öffentlichen Bibliothek mit Filialen, durch populärwissenschaftliche Vorträge und Kurse, Herausgabe von Schriften, Volkskonzerte.
14. Sozialpolitische Institutionen.
Für die friedliche Schlichtung von kollektiven Arbeitsstreitigkeiten besteht ein aus drei Mitgliedern zusammengesetztes
Einigungsamt, für die Stellenvermittlung ein kommunales Arbeitsamt. Im Winter fungiert jeweilen eine Arbeitslosenkommission,
von der z. B. 1906/1907: 298 Arbeitslose mit insgesamt 28388 Fr. unterstützt wurden. Für den Wohnungsnachweis
besteht ein besondres Bureau, das wöchentlich zweimal ein Bulletin herausgibt. Durch Gemeindebeschluss vom wurde
auch ein Anfang mit der Erstellung von Wohnhäusern durch die Stadt gemacht, in dem für diesen Zweck ein Kredit von 2,4
Mill. Fr. ausgesetzt wurde.
Die Stadt bemüht sich auch, in der Behandlung ihrer Arbeiter mit gutem Beispiel voranzugehen. So führte sie den Neunstundentag
als Maximalarbeitszeit, sowie einen Minimallohn von 5 Fr. 50 Rp. für gelernte und einen solchen von 5 Fr. für ungelernte
Arbeiter ein. Jeder Angestellte und Arbeiter hat auch Anspruch auf einen jährlichen Erholungsurlaub
von mindestens 4 Tagen. Zu nennen ist ferner die Schülerspeisung, für welche im Jahr 1907 rund 47000 Fr. aufgewendet wurden.
Dazu kamen für Bekleidung dürftiger Schüler 5407 Fr. Es bestehen rund 50 städtische Kindergärten und 26 Jugendhorte.
Erstere werden von über 1800, letztere von etwa 800 Kindern frequentiert.
Bäder bestehen in 25 Schulhäusern.
Die Gesundheitspflege in den
Schulen wird von einem ständigen Schularzt geleitet. Für die Zahnpflege besteht eine besondere
Schulzahnklinik.
[Dr. E. Grossmann.]
15. Præhistorie.
Das Gebiet der Stadt
Zürich wurde seit der neolithischen Periode ununterbrochen bewohnt. Neben zahlreichen Einzelfunden aus
der jüngern Steinzeit entdeckte man im Gebiet der Stadt an vier
Stellen Pfahlbauten: Im grossen und kleinen
Hafner, in der Bauschanze und im
Haumesser. Alle diese Ansiedlungen erhielten sich bis gegen Ende der Bronzezeit, in welcher
Periode besonders der Pfahlbau
Haumesser bei
Wollishofen sich entwickelte. Dazumal schon gab es Leute, die auf dem
festen Lande wohnten, und auf dem
Uetliberg entstand ein Refugium. In der Eisenzeit waren die Pfahlbauten bei Zürich
verlassen, der
befestigte
Lindenhof dagegen dicht besiedelt und das Refugium
Uetliberg mit Wällen und Gräben reichlich versehen.
Die Toten wurden zuerst in Grabhügeln beigesetzt, wie deren im
Burghölzli untersucht werden konnten. Später
begrub man die unverbrannten Leichen in freier
Erde. Derartige Gräber, die man der 2. Eisenzeit (La
Tène-Periode) zuweist,
fanden sich im
Gablerin Enge, auf dem Rebhügel und bei der neuen Kirche
Wiedikon, an der Bäckerstrasse in Zürich
III und auf dem
Uetliberg. Ein wichtiger Fund kam neulich zutage bei Bahnbauten an der Grenze gegen
Altstetten, nämlich
eine goldene Schüssel von getriebener Arbeit und einer Technik, die das Stück zu einem Unikum macht. Sie stammt wahrscheinlich
aus einem Fürstengrab des 7. vorchristlichen Jahrhunderts.
Zürich
muss auch Münzstätte gewesen sein, wie ein grosser Schatz zusammengeschmolzener Münzmasse aus Potin, gefunden bei der
heutigen Börse, beweist. Gewiss war Zürich
eines der 400
Dörfer oder eine der 12 Städte, welche die Helvetier bei ihrer Auswanderung
verbrannten.
Zürich
war in römischer Zeit eine Zollstätte. Diese befand sich
im Schutz des Kastells, das auf dem
Lindenhof nachgewiesen werden
konnte und mit der
Warte auf demUetliberg in optischer Verbindung stand. Auf oder am
Lindenhof mag auch
die Ziegelbrennerei gestanden haben, die ihre Ware mit D. S. P. bezeichnete, das von Mommsen als Doliare Stationis Publicae
(Ziegel des öffentlichen Zollamtes) erklärt wurde. Auf dem
Lindenhof wurde 1747 ein römischer Inschriftstein gefunden,
der den alten Namen
Zürichs (Turicum) enthält. Es ist ein Grabstein, den der Zollvorsteher seinem Söhnlein
setzen liess.
Ein anderer Inschriftstein, der in Zürich
zum Vorschein kam, berichtet uns von einer Zunft der Bärenjäger. Das römische Turicum
befand sich um den
Lindenhof herum. Ein Gebäude mit Mosaik stand unfern der heutigen Peterskirche, ein anderes bei der
Wasserkirche. Im Oetenbach entdeckte man einen römischen Goldschmuck, im
Rennweg und an andern Orten kamen Münzschätze
zum Vorschein. Auch in den frühern Ausgemeinden von Zürich
wurden ähnliche Funde gemacht. Im
Sternenin Enge fand man die Reste
einer römischen Ansiedlung. Ein anderer Sitz der
Römer konnte im
Galgen beiAlbisrieden, ein dritter unter
der
Waid bei
Wipkingen konstatiert werden. Römische Gräber fand man, ausser dem erwähnten Grabstein des L. Ael. Urbicus,
auf dem
Lindenhof, beim Zentralhof, im Münsterhof, in den
Tiefenhöfen und im Sihlfeld.
