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Giannone verhaftet, der wegen seiner durch einen gewissen Gastaldi, «chef des gardes du sel de la brigade de Vézenaz», ins französische übersetzten Histoire civile du royaume de Naples exkommuniziert und geächtet worden war.
Giannone verhaftet, der wegen seiner durch einen gewissen Gastaldi, «chef des gardes du sel de la brigade de Vézenaz», ins französische übersetzten Histoire civile du royaume de Naples exkommuniziert und geächtet worden war.
(Capite de) (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Choulex und Collonge-Bellerive).
Kleines Dorf. S. den Art. Capite de Vézenaz.
(Kt. Tessin, Bez. Lugano). 368 m. Gem. und Pfarrdorf 2,5 km nnw. vom Bahnhof Lugano. Postablage; Postwagen von Lugano nach Tesserete und nach Gravesano. 75 Häuser, 407 kathol. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Vieh- und Weinhandel. Genossenschaftsmolkerei. In der Villa Morosini liegt der Hauptmann Emilio Morosini begraben, der 1849 bei der Verteidigung Roms gefallen ist.
(Kt. Tessin, Bez. Lugano). 768 m. Gem. und Pfarrdorf 13 km nw. Lugano. Postablage; Postwagen Magliaso-Novaggio-Arosio. 40 Häuser, 154 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Auswanderung der Männer nach Argentinien und als Maurer, Gipser und Maler in die übrigen Kantone der Schweiz. Malerisch gelegene und von Kastanienselven umrahmte Ortschaft. Ausgangspunkt für die Besteigung des Monte Lema, Gradicioli und Tamaro.
(Cuolm de) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein). 2438, 2170, 2210, 2131 und 1945 m. Etwa 2 km lange, südostwärts streichende grüne und aussichtsreiche Grathöhe zwischen Val Strom und Val Drun im W. und Val Segnes im O.; nördl. vom Dörfchen Sedrun. Das wilde Sammelgebiet des Wildbaches von Val Drun, dessen Anrisse die Steilhänge des Cuolm de Vi stark angreifen, bildet ein sehenswertes Beispiel für die Entstehung einer Felsrüfe. Nordwärts steht der nun höher werdende, felsige und zackige Grat mit dem vergletscherten Piz Giendusas (2982 m) im Oberalpstockgebiet in Verbindung.
Der Cuolm de Vi setzt sich vorherrschend aus nordwärts einfallendem Gneis und Streifen von Hornblendeschiefern zusammen;
höher oben folgt Protogin- oder Granitgneis.
Cimitero Vecchio (Kt. Tessin, Bez. und Gem. Lugano). 280 m. Nördl. Aussenquartier von Lugano, mit dem Stadtmittelpunkt durch eine elektrische Strassenbahn verbunden. Mehrere Landhäuser mit Gartenanlagen. 21 Häuser, 281 kathol. Ew. Kirchgemeinde Lugano.
Mala (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg). 900-860 m. Etwa 2,5 km lange, grossartige Schluchtenserie des Hinterrheins, oberhalb der Dorfgruppe Rongellen zwischen Thusis und Reischen (Schams); führt den Fluss aus seiner zweiten Thalstufe, dem Becken von Schams, in die mildere und freundliche dritte, das Domleschg über. Durch die Schluchtenreihe zieht sich die nach dem Splügen- und Bernhardinpass führende Post Strasse, deren Anlage die Via Mala so berühmt gemacht hat.
Der alte Römerweg überschritt den Hinterrhein schon bei Rhäzüns, stieg am Heinzenberg hinan und blieb, die Schluchten und Thalböden des Hinterrheins tief unter sich lassend, fortwährend in der Höhe der linken Thalseite bis Sufers im Rheinwald. Im Jahr 1473 erfolgte der erste Durchbruch der Via Mala, zwischen Rongellen und Zillis, unter dem Patronat des Grafen Georg von Werdenberg durch die Gemeinden Thusis, Cazis und Masein, denen sich das Schams, Rheinwald, Misox und Chiavenna zu diesem Werke anschlossen. Die erste und zweite Via Malabrücke baute der Meister Wildner von Davos 1738-1739. Von Thusis nach Rongellen aber ging der Weg, der heute noch als «alte Strasse» existiert, hoch über den Wald Crapteig hin. Für die Strecke Thusis-Rongellen der Schlucht prägte man daraufhin den Namen «Verloren Loch». Die jetzige ganze Strassenanlage und der Bau der dritten Via Malabrücke kam 1822 durch den Tessiner Ingenieur Poccobelli zustande.
Die Via Malaschluchten beginnen gleich hinter Rongellen (860 m),
4 km s. Thusis, wo sich die Schlucht des «Verloren Loch» zu einem kleinen Thalkessel erweitert. Heute bezeichnet man mit diesem letztern Namen nur noch den 60 m langen Strassentunnel vor Rongellen. Gegenüber dem freundlichen Rongellen dehnt sich die ungeheure Wand des an 600 m weit herabfallenden Traversinertobels. Die Felswände treten hinter der Thalerweiterung nahe zusammen; eng schmiegt sich die Strasse, verschiedene Biegungen machend, den Felsen an, und immer enger und tiefer wird die Kluft, bis in kühnem Bogen eine steinerne Brücke über den mehr als 60 m tiefen Abgrund hinleitet.
