Blüte der savoyischen Ritterschaft zu Grunde und fand auch die Hübschburg der
Herren von
Blandrate-Visp den Untergang. Ein
andres
Haus der Blandrate, das eine der engen
Gassen der Burgschaft beherrscht, trägt heute noch den Namen dieser einstigen
Beherrscher der Gegend, die der Ortschaft Visp auch ihr Wappen - zwei gegeneinander Front machende
Löwen
- verliehen haben. Von den heute noch blühenden adligen oder sonst hervorragenden Geschlechtern von Visp und Umgebung, seien
genannt die
Werra,
Riedmatten (6
Bischöfe),
Blatter (2
Bischöfe), Kalbermatten, In Albon, Burgener, Venetz, Supersaxo, Summermatter.
Die Ortschaft hat im
Lauf der Zeiten besonders viel unter Fehde, Ueberschwemmungen und Erdbeben zu leiden
gehabt. 1799 versuchten die im
Pfinwald geschlagenen und sich zurückziehenden Oberwalliser, einen letzten Widerstand, indem
sie die Vispbrücke abbrachen und dann vom jenseitigen Ufer aus die anrückenden Franzosen beschossen, die nun aber ihre
Kavallerie den Fluss durchschwimmen liessen und so ihrer Gegner bald Meister wurden. Die Hochwasser der
Visp, namentlich die durch die Ausbrüche des
Mattmarksees verursachten, haben vielfach die tiefern Teile des
Fleckens und
das umliegende Gelände überschwemmt und stark verwüstet.
Dasjenige von 1633 oder, nach andern Chroniken, von 1680 riss 18
Häuser, die Vispbrücke und etwa 6000
Bäume mit sich. Nach
der Ueberschwemmung von 1868 ging man daran, zugleich mit der
Rhone auch den Unterlauf der Visp zu verbauen
und einzudämmen. Das Erdbeben vom das längs dem
Jura von Chambéry bis Strassburg und längs den
Alpen bis Luzern
und
Schwyz
verspürt wurde, brach als wahre Katastrophe besonders über Visp und die
Visperthäler herein. Nachmittags 1 Uhr 10 Minuten
fing es in allen Bauten unheimlich an zu krachen, Dächer und Dielen stürzten mit Getöse ein, und die sog. «Raccards»
oder Heustadel begannen auf ihren Holzpflöcken zu tanzen und wurden gegeneinander geschleudert. Da schon der erste heftige
Erdstoss die Bevölkerung aufgeschreckt und zur Flucht unter freien Himmel getrieben hatte, waren nur
wenige Menschenleben zu beklagen.
Noch schrecklicher war der 26. Juli, an dem alles, was am Tag vorher noch zu widerstehen vermocht hatte, den wiederholten
Stössen,
die auch die folgenden Tage einsetzten, zum Opfer fiel. Noch am 5. August lagerten die fast verzweifelten
Bewohner in den Baumgärten. Das Total des Schadens belief sich einzig im
Flecken Visp auf 300000-400000 Fr. Neue
Stösse beunruhigten
die Ortschaft besonders am 12., 22. und 24. August, am 5., 6. und 10. September, vom 25. bis 31. Oktober und am 15. und 18. Dezember. Aus allen
Gauen der
Schweiz strömten die Liebesgaben heran, um das Elend zu mildern, und der
Bund selbst befreite die Wehrmänner des betroffenen
Gebietes vom Militärdienst, den das Oberwalliser Bataillon 35 jenes Jahr in
Thun zu bestehen hatte. Urkundliche Namensformen: 1100 Vespia;
oder Visperterbinen (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
1340 m. Gem. und Pfarrdorf am rechtsseitigen Steilgehänge des
Visperthales
im engern Sinn, zwischen
Staldenried und
Visp und 5 km sö. der Station
Visp der Simplonbahn. Postablage,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Niederhäusern,
Stalden und zerstreuten Wohnstätten: 73
Häuser, 630 kathol. Ew.; Dorf: 58
Häuser, 567 Ew.
