Kaiser Heinrichs im 10. Jahrhundert erbauter Bergfried, der dem Landvolk vor den das Landplündernd und sengend überziehenden
ungarischen Reiterscharen
Schutz zu bieten bestimmt war. Das Dorf ist alt und wird in der Geschichte früh und oft genannt
(1155: Tegerwilare).
Bischof Gebhard von Konstanz schenkte es gegen Ende des 10. Jahrhunderts dem Domstift
Konstanz. 1364 verkaufte
Bischof Heinrich
Castel mit Tägerwilen an Stephan von
Roggwil um 1100 Pfund. In den Appenzellerkriegen 1407 traten 74 Bürger
von Tägerwilen in das
Schutz- und Schirmrecht von Konstanz, um sich damit vor drohenden Ueberfällen zu sichern.
Das Dorf wurde durch die Kriege jener Zeit oft in Mitleidenschaft gezogen, so im alten Zürichkrieg 1446,
wo die
«Böcke»
von Wil bis nach Tägerwilen vordrangen, hier 6
Häuser verbrannten und einige Gefangene mit sich führten;
dann wieder im Schwabenkrieg durch einen Ausfall der Konstanzer in dem mehrere Bürger fielen. Manz von
Roggwil
gab dem Dorf 1472 seine Gerichtsoffnung. Von ihm erwarb der
Bischof dann wieder Dorf und Burg, auf die
er sich mehr als einmal flüchtete, wenn er sich in Konstanz nicht sicher glaubte.
Zur Zeit der Reformation wandte sich das Dorf der neuen Lehre zu. Nachdem die Kirche für die Evangelischen der weiten Umgebung,
der sie diente, zu klein geworden, erbauten
Egelshofen 1708 und
Gottlieben 1735 ihre besondern Gotteshäuser. Tägerwilen hatte
auch sein eigenes Siechenhaus, dem Esther von Ulm, die Gattin Walters von
Hallwil auf
Salenstein, 300
Gulden testierte. 1727 war
infolge weiterer Schenkungen der
Fonds auf 7000
Gulden angewachsen. Am w. Ende des Dorfes liegt der ehemalige
Edelsitz Hertler, dessen Besitzer auf ihrem
Gute die niedere Gerichtsbarkeit ausübten, in der Versammlung des thurgauischen
Gerichtsherrenstandes aber weder Sitz noch Stimme hatten. Am O.-Ende des Dorfes das
Schloss Pflanzberg. Auf dem Tägerwiler
Friedhof ruhen Seminardirektor Thomas Scherr, der aus dem Sonderbundskrieg bekannte
Oberst Egloff und
der Dekan Künzler, ein hervorragender Kanzelredner und Präsident des thurgauischen evangelischen Kirchenrates.
(Kt. Thurgau,
Bez. Frauenfeld,
Gem.
Aadorf). 540 m. Gruppe von 9
Häusern mit einem ehemaligen Kloster, an der
Lützelmurg und 1,2 km
s. der Station
Aadorf der Linie
Zürich-Winterthur-St.
Gallen. Telephon. 71 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Aadorf. Obst- und Wiesenbau,
Viehzucht. 789 und 791: Tanninchova; 817: Taninghovun, d. h.
Hof des Tanno. War schon 789 eine Mal- oder
Gerichtsstätte und dann seit 817 ein
Hofgut der Abtei St. Gallen.
Bei der als Filiale zur Kirche
Elgg gehörenden
Kapelle soll Bernhard
von Clairvaux auf der Rückkehr vom Reichstag in Konstanz 1146 von einem
Stein herab gepredigt haben, der später von den
Frauen von Tänikon in hohen Ehren gehalten wurde.
