(Kt. Zürich,
Bez. Uster). Gem. und grosses Pfarrdorf,
Brücke über die
Aa 465 m, Burg 497 m. Hauptort des Bezirkes Uster,
an der
Aa und 2 km ö. vom
Greifensee. Station der Linie
Zürich-Uster-Rapperswil. Station der Dampfschiffahrt auf dem
Greifensee.
Elektrische Strassenbahn
Uster-Oetwilam See. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Egg,
Meilen,
Mönchaltorf und
Esslingen. Die politische Gemeinde Uster zerfällt in folgende 11 Zivilgemeinden:
11)
Winikon mit
Gschwader und Dorf
Winikon. Zusammen: 1090
Häuser, 7623 Ew. (wovon 6539 Reformierte, 1067 Katholiken und 12 Israeliten);
Dorf Uster
(Kirchuster) 391
Häuser, 3114 Ew. (1888: 2603 Ew., also Zunahme um 19,7%).
Im Dorf Uster sind
ausser vielen stattlichen Privathäusern hervorzuheben die reformierte und die katholische Pfarrkirche, das Primar- und Sekundarschulhaus,
sowie die «Burg»
(Schloss) auf einem die Gegend beherrschenden Hügel (497 m) mit prächtiger Aussicht auf dieAlpen.
Sie enthält die Räume für die Bezirksbehörden
(Statthalter, Bezirksrat, Bezirksgericht) und dient auch als Bezirksgefängnis.
Ursache des Wachstums ist die starke Entwicklung der Industrie.
Die ganze Gemeinde zählt 25 Fabriken, darunter 7 Baumwollspinnereien mit zusammen 82000 Spindeln, 6 mechanische Werkstätten, 3 Maschinenfabriken, 1 Automobilfabrik, 1 Velofabrik, 2 Ziegeleien, 2 Buchdruckereien
etc. Die Bankinstitute - Sparkasse des Bezirkes Uster (gegründet 1836), Filiale der Zürcher Kantonalbank,
Kreisbank der Schweizerischen Volksbank - zeigen durch ihre wachsenden Umsätze die Bedeutung
Usters. Durch den Bahnhof gehen
im Tag 27
Züge; im Jahr 1906 wurden 155328 Fahrkarten gelöst; 23248 Tonnen Waren kamen an und 12094 Tonnen gingen
ab.
Das geistige Leben ist sehr rege. In den drei
Dörfern
(Kirchuster, Niederuster und Oberuster) finden wir ausser 2 Kleinkinderschulen, 16 Primarlehrern
und 5 Sekundarlehrern noch eine gewerbliche Fortbildungsschule (8 Lehrer und 141 Schüler), 1 Handelsschule des kaufmännischen
Vereins
(7 Lehrer und 32 Schüler), 5 Gesangvereine, ein Dilettantenorchester etc. Zwei Zeitungen erscheinen
wöchentlich dreimal.
Von öffentlichen Werken finden wir: seit 1880 eine Quellwasserversorgung aus dem
Aathal mit 1300-1400 Minutenlitern
Wasser;
seit 1897 ein Elektrizitätswerk;
seit 1908 ein Gaswerk.
Die Gemeinnützige Gesellschaft errichtete 1889 ein Krankenasyl,
das jetzt 45
Betten zählt. Für ein Altersasyl ist ein
Fonds von 100000 Fr. vorhanden. 1904 wurde in Uster
durch die gemeinnützigen Gesellschaften des Bezirks und Kantons die zürcherische Anstalt für bildungsunfähige geistesschwache
Kinder gegründet (mit 65
Betten).
In
Riedikon am
Greifensee Pfahlbauten aus der Steinzeit. Daneben weist Uster auch Einzelfunde aus dieser Zeit auf. Im «Chaibehölzli»
bei
Nänikon und bei Oberuster mehrere Grabhügel aus der Hallstattperiode. Römische Ansiedelungen bei
Riedikon, auf dem
Bühl bei
Nänikon und im Buchwald ob Oberuster; am
Schlossberg römische Gräber; da und dort Einzelfunde
aus römischer Zeit. Alemannische Ansiedelung. 775: Ustra, 952: Ustera (ustra villa = gastfreundliches
Haus, Fremdenherberge).
In
Nossikon,
Nänikon,
Wermatswil und Oberuster alemannische Gräber.
