wurden und mit denen Saxon den ganzen Kanton versorgte. Von eigentlicher Bedeutung ist Saxon durch die Verwertung einer in
seiner Nähe entspringenden
Mineralquelle geworden, deren Heilwirkung den Bewohnern der Gegend schon lange bekannt war, die
sogar ihre räudigen Schafe zu ihr zu führen und von ihr trinken zu lassen pflegten. Der Arzt Dr. Claivaz
liess nun 1839 Badeeinrichtungen erstellen, worauf bald auch ein Kurhaus erstand. Die Quelle entspringt in der Nähe des
«GrandHôtel des Bains» aus einer Felsenspalte, wo sich Kalkschichten und jodhaltige Rauhwacke berühren.
Die Temperatur des Wassers ist ziemlich konstant 25,5°; seine Menge beträgt 300-400 Minutenliter und
sein spezifisches Gewicht schwankt je nach den verschiedenen Analysen von 1,000077 bis 1,00077. Die Quelle zeigt als besonders
eigentümliche und bis jetzt noch nicht genügend erklärte Erscheinung eine zeitweise Intermittenz im Jodgehalt, wobei auch
das Fehlen der Chlormetalle, die sonst das Jod zu begleiten pflegen, auffällig ist. Das Jod kann bisweilen
ganz fehlen und dann plötzlich wieder in sehr grosser Menge vorhanden sein.
Die Chemiker Cesati aus Vercelli (1852), Morin aus Genf
(1844 und 1857), Rivier und Fellenberg in
Lausanne (1853), Henry in Paris
und Andere haben das
Wasser mehrfach analysiert und gelangten zu den verschiedensten Resultaten. Sie fanden
ausser Jod und
Brom, an Calcium, Kalium und Magnesium gebunden, vorherrschend doppeltkohlensauren Kalk und schwefelsaure Magnesia,
dann doppeltkohlensaure Magnesia, schwefelsaures Natron, schwefelsauren Kalk, Chlornatrium, Eisenoxydul, Kalisalze, Kieselsäure
und Tonerde.
Der Jodgehalt schwankt nach den verschiedenen Analysen von 0,2257 gr bis 0,000005 gr auf 1000 gr
Wasser. Das
Wasser von Saxon
ist krystallhell, geruchlos und ohne ausgesprochenen Geschmack, doch etwas fade. In offenen Gefässen trübt sich das gehaltreichere
Wasser nach einigen Tagen unter dem Einfluss der Luft und riecht dann nach freiem Jod. Die 1859 erfolgte Eröffnung der
Eisenbahn des
Rhonethales gab den Bädern von Saxon einen unerwarteten Aufschwung, der noch bedeutend
zunahm, als man im Kasino eine Spielbank nach der Art derjenigen von
Monte Carlo einrichtete.
Saxon blieb nun während beinahe zwanzig Jahren ein Sammelpunkt der vornehmen und vornehm sein wollenden
Welt, bis die neue
Bundesverfassung von 1874 das Hasardspiel in der
Schweiz verbot und infolgedessen am die Spielbank
aufgehoben werden musste. Damit verlor Saxon von einem Tage auf den andern seinen Charakter als vornehmes Weltbad. Heute
ist die Quelle trotz ihrer anerkannt vorzüglichen Heilwirkungen vollständig unbenutzt und sind die Badeetablissemente geschlossen.
An diesem Niedergang mögen auch das sehr trockene und heisse Klima, die häufig das Thal durchfegenden
heftigen
Winde und die aus den
Sümpfen der
Sarvaz stammenden Scharen von Stechmücken zum Teil mit die Schuld tragen.
Einen Ersatz für diesen durch die Schliessung des Heilbades erlittenen Verlust hat Saxon in der intensiven Bebauung und
Ausnutzung seines fruchtbaren Alluvialbodens gefunden. Der Franzose
Morel führte den Anbau der Spargeln
ein, der heute von besonderer Wichtigkeit geworden ist, der Basler
Egg verbreitete die Aprikosen-, Pfirsich- und Erdbeerenzucht,
und Bollin, der Gärtner des Landgutes Fama, richtete hier seit 1887 die ausgedehnten Baumschulen ein, die sich seit einiger
Zeit an den landwirtschaftlichen und Blumenausstellungen der
Schweiz beteiligen und mit Ehren behaupten.
Das Dorf Saxon besitzt eine dem h. Felix geweihte und
1844 erbaute Pfarrkirche, die die als Ruine heute noch auf dem Schlosshügel
stehende alte Burgkapelle ersetzt hat. Das zu dieser letztern gehörende Beinhaus ist jetzt zugemauert, doch hat Eug. Pittard
die in ihm vorhandenen Schädel zu studieren Gelegenheit gehabt (siehe Revue mensuelle de l'École d'Anthropol.
Paris 1898). Diese Untersuchung ergab das Vorhandensein einer beträchtlichen Anzahl von Brachycephalen (etwa 88%), die wie
die meisten der alten
Walliser Schädel der
Rasse der sog. Alpenkelten angehören, während der Schädeltypus der heutigen
Bewohner von Saxon von demjenigen der Skelette im Beinhaus völlig verschieden ist. Es erscheint wahrscheinlich,
dass die alte Ueberlieferung Recht behält, die die ursprüngliche Besiedelung der Gegend von Saxon den Leuten des Bagnesthales
zuschreibt.
