Fast alle diese Uebergänge werden ziemlich stark benutzt, so dass der
Gletscher
vielen Besuch erhält. Er ist übrigens in den letztvergangenen Jahren stark zurückgeschmolzen.
Einen guten Ueberblick über
den Gletscherzirkus gewährt die links über dem Eisfeld aufragende
Tête Noire (2976 m), die man von
der
Alpe de Seilon her in 2 Stunden und von der im obern Hérémencethal gelegenen Sommerfrische
Prazlong aus in 4 Stunden
erreicht.
440-396 m. Kleiner rechtsseitiger Zufluss der
Arve, dessen 11,5 km langer
Lauf von NO. nach
SW. gerichtet ist.
Entspringt nahe der Landesgrenze gegen Savoyen einem wenig nö. vom Dorf
Meinier gelegenen
Sumpfgelände, durchfliesst 1 km weiter unten den umfangreichen
Marais de
Sionnet (55 ha Fläche), in den die
BächeChambet
und
Chamboton münden, durchzieht
Chêne und mündet etwas unterhalb der
Brücke von
Sierne.
Wird von 16 Brücken und
Stegen (worunter
eine Eisenbahnbrücke) überschritten.
Der ganze Bachlauf liegt auf Boden des Kantons Genf.
1227: aqua Seyma.
(Kt. Freiburg,
Bez. Broye).
616 m. Gem. und Pfarrdorf auf einem ziemlich hohen Hügelzug zwischen den Thälchen des
Bainoz und der
PetiteGlâne, 4 km s. der Station
Estavayer der Linie
Freiburg-Yverdon. Telegraph, Telephon. 32
Häuser, 209 kathol.
Ew. französischer Zunge. Acker-,
Wiesen- und Obstbau, Viehzucht. Grosse
Brüche auf grauen und blauen Muschelsandstein, der
in der ganzen französischen
Schweiz als Baumaterial verwendet wird. Erratische Blöcke. Die Pfarrkirche ist dem h. Georg
geweiht. Seiry bildete einst eine von
Cheyres abhängige kleine
Herrschaft, die 1751 verkauft wurde. Im 12. Jahrhundert:
Seine; 1276: Serie; 1317:
Serye; 1532: Seyriez; 1734: Seiry.
2239 m. Dieser Name der Siegfriedkarte scheint sich auf den östlichsten Gipfel
in dem vom
GrossDiamantstock (3151 m) nach O. auszweigenden
Kamm zu beziehen, der von der Handegg aus bestiegen werden kann.
Vielleicht versteht man darunter aber auch das gesamte felsige Gehänge des genannten
Kammes.
Entspringt mit 3 Quellarmen: dem vom
Steinalperbrisen herabkommenden Haldibach, dem Sinsgauerbach vom
Kaiserstuhl her und dem auf der
Bannalp entstehenden und einen
Fall bildenden Bannalperbach.
Von
Ober Rickenbach an, wo sich diese Quellbäche vereinigen, wendet sich der Seklisbach gegen
NW., um oberhalb
Wolfenschiessen zu münden.
Wird nach starken Regengüssen zu einem gefährlichen Wildwasser, das oft Verheerungen
anrichtet.
Das 25,7 km2 umfassende Einzugsgebiet besteht zu 27,8%
¶
mehr
aus Felsen und Schutt, zu 13,6% aus Wald und zu etwa 58,6% aus Wiesen, Weiden etc. Minimale Wassermenge 0,10-0,15 m3 per Sekunde.
(Hinter,Mittler,Vorder), romanisch Grepliun (Kt. Glarus).
3029, 2934, 2750 m. Breites Gebirgsmassiv, das vom Bifertenstock
nach N. abzweigt und den Raum zwischen den Thälern des Sandbaches und des Limmernbaches erfüllt. Es fällt
westwärts gegen die Sandalp, ostwärts gegen den Limmernboden und nach NO. gegen das Limmerntobel mit gewaltigen Felswänden
ab, die namentlich auf der W.-Seite von vielen steilen Couloirs durchschnitten sind. Der Scheitel des Bergstockes wird durch
ein nach O. geneigtes, welliges, ganz mit Firn bedecktes Plateau gebildet.