Das Chorherrenstift Grossmünster hatte frühe Besitzungen zu Niederuster. Seit 1402 gehörte Uster als Bestandteil der Landvogtei
Greifensee zu Zürich.
Es hatte auch seine Edlen, die nach der wenig zuverlässigen Historia Welforum gleich den
Herren von
Rapperswil
einer unächten Linie der Welfen angehören sollen. Die Kirche soll um 1099 durch einen Heinrich von
Rapperswil gestiftet worden sein, dessen auch das Jahrzeitbuch von Uster gedenkt. Der Kirchensatz von Uster gelangte 1300 mit
der gesamten
HerrschaftGreifensee durch Verkauf von den
Grafen von
Rapperswil an die
Landenberg, mit Ausnahme der Burg und eines
grossen Teils der Gemeinde.
Der Freisitz kam um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbweise an die Freiherren von
Bonstetten, die freilich
erst 1320 ausdrücklich als Besitzer der Burg genannt werden; sie hatten diese inne von 1320-1524. Die dazugehörige Vogtei
gelangte 1564 an die Stadt
Zürich, während die Burg den Besitzer oft wechselte. 1492 brannte der
Turm ab; 1526 ging auch
das daneben stehende Wohnhaus in Flammen auf, worauf 1529 der
Turm als Wohnung neu hergestellt wurde. 1752 umgab man ihn mit
einem Wohnhaus, und in der Mitte des 19.
¶
mehr
Jahrhunderts baute man die ganze Anlage in unschöner Weise um. Der Turm wurde zum Bezirksgefängnis, die Wohnung aber zu
einer Wirtschaft eingerichtet. Im untern Teil des Turmes fand man die Reste zweier Ritterrüstungen aus der Zeit der Burgunderkriege.
Seit 1438 gehörte die Kollatur dem Kloster Rüti; sie kam 1525 an den Rat von Zürich.
1638 wurde Volketswil und 1767 Gutenswil
kirchlich von Uster abgetrennt. Die Bevölkerung von Uster zeichnete sich frühe durch ihren freiheitlichen Sinn aus.
Die Staatsumwälzung von 1798 wurde von ihr lebhaft begrüsst, und 1804 gab es im Dorf anlässlich der Leistung des Treueides
gegenüber der neuen Regierung störende Auftritte. Die Regeneration der dreissiger Jahre wurde durch
den bekannten «Ustertag» eröffnet: Am strömten in Uster 8000-10000
Mann zusammen, welche auf dem «Zimiker» das berühmte Memorial von Uster
erliessen, eine Erweiterung des Küsnachter Memorials mit der Forderung von Volkssouveränetät, Rechtsgleichheit, direkten
Volkswahlen, Abschaffung des Zensus, Trennung der Gewalten, Oeffentlichkeit der Verwaltung, Petitionsrecht
etc. (Zur Erinnerung daran wird noch heute alljährlich eine «Ustertagfeier»
veranstaltet).
Als aber die Radikalen nach 1830 zu ausschliesslich regierten, zeigten sich bald Spuren von Unzufriedenheit; so zündeten 1832 an
der Feier des Ustertages verbitterte Handwerker aus dem Oberland eine Fabrik in Uster an (Brand von Uster).
Als in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts der Zug
nach Demokratisierung im Kanton Zürich
lebhafter wurde, stand Uster mit Winterthur voran.
Unter den Männern der Opposition befand sich auch Sekundarlehrer (1850-1869) und Redaktor J. C. Sieber von Uster, der spätere
Regierungsrat und Erziehungsdirektor. In Uster wirkte von 1863-1870 als Pfarrer Salomon Vögelin, ein
freisinniger und geistvoller Mann von grosser Bedeutung. Er war später Professor für Kultur- und Kunstgeschichte an der
Universität Zürich.
Seine Arbeiten über Schweizergeschichte, Kunstgeschichte und Epigraphik erwarben ihm einen bedeutenden Namen.
Ausserdem sind von hervorragenden Männern zu erwähnen: Jakob Guyer, genannt «Kleinjogg» oder der «philosophische
Bauer», geboren in Wermatswil;
er machte durch rationelle Verbesserungen den vernachlässigten Katzenrütihof zu einem Musterbetrieb
seiner Zeit und wurde u. a. von Goethe (1775) und von Herzog Eugen Ludwig von Württemberg besucht. - Oberst Heinrich Kunz,
genannt der «Spinnerkönig», der 1823 die erste Baumwollspinnerei gründete.
