(vergl. den betr. Abschnitt im Artikel über den Kanton Solothurn).
Von allgemein vaterländischen Verbänden bestehen in Solothurn
rührige Sektionen
der schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, des schweizer. Gemeinnützigen Frauenvereins, des Gewerbevereins und des
kaufmännischen Vereins, welch letztere zwei ganz besonders auch die Weiterbildung ihrer Mitglieder im Auge haben und durch
berufliche Prüfungen das Ansehen ihres
Standes zu heben sich alle Mühe geben. Ornithologische und Gartenbaugesellschaften,
sowie Jagdschutzvereine wenden ihre Aufmerksamkeit mehr praktischen Zwecken zu. Eine Reihe religiöser Vereine, Brüderschaften,
Kongregationen u. s. w., die z. T. in alte Zeit zurückdatieren, treten wenig an die Oeffentlichkeit. Zahlreich sind Schützengesellschaften
und Turnvereine. Im gemütlichen Solothurn ist auch die Zahl derjenigen Vereinigungen nicht klein, die die Förderung
von geselliger Fröhlichkeit zum Zwecke haben. Zu den beliebtesten zählt die Narrenzunft Honolulu, wie der selige «Postheiri»
die Stadt Solothurn benannte, welche sich seit der Erbauung des Konzertsaales durch die Veranstaltung von Ballfesten grossen
Stiles einen Namen gemacht hat.
Geschichtliche Uebersicht.
Nach einer frommen Ueberlieferung sind ums Jahr 300 die von Agaunum
(Saint Maurice) im Wallis
hierher geflüchteten Thebäer Ursus
und Viktor mit ihren Genossen durch den römischen
Statthalter Hirtacus ihres christlichen Glaubens wegen gemartert und schliesslich
enthauptet worden. Die St. Peterskirche an der
O.-Seite des Klosterplatzes soll die Stelle bezeichnen,
wo die Märtyrer, die sich ihre
Häupter wieder auf die Schultern gesetzt und von
Dreibeinskreuz w. der Stadt auf der
Aare schwimmend
den langen Weg zurückgelegt haben sollen, ihre letzte Ruhe gefunden hätten. Im 5. Jahrhundert trieben die Alemannen die
Römer aus ihrem helvetischen Besitz.
Die Urbewohner kämpften vereint mit den Burgundionen gegen die Eindringlinge, vermochten sich ihrer
aber nicht zu erwehren. Erst Chlodwig, der kraftvolle Frankenkönig, bezwang die alemannischen
Horden. Nun wurde das Castrum
Solodorense wieder bezogen und innerhalb der Mauern die St.
Stephans-Kapelle errichtet, die erst zu Ende des 19. Jahrhunderts
in ein Wohnhaus umgebaut worden ist. Ausserhalb des Castrum erhob sich zur Zeit der Karolinger ein zweites
Gotteshaus auf einer östl. vom befestigten
Platz aufragenden Anhöhe, die durch ein Bachbett und eine
Schlucht von jenem abgetrennt
war. Es war dem Andenken der thebäischen Märtyrer Ursus und Viktor und ihrer Genossen geweiht und stand am gleichen
Fleck, wo heute das St. Ursusmünster sich befindet.
Nach 1200 wurde Solothurn
freie Reichsstadt. Jetzt legte man um einen weit grössern Landkomplex herum Wall, Türme und
Graben an, wodurch
die Stadt Solothurn nach W., N. und O. zu der Grösse gebracht ward, die sie nachher Jahrhunderte lang beibehielt. Die Kleine
Stadt
(Vorstadt) am rechten Ufer der
Aare stand durch eine und später durch zwei Brücken mit der grössern linksufrigen Siedelung
in Verbindung. Aus dieser Zeit bedeutender baulicher Entwicklung sind noch eine Anzahl von im Laufe der Zeiten stark veränderten
Bauten erhalten, wie z. B. der Zeitglockenturm, das Franziskanerkloster u. a. m.
Im Jahr 1318 wurde Solothurn
durch Herzog Leopold von Oesterreich vergeblich belagert. 1481 trat die Stadt in den
Bund der
Eidgenossen.
