mittelaterlichen
Burg auf dem sog. Gallispitz zeugen weder Urkunden noch Ueberreste. Der
Ort gehörte zur
GrafschaftKiburg,
kam mit dieser an die Stadt
Zürich und bildete eine Bestandteil des innern Amtes der kiburgischen Landvogtei. Die Kollatur
stand seit 1358 dem Kloster
Töss zu und ging im Reformationszeitalter 1525 anZürich
über. Vergl.
Hauser, K.
Das Gefecht bei Veltheim; Beitrag zur Heimatkunde des BezirksWinterthur (im Sonntagsblatt des Landboten vom 19 März 1893).
-
Rahn, J. R. Die Kirche von Veltheim und ihre Wandmalereien (in der Neuen Zürcher Zeitung. 1899, Nr 225).
1128 m. Gemeindeabteilung und kleines Dorf an voll zur
Sonne exponiertem Hang, am Fuss
des
Col des Planches und 2,3 km nnw.
Sembrancher. 15
Häuser, 102 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Vollèges.
Acker- und Wiesenbau,
Viehzucht.
Nahe der Sommerfrische am
Col des Planches sieht man noch Reste einer Eisengrube des einstigen Minenbetriebes von
Chemin.
Nach O. fällt der Berg
weniger steil ab und trägt
Wald und
Wiesen.
Bequemer Aufstieg auf dieser
Seite von
Levron aus in 5/4 Stunden.
Bildet einen mächtigen Klotz obern Jurakalkes, der auf Dogger und Lias ruht.
Schon seit längerer Zeit befürchtet man den
Absturz des vom Bergkörper durch eine tiefe Spalte getrennten Felskopfes
RocSaint Jean (1395 m), der dem obern Abschnitt
des Dorfes
Sembrancher verderblich werden könnte.
Wird von einer Bürgergenossenschaft der Gemeinde
Saint Martin bewirtschaftet und
gewöhnlich vom 7. Juli bis Ende September mit 68 Kühen, 50 Rindern, 15 Kälbern, 3 Stieren, 13 Schweinen
und 350 Ziegen bezogen. 7
Hütten, 2
Speicher und Käsekeller, 23 Ställe.
oder Vendeline (Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
475-396 m. Rechtsseitiger Zufluss der Coeuvate. Entspringt in der Landschaft
Ajoie
(Elsgau) s. vom Dorf
Vendlincourt am Fuss einer mit schönem
Wald bestandenen Anhöhe, wendet sich nordwärts gegen
Bonfol und nordnordwestwärts gegen Beurnevésin, um dann beim Grenzstein Nummer 153 in einer
Höhe von 417 m
die
Schweiz zu verlassen, das französische Dorf Réchésy zu durchfliessen und in Courtelevant nach 11,5 km langem
Lauf (wovon 7 auf
Schweizer Boden) zu münden.
Die Vendline gehört somit dem Einzugsgebiet des
Doubs und damit der
Rhone
an.
Sie ist fischreich und speist die grossen
Weier von
Vendlincourt und
Bonfol, in denen eine umfangreiche Karpfenzucht betrieben
wird.
Die vom Flüsschen durchzogene wellige Landschaft ist zwar stellenweise sumpfig, im ganzen aber fruchtbar und gut angebaut.
oder Vendelincourt, deutsch
Wendelinsdorf (Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
450 m. Gem. und Pfarrdorf im
NO.-Abschnitt der Landschaft
Ajoie
(Elsgau), in fruchtbarer und gut angebauter
Ebene und nahe der Stelle, wo die
Vendline am
Fuss einer bewaldeten Anhöhe entspringt; 8 km onö.
Pruntrut und 1,4 km von der Landesgrenze gegen den Ober Elsass entfernt.
Station der Stichbahn
Pruntrut-Bonfol, die in Bälde an das Netz der elsässischen Bahnen angeschlossen
werden soll.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Zollamt und Grenzwachtposten. 155
Häuser, 794 kathol. Ew. französischer Zunge. Sekundarschule.
Elektrisches Licht und Druckwasserversorgung. Ackerbau und Viehzucht.
