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und Lausanne bildete.
Ihr Lauf schied einst den Salsgau vom Buchsgau.
und Lausanne bildete.
Ihr Lauf schied einst den Salsgau vom Buchsgau.
(Ober und Unter) (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Unter Siggenthal).
379 und 374 m. Zwei Dörfer am rechten Ufer der Limmat, nahe deren Mündung in die Aare und an der Strasse Baden-Würenlingen. 1 km n. der Station Turgi der Linien Zürich-Baden-Brugg und Turgi-Waldshut und 2 km sö. der Station Siggenthal der Linie Turgi-Waldshut.
Postbureau und Telephon in Unter Siggingen.
Ober Siggingen: 80 Häuser, 496 kathol. Ew.;
Unter Siggingen: 78 Häuser, 577 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kirchdorf.
Weinbau, Viehzucht. Viele der Bewohner arbeiten in den Fabriken von Turgi.
Der Name ist vom althochdeutschen Personennamen Sicco herzuleiten.
(Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Ruswil).
766 m. Gemeindeabteilung mit einigen Häusergruppen;
2,5 km sö. Ruswil und 4 km nö. der Station Wolhusen der Linie Bern-Luzern.
Postablage, Telephon. 23 Häuser, 171 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ruswil.
Acker- und Obstbau, Viehzucht.
Schulhaus. Ueber dem Weiler ein schöner Aussichtspunkt.
(Kt. Tessin, Bez. Lugano). 473 m. Gemeinde 3 km nw. der Station Taverne der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso der Gotthardbahn. Postablage; Postwagen Taverne-Mezzovico. Besteht aus Osignano, Vianco und einem Teil von Taverne Superiore; zusammen 56 Häuser, 236 kathol. Ew. Pfarrei. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Temporäre Auswanderung der Männer als Maurer, Maler und Gipser in die übrigen Kantone. Hauptort des Kreises Taverne. Die Gemeinde liegt am Eingang ins Val Cusello, dessen Quellen die Stadt Lugano mit vorzüglichem Wasser versorgen. Prachtvolle Kastanienselven. Heimat des in Bologna gestorbenen berühmten Baumeisters Andrea Maria Pedevilla (1690-1775) und des Kupferstechers Vittore Pedretti († 1868), der 1824 in Paris 90 sehr geschätzte anatomische Tafeln nach den Zeichnungen des Dr. Antomarchi gestochen hat.
Ausgangspunkt für die Besteigung des Monte Tamaro über die Alpe Canigioli (5 Stunden).
(Monti di) (Kt. Tessin, Bez. Lugano, Gem. Sigirino).
1000-1100 m. Alpweide mit Hüttengruppe, am O.-Hang des Monte Gradicioli und 10 km nnw. Lugano.
Wird vom Frühjahr bis zum Herbst mit Vieh bezogen.
Herstellung von Butter und Käse.
(Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Fischingen).
773 m. Gruppe von 7 Häusern;
2,6 km nw. Fischingen und 8 km sw. der Station Sirnach der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 35 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Dussnang.
(Kt. Uri). 2224 m. Beraster Passübergang in dem von der Krönten nach SO. auszweigenden Kamm.
Von der Inschialp her auf gutem Weg zugänglich, während auf der Seite gegen das Gornerenthal der Weg bloss bis zur Alphütte Siglisfad heraufreicht.
Wenig begangen.
oder Siglisdorf (Kt. Aargau, Bez. Zurzach). 445 m. Gem. und Dorf, an der Strasse Baden-Kaiserstuhl und 4 km sw. der Station Kaiserstuhl der Linie Schaffhausen-Waldshut-Basel. Postablage. 59 Häuser, 292 kathol. Ew. Kirchgemeinde Schneisingen. Ackerbau und Viehzucht. Grosse Waldungen. Der das Dorf durchfliessende Dägenbach treibt zwei Sägen und versorgt ein Elektrizitätswerk mit Kraft. Die Strasse von Baden nach Kaiserstuhl soll schon zur Römerzeit bestanden haben, was durch frühere Funde von römischen Ziegeln bestätigt worden sein soll.
700 m. Gruppe von 5 Häusern, am rechten Ufer des Schächenbaches und 2 km ö. Bürglen. 30 kathol. Ew. Viehzucht.
(Kt. Waadt, Bez. und Gem. Lausanne). Anhöhe und Aussichtspunkt. S. den Art. Lausanne (Signal de).
(Le) (Kt. Freiburg, Bez. Greierz, Gem. Vuippens).
702 m. Gemeindeabteilung mit Gruppe von 3 Häusern am rechten Ufer der Sionge, 500 m nö. Vuippens und 6 km nnö. der Station Bulle der Linie Romont-Bulle. 25 kathol. Ew. Kirchgemeinde Vuippens.
Viehzucht.
(Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
3212 m. Einer der am häufigsten besuchten Gipfel der Silvrettagruppe, an der ö. Umrandung des Silvrettagletschers und auf der Grenze zwischen diesem, dem Fermuntgletscher und dem Firnbecken La Cudèra. Am Signalhorn führt der Silvrettapass (3013 m) vom Silvrettagletscher nach dem Cudèra-Plan Raigletscher und damit von Klosters (Prätigau) nach Guarda (Unter Engadin).
Von diesem Pass aus ersteigt man das Signalhorn bei normalen Verhältnissen leicht in ¾ Stunden über Schnee, Felsflächen und Blöcke.
Der Gipfel ist ein scharfer, nach dem Fermuntgletscher steil abgebrochener, mehrzackiger Grat, oft mit einer trügerischen Wächte gekrönt und dann Vorsicht erheischend.
