Felsriegel und
Schluchten des
«Stein» tragen starke Waldbekleidung.
HinterTiefenkastel hat man einen herrlichen
Rückblick auf das Thal- und Berggelände der
Albula, und von der
Höhe aus zeigt sich rechts oben das Dorf
Salux und ist das,
eigentliche
Oberhalbstein dem Blick weit geöffnet. In dem eine Stunde langen Engpass des
«Stein» verbergen zahlreiche Felszacken
und Vorsprünge den Fluss, der an andern
Stellen wieder weissschäumend hervortritt und mit zahlreichen
Fällen die finstern Klüfte durchbraust.
Der vor dem Strassenbau vorhandene alte Fussweg eröffnete weit bessere Ausblicke in die malerische und grossartige Schluchtenlandschaft.
Der
Crap Sès ist in Hauptdolomit,
Obere Rauhwacke und Arlbergdolomit eingeschnitten, welche Gesteine von der aussichtsreichen
Motta Palousa im O. herabreichen. Sie tretenim Thal der
Julia anscheinend als Grundlage der (wohl eozänen,
mit
Serpentin vergesellschafteten) Schieferbildungen hervor, welche gegen
Tiefenkastel und das eigentliche
Oberhalbstein hin
folgen und auf der linken
Seite der
Julia ihrerseits wieder die Grundlage der triadischen Kalk- und Dolomitformation des
Piz Toissa
bilden.
Nach der ältern geologischen Anschauung spannt sich zwischen den triadischen Kalken und Dolomiten der
MottaPalousa-ConterserStein und des
Piz Toissa die Mulde der «Bündnerschiefer», während nach der neuern
Theorie die Schieferformation nicht muldenförmig unter die ältern Gesteine einfällt, sondern von diesen (wie im ganzen
Gebiet der
Bergünerstöcke) deckenartig überschoben ist. In den abgelegenen
Schluchten desConterserSteins
hielt sich der
Bär bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, wie in den tiefen
Wäldern oberhalb
Tiefenkastel bis fast
in jene Zeit hinein auch noch der Luchs hauste.
Ausser verschiedenen, teils senkrecht teils schief stehenden
Seitentürmchen und Erkern sind fünf Hauptspitzen zu unterscheiden, von welchen die mittlere die höchste ist.
Ihre Besteigung
ist nicht leicht, zum Teil sogar sehr schwierig und wird nur selten ausgeführt. Im S. werden die Seescheien durch den
Scheienpass
(etwa 2540 m) abgeschnitten, der das
Seethal mit demSchlappinthal verbindet und ebenfalls nur selten begangen
wird.
(Kt. Aargau,
Bez. Lenzburg,
und Kt. Luzern,
Bez. Hochdorf).
539-353 m. Rechtsseitiges Nebenthal der
Aare, das sich in gerader Richtung von SSO. nach
NNW. durch den nö. Teil des Kantons Luzern
und den s. Teil desKantons Aargau
senkt und von der
Hallwiler Aa durchflossen wird,
welche bei
Wildegg in die
Aare mündet. 33 km lang. Es ist eines der lieblichsten
Thäler des
Mittellandes und verdankt den Namen
seinem schönsten landschaftlichen Schmucke, dem
Baldegger- und
Hallwiler See, die etwa einen Drittel der Thalsohle bedecken
und durch die 4 km lange
Waag, den Mittellauf der
Hallwiler Aa, miteinander verbunden sind. Oft wird in
einem engern Sinne unter Seethal nur das Gebiet der beiden
Seen verstanden. Als Oberlauf der
Hallwiler Aa kann die vom
S.-Hang
der
Erlosen herabstürzende
Ron, der Zufluss des
Baldeggersees, betrachtet werden, welche jedoch, wenigstens im
obern Teile, nach Richtung und Wassermenge eher den Charakter eines Seitenflusses besitzt. Das Seethal erscheint nämlich
dem Geologen auf den ersten Blick als ein Thaltorso, d. h. ein Thal, aus welchem der Hauptfluss durch seitliche Erosion oder
Dislokationsvorgänge abgelenkt wurde. Die stattliche, von unten nach oben fast gleichmässige Breite (etwa 2 km),
das geringe Gefälle besonders in der obern Hälfte und die meist sanft, aber doch zu bedeutenden Höhen ansteigenden Thallehnen
setzen als thalbildende Ursache ein viel mächtigeres Gewässer voraus, als es die jetzige
Hallwiler Aa darstellt.
