Lens hinaufführende Fahrstrasse, die bis zum Rawil verlängert werden soll, die ebenfalls bis zum Rawil hinauf geplante
neue Fahrstrasse Siders-Crans mit Abzweigungen in die Gemeinden
Veyras,
Venthône,
Miège,
Mollens und
Randogne, die
Strassen Siders-Corin
und Siders-Miège und endlich die Strasse des
Eifischthales. Nebenstrassen verbinden die Ortschaften in derEbene
unter sich und reichen einerseits bis
Brämis
(Bramois) im Bezirk
Sitten und andrerseits bis
Salquenen im Bezirk
Leuk. Das heutige
Gebiet des Bezirkes Siders umfasst einige ehemalige
Herrschaften, von denen Siders und
Anniviers den
Bischöfen von
Sitten und
Granges (das bis zu den Hochterrassen von
Lens hinaufreichte) zuerst dem Geschlecht der Tavelli und dann
der Bürgerschaft
Sitten gehörten. Infolge des Raronkrieges von 1417 und namentlich seit dem Fall der savoyischen Oberherrschaft
im Wallis
(1475) sind dann diese Sonderrechte rasch verschwunden.
französisch Sierre
(Kt. Wallis,
Bez. Siders). 550 m. Gem. und
Flecken, Hauptort des Bezirkes; mitten im
Rhonethal und
am rechten Ufer des Flusses, 16 km nö.
Sitten und 37 km w.
Brig. Station der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Gemeinde, mit
Borsuat,
Cûchon,
Glarey,
Muraz und
Villa: 275
Häuser, 1833 Ew.;
Flecken: 63
Häuser, 569 Ew. Die Zahl der Bewohner
wächst zu gewissen Zeiten des Jahres, besonders im Februar und März, sowie im Herbst durch die aus
dem
Eifischthal kommenden Anniviarden, die hier Weinberge und Baumgärten besitzen und sich in den umliegenden Weilern, besonders
in
Glarey,
Muraz und
Villa, periodisch niederlassen. 1816: 810 Ew.;
1850: 875 Ew.;
1870: 1302 Ew.;
1888: 1786 Ew. Heute ist
Siders eine Ortschaft französischer Zunge (904 französisch und 845 deutsch sprechende Ew.), während
es vor etwa zwanzig Jahren noch überwiegend deutsch war.
Dieser rasche Umschwung erklärt sich aus den mannigfachen Beziehungen
zur französischen
Schweiz und dem Ankauf zahlreicher Grundstücke und Wohnhäuser durch die Anniviarden. 1766 Katholiken
der Pfarrei Siders und 66 Reformierte, die sich vor Kurzem eine eigene Kirche erbaut haben. Die katholische
Pfarrkirche gilt als eine der schönsten des Kantons; in ihrem Glockenturm wird eine dem Merkur gewidmete römische Inschrift
aufbewahrt. An der Hauptstrasse steht die aus dem 15. Jahrhundert stammende Burg der Vitztume von Siders, welches Amt namentlich
in Händen des Geschlechtes de Chevron lag.
Trotzdem ihre der Strasse zugekehrte Front modernisiert worden ist, weist sie doch mit ihren aufgemauerten Ecktürmen und
zinnenartigen Ausbauten einen altertümlichen und malerischen Charakter auf. Von Interesse erscheinen daneben noch einige
weitere Privathäuser, wie die der Geschlechter de
Courten, de Preux und de Chastonay.
Das«la Cour» genannte,
um 1670' erbaute schlossähnliche
Haus ist zu einem Gasthof umgewandelt worden. Weinbaugesellschaft, landwirtschaftlicher
Verein,
Turn- und Musikverein etc. Mehrere Gasthöfe.
Der im Mittelpunkt nicht nur des ganzen
Rhonethales, sondern auch eines der reichsten Abschnitte desselben gelegene und vor
den kalten Winden geschützte
Flecken erfreut sich eines milden Klimas,
das nicht wenig zu seinem Aufblühen
mit beigetragen hat. Bemerkenswert ist, dass seine Höhenlage von 550 m der mittleren
Höhe des schweizerischen
Mittellandes
und seine geographische Breite (46° 18') derjenigen des zentralen Frankreich entsprechen. In seiner Monographie La ClimatologiedeSierre zieht Dr. C. Reymond folgende Vergleiche: Mit Bezug auf die Höhenlage der schweizerischen
klimatischen Kurorte, unter denen
Locarno mit 205 m den ersten Bang einnimmt, steht Siders an der 10., mit Bezug auf die mittlere
Temperatur dagegen schon an der 3. Stelle. Es weist zusammen mit
Clarens das Minimum der relativen Luftfeuchtigkeit auf.
Ferner zeigt Siders die geringste Regenmenge (254 mm), die kleinste Anzahl von Regentagen (33 vom 1. Oktober bis 31. März) und
nach
Locarno und
Lugano die wenigsten Tage mit Schneefall. Auch mit Bezug auf die Nebel- und Bewölkungsverhältnisse nimmt
der
Ort einen sehr günstigen
Rang ein. Diese bevorzugten klimatischen Verhältnisse erklären sich aus der allgemeinen geographischen
Lage. Zwar ist die
Sohle des
Rhonethales hier nicht so breit wie bei
Sitten,
Martinach und
Monthey, bietet
aber doch dem über
Leuk vom Ober Wallis
herkommenden Reisenden mit ihren zahlreichen Hügeln, die alle von holzgezimmerten Rebhäuschen,
Burg- und Klosterruinen,
Kapellen und
Villen gekrönt erscheinen, ein überraschend abwechslungsreiches
Bild. Dann erschliesst
sich dem Blick der in einer Ausbuchtung des Gehänges gelegene, an einen Höhenzug sich anlehnende und von weitern Anhöhen
umrahmte
Flecken selbst. Am bekanntesten ist der über der
Rhone gegenüber
Chippis gelagerte
Rücken mit dem ehemaligen Kloster
Géronde (Gerunden), an dessen Fuss sich ein kleiner
See von 1 km Umfang ausdehnt. N. und nö. vom
Flecken
steigt das Thalgehänge sanft und allmählig bis hinauf zum
Glacier de la Plaine Morte und den Felstürmen des
Mont Bonvin,
des
Tubang, der Lyrettaz und der Zabona an. Auf frischgrünen Terrassen stehen bis über 1200 m
Höhe hinauf zahlreiche
Dörfer
und
Weiler mit spitzigen Glockentürmen.
Anders ist der Landschaftscharakter auf der s. Thalseite. Hier strebt links der mit steilen Waldungen bekleidete
Corbetschgrat
auf, während sich rechts über den
Wäldern von
Chippis und
Chalais die Hochterrasse von Vercorin ausdehnt. Zwischen diesen
beiden dunkeln Hängen öffnet sich das
Eifischthal (oder
Val d'Anniviers) mit der tiefenSchlucht der von
der Gruppe der
Dent Blanche herabkommenden Navizance. Südl. vom
Flecken liegt der Höhenrücken von
Géronde mit zahlreichen
Ruinen, deren besterhaltene umgebaut und zu einer Taubstummenanstalt eingerichtet worden ist.
Westl. davon steht auf einem andern Hügel die Ruine der im sog. Raronkrieg 1417 zerstörten Bischofsburg
Alt Siders, um welche
sich der ursprüngliche
Flecken gruppiert haben soll. Diese seit 1299 genannte Burg wurde durch den
Weinberg von Le Lousselet
von einem andern
Schloss geschieden, das vermutlich Sitz der bischöflichen Meyer war und zur selben Zeit der Zerstörung
anheimfiel. 1489 erbaute man an der nämlichen Stelle, etwas näher gegen
Géronde hin, eine neue Burg,
die aber schon ein Jahrhundert später, d. h. zur Zeit, da der Zürcher Josias
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Simler seine Vallesiae descriptio schrieb, in Trümmern lag. Oestl. vom Flecken ragt auf einem Hügel nahe Glarey der hohe viereckige
TurmGoubing (s. diesen Art.) auf. Der 1 km w. vom Bahnhof gelegene WeilerVilla weist ein altes Stammhaus des Geschlechtes de
Platea auf, das um die Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein muss und aus einem düstern, heute
verwahrlosten Turm mit kegelförmigem Dach besteht. Ausser der bereits genannten Inschrift sind in Siders und Umgebung, namentlich
in Muraz, verschiedene archäologische Funde gemacht worden.
Zahlreiche Gräber beweisen, dass an diesem bevorzugten Punkt des Rhonethales schon zur Römerzeit eine nicht
unbedeutende Siedelung gestanden hat. Nach dem Geschichtsforscher Gremaud scheint Siders zum ursprünglichen Besitz der Abtei
Saint Maurice gehört zu haben, doch erscheint der Ort nicht im Verzeichnis derjenigen Güter, die 1017 von Rudolf III. der
Abtei zurückgegeben worden sind. Wahrscheinlich ist dagegen, dass Siders zum grössern Teil der Kirche von
Sitten gehört hat, indem es Sitz eines bischöflichen Vitztums und seit 1179 auch eines bischöflichen Meyers war. Um
die Mitte des 13. Jahrhunderts stand Siders zusammen mit Sitten, Visp, St. Niklaus, Naters und der Landschaft Goms unter dem Vitztum
von Sitten.
Diese bischöflichen Herrschaften entwickelten sich in der Folge meist zu Pfarreien, dann zu den ursprünglichen
Gemeinden und endlich zu den alten Zehnten. In der Gegend von Siders bildete die HerrschaftGranges, die das Gebiet von Lens
und des Eifischthales umfasste, so lange ein Gegengewicht zum Einfluss des Fleckens Siders, bis sie im Zehnten Siders aufging.
Bei dieser Gelegenheit taucht der Ausdruck «dizain»
oder «dixain» (Zehnten) in einer zu Sitten aufgesetzten Urkunde vom Jahr 1352 zum erstenmal auf.
Während der letzten Zeiten des Mittelalters blieben so die Geschicke von Siders stets mit denjenigen des bischöflichen
Wallis
und den Kämpfen der Zehnten um ihre Unabhängigkeit verknüpft. Anlässlich der zeitweiligen Spaltung zwischen den
der neuen Verfassung beigetretenen Unter Wallisern und den am Bundesvertrag von 1815 festhaltenden Ober Wallisern war Siders 1839 und 1840 Sitz
der Ober Walliser Regierung, während diejenige des Unter Wallis
in Sitten sass.
Dieser Zustand nahm dann im April 1840 anlässlich des Sieges der Unter Walliser bei Saint Léonard sein
Ende. Siders ist die Wiege der Geschlechter de Courten, das zahlreiche Offiziere in die fremden Dienste gestellt hat, de Preux,
dem zwei Bischöfe von Sitten und zahlreiche Staatsbeamte angehörten, de Chastonay und de Lovina, von welch
letzterm der Abt
Ignaz Erzieher des Kaisers Karl VI. von Oesterreich war und nachher Bischof von Neustadt wurde. Im 6. Jahrhundert:
Sidrium (curtis);
im 11. Jahrhundert: oppidum Sidrio;
seit 1179: Sirro oder Syrro;
1260: Sierres. Auf dem Hügel von Géronde
hat man Gegenstände aus allen vergangenen Epochen aufgefunden: Steinbeil, Bronzeschwert, Gräber aus der Eisenzeit, Reste
einer Römersiedelung etc. Funde von interessanten Statuetten gallischer Gottheiten, die jetzt im Genfer
Museum aufbewahrt werden.
Gegenstände aus der Bronze- und Eisenzeit in Glarey, Gräber aus der Eisenzeit in Muraz und Siders
selbst, wo man auch das Grab einer Frau aus der La Tène Zeit aufgedeckt hat. Römische Münzen bei Prafalcon und an verschiedenen
andern Stellen; ein Römergrab in der Nähe von Chiat.
Die Gegend von Siders mit ihren auf dem Boden des Rhonethales zerstreuten oder an die Thalgehänge sich anlehnenden zahlreichen
kleinen Hügeln verdankt dieses charakteristische landschaftliche Bild einem riesigen Bergsturz, der in prähistorischer Zeit
niedergebrochen ist und die Thalsohle mit seinen Trümmern übersät hat. Ursprünglich müssen alle
diese Hügel in einem einzigen grossen Trümmerhaufen gelegen haben, der die Thalsohle ausfüllte und überdeckte.
Noch heute erheben sich einzelne der Hügel bis zu 70 und 100 m über den Spiegel der Rhone, so z. B. zwischen Pfin (Finges)
und Chippis, wo der Trümmerstrom sich am höchsten aufgestaut haben muss. Es erscheint sogar als wahrscheinlich,
dass die Rhone aufgedämmt und dadurch das dahinter gelegene Thalstück an der Stelle, wo heute der vom Illbach angeschwemmte
weite Schuttkegel des Pfinwaldes (Bois de Finges) liegt, zu einem See umgewandelt worden ist. Nachdem sich
dann die mit starkem Gefälle fliessende Rhone der Reihe nach verschiedene Breschen in den Trümmerwall gegraben, entleerte
sich dieser See.
Die jetzigen kleinen Seebecken von Siders und Géronde sind die letzten Ueberreste von zweien der ehemaligen Rhonearme und
werden durch Quellen gespiesen, die an ihrem Boden aus dem Grundwasser entspringen. Auch im Pfinwald finden
sich zwischen den Bergsturzmassen noch zahlreiche kleine Seebecken versteckt. Die bedeutendsten modernen Umwandlungen der
Landschaft müssen weniger der Erosion als vielmehr der auffüllenden Arbeit der Rhone zugeschrieben werden, die ihr Bett und
Ufergelände erhöht und darnach strebt, die Bergsturzhügel allmählig unter ihren eigenen Aufschüttungen zu begraben.
Daraus folgt u. a., dass die
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Seen von Géronde und Siders heute tiefer liegen als der Wasserspiegel der Rhone. Die Abrissnische des prähistorischen Bergsturzes
von Siders muss an dem von der Alpe de Varone bis zum Fuss des Mont Bonvin reichenden Gehängeabschnitt gesucht werden, der
sich durch die Beschaffenheit der ihn umrahmenden Felsen, sowie durch seinen geneigten und aus gegen das
Rhonethal hin einfallenden Schichten bestehenden Boden als Ausgangpsunkt des Sturzes kennzeichnet, worauf endlich auch
die petrographische Natur der den Trümmerstrom bildenden Gesteinsarten hinweist. Es hält schwierig, das Volumen der durch
den Sturz abgerissenen und zu Thal geschleuderten Felsmassen aus dem heutigen Zustande des Ablagerungsgebietes
oder aus dem Umfang der Abrissnische zu bestimmen.
Man darf sogar als wahrscheinlich annehmen, dass es sich in diesem Falle nicht um einen einzigen grossen Bergsturz, sondern
eher um eine Reihe von verschiedenen einzelnen, grössern oder kleinern Abbrüchen handelt. Dieser Schluss scheint sich aus
der verschiedenen Höhe und den Unterschieden im innern und äussern Bau der Bergsturzhügel in der Thalsohle,
sowie ferner auch aus der Gestalt der Abrissnische, die zwei Stufen aufzeigt, zu rechtfertigen. In der Tat kann man deutlich
eine untere und eine obere Nische unterscheiden.
Jene befindet sich zwischen den Felsen von Emenona und dem die Alpe de Varone tragenden Felsgerüst und
trägt nahezu in ihrer Mitte das Dorf Cordona. Das Volumen der Felsmassen, die von dem durch diese Felsen gebildeten Hufeisen
sich abgerissen haben, kann zusammen mit der Felsplatte, die oberhalb Varone verschwunden sein muss, auf nahezu 3 Milliarden
m3 geschätzt werden. Die zweite Stufe wird durch die Nische zwischen den Felsen von Prily und Le Plan
unter der Varneralp gebildet.
Dazu scheint ferner noch eine höher gelegene Gegend, nämlich die Zone zwischen Nousey und dem Zayettazhorn, ebenfalls Material
zu dem weiten Trümmerfeld von Siders geliefert zu haben. Die Grenzen dieser obersten Nische sind aber schwierig zu
bestimmen. Hat sie sich wirklich an einem der sukzessiven Abbrüche mitbeteiligt, so muss dies vor dem aus der untern Nische
gekommenen Absturz der Fall gewesen sein, weshalb auch ihre Mitwirkung bei dem heutigen Zustand des Ablagerungsgebietes sich
nicht mehr mit Sicherheit bestimmen lässt.
Diese oberste Nische hat viel eher das Aussehen eines durch Gletschereis ausgearbeiteten Kares, wie ein
solches die benachbarte Nische oder Combe von Colombire unzweifelhaft darstellt. Die Moränenablagerungen und Spuren von Glazialerosion
durch lokale Gletscher, die der tiefer unten gelegenen Nische durchaus fehlen, sprechen dafür, dass dieses oberste Kar sich
an der Entstehung und Zusammensetzung des grossen Trümmerfeldes nicht direkt als Abrissgebiet beteiligt
hat.
Andrerseits ist aber die Arbeit der Gletscher an diesem gewaltigen Ereignis ebenfalls mitbeteiligt. Dadurch, dass das Rhonethal
zwischen Leuk und Siders einen nach N. konvexen schwachen Bogen beschreibt, musste die seitliche Glazialerosion den zwischen
Varone und Miège an die N.-Flanke des Thales sich anlehnenden Schichten ihren Fuss abschneiden. Nachdem
dann der grosse Thalgletscher zurückgeschmolzen war und dadurch die Thalsohle geräumt hatte, rutschten die ihres Haltes
beraubten Felsen unter dem Druck des in der Höhe immer noch vorhandenen lokalen Gletschers auf ihrer mergelig-schiefrigen
Unterlage ab und bildeten ähnlich wie beim Bergsturz von Goldau einen Trümmerstrom, der sich mehr und
mehr lockerte und auflöste, um sich dann endlich in der
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Thalsohle niederzuschlagen. Dieser Trümmerstrom erreicht im Unter Pfinwald am jenseitigen Ufer der Rhone seine grösste Höhe
(637 m), erstreckt sich auf mehr als 17 km Länge thalauswärts bis nahe an Brämis (Bramois) und bedeckt somit eine Fläche
von 30-35 km2. Daraus folgt wiederum, dass die gesamte Schuttmasse des Ablagerungsgebietes, um dem
Volumen der aus der untern Nische weggerissenen Felsmasse zu entsprechen, eine Mächtigkeit von etwa 100 m gehabt haben muss.
Da es kaum wahrscheinlich sein dürfte, dass diese Dicke jemals beträchtlicher gewesen ist, erscheint die Mitbeteiligung
der obersten Nische an der Entstehung des Trümmerfeldes auch aus diesem Grunde als ausgeschlossen.
Das Hügelgebiet von Siders und Umgebung, das wir soeben beschrieben haben, hat man auch auf die Wirkung der Gletscher zurückführen
und als von diesen und der Rhone herausmodellierte Züge der Landschaft erklären wollen. Wenn aber zwischen den Sturztrümmern
wirklich auch Moränenablagerungen vorhanden sind, so kann es sich doch nur um solches Material handeln,
das mitsamt dem Felsschlipf in die Tiefe gerissen wurde. Der Bergsturz von Siders ist auf jeden Fall postglazial, d. h. jünger
als der Rückzug des diluvialen Rhonegletschers. Schürfungen bei Siders haben ergeben, dass das Sturzmaterial auf Moränenschutt
liegt. Dass der Sturz auch in prähistorischer Zeit niedergegangen sein muss, beweisen die auf den Hügeln
befindlichen Reste von keltischen und römischen Siedelungen.
577 m. Gemeindeabteilung mit am linken Ufer der SarnerAa zerstreut gelegenen Höfen, 3 km nö.
der Station Kerns-Kägiswil der Brünigbahn (Luzern-Brienz).
520 m. Gruppe von 3 Häusern, in wiesen- und obstreicher Hügellandschaft 5 km nö.
der Station Bischofszell der Linie Gossau-Sulgen. 12 kathol. Ew. Kirchgemeinde Hagenwil.
Postwagen nach Innerthal und nach Uznach. 134 Häuser, 1120 zur Mehrzahl kathol. Ew. Die alte St. Niklauskapelle,
die seit 1370 zur Pfarrei Tuggen gehört und 1606 umgebaut worden ist, soll nächstens durch eine neue Kirche ersetzt werden.
Die ein Fünftel der Gesamtbevölkerung zählenden Reformierten haben sich ebenfalls zu einer Pfarrei
zusammengetan und eine eigene Kirche erstellt.
Neues Schulhaus. Zwei Baumwollen- und eine Möbelfabrik.
Zahlreiche Webstühle.
Siebnen macht dem Bezirkshauptort Lachen scharfe Konkurrenz.
Asyl für katholische Arbeiterinnen.
Gemüse-, Wiesen- und Obstbau.
Am Ufer der Aa steht ein bemerkenswertes Exemplar einer Schwarzpappel (Popalus nigra), Soorenbaum genannt,
die in dem vom eidg.
Departement des Innern herausgegebenen Baumalbum derSchweiz abgebildet ist. 972 und 1018: Sibineihha;
1010: Sibineicha;
1178: Sibeneichin;
1601: Siebeneich, d. h. Bei den sieben Eichen, die hier einst auf einer Gerichts- oder
Begräbnisstätte gestanden haben sollen.
(Gross) (Kt. Bern
und Wallis).
2881 m. Ziemlich bedeutender Gipfel in der das Goms vom Oberaargletscher trennenden Kette, zwischen
dem Klein Siedelhorn und dem Ulricherstock. Kann von der Oberaaralp her über die Bärenegg in 2 oder von
Ulrichen aus über den reizenden Tittersee in 4 Stunden erstiegen werden. Prachtvolle Aussicht auf die Gruppen des Finsteraar-
und Schreckhorns einerseits, sowie diejenigen des Blindenhorns und Monte Leone andrerseits. Der Gipfel besteht aus aufeinander
gehäuften mächtigen Granitblöcken und ist somit ein sog. Blockgipfel. Leichte aber nur selten ausgeführte
Besteigung.
(Klein) (Kt. Bern
und Wallis).
2766 m. Sehr bekannter Granitgipfel, am N.-Ende der den Oberaargletscher von der Landschaft
Goms trennenden Kette und unmittelbar sw. über der Grimsel. Oft besuchtes und sehr zu Ausflugsziel. Kann vom Grimselhospiz
her in 2½ oder von Oberwald (im Goms) aus in 4 Stunden erstiegen werden.
von W. nach O. ist er umrahmt vom Klein und GrossFurkahorn (2817 und 3028 m), den verschiedenen Spitzen des Galengrates (3116
und 3191 m), dem Galenstock (3597 m) und seinen beiden sö. Vorgipfeln, dem auf der Siegfriedkarte unbenannten Siedelnstock
(3208 m) und dem Hauptgipfel des Bielenstocks (2947 m).
Bis 1906 hat man den Abstieg auf den Siedelngletscher und damit die vollständige Ueberschreitung
des Passes vom Rhonegletscher her noch nicht ausgeführt, obwohl die dabei zu überwindende Felswand keine sehr grossen Schwierigkeiten
zu bieten scheint.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
2321 m. Wenig bedeutender Berg mit zwei Gipfeln, im W.-Abschnitt der Alvierkette, ö. vom Gamsberg (2383
m) und durch eine enge Scharte von ihm getrennt.
Fällt nach S. steil zur Terrasse der Sennisalp und Malunalp
ab und hängt im N. über einen kleinen Grat mit dem Rotenstein (2241 m) zusammen.
1300-1350 m. Zerstreut gelegene Hütten, 1 Stunde nnö. Château d'Œx
und nahe der Terrasse von Schiettaz, die auch den Namen des Col de la Sierne au Cuir (1398 m) trägt und Château d'Œx mit
der Alpweide Paray und dem Thälchen von Les Siernes Picats verbindet.
Diese Terrasse liegt zwischen der Laitemaire und der
Kette des Vanil Noir. Da der Boden aus schwer durchlässigem Flysch besteht, sind die ihn
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bedeckenden Wiesen und Weiden zumeist nass und sumpfig.
Seltene Pflanzen, wie z. B. Drosera longifolia, Lycopodium inundatum
u. a.
Das im Boden versickernde Wasser der Mocausa tritt
bei der Hütte La Gète des Pierres (1326 m) wieder zu Tage und bildet damit eine der Quellen des Ruisseau des Siernes Picats.
Dieser letztere erhält rechts den von der Alpweide Paray und dem Vanil Noir herabkommenden Ruisseau de
Paray und kurz nachher einen andern kleinen Bach, der keinen eigenen Namen trägt.
1200-2200 m. Grosse Alpweide im Weisstannenthal,
an den Quellen der Seez und deren Vereinigung mit dem Foobach. 1064 ha Fläche, wovon 884 eigentliche Alpweide, 20 Sumpfland, 10 Naturwiesen, 100 Wald
und 50 unproduktiver Boden. 14 Hütten und Ställe.
680 m. Gruppe von 4 Häusern,
am rechtsseitigen Gehänge des Neckerthales und 5 km ö. der Station Lichtensteig der Toggenburgerbahn. 24 reform. und kathol.
Ew. Kirchgemeinden Brunnadern.
Katholische Pfarrei Kirchdorf und reformierte Kirchgemeinde
Baden.
Acker- und Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Eine Metallwaren- und Armaturenfabrik, Maschinenfabrik.
Auf einer
Terrasse über der Limmat hat man Reste einer neolithischen Siedelung entdeckt.
Hier im Siggenthal nahm der Aufstand seinen
Anfang, der sich im Herbst 1802 gegen die helvetische Regierung erhob und mit deren Sturz endigte (Stecklikrieg).
In der
Nacht vom 12. auf den 13. September griffen die Siggenthaler zu den Waffen, jagten ein in ihr Thal gelegtes helvetisches
Detaschement fort und rückten dann vor die Stadt Baden.
Indem sich ihnen alsbald Leute aus andern Landesteilen anschlossen,
wurde der Aufruhr allgemein.
Man weiss, dass diese Bewegung zum Einschreiten Napoleons und schliesslich zur Ausarbeitung der
Mediationsakte geführt hat.