Gotteshauses schenkte ihm Kaiser Karl IV. die
Güter von Thorberg, die Peter vom deutschen Reiche zu
Lehen hatte, samt den
Kirchensätzen von
Krauchthal,
Koppigen und
Alchenstorf. An Stelle seiner im Sempacherkrieg 1386 von den Bernern zerstörten
Burg gründete dann Peter im Jahr 1397 ein Karthäuserkloster, das er mit allen seinen Besitzungen nebst
den genannten Kirchensätzen beschenkte. Die Schirmvogtei über das Kloster übergab
er den Städten Bern
und Solothurn,
wozu später auch
Thun kam. In der Folgezeit wuchs durch Vergabungen der Wohlstand des Stiftes in dem Masse, dass es bei Eintritt der Reformation
eines der reichsten
Klöster des Kantons war; unter anderm gehörte ihm das
Bächigut (die sog.
Chartreuse)
bei
Thun. 1528 wurde das Kloster von der bernischen Regierung aufgehoben, worauf die meisten
Mönche nach der
KarthauseIttingen
bei
Frauenfeld zogen.
Die Besitzungen und Gerechtsame des ehemaligen
Klosters wurden von da an bis 1798 durch einen Landvogt mit Sitz in Thorberg
verwaltet. Es gab deren 53 mit je sechsjähriger Amtsdauer. 1803 wurde die Vogtei unter die Aemter Bern
und
Burgdorf geteilt, wobei
Thorberg mit
Krauchthal an
Burgdorf kam. Das im Jahr 1755 umgebaute
Schloss wurde zu einer Armenanstalt eingerichtet und 1848 in
eine Strafanstalt umgewandelt. Neben verschiedenen Gewerben werden die Sträflinge auch zum Betrieb der
ausgedehnten Landwirtschaft verwendet. 1840 diente Thorberg als Gefängnis für die Führer der unter dem Namen der Erlacherhof-Verschwörung
bekannten reaktionären Bewegung. Fund einer Goldmünze mit dem Bildnis Philipps von Makedonien und von Münzen aus Bronze.
Vergleiche Stettlers Versuch einer urkundlichen, Geschichte der Ritter von Thorberg (in denAbhandlungendes historischen Vereins desKantons Bern.
I). -Mülinen, von. Heimatkunde desKantons Bern.
3. Heft. Bern
1883. - Nicklès, abbé. L'AncienneChartreusede Thorberg.Fribourg 1894.
522 m. Gruppe von 7
Häusern, am linken Ufer der
Sitter und 6 km
w. der Station
Mörswil der Linie St. Gallen-Rorschach. 41 kathol. Ew. Kirchgemeinde Bernhardszell.
465 m. Gruppe von 8
Häusern, am linken Ufer der Kleinen
Emme
und 1 km w. der Station
Littau der Linie
Bern-Luzern. 93 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Littau.
Landwirtschaft.
Elektrizitätswerk. Zu einem Wohnhaus umgebaute Ueberreste einer einstigen kleinen Burg.
(Kt. Glarus).
2060 m. Turmartiger Felsvorsprung am W.-Abhang des
Rüchi (2851 m), oberhalb der Baumgartenalp und am W.-Rand
des grossen Erosionskessels des
Fuhrbaches. Er besteht aus Malm und Nummulitenkalk, die einer der vielen dünn ausgewalzten
liegenden Falten angehören, die die Berggruppe des
Nüschenstocks aufbauen. (Siehe das geolog. Profil
des
Rüchi).
Der von der Baumgartenalp herkommende Kistenpassweg überschreitet dieses Malm-Felsband durch eine dicht s. vom
Thorkopf eingeschnittene Nische, das sog.
Thor.
Etwa 1750 m. Malerischer und enger Einschnitt in der senkrechten Berriaskalkwand, die den
Kratzerngrat nach W. fortsetzt. 600 m s. der
Hütten von
Thoralp.
960 m. Am linken Ufer der Kleinen
Simme gelegener Abschnitt des
Dorfes
Zweisimmen.
Hier besassen die Edlen von
Strättligen verschiedene
Güter, die
Ulrich von
Strättligen 1338 der Kirche zu
Spiez vergabte. 1906 stiess man auf die Grundmauern eines im Mittelalter hier befindlichen Siechenhauses.
