Grosse Waldungen und zahlreiche Alpweiden durchfliessend vereinigt sich die
Kalte Sense
(SingineFroide) unterhalb der
Hütte
von Gantersli (870 m) von rechts mit der Warmen Sense
(Singine Chaude). Diese entspringt dem
Schwarzsee (1056 m), dem zahlreiche
vom
Schweinsberg, Mont
Bremingard, der
Spitzfluh,
Neuschelsfluh und
Kaiseregg herabkommende kleine Wasseradern zufliessen. Solche
sind u. a. der Riggisalpbach (Quellen in 1950 m),
Neuschelsbach (1580 m), Thossrainbach (1530 m), Lagerlibach (1598 m), von
denen der letztgenannte auf eine Lauflänge von 1,5 km ein mittleres Gefälle von 36% aufweist und deshalb als wilder Geselle
zu Thal stürzt.
Nach dem Austritt aus dem
Schwarzsee bei derGipsera (1056 m) fliesst die
Warme Sense bis zu ihrer Vereinigung
mit der
Kalten Sense beständig gegen NO., indem sie auf dieser Strecke dem O.-Fuss des
Schweinsberges und dem W.-Fuss des
Aettenberges, die beide auf Boden der Gemeinde
Plaffeien stehen, folgt und von rechts den Hohbergbach, Zuckerlibach und Aettenbergbach,
von links den Rotenbach, Schweinsbergbach und
Steinbach aufnimmt. Die Strasse
Freiburg-Schwarzsee begleitet
den gesamten
Lauf der Warmen Sense, die sie viermal überschreitet.
von rechts den Martisbach, Hohensteinbach,
Laubbach, Hätelibach, Niederebach, das
Schwarzwasser und den
Scherlibach. In die Molasse hat sich die Sense ein sehr breites und tiefes
Bett eingeschnitten, das fast überall von steilen
und oft senkrechten
Wänden begleitet wird. Im Flussbett liegt eine Menge von
Kies mit zahlreichen mächtigen Felsblöcken,
durch welche sich der Wasserlauf gewöhnlich in mehreren Armen hindurchwindet.
Zur Zeit der Schneeschmelze
und nach starken Regengüssen füllt dagegen das stürmisch herabbrausende
Wasser die ganze Breite des Bettes aus. Auf der
BernerSeite sind die den Fluss begleitenden Steilwände meist mit grösseren oder kleineren Waldungen gekrönt. Bis
Riederen
gegenüber
Thörishaus hält sich der Flusslauf im grossen und ganzen in der N.-Richtung: dann biegt er
schroff gegen W. ab, um in weniger tief eingeschnittenem
Bett gegen
Laupen sich zu wenden und unterhalb dieses Städtchens
in 485 m sich mit der
Saane zu vereinigen. Es erscheint wahrscheinlich, dass die Sense einst in einen grossen
Fluss mündete, der durch das jetzige Trockenthal
Bümpliz-Thörishaus herkam und das nun dem Tafersbach
(Taferna) dienende
Mühlethal auswusch, bis er durch den vorrückenden diluvialen Aaregletscher aus dieser Richtung abgedrängt worden ist.
Vielleicht floss aber auch die Sense selbst früher über
Flamatt und
Thörishaus direkt der
Aare bei Bern
zu. Solange
die Sense nicht durch eine allgemeine und durchgreifende Korrektion in feste Bahnen gelenkt ist, kann sie ihres tief eingeschnittenen
Bettes, der grossen Veränderlichkeit in der Wasserführung und der bei Niederwasser beständig wechselnden Richtung ihrer
Arme wegen von der Industrie kaum ausgenutzt werden. Teilkorrektionen hat man im Oberlauf vom
Schwarzsee an
auf eine Strecke von etwa 7 km und im Unterlauf bei
Flamatt,
Neuenegg und unterhalb
Bösingen vorgenommen.
Die Sense im engern Sinne ist von Gantersli bis zur Mündung 33,5 km lang, auf welcher Strecke sie ein mittleres Gefälle
von 1,15% aufweist. Flusslänge mit Einrechnung der
Kalten Sense 43 km und mittleres Gefälle 4,5%, mit
Einrechnung der Warmen Sense 39 km bezw. 2,2%. Bei
Laupen umfasst das gesamte Einzugsgebiet 428 km2. Im korrigierten Abschnitt
von
Neuenegg bis zur Mündung hat das Flussbett eine Breite von 25 m. Minimale Wasserführung 1,86 m3 und maximale Wasserführung
etwa 450 m3 per Sekunde.
DieWarme Sense ist 5,5 km, die
Kalte Sense 9,5 und die
Hengstsense 4 km lang. Die hauptsächlichsten Brücken
sind, vom
Schwarzsee an gerechnet: die Landbrücke (offene Holzbrücke), Geissalpbrücke
(Stein), Steinbachbrücke (offene
Holzbrücke), Lägerlibrücke
(Stein),
Guggersbachbrücke (gedeckte Holzbrücke), Sodbachbrücke (1663 erstellt und 1867 umgebaut),
die steinerne
Brücke von
Thörishaus (1854-1856 erbaut),Brücke von
Neuenegg (1469 erstellte Holzbrücke,
1543-1546 und wiederum 1596-1598 in
Stein umgebaut). Von den in der Nähe der Burgen
Schönfels und
Grasburg einst bestehenden
Brücken ist keine Spur mehr vorhanden. Bei
Thörishaus werden die Kiesmassen im
Bett der Sense ausgebeutet, um als ausgezeichnetes
Material für die Beschotterung von
Strassen Verwendung zu finden. 1076: Sensuna; 1268: Sensun.
Das im N. sehr gut gedeihende Getreide macht gegen S. immer mehr
Wiesen und Alpweiden
Platz. Zahlreich
und gut unterhalten sind auch die Obstbäume (besonders Kernobst). Fruchtbarer und gut ausgenutzter Boden, mildes und gesundes
Klima. Der
Sensebezirk ist unter allen Bezirken des Kantons derjenige, in dem die Landwirtschaft die meisten Fortschritte
macht. Die Höhenlage der Ortschaften schwankt zwischen 562 m
(Bösingen) und 880 m
(Oberschrot und
Rechthalten) und beträgt
im Durchschnitt 721 m, welcher Zahl sich namentlich
St. Ursen (704 m) stark nähert.
Durch Sense und
Saane gehört der Bezirk dem Einzugsgebiet der
Aare an. Nebenadern der Sense sind hier die
Muscherensense, die
Warme Sense, der
Tütschbach und der Tafersbach
(Taferna); der
Saane fliessen zu der Aergerenbach
(Gérine),
Galternbach
(Gotteron) und Düdingenbach. Neben diesen grössern Wasserläufen finden sich im Voralpenabschnitt noch zahlreiche
Wildbäche, die die oberste Sense bilden helfen. Gesamtbevölkerung des Bezirkes 18768 Ew. 3442 Haushaltungen in 2775
Häusern. 15408 Katholiken
und 3358 Reformierte; 18070 Ew. deutscher, 667 französischer, 28 italienischer und 3 anderer Zunge.
Die Siedelungen sind stark zerstreut, so dass kein überwiegend bedeutender Mittelpunkt vorhanden ist. Bezirksschulen in
Düdingen, Alterswil und Plaffeien. Knabeninstitut La Gauglera, Mädcheninstitut in Ueberstorf, Fortbildungsschulen für beide
Geschlechter und je ein Waisenhaus in St. Wolfgang und Tafers. Hauptbeschäftigungen der Bewohner des Bezirkes sind Viehzucht,
Käserei und Wiesenbau, neben welchen aber auch die übrigen Zweige der Landwirtschaft, namentlich der
Obstbau, Bedeutung haben. 70% aller Bewohner sind in Landwirtschaft und Viehzucht tätig. Herstellung eines vorzüglichen
und in gutem Rufe stehenden Mostes, der in gewissen Abschnitten des Bezirkes den Wein ersetzt. Die Milch wird zum einen Teil
zu Käse verarbeitet und zum andern Teil in die Fabriken kondensierter Milch in Düdingen, Payerne und Neuenegg
abgeliefert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
15169
17023
17838
Pferde
1572
1547
1727
Schweine
5896
9743
9232
Ziegen
3739
4424
3909
Schafe
3251
2842
1641
Bienenstöcke
1396
1837
1605
Es entfallen somit auf 1000 Ew.: 950 Stück Rindvieh, 92 Pferde, 492 Schweine, 208 Ziegen und 87 Schafe;
auf je 1 km2 Fläche kommen 85 Stück Rindvieh, 9 Pferde, 44 Schweine, 19 Ziegen und 8 Schafe.
Der Bezirk weist nur wenig
industrielle Tätigkeit auf: eine Backsteinfabrik in Düdingen, grosse Mühlen in Flamatt, Sägen an verschiedenen
Orten, eine Fabrik kondensierter Milch in Düdingen. Im Voralpenabschnitt beschäftigen sich die Bewohner auch mit Strohflechterei,
welche Industrie im Sensebezirk um die Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt worden ist. Eine Frau Anna Raemy aus Plaffeien
begann zunächst mit der Herstellung von Strohkörben und verlegte sich dann auf Strohhüte, die nach
Art der «Yokos» aus einem einzigen Stück bestanden, während das eigentliche
Flechten des Strohes erst später in Aufschwung kam.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab die Strohflechterei zahlreichen Familien einen bescheidenen Verdienst. 1805 traf
der Kleine Rat von Freiburg
die erforderlichen Massregeln,
um durch regelmässiges Messen der Strohbündel jeder
Uebervorteilung der Arbeiter vorzubeugen. Handel mit geflochtenen Strohwaren soll als erster Joseph Perroulaz aus Plaffeien
getrieben haben, während das Spalteisen zum Spalten der Strohhalme von Johann Jelk aus Plaffeien erfunden wurde.
Die Strohflechterei verbreitete sich rasch auch in den Bezirken Greierz, Saane undVeveyse und stand um 1860 auf
der Höhe ihrer Blüte. Sie beschäftigte damals tausende von Frauen und Kindern und ergab laut Statistik ein jährliches
Einkommen von 800000 Fr. im Bezirk Greierz, 600000 Fr. im Sensebezirk, 400000 Fr. in den Bezirken Glâne und Veveyse und 200000
Fr. im Saanebezirk, d. h. von 2 Mill. Fr. für den ganzen Kanton. Infolge der enormen Konkurrenz und
vielleicht auch, weil sie den Anforderungen der Mode nicht genügend nachgekommen ist, geht diese Industrie heute zurück.
Man darf diesen Bezirk vielleicht als diejenige Landschaft des Kantons Freiburg
ansprechen, wo sich die alten Ueberlieferungen
und Sitten, sowie der Familiensinn am längsten und reinsten erhalten. Die reiche und anmutige alte Frauentracht sieht man
noch in Düdingen und Tafers, wo sie bei Anlass der Marienfeste von einer Bruderschaft getragen wird. Der ganze Bezirk war,
mit Ausnahme des 1466 erworbenen Plaffeien, früher unter die 24 Landpfarreien der Republik Freiburg
aufgeteilt.
Mehrzahl reform. Ew. deutscher Zunge. Kirchgemeinde Wünnenwil. Acker- und Wiesenbau, Viehzucht. St. Beatuskapelle. Massives
altes Steinhaus. Im Jahr 1467 kamen die Regierungen von Bern
und Freiburg
überein, dass die Mitte des Sensebettes bis zur Grasburg als Grenze
dienen solle und Freiburg
als Entschädigung für den Verlust des Zolles zu Gümmenen eine Brücke über die Sense
bauen dürfe, die den Umweg über Laupen ersetzen sollte. 1517 erstellte man hier eine Gastwirtschaft, deren Inhaber das alleinige
Recht zum Uebersetzen von Personen und Waren über den Fluss hatte. 1667 wurden die Geistlichen und vornehmen weltlichen
Herren von der Entrichtung des Brückenzolles befreit. 1673 entstand ein besonderes Reglement betr.
das Brückengeld.
Später erhielt der Inhaber des Zolles den Titel eines Landvogtes, als welcher er von der Brücke an bis hinter die Kapelle
und bis zum Uebergang über den Tafersbach die Gerichtshoheit innehatte. Seit 1798 ist von diesem Vogt nicht mehr die Rede.
Kampf bei Neuenegg (1798). Die die Sense mit mehreren Bogen überspannende steinerne Brücke, die von der
Freiburger Regierung 1544 erstellt worden war, wurde 1891 durch eine 68,8 m lange und 5 m breite Eisenkonstruktion ersetzt.
Die Kosten von 40000 Fr. trugen der Kanton Bern
zu ⅔, der Kanton Freiburg
zu 1/8 und die Gemeinde Neuenegg zum Rest.
1120-885 m. So heissen die von der Kalten, Warmen
und Muscheren Sense durchzogenen Schluchten, die meist zwischen steilwandigen Felsen eingeengt sind und nur an wenigen Stellen
sich zu einem kleinen Alpweidenthälchen etwas weiten.
Seit rund 50 Jahren werden diese dunkeln Waldschluchten
von Fusswegen und selbst von Fahrstrassen durchzogen.
Sie sind nur wenig dicht besiedelt und zählen zusammen mit der an
ihrer Ausmündung niedergelassenen Bevölkerung in 57 Häusern 359 kathol. Ew. deutscher Zunge.
1433 m. Gem. und Pfarrdorf auf einer
Terrasse am linksseitigen Gehänge des Unter Engadin, 3 km
nö. Schuls und 55,4 km nö. der Station Bevers der Albulabahn.
Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen Sent-Schuls.
Gemeinde,
mit Crusch und Sur En: 240 Häuser, 966 reform. Ew. romanischer Zunge;
Dorf: 232 Häuser, 934 Ew. Wiesenhau
und Viehzucht.
Der Ackerbau geht zurück.
Schöne landschaftliche Lage.
Zahlreiche Bürger von Sent leben als Handelsleute,
Zuckerbäcker, Gastwirte, Kolonialwarenhändler etc. im Ausland und verbringen einen Teil des Jahres in ihrem heimatlichen
Dorf.
Höher oben quillt im Val Sinestra ein arsenikhaltiges Mineralwasser. 930 und 1161: Sindes;
1178:
Sinde. Der deutsche Name Sins für Gemeinde und Dorf Sent wird amtlich nicht verwendet, um jede Verwechslung mit Sins im Aargau
auszuschliessen.
Der nicht häufig genannte Berg
kann von verschiedenen Seiten her erstiegen werden und bietet einen grossartigen Blick auf den stark vergletscherten Piz Medel,
die Berneralpen, den Dammastock etc. Gesteine sind Hornblendeschiefer in der Höhe, darunter auf allen Seiten Gneiss.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez. La Vallée,
Gem. Le Chenit). 1022 m. Gemeindeabteilung und Pfarrdorf; Hauptort des Bezirkes
und der Gemeinde, deren beträchtlichste Siedelungsgruppe er darstellt. Liegt 1 km sw. vom Lac de Joux am W.-Rand der den
Thalboden bildenden Ebene und nahezu im Mittelpunkt des Bezirkes. An der Strasse Les Rousses-Le Brassus-LeLieu-LePont; zwei
Verbindungswege zur Strasse Le Brassus-Ostufer des Lac de Joux-LePont. 32 km wnw. Lausanne und 16 km sw.
Vallorbe.
Stationen Le Sentier und La Golisse der Linie Le Pont-LeBrassus. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach L'Abbaye und
Le Pont. Dampfschiffstation. Zusammen mit den Weilern Chez le Maitre, Chez les Meylan, Chez Villard, L'Orient, Le Solliat etc.: 312 Häuser, 2191 reform.
Ew.; Dorf allein: 58 Häuser, 494 Ew. Eigene Kirchgemeinde. Industrie- und Uhrenmacherschule. Land- und
Waldwirtschaft. Die Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich mit Uhrenmacherei.
¶
mehr
Fabriken für Uhrenbestandteile. Messerschmiede. Fremdenverkehr und Hotelindustrie. Station für Wintersport mit nebelfreiem
und sonnigem Winterklima. Das Dorf ist noch verhältnismässig jung. Bis 1544 standen hier am Rande eines Sumpfes bloss einige
Hütten, worauf sich von Le Lieu herkommende Leute an dieser Stelle niederliessen und den Boden urbar machten. Zu
Beginn des 17. Jahrhunderts erbaute man eine erste Kirche oder Kapelle. Als sich 1646 ein grosser Teil der Gemeinde Le Lieu
von dieser loslöste und zur selbständigen Gemeinde Le Chenit konstituierte, wurde Le Sentier deren Hauptort.
Seither nahm der Ort einen nicht unbeträchtlichen Aufschwung. 1688-1704 wurde Le Sentier zur eigenen
Pfarrei mit Pfarrhaus und Schule. 1725 entstand an Stelle der alten Kapelle eine neue Kirche, an deren Bau sich die Bewohner
des Dorfes mit freiwilligen Frohnden beteiligten. Nach dem Brand von 1898 wurde die Kirche neu erstellt und bildet jetzt mit
ihrem eleganten und schlanken Glockenturm eines der schönsten Gotteshäuser des Kantons. Vergl. Reymond,
L. La ValléedeJoux. Lausanne 1887.
entspringt in der Nähe
des Rotsteinpasses in etwa 2030 m, fliesst über die drei Terrassen Flies, Thurwies und Aelpli nach SW.,
nimmt auf der letztern den Laui- oder Seebach aus dem Gräppelensee auf, wendet sich dann im ganzen südwärts und vereinigt
sich bei Unterwasser
in 900 m, mit der Wildhausthur.
Säntis- und Wildhausthur werden auch etwa Kalte und Warme Thur
genannt. Am Mittellauf der eine Sägemühle treibenden Säntisthur ist eine der wenigen Stellen im Säntisgebirge, wo sich
noch die Kreuzotter findet.
Der Weg von Unterwasser auf den Säntis geht in seinem untern Teil dem Thal des Baches entlang und
vereinigt sich bei Flies mit dem von Wildhaus herkommenden Weg.
Die Hütten von Aeusser Senntum gehören zum grossen Gredetsch-Senntum,
das Eigentum der Bürgerschaft von Mund ist, während Inner Senntum von der Alpkorporation Gredetschthal
bestossen wird.
(Kt. Aargau,
Bez. Lenzburg).
448 m. Gem. und Pfarrdorf im Seethal, 5 km ssw. Lenzburg. Station der Seethalbahn (Wildegg-Emmenbrücke).
Postbureau, Telegraph, Telephon. 271 Häuser, 1873 reform. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Baumwollweberei.
Tabak- und Zigarrenindustrie.
Konservenfabrik, Strickwarenfabrik, Giesserei und mechanische Werkstätte,
Glashütte, Papierfabrik, Säge und Mühlen.
Ziegelei und Korbwarenfabrik.
Hier lebte bei seinem Freund, dem aargauischen Oberrichter
und Dichter Dössekel, eine zeitlang (1860) der deutsche Dichter Josef Viktor von Scheffel. Im 9. Jahrhundert: Sewa, d. h.
«am See». Römische Mauern, Ziegel und Münzen am Emmert und Laubsberg.
Bei der Anlage eines Rebberges
hat man Alemannengräber mit Tongefässen, Schmucksachen, Schwertern und durchlochten römischen Münzen aufgedeckt.
Die
Gegend von Seon zeichnet sich durch die gut erhaltenen und schönen Stirnmoränen des diluvialen Reussgletschers aus.
zunächst zur HerrschaftVulliens, wurde 1531 zu gunsten des Herzogs Karl von Savoyen davon abgetrennt, aber schon 1536 wieder
damit vereinigt. 1611 und 1629 gehörte das neuerdings von Vulliens getrennte Sépey dem Jean de Villarzel, Herrn von Delley,
worauf es 1692 durch Heirat an Jacques Étienne Clavel, Mitherrn von Ropraz und Brenles, kam und 1759 von
den Brüdern Barthélemy David und Paul Isaac Burnand aus Moudon angekauft wurde.
Heute sind Schloss und Gut Sépey gemeinsamer
Besitz der Familien Burnand und de Cérenville.
Der untere Abschnitt trägt Hütten, die noch
zum Umkreis von Morgins gehören, während der mittlere und obere Teil eine der Bürgergemeinde Troistorrents gehörende Alpweide
bildet, die vom 15. Juni bis 15. September mit 135 Stück Rindvieh und einigen Pferden bezogen wird.
(Ruisseaudu) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
1620-830 m. Rechtsseitiger Zufluss der Grande Eau entspringt am Col de la Pierre du Mouëllé,
durchfliesst das Thälchen von La Pierre, bespühlt das Dorf Le Sépey und mündet nach 4 km langem Lauf.
Das Einzugsgebiet dieses Wildbaches umfasst 12,8 km2, wovon 20,7% auf Fels und Schutt, 27,7% auf Wald und der Rest auf angebauten
Boden entfallen.
Ackerbau und Viehzucht. In der Umgebung liegen bedeutende Eisenerzlager,
die vor der Einfuhr des billigeren ausländischen Eisens die Hochöfen von Undervelier und Delsberg spiesen.
Das vortreffliche Erz wurde in der heute noch Les Lavoirs genannten Fabrik 1 km sö. Séprais gewaschen.
Séprais ist die Heimat
des 1374 gestorbenen Abtes Johannes II. von Bellelay, welches Kloster hier grossen Landbesitz hatte. 1634 starb das Dorf infolge
der furchtbar wütenden Pest nahezu aus. 1260: Cespraiz;
in Stalla von der Julierstrasse ab und führt in s. Richtung durch das mit schönem Wiesenboden geschmückte und zahlreiche
zerstreute Hütten zeigende Val Cavreccia, sowie die Kluft Foppa, in der der Bach sich über Serpentinfelsen herabstürzt, hinauf
zur breiten, z. T. torfigen Hochfläche Pian Canfèr und zur Passhöhe (2½ Stunden), auf der das 1120 von
Bischof Wido von Chur gestiftete und heute zerfallene HospizSan Pietro in Settimo steht. Von hier geht es längs der Acqua del
Settimo steil hinab zur Alp Marozzo Fuori (im Val Marozzo) und nach Casaccia im Bergell.
Von der Passhöhe hat man einen prachtvollen Ausblick auf den Pizzo della Margna, Monte dell' Oro etc. Grossartig
ist die steile S.-Seite des Passes; der rauhe Weg führt hier durch eine wilde Schlucht hinab, in welcher der reissende Bergbach
einen schönen Wasserfall bildet, um dann der aus dem Val Marozzo und von den Gletschern am Pizzo della Duana kommenden
Maira entgegenzueilen. Von der Passhöhe des Septimer aus leitet der Lunghinopass in 2½ Stunden ostwärts nach Maloja und
die Forcellina in 2½-3 Stunden westwärts nach Juf im Avers.
Der Septimer ist ein uralter Saumweg, dessen Reste und Züge, sowie mit grossen Rollsteinen und Quadern gepflastertes Bett sich
teilweise (so z. B. oberhalb Casaccia, auf der Passhöhe, gegen den Julier, bei Stalla und auf den Alpweiden
von Fex im Oberhalbstein) heute noch nachweisen lassen. Im heutigen verfallenen Zustand ist es ein Weg, der sich rauher und
schlimmer zeigt als mancher natürliche Bergpfad. Der Septimer stellt eine der ältesten Alpenstrassen dar,
die, trotz einer gegenteiligen Theorie, schon zur Römerzeit bestand und im Mittelalter von grösster Wichtigkeit war, während
z. B. der Weg über den Gotthardpass erst 1236 in die Geschichte tritt. Im 11. Jahrhundert wird eine Septimerroute erwähnt,
die über Lenz nach Stabulum Bivium (Bivio oder Stalla), von da wahrscheinlich über den Julier nach Stabulum
Silles (Sils imEngadin) und dann über den Maloja nach Clavenna (Chiavenna) führte. Er war dies ein Septimer im weitern Sinne,
während man den Namen und Begriff «Septimer» erst später auf den heute
noch so geheissenen Pass einschränkte.
