Doppelfalte» eine einzige grosse
von S. nach N. übergelegte Falte annehmen.
Neuere Untersuchungen haben bewiesen, dass über dem Schichtensystem dieser untersten grossen Glarnerdecke im n. Teil der
Sardonagruppe noch die Reste von zwei oder drei andern Ueberfaltungsdecken liegen, deren Verbreitungsgebiet sich auch noch
in die
Tödigruppe, die
Sihlgruppe und die
Thurgruppe erstreckt. So ruhen die schönen Falten von
Mürtschenstock,
Fronalpstock und
Neuenkamm mit anormalem Kontakt auf den verschiedensten Schichten der Glarnerdecke, und zwar im Gebiet von
Schild und
Fronalpstock auf dem Eozän, im
Murgthal auf Rötidolomit, s. von
Mühlehorn auf Dogger und Malm.
Die Basis dieser Mürtschendecke wird stellenweise durch Verrucano
(Fronalpstock,
Murtschenstock,
Murgthal),
stellenweise durch die Trias gebildet. Auf dem Eozän, mit dem die Mürtschendecke auf dem NW.-Abhang des
Neuenkamm abschliesst,
schwimmt eine Scholle von Valangien und Neocom als Ueberrest einer neuen, höhern Ueberfaltungsdecke, deren Hauptmasse jedoch
ausserhalb der Sardonagruppe liegt; sie baut die obern Teile der
Wiggis- und der Churfirstenkette und
das Faltensystem des
Säntis auf und kann die Säntisdecke genannt werden. Endlich sprechen manche Erscheinungen dafür, dass
die Liasgipfel des Magereugebietes durch eine Ueberschiebungsfläche von ihrer Trias- und Verrucanounterlage getrennt werden.
Wahrscheinlich gehören sie einer Ueberfaltungsdecke an, die sich zwischen die Mürtschendecke und die Säntisdecke hineinschiebt
und w. vom
Linththal einen Hauptanteil am Aufbau der Glärnischkette nimmt.
Es ist eine tektonische Eigentümlichkeit der Sardonagruppe, dass die Schichten aller Ueberfaltungsdecken nicht nur südwärts
gegen das Bündner
Rheinthal, sondern auch westwärts gegen das
Linththal, nordwärts gegen den
Walensee und ostwärts gegen
das St.
GallerRheinthal sich senken. Daraus erklärt sich zunächst die früher hervorgehobene Tatsache,
dass in allen Ketten die gegen die Peripherie der Gebirgsgruppe gerichtete Abdachung auffällig flacher ist als die gegen
das Zentrum gewendete; ferner sind infolgedessen ö. vom
Rheinthal die Ueberfaltungsdecken der
Glarner Alpen unter der Falknis-
und der Rätikondecke verschwunden.
Während ein ganzer Kranz von volkreichen Ortschaften die Sardonagruppe umgibt, ist ihr Inneres sehr
wenig bewohnt; von den vielen Thälern, welche sie durchziehen, weisen blos die beiden am tiefsten eingeschnittenen, das
Tamina-Calfeisenthal und das
Weisstannenthal, einige ständig bewohnte Dörfchen und
Weiler auf. Abgesehen von den Teilen des
Gebirges, die in der Nähe der grossen Kurorte und Fremdenzentren
Ragaz,
Chur und
Flims liegen, spielt die
Sardonagruppe in Bezug auf Touristik und Fremdenverkehr keine sehr bedeutende
Rolle; doch ist ihr Besuch seit einer Reihe
von Jahren in sichtlicher Zunahme begriffen.
Die Besteigung der Hochgipfel ist durch Errichtung von Klubhütten (Calandahütte,
Segneshütte,
Sardonahütte im
Hintergrund
des Calfeisenthales,Spitzmeilenhütte auf
Matossa-Mad) und Unterkunftslokalen in Alphütten (auf den
Alpen
Lasa und Gaffia in den
GrauenHörnern und auf
Schräa-Wiesli am
Ringelspitz) erleichtert worden. Die kürzlich eröffnete Sernfthalbahn
und die vielen kleinen Kurhäuser, die in den letzten Jahren auf den aussichtsreichen Terrassen über dem
Walensee und dem
Seezthal entstanden sind, tragen auch dazu bei, dem Gebiete stärkeren Besuch zuzuführen. Als lohnende
Aussichtspunkte erfreuen sich besonderer Beliebtheit der
Calanda, der
Tschepp, der
Fronalpstock, der
Schild; unter den Thälern
üben das
Tamina- und Calfeisenthal und das
Murgthal eine grosse Anziehungskraft aus. Die am meisten besuchte Naturmerkwürdigkeit
der ganzen Gebirgsgruppe ist die Taminaschlucht bei
Pfäfers.