Dessen s. Teil trägt den Griesgletscher und den Limmerngletscher und wird im W. von einem Felskamm begrenzt, dessen höchste
Erhebungen die Vordere und die Hintere Scheibe (2986 und 3084 m) sind. Der mittlere und höchste Teil des Plateaus, das Plattalva,
stellt einen breiten Eisrücken dar, der sich von seinem höchsten Punkte, dem Hintern Selbsanft, nach
NO. senkt. Der n. Abschnitt des Plateaus trägt die flache Firnkuppe des Mittlern Selbsanft und nimmt rasch an Breite ab.
Ueber seinem schmalen N.-Ende erhebt sich der kegelförmige Felsgipfel des Vordern Selbsanft, der von Linthal aus den Anblick
einer gewaltigen Pyramide bietet.
Die Felsmassen des Selbsanft umfassen alle Formationen von den kristallinen Schiefern, die im Sockel
des Gebirges auf der Untern Sandalp und über dem Limmernboden zu Tage treten, bis zum Eozän, das eine dünne Decke auf dem
n. Teil des Scheitelplateaus bildet, und sind zu einer Serie von nach N. überliegenden Falten zusammengeschoben. Die
Gipfel der Selbsanftkette können von der Muttseehütte aus auf dem Kistenpasswege und über den Limmerngletscher oder über
den Limmernboden und die Felsstufen des Schafselbsanft, oder ferner von der Hintern Sandalp aus durch die Scheibenruns, ein
steiles Couloir zwischen dem Hintern Selbsanft und der Vordern Scheibe, erreicht werden. Ihre Besteigung ist
jedoch nur geübten und ausdauernden Berggängern zu empfehlen. Ihre erste Besteigung fällt ins Jahr 1863. Der Vorder Selbsanft
wird nach seinem ersten Besteiger, C. Hauser von Glarus,
auch etwa Hauserhorn genannt.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut).
^[Berichtigt.] 646 m. Gem. und Dorf in einem fruchtbaren Thälchen über dem rechten Ufer des
Doubs und am S.-Hang der Lomontkette, an der Strasse Montvoie-Montaney und 5,8 km wnw. der Station Saint Ursanne der Linie Delsberg-Delle.
Postablage, Telephon. Gemeinde:
23 Häuser, 116 kathol. Ew.; Dorf: 19 Häuser, 86 Ew. Kirchgemeinde Saint Ursanne. Ackerbau
und Viehzucht. Das von Obstbäumen umrahmte Dörfchen würde sich seines reichlichen und ausgezeichneten
Quellwassers, der vor N.-Winden geschützten schönen Lage und der reinen Luft wegen vorzüglich zu einem jurassischen Luftkurorte
eignen. Der Bergrücken über dem Dorf gewährt eine ausgedehnte Rundsicht auf die Alpen, den Elsgau, die Vogesen und den Schwarzwald.
Malerische Strasse nach Saint Ursanne; landschaftlich ebenfalls schöne Strasse über La Croix in den Elsgau
(Ajoie).
1180: Celute;
1200: Celeutte. Der Name bedeutet s. v. a. Sennhütte.
1800-2362 m. Alpweide auf einer Flyschterrasse, über dem Wald gleichen
Namens und gegenüber der Alpweide Anthémoz, von welcher sie der den Firnfeldern an der Haute Cime (Dents du Midi) entspringende
WildbachTiers trennt.
Zwei kleine Seen in 2056 und 2102 m. Die wilde, steinige und magere Alp wird den
Schafen überlassen, von denen sie 500 nähren kann.
Der den See umrahmende Felsenzirkus besteht
aus Nummulitenkalk, Gault, Urgon und Hauterivien in verkehrter Lagerung der teilweise fossilführenden Schichten.
1238 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am linken Ufer der Landquart
und 1,5 km s. der Station Klosters der Linie Landquart-Davos. 30 Häuser, 171 reform. Ew. deutscher Zunge.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Schwarzenburg).