Später hat sich dann die
Rasse durch starke fremde Zuwanderung bedeutend verändert. Neben der neuen Kirche steht das 1846 an
der Stelle einer alten
Kapelle erbaute Gemeindehaus, das auch noch zum Teil als Schulhaus dient. Vor allem
bemerkenswert ist jedoch die auf freistehendem Hügel (¼ Stunde über dem Dorf und ½ Stunde über der
Ebene) tronende Ruine
der
alten Burg der Edeln von
Sasson, deren kühner
Turm sich über der alten und nun ebenfalls zerfallenden
Kapelle erhebt.
Die Burg gehörte vor 1263 dem Rudolf von
Ayent, der um diese Zeit grossen Grundbesitz erwarb und diesen
samt der Burg käuflich an den
Grafen Peter von Savoyen abtrat. Das Edelgeschlecht derer von Saxon erscheint schon 1198, in
welchem Jahr ein Amadeus von Saxon genannt wird. Peter von Saxon, ehemaliger Burgherr von
Conthey (1266),
und sein Bruder Amadeus beteiligten sich am Aufstand des Peter von
La Tour gegen den
SittenerBischof Bonifaz von
Challant und
wurden nach der Niederlage der Aufständigen von diesem gefangen genommen und 1299 begnadigt.
Ritter Anselmus von Saxon wurde dagegen wegen Majestätsbeleidigung, d. h. vermutlich wegen eines bewaffneten
Widerstandes gegen den
Bischof im Jahr 1300 auf dem
Grand Pont zu
Sitten enthauptet. Bald nach diesem Ereignis scheint das Geschlecht
derer von Saxon ausgestorben zu sein. Die Burg wurde gleich den übrigen savoyischen Vesten der Gegend von den Wallisern 1475 nach
ihrem entscheidenden
Sieg auf der Planta zerstört und ist seither nicht wieder aus der Asche erstanden.
Der höher oben gelegene Abschnitt der Gemeinde Saxon zeigt
Wald und schöne Alpweiden.
Maiensässe und
Alpen werden von einer
Wasserleitung befruchtet, die das
Wasser der Prinze aus dem Val de
Tortin hierher führt. (S. den folgenden Art.). Jurakalk,
auf dem jodhaltigen Rauhwackeband aufruhend, dem die
Mineralquelle entspringt.
Grab aus der Eisenzeit.
(Bisse und
Canalde) (Kt. Wallis,
Bez. Conthey,
Gem.
Nendaz, und Bez.
Martinach, Gem.
Isérables,
Riddes und Saxon). Eine der beträchtlichsten
Wasserleitungen des Wallis;
33,5 km lang. Zweigt in 1840 m von dem aus dem Val de
Tortin (einer der obern Verzweigungen
des
Val de Nendaz) kommenden Quellarm der Prinze ab, zieht durch Waldungen nach N., biegt über dem
WeilerBleusy um die
Becca de Nendaz
nach W. ab, wendet sich dann durch die
Forêt de Troutz im
Val d'Isérables nach S. zurück und erreicht endlich über dem
Wildbach von
Écône in 1740 m das Gebiet von Saxon. Der Kanal ist im Durchschnitt 80 cm hoch und 60 cm
breit und hat ein mittleres Gefälle von 1,5%. Er ist meist in den Fels gehauen, führt aber längs Felswänden und steilen
Gehängen auch in hölzerner Leitung hin, deren Gesamtlänge allerdings blos 400 m beträgt. Die Menge
des zugeführten
¶
mehr
Wassers schwankt beträchtlich und lässt sich nicht genau angeben. In der Gemeinde Saxon teilt sich die Leitung in vier
einzelne Stränge, deren jedem ein Aufseher vorgesetzt ist. Dieser verteilt die Bewässerungsbewilligungen derart, dass jedem
Berechtigten auf je 500 m2 Boden eine Bewässerungsdauer von 2 Stunden zusteht. Die Leitung, die um 1874 vollendet
worden ist und deren Unterhalt jährlich rund 3000 Fr. erfordert, dient auch zur Bewässerung der der Burgergemeinde gehörenden
Wiesen und Weiden.
Die so gebildete Wasserader quert nun die Simplonstrasse
und die Simplonbahn, folgt unter dem Namen Canal des Filtrations oder Canal du Syndicat der Rhone ausserhalb ihrer Dämme auf
eine Länge von 8 km und erreicht bei der Brücke von Branson den Canal Transversal und den Canal du Tolléron.
Der Wildbach führt
nie viel Wasser, liegt aber auch nur bei ausserordentlich trockenen Sommern völlig ohne Wasser, wenn ihm
nämlich dieses unterwegs zu Bewässerungszwecken entzogen wird.
909-1110 m. Gem. mit den Weilern Unter
Sayis und Ober Sayis, am NW.-Hang des Montalin und 4,5 km nö. der Station Trimmis der Linie Chur-Landquart der rätischen Bahn.