Kurze Zeit nachher erstanden die heute noch vorhandenen, so überaus charakteristischen Muttitürme an
der NW.- und NO.-Ecke, sowie das Baslertor am O.-Eingang von Solothurn.
Die Stadt erhielt eine besondere Bedeutung, als in ihr von
Franz I. weg bis auf Ludwig XVI. Frankreichs
ständige Ambassadoren residierten. Es hat dies auch auf den architektonischen Charakter der Stadt einen grossen Einfluss
gehabt. Die Gotik musste vielfach dem jeweiligen Geschmack der französischen Herrscher weichen. Seit 1667 wurden nach dem
Vauban'schen System mächtige und hohe Schanzen um die Stadt herum gelegt, die seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts
zum grössten Teil abgebrochen worden sind, sodass sich davon bloss noch
¶
mehr
die lindengekrönte St. Ursenbastion am NO.-Ende der Stadt erhalten hat.
Die von 1838 an erfolgende Erweiterung der Stadt über die fallenden Wälle und sich füllenden Gräben weg zeitigte neue
Quartiere besonders im W., N., S. und NO. Ringsum von Mauern eingefasste stattliche Landhäuser mit ausgedehnten Gärten,
Wiesen und Parkanlagen sind im St. Josephs-Quartier seit Generationen im Besitz der nämlichen Familien.
Ein Frauenkloster im O., sowie zwei Frauenklöster und ein Männerkloster nördl. der Stadt bedecken gewaltige Komplexe und
drängen die bauliche Entwicklung weiter an die Peripherie.
Die in Solothurn
immer festern Fuss fassende Uhrenindustrie hat die rasche Erweiterung der Stadt gegen W. und NW.
nach Bellach und Langendorf hin zur Folge gehabt.
Altertümer.
Anlässlich der Abtragung der Wälle fand man eine Lanzenspitze aus Bronze und bei Kanalisationsarbeiten Trümmer von Töpferwaren
aus der ersten Eisenzeit. Fibeln aus der ersten La Tène Zeit und keltische Münzen deuten auf eine frühzeitige Siedelung
vor der Zeit der Römerherrschaft. Die Römer erstellten das Kastell Salodurum, von dem man heute noch
Mauerreste sieht (z. B. in der Löwengasse). In der Mauer eines Hauses an der Schaalgasse hat man einen Stein gefunden, der
vom Hermesbühl und dem dort stehenden Merkurtempel stammen muss, und dessen Inschrift anzeigt, dass Opilius
Restius, Soldat der 22. Antoninischen Legion, mit der Hut des Vicus Salodurum betraut war.
Von den übrigen in Solothurn
gefundenen römischen Inschriften nennen wir den zur Zeit von Caracalla errichteten Meilenstein und die
zahlreichen Votivtafeln, die bei der Restauration des St. Ursusmünsters zutage gekommen sind. Reste von Römerbauten hat
man auch ö. der heutigen Stadt, nahe der Kathedrale, in der Hauptgasse, nahe der Dreibeinskreuzkirche
und am Schöngrün, sowie Römergräber bei der Kathedrale und bei Dreibeinskreuz aufgedeckt. Die Steinbrüche von Solothurn
wurden schon
von den Römern ausgebeutet. Unter den zahlreichen Einzelfunden heben wir hervor einen Commoduskopf (nahe dem Dunantkäppeli)
und eine 75 cm hohe Venusstatue in weissem Marmor. Germanengräber sind nahe der St. Stephanskapelle
und auf dem Zeughausplatz zum Vorschein gekommen. Nahe der Kathedrale fand man im Jahr 1762 etwa 200 Münzen aus der Zeit
der Karolinger und der Ottonen.
Die etymologische Erklärung des Namens Solothurn
hat zu mancherlei seltsamen Hypothesen geführt. Alte Formen sind: 219 (auf
dem Epona-Monument) Salodurum;
im 9. und 10. Jahrhundert ebenfalls Salodurum, dann Salotarum, Soloturum, Salatarn, Solatren.
Solauro (woher französ. Soleure), Soloturn. Der Name ist heute noch nicht befriedigend erklärt.
Amtei des Kantons Solothurn.