2046 m. Dreizackiger Bergstock von kühner Gestalt, in der nördlichsten Kette des
Säntisgebirges
zwischen dem
Schäfler und dem Oehrle.
Besteht aus Schrattenkalk. 4 Stunden ssw. vom
FleckenAppenzell.
Der schwierige
Aufstieg erfolgt von der am Fuss der
S.-Wand gelegenen Altenalp her, die von dem stark begangenen Fussweg vom
Wildkirchli auf
den
Säntis durchzogen wird.
Weniger Geübten ist die Ersteigung der Thürme nicht zu empfehlen.
(Kt. Basel Land,
Bez. Sissach).
395 m. Gem. und Dorf am Eingang ins Homburgerthal, an der Strasse Sissach-Hauenstein-Olten und 1,5 km
sö. der Station Sissach der Linie Olten-Basel. Postablage, Telephon. 49 Häuser, 347 reform. Ew. Kirchgemeinde
Sissach. Landwirtschaft. Seidenbandweberei. Auf der Kilchmatt muss einst ein Kloster gestanden haben, von dem Mauerreste
heute noch sichtbar sind.
Von hier läuft sie der Wasserscheide zwischen Zulg und Emme entlang nach dem Kamm der Hohnegg, greift in das Thal des Röthenbachs
hinüber, zieht sich über die Höhen des Staufen und der Schafegg (ohne aber deren Endpunkt, die Falkenfluh, zu erreichen),
steigt in die Schlucht der Rothachen hinunter und erreicht bei Thungschneit gegenüber Uttigen die Aare. Dann
quert sie die Ebene von Uetendorf-Uttigen, läuft eine kurze Strecke der LandstrasseUttigen-Seftigen entlang, folgt dem Höhenzug
des Uetendorfberges, macht eine Schlinge in das Thal der Gürbe und zieht sich dem Oberlauf dieses Flüsschens entlang zurück
nach dem Gantrist.
Der Bezirk umfasst in orographischer Beziehung 3 Zonen:
1) das aus Kalkfels aufgebaute Voralpengebiet der Stockhornkette und der westl. Emmengruppe mit dem Sigriswilergrat und seiner
nordöstl. Fortsetzung bis zum Hohgant;
3) die Ebene von Thun, ein altquartäres Kanderdelta, mit der so überaus typischen Moränen-Hügellandschaft
auf dem linken Aareufer (Amsoldingen).
Von der Stockhornkette gehört zum Amtsbezirk Thun der n. Absturz des Kammes vom Gantrist zum Walalpgrat mit den charakteristischen
Gipfeln des Gantrist (2177 m) und der Nünenen (2087 m), der einen langen, scharfen Kamm bildenden Krummefadenfluh (2015
m), der Kuppe des Hohmad (2079 m), dem schmalen Rasenfirst des Menschelenspitz (2022 m) und Widderfeld (1910 m) und dem breiten,
steil gegen das Stockenthal abstürzenden Gewölbe des Walalpgrates (1918 m). Mehrere Thälchen sind in diese Bergflanke eingeschnitten.
Ausser der breiten Mulde der Gürbe seien das Fallbachthal, der Sulzgraben und der Rufigraben genannt. Die
beiden letzteren liegen im Sommer mitunter fast trocken, während der Fallbach sich das ganze Jahr durch Wasserreichtum auszeichnet.
Die Alpweiden dieses Gebietes sind ziemlich steil und stehen, an Ausdehnung und Ertragsfähigkeit hinter denjenigen
¶
Ein besondres Gepräge erhält diese Landschaft durch die zahlreichen Seebecken, den Amsoldinger-, Uebischi-, Dittlig- und
Geistsee, während die in Urkunden noch als Seen bezeichneten Becken des Aegelsees und zweier ungenannter
Seen unterhalb Uebischi und zwischen Thierachern und Längenbühl durch Verlandung sich in Moorflächen verwandelt haben. Als
Wasserläufe dieser Hügellandschaft seien erwähnt der im Amsoldingersee entspringende Walenbach, der bei Uttigen als Ammletenbach
in den Glütschbach mündet, sowie die dem Geistsee entfliessende Grosse Müsche.
Durch das von der Kander in diesen Hügelwall eingegrabene Flussthal, welches sich gegen die Thunerallmend
hin öffnete, wurde nach deren Ablenkung in den See (1714) der Glütschbach geleitet, der bei Uttigen von links in die Aare mündet.
Das ehemalige Ueberschwemmungsgebiet der Kander und Aare, die von Gwatt bis Uttigen sich ausdehnende, 5 km breite und 9 km
lange Ebene, von welcher ein Teil als Artillerieschiessplatz benutzt wird, ist fast ganz in Kulturland umgewandelt worden.
Die Aare durchfliesst diese Ebene ihrem östl. Rand entlang, so dass das rechte Ufer eine geringere Flächenentwicklung aufweist.
In dieser Ebene oder an ihrem Rand liegen auf dem linken Ufer Gwatt, Schoren, Buchholz, Dürrenast, Allmendingen,
Scherzligen und die neuen Quartiere von Thun mit der Allmend, sowie Teile der DörferThierachern und Uetendorf. Rechts der Aare
liegen Heimberg und, auf dem von der Zulg geschaffenen Delta, Steffisburg mit seinen Vororten. Bei Thun tritt der Berghang des
Grüsisbergs, eines Ausläufers der Blume, bis fast an den Fluss heran, so dass für die Stadt Thun nur
ein enger Raum übrig bleibt.
Ebenso fällt der Bergstock der Blume steil und ohne grössere Terrassenbildung nach dem See hinunter, wo die Ortschaften Hilterfingen,
Oberhofen, Gunten und Merligen auf dem schmalen Ufersaum kaum Raum finden. Besonders steil sind die gegen
den See in parallelen Bogen sich senkenden Abstürze des Beatenberges (2067 m) und des Sigriswilergrates (2053 m), zwischen welchen
das hinter Merligen sich öffnende Justisthal eingebettet liegt. Diese beiden Ketten mit ihren verwitterten Gräten und Karrenbildungen
tragen ein wildes Gepräge, ebenso die ihre Verbindung mit dem Hohgant vermittelnde Kette der Sohlflühe
(1956 m). Der westl. an den Sigriswilgrat angelehnte Bergstock der Blume (1395 m), der Molasse angehörend, entsendet mehrere
tief eingerissene Wasserläufe nach dem Thunersee, so den Stampbach bei Ralligen, den Gunten- und den Oertlibach bei Gunten, den
Kohlgraben bei Oberhofen, den Hünibach oberhalb des Ausflusses der Aare.
Dieses hochgelegene, stark bewaldete Berggelände mit seinen tiefen «Krächen»
und stotzigen «Eggen» trägt den Charakter der oberemmenthalischen Gebirgslandschaft. Das selbe gilt auch von dem 16 km langen Thal
der Zulg, das in seinem unteren und mittleren Lauf schluchtartig eingegraben ist und bis an den Fuss des Hohgant reicht. Es
wird im S. durch den Sigriswilgrat und die von ihm abzweigenden firstartigen, gegen die Zulg steil abfallenden und durch tiefe
Gräben
von einander getrennten Ausläufer, sowie durch die N.-Abdachung der Blume, die den Namen Winterseite
und Homberg trägt, begrenzt.
Den Abschluss bilden die Steilhänge und Felsbastionen der Sohlflühe und des Widderfeld (2080 m). Nördl. von diesem vermittelt
eine Senke die Verbindung mit Schangnau und dem Thal der Emme. Nach N. ist das Thal der Zulg von der Hohnegg
(1529 m) und ihrem westl. Ausläufer begrenzt, dessen Endpunkt, der Hartlisberg bei Heimberg, gegen die Aare abfällt. Den Hintergrund
des Thales nimmt die Gemeinde Eriz ein. Am W.-Fuss der Hohnegg dehnt sich gegen das Thal des Röthenbaches die Gemeinde Ober Langenegg
aus, während Unter Langenegg und Fahrni hoch über der Zulg auf schönem Wiesengelände sich lagern.
Der diese Ortschaften tragende Hügelzug scheidet das Thal der Zulg von dem ihm parallel laufenden kürzeren Thal der Rothachen,
die in den Torfmooren von Ober Langenegg entspringt und zwischen Uttigen und Kiesen in die Aare mündet. Ihr Thal wird im N.
begrenzt durch den Buchholterberg, an dessen S.-Hang die die gleichnamige Gemeinde bildenden Weiler liegen.
Im Hintergrund des Thales liegt am N.-Abhang des Staufen und teilweise schon im Gebiet des Röthenbaches die Gemeinde Wachseldorn.