Der ständig bewohnte und angebaute Abschnitt der Gemeinde liegt am prachtvoll exponierten, stark gestuften, von kleinen
Wildbächen angerissenen und ausser dem Dorf mit zahlreichen kleinen Häusergruppen,
Häusern,
Hütten und
Stadeln besäten
Gehänge über der untersten
Visp. Im vordern Gemeindeabschnitt befindet sich, nur 2 km hinter dem
FleckenVisp und vom Flussufer
bis über 1200 m hinanreichend, der berühmte
Weinberg der sog. Heidenreben mit einer Fläche von 9,5 ha. Das im mittlern
Abschnitt gut bewaldete Gehänge leidet immer noch unter Wassermangel, trotzdem sich die Bewohner seit
den ältesten Zeiten alle Mühe geben, das befruchtende Element von weit her zu führen und die
Wildbäche zu speisen, die
sonst während zwei Dritteln des Jahres trocken liegen würden. Solcher ins Gehänge eingebetteten und der
Visp zufliessenden
Wildbäche sind drei vorhanden: der einen Teil der Heidenreben berührende
Staldenbach, der 300 m n. vom
Dorf vorbeiziehende
Riedbach und der
Breiterbach im S., der die Gemeinden Visperterminen und
Staldenried trennt. F. G. Stebler
stellt in seiner sehr interessanten Studie
Obden Heidenreben(Zürich
1901) fest, dass auf Gemeindegebiet von Visperterminen fünfzehn
Bewässerungskanäle im Betrieb stehen.
Deren bedeutendster und zugleich ältester ist der sog. Heido, der an der Zunge eines der kleinen Eisfelder
hinten im
Nanzthal in 2500 m
Höhe beginnt, dem linken Thalgehänge folgt, den
Rücken von
Gebidem (oder
Gebüdem) überschreitet
und zum Teil den
Riedbach speist, der nun das lebenspendende
Wasser seinerseits wieder an die verschiedenen Terrassen
des Gehänges abgibt. Ein zweiter Bewässerungskanal, der in 1740 m
Höhe von der
Gamsa abzweigt, geht um den Bergsporn über
dem
Rhonethal herum und zieht sich ob
Eiholz ins
Visperthal hinein, um hier die mittlern Gehängepartien zu befruchten. Da aber
die an
Eiholz zu bezahlenden Entschädigungen eine grosse
Last bedeuten und sogar ein Teil des von der
Leitung durchzogenen Landes hat angekauft werden müssen, hat man beschlossen, durch den Berg einen
Stollen zu führen, der
seit 1896 im Bau, aber trotz Bundessubventionen immer noch nicht vollendet ist.
Die Gemeinde reicht bis ins
Nanzthal hinüber, wo sie schöne Alpweiden besitzt. Der 2200 m hoch gelegene
Gebidem- oder Terminensee, der zur Gewinnung von Wasserkraft für die Ventilation des eben genannten
Stollens aufgestaut worden
war, hat im Frühjahr 1907 die Dämme durchbrochen und seine
Wasser durch den
Riedbach in ungeheurem Schwall zur
Visp (680 m)
hinunter stürzen lassen. Dadurch wurde die BahnlinieVisp-Zermatt unterbrochen und mit
Schutt und Felsblöcken
überführt und ausserdem die
Visp zu einem nahezu 1 km
langen See zurückgestaut. Im Dorf Visperterminen ist die modern gebaute
Pfarrkirche sehenswert, die einen der alten Altäre aus geschnitztem
Holz besitzt, wie sie im Oberwallis so häufig sich finden.
Sie stand ursprünglich unter der Mutterkirche zu
Visp, von welcher sie seit 1256 abgetrennt ist. Die 20 Minuten
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ob dem Dorf im Schatten eines Lärchenwäldchens stehende ehemalige Wallfahrtskapelle «St.