Vielmehr weist die breite Thalmulde, deren s. Ausgang ganz unscharf durch einen niedrigen Molasserücken
gebildet wird, auf einen Alpenfluss, wohl einen Vorfahren der
Reuss hin, der nach seinem Austritt aus dem Gebirge in gerader
nnw. Richtung die Molasseabdachung durchschnitt, bis er durch Dislokation (Rücksinken des Alpenkörpers) veranlasst wurde,
dem Fuss der
Alpen entlang in nö. Richtung sich ein neues
Bett, das heutige untereReussthal, zu graben.
Hufeisenförmige Moränenwälle (Endmoränen), die die Thalsohle bei
Ermensee und
Hallwil durchqueren, veranlassten wohl nach
dem Schwinden der
Gletscher die Entstehung der beiden Seebecken, die daher als Moränen-Stauseen anzusprechen sind.
Eine weitere angenehme Abwechslung in dem Relief des
Thales bieten die Wälle und Terrassen der Seitenmoränen, welche die
beidseitigen Abhänge begleiten und durch die Wirkung fliessenden Wassers in Ketten rundlicher Hügel
aufgelöst erscheinen (Hügellandschaft von
Gelfingen-Hitzkirch). Die das Thal einfassenden, nach oben sanft gerundeten Molasserücken
sind von ansehnlicher
Höhe, so im O. die Kette des Tannwald (713 m) und
Lindenberg (893 m), im W. die
Egg (791 m), der
Homberg (792 m) und
die Erlosen oder der
Herrlisberg (814 m). Den Eingang des
Thales bei
Lenzburg beherrschen zwei
¶
Für den Botaniker ist das Seethal ein sehr dankbares Exkursionsgebiet. Das erste Lenzeswehen wirkt auf die noch feuchten
Wiesen einen marineblauen Teppich der Scilla bifolia; Aecker und Wegränder leuchten auf in dem Goldgelb der
Gagea lutea; bald gesellen sich unter Hecken und Obstbäumen hinzu die Corydalis cava, in Rebgeländen das duftende Muscariracemosum, auf Waldwiesen die Primula officinalis und in Buchenwäldern das Arum maculatum. Die Lüfte jedoch werden eigentlich
parfümiert durch die auf Weg und Steg in Mengen wuchernde Violaodorata.
Die anziehendsten Gestalten der Sommerflora sind auf Seen und Sümpfen die Nymphaea alba und das Nupharluteum -, dann Drosera rotundifolia, Geranium palustre, Oenothera biennis, Gentiana cruciata, Symphytum officinale, Stachyspalustris, Scutellaria galericulata, Veronica aquatica, Pedicularis palustris Sparganium ramosum;
Ranunculus lingua, R. divaricatus
und R. flammula;
in Wäldern, Hecken und auf Waldwiesen Actaea spicata, Polygonatum verticillatum, Cypripedilumcalceolus, Betonica officinalis, Lathraea squamaria, Scrofularia nodosa, Atropa Belladonna;
auf Feldern, Getreideäckern,
Kiesgruben u. s. w. Papaver Rhoeas, Ranunculus arvensis, Reseda lutea, Vicia angustifolia, Agrimonia eupatoria, Speculariaspeculum, Euphrasia odontites und E. serotina;
auf Wiesen und Wegrändern Malva alcea und M. silvestris, Pastinaca sativa,Scabiosa columbaria, Teucriumbotrys;
in Gärten, auf Schutthaufen und Mauern Verbascum nigrum, Hyoscyamusniger, Linaria cymbalaria und L. vulgaris, Antirrhinum majus, Matricaria chamomilla, Senecio erucifolius u. a.
Der zumeist kiesige Boden ist im allgemeinen recht fruchtbar und besonders geeignet für Wiesen- und Obstbau. Besonders begünstigt
ist die nach SW. schauende rechte Thalseite. In den Geländen von Kleinwangen, Gelfingen, Hitzkirch, Ermensee,
Meisterschwanden etc. breiten sich wahre Wälder von Obstbäumen aus. Die nach NO. gerichtete linke Seite leidet stellenweise
an Ueberfluss nicht genügend abgeführten Wassers. Das obere (luzernische) Seethal liefert vorzüglich Kernobst, während
im untern, aargauischen, Teile auch Steinobst (vor allem Kirschen) in grossen Mengen erzeugt wird.