1752 m. Kleiner Alpweidenrücken im Bergland zwischen den Thälern der Sense und der Aare; 2 Stunden
s. über Gurnigelbad, von wo aus er oft besucht wird. Schöne Aussicht. Eigentum des Staates Bern,
der hier
umfassende Aufforstungen vorgenommen hat.
(Kt. Wallis,
Bez. Goms).
1312 m. Gem. und Dorf, an der Furkastrasse und am Wallibach, der 300 m weiter s.
von rechts in die Rhone mündet; 1,5 km nö. Blitzingen und 500 m sw. Biel. 18 Häuser, 109 kathol. Ew. Kirchgemeinde Biel. Originelles
Holzhaus mit vier Stockwerken. Kapelle. In der Nachbarschaft bemerkt man prachtvolle Lärchen, deren eine einen Stammesdurchmesser
von vollen acht Metern hat. Das Dorf gehörte früher zur GrafschaftGrengiols und ist die Heimat des Priesters
und Holzschnitzlers Johann Georg Ritz, der 1743-1773 Pfarrer in Münster war.
oder Bieligerthal (Kt. Wallis,
Bez. Goms).
2800-1312 m. Kleines Bergthal, das bei Selkingen von rechts zum Rhonethal ausmündet.
Vom Wallibach durchflossen, dessen linkes Ufer zur Gemeinde Biel und dessen rechtes Ufer zur Gemeinde Selkingen
gehört. Das Thal endigt am S.-Hang des Wasenhorns (3341 m), an dessen Fuss verschiedene kleine Gletscher und Firnfelder (wie
z. B. der Hangende Firn) den Wallibach speisen.
Das 6 km lange Thal weist ein sehr steiles mittleres Gefälle auf, das kaum
durch flachere Böden unterbrochen wird. An den beidseitigen Gehängen liegen einige Maiensässe und darüber
die Bieler- und die Handspielalp.
Der Gotthardtunnel geht in einer Tiefe von 1000 m unter der Alp durch.
Schöne kleine
Seen in einer von Rundhöckern durchsetzten Gneislandschaft.
Wird mit je 40 Kühen und Ziegen bezogen.
Herstellung von Fettkäse.
Der feinkörnige und mit grauen Glimmerplättchen durchsetzte Gneis der Alpe di Sella und ihrer Umgebung hat als besondere
Abart den Namen Sellagneis erhalten.
Der Ausdruck Sella entspricht dem französischen «selle»
und bedeutet s. v. a. Sattel oder Einsattelung.
(Fuorcla) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
3304 m. Passübergang auf der Landesgrenze gegen Italien, 2 km ö. vom Piz Sella. Führt über
den Sellagletscher auf den Scerscengletscher nach dem Rifugio Marinelli und durch Val Lanterna nach Lanzada und Chiesa im
Val Malenco hinüber (1½ bis 2 Tage).
(Lagodi) (Kt. Tessin,
Bez. Leventina).
2231 m. Kleiner See auf der Alpweide Sella im Val Torta, dem obersten Abschnitt des bei Airolo
auf die Leventina ausmündenden Val Tremola; etwa 2,5 km ö. der Passhöhe des St. Gotthard. 450 m lang
und 200 m breit. In seinem dunkelgrün schimmernden, mit einem kleinen Felsinselchen geschmückten Wasser spiegeln sich die
umstehenden Gipfel, unter ihnen einige der bekanntern des Gotthardgebietes, wie Monte Prosa, Pizzo Centrale, Giubing u. a. Die
beiden Alphütten am See sind höchst primitiv, die ganze Umgebung vorherrschend von tiefernstem Charakter. Der
Abfluss des Sees ist eine der Quelladern des Tessin.
Er bildet noch einen zweiten kleinern See, eilt dann sw. durch die Alpen Sella
und Sorescia und vereinigt sich etwa 1 km s. vom Hospiz mit dem von der St. Gotthard-Passhöhe und den dortigen Seen kommenden
Bach, um zusammen mit ihm durchs Val Tremola zu rauschen und w. Airolo von links in die aus dem Val Bedretto
kommende Hauptquellader des Tessin
zu münden.