Die
Römerstrasse von
Baden (Aquae) her zog sich in Zürich
durch den
Rennweg ins Kastell, ging dann die Strehlgasse
hinunter, setzte bei der jetzigen Fleischhalle über die
Limmat und führt weiter oben heute noch den Namen «alte
Landstrasse»
bis gegen
Zollikon. Längs derselben fand man wiederholt römische Münzen.
In frühgermanischer Zeit war der
Lindenhof Sitz der kaiserlichen
Pfalz und um dieselbe herum dehnte sich die Stadt
aus, in deren Nähe eine Anzahl urkundlich im 8. und 9. Jahrh. genannte
Höfe sich befanden, die nach und nach zu eigenen
Gemeinden heranwuchsen, bezw. mit der Stadt verschmolzen, so
Wipkingen,
Wiedikon, Stadelhofen,
Riesbach,
Hirslanden,
Hottingen,
Fluntern.
Ausser dem uralten Bevölkerungszentrum auf dem
Lindenhof hatten sich in frühchristlicher Zeit neue Zentren
gebildet um das
Gross- und Fraumünster herum, bis etwa im 10. Jahrh. alle drei durch eine
Mauer zur «Stadt» zusammengefasst
wurden. Interessant sind die Gräber aus alemannisch-fränkischer Zeit. Schon in den Grabhügeln im
Burghölzli hatte man
Alemannen gebettet gefunden. Fast gleichzeitig war man auf einen Friedhof gestossen im Entibühl oberhalb
des
Balgrist, der eine Reihe von Funden aus alemannischer Zeit lieferte, worunter Schmuck und Waffen. Im letzten Jahrzehnt
konnten zwei neue Alemannenfriedhöfe untersucht werden, derjenige vom Rebhügel
Wiedikon und der grosse Friedhof
¶
mehr
an der Bäckerstrasse in Zürich
III. Die Funde aus diesen Gräbern liegen im Schweizer. Landesmuseum und bieten grosses Interesse.
Ein Frankengrab war dadurch gekennzeichnet, dass dem Toten die Lieblingswaffe der Franken, die Wurfaxt oder Franziska, mitgegeben
wurde. Mehrmals lagen Mutter und Kind beisammen. In einem solchen Grab fand man die Reste eines Holzsarges
und innerhalb desselben eine reichgeschmückte Frau mit einem kleinen Kinde im linken Arm. Offenbar waren Mutter und Kind gleichzeitig
beerdigt worden.
Die Frau trug um den Hals ein Collier von Glas, Bernstein und Emailperlen. Auf der Brust lagen zwei Fibeln aus Gold mit eingelegten
Almandinen. Auf der rechten Seite des Kopfes befand sich ein Tierknochen: man hatte der Toten Speise mitgegeben.
In der Gürtelgegend fanden sich eine silberplattierte Schnalle, zwei silberne und vergoldete Schlangenkopffibeln mit Nielloeinlagen.
Der Arm des Kindes scheint ebenfalls Perlschmuck getragen zu haben. Man hatte dem Kinde auch Spielzeug mit ins Grab gegeben.
Neben dem linken Oberschenkel der Frau befanden sich die Reste eines Schächtelchens, das Toilettengeräte
enthielt.
(Kt. und Bez. Zürich).
679 m. Ein breiter Hügelrücken, aus horizontalen Schichten Süsswasser-Molasse bestehend,
der sich auf ungefähr 5 km Länge von S.-O. nach N.-W. erstreckt und sich zwischen dem Zürichsee und
dem Glattthal ausbreitet. Die obere Partie ist mit Wald bedeckt, durch den der Verschönerungsverein kreuz und quer Wege anlegen
liess, so dass er nun sehr besuchte Spaziergänge enthält. Die Molasseschichten sind hie und da von dünnen Hüllen aus
Erratikum überzogen. Das N.-Ende des Zürichbergs wird durch die breite Einsattelung bezeichnet, durch
welche sich die Strasse von Zürich
nach Oerlikon zieht (481 m), das s. Ende durch
die Strasse Zürich-Witikon (617 m).
(Kt., Bez. und Gem. Zürich).
410 m. Delta an der Mündung des Hornbachs in den Zürichsee, wo die
Quais der Stadt am rechten Ufer des Sees aufhören. Man hat daselbst einen prächtigen Park mit Restaurant angelegt.
(Kt. Zürich,
Schwyz
und St. Gallen).
Der Zürichsee ist der viertgrösste aller Schweizerseen. Er ist wie der Bodensee ganz in die Molasse
eingelagert und entbehrt deswegen wie jener den Reiz des Hochgebirgs, wenngleich nicht in so starkem
Masse, da der Obersee schon den stattlichen Voralpenstöcken Hirzli, Schänniserberg und Speer recht nahe gerückt ist. Wegen
seiner sanften Ufer und vielen idyllischen Buchten hat man ihn den lieblichsten der Schweizerseen genannt.