2240 m. Klubhütte des S. A. C., im
Hintergrund des Calfeisenthales auf einer schmalen
Terrasse an dem steilen Abhang unter dem mittleren Teil des
Sardonagletschers;
6 Stunden w.
Vättis. Es ist ein 1898 von der
SektionSt. Gallen
des S. A. C. erstellter Holzbau, der für 23 Personen Unterkunft bietet.
Die
Hütte ist bewirtschaftet
und wird jährlich von 150-180 Personen besucht.
Sie dient als Ausgangspunkt für die Besteigung der Gipfel der
Sardona- und
der Ringelspitzkette und für den Uebergang aus dem Calfeisenthal nach
Flims,
Trins,
Elm und
Weisstannen.
Ueber dieses Firnjoch
gelangt man aus dem
Hintergrund des Calfeisenthales in den oberen Teil des Segnesthales und von dort nach
Flims oder über den
Segnespass nach
Elm.
entspringt an der
Kastenegg
(W.-Hang des
Etzel), fliesst über
Baumen und
Brand
zuerst nach NW., wendet sich bei
Fälmis nach NO., durchzieht dann das Sumpfland zwischen
Pfäffikon und
Freienbach und mündet
nach 6 km langem
Lauf zwischen den beiden genannten Orten von links in den
Zürichsee.
Heisst im Oberlauf
Würzbach und im Mittellauf
Eulenbach.
Wird von der Strasse
Freienbach-Pfäffikon und tiefer unten von der linksufrigen Zürichseebahn
überbrückt.
Gegen O. senken sich die
Berge zum breiten
Rheinthal und im N. zum Thal der
Seez. Die Wasserscheide zwischen diesen beiden Thälern
liegt kaum einige Meter höher als die Thalböden, ist also eine scharf ausgebildete sog. Thalwasserscheide. Dies sowie die
bedeutende Breite der beiden Thalböden (2-8 km) zeigt, dass an dieser Stelle einst
Rhein- und Linthgletscher
miteinander verschmolzen und nach dem Rückzug der
Gletscher das Linthgebiet
(Walensee) mit dem Rheingebiet
(Bodensee) in Verbindung
gestanden hat. Von den Hochwassern des
Rhein wird auch das
Seezthal stark bedroht, so dass zu gleicher Zeit mit der
Rheinkorrektion von
Ragaz bis unterhalb Sargans auch die
Sar und
Seez nebst ihren Nebenadern verbaut worden sind. Alle diese
Flusskorrektions- und Verbauungsarbeiten haben die einst versumpften
Thäler zum grossen Teil urbar gemacht und zugleich deren
sanitäre Verhältnisse bedeutend
¶
mehr
gebessert. (Vergl. die Art. Rhein, Sar, Seez). Der W.-Hang der Alvierkette und der S.-Hang der Churfirsten brechen steil ab, so
dass an ihnen nur wenige grössere Alpweiden auf Terrassen Platz finden. Die einzigen grössern Weide- und Kulturflächen
bilden hier die Palfriesalp am Alvier und der Walenstadter Berg an den Churfirsten. Sanfter und stärker
gegliedert sind dagegen der O.- und NO.-Abfall der genannten Ketten. Ausser der Tamina und der Seez haben sich in dem Bergland
von Sargans der starken Neigung der Hänge wegen nur noch Wildbäche von geringerer Länge entwickeln können.
Dafür treten diese aber sehr zahlreich auf und können bei Hochwasser beträchtliche Wassermengen führen,
wobei sie dann (bei der Schneeschmelze und nach starken Regengüssen) prachtvolle Wasserfälle bilden. Vom NO.-Hang der Grauen Hörner
kommen der Saschielbach, Krinnenbach, Sarbach und Schrabach herab, die alle im Unterlauf kanalisiert sind und sich in dem gegen
N. zum Rhein ziehenden Sarkanal sammeln. Zum Walensee gehen der Lauibach, Kammenbach, Rütibach, Thalbach
und die Murg.
Neben dem Walensee finden wir im Bezirk noch eine Reihe von kleinen Bergseen, wie Viltersersee, Wangsersee, Schwarzsee, Schottensee,
die Murgseen. Diesem reichen hydrographischen Netz entspricht auch eine grosse Mannigfaltigkeit der Thalbildung. Die bedeutendsten
der Thalfurchen sind das Calfeisen-, Tamina-, Kunkels-, Weisstannen- und Murgthal. Die Sohlen des Rhein- und
des Seezthales sind trotz der ausgeführten Korrektionen und Entwässerungsarbeiten immer noch auf grosse Strecken mit Kiesen
und Schottern überführt und weisen noch weite Sumpfflächen auf, die nur Streue liefern. An den tiefer gelegenen Gehängen
gedeihen Obstbäume und die Weinrebe (98,6 ha Rebland).
