzingen, im Gebiet westlich Aegeri und zwischen Baar und Knonau und verhüllt in diesen
Gegenden fast vollständig den anstehenden Molasseuntergrund. Die Molasse liegt im nördlichen Teil des Kantons noch ungestört
horizontal; im Süden ist sie gefaltet. Die Grenze zwischen horizontaler und gefalteter Molasse verläuft
ungefähr über Rothkreuz, Zug,
Baar und Sihlbrugg.
Die horizontale Molasse gehört zur sog. obern Süsswassermolasse (Oehningerstufe, Sarmatien). Sie zeigt den gewohnten Wechsel
von fossilarmen Sandsteinen und Mergeln und ist am besten aufgeschlossen in der Gegend von Hunenberg und Cham, sowie nordöstlich
von Baar bis an die Kantonsgrenze. Der Mergel ist meist von gelber Farbe, der Sandstein grau bis gelblich,
feinkörnig, von sehr verschiedener Festigkeit, manchmal leicht in Sand zerfallend, manchmal so kompakt, dass er als Baustein
gebrochen werden kann.
Brüche finden sich oder fanden sich früher bei Hünenberg, Derschbach, Langrüti, Friesencham, zwischen Bohfeld und Guttern.
Bei Friesencham sind im Sandstein Süsswasserschnecken gefunden worden. Als ganz vereinzelte Einlagerung ist bei Walterswil
und nahezu in demselben Niveau an der Baarburg eine etwa 4-5 m mächtige Bank bunter Nagelfluh aufgeschlossen. Nicht viel
häufiger sind dünne Süsswasserkalkbänke; es sind deren drei von je 30 cm Mächtigkeit übereinander an der
Baarburg entblösst; die oberste ist reich an Fossilien (Helix, Clausilia, Planorben, Krebsscheren).
In der Zone der gefalteten Molasse finden sich in dieser Gegend zwei WSW-ONO streichende offene Antiklinalen. Nördlich Zug
und
südlich Cham fangen die Schichten der oberen Molasse an, langsam nach Süden anzusteigen; prachtvoll nimmt man die dadurch
entstehende Isoklinallandschaft wahr auf der Bahnfahrt von Cham gegen Buonas.
Aber rasch stellen sich dann die Bänke steiler und unter der oberen Süsswassermolasse treten ältere, marine Schichten zutage,
die nun die ganze Südhälfte des Kantons aufbauen (Helvetien, Burdigalien, Aquitanien). Sie beginnen bei Buonas mit einem
etwa 10 m mächtigen, schon 70° N-fallenden Nagelfluhstreifen, der die Fortsetzung der petrefaktenreichen
Zone am Rotsee bei Luzern
darstellt. Darunter folgt das mehrere hundert Meter mächtige, mit 70°-85° nach N. fallende Schichtpaket
der plattenförmigen Molasse, die von Luzern
über Dierikon, Root, Meierskappel bis zum SchlossBuonas reicht und so heisst, weil sehr
plattige, wohlgeschichtete blaugraue Sandsteine von grösster Festigkeit und feinem Korn sie zusammensetzen.
Diese werden namentlich auf Luzernergebiet in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut; ihre Festigkeit ist die Ursache der vorspringenden
Landzunge
¶
mehr
von Buonas. Oestlich des Zugersees ist die Zone unter Diluvium ganz verdeckt, abgesehen von kleinen Entblössungen am Zugerberg
oberhalb Zug
und bei Finstersee an der Sihl. Wie bei Luzern
enthält sie auch im Kt. Zug
individuenreiche, aber artenarme Muschelsandsteinbänke
und Mergellagen; besonders häufig ist die Muschel Tapes heveticus. Südlich schliesst sich an die plattenförmige
Molasse der Kern der nördlichen Antiklinale an; er zieht von Oberbuonas südlich von Meierskappel nach Oberwil, um dann unter
den glazialen Ablagerungen des Plateau von Menzingen zu verschwinden, und er besteht hauptsächlich aus bunten, steilgestellten
Mergeln.