1. Name.
Die früheste Erwähnung des Zürichsees findet man in der Vita St.Galli aus dem 8. Jahrh., wo er lacusde Turegum heisst. Später (1250) wird er lacus Turicinus genannt; aber schon 1286 erscheint zum erstenmal der Name Zürichse,
der als «Zürichsee» bis in die Gegenwart geblieben ist. Die Bezeichnung
«Zürichersee» auf den neuern Karten ist offenbar nur eine
Analogiebildung, ähnlich wie Zugersee, Genfersee etc., wird aber nirgends gesprochen oder sonst geschrieben.
2. Karten.
Die älteste Darstellung des Zürichsees findet man auf der Schweizerkarte von Tschudi (1538), allerdings mit vielen Unrichtigkeiten.
Schon besser ist die Umgrenzung auf der Karte vom Zürichbiet von Joost Murer (1566). Viel genauer ist
unser See auf der vorzüglichen Gygerkarte (1667) im Massstab 1:32000 dargestellt. Eine noch für die Jetztzeit mustergiltige
Darstellung bringt die Dufourkarte (1834-1864) im Massstab 1:100000. Die Aufnahmen dazu wurden im Seegebiet 1843-1851 von
Ingenieur J. Wild gemacht und später in
¶
1:25000 im Siegfriedatlas publiziert. Die Tiefenmessungen (erste genaue Auslotung eines grössern Schweizersees) wurden für 1210 Punkte
im eigentlichen Zürichsee und 460 Punkte im Obersee durchgeführt, also 19,2 Punkte pro km2. (Genfersee 20,8; Bodensee 20,7;
Neuenburgersee 9,7 Punkte pro km2). Die genaueste Karte der Seeufer wurde 1850-52 von der Zürcher
Regierung in 1:1000 erstellt. Diese nicht publizierte sog. Seekarte (in 59 Blättern) wird heute noch zum Eintragen aller
Veränderungen des Seeufers benutzt. Eine handliche Karte in Reliefton wurde in den letzten Jahren von Kümmerly und Frey
in Bern
in 1:50000 herausgegeben.
3. Geographische Lage.
Der Zürichsee, dessen Mitte unter 47° 14' 00" nördl. Br. und 6° 21' 50" östl. Länge von Paris liegt,
erstreckt sich über 0,4156 Längengrade (= 0° 24' 56") und 0,1761 Breitengrade (= 0° 10' 34").
Westlichster Punkt beim Muraltengut zwischen Enge und Wollishofen
6° 11' 52"
47° 21' 8"
Differenz
0° 24' 56"
0° 7' 46"
4. Morphologie.
Gestalt. Der Zürichsee ist durch eine starke Einschnürung, den Damm von Rapperswil, in zwei nur durch zwei enge Wasserstrassen
verbundene Becken getrennt: den Obersee und den eigentlichen Zürichsee. Gewöhnlich führt nur das untere, grössere Becken,
das fast ganz vom Zürcher Lande umschlossen ist, den Namen Zürichsee, ähnlich wie das auch beim Bodensee
und Untersee der Fall ist. Der Zürichsee hat annähernd die Form eines Ringstückes von etwa 24 km Radius, und zwar lässt
sich ein Streifen von 600 m Breite mit diesem mittlern Krümmungshalbmesser so in den See legen, dass (abgesehen von der Hurdner
Landzunge) vom Einfluss der Linth bis zum Ausfluss der Limmat keines der beiden Ufer gestreift wird.
Der Mittelpunkt dieses Kreises liegt etwas nördl. des Dorfes Wila im Tössthal, der Zentriwinkel bestimmt sich zu 94° 16'
und die zugehörige Sehne ist 354 km lang. Die Länge des Sees misst 39,5 km (Hauptbecken 28 km, Obersee 11,5
km). Die grösste Breite des Sees zwischen dem Bachdelta unterhalb Kehlhof-Stäfa und der Stelle beim Inselchen Schönenwerd
oberhalb Richterswil beträgt 3,85 km und die geringste Breite auf der Strecke Rapperswil-Zürichhorn, zwischen dem Küsnachterhorn
und der Rotfarb Rüschlikon 1,57 km. Die mittlere Breite des ganzen Sees beträgt 2,2 km, (für das Hauptbecken
allein 2,4 und für den Obersee 1,7 km). Die auf beiden Seiten des geometrischen Ringstückes gelegenen Partien des Sees sind
ungefähr gleich gross.
Bemerkenswerte Abweichungen von der allgemeinen Ringform bilden vor allem die Kapuzinerbucht bei Kempraten, sodann die Bucht
von Richterswil mit dem kleinen Wallensee bei der Bächau, ebenso die Bucht von Lachen und der Frauenwinkel
bei Pfäffikon. Die kleinen, zu Hafenanlagen benutzten und mit Schutzmauern versehenen Buchten werden «Haab»
genannt, die grössern (wie in Horgen, in
Herrliberg u. s. w.) heissen «Sust». Landpartien, die in den See hineinragen, sind
die Deltaanlagerungen («Horn» genannt) vom Hornbach bei Zürich,
vom Küsnachterbach, vom Feldbach und am Obersee die
Delta der Jona und der WäggithalerAa. Dazu kommen die Rapperswiler Halbinsel, die Au bei Horgen (0,4 km2), die Bächau (0,13
km2) und die Landzunge von Hurden (0,6 km2), die drei letztern glazialen Ursprungs. Da alle diese Abweichungen nur klein
sind, vermögen sie die Ringform des Sees nicht wesentlich zu beeinflussen.
Von Zürich
aus ergibt sich die längste mögliche Sichtlinie über die freie Wasserfläche vom Arboretum in der Enge nach Naglikon
unterhalb der Halbinsel Au: sie misst 14,5 km. Die Wölbung der Wasseroberfläche zwischen diesen beiden Punkten berechnet
sich zu 4,14 m. Die längste Visur über die Seefläche überhaupt, von Ludretikon-Thalwil bis PfäffikonerSchloss misst 19 km; die Wölbung hiefür ist 7,10 m, während sie für die grösste Breite nur 0,29 m beträgt.