Mit der Besteigung des Signalhorns kann man leicht diejenige des benachbarten Eckhorns und selbst auch diejenige des Silvrettahorns verbinden.
Von der Silvrettahütte des S. A. C. (4½ Stunden über Klosters) sind es bei normalen Verhältnissen etwa 3 Stunden auf das Signalhorn.
(Kt. Wallis, Bez. Leuk und Oestlich Raron).
2918 m. Gipfel in der Kette zwischen dem Turtman- und dem Ginanzthal.
Kann von Turtman her in 6 und von Gruben aus in 3½ Stunden ohne Schwierigkeit bestiegen werden.
oder Punta Gnifetti (Kt. Wallis, Bez. Visp). 4561 (auf der italienischen Karte 4559) m. Gipfel im Massiv des Monte Rosa, auf der Landesgrenze gegen Italien zwischen dem Sesiajoch und dem Grenzsattel; ö. über dem dem Gornergletscher zufliessenden Grenzgletscher und w. über dem obersten Sesiathal. Kann bloss von der italienischen Seite her gut gesehen werden und ist auf Schweizer Seite einzig vom Hörnli über Zermatt aus etwas sichtbar. Den italienischen Namen trägt der Gipfel zum Andenken an den Pfarrer von Alagna, Giovanni Gnifetti, der ihn 1842 zum erstenmal erstieg.
Die unter normalen Verhältnissen und an einem schönen Tag kaum schwierige Ersteigung wird von der italienischen Seite her oft unternommen und erfordert von der Capanna Gnifetti (3647 m; über dem Garsteletgletscher) aus 5 und vom Hotel auf dem Olenpass her 8 Stunden. 1893 hat der italienische Alpenklub ganz nahe unter dem Gipfelpunkt eine das ganze Jahr bewirtschaftete Hütte, die Capanna della Regina Margherita (4555 m) erstellen lassen, der 1905 ein bloss vom 15. Juli bis 15. September geöffnetes alpines Observatorium angefügt worden ist.
Dieser auf dem Gipfel selbst stehende Bau umfasst 8 Zimmer, von denen zwei für Touristen bestimmt sind und eines als physiologisches Laboratorium dient. Er ist fest im Felsen verankert und mit einer doppelten Holzverkleidung, sowie einem dicken Panzer von Kupferplatten versehen, um ihn vor den elektrischen Entladungen und allen Stürmen und Winden sicher zu stellen. Die Leitung liegt in der Hand des Professors Camillo Alessandri, Direktors der Sternwarte zu Pavia. Umfassendes und prachtvolles Panorama, das demjenigen der benachbarten Dufourspitze in allen wesentlichen Zügen gleichkommt.
Amtsbezirk des Kantons Bern. Hauptort Langnau. 32260 ha Fläche und 25047 Ew., also 78 Ew. auf 1 km2. Umfasst 9 Gemeinden, die zugleich Pfarreien sind: Eggiwil, Langnau, Lauperswil, Rötenbach, Rüderswil, Schangnau, Signau, Trub und Trubschachen. 4673 Haushaltungen in 3382 Häusern. 24902 Reformierte, 126 Katholiken, 9 Juden und 10 Andere. 24986 Ew. deutscher, 35 französischer, 24 italienischer und 2 anderer Sprache. Der Amtsbezirk umfasst den obern Teil des Emmenthales und grenzt im N. an das Amt Trachselwald, im O. an den Kanton Luzern, im S. an die Aemter Interlaken und Thun, im W. an Konolfingen und Burgdorf. Mit Ausnahme der schmalen Thalsohle der Emme von Emmenmatt bis Rüderswil besteht das Amt ganz aus Bergland.
Dieses wird durch die Emme und ihren Hauptnebenfluss Ilfis in 3 Gruppen gegliedert:
1) Bergland links der Emme, 2) zwischen Emme und Ilfis und 3) rechts von Ilfis und Emme. Zur ersten Gruppe gehören der Hohgant (2202 m), die Honegg (1529 m), die Natersalp (1215 m), der Kapf (1098 m), Hundschüpfen (1014 m) und die Blasenfluh (1117 m); zwischen Emme und Ilfis erheben sich der Wachthubel (1418 m) und der Rämisgummen (1304 m); rechts von Ilfis und Emme liegt das kreisförmige Bergland des Napf mit dem Gipfel des Napf (1411 m) und der Hohmatt (1359 m). Das produktive Land verteilt sich auf ¶
ha | |
---|---|
Aecker und Gärten | 5110 |
Wiesen und Hofstatten | 5707 |
Weiden und Alpen | 7988 |
(nach der neuesten Statistik | 8068) |
Wald | 6024 |
Zusammen | 24829. |
Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 15684 | 16787 | 18774 |
Pferde | 1362 | 1389 | 1593 |
Schweine | 4709 | 6717 | 7343 |
Schafe | 4183 | 3537 | 2683 |
Ziegen | 5147 | 4703 | 4018 |
Bienenstöcke | 2183 | 2949 | 3206. |
Sehr reich ist das Amt an Alpweiden, besonders in den Gemeinden Schangnau, Rötenbach, Eggiwil und Trub. Die Gesamtzahl der Alpen beträgt 255, wovon 245 in Einzelbesitz sind. Ihre Fläche von 8068 ha verteilt sich auf eingehegtes Land 1091, Weidefläche 4917, Wald 1564, Ried 329 und unproduktives Land 167 ha. Sie werden zusammen mit 4249 Stück Rindvieh bestossen. Der Wert des Weidelandes beträgt 2223060 Fr. und derjenige des ganzen Alpgebietes (mit Wald) 5493410 Fr. Diese Alpweiden liegen in einer Höhe von 820-1500 m, die meisten in 900-1200 m. Die Weidezeit beträgt 123 Tage. Es wird meistens Jungvieh gesömmert.