Die bekanntesten und beliebtesten Weinsorten sind die von Quinten, Walenstadt, Flums, Mels, Sargans, Vilters,
Wangs und Ragaz. In den Thalsohlen baut man vorzüglich Mais, Kartoffeln und Gemüse. Höher oben liegen schöne Wiesen und grosse
Waldungen, und in der eigentlichen Bergregion finden sich zahlreiche ausgedehnte Alpweiden. In der rationellen Ausnutzung
des Bodens und in dessen Urbarisierung hat man durch beträchtliche Meliorationsarbeiten (Verbauung von
Wildbächen, Wegverbesserungen, Entwässerungs- und Bewässerungsanlagen) grosse Fortschritte erzielt.
Haupterwerbszweige der Bewohner sind immer noch Viehzucht und Alpwirtschaft. Genossenschafts- und Korporationskäsereien
bestehen im Bezirk nicht. Die Gebirgsregion weist zwar beträchtliche unproduktive Flächen (Fels und Firn) auf, zieht aber
dafür von Jahr zu Jahr mehr Touristen an. Hier oben ist auch die Jagd noch ergibig. In den GrauenHörnern
existiert ein Schongebiet für Gemsen. Fischfang im Walensee und in den Bergbächen (Forellen). Schieferbrüche und
Krystallhöhlen
im Taminathal, Marmorbrüche in den GrauenHörnern, ein Bruch auf Mühlsteine bei Mels, Steinbrüche verschiedener Art an
andern Orten.
Das Eisenerzbergwerk am Gonzen bei Sargans ist wie die Eisenschmelze in Plons bei Mels eingegangen. Die Mehrzahl der Ortschaften
hat industrielle Tätigkeit: Baumwollwebereien und -spinnereien in Mels, Flums, Walenstadt;
Zwei reformierte Pfarreien: Ragaz und Walenstadt. Die bedeutenderen Ortschaften liegen alle in der Ebene. Die Leute des St.
GallerOberlandes sind von südländisch lebhaftem Temperament, intelligent und überlegend, gute Patrioten und sehr freiheitsliebend.
An den Berghängen und auf den Terrassen herrscht Einzelsiedelung in zahlreichen kleinen Häusergruppen und isolierten Höfen.
Die Thäler werden von schönen und gut unterhaltenen Strassen durchzogen. Sargans ist der Knotenpunkt
der von Zürich
und Rorschach her nach Chur¶
mehr
ziehenden Bahnlinien. Ein Dampfschiffsbetrieb auf dem Walensee existiert nicht mehr, seitdem das kleine Dampfboot Delphin 1851 in
einer Sturmnacht untergegangen ist; den Touristen steht heute für Ausflüge auf dem See ein in Weesen stationiertes elektrisches
Boot zur Verfügung. Während dem N.-Ufer des Sees keine durchgehende Strasse folgt, wird dessen S.-Ufer
durch eine solche und die Bahnlinie Weesen-Walenstadt bedient. Drahtseilbahn von Ragaz zum SchlossWartenstein hinauf.
Poststrassen gehen bis Vättis im Taminathal und bis Weisstannenim Thal gleichen Namens. Der heutige Bezirk gehörte einst
zu Rätien und kam dann an die Grafen von Montfort, die diese ihre Grafschaft 1406 zusammen mit Wartau im
Werdenberg an den Grafen Friedrich von Toggenburg verpfändeten. Nach dem Tod des letzten Grafen von Toggenburg entspann sich
um dessen Erbfolge der langwierige alte Zürichkrieg, der 1446 mit der Schlacht bei Ragaz sein Ende fand. Damit wurde die
Grafschaft Sargans gemeinsames Untertanenland der acht alten Orte (Kantone), die abwechselnd einen
auf dem Schloss Sargans residierenden Landvogt ernannten.
Während diesem die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit zustand, übten die niedere Gerichtsbarkeit für Flums, Weisstannen,
Mels, Bärschis, Vilters und Sargans Land das sog. Land- und zwei Wochengerichte, für Ragaz, Pfäfers, Valens und Vättis das Kloster
Pfäfers, für die Städte Walenstadt und Sargans deren Räte und Schultheiss und für die Walenseeufer
(Murg, Terzen, Quarten, Quinten) der Landvogt von Gaster aus. Mit Ausnahme der Bürger der beiden kleinen Städte waren alle Leute
der Landvogtei Leibeigene.