Postablage. 41 Häuser, 161 Ew. (wovon 48 Katholiken) deutscher Zunge.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
2848 m. Zweithöchster Gipfel der Grauen Hörner, nach der Siegfriedkarte
nur um einen Meter niedriger als der Pizsol, aber eine imposantere Gestalt als dieser. Steht 2 km s. vom Pizsol auf der W.-Seite
des ValTersol. Von da zieht sich die Kette des Muttenthalergrates nach W. zwischen dem Calfeisen- und dem hintern Weisstannenthal
bis zum Sardonagebirge. Trotz seiner imposanten Gestalt wird das Sazmartinhorn nur selten besucht, da es sehr entlegen und
verborgen ist. Die Besteigung geschieht am besten von St. Martin im Calfeisenthal aus, ist aber auch von Weisstannen her möglich.
328 m. Dorf an der Landesgrenze gegen Italien, 3 km s. der Station Ranzo-Gerra der Linie
Bellinzona-Luino der Gotthardbahn. 27 Häuser, 121 kathol. Ew. Kirchgemeinde Caviano.
(LagoDella) (Kt. Graubünden,
Bez. Bernina).
2230 m. Südlichster der Berninaseen; steht mit dem grössten dieser Seen, dem Lago Bianco,
in Verbindung und sendet seinen Abfluss in sö. und s. Richtung durch das Val di Pila nach Cavaglia, wo
er sich mit dem Gletscherbach des Palügletschers, dem WildbachCavagliasco, vereinigt. Der Lago della Scala wird im W. vom
Sassal Masone und im O. vom Pizzo Campascio überragt; er hat mehrere Ausbuchtungen, Halbinseln und Inseln.
Die eigentliche Seefläche ist etwa 350-450 m lang und etwa 200 m breit und hängt durch einen Perlenkranz kleinster Becken
mit dem Lago Bianco zusammen. Am rechten Ufer führt der vom Berninahospiz kommende Reitweg nach der Alp Grüm mit Abzweigung
nach dem Sassal Masone, den berühmtesten Aussichtspunkten der nähern Umgebung, hin.
(Kt. Graubünden,
Bez. Plessur).
1900-556 m. Wildes Felsenthälchen am NW.-Hang der Hochwangkette zwischen Chur und Trimmis; beginnt
in der Gratgegend am Feuerhörnli und wird im W. von der RotenPlatte (1502 m) und im O. vom Hohgang (1711 m), zwei Ausläufern
des Montalin (2263 m), begleitet, die furchtbar steil gegen die 2,7 km lange Schluchtenrinne abfallen.
Das Kaltbrunnertobel im SW. und das Maschanzertobel im NO. gehen mit der Scalärafurche, der tiefsten und wildesten unter
ihnen, ungefähr parallel.
Alle drei verursachen bei Gewitterregen schlimme Muhrgänge, gegen die man mit Verbauungen in den Felsenrinnen und den benachbarten
Feldern angekämpft hat. Der Schuttkegel der Scalärarüfe hat bis zum Rhein eine Neigung von etwa 12,5%.
Auf ihm stehen der im Gemeindebann von Chur liegende und zum Teil dem Bischof von Chur gehörende Fürstenwald und der Tannwald
während über dem Ausgang des Tobels und über der Maschanzerrüfe die bewaldete Kuppe mit den Trümmern
der Burg OberRuchenberg (AltAspermont; zu Beginn des 16. Jahrhunderts zerfallen) aufragt.
Die Sage lässt die Tochter des Raubritters, die ein goldenes Kegelspiel und andere Schätze hütet, hier oben auf Erlösung
warten und zu Zeiten im Brautschmuck und weissen Gewand schwermütig durch den Wald ziehen. Das Scaläratobel
figuriert in der Sage als Sonderhölle der Churer, von denen alle, «die nicht recht taten», in dieser acherontischen
Schlucht ihre Sünden abzubüssen hatten, wobei die strengste Individualisierung in den Strafen stattfand (vergl. das
bezügl. Gedicht von Stephan Fischer).
Die steilen grauen Felswände, die in weitest gehendem Mass der Verwitterung und Zerstörung unterliegen,
bestehen aus liasischem Bündnerschiefer, dessen Falten in der Hochwangkette z. T. nach W. überkippt sind und in ihren Muldenkernen
Flysch mit Fucoidenabdrücken enthalten können. Reste von Lawinenschnee bleiben im tiefen Felsenbett bis weit in den Sommer
hinein liegen. Man trifft hier Alpenrosen, Atragene alpina, Dryas octopetala und andere Alpenpflanzen.
Auch die Gemse ist aus dieser Gegend noch nicht verschwunden. Man erreicht das Scaläratobel von Chur über die Fürstenalp
und den Hof Campodèls in 2 Stunden.
Der Gross Scalettagletscher senkt sich zum Gletscherthäli und gegen Dürrboden im Dischmathal
hinab, ist steil und zerklüftet, kann aber unter Führung dennoch begangen werden und gewährt von Davos Dorf und Dischma
aus einen prachtvollen Anblick. Er ist etwa 1,1 km lang und 1 km breit und sendet seine Schmelzwasser
zum Dischmabach.
Der etwa 800 m lauge und ebenso breite Klein Scalettagletscher zieht sich westwärts gegen den Scalettapass
hin.
Die Gletscherböden liegen auf Biotitgneis und Hornblendeschiefer.
Gesteine sind in der Höhe Hornblendeschiefer (Amphibolit) und am NW.-Fuss Biotit- oder Paragneis, dessen Quarznester und
-linsen häufig schöne und grosse Krystalle von Andalusit einschliessen.
(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2619 m. Pass; verbindet Davos Platz und Davos Dorf durch das 3¼ Stunden lange und einförmige Dischmathal
mit dem lawinenreichen Sulsannathälchen, das bei Capella (zwischen Scanfs und Cinuskel) zum linken Ufer
des Ina ausmündet (zusammen 9-9½ Stunden). Bis Dürrboden (2011 m) im obern Dischmathal leitet von Davos Dorf her ein guter
Reit- und für Einspänner praktikabler Fahrweg, und von hier, wo man in einem einfachen und guten Gasthaus
übernachten kann, führt der Weg in s. Richtung immer stärker ansteigend auf die 2 Stunden entfernte Passhöhe.
Diese wird im W. vom Augstenhörnli (3030 m) und Kühalphorn (3081 m), im O. vom Scalettahorn (3068 m) flankiert. N. der Passhöhe
auf den Seeböden ein winziges Seebecken und zu oberst eine zerfallene Hütte. Die Aussicht bietet nicht
Vieles. Der hohe und wilde Pass zeigt sich selten ganz schneefrei. Der Weg ist sowohl von der Davoser- als von der Engadinerseite
her verbessert worden; er führt auf der S.-Seite der Passhöhe ziemlich steil und in Krümmungen zu der eine Stunde entfernten
Alp Fontauna (2198 m) hinab, wo er sich mit dem Sertigpassweg kreuzt.
Der weitere Abstieg bis zum Alpendörfchen Sulsanna erfordert noch 2 Stunden, von hier bis Capella 1 Stunde und bis Scanfs etwas
über 1½ Stunden. Scaletta = Stiege oder Treppe, also so viel als «Treppenpfad». Die Passhöhe liegt
in Hornblendeschiefer und Biotitgneis. Vom Scalettapass wird ein Hospiz schon 1556 erwähnt. Ueber ihn
führte der alte Saumweg, der das Engadin mit Davos und dem Prätigau verband und auch tatsächlich die kürzeste Verbindung
nach dem Ober Engadin hin bildet.
Selbst Heere sind über ihn gezogen: von hier aus überfielen Baldiron und GrafSulz 1622 die Landschaft
Davos. Besonders lebhaft wurde einst über den Scalettapass der Weinhandel vom Veltlin aus nach Davos und dem Prätigau betrieben.
Dies geschah hauptsächlich im Winter, wenn auf tiefem Schnee die Schlitten leicht über die Unebenheiten des Bodens hinwegglitten.
Von Sulsanna bis zum Dürrboden drohten dann aber den kühnen Säumern und Rossen fortwährend die Lawinen,
und es ereigneten sich zahlreiche und schreckliche Unglücksfälle. Im Sommer ist der Pass dagegen so sicher wie jeder andere.
Von Scanfs ist der Fund eines Bronzemessers mit Vollgriff bekannt geworden. Da man auf der Höhe des Flüelapasses eine Lanzenspitze
der Bronzezeit fand, ist es möglich, dass auch der hohe Scalettapass schon vom prähistorischen Menschen
begangen wurde.
Der Piz Scalotta und die Montagnas dils Laiets werden am besten von Stalla aus über die aussichtsreiche Terrasse Scalotta
erstiegen, doch kann man auch vom Stallerberg weg den Grat verfolgen und dann nach Marmels oder Mühlen absteigen.
Gesteine der meridional streichenden Kette sind glimmerreiche Tonschiefer und Kalktonschiefer (Phyllite), Grünschiefer,
mesozoische (wahrscheinlich liasische) Schiefer und viel Serpentin, im W. und NW. der Kette auch Spilit, Diorit und Gabbro;
über den Laiets von Val Bercla, längs des Grates der Montagnas dils Laiets nach S. hin und am Piz Scalottas
selbst findet man ein gegen Avers strebendes breites Band von Marmor, der wahrscheinlich jurassischen Alters ist. Seine Lagerungsverhältnisse
sind aber noch nicht ganz aufgeklärt.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Heinzenberg).
2328 m. Gipfel in der Stätzerhornkette des Plessurgebirges; 1,8 km s. vom
Piz Danis (2508 m) und 1 km n. vom aussichtsreichen Crap la Pala, dessen Hänge im S. in zwei Terrassen zur Schynschlucht abfallen.
Die ö. Gehängeseite ist reich bewässert, da der Schichtenfall
des Gebirges (oligozäner Flysch mit Fukoiden) nach SO. und O. gerichtet ist und die Schichtenköpfe sich dem Domleschg zuwenden.
Der Gipfel kann von der Lenzerheide oder von Obervaz (Alpweg) her, vom Stätzerhornweg aus und von Scharans im Domleschg her bestiegen
werden und bietet eine prächtige Aussicht.
(Kt. Graubünden,
Bez. Unter Landquart). 2016 m. Gipfel in der Hochwangkette der Plessurgruppe, zwischen Trimmis im ChurerRheinthal und dem Alpendörfchen Valzeinaim Thal des nach N. zur Landquart fliessenden Schrankenbaches. 4,9
km s. der Kirche Valzeina. Zwischen der Scamerspitz und der fast 1,9 km nw. davon aufragenden Cyprianspitz (1778 m) führt
ein von Trimmis über Sayis und die Maiensässe von Staras (1651 m) nach Valzeina leitender bequemer Passübergang. Am NW.-Hang
entspringt der längste Quellbach der unten wild durchschluchteten Hagrufe und am SW.-Hang im Scamerwald
ein Quellarm der ebenfalls bei Trimmis (aber näher beim Dorf) mündenden Kleinrüfe.
Der Valzeina zugewandte Hang ist flacher und freundlicher als der steile W.-Hang, der aber ebenfalls nicht so scharf und
schroff abbricht, wie dies sonst für die ganze zwischen dem Rheinthal und dem Valzeinathälchen von Chur
bis zur Landquart verlaufende Nebenkette des Hochwanggebirges typisch ist. Hier verhält sich z. B. die schon weiter gegen
W. genickte Cyprianspitz über Zizers ganz anders. Die Scamerspitz, die von Trimmis über Sayis und Stams, über Valtaua und
das MaiensässSpondatscha, sowie von Valzeina her auf verschiedenen Wegen leicht erstiegen wird, ist auf
der W.- und O.-Seite bewaldet; darüber folgt, besonders im O. und S., grüner Weidegrund. Besteht aus grauem Bündnerschiefer,
der in der Hochwangkette zur Hauptsache Liasschiefer darzustellen scheint und dessen Falten nach NW. überkippt sind und
in ihren Muldenkernen Flysch mit Fukoidenabdrücken enthalten.
(Val) (Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
2180-1482 m. Hohes und steiles Seitenthälchen des Val Luzzone, einer der obern Verzweigungen des
Bleniothales. Beginnt an dem über 1,5 km langen Gletscher, der zwischen dem Torrone di Nava (2884 m), Piz Sorda (3125
m) und Piz Casinell (3101 m) nach NNW. sich senkt und dessen östl. Umrahmung im weitern Verlauf der Garenstock (2954 m) und
der Plattenberg (3041 m) bilden, welch' letzterer sowohl auf der Graubündner-, als auf der Tessinerseite vergletschert ist.
Von diesen Bergen ziehen sich mächtige Gebirgswälle auf beiden Thalseiten bis in den Vordergrund des
nach NW. verlaufenden Thälchens hinab. Von O. her stürzt seinem Bach das Wasser von Al Torno entgegen. Am Thalausgang liegen
die Berghütten Al Sasso (1482 m) und weiter n. die von Garzotto (1617 m). Das Thälchen ist 2,5 km lang und besitzt bis zum
Abbruch des Gletschers ein Gefälle von etwa 27,5%. Es steigt in drei Stufen auf, von denen die zwei
untersten mit Alpweiden besetzt sind und malerische Hochterrassen über steilen Felsabstürzen darstellen.
Auf der ersten dieser Terrassen liegt die Alpe Scaradra Sotto (1798 m) und auf der obern die AlpeScaradra Sopra (2180
m) mit grossartig-wildem und mit Gletschern geschmücktem Hintergrund. Aus der obern Alp führt über ein kleines Gletscherfeld
der Passo di Sorreda (2770 m) unter dem Garenstock vorbei in die Lampertschalp (Alpe di Sorreda) im Lentathal, der obersten Thalstufe
des Valserrhein, hinüber. Am Gletscherende vor der höchsten, felsigen Schwelle des Alpenthälchens sind
imposante Endmoränen angehäuft.
Gesteine sind oben glimmerreicher Adulagneis und Glimmerschiefer (dieser am Sorredapass und auf Alp Scaradra Sopra) mit NW.-Fallen
der Schichten im Hintergrund und SO.-Fallen an den Bergseiten der Alp Scaradra (Muldenstruktur). Der vordere Thalteil ist
in glimmerige und dunkle, NW.-fallende Bündnerschiefer eingeschnitten. Diese letztern führen Züge von
körnigem Kalkstein und Marmor, die von Vals und Vrin her unter dem Piz Terri hinstreichen und weit ins Val Luzzone und bis gegen
Olivone hinab reichen. Am Sorredapass tritt grauer Dolomitmarmor, der jedenfalls der Rotikalkstufe der Trias angehört,
vom bündnerischen Gebiet über die Grenze herüber und setzt sich mit grauem und gelbem Dolomit gegen
die obere Alp Scaradra hinab fort. Er bricht mitten im Glimmerschiefer oder an seiner Grenze und im Adulagneis hervor und
dürfte enggepressten Sedimentmulden des krystallinen Grundgebirges angehören. Um die Alpen von
Scaradra und Sorreda schweben
nicht wenige Sagen.
(Kt. Tessin,
Bez. Blenio).