«Unten fliesst mit düsterer grüner Färbung, niemals vom Licht der Sonne erhellt, der Strom, da und dort weisse Schaumwellen schlagend; auf der andern Seite verschwindet er ganz unter den überhängenden, glattgewaschenen Felsen.» (Theobald). Der Pavillon oberhalb dieser grossartigen Passage bietet einen prächtigen Blick auf die zweite Brücke (867 m), die die kühnste und höchste ist. Sie spannt sich über eine furchtbare Kluft, gegen 100 m über den Wogen des Hinterrheins.
Die Gegend der zweiten Via Malabrücke zeigt die Landschaft am grossartigsten, die im Wechsel von grellem Tageslicht und finsterm Grauen Bilder voll Romantik und düsterer Erhabenheit enthüllt. «Es sind nicht mehr die glatten Wände, die uns unmittelbar umgeben: ihre Flucht ist durch vielgestaltige Felsköpfe, Terrassen und Gesimse unterbrochen, auf denen waghalsige Fichten und Lärchen, der Abgründe spottend, ihre Zweige und Kronen im Luftzuge wiegen und Moose und Flechten ihre bunten Teppiche ausbreiten. Kanzelförmig springt ein durchbrochener, riesiger Felsblock über die Strasse vor; winzig klein erscheint das Brücklein, das uns über den Schlund führen soll.» (Steiger).
Nachdem die Strasse noch eine Viertelstunde lang zwischen Strom und Fels hingegangen, führt die dritte Brücke bei 885 m in schönem Bogen auf das rechte Ufer zurück. Die Schlucht erweitert sich, und bald erreicht man nach allem Düster der Schluchtenwunder den hellen und freundlichen Thalkessel von Schams. Die Viamalaschluchten mit ihren ungeheuren, 300 bis über 500 m hohen Thalwänden sind rein durch die sägende und auswaschende Tätigkeit des Wassers entstanden und haben keine sichtbar vorgezeichnete Thalspalte gehabt. ¶
Erosionskessel findet man in einer Höhe von 60-70 m über dem jetzigen Flusslauf; so oberhalb der Einmündung des Wildbaches von Summapunt an einer etwa 150 m langen Felsterrasse, dann wieder bei der zweiten Viamalabrücke. Auch die alten Gletscher haben in der Via Mala, wie in den Schluchten des Schynpasses ihre Spuren zurückgelassen. Der Schuttkegel von Reischen südl. der Via Mala ruht auf Grundmoräne, die dem Bündnerschiefer aufgesetzt erscheint; die oberste Strassenbrücke ist auf eine gleiche erhärtete Moräne gestellt, und weit thalabwärts in den Schluchten bildet diese das Bord oder den Boden des Rheinbettes.
Ebenso findet man Moränen bei der ersten Brücke und links thalauswärts. In diese Schluchtentiefen hinein zwängte sich also der alte Gletscher, dessen Moränen noch heute nicht ganz weggefegt sind, woraus Alb. Heim den Schluss zog, dass die Via Mala in ihrem obern Teil vor der Gletscherzeit noch tiefer gewesen sein musste als jetzt. Nachdem der Hinterrhein die Via Malaschluchten eingesägt hatte, wurde das prähistorische Seebecken von Schams entleert. Die Hochwasser erreichen in diesen Felsengen oft eine unglaubliche Höhe: im Jahr 1834 stiegen die Wasser des Hinterrheins bis zum Scheitel der dritten Brücke an. Einen prächtigen Einblick in die zahlreichen Erosionskessel und Gletschermühlen der Schluchtenreihe gewährt die Halbgalerie, welche 1903 zwischen der ersten und zweiten Brücke angelegt wurde und von der Strasse aus über eine Steintreppe mit Eisengeländer und 284 Stufen erreicht werden kann.
Gestein der Via Malaschluchten ist der Bündnerschiefer, der hier heute zum grössern Teil als Oligozänflysch angesehen wird, in dem aber auch noch der Lias vertreten sein kann. Die aus Kalk und Kalksandsteinen, Kalktonschiefern und Mergeln bestehenden Schieferschichten streichen NO. und fallen nach SO. ein; sie enthalten viel Schwefelkies, und ihre Klüfte sind reich an schönen Kalkspat- und Bergkristallen und Eisenmineralien. Vergl. Steiger, J. M. Die schweizerischen Alpenpässe; ill. Posthandbuch. 2. Aufl. Bern 1893.
(Piz) (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 3166 m. Höchster Gipfel des Vial-Gaglianera-Valdrausstockes in der Gruppe des Piz Medel; zwischen dem Greinapassthal und Val Lavaz, linkem Quellzweig des Somvixerthales, mit zahlreichen Gletscherfeldern aufragend. Der Piz Vial steht 2,3 km nnö. der Greinapasshöhe, 900 m ö. vom Piz Gaglianera (3122 m) und 1,3 km ö. vom Piz Valdraus (3099 m). Nach N. und NO. entsendet der scharf dreiseitig geschnittene hohe Gipfel zwei breite, wilde, von tiefen Schründen durchzogene Gräte, zwischen denen sich das steile Eisfeld Sutglatsché hinabsenkt.
Zwischen dem N.-Grat und dem Piz Valdraus liegt der grössere, noch stärker zerspaltene Glatsché de Valdraus, und auf der S.- und SO.-Seite hängen die Eisfelder Glatschè de Gaglianera und Glatschè de Greina zwischen schmalen und scharfen Felsen gräten herab. Der über diesen vier Gletscherfeldern thronende Gipfel, eine spitze Felsenpyramide, ist der äusserste Punkt des hohen Grates, zu welchem die S.-Seite des Medelserstockes aufsteigt. Die nördl. Gletscher des Piz Vial kann man schon von der Alp Valtenigia oberhalb des Tenigerbades sehen. Der Gipfel wird vom Tenigerbad her über den Valdrausgletscher in 8 Stunden bestiegen, erhält aber nur selten Besuch, obwohl er einen herrlichen Ausblick bietet. Aufgebaut ist der Berg aus Gneis (Cristallinagneis), der im N. und O. auf Hornblende- und Serizitschiefer ruht. Bedeutende alte Seiten- und Endmoränen liegen in der Alp Sutglatsché Sura (im Gebiet des Granit- oder Protogingneises).