MariaimWald» ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt. Die Leute von Visperterminen pflegen
auch das Theater, indem sie von Zeit zu Zeit etwa ein Mysterium, wie «die Flucht
nach Aegypten» oder «das Leben des h. Alexis»,
aufführen. Schützenverein, der alljährlich sein Stiftungsfest mit grossem Pomp und eigenartigen Gebräuchen feiert. Gemeindekeller,
aus dem bei bestimmten Anlässen Freiwein verabfolgt wird. In Visperterminen ist 1788 der Ingenieur und Vater der modernen
Gletschertheorien Ignaz Venetz geboren, der als waadtländischer Kantonsingenieur die Verbauung der Baye de Clarens und
nachher als Kantonsingenieur des Wallis
anlässlich der Ueberschwemmung im Bagnesthal 1818 den Durchstich der vom Giétrozgletscher
niedergebrochenen Eisbarre leitete. Urkundliche Namensformen: 1131 Termenum;
1259 de Termignon;
1315 Terminon;
1533 Terbinen.
Zur Unterscheidung von Thermen bei Brig erhielt dann später der Ort die genauere Bezeichnung «Visperterminen», d. h. Terminen
bei Visp. In Oberstalden sind Gräber mit Skeletten aus der Eisenzeit aufgedeckt worden.
französisch Vallée de la Viêge (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
795 m (Stalden)- 660 m (Visp). Als Visperthal (im engern Sinn) bezeichnet
man den von der vereinigten Visp durchflossenen, 7 km langen untersten Thalabschnitt (von Stalden bis zum Rhonethal)
des ganzen Systemes der Visperthäler, während die grossen Quellthäler als Nikolai- und Saasthal besonders unterschieden
werden. Nach ihrem Austritt aus der Schlucht, in welcher sich Matter- und Saaservisp vereinigen und über der das Dorf Stalden
mit seinem kühn in die Lüfte ragenden Kirchturm thront, erreicht die Visp den Thalboden von Ackersand
zwischen zwei breit ausladenden Berghängen, deren linksseitiger bis zum Rücken mit dem Bönigersee (2145 m) und deren rechtsseitiger
bis zum aussichtsreichen Gebidem (2328 m) ansteigt.
Von der Kirchterrasse Saint Martin in Visp gesehen, bietet dieser Thalabschnitt ein wunderbares Bild. Während der im Hintergrund
kühn und trotzig aufstrebende Balfrin den Thalausschnitt füllt, sieht man am Gehänge vor dem in Sonne
getauchten Dorf Visperterminen die Weinberge von Staldenried und die Heidenreben kleben, die bis in eine Höhe von 1200 m hinaufgehen
und damit als höchst gelegenes Rebgelände von Europa gelten. Links vom Fluss erscheinen die Weinreben von Neubrücke über
der malerischen Häusergruppe dieses Namens und diejenigen von Im Eich, die bis zu den die Hochterrassen
von Zeneggen tragenden Felsen hinaufklettern.
Während sich die linke Thalseite durch eine Folge von felsigen Steilabstürzen auszeichnet, auf deren Rücken südostwärts
exponierte Terrassenflächen mit zahlreichen Weilern sich ausbreiten und bis ins Ginanzthal hinübergreifende Waldungen stehen,
steigt das rechtsseitige Gehänge in gleichmässig anmutigem Schwung an und trägt die von gestuften
Feldern und Gärten umrahmten zahlreichen Häusergruppen, Häuser und Hütten der umfangreichen Gemeinde Viperterminen, die
vom Altwald und dem wasserscheidenden Rücken gegen das Nanzthal hin beherrscht erscheinen.