Die Reformation fand fast im ganzen Land Eingang, wurde aber nach der Schlacht von Kappel wieder vom alten
Glauben verdrängt. Ein von der helvetischen Regierung 1798 aufgestelltes Projekt, einen eigenen Kanton Sargans (mit dem
Rheinthal, Sax, Gams, Werdenberg-Wartau, Sargans, Gaster, Uznach, Rapperswil und der jetzt schwyzerischen March) zu schaffen, wurde
nicht ausgeführt, worauf das Sarganserland zunächst zum Kanton Linth kam und dann 1803 trotz dem Widerspruch seiner Bewohner
dem neuen Kanton St. Gallen
angegliedert wurde. Der damals auch Werdenberg, Sax und Gams umfassende Bezirk suchte unter dem Einfluss von Gallati
1814, sich an den Kanton Glarus
anzuschliessen, wurde aber durch die von der eidgenössischen Tagsatzung unterstützte Regierung von
St. Gallen
an diesem Vorhaben verhindert. 1831 erhielt der Bezirk seinen heutigen Umfang. Ein alter Brauch im Sarganserland
ist das sog. Mailäuten, d. h. das Läuten aller Glocken um Mitternacht des 30. April.
Bibliographie;
Fäh, Franz. Aus der Geschichte der GemeindeWalenstadtund des Sarganserlandes.Walenstadt 1900; Kaiser, Fl. Sarganserland,Festschrift zur Säkularfeier.Ragaz 1898; Heule, A. VomWalenseezurTamina. Glarus
1903.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans). 510 m. Gem. und kleine, von einer alten Burg beherrschte Stadt, Hauptort des Bezirkes Sargans,
im Winkel zwischen dem Seez- und dem Rheinthal, links vom Rhein u. am S.-Fuss des Gonzen. 25 km nnw. Chur und 42 km s. St. Gallen.
Station der Linien von Zürich
und Rorschach nach Chur. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Vilters. Gemeinde, mit Vild,
Ratell, Rod, Splee, Riet, Farb, Töbeli und Schwefelbad: 181 Häuser, 931
zur Mehrzahl kathol. Ew.; Stadt: 82 Häuser, 446 Ew. Katholische
Pfarrei. Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind Acker-, Obst- und Weinbau. Die industrielle Tätigkeit
ist wenig bedeutend. Früher baute man am Gonzen Eisenerz ab und bestanden in der Stadt eine Bierbrauerei und eine grosse
Kochherdfabrik. Heute hat Sargans neben den gewöhnlichen Kleinhandwerksbetrieben eine Fabrik für chemische Produkte. Gasthöfe.
Ehemaliges Schwefelbad.
Das alte Städtchen liegt malerisch am Fuss des schroff aufstrebenden Gonzen und mitten in einem wahren
Wald von Obstbäumen. Unter der Stadt steht auf einer Anhöhe das alte und historisch bedeutsame Schloss. Die erste Anlage
des Ortes befand sich anfänglich in den ö. vom Städtchen an der Strasse nach Trübbach gelegenen Malervagütern. Nachgrabungen
haben dann Ueberreste römischer Bauten aufgedeckt und den Nachweis gebracht, dass sich an und auf dem
die Gegend beherrschenden Felshügel schon die ältesten Völker angesiedelt hatten.
Noch heute sind Ueberreste der ehemaligen Römerstrasse von Zürich
her an der sagenreichen Passatiwand, sowie über dem Schollberg
sichtbar. Die häufigen Rheinüberschwemmungen nötigten die Bewohner dann, das Städtchen an die Stelle zu
verlegen, wo wir es heute finden. Mit dem Aufblühen des Rittertums kam es unter die Botmässigkeit der Besitzer des Grafenschlosses.
Stadt und Schloss sind sehr alt, doch kann die Zeit ihrer Entstehung nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Im 11. Jahrhundert:
Senegaunis;
1228: Sargans, Sargannes;
1257: Sangans;
später Sanegans, Sandgans, Santgans, Sanganss,
Salgansz.
Der Name hängt unzweifelhaft mit dem Namen des WildbachesSar (s. diesen Art.) zusammen, der am Fuss des Städtchens
vorbeifliesst. Am legte eine Feuersbrunst 121 Firste in Asche und verschonte blos die Kirche und Kaplanei. Mauern
und Tore, die ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen waren, wurden nicht wieder aufgebaut. Im Chor
der sehenswerten Pfarrkirche befindet sich die Gruft, in der die Grafen von Sargans mit Schild und Wehr beigesetzt wurden;
drei Altäre aus schwarzem Marmor.
