Verbindet
Klosters mit dem Gargellenthal, einer der obern
Verzweigungen des Montafon.
Ueber dieses Joch haben im 17. Jahrhundert die Oesterreicher unter Brion
mehrfach Einfälle ins
Prätigau gemacht (so z. B. im Oktober 1621).
Der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein hat auf
der österreichischen
Seite einen Fussweg aus dem Gargellenthal bis zur Passhöhe erstellen lassen, während der Weg auf der
Schweizer
Seite weniger gut ist.
Seit der Eröffnung der elektrischen Bahn Bludenz-Schruns im Jahr 1905 trägt
man sich mit der Absicht, eine eigentliche Strasse über das Joch zu führen.
Rechts vom Passweg stand einst an der Lokalität
«Oval» eine
Kapelle, deren Glocke nach
Klosters gebracht wurde und heute bei der Beerdigung von Kindern geläutet wird;
links
sieht man die Reste einer ehemaligen
Letzi, die bis zur Bannwaldschlucht hinaufreichte.
Ortsnamen der deutschen
Schweiz (exkl.
Basel),
etwa 100mal vorkommend. Bezeichnen im allgemeinen einen Sumpfboden oder Schilfboden und besonders auch feuchte Abhänge,
die etwa Erdschlipfen unterworfen sind.
928 m. Gemeindeabteilung mit dem
Weiler Gehrenberg und zahlreichen
zerstreut gelegenen
Höfen, 3 km nw. Appenzell
und mit diesem
Flecken durch eine Strasse verbunden.
Dorf Unter Schlatt (mit der Pfarrkirche, sowie Postablage und Telephon): 20
Häuser, 122 Ew. Landwirtschaft.
Eine Seidenweberei.
Einzelfund aus römischer Zeit. Alemannensiedelung. 754: Sclatte. 1230-1407 kommen
Herren von Schlatt
als kiburgische Dienstleute vor. Die Burg stand zu
Unter Schlatt bei der Kirche. Nachdem sie mehrere
Male den Besitzergewechselt
hatte, übergab sie Herzog Albrecht von Oesterreich 1450 an Hans von
Gachnang. 1532 gehörte sie dem Pfrundherrn auf dem
Heiligenberg
bei
Winterthur. Später wurde sie zum Pfarrhaus der Gemeinde Schlatt eingerichtet. Der untere Teil des
Turmes ist im jetzigen
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Pfarrhaus noch zu erkennen; er ist 8,4 m lang und 7,65 m breit. Zwischen Eidberg und Waltenstein an einem nach N. schauenden
Bergabhang befindet sich eine Burgstelle mit Spuren eines Turmes von etwa 9 m Seitenlänge. Sie trägt den Namen Schännis
und mag nach einem Vertreter des Kiburger Dienstmannengeschlechtes von Schännis so geheissen worden sein.
Schlatt kam mit der GrafschaftKiburg an die Stadt Zürich und bildete einen Bestandteil des innern Amtes der kiburgischen Landvogtei.
Die Kollatur, früher dem Stift Heiligenberg gehörig, kam schon vor der Reformation an den Rat von Zürich.
930 und 810 m. Zwei Gruppen von zusammen 5 Häusern,
an der Strasse von Hemberg über den Heitersberg nach Wattwil und 6,5 km ö. der Station Wattwil der Toggenburgerbahn. 22 kathol.
und reform. Ew. Kirchgemeinden Hemberg.
sammelt seine Quellen im wildumrahmten Alpenkessel
zwischen Piz Nair (3060 m), Piz Saluver (3146 m) und Piz da Trais Fluors (2957 m), darunter die Abflüsse des kleinen Lej Saluver
und des grössern Lej Alv, erhält von links die Bäche des Val Selin und des wilden, stark verbauten Val
da Zuondra und mündet 400 m s. der von Celerina gegen Pontresina führenden Innbrücke auf einem breiten, grünen Schuttkegel
von links in den Inn. Er fliesst in onö.
Richtung durch die Celeriner Alp Saluver (2062 m), dann zwischen
Waldstreifen in tief eingerissenen Schluchten hinab, biegt in die SO.-Richtung um und geht zwischen Celerina und Cresta durch
Wiesen.
Länge von der Vereinigung der Quellen (hinter der Marguns 2279 m) an 4 km, Gefälle auf dieser Strecke etwa 15%.
Im obern Val Saluver hat das hübsche Bergwasser blos 14% Gefälle.
8-9 km nö. der Station Schleitheim der elektrischen Bahn Schaffhausen-Schleitheim und 3 km s. der Station Füetzen der badischen
Staatsbahn. 8 reform. Ew. Kirchgemeinde Beggingen.
Landwirtschaft. Bienenzucht.
Römische Altertümer;
Spuren einer Römerstrasse und Fundamente römischer Gebäude. 973: Slatte;
(Kt. Bern
und Wallis).
2587 m. Urgongipfel am N.-Ende der kurzen Kette zwischen dem Thälchen der Oldenalp und dem Passscheitel
des Sanetsch; hinten über dem Thal der Ormonts, von dem aus gesehen er recht scharf hervortritt. Kann
von Gsteig her in 5 Stunden bestiegen werden, erhält aber nur selten Besuch. Am O.-Fuss liegt das grosse Karrenfeld «Verlorener
Berg» oder Lapier aux Boeufs.
Nahe dabei befindet sich die Stelle, wo die Kander 1714 gegen den Thunersee hin abgeleitet wurde.
Während das
Bett dieses Flusses vor der Ablenkung im gleichen Niveau mit der Schleife lag (605 m), hat sich das Wasser bis heute an dieser
Stelle schon eine 45 m tiefe Schlucht ausgewaschen.
romanisch Celin oder Tschlin (Kt. Graubünden,
Bez. Inn,
Kreis Remüs). 1541 m. Gem. und Pfarrdorf auf einer Terrasse im Unter Engadin,
am SO. Fuss des Muttler und 69,3 km nö. der Station
Bevers der Albulabahn. Postablage, Telegraph. Gemeinde,
mit Martinsbrück und Strada: 146 Häuser, 553 reform. Ew. romanischer Zunge; Dorf: 80 Häuser, 270 Ew. Wiesenbau und Viehzucht,
Alpwirtschaft. Der einst ziemlich bedeutende Weizenbau ist heute im Rückgang begriffen.
Der Ort wurde 1622 von den Truppen Baldiron's in Brand gesteckt; 1818 zerstörte eine Feuersbrunst 8 Häuser und
die Pfarrkirche, und 1856 ging der ganze Ort in Flammen auf. Zur Zeit des Schwabenkrieges 1499 rettete eine Bäuerin, Frau
Lupa, durch ihren Mut und ihre Geistesgegenwart das Unter Engadin vor dem Einfall der österreichischen Truppen. Mit dem Kochen
eines Leichenmahles beschäftigt, gab sie den im Dorf unvermutet erscheinenden Feinden, die verwundert
fragten, für wen das reiche Mahl bestimmt sei, zur Antwort: Für die Schweizer und Bündner, die sogleich da sein werden.
Dann eilte sie zur Kirche, wo die Männer einer Messe beiwohnten, um den Alarm zu geben. Die verdutzten Feinde ergriffen die
Flucht, wobei noch viele unter den Streichen der herbeieilenden Männer den Tod fanden. Bei Schleins
stand einst die Burg Serviezel, nach der sich heute noch das Geschlecht der Viezel benennt. 820, 821: Sliene, Sline, Slines;
im 10.-12. Jahrhundert: Selines, Salines, Ciline; 1394: Schleins.
Bezirk des Kantons Schaffhausen.
4361 ha Fläche und 3352 Ew. Grenzt im N. und W. an das Grossherzogtum Baden,
im O. an den Bezirk
Schaffhausen und im S. an die Bezirke Ober und Unter Klettgau.
Umfasst die drei Gemeinden und reform. Pfarreien
Schleitheim (Bezirkshauptort), Siblingen und Beggingen. 3284 Reformierte und 68 Katholiken. 585 Häuser und 858 Haushaltungen.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Landwirtschaft und Viehzucht (Acker-, Kartoffeln-, Wiesen-, Obst- und Weinbau; Jungvieh-
und Schweinezucht).
(Kt. Schaffhausen,
Schleitheim). 485 m. Grosses Pfarrdorf und Hauptort des Bezirks; in einem etwa 7 km langen Seitenthal
der Wutach, das sich vom w. Steilabfall des Randen in sw. Richtung erstreckt. 15 km nw. Schaffhausen.
Station der 1905 eröffneten elektrischen
Strassenbahn Schaffhausen-Schleitheim-Oberwiesen. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Beggingen. Gemeinde,
mit Oberwiesen: 293 Häuser, 1893 Ew. (wovon 50 Katholiken);
Dorf: 261 Häuser, 1680 Ew. Pfarrkirche mit neu restauriertem Turm.
Elementar- u. Realschule; Kleinkinderschulen. Asyl für bürgerliche Arme. Die Einwohner beschäftigen sich grösstenteils
mit Landwirtschaft: Getreide-, Kartoffel-, Wiesen-, Obst- und Weinbau, mit Rindvieh- und Schweinezucht.
Eine einer kantonalen Genossenschaft gehörige Viehweide am Fuss des «Langen Randen» (im Babenthal) dient
zur Sömmerung von Jungvieh. Die erheblich über den Bedarf gebauten Kartoffeln werden in einer Genossenschaftsbrennerei
für das eidgenössische Alkoholamt zu Sprit verarbeitet; ein Teil kommt auch zur Ausfuhr. Die Einwohnergemeinde besitzt 685 ha
schöne Waldungen und die Bürgergemeinde 322 ha an die Bürger gegen eine mässige Steuer zur Nutzung
überlassenes Gemeindeland.
Die Wasserkraft an der Wutach in dem zur Gemeinde gehörigen WeilerOberwiesen (2 km von Schleitheim an der Landesgrenze) wird
zu verschiedenen industriellen Unternehmungen verwendet. Mechanische Leinenspinnerei und Weberei, mechanische Werkstätte,
Bau- und Möbelschreinerei, Sägerei und Gipsmühle. An Stelle der letztern sollen nächstens andere
industrielle Anlagen treten. Verschiedene Gipsbrüche in der Keuperformation liefern Ackergips; die durch Stollenbau ausgebeuteten
Gipslager in der Anhydritgruppe des Muschelkalks geben gutes Material zu Baugips.
Doch ist das früher blühende Gipsgewerbe in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen. Kalksteinbrüche im Muschelkalk
und im Malm. Der grosse Sandsteinbruch von Seewi (im Keuper) wird zur Zeit nur noch spärlich betrieben.
Kalk- und Ziegelbrennerei, Sägerei und Holzhandel. Baugeschäft mit Fabrikation von Zementartikeln. Viele Altertümer aus
keltischer, römischer und alemannischer Zeit. Das Vorhandensein eines grösseren zusammenhängenden Komplexes römischer
Ruinen in den Flurbezirken «z'unterst Wyler», «Salzbrunnen» und «Hinter Mauern» gibt der Vermutung hohe
Wahrscheinlichkeit, dass bei Schleitheim die auf der Peutinger'schen Tafel zwischen den Stationen Tenedone (Zurzach) und Brigobanne
(Hüfingen) verzeichnete Station Juliomagus zu suchen ist (vergl. M. Wanner: Beiträge zur Ausmittlung der röm. MilitärstationJuliomagus.Frauenfeld 1871). Zerstreute Reste römischer Bauten an verschiedenen Stellen des Gemeindebannes, darunter namentlich
Ruinen einer grossen Villa im «Vorholz»; aus derselben findet sich ein grösseres Fragment eines Mosaikbodens
in der Sammlung des antiquarischen Vereins in Schaffhausen.
In den letzten Jahren hat sich namentlich der Verein für Heimatkunde in Schleitheim
die Erforschung der römischen Ruinen zur Aufgabe gemacht.
Eine kleine Sammlung von Fundobjekten, darunter besonders Produkte römischer Töpferei-Industrie, sowie
eine kleine Sammlung von Münzen aus den ersten beiden Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit findet sich im untern Schulhaus.
In den Jahren 1865 und 1866 wurde bei der Anlage eines neuen Friedhofes
ein grösseres alemannisches Totenfeld entdeckt.
Ueber 200 Reihengräber wurden blosgelegt; die zahlreich erhobenen Grabbeigaben finden sich in der Sammlung
des historisch-antiquarischen Vereins in Schaffhausen
(vergl. M. Wanner: Das alemannische Totenfeld bei Schleith. Schaffh. 1867).
Um 988-990 kam der Ort mit einigen umliegenden kleineren Dorfschaften infolge Schenkung des Herzogs Burkhard II. von Alemannien
an das Kloster Reichenau. Jahrhunderte lang behauptete diese Abtei ihren Besitz und ihre Gerechtigkeiten
in Schleitheim, obgleich auch hier die Vögte (von Krenkingen, von Bandenburg, von Randegg und von Neuenegg) sich je länger
je mehr breit machten und ausserdem der stühlingische Landgraf auf Lupfen sein gieriges Auge auf das fruchtbare Gelände
warf.
Aber auch für die Stadt Schaffhausen konnte der Besitz von Schleitheim nicht gleichgiltig sein, und als
durch den Vertrag mit dem Abt von Allerheiligen vom Jahr 1451 das Randengebirge von diesem Kloster an die Stadt übergegangen
und ihr dieser Besitz durch den Schiedspruch von 1491 auch dem Landgrafen von Lupfen gegenüber bestätigt worden war, gewann
der Einfluss der Stadt Schaffhausen auf Schleitheim immer mehr die Oberhand. Schon 1438 hatte der Spital
zu Schaffhausen
einen Teil der Vogtei in Schleitheim erworben, auf Grund wovon die Stadt die Huldigung gegen Bürgermeister und Rat forderte.
Nach langem und hartnäckigem Widerstreben der Schleitheimer gelang es endlich der Stadt, infolge der Erwerbung auch des andern
Teiles der Vogtei 1530 den Widerstand zu brechen und Schleitheim völlig unter seine Gewalt zu bringen.
Das alte Verhältnis zu Reichenau, dessen sanftes Regiment die Schleitheimer so schwer vergessen konnten, beschränkte sich
von da an auf das Zehntenrecht der Abtei, bezw. des Bischofs von Konstanz, dem die Abtei 1540 inkorporiert worden war,
und auf das Bestätigungsrecht der Pfarrer des Fleckens (bis 1803). Die Hochgerichtsrechte, welche die Landgrafschaft Stühlingen
in einem grossen Teil des SchleitheimerBannes ausübte, fanden erst 1839 ihre Ablösung.
Jetzt sind die Schleitheimer, die sonst nur ungern schaffhauserische Untertanen waren und die in den Revolutionszeiten gegen
Ende des 18. Jahrhunderts und am Anfang der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts mit den Hallauern die ruppigsten
Untertanen Schaffhausens waren, gut schaffhauserisch geworden. Heimat des Pädagogen Martin Heusi (1788-1841), des in der Revolution
von 1831 eine Rolle spielenden Arztes Joh. Baechtold, des Literaturhistorikers Prof. Dr. Jak. Baechtold in Zürich
(† 1897) und
der Dichter Anton Pletscher und Samuel Pletscher († 1904).
(Kt. Graubünden,
Bez. Glenner).
2340-677 m. Tobel eines 5,5 km langen Wildbaches, der zwischen den Terrassendörfern
Fellers und Ladir in sö. Richtung gegen Schleuis herabfliesst und 1 km unterhalb diesem Ort von links in den Vorderrhein mündet.
Das Gefälle beträgt auf der ganzen, oft stark durchschluchteten Strecke etwa 225‰. Oberhalb Schleuis biegt der Bach stärker
nach O. und breitet dann einen bedeutenden Schuttkegel zum Rhein hin aus. Von N. her erhält er denBach aus
der Alp de Fallera als Seitengewässer der O.-Seite, das von seinen Quellen unter dem CrapSontg Gion bis zur Einmündung in
die Tobelrinne länger ist als diese selbst. Der Schleuiserbach führt trotz seinem mit vielem Geschiebe
angefüllten tiefen Bett nur wenig Wasser, hat aber doch das Dorf Schleuis schon mehreremale mit dem Untergang bedroht. So wurde
z. B. der 1823 durch einen Muhrgang angerichtete Schaden auf 30000 Fr. berechnet. Das in Verrucano eingeschnittene Tobel ist
bis zu seinen obern Verzweigungen hinauf, wo die Falleraalp liegt, beiderseits bewaldet. Oestl. von ihm
liegen die schönen Matten und Bergwiesen von Fellers (Fallera), und herwärts von diesem Dorf steht auf einem Gehängevorsprung
nahe am Tobel die Burgruine Wildenberg.
(Kt. und Bez. Zürich).
394 m. Gem. und Pfarrdorf im Limmatthal; 7,5 km nw. Zürich.
Station der Linie Zürich-Baden-Brugg,
der Lokalzüge Zürich-Dietikon-Baden und der elektrischen Limmatthalstrassenbahn. Postbureau, Telegraph,
Telephon. Gemeinde, mit Berg: 145 Häuser, 1670 Ew. (wovon 481 Katholiken); Dorf: 93 Häuser, 1011 Ew. Schlieren hat sich seit
etwa 20 Jahren bedeutend gehoben und ist heute ein lebhafter Industrieort. Je eine Leimfabrik, Waggonfabrik (mit 600 Arbeitern
und einer jährlichen Produktion von 400 Wagen verschiedener Art), chemischeFabrik, ^[Berichtigung.] Farbwarenfabrik,
Seidenfärberei, Wollspinnerei und Weberei.
Hier befindet sich auch die 1898 eingerichtete grosse Gasfabrik der Stadt Zürich, die mit einem 1,6 km langen Privatgeleise
an die Bahnstation angeschlossen ist und die Gemeinden Zürich,
Schlieren, Altstetten, Oerlikon, Zollikon und Kilchberg mit Gas versorgt.
Ihre tägliche Produktion 1901 betrug im Maximum 90500 m3 und im Minimum 33900 m3 Gas, zu deren
Herstellung 64000 Tonnen Steinkohlen verwendet wurden. Sie besitzt zwei Gasreservoire von je 25000 m3 Fassungsvermögen,
denen sich in Bälde noch ein drittes von 50000-60000 m3 Rauminhalt anreihen wird.
Die Erstellungskosten der ganzen grossartigen Anlage beliefen sich auf 7,5 Millionen Fr. Die Stadt Zürich
hat zugleich in der Nähe der Fabrik für deren Arbeiter und Angestellte ein ganzes Quartier von Wohnhäusern erstellt. In
Schlieren befindet sich ferner die sog. Pestalozzistiftung, eine von der kantonalen Zürcher Gemeinnützigen Gesellschaft 1848 gestiftete
Anstalt, in der 40 verwahrloste Knaben im Alter von 6 bis 16 Jahren Aufnahme finden, Primarschulunterricht
geniessen und mit landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigt werden. Flachgräber aus der La Tène Zeit. Römische Ansiedelungen
bei der Kirche und der Mühle. Alemannensiedelung. 828: Sleiron. Alemannengräber beim Dorf. Die Existenz eines ehemaligen
Weiherbürgleins, von
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dem Stumpf spricht, ist durch nichts verbürgt. Der Ort stand seit 1415 unter der Hoheit der Landvögte von Baden. Ursprünglich
eine Filiale von St. Peter in Zürich,
wurde die Gemeinde 1511 kirchlich selbständig, aber bis 1548 noch von einem Diakon am St. Peter
besorgt. Die Kollatur besass der Rat von Zürich.
Im Kriegsjahr 1799 hatte der Ort durch die Franzosen viel zu leiden.
Bei der Limmat stand einst die Burg der Edeln von Schönenwerd und jenseits des Flusses am rechten Ufer das von den Zürchern 1268 zerstörte
Städtchen Glanzenberg.
(Grosse) (Kt. Obwalden).
1690-462 m. Wildbach; entspringt in dem vom Fulendossen (1660 m), Lauenberg
(1665 m), Schlierengrat, Wieleschi (1697 m) und der Hochschwändifluh umschlossenen Felsenzirkus, durchfliesst in nö. und
dann ö. Richtung ein bewaldetes und ziemlich tief eingeschnittenes Thal und mündet nach 14,5 km langem Lauf 1,5 km s. der
Station Alpnach der Brünigbahn von links in die SarnerAa. Erhält von beiden Seiten her zahlreiche kleine
Nebenadern, die sich in den weichen Flysch und die mächtige Moränendecke ebenfalls tief eingeschnitten haben.
Seit dem Mittelalter hat die Schlieren ihren Unterlauf dreimal verlegt, indem sie zuerst bei Uchtern und dann weiter S. nahe
Gründli durchfloss, um endlich ihre heutige Richtung einzuschlagen. Ihr Einzugsgebiet liegt im Flysch,
dem am linksseitigen Gehänge eine mächtige Moränendecke aufgelagert ist; es umfasst 28 km2, wovon 59% bewaldet sind.
Die Grosse Schlieren bietet das typische Beispiel eines alpinen Wildbaches und hat trotz der für ihre Verbauung aufgewendeten
grossen Geldsummen immer noch nicht vollständig gebändigt werden können.
Sie führt bei Hochwasser ganz enorme Geschiebemassen und hat im Thal von Sarnen einen mächtigen Schuttkegel
aufgeworfen, in den sie sich neuerdings wieder einschnitt und über den sie im Laufe der Zeit in verschiedener Richtung abfloss.
Die zahlreichen Verbauungsarbeiten haben durch den grossen Ausbruch des Wildbaches im Sommer 1902 bedeutend gelitten,
zeigten sich aber bei dieser Gelegenheit doch so ausreichend stark, dass die Brünigbahnlinie und die umliegenden Grundstücke
blos von Schlammwasser überflutet wurden, während die grössern Geschiebe im Wildbachbett selbst liegen geblieben sind.
(Kleine), auch BœseRüb genannt. (Kt. Obwalden).
1700-435 m. Wildbach; entspringt mit zwei Quellarmen, der Längenschwandschlieren
und der Wangenschlieren, die sich in 970 m Höhe vereinigen, am S.-Hang des Gnepfstein (im Stock des Pilatus),
erhält zahlreiche kleine Nebenadern, fliesst gegen O., nimmt von links den Meisibach auf und mündet heute nach 11,8 km
langem Lauf w. der Mündung der SarnerAavon S. her in die Alpnacher Bucht des Vierwaldstättersees.
Der Wildbach bildete früher den untersten linksseitigen Zufluss der SarnerAa, wurde dann aber in den See abgeleitet, bei welcher
Gelegenheit man ihn zugleich auch in seinem Sammelgebiet verbaute. Dieses lehnt sich im N. an den Pilatus an, während es
die Bergketten im O. und S. vom Entlebuch und vom Thal der Grossen Schlieren trennen. Das gesamte Einzugsgebiet
umfasst 20 km2. Die maximale Wasserführung kann auf 50-100 m3 geschätzt werden. Rechts- und linksseitiges Thalgehänge
der Kleinen Schlieren sind sowohl in geologischer wie in botanischer Hinsicht voneinander verschieden.
Links findet man im obern Abschnitt Hohgantsandstein mit eingelagerten Kalkschichten und tiefer unten
Flysch mit einer Decke von Moränenschutt, während das rechtsseitige Gehänge ganz aus Flysch und darüber gelagerten Glazialgeschieben
besteht. Darum findet man denn auch am stabileren linksseitigen Gehänge Wald, während dieser rechts fehlt. Durch die starke
Abholzung um die Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich der Wildbachcharakter der Kleinen Schlieren infolge
weitergehender Vertiefung der Rinnen und vermehrter Geschiebeführung beträchtlich verschlimmert. Im Verlauf der seit 1878 begonnenen
Verbauungsarbeiten sind im obern Einzugsgebiet zahlreiche Thalsperren etc. eingebaut worden, während man im Unterlauf eine
vollständige Ablenkung und Eindämmung des Bachlaufes ausgeführt hat.
Damit erscheint nun das Dorf Alpnach, das früher häufig unter Wasser gesetzt
wurde, seit 25 Jahren vor
den Ausbrüchen des Wildbaches geschützt. Das infolge eines ausserordentlich starken Gewitters im Juli 1902 eingetretene
Hochwasser hat wie bei der Grossen Schlieren auch hier die Verbauungsarbeiten sehr fühlbar mitgenommen. An der Bändigung
des Wildwassers wird eifrig weitergearbeitet, und es ist nicht daran zu zweifeln, dass diese unter Ergänzung
der Arbeiten durch umfassende Aufforstungen vollständig gelingen werde.
(Kt. Schwyz,
Bez. March).
1400-852 m. Wildbach; entspringt mit verschiedenen Quellarmen am Hohen Tannstaffel
(1382 m), der Heizlihöhe (1402 m), Trossenhöhe (1508 m) und der Salzlecki (1441 m) in der das Sihlthal vom Wäggithal trennenden
Kette und mündet 1,5 km n. Innerthal von links in die WäggithalerAa.
Der wilden Schlucht des verbauten
Baches folgt ein Fussweg, der von Heiterei über Rohr und Eggstaffel in 3 Stunden zur Krummfluh und ins Euthal leitet;
ein anderer
Fussweg führt links vom Bach über Tannstaffel und die Weisstannenalp in 2½ Stunden nach Studen im Sihlthal.
Der Wildbach
ist ganz in leicht verwitternden Flysch eingeschnitten und hat im Wäggithal einen mächtigen Schuttkegel
aufgeschüttet, der das Thalwasser zurückstaut und so die Bildung des Sumpflandes im HinterWäggithal veranlasst hat.
NW.-Hang
steil und zum Teil bewaldet, SO.-Gehänge dagegen sanft geböscht.
Kann von Alpnach her durch das Thal
der Grossen Schlieren in 4 Stunden erreicht werden.
Ueber das SW.-Ende des Grates führt die von einem Fussweg überschrittene
sog. Bernerstig (1655 m), über die man von den Hütten und der Kapelle von Schwendi Kaltbadin ¾ Stunden zu den Hütten von
Mittler Rotbach gelangt.
(Munt) (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2400-2800 m. Ausgedehntes und quellenreiches Bergplateau, w. vom Griankopf (2900 m) und der
Craist' Alta (2893 m) des längs der Landesgrenze zwischen der Schweiz und Oesterreich gegen N. ziehenden
Rassassergrates; im W. ragen der Piz da Gliasen (2455 m) und der Piz Mezdi (2543 m) hinter dem Val d'Uina. Die n. Partie des
mulden- und wannenartigen, freundlichen Alpengeländes heisst Innerberg; s. davon folgen gegen den Schlinigpass und das tirolische
Schlinigerthal hin der Mittlerberg und der Ausserberg. Die Alpweide auf dem Munt Schlingia gehört der
Gemeinde Sent und wird von ihr verpachtet. 1½-2 Stunden entfernt liegt im Schlinigerthal über der Grenze die Pforzheimerhütte
des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Aus dem Mittlerberg führt die Rassasserscharte (2713 m) zwischen dem Griankopf
und der Craist' Alta ins Fallungthal (Seitenzweig des Rojenthales)
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