Der trockene Boden des östl. Thalgehänges wird durch zahlreiche Wasserkanäle (Bisses) befruchtet, die sowohl von den benachbarten
Wildbächen auszweigen als auch aus dem Hintergrund des Nanzthales bis hierher geführt sind. So findet man u. a. namentlich
zahlreiche Obstbäume, von denen der Nussbaum bis Stalden hinauf gedeiht. Das Elektrizitätswerk im Ackersand,
dem ein von der Saaservisp abgeleiteter Kanal die nötige Wasserkraft liefert, gibt der Kalziumkarbidfabrik der Société
de la Lonza in Visp die nötige elektrische Energie ab. Für näheres vergl. den Art. Visp.
oder Vissoie (Kt. Wallis,
Bez. Siders). Kirche in 1221 m, Kapellhügel 1232 m. Seit 1904 eigene politische
Gemeinde, bis dahin gemeinsames Territorium der Gemeinden Ayer und Grimentz im Eifischthal (Val d'Anniviers), mit malerischem
Pfarrdorf am rechten Ufer der Navizance und 14 km ssö. des Station Siders der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Zusammen mit dem WeilerQuimet 66 Häuser, 307 kathol. Ew. Kirchgemeinde Vissoye, die auch noch die politischen
Gemeinden Ayer und Saint Jean umfasst.
Als Hauptort des Thales hat Vissoye mehrere Hotels und regen Fremdenverkehr. Im Dorf selbst bemerkt man die Ruine eines 1881 durch
eine Feuersbrunst zerstörten viereckigen Turmes, der sog. Tour de l'Évêque. Sitz des bischöflichen Majordomus war aber
das auf dem freistehenden Hügel, einer mächtigen Moräne, nördl. vom Dorf sich erhebende Schloss, das
kurz nach dem Fall des alten Regimes (1799) abgetragen wurde und einer Kapelle zu Ehren der schmerzhaften MutterGottes (Notre Dame
de Compassion) hat Platz machen müssen.
Hier und im SchlossBeauregard am Thaleingang befand sich bis zum Fall der Raron der Herrschaftssitz des
Eifischthales. Die der h. Eufemia geweihte und zuletzt noch 1902 restaurierte Pfarrkirche ist die Mutterkirche des Thales und
stammt aus dem Jahr 1239. Von ihr haben sich als eigene Pfarreien Saint Luc 1804 und Chandolin 1884 losgelöst, während Grimentz
ein besondres Rektorat bildet. Die bedeutende Herrschaft Annivisium war schon früh dem Bistum Sitten abgetreten
worden und ward im Namen der Bischöfe von einem Geschlecht d'Anniviers oder de Annivisio verwaltet, das während sechs Generationen
(1200-1380) im Besitz des Thales verblieb.
Béatrice d'Anniviers, letzte Erbin der HerrschaftAnniviers, vermählte sich 1382 mit dem mächtigen Peter
von Raron, dessen Geschlecht sich nun auf Beauregard und der Burg Vissoye festsetzte, bis es mit der zweiten Einnahme und Zerstörung
von Beauregard (Périgard) 1415 seine Rolle ausgespielt hatte. Bischof Walter Supersaxo nahm das Eifischthal neuerdings für
das Bistum in Besitz, worauf im Schloss zu Vissoye bis 1798 ein bischöflicher Kastellan seinen Wohnsitz
nahm. Urkundliche Namensformen: 1250-1312 Vyssoy; 1327
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Vissohi. Steindenkmäler. Fund einer fränkischen Münze. An der Navizance nahe Vissoye befindet sich die Wasserfassung für
den Zuleitungskanal zu einem Elektrizitätswerk, das die von der Aktiengesellschaft der Aluminiumfabrik in Neuhausen am Rheinfall
vor kurzem in Chippis erstellte grosse Fabrikanlage mit elektrischer Kraft versehen soll.
2984 m. Gipfel in der vom Piz Rondadura (3019 m) zwischen Val Nalps und ValMedels
nach NO. hinlaufenden vergletscherten Kette im Gotthardmassiv, von dem bekanntern Piz Ganneretsch (3043 m) 1,5 km sw.
gelegen. In der Richtung nach SW. setzt sich der wilde, düstere Grat des Piz La Vitgira zum Piz del Laiblau (2963 m) fort;
zwischen beiden liegt an der O.-Flanke ein bedeutendes Gletscherfeld von 1,2 km Breite.