(PassoDella) (Kt. Tessin
und Uri).
2744 m. Passübergang ö. von der St. Gotthardpasshöhe; verbindet diese direkt
mit dem Hintergrund des Unteralpthales, wird aber auch oft mit andern Uebergängen kombiniert, um nach
dem Val Piora, Val Cadlimo oder Val Maigels und weiter nach Tschamut im Tavetsch zu gelangen. Liegt im Firngebiet zwischen dem
Giubing
(2770 m) im SO. und dem Piz Prevot (2860 m) im N., sowie ganz nahe dem Pizzo Centrale (3003 m). Während der Passo della Sella
nw. unter dem Giubing vorbeiführt, befindet sich sö. von diesem Gipfel der das Unteralpthal mit dem Val Canaria verbindende
Unteralppass (oder Passo Giengiun).
Ein deutlicher Weg führt vom Gotthardhospitz in etwa ¾ Stunden zum Laga di Sella, dann weniger deutlich und zuletzt pfadlos
ö. vom See und durch das öde Val Torta über Rasen, Geröll und Schnee auf die Höhe des Sellapasses (2½
Stunden vom Hospiz), von wo man in wenigen Minuten den aussichtsreichen Giubing erreicht. Von der Passhöhe geht es über die
Rasenterrasse von Sommermatten nach der Hütte Vormigel und durch das Unteralpthal nach Andermatt (3 Stunden).
Vom Sellapass kann man aber auch über Fels und Schutt nach dem benachbarten Unteralppass (2530 m) traversieren und von da
in 2½ Stunden durch Val Canaria nach Airolo gelangen.
entspringt im quellenreichen
Weidethälchen von Sell am W.-Fuss des Gulmen (1792 m) und nö. Amden, durchfliesst das tiefeingeschnittene
und bewaldete Stocksitentobel und stürzt sich unterhalb des von Amden nach Betlis hinunterführenden Weges mit einem kleinen
Wasserfall über die Felswand in den Walensee. Er hat in der obern Partie einen ordentlichen Fischbestand (Bachforellen).
Entspringt mit
zwei Quellarmen, deren einer von Ober Neurüti herkommt und bei Fohrensteg eine Mühle treibt, während der andere bei Hellbühl
entspringt.
Nach der Vereinigung der beiden Quelladern zwischen Kennelmatt und Sellenboden treibt der Bach bei Sellenboden
eine Mühle, erhält den vom Bürlimoos herkommenden fischreichen Adelwilerbach und fliesst, von Adelwil
an Grosse Aa genannt, an Neuenkirch vorbei, um bei Seesatz zu münden. Im Mittel- und Unterlauf werden Forellen gefangen.
960 m. Gem. und Pfarrweiler im Calancathal an der Calancasca und am W.-Fuss des Pizzo di
Groveno 13 km n. der Station Grono der elektrischen Bahn Bellinzona-Misox und 22,5 km nö. der Station Castione der Gotthardbahn.
Postablage;
Postwagen Grono-Rossa. 18 Häuser, 71 kathol. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
Periodische Auswanderung
der Männer als Glaser und Maler, namentlich nach Frankreich und in die deutsche Schweiz.
(Kt. Basel Land,
Bez. Liestal).
500 m. Gem. und Dorf auf dem Rücken zwischen dem Oristhal und dem Frenkenthal, 3 km s. der Station
Liestal der Linie Olten-Basel. Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde: 61 Häuser. 410 reform. Ew.; Dorf: 56 Häuser, 371 Ew.
Kirchgemeinde Liestal. Seidenweberei. Fund von kannelierten römischen Backsteinen bei Hoftstätten.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Ober Toggenburg und Sargans).