(Kt. Graubünden, Bez. Bernina, Kreis und Gem. Puschlav).
980 m. Weiler am rechten Ufer des Poschiavino;
1,8 km s. Puschlav und 500 m ssö. der Haltestelle Sant' Antonio der elektrischen Bahn St. Moritz-Bernina-Tirano. 12 Häuser, 56 kathol. Ew. italienischer Zunge.
Kirchgemeinde Puschlav.
Wiesenbau und Viehzucht.
oder Vianco (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Sigirino).
473 m. Gemeindeabteilung und Dorf mitten in alten Kastanienselven, an der alten Strasse Agno-Bellinzona und 4 km n. der Station Taverne der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso der Gotthardbahn.
Postbureau. 29 Häuser, 119 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sigirino.
Ackerbau und Viehzucht.
Periodische Auswanderung der Männer als Maurer und Gipser nach der französischen Schweiz und nach Frankreich.
(Pointe de) (Kt. Wallis, Bez. Siders und Visp). Gipfel. S. den Art. Weisshorn.
(La) (Kt. Waadt, Bez. Lausanne, Gem. Le Mont).
648 m. Gruppe von 4 Häusern 1 km w. der Station Coppoz der Lausanner Strassenbahnen. 29 reform. Ew. Kirchgemeinde Le Mont. Landwirtschaft.
(Kt. Graubünden. Bez. Bernina, Kreis und Gem. Brusio).
1283 m. Gemeindeabteilung und kleines Dorf, am W.-Hang des Monte Massuccio und 3,6 km sö. der Station Brusio der Linie St. Moritz-Bernina-Tirano.
Postablage. 28 Häuser, 131 kathol. Ew. italienischer Zunge.
Kirchgemeinde Brusio.
Wiesenbau und Viehzucht. Im Jahr 1883 hat eine heftige Feuersbrunst in Viano 20 Häuser und 30 Ställe zerstört.
Nahe dem Dorf befindet sich ein Zollamt.
(Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Pregassona), 340 m. Gruppe von 5 Häusern 3 km nö. vom Bahnhof Lugano. 38 kathol. Ew. Kirchgemeinde Pregassona.
Viehzucht.
(Kt. Waadt, Bez. Nyon). 461 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer der Serine und an der Strasse von Nyon über den Marchairuz nach Le Brassus (im Jouxthal);
5,4 km nnö. Nyon und 1,3 km s. Begnins.
Station der elektrischen Bahn Gland-Begnins.
Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Vich-Trélex. 56 Häuser, 301 reform. Ew. Acker- und Weinbau.
Kundenmühle, Säge und Schmiede.
Knabeninstitut «La Providence».
Der Ort gehörte ehemals zur Herrschaft Prangins.
Die Pfarrkirche zu St. Martin stand unter der Abtei Bonmont.
Das Kloster Payerne besass hier einen Weinberg, der heute noch den Namen Clos de Payerne trägt.
Vieh ist der Geburtsort des Buchhändlers François Grasset (1722-1789), der die Gazette littéraire et universelle de l'Europe und den Mercure politique et historique de l'Europe gegründet hat und durch seine Auseinandersetzungen mit Voltaire bezüglich dessen Pucelle d'Orléans bekannt geworden ist.
Reste von Römerbauten.
Urkundliche Namensformen: 1165 eccl. de Vizo;
1204 Viz;
1303 Vyz. Vom latein. vicus = Flecken, Dorf herzuleiten.
(Kt. Wallis, Bez. Entremont, Gem. Liddes).
1432 m. Weiler auf einer Terrasse links über der Dranse d'Entremont, am O.-Hang des Bergsporns Plan y Bœuf und 1 Stunde nw. Liddes. 16 Häuser, 78 ¶
kathol. Ew. Kirchgemeinde Liddes.
Ackerbau und Viehzucht.
Urkundliche Namensformen: 1259 Vescheria;
um 1720 Veschiere, von vescière herzuleiten und daher s. v. a. «Ort, wo man Wicken (vesces; Vicia sativa) baut».
(Kt. Tessin, Bez. Lugano). 445 m. Gem. und Pfarrdorf am S.-Hang des Monte Arbostora und am Luganersee, 4 km sw. der Station Melide der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso der Gotthardbahn. Dampfschiffstation Morcote. Postablage; Postwagen nach Melide. 34 Häuser, 166 kathol. Ew. Acker- und Weinbau. Waldwirtschaft. Zucht der Seidenraupe. Sehr altes Dorf mit schöner Aussicht auf den Luganersee.