Steinbrüche und Kiesgruben. Holzschuhfabrikation und
Holzhandel. Uhrenmacherei. Käserei. Die Waldungen s. und sö. vom Dorf bieten reizende Spazierwege. Ausflug
nach dem 6 km ö. der Station Vendlincourt gelegenen
Schloss Morimont im Elsass. Urkundliche Namensformen: 1136 Wandelincort, 1230 Wendelincurth, 1266 Wandlincort.
Heimat eines Edelgeschlechtes. 1266 war ein Eberhart de Wendlincourt Vogt von
Pruntrut. Seine Söhne gehören zu den Wohltätern
des
KlostersKleinlützel
(Lucelle). Nachdem
Schloss und
Herrschaft Vendlincourt eine zeitlang an die
Grafen
von Mömpelgard gekommen, nahm sie Eberhard von Vendlincourt 1316 wieder an sich.
Jean Philippe de Vendlincourt diente unter
dem Admiral Coligny gegen Karl IX, und fand 1570
¶
mehr
in einem Gefecht den Tod. Thiébaut de Vendlincourt, Chorherr des Stiftes St. Michel in Pruntrut, trat alle seine Rechte auf
Vendlincourt an den Bischof von Basel
ab, worauf diese Herrschaft 1570 endgiltig an das Fürstbistum überging, dem sie bis 1793 angehörte.
Nachdem die Gemeinde zuerst bis 1619 nach Damphreux und dann nach Bonfol eingepfarrt gewesen, wurde sie 1816 eigene
Kirchgemeinde. Die dem h. Leodegar geweihte Kirche stammt aus 1864. Als sich nach der Proklamation der sog. Badener Artikel
im katholischen Jura eine lebhafte Opposition geltend machte, musste Vendlincourt, dessen Bewohner in hellen Aufruhr geraten
waren, militärisch besetzt werden. Funde von römischen Münzen.
415-375 m. 3,7 km langer rechtsseitiger Zufluss des Genfersees.
Entspringt in einem
Sumpf an der französischen Grenze und 1 km n. Le Grand Saconnex und bildet auf eine Strecke von 1,1 km Länge die Landesgrenze,
um bei der Häusergruppe Le Vengeron zu münden.
380 m. Gruppe von 5 Landhäusern 3,5 km n. Genf;
links des Vengeron,
nahe dessen Mündung in den Genfersee und 600 m sö. der Haltestelle Les Tuileries der Lokalzüge Genf-Lausanne.
Station der
elektrischen Bahn Genf-Versoix. 20 reform. Ew. Kirchgemeinde Genthod.
Von der einstigen festen Burg, die die Genfer 1589 zerstört
haben, ist keine Spur mehr vorhanden.
(En) (Kt. Waadt,
Bez. und Gem. Lausanne).
620-715 m. Aussenquartier der Stadt Lausanne, an einem leicht südwärts
geneigten Gehänge des Jorat 2-3 km nö. der Stadt gelegen. Grenzt im W. an das Tobel des Flon, im SO. an das Tobel der Vuachère,
im N. an die Gemeinde Épalinges und im S. an den 1,8 km nö. Lausanne gelegenen WeilerLa Sallaz Die Bernerstrasse,
der die elektrische Joratbahn (Lausanne-Mézières-Moudon) folgt, schneidet das Gebiet in zwei nahezu gleiche Hälften.
Ausgangspunkt dieser Joratbahn ist La Sallaz, wohin eine Linie der städtischen Strassenbahnen führt. Postablage in La Sallaz. 29 Häuser, 241 reform.
Ew. Kirchgemeinde Chailly. Landwirtschaft. Ziegelei. Grosser Zimmerplatz und Säge. Ein im obern Abschnitt des Gebietes
etwas westl. der grossen Strasse gelegenes Landgut trägt den Namen Vennes oder Vennes-Signal und lehnt sich an einen waldgekrönten
Felsen an, von dessen Scheitel sich eine umfassende Aussicht bietet.
