Kanton Sankt Gallen
Lief. 165.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 7° 0’ O; 47° 20’ N; 1:420000]
GESCHICHTSKARTE
▓ Territorium der alten Abtei St. Gallen
▒ Gemeinsame Untertanenländer bis 1798
▬ Grenze der Kantone Linth und Säntis (1798-1803)
V. ATTINGER SC.
KANTON SANKT GALLEN ¶
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Bezug auf die Zusammensetzung zwei Hauptarten unterscheiden, nämlich kalkreicher Sandstein oder Kalksandstein (Schlämmprodukt der Kalknagelfluh) und silikatreicher (granitischer) Sandstein (Schlämmprodukt der bunten Nagelfluh). Der Kalksandstein, auch etwa subalpine Molasse oder Appenzellersandstein genannt, reicht nicht weiter n. als bis zur grossen nördlichen Antiklinale. Der silikatreiche (granitische) Sandstein, mit zahlreichen roten Feldspatkörnchen, oft auch mit vielen dunkeln Körnern, ist am besten entwickelt zwischen der n. Antiklinale und der Nagelfluhzone St. Gallen-Hörnli in einer kaum 2 km breiten Zone, die sich von St. Margrethen im Rheinthal bis nach Bollingen am Zürichsee verfolgen lässt.
Vorzüglicher Baustein Steinbrüche bei St. Margrethen, Peterzell, Wattwil, Bildhaus am Ricken, Uznaberg, Bollingen. Als weitere Abänderung ist zu nennen der ebenfalls geschätzte, schon der Meeresmolasse angehörende Plattensandstein, der bei St. Gallen, namentlich aber bei Staad und Wienachten in zahlreichen Brüchen ausgebeutet wird. Zahlreiche Uebergänge zwischen Sandstein und Mergeln (Mergelmolasse, Schiefermergel etc.). Typische Knauermolasse ist selten. In jeder Hinsicht von besonderem Interesse ist die Seelaffe (subalpiner Muschelsandstein), ein äusserst hartes und zähes, blaugraues, grobkörniges, in Säure fast vollständig sich auflösendes Trümmergestein, das zahlreiche Muscheltrümmer (namentlich von Austern und Cardien), daneben auch Haifischzähne enthält. Die Seelaffe gehört schon der tieferen Abteilung der Meeresmolasse an, liegt jedoch noch über der Zone der Platten von Buchen und Wienachten und lässt sich aus dieser Gegend über den Rossbühl bis zur Martinsbrücke an der Goldach, ja in etwas veränderter Fades vielleicht bis an die Urnäsch verfolgen.
Die am wenigsten widerstandsfähige Felsart des Molassegebietes sind die Mergel. Für die untere und obere Süsswassermolasse rechtfertigen die gelbliche, rötlichgelbe, rote, violette, graue, gelblichgraue, schwärzliche, grünliche und bläuliche Farbe vollauf den Namen «bunte Mergel». Im Gegensatz hiezu sind die Mergel der Meeresmolasse fast stets blaugrau.
Die Kalkeinlagerungen sind für unser Molassegebiet nur von sehr untergeordneter Bedeutung. Kohlenvorkommnisse (Braunkohle, Pechkohle) sind ziemlich häufig, aber nur selten von überhaupt nennenswerter Mächtigkeit und Ausdehnung. Es sind folgende Oertlichkeiten zu nennen: Rufi im Gaster, Kohle bis 60 cm mächtig, seit 1824 mit wiederholter Unterbrechung abgebaut;
Alp Oberkäsern am Speer, Schrennli bei Neu St. Johann, Tobelmühle bei Altstätten, bei Sturzenegg über dem linken Ufer der Urnäsch, in der Nähe von Zweibrücken ob dem Wattbach, unter dem Schaugenbädli an der Goldach (die letztgenannten drei Vorkommnisse wurden im Kleinen ausgebeutet), ferner ob dem Weierchen bei St. Georgen nahe St. Gallen und am linken Ufer der Glatt bei Niederuzwil.
Auch die Seelaffe ist von Kohlenspuren begleitet.
An Pflanzenabdrücken sind im st. gallischen Gebiet die untere Süsswassermolasse und die Meeresmolasse reicher als die obere Süsswassermolasse. Fundstellen: St. Margrethen, Steingrübli und Menzeln bei St. Gallen etc. Die besterhaltenen Pflanzen fanden sich jedoch in den beim Bau des Bürgerspitals in St. Gallen zum Vorschein gekommenen Molassefindlingen, deren Stammort leider auch jetzt noch unbekannt ist. An Land- und Süsswasserschnecken (Helix, Melania, Clausilia, Planorbis, Unio etc.) mag die obere Süsswassermolasse eher reicher sein als die untere.