2207 m. Westlichster der sieben Gipfel der Churfirsten. Bildet gegen N. einen breiten
und langen, grasbewachsenen Rücken aus Gault, der zuoberst von Seewerkalk überlagert ist. Auf den drei
andern Seiten finden sich steile Felswände, die nach S. imposant zum Walensee abfallen, gegen O. und W. dagegen sich allmählich
in kleine Terrassen auflösen. Der Berg wird vom Toggenburg aus häufig bestiegen (von AltSt. Johann oder Stein bequem in 3 Stunden)
und bietet eine schöne Aussicht auf das Säntisgebirge und die Glarnerberge, sowie auf das Gebiet des Walensees und des Toggenburg.
1600-2200 m. Eine der umfangreichsten Alpweiden
des Toggenburg, am N.-Hang des Selun und 5 km sw. AltSt. Johann. 540 ha Fläche, wovon 490 produktive Weidefläche, 30 Wald
und 20 unproduktiver Boden. 34 Hütten und Ställe. Im Jahr 1844 entdeckte man auf der Selunalp einen etwa zwanzigjährigen
verwilderten Mann von unbekannter Herkunft, der 1898 starb, ohne je lesen gelernt und in einem Bett geschlafen
zu haben.
1458 m. Alpweide mit einer Gruppe von 20 Hütten und Ställen,
auf einer Terrasse am rechtsseitigen Gehänge des Puschlav und 2,5 km s. der Ortschaft Puschlav. 2 Kapellen.
1538 m. Gemeindeabteilung und Weiler zwischen der Oberalpstrasse und dem
Vorderrhein, 1 km nö. Tschamutt und 44,2 km sw. der Station Ilanz der Bündner Oberlandbahn (Chur-Ilanz).
(Kt. Graubünden,
Bez. Unter Landquart, Gem. Jenins). Die rechte Thalseite der sog. Herrschaft, d. h. des Thalabschnitts von
Malans bis Maienfeld, ist grösstenteils von hohen und steilen Schieferwänden gebildet, die zwar weit
hinauf bewaldet, aber auch von zahlreichen Wildbachschluchten, sog. Rüfen, durchrissen sind. Das mürbe, faule Gestein in
ihnen ist der Verwitterung in hohem Grade ausgesetzt. Bei andauerndem oder heftigem Regen stürzen jeweilen dicke schwarze
Schlammströme durch diese Schluchten hinunter und verheeren die unten liegenden Kulturflächen.
Eine ganze Reihe solcher Schluchten und Schuttrinnen zieht sich hinter Malans und Jenins gegen den Gebirgsstock
des Vilan hinauf, so das Gazienzatobel, die Uellrüfe, die Selvirüfe und die Theilerrüfe. Zwischen den beiden letztern liegt
Jenins. Die Selvirüfe speziell mündet etwa 500 m sö. dieses Dorfes auf die schöne, sanft gegen den Rhein
abgedachte Haldenlandschaft aus. Von da steigt sie als enge, wüste Runse nö. in die Höhe, teils von steilen Waldhängen,
teils von zerrissenen Schieferwänden eingeschlossen. Auf einem Felskopf tront dort die Ruine Aspermont. Oft genug sind früher
die Schlammströme aus dieser Schlucht hervorgebrochen und haben die unten liegenden Wiesen, Aecker und
Weinberge zerstört. Jetzt sind die meisten dieser Rüfen, darunter auch die Selvirüfe, so weit verbaut, dass grössere Verheerungen
ihrerseits wohl nicht mehr zu befürchten sind.
Landwirtschaft. Industrielle Ortschaft. Uhrenmacherei: Fabriken von Rohbestandteilen und Uhrenschalen mit 200 Arbeitern.
Selzach ist durch seine Passionsspiele weltbekannt geworden, die im Sommer stattfinden und tausende von
Besuchern, worunter eine grosse Anzahl Engländer anziehen. Die Vorstellungen, bei denen etwa 500 Personen aus der Gemeinde
selbst mitwirken, datieren seit 1893 und sind vom Fabrikanten Schläfli ins Leben gerufen worden. Bronzezeitliches Grab mit
einem spiralförmigen Schmuckgegenstand.