Die gesamte Uferlänge (ohne Berücksichtigung der ganz kleinen Einbuchtungen und Vorsprünge) misst 93 km (= 19,4 Wegstunden).
Hieran partizipieren: der Kant. Zürich
mit 52 km (links 25, rechts 27 km), der Kant. Schwyz
mit 25 km (Hauptbecken 10, Obersee 15 km),
der Kant. St. Gallen
mit 16 km (Hauptbecken 3,5 und Obersee 12,5 km). Beim Dreiländerstein, nahe dem südl. Ende des Rapperswiler Dammes
treffen sich die 3 Kantonsgrenzen.
Die Oberfläche des Zürichsees beträgt bei mittlerm Wasserstand etwa 87 km2 (Hauptbecken 67, Obersee
20). Sie verringerte sich infolge von künstlichen Landanlagen fortwährend, doch nicht um vieles; so in den 50 Jahren 1857-1906
im Kant. Zürich
rund um 1100000 m2 oder etwa 1½%. Die Auschüttungen betragen:
Uebrige Ausfüllungen im Zürcher Seegebiet (1857-1906)
818915
Total der Ausfüllungen im Zürcher Seegebiet (seit 1857):
1088465
oder durchschnittlich per Jahr
21769
Die Fläche dieser Auffüllungen würde, auf das gesamte 52 km lange zürcherische Ufer gleichmässig verteilt, einen Streifen
von 21 m ergeben. Diese Erweiterung der Ufer wird künftig weniger gross sein, da man (namentlich im
untern Teil) meistenorts bereits bis an die Halde vorgerückt ist. Die kaum in Betracht fallenden Vergrösserungen der Seefläche
infolge von Ufereinbrüchen betrug 1860-1906 nur etwa 15000 m2.
Der kubische Inhalt des ganzen Sees wird zu rund 4000 Millionen m3 angegeben, wonach sich die mittlere
Tiefe zu 46 m berechnet. Da das Hauptbecken rund 3600 Mill. m3 und der Obersee rund 400 Mill. m3 fassen, ergeben sich
die mittleren Tiefen dieser Seeteile zu etwa 54, bezw. 20 m.
Die grösste gelotete Tiefe des ganzen Sees in der Richtung Steinrad-Herrliberg nach Tischenloo-Oberrieden, 800 m
vom rechten und 1050 m vom linken Ufer entfernt, beträgt 143 m. Die tiefste Stelle im Obersee zwischen Oberbolligen und Guntlinweid-Buchberg,
etwa 700 m vom rechten Ufer entfernt, liegt 50 m unter dem Wasserspiegel.
aufzuweisen, wenn man von dem kleinen Inselchen Schönenwerd (5,2 Aren) bei Richterswil absieht, welches offenbar nur eine
künstlich erhöhte Delta-Sandanhäufung darstellt. Während die Ufenau (Eigentum des KlostersEinsiedeln) mit einem Flächeninhalt
von 10,3 ha einen Meierhof, 1 Kirche, 1 Kapelle und einen kleinen Turm trägt, findet sich auf der Lützelau
(3 ha) nur etwas altes Gemäuer, welches von einem frühern Kloster herrühren soll. Eine zeitlang wurden hier die vorzüglichen
Sandsteine in einem Steinbruch ausgebeutet und in Rapperswil (Eigentümerin der Lützelau) verwendet.
Beide Inseln liegen mit der Nagelfluhbank des RapperswilerSchlosses in dem selben geologischen Horizont und sind offenbar
wegen ihres widerstandsfähigen Materiales bei der Herausmodellierung des Seebeckens von der Erosion
verschont worden. Während bei der Lützelau nur die Sandsteinrippe aus dem Wasser hervorschaut, ist auf der Ufenau auch noch
die Nagelfluhbank und zwischen beiden ein fruchtbarer Landstrich mit Mergeluntergrund erhalten geblieben. In der Folge wurde
die frühere RapperswilerInsel durch das Jonadelta dem Land angegliedert; Ufenau und Lützelau aber blieben
Inseln, allerdings nur durch seichte Röhrichtstellen vom südl. Ufer getrennt.
Neben diesen Inseln gibt es noch einige grössere erratische Blöcke, die aus dem Wasser etwas hervorragen, so der etwa 15 m3
grosse und 33 cm über dem Mittelwasserstand aufragende «Stäfnerstein»;
er liegt auf einer 150 m langen und etwa halb so breiten untiefen Stelle, die sich in einer Entfernung von rund 300 m dem
Ufer parallel zieht. Bei sehr ausgesprochenem Niedrigwasserstand taucht hier eine dreieckige Insel von 120 m Länge, 30 m
Breite und 1500 m2 Fläche über den Seespiegel empor (März 1909). Dann ist zu nennen der «Stierenstein»
bei der Au, 25 m3 gross und 48 cm über Mittelwasser. An einigen Stellen nehmen auch eine grosse Zahl erratischer Blöcke
an der Uferbildung teil, so bei Kehlhof-Stäfa, beim Rapperswiler Damm, bei Bollingen am Obersee u. s. w.