Der Kirchturm steht auf einem Sandhügel und ist kaum 30 cm tief im Boden fundiert; er enthält eine alte
Glocke, die sog. Rheinglocke, die schon im Jahr 1050 durchs Thal geklungen haben soll. Sekundarschule. Mehrere gemeinnützige
und wohltätige Vereine. Heimat der beiden Geschichtsforscher Dr. Henne und Dr. Henne-Am Rhyn und des Zeichners Albrecht.
Aus dem Städtchen führt ein steiler aber gut gangbarer Weg nach einer romantisch angelegten Steintreppe, der
sog. Rankstiege, hinauf und über diese zum Schloss, das seit dem Uebergang an die 8 alten Orte der Eidgenossen von diesen
während 339 Jahren als Residenz der jeweiligen Landvögte benutzt worden ist. 1798 wurde es Staatseigentum, 1830 verkaufte
man es an einen in Chur wohnenden Grafen von Toggenburg, und 1899 kam es von dessen Nachkommen um die Kaufsumme
von 80000 Fr. an die Stadtgemeinde Sargans, die es mit Hilfe des Vereins für Erhaltung schweizerischer Kunstdenkmäler würdig
restaurieren liess. Es enthält als Sehenswürdigkeiten einen prächtigen Rittersaal mit einer Waffensammlung und den Wappen
sämtlicher (180) ehemaligen Landvögte, eine Herrenstube, eine altertümliche Küche, eine kleine Kapelle
und unterirdische Verliesse. Von der Platform
¶
mehr
beim 34 m hohen Schlossturm geniesst man eine unvergleichlich schöne Rundsicht auf die Ebene, den Rhein und die Berge. Im Sommer
wird jetzt hier oben eine Gastwirtschaft betrieben. Schöne Spaziergänge und Ausflüge (Splee- oder Stefanskapelle, WaldHölzli,
Riedliquelle, Hinteregg und Walserberge, Bergwerk Gonzen etc.). Vorhistorische Eisenerzmine am Gonzen, deren alte
Stollen heute noch sichtbar sind; Funde von Bronzegegenständen in Vild und an der Passatiwand, Römersiedelungen in Malerva
u. Ratell, römischer Wachtturm bei Castels. Ueber die geschichtlichen Verhältnisse vergl. den Art. Sargans (Bezirk).
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
485 m. 3,4 km lange und 2,6 km breite Alluvialebene ö. der Strasse Sargans-Rheinthal-Rorschach.
War vor der Korrektion des Rhein und der Sar ein weites Sumpfgebiet, das jetzt allmählig der Kultur zurückgewonnen
und von der Bahnlinie nach Rorschach durchzogen wird.
(Kt. Aargau,
Bez. Bremgarten).
537 m. Gem. und Pfarrdorf, auf dem Rücken zwischen dem Thal der Bünz und dem
Seethal und 5 km sw. der Station Wohlen der Linie AarauLenzburg-Rotkreuz. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Wohlen-Meisterschwanden. 163 Häuser, 1212 kathol.
Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Käserei. Strohflechterei und -färberei; eine Strohwarenfabrik. Säge.
Seidenmakler. Stickereien, Herstellung von künstlichen Blumen. Zwei Mühlen. Steinbrüche. 1173: Sarmensdorf;
1305: Sarmarsdorf, d. h. Dorf des Sarmar. Heimat des Staatsmannes und Seminardirektors Augustin Keller (1805-1883).
Grabhügel
im Vorhau und im Balzimoos;
«Heidenhügel» mit einem Schutzgraben;
Römersiedelung im Murimoos.
Alemannengräber über dem
Schiessplatz, auf dem Leuenbühl und im Dorf.
Vergl. die Dorfchronik von Sarmensdorf (in der Argovia.
Bd 3 und 4).
Zum sog. «Freiteil» gehören Dorf, Bizighofen und Kilchhofen
(oder Kirchhofen). Wer Freiteiler ist und an diesen Orten wohnt, hat Anteil an den Gemeingütern der Freiteil-Genossenschaft.
Früher waren diese Orte wenig bewohnt, weshalb der Freiteil blos 1/18 der Steuern und Abgaben zu entrichten hatte. Da dann
Bevölkerung und Wohlstand immer mehr zunahmen, waren diese Orte nahezu steuerfrei, woraus der Name «Freiteil»
zu erklären sein dürfte. Heute besteht ein Unterschied in der Besteuerung nicht mehr.