- Heinrich Grunholzer, 1858-1873 Sekundarlehrer in Uster, später Seminardirektor in Münchenbuchsee.
- Pfarrer J. J. Bär (1838-1907), hervorragender Kanzelredner.
Bibliographie. Zeller-Werdmüller, H. Zürcher Burgen.Zürich
1894/95. - Vögelin, Salomon. Neujahrsblätter von Uster 1866 und 1867. -WinterthurerNeujahrsblatt von 1824. - Funde auf derHeidenburg(Antiqua. I, 61). - Dändliker, K. DerUstertag.Zürich
1881. - Keller, L. Die gewaltsame Brandstiftung von Uster.Zürich
1833. - Egli, G., DerBrandvon Uster. Uster 1889. - Wettstein,
W. Die Regeneration desKantons Zürich.
Zürich
1907. Stüssi, A. Die Sekundarschule Uster 1834-1884. - Führer durch Uster; herausgeg. vom Verschönerungsverein.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2971 m. Gipfel in der Piz Languardkette des SW.-Abschnittes der Ofenpassgruppe, 4 km
sö. vom Dorf Bevers über einem langen Grat aufragend. Nach SO. setzt sich die Kette über eine z. T. vereiste Passlücke
und über den vergletscherten Punkt 3137 m zum gleichfalls vereisten Piz Vadret (3171 m) fort.
Der gegen Val Champagna gewendete Abfall ist steil, aber meist begrünt, während die NO.-Seite
in der Höhe wilder, felsig und schuttig ist.
Der Berg wird am besten von Camogask (Campovasto) durch Val Malatt oder über
die W.-Flanke des südlich dieser Ortschaft stehenden Munt Müsella (2631 m) und durch das obere Val Müsella
erstiegen.
Hauptgestein am Piz Utèr ist Gneis, der die Gratkante bildet, aber auf der SW.-Seite einen langen Komplex von
Gneis- und Serizitphylliten einschliesst. Im obersten Val Malatt tritt Granit als Fortsetzung des granitischen und dioritischen
Stockes am Piz Vadret auf.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Seftigen).
547 m. Gem. und Dorf am linken Ufer der Aare, an der Strasse Thun-Kirchdorf und 6 km nw. Thun. Station
der Linie Bern-Münsingen-Thun, die hier auf einer Eisenbrücke über die Aare setzt. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Gemeinde, mit Aarbort, Säget, Stegmatt und Uttiggut: 62 Häuser, 407 reform. Ew.; Dorf: 23 Häuser, 143 Ew. Kirchgemeinde
Kirchdorf. Ackerbau. Am Glütschbach je eine und Säge. Zwischen dem Dorf und der Aare steht eine imposante Burgruine, deren
Mauern an verschiedenen Stellen bis zu 3 m dick und 7 m hoch sind. Die zuerst den Herren von Wädiswil
zustehende Herrschaft wurde seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts unter verschiedene Herren zerstückelt und kam 1505 und 1514 an
den Spital zu Thun, der sie bis 1798 beibehielt. Ein vom Maler Albert Kauw stammendes Gemälde aus 1680 zeigt
das damals noch in ziemlich gutem Zustand befindliche Schloss. Im Mittelalter war Uttigen eine im Kartular der Diözese Lausanne
schon 1228 genannte Pfarrei, deren Kirche ob dem Dorf an der Stelle des heutigen Schulhauses stand und durch eine Feuersbrunst 1536 zerstört,
dann aber nicht wieder aufgebaut wurde, weil man Uttigen nun der Pfarrei Kirchdorf angliederte. Das Uttiggut
gehörte im 18. Jahrhundert der Berner Patrizierfamilie von Frisching. Zur Zeit als auf der Aare die Flussschiffahrt noch im
Schwange war, galt der Engpass des Flusses bei Uttigen als sehr gefährlich und veranlasste in der Tat
auch mehrere Katastrophen, so besonders diejenigen von 1662 und 1836. Ein Grabhügel im Wartwald. 894 und 1271: Utingen.
Leitet sich gleich den Formen hutins, huttins und hautains
vom altfranzös. utins her, womit man die Reben bezeichnete, die an toten Baumstämmen und ihren grössern Aesten gezogen
wurden.
Diese Art des Rebbaues ist in der Schweiz heute verschwunden.
Ortsnamen solcher Art findet man vom Gebiet des Genfersees
und von Orbe dem Jurafuss entlang bis nach Neuenstadt
etwa 30mal vertreten.