Andere untiefe Stellen sind: Das «Tannli» bei Rapperswil, ein Nagelfluhriff (Fortsetzung der Schlossnagelfluh),
4 cm
unter dem tiefsten Wasserstand (seit 1810). Der «Gubelfelsen», eine Sandsteinbank 59 cm
unter dem Mittelwasser, bei tiefem Seestand sichtbar, sonst durch eine Boje markiert. Der «Punkt
405» in der Kapuzinerbucht, etwa 1,5 m unter dem Wasserspiegel, durch ein schwimmendes Holzstück
gekennzeichnet; er ist der äusserste Punkt des alten Jonadeltas, als dieselbe noch über Kempraten nach W. floss. Das «Rahmensteinhorn»
bei der Ziegelhütte im Aussenfeld-Männedorf, 2 m unter Mittelwasser, zur Zeit nicht markiert. Das «Bergli» bei Wollishofen,
eine etwa 1 m tiefe Stelle, die sich durch gelbliche Färbung an der Oberfläche bemerkbar macht, durch 2 Pfähle
und ein Tannli markiert. Früher hatte es auch im innern Hafen von Zürich
zwei solche Stellen, der «Grosse» und «Kleine
Hafner» genannt, die beide Pfahlbautenreste trugen; bei Gelegenheit der Quaibauten wurden dieselben, weil dem
Schiffverkehr sehr hinderlich, weggebaggert.
Der eigentliche Seekessel erstreckt sich von Zürich,
wo er langsam gegen die Endmoräne ansteigt, nur bis auf
die Höhe von Wädenswil und hat bis hieher normale Wannenform. Von hier an ist aber der Seeboden ganz flach
und nirgends mehr
als 30 m unter dem Seespiegel gelegen. Offenbar muss man diese Erscheinung auf Einschwemmungen von S. her
zurückführen und der ziemlich plötzliche Abbruch des unterseeischen Plateaus von Rapperswil bis Wädenswil wird wahrscheinlich
durch eine Moräne bedingt, die sich zwischen Wädenswil und Oetikon erstreckt, aber das Seeniveau nicht erreicht. So wird
wohl der sehr merkwürdige Verlauf der Tiefenlinie von 385 m gedeutet werden müssen.
Das ursprünglich tiefere Becken südl. dieses Moränenwalls wäre dann nach und nach bis an den Rand
ausgefüllt worden. Der Obersee gliedert sich in 2 Becken, von denen das obere bei Bolligen etwa 50 m und dasjenige in der
Bucht von Lachen nicht ganz 40 m tief ist. Die ziemlich breite trennende Barre liegt nur etwa 20 m unter
dem Seeniveau. Ob dieser etwa 30 m hohe unterseeische Hügelzug, der die Längsrichtung des Sees direkt quert, eine Moräne
des Gletscherrückzuges darstellt (was wahrscheinlich ist), kann zur Zeit noch nicht entschieden werden, immerhin finden
wir an der betr. nördl. Uferstelle bei Unter-Staffel eine grosse Zahl von erratischen Blöcken.
Die Uferausbildung ist eine ziemlich gleichmässige. Meist ist Flachufer mit nicht allzufernem Steilabfall vorhanden. Steilufer
mit eigentlichem Kliff finden wir nur am Untern Buchberg und ein wenig an der Halbinsel Au. Obschon auch bei Herrliberg, nördl.
von Stäfa und südl. von Richterswil das Ufer steil ansteigt, ist doch noch Platz für die Strasse und
(mit Ausnahme von Stäfa) für die Bahn. Auch den schiefen Hang finden wir selten, während die fast flache Wysse (hier «Boden»
genannt) und die steile «Halde» meist miteinander abwechseln. Es entspricht das der übrigen Ausbildung des Ufergeländes,
welches in der Regel ausgezeichnet terrassiert ist.
Diese Terrassierung setzt sich auch unter dem Wasserspiegel fort. Da die Brandung überall schwach ist, finden wir die Böden
meist bis an den Rand der Halde mit Schilf bewachsen, sodass eine Karte mit Angabe der sog. Röhrlistellen, wie sie Fischereiaufseher
Hulftegger angelegt hat (aufbewahrt im Rathaus in Zürich),
zugleich auch die Stellen mit vorhandener Wysse angibt.
Die Ausdehnung dieser Böden war früher zweifellos viel grösser, vor allem in der Nähe von Zürich,
aber auch in allen andern Seegemeinden,
sodass schon Oswald Heer 1864 wegen der schwindenden Uferflora klagen konnte. Indem das Ufer durch Mauern und Dämme markiert
wird, gestaltet man es mehr und mehr zum künstlichen Ufer. Eine genaue Prüfung hat gezeigt, dass in den
untern (nördl.) Zürichseegemeinden jeweilen nur noch ganz kleine Strecken des Ufers ursprünglich sind (von Zollikon über
Zürich
bis Wollishofen gar keine mehr), während im obern Teil von Uerikon und Bäch an und dann am Obersee ein
viel grösserer Teil noch unverändert erscheint. Im Kanton Zürich
betrug das natürliche Ufer noch:
Jahr 1850 (m)
1906 (m)
Linkes Ufer
5200
1300
Rechtes Ufer
5400
1500
Zusammen
10600
2800
oder % der Uferlänge
20,4%
5,4%
Es unterliegt keinem Zweifel, dass kein zweiter See derSchweiz in ähnlich hohem Masse der Natürlichkeit
seiner Ufer beraubt ist, doch kann man nicht sagen, zu seinem
¶
mehr
.
Nachteil, denn die am Platze der frühern Schilfstellen erbauten schönen Landsitze können eher als Schmuck des Ufers betrachtet
werden.