Sehr reich an Arten sowohl als Individuen ist die Fauna der st. gallischen Meeresmolasse. Mehrere hundert Spezies von Zweischalern und Schnecken. (Reichhaltige Sammlung im Naturhistorischen Museum in St. Gallen.) Seltener sind Krebse, Seeigel, Schwämme etc. Haifischzähne sind in der Seelaffe (Muschelsandstein) ziemlich häufig, in der übrigen Meeresmolasse recht selten (Steingrübli, rechtes Wattbachufer). Von Säugetieren sind zwei schweineartige Tiere (Sus wilensis und Hyotherium medium) aus den Niederuzwiler Kohlen zu nennen. Eigentümlich und noch nicht genügend erklärt ist in der Meeresmolasse das Auftreten von fingerdicken vertikalen Zylindern von oft bedeutender Länge; ganz besonders auffällig aber sind die Schraubensteine (Spiralsteine), zapfenzieherartig und regelmässig gewundene, fingerdicke Gebilde, von denen ein kürzlich aufgefundenes Exemplar fünf volle Umgänge zeigt.
Die tektonischen Verhältnisse sind teilweise schon im Art. Appenzell A. R. des Lexikons angedeutet. Die Grenzlinie zwischen horizontaler und gehobener Molasse ist des allmähligen Ueberganges wegen nicht genau festzustellen. Sie verläuft ungefähr von der S.-Seite des Schnebelhorns durch das Thal von Libingen, über Oberhelfenswil und Wolfertswil nach Gossau und Bernhardzell. Die gehobene (dislozierte) Molasse zeigt drei Falten, bezw. drei Antiklinalzonen (Faltengewölbe) und zwei Synklinalzonen (Mulden). [Vergl. den Anfang des Profiles St. Gallen-Bernardino im Art. Alpen des Lexikons]. Die Schichten streichen im Allgemeinen von ONO. nach WSW. Die am besten ausgeprägte und am weitesten ununterbrochen zu verfolgende n. Antiklinallinie verläuft von Berneck im Rheinthal über Kappel im Toggenburg nach Schmerikon am Zürichsee. Ihre Abweichung von der OW.-Richtung nach S. beträgt durchschnittlich 30 °.
Die Gewölbebiegung ist erodiert, wie auch bei den beiden südlichen (zum Teil geneigten und isoklinalen) Falten. Der mittlern Antiklinalzone gehört in unserm Kanton die Gegend von Altstätten-Hinterforst und diejenige s. von Ebnat bis Rieden und Kaltbrunn an; die südlichste Falte verläuft im Gebiet der Stockberg-Speerkette. Die interessante Tatsache, dass an der Grenze zwischen Molasseformation und Kalkgebirge die Molasseschichten unter die Eozän- und Kreideschichten des Säntis und Mattstocks einfallen, lässt sich durch die Annahme von Ueberfaltungsdecken einfacher erklären, als durch intensive Faltung mit reduziertem Mittelschenkel und abgewitterter Gewölbebiegung.
Nächst der Faltung ist die Thalbildung das wichtigste Moment in der topographischen Gliederung unseres als welliges Bergland erscheinenden Molassegebietes, das durch die Querthäler der Linth, Thur, des Necker, der Urnäsch, Sitter, Steinach, Goldach und des Rhein in Stücke zerschnitten wurde. Die sekundären, rechtwinklig auf die Querthäler stossenden Seitenthäler sind orographisch Längsthäler, in geologischem Sinne Isoklinalthäler, was im Toggenburg ebenso deutlich zu ersehen ist, wie in der Umgebung von St. Gallen. Die stehen gebliebenen Kämme zeigen, soweit sie der gehobenen Molasse angehören, durchaus einseitigen Bau. N. von der grossen nördl. Antiklinale kehren sie die Steilabfälle (Schichtköpfe) nach SSO., die weniger stark geneigten und daher als schiefe Ebenen erscheinenden Hänge (Schichtflächen) nach NNW. (Eggersriethöhe, Kapf-Freudenberg, Bernegg, Solitüde oder Menzeln, Rosenberg bei Herisau, ¶
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Frölichsegg, Wilket, Tweralpspitz etc.), während die Isoklinalkämme s. von der nördl. Antiklinale gerade die entgegengesetzte Form haben (Regelstein, Hübschholz, Stockberg, Bläskopf, Speer, Schänniserberg etc). Ein detailliertes Gesamtprofil unseres Molassegebietes ergibt darum gleichsam eine Doppelsäge, bei der die Zähne n. der Antiklinale nach S., die Zähne s. derselben aber nach N. gerichtet sind. Im Verlauf der Isoklinalkämme tritt ferner in ausgezeichneter Weise der Parallelismus mit den Alpen hervor.