Die Muldenzone zwischen dieser nördlichen und der südlichen Antiklinale mit bald mehr, bald weniger
deutlicher synklinaler Schichtenstellung zieht über Immensee, Walchwil, Hohe Rone. Ihre Schichten müssen dem Alter nach der
Zone der plattenförmigen Molasse entsprechen; nur enthalten sie hier, entsprechend der grössern Annäherung an die Alpen,
schon zahlreiche Geröllbänke bunter Nagelfluh; diese wechsellagern oft mit sog. granitischer Molasse, auch
Zugersandstein oder Bollingersandstein geheissen.
Dieser mittelkörnige, graue, für Hochbauten sehr geeignete, leicht bearbeitbare Sandstein, ausgezeichnet durch rote Feldspatkörner,
wird in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut bei Aegeri, ferner von Walchwil bis Zug
und am Kiemen. Am Hohe Rone liegt innerhalb der
bunten Nagelfluh ein 15-21 cm mächtiges Kohlenlager, das von 1835-1861 an verschiedenen Stellen (Sparen,
Greit, Wurf, Steinerfluh) mit geringem bis negativem Resultat ausgebeutet worden ist. Viel berühmter als durch seine Kohlen
ist es durch die gewaltige Menge fossiler Blätter geworden, die es in den die Kohle begleitenden Mergeln geliefert hat.
Auch Landschnecken und Wirbeltierreste sind gefunden worden, darunter 2 Rhinozerosarten, 1 Hirschart, 1 Biber.
Die südliche Antiklinale verläuft von Rikenbach am Zugersee über St. Adrian und das S.-Ende des Aegerisees nach Samstagern
und Katzenstrick bei Einsiedeln. Ihr Kern zeigt die gleichen Schichten entblösst wie die nördliche Antiklinalzone, bunte
Mergel und graue Sandsteine, die mit 40° bis 60° nach Süden fallen. Bei Katzenstrick fand Kaufmann
darin marine Petrefakten, Cardien. An sie schliesst sich dann als Südschenkel die mächtige südfallende Nagelfluhserie
von Rigi und Rossberg an, die nur noch zum kleinen Teil auf Zugergebiet liegt. In dieser alpennächsten Zone sind die Nagelfluhbänke
weitaus vorherrschend, die Gerölle am grössten, Petrefakten fehlend.
Die diluvialen Ablagerungen erreichen ihre bedeutendste Entwicklung auf dem Plateau von Menzingen zwischen
Sihl und Lorze. Hier liegt auf fast wasserundurchlässigem Molasseuntergrund eine 150-200 m mächtige Folge von
verschiedenen
fluvioglazialen Schottern, sowie von Grundmoränen und zu oberst eine herrliche Scharung von Moränenwällen. Das ganze ist
ein 20-30 km2 grosses ausgezeichnetes Wassersammel- und Wasserfiltriergebiet, eines der schönsten
und besten der Schweiz.
Ueber der undurchlässigen Molasseunterlage treten in den Einschnitten der Sihl und Lorze daraus herrliche Quellen zutage. Allein
die in der «Höll» an der Lorze für die Stadt Zürich gefassten Quellen liefern einen Ertrag von 9-12000 Minutenlitern. Wegen
der gründlichen Filtration ist die Temperatur der Quellen fast konstant, nämlich 10,3°. Die Filtrationszeit
beträgt ½ Jahr. Wo solche Quellen frei über den Molasseabhang in die Sihl oder Lorze hinunterrieseln, scheiden sie Kalktuff
aus.
