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4. Bergbau und Steinbrüche.
Das Bergland des Tessin liefert die mannigfaltigsten Sorten von Hausteinen, deren Gewinnung und Ausfuhr namentlich seit der Eröffnung der Gotthardbahn einen gänzlich unerwarteten Aufschwung genommen haben. Man hatte schon seit sehr langer Zeit in den Hügeln w. Mendrisio, ganz nahe der Dörfer Besazio, Arzo und Tremona, einen wertvollen Marmor gebrochen, der nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Italien und sogar in S.-Amerika zur Herstellung von Altarplatten, Standbildern, Brüstungen, Kamineinfassungen etc. verwendet wurde.
Diesen Marmorbrüchen entstammen u. a. die aus dem 16. Jahrhundert datierenden berühmten Reliefs, welche den kostbarsten Fassadenschmuck der San Lorenzo Kathedrale in Lugano bilden. Während dieser Marmor gewöhnlich hellgrau mit einem Stich ins gelbliche ist, zeigen seine besten Sorten ein gelb und weiss geädertes oder geflammtes, mehr oder weniger dunkles Rot. Das je nach seiner Färbung macchia vecchia oder broccatello genannte Gestein enthält verschiedene Versteinerungen wie Terebrateln (von den Arbeitern «castagne», d. h. Kastanien geheissen), Ammoniten und Belemniten.
Die Erfindung des unter Verwendung von Zement hergestellten Kunststeins, der jegliche Art von Marmor nachzuahmen vermag, hat diesen Marmorbrüchen alle Bedeutung genommen. Dafür ist in letzter Zeit die Gneis- und Granitindustrie in unerwarteten Aufschwung gekommen. Diese sehr harten Hausteine kommen zwar im ganzen Sopra Ceneri vor, doch finden sich die schönsten Brüche im Verzascathal, sowie in der Leventina und Riviera längs der Gotthardbahn von Lavorgo bis Bellinzona. Im Verzascathal finden trotz der dortigen Transportschwierigkeiten vom Frühjahr bis in den Herbst mehrere hunderte von Steinhauern Arbeit und Verdienst, während die Brüche an der Gotthardbahn mächtige rohe und zugehauene Granitblöcke exportieren. Mit Hilfe von besondern Schleifmaschinen vermag man jetzt wie Marmor geschliffene Blöcke zu erhalten.
Das Maggiathal exportiert einen bevola genannten gräulichen Gneis, der besonders zu Treppenstufen, Balkon-, Dach- und Terrassen platten, sowie zu jenen überaus widerstandsfähigen Pfeilern Verwendung findet, welche um Locarno und im Tessinthal von Giornico bis Bellinzona so häufig den Weinlauben als Stützen dienen. Im obersten Maggiathal und namentlich auch im Val Peccia hat man früher Ofen- oder Lavezstein von besserer Qualität als der von Plinius erwähnte ähnliche Stein von Chiavenna gebrochen.
Die feinsten Sorten verwendete man zur Herstellung der laveggi geheissenen und in den Dörfern heute noch da und dort anzutreffenden Steintöpfe, während die auch im Bedrettothal und in der Leventina vorkommenden geringem Sorten zum Bau von Oefen dienten. Im Sotto Ceneri beutet man an den Ufern des Luganersees (Riva San Vitale, Melide, Caslano, um die Bucht von Agno) einen Kalkstein aus, der ausgezeichneten gelöschten Kalk liefert. Im Sopra Ceneri, wo wenig Kalkfels ansteht, findet man dagegen nur selten Kalkbrennereien, obwohl hier seit einigen Jahren die alten Kalköfen von Castione, 3 km n. Bellinzona, wieder in Betrieb gesetzt worden sind und ein vorzügliches Fabrikat liefern. Seit 1903 wurden in den Bezirken Bellinzona (Val Morobbia und Sementina) und Locarno (Ponta Brolla und Ascona), sowie an einigen Stellen des Maggiathales mehrere Kaolinlager aufgefunden, was zur Entstehung der keramischen Industrie in Sementina, 2 km sw. Bellinzona, Veranlassung gab. Beträchtliche Tonlager im Sotto Ceneri (namentlich im Mendrisiotto) liefern den in dieser Landschaft häufigen Ziegeleien und Backsteinfabriken das Rohmaterial.
Aus den Bergen der Leventina stammen die viele fremden Museen zierenden Kristalle, denen man hier schon seit alter Zeit nachspürt. Die meisten liefert das Gotthardmassiv. Man findet: im Val Canaria Bergkristalle von oft gewaltigem Umfang und einem Gewicht bis zu 70 kg, Rutil und Sphen;
im Val Piora schwarzen Turmalin, Cyanit, Adular, Sphen, Granaten, Staurolith etc.;
an der Fibbia und im Sellathal gelben Adular, Apatit, Eisenglanz in Gestalt von sog. Eisenrosen, Stilbit, Feldspat, Sphen und Bergkristall;
am Pizzo Lucendro prachtvolle Eisenrosen, Adular und wasserhellen Bergkristall.