Ein 500 m nw. davon befindliches Haus heisst Grand Vennes. Etwas westwärts des den Namen Château de Vennes tragenden Landhauses
steht am Weg nach dem Wald von Sauvabelin das Asyl Boissonnet für wenig begüterte Rekonvaleszenten. Am
äussersten NO.-Ende des Gebietes von En Vennes befindet sich die kantonale Korrektionsanstalt Les Croisettes für verwahrloste
Minderjährige. Im 13. Jahrhundert gehörte das Gebiet einem Zweig des ritterlichen Geschlechtes Beyer, Bover oder Bewros
aus Lausanne, der sich den Namen von Venues beilegte.
Jean de Vennes stellte 1269 seine Güter unter die Hoheit des Stiftes Lausanne, das sie 1331 dem Aymon de Blonay zu Lehen gab.
Im 17. Jahrhundert befand sich ein grosser Teil des Lehens von Venues in der Hand der Edeln von Loys. Nachher kam
die Herrschaft der Reihe nach an das Lausanner Bürgergeschlecht Albert, 1775 an Johann Abraham Meyn aus Spanbroek in Holland
und 1795 teilweise an die Stadt Lausanne. Urkundliche Namensform: 907 Vennas, vom
spätlateinischen venna, benna = Umzäunung.
(La) (Kt. Waadt,
Bez. Cossonay und Morges).
662-375 m. Flüsschen im Zentrum und Südabschnitt der Waadt
und bedeutendster
rechtsseitiger Zufluss des Genfersees. Die Venoge entspringt am NO.-Fuss des Mont Tendre mit einer Reihe von Quellen, deren
vier bedeutendste wsw. vor dem Dorf L'Isle sich befinden, während eine andere zur Zeit der Schneeschmelze oder nach starken
Regengüssen als sehr wasserreiche Ueberflussquelle unterirdischer Höhlungen und Klüfte 700 m nw. des
Dorfes entspringt. Alle diese Quellstränge sammeln sich in einem mitten im Dorf L'Isle gelegenen Weier, dem nun die Venoge
entströmt. Sie wendet sich von L'Isle bis Ferreyres nach NO., von da bis unterhalb Eclépens auf eine Strecke von etwa 4,5
km nach OSO. und dann bis zu ihrer Mündung nach S. Auf diese Weise beschreibt sie im Oberlauf einen
nach N. konvexen grossen Bogen. Die Mündung erfolgt 2,5 km w. Saint Sulpice. Bis zur Tine de Conflens ist das Flussbett ziemlich
tief eingeschnitten, worauf sich das Thal allmählich weitet und gegen die Mündung hin zu einer breiten
Ebene wird. Laufstrecke L'Isle-Tine de Contiens (505 m) 600 m ö. Ferreyres: 9 km lang und 0,16% Gefälle; Tine deConflens-Brücke
unter Cossonay (430 m): 9 km lang und 0,08% Gefälle; bis zur Mündung (375 m): 13 km lang und 0,04% Gefälle.
Gesamtlänge des Flusslaufes 31 km. Die Tine de Conflens bildet eine kreisbogenförmige Felsschlucht,
in der sich die Venoge mit dem Veyron, ihrem bedeutendsten Nebenarm, vereinigt. Beide Flüsschen bilden an dieser Stelle einen
Wasserfall, von denen aber derjenige der Venoge infolge eines ihr Wasser ableitenden Fabrikkanales zeitweise verschwindet.
Trotzdem der Veyron bis zu seiner Mündung in die bis dahin bloss 9 km Länge messende Venoge 20 km lang
ist, behält doch diese letztere sowohl ihrer stärkern Wassermenge als auch der Richtung des vereinigten Flusslaufes wegen
Namen und Charakter als Hauptfluss bei. Die Lauflänge von der Quelle des Veyron bis zur Mündung der Venoge würde 42 km
betragen.
Das Einzugsgebiet der Venoge misst rund 250 km2. Im N. umfasst es ⅔ der nur 1,5 km breiten Zone des Mormont zwischen
Venoge und Nozon und im O. von Oulens an die untern W.-Gehänge des Jorat bis zu dessen SW.-Ende; im S. und in der Mitte erstreckt
es sich auf einen grossen Abschnitt des subjurassischen Mittellandes zwischen Morges und La Sarraz, im W.
endlich auf die vom Veyron durchflossene Ebene und die SO.-Flanke des Jurakammes Mont deBière-MontTendre-Molendruz.