Das Kloster wurde 1257 durch die Ritter Eberhard von
Bichelsee, Vater und Sohn, gestiftet, mit Zustimmung des Abtes von St. Gallen,
dessen
Ministerialen sie waren. Es
war eine für Errichtung klösterlicher Stiftungen gar günstige Zeit, entstanden doch innert
der 30 Jahre 1228-1258 allein im Gebiet der Landgrafschaft Thurgau
7 Nonnenklöster und zwei Komthureien. Tänikon
wurde nach den Vorschriften des Zisterzienser- oder Bernhardinerordens eingerichtet und die
Kapelle aus dem Filialverband
von
Elgg gelöst und dem Frauenkonvent übergehen.
Durch Schenkungen und Vermächtnisse gelangte das Kloster schnell zu beträchtlichem Reichtum. 1306 schenkte ihm Hermann
von
Eschlikon, Leutpriester zu
Elsau, ein wertvolles Werk, die Historia Lombardica, mit der Bestimmung,
dass es nur in der grössten Not veräussert werden dürfte. 1442 erwarb das Kloster die Gerichtsbarkeit von
Aadorf. Es besass
sie zudem in Tänikon selbst, sowie in
Ettenhausen,
Guntershausen,
Wittershausen und Meischhausen. Als der Thurgau
1461 an die
Eidgenossen überging, suchten die
Klöster mit dem jeweiligen Landvogt sich dadurch gut zu stellen, dass sie ihm
heim Amtsantritt ein Geschenk gaben.
Dies wurde dann mit der Zeit in der Weise zur festen
Sitte, das z. B.
Fischingen mit einem
Ochsen,
Tobel mit einem Schwein,
Ittingen
mit 13 Eimer Wein, Tänikon mit 8 Malter Hafer sich abfinden mussten. In der Reformation wandten sich
die Nonnen von Tänikon dem evangelischen Glauben zu, so dass das Kloster eine Reihe von Jahren vereinsamt stand. Erst 1548 wurde
es restituiert, doch dauerte es noch bis 1580, ehe die Nonnen sich dazu verstanden, einen gemeinsamen Haushalt zu führen
und diesem ihre besondern Einkünfte einzuverleiben.
Die Bemühungen des
Klosters brachten es auch dazu, dass in
Aadorf 1627 die Parität eingeführt wurde. 1766 zählte das Kloster 168 Leibeigene. 1845 wurde
es aufgehoben, und sein Besitz ging an den Kanton über. Die Gebäude mit der dazu gehörenden Landwirtschaft wurden dem
Verkauf ausgesetzt und 1850 von Dr. Andr. von Planta aus
Samaden erworben, der hier 1857 eine Ziegelei
errichtete und dessen
Erben heute noch im Besitz des 105 ha umfassenden
Gutes sind. Sie haben es im Laufe der Zeit zu einer
landwirtschaftlichen Musteranstalt gemacht. Das Wappen des
Klosters zeigte eine goldene Lilie im blauen
Feld, woher der Name Vallis Liliorum oder
Maria Lilienthal, mit dem das Kloster auch belegt zu werden pflegte. 1260-1845 standen
dem der Abtei
Wettingen unterstellten
Kloster im ganzen 33 Aebtissinnen vor.
(Kt. Wallis,
Bez. Visp).
1456 m. Gem. und Pfarrdorf im
Nikolaithal, 26 km ssw.
Visp und 5,5 km n.
Zermatt. Station der Linie
Visp-Zermatt.
Postablage, Telegraph. 48
Häuser, 251 kathol. Ew. Die Kirche hat einen eigenartigen viereckigen
Turm und
ein bemerkenswertes Beinhaus. Hotel. Die Gemeinde grenzt im
S. an
Zermatt und im N. an
Randa. Das Dort liegt rechts der
Visp
und im
Winkel zwischen dieser und der Mündung des durch seine Ueberschwemmungen oft den Verkehr
im Thal unterbrechenden
Täschbaches,
sowie zwischen dem
Zinal Rothorn im W. und dem
Alphubel im O. Oestl. Täsch öffnet sich das 7 km lange
Thal der
Täschalp, durch welches man über das
Mischabeljoch (3856 m), Alphubeljoch (3802 m), den
Allalinpass (3570 m) und
das
Feejoch (3812 m) ins
Saasthal hinüber gelangen kann.