(Kt. Graubünden, Bez. Maloja, Kreis Bergell). 1062 m. Gem. und stattliches Pfarrdorf, früher Hauptort des Thales Bergell, beiderseits der Maira und 19,4 km onö. der italienischen Station Chiavenna. Postbureau, Telegraph; Postwagen Samaden-Maloja-Chiavenna. Gemeinde, mit Poncello und Rotticcio: 70 Häuser, 340 Ew. (wovon 110 Katholiken) italienischer Zunge;
Dorf: 54 Häuser, 263 Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
Fremdenverkehr und Hotelwesen. Stattliche alte und neue Gebäude. Im Dorf links der Maira steht die 1761 erbaute, geräumige Pfarrkirche, in welcher der Gottesdienst gehalten wird. Gegenüber, rechts der Maira sieht man die Kirche San Cassiano mit Glockenturm, die aus dem 7. Jahrhundert stammen soll, im 15. Jahrhundert zwecks Renovation päpstliche Indulgenzen erhielt, reich wurde und die mit einem Kloster verbundene Hauptkirche von Ob Porta war. Nach der Reformation zerfiel sie dann allmählig, bis man sie samt dem anliegenden Friedhof restaurierte und 1864 wieder einweihte. In ihr liest man folgende Inschrift: In memoria di Bartolomeo Maturo, Abbate di Cremona, e Pietro Paolo Vergerio, Vescovo di Capo d'Istria e Legato papale, i primi Riformatori di questa chiesa.
Altertümliches Rathaus mit festem Turm; gehörte einst dem Hochgericht Bergell und war Sitzungsort der Kriminalbehörde unter dem Präsidium des Podestat. Wie streng und grausam die damalige Justiz verfuhr, ersieht man aus den im Gemeindearchiv heute noch aufbewahrten Akten. Mit dem Tod wurden nicht nur schwere Verbrechen (Mord, Raub, Zauberei und Brandstiftung) bestraft, sondern auch Diebstal, Unzucht und Ehebruch. Noch 1795 enthauptete man zwei Männer aus Bormio, die ein Pferd von der Weide gestohlen hatten.
Ungemein streng war sodann das Vorgehen gegen das Hexenwesen. Urkundliche Namensformen: 1160 Visibrane;
1222 Viscebrane;
im 13. Jahrhundert Vicus supranus;
im 14. Jahrhundert Vespran.
Der feste Turm wird 1314 als «der runde Turm zu Vespran» erwähnt. Vicosoprano bildet den Ausgangspunkt für eine Reihe von Berg- und Gletschertouren (Pizzo della Duana, Albigna- und Fornogletscher etc.). Vergl. Lechner, Ernst. Das Thal der Maira (Bergell). Samaden 1903. - Silvia Andrea. Das Bergell. Frauenfeld, 1901.
deutsch Wix (Kt. Bern, Amtsbez. Delsberg). 455 m. Gem. und Pfarrdorf am O.-Rand des Delsbergerthales, an dem der Birs von rechts zufliessenden Scheltenbach (Scheulte) und vor der Ausmündung des malerischen Val Terbi; an der Strasse Delsberg-Mervelier. 5,5 km sö. Delsberg und 3,2 km onö. der Station Courrendlin der Linie Biel-Delsberg-Basel. Postbureau, Telephon; Postwagen Delsberg-Courroux-Montsevelier und Vicques-Vermes. Man plant den Bau einer Schmalspurbahn von Delsberg über Vicques ins Val Terbi. Gemeinde, mit Recolaine (Riklingen): 105 Häuser, 488 kathol. Ew.; Dorf: 51 Häuser, 252 Ew. Eigene Pfarrei seit dem 13. Jahrhundert.
Ackerbau und Viehzucht. Säge und Holzhandel. Seidenweberei als Hausindustrie (elektrischer Antrieb der Webstühle). Elektrisches Licht vom Werk Wangen an der Aare her. Urkundliche Namensformen: 866 Vicum, 1138 Vich, 1435 Vich. Vom Latein. vicus = Weiler, Dorf herzuleiten. Zahlreiche Funde aus der Römerzeit (Reste von Bauten und Badanlagen, weisser Marmor, Mosaiken, Wandmalereien, Urnen und Vasen, Münzen etc.) beweisen, dass der Ort damals von Bedeutung gewesen sein muss. Im Jahr 866 erscheint «Vicus» samt Kapelle als Eigentum der Abtei Moutier-Grandval. Bis 1781 gehörte die heutige Pfarrei Courchapoix zu derjenigen von Vicques. Die sehr schöne Pfarrkirche zu St. Valerius ist 1725 neu erbaut und 1727 geweiht worden; sie enthält drei Altäre, worunter den künstlerisch bearbeiteten Hauptaltar. Das eine Viertelstunde von Vicques entfernte Dorf Recolaine (Riklingen) ist seit undenklichen Zeiten der Gemeinde und Pfarrei Vicques angegliedert.
(Kt. und Amtsbez. Bern, Gem. ¶
Köniz). Erziehungsanstalt. S. den Art. Viktoriaanstalt.
(Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2600-951 m. In wildem Tobel fliessender Wildbach am felsigen NW.-Hang des Haldensteiner Calanda; mündet bei Vättis nach 1,5 km langem Lauf von rechts in die Tamina. Das Tobel bietet eine schöne Aussicht ins Calfeisenthal und bildet im Winter und Frühjahr einen grossen und gefährlichen Lawinenzug.
(Col de) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). 2036 m. Passübergang zwischen der Videmanette (2189 m) und der Pointe de Videman (2154 m) im Berggebiet Rübli-Gummfluh.
Verbindet die Brücke von Gérignoz im Thälchen der Gérine (oder Pierreuse) mit dem Thälchen des Kalberhöhnibaches und mit Saanen (6 Stunden).
Leichter und angenehmer Uebergang.
Heisst deutsch «Im Wilden Mann», woher wahrscheinlich auch der französische Ausdruck «Videman» stammt.
(Pointe de) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). 2154 m. Gipfel in dem die Gruppe der Gummfluh mit dem Rübli verbindenden Kamm, ¼ Stunde südl. über dem Col de Videman und 3½ Stunden vom Pont de Gérignoz. Beschränkte Aussicht. W.-Flanke begrast, O.-Hang meist felsig und steil. Der Kamm von Videman besteht aus zwei dem Flysch aufsitzenden Fetzen von Hornfluhbreccie.