Hier ist auch der Weinbau noch von Belang, während er in dem ehemals weinreichen Hitzkirch unaufhaltsam zurückgeht. Abgesehen
von dem gewerbsamen, aufstrebenden Hochdorf stellt das luzernische Seethal einen rein landwirtschaftlichen Bezirk dar. Dagegen
zeigt der aargauische Anteil eine glückliche Mischung von Landbau und Gewerbe. Letztere befassen sich vorzüglich mit Zigarrenfabrikation,
Seidenindustrie, Maschinenstickerei, Herstellung von Obstkonserven, chemischen Präparaten etc. Viele Hände beschäftigt
auch die Hausindustrie durch Strohflechterei. Das Strassenwesen ist im Thal selbst sehr gut entwickelt, während es auf den
Bergrücken vieles zu wünschen übrig lässt. Das Thal wird durchzogen von der. Strassenbahn Emmenbrücke-Lenzburg-Wildegg
(Seethalbahn). Auf dem Hallwilersee besteht eine Dampfbootverbindung zwischen Beinwil, Meisterschwanden
und Birrwil. Postkurse zwischen Boniswil-Seengen-Meisterschwanden-Fahrwangen und Gelfingen-Fahrwangen-Meisterschwanden.
Vor den Sempacher Kriegen stand das ganze Seethal unter der Herrschaft Oesterreichs. Während jener Periode bemächtigten sich
dann die Luzerner des zum heutigen Kanton Luzern
gehörigen Gebietes, mit Ausnahme des Amtes Hitzkirch, welches wie der übrige Teil bis
zum Jahr 1415 bei Oesterreich verblieb. Mit jenem Jahre wurde das heutige aargauische Seethal ein Untertanenland
Berns (Vogtei Lenzburg). Das Amt Hitzkirch wurde ein Teil der sog. Freien Aemter. Die Reformation führte eine weitere Schranke
zwischen den landschaftlich so eng zusammenhängenden Gebieten auf, indem der untere, bernische, Anteil reformiert wurde,
der obere, luzernische, sowie das freie Amt Hitzkirch katholisch blieben. Im Jahr 1803 tauschte Luzern
auch dieses
Amt gegen seine bisherige Besitzung Merenschwand (im Freiamt) ein, während die frühere bernische Vogtei Lenzburg als
Bezirk
Lenzburg zum heutigen Kanton Aargau
geschlagen wurde. Viele Spuren von Niederlassungen aus der Pfahlbauzeit und der Römerherrschaft;
Burgruinen Ober Reinach, Lieli, alter Turm inRichensee, SchlösserHeidegg, Hallwil und Lenzburg.
2742-1640 m. Vom Seebach durchflossenes rechtsseitiges Nebenthal des obern Prätigaues.
Zieht sich von N. nach S. und bricht mit einer Steilstufe, über welche der Bach einen hübschen Wasserfall
bildet, zum Sardascabach ab.
Auch oberhalb dieser Stufe steigt das Thal ziemlich steil an und bildet einige kleinere Stufen,
in deren einer der«See» (2060 m) liegt.
Bis hierher sind die Thalsohle und die untern Abhänge (zur Alp Sardasca gehörig)
noch ordentlich mit Gras bewachsen, geben aber doch nur magere und spärliche Weide.
Der Wald fehlt gänzlich,
während Alpenrosen und anderes Strauchwerk weite Flächen einnehmen.
Hinter dem See und an den obern Gehängen nehmen Schutt-
und Geröllhalden rasch überhand, namentlich in einer grossen Bergnische ö. über dem See gegen den Gross Litzner hin, wo
auch einige kleine Seen zwischen den Trümmermassen liegen: eine typische Karlandschaft.
Wiesen. Der Name Seewadel, ursprünglich Seewaten, tritt in den Kantonen Zürich
und Thurgau
25 mal auf und bezeichnet eine mit Schilfrohr bewachsene Sumpfgegend.
608-537 m. Ausfluss des auf der Wasserscheide zwischen Wolhusen und Menznau
gelegenen kleinen Tutensees;
fliesst zunächst gegen NW., geht nahe Menznau vorbei, wendet sich dann nordwärts und vereinigt
sich nach 8,5 km langem Lauf bei der Widenmühle mit der Buchwiggern.
(Kt. Freiburg,
Bez. Greierz und Sense).