Auf diese Weise entstanden früher die mächtigen Tufflager in der Höll, die für die Ausmauerung des Albistunnels grösstenteils
ausgebeutet wurden. Die bekannte «Tropfsteinhöhle bei Baar» stellt eine bei der Ablagerung dieses Kalktuffes
gebliebene Lücke dar. Die fluvioglazialen Schotter des Kt. Zug
sind von verschiedenem Alter. Altbekannt ist das Deckenschotter-Vorkommnis,
das den Hügel der Baarburg krönt und ihm ein festungsähnliches Aussehen verleiht; der Deckenschotter ist fest verkittet,
eine richtige Nagelfluh, unterscheidet sich aber von den Molassekonglomeraten sofort durch eine Menge
kleiner Lücken und durch hohle Geschiebe (ausgelaugte Dolomitgerölle), weshalb er von jeher als «löcherige
Nagelfluh» bezeichnet worden ist. Weitere Deckenschotter-Vorkommnisse sind Josephsgütsch, Risi, Lorzetobel.
Noch sei erwähnt die Moräne, die oberhalb Unteraegeri die Lorze zum See gestaut hat. Der flache Boden von
Baar ist Delta der Lorze, also alter Seeboden. Torfmoore finden sich in grosser Zahl zwischen den Wällen und Hügeln der Moränenlandschaft
von Menzingen, dann auf dem Zugerberg und um Aegeri. Das Zugerseethal ist ein altes Reussthal; jetzt fehlt dem Thale der starke
Fluss, der es geschaffen hat. Der Zugersee selbst ist nach der einen Anschauung wie die andern alpinen
Randseen durch Einsinken des ganzen Alpenkörpers entstanden. Nach einer zweiten Ansicht haben die diluvialen Gletscher den
See ausgetieft. Sihl und Lorze haben durch die Ablagerungen der Eiszeiten manche Veränderung in ihrem Laufe erfahren; einmal
floss wahrscheinlich die Sihl von Sihlbrugg nach dem Zugersee.
Litteratur. Bl. VIII und IX des Dufour-Atlas 1:100000, geologisch aufgenommen. F. J. Kaufmann. Untersuchungen über die mittel-und ostschweizerische subalpine Molasse. (Neue Denkschriften der schweiz. naturf. Ges. Bd. 17. 1860.). - Kaufmann. RigiundMolassegebiet der Mittelschweiz. (Beiträge z. geol. Karte d. Schweiz, Lief. 11, 1872.). - A. Aeppli.
Erosionsterrassen und Glazialschotter,¶
mehr
Beiträge z. geolog. Karte der Schweiz, Neue Folge, Lief. 4, 1894 (mit Karte des Plateau von Menzingen 1:25000). - Aeppli. Ausder Geologie desKt. Zug,
Vortrag (Zuger Neujahrsblatt 1904).
In diesen Zahlen tritt das rasche Anwachsen der Regenmengen vom Mittellande gegen das Voralpengebiet zu Tage. - Beobachtungen
der übrigen meteorologischen Elemente besitzen wir von einer Reihe von Jahren nur von Zug;
sie zeigen keine wesentlichen Differenzen
gegenüber den Verhältnissen des Mittellandes im Allgemeinen; so ergaben sich zum Beispiel folgende Monatswerte
der Temperatur:
Milder als Zug
muss seiner Vegetation nach der südliche Teil des rechten Seeufers sein. Wir finden hier
am Uferstrich von Walchwil ganz ähnliche Verhältnisse wie an den Gestaden von Vitznau und Gersau am Vierwaldstättersee; das
hohe gegen SW. exponierte Bergufer bedingt Schutz vor rauhen nordöstlichen Winden und lässt den mildernden Einfluss des
Sees erst recht zur Geltung kommen. Das Fehlen von Beobachtungen gestattet leider den zahlenmässigen
Nachweis dafür nicht.
[Dr. R. Billwiller.]