Grabhügel auf dem Seidenbühl. Am «Brüggli» auf einem Sennberg hat man römische Ziegel und im Fluracker römische Ziegel,
Münzen und Mauerreste aufgefunden. Weitere Reste aus der Römerzeit am Seuset, sowie beim Spielhof und Brühlgut. Die bedeutendste
römische Siedelung der Gegend scheint sich bei Altreu befunden zu haben, wo man Reste von Befestigungsanlagen
und einer Aarebrücke entdeckt hat. 1558 fand man bei Selzach einen mit römischen Münzen angefüllten Topf, wie auch heute
noch kleinere Münzfunde nicht gerade selten sind. In Haag und am Leberberg Gräber aus der Zeit des ersten Alemanneneinfalles.
Selzach steht an der Stelle der römischen Siedelung Salsae Aquae oder SalisAquae, die ihren Namen von
seither durch einen Bergsturz verschütteten salinischen Quellen erhalten haben soll. 1389 verkaufte GrafUlrich von Neuenburg
die HerrschaftLebern mit Selzach an Solothurn.
1181 und 1245: villa Selsacho.
Elektrisches Licht vom Werk Les Tombeys (im Bagnesthal). Gerberei. Obwohl Sembrancher seit alter Zeit
einen starken Durchgangsverkehr aufweist, hat es doch noch kein modernes Hotel, sondern bloss einen alten Bauerngasthof.
Nahe der Notre DameKapelle steht ein altes Krankenhaus, das auch als Schulhaus und Landjägerposten dient. Die grauschwarzen
alten Häuser des Dorfes harmonieren gut mit dem strengen Landschaftscharakter, den die auf drei Seiten
nahe herantretenden Bergwände bedingen.
Einzig gegen O. liegen schöne Wiesen und gut bewässerte Gärten mit zahlreichen Ostbäumen. Ein Teil des Grundbesitzes der
heute ausschliesslich der Landwirtschaft sich widmenden Bewohner liegt jenseits der Dranse auf Boden der Gemeinde Vollège,
so namentlich ein 7-8 ha umfassender Weinberg unter den nackten Wänden des Armanet, der einen sehr geschätzten
Tropfen erzeugt. Die Umgebungen von Sembrancher liefern ausgezeichnete
Kalksandsteinplatten. Südwestl. vom Dorf baut man
am O.-Hang des Catogne an der Les Fahys genannten Stelle eine dem untern Lias angehörige Schieferlage ab, deren Produkt zum
Eindecken von Häusern verwendet wird und eines guten Rufes sich erfreut.
Eine gefährliche Stelle ist der das SO.-Ende des Roc deVence bildende Felsen von Saint Martin, den eine mächtige Spalte vom
Bergkörper trennt und dessen Absturz namentlich den NO.-Abschnitt des Dorfes bedrohen würde. Schon vor etwa 20 Jahren hat
man diesen Felsen auf seine Festigkeit untersuchen lassen. Unter der Herrschaft der Grafen von Savoyen bildete
Sembrancher bis zum 15. Jahrhundert einen hauptsächlichen Sammelpunkt des Adels. Hier besass im Jahr 1377 die Familie Imthurn
(La Tour) aus Saint Maurice, ein jüngerer Zweig der Herren von Imthurn-Gestelenburg (La TourChâtillon) einen kleinen
Burgturm.
Auf dem Rücken einer bewaldeten Anhöhe s. vom Dorf und rechts vom Eingang in die Vallée d'Entremont steht in 899 m Höhe
eine St. Johanneskapelle, die die Stelle des Wohnturmes der ehemaligen Burg einnimmt, welche 1475 von den siegreich vorrückenden
Leuten aus dem Ober Wallis
in Asche gelegt worden ist. Hierauf verlegten die Burgherren ihren Wohnsitz in den
Flecken selbst. Im Haus Arlettaz sieht man eine schön geschnitzte Decke und interessante Möbel, die von Deserteuren der über
den Grossen St. Bernhard ziehenden Armee Bonaparte's verfertigt worden sind.