1600-1043 m. Grenzbach zwischen den Bezirken Sense und Greierz. Entsteht aus mehreren
Armen, die von den Alpen La Philiponaz, La Spillemendaz, Schweinsberg etc. herabkommen und nach ihrer Vereinigung zwischen den
Alpen Zorettaz und Tierliberg einen schönen Wasserfall bilden. Bis zur Mündung des Thossrainbaches in
Thossrain Dessous (1072 m) trägt der Bach den Namen Fallenbach.
Von hier an fliesst er als «Seeweidbach» durch die mit Hütten
bestandenen Alpweiden Fischerweid und Garglenbergera, um mit vier verschiedenen Armen, die sich in stark sumpfigem Wiesengrund
abzweigen, in den Schwarzsee zu münden.
Der Lauf dieses wilden Bergwassers ist auf drei Viertel seiner Länge tief eingeschnitten.
Fliesst in der Richtung nach SO., hat ein mittleres Gefälle von 15% und ist 3,5 km lang. Im Unterlauf fischreich.
Ohne sichtbaren Abfluss. 600 m lang und 200 m breit.
Kann von Silenen oder der Station Amstäg der Gotthardbahn her in 2¾ Stunden erreicht werden und liegt am Weg über das Seewelifurkli.
In der Nähe stehen die Hütte der Seewelialp.
Drei kleine Seebecken. Am Ufer des westlichsten dieser Seen stand in 1624 m das gutbesuchte kleine Kurhaus Seewen
(oder Seeben), das im Winter 1906/07 durch eine Lawine zerstört wurde und an sicherer Stelle wieder aufgebaut
werden soll.
(Kt., Bez. und Gem. Schwyz).
458 m. Gemeindeabteilung und Dorf an der dem Lowerzersee entfliessenden Seewern, am O.-Fuss
des Urmiberges und 2 km wnw. Schwyz.
Station Schwyz-Seewen der Gotthardbahn. Elektrische Strassenbahn vom Bahnhof
nach Schwyz.
Strassen nach Schwyz,
Ibach, Brunnen, Lowerz und Steinen. Postbureau, Telegraph, Telephon. 86 Häuser, 713 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Schwyz.
Eigene Kaplanei seit 1644, in welchem Jahr die der h. Jungfrau geweihte Kirche erbaut wurde. Neues Schulhaus. Eidgenössische
Munitions- und Kriegsmaterialmagazine. Kornhaus und Lagerhäuser der Gotthardbahn. Zwei Kirschwasserbrennereien.
Transitverkehr. Gasthöfe. Wiesen- und Obstbau. Viehzucht. Kalksteinbrüche am Urmiberg. Nach dieser Lokalität hat man den
«Seewerkalk» benannt, eine kalkig-schiefrige Schichtenserie von grauer,
graugelber oder grauroter Farbe, die nach oben auf die Grünsande des Gault (Albien) folgt.
Diese Seewerschichten bilden eine für unsere Kalkalpen charakteristische besondere Fazies der Obern Kreide und
entsprechen der Reihe Cenoman-Turon-Senon. Seewen ist 1806 durch den Bergsturz von Goldau, der die Wasser des Lowerzersees über
seine Ufer treten liess, schwer heimgesucht worden. «Augustin Schuler von Seewen,
der in fremden Kriegsdiensten die Schrecknisse des stürmischen Meeres kennen gelernt hatte, stand auf einer Anhöhe über
dem Dorfe, wo er die furchtbare Ueberschwemmung heranwogen sah. Er schrie: Jedermann möchte schleunigst
bergan fliehen, um nicht das Opfer des Todes zu werden, und trug so zur Rettung seiner Mitbürger bei» (Gerold Meyer
von Knonau).
Seewen verdankt seine Entwicklung zum Teil der Familie Beeler. 1659 wurde Barbara Heinrich von Aegeri, die ihr Ganzes
bedeutendes Vermögen testamentarisch der Kirche zu
Seewen vermacht hatte, in Zug
als Hexe verbrannt, worauf sich um ihren Nachlass
zwischen Schwyz
und Zug
ein langwieriger Rechtsstreit entspann. Bekannt ist das Heilbad Seewen, das einige schon seit Jahrhunderten
bekannte und seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts gefasste erdige Stahlquellen benutzt. Empfohlen wird
dieses Wasser namentlich bei Anämie und Bleichsucht, allgemeiner Schwäche und Erschöpfung, Blutverlusten, Fehlgeburten,
chronischen Katarrhen, chronischen Rheumatismen u. s. w. Am fand zwischen Seewen und Schwyz
ein Kampf statt, in dem die
Franzosen den österreichischen General Jellachich zurückschlugen. Im 13. Jahrhundert: Seewa, d. h. beim See.