(La) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). 2189 m. Breiter Rasenkamm südl. vom Rocher à Pointes (2240 m) im Bergstock des Rübli, nö. über dem Col de Videman.
Kann vom Pont de Gérignoz oder von Saanen her über diesen Pass in je 3½ Stunden leicht erreicht werden.
Beschränkte Aussicht.
Schafweide.
(Kt. Waadt, Bez. und Gem. Lausanne). 385 m. Landgut mit mehreren Gebäulichkeiten in der kleinen Ebene von Vidy zwischen dem Unterlauf der Chamberonne im W. und dem Flon im O., am Genfersee und an der alten Genferstrasse, 800 m w. der Station Montoie der städtischen Strassenbahnen von Lausanne und 2,8 km w. dieser Stadt. Telephon. 3 Häuser, 33 reform. Ew. Kirchgemeinde Lausanne. Landwirtschaft. Pfahlbauten. In der Ebene von Vidy und an dem daran sich anlehnenden Gehänge lag die gallo-römische Stadt Lousonna oder Lousonium, von deren Vorhandensein zahlreiche Funde zeugen. Später gehörte der Ort zum Gebiet der Herrschaft Renens. Zur Zeit der Berner Oberhoheit und noch später befand sich hier das Hochgericht, wo u. a. Major Davel (1723) hingerichtet worden ist. An diesen Märtyrer der Waadtländer Unabhängigkeit erinnert heute ein granitner Denkstein.
Bis zur Reformation bildete Vidy eine Pfarrei, der u. a. auch Renens angegliedert war.
Urkundliche Namensformen: 1148 curiam de Vitis;
1227 Vizi;
1228 Viti;
1488 Vizy. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom gallischen Personennamen Vitus her.
(Sous la Neuve) (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen, Gem. Saignelégier): 960 m. Gruppe von 4 Häusern an der Strasse Tramelan-Saignelégier;
1,3 km osö. Saignelégier und 800 m nw. Les Cerlatez. 31 kathol. Ew. Kirchgemeinde Saignelégier.
Wenig fruchtbare Gegend und sehr strenges Klima.
Etwas Landwirtschaft.
Der Name leitet sich vom latein. via = Weg, Strasse her.
(Kt. Wallis, Bez. Visp). Wildwasser. S. den Art. Visp.
Bezirk des Kantons Wallis. S. den Art. Visp.
(Kt. Wallis, Bez. Visp). Gem. und Flecken. S. den Art. Visp.
(Vallée de la) (Kt. Wallis, Bez. Visp). Thal. S. den Art. Visperthal.
(Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem. Oberhelfentswil).
773 m. Gruppe von 8 Häusern in fruchtbarer Hügellandschaft, 3 km nö. der Station Bütswil der Toggenburgerbahn. 50 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Oberhelfentswil.
Viehzucht. Stickerei und Weberei als Hausindustrien.
Armenhaus der Gemeinde.
(Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Belp).
515-522 m. Weiler, an der Strasse Belp-Rubigen und 2 km sö. der Station Belp der Gürbethalbahn (Bern-Belp-Thun).
12 Häuser, 111 reform. Ew. Kirchgemeinde Belp.
Landwirtschaft. Aus 1832 datierende gedeckte Holzbrücke über die Aare.
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Strättligen).
567 m. Gemeindeabteilung und neu erstelltes Arbeiterviertel zwischen Allmendingen und Dürrenast;
2,5 km s. vom Bahnhof Thun. 29 Häuser, 292 reform. Ew. Kirchgemeinde Thun.
Die männlichen Bewohner des Quartiers arbeiten in den eidg.
Werkstätten von Thun.
Das Quartier ist in rascher Entwicklung begriffen.
Foule (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Payerne). 527 m. Gruppe von 4 Häusern am Corrençon, etwas ö. der Strasse Lausanne-Bern und 2,3 km s. der Station Payerne der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 42 reform. Ew. Kirchgemeinde Payerne. Landwirtschaft.
(Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem. Kirchberg).
521 m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten Ufer der Emme und 1,5 km sö. der Station Kirchberg der Linie Burgdorf-Solothurn. 29 reform. Ew. Kirchgemeinde Kirchberg.
Landwirtschaft.
Dörfer (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart).
Ehemaliges Hochgericht, das die «vier Dörfer» Trimmis, Zizers, Igis und Untervaz umfasste.
Kam dann vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1851 zum Hochgericht Fünf Dörfer und zum heutigen Verwaltungskreis Fünf Dörfer.
(Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
2406 m. Einer der zahlreichen Grenzpässe zwischen St. Antönien-Partnun im Prätigau und dem Montafon Vorarlbergs.
Leitet von Partnun-Plassecken zwischen dem Sarotlapass (2395 m) und der Rotspitz (2518 m) ins Gargellenthal und nach St. Gallenkirch hinüber.
Der Kamm zwischen dem Plasseckenpass und St. Antönier- oder Gargellenjoch ist für Schmuggler wie gemacht und wird denn auch viel benutzt;
doch bleibt das St. Antönierjoch südl. des Viereckerpasses als eigentlicher Pass viel wichtiger als die erwähnten Uebergänge.
Man kann auch vom Plasseckenpass in S.-Richtung zur Höhe des Viereckerpasses steigen.
Von Partnun (1662 m) bis zur Höhe 2½ Stunden, nach St. Gallenkirch im Ganzen etwa 6 Stunden.