2347 m. NW.-Ausläufer des Pizzo di Termine (2867 m) in der westlichsten Kette des s. Gebirgsfächers
der Adulaalpen, die zwischen dem Calancathal und dem Brenno-Tessin (Riviera) in meridionaler Richtung verläuft.
Der Gipfel
des Scarione liegt 1,7 km nw. vom Pizzo di Termine zwischen dem obersten Abschnitt des Val Pontirone (mit
Legiuno) und seinem sö. Seitenzweig Val Sciengio und setzt sich in n. Richtung in den nur noch 2257 m hohen Pizzo Porchè
mit seinen steilen Gräten und Hängen fort. In beiden Nachbarthälchen liegen Berg- und Alpweiden mit
Heustadeln und Alphütten.
Oestl. vom Scarione führt ein Passübergang (2298 m) nach Pra da Porchè (2040 m) und der Alp
Giumella (1890 m) hinüber, von wo aus man über den Passo di Giumella in ö. Richtung nach Rosso und Augio im Calancathal gelangt.
1813 m. Alpdörfchen am rechten
Ufer der das Scarlthal entwässernden Clemgia, unmittelbar oberhalb der Mündung des Sesvennabaches und 11 km ssö. Schuls.
Wird viel begangen und ist für eine künftige Strassenverbindung
zwischen den beiden Thälern ausersehen.
Die Passhöhe liegt in Gneis, der sich aus dem Scarlthal heraufzieht, dort aber in
geringer Entfernung im O. und W. von Verrucano und Triasgliedern überlagert wird.
(Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2600-1170 m. Grösstes Seitenthal des Inn im Unter Engadin, dessen Bach, die Clemgia, in einer Schlucht
rechts gegenüber Schuls brausend hervorbricht. Das Thal mit seinen Verzweigungen liegt im Gebiet der Pisoc- und der Sesvennagruppe
der Ofenpassalpen und grenzt im W. an das Val Plavna, im SW. an den Ofenpass, im S. an das Münsterthal,
im O. an Tirol (Val¶
mehr
Avigna-Araundathal-Schlinigthal) und im N. an das Unter Engadin. Die allgemeine Richtung des Thales ist S.-N. mit einer leichten
Ausbiegung nach O. im mittleren Abschnitt. Die Gruppe des Piz Pisoc grenzt im SW. an das Münsterthal, den Ofenpass und den
vordern Teil des Spölthales, während die Sesvennagruppe sich nö. vom Scarlthal und Avignathal bis
zum obern Vintschgau (Malserheide-Reschen Scheideck) ausdehnt. Die wichtigsten Gipfel der Pisocgruppe an der Grenze und innerhalb
des Gebietes von Scarl sind (im N. angefangen): Piz Pisoc (3178 m) mit dem N.-Ausläufer Piz Lavetscha (2792 m), Piz Zuort (3122
m), Piz Mingèr (3108 m), Piz Foraz (3094 m), Piz Tavrü (3168 m), Piz Vallatscha (3023 m), Piz d'Astras (2920
m) und endlich Piz Murtera (2998 m) und Piz Starlex (3081 m), letztere beiden gegen Val Avigna im SO. Von diesen Gipfeln tragen
nur der Piz Pisoc und Piz Zuort kleine Gletscherfelder.
Die Grenze in der Sesvennagruppe verläuft wie folgt: vom Piz Starlex nach N. und quer durch Plazér nach
NO. zum vergletscherten Sesvennastock und über die FurclaSesvenna bis zum Piz Cristannes (schweizerisch-österreichische Grenze);
Gipfel an dieser Grenze und
innerhalb des Scarlthales sind: Piz Sesvenna (3207 m), Piz Cristannes (3120 m) und Piz Cornet (3033 m),
alle drei vergletschert;
Das reich verzweigte
Scarlthal steht mit den benachbarten Thälern und Berggebieten über zahlreiche Pässe in Verbindung. Von diesen nennen wir
ausser denjenigen, die ins Münsterthal hinüberführen (s. den Art. Münsterthal), folgende: PassSur il Foss
(2325 m) durch Val Mingér nach Val Plavna und Tarasp, Rundtour um den Piz Pisoc, 8 Stunden;
n. davon das Scarljöchl (auch
Cruschetta oder Cuolmen da Plazér genannt; 2316 m) aus der Alp Plazér ebenfalls ins Avignathal und nach Tauffers, von Scarl
aus 3½ Stunden;
weiter
n. jenseits vom Piz Sesvenna die FurclaSesvenna (etwa 2830 m) aus Val Sesvenna zur Pforzheimerhütte
des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins und in das Schlinigthal nach Mals, von Scarl aus 8 Stunden;
den Uebergang aus der Alp Sesvenna durch Val dell' Aua in n. Richtung auf den Lischannagletscher
und hinunter nach Schuls.