Auf diesen Alpen werden durchschnittlich 50500 kg Fettkäse und 3000 kg Butter im Gesamtwerte von 80900 Fr. produziert. Der Amtsbezirk ist fast ausschliesslich landwirtschaftlich und zeigt bloss in den Thälern der Emme und Ilfis industrielle Tätigkeit. Hauptindustrie ist die Textilindustrie. Die eidg. Betriebszählung vom ergab folgende Zahlen: Gesamtzahl der Betriebe 3743, davon in Landwirtschaft 2099, in Gewerbe, Industrie und Handel 1609, sowie mit Heimarbeit 35. 13980 Personen beschäftigen sich mit Landwirtschaft, 6858 mit Industrie und 1479 mit Handel. 3572 Betriebe ohne und 171 mit Motoren, welch letztere über 977,5 PS verfügen. An Eisenbahnen besitzt das Amt die Linien Bern-Langnau-Luzern und Burgdorf-Langnau, sowie die Postwagenkurse Schangnau-Wiggen, Schangnau-Kämmeriboden, Signau-Rötenbach und Trubschachen-Trub. Die weitere Ausführung aller Verhältnisse siehe in den Artikeln Emmenthal, Emme (grosse) und Ilfis.
(Kt. Bern, Amtsbez. Signau). 687 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Bern-Langnau und 5 km sw. von diesem Dorf. Station der Linie Bern-Luzern. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Signau-Rötenbach. Gemeinde, mit Hälischwand, Höhe, Mutten und Schüpbach: 398 Häuser, 2862 reform. Ew.; Dorf: 53 Häuser, 404 Ew. Das auf eine Länge von 1 km längs der Landstrasse sich hinziehende hübsche Dorf hat mit dem benachbarten Schüpbach ziemlich viel Industrie: Baugeschäft, Bleicherei, Zigarrenfabrikation, Färberei, Mühle, Säge, Ziegelei.
Landwirtschaft. 5 Käsereien. 3 Jahrmärkte. Der früher sumpfige Thalgrund ist seit 1856 durch den Schüpbachkanal trocken gelegt. Bei Signau gab es früher zwei Burgen, Sitze der Freien von Signau. Die im 14. Jahrhundert verlassene alte Burg stand auf einem Hügel ö. vom Weiler Steinen, während die neue gegenüber auf der linken Thalseite lag und 1798 als Sitz des Landvogtes von den Bauern zerstört wurde. Die Freiherren von Signau lassen sich urkundlich nachweisen von 1146 an bis zur Schlacht von Sempach 1386, in welcher zwei Brüder, wahrscheinlich die letzten ihres Geschlechts, fielen.
Viele Glieder dieses Hauses bekleideten höhere Kirchenämter. Nach mehrfachem Wechsel ihrer Besitzer kam die Herrschaft Signau 1529 an Bern. Sie bildete mit den Gemeinden Biglen und Rötenbach, zu denen im Jahr 1648 noch das bisher mit Signau verbundene Eggiwil als selbständige Gemeinde kam, ein eigenes Amt bis 1798. 1529-1798 residierten hier 50 Landvögte mit je sechsjähriger Amtsdauer. Die sogenannten «Heidengräber» sind Erdwerke, die in der Nähe von Signau beim Weiler Steinen gefunden wurden. Alb. Jahn deutete sie als Ueberreste eines römischen Feldlagers, das die Strasse von der Aaregegend nach dem obern Emmenthal deckte. 1856 fand man darin eine ganze Anzahl von «Heideneisen» genannten römischen Hufeisen. Wie in Langnau und andern Dörfern des Emmenthales hat sich auch in Signau noch die alte Sitte erhalten, dass die Frauen am alljährlichen ¶
Schützenfeste ebenfalls teilnehmen, wobei z. B. in Burgdorf diejenige Familienmutter, die die grösste Zahl Knaben hat, einen Preis erhält. In Signau lebte der Volksdichter und Schlosser Christian Wiedmer (1808-1857), der Dichter des Emmenthalerliedes; Heimat des Bundesrates Karl Schenk (1823-1895). 1146: Sigenowo;
1175: Sigenowa;
1300: Signowa;
auch Sigenowe, Sigenuwe und Sygenova = Au des Sigino.
(Kt. Wallis, Bez. Hérens, Gem. Ayent).
700 m. Gemeindeabteilung und Weiler mit Weinbau, über dem Bisse de Clavoz mitten in Rebgeländen gelegen, 2 km nö. der Station Saint Léonard der Simplonbahn. 12 Häuser. 65 kathol. Ew. Kirchgemeinde Ayent. 1200: Sinies;
1250: Synneysi.
(Kt. Tessin, Bez. Lugano). 1004 m. Gem. und Dorf im Val Colla, 15 km nö. vom Bahnhof Lugano. 36 Häuser, 129 kathol. Ew. Kirchgemeinde Colla. Anbau von Roggen und Kartoffeln, Viehzucht. Periodische Auswanderung der Männer als Kohlenträger. Kleines Bergdorf mit von der Zeit gebräunten Holzhäusern.
(Kt. Waadt, Bez. Nyon). Gemeinde mit den beiden Weilern Signy und Avenex, in der Ebene zwischen Nyon und dem Jura. Signy (474 m) liegt 3,2 km w. der Station Nyon der Linie Lausanne-Genf und 1,2 km n. der Station Eysins der Linie Nyon-Divonne.
Postablage, Telegraph, Telephon;
Postwagen Nyon-Gingins-Trélex. 17 Häuser, 63 reform. Ew. Avenex (458 m) befindet sich 800 m ö. Signy und hat 6 Häuser mit 31 reform. Ew. Gemeinde: 23 Häuser, 94 reform. Ew. Kirchgemeinde Nyon.
Acker- und Weinbau. Signy war ehedem unter dem Namen Sigiciacum oder Signiacum ein Krongut, das zusammen mit Commugny 1017 von König Rudolf der Abtei Saint Maurice d'Agaune verliehen wurde. 1166: Signei;
1200: Suniacum;
1235: Signiacum.
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 805 m. Gem. und Pfarrdorf, 240 m rechts über dem Spiegel des Thunersees und am unteren Ende der weitläufigen Sigriswilallmend, die sich in sanfter Abdachung an die schroffe Kette des Sigriswilergrates anlehnt. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Gunten. Gemeinde: 497 Häuser, 3093 reform. Ew.; Dorf: 59 Häuser, 377 Ew. Die Gemeinde besteht aus einer ganzen Anzahl teilweise weit voneinander entfernter Ortschaften und erstreckt sich vom Ufer des Thunersees über die Höhen der Sigriswilallmend und der Blume bis weit hinüber ins Thal der Zulg. Am Seeufer liegen Merligen am Ausgang des Justisthales und Gunten auf dem Delta des Guntenbaches, beide mit fast südl. Vegetation und als Fremdenorte stark besucht. Am Gehänge zwischen Sigriswil und Gunten finden sich noch Weinberge von bedeutender Ausdehnung. Ungefähr auf gleicher Höhe wie Sigriswil liegen in ö. Richtung Endorf (778 m), Felden und Wiler (850 m) an einer Fahrstrasse, die um den hier mit der Spitzen Fluh und den Ralligstöcken steil abfallenden Sigriswilergrat herumbiegt und ohne grosse Steigung in das Justisthal führt, dessen Alpen meist Bewohnern von Sigriswil gehören.
Westl. der Guntenschlucht treffen wir Tschingel (900 m) und Aeschlen (755 m), ersteres über einer schroff zu diesem Tobel abbrechenden Felswand und letzteres an der Strasse nach Oberhofen auf einer Terrasse unmittelbar über dem See. Noch höher liegen Ringoldswil (993 m) an der W.- und Schwanden (1023 m) an der S.-Flanke der Blume auf der Wasserscheide zwischen dem Guntenbach und der Zulg. Zum Gebiet dieser letztern gehören Meiersmad (1080 m) und das noch entlegenere Reust (1000 m), ersteres in einem rauhen Hochthal und letzteres auf einem Bergrücken unmittelbar über der Schlucht der Zulg.
Diese zwei Ortschaften sind mit dem 2-3 Stunden entfernten Pfarrdorf Sigriswil nur durch mangelhafte Wege verbunden, haben aber mit dem Bau der Wührestrasse eine bedeutend bessere Kommunikation mit Thun und Steffisburg erhalten. Die Lage des Pfarrdorfes Sigriswil auf der äussersten, nach S. exponierten und steil zum See hinabfallenden Terrasse der Bergflanke ist überaus sonnig und mild. Prachtvolle Aussicht auf See, Niesen, Stockhornkette und Hochgebirge. Mit dem 1 km sw. gelegenen Gunten, wo sich die nächste Dampfschiffstation befindet, ist Sigriswil durch eine die Steigung in grossen Schlingen überwindende Fahrstrasse (½ Stunde) verbunden.
Geplant wird der Bau einer Drahtseilbahn Gunten-Sigriswil. Auch mit Oberhofen steht Sigriswil durch eine Fahrstrasse in Verbindung. Diese steigt vom Seeufer her sanft an und erreicht über Aeschlen das hochgelegene Tschingel, wo sie sich verzweigt. Während der eine Arm links nach dem Dorf Schwanden führt, biegt der andere tief in das Thal des Guntenbaches ein, um das hart am Rand dieser Schlucht auf seiner Terrasse tronende Pfarrdorf zu erreichen. Land- und Alpwirtschaft, Viehzucht.
Fremdenverkehr. Ins Dorf selbst ein grosser Gasthof und in der Umgebung ausserdem mehrere Fremdenpensionen. Der Betrieb eines ehemaligen Steinkohlenbergwerkes ist längst aufgegeben. Pfarrhaus und Kirche bilden eine malerische Gebäudegruppe. In der Kirche bemerkt man einen polychrom gehaltenen gotischen Taufstein aus dem 15. Jahrhundert und eine grosse, reich verzierte Zehn Gebotetafel aus dem 17. Jahrhundert. Das mit einer originellen Inschrift versehene Archivgebäude enthält viele alte Urkunden. Als Mittelpunkt der Gemeinde und Kirchort ist Sigriswil besonders am Sonntag Morgen sehr belebt. Die Bevölkerung der Gemeinde gehört in den am See gelegenen Dörfern mehr dem oberländischen und in den Bergortschaften mehr dem emmenthalischen Typus an. Die Steilheit des Bodens erschwert vielerorts die landwirtschaftliche Arbeit und nötigt die Bewohner häufig, ihre Lasten auf dem Rücken zu tragen.
In geschichtlicher Hinsicht bietet die Gemeinde Spuren hohen Altertums. Bekannt ist der reichhaltige Fund aus der Bronzezeit bei Ringoldswil, sowie die Sage von einer durch Bergsturz verschütteten Stadt Roll in der Nähe des heutigen Schlosses Ralligen. Die Kirche soll im 10. Jahrhundert als eine der 12 Tochterkirchen derjenigen von Einigen gegründet worden sein. Sie war dem h. Gallus geweiht und gehörte zum Dekanat Münsingen der Diözese Konstanz. Als Kollatur der Edlen von Bremgarten wird sie schon im 12. Jahrhundert erwähnt.
Später kam der Kirchensatz durch Erbschaft an die Brüder Heinrich von Thun, Bischof von Basel (1215-1238) und Burkhard von Thun, die ihn dann dem Kloster Interlaken vergabten. Bei der Reformation kam das Patronat an die Republik Bern. Grosse Pestepidemien 1565 und 1583, in welch letzterm Jahr hier im Zeitraum von fünf Monaten 350 Menschen starben, worunter 40 waffenfähige Männer. 1653 beteiligte sich die Gemeinde am Bauernaufstand. 1671 gingen Kirche und Pfarrhaus in Flammen auf. 1799-1806 lebte als Vikar in Sigriswil der vortreffliche bernische Dialektdichter Gottlieb Jakob Kuhn (1775-1850), der in einem seiner bekanntesten Lieder die Sage von der Spitzen Fluh besungen hat. Von den ¶
übrigen Pfarrern von Sigriswil sei genannt der als Prediger, Historiker und politischer Satiriker hervorragende Karl Howald (1796-1869), der Verfasser einer bemerkenswerten mehrbändigen handschriftlichen Chronik von Sigriswil. Vergl. Kuhn, J. G. Versuch einer ökonomisch-topographischen Beschreibung der Gemeinde Sigriswil (in der Alpina. III). Winterthur 1808. - Kuhn, J. G. Wanderung auf die Höhen am Thunersee in der Gemeinde Sigriswil (in den Alpenrosen). Bern 1815.
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 2053 m. Langgezogener Felskamm, der sich vom N.-Ufer des Thunersees in nö. Richtung abzweigt, um im Hintergrund des Eriz zum Quellgebiet der Zulg sich zu senken. Durch das breite Justisthal getrennt, läuft ihm der im Gemmenalphorn kulminierende Guggisgrat parallel. Von Bern und Thun aus gesehen, bilden die beiden Kämme eine nach dem Thunerseebecken absteigende Linie, während sie sich, von Spiez, Aeschi und selbst vom Kanderthal aus betrachtet, ihre schmalen und jähen Stirnseiten zuwenden, zwischen denen das Justisthal sich öffnet, aus dessen Hintergrund die in derselben Richtung streichende Kette der Sohlflühe aufsteigt. Der Sigriswilergrat erhebt sich mit steilen Waldhängen hinter dem Dorfe Merligen und erreicht in dem zackigen Kamm der Ralligstöcke bald eine bedeutende Höhe, die im Felsturm der Spitzen Fluh 1662 m beträgt. Hinter dieser erweitert sich der Grat zur Vorderberglialp (1670 m). Immer ansteigend setzt sich der Kamm mit zwei durch eine trümmerbedeckte Mulde voneinander getrennten Gräten fort, von denen der w. in der Mähre (1958 m) einen ausgeprägten Gipfel aufweist, während der ö. auf breitem Rücken die Hinterberglialp trägt und dann im Gipfel des Rothorns (2053 m) kulminiert.
Beide Gräte vereinigen sich wieder am Ofengütschen (2034 m). Von hier setzt sich der Kamm als schmaler First fort und erreicht mit einigen (auf der Karte unbenannten) Gipfelpunkten 1961, 2013 und 1922 m. Nach O. fällt er zum Hintergrund des Justisthales, nach W. zu den Rasenterrassen der Sigriswilschafläger und von da nach der Zulg ab. Der letzte bedeutendere Gipfel, der Burst (1970 m), ist durch einen kurzen Grat mit der Felsenbastion der Schörizfluh (1863 m) verbunden, in welcher die Kette äusserst schroff gegen die Schörizalpen abbricht.
Die beidseitigen Hänge des Grates sind in seiner ganzen Länge von 9 km sehr steil. Während der Absturz nach dem Justisthal in den mittleren Partien teilweise bewaldet ist, fällt der Grat auf der NW.-Seite mit wilden Felsmauern, rauhen Trümmerhängen und Grashalden, die von felsigen Tobeln durchzogen sind, nach dem Gürtel von Alpweiden herab, den mehrere durch ziemlich tief eingeschnittene Wasserläufe getrennte «Eggen» bilden. Von der Schörizfluh löst sich die zwischen dem Sulzigraben und dem Hintern Horrenbach gelegene Schörizegg ab, zwischen dem Hintern und dem Vordern Horrenbach folgt die Hörnlialp und etwas n. vom Rothorn die Zettenalp.
Während sich diese Alpweiden mit ihren Wasserläufen nach dem Thal der Zulg senken, bildet ein vom Sigriswilergrat zur Blume streichender Höhenzug die Wasserscheide, s. von welcher die Alpen Alpiglen und Sigriswilallmend mit ihren Hängen und Gräben, die ihr Wasser zum Gunten- und Stampbach senden, nach dem Thunerseebecken absteigen. Der Charakter des Sigriswilergrates ist derjenige der Wildheit und Oede. Die fast immer felsige Kammlinie ist stellenweise nur mit Schwierigkeiten zu begehen.
Doch können die meisten Gipfel von Merligen her durch das Justisthal in 3-5 Stunden leicht erstiegen werden. Zwischen Mähre und Rothorn ist die Mulde durch ein Karrenfeld mit zahlreichen Blöcken, Trichtern, Löchern, Spalten und Höhlen ausgefüllt. Am S.-Absturz des Rothorns befindet sich die vergletscherte Höhle des Schafloches. Die Aussicht ist sehr ausgedehnt, doch etwas beeinträchtigt durch den parallel laufenden, langgestreckten Grat des Gemmenalphorns.
Der Sigriswilergrat bildet die sw. Fortsetzung der Kette der Schrattenfluh, weicht aber in seinem Aufbau stark von derselben ab. Während diese nämlich ein einfaches überschobenes Gewölbe aus Neokom, Urgon und Nummulitenkalk bildet, stellt der Sigriswilergrat einen ausserordentlich merkwürdigen Synklinalkamm dar, dessen beide Flanken aus Neokom bestehen. Die Schichten der obersten Kammzone fallen V-förmig gegen das Berginnere ein. Daraus ergibt sich, dass der Rücken stellenweise breit ausgeladen erscheint und hier die Hütten und Alpweiden von Unter und Ober Bergli (1679 und 1821 m) trägt.
Das W.-Ende des Grates wird oft mit dem Namen der Ralligstöcke bezeichnet. Den N.-Fuss des Sigriswilergrates kennzeichnet eine Faltenverwerfung oder Ueberschiebung, die das Neokom mit dem Tertiär in unmittelbaren Kontakt bringt. Längs der Ueberschiebungsebene haben sich noch einige stark ausgewalzte Fetzen von Lias und Taveyannazsandstein erhalten. Eigentümlich ist eine Notiz vom wonach am Sigriswilergrat ein Bleierzlager entdeckt worden war, zu dessen Ausbeutung die bernische Regierung ihre Bewilligung erteilte.
(Kt. Schwyz, Zug und Zürich). Linksseitiger Nebenfluss der Limmat, mit welcher er sich unterhalb des «Platzspitzes» in der Stadt Zürich vereinigt.
Wie die Aeste einer riesigen Baumkrone gehen oberhalb der Schindellegi die Wasserläufe auseinander, welche das obere Sihlsystem bilden, und die selbe Erscheinung wiederholt sich recht typisch an der Sihl selber von Euthal an aufwärts. Ein Blick auf die Karte zeigt darum zweimal ein gut abgerundetes Einzugsgebiet 1) das der Sihl ob Schindellegi, oder das Sammelgebiet im weitern Sinn und 2) das des Flusses ob Euthal, oder das Einzugsgebiet der Sihl im engern Sinn. Dieses letztere hat die Gestalt eines Ovals.
Eingeschlossen ist es: im O. von der Schwarzstock-Fluhbergkette, im S. von der Schwarzstock-Drusberg-Forstbergkette, im W. von der Kette zwischen Sihlgebiet einerseits Alp- und Amselthal andrerseits. Seine Fläche beträgt bis und mit der Minster 94,65 km2, bis und mit dem Steinbach 114,01 km2. Die Sihl hat ihre Quellen auf den Schutthalden am O.-Fuss der obersten Felsen des Hund (Drusberg), wo von etwa 1850 m an Bäche sich entwickeln, die sich auf der Alp Mutterort vereinigen (1640 m). Von hier an sinkt die Sihl bald in eine tiefe und enge Schlucht hinunter, die in Felsen der Kreidezeit eingegraben ist, bis zum Gripsli (1017 m) reicht und ein Gefälle von 17,8% aufweist. Es folgt ein 1 km langes Laufstück auf Schutt, aber immer noch in einer Schlucht (mit 5,7% Gefälle), die sich erst im Ochsenboden (960 m) erweitert.
Das nunmehr breite Thal ist mit grobem Kies überschüttet und hat noch ein bedeutendes Gefälle, das sich meist zwischen 2 und 3% bewegt. Erst bei Studen (900 m), wo die andern Quellbäche der Sihl münden, sinkt es auf das geringe Gefälle der Alluvionsebenen hinunter. Die übrigen Quellbäche werden durch die Minster gesammelt; es sind: die Stille Waag aus dem Twingetobel, der Käswaldbach aus dem Käswaldtobel und der Eisentobelbach aus dem Eisentobel. Diese drei Thäler scheiden die Klippen Schien, Lauchernstock-Mördergrube und Roggenstock voneinander, während zwischen Twinge- und Sihlthal eine breite Gebirgsmasse vom Drusberg aus nach N. streicht.
Auch in die Thäler der Minster und der Waag reichen die Schuttmassen weit hinauf. Das ganze Anschwemmungsland von Studen bis Schlagbühl verdient eine nähere Betrachtung. Gefällsverhältnisse: von 900-890 m = 3,2‰; von 890-880 m = 1,7‰; von 880-870 m = 1,2‰. Länge: Ebene 9 km, Fluss 17 km. Breite bei Studen 1,2 km, bei Gross 1,8 km, am untern Ende 2,5 km, also abwärts im allgemeinen zunehmend. Die Begrenzung wird bis in die Gegend von Steinbach aus Eozän gebildet; hierauf folgen auf beiden Thalseiten quartäre Ablagerungen, dann oberhalb Gross Molassehöhen, von denen fortan die ganze O.-Seite begrenzt ist, während die wenig hohe Wasserscheide gegen die Alp hin (n. Einsiedeln) mit Erratikum überschüttet ist. Den Abschluss des Gebietes nach N. bildet der halbkreisförmige Endmoränenzug im Schlagen, der einst einen Sihlsee gestaut hat. Zuflüsse: von links aus dem Amselthal bei Gross der Grossbach mit starkem Schuttkegel;
von rechts bei Euthal der Eubach aus einem Längenthal an der Grenze zwischen der Kalkkette des Aubrig und dem subalpinen Eozän, bei Willerzell der Rickenbach.
Die Ebene selbst besteht in der Tiefe ¶
(Bohrloch von 60 m) aus Seekreide, welche sich in dem durch die Moräne im Schlagen gestauten See abgelagert hat. Die heutigen Ufer der Sihl bestehen aus Lehm, der durch Schilfrohrrhizome verfestigt ist. Dieser undurchlässige Grund eines Thalbodens mit sehr kleinem Gefälle bot der Torfbildung günstige Bedingungen. Ueberall begann diese mit der Entstehung eines Rasenmoores aus Seggen- und Schilftorf und peripherisch auftretendem Torfmoostorf. Vereinzelte Reste von Birken- und Rottannenstämmen deuten auf einen einstigen lichten Sumpfwald hin.
Auffällig ist, dass die zentralen Teile der Moore oft grosse reine Bestände der heute seltenen Scheuchzeria palustris aufgewiesen haben. Die genannten Moorpflanzen wirkten als peripherischer Filter und hielten den Schlamm des Ueberschwemmungswassers zurück, so dass im Zentrum der aschenarme Scheuchzeriatorf sich bilden konnte. In Todtmeer und Roblosen hatte dieser eine Fläche von 90 ha. Von Unter Iberg bis Willerzell zeigen die Moorflächen heute ganz den Typus von voralpinen Flachmooren.
Der Moorboden wird landwirtschaftlich auf vier verschiedene Arten benutzt:
1) Die feuchtesten Gebiete tragen Streuwiesen die vorwiegend dem Typus des Molinietum (Besenriedwiese) angehören, d. h. überwiegend mit Pfeifengras (Molinia coerulea) bewachsen sind. Dazu kommen stellenweise als quantitative Hauptbestandteile des Riedgrases: Carex panicea (hirsenfrüchtige Segge), besonders an feuchtem Orten;
C. stricta (steife Segge), die am Rande von Altwassern und in ehemaligen Torfgruben Schwingrasen und Horste bildet;
C. paniculata, C. davalliana, C. rostrata, C. filiformis, C. paludosa und Arundo phragmites (Schilfrohr), welches besonders auf den Mooren mit Gehängeberieselung steht, ebenda: Ulmaria pentapetala (Rüsterstaude), Veratrum album (Germer), Cirsium rivulare (Kratzdistel).
Anderwärts finden sich Menyanthes trifoliata (Bitter- oder Fieberklee), der oft ganze Wiesen bildet; Equisetum palustris und E. heleocharis (Schachtelhalm), dieser in totem Wasser; ferner Sparganium ramosum (Igelkolben) und Typha (Rohrkolben). Anderwärts: Eriophorum latifolium (Wollgras), Trichophorum caespitosum (Haargras), Scirpus silvaticus (Binse). In schlammfreiem Wasser die Scheuchzeria palustris. Charakteristische Pflanzen für den voralpinen Typus des Moores sind: Trollius europaeus (Trollblume), Veratrum album (weisser Germer), Aconitum napellus (wahrer Eisenhut), Polygonum bistorta (doppelt gedrehter Knöterich), Sweertia perennis (ausdauernde Sweertie), Bartsia alpina (Alpenbartsie), Ranunculus aconitifolius (eisenhutblättriger Hahnenfuss) und Gentiana asclepiadea (Schwalbenwurzenzian), in inselartigen grünen Stöcken Sanguisorba officinalis (gebräuchlicher Wiesenknopf), Primula farinosa (Mehlprimel) und Trichophorum alpinum (Alpenhaargras).
Von botanischen Seltenheiten des Flachmoores nennen wir: Hierochloë odorata (wohlriechendes Mariengras), Juncus supinus (niedrige Simse) und Lysimachia thyrsiflora (straussblütiger Gilbweiderich). Die wichtigsten Riedwiesen sind: die Schmalzgrubenrieder bei Unter Iberg, die Breitenrieder unterhalb Studen, die Rieder vor Euthal, die Ahornweidrieder jenen gegenüber, das Steinmoos und die Grossrieder bei Gross, das Erlenmoos diesen gegenüber, Lachmoos, Wasserfang, Sulzelalmeind. Die Streu, die im Herbst gemäht worden ist, kann wegen des weichen Bodens nicht weggeführt werden und wird daher um senkrecht in den Boden gerammte Stangen (Tristbäume) zu spitzen, kegelförmigen Haufen (Tristen) aufgeschichtet, welche bis 1000 kg Schwarzstreu enthalten. So wird im Herbst ein Grossteil der Ebene in eine merkwürdige eigentliche ¶
«Tristenlandschaft» umgewandelt. - 2) Die weniger feuchten Teile dienen als Futterwiesen. Diese bilden im allgemeinen einen Streifen von sehr wechselnder Breite, die sog. Härti, rings um das Moorland herum. Längs der Strassen Iberg-Sihlboden, Euthal-Steinbach, Willerzell-Einsiedeln und des Sihlstückes ob Gross durchqueren aber vier Mattenzüge das Thal. In der Nähe der Wohnungen sind sie Fettmatten vom Typus der Windhalm- und Raygraswiese. Entfernter von den Siedelungen treffen wir Magermatten, besonders mit Bromus erectus und Nardus stricta, während die Blaugrashalde mit Sesleria coerulea an die aus Nummulitenkalkstein gebildeten Gehänge bei Steinbach und Euthal gebunden ist. - 3) An geeigneten Stellen ist der Moorboden durch Entwässerungskanäle in Ackerland, die sog. «Moorgärten», umgewandelt worden.
Durch Gräben von 1 m Tiefe ist z. B. das Schützenried (zwischen Minster und Sihl) in lauter Beete von 3,5 m Breite und 30 m Länge eingeteilt. Auf den hochgewölbten Beeten wird in einer Art Dammkultur auf einer Fläche von 20 ha die Kartoffel gebaut. Diese überwiegt alle Gewächse der schwarzen, leichten Torferde; doch werden auch noch Flachs, Saubohne, Rüben, Kohlrabi, Kopfkohl, Bohnen und Hafer gepflanzt. Die Moorgärten haben zusammen eine Fläche von 143 ha und liegen in Ried, Schützenried, Ahornweid, Rustel, Grossmoos, Lachmoos, Tschuppenmoos, Klammern-Hochmatten, Almeind-Waldweg. - 4) Weiden: Sulzelalmeind, Ahornweid, Kalch.
Zu den Flachmooren kommen noch eine Reihe von Hochmooren. Das einzige, das dem obern Thalstück angehört, liegt in den Breitenrietern, die andern finden sich alle unterhalb Willerzell: Schachen, Meersaum, Todtmeer, In dem Meer (westl. der Sulzelalmeind), Roblosen, Hühnermatt. Alle gehören dem kombinierten Moortypus an. Die Profile zeigen am Grunde immer Seggentorf, darauf in vielen Fällen Scheuchzeriatorf (in Todtmeer-Roblosen 2 m), sodann Sphagnum- und Wollgrastorf.
Die erstern zwei Torfsorten gehören dem Flachmoor-, die letztern beiden dem Hochmoortypus an. Ein grosser Teil der Hochmoordecke ist durch Abbau verschwunden. Wo sie noch vorhanden ist, wölben sich 1-3 m breite Rundhöcker aus Heide, Moos-, Heidel- und Preisselbeeren, Sphagnum, Wollgras, etc., gekrönt mit zwerghaften Rottännchen, Wachholdern und Hakenföhren, oder dehnen sich Sphagnumfluren, liegen in wasserreichen Mulden Scheuchzeriawiesen oder Rasen des überschwemmten Bärlapp, der weissen Schnabelsaat, der Schlauchsegge und des Bitterklees, oder leuchten endlich schneeige Fluren des Wollgrases.
Durch künstliche und natürliche Drainage (Einschneiden der Sihl) trockneten die Hochmoore z. T. aus, worauf die Rasenbinse an Stelle der Moose und Wollgräser trat und die Rentierflechte die Sphagnumhügel zu überziehen begann. Botanische Seltenheiten dieser Hochmoore sind: Betula nana (Zwergbirke), Juncus stygius (stygische Simse), Trientalis europaea (europäischer Siebenstern), Saxifraga hirculus (goldblumiger Steinbrech), Orchis Traunsteineri (Traunsteiners Knabenkraut), Malaxis paludosa (Sumpfweichkraut), Meum athamanticum (augenwurzähnliche Bärenwurzel).
Die mittlere Mächtigkeit des Torfes nimmt thalaufwärts ab von etwa 3 m im Todtmeer auf etwa 1 m in der Gegend von Unter Iberg; grösste Mächtigkeit bei Hühnermatt 5,25 m. Der Torf wird in der Gegend seit 1748 ausgebeutet und zwar entweder durch horizontales Stechen von Hand oder mittels Maschinen, die den sog. Presstorf herstellen, wobei der Torf bis auf ¼ seines Volumens zusammengepresst und dabei fest wie Holz wird. Die Torfausbeute dauert von Anfang Juni bis Ende Juli. Das Produkt wird nach dem Zürichsee exportiert. Der grösste Betrieb befindet sich im Todtmeer, wo auf etwa 80 ha Fläche zwischen kleinen, schneeweissen Flecken von Alpenwollgras braune Torfwände, schwarz belegte Böden und 300 im Sonnenglanz schimmernde kleine Hütten sich zeigen - ein herrliches Bild der vorübergehenden Kolonisation in einem Tagbaudistrikt (Früh).
Verkehrsgeographisch wirkt das Moor wie ein See, indem die Siedelungen ringsum auf der sog. «Härti» erstellt worden sind, rechts die Weiler Sihlboden, Euthal, Willerzell und Langrütiegg, links Rüti, Gross, Birchli und ringsum zahlreiche Höfe. Klimatisch ist das Moor von übelm Einfluss: es hat 10 Tage später Frühling als die Umgebung, im Mai noch in der Tiefe gefrorenen Boden, erzeugt viel Nebel im Sommer und vergrössert die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen (jährliche: 50°). Im Uebrigen haben die Thäler des obern Sihlgebietes einen späten Frühling (kein Föhn), dagegen dann rasches Wachstum infolge intensiver Insolation, viel O.- und N.-Winde, eine grosse Regenmenge (Einsiedeln 1600 mm, 150 Regentage, 158 frostfreie Tage) und klare Spätsommer.
Da die Sihl von Schindellegi an in der Hauptsache nur Abflusskanal des bereits gesammelten Wassers ist, zeigt der gesamte Lauf des Flusses die selben Erscheinungen im Wasserhaushalt. Pegelstationen sind eingerichtet bei Untersiten (ob der Teufelsbrücke am Etzel) Sihlbrugg (selbst registrierend), im Untern Sihlwald (mit telegraphischem Hochwassernachrichtendienst) und in Zürich bei der Papierfabrik. Die Sihl ist ein typisches Voralpengewässer, von dessen Sammelgebiet 83% auf die Berg- und Alpenregion, d. h. auf Höhen über 700 m entfallen. Ihr hydrographisches Jahr (1. November bis 31. Oktober) beginnt mit dem winterlichen Niederwasser der ¶