Der höchste Punkt des Amtes, der Gipfel des Gantrist, erreicht 2177 m, der niedrigste Punkt, die Aare bei Thungschneit, 540 m
Höhe.
Der Amtsbezirk weist innerhalb seiner Grenzen sowohl in landschaftlicher wie in kultureller Hinsicht grosse Gegensätze auf,
da sich auf diesem kleinen Gebiet Oberland, Emmenthal und Mittelland vereinigen. Die auf dem rechten Aareufer gelegenen Ortschaften
mit ihren Bewohnern tragen mehr den Charakter des Emmenthales, während auf dem linken Ufer die Einflüsse
des Mittellandes und des Oberlandes sich kreuzen. Hier finden sich in dem selben Dorfe das den mittelländischen Typus tragende
Bauernhaus und das Oberländerhaus. Die Landschaftsbilder, die sich von der Umgebung Thuns darbieten, sind weltberühmt und
einzigartig durch die Verbindung von Hochgebirge, Voralpen, See und Mittelland.
Der Amtsbezirk umfasst eine Bodenfläche von 28090 ha und zählt 33473 Ew., so dass auf 1 km2 112 Ew.
kommen. Er ist an Flächeninhalt der 9., an Bevölkerungszahl der 2., an Bevölkerungsdichte der 9. Amtsbezirk des Kantons.
Von den in 4403 Häusern wohnenden und auf 7181 Haushaltungen sich verteilenden 33473 Einwohnern gehört
die weit überwiegende Mehrheit der reformierten Konfession an, indem nur 618 zugewanderte Katholiken sind. Die Bevölkerung
ist im Zunehmen begriffen, wie aus folgenden Ziffern sich ergibt: 1764: 12166 Ew.;
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Landwirtschaft, die wegen der grossen klimatischen Unterschiede in mannigfaltiger
Weise betrieben wird. In den Gemeinden Sigriswil, Eriz und Unter Langenegg herrscht Viehzucht vor, in den
tieferen Lagen wird dem Wiesenbau grosse Sorgfalt zugewendet. Der Obstbau ist fast überall vertreten, doch wird die Ernte
durch den im Frühjahr heftig wehenden Föhn und die bis in den Mai auftretenden Fröste häufig gefährdet. Der Rebbau ist
zurückgegangen bis auf ein kleines Gebiet bei Steffisburg und am Seeufer, dagegen wird die Bienenzucht
häufig und mit Erfolg betrieben. Die Güterpreise sind im allgemeinen hoch. Das unproduktive Areal umfasst
¶
mehr
5400 ha, das produktive dagegen 22690 ha. Davon entfallen auf:
Drei Zigarrenfabriken in Steffisburg. Möbelfabrikation in Thun, Kartonnagefabrik in Thun. Drei Bierbrauereien in Steffisburg.
Fabrikation von Milchschokolade in Steffisburg. Ziegelei und Backsteinfabrikation in Steffisburg (Glockenthal). Gipsgruben in
Blumenstein. Grosses Walzwerk und Giesserei in Thun. Die eidgenössischen Werkstätten in Thun beschäftigen
über 1500 Arbeiter. Schiffswerfte bei Scherzligen. Grosse Zunahme hat der Fremdenverkehr erfahren.
Amtsspital in Thun, Lungensanatorium in Heiligenschwendi, Krankenhaus (von der Familie Pourtalès gestiftet und unterhalten)
in Oberhofen; Altersasyle in Dürrenast und Thun. Den Lokalverkehr vermittelt ein ziemlich ausgedehntes Strassennetz. Die wichtigsten
Strassen sind: die links- und die rechtsufrige Thunerseestrasse, die Bernstrasse, die Strassen Thun-Steffisburg-Buchholterberg-Schwarzenegg-Röthenbach-Schangnau;
Der Amtsbezirk Thun ist in seiner heutigen Gestalt durch Vereinigung mehrerer ursprünglich nicht zueinander
gehörender Gebiete entstanden. Er umfasste zunächst die schon zur ehemaligen Herrschaft Thun gehörenden Territorien, aus
denen 1384 bei der Erwerbung Thuns durch die Stadt Bern das Schultheissenamt Thun gebildet wurde. Es sind dies das Stadtgericht
Thun mit den beiden Freigerichten Steffisburg und Sigriswil und deren ausgedehntes Gebiet. Dazu kamen die
im Gebiet der ehemaligen Landgrafschaft Burgund gelegenen, 1386 zum Landgericht Seftigen vereinigten Gemeinden
und die um 1400 von
Thun erworbenen Ortschaften Uetendorf, Berg und Längenbühl, ferner die in militärischer Hinsicht ebenfalls zum Landgericht
Seftigen gehörenden HerrschaftenThierachern und Blumenstein, die HerrschaftAmsoldingen mit dem Gebiet des
gleichnamigen Stiftes und den Ortschaften Uebischi, Pohleren, Forst und Zwieselberg. 1803 kam noch das ehemalige Amt Oberhofen
mit Strättligen und Hilterfingen zu Thun.
Bahnhof der Linien Bern-Belp-Thun und Bern-Münsingen-Thun, Thun-Spiez-Interlaken und der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun.
Dampfschiffstation beim Freienhof im Zentrum der Stadt für die Dampfschiffahrt auf dem Thunersee. Postbureau mit Filiale
bei der Kaserne, Telegraph, Telephon. Die Bevölkerung zählte 1900: 6030 Ew. (wovon 5633 Reform. und 363 Katholiken)
in zusammen 1349 Haushaltungen. 1764: 1414 Ew.;
Hier liegen die modernen Quartiere Aarefeld, Frutigstrasse und Mittlere Strasse, sowie die Thunerallmend mit den
Häusergruppen Bei der Waldegg, Zollhaus und Rossweid. Acht Aarebrücken (worunter ein Fussgängersteg)
vermitteln den Verkehr der Stadt mit den Aussengemeinden und der einzelnen Quartiere unter sich. Ausserdem überbrückt die
elektrische Bahn Thun-Burgdorf die Aare unterhalb der Stadt. Den Hauptverkehr in der inneren Stadt vermitteln die Hauptgasse
und das Bälliz.
Erstere zieht sich auf dem rechten Aareufer dem Schlossberg entlang vom nördl. zum südl. Ende der Stadt.
Sie erweitert sich zum Rathausplatz, ist teilweise von Arkaden umgeben und gewährt mit ihren hohen Fussgängersteigen, unter
welchen sich Verkaufsräume befinden und auf welche die Haustüren und Kaufläden münden, einen eigentümlichen Anblick.
Das Bälliz verläuft als breite, teilweise mit Bäumen bepflanzte Strasse der Hauptgasse parallel und
liegt auf der fast 1 km langen Aareinsel. In diese Hauptgassen münden mehrere Querstrassen, von denen die Marktgasse, welche
das untere Ende des Bälliz mit der Hauptgasse verbindet, die bedeutendste ist. Auf dem linken Ufer seien erwähnt der als
lange Häuserzeile dem Fluss entlang laufende Graben, die kurze Bahnhofstrasse, die belebte Allmendstrasse,
die Mittlere Strasse und endlich die Frutigstrasse, in deren Nähe der Friedhof liegt. Durch den Abbruch der Stadtthore und
der meisten Befestigungstürme, sowie durch Neubauten und
¶
Fabrikanlagen hat das früher so bemerkenswerte Stadtbild von Thun an Originalität und malerischem Reiz eingebüsst, bietet
aber trotzdem noch manchen altertümlichen und reizvollen Anblick. Die Hauptmerkwürdigkeit der Stadt ist das sie beherrschende
ehemals kiburgische Schloss auf dem N.-Ende des Schlossberges mit seinem mächtigen, von vier Rundtürmen flankierten Bergfried,
dem bedeutendsten seiner Art in der Schweiz. Besonders imponierend nimmt sich dieses Bauwerk von der Strasse
nach Steffisburg aus, wie es überhaupt von allen Seiten her das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt bildet. In zwei ehemaligen
Rittersälen befindet sich ein kleines Museum von Altertümern, unter welchen mehrere aus der Krypta von
Amsoldingen stammende römische Meilen- und Grabsteine, sowie mittelalterliche Stickereien Beachtung verdienen.
Dem Schlossturm gegen die Stadt hin vorgelagert ist das 1429 aufgeführte neue Schloss der bernischen Landvögte, jetzt Sitz
der Bezirksbehörden. Von der Burg zieht sich eine wohlerhaltene Ringmauer mit einem stattlichen Befestigungsturm nach dem
ehemaligen Bernthor hinunter, von wo sie sich, von einem zweiten Turm gekrönt, bis gegen die Aare hin
fortsetzt. Am entgegengesetzten Ende des Schlossberges steht die Pfarrkirche, deren Schiff, 1738 im damaligen nüchternen
Stil erbaut, im Innern eine hübsch geschnitzte Kanzel und ein Grabmal des Bildhauers Nahl aufweist, während der achteckige
gotische Turm mit schönem Geläute und mittelalterlichen Fresken in der offenen Halle von dem früheren
Bau herrührt.
Von grossem malerischen Reize sind das Burgthor mit der sog. Helferei, einst Sitz der Edlen von Thun und später der Familie
von Scharnachthal, sowie das der Kirche zunächst gelegene Pfarrhaus mit seinem Treppengiebel, früher Sitz der aus dem
Hause Thun stammenden Edlen von Burgistein. Von dem die Kirche umgebenden ehemaligen Friedhof mit zwei runden Aussichtstürmchen
bietet sich ein herrlicher Blick auf Aare, See, Blümlisalp und Niesen. Aeltere bemerkenswerte Bauten finden sich in der oberen
Hauptgasse, sowie in der Nähe des Freienhofs, des ältesten Gasthofs der Stadt mit seiner stattlichen
Fassade aus dem 18. Jahrhundert und schönem Garten auf der oberen Spitze der Bällizinsel.
Das danebenstehende ehemalige Scharnachthalhaus mit den Resten eines Turms auf der Hinterseite hat
seinen Hauptschmuck, das
berühmte Getäfelwerk, eingebüsst, das sich gegenwärtig im SchlossOberhofen befindet. Gegenüber dem Freienhof liegt der
«Rosgarten», ein hübsches Erkerhaus. Auf dem Rathausplatz
steht das 1685 erbaute Rathaus mit der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv, der Gasthof zum Löwen mit hohem Treppenturm und
das ehemalige Wohnhaus der als Wohltäterin bekannten Frau Anna von Veltschen († 1464), Gemahlin des Schultheissen Petermann
von Krauchthal.
Ausserdem seien erwähnt: das Progymnasium auf dem Schlossberg, das Primarschulhaus auf dem Aarefeld und
das Waisenhaus im Bälliz, wo sich auch das neue Postgebäude und die Kantonalbank befinden. Die meisten Fremdengasthöfe
(Thunerhof, Bellevue, Baumgarten, Pension Itten und Beaurivage) liegen ausserhalb der Stadt an der Strasse nach Hofstetten oder
in deren Nähe und teilweise schon nicht mehr auf Boden der Gemeinde Thun. In Hofstetten die englische
Kapelle, die katholische Kirche, mehrere Verkaufsläden von Fremdenartikeln, der Kursaal und ein Landungsplatz der Dampfschiffe.
Oberhalb Hofstetten erhebt sich der berühmte Aussichtspunkt «Jakobshübeli».
In der Aare oberhalb der Stadt liegen zwei Inseln, deren jede einen Landsitz trägt. Im nahen Scherzligen am linken Ufer der
Aare befindet sich die Eisenbahnstation für den Hauptlandungsplatz der Dampfschiffe. Eine Vereinigung der beiden Bahnhöfe
Thun und Scherzligen wird geplant. Im O. der Stadt steht an der Allmendstrasse die 1864 erbaute grosse Kaserne des Waffenplatzes
Thun, mit ihren Veranden, dem hohen Mittelbau und den vier Ecktürmen ein mehr origineller als zweckmässiger
Bau.
Offizierskasino und Militärkantine. Ausgedehnte Stallungen, Reitschule. Links der Allmendstrasse dehnt sich der Waffenplatz
für Artillerie aus, während rechts gegen die Aare hin die weitläufigen Gebäulichkeiten der eidgenössischen Kriegswerkstätten
ein bedeutendes Areal umfassen. Sie bestehen aus der Munitionsfabrik (etwa 1000 Arbeiter und Angestellte), der Konstruktionswerkstätte
(450 Arbeiter), dem Kriegsdepot (100 Arbeiter) und der Schiessversuchsstation. Im Schwäbis die eidgenössische
Pferderegieanstalt.
An privaten industriellen Unternehmungen sind zu nennen: das Selve'sche Metallwerk mit Giesserei, Walzwerk und Drahtziehereien,
welches bei 300 Angestellte
¶