Die glazialen Schuttmassen, die einen grossen Teil des St. Gallischen Vorlandes bedecken, wurden durch Rhein-Säntis- und Linthgletscher hergeführt. Besonders charakteristische erratische Gesteine sind für den Rheingletscher der bekannte Puntaiglasgranit und die von ihrer räumlich beschränkten Heimat Staad-Martinsbrücke als Erratikum radienartig ausstrahlende Seelaffe (Muschelsandstein). Für den Linthgletscher ist der rote Sernifit (Sernfkonglomerat) leitend.
Dem Säntis-Churfirsten-Thurgletscher fehlen die krystallinen Gesteine, mit Ausnahme der Grenzzone. Die Fundhöhe der erratischen Blöcke zeigt, dass zur Eiszeit die höheren Erhebungen des Molassegebietes aus dem Eise hervorragten. Da aber in der Eiszeit die Schneegrenze bei etwa 1000 m lag, so waren die höhern Molasseberge immerhin ständig mit Schnee bedeckt, waren also keine richtigen «Nunataker» sondern bildeten schon einen Teil des Firngebietes der grossen Thalgletscher.
Eine grosse Zahl von erratischen Blöcken in den verschiedensten Landesgegenden befindet sich im Besitze der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft. Die Moränen sind ganz vorwiegend Grundmoräne. Eigentliche Wälle sind selten. Ein besonderes «geographisches Individuum», einen eigenen Landschaftstypus bilden die aus Grundmoräne bestehenden Drumlins, schwarmförmig auftretende, langgestreckte, flachrückige Hügel auf fast ebenem Gelände.
Solche Drumlins finden wir in der Gegend von Wittenbach-Häggenswil, ferner im Grenzgebiet Edliswil-St. Pelagi-Hauptwil und bei Niederhelfenswil-Zuckenriet. Unregelmässig geschichtete Schottermassen (lokal verschwemmte Moräne oder lokal fluvioglazial) sind sehr häufig und bedecken oft grössere Flächen (Mörswil-St. Gallen-Bruggen, südlich von Gossau und Oberglatt, Kirchberg etc.). Horizontal geschichtete Schottermassen (eigentliche fluvioglaziale Schotter) der letzten Eiszeit (Niederterrassenschotter) sind nachgewiesen in der Gegend Winkeln-Gossau-Flawil, ferner bei Niederbüren-Henau-Wil und im Toggenburg.
Der erst in neuerer Zeit bekannt gewordene, am Tannenberg nw. St. Gallen in einer Höhe von 830-850 m auftretende ältere Deckenschotter (Ablagerung der ersten Eiszeit) ist der den Alpen zunächst gelegene und, vom Uetliberg (873 m) abgesehen, zugleich der höchste des alpinen Vorlandes. Er ist nagelfluhartig verkittet und weist zahlreiche ausgehöhlte Geschiebe auf. Auch Ablagerungen aus einer mittleren Eiszeit (es werden jetzt ziemlich allgemein vier Eiszeiten angenommen) sind auf dem Tannenberg erhalten geblieben.
Den glazialen Ablagerungen verdankt der n. Kantonsteil seinen fruchtbaren, tiefgründigen, für Obstbau wohl geeigneten Boden; die Gesteine der Molasseformation für sich allein liefern ein ziemlich unfruchtbares Erdreich. In manchen Gegenden ist die Gewinnung von Kies und Sand aus den glazialen Schottern von grosser Bedeutung (Mörswil, Winkeln etc.). Von interglazialen Kohlevorkommnissen sind zu nennen die Schieferkohlen von Uznach, Eschenbach und Mörswil.
Man hat darin Zähne von Hirscharten gefunden. Der Lauf der Flüsse mag in der Diluvialzeit teilweise ein anderer gewesen sein. Die Thur nahm einst ihren Weg vielleicht über Wil nach dem Thal der Murg die Steinach floss vielleicht dem Thal des Wattbaches oder dem Nest zu. Das Hochthal von St. Gallen ist wohl durch den w. Arm des Rheingletschers geschaffen worden, ebenso das jetzige Trockenthal Winkeln-Gossau-Flawil-Uzwil, in das während und nach dem definitiven Rückzug des Gletschers beträchtliche Schottermassen abgelagert wurden.