(Les) (Kt. Waadt,
Bez. und Gem. Rolle).
380 m. Landhaus sw. vor dem Städtchen Rolle. War ursprünglich ein Lehen der Herrschaft
Le Rosay und ging 1747 als solches samt der Gerichtsbarkeit über an Abraham Frédéric de la Harpe, Burgherrn von Rolle,
und Louis de la Harpe, Burgherrn von Le Mont. Zur Revolutionszeit war das Landhaus der Sitz des Herrn
von Noailles, der stets eine zahlreiche Gesellschaft um sich zu sammeln pflegte.
Landwirtschaft. Nahe dabei befinden sich die grossen Kalksteinbrüche von La Grotte am Mont deChamblon.
In dem 438 m hoch gelegenen und 1,80 m mächtigen Torfmoor hat man 500 m nördl. Les Uttins zwischen den
MühlenCosseau und Chapuis Reste eines ehemaligen Pfahlbaues aufgedeckt.
Die Pfähle stecken im Torf und einer darüber folgenden, 30 cm
mächtigen Lehmschicht. In einer Tiefe von 45 cm unter dem Lehm sind sie verkohlt. Es erscheint als wahrscheinlich, dass sich
dieser Pfahlbau von Les Cléettes nicht an einem einstigen Ufer des Neuenburgersees, sondern hinter demselben
in einem unter Wasser gesetzten Torfmoor befunden habe.
(Kt. Thurgau,
Bez. Arbon).
421 m. Gem. und Dorf am Bodensee. 1 Stunde nw. Romanshorn und an der Strasse von da nach Konstanz. Station
der Linie Rorschach-Romanshorn-Konstanz. Postbureau, Telegraph, Telephon. 113 Häuser, 553 Ew. (wovon 119 Katholiken).
Filiale der Pfarrei Kesswil. Obst- und Wiesenbau, Viehzucht. Stickerei. Elektrizitätswerk und Möbelfabrik. Der Hauptteil
des von einem Wald hochragender Obstbäume umgebenen Dorfes gruppiert sich um die Kirche, der kleinere Teil liegt unten gegen
den See.
Das Dorf ist sehr alt und wird schon 947 zum erstenmal urkundlich genannt. Der Turm war ursprünglich
ein zur Zeit Kaiser Heinrichs († 936) erbauter Bergfried, in dem das Landvolk vor den die Gegend verheerenden ungarischen
Reiterscharen Schutz suchen und Zuflucht finden konnte. Später war er ein Edelsitz, indem 1275 ein Ulrich von Utenwiler genannt
wird. Das Kloster Münsterlingen erwarb schon 1275 Gerechtigkeiten und Güter des Dorfes und war 1412 im
Besitz der ganzen dortigen Vogtei.
Uttwil war ursprünglich eine Kaplanei von Sommeri. Nachdem das Dorf evangelisch geworden, wurde es 1529 zur Pfarrei erhoben.
Nun weigerte sich aber der Pfarrer von Sommeri, Uttwil als Filiale zu übernehmen, weil er auf seine eigenen
Kosten einen Helfer zu deren Bedienung hätte anstellen müssen. So kam denn Uttwil kirchlich zu dem nur 20 Minuten entfernten
Kesswil, dessen Filiale es bis auf diesen Tag geblieben ist. Ein langwieriger und hitziger Streit war 1644-1651 der sog.
Uttwilerhandel: Zur Erweiterung von Kirche und Friedhof und um Baumaterial zu erhalten, hatte Uttwil
die sog. Adelheidkapelle abgebrochen.
Als das Kloster Münsterlingen dagegen reklamierte, verfällten die fünf Orte, des Widerspruches von Zürich
ungeachtet, Uttwil in
eine Busse von 2000 Gulden. Erst am wurde durch Vermittlung Berns der Streit dadurch beigelegt, dass man die Busse
auf 1000 Gulden ermässigte. Im Jahr 1699 wurde Uttwil infolge der Teuerung als eine der Marktstätten
für Korn bestimmt. 1792 Bau der Strasse Uttwil-Bischofszell. In neuerer Zeit ist Uttwil, dessen Schiffahrt früher nicht
ohne Bedeutung war, von dem nahen Romanshorn ganz überholt und in den Schatten gestellt worden. Dies
¶
mehr
änderte sich auch nicht mehr, als Uttwil selbst Eisenbahnstation geworden war.