Der Pizzo Campolungo zwischen Rodi-Fiesso an der Gotthardbahn und Fusio im Lavizzarathal ist durch seinen Dolomit berühmt geworden, dessen Kristallreichtum von ¶
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verschiedenen Naturforschern beschrieben wurde: farbloser oder schön smaragdgrüner Turmalin, roter und bläulicher Korund, Tremolit, Rutil, Pyrit, Eisenglanz, grüner oder weisslicher Talk. Zuckerkörniger Dolomit ist hier in einer Schicht von vielleicht 200 m Mächtigkeit entwickelt, deren Oberfläche so leicht verwittert, dass der Fuss wie in Stampfzucker einsinkt. Auch der Pizzo Forno (2909 m) hat den Mineralogen reiche Schätze geliefert, wie Cyanit, Staurolith, Granaten, schwarzen Turmalin etc.
Das Eisenoxyd ist im Tessiner Bergland ziemlich verbreitet, liegt aber an so ungünstigen Stellen, dass an seine Verwertung nicht gedacht werden kann, zumal auch das zur billigen Verhüttung notwendige Brennmaterial fehlt. Immerhin hat man dieses Mineral im Morobbiathal, nahe dem Dorf Carena am Fuss des San Joriopasses, noch um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts abgebaut. Die Ueberreste der 1831 durch eine Feuersbrunst zerstörten Hochöfen und die zerfallenen, langen Stollen zeigen, dass die Industrie zu ihrer Zeit von einer gewissen Bedeutung gewesen sein musste.
Gold und Silber treten in Gestalt verschiedener Erze an mehreren Stellen des Kantons, allerdings nur in geringen Mengen, auf und sind im Verzasca- und Maggiathal, bei Isone, an der Magliasina und im Tessinsand bei Sesto Calende unterhalb des Ausflusses aus dem Langensee gefunden worden. Reich an wertvollen Metallen erscheinen die Berge des Malcantone, besonders in der Umgebung von Astano, Novaggio und Miglieglia. Zwischen den Bänken des Glimmerschiefers stösst man hier nicht selten auf Erzgänge, die stellenweise bis zu 2 m mächtig sein können: Pyrit (Eisenkies), Galenit (Bleiglanz), Antimon, Misspickel mit Silber und Gold (13-20 gr Gold, 42-130 gr Silber und einige Gramm Wismut auf eine Tonne Erz).
Aus einer Tonne Pyrit mit Misspickel, Galenit und Blende hat man sogar 60 gr Gold und 150 gr Silber gewonnen. Ganz nahe Astano sieht man noch Reste der durch Wasser getriebenen Mühlen, in denen man im 18. Jahrhundert das Erz gemahlen hat. Das Gold wurde mit Hilfe von Quecksilber ausgezogen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte eine französische Gesellschaft unterhalb Astano und 200 m ö. der Strasse Luino-Ponte Tresa grosse Hochöfen und Fabrikgebäude zu einem rationellen Bergwerksbetrieb erstellt, musste aber wegen ungenügender Leitung nach wenigen Jahren die Arbeiten wieder einstellen.
Heute zeugen einzig noch die in Ruinen stehenden Bauten und die halb zerfallenen Stollen von dieser Industrie, die gute Resultate hätte zeitigen können, wenn sie von einer kapitalkräftigen und ernsthaften Unternehmung an band genommen worden wäre. Auch links vom Langensee findet man zwischen Vira Gambarogno und Alabardia reiche Adern von Silber- und kupferschüssigem Pyrit, die noch einer nähern Untersuchung harren. Am Ufer des Luganersees, auf Boden der Gemeinde Arogno und unterhalb Morbio Inferiore am Ausgang des Muggiothales tritt ferner Lignit auf, der trotz mehrfacher Versuche leider noch nicht zu einem regelrechten Abbau Veranlassung gegeben hat.
5. Mineralquellen.
Der Kanton Tessin besitzt eine Reihe von Mineralquellen, deren eine subthermal ist. Eine der bedeutendsten ist das Schwefelwasser von Stabio, das speziell gegen Hautkrankheiten Verwendung findet. Bei Acquarossa im Bleniothal entspringen links vom Brenno drei Quellen eines subthermalen (20° C.) Eisensäuerlings mit Gehalt an Arsenik, dessen am Ursprung sehr klares Wasser bald in reichlichem Masse rotes Eisenoxydul niederschlägt, nach welchem Quelle und Dorf den Namen erhalten haben.