Von den Alluvialbildungen sind zu erwähnen die grossen Alluvialebenen des Rhein und der Linth und die zahlreichen übrigen Fluss- und Bachalluvionen, die Flussterrassen (an der Thur namentlich von Ebnat bis Lichtensteig und von Bütswil über Schwarzenbach-Wil bis Niederbüren; an der Sitter von Bruggen an abwärts, namentlich schön bei Erlenholz u. Lee), die damit im Zusammenhang stehende Serpentinenbildung, der Kalktuff (Teilen bei Abtwil, hier mit Schnecken; Engelschwandalp im Thal von Libingen, wohl das bekannteste Vorkommnis; ferner bei Unterbazenheid, bei Winklen n. Mosnang, linkes Glattufer zwischen Oberglatt und Flawil, Hebeltobel bei St. Gallenkappel etc.) und der Torf. Die Torfmoore sind auf unserem Gebiet sehr zahlreich und werden auch vielerorts ausgebeutet. Meistens ruhen sie auf Gletscherschutt (Eschenbach, Ricken, Hemberg, Straubenzell-St. Gallen, Gossau, Flawil, Kirchberg, Arnegg, Niederwil, Zuzwil, Lenggenwil, Wittenbach). Bei Gossau fand man im Torf die vollständigen Skelette eines Edelhirsches und eines Elentieres (beide jetzt im Museum in St. Gallen).
An Erd- und Felsschlipfen, Rutschungen und kleineren Bergstürzen ist unser Gebiet reich (Martinstobel, Wilberg-Ennetbühl, Kopfrain im Goldingerthal, Kreuzegg etc.). Besonders viele Rutschungen brachte das Jahr 1876, namentlich im Sittergebiet.
Bibliographie.
Vergl. die im Abschnitt A angeführten Werke. Ferner zahlreiche Aufsätze von Prof. Deicke in den Neuen Jahrbüchern f. Mineralogie ... und im Jahrbuch der St. Galt. Naturwiss. Gesellsch. - Gutzwiller, A. Das Verbreitungsgebiet des Säntisgletschers. (Jahrbuch der St. Gall. Naturwiss. Gesellsch. 1873/1874); Gutzwiller, A. Aeltere diluviale Schotter in der Nähe von St. Gallen und Bischofszell. (Eclogae geolog. Helvet. VI, 6); Früh, J. Geolog. Begründung der Topographie des Säntis und der Molasse (Jahrb. St. Galt. Nat. Ges. 1879/1880); Früh, J. Beiträge zur Kenntnis der Nagelfluh in der Schweiz. (Neue Denkschriften. 30, 1890); Früh, J. Die Drumlinslandschaft mit bes.
Berücksichtigung des alpinen Vorlandes. (Jahrb. St. Gall. Nat. Ges. 1894/1895); Mayer. Ch. Systemal. Petrefakten Verzeichnis der helvet. Stufe der Schweiz. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 11). Bern 1872; Stein, C. W. Verzeichnis der errat. Blöcke. (Jahrb. St. Gall. Nat. Ges. 1879/1880); Rehsteiner, C. Unsere errat. Blöcke. (Jahrb. St. Gall. Nat. Ges. 1900/1901); Keller, R. Beiträge zur Tertiärflora des Kant. St. Gallen. (Jahrb. St. Gall Nat. Ges. 1890/1891 u. 1893/1895); Falkner, Ch., u. A. Ludwig. Beiträge zur Geologie der Umgebung von St. Gallen. (Jahrb. St. Gall. Nat. Ges. 1901/1903).
[A. Ludwig.]
Mineralien.
Das st. gallisch-appenzellische Gebiet ist relativ nicht mineralreich. Am verbreitetsten und an einigen Lokalitäten in grössern Lagern auftretend (oft als Kluftausfüllung) ist der Kalkspath (Calcit); viele Fundorte hat auch der Quarz als Bergkrystall, doch kommt er meist nur in kleinern Krystallen vor. Flussspath (Fluorit) und Roteisenstein (Hämatit) finden sich nur an wenigen Lokalitäten, sind dort aber z. T. in ansehnlichen Mengen vorhanden. Die nachfolgende Liste der aus dem Gebiete bekannt gewordenen Minerale und ¶
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deren Fundorte enthält die wichtigsten Angaben; Jahr für Jahr werden wieder neue Lokalitäten entdeckt. (Einer der tüchtigsten Mineralsammler unseres Gebietes ist Otto Köberle in St. Gallen). Die schönsten Sammlungen st. gallisch-appenzellischer Minerale befinden sich im naturhistorischen Museum der Stadt St. Gallen und im eidg. Polytechnikum in Zürich, kleinere Sammlungen in Appenzell, Trogen und Herisau.