Dorf: 92 Häuser, 617 Ew. Posamenten- und Seidenzwirnerei als Hausindustrie.
Ausfuhr von Holz und Eis nach Basel.
GrosserSteinbruch. Acker- und Obstbau. Fischbrutanstalt. Das Dorf ist an einem steilen Hang malerisch gelegen und wird von einer
schönen, doppeltgetürmten Kirche überragt. Der von Bretzwil(Basel Land)
herkommende Seebach bildete einst in der unmittelbaren Nähe
von Seewen einen durch einen Bergsturz aufgestauten, ziemlich grossen See. Schon 1488 anerbot sich Thormann
der Schmid, diesen künstlich tiefer zu legen, wenn ihm die Regierung die Hälfte des Fischrechtes einräumen wolle. 1559 nahm
man dann diesen Gedanken wieder auf und bewilligten die Behörden das eingereichte Verlangen, worauf der See 1588 durch einen
in den Berg gesprengten Tunnel von 200 m Länge zum Abfluss gebracht wurde. 1870 liess die Stadt Basel
nö. vom Dorf einen Staudamm errichten, um für ihre Wasserversorgung einen 3 ha grossen künstlichen See zu schaffen. 1307 trat
Graf Rudolf von Thierstein die Mühle zu Seewen dem Kloster Beinwil ab, damit die Mönche deren Ertrag zum Ankauf von Fischen
für die Fastenzeit verwenden könnten. 1460 brannten die mit Thomas von Falkenstein, dem Inhaber der
Herrschaft Seewen, in Fehde liegenden Solothurner das Dorf nieder. 1462 verkaufte Ursula von Ramstein die hohe und niedere Gerichtsbarkeit
zu Seewen an die Stadt Solothurn. Im Unteracherthal sw. vom Dorf hat man Keltengräber und sö. vom Dorf römische
Münzen, ein Keltenschwert und eine Lanzenspitze aus Bronze gefunden, welch' letztere aus der Schlacht von Dornach stammt.
Alemannengräber auf den Holen, am Stiegenrain und im Luterkindenwald. 1147: Sewin; 1174: Seuwen; 1194: Sewen.
durchfliesst das Dorf Seewen, beschreibt
einen weiten Bogen um den Fuss des Urmiberges, erhält links den von der Haggenegg kommenden Uetenbach und mündet
nach 2,5 km langem Lauf von rechts in die Muota.
Seinem linken Ufer folgen die Thalstrasse und die Gotthardbahn.
Fliesst mit
schwachem Gefälle durch schönes und fruchtbares Wiesengelände. Um das anliegende Land gründlicher zu entwässern und
intensiverem Anbau zugänglich zu machen, ist die Seewern mit finanzieller Beihilfe des Bundes in den
letztvergangenen Jahren korrigiert worden.
(Kt. Graubünden,
Bez. Unter Landquart). Kreis mit den drei Gemeinden Fanas, Seewis und Valzeina. Der höchste Punkt ist die Spitze
der Scesaplana (2969 m), während der tiefste mit 572 m in der Thalsohle am Ausgange der Klus und an der
Grenze gegen den Kreis Maienfeld liegt. Der Kreis liegt im vordersten Teile des Prätigaues zu beiden Seiten der Landquart. Im
O. wird er durch das Gebiet der Kreise Schiers und Jenaz, sowie im S. wieder durch den Kreis Jenaz begrenzt
im W. trennt ihn auf der linken Seite der Landquart ein nördl. Ausläufer der Hochwangkette vom Kreis Fünf Dörfer, während
er rechts der Landquart an den Kreis Maienfeld stösst; im N. trennt ihn die Rätikonkette, speziell die Scesaplanagruppe,
vom Vorarlberg.
Die Ausdehnung des Kreises in der Richtung des Hauptthales von O. nach W. ist eine sehr geringe und beträgt,
wo sie am grössten ist, höchstens 7 km, wogegen die Breite von der Rätikonkette bis auf die Höhe der Hochwangkette 23 km
misst. Die beiden Gemeinden Fanas und Seewis liegen am rechtsseitigen Thalgehänge des Prätigaues und werden durch
das tief eingebettete Taschinestobel voneinander getrennt; Valzeina befindet sich in einem durch den Schrankenbach gebildeten
linksseitigen Nebenthal zum Prätigau. In der Richtung des Hauptthales führen sowohl die Strasse als die Eisenbahn (Landquart-Davos),
mit welchen alle drei Gemeinden durch Kunststrassen verbunden sind.
Nach Seewis führt täglich der Postwagen, während sich Fanas und Valzeina einstweilen noch mit Fussboten
begnügen müssen. Seewis besitzt ein Postbureau mit Telegraph und Telephon, wogegen die beiden andern Gemeinden nur eine
Postablage haben. Der Kreis Seewis zählt 315 Häuser und 1399 deutschsprechende Einwohner, von denen 1326 reformiert und 73 katholisch
sind. Den Haupterwerbszweig der Bevölkerung bildet die Landwirtschaft, und zwar insbesondere Wiesen-
und Alpwirtschaft mit Viehzucht, neben welcher auch, besonders in Seewis und Fanas, Obstbau getrieben wird. Seewis und Valzeina
sind Luftkurorte. Der jetzige Kreis Seewis mit Ausnahme von HinterValzeina, das bis 1851 einen Bestandteil des Hochgerichts
Fünf Dörfer bildete, gehörte bis dahin zum Hochgericht Schiers und Seewis. Vergl. die Artikel Fanas,
Seewis und Valzeina; ferner: Fient, G. DasPrätigau. Davos 1897. - Ludwig, Dan. Aug. DerPrätigauerFreiheitskampf.Schiers 1901.
¶
865 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Terrasse rechts
über dem Glenner und rechts über dem Vorderrhein, 2 km sw. der Station Kästris der Bündner Oberlandbahn (Chur-Ilanz).
imPrätigau (Kt. Graubünden,
Bez. Unter Landquart, Kreis Seewis). 964 m. Gem. und Pfarrdorf, am SO.-Hang des Piz Vilan in schöner
und sonnenreicher Lage; 3,6 km n. der in der Thalsohle gelegenen Station Seewis der Linie Landquart-Davos.
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen zur Station. Gemeinde, mit Pardisla und Schmitten: 182 Häuser, 901 reform. Ew. deutscher
Zunge; Dorf: 94 Häuser, 248 Ew. Wiesenbau und Viehzucht. Gasthöfe. Beliebter Sommeraufenthalt und Luftkurort.
Durch eine Feuersbrunst ist das Dorf 1864 fast vollständig zerstört worden. Denkmal zur Erinnerung
an die Freiheitskämpfe des Prätigaus (1622). Ausgangspunkt für die Besteigung der Scesaplana (etwa 6 Stunden). Heimat des
Geschlechtes derer von Salis-Seewis, von denen der Dichter Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834) auf dem hiesigen Friedhof,
wo er ein schönes Grabmal hat, beerdigt ist und dessen Enkel Gaudenz von Salis (1825 bis 1886) sich als
Volksredner und Staatsmann einen Namen gemacht hat.
Das Stammhaus des Geschlechtes wurde nach dem Brand von 1864 von der Gemeinde angekauft und zum Schul- und Pfarrhaus eingerichtet.
In der Kirche zu Seewis wurde der Kapuzinerpater Fidelis von Sigmaringen, der den Katholizismus zu predigen
wagte, am Palmsonntag von dem empörten Landvolk niedergemacht. Fund von Steinbeilen und römischen Kupfermünzen.
Letzi bei der Burgruine Fragstein. 1290: Sewens; 1350: Süwis. Vergl. Goll, Friedr. Seewis imPrätigau; Luft- und Molkenkurort. 3. Aufl.
Zürich
1871. - Fient, G. DasPrätigau. Davos 1837. - Ludwig, Dan. Aug. DerPrätigauerFreiheitskampf.Schiers 1901.
Von der Alp Unter Siez fliesst die Seez nach NO. bis zum Austritt aus dem Weisstannenthal bei Mels, dann,
scharf umbiegend, nach NW. bis zum Walensee. Die Länge bis Mels beträgt etwa 15 km, das Gefälle 780 m oder 5,2%. Davon kommen
aber auf die untern 4 km etwa 300 m oder 7,5% Fall. Bis etwa 5 km unterhalb des Dorfes Weisstannen eilt die Seez
vorherrschend durch einen hübschen Wiesengrund, der allerdings nur schmal und auf beiden Seiten von steilen Wald- und teilweise
auch Felshängen eingefasst ist, aber selber doch nur ein mässiges Gefälle hat (im Mittel etwas über 4%), so dass das
Strässchen auf dem Thalgrund dem plätschernden Bach entlang dahinzieht.
Dann folgt eine lange, enge Wald- und Felsschlucht, die der Bach in kleinen Schnellen und Fällen durchrauscht,
um dann eine grosse Wasserkraft für die Turbinenanlagen von Mels zu liefern. Von den Seitenbächen, die der Seez im Weisstannenthal
zueilen, ist der beim Dorf Weisstannen mündende Gufelbach zu nennen, der einen beträchtlichen Teil der Grauen Hörner
entwässert, da er mit seinen obern Verzweigungen einerseits bis zum Hangsackgrat und Laritschkopf, andrerseits bis zum Piz Sol
und Stafinellagrat reicht.
Von Mels an fliesst die Seez noch 12,4 km weit in geregeltem Lauf, dem Seezkanal, ruhig zum Walensee und hält sich dabei fast
immer an die linke Thalseite. Nur bei Flums und von da abwärts entfernt sie sich davon, ohne jedoch an
die rechte Seite hinüber zu treten. Das Gefälle ist auf dieser ganzen Strecke ein sehr geringes, nämlich von 500 m bei
Mels auf 423 m am Walensee, also nur 0,64%. Der grösste Zufluss auf dieser Strecke ist der 1 km unterhalb
Flums, gerade unter dem Hügel der Ruine Gräplang von links mündende Schilzbach, dessen Quelladern bis an die Gebirge des
Spitzmeilen und Magereu hinauf reichen.
Zwei kleinere Bäche kommen noch aus der Kohlschlager- und der Mädemseralp, wovon der erstere etwa 3 km unterhalb Mels der
letztere 1 km oberhalb Flums mündet, beide von links. Eine Reihe kleiner, im Sommer meist trocken liegender
Wildbäche von der Alvierkette sammelt sich zum Teil in dem langen, schmalen, der Eisenbahnlinie folgenden Entsumpfungskanal
des Klein Seezli und zum andern Teil in demjenigen des Seezli oder Stiffler, die, bei Walenstadt sich kreuzend
(indem der letztere über den ersteren hinwegführt), beide ebenfalls direkt in den Walensee münden.
Vor Ausführung dieser Kanalbauten haben die Seez und ihre Zuflüsse, die zwar alle nur klein sind, aber bei rascher Schneeschmelze
oder stärkere Regengüssen doch verheerend auftreten konnten, die breite und flache Sohle des Seezthales oft überschwemmt
und der Versumpfung preisgegeben. Jetzt haben sich die Verhältnisse wesentlich gebessert, und das Land ist der Kultur wieder
zurückgegeben. Die einst ausgedehnten Sumpf- und Rietflächen schwinden mehr und mehr und machen besseren Wiesen und Aeckern
Platz. Unterhalb Tscherlach zweigt von der Seez ein Gewerbekanal
¶
mehr
ab, der den Fabriken von Walenstadt dient und in der Nähe der Kaserne in den See mündet. 960: aqua Sedes.
5 km s. über
dem Dorf Weisstannen, von woher er, wie auch von St. Martin im Calfeisenthal, sichtbar ist.
Der Gipfel ist ganz aus Flysch
aufgebaut.
Der oberste Teil des Berges stellt einen steilen, rauhen Felskamm dar, unter welchem die sanfter geböschten, welligen
Abhänge sich nordwärts in den Thalkessel von Valtüsch, südwärts über die Malanseralp ins Calfeisenthal senken.
Westl.
vom Seezberg wird die Kette vom Heidelpass (2397 m) überschritten, der von Weisstannen durch das Thal
von Lavtina und Valtüsch ins Calfeisenthal hinüberführt.
Der Seezberg kann sowohl vom Heidelpass aus als auch direkt von
der n. unter ihm gelegenen Alp Valtüsch her bestiegen werden.
Bekanntlich hat das Seezthal keinen obern Thalabschluss, d. h. kein Hintergehänge. Mit kaum merklicher, ganz niedriger und
flacher Wasserscheide geht es bei Sargans ins Rheinthal über und bildet dort mit diesem die merkwürdigste
Thalbifurkation der Schweiz. Leicht könnte an dieser Stelle der Rhein ins Seezthal und damit in den Walen- und Zürichsee geführt
werden oder unter Umständen von sich aus diesen Weg einschlagen. In einer frühern geologischen Periode muss
er oder wenigstens einer seiner Arme, der damalige Westrhein, dies auch getan haben. (S. den Art. Rhein), denn das jetzige
tiefe und breite Seezthal kann nicht das Werk der kleinen und schwachen Seez sein. Es hat einen vollkommen flachen, meist
etwa 1 km breiten, von Flums an noch breitem Boden, aus dem etwa 2,5 km unterhalb Mels ein einziger niedriger
und bewaldeter Hügel, der sog. Tiergarten, herausragt. In frühern Zeiten haben die Seez und ihre Seitenbäche diesen Boden
oft überschwemmt und mit Sand- und Geröllmassen überdeckt.
Seit den neuerlichen Kanalisationen hat das aber aufgehört, und die ehemaligen Sumpf- und Rietflächen
verwandeln sich mehr und mehr in Streue-, Wiesen- und Ackerland. Auch die Eisenbahnlinie von Sargans nach Walenstadt zieht in
fast schnurgerader Linie mitten durch die Ebene. Die Dörfer und Weiler dagegen finden sich alle auf den auch früher schon
vor Ueberschwemmungen gesicherten flachen Schuttkegeln am Fuss der beidseitigen Bergwände, die zwei
grössten, Mels und Flums, speziell an den Ausgängen der zwei bedeutenderen Seitenthäler, des Weisstannen- und Schilzthals,
also auf der linken Thalseite, der auch fast durchweg der Seezkanal folgt.
Geschützte Lage und starke Wasserkräfte haben gewiss wesentlich zum Aufblühen dieser Orte und namentlich auch zur Einbürgerung
einer lebhaften Industrietätigkeit beigetragen. Dagegen haben Heiligkreuz, Ragnatsch, Bärschis, Tscherlach
und Walenstadt die mildere, sonnigere rechte Thalseite vorgezogen, wo der Ackerbau günstigere Bedingungen findet und auch
der Weinbau noch eine Stätte hat. Zahlreiche, mehr hofartige Ansiedelungen sind über höher gelegene Terrassen zerstreut,
besonders an den sanfter ansteigenden Gehängen der linken Thalseite, wie namentlich am weitgedehnten
Kleinberg zwischen Plons bei Mels und Portels bei Flums. Alle diese Ortschaften und Einzelsiedelungen bilden zusammen die drei
politischen Gemeinden Mels, Flums und Walenstadt mit im ganzen 10600 Einwohnern, wovon nur ein sehr kleiner Teil auf die Seitenthäler,
namentlich auf Weisstannen, das politisch zu Mels gehört, kommt. Es erscheint also die Sohle des Seezthals,
besonders in ihren beiden Randlandschaften, als sehr dicht bevölkert.
Wird mit 300-400 Stück Rindvieh bezogen und ist ihrer
ausgezeichneten Käse wegen bekannt.
Gehörte früher zu einem grossen Teil den Leuten von Unterseen, denen sie von der Berner
Regierung als Anerkennung für ihre Anhänglichkeit zur Reformationszeit verliehen worden war.
Interessanter, sehr oft begangener und leichter Pass mit einem im
allgemeinen gut unterhaltenen, zu oberst auf der Seite gegen das Kienthal allerdings sehr steilen Fussweg.
Von der Passhöhe
hat man eine zwar beschränkte, dafür aber sehr schöne Aussicht auf die Blümlisalp einerseits und die
Jungfraugruppe andrerseits.
Aufstieg von Mürren und Abstieg nach Kienthal in je 3 Stunden.
Die oft unternommene Kombination
Sefinenfurgge-Hohtürli gestattet eine sehr interessante anderthalbtägige Tour (Uebernachten in der Hohtürlihütte) von
Kandersteg nach Lauterbrunnen oder Mürren.
Dabei zählt man von Kandersteg bis zur Hohtürlihütte 5, von da bis zum
Bundsteg im obersten Kienthal 1¾, dann bis zur Sefinenfurgge 4 und nach Mürren hinunter noch weitere 2 oder nach Lauterbrunnen
3½ Stunden.
Der Pass wird als Sevifurgen schon im 13. Jahrhundert genannt.