Dorf: 143 Häuser, 1007 Ew. Die Pfarrei Utzensdorf zieht sich von der Grenze der Gemeinde Kirchberg
zwischen der Emme und dem grossen Oberholzwald hinab bis an die Solothurner Grenze und umfasst die Gemeinden Utzensdorf, Wiler
und Zielebach, welch letztere jenseits des Waldes gegen das solothurnische Wasseramt hin gelegen ist.
Ebenes
und fruchtbares Gelände mit bedeutendem Getreide- und Obstbau. Die Höfe an der Emme litten früher oft unter den Ueberschwemmungen
dieses wilden Bergwassers, das jetzt zwischen hohe Dämme eingebettet ist. Grosse Papierfabrik, zwei Mühlen; Sägerei, Zuckertablettenfabrik;
eidg. Brennerei. Käserei. Zwei Schulhäuser. Sekundarschule. Die 1872/73 neu erbaute Pfarrkirche hat
schöne Glasgemälde und mehrere Gedenktafeln. In Utzensdorf verbrachte der volkstümliche Schriftsteller Albert Bitzius
(Jeremias Gotthelf) seine Jugendzeit und erwarb sich die in seinen Schriften so bewunderungswürdige Kenntnis des bäuerlichen
Lebens. In dieser Gegend haben seine Erzählungen Kurt vonKoppigen und Ein Sylvestertraum ihren Schauplatz.
Heimatsort des berühmten Mathematikers Jakob Steiner (1796-1863), Professor in Berlin; ebenso stammte von hier Johann Weber
(1828-1878), gewesener Regierungsrat, Ständerat und 1872-1878, Direktor der Gotthardbahn. Zuerst zähringisches Allod, dann
unter den Herren von Kiburg, Ersigen, Ringoltingen und Diesbach, kam Utzenstorf 1514 an Bern
und bildete mit dem 10 Minuten
vom Dorf entfernten Landshut bis 1803 eine Landvogtei. 1181: Uzenstorf, d. h. Dorf des Uzzo.
Die Strasse nach Bern
ist mit Hilfe der Gemeinde, des Kantons und des damaligen Schlossherrn im Jahre 1872 erbaut
worden.
Landwirtschaft (Getreidebau).
Aus dem Besitz der solothurnischen Herren von Stein ausSteinhof ging die mit beträchtlichen
Rechten ausgestattete Herrschaft Utzigen 1634 an die Manuel, später an die Jenner und 1682 an die Daxelhofen über, welch
letztere einen mit Statuen geschmückten prächtigen Park einrichteten. 1264: Uzingen;
1266 und 1304: Uozingen, d. h. bei
den Nachkommen des Uzzo (oder Uozo).
Das im Stil Ludwigs XIV. von Samuel Jenner 1660-1670
erbaute Schloss
besass bis 1875 einen befestigten Toreingang und einen von Wohngebäuden, Scheunen und Ställen umgebenen grossen Hofraum.
Der erste Bau gehörte im 12. Jahrhundert wahrscheinlich den Freiherren von Kien aus Worb und dann während
etwa 200 Jahren den Edeln von Stein aus dem solothurnischen Steinhof.
Aus dem Besitz der Familie von Jenner kam das Schloss 1682 in
denjenigen der Daxelhofen aus Bern,
die es 1875 samt dem 28,8 ha umfassenden landwirtschaftlichen Betrieb um die Summe
von 240000 Fr. an ein gemeinnütziges Konsortium des Oberlandes zur Einrichtung einer Armenanstalt verkauften.
deutsch Ufryn (Kt. Wallis,
Bez. und Gem. Sitten).
498 m. Weiler der Gemeinde Sitten, ö. der Hügel Tourbillon und Valeria und rechts
der Liène gegenüber dem Dorf Saint Léonard. 18 Häuser, 262 kathol. Ew. Kirchgemeinde Sitten. Acker- und
Weinbau. Schule. 600 m w. vom Wildbach befindet sich ein ums Jahr 1850 erbauter und zuerst zur Seidenraupenzucht eingerichteter
Meierhof, der Eigentum des Staates Wallis
ist. Nachdem er eine Zeit lang als Waisenhaus gedient, beherbergt er seit nun einem
Vierteljahrhundert ein von elsässischen und französischen Ordensbrüdern unter der geistlichen Gerichtsbarkeit
des Bischofes von Sitten geleitete landwirtschaftliche Schule, die zwar auf Grund von Art. 51 der Bundesverfassung keine schweizerischen
Zöglinge aufnehmen darf, dafür aber etwa 150 Schüler aus dem Ausland (meist Franzosen) zählt.
Der eigentliche Unterricht
wird von weltlichen Lehrern erteilt.
Urkundliche Namensformen 1200: Woures;
1250 und 1281: Wurie;
1267:
Vurie, Wurye;
1333 und 1380: Huvrie;
1447: Huwrez, Ufrez, Ufreyz.
Vom althochdeutschen waura, spätlatein. vouria = «Brachfeld»
herzuleiten.
700-500 m. Auch Oberuzwilerbach genannter rechtsseitiger
Zufluss der Thur;
entspringt im Süsahwald, durchfliesst den Bettenauerweier, nimmt im Dorf Oberuzwil den Bichwilerbach
mit dem Wildbergerbach auf, durchfliesst Ober- und Niederuzwil und mündet nach 5 km langem Lauf 1 km unterhalb Niederuzwil.
Er treibt mehrere Sägen, Mühlen und Fabriken.
Das für gewöhnlich so unschuldige Wässerlein kann zu Zeiten mächtig anschwellen
und grosse Verheerungen anrichten (z. B. Hochwasser vom
Prachtvoll gelegen und mit weiter Aussicht auf Zürcher Obersee,
Linthebene, Speer und die Berge um den Walensee, von Glarus
und Schwyz.
168 kathol. Ew. Landwirtschaft.
Ueber den malerischen
Töbeln des Ranzach- und Aabaches im Tönier- und Burgerwald steht die Ruine der von den Grafen von Toggenburg erbauten und von
Rudolf von Habsburg nach langer Belagerung 1267 durch List genommenen und zerstörten Uznaburg.
¶
(Kt. St. Gallen,
Bez. See). 430 m. Gem. u. kleines Landstädtchen, Hauptort des Bezirkes See, am N.-Rand der Linthebene auf
einer Anhöhe inmitten üppiger Wiesen mit reichem Obstwuchs gelegen; 20 Minuten östl. vom Linthkanal und Schloss Grinau.
Städtchen: 99 Häuser, 696 Ew. An Stelle des
einst als Schutzwehr gegen äussere Feinde dienenden Stadtgrabens sind jetzt Gärten angelegt.
Prachtvolle Aussicht.
Infolge seiner zentralen geographischen Lage ist Uznach seit den ältesten Zeiten der Knotenpunkt eines reichverzweigten
Strassennetzes. Druckwasserversorgung mit Hydranten seit 1875; elektrisches Licht und Kraft seit 1907. Ausser der Kreuzkirche
auf dem Friedhof hat das Städtchen noch eine an Stelle der frühern Michaelskirche mit Antoniushaus im Jahr 1870 erbaute
neue gotische Pfarrkirche, die zwei schöne Gemälde des Uznacher Künstlers Vettiger enthält.
Ein Sekundar- und ein 1893 neu erbautes Primarschulhaus auf der Lezi (Kosten 150000 Fr.) zeugen von dem
Opfersinn der Einwohner. Landwirtschaft (mit noch etwas Weinbau). Seit 1907 besteht eine Obstverwertungsgenossenschaft. Handel
und Gewerbe. Viel Industrie: Eine Bierbrauerei, eine Bau- und Möbelschreinerei, eine Buchdruckerei mit Zeitung;
Schieferkohlen-Bergwerke
und Sandsteinbrüche.
Spinnerei am Uznaberg mit rund 36000 Spindeln, eine Seidenstofffabrik mit 250 Arbeitern
und eine aus der uralten Dattikonermühle entstandene Stückfärberei. Im Rathaus zu Uznach finden die Sitzungen des Bezirksgerichtes
statt und ist das Bezirksgefängnis eingerichtet. Bezirksspital (1890 erbaut) mit 70 Betten. Armenhaus. Leih- und Sparkasse.
Schülersuppenanstalt. Die Wochen- und stark besuchten Viehmarkte lassen sich bis ins 13. Jahrhundert
zurückführen.
Nachdem um Uznach schon zu alten Zeiten militärische Waffenübungen stattgefunden, kommt heute
der Gegend erneute strategische
Bedeutung zu. Das Städtchen Uznach, dessen Wappen eine silberne stilisierte Rose in rotem Feld zeigt, ist eine sehr alte Siedelung.
Urkundliche Namensformen 741: Huzinaha; 745: Uzzinaha. Auf dem das jetzige Städtchen tragenden Sandsteinfelsen
sollen die Römer an der Strasse von Turicum (Zürich)
nach Rätien einen Wachtturm gebaut haben. Im Jahr 354 verwüsteten die Alemannen
die Gegend, worauf sie 496 unter die Herrschaft der Franken kam. 580 predigte der h. Gallus aus Irland hier das Christentum
und gründete in Uznaberg eine christliche Gemeinde. Auf der Stelle der Mark, wo Gallus gepredigt, erbaute
man 856 eine erste Kirche. Der Ort kam der Reihe nach unter die Herrschaft des KlostersSt. Gallen,
der Grafen von Rapperswil und - durch
Erbschaft - der Grafen von Toggenburg (Ende des 12. Jahrhunderts).
Unter GrafDiethelm wurde die durch Rudolf von Habsburg 1267 zerstörte FesteUznaberg samt dem Stätchen
Uznach neu erbaut. Graf Kraft von Toggenburg, Propst am Grossmünster zu Zürich,
liess 1320 in Uznach die St. Michaelskirche samt einem
durch den Orden der Antonier verwalteten Spital zur unentgeltlichen Aufnahme und Verpflegung armer Kranken erbauen. Die Grafen
von Toggenburg zeigten sich überhaupt Uznach gegenüber sehr entgegenkommend und freigebig und beschenkten
den Spital reich mit Gütern und Zehnten (Antonierwiese, Antonierwald).
Der Tod des letzten Grafen von Toggenburg, Friedrichs VII. (1436), machte Uznach zum Zankapfel zwischen Zürich
und Schwyz
und gab Anlass
zum sog. alten Zürichkrieg, in dessen Verlauf Stadt und Grafschaft Uznach 1443 von den Zürchern verheert
wurden. 1450 ward dann zu Einsiedeln das Landrecht der Grafschaft Uznach mit Schwyz
und Glarus
aufgerichtet und besiegelt. 1469 wurde Uznach
von Peter von Raron, dem Erben der GrafschaftToggenburg, den StändenGlarus
und Schwyz
verkauft, welche Stadt und Landschaft durch Landvögte
verwalteten, ihr aber eigene Landsgemeinde und Landrat gewährten. 1493 verbrannte die Stadt und damit auch die 1408 erbaute
und nach der Kreuzbruderschaft benannte Kreuzkirche, die dann samt Turm im Jahr 1505 wieder aufgebaut worden ist. Von der Reformation
blieb Uznach unberührt. 1603 wütete die Pest. 1695 wurde ein Hexenprozess durchgeführt (der sog. Hexenturm
ist 1865 geschleift worden). 1762 verheerte eine Feuersbrunst neuerdings die Stadt. 1798 hatte die ganze Gegend viel
¶
mehr
unter dem durchziehenden fremden Kriegsvolk (Russen, Franzosen und Oesterreicher) zu leiden. Während der Helvetik war dann
Uznach dem Kanton Linth zugeteilt. 1803 kam es an den neugegründeten Kanton St. Gallen,
strebte aber schon 1814 die Vereinigung mit Schwyz
an und
ersuchte den Grossen Rat um Lostrennung von St. Gallen.
Nach Annahme der neuen Kantonsverfassung am wurde
Uznach mit Rapperswil dem st. gallischen Seebezirk zugeteilt. Die Ortsgemeinde Uznach besitzt ausgedehntes Korporationsgut:
grosse Waldungen (Burgerwald) und viel Acker-, Streu- und Rietland.
Von hervorragenden Männern sind zu nennen: P. Anselm Schubiger († 1888 in Einsiedeln), angesehener Komponist und Verfasser
mehrerer geschichtlicher Werke (z. B. Die Antonier und ihr Ordenshaus in Uznach im Geschichtsfreund.
34, 1879);
Isidor Klaus, Bischof von Tubuna und
apostolischer Vikar der Goldküste, 1905 gestorben und in Uznach begraben;
Nationalrat B. Schubiger († 1859) und Ständerat
Emil Schubiger († 1906), zwei hervorragende Grossindustrielle. In der Umgebung von Uznach werden schon
seit sehr langer Zeit interglaziale Schieferkohlen abgebaut, die dem selben Niveau angehören wie die Kohlen von Wetzikon und
Dürnten.
Während früher jährlich bis zu 50000 Tonnen Kohle gefördert wurden, ist der Ertrag jetzt stark zurückgegangen
und lässt sich eine rasche Erschöpfung des Flözes voraussehen.
412 m. Sumpf- und Rietland südl. vom Städtchen Uznach, zwischen der Linth
und dem dem N.-Rand der Linthebene folgenden Kaltbrunner Sammelkanal. 1,5 km lang und 1,4 km breit.
Noch in historischer Zeit
reichte hier zwischen den beiden Buchberg der TuggenerSee bis nahe aus Städtchen Uznach.
Von ihm sind noch
kleine Reste in Form von Wasserbecken und Tümpeln erhalten. Im Uznacher Riet findet der Ornithologe ein hochinteressantes
Feld der Beobachtung, indem die Vogelfauna der Linthebene als eine der interessantesten der Schweiz bezeichnet wird. Im Frühling
rücken die Zugvögel in grossen Scharen ein, um hier bis in den Herbst zu verweilen und an versteckten,
möglichst unzugänglichen Stellen zu brüten. Es finden sich jeweilen auch verschiedene Raubvögel ein, um sich aus der zahlreichen
Vogelwelt ihre Beute zu holen.
Lange war es den Jägern unbekannt, dass die Lachmöve auf den Uznacher
Rietern brüte.
575 m. 1,4 km langer und 1,3 km breiter Korporationswald im NW. der Gemeinde
Uznach, zwischen BadErnetswil im O. und dem WeilerUznaberg im W. Wird vom Ranzachbach durchflossen.
(Ober) (Kt. St. Gallen,
Bez. Unter Toggenburg). 557 m. Gem. und Pfarrdorf im fruchtbaren Thälchen des Uzebaches,
am SO.-Fuss des Vogelsberges und an der grossen Strasse Zürich-St. Gallen. 1 km sw. der Station Uzwil der Linie Zürich-Winterthur-St.
Gallen. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Jonswil und der Station Uzwil. Die politische Gemeinde zerfällt in 3 Ortsgemeinden:
Die Katholiken sind nach Bichwil eingepfarrt, bauen sich aber jetzt im Dorf
Oberuzwil eine eigene Kirche. Eine mechanische Weberei und eine Färberei; mehrere grosse Stickereien. Grosse Mühlenbauwerkstätte
mit etwa 1200 Arbeitern. Giesserei und mechanische Werkstätten mit rund 300 Arbeitern. Das Dorf entwickelt
sich rasch und bildet mit Uzwil und Niederuzwil der Gemeinde Henau eine zusammenhängende grosse Siedelung. Mineralbad Buchen.
Vom Vogelsberg hat man eine schöne Aussicht. Sekundarschule in Oberuzwil. Die reform. Kirche ist 1765 mit finanzieller Unterstützung
des Pfarrers Konrad Blum erbaut worden. Urkundliche Namensformen 817: Uzzevilare; 819: Uzzinewilare. Vergl.
Juchler, J. J. Kleine Kirchenchronik der evangel. Pfarrgemeinde Oberuzwil.Trogen 1866.
(Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio).
380 m. Gem. und Pfarrdorf im Mendrisiotto; 2,5 km n. der Station Chiasso der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso
der Gotthardbahn und 300 m von der italienischen Grenze entfernt. Postablage, Telephon; Postwagen Chiasso-Muggio.
Zollamt. Gemeinde, mit Rongiana und San Simone 148 Häuser, 923 kathol. Ew.; Dorf: 114 Häuser, 654 Ew. Weinbau und Zucht der
Seidenraupe. Ueppiger Pflanzenwuchs. Tabak- und Zigarrenfabrikation. Periodische Auswanderung der jungen Männer als Maurer
und Gipser in die übrigen Kantone. Vom Dorf hat man eine schöne Aussicht aufs Mendrisiotto und die lombardische
Tiefebene. Heimat des Bidhauers Lironi und des Malers Magati.
Bei den Kurgästen Zinals sehr beliebter Aussichtsberg mit prachtvollem Blick auf die umgehende Bergwelt.
Wird von
Zinal her über die Hütte Combasana in der Alpe de Tracuit auf gutem Fussweg in 2¾ Stunden erreicht.
Der Abstieg kann über
die Hütten der Alpe d'Arpitetta und die Zunge des Durand- oder Zinalgletschers nach dem von der Mountethütte zu Thal führenden
Pfad hin
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