Der Niveauunterschied, vom Gipfel des Mont Tendre (1683 m) bis zur Mündung der Venoge (375 m), ist somit ein sehr bedeutender.
Der obere Abschnitt des Einzugsgebietes trägt Sennberge und besonders Wald, der Abschnitt im Waadtländer MittellandWald,
Felder, etwas Reben und Sumpfland (im W.). Unterhalb Cossonay vorgenommene Wassermessungen haben ergeben, dass die Venoge bei
Niedrigwasser 0,6 m3 per Sekunde liefert. Die zur Zeit der Schneeschmelze beobachtete maximale Wasserführung beträgt 45 m3
per Sekunde.
rechts: der Veyron
aus dem W.-Abschnitt des Einzugsgebietes mit der Flanke des Mont Tendre, der Ruisseau de Vallangon mit
dem Ruisseau de Vérenaz und der Ouffemaz aus der Umgebung von Cossonay, die Senoge und die Arenaz vom Plateau über Morges her.
Im Oberlauf durchfliesst die Venoge die beiden DörferL'Isle und Cuarnens.
auf der nämlichen Strecke (von der Fabrik unterhalb La Sarraz auf eine Länge von 7,2 km bis zur Illette unter Cossonay) begann 1900 und
ist bis heute (1908) noch nicht vollendet. Deren Kostenvoranschlag beträgt Fr. 400000. Andere Arbeiten werden z. Z. noch
in L'Isle ausgeführt. An dem zu Rutschungen geneigten westl. Thalgehänge im Abschnitt unterhalb Cossonay
mussten anlässlich der Strassenkorrektion und der Erstellung der Drahtseilbahn zwischen Station und Stadt Cossonay Schutzbauten
ausgeführt werden. Die Venoge wird von zahlreichen Strassen- und 5 Eisenbahnbrücken, sowie von einigen Fussgängerstegen
überschritten. Ziemlich alt sind die Strassenbrücken unter La Sarraz (1759 erbaut) und nahe der Mündung,
während die hohe Eisenbrücke von Cossonay 1884 erstellt wurde.
Die Venoge versieht eine Reihe von industriellen Anlagen mit Triebkraft: eine Gerberei in L'Isle, ein Elektrizitätswerk (die
Société de la Venoge, die kürzlich mit der Elektrizitätsgesellschaft der Eaux de Joux fusioniert hat) unter Ferreyes, eine
Deckenfabrik unter La Sarraz, eine Spinnerei und Tuchfabrik in Eclépens, eine Fabrik elektrischer Kabel
in der Illette unter Cossonay, grosse Mühlen in Cossonay, eine Spinnerei unter Vufflens la Ville und eine Schokoladenfabrik zwischen
Bussigny und Échandens.
Daneben treibt die Venoge noch 9 Kundenmühlen (in L'Isle, Cuarnens, Eclépens, Gollion und Vufflens la Ville) und mehrere Sägen.
Im 17. Jahrhundert stand die Venoge vermittelst des Kanales von Entreroches mit der Orbe in Verbindung und diente so dem Warentransport
auf dem Wasserweg zwischen dem Genfer- und Neuenburgersee. Dieser Kanal, von dem einige Stücke noch erhalten sind, begann
unterhalb Lussery und zog nordwärts durch eine kleine Schlucht im Mormont gegen das Gebiet der Orbesümpfe
hin. Urkundliche Namensformen: 937 Venubia, im 12. Jahrhundert Vinogia, 1316 Venogy (mit stummem y). Der Name ist wahrscheinlich
keltischen Ursprungs.
Der Ort
war bis zu Ende des 18. Jahrhunderts sehr verrufen.
Gegenüber, am rechten Flussufer und näher am See sind auf Boden der
Gemeinde Préverenges seit wenigen Jahren einige Häuser errichtet worden, die den Namen Villa des Roseaux
tragen.
deutsch Venthen (Kt. Wallis,
Bez. Siders). 813 m. Gem. und Pfarrdorf an dem von Siders allmählich
gegen den Mont Bonvin und den Kamm von Les Autannes austeigenden Thalgehänge rechts der Rhone, dem die Südexposition, das milde
Klima und die Fülle der Bodenprodukte der mannigfaltigsten Art den Beinamen der «Noble Contrée» eingetragen haben. Postablage,
Telephon. Gemeinde, mit Anchettes und Moulin: 67 Häuser, 492 kathol. Ew. französischer Zunge; Dorf: 48 Häuser, 339 Ew.