Kalkspath (Calcit). I. Als grössere, gut ausgebildete Krystalle (Rhomboëder, Skalenoëder und deren Kombinationen) an folgenden Orten: In der Höhle Kobelwies bei Oberriet, bei Kolbenstein-Montlingen (Rheinthal), Lochezen bei Walenstadt, Flums. Im Kanton Appenzell: Steinbruch Scheeregg beim Weissbad, in der Höhle Dürrschrennen und Umgebung (w. vom Aescher), am Alpsigel, auf Gartenalp, Löchlibetter, Türme, Oehrli, am Seealpsee, Wildhauser Schafberg.
Alle Kalkspathe befinden sich hier in Kreidekalk. Als Krystalle findet man Calcite auch in Molassesandstein und oft zwischen Nagelfluhbänken: zwischen Appenzell und Weissbad, Teufelsmauern bei Waldstatt, Laimensteg zwischen Teufen und Appenzell, bei Trogen, Katzenstrebel bei St. Gallen, Martinsbrücke an der Goldach etc. Sehr grosse und schöne Kalkspathgruppen, mit gelblich-rot gefärbtem Ueberzug von Eisenoxydhydrat birgt eine Höhle im sog. «Rüsli-Wolfjos» bei Vättis (Taminathal),
kleinere Calcite enthält das «Drachenloch», eine Höhle im Drachenberge ob Vättis. II. Für Kalksinter (auch Aragonit) sind die verschiedensten Fundorte bekannt: Steinbruch an der Eisenbahn zwischen Trübbach und Sargans (grosse, honiggelbe Sinterpartien), Thermen von Pfäfers, Zigerloch auf Altenalp (Säntis), Fläscherhöhle bei Urnäsch. III. Mondmilch («Bergziger») findet sich in den meisten Höhlen, so besonders im «Zigerloch» auf Altenalp (1 Stunde w. vom Aescher), wo die Höhlenwände bis 40 cm Dicke mit dieser fast weissen Calcitvarietät ausgekleidet sind; desgleichen in der Wildkirchli-Ebenalphöhle in den nach oben verlaufenden Schloten oder Kaminen, bis 2 dm Dicke.
Quarz. a) Bergkrystall: Calfeisenthal (Sardona, Alp Schräa etc.), Taminathal (Kreuzbach bei Vättis), Calanda bei Vättis, Dürrschrennen und Oehrli (Säntisgebiet), sog. «Oehrlidiamanten» (mit Prisma und beiderseitigen Pyramiden); an der Fähnern. b) Quarzgerölle: Rheinthal (Au, Oberriet). c) Rauchquarz: bei Vättis. d) Bergkrystall mit Chloriteinschluss: bei Vättis. e) Bergkrystall mit Ueberzug von Eisenoxydhydrat (sog. Pseudocitrine): Kreuzbachtobel, Vättnerälpli und Calanda bei Vättis. f) Citrin: Weisstannenthal, Mels.
Flussspath (Fluorit). Wichtigste Lokalität ist die Höhle Dürrschrennen (½ Stunde w. vom Aescher): Grosse Krystallgruppen (Würfel bis 1 dm lang), meist dunkel- bis hellgrün, aber auch bläulich, rötlich, rosa bis weiss. Daher und nicht vom Oehrli (Säntis) stammen die in vielen Sammlungen der Schweiz aufgestellten Krystalle von Flussspath (Würfel und Kombination mit Rhombendodekaëder). - Violetter Flussspath: zwischen Thierwies und Girenspitz (Säntis), ebenfalls Würfel. - Wasserheller Flussspath (kleine, kaum 1 cm lange Würfel): Steinbruch bei Montlingen und bei Oberriet (Rheinthal).
Roteisenstein (Hämatit): In Malmkalk am Gonzen (s. diesen Art.) bei Sargans, grösseres Lager, früher Bergwerk. Enthält bis 60% reines Eisen. Begleitminerale: Pyrit, z. T. in Würfeln, Hausmannit, Manganspath (Rhodochrosit), Chlorit, Kalkspