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er über einen eisernen Willen und grosses staatsmännisches Talent. Am Herzen lag ihm in erster Linie die Grösse Zürichs, die er mächtig zu fördern verstand. Auf den Gipfel der Macht gelangt, untergrub er den Einfluss der alten Patriziergeschlechter und kannte im Gefühl seiner Machtfülle keine Schranken mehr. Hochfahrendes Wesen und unkluge Verordnungen entfremdeten ihm die Herzen seiner Mitbürger. Ergrimmt über ihn waren namentlich die Landleute, denen er durch lästige Reglementiererei zu nahe getreten. Am brach ein Aufstand gegen den stolzen Bürgermeister los, der seines Amtes entsetzt, gefoltert, zum Tode verurteilt und am durch das Schwert hingerichtet wurde.
Ueber diese Behandlung des Helden von Murten sagt Dändliker: «Die Bessergesinnten hatten das Gefühl, dass ein Justizmord begangen worden sei. Jedes freimütige Gerede jedoch, jedes Wort zu gunsten Waldmanns wurde nachher gewaltsam erstickt. Ein Bann lag auf der öffentlichen Meinung noch viele Jahrzehnte, ja fast drei Jahrhunderte hinaus. Freisinnige Darstellungen des „Waldmann-Handels“ wurden vernichtet. Durch förmlichen Beschluss der Räte wurden dann auch im Ratsbuche die Verhandlungen über Waldmanns Prozess zerstört ... Damit haben die Richter Waldmanns der Nachwelt selber offenbart, wie es um ihr Gewissen stand, und selbst das Urteil über ihre Handlungsweise und ihr Verfahren ausgesprochen.»
22. Schwabenkrieg. - Aufnahme von Basel und Schaffhausen (1501), sowie von Appenzell (1513) in den Bund.
Die Schweiz war staatsrechtlich immer noch ein Glied des deutschen Reiches, doch hatte diese abhängige Stellung jede tatsächlichen Bedeutung verloren. Die Eidgenossen waren sich ihres Wertes bewusst geworden und hatten sich in den Burgunderkriegen ihre faktische Unabhängigkeit erfochten.
Als Kaiser Maximilian seinem Vater auf den Tron folgte, wollte er, um tatkräftiger gegen die Türken und die Franzosen kämpfen zu können, seinem Reich einen festern innern Zusammenhalt geben. Zu diesem Zwecke setzte er im Jahr 1495 u. a. ein Reichskammergericht ein und stellte eine Reichssteuer fest. Auch die Schweiz wurde aufgefordert, der neuen Reichsordnung beizutreten. Die eidgenössischen Orte konnten sich aber diesen Verordnungen nicht fügen, wenn sie ihre in heissen Kämpfen errungene Unabhängigkeit nicht wieder preisgeben wollten.
Inzwischen hatte sich in Süddeutschland der sog. «schwäbische Bund» gebildet, der das österreichische Kaiserhaus gegen die immer mächtiger werdenden Wittelsbacher unterstützen sollte und dem auch einige Verbündete der Eidgenossen, wie z. B. Konstanz und Rottweil, beitraten. Dagegen siegten die eidgenössisch Gesinnten in Graubünden ob, wo Oesterreich die kleine Herrschaft Räzüns besass. Da brachen im Gebiete des Zehngerichtenbundes Streitigkeiten aus, die 1498 zu Waffentaten führten.
«Bald stand man sich auf der ganzen Linie vom Bodensee bis nach Maienfeld hinauf feindselig gegenüber.» In diesem Augenblick, Januar 1499, erliess der eben in Freiburg im Breisgau befindliche Kaiser eine sehr anmassende Botschaft, in der er die Haltung der Eidgenossen in den schärfsten Ausdrücken brandmarkte. Dieses Vorgehen, dem sich Oesterreichs Prahlereien würdig zur Seite stellten, warf die brennende Lunte ins Pulverfass und entfachte den Krieg. Dieser gestaltete sich ziemlich langwierig.
Eine Reihe von siegreichen eidgenössischen Waffentaten (bei Hard, am Schwaderloo, an der Calven, bei Dorneck etc.) brachte den Kaiser, dem es zu einem energischen Vorgehen an den nötigen Mitteln fehlte, derart in Not, dass er den ihm vom Herzog von Mailand angebotenen Vorschlag zur Vermittlung eines Friedens annahm. So kam am der Friede zu Basel zustande, der in der Geschichte der Schweiz von der grössten Bedeutung ist. Er stipulierte zwar noch nicht die politische Trennung der Schweiz vom Reiche, wie dies dann fast 150 Jahre später der Westfälische Frieden von 1648 ausdrücklich tat, brachte aber der Eidgenossenschaft ihre Unabhängigkeit von den Reichsordnungen und vom Reichskammergericht und entband sie zugleich der Verpflichtung zur Bezahlung der Reichssteuer. In dem Umstande, «dass nichts über die Stellung der Schweiz zum deutschen Reiche gesagt ward», lag «von Seite des Reiches eine stillschweigende Anerkennung des tatsächlichen Zustandes, d. h. des Unabhängigseins der Eidgenossenschaft von den Reichsordnungen. Als eine unanfechtbare Tatsache hat somit das Reich die Existenz der Schweiz als eines eigenartigen Gemeinwesens zugegeben.»
Der entscheidende Sieg von Dorneck brachte den Eidgenossen ähnliche Früchte ein, wie seinerzeit die Siege am Morgarten und bei Sempach. Seine unmittelbare Folge war der Eintritt Basels und Schaffhausens in den Schweizerbund. Jener erfolgte am 8. Juni und dieser am Zwölf Jahre später, am brachte die Aufnahme von Appenzell den Bund der Eidgenossen auf ¶
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den Bestand von 13 sog. «alten» Orten. Seither wurde keine weitere Aufnahme mehr vollzogen, so dass der Bund der 13 alten Orte während drei Jahrhunderten, d. h. bis zur helvetischen Revolution unverändert bestehen blieb.
23. Kämpfe in Italien. - Eroberung des Tessin. - Schlacht von Novara (1513).
Die zahlreichen Feldzüge, an denen die Schweizer bisher teilgenommen, hatten die Entstehung einer Klasse von Berufsmilitärs zur Folge, die nur von Kampf und Krieg träumten, zu keiner friedlichen Arbeit mehr zu gebrauchen waren und sich bei jeder beliebigen Gelegenheit sofort bereit zeigten, zu Felde zu ziehen. Nach Beendigung des Schwabenkrieges suchten diese Abenteurer anderweitige Betätigung.
In Mailand waren nach dem Erlöschen der Visconti die Sforza durch Gewalt auf den herzoglichen Tron gelangt. Als sich Ludovico Sforza, genannt «il Moro» (der Mohr) auf diesem Trone zu unsicher fühlte, verbündete er sich mit dem König Karl VIII. von Frankreich gegen Alfons II. von Aragonien, der auf dem Tron von Neapel sass. Nun stellten sich 5000-6000 Schweizer unter die Fahnen Frankreichs und marschierten gegen Neapel, auf welches Königreich die Herrscher Frankreichs Ansprüche geltend machten.
Die Eroberung gelang mit leichter Mühe. Während nun die französische Armee und die mit ihr gezogenen Schweizer im schönen Süden es sich wohl sein liessen, wandte sich Ludovico Moro von seinem Verbündeten ab und schloss sich der Liga von Venedig an, der ausser ihm noch der Papst, der deutsche Kaiser, der König von Aragonien und Venedig angehörten. Karl VIII. musste sich zurückziehen und vermochte sich nur noch mit Mühe durchzuschlagen (1495). Nachdem sein Heer in kläglichem Zustand über die Alpen heimgekehrt war, starb er 1498. Sein Nachfolger, König Ludwig XII., zog mit einem Heer von 25000 Kriegern, worunter 5000 Schweizer, von neuem nach Italien und eroberte das ganze Herzogtum Mailand. Da er aber seine Hilfstruppen verabschiedete, ohne ihnen den versprochenen Sold auszubezahlen, kostete es Ludovico Moro keine grosse Mühe, etwa 6000 Schweizer anzuwerben, die ihm zusammen mit deutschen Landsknechten und italienischen Hilfstruppen sein Herzogtum wieder zurückeroberten (Februar 1500). Ludwig XII. hielt sich aber nicht für geschlagen und war imstande, mit nach allen Seiten reichlich gespendetem Gold 10000 Schweizer Söldner in seinen Dienst zu ziehen. Da weigerten sich die Schweizer im Solde Ludovico's, gegen ihre Landsleute zu fechten, und zwangen ihren Herrn, der in Novara von den Franzosen belagert wurde, zum Abschluss einer Kapitulation.
Ludwig XII. nahm neuerdings Besitz von Mailand, auf welche Stadt er von seiner Grossmutter, Valentine Visconti her Ansprüche geltend machte. Jetzt erinnerten die Eidgenossen den König von Frankreich an sein 1495 noch als Kronprinz gegebenes Versprechen, ihnen an dem Tage, da er in den Besitz des Trones seiner Ahne gelangen würde, die Herrschaften Lugano, Locarno und Bellinzona abtreten zu wollen. Ludwig dachte aber keineswegs an die Erfüllung dieses Versprechens. Der Streit verschlimmerte sich derart, dass ein Heer von 14000 Eidgenossen über den Gotthard zog, worauf Ludwig nachgab und am 11. April im Vertrage von Arona die Herrschaft Bellenz nebst dem Bleniothal auf ewige Zeiten an die drei Länder Uri, Schwyz und Unterwalden abtrat.
Zu dieser Zeit erlangte der einstige Bischof von Lausanne, Julian von Rovéréa, die Papstwürde. Dem neuen Inhaber des kurulischen Stuhles, der sich den Namen Julius II. beilegte, lag nun vor allem die Vergrösserung des Kirchenstaates und die Vertreibung der fremden Eroberer aus Italien am Herzen. 1510 schloss er mit Venedig, Ferdinand von Aragonien, dem Kaiser Maximilian, dem König Heinrich VIII. von England und den Schweizern die «heilige» Liga, die ihre Spitze gegen Frankreich kehrte.
Auf das Zureden des frühern Bischofes von Sitten und jetzigen Kardinals Matthäus Schinner hin überschritten 18000 Schweizer im Frühjahr 1512 die Alpen, worauf sich die Franzosen zurückzogen und Mailand preisgaben (Pavierzug). Maximilian Sforza ergriff nun wieder Besitz vom Trone seines Vaters, während Julius II. sich mit Stolz den «Befreier Italiens» nannte und den Eidgenossen den Titel «Beschützer der Freiheit der Kirche» erteilte. Der Herzog von Mailand musste den Schweizern Domo d'Ossola und das ganze Eschenthal, sowie die tessinischen Herrschaften (Lugano, Locarno, Mendrisio und das Maggiathal) abtreten; die mitgezogenen Bündner erhielten das Veltlin mit den Grafschaften Chiavenna und Bormio. Am hielt Herzog Maximilian seinen feierlichen Einzug in Mailand.
«Er wurde von den eidgenössischen Deputierten in Gegenwart eines glänzenden fürstlichen Gefolges empfangen. Die Eidgenossen mussten gegenüber Anmassungen Anderer mit allem Nachdruck für sich selbst das Recht der Einsetzung in Anspruch nehmen ... Durch der Schweizer Macht und Gunst kam so Mailand an den angestammten Herzog und wurden die Verhältnisse Italiens vorläufig entschieden. Die Eidgenossen standen auf dem Höhepunkt ihrer Macht.» Wenig nachher wandte sich Venedig vom Papste ab und schloss, am ein Bündnis mit Frankreich. Der französische Feldherr La Trémouille überschritt mit einem Heer die Alpen und eroberte Mailand zurück. Am 3. Juni begann er die Belagerung von Novara, in welcher Stadt Herzog Max mit 4000 Schweizern lag. Nachdem noch weitere 6000 Eidgenossen zu ihren ¶
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Brüdern gestossen, rückte das jetzt 10000 Mann starke schweizerische Heer am aus den Toren der Stadt den Franzosen entgegen, die binnen wenigen Stunden vollständig geschlagen wurden und sich in eiliger Flucht retteten (Schlacht von Novara). «Mit Recht zählt man den Tag von Novara, da das Bauernvolk der Schweiz die grösste Macht Europas niedergeworfen, zu den höchsten Ehrentagen der Eidgenossenschaft: es war der Gipfelpunkt unserer Machtentwicklung.»
24. Schlacht von Marignano. - Ewiger Bund mit Frankreich (1516).
Nach dieser wunderbaren Reihe von Siegen wäre es für die Eidgenossen wünschenswert gewesen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Im Lande machte sich allmählig eine tiefe Unzufriedenheit geltend. Die Bauern wurden der ewigen Feldzüge überdrüssig, die sie zwar mit Ruhm überhäuften, deren Früchte aber einzig die herrschenden Klassen für sich in Anspruch nahmen. Doch war nach dem Siege von Novara der Krieg keineswegs beendigt. Die Schweizer zogen gegen die Stadt Dijon, deren Befehlshaber La Trémouille im Namen des französischen Königs mit ihnen unterhandelte, Frieden schloss und eine Entschädigung von 400000 Kronen versprach. Als auch der Kaiser, der Papst, Spanien und England mit Frankreich ihren Frieden machten, sah sich Ludwig XII. seiner Widersacher entledigt und widerrief den Vertrag von Dijon. «Damit war das eidgenössische Heer geprellt.»
Mitten in den Vorbereitungen zu einem neuen italienischen Feldzug starb König Ludwig XII. am Sein Nachfolger, Franz I., der dem französischen Waffenruhm wieder neuen Glanz geben und Mailand wiederum an sich bringen wollte, erneuerte das Bündnis mit Venedig und zog mit 60000 Mann über die Alpen. Die Eidgenossen, die sich die Verteidigung der Lombardei zur Pflicht gemacht hatten, rückten ebenfalls aus, waren aber, wie so oft, unter sich uneinig. Franz I. benutzte diese Meinungsverschiedenheiten in geschickter Weise, um Friedensanträge zu stellen. Trotz aller Versuche des kriegerischen Kardinales Matthäus Schinner, sie zurückzuhalten, erklärten sich die Berner, Solothurner, Freiburger und Walliser als mit den französischen Anerbietungen zufrieden gestellt und kehrten heim.
Das französische Heer hatte bei Marignano, 10 km von Mailand entfernt, eine schöne Stellung bezogen, während die Truppen Venedigs in Cremona, 60 km von Marignano, lagerten. Die Eidgenossen zählten nach dem Abzug der Westschweizer noch 20000-24000 Mann, die unter dem Bürgermeister Max Röust von Zürich standen. Am entspann sich die Schlacht. Obwohl an Zahl dem Feinde nicht ebenbürtig, hielten die Schweizer tapfer stand, bis um Mitternacht völlige Dunkelheit die Waffen ruhen liess.
«Beide Parteien zogen sich, aufs äusserste ermüdet und ruhebedürftig, zurück. Aber so gross war die Verwirrung, welche die Dunkelheit erzeugte, dass oft Freund und Feind unbewusst durcheinander sich mengten. Mancher, welcher des Glaubens war, bei guten Freunden zu sein, verriet sich durch die Sprache als Fremder und empfing statt des freundlichen Gegengrusses den Todesstoss. Das Ergebnis dieses ersten Kampftages zeigte sich den Eidgenossen günstig. Der Feind war zurückgedrängt worden, und schon erging nach allen Richtungen die Kunde vom Siege der Schweizer über die Franzosen.» Am folgenden Morgen entbrannte der Riesenkampf von neuem.
Den Franzosen kam nun die venetianische Reiterei zu Hilfe. Der französische Marschall Trivulzio liess die Dämme des die Ebene bewässernden Lambro durchstechen und das Wasser auf die Eidgenossen losströmen. Da entschlossen sich diese endlich zum Rückzug, den sie stolz und unter furchtbarer Gegenwehr vollführten. Nach einem letzten schrecklichen Kampf an einem Graben blieb der Feind zurück. «Niemand beunruhigte sie mehr; der Feind, voll Erstaunen und Bewunderung, sah ihnen nach und wagte nicht, sie zu verfolgen. Achtung vor dem Heldenmut und der unerhörten Tapferkeit und Tollkühnheit, sowie Furcht vor der Macht ihres Armes mochten sich bei den Siegern in eigentümlicher Verbindung mischen. Es war ein einzigartiges Schauspiel, wie es nur selten in der Geschichte vorkommt; denn der Eindruck, welchen die Besiegten bei den Siegern selbst erzeugt hatten, glich dem Erfolge, dessen sich die letztern erfreuen konnten.» An diesem denkwürdigen Tag von Marignano verloren die Schweizer 12000 Mann, mehr als die Hälfte ihres ganzen Heeres. ¶
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Die Schlacht von Marignano hatte für die Schweiz einschneidende Folgen. Die Tagsatzung freilich liess sich nicht entmutigen, sondern beschloss, ein neues Heer von 22000 Mann aufzubieten, um die in den vorangegangenen Feldzügen gemachten Eroberungen dem Lande zu erhalten. Doch waren die westschweizerischen Orte eines Kampfes müde, der nur dem Papst, dem Kaiser und dem Könige von Spanien Früchte trug und alle Lasten einzig der Eidgenossenschaft auflud. Franz I. verstand es, die gegebene Lage geschickt auszunutzen.
Voller Bewunderung für die Tapferkeit der Schweizer, beschloss er, deren Freundschaft zu suchen. Am 7. November begannen in Genf die darauf bezüglichen Verhandlungen. Während sämtliche Orte zum Friedensschluss geneigt waren, erklärten sich Uri, Schwyz, Zürich, Basel und Schaffhausen gegen ein Bündnis mit Frankreich. Nach einjährigen Unterhandlungen kam endlich eine Verständigung zu stande. Der Vertrag von Freiburg vom sicherte den Eidgenossen mit Ausnahme von Domo d'Ossola und des Eschenthales alle ihre Eroberungen in Oberitalien zu, gab ihnen kommerzielle Vorteile und brachte ihnen eine Kriegsentschädigung von 700000 Kronen ein.
«Jede Partei verpflichtete sich, Feinde der andern nicht zu unterstützen, also bei Kriegen, an denen die andere beteiligt war, neutral sich zu verhalten.» Sechs Jahre später, am wurde dieser ewige Frieden zu einer Offensiv- und Defensivallianz erweitert, die dem französischen König die Anwerbung von 6000-16000 Schweizer Söldnern erlaubte. Diese Verträge sind dann 1663, 1715 und 1777 in ihren Hauptbestimmungen erneuert worden. Der Vertrag von 1516 bezeichnet den Beginn des Unterganges der schweizerischen Machtstellung.
Ueber die Zeit der italienischen Feldzüge gibt Hermann Escher folgendes Gesamturteil ab: «Die Periode der Mailänderkriege ist nicht nur der machtvollste Abschnitt der Schweizergeschichte, sondern auch der am meisten dramatische. Es ist eine Zeit voll stürmischer Bewegung, starken Ausdehnungstriebes, trotzigen Auftretens, Überwallenden Kraftgefühles und äussern Glanzes. Aber daneben her geht ebensoviel Zuchtlosigkeit, Selbstsucht, wilde Gier, Zersplitterung und Zerfahrenheit. In stürmischer Bewegung werden grosse Erfolge erzielt; aber es fehlt die Kraft, sie festzuhalten. Am Eingange des Dramas stehen gleichsam zur Vorbereitung des Kommenden die Ereignisse, die zur Gefangenschaft Ludovico Moros führen. Nach längerer, höchst ungleichmässiger Entwicklung wird zuletzt in raschem Anlauf und stolzer Aufwallung der Höhepunkt erreicht. Den Abschluss bildet der jähe Zusammenbruch der kaum erst errungenen Grossmachtstellung, eine Katastrophe freilich, die trotz alledem auf Zeitgenossen und spätere Geschlechter einen tiefen Eindruck, wenigstens von der militärischen Kraft des Volkes, gemacht hat.»
III. Zeitalter der Reformation.
1. Die Renaissance.
Vier Ereignisse von allererster Bedeutung sind es, die das Ende des Mittelalters bezeichnen und der europäischen Geschichte neue Wege vorgezeichnet haben: die Erfindung der Buchdruckerkunst, die Entdeckung Amerikas, die sog. Renaissance und die kirchliche Reform. Die Erfindung der Buchdruckerkunst machte das Wissen, das bisher nur Wenigen zugänglich gewesen, zum gemeinsamen Gut der Allgemeinheit. Die aussereuropäischen Entdeckungen bahnten in den wirtschaftlichen Verhältnissen von Europa eine Umwälzung an, an der auch die Schweiz ihren Anteil haben sollte, trotzdem ihr Gebiet nirgends an ein Meer stösst. Die Renaissance bedeutet eine geistige Wiedergeburt, die zwar von Italien ausgegangen ist, deren Folgen jedoch den Ländern des Nordens wohl mehr als denen des Südens zugute gekommen sind. Die Reformation endlich besteht nicht bloss in einer Scheidung auf dem Gebiete der kirchlichen Lehren, sondern hat sich zu einer Bewegung von weit umfassenderem Charakter ausgewachsen, von dem ihre Vorkämpfer zunächst keine Ahnung haben konnten.
In dem grossen Kampf zwischen Tron und Altar war der Papst über den Kaiser Sieger geblieben. Das Kaisertum sollte sich von dem Schlage, der es getroffen, nicht wieder erholen. Nördlich der Alpen war eine Zeit wirklicher Anarchie eingebrochen. Die Päpste hatten sich entschlossen in die weltlichen Händel eingemischt. Auf ¶
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den Ruf Julius' II. waren die Eidgenossen nach Italien geeilt und zur wirksamen Stütze des heiligen Stuhles geworden. Die italienischen Feldzüge, in die sich die Schweizer mithereingerissen sahen und die mit der Katastrophe von Marignano ihren Abschluss fanden, wandten die Bewohner unserer Städte und Landschaften von einer ausdauernden und friedlichen Arbeit ab und übten auf die Sitten, wie auf die allgemeine Wohlfahrt einen verderblichen Einfluss aus.
Die auf die Befreiung der Geister vom dogmatischen Joche zielende Bewegung der Reformation ging Seite an Seite mit dem unter dem Namen der Renaissance bekannten Wiederaufleben von Kunst und Wissenschaft. Die Humanisten teilten sich aber in zwei Lager. Die einen, denen die moralische Idee das Hauptziel ihrer Tätigkeit war, unterstützten die Reformation, während sich die andern, denen das klassische Altertum als Ideal vorschwebte, zwar (wie Erasmus) zunächst der Reformation näherten, sie dann aber wieder verwarfen. Im kriegerisch gesinnten Volk der Eidgenossen, das lange Zeit die Pflege von Kunst und Wissenschaften vernachlässigt und verachtet hatte, hat die Renaissance den Geschmack an diesen geistigen Beschäftigungen des Friedens erweckt.
Den Balladen der deutschschweizerischen Minnesänger und Ottos von Grandson, den Volksliedern von Halbsuter u. a., den Annalen der Mönche von St. Gallen und den Chroniken des Johannes von Winterthur und anderer seiner Zeitgenossen reihten sich im 15. Jahrhundert einige poetische Erzeugnisse neuer Art an, deren Verfasser vielfach gewöhnliche Handwerker waren. Während bei den Deutschschweizern, einem zugleich energischen und sentimentalen Volk, Kriegslieder und lyrische Ergüsse auf der Tagesordnung standen, brachte das romanische Land, wo das Volk zu philosophieren liebt und zu gutmütigem Spott neigt, dramatische Versuche hervor.
Die Stätten der ersten theatralischen Aufführungen waren die Kirchen, in denen die Geistlichkeit im Verein mit den Chorknaben und einigen Gläubigen des Laienstandes Mysterien und Moralstücke agierten. Der Lausanner Beamte Jean Bugnion schrieb den Roman Fier à bras le Géant, und der Pfarrer Jacques de Bugnin veröffentlichte ein Poem unter dem Titel Congé pris du présent siècle. Neben diesen noch sehr naiven Erzeugnissen blühte die Chronikliteratur auf, die in Konrad Justinger, Johannes Fründ, Melchior Russ, Petermann Etterlin, Diebold Schilling von Luzern und Diebold Schilling von Bern, Albert von Bonstetten, Gerold Edlibach, Thüring Fricker, Felix Hemmerlin, Valerius Anshelm und dem streitbaren François Bonivard ihre berufensten Vertreter fand.
Ein Ereignis von weittragenden Folgen war dann für die Schweiz die im Jahr 1460 erfolgte Gründung der Universität Basel durch Papst Pius II. Ihr erster Rektor war der Jurist Andlau. An ihr wirkten als berühmte Lehrer der Jurist und Humanist Sebastian Brandt, die Humanisten Geiler von Kaisersberg, Johann Reuchlin, Utenheim, Amerbach u. a., der Philologe und Theologe Thomas Wittenbach, der vielseitige Glarner Heinrich Loriti oder Glarean, u. a. In Basel lebte seit 1513 auch der Holländer Erasmus, der König der Humanisten, der zwar nicht an der Universität lehrte, aber «Mittelpunkt des wissenschaftlichen und humanistischen Lebens und von grossem und bestimmendem Einfluss auf die Universität» wurde. Einer der hervorragendsten Männer jener Zeit ist ferner noch der Arzt und Naturforscher Theophrastus Paracelsus (1493-1541), Stadtarzt und Professor in Basel. Er wandte zuerst die Chemie auf die Medizin an und war ein Freund des Buchdruckers Frohen, der die Werke des Erasmus verlegte. Von weiteren Humanisten der damaligen Zeit seien noch genannt Johannes Heinlin von Stein (genannt a Lapide), Heinrich Wölflin (Lupulus), Oswald Mykonius und Thomas Plater.
Die Malerei war damals in der Schweiz vertreten durch Johannes Friess aus Freiburg, Hans Holbein den jüngern, der, aus Augsburg gebürtig, mehrere Jahre in Basel lebte, und den Berner Niklaus Manuel. Im 15. und 16. ¶
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Jahrhundert blühten auch die Glasmalerei und Holzschnitzerei, deren Erzeugnisse das Innere von Kirchen, Klöstern, Schlössern, Rathäusern und Wohnungen reicher Bürger schmückten. Die prachtvollen Chorstühle der Kirchen von Hauterive, Lausanne und Wettingen, sowie die Glasmalereien von Königsfelden, Wettingen und des Rathauses von Luzern sind heute noch das Entzücken der Kenner.
2. Zwingli und die Reformation in der deutschen Schweiz. - Zeiten der Kappelerkriege.
Der Reformator der deutschen Schweiz ist Ulrich Zwingli, der am zu Wildhaus im Toggenburg geboren wurde. Er, dem Zürich ein Denkmal errichtet hat, war ein gelehrter und beredter Humanist, der in Basel, Bern und Wien gründliche Studien gemacht halte. Erst 22 Jahre alt, wurde er zum Leutpriester von Glarus gewählt. 1513 und 1515 begleitete er als Feldprediger das Banner von Glarus auf den Feldzügen von Novara und Marignano, bei welcher Gelegenheit ihm die unseligen Folgen des Krieges aus nächster Nähe bekannt wurden.
Das Schauspiel, das sich ihm da bot, gab ihm die Ueberzeugung, dass sein Land mit der durch nichts gerechtfertigten Beteiligung an diesen italienischen Feldzügen auf falschem Wege sei. Er predigte 1515 zu Monza und wusste so warme Töne zu finden, dass einer seiner Zuhörer selbst bezeugt: «Hätte man ihm gefolgt, so wäre viel Blut weniger geflossen, und die Eidgenossen hätten sich selbst vor grossem Schaden bewahrt». 1516 kam Zwingli als Leutpriester nach Einsiedeln und 1518 als Leutpriester oder Pfarrer am Grossmünster nach Zürich, der Stätte seiner fernern Wirksamkeit. In dieser tatkräftigen und lebhaften Stadt sollte er, der selbst ein feuriger Patriot war, einen günstigen Boden für die Entfaltung seines Genius finden.
Zunächst beschränkte er sich darauf, die ihm am Herzen liegenden moralischen und religiösen Reformen durchzuführen, ohne noch an den Dogmen der römischen Kirche zu rütteln. Erst die Ankunft und die Umtriebe des italienischen Predigermönches und Ablasskrämers Bernhardin Samson, sowie die Gleichgiltigkeit der Kirchenhäupter gegen die Sittenverderbnis des Klerus und das Elend des Volkes veranlasste ihn, mit Rom und dem Papste zu brechen. Unterdessen war die Reformbewegung in Deutschland in Gang gekommen, doch stand die religiöse Wiedergeburt, wie sie sich in Zürich vorbereitete, in keinem Zusammenhang mit der von Martin Luther gepredigten.
Der erste Konflikt Zwinglis mit dem Papst war nicht dogmatischer, sondern politischer Natur und brach bei Anlass des Krieges zwischen Karl V. und Franz I. aus. Unter dem Einfluss von Zwingli hatte sich Zürichs Rat geweigert, sich dem Bunde anzuschliessen, den die übrigen Orte eben mit Frankreich geschlossen. Als nun der Papst, der auf Karls V. Seite stand, die Zürcher zu sich herüberziehen wollte, erhob Zwingli seine Stimme energisch auch gegen die vom Papste verlangte Stellung von Zürcher Hilfstruppen, die bei den Eidgenossen Hader erregte und Schweizer gegen Schweizer ins Feld gestellt hätte. Nachdem der päpstliche Nuntius aber versprochen hatte, dass die Zürcher ausschliesslich zum Schutze des päpstlichen Stuhles verwendet werden sollten, war des Papstes Sache gewonnen. Kaum hatten aber die Zürcher die Alpen überschritten, so wurden sie, wie Zwingli richtig geahnt, vom Papst gegen Frankreich gestellt. Daraufhin rief Zürich am seine Söldner zurück.
«Nach und nach nahm Zwingli eine immer schärfere Stellung gegen die Kirchenbräuche ein.» Er wurde «eifriger, erklärte sich gegen die Fastengebote, gegen die Bilder- und Heiligenverehrung, gegen Klöster und Orden u. dergl.». Im Frühjahr 1522 übertraten einige Zürcher das Fastengebot und protestierten gegen den Beichtzwang und die von den Klöstern erhobenen Zehnten und Steuern. Der Bischof von Konstanz suchte die Zürcher durch ein Mandat zum Gehorsam zurückzurufen.
Nun nahm auch Zwingli in seiner am 16 April erschienenen Druckschrift Vom Erkiesen und Fryheit der Spysen öffentlich Stellung. «Es war ein gewagter Schritt: der erste öffentliche Widerspruch gegen die Kirchenlehre, die erste Herausforderung zum Kampfe». Wenige Tage nachher kam die Nachricht von der Niederlage bei Bicocca wo 3000 im Solde Franz' I. stehende Schweizer das Leben verloren. Dies gab dem Widerstand Zwinglis gegen die verderblichen Militärkapitulationen neue Kraft. Am 16. Mai schrieb er an die zu Schwyz versammelte Landsgemeinde eine «göttliche Ermahnung, dass sie sich vor fremden Herren hüten und entladen».
Nun legte sich aber die eidgenössische Tagsatzung ins Mittel, indem sie die Priester vor Predigten warnte, welche Verwirrung und Uneinigkeit ins Volk tragen könnten. Zwingli liess sich durch diese in erster Linie gegen ihn gerichtete Drohung nicht einschüchtern, sondern setzte sein Reformwerk mutig fort. In einem an den Bischof von Konstanz gerichteten Brief vom 2. Juli forderte er die Freiheit, nach dem Wortlaut der Evangelien predigen zu dürfen, und verlangte er die Abschaffung des Zölibates der Priester.
Zwingli's Worte und Schriften riefen unter der Geistlichkeit eine mächtige Erregung hervor. Offen traten auf Zwinglis Seite herüber Konrad Schmid, der Komthur des Johanniterhauses Küsnacht, sodann Leo Judä, der Pfarrer zu St. Peter in Zürich, der Abt Wolfgang Joner in Kappel und der Propst Felix Brennwald in Embrach. Bürgermeister und Rat von Zürich beschlossen, dass die Predigten auf die Evangelien, sowie die Bücher der Apostel und der Propheten ausgedehnt werden und die von den Kirchengelehrten Duns Scotus, Thomas von Aquino etc. aufgestellten Dogmen beiseite gelassen werden sollten.
Fünf Tage nach dieser Verordnung trat ein grosser Teil der Zürcher Geistlichkeit zur Reformation über, worauf das Kapitel beschloss, dass sich die Predigten nach dem Inhalt der heiligen Schrift zu richten hätten. Der 1521 auf den päpstlichen Stuhl gelangte neue Papst Hadrian VI. aus Utrecht, ein nüchterner, gerader und gewissenhafter Theologe, hätte vielleicht die Kirchentrennung zu verhindern vermocht, wenn er nur früher zur Macht gelangt wäre. So aber war es für eine Versöhnung bereits zu spät, und des Papstes gute Anordnungen konnten die einmal in Fluss geratene Bewegung nicht mehr aufhalten.
Zwingli, von den Einen unterstützt und den Andern getadelt, sah die Notwendigkeit einer öffentlichen Aussprache ein. So verlangte er denn die Abhaltung eines Religionsgespräches, das auf Veranstaltung des Rates von Zürich am auf dem Rathause zu Zürich unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Röust stattfand. Als Anhänger Zwinglis waren Leo Judä, Vadian aus St. Gallen, Hoffmeister aus Schaffhausen und Sebastian Meyer aus Basel anwesend während der Bischof ¶