Das Scarlthal ist vom Vereinigungspunkt seiner Quellbäche in der Alp Plazér oberhalb Scarl bis zur Mündung der Clemgia etwa 12 km
lang; dazu kommen die beiden grössten der obern Verzweigungen mit etwa 8 km (Costainasthälchen-AlpTamangur) und mit 2,8
km (Cruschetta-AlpPlazér). Die grösste Thalbreite liegt zwischen dem Plan Matun und dem Piz Cristannes
mit 10,3 km in der Luftlinie. Am schmalsten ist das Thal kurz vor der Mündung der Clemgia in den Inn mit nur etwa 300 m. Unterhalb
des Schmelzbodens und kurz vor der Mündung des Baches von Val Mingér wird das Bett der Clemgia schluchtenartig
und bleibt nun bis hinunter nach Schuls teils in Fels, teils in mächtigen Moränen-, Fluss- und Gehängeschutt eingeschnitten.
Diese Schluchten engen sich nach N., etwa von der Gegend Crappendos-ValSasstaglia an und zwischen dem Piz Lavetscha einerseits
und dem Piz und Mot San Jon andererseits, noch weiter ein und stellen hinter dem Schuttplateau von Plan
da Fontanas, sowie unter Avrona im Vordergrund die wildesten Risse dar. Das Gefälle ist in diesem nördl. Thalabschnitt sehr
gross und beträgt von der Mündung des Baches des Val Mingér bis zur Vereinigung der Clemgia mit dem Inn 505 m oder etwa 7,2%,
während es von der Vereinigung der Quellbäche unter der Alp Plazér bis zur Mündung des Mingérbaches etwa 285 m oder 5,2%
beträgt. Von den beiden schon erwähnten Quellthälern abgesehen, heissen die Seitenzweige des Scarlthales: Val Sesvenna
(mit Val dell' Aua) auf der O.-Seite, Val Tavrü und ValMingér-ValForaz auf der W.-Seite. Die kurzen und
wilden Felsenthälchen Val del Poch unter dem Piz Madlain und Trigl zwischen dem Piz Madlain und dem Piz San Jon sind zum Teil
Trockenrinnen. Ein kleiner Quellbach, der am Gehänge über dem LaiNair von Tarasp nach NO. fliesst, stürzt
¶
mehr
unter Avrona in die Clemgiaschluchten hinab. Das gesamte Scarlthal umfasst topographisch 102 km2, wovon etwa 47 auf Weiden, 15 auf
Wald, 37 auf Fels und Schutt und 3 auf Eis (Gletscher von Sesvenna) entfallen. Lauterburg schätzt die mittlere Wassermenge der
Clemgia bei der Alp MingérDadora auf 1,71 m3 in der Sekunde, die gesamte Bruttowasserkraft des Baches
von der Alp Mingér bis zur Mündung auf 11520 PS, die produktive Wasserkraft auf 922 PS. Heute rechnet man noch 1500 Sekundenliter
beim Minimalwasserstand der Clemgia.
Das Elektrizitätswerk Schuls fasst das Wasser etwa 800 m s. der Kraftstation (1193 m) in 1273,6 m Höhe
und leitet es mit einem Gefälle von 1‰ durch einen S.-N. verlaufenden Stollen von 667 m Länge, 2 m Höhe und 1,5 m Breite nach
dem Wasserschloss. Zwischen diesem und dem Maschinenhaus beträgt die Druckhöhe 80 m. Eine Druckleitung von 60 cm Durchmesser
speist zwei Turbinen zu je 225 PS. Bei künftigem weiterem Bedarf kann eine zweite Druckleitung angesetzt
und im Maschinenhaus noch eine 500pferdige Turbine montiert werden.
Das Fahrsträsschen nach Scarl führt von der Innbrücke bei Schuls über das Schuttplateau von Gurleina steil hinan, zieht
dann durch schönen Lärchenwald und gewinnt, das Wiesenidyll San Jon links lassend, die Waldterrasse
von Plan da Fontanas, wo der von Vulpera-Avrona links der Clemgiaschluchten herkommende Fussweg den Scarlbach übersetzt. Durch
spärlichen Wald (Bergföhren, Arven, Legföhren) gelangt man auf die trümmerbedeckte, wilde Höhe und dann beim Crappendos
(«überhängender Fels») vorbei hinab in das enge Felsenthal zwischen den zerrissenen Wänden des PizLavetscha-PizPisoc und dem PizSanJon-Piz Madlain.
Etwa 1 Stunde vor dem Dörfchen Scarl fliesst die intermittierende Johannisquelle (FontanaSan Jon), die am längsten Tag (d. h.
am Johannistag) erscheint und am kürzesten wieder verschwindet, sodass dann das Quellbett trocken liegt. Die Intermittenz
ist in dieser Form angezweifelt und zum Teil bestritten worden, doch ist sicher, dass sie überhaupt
besteht und dass dieser sog. Hungerbrunnen zeitweise vollständig versiegt. Nun setzt man zwischen schauerlichen Felswüsten
einigemale über die Clemgia, worauf sich das einsame, mit Bergföhrengestrüpp bewachsene Val Mingér öffnet, wo 1904 noch
ein Bär geschossen worden ist.
Links von dessen Eingang zweigt sich über der Alp MingérDadora das enge und felsige Val Foraz ab. Von
der rechten Thalseite hängt die wilde Trockenrinne des Val del Poch herab, in dessen Nähe die ehemaligen Bleigruben (silberhaltiger
Bleiglanz und Galmei) am Hang des Mot Madlain liegen. Im sog. Schmelzboden gelangen wir an den für die
Verarbeitung dieser Erze eingerichteten und jetzt verfallenen Hüttenwerken vorbei. Hier mündet der Bach des Val Tavrü;
kurz nachher fliesst der Sesvennabach ein und sind wir in Scarl (1813 m) angelangt.