Das Dorf liegt mitten in fruchtbaren Feldern und an Obstwuchs reichen Wiesen, an die sich westwärts Rebberge anschliessen.
Bemerkenswert ist neben der dem h. Sebastian geweihten Pfarrkirche noch das grosse und massive ehemalige Haus der Grundherren
der Gegend, das heute als Gemeindehaus dient und bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Archiv des gesamten
Zehntens Siders enthielt. Die Herrschaft Venthône wird seit 1131, das Schloss seit 1268 urkundlich erwähnt. Den seit Ende
des 14. Jahrhunderts erloschenen Herren von Venthône folgten die de Platea aus Visp, welche Familie zwar selbst ausgestorben
ist, durch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen aber die heute noch blühenden und einflussreichen Geschlechter
de Preux und de Chastonay aus der Waadt
nach dem Wallis
angezogen hat. Im WeilerAnchettes sieht man das Stammhaus der de Preux, ein weitläufiges
Gebäude mit zwei spitz behelmten Türmen.
Hier wurde als eines der berühmtesten Glieder des Geschlechtes Pierre Joseph de Preux, 1844-1875 Bischof
von Sitten, geboren.
Während früher noch ein Teil der Bewohner von Venthône mit Vorliebe deutsch sprach, hat jetzt (hauptsächlich
infolge des Fehlens einer öffentlichen deutschen Schule) das Französische vollständig die Oberhand gewonnen. Gräberfunde
aus der Eisenzeit zwischen Muraz und Anchettes. Urkundliche Namensformen: 1202 und 1226 Ventona, 1360 Venthona, 1438 Venthone.
(Ruisseaudela) (Kt. Freiburg,
Bez. Saane).
990-649 m. 2 km langer rechtsseitiger Zufluss der Saane. Entspringt an der durch das
Thal von La Roche von der Berra getrennten Höhe der Combert und fliesst in tief eingeschnittenem und raschem
Lauf westwärts.
oder Verraye(La) (Kt. Waadt,
Bez. Vevey).
1790-377 m. 4,3 km langes Wildwasser. Entspringt zwischen der Dent de Merdasson und
den Rochers de Naye, durchfliesst den Vallon de la Veraye und mündet unterhalb des Dorfes Veytaux von rechts
in den Genfersee. Liegt gewöhnlich fast trocken. Sein Bett ist in Lias und Bathon eingeschnitten. Der Wildbach fliesst über
seinen ziemlich stark geneigten Schuttkegel ab, den die Simplonbahn in einem Einschnitt und im Tunnel unter dem Bachbett durchzieht.
Der Verbano oder Langensee gehört zur W.-Gruppe der lombardischen Seen. Er liegt zwischen 46° 10' 48"
und 45° 43' 22" NBr. und 8° 28' 53" und 8° 51' 51" OL. von Greenwich. Bei Luino, unweit der Mitte des Sees, wird er vom 46. Breitengrad
geschnitten, der auch den Luganersee (bei Lugano) und den Comersee (bei Varenna) zentral quert. Seine Eigenschaft
als längster See von ganz Italien (Länge gleich dem 20 fachen der Breite) rechtfertigt vollauf die deutsche Bezeichnung
«Langensee», während der italienische Name «Lago Maggiore» (und nach ihm das französische «Lac Majeur») von bloss lokalem
Wert ist und den «grössern» See zu den kleinern Seebecken der Nachbarschaft in Gegensatz stellt. Der
Name «Lago Maggiore» beginnt seit dem 12. Jahrhundert in Gebrauch zu kommen; vorher hiess der SeeLago di Stazzona oder Stacionensislacus, nach dem Hauptort des wichtigsten am See gelegenen comitatus, dem heutigen Angera. Der klassische Name Verbano (lacusVerbanus) für den Langensee geht gleich den Bezeichnungen Ceresio für den Luganersee und Lario für den
Comersee auf Plinius, Polybius und Strabo zurück.