Elektrisches Licht und Wasserversorgung. In der Gemeinde sind 21 Alpen. Die Teilsame Kägiswil ist Eigentümerin der Alp Spiss
in Beckenried, und der Teilsame Schwendi und Privaten gehören Alpen in Kerns, Giswil und im Entlebuch. Ackerbau,
Viehzucht und Milchwirtschaft. Strohhutfabrikation und Seidenweberei bilden blühende Hausindustrien. Fremdenindustrie, Parkettfabrik
und Baugeschäft auf der Gige in Kägiswil. Kantonale Lehranstalt mit Realschule, Gymnasium und Lyzeum (zusammen etwa 250 Zöglinge).
Kantonsbibliothek im Kollegium. Sekundarschule für Mädchen. Trinkerheilanstalt «von
der Flüh» mit etwa 35 Pensionären beiderlei Geschlechts. Naturheilanstalt «Friedenfels».
Kantonsspital. Zuchthaus. Waisenhaus. Die aus 1036 stammende alte Kirche wurde 1740 durch das jetzige Gotteshaus ersetzt,
das Gemälde von Paul Deschwanden und Heinrich Kaiser, sowie Statuen von Bildhauer Kuster enthält. 1784 wurde der Turm bis
auf den ersten Absatz niedergerissen und ein neuer Turm mit einer Kuppel gebaut. 1881 haute man einen
zweiten Turm, worin das Gemeindearchiv untergebracht ist.
Das Beinhaus stammt aus 1501 und wurde 1886 gelungen renoviert. In ihm befindet sich eine kunstvolle Holzmosaikdecke von
Peter Tischmacher von Uri,
der auch für die Kirche in Kerns, für die Kapelle im Mösli und für die grössere
Ranftkapelle gearbeitet hat. Ein altes Gemälde der 14 Nothelfer soll von Wolgemuth gemalt sein. Benediktiner-Frauenkloster, 1022 von
Konrad von Seldenbüren in Engelberg gestiftet und 1615 nach Sarnen verlegt, wo ihm 1617 sein jetziges Gebäude errichtet
wurde. Kapuzinerkloster, 1642 gegründet, 1742 neu gebaut, 1895 abgebrannt und dann sofort wieder neu erstellt.
Das erste Rathaus 1418, das zweite 1551 und das jetzige 1729 von Baumeister Johann Georg Urban (aus Basel)
erbaut. Im Ratssaal befinden
sich ein Bruder Klaus vom Maler Wyrsch und die Porträts der meisten Landammänner der letzten 3 Jahrhunderte. Im Rathaus wird
auch ein Teil des Staatsarchives aufbewahrt und steht das
¶
mehr
Relief von Ingenieur Joachim Eugen Müller und das Relief der Zentralschweiz von Ingenieur Xav. Imfeld. Sw. vom Rathaus steht
der sog. Hexenturm, worin früher der Schatz und das Staatsarchiv aufbewahrt und die Hexen und andere verdächtige Leute
eingesperrt wurden. Jetzt werden in ihm die historisch-antiquarischen Sammlungen und ein Teil des Staatsarchives
aufbewahrt. Auf dem Landenberg ob dem Dorf befinden sich das Zeughaus und die Schiessstätte. Am wurde beschlossen,
dass die jährliche gewöhnliche Landsgemeinde auf dem Landenberg gehalten werde, während sie vorher auf der Tanzlaube oder
im ersten Ring des Rathauses sich versammelt hatte. Um 900: Sarnono; 1036: Sarnuna. Im Schwandbach wurde
ein Quarzit von Faustgrösse mit künstlich durchbohrtem Loch, bei Wilen ein Steinbeil, in der Schwendi ein Speer oder Wurfspiess
aus der Bronzezeit und bei Kirchhofen römische Münzen gefunden.
Fund einer Lampe und eines Tränenkruges aus der Römerzeit beim Bau eines Hauses am Landenberg. Sarnen ist
die Heimat des Feldmarschalls Wolfgang Ignaz Wirz von Rudenz († zu Neapel 1774) und seines Sohnes Feldmarschall Jos. Ign.
Wirz († zu Orbitello 1792). Hier wohnten auch die vielen Landammänner aus der vornehmen Familie Wirz, sowie Landammann
Dr. Simon Etlin und P. Nikolaus Imfeld. Abt des KlostersEinsiedeln, der für die bauliche Entwicklung
des Klosters und seiner Kirche weit mehr leistete als irgend einer seiner Vorgänger.
Heimat und Wohnort des Kunstmalers Anton Stockmann und Heimat des in Zürich
ansässigen Ingenieur-Topographen Xaver Imfeld. Bis 1899 lieferten
dem Dorf Sarnen einzig die Flühliquellen bei Kirchhofen das (heute noch die öffentlichen Brunnen speisende)
Wasser, während man seither auch noch die Quellen auf der Grubermatt (1020 m) gefasst und in den Ort geleitet hat. Sarnen
steht auf der Alluvialebene zwischen den beiden einst zusammenhängenden Seen von Sarnen und Alpnach, die von der Schlieren
und der Melchaa angeschwemmt worden ist. Vergl. Küchler, Ant. Chronikvon Sarnen. Sarnen 1895; Frohgemuth,
Hilarius. Sarnen mit Umgebung.Luzern
1903; Durrer, Rob. Die Burg Sarnen (im Anzeiger für schweiz. Altertumskunde. 1896).
(Kt. Obwalden).
473 m. See im mittleren Abschnitt des Thales der SarnerAa, die im Unterlauf kanalisiert
ist und in die Alpnacher Bucht des Vierwaldstättersees mündet. 5,9 km lang, im Maximum 1,6 km und im Mittel 1,3 km breit;
Fläche 7,63 km2. Der Sarnersee bildete einst ohne Zweifel den obersten Abschnitt der Alpnacher Bucht und wurde dann von
dieser getrennt durch die von der Grossen Schlieren und von der Melchaa angeschwemmten Geschiebe, aus denen
die jetzige Alluvialebene zwischen den
beiden Wasserbecken besteht.
Dadurch ist zugleich der Spiegel des Sarnersees um 36 m höher gelegt worden. Es ist dies in grösserem Massstab der gleiche
Vorgang, der auch die Ebene des Bödeli zwischen dem Brienzer- und dem Thunersee geschaffen hat. Die grösste
Tiefe des Sarnersees beträgt heute 52 m. Sieht man von der jedenfalls beträchtlichen Schlammablagerung am Seegrund
ab, die seit der Trennung des Sees von der Alpnacherbucht stattgefunden haben muss, so betrug also die ursprüngliche Tiefe
der später zum Sarnersee gewordenen Bucht blos 16 m, womit zugleich gesagt ist, dass diese Bucht (abgesehen
natürlich von dem heute verlandeten Verbindungsstück) eine beträchtlich geringere Fläche umfasst hat als der heutige
See.
Dieser zeigt einen einfach gebildeten Umfang ohne nennenswerte Einbuchtungen und enthält auch keine Insel. Hauptzufluss ist
die aus dem Lungernsee kommende Aa, die nahe ihrer Mündung die zwei stark geschiebeführenden WildbacheKleine Melchaa (aus dem Kleinen Melchthal) und Lauibach aufnimmt. Der gemeinsame Lauf der drei Gewässer ist bis zum See kanalisiert
und eingedämmt, wodurch Ueberschwemmungen verhütet und die geregelte Abfuhr der Geschiebe in das Seebecken gesichert werden.
Von rechts erhält der See ausser 5 kleinen und wenig Geschiebe führenden Wildbächen (Weidenbach, Meienbach,
Erlenbach, Ettisriederbach und Dorfbach) als bedeutendsten Zufluss überhaupt die aus dem tief eingeschnittenen Melchthal herabkommende
Melchaa, die bis 1880 die Ebene von Sarnen durchfloss und erst unterhalb des OrtesSarnen, den sie oft mit ihren Hochwassern bedrohte,
sich mit der SarnerAa vereinigte. Seither hat man sie abgelenkt und durch einen 1 km langen Kanal direkt
in den See geleitet, in den sie nun nahe dem kleinen Galgenbächli mündet.
Sie hat mit ihren mächtigen Geschiebemassen schon während dieser kurzen Zeit ein ansehnliches Delta in den See hinausgebaut.