¶
2700-1440 m. Eine der bedeutenderen Verzweigungen des Nikolaithales, in welches sie mit
der Schlucht des Täschbaches bei Täsch von rechts einmündet.
Beginnt am Fuss des Rimpfischhorns (4203 m) und trägt im obersten
Abschnitt den Langenfluhgletscher, auf den nach unten die dem Thal den Namen gebende Täschalp folgt.
Die Hütten der Ober Täschalp liegen in 2117 m, diejenigen der Unter Täschalp (mit Kapelle) in 2125 m. Von hier an engt sich
das in seinem mittlern Abschnitt an seltenen Pflanzen reiche Thal ein, um bis zu seiner Mündung ein wildes Tobel zu bilden.
Der Täschbach im engern Sinn entsteht 300 m sö. der Kapelle auf der Unter Täschalp (2125 m) aus
der Vereinigung des Mellichenbaches mit dem vom Täschhorn und Alphubel herabkommenden Rotenbach und tritt
nun in eine tiefe Schlucht, die er über Täsch mit einem zum Teil im Tobel versteckten schönen Wasserfall verlässt.
Das Einzugsgebiet
umfasst 37,4 km2, wovon 15,7 auf Eis und Firn, sowie 14,3 auf Fels und Schutt entfallen, so dass 88% desselben unproduktiv
sind.
Erste Ersteigung 1862 durch die Alpinisten J. Llewelyn Davies und J. W. Hayward mit Joh. und Stephan
Taugwalder und Jos. Sommermatter von Randa her über die W.-Flanke (in 11 Stunden), welcher Weg heute noch der zumeist übliche
ist.
Doch erhält der schwierige Gipfel nicht gerade häufig Besuch.
Der Anstieg über den ungeheuer
zerscharteten und sehr schwierigen Teufelsgrat (wie ihn die Führer nennen) zwischen Strahlbett und Täschhorn bildet eine
Kraftleistung für Liebhaber gefährlicher Hochgebirgstouren und ist zum erstenmal 1887 von dem berühmten Bergsteiger A.
F. Mummery mit seiner Frau, Alex. Burgener und einem Träger ausgeführt worden, wobei die Traversierung
des Grates allein 12 Stunden in Anspruch nahm.
Trägt zuerst
den Namen Faulwasser und sammelt die Schmelzwasser des Griessengletschers, um sich dann zwischen Hahnen und Statziberg
auf eine Länge von 4 km nach SW. zu wenden.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau).
475 m. Gem. und Pfarrdorf auf einer Hochfläche rechts über dem Bielersee, 10 km sw. vom Bahnhof
Biel. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Biel, Ins und Aarberg. Gemeinde, mit Gerolfingen: 128 Häuser, 943 reform.
Ew.; Dorf: 79 Häuser, 594 Ew. Acker- und Obstbau. Zwei Fabriken von Uhrenteilen. Die Gemeinde wird von
der grossen Strasse Biel-Erlach durchzogen. Zahlreiche Funde
¶
mehr
aus der Römerzeit. Im Wald auf dem Hochsträtz sieht man Spuren einer Römerstrasse.
454 m. Gruppe von 5 Häusern, 250 m s. der Station Roggwil der
Linie Olten-Bern. 45 reform. Ew. Kirchgemeinde Roggwil. In der Nähe die grosse Farbweberei Brunnmatt.
Tafernabach oder Tafersbach (Kt. Freiburg,
Bez. Sense).
Linksseitiger Zufluss der Sense; entsteht aus zwei Quellarmen, deren einer
bei Lustorf (657 m) und deren anderer bei Wiler (685 m) entspringt und die sich zwischen Tafers und Rohr
(650 m) vereinigen. Von hier an wendet sich der Tafersbach nach O., umzieht die Höhe des Rohrholzes, erhält «Im Schrick»
den von Im Schlatt kommenden Seelibach und biegt dann bis Zirkels nach N. ab, um durch diesen Hügel neuerdings ostwärts und
nordostwärts abgelenkt zu werden, worauf die Laufrichtung von Mühlethal bis zur Mündung unterhalb Flamatt
(530 m) NO. wird.
Der Tafersbach sammelt den grösseren Teil der Gewässer des untern Sensebezirkes und erhält von rechts den Seelibach mit
dem Weissenbach, Junkerbach und Bennewilbach, bei Tüzishaus den Taubelenbach mit dem Wild-, Lettiswil- und Menzishausbach,
den aus den Mooren von Albligen kommenden Ledenbach, den «In der Krummatt» mündenden Niedermettlenbach
und nahe der eigenen Mündung den Flamattbach von Bergli her; von links den Moosweidlibach, Lanthenbach, Schmittenbach und
Balsingenbach. Der Tafersbach durchzieht eine fruchtbare und gut angebaute Landschaft und fliesst zuweilen durch malerische
Waldthälchen, «Graben» genannt. Der fischreiche Bach treibt viele industrielle Werke, wie Mühlen und
Sägen (Gagenmühle, Mühlerain, Mühlethal und Flamatt). 15,7 km lang; mittleres Gefälle 8,7‰.
Hauptort des Sensebezirkes; Sitz des Statthalters, des Bezirksgerichtes, der Bezirksbehörden; Friedensrichter. Bezirkskrankenhaus,
Waisenhaus. Krankenkasse. Bezirks- und Haushaltungsschule. Vom Bischof Bernhard von Lenzburg 1789 geweihte
schöne Kirche zu St. Martin, deren Decke mit Fresken des FreiburgerMalers Gottfried Locher (1730-1795) geschmückt ist. St.
Jakobskapelle, in der sich einst alljährlich am 25. Juli im Wallfahrtskleid alle diejenigen zu versammeln pflegten, die die
Reise nach Santiago di Compostela in Spanien gemacht hatten.
Verschiedene weitere Kapellen in den zur Gemeinde gehörenden Weilern. Burgruine Maggenberg. Die Pfarrei ist sehr alt. Peter
von Corbières liess hier eine 1453 der h. Maria Magdalena geweihte Kapelle erbauen, deren Patron
dann zu unbestimmbarer Zeit
der h. Martin wurde. Von der früher bis zur Saane in Freiburg
reichenden Pfarrei löste man 1511 La Planche und
die Maigrauge ab, um sie der Johanniterkomthurei in Freiburg
zuzuteilen. Die Kollatur gehörte ursprünglich den Herren von Maggenberg,
die sie an die Felga verkauften; von diesen kam sie an die Johanniterkomthurei und später zum Domkapitel St. Niklaus in Freiburg.
Das
Dorf Tafers ist oft der Schauplatz von Kämpfen zwischen Freiburgern und Bernern gewesen, so namentlich
im 15. Jahrhundert. Im März 1448 wurden die unter dem österreichischen Hauptmann Ludwig Meyer von einem Raubzug nach Schwarzenburg
mit Beute beladen heimkehrenden Freiburger auf der Neumatte bei Tafers von den Bernern überfallen und in die Flucht gejagt,
welchen Streitigkeiten dann der Friede von Murten ein Ende machte. In der Nähe hat man einige
Alemannengräber aufgedeckt. 1150: Tabernae.
Die Ober Tafleten tragende Anhöhe beherrscht die Strasse und Bahn von
Zürich
nach Glarus,
sowie die Gegenden der March, des Gaster und Ricken, so dass hier seit einigen Jahren bedeutende Befestigungsarbeiten angelegt
wurden, die von den Genietruppen jedes Jahr erweitert werden.
Landwirtschaft. Eine Seidenzwirnerei
mit 100 Arbeitern, Schuhwarenfabrik mit 40 Arbeitern. 1869 gründete der Menschenfreund Kaspar Appenzeller in Tagelswangen
eine Erziehungsanstalt für Mädchen im Alter von 14 bis 20 Jahren, die mit Hausarbeiten und Seidenzwirnen beschäftigt werden.
Die Chronik von Stumpf berichtet von einer Burg, die angeblich in der Herdlen zwischen Tagelswangen und
Lindau gestanden habe.
Die Winterthurer Bürger dieses Namens waren nicht ritterbärtig.
Alemannensiedelung. 745: Tekilinwanc
= Wang des Tekilin.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
2275 m. Felskopf im nö. Teil der Grauen Hörner, auf dem das Thal des Vaplonabaches im N. begrenzenden
Grat. Steht unmittelbar ö. über dem Wangserseeli und fällt mit einer steilen Felswand südwärts zur
Lasaalp ab. Er kann von Valens aus in 3½ Stunden bestiegen werden und bietet eine schöne Aussicht, namentlich auf die Grauen Hörner
und die Vorarlbergeralpen.
Taille,Taillat,Taillaz, Taillet, Taillières etc. Häufige Ortsnamen der französischen Schweiz, bezeichnen einen
Holzschlag in mit Unterholz (taillis) bestandenem Gelände.
(Lacdes) (Kt. Neuenburg,
Bez. Le Locle).
1042 m. Kleiner See im Hochthal von La Brévine, s. vom WeilerLes Taillères
und 3 km sw. La Brévine. Friert im Winter sehr früh zu und wird dann von zahlreichen Schlittschuhläufern belebt. Beherbergt
Schleien, Barsche und schöne Hechte. Das Fischrecht gehört sieben Familien Matthey aus La Brévine. Der See ist
1,6 km lang und im Mittel 175 m breit; er hat eine maximale Tiefe von bloss 7 m und eine mittlere Tiefe von etwa 4 m, was ihm
ein Wasservolumen von 1200000 m3 (bei Mittelwasserstand) gibt.
Der kleine See fliesst durch einen nahezu in der Mitte der Länge und nahe dem SO.-Ufer gegenüber der
tiefsten Stelle gelegenen Trichter (emposieu) unterirdisch ab und hat daher ein sehr stark schwankendes Niveau. Das in diesen
Abzugskanal stürzende Wasser wird am Moulin duLac von einer Sägerei benutzt, die hier am Boden einer gegen das Val de Travers
sich wendenden
Felsspalte eine Turbine eingerichtet hat. Wie ein am ausgeführter Färbungsversuch
zeigt, tritt das Wasser des Sees in der Areusequelle (La Doux) in Saint Sulpice wieder zu Tage; das in den Kanal der Wasserfassung
geschüttete Fluoreszeïn ist damals am 20. September, d. h. nach 12½, Tagen, in der Areusequelle zum Vorschein gekommen.
Bei Hochwasser (z. B. nach einem starken Gewitter) aber legt das Wasser diesen seinen Weg weit schneller, d. h. schon in 12 Stunden
zurück. Wie der Lac des Taillères fliessen auch alle übrigen Wasser des Hochthales von La Brévine zur Areuse ab. Seitdem
der einst wahrscheinlich in den See mündende Ruisseau des Placettes zum Trichter von L'Anneta abgelenkt
worden ist, bilden nun einige Entwässerungskanäle die einzigen Zuflüsse des Sees. Dieser letztere verdankt seine Entstehung
der Verstopfung seines ursprünglichen unterirdischen Ablaufkanales durch Moränenmaterial, wie man solches am ganzen SO.-Ufer
beobachten kann.
Dieser natürliche Damm hat den Seespiegel bis zur Höhe des gegenwärtigen Ueberlaufes aufgestaut, während
die Seewanne früher eine Thalfurche dargestellt haben muss, an deren tiefstem Punkt der Abflusstrichter lag. Neben dem Moränenmaterial
besteht das SO.-Ufer des Sees aus verkehrt gelagerten Portland- und Valangienkalken, während am NW.-Ufer Molasse und Hauterivien
anstehen. Nach sehr starken Regengüssen vermag der Trichter beim Moulin duLac nicht mehr alles Wasser abzuführen,
so dass er sich in eine Quelle verwandelt, die ihr Wasser mit starkem Schwall dem See zuführt.
Man trägt sich heute mit dem Gedanken, den Seespiegel beträchtlich zu erhöhen, womit man eine bedeutendere Wasserkraft
erhalten würde und die Wasserführung der Areusequelle regelmässiger zu gestalten hofft. Nach den Aussagen
der Umwohner soll der Lac des Taillères zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch plötzlichen Einbruch des Bodens entstanden
sein und soll man auf dem Seegrund noch die Baumstrünke des hier einst stehenden Waldes erkennen können.
oder Tamierhorn (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
3090 m. Gipfel auf der Landesgrenze gegen Italien, in der das Formazzathal vom Val Bavona
trennenden Kette; zwischen dem Tainier- oder Tamierpass (2820 m) und dem Antabbiapass (3047 m), von welchem her er in ¼ Stunde
erstiegen werden kann.
Erste bekannte Ersteigung 1878. Sehr schöne Aussicht, die aber doch derjenigen
vom benachbarten Basodino (3276 m) nachsteht.
Nördl. Goumoëns hat er sich bis zum Neokom hinunter eingeschnitten, das auf eine Strecke von 1,5 km zu tage tritt und von
Eozän überlagert wird, auf welches nach oben die oligozäne rote Molasse folgt. In der Orbeebene, wo
er kanalisiert ist, bildet er zunächst eine flache Kurve, um dann in geradlinig gezogenem Bett der Mündung entgegen zu fliessen.
Die heutige Mündung in die Orbe liegt in 440 m Höhe 3 km nö. vom Städtchen Orbe, während sie sich früher 1 km tiefer
unten befand. 800 m oberhalb der Mündung vereinigt sich der Talent mit dem ihm so ziemlich ebenbürtigen Nozon, und noch
etwas weiter flussaufwärts kreuzt er den an dieser Stelle nahezu trocken liegenden ehemaligen Kanal von Entreroches.
Der Flusslauf lässt sich in 3 Abschnitte zerlegen: Oberlauf bis La Robellaz (618 m) nahe Échallens mit
einer Länge von 15 km und einem Gefälle von 19‰;
14 km langer Mittellauf von La Robellaz bis Chavornay (448 m) mit einem
Gefälle von 12‰;
Unterlauf von Chavornay bis zur Mündung mit einer Länge von 5 km und einem Gefälle von 1,6‰. Gesamtlänge 34 km.
Das etwa 63 km2 messende Einzugsgebiet (exkl. Nozon) umfasst im allgemeinen einen ziemlich undurchlässigen
Boden.
Der Talent ist nicht nur
der bedeutendste, sondern auch der am meisten den Charakter eines Wildbaches tragende Nebenfluss
der Orbe und hat die Ebene schon vielfach unter Wasser gesetzt. Während er zeitweise bloss 1-2 m3Wasser
in der Sekunde führt, kann die Wassermenge bei der Schneeschmelze oder nach starken Regengüssen bis auf 80 und sogar 100 m3
pro Sekunde anschwellen. Um den verheerenden Folgen solcher Hochwasser vorzubeugen, hat man in letzter Zeit Verbauungs- und
Korrektionsarbeiten ausgeführt, die sich bis Goumoëns leJoux hinauf erstrecken.
Die Nebenadern des Talent sind alle klein und kaum länger als 2-3 km. Erwähnenswert sind: die Mortigue
(von links) bei Saint Barthélemy (Bretigny) und gegenüber der unbedeutende Bach von Les Nazots, sowie nahe der eigenen Windung
der Nozon. Der Talent treibt 10 Mühlen und 6 Sägen, worunter die Säge von Montherond und die Mühlen von
Cugy und Chavornay. Er wird von 32 Brücken überschritten, worunter 2 für die Eisenbahn, 15 für Strassen und 15 für Neben-
und Fusswege. Der ehemals auch Téla oder Théla geheissene Talent hat der Thiele ihren Namen gegeben. Vergl. auch die Art.
Orbe.
oder Tamaro (Monte) (Kt. Tessin,
Bez. Locarno und Lugano).
1966 m. Einer der schönsten Berge im Tessin;
sw. über der
Senke des Monte Ceneri und in der Kette, die sich vom Camoghè (2232 m) nach SW. abzweigt und am Monte Ceneri auf 554 m erniedrigt,
um dann den Monte Tamaro zu bilden, der den Langensee und den ganzen SW. Abschnitt des Kantons beherrscht.
Von hier biegen zwei Aeste aus, deren einer dem
¶
mehr
linken Ufer des Langensees entlang zieht, in der Schweiz den Monte Gambarogno (1734 m) und den Paglione (1558 m), sowie auf italienischem
Boden den Borgna (mit dem idyllischen kleinen Egliosee) trägt und über Maccagno endigt, während der andere mit den Gipfeln
des Breno (1658 m), Lema (1037 m) und Rogoria (1184 m) die Landesgrenze gegen Italien bildet und bis zum
ValTresa nach SSW. zieht. Von der imposanten Glimmerschieferpyramide des Monte Tamaro strahlen vier kleine Thäler aus;
nach NO.
das steile ValTrodo, dessen Wildbach bei Quartina von links sich mit dem Tessin
vereinigt;
nach NW. das gegenüber Locarno sich öffnende
Val de Vira und nach SW. das 5,5 km lange ValCusello, das bei Sigirino mündet und dessen starke Quellen die Stadt Lugano mit
Trinkwasser versorgen.
Die einst bis nahe zum Gipfel hinauf dicht bewaldeten Gehänge des Berges sind
im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark abgeholzt worden, womit auch der hier nicht selten auftretende und
eifrig gejagte Bär verschwunden ist. Heute finden wir am N.-Hang bis 750 m und am S.-Hang bis 850 und sogar 950 m
hinauf zahlreiche Kastanienselven. Höher oben folgt die bis 1600 m steigende Buche im Verein mit der rostblätterigen Alpenrose
(die an der N.-Flanke bis zum See hinunter geht), der Alnus incana und A. viridis, sowie mit Corylus avellana, Sarothamnusscoparius, Pteris aquilina, Juniperus communis und Calluna vulgaris, die sich auf den schönen und zahlreichen
Alpweiden der Bergflanken breit machen.
Nadelhölzer sind selten; doch
hat die Tessiner Regierung mit Bundeshilfe die Steilhänge mancherorts mit Tannen, Lärchen
etc. aufgeforstet. Die Gipfelpyramide des Tamaro entbehrt des Baumwuchses vollständig, zeigt dafür aber einen dichten Rasenteppich
mit reicher Alpenflora, so dass das auf den Alpen am S.-Hang (Montoia, Canigioli, Cusello) gesömmerte Vieh
bis zu oberst hinauf weiden kann. Aufstieg von der Station Rivera-Bironico der Gotthardbahn in 5, von der Station Magadino-Vira
der Linie Bellinzona-Locarno-Luino der Gotthardbahn in 5½ und von Indemini, dem einzigen Schweizerdorf im Vedascathal, in
3½ Stunden. Prachtvolle Rundsicht auf das untere Tessinthal, einen Teil des Verzasca-, Maggia- und Onsernonethales,
den Langensee bis zu den Borromäischen Inseln, den Luganersee und die lombardische Tiefebene bis Mailand.