Von Schuls bis hierher 3 Stunden. Das zu Schuls gehörende Alpendörfchen zählt heute nur noch wenige Häuser, während es
zu Campell's Zeiten (etwa 1570) deren rund 70 hatte. Die Kriegsfurie liess eben im 17. Jahrhundert auch diese Gegend veröden.
Theobald schildert in seinen Naturbildern die Lage von Scarl wie folgt: «Da wo die Bäche von Scarl und Sesvenna sich vereinigen,
liegt ein kleines Dörfchen mit einer weissen Kirche in der Mitte traulich am Fusse der sanft ansteigenden
Gneis- und Verrucanoberge, gegenüber die schroffen Kalkmassen des
Piz Madlain. Als Hintergrund erscheinen innen im Sesvennathal
der Piz Cornet und Cristannes, zwei Kalkberge, deren Schichtensystem bei gewaltig kühnen Umrissen der Bergform so zerrissen
ist, dass ich mich nicht leicht an etwas Aehnliches erinnere.» Eine halbe Stunde oberhalb Scarl hört
der Fahrweg auf, worauf ein Saumpfad nach O. zum Scarljöchl und ein anderer im breiter gewordenen Thal (schöne Arven) durch
die AlpenAstras nach dem Scarlpass leitet (Scarl-Fuldera 3 Stunden und Schuls-SantaMaria im Münsterthal 8 Stunden).
Scarl (1813 m) hat noch etwas Getreidebau und ist mit Samnaun (1846 m) die höchste Stelle, wo im Engadin
und in Graubünden
überhaupt solcher betrieben wird. Die Wälder haben Lärchen, Fichten, Arven(Pinus cembra), Föhren (Pinus silvestris
mit der Abart P. engadinensis), Bergföhren (Pinus montana) und Legföhren (Pinus montana var. uncinata, pumilio und mughus).
Die Flora trägt ostalpinen Charakter. Einige seltene Arten sind: Thalictrum alpinum, Ranunculus rutaefolius,Papaver aurantiacum, Oxytropis sordida, Arabis coerulea, Senecio abrotanifolius,Silenequadrifida, Athamanta hirsuta, Linnaeaborealis, Primula glutinosa (Sesvennastock), Avena distichophylla etc. Die Alpweiden im Scarlthal gehören Schuls, das überhaupt
einen Reichtum daran aufweist, wie wenige Gemeinden Graubündens. Zur Benutzung für das Dorfvieh nebst
Sömmerungsvieh dienen die AlpenSesvenna (2093 m), Tavrü (2117 m), Praditschöl, AstrasDadora und Astras Dadaint (2138 und 2160 m),
TamangurDadora und Tamangur Dadaint (2135 und 2120 m); die Alpen Tablasot (2090 m), Plazér (2097 m), Schambrina (2148 m) und
Mingér (1715 m) werden verpachtet. Die Torflager im obern Scarlthal (Tamangur, Astras und Plazér) sind
wohl die grössten des Unter Engadin.
Sehr kompliziert sind die geologischen Verhältnisse des Scarlthales: der Vordergrund überrascht durch die Zusammendrängung
zahlreicher Gesteinsarten auf geringem Raum und durch tektonische Störungen, der übrige und ausgedehnteste Abschnitt des
Thales durch die Grösse der Störungen und die imposante vertikale Verbreitung der Triasglieder.
An der Ueberschiebungslinie des Innthales stossen gneisähnliche Serizitquarzite und Quarzitphyllite unvermittelt an den
Tonschiefern des Unter Engadin ab und gehen in Muskovitglimmerschiefer und Gneis über.
Zwischen diesen metamorphosierten alten Sedimenten traten beim Bau des Stollens für das Elektrizitätswerk Schuls zahlreiche
Gänge von Saussurit- und Pegmatitglimmergabbro auf. In der sog. Vitriolhöhle an der W.-Seite der Clemgiaschluchten, 10 Minuten
unter dem Plateau von Avrona, verwittert aus dem Sedimentgneis massenhaft Schwefelkies zu Eisensulfat und Eisenhydroxyd. Auf
den Gneis des untern Zuges folgt in grosser Mächtigkeit Serpentin, in welches Gestein die tiefsten und wildesten Bachschluchten
der Clemgia eingeschnitten sind; dann tritt wieder Gneis (mit Granitgängen oder -stöcken) auf, der auf
der linken Bachseite oberhalb Avrona mit grauen Kalkschiefern vielfach verquetscht erscheint; über ihm folgen zu beiden Seiten
paläozoische Schiefer und Kalke in schmalem Band. Hie und da ist in der Umgebung Gneisverrucano vorhanden, dann beginnen
unter mächtiger Schuttbedeckung die Triasglieder vom alpinen Muschelkalk bis zum Hauptdolomit. Die ältern
Schichten der Trias sind zum Teil stark reduziert oder durch Druck und Stauchung zusammen- und auch
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