Der See ist von gewundener Gestalt, zeigt aber keine scharfen Ab- und Umbiegungen. Seine allgemeine
¶
mehr
Längsaxe weist eine leichte konvexe Ausbiegung gegen W. auf. Im einzelnen lassen sich drei aufeinanderfolgende Kurven unterscheiden,
deren jede ihre konkave Krümmung ostwärts richtet: Magadino-Maccagno, Macagno-Ispra und Ispra-Sesto Calende. Der unter sich
parallele Verlauf beider Uferlinien bildet einen offenkundigen Beweis für das Vorherrschen der fluviatilen Erosion bei der
Ausbildung des Seebeckens. Er wird einzig durch die gegen NW. ausspringende Bucht von Pallanza unterbrochen.
Grössere Halbinselvorsprünge, die offenbar nur landfest gewordene einstige Inseln darstellen, finden sich bei Pallanza und
am MonteSan Quirico. Dazu kommen zwei Gruppen von kleinen Inseln: die zwei Isole di Brissago zwischen Ronco und Gera auf
Schweizergebiet und die vier italienischen Isole Borromee (IsolaBella, Isola Madre, IsolaSan Giovanni und Isola Superiore oder
Isola dei Pescatori).
Die Länge des Sees wird je nach den mehr oder minder genauen Messungsmethoden verschieden angegeben. Die Distanz in der Luftlinie
zwischen den beiden äussersten Enden beträgt 54,475 km, doch fällt diese Gerade fast vollständig
auf festes Land und schneidet die Wasserfläche bloss im untersten Winkel von Lisanza nach La Rotta, wo sich der See zum Aussflusstrichter
des Tessin
einengt. Obwohl also das untere Seeende, streng genommen, vom prachtvoll geschweiften Strand von La Rotta gebildet wird,
pflegt man aus praktischen Gründen als Grenze zwischen See und Fluss die Brücke von Sesto Calende gelten
zu lassen.
Wenn wir die Mittellinie des Sees zwischen den beiden Ufern entwickeln, so erhalten wir eine Länge von 66,3 km, die sich
nach Abzug des Abflusstrichters auf 64,3 km reduziert. Diese letztere Zahl gibt uns die eigentliche geographische
Länge des Langensees. Das der Schweiz angehörende oberste Seebecken von der Mündung der Verzasca bis zur Querlinie von Valmara
ist 13,5 km lang. Die maximale Breite, zwischen Cerro und Feriolo als Senkrechte auf die Mittellinie gemessen, beträgt 9,5
km, bezieht sich aber nicht einzig auf das Stammbecken, sondern erstreckt sich noch auf den seitlichen
Golf von Pallanza, einen Ueberrest des ehemaligen ossolanischen Seearmes.
Die grösste Breite des Stammbeckens beträgt
zwischen Barbé und Bedero, nahe dem Zentrum des Sees, 4870 m. Sie ist etwas
geringer im schweizerischen Anteil und misst hier zwischen Ronco und Gera bloss 4700 m. Die mittlere Breite
(aus 63 in gleichmässigen Zwischenräumen von je 1 km ausgeführten Messungen und aus 13 andern an Stellen ausnahmsweiser
Einengung oder Verbreiterung des Seebeckens) berechnet sich auf 2,987 km und wäre 3452 km ohne den Abflusstrichter von Cichignola
bis Sesto Calende. Die geringste Breite auf offenem See, zwischen Angera und Arona, misst 1030 m.
Die Fläche des Langensees beträgt: nach O. Marinelli 212,20 km2, nach A. Pestalozza 214 km2, und nach dem StatistischenJahrbuch derSchweiz1907 214,27 km2 (wovon 42,46 auf den schweizerischen und 172,11 auf den italienischen Anteil entfallen).
Sie erreicht also bei weitem nicht die Hälfte derjenigen des Genfersees und selbst nicht des Bodensees.
Seine grösste Tiefe mit 372 m (Statist. Jahrbuch derSchweiz: 365 m) wird unter allen Seen der Alpen und ihrer Randländer nur
noch vom Comersee (410 m) übertroffen. Die mittlereTiefe misst 175 m. -
Olinto Marinelli schätzt das Volumen des Langensees auf 37,1 km3. - Unter möglichster Berücksichtigung
aller Einzelheiten im Verlauf der Uferlinie erhalten wir als Umfang des Sees 170,25 km, wovon 76,5 für das Ost- (oder linke)
und 93,75 für das W.- (oder rechte) Ufer. Mit Hinzurechnung von 6,11 km Umfang der Inseln erhalten wir als Mass für die
gesamte Uferentwicklung die Summe von 176,36 km, von denen bloss 34 km oder etwas weniger als 1/5 des
Gesamtumfanges auf die Schweiz entfallen. Kaum 61,1 km Uferlänge sind noch im Naturzustand (Felsen, Strandwälle, Deltas etc.)
erhalten, während 145,26 km von Strassen, Mauern, Häusern und andern menschlichen Kunstbauten begleitet werden.
Betr. die Höhenlage des Wasserspiegels des Langensees sind die Angaben noch stark voneinander verschieden.
Als Mittelzahlen werden 194 m (italienisches militärgeographisches Institut und hydrographisches Institut der italienischen
Marine), 197 m (Dufourkarte) und 196,5 m (Siegfried-Atlas) angegeben. Wenn wir an der Zahl 194 m festhalten, ergibt sich,
dass der Boden des
¶
mehr
Langensees an seiner tiefsten Stelle volle 178 m unter den Meeresspiegel hinunterreicht. Nach Berechnungen des Ingenieurs
Fantoli aus dem Jahr 1907 liegt der Nullpunkt des Limnimeters von Arona 192,95 m über Mittelwasser des Meeres in Genua und
der Mittelwasserstand des Langensees 192,95 +0,55 = 193,50 m über Meer.
2. Wasserhaushalt.
Die Fläche des gesamten Einzugsgebietes des Langensees misst 6200 km2 nach Ingenieur A. Pestalozza, 6466 km2 nach Ingenieur
Sassi und 6358,5 km2 (oder 1/45 der Gesamtfläche des Königreichs Italien) nach Dr. Carlo Reale. Dieses auf alle
Fälle sehr umfangreiche Sammelgebiet ist grösser als dasjenige des Comersees und besonders auch umfassender
als das des Gardasees, der trotz seiner bedeutenden Ausdehnung nur über ein sehr beschränktes Einzugsgebiet verfügt.
Bemerkenswert und im ganzen Alpensystem einzig dastehend ist die Tatsache, dass das Einzugsgebiet des Langensees, dessen Umfang
rund 480 km misst, die Gestalt einer ziemlich regelmässigen Ellipse von nicht stark verschiedenen Durchmessern
(grosse Axe 107 und kleine Axe 88 km) aufweist. Auch das Seebecken selbst liegt innerhalb seines Sammelgebietes weit weniger
exzentrisch als dies für die übrigen alpinen Randseen der Fall ist. Es bildet somit das gesamte Gebiet des Langensees eine
kompakte und symmetrische Region mit dem Seebecken als deren Herz.
Genfer- und Comersee z. B. haben je ein enges und stark in die Länge gezogenes Sammelgebiet, das fast
ausschliesslich aus dem Thal des Hauptzuflusses besteht, dessen untergetauchten untersten Abschnitt der See selbst darstellt.
Während so die eben genannten Einzugsgebiete sich mit einer geneigten und am untern Ende unter Wasser getauchten Kanalrinne
vergleichen lassen, erscheint dasjenige des Langensees vielmehr als ein weitgespannter Trichter, gegen
dessen Boden die Wasser von allen Seiten her zusammenströmen. Dazu kommt, dass der Langensee zugleich auch der tiefst gelegene
der westlombardischen Seen ist: Ortasee 290 m, Luganersee 271 m, Lago di Varese 239 m, Comersee 198 m, Langensee 194 m.
Die eben geschilderten topographischen und Höhenverhältnisse, sowie das Vorhandensein von beträchtlichen tributären Seen
(z. B. Luganer-, Orta- und Varesesee) machen den Langensee zum grössten Sammelbecken aller italienischen Seen. Während der
Comersee sich nach unten, in der Richtung auf die Poebene in zwei Arme spaltet, bestand der Langensee in der geologischen
Vorzeit aus zwei von den Alpen her gegen die heutige Seemitte konvergierenden Zweigen, d. h. demjenigen des Tessinthales und
dem ossolanischen Zweig. Dessen letzten Ueberrest stellt der kleine Lago di Mergozzo dar, der noch in historischer Zeit durch
die Geschiebemassen der Tosa vom Borromäischen Golf des Langensees abgeschnürt worden ist.
Der Langensee erhält vier grosse Zuflüsse: den Tessin,
die Maggia, die Tosa und die Tresa, letztere als Abfluss
des Luganersees, dessen Einzugsgebiet mit dem Thälchen von Bene sozusagen bis auf wenige Meter an den Comersee hinanreicht.
Wenn wir nun noch die Höhen- und Niederschlagsverhältnisse des Langenseegebietes, die Umbiegung der Alpenkette mit
steigender Höhe vom Gotthard bis zum Monte Rosa und die ungleiche
Höhenlage beider Uferzonen des Sees - steil und hoch im W.,
weit, nieder und gegen die flache Poebene auslaufend im O. und SO. -
betrachten, so sehen wir, dass dieses Gebiet wie kein zweites dem Einfluss feuchter Winde ausgesetzt sein
muss. In der Tat ergibt sich längs der ganzen alpinen Zone nordwestl. vom Langensee und speziell in einer den Monte Rosa und
den Margozzolo oder Mottarone umfassenden Ellipse, die vom Pater Denza als das niederschlagsreichste Gebiet von Europa bezeichnet
wird, eine ausserordentlich starke Kondensation des Wasserdampfes. Folgende Zusammenstellung gibt nach
den Berechnungen von Aless. Pestalozza das Mittel des Niederschlags für den Zeitraum 1879-1888 in Millimetern:
Diese Verhältnisse zeigen uns, dass der Langensee auch bedeutenderen Niveauschwankungen ausgesetzt ist als irgend einer der
alpinen Randseen. Nach Ingenieur Vincenzo Clerici haben im 19. Jahrhundert diese Schwankungen des Langensees eine Amplitude
von bis zu 7,95 m erreicht. Ja, eine alte Ueberlieferung will, dass im Jahr 1177 der Seespiegel
bis auf volle 10,80 m über den Niederwasserstand angestiegen sei.
Die durch den Tessin
dem Langensee entströmende Abflussmenge schwankt vom Minimum von 59 m3 (Ing. Cipolletti) oder 100 m3
(Ing. Valentini) in der Sekunde bis zum Maximum von 5000 (Lombardini) oder 5400 m3 (Valentini) und
beträgt im Durchschnitt 411 m3 per Sekunde.
Solche Wassermengen setzen uns nicht in Erstaunen, wenn wir bedenken, dass der Langensee (ungerechnet die zeitweise trocken
liegenden Wildbäche, die an den Ufern und unterseeisch entspringenden Quellen etc.) nicht weniger als 116 beständige Wasseradern
erhält, worunter 17 eine Lauflänge von mehr als 10 km, 9 eine solche von mehr als 20 km und 4 eine
solche von mehr als 40 km haben. Sehr zahlreich sind im Einzugsgebiet die kleinen Seen, besonders die Karseen in den zirkusförmigen
Thalabschlüssen der Hochalpen.
Der tiefst gelegene See dieses Typus ist der 850 m lange Lago Delio (922 m) zwischen Maccagno und Pino,
der in der Luftlinie 1,7 km vom Langensee und 2,3 km von der Schweizergrenze entfernt liegt. Im Moränenamphitheater rund
um das untere Ende des Langensees finden sich noch kleine Weier als letzte Reste von ehemaligen Moränenseen. Andere kleine
Seebecken (Ghirla, Ganna) sind Flussthalseen, und auch der Typus der Stauseen fehlt nicht: durch einen
Bergsturz im Jahr 1642 aufgedämmter See von Antrona, Gletscherstauseen auf dem Griespass etc. Mehr als 300 Seen und Seelein,
deren Höhenlage von 196 bis 2650 m schwankt, sind dem Langensee tributpflichtig.
¶