Auch die N.- und SW.-Seite des Gipfels
ist, wenn auch schwächer, vergletschert, und es hängt das Eis der beiden Gehängeseiten gegen den Piz Laiblau
hin über einer tiefen Einsenkung zusammen.
Das Gletscherfeld der O.-Seite liefert die beiden Quellbäche des kleinen Val Vitgira,
das sich bald nach deren Vereinigung zum ValMedel öffnet.
Ersteigung des Gipfels von der Alphütte Garbelet auf der östl.
Thalseite des Val Nalps in 4½ Stunden.
Der Piz La Vitgira ist zur Hauptsache aus Gneis und Granitgneis
(Protogin) zusammengesetzt.
Westwärts streicht eine Zone von Hornblendeschiefer, glimmerreichem Gneis, Chlorit- und Talkschiefer
durch das Nalpserthal über den Piz Furcla nach dem obern Val Cornera hinüber.
(Kt. und Bez. Luzern).
440 m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Fuss des Rigi und an einer Ausbuchtung des
Weggiserbeckens des Vierwaldstättersees. Dampfschiffstation. Kopfstation der Vitznau-Rigibahn. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, mit Bürglen, Schwanden und Wilen: 111 Häuser, 896 Ew. (wovon etwa 60 Reformierte);
Dorf: 51 Häuser, 512 Ew. Garten-
und Obstbau, Viehzucht und
Alpwirtschaft.
Dank dem milden Klima und der prachtvollen Lage und Aussicht
hat sich Vitznau zu einem sehr gut besuchten klimatischen Kurort entwickelt.
Die Rigibahn ruft einem regen Fremdenverkehr.
Hotels. Eigene reformierte Kirche seit 1904. Denkmal zu Ehren von Niklaus Riggenbach, dem Erbauer der Rigibahn.
Hoch über dem Dorf ragt
die Felsmauer der Rotfluh empor, an deren Fuss sich die Grubisbalm, eine 184 m lange, schwierig zugängliche Höhle mit Stalaktiten
öffnet.
Eine Stunde ob Vitznau steht in 900 m Höhe das Erholungshaus Grubisbalm der schweizerischen Eisenbahnangestellten.
Niederung am rechten Ufer der Saane und am Fuss eines von einem
Karrenweg in zwei Anhöhen gespaltenen Plateaus, auf dem man noch Reste von alten Befestigungsanlagen sehen kann.
Der Name
Vivela der Niederung, im Dialekt viha vela = alte Stadt, deutet darauf hin, dass hier einst die sog.
Ville de Corbières gestanden haben mag.
Post, Telegraph, Telephon. 34 kathol. Ew. Kirchgemeinde Martinach.
Landwirtschaft. Die Häuser und ihre Oekonomiegebäude
sind aus den Materialien eines römischen Amphitheaters erbaut, an dessen Ruinen sie sich zum Teil anlehnen.
Diese Anlage
ist zwar bis zu einer gewissen
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Höhe mit von der Dranse angeschwemmtem und heute von einer Wiese mit Obstbäumen überwachsenem Geschiebe aufgefüllt, kann
aber noch sehr gut erkannt werden.
Die aus dem Boden schauenden Mauern sind im Kreisbogen angeordnet und zur Aufnahme der
Träger für die Stufen in regelmässigen Distanzen durchlöchert.
Den Namen Le Vivier, vom latein. vivarium
= Fischteich, sollen die Ruinen und in der Folge die Häusergruppe erhalten haben, weil hier nach einer Ueberlieferung die
römischen Verwaltungsbeamten von Octodurum für die Zwecke ihrer Festmähler einen Fischteich angelegt hätten.
SchlossGross Vivers stammt in seiner heutigen Gestalt aus dem 17. Jahrhundert und steht an der Stelle einer alten Befestigung,
von der schon im 13. Jahrhundert bloss noch Burghügel und Graben erhalten waren. SchlossKlein Vivers gilt dagegen als gut erhaltenes
Muster einer mittelalterlichen Festungsanlage. Während die senkrecht zur Saane abbrechenden Felswände auf der einen Seite
einen festen natürlichen Schutz boten, erscheint die Burg auf den übrigen Seiten von einem halbkreisförmigen Graben und sehr
mächtigen Wall umgeben.