Eine mit der Hinausrückung der Uferlinie zusammenhängende Erscheinung sind die mehrmals eingetretenen Ufereinbrüche. Neben
mehreren kleinen Einbrüchen von frisch aufgeworfenem Land bei Erstellung der Quaianlagen in Zürich
sind namentlich
die Abrutschungen von Horgen und Rüschlikon zu erwähnen. Bei Horgen versank am plötzlich ein Teil des bei Erstellung
der Bahnstation neuaufgeschütteten Landes beim Thalacker mit einem älteren Gebäude in den See; nachdem hier eine neue, scheinbar
festsitzende Neuauffüllung gemacht worden war, verschwand im Herbst desselben Jahres (am 22., 23. und 24. Sept.) noch
ein viel grösseres Stück Land bei der Stationsanlage, bis an das Stationsgebäude heran, in den Fluten des Sees mit einem
langen Stück der bereits dem Betrieb übergebenen Eisenbahnanlage, im Ganzen 6560 m2. Infolge dessen musste die gesamte
Linie auf eine Erstreckung von mehr als 600 m samt den Stationsgebäulichkeiten landeinwärts verlegt
werden. - Bei Rüschlikon erfolgten 1898 nördl. vom Dampfschiffsteg am 27. Mai,7. Aug. und 28. Aug. drei Einstürze, die bis an die Seestrasse
heranreichten und ein Magazingebäude samt Materialschuppen im See begruben. Infolge des Abbruchs, der 3360 m2 betrug,
musste ein Fabrikgebäude, das sehr gefährdet war, abgebrochen werden. Der Schaden belief sich auf 60000 fr.
nebst 14000 fr. für Sicherungsarbeiten.
Der Grund dieser, sowie aller andern Uferabbrüche am Seegestade ist zu suchen in der Ueberlastung des Seeschlammes mit Aufschüttungsmaterial.
Der weiche Schlamm wird durch die Mehrbelastung hinausgequetscht und der aufgeführte Schutt rutscht nach.
Es geht daraus hervor, dass sichere Landanlagen nur auf der Wysse, nicht aber auf der Halde errichtet werden können.
Die Höhe des mittleren Seespiegels über Meer wird in der topogr. Karte zu 408,6 angegeben; nach dem eidg. Präzisionsnivellement
aber, welches von der Pierre du Niton bei Genf
ausgeht, muss sie zu 409,23 angesetzt werden. Die Grösse der
Schwankung beträgt (am Zürcher Pegel gemessen) im Mittel in den letzten 15 Jahren 1,02 m, im letzten Jahrhundert (1811-1906)
im Maximum 2,52 m; der tiefste Stand mit 2,79 m unter dem Pegelnullpunkt wurde erreicht am der höchste Stand
mit 0,27 m am In frühern Jahren waren die Schwankungen noch grösser, offenbar infolge schlechter Abflussverhältnisse.
So berichtet Hans Erhard Escher in seiner Chronik, dass man im Jahr 1343 in Zürich
mit Schiffen zum Fraumünster fahren konnte und 1664 soll
der Seespiegel 18 Zoll hoch über der Hechtplatzmauer gestanden sein. Die tiefsten Stände treten in den
Wintermonaten Dezember, Januar und Februar ein (im Februar mehr als ⅓ aller), die höchsten Stände in den
Sommermonaten
Juni, Juli, August (im Juni allein etwas mehr als ¼ aller).
Das gesamte Einzugsgebiet des Sees beträgt nach dem eidg. Hydrometrischen Bureau 1815 km2. Im Vergleich
zu der Seefläche mit 87 km2 ist dasselbe etwa 20 mal grösser. Der maximale Zufluss in den Obersee wird zu 567 m3 in
der Sek. angegeben (von Wild für die Hochwasser 1846 und 1857); für den ganzen See gibt Welti 661 m3 an (Hochwasser 1876).
Der minimale Zufluss und der minimale Abfluss kann zu 15 m3 pro Sekunde angenommen werden. Der Hauptzufluss
ist die Linth mit 1330 km2 Sammelgebiet, die seit der Linthkorrektion in einem 21,5 km langen Kanal aus dem Walensee kommt,
während sie früher ihren Weg direkt aus dem Glarnerland nahm und in vielen Krümmungen das Gaster durchfloss.
Hievon sind noch eine ganze Anzahl Rinnsale wie die Spettlinth und die «alte Linth» übrig geblieben. Der Obersee empfängt
ferner noch zwei grössere Zuflüsse, nämlich von N. her die Jona (mit 80 km2) und von S. die WäggithalerAa (mit 100 km2
Einzugsgebiet). Beide haben durch grosse Deltaanschwemmungen den See verkleinert. Ausserdem münden noch
der Mühlebach bei Schmerikon und der Spreitenbach bei Altendorf in den Obersee. Letzterer, ein echter Wildbach, ist durch rationelle
Verbauung (1883-87) unschädlich gemacht worden.
In den eigentlichen Zürichsee münden keine grösseren Gewässer. Der Hornbach bei Zürich,
der Küsnachterbach (13 km2, ebenfalls
verbaut), der Aabach bei Käpfnach (9 km2) sind die grössten; die von ihnen gebildeten Delta («Horn»
genannt) sind bei den zwei ersten durch Gartenanlagen dem Publikum erschlossen worden. So ist namentlich das früher unzugängliche,
z. T. sumpfige Zürichhorn in einen viel besuchten, prachtvollen Park umgewandelt. Am rechten Ufer münden noch der Erlenbach,
der MeilenerDorfbach und der Feldbach, der aus dem kleinen Lützelsee fliesst. Auf der linken Seite sind der Krebsbach von Bäch,
der seinen Ursprung im Hüttenseeli nimmt, der Freienbach und der Staldenbach bei Pfäffikon zu erwähnen. Eine Eigentümlichkeit
der drei zuletzt genannten Flüsschen ist, dass sie alle der Seerichtung entgegen, von W. nach O., fliessen;
dies wird durch die Molassekämme bedingt, die hier dem Verlauf der Alpen entsprechend diese Richtung haben.