Der Viereckerpass liegt über der Dolinenlandschaft Plassecken und führt über Hornblendeschiefer, der in der Umgebung mit hellerm Gneis und Glimmerschiefer wechsellagert und vom Stock des Madrishorns über die Trias- und Jurakalke der Grenzmauern des Rätikons hergeschoben wurde. An der Westseite liegt unterm Passe der winzige, durch einen Schuttwall gestaute Viereckersee, dessen spärliches niedriges Tierleben durch F. Zschokke bekannt geworden ist.
(Hinter, Mittler und Vorder) (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Escholzmatt).
855 m. Gruppen von zusammen 9 Häusern 2 km s. der Station Escholzmatt der Linie Bern-Luzern. 46 kathol. Ew. Kirchgemeinde Escholzmatt.
Ackerbau und Viehzucht.
(Im) (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raron, Gem. Grengiols).
1083 m. Gruppe von 7 Häusern zwischen Laui- und Untergraben, über der Mündungsschlucht der Binna und am Weg links der Binna nach Binn und ins Längthal;
1 km ö. des Pfarrweilers Bächernhäuser. 44 kathol. Ew. Kirchgemeinde Grengiols.
französ. Lac des Quatre Cantons (Kt. Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern).
In seiner Beschreibung des Lucerner- oder Vierwaldstättersees sagt Joh. Leop. Cysat 1661, dieser See werde in der Stiftungsurkunde der Propstei zu Luzern magnus lacus, der grosse See genannt. Als Volksnamen wird diese Bezeichnung aber nie gebraucht worden sein. Während man vor der Bildung der Vierwaldstätte nur die Namen «am See» und «Luzernersee» kannte, waren später die Ausdrücke «See», «Vierwaldstättersee» und «Luzernersee» gebräuchlich.
Der See liegt zwischen 47° 5' (Küssnach) und 46° 53½' NBr. (Flüelen) und zwischen 8° 18' (Alpnachstad) und 8° 36' OL. von Greenwich (Flüelen). Die Höhe des Seespiegels über Meer beträgt 436,9 m.
Der Vierwaldstättersee gehört wohl zu den kompliziertesten Gebilden der schweizerischen Alpenseen. Wer zum erstenmal an einem schönen Sommertag die Fahrt von Luzern nach Flüelen zurücklegt, wird vor staunender Bewunderung sich kaum Rechenschaft zu geben vermögen von der Mannigfaltigkeit der Landschaftsbilder, die im bunten Wechsel sich folgen. Für die Schilderung teilen wir den See in folgende ¶
natürliche Einzelbecken ein: Urnersee, Gersauerbecken, Weggiserbecken, Kreuztrichter, Küssnachersee, Luzernersee, Hergiswilerbecken und Alpnachersee.
In beinahe reiner S.-N.-Richtung durchschneidet der Urnersee die Kreidekalkketten als ein durch die reissenden Wasser der Reuss ausgewaschenes prächtiges Querthal. Seine Länge von Seedorf bis Brunnen misst 11,5 km, seine grösste breite bei Bauen 2,6 km. Das Querprofil zeigt fast überall steilabfallende Ufer, welche in einer Linie bis zu der Tiefe von 200 m sich niedersenken. Und über dem Wasserspiegel steigen die Felswände in mächtigem Schwung und den groteskesten Gestalten zu 100 und mehr Meter empor.
Niederstürzende Wildwasser, das ewige Spiel der Wellen vom sanften Geplänkel der regelmässig sich einstellenden Bise bis zum wutschnaubenden Wogengepeitsch des Föhn, die unaufhörliche Arbeit der Verwitterung in Verbindung mit dem reichen Wechsel der Gesteinsbeschaffenheit alles hat zusammengewirkt an dem Herausmodellieren von hunderten verborgener Nischen, von malerischen Felsköpfen und phantastischen Uferformen. Dazu kommt noch die Pflanzenwelt mit all ihren Pionieren. Da haben sich an unzugänglichen Stellen Rottanne und Föhre zu reizenden Gruppen zusammengefunden, oder sie bilden mit Buche und Esche stattliche Wäldchen, in deren Schatten die Erdscheibe (Cyclaminus europaea) ihre duftenden Blüten entfaltet.
Die Fahrt von Brunnen bis Flüelen zeigt in instruktiver Weise das Querprofil der beiden Ufer und deren vollständige Uebereinstimmung. Unmittelbar nach der Abfahrt von Brunnen beobachtet man das flache Gewölbe, auf welchem Axenstein steht. Das weisse Band des Schrattenkalkes markiert das Gewölbe ganz vortrefflich. Auf dem korrespondierenden Teil des linken Ufers liegt Seelisberg. Unter dem Schrattenkalk erscheint Neokom und Valangien. Das Rütli liegt auf diesem leicht verwitterbaren Gesteine.
Eine liegende Mulde trennt das Axensteingewölbe vom Frohnalpgewölbe. Diese Mulde mit den geknickten Schrattenkalkfelsen tritt beim Oelberg am östl. Ufer sowie an der linken Seite zwischen Rütli und Bauen in deutlichster Weise zu Tage. Sisikon und die Mündung des Kohlthales bei Bauen bezeichnen die Riemenstalden-Pragelmulde, die dann in der Nähe der Tellsplatte und gegenüber bei Isleten gewölbeartig eingefaltet ist. Mächtig kompliziert ist die Faltung und Fältelung der Neokom-Valangienschichten, welche z. B. an der Axenstrasse uns entgegentreten.