Ganz nahe Locarno sprudelt im Bett der Navegna ein demjenigen von San Bernardino ähnlicher Säuerling, der ein gelblich-rotes Sediment niederschlägt. Am Ufer des Langensees finden sich zwischen Magadino und Vira einige bis jetzt noch nicht benutzte Schwefelquellen. Aus dem Fels der Madonna del Sacro Monte über Brissago entspringt eine Mineralquelle, die Eisen- und Magnesiumverbindungen enthält. Endlich findet sich im Bedrettothal ganz nahe Ossasco und 5/4 Stunden oberhalb Airolo eine salzige Eisen- und Magnesiumquelle, die an das berühmte Wasser von Sedlitz in Böhmen erinnert.
[G. Mariani.]
6. Hydrographie.
In hydrographischer Beziehung gehört der Kanton Tessin durch den Po dem Sammelgebiet des Adriatischen Meeres an. Da der Kanton politisch auf die N.-Flanke des Gotthardpasses übergreift, entspringt auf seinem Boden noch die Gotthardreuss, einer der grossen Quellarme der Reuss, der erst nach seinem Austritt aus dem von den Schmelzwassern des Lucendrogletschers genährten schönen Lucendrosee (2083 m) auf Urner Boden übertritt. Das Val Cadlimo endlich gehört dem Rheingebiet an und besitzt im Lago Scuro den Quellsee des Mittel- oder Medelserrheins.
Die nachfolgende Tabelle enthält einige angenäherte Zahlenwerte für die wichtigsten Flussläufe im Kanton Tessin:
Flusslauf | Fläche des Einzugsgebietes km2 | Lauflänge km | Wasserführung in m3 per Sek. | Bemerkungen | |
---|---|---|---|---|---|
Minimum | Maximum | ||||
Sopra Ceneri | Die Tessinkorrektion ist für ein Maximum von 2200 m3 berechnet. Das Hochwasser von 1868 hat ein Maximum von 2400-2500 m3 ergeben. | ||||
Tessin | 1650 | 88 | 16.000 | 1600 | |
Brenno | 405 | 37 | 3.500 | 400 | |
Moesa | 465 | 45 | 4.000 | 500 | |
Morobbia | 40 | 12 | 0.400 | 43 | |
Verzasca | 232 | 34 | 1.000 | 250 | |
Maggia | 920 | 60 | 6.000 | 1000 | |
Isorno | 145 | 25 | 1.200 | 150 | |
Melezza | 175 | 35 | 1.900 | 200 | |
Sotto Ceneri | |||||
Vedeggio | 102 | 32 | 0.600 | 120 | |
Cassarate | 70 | 18 | 0.400 | 80 | |
Magliasina | 30 | 17 | 0.300 | 50 | |
Breggia | 46 | 18 | 0.250 | 50 |
Wie sein Name besagt, wird der Kanton in der Hauptsache durch den Tessin und seine Nebenadern entwässert; eine Ausnahme bilden das Muggiothal und die Ebene von Chiasso, deren Wasser durch die Breggia und die Faloppia in den Comersee fliessen und damit dem Po durch das Einzugsgebiet der Adda zugehen. Die beiden hauptsächlichsten Nebenflüsse des Tessin sind der seine Quellen vom Lukmanier, der Greina und dem Rheinwaldhorn her sammelnde Brenno, der das Bleniothal durchfliesst und bei Biasca von links mündet, sowie die am St. Bernhardin ¶
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entspringende und die Mesolcina entwässernde Moesa, die in Grono von rechts die vom S.-Hang des Zapporthorns herabkommende Calancasca des Calancathales aufnimmt und zwischen Castione und Arbedo ebenfalls von links mündet. Von den zahlreichen übrigen Wildwassern, die dem Tessin zufliessen, seien genannt: Der dem Lago Ritom entfliessende und ob Quinto von links mündende Foss, der auf eine Länge von 2 km einen Höhenunterschied von 810 m überwindet und dessen Kraft samt derjenigen aller Wildbäche zwischen Airolo und Faido vom Bund zum künftigen elektrischen Betrieb der Gotthardbahn erworben worden ist.
Bei Faido mündet von rechts, die eine Reihe von sehr malerischen Fällen bildende Piumogna, sowie in der Biaschina, ebenfalls von rechts, der Ticinetto, der sich von der Terrasse von Chironico durch eine tiefe und grossartige Klamm ins Tessinthal hinunter stürzt. Die Wasserkraft des Ticinetto und des Tessin in der Biaschina ist von der schweizerischen Gesellschaft «Motor» erworben worden, die an eine Reihe von Industriebetrieben, die um Bodio und Giornico in Bälde entstehen sollen, elektrischen Strom abgeben wird. Bei Personico erhält der Tessin von rechts den Wildbach des Val d'Ambra, der einen prachtvollen Wasserfall bildet, und bei Giubiasco endlich, von links, die Morobbia. Nach etwa 90 km langem Lauf mündet dann der Tessin bei Magadino in das obere Ende des Langensees ein.