Die Verbindung des Obersees mit dem Hauptbecken wird durch zwei im Rapperswiler Damm frei gelassene Kanäle vermittelt. Die
gesamte Durchflussöffnung beträgt etwa 215 m (Innere Brücke bei Rapperswil 122 m, äussere oder Hurdner
Brücke 93 m). Länge des Dammes zwischen den Brücken 430 m.
Den Abfluss des Sees bilden seit 1865 die Limmat und der Schanzengraben; früher bestand noch ein dritter kleinerer Abflusskanal,
der sog. Fröschengraben, der unterhalb des untern Mühlesteges in die Limmat mündete. Die aus dem See
durchschnittlich abfliessende Wassermenge beträgt etwa 87 m3 per Sek. Die grösste
¶
mehr
sekundliche Abflussmenge seit 1811 betrug am 354 m3 (Limmat 300 m3, Schanzengraben 54 m3), während die
kleinste nur etwa 15 m3 ausmacht, am 15,5 m3. Sie verhalten sich also wie 1:24, während im Durchschnitt
das Verhältnis 1:4 ist. Die jährliche Abflussmenge berechnet sich nach obigem zu 2743632000 m3,
d. h. 2743,6 km3 oder pro km2 Einzugsgebiet zu 1512000 m3, was einer jährlichen Regenhöhe von 1,512 m entspricht.
Da dies der mittleren Regenmenge des Sammelgebietes entsprechen dürfte, kann für die Seeoberfläche eine Verdunstung von
110-130 cm angenommen werden, d. h. gleich der jährlichen Regenmenge im Seegebiet.
Der Abfluss durch die Limmat war noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts durch viele und unzweckmässige Einbauten
stark beeinträchtigt. So bestanden bei der Ausmündung des Sees zwei Pallisadenreihen und das weit ins Wasser vorspringende
Grendelgebäude; zwischen der Bauschanze und der Wasserkirche erhob sich mitten in der Limmat der Wellenbergturm. Sehr hinderlich
für den Wasserabfluss waren auch die vielen Joche der ersten Brücke beim Helmhaus und die in ungleichen Reihen stehenden
doppelten Pfeiler der breiten untern Brücke beim Rathaus.
Auch befand sich bei diesen beiden Brücken je ein Wasserrad mit schief stehenden Fangwänden, ferner nahe dem linken Ufer
bei der Schipfe ein Pumpwerk. Endlich war das Flussbett mit allerlei Fischereivorrichtungen verrammelt.
In den Jahren 1820 bis 1840 entfernte man die meisten dieser Hindernisse, und 1845 erstellte man fünf Freischleusen und
eine Schifffahrtsschleuse. Von 1885-1893 wurde das ganze Limmatbett bis zum Pumpwerke im Letten ausgebaggert, eine Mühle am
obern Steg entfernt, ein freies Ueberfallwehr und zwei weitere Schleusen errichtet.
Der Erfolg dieser Verbesserungen für den Wasserabfluss zeigt sich deutlich in den seither eingetretenen höchsten und tiefsten
Pegelständen. Der höchste Stand (seit 1892) von 102 cm entspricht dem Mittel der höchsten Stände von 1811-1845 und übersteigt
das Mittel der Maximalstände von 1846-1880 nur um 9 cm, bleibt dagegen 75 cm, bezw. 46,5 cm unter den
höchsten Ständen jener Perioden zurück. Im Winter sind die Sommerdurchfahrten beim obern und untern Steg und die fünf Schleusen
im Schanzengraben geschlossen.
Das Zürichsee-Ende hat sich im Lauf des 19. Jahrhunderts wesentlich verändert. Noch am Anfang desselben war ein
viel breiterer Abschluss vorhanden; er reichte fast genau von dem jetzigen Bahnhof Enge bis zum Bahnhof Stadelhofen, woselbst
eine komplizierte Landungsanlage vorhanden war. Schon vor Beginn der eigentlichen Quaibauten (1881)
wurde sowohl westl. wie östl. und nördl. Land angelegt, da das Ufer weit herum ganz seicht war. Die 1878 beschlossenen
und 1881-1888 ausgeführten Bauten brachten im O. eine Landvermehrung in einer Breite von 80-100 m, im
W. aber von 200 bis 300 m; dieselbe war durch eine nur etwa 0,5 m unter dem Niederwasserstand sich befindende Terrasse gleichsam
vorgezeichnet.
Das Gefälle, das zur Fortbewegung des Wassers (etwa 87 m3 in der Sekunde) vorhanden sein muss, ist
bei dem grossen Querschnitt natürlich klein. Nach einer auf genauer Höhenmessung fussenden Studie des eidg. Hydrometrischen
Bureau beträgt das Gefäll von Schmerikon bis unterhalb des Rapperswiler Dammes bei mittlerem Seestand gegen 3 cm und von
da bis zur Quaibrücke in Zürich
etwa 2 cm, also für die 40 km lange Strecke rund 5 cm, d. h. etwa 1:1000000.
Indessen konzentriert sich dieses Gefälle fast ganz auf die beiden Strecken von etwas oberhalb bis unmittelbar unterhalb
des Seedammes bei Rapperswil (als sogenannter Stau, 3 cm) und vom Zürichhorn bis zum Ausfluss (2 cm), während die Neigung
der Wasserfläche im übrigen Teil des Sees sich als unmessbar klein erwiesen hat.