Das Gruonthal rechts und der Bolzbach links machen uns dann mit der Eozänmulde bekannt, welche in breiter Ausdehnung den Boden von Flüelen und Altdorf bildet. Von den Alluvionen nimmt hauptsächlich die Reuss durch ihr stattliches Delta die erste Stelle ein. Auf der linken Seite haben Bolzbach, Isenthalerbach und Bauenbach, auf der rechten Gruonbach und Sisikonerbach stattliche Schuttkegel abgelagert, welche als Delta immer weiter in den See hinauswachsen.
In scharfem Knie und durch das grosse Delta der Muota eingeengt, wendet sich bei Brunnen der See nach W. und bildet die breite Fläche des Gersauerbeckens, welches im W. durch den Bürgenberg seinen Abschluss findet. Seine bedeutende Länge von 14 km und die beträchtliche Breite (3 km bei Forst-Rütenen), sowie der Uebergang des Steilufers in das flache Gelände von Beckenried und Buochs fügen dem Charakter des Grossartigen und Erhabenen, wie wir ihn im Urnersee getroffen, auch einen Zug des Stillen und Lieblichen bei.
Von Brunnen bis Gersau-Rieselten ist der See noch eingeengt in die Steilufer, welche einerseits als Urgon-Schichtenflächen vom Gersauerstock in den See niederfallen, andrerseits von den abgebrochenen Schichtenköpfen des Seelisberggewölbes (Zingelberg, Stutzberg) sich niedersenken. Busch und Waldvegetation schmücken das steile rechte Ufer. Aus dem schmucken Tannengrün grüsst die weisse Kapelle von Kindlismord. Ihr gegenüber lachen grüne Wiesen über den Felsentreppen der Schrattenkalkbänder.
Zwischen Gersauer- und Vitznauerstock ist eine tiefe Erosionsrinne ausgeschnitten. Aus ihr heraus hat der Gersauerbach den mächtigen Schuttkegel aufgebaut, auf welchem das Dorf Gersau steht. Von hier bis an die Obere Nase ist das Ufer wieder wildzerrissen. Eine würdige Wiederholung der Axenstrasse bildet die Strasse von Gersau nach Vitznau. Nur leuchten uns gegenüber nicht die Schneefelder eines Urirotstockes, sondern hinter den grünen Wiesen von Beckenried schauen die Kalkfelsen des Schwalmis und Brisen herunter, und über dem flach geneigten Gelände von Buochs türmt sich die stolze Pyramide des Buochserhorns, ein Jurablock mitten im Kreidegebirge. Besonders das linke Ufer ist von einer Menge grösserer und kleinerer Bäche bearbeitet. So hat der Kohlthalbach bei Rieselten eine tiefe Schlucht ausgefressen. Lielibach, Trätschlibach und Bettlerbach haben schon mehr als einmal die Bevölkerung von Beckenried in Angst und Schrecken erhalten. Die Schuttkegel geben Zeugnis ihrer Arbeit. Von Stans bis Buochs dehnt sich ¶
Vierwaldstættersee
Lief. 281.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 10’ O; 47° 0’ N; 1:150000]
MCE. BOREL & CIE.
V. ATTINGER, SC.
die grosse Alluvialebene der Engelberger Aa aus. Ihren Abschluss findet sie durch das Delta in Buochs, welches seit einigen Jahren Sand für die vielen Neubauten in Luzern etc. liefert.
Das Längenprofil des Gersauerbeckens zeigt zwei Barren: die eine bei der Muota, die andere bei Kindlismord. Erstere, glazialen Ursprungs, erhebt sich bis 92 m, letztere bis 87 m unter die Seeoberfläche. Dadurch wird vom Hauptbecken ein kleineres, das Becken von Folligen, abgeschnitten. Die grösste Tiefe, zwischen Gersau und Beckenried, ist mit 214 m angegeben. Gersauer- und Urnersee bilden jeder für sich ein abgeschlossenes Landschaftsbild. Was beim letztern das scharfe Knie zustande bringt, das vermag beim Gersauerbecken der enge Zusammenschluss des Bürgenstockes an den Vitznauerstock; beträgt doch die Entfernung der beiden «Nasen» bloss etwa 800 m. An dieser Stelle erhebt sich ein neuer Querwall bis 33 m unter den Seespiegel und trennt auch im Längsprofil das weitere Becken ab.
Obwohl der Bürgen in beinahe senkrechtem Schwung 700 m hoch über den Seespiegel emporsteigt und sich der nördl. flankierende Rigi in raschen Stufen bis zur Höhe von 1800 m üb. M. erhebt, erscheint das Weggiserbecken doch viel offener und weiter als das Gersauerbecken. Die westl. Grenze ist eben nur durch die vorspringende «Zinne», einen Sporn des Rigistockes markiert. Seine Längsaxe geht wie diejenige des Gersauerbeckens von O. nach W. und misst etwa 6,5 km. Seine grösste Breite (Weggis-Obermatt) beträgt 3,3 km. In geschützter Bucht unter dem weissglänzenden Kopf des Vitznauerstockes liegt Vitznau.
Hier stossen die Gebilde zweier verschiedener geologischen Epochen aneinander: die Molasseschichten und die Kreidefelsen. Zwischen beiden liegen die Eozänschichten des Felmis. Unmittelbar unter dem Vitznauerstock breitet sich eine grosse Schutthalde aus, die dem Dorfbach das Material zu dem Schuttkegel geliefert hat, auf welchem Vitznau erbaut ist. Noch mehrere solcher Buchten folgen sich auf dem rechten Ufer, alle durch den Rigi vor dem scharfen N.-Wind geschützt. In solchen Buchten liegen Lützelau, Weggis und Hertenstein. Bei Lützelau beobachtet man noch das Trümmerfeld des Bergsturzes von 1659, welcher den berühmten alten Kurort zerstört hat, während auf dem Schlammstrom, welcher Weggis heimsuchte, schon längst die wohl gepflegten Gemüsegärten grünen und gedeihen.