Der viereckige Bergfried ist 21,6 m hoch und hat eine Seitenlänge von 10,5 m. Seine aus Geschieben der
Saane gefügten Mauern sind nach aussen mit schönen Tuffblöcken und nach innen mit Tuff und Molassesandsteinen verkleidet.
Ihre Mächtigkeit beträgt an der Basis 3,55 m und in der Höhe des dritten Stockwerkes 3,20 m. In diesem Turm waren neben
einem Kellergeschoss 5 Stockwerke in Zimmerwerk eingebaut. Vom dritten Stock aus öffnete sich eine Türe
gegen den Wall. Heute ist das Innere des Turmes zerfallen. Neben dem Turm befinden sich innerhalb des Walles ein Wohnhaus aus
dem 16. Jahrhundert, eine in Trümmern liegende Kapelle und verschiedene Oekonomiegebäude.
Sie werden als Wohltäter der KlösterHauterive, in der Magerau (Maigrauge) und Hautcrêt genannt, lieferten der Stadt Freiburg 1270 einen
Schultheissen und erloschen gegen Ende des 13. Jahrhunderts, worauf ihre Güter den Herren von Pont zufielen.
In einer Urkunde von 1293 wird Alt oder Gross Vivers als podium de veteriVivier und Neu oder Klein Vivers als de castro deVivieret de turne erwähnt. Der erstere Ausdruck weist darauf hin, dass vom ältern Schloss nur noch die (in andern Urkunden
wohl auch motta oder berg genannte) Burgstelle vorhanden war. 1363 erklärten sich die Herren von Pont bezüglich Gross und
Klein Vivers als Lehensleute der Thierstein, worauf dann die Stadt Freiburg im 15. Jahrhundert die Lehenshoheit sich erwarb.
Alt oder Gross Vivers kam nun der Reihe nach an die Freiburger Patriziergeschlechter der Oguey, Praroman
und Féguely und gehört heute der Familie Maillardoz. Neu oder Klein Vivers ging im 14. Jahrhundert von den Herren von Pont
an diejenigen von Treyvaux über, deren einer die Burg zu einem wirklichen Raubnest machte, und kam dann an die Vuippens, die den
Freiburger Truppen in den zahlreichen Fehden der Stadt stets gastliche Unterkunft gewährten. Endlich
gelangte die Burg durch Heirat an die üppige Familie der Rych, auf deren später herrenlos gewordene Güter sowohl Freiburger
als Berner Patrizier Ansprüche machten.
Diese Bewerbung gab Anlass zu einem heftigen Streit zwischen den ohnehin schon durch politische Rivalität gegeneinander
erbitterten beiden Städten. Bern
ergriff die Gelegenheit zur Kriegserklärung an Freiburg
und zum Beitritt in die
vom Herzog von Savoyen gegen diese Stadt gebildete Liga. Der Friedensvertrag von Murten vom sprach dann die Güter
der Familie Rych und damit auch die Burgherrschaft Klein Vivers den Bernern zu. Später kam das Schloss
durch Kauf an Freiburg
zurück, worauf es während eines Jahrhunderts Eigentum der Praroman war und nachher allerlei Ungemach erlebte.
Vergl. den von Max de Diesbach in den Étrennes fribourgeoises für 1907 veröffentlichten Artikel über die beiden SchlösserVivers.
m. Gipfel in den sog. SplügenerKalkbergen des Adulamassives, zwischen der Thalschaft Schams und deren westlichem Nebenthälchen
Annarosa; 3,3 km w. Andeer. Nach N. und NO. steil und in schroffen Stufen abfallend, setzt sich der Grat des Piz Vizan in WSW.-Richtung
über zwei grüne Einsenkungen zum Punkt 2510 m und zum Piz Calandari (2543 m) fort. Am N.-Hang breitet
sich der Annarosawald aus, und auf der O.-Seite liegen die Berghütten von Promischur (1844 m), Burgias, Molas und Pasciaglias
(1838 m). Der Piz Vizan wird von Andeer aus über Burgias auf rauhem Weg und über steinige Weiden und Felsen in 4½
Stunden unschwierig erstiegen und bietet eine prächtige Fernsicht.