Ein von Pfister und Frey ausgeführtes Nivellement beim Seedamm in der Mitte zwischen den Brücken ergab am als
Mittelwert aus vielen Beobachtungen eine Differenz des Wasserspiegels oberhalb und unterhalb des Dammes von 2,51 cm.
Aus den Pegelablesungen in Schmerikon und Rapperswil ergibt sich ferner, dass das Seegefälle nicht konstant bleibt, sondern
mit zunehmender Wasserstandshöhe wächst. So beträgt der Höhenunterschied des
Wasserspiegels zwischen den genannten Pegelstationen
nach Ingenieur Pfister im Minimum (Nachwinter) etwa 1 cm, im Maximum (Hochsommer) bis 4 cm.
5. Geologie.
Der Zürichsee ist ein typischer Thalsee. Das Becken ist fast ganz in die Süsswassermolasse eingelagert,
nur bei Bäch ist etwas Meeresmolasse; südl. davon finden wir untere Süsswassermolasse und nördl. bis Zürich
obere Süsswassermolasse.
Diese letztere besteht aus Mergel und einem leicht verwitternden Tonsandstein, wodurch hauptsächlich die rundlichen Formen
der umgrenzenden Hügelzüge bedingt sind. Die Meeresmolasse hingegen besteht aus einem viel härtern
Kalksandstein, der ein vorzügliches Baumaterial liefert («Bächer-Steine»).
Der grösste Teil der Ortschaften am Zürichsee, so vor allem fast das ganze alte Zürich,
ist aus diesem Stein erbaut worden und tiefe,
jetzt zum Teil verlassene Steinbrüche zeugen für dessen jahrhundertlange Ausbeutung. Am Obersee ist auch
die untere Süswassermolasse durch Kalkzement zu einem haltbaren Baustein verfestigt («Bolliger
Steine»),
welcher seinerseits zum Aufbau der Ortschaften an seinen Ufern verwendet wurde; auch ist stets von diesem sehr
widerstandsfähigen Stein in das Haupthecken hinunter geliefert worden. Gegenwärtig erleiden beide Steinbruchstellen durch
den künstlichen Sandstein, der in allen gewünschten Formen hergestellt wird, scharfe Konkurrenz, sodass
der Abbau fast zum Stillstand gekommen ist. - Die Sandsteinschichten laufen bei Zürich
fast völlig horizontal (2,6° Fallen gegen
NO.). Südwärts aber steigen sie immer mehr gegen die Alpen hin an, um bei Bolligen in die erste Antiklinale der Molasse einzutreten.
Durch dieses gleichsinnige Fallen der Gesteinsschichten wird das Seethal, das bis Richterswil-Stäfa ein Querthal ist, von hier
ab bis Schmerikon infolge seiner Umbiegung nach SO. zu einem eigentlichen Längsthal und zwar zwischen Bolligen und Unterem
Buchberg zu einem Isoklinalthal, indem hier die Schichten beidseitig gegen die Alpen hin einfallen.
Den Molassegesteinen sind fast überall glaziale Bildungen aufgesetzt. Am untern Teil bilden diese den
ringförmigen Abschluss des Seebeckens und ziehen sich dann, beidseitig den Kamm des Zimmerbergs und den Abhang des Zürichbergs
überdeckend dem See entlang. Der See ist offenbar durch die Endmoräne in Zürich
früher höher gestaut gewesen, da man
an verschiedenen Stellen alte Deltaanschwemmungen in der Höhe von 10-11 m über dem jetzigen Seeniveau findet, so bei Hurden,
bei Lidwil und bei Jona. Durch Durchsägen des Moränendammes wurde das Seeniveau auf die jetzige Meereshöhe von 409,23 m
erniedrigt.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Zürichsee einst viel grösser war. Er hatte sein nördl. Ende
bei Baden und reichte durch das Gaster und die March bis an den Walensee hinauf, und dieser wieder stand durch das Seezthal mit
dem alten Bodensee in Verbindung. In diesem alten, langen und fjordähnlichen See bildeten neben Ufenau und Lützelau auch der
Rapperswiler Schlosshügel und der Untere und ObereBuchberg Inseln. Die Einschränkung des Sees auf seine
jetzige Ausdehnung geschah am nördl. Ende durch die fluvioglazialen Anschwemmungen des alten Linthgletschers, als er nacheinander
sein Ende bei Killwangen, Dietikon und dann lange Zeit bei Zürich
hatte.
Anderer Art sind die Einschwemmungen am oberen Seeende; denn während noch der Rapperswiler Damm ein glaziales
Gebilde ist, sind die Deltabildungen der Linth, der Jona und der WäggithalerAa postglazialen Alters. Ein bis in historische
Zeit noch vorhandener Rest des einstigen grössern Sees oberhalb dem Untern Buchberg ist der sog. TuggenerSee, der noch in den
Urkunden des KlostersSt. Gallen
wiederholt erwähnt wird. Er ist jetzt (wohl durch Einschwemmungen der Linth) ebenfalls
bis auf wenige sumpfige Stellen ganz verlandet.
Eigentümlich ist die Bildung der Thalfurchen des Zürichsees vor sich gegangen. Ursprünglich nämlich war das Zürichseethal
das Stammthal der Sihl, welche seinerzeit von Schindellegi direkt ostwärts gegen Richterswil und Zürich
floss.
Durch einen ihrer Nebenflüsse wurde später die Linth, die bis dahin durch das Glatthal geflossen, in das Zürichseethal
abgelenkt. Nun vertieften
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