Von links erhält der See den Forstbach, Gorisbach (mit Schleimbach), Schwandbach (Mühlebach) und Blattibach,
die alle reich an Geschieben sind. Der Forstbach teilt sich nahe seiner Mündung in mehrere Arme, die über den vom Bach selbst
aufgeschütteten grossen und mit ansehnlichen Steinen übersäten Schuttkegel abfliessen. Am rechten Seeufer steht hauptsächlich
Kalkgestein (Nummulitenkalk und Kreide) an, während die Gehänge links vom See aus Flysch bestehen und
mit mächtigen Decken von Moränen- und Wildbachschutt überführt sind. Die Höhe des Seespiegels kann je nach der Jahreszeit
bis um 1,7 m schwanken. Den höchsten Wasserstand erreicht er zur Zeit der Schneeschmelze im April und Mai, den niedrigsten
im Winter. Der See friert nur in sehr kalten Wintern vollständig zu, indem er sich zuerst im N. mit Eis überzieht, das allmählig
immer weiter nach S. ausgreift, während das Auftauen in
¶
mehr
umgekehrter Richtung vor sich geht. Föhnwetter kann dagegen das Eis in wenigen Stunden brechen. Vollständig zugefroren war
der See (gewöhnlich von Januar bis März) z. B. 1890/91 während 51, 1892/93 während 19, 1893/94 während 34 und 1894/95
während 52 Tagen. Die Durchsichtigkeit des Wassers ist wegen der beständigen Trübung durch die von
den Wildbächen hergeführten Sinkstoffe nur gering; seine Farbe ist hellblau (Nummern 4-5 der Forel'schen Skala). Der Seeboden
ist nahezu flach.
Schilf, Binsen und zahlreiche Wasserrosen umrahmen das Seebecken und reichen besonders im S., NW. und NO. weit ins offene
Wasser hinaus. Im Sarnersee leben (nach Prof. Heuscher) 19 Fischarten, von denen einige allerdings
nur in wenigen Exemplaren vertreten sind. Für den Fischfang sind am bedeutendsten der Hecht, die Seeforelle, die Trüsche,
^[Ergänzung: der Balchen.] der Barsch, der Rotten, der Brachsen und der Met. Intensiver Fischfang wird auf dem Sarnersee
aber nicht betrieben. Um den See gruppiert sich eine Reihe von Ortschaften, von denen der FleckenSarnen
am N.-Ende liegt, während sich die übrigen Siedelungen längs dem rechten Ufer (Sachseln, Ettiswil, Eiwil) und längs dem
linken Ufer (Kirchhofen, Wilen und Ober Wilen) aufreihen. S. vom See liegen Giswil und Grossteil.
536 m. Gruppe von 7 Häusern, am rechten Ufer des hier durch Felsen
fliessenden Cassarate und 11 km n. Lugano. 18 kathol. Ew. Kirchgemeinde Tesserete.
Acker- und Wiesenbau, Viehzucht.
Heimat des
Architekten Francesco Meneghelli (1804-1876), der lange Zeit in Triest lebte und dort die schönsten der öffentlichen Bauten
aufführte.
Ganz nahe Sarone steht eine den h. Matteo und Maurizio geweihte Kapelle, die eines der ältesten
Gotteshäuser der Gegend ist und wertvolle Fresken aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts enthält.
Steigt vom kleinen Vadret Mondin gegen N. und dann gegen WNW. ab und wird im W. von der die Punkte 2863 und 2735 m tragenden
Felsrippe, an der O.- und N.-Seite von den wilden Gräten der Ruina Cotschna begrenzt.
Schutterfüllte Erosionsfurche,
an deren Mündung sich spärliche Waldreste und Alpweiden befinden.
Von St. Antönien-Partnun, vom Plassecken-
und Grubenpass, von der Tilisunahütte des Deutschen und österreichischen Alpenvereins und von der österreichischen Seite
her zu erreichen, aber gleich dem weiter s. gelegenen Viereckerpass nicht so häufig benutzt wie das St.
Antönierjoch.
Der Sarotlapass ist für die Touristen heute mit Wegmarkierung versehen.
2562 und 2544 m (oder 2568 und 2554 m nach den neuesten Messungen).
Spitzen der
schon zum Silvrettamassiv gehörigen krystallinen Madrishornkette im ö. Rätikon, auf der Landesgrenze zwischen der Schweiz
und Oesterreich und 1,6-1,8 km sö. der Scheienfluh (2630 m), die aus Kalken und Dolomiten der Trias und des Jura besteht.
An der SW.-Seite der Sarotlapass und im NW. in weniger als 1 km Entfernung der Plasseckenpass.
Die aus Hornblendeschiefer und
Gneis bestehenden Kämme und Gipfel der Sarotlaspitzen bilden mit ihrer düstern und dunkeln Farbe einen
auffallenden Gegensatz zu den hellen Kalk- und Dolomitwällen der Scheienfluh und Mittelfluh, von denen sie nur durch wenig
tiefe Einsattelungen getrennt sind.
Mit der Thalstrasse durch einen beim Weiler Le Liappey abzweigenden Fussweg verbunden, der nahe dem Dorf
den hier einen schönen Fall bildenden Wildbach von Sarrayer überschreitet. 49 Häuser, 377 kathol. Ew. Kirchgemeinde Bagnes.