Umfasst die beiden Bezirke Solothurn
und Lebern
(volkstümlich Leberberg genannt),
von denen jener einzig aus Gemeinde und Stadt Solothurn besteht. Fläche: Bezirk Solothurn 622,4 ha, Bezirk Lebern
11782,5 ha, Amtei
also 12404,9 ha. Einwohner: Bezirk Solothurn 10025, Bezirk Lebern
14544, zusammen also 24569 Seelen. 5000 Haushaltungen in 2329 Häusern.
Während das Gebiet des Kantons etwa 6½ mal grösser ist als dasjenige der Amtei Solothurn-Lebern, zählt
diese etwa den vierten Teil der Gesamtbevölkerung.
Die
Gemeinden des Mittel-Leberbergs hatten während des Baues der Weissensteinbahn ziemlich starke italienische Einquartierung,
sodass von der Solothurner Regierung in Oberdorf eine eigene italienische Schule für die Kinder der Arbeiter eingerichtet
war. Die S.-Grenze der Amtei bildet von Staad weg bis Flumenthal die Aare; die rechtsufrige Vorstadt von Solothurn
und eine
der Mündung des Siggernbaches gegenüber liegende Parzelle der Gemeinde Flumenthal greifen jedoch über diese natürliche
Grenze hinaus. Westwärts stösst die Amtei an den bernischen Amtsbezirk Büren,
nach NW. an den Amtsbezirk Münster (Moutier), im
N. an den Bezirk Balsthal-Thal
und im O. an den bernischen Amtsbezirk Wangen.
Eine Ausscheidung des gesamten Gebietes des Bezirkes Lebern
nach Kulturen gab für 1883 an
Seither ist der Rebbau gänzlich verschwunden. Während noch vor wenigen Jahrzehnten Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht)
die Hauptbeschäftigung der Amtei (die Stadt Solothurn
natürlich ausgenommen) war, haben wir jetzt stark entwickelte
Industrien, die von W. her Dorf nach Dorf erobern und diesem früher ausschliesslich bäurischen Kantonsteil ein ganz anderes
Aussehen und ganz andere Lebensverhältnisse bringen. Am bedeutendsten ist die Uhrenindustrie, die aus dem Neuenburger und
Berner Jura her zuerst in Grenchen sich ansiedelte und heute in fast allen Dörfern zu treffen ist.
Die ersten Uhrenmacher waren in Grenchen wie in den übrigen Fabrikdörfern des Leberbergs fast durchwegs welscher Zunge. Eine
Verschiebung der Sprachgrenze ist aber nicht eingetreten; die in der neuen Heimat aufwachsende Generation spricht von Kindheit
auf deutsch und besucht die deutschen Schulen, wenn auch die Eltern oder einzelstehende Arbeiter zäh
an ihrer Muttersprache festhalten. Ferner verdienen Erwähnung die grosse Zellulosefabrik in Attisholz, die Tuchfabrik in
Langendorf, die Parketterien in Grenchen und Solothurn;
bedeutende Sägen, Mühlen, Ziegeleien, Bausteinfabriken, Brennereien in Grenchen,
Selzach, Oberdorf, Langendorf, Solothurn,
Attisholz u. s. f., die Steinbrüche von Lommiswil, Solothurn,
Rüttenen, Riedholz und Balm, sowie
die Gipsgruben auf Niederwiler und Günsberger Boden.
963 m. Kleines Dorf an der Ausmündung des Val Ferret, 22 km sw. der Station Martinach
der Simplonbahn und 1,5 km sw. Orsières.
Liegt am S.-Ende des Wiesengeländes, das sich von Orsières
links der Dranse aufwärts bis zum Eingang in die Vallée de Ferret erstreckt, wird vom Abfluss des Lac de Champex durchzogen
und von den Steilhängen der Breya und des Plan y Boeuf überragt.
Ist durch eine über die Dranse de Ferret gespannte kleine
Brücke mit dem Val d'Entremont verbunden. 32 Häuser, 186 kathol. Ew. Kirchgemeinde Orsières.
Mehrere alte
Häuser, deren eines die Jahreszahl 1578 trägt.
Der Name entspricht dem französ. «sommet du pré», d. h. «Wiesenhaupt».
1035 m. Gemeindeabteilung und höchst gelegener Weiler der Gemeinde, am Eingang ins
Val Santa Maria und am alten Saumweg von Olivone auf den Lukmanier, 1 km über der Poststrasse. 2,5 km w.