Ein bei der Brücke über die Dranse stehendes anderes merkwürdiges Haus besitzt in einem Zimmer noch Täfelwerk
aus dem Jahr 1505. Das aus 1602 stammende ehemalige Rathaus mit einem viereckigen Turm und einer sehr alten St. Pankrazkapelle,
das um die Mitte des 19. Jahrhunderts baufällig geworden war, hat 1892 einem schönen Gemeindehaus Platz machen müssen.
Die heutige Pfarrkirche, deren Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert stammen soll, wurde 1676 erbaut und
ist dem h. Stephan geweiht.
Vor dieser Zeit diente die eben genannte Pankrazkapelle als Pfarrkirche. Der Name des Ortes, den einige Geschichtsforscher
Saint Brancher schreiben, ist vom h. Pankraz herzuleiten. Urkundliche Namensformen: 1177 Sancti Pancratii de Branchi; 1199 deSancto Brancherio, 1217 de Sancto Brancacio (Metathesis für Pancratio). Ein 1239 von Amadeus IV. von
Savoyen ausgestellter und von den Grafen Amadeus V. und Eduard erneuter Freibrief verlieh dem Ort verschiedene Vorrechte, wie
z. B. einen zweiten Jahrmarkt, einen Wochenmarkt und zahlreiche Steuerfreiheiten.
Die Nachbarschaft von Martigny hat, besonders seit dem Bau der Eisenbahn, dem Dorf Sembrancher jegliche
Bedeutung als Handelsplatz genommen, so dass es jetzt bloss noch als Bezirkshauptort und Sitz des Bezirksgerichtes einen
gewissen Rang behauptet. Hier wurde 1742 der 1818 gestorbene Kaplan Murith geboren, der sich als Bergsteiger und gelehrter
Botaniker auszeichnete und nach welchem sich die Walliser Naturforschende Gesellschaft «La Murithienne»
benennt. Grab aus der Bronzezeit mit Scheibennadeln auf dem Plat Choëx; nahe dem Dorf Grab aus der gallisch-römischen Eisenzeit
mit einem Skelett, Glasringen und Stecknadeln vom sog. Walliser Typus.
oder Semelieys(Pointedes) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
2327 m. Gipfel in der Kette des Chaussy, zwischen diesem und dem Sex Melly.
Am SO.-Hang liegt die Alpweide Les Semeleys oder Les Semelieys, über welche man den Berg von Vers l'Église
im Ormontsthal her ohne Schwierigkeit in 3 Stunden besteigen kann. Sehr schöne Aussicht, die derjenigen des von den Ausflüglern
bevorzugten Chaussy gleichkommt und einen besonders wirkungsvollen Tiefblick auf den Lac Lioson bietet. Ders Audruck Sex Melly
für den östl. Nachbarberg (etwa 2300 m) ist sehr wahrscheinlich nichts anderes als eine weitere Form
des Namens Semeleys.
(Kt. Tessin,
Bez. Bellinzona).
230 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Bellinzona-Locarno und 3 km sw. vom Gotthardbahnhof Bellinzona.
Postwagen Bellinzona-Locarno. Gemeinde, mit dem Dorf Medici: 73 Häuser, 345 kathol. Ew.; Dorf: 56 Häuser, 275 Ew.
Acker- und besonders Weinbau. Viehzucht. Starke Auswanderung der Männer als Gastwirte, Schäfer etc. nach Kalifornien. Grosse
Töpferwarenfabrik, die das Rohmaterial aus bedeutenden Kaolinlagern der Umgebung bezieht. An den Hängen über dem Dorf
gedeiht einer der besten Weine des Kantons, der fast ausschliesslich nach Bellinzona verkauft wird. Im Val Sementina
nö. vom Dorf sieht man Befestigungsanlagen (grosse Mauer mit einigen Türmen), die 1853 vom Bund erstellt wurden, um den vom
General Radetzky 1852 aus der Lombardei und Venetien ausgewiesenen und aller Mittel entblössten tessinischen Arbeitern Beschäftigung
und Verdienst zu geben.
Deshalb nennt der Volksmund diese von Sementina bis zum Ausgang des ValMorobbia
ö. Giubiasco reichenden Werke heute noch «i Forti della fame» (die Hungerforts).