Im Sopra Ceneri findet sich noch die Maggia als der zweitgrösste Fluss des Kantons. Sie entspringt am NO.-Hang des Pizzo Cristallina, erhält bei Peccia den Wildbach des Val Peccia, dann denjenigen des Val Prato und bei Bignasco die Bavona mit dem Schmelzwasser der Gletscher am Basodino, um unterhalb Cavergno ihren bisherigen Namen Lavizzara zu verlieren, bei Cevio mit der Rovana die Wasser des Campo- und Boscothales und endlich unterhalb der Schlucht von Ponte Brolla mit der Melezza diejenigen des Centovalli und Onsernonethales aufzunehmen, worauf sie zwischen Locarno und Ascona ein mächtiges Delta bildet und nach 60 km langem Lauf ebenfalls in den Langensee mündet.
Das Elektrizitätswerk beim Ponte Brolla versorgt Locarno und seine Umgebungen bis Brissago, sowie die Bahn Locarno-Bignasco mit Kraft und Licht. Ebenfalls von Bedeutung ist die Verzasca, die für gewöhnlich zwar nur wenig Wasser führt, aber wie die Maggia durch ihre plötzlich eintretenden Hochwasser gefährlich werden kann. Sie mündet bei Tenero in den Langensee. 8 km oberhalb Gordola wird das Wasser des Verzascathales in einem durch Granit- und Glimmerschieferfels gehenden Stollen bis ob die Brücke von Tenero geführt, um so bei einem Gefälle von 300 m eine Wasserkraft von 5000 PS zu erzeugen, die nach Lugano geleitet wird.
Wenig bedeutend sind die Wasserläufe im Sotto Ceneri, wie der Vedeggio des Val d'Agno, der Cassarate des Val Colla, die Magliasina des Malcantone, der bei Stabio entspringende Laveggio und die Breggia. Mit Ausnahme der letztgenannten, münden sie alle in den Luganersee, der mit der Tresa sich wiederum zum Langensee entwässert. Zum Schluss wollen wir noch des Wildbaches Gaggiolo Erwähnung tun, der bei Stabio auf eine Strecke von 2 km auf Schweizerboden fliesst, um dann unter dem Namen Lanza sich mit der direkt dem Po zuwendenden Olona zu vereinigen.
Die Flüsse der obern Thäler zeigen im allgemeinen die Charaktere von Alpengewässern mit Hochwasser im Sommer und Herbst, sowie Niederwasser im Winter und einem Minimum im Februar oder März. Die Wasseradern des Sotto Ceneri weisen dagegen zweimal, im Winter und im Sommer, Niederwasser auf, wobei dasjenige des Sommers gewöhnlich länger andauert und schärfer ausgesprochen erscheint. Dank dem typischen Wildbachcharakter mit plötzlich eintretenden mächtigen Hochwassern ist der Wasserhaushalt des Tessin, des Brenno, der Verzasca und der Maggia genauer untersucht und beobachtet worden.
Die Unterschiede zwischen den äussersten Nieder- und Hochwassern können hier ganz erstaunliche Beträge erreichen. So ergaben die Messungen in Bellinzona für den Tessin Minima von bis zu 14 m3 und Maxima von bis zu 1400 m3 und diejenigen am Ponte Brolla für die Maggia Minima von bis zu 4 m3 und Maxima von bis zu etwa 1000 m3! Die Hochwasser dieser beiden Flüsse haben ihre Thäler schon furchtbar verwüstet und unberechenbaren Schaden angerichtet, so dass man das Land durch viele und zum Teil ausgedehnte Verbauungen und Korrektionen zu sichern genötigt war.
Von solchen namentlich im Verlauf der letztvergangenen 30 Jahre durchgeführten Schutzbauten, die z. T. noch nicht vollendet sind, nennen wir in erster Linie die grossartige Tessinkorrektion von Bellinzona bis zum Langensee mit der Verbauung der Tessinzuflüsse Morobbia, Trodo, Cugnasco und Carcale. Daneben sind zu erwähnen die Korrektion der Maggia zwischen Ponte Brolla und dem Langensee, sowie diejenige des Vedeggio, die gegenwärtig in Arbeit ist. Man plant ferner noch die Trockenlegung und Nutzbarmachung des Piano di Magadino und ¶
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die Regelung der Abflussverhältnisse des Luganersees, welche beiden Unternehmungen ein grosses öffentliches und technisches Interesse bieten.
Die Tessiner Alpen umschliessen weder grosse noch zahlreiche Gletscher. Erwähnenswert sind die Eis- und Firnfelder am Pizzo Lucendro, Pizzo Rotondo und Campo Tencia, einige kleinere Gletscher hinten über dem Bleniothal, sowie der Cavagnoli- und Basodinogletscher im Maggiagebiet. Dem Kanton Tessin gehören nur Teile von zweien der drei grossen oberitalienischen Seen (Verbano, Ceresio und Lario) an, nämlich im S. des Sopra Ceneri der oberste Zipfel des Langensees oder Verbano und im mittlern Sotto Ceneri der grössere Teil des Luganersees oder Ceresio, dessen Spiegel etwa 75 m höher liegt als derjenige des Verbano.
Ferner hat der Sotto Ceneri noch die kleinen Seen von Muzzano und Origlio, von denen jener an der Strasse zwischen Lugano und Agno liegt, während dieser sich 5 km n. Lugano am Weg Vezia-Cureglia-Origlio ausbreitet. In den Hochthälern des Sopra Ceneri findet man ziemlich zahlreiche kleine Alpenseen, so als grössten von allen im Val Piora den 49 m tiefen Lago Ritom (1831 m) mit seinen Nachbarseen Lago Tom, Lago di Cadagno, Lago del Stabio, Lago di Dentro und Lago Scuro; den Lago Chierra ob Faido gegenüber dem Lago Tremorgio (1828 m); im Maggiagebiet die Laghetti di Naret (2400 m) im Val Lavizzara und den Lago di Crosa im Bavonathal, sowie endlich die Gotthardseen in 2090 m. Landschaftlich hervorragende Punkte und Gegenden sind: in der Leventina der Engpass von Stalvedro bei Airolo, die grossartigen Schluchten des Monte Piottino s. Quinto und der Biaschina n. Giornico, sowie die Wasserfälle der Piumogna, des Ticinetto und von Personico;
im Bleniothal die Schlucht des Sosto zwischen Campo und Olivone und diejenige von Malvaglia;
im untern Tessinthal die Kaskaden von Santa Petronilla und von Sementina, im Maggiagebiet der Wasserfall des Soladino ob Someo, der Fall von Calneggia im Bavonathal und die Mündungsschlucht der Maggia bei Ponte Brolla;
im Verzascathal endlich die Schlucht zwischen Mergoscia und Gordola.
7. Wasserkräfte.
Der Tessin zählt zu den an Wasserkräften reichsten Kantonen der Schweiz und zeichnet sich auch dadurch aus, dass ein grosser Teil dieser Kräfte sehr leicht ausgebeutet werden kann. Nach den in jüngster Zeit angestellten Beobachtungen und Studien dürfen die gesamten Wasserkräfte des Kantons zur Zeit von Niederwasser auf etwa 148000 PS angeschlagen werden, die sich wie folgt verteilen:
PS | |
---|---|
Leventina | 50000 |
Bleniothal | 25000 |
Unteres Tessinthal | 17000 |
Verzascathal | 6000 |
Maggiathal | 43000 |
Sopra Ceneri: | 141000 |
Sotto Ceneri | 7000 |
Kanton: | 148000. |
Durch Akkumulation der Kräfte (Ritom- und Tresaprojekt) kann diese Zahl bis auf etwa 200000 PS gesteigert werden. Aus der Tabelle geht hervor, dass die weitaus grössere Menge der Wasserkräfte dem Sopra Ceneri angehören.
Das in dieser Hinsicht am reichsten ausgestattete Thal ist die Leventina, die drei Wasserkräfte ersten Ranges umschliesst, nämlich diejenigen des Lago Ritom, des Monte Piottino und der Biaschina. Die letztgenannte soll in nächster Zeit für den Betrieb von grossen industriellen Etablissementen ausgebeutet und zu einer Kraftlieferung von 25000 PS herangezogen werden. Die Kräfte des Lago Ritom und des Monte Piottino gehören heute dem Bund, der sie später zum elektrischen Betrieb der Gotthardbahn zu verwenden gedenkt.
Gegenwärtig werden benutzt:
PS | ||
---|---|---|
1) für kleinere Betriebe (Mühlen, Sägen Schmieden etc.) | 1500 | |
2) für grössere Industrien (Fabriken, Spinnereien etc.) | 600 | |
3) für elektrische Beleuchtung und Kraftabgabe | 2600 | |
In Ausführung oder projektiert sind: | ||
1) Verzascawerk | 5000 | |
2) Werk für den Betrieb der Valle Maggiabahn | 400 | |
3) Werk für die Bleniothalbahn | 1000 | |
4) Biaschinawerk | 25000 | 31400 |
Total | 36100. |
[Ing. C. Bonzanigo.]
8. Klima.
Der orographisch so mannigfach gestaltete Kanton Tessin, der von 200 m Höhe bis zur Gletscher- und Firnregion (3400 m) hinaufreicht, besitzt noch mehr als Graubünden und das Wallis ein abwechslungsreiches Klima. Während die Bezirke Locarno, Lugano, ¶
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Mendrisio und selbst noch Bellinzona eine sehr milde Temperatur und in ihren ebenen Teilen nicht selten einen fast schneefreien Winter haben, dauert in der Leventina, im obern Bleniothal und im Val Lavizzara der Winter oft genug 4-5 Monate. Das ausnahmsweise milde Klima des untern Tessin ist den Naturbeobachtern schon seit alten Zeiten aufgefallen. H. Schinz hat für die Jahre 1770-1772 die höchsten Monatsmittel und die Jahresmittel der Temperatur, sowie die Zahl der hellen und der Regentage für Locarno veröffentlicht und mit den entsprechenden Aufzeichnungen für Zürich verglichen.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts stellten die Kapuziner auf dem Gotthardhospiz während elf aufeinanderfolgenden Jahren sehr genaue Beobachtungen an, und später machten auch die Benediktiner in Bellinzona unter der Leitung der schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft während einiger Zeit Beobachtungen, die bis 1853 dauerten. 1863 richtete man dann unter der Leitung der schweizerischen Meteorologischen Kommission eine meteorologische Station in Lugano ein, die seither mit der grössten Pünktlichkeit und Regelmässigkeit gearbeitet hat. Andere Hauptstationen bestehen gegenwärtig auch in Locarno, Bellinzona, Airolo, Faido etc., ferner eine Reihe von Regenmessstationen in den verschiedenen Abschnitten des Kantons, so dass man jetzt im Stande ist, ziemlich genaue und die klimatischen Eigenarten der italienischen Schweiz sehr scharf kennzeichnende Mittelzahlen zu geben.
Jährliche Regenmengen. - Anzahl der hellen und der bedeckten Tage.
Ort | Jährliche Regenmenge mm | Anzahl der hellen Tage | Bedeckte Tage |
---|---|---|---|
Airolo | 1520 | 108 | 109 |
Faido | 1388 | 116 | 111 |
Bellinzona | 1676 | 142 | 79 |
Lugano | 1707 | 133 | 106 |
Locarno | 1872 | 130 | 78 |
Brissago | 2090 | - | - |
Die im Vergleich zu einigen Stationen im Mittelland, Jura und Wallis (Olten 1007 mm, Neuenburg 938 mm, Sitten 636 mm) enorme Regenmenge in der tiefst gelegenen Landschaft der Schweiz (Ufer des Langensees) mit über 2000 mm erinnert etwas an die tropischen Regen, während der Tessin andrerseits die grösste Anzahl heller Tage und die wenigsten Regentage zählt. Aus den 37jährigen Beobachtungen in Lugano lassen sich folgende monatlichen Mittelwerte berechnen:
Monat | Zustand des Himmels | 1864-1903 | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Helle Tage | Bedeckte Tage | Regentage | Neblige Tage | Regenmenge mm | % d. jährlichen Regenmenge | |
Januar | 13.3 | 8.4 | 6.8 | 0.4 | 64.7 | 3.8 |
Februar | 11.9 | 7.0 | 5.6 | 0.2 | 56.6 | 3.3 |
März | 10.4 | 9.5 | 9.2 | 0.2 | 104.2 | 6.0 |
April | 8.6 | 10.6 | 11.6 | 0.1 | 160.3 | 9.4 |
Mai | 7.6 | 13.2 | 14.2 | - | 179.6 | 10.5 |
Juni | 8.0 | 7.4 | 12.2 | - | 187.9 | 11.0 |
Juli | 12.2 | 4.5 | 11.1 | - | 163.3 | 9.6 |
August | 11.5 | 5.1 | 10.9 | - | 182.3 | 10.7 |
September | 10.5 | 6.7 | 9.5 | - | 187.6 | 11.0 |
Oktober | 8.4 | 10.6 | 11.5 | - | 211.8 | 12.4 |
November | 9.6 | 10.9 | 9.9 | 0.4 | 132.3 | 7.8 |
Dezember | 12.5 | 9.1 | 7.1 | 0.6 | 76.2 | 4.5 |
Jahr: | 124.5 | 103.0 | 119.6 | 1.9 | 1706.8 | 100.0 |
Die grösste Anzahl von Regentagen weisen im Frühjahr die Monate April und Mai, im Herbst die Monate September und Oktober auf, während Dezember und Januar, Juli und August am meisten helle Tage zählen. Man kann im Tessin im Monat Januar nicht selten 25 Sonnentage beobachten. Man zählt im Durchschnitt jährlich etwa 20 Gewitter mit starken Regengüssen, die am Regenmesser in 24 Stunden schon 160,5 mm und in 40 Minuten sogar schon 72 mm ergeben haben. Diese starken Regengüsse erklären den scheinbaren Widerspruch zwischen der grössten jährlichen Regenmenge einerseits und der geringsten Anzahl von Regentagen andrerseits.
Nebel ist nahezu unbekannt; Bellinzona, Locarno und Lugano zählen im Mittel jährlich nicht mehr als. 2 Nebeltage. Die Entstehung von Nebeln wird durch den nahezu ständig zirkulierenden Luftstrom in den Längenthälern verhindert. Sehr reichlich ist Schneefall im Bergland der Bezirke Leventina, Blenio, Riviera und Valle Maggia, während im S. (Bezirke Locarno, Lugano und Mendrisio) der Schnee in gewissen Wintern schon nach wenigen Stunden wieder verschwinden kann.
Immerhin zeigten die Jahre 1863, 1871, 1886, 1887 und besonders 1888 sehr beträchtliche Schneefälle, die grossen Lawinenschaden im Gefolge hatten. Die Höhenunterschiede bedingen beträchtliche Temperaturschwankungen: während z. B. das jährliche Temperaturmittel auf dem Gotthard -0,6 °C. beträgt, steigt es in Lugano auf 11,4 °C. und in dem noch windgeschützter gelegenen Locarno sogar auf 11,8 °C. (Mittel aus 1864-1900). Die in nebenstehender Tabelle verzeichneten Monatsmittel der Temperatur in Lugano können als Beispiel für den ganzen S.-Abschnitt des Kantons gelten; zum Vergleich fügen wir noch die Monatsmittel für den Gotthard bei.
Monatsmittel der Temperatur in °C. In Lugano und auf dem Gotthard.
Monat | Lugano 1864-1888. | Gotthard | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
7 h. Morg. | 1 h. Mitt. | 9 h. Abends | Mittel 1) | Absol. Min. | Jahr | Absol. Max. | Jahr | Mittel | |
Januar | -0,9 | 5.1 | 0.5 | 1.3 | -10,0 | 1887 | 18.2 | 1888 | -7,19 |
Februar | 1.1 | 7.9 | 2.9 | 3.7 | -9,4 | 1864 | 21.8 | 1867 | -9,43 |
März | 4.3 | 11.0 | 6.1 | 6.9 | -6,0 | 1883 | 27.0 | 1874 | -8,21 |
April | 9.2 | 15.4 | 10.6 | 11.4 | -1,0 | 1865 | 28.7 | 1867 | -3,69 |
Mai | 13.6 | 19.1 | 14.2 | 15.3 | 2.2 | 1887 | 32.9 | 1868 | 2.41 |
Juni | 17.6 | 23.1 | 17.7 | 19.1 | 5.9 | 1869 | 34.3 | 1872 | 5.83 |
Juli | 19.6 | 26.2 | 20.3 | 21.7 | 9.0 | 1888 | 37.0 | 1881 | 7.98 |
August | 18.6 | 25.3 | 19.3 | 20.6 | 7.0 | 1864 | 35.4 | 1881 | 7.92 |
September | 15.0 | 21.9 | 16.0 | 17.2 | 4.3 | 1885 | 32.3 | 1867 | 5.09 |
Oktober | 9.2 | 15.7 | 10.3 | 11.4 | -3,1 | 1869 | 25.0 | 1866 | -0,78 |
November | 4.0 | 9.9 | 5.2 | 6.1 | -5,2 | 1872 | 23.2 | 1881 | -4,70 |
Dezember | 0.6 | 5.9 | 1.6 | 2.5 | -11,0 | 1879 | 21.5 | 1873 | -6,40 |
Jahr: | 9.4 | 15.5 | 10.4 | 11.4 | -11,0 | 1879 | 37.0 | 1881 | -0,93 |
1) Mittel nach der Formel (7a + 1p + 2×9p)/4, die weit genauere Resultate ergibt als die gewöhnlich übliche Formel (7a + 1p + 9p)/3.
Die Windverhältnisse sind durch die besondere Anordnung der Bergketten bedingt. Je nach Ort und Jahreszeit wechseln N.-, NW.-, SW.- und SO.-Winde miteinander ab. Bei schönem Wetter macht sich im ganzen Kanton eine vom Gotthard herabkommende, N.-S. streichende Luftströmung bemerklich. Um Locarno, wo sie «inverna» genannt wird, biegt sie nach SW. und um Lugano unter dem Namen «breva» nach SO. ab. Zur Nachtzeit springt der Wind ¶
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im ganzen Kanton um und bläst dann je nach der Landesgegend aus SO., S. oder SW. Die vom Camoghè über der Monte Ceneri zum Monte Gambarogno ziehende Kette lenkt den S.-Wind nach W. ab, sodass er dann aus O. bläst und als sog. «Muscendrin» (Monte Cenerino) im Gebiet des obern Langensees sehr heftig werden kann. Wenn der N.-Wind heiss und sehr trocken ist, wird er zum eigentlichen Föhn (favonio der Tessiner),
der immer gutes Wetter mit sich bringt. Ein anderer warmer, dafür aber feuchter Wind ist der hier «marenca» genannte Scirocco, der aus SW. kommt und zeitweise mit furchtbarer Gewalt blasen kann. Im September und Oktober wird er sehr gefürchtet, da ihn dann ausgibige Regengüsse (bis 170 mm in 24 Stunden) begleiten. Für den Oktober 1907, welcher Monat sich durch vorherrschenden warmen und feuchten SW.-Wind auszeichnete, zeigte der Regenmesser in Locarno einen wässerigen Niederschlag von 700 mm, welche Summe dem mittlern jährlichen Niederschlag verschiedener Orte im Jura und im Wallis entspricht. Auch der ausserordentlich hohe Wasserstand des Langensees in den Jahren 1868, 1872 und 1907 ist durch die «marenca» verursacht worden, die ferner das Wasser des bei Sesto Calende den See verlassenden Tessin rückstauen und so am Ausfliessen hindern kann.
[G. Mariani.]
9. Flora.
Die Vegetation des Kantons Tessin lässt zwei Bezirke unterscheiden: a) das insubrische Seengebiet und b) den alpinen Bezirk, d. h. das Gebiet über der mittlern obern Höhengrenze des Kastanienwaldes (etwa 1000 m). In der Hauptsache fällt der insubrische Bezirk mit dem S.-Tessin etwa südl. der Linie Bellinzona-Locarno, der alpine Bezirk dagegen mit dem N.-Tessin nördl. dieser Grenzlinie zusammen. Eine scharfe Abgrenzung der beiden Florenbezirke ist selbstredend nicht vorhanden.
Die grossen warmen Thäler des nördl. Kantonsteiles geben Veranlassung, dass insubrische Florenbestandteile mit Erfolg weit in das alpine Gebiet vordringen. So haben wir z. B. oberhalb Airolo im Val Bedretto bis 1320 m noch Carex nitida, einen typischen Vertreter der sonnverbrannten Walliser Felsenheide, angetroffen, vergesellschaftet mit anderen südl. Typen wie: Galium rubrum, Stachys rectus, Polygala vulgaris ssp. comosum, Galium mollugo ssp. Gerardi etc. Andrerseits beherbergen die Berglandschaften des Sotto Ceneri auch noch eine reichhaltige subalpine und alpine Flora.
Die furchtbare Steilheit vieler Gehänge, verbunden mit der grossen Feuchtigkeit, welche auch in den Tieflagen angetroffen wird, ermöglichen vielen Alpenpflanzen, bis in unmittelbare Seenähe herabzusteigen. Dagegen vermag die gewaltige Insolation auch in den Hochlagen Verhältnisse zu schaffen, welche der Ansiedelung von Thermophyten zusagen. Diese eigentümliche Mischung von Pflanzen aller Höhenlagen ist ein bezeichnender Zug der Pflanzenwelt des Tessin. Die rostblättrige Alpenrose sammeln wir am Langensee bei Vira und Gerra bei 205 m und Paradisia liliastrum bei Bignasco im Maggiathal. Hohe Standorte sind dagegen: Castanea sativa im Val Bavona bis 1300 m, Stupa pennata im Val Bavona bis 2100 m, Carex nitida am Grat zwischen Robiei und Lago Bianco (Val Bavona) bis 2200 m.
Folgendes sind die pflanzengeographisch bezeichnendsten Formationen des Kantons Tessin:
A. Wald- und Gebüschformationen.
a) Die Kastanienselven. Die zahme Kastanie ist der wichtigste Charakterbaum des Tessin und besonders in der Höhenlage von 350-700 m überall verbreitet. Alle vor dem Wind geschützten Felshänge sagen ihr besonders zu. Im Tessin meidet der Baum kalkhaltigen Boden, bevorzugt dagegen hauptsächlich im nördl. Kantonsteil und in den höheren Lagen warme, nach S. exponierte Abhänge. Gegen Kälte ist er nicht sehr empfindlich. Alte Stämme erreichen in Brusthöhe einen Umfang von bis 13,5 m (nach Christ beim Dorf Peccia im Val Lavizzara).
Neben lichten Hochwäldern, in denen sie als Fruchtbaum für breite Volksschichten von grösster Wichtigkeit ist, wird die Kastanie auch sehr viel als Niederwald gepflanzt, den man periodisch kahl schlägt. Im ersten Jahre nach dem Abtrieb entstehen oft Jahrestriebe von 2-3 m Höhe. Diese Niederwälder liefern Rebstickel und Brennholz. Die Bäume werden auch geschneitelt. Der Kastanienwald dient der Landwirtschaft ferner als mittelmässige Weide und das dürre Laub als Streue. - b) Die Eichenniederwälder. Die Eichen sind im Tessin selten als Hochstämme entwickelt. Eichenhochwälder gibt es keine, dagegen treten in wärmeren Lagen des südl. Tessin öfters Buschwälder auf, die hauptsächlich aus Eichen bestehen. Es sind Mischwaldungen aus Quercus lanuginosa und Quercus sessiliflora, zu denen sich gelegentlich auch noch die Zerreiche (Q. cerris), die Hopfenbuche (Ostrya italica) und die Mannaesche (Fraxinus ornus) beigesellen. - c) Der Buschwald findet sich an felsigen, flachgründigen Abhängen, so z. B. in schönster Ausbildung am Luganersee zwischen Gandria und Oria. Das Wachstum erfolgt so rasch, das alle sechs Jahre abgeholzt werden kann. Aus den Stockausschlägen erneuert sich immer wieder der Bestand; nie wurde aufgeforstet, so dass man von einem wirklichen Naturwald sprechen kann. Die Haupteigentümlichkeit dieser Buschwälder ist die ¶