Olivone. 21 Häuser, 87 kathol. Ew. Kirchgemeinde Olivone.
820 m. Gruppe von 7 Häusern im Val Colla, 14 km n. Lugano, zwischen
Roveredo und Bidogno an einem Fussweg mitten in Kastanienselven gelegen. 31 kathol. Ew. Kirchgemeinde Bidogno.
Viehzucht. Im
Sommer wandern die Männer als Maurer in den Berner Jura aus.
(La) (Kt. Neuenburg,
Bez. und Gem. La Chaux de Fonds).
896 m. Gruppe von 2 Häusern mit 2 Ställen, über Chez Guillaume
am Rand der den Steilhang zum Doubs hinunter bedeckenden Waldungen. Ausgedehnter Blick auf die Hochflächen der Freigrafschaft.
Die Häusergruppe hat ihren Namen einem der 11 historischen Viertel von La Chaux de Fonds gegeben. Es beginnt
am N.-Ausgang der Stadt beim Gemeindewaisenhaus unmittelbar über Bel Air und umfasst das Gebiet des Point du Jour, der Joux
Dessus und Joux Derrière, die ehemaligen Steinbrüche Jacky und den das HausChezCappel tragenden Abschnitt des Pouillerel. Das
Schulhaus La Sombaille steht an der Strasse nach Les Planchettes bei der Hauptsiedelungsgruppe der Joux Derrière.
Nach W. reichte das Quartier einst bis an den Doubs hinunter, während der zwischen Chez Guillaume und Chez Bonaparte gelegene
Abschnitt der Côte du Doubs heute Sous Sombaille genannt wird. Zusammen 60 Häuser, 306 reform. Ew. Kirchgemeinde La Chaux de Fonds.
(Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
369 m. Gem. und Pfarrdorf am linken Ufer der Maggia, halbwegs zwischen Maggia und Cevio und 19 km nw. Locarno.
Station der Linie Locarno-Bignasco. Postablage, Telegraph. Zusammen mit Riveo: 122 Häuser, 368 kathol. Ew.:
Dorf: 108 Häuser, 324 Ew. Weinbau und Viehzucht. Starke Auswanderung der Männer als Pächter und Hotelangestellte nach Kalifornien,
besonders San Francisco. Schöne Villen, Eigentum von im Ausland zu Wohlstand gelangten Gemeindebürgern. Fund eines Steinbeiles.
Gegenüber dem Dorf rauscht der prachtvolle, an die 100 m hohe Wasserfall von Soladino zu Thal. Von Someo
aus kann in 5 Stunden die Punta diSpluga (2209 m) erstiegen werden, die eine sehr ausgedehnte Fernsicht bietet.
oder Sonmartel (Kt. Neuenburg,
Bez. Le Locle).
1339 m. Kette des Neuenburger Hochjura mit zwei bewaldeten Gipfeln 4 km s. Le Locle;
zwischen den Thälern von Le Locle-LaChaux du Milieu einerseits und Les Ponts-LaSagne andrerseits. Beliebtes
Ausflugsziel der Bewohner von Le Locle, zwischen den Strassen von Le Locle nach La Sagne und nach Les Ponts. Am Gehänge stehen
mehrere zerstreute Höfe. Aussicht auf den Hochjura und einige Alpengipfel. Aufstieg von Le Locle her in 1½ Stunden. Der O.-Gipfel
hat 1330 m (trigonometrisches Signal) und heisst Grand Sommartel, der W.-Gipfel trägt den Namen Petit
Sommartel und erreicht 1339 m.
(Aeusseres und Inneres) (Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. Burgdorf).
580 m. Ehemaliges Heilbad, heute Gasthof und
Häusergruppe; am Waldrand 2 km nö. der Station Burgdorf der Linie Bern-Olten schön gelegen. 4 Häuser, 26 reform.
Ew. Kirchgemeinde Burgdorf.
(Kt. Thurgau,
Bez. Arbon).
Politische Gemeinde, aus den beiden Ortsgemeinden und Dörfern Nieder und Ober Sommeri bestehend. Zusammen: 86 Häuser, 418 Ew.,
wovon 44 Reformierte. Kathol. Pfarrei.