Den Rückweg nimmt man meist über die steilen Grashalden, die sich oberhalb des hübschen Alpsees Lai da Vons ausdehnen,
nach den Hütten von Burgias. Der Gipfel besteht aus Dolomiten und Kalksteinen der Trias und besonders stark vertretenen polygenen
Konglomeraten, die heute als liasisch angesehen werden. Diese Komplexe fallen in O.- und SO.-Richtung
ein und bilden die Reste einer grossen Deckscholle, die über die Bündnerschiefer des basalen Gebirges der Umgebung hergeschoben
wurde. Unter den Triasgesteinen ist auch der Rötidolomit vertreten, der fast auf allen Seiten des Bergstockes ein- und aufgelagerte
Fetzen und längere Züge bildet.
Hotel-Pension. Weite Aussicht auf das
ostschweizerische Hügelland und S.-Deutschland, auf das Säntisgebirge, sowie die österreichischen und bairischen Alpen und
auf den Bodensee.
Beliebtes Ausflugsziel der Bewohner von St. Gallen.
Bei Gelegenheit des 500. Jahrestages des hier am von
den Appenzellern über die Truppen des Abtes von St. Gallen
erfochtenen glorreichen Sieges hat man im Jahr 1903 an
weithin sichtbarer Stelle ein vom Bildhauer Steiger aus Herisau geschaffenes Standbild aus carrarischem Marmor eingeweiht,
das einen mit dem Morgenstern bewaffneten kraftvollen Appenzeller Hirten darstellt.
Urkundliche Namensformen: 1337 und 1352 Fuglisegg;
573 m. Gruppe von 3 Häusern, am S.-Fuss der ersten Jurakette
und 2 km nw. der Station Selzach der Linie Olten-Biel. 20 kathol. Ew. Kirchgemeinde Selzach.
Ländlicher
Ort in einem reizenden Muldenthälchen (Neokom) zwischen Chaumont und der Roche de Châtollion.
Bildete früher zusammen mit
Le Maley eine eigene kleine Gemeinde, die 1888 mit Saint Blaise verschmolzen wurde. 22 reform. Ew. Kirchgemeinde Saint Blaise.
Landwirtschaft. Ein Teil des Weilers gehörte im 17. Jahrhundert der Familie de Chambrier und seit 1758 der
Familie de Marval.
Sommeraufenthalt des Neuenburger Literarhistorikers und Dichters Philipp Godet.
1340-1380 m. Gemeindeabteilung mit zahlreichen mitten
in Bergwiesen zerstreut gelegenen Alphütten und Häuschen, am SW.-Hang des Chaussy und am Bergsporn zwischen dem Thälchen
der Raverettaz und dem Thal der Grande Eau, dessen SW.-Ende die Burgruine Aigremont trägt.
Schule. Die nomadisierenden Bewohner der Gegend wohnen zumeist vom Januar bis August in
Les Voëtes und ziehen sich dann für den Rest des Jahres gegen Les Mosses und La Comballaz hin.
Schöne Aussicht. Der Ausdruck
«Les Voëtes» bezeichnet in der Mundart der Gegend einen Ort, von dem aus man die Bewegungen eines Feindes sehen und verfolgen
kann: d'où l'on voit.
(Kt. Graubünden
und Tessin).