Haben wir die Station Hertenstein hinter uns, so erreichen wir den Kreuztrichter, d. h. denjenigen Teil des Sees, wo die vier Arme des Weggiser-, Küssnacher-, Luzerner- und Hergiswilerbeckens zusammenfliessen. Das Profil des «Trichters» von N. nach S. weist einen Wall in der Nähe der «Zinne» und einen kleinen andern in der Mitte auf. Ersterer steigt bis 8 m unter die Oberfläche.
erstreckt sich nach NO. in der Streichrichtung der Molasseschichten. Von der Linie Ziegelhütte-Meggeninsel bis Küssnach misst die Länge etwa 7 km. Die grösste Breite beträgt an der Basis 2 km. Bei Greppen erhebt sich eine Barre bis 43 m unter die Oberfläche. Die grösste Tiefe auf der Linie Seeacker-Elbbühl beträgt 73 m. Von der «Zinne» an seeaufwärts ist das rechte Ufer noch steil abfallend. Bald aber nimmt der See eine flachere Muldenform an. Damit stimmt auch das begleitende Gelände überein. Der Gebirgscharakter ist zurückgeblieben, und an seine Stelle sind die fruchtbaren Wiesen und Obstgärten des Hügellandes getreten. Wer den Blütenschmuck der Obstbäume geniessen will, der mache im Mai eine Fahrt nach dem lieblichen Flecken Küssnach. In diesem Seeteil befindet sich auch eine kleine Insel, diejenige von Altstad. Hier sind ferner die einzigen Funde aus der Pfahlbauzeit gemacht worden.
In nordwestl. Richtung und an der breitesten Stelle 1,5 km messend, erstreckt sich diese Abflussrinne als Querthal durch die Molasseschichten. Die Linie Seeburg-Tribschen teilt das Becken in einen flachen, seichten untern («Rade») und einen tiefern, allmählig bis 100 m abfallenden obern Teil. Da weiche und harte Sandsteinschichten miteinander und mit Nagelfluh wechsellagern, sind die Uferlinien dieses Beckens wieder reich an stillen Buchten, wo das Wasser an baumbekränzten Felsen plätschert und wo Laichkräuter und Seerosen ihre Blüten entfalten.
Auch eine kleine Insel (gegenüber dem alten Brünigbahnhof in Luzern) gibt dem flachen linken Alluvialufer einen besondern Reiz. Nicht umsonst sind diese Ufer von Meggenhorn bis Seeburg und von St. Niklausen bis Tribschen von zahlreichen herrschaftlichen Villen besetzt. Die Strecke Seeburg-Rebstock ist insofern von besonderm geologischen Interesse, als vom See aus sehr deutlich die Mulde zwischen den beiden Molassegewölben beobachtet werden kann. Zwei Wildwasser haben dem See ein bedeutendes Terrain weggenommen: der Würzenbach durch ein stattliches Delta und der Krienbach durch die Alluvionen von Tribschen bis zum Ausfluss der Reuss. Mit einer Strombreite von 170 m verlässt endlich die Reuss den See.
setzt sich in SW.-Richtung an den Kreuztrichter an. Das Ufer längs dem Bürgenberg ist sehr rasch abfallend und von Kersiten bis Stansstad von steilen Felswänden umrahmt. Diese Strasse ist reich an stimmungsvollen Bildern und wird in der Kaplanei nicht mit Unrecht als «kleine Axenstrasse» bezeichnet. Einen ähnlichen Charakter besitzt die Uferstrecke Stansstad-Hergiswil mit den beinahe senkrechten Kalkwänden des Lopperberges. An dieses Hauptbecken schliesst sich in nordwestl. Richtung die Bucht von Winkel an, die alte Zuflussruine des Krienbaches. Gegen Horw hin öffnet sich dieser Arm in die Alluvialebene des genannten Baches, der zuletzt zum nordöstl. Lauf gezwungen wurde. So bildet denn das Gelände von Kastanienbaum, z. B. vom Bürgen aus gesehen, eine hübsche, mit üppigen Wiesen und dunkeln Wäldern bedeckte Halbinsel im Hergiswilerbecken.
Durch einen rund 150 m breiten Arm steht mit dem Hergiswilerbecken der Alpnachersee in Verbindung. Seine etwa 5 km messende Längsaxe erstreckt sich in NO.-SW.-Richtung. Seine grösste Breite beträgt 1,4 km. Er ist ein Muldensee im Kreidekalk, welch letzterer am rechten Ufer zum Mutterschwanderberg emporsteigt und am linken Ufer den Lopperberg bildet. In einer geologischen Mulde ist einem stehenden Gewässer wenig Gelegenheit geboten, eine bilderreiche Uferlinie herauszumeisseln. So sind auch beim Alpnachersee die beiden Ufer, obwohl sehr steil abfallend, doch monoton. Ein bis 4 m unter die Wasseroberfläche emporragender Querriegel schliesst diesen See vom Hergiswilerbecken ab. Es sind dies die Alluvionen der Engelberger Aa, der auch der flache Boden von Stansstad seine Existenz verdankt. Bei Alpnachstad baut die Sarner Aa mit den beiden Schlieren an ihrem Delta weiter. In allen Beziehungen stellt der Alpnachersee ¶