7. Flora.
Wie weiter oben gesagt wurde, gehört der Kanton in seiner Gesamtheit der Hochebene an. Nur das sö. Gebiet mit der Nagelflugkette
Rossberg-HoheRone (1583-1209 m) erhebt sich in die Voralpenzone. Im N. dieser Kette steigt das breite
Plateau des Geissbodens und des Zugerberges bis auf 1000 m; dagegen ist der nw. Teil, von Zug
bis zur Reuss, eine reine Kulturebene.
Das gegen S. offene Thal des Zugersees ist dem Föhn ausgesetzt, der in der Richtung Schwyz-Cham weht und da
die Ansiedelung südlicher Spezies begünstigt, während der höher liegende, an Torfsümpfen reiche Zugerberg stellenweise
eine arktische Flora zeigt.
Diese verschiedenen Umstände geben der Flora eine gewisse Mannigfaltigkeit; sie umfasst nach Rhiner 970 Spezies, also nahezu
gleichviel wie die des Thurgaus, dessen Oberfläche mehr als dreimal so gross ist: Zug
239 km2, Thurgau,
ohne die
Seen, 856 km2. Im Föhngebiet, am Fusse des Walchwiler- und Zugerberges, wo der Kastanienbaum wächst, trifft man Violaodorata
und alba, Geranium pusillum und molle, Sedum purpurascens und hispanicum, Sarothamnus vulgaris, Evonymus latifolius, Linariacymbalaria,Rosadumetorum, tomentosa und abietina, Solanum nigrum, Iris germanica, die Schwarzwurzel,
Carex humilis und alba, Andropogon, Lasiagrostis, Bromus sterilis, Hordeum murinum.
Auf Aeckern und Feldern sieht man die gewohnte Flora; von den interessantern Spezies erwähnen wir Iberis amara, Ornithogalumumbellatum, einige Anthemis, Vicia tetrasperma, Teucrium Botrys, Muscari racemosum und botryoides, das blaue Borstengras
und den Wiesenfuchsschwanz. In Wäldern findet man das Leberblümchen, die gefingerte Zahnwurz, zahlreiche
Brombeeren, das Springkraut, das Hexenkraut, die Haselwurz, Kopforchen, Türkenbund, Frauenschuh, männlichen und weiblichen
Farn, Aspidium spinulosum, Milium effusum, Festuca sylvatica und die gewöhnlichen Seggen. Am Rande der Gewässer wachsen zahlreiche
Weiden, worunter seltene Hybriden; Salix rubra, Pontederana, Seringeana, subalpina.
Die Sümpfe der Ebene beherbergen eine ziemlich reiche Flora: zahlreiche Laichkräuter, weisse und gelbe
Seerosen, Ranunculus Lingua, Myriophyllum, Ceratophyllum;
so ziemlich überall findet man Silaus, Selinum, Peucedanum palustre,Scrophularia Neesii, Iris sibirica, Carex pseudo-Cyperus,Binsen, Cypergräser, Oryza clandestina.
Andere Arten sind weniger
verbreitet, wie: Helosciadium repens, Scirpus carinatus und trigonus in Maschwanden, Oenanthe Phellandrium und Acorus
bei Zug,
Naias major,Cham, Cyperus longus,St. Adrian. Der Zugerberg bietet in seinen Wiesen zahlreiche Arten, darunter mehrere subalpine:
Potentilla aurea und palestris, Chaerophyllum aureum, Carduus defloratus, Carlina acaulis, Willemetia hieracioides, Orchisodoratissima, Platanthera chlorantha und die Ophrys. Aber vor allem sind die Sümpfe interessant. Die WalchwilerAllmend erzeugt
Comarum palustre, Stellaria uliginosa, die Moosbeere, das Poleiblatt, Swertia, Scheuchzeria, die behaarte Birke, die Sumpfkiefer,
Salix aurita und repens, Utricularia vulgaris, Spiranthes aestivalis, Malaxis Loeselii, Rhynchospora alba, zahlreiche Seggen,
Lycopodium inundatum. Der
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