3220 m. Vergletscherter Gipfel der Zentralpartie des Adulamassivs, zwischen dem Rheinwaldhorn (3398
m) und dem Rheinquellhorn (3200 m), sowie 700 m westl. von diesem letztern. N.- und W.-Seite des Vogelbergs sind total vergletschert,
während der Steilabfall nach SO. und O. gerichtet erscheint. Nach SW. und W. setzt sich der Gebirgskamm
in einem ausgeprägten, nach N. geöffneten Bogen zum Pizzo Cramorino (3129 m), Pizzo Baretino und über das Vogeljoch (2938
m) zur Loggia (3077 m) fort. Die N.-Seite deckt in weiter Fläche der glänzende Rheinwaldfirn, aus welchem 1 km nordwestl.
vom Vogelberg die gänzlich isolierte Gemskanzel (2916 m) kühn hervorragt. Der Vogelberg wird, wie das
Rheinquellhorn, von der Zapportklubhütte (Ursprung; 2320 m) aus über den Rheinwaldgletscher ohne besondere Schwierigkeiten
in
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etwa 4 Stunden erstiegen und bietet eine grossartige Fernsicht dar. Mit einem erfahrenen Führer können Bergsteiger von
der Hütte weg leicht Stunden weit sich hineinbegeben zu den wunderbaren Eisgebilden und den jähen Gehängen des Adulastockes,
zu den vielen Hörnern und Kuppen, die die eisige Wiege des Hinterrheins in mächtigem Halbkreis umstehen
und sich an Wildheit, Schneelasten und Gletschermassen überbieten. In frühern Zeiten hiess der Monte di San Bernardino (2167
m) auch «Vogelberg», und es trug die alte, vielleicht noch römische Strasse
aus dem Misox ins Rheinwaldthal den Namen Pass über den Vogelberg. Die letztere Bezeichnung ist in italienischer Form dem
scharf gezahnten Pizzo Uccello (2716 m) östl. über dem Bernhardinpass verblieben. Gesteine des Vogelbergs am Rheinwaldgletscher
sind Adulagneis und Glimmerschiefer.
(Kt. Schwyz,
Bez. und Gem. Einsiedeln).
979 m. Wiesenterrasse am Freiherrenberg 1 km ö. Einsiedeln. Oestl. davon
sind Brüche auf Nagelfluh und Molasse angelegt. Dem Bergfuss zieht sich die Strasse Einsiedeln-Iberg entlang. Viel besuchter
Aussichtspunkt, dessen Umgebung auch im Winter durch Skifahrer belebt erscheinen. Der Name «Vogelherd»
bezeichnet eine Stelle, an der einst Schlingen für den Fang von Vögeln gelegt zu werden pflegten.
1460 m. Von Tannenwaldungen umrahmte Bergwiesen auf dem Flysch
des Spitalberges, an der Grenze gegen die Gemeinde Einsiedeln und vom Dorf Einsiedeln 12 km sö. gelegen.
338 m. Gemeindeabteilung und Dorf, an der Mündung der Limmat in die Aare und 1 km
w. der Station Turgi der Linie Zürich-Baden-Brugg. 26 Häuser, 382 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Gebensdorf.
Bis zu Ende
des 15. Jahrhunderts gehörte die Burg wahrscheinlich den Herren von Räzüns.
Graf Niklaus Jodokus von Zollern, der einen Teil
der Güter des erloschenen Geschlechtes der Freiherren von Räzüns geerbt hatte, trat seine hiesigen
Rechte 1472 dem Abt von Disentis ab, der ihm dafür das Dorf Ems überliess.
Trägt die Häusergruppen Unter-, Ober- und Hintervogelsberg mit
zusammen 13 Häusern und 74 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Nieder Uzwil und Henau.
Viehzucht. Weberei und Stickerei
als Hausindustrien.
Arbeit der Bewohner in den Fabriken von Nieder- und Oberuzwil. Am N.-Hang der Anhöhe breitet sich der
1,9 km lange Staatswald Vogelsberg aus.
(Kt. Freiburg,
Bez. Sense).
632-512 m. 3 km langer Bach; entspringt unter Galmis, nimmt auf seinem nordwärts gerichteten
Lauf mehrere Nebenadern auf und mündet unterhalb der Häuser von Vogelshaus von rechts in die Saane.