¾ Stunden n. vom Dorf im Val Sementina prachtvoller Wasserfall.
Das Dorf litt stark unter der Ueberschwemmung von 1829. Der
Hintergrund des Val Sementina soll dem Volksglauben nach der Aufenthaltsort der verdammten Seelen geiziger Reichen
sein.
(Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
402 m. Gem. und schönes Pfarrdorf im untern Val Blenio, am rechten Ufer des Brenno und 6 km n. der Station
Biasca der Gotthardbahn. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Biasca-Olivone. 127 Häuser, 472 kathol. Ew. Acker-, Obst-
und Weinbau, Viehzucht. Prachtvolle Kastanienwälder. Schöne Landhäuser zeugen vom Wohlstand der aus
der Fremde heimgekehrten Besitzer. Die Männer wandern besonders nach
England, Brüssel und Paris aus, wo sie sich als Kastanienbrater,
Kellner und Gastwirte ein bescheidenes Vermögen zu erwerben pflegen. 10 Minuten über dem Dorf steht auf einer Anhöhe die
Ruine des 1221 zum erstenmal genannten Castello di Serravalle, in dem Friedrich Barbarossa auf seinem Zug
über
den Lukmanier nach Italien Quartier nahm. Im 14. Jahrhundert ging die mächtige Burg zusammen mit dem LehenBlenio an die Bologneser
Grafen Pepoli über, worauf sie 1500 von den drei Urkantonen erobert wurde. Nach den grossen Ueberschwemmungen im Herbst 1868 erstellte
man zum Schutz des fruchtbaren Geländes der Gemeinde einen langen Damm. Eine Hängebrücke führt nach Malvaglia hinüber.
(Kt. Luzern,
Amt Sursee). 520 m. Gem. und kleine Stadt, am SO.-Ende des Sempachersees und 2 km n. der Station Sempach-Neuenkirch
der Linie Olten-Luzern. Je ein Postbureau in der Stadt und beim Bahnhof. Telegraph, Telephon; Postwagen
nach der Station und nach Neuenkirch. Gemeinde, mit Kirchbühl, Seesatz und zerstreut gelegenen Höfen: 155 Häuser, 1028 kathol.
Ew.; Stadt: 92 Häuser, 605 Ew. Pfarrei. Die Bewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Landwirtschaft, Viehzucht und
Milchwirtschaft.
Die Korporation besitzt ausgedehnte und schöne Waldungen. Ferner wird etwas Kleingewerbe betrieben.
Die Auffuhr bei den sechs Jahrmärkten ist eher zurückgegangen. Sempach ist Gerichtsort des Gerichtsbezirkes gleichen Namens.
Drei Primar- und eine Sekundarschule. Auf dem Platz vor der Kirche steht das Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Sempach
(1386), das anlässlich der Fünfjahrhundertfeier der Schlacht errichtet worden ist. Die Pfarrkirche
von Sempach stand ehemals im Kirchbühl, 1 km n. vom Städtchen.
Sie war dem h. Martin von Tours geweiht und mag schon im 10. Jahrhundert bestanden haben. Kirche und Kirchensatz gehörten 1288 der
Benediktiner-Abtei Murbach im Elsass. Am vergabten Abt Wilhelm und der Konvent von Murbach den
Pfarrsatz von Sempach dem Kloster St. Leodegarzum Hof in Luzern,
welches Stift ihn bis heute beibehalten hat. Als sich die Bürgerschaft
im Städtchen mehrte, wurde hier eine Kapelle zu Ehren des h. Märtyrers Stephan erbaut und darin Gottesdienst gehalten. 1477 nahm
der Leutpriester seinen Wohnsitz im Städtchen, worauf der Gottesdienst immer häufiger in die Kapelle
verlegt wurde. 1752 weihte man einen neuen Friedhof ein. Mit dem Bau der neuen Kirche in Sempach 1831 war die ehemalige Pfarrkirche
vom Kirchbühl ins Städtchen verlegt.