Der Turm der Pfarrkirche ist von weither sichtbar.
Maschinen- und Handstickerei.
Der Ort wird zum erstenmal 905 urkundlich
erwähnt. Er war zunächst ein Lehen des Bistums Konstanz und kam dann 1474 an die Abtei St. Gallen.
1468 zählte
er 166 Herdstätten.
Konfessionelle Streitigkeiten und die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit brachten die Abtei häufig
mit der Tagsatzung in Konflikt. Im Hungerjahr 1692 zählte man in Sommeri 132 Bedürftige und 233 Bettler.
Etwas Stickerei. Ober Sommeri ist eine alte Siedelung und wurde 1345 von
Johann von Heidelberg an Stephan von Roggwil, Bürger zu Konstanz, verkauft. 908: in Sumbrinaro marcho.
Die Alpweide umfasst
einen Teil des Thalbodens von Proz, das Val de Menouve und den vordern Abschnitt des auf den Grossen St. Bernhard
sich hinaufziehenden Thälchens.
Wird von einer Genossenschaft bewirtschaftet und vom 15. Juni bis 20. September mit etwa 20 Kühen
und 10 Stück Kleinvieh (meist Ziegen) bezogen.
790 m. Weiler am obern Rand der Weinberge
von Martinach und unterhalb der die Basis der Terrasse von Ravoire bekleidenden Waldzone, ¾ Stunden über der Station Martinach
der Simplonbahn. 8 Wohnhäuser, 22 kathol. Ew. Kirchgemeinde Martinach. 1906 erbautes kleines Hotel für Kurgäste.
Die übrigen
Bauten, die sich auf eine Strecke von fast 1 km Länge hinziehen, sind bescheidene Rebhäuschen, die
von den hier Reben besitzenden Leuten aus dem Bergland zur Zeit der Arbeiten im Rebberg periodisch bezogen werden.
Dorf: 41 Häuser, 253 Ew.
Die Kirche hat einen schlank aufstrebenden Turm mit schönem Geläute.
Wiesenbau und Viehzucht.
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
pflegte man in Somvix unter freiem Himmel ein altes Passionsspiel aufzuführen, das als interessantes Beispiel ehemaliger
Volkspoesie gelten darf. 766: Vicus;
(Val) oder Somvixerthal, nach der KapelleSt. Antoni in Tenigerbad wohl auch Val Tenji genannt (Kt. Graubünden,
Bez. Vorderrhein).
2500-892 m.
Rechtsseitiges Nebenthal zum Vorderrheinthal (Bündner Oberland), auf welches es sich bei Surrhein (892
m) 3 km sw. Truns öffnet. Das Somvixerthal hat im ganzen nördl. Richtung und ist ein ausgesprochenes Querthal, das zum grössern
Teil in kristallinen Formationen verläuft und bis zur Vereinigung seiner grössten Quellstränge 8,3 km lang ist. Begrenzt
wird das Thal: im O. von der Kette Piz Miezdi (2742 m)-PizNadèls (2793 m)-Piz¶
mehr
Grein (2894 m)-PizCavel (2944 m)-PizTgietschen (2858 m) und im W. vom Rundwall der Garvera (2371 m), dem Piz Muraun (2899 m) und
den über dem Valesagletscher tronenden Spitzen (Piz Cazirauns, Piz Senteri und Piz Stavelatsch). Am N.-Hang der Garvera liegt
auf einem mit erratischen Blöcken übersäten Plateau der von Forellen bevölkerte Alpsee Laus (1600 m),
der seine Entstehung der Stauung durch zwei Moränen verdankt und dessen Abfluss erst durch eine Kluft und dann über eine
Felsenstufe zu Thal eilt. Südl. vom Thal ragen, schon vom Thaleingang aus sichtbar, der Piz Vial (3166 m), Piz Gaglianera
(3122 m) und Piz Valdraus auf, die alle mit bedeutenden Gletscherfeldern geschmückt sind.
Hinten spaltet sich das Thal in Val Lavaz und La Greina, von denen jenes nach W. zieht und, grossartige Alpenbilder aufweisend,
unter dem mehr als 2 km langen Lavazgletscher (dem grössten Eisfeld der Gaglianeragruppe) endigt. Der andere Thalarm führt
in die sog. Fronscha, einen auf hoher Stufe gelegenen Felsenzirkus mit steilen Wänden und tosenden Wasserstürzen, auf den
das SW. und W. gerichtete, 2 Stunden lange, grüne Hochthal La Greina folgt. Abgeschlossen wird es von dem in richtiger Hochgebirgswelt
liegenden Greinapass (2360 m), der nach Val Camadra und in das Obstgartenland von Olivone hinunter führt
(von der Alp Camona unterm Diesrutpass bis zur Passhöhe 1½ und von da bis Olivone 5 Stunden). In neuester Zeit wird die Greina
für einen Alpendurchstich neben dem Splügen wieder viel genannt.
Der das Thal durchfliessende Somvixerrhein hat von der Stelle der Vereinigung der Bäche aus dem Val Lavaz
und aus dem Thal der Greina bis Surrhein ein Gefälle von etwa 490 m oder 6%. Nach Lauterburg ( Uebersicht der schweizer. Wasserkräfte;Vorbericht.Bern
1890) beträgt die gesamte Fallhöhe des Somvixerrheins 1331 m, die gesamte Bruttowasserkraft 5537 PS und die
produktive Wasserkraft 277 PS. Das Thal ist eng und sowohl an seiner eigenen Ausmündung als an derjenigen
der beiden grössten Quellthäler durchschluchtet.
Das Somvixerthal ist meist in Serizitphyllite und -gneis, sowie auch in echten Gneis eingeschnitten, aus welch letzterm zwischen
der Alp Valtenigia und der Fronscha und auch
im Val Lavaz ein aus dem Medelserthal herüber reichender grosser
Stock von Granitgneis und Granit hervorbricht. Am Piz Cavel sö. der Alp Valtenigia tritt Felsitfels und -schiefer auf. In
der Gegend des Tenigerbades schliessen die Serizitphyllite und -gneise eine enge Mulde von Verrucano, Anthrazitschiefer, Rötidolomit
und dunkeln Liasschiefern ein, die über die Alp Nadels quer durch das Thal zur Garvera hinreicht.
In den serizitischen Phyllitschiefern des Thalvordergrundes zieht ein aus der Gegend s. Truns kommendes schmales Band von
Talk- und Chloritschiefern südwestwärts über den Somvixerrhein. Oberhalb Val, auf der Alp Gargialetsch s. vom Piz Nadels
und w. vom Piz Grein, so wie im Val Lavaz sind noch bedeutende Moränenreste vorhanden, während man im
Thalhintergrund schöne Gletscherschliffe und Erosionskessel beobachten kann. Am Fuss der Schutthalden, besonders auf der
rechten Thalseite der Gegend von Il Run, fliessen reiche und schöne Quellen. Das Tenigerbad verdankt seinen Ursprung und Ruf
einer bittersalzhaltigen Gipsquelle, die im triadischen Rötidolomit entspringt (Analyse von Prof. Richard Meyer 1877).
Viele Teile von Gebirg und Thal sind reich an Mineralien, besonders die Alp Nadels, wo u. a. Bleiglanz, Zinkblende und Antimonglanz
gefunden werden und Spuren eines frühern Bergbaues existieren. Die Liasschiefer am Greinapass liefern Versteinerungen.
Der Thalweg geht über das wie das ganze Thal zur Gemeinde Somvix gehörende Dorf Surrhein auf der linken
Seite des Somvixerrheins hin, da die rechte Seite steile Felsen zeigt und oft durchschluchtet erscheint. Bald zeigen sich die
Häuser und Berghütten von Val mit einer Kapelle (1212 m), worauf man über die Höfe Clavadials und Salva Pleuna nach dem Tenigerbad
(Tenji, Bagn Sumvitg; 1273 m) gelangt. Dieser idyllische Ort mit alter Kapelle hat zwei Hotels (Kurhaus),
grosse Waldungen und schöne Spaziergänge und ist jetzt allsommerlich gut besucht.
Hier erscheint der Thalboden erweitert und auch am stärksten bewohnt (Tenigerbad, die beiden Hofgruppen Rosas, weiter hinten 11 Run).
Nachdem das Thal hinterRosas Dado sich eingeengt hat, erweitert es sich bei der angenehm gelegenen Häusergruppe
Run (1295 m) neuerdings, um nun derart über die Alpen Valtenigia und Pleun Burschina bis zur Thalgabelung sich zu erstrecken,
worauf es steil zur Fronscha einerseits und ins Val Lavaz andrerseits hinaufgeht. Am Eingang des Somvixerthales pflanzt man
noch Getreide und Kirschbäume, während das enge Thal weiter oben nur wenig Kulturboden aufweist. Dagegen
hat es ausgedehnte Wälder und im Hintergrund und den Seitenthälern schöne Alpweiden. Reich ist das Thal an Vogelarten,
sowie an botanischen und entomologischen Seltenheiten. Viele und hübsche Sagen. Bewohnt ist das Somvixerthal nur wenig; Surrhein
ist das einzige eigentliche Dorf dieses Teils des Bündner Oberlandes.
Aufstieg von Bourg Saint Pierre zur Valsoreyhütte
des S. A. C. (Nachtquartier) in 5 Stunden, von da zur Passhöhe 3 Stunden und Abstieg nach Mauvoisin in 5 Stunden.
(Mont) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
In der alpinen Literatur hie und da üblicher Name für den Amianthe (3600 m), den die Siegfriedkarte
und die italienische Generalstabskarte mit der Grande Tête de By identifizieren, während der Name Tête de By
(3422 m) auf der Dufourkarte demjenigen Gipfel beigelegt ist, der von den Italienern als TestaBianca bezeichnet und mit 3482 m
kotiert wird.
Die eingehendste und zuverlässigste Topographie dieses Gebietes hat Topham (Alpine Journal. 18, 1896) gegeben,
der den Amianthe der Siegfriedkarte, die Grande Tête de By und den Mont Sonadon als einen und denselben
Gipfel erklärt.
Die Besteiger von 1895 fanden auf dem Gipfel eine um eine Stange errichtete grosse Steinpyramide, die das
Werk italienischer Ingenieur-Topographen sein muss.
Die Bezeichnungen Sonadon und Sonallon (s. folgenden Art.) bedeuten s.
v. a. «kleine Glocke» (petite sonnaille), wie man sie
den Kälbern, Ziegen etc. umhängt.
Etwas s. vom Dorf eine Fabrik für Uhrenrohbestandteile mit etwa 10 Gebäuden am rechten Ufer der Schüss und gegen den Eingang
in die kurze Kluse, in der das Elektrizitäts- und Wasserwerk steht. Sandgruben und Brüche auf ausgezeichneten
Baustein. Das an der Kreuzung des St. Immerthales mit dem Vallon de da Heutte (Thal der untern Schüss) und dem Thal der Pierre Pertuis
gelegene Dorf war schon in alter Zeit ein bedeutender Verkehrsknoten, hat dann aber wie auch die Strasse über die Pierre Pertuis
seit dem Bau der Eisenbahn viel von der ehemaligen Belebtheit eingebüsst.
Doch ist Sonceboz dank
seiner zentralen Lage im Jura noch der bevorzugte Versammlungsort von jurassischen Vereinen und grossen
politischen Veranstaltungen geblieben. Auf der Roche de Châtillon (950 m) 1,3 km sö. vom Dorf sieht man die Reste einer ehemaligen
Burg, die wahrscheinlich auf den Grundmauern einer die S.-Flanke der Pierre Pertuis schützenden römischen Festungsanlage
steht. Funde von römischen Münzen aus der Zeit der Kaiser Caesar, Augustus und Diokletian. 1326 war «Suntzelbo»
ein in der Hand der Edeln von Péry liegendes Lehen der Kirche zu Basel,
dessen Zehnten je zur Hälfte dem Fürstbischof
von Basel
und dem Kapitel Moutier-Grandval zukamen. Bis 1665 stand die niedere Gerichtsbarkeit der Propstei Moutier zu. Der Name
ist nach Gatschet vom alemannischen Personennamen Sundalbolt herzuleiten.
680 m. Gruppe von 9 Häusern, 3 km w. der Station Berneck der elektrischen Strassenbahn
Altstätten-Berneck. 52 kathol. Ew. St. Gallische Pfarrei Berneck.