Nach der Lage zum berühmten Septimer unterschied man früher zwischen SurSett (Ob dem Sett, d. h. dem Oberhalbstein)
und SutSett (Nid dem Sett, d. h. dem Bergell). Die Septimerroute vermittelte im Mittelalter während langer Zeit den Hauptverkehr
zwischen Deutschland und Italien und wurde von ganzen Kriegsheeren begangen. Der aus der Römerzeit stammende alte Weg nach
Cläven (Chiavenna), eine Militärstrasse des 4. und 5. Jahrhunderts, war nach und nach in einen so schlechten
Zustand gekommen, dass man den Versuch machte, ihn durch einen der andern Pässe zu ersetzen. Um der Konkurrenz mit solchen
andern Alpenstrassen (Gotthard, Lukmanier, später auch Splügen) zu begegnen, schlossen die Bischöfe von Chur besondere Transitverträge,
so z. B. 1278 mit Luzern
und 1291 mit Zürich.
Im
Jahr 1359 erwirkte Bischof Peter von Chur, der Kanzler Karls IV., von
diesem den Transitverkehr für ganz Bünden über den Septimer.
Doch blieben die Klagen über den Passweg bestehen, den die Mailänder inzwischen fast ganz verlassen und durch den Bernhardin
zu ersetzen versucht hatten. Da erhielt Jakob von Castelmur, Notar des ThalesBergell, Fidelis noster des
Bischofes von Chur und 1383 Podestà des Thales, im Jahr 1387 von Bischof Johannes II. den Auftrag, eine fahrbare Strasse von
Tinzen (Bivio) bis Casaccia (oder Plurs) zu bauen. Dies war die erste fahrbare Strasse in den Alpen. Von
ihr (und nicht etwa aus der römischen Zeit) stammen auch die bereits erwähnten alten Strassenstücke und Pflaster her.
Der Verkehr auf dieser Septimerroute behauptete sich bis in die neuere Zeit. Porten, d. h. Genossenschaften von Gemeinden
für die Beförderung der Waren über den Septimer waren 1467 Lenz, Tinzen, Stalla, Vicosoprano und Chiavenna,
sowie noch 1807 Lenz, Stalla, Casaccia und Chiavenna. 1838 begann dann der Bau der sog. Obern Strasse, die den Septimer aufgab
und den Julier als Bergübergang wählte. Natürlich hatte die durch das Oberhalbstein führende römische Militärstrasse
den Septimer im weitern Sinne benutzt, weshalb auch auf dem eigentlichen Septimer bis jetzt noch keine
römischen Funde gemacht worden sind. 895: jugum Septimum;
Schulte, Aloys. Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien. Leipzig 1900. -
Berger. Die Septimerstrasse (im Jahrbuch für Schweizer Geschichte. XV, 1890). - Reinhard, R. PässeundStrassenin den SchweizerAlpen. Luzern
1903.
Der Septimerpass bildet die Wasserscheide zwischen Rhein, Po und Donau. An Naturschönheiten übertrifft er denJulier unbedingt.
Gesteine der Gegend sind graue Bündnerschiefer (wohl Liasschiefer), Grünschiefer und mit beiden in starker Verbreitung
auftretende Serpentinstöcke und -züge. Auf der N.- wie auf der S.-Seite des Passes erscheinen den Kalkton-
und Tonschiefern noch Triaskalke eingelagert. Bei den Trümmern des alten Hospizes steht mit dem Serpentin auch Gabbro an,
gleich wie unten bei Marmels im Oberhalbstein. Reiche Gebirgsflora. Vergl. auch den Art. Oberhalbstein.
Südl. vom Gipfel
leitet die nahe Sattelte Lücke (2768 m) und n. von ihm in nicht wesentlich grösserer Entfernung ein niedrigerer zweiter
Pass (2626 m) von Vals her nach der Alp Seranastga und durch Val Seranastga nach Surrhein im Vrinthal hinüber.
Der Piz Seranastga
wird über Brand in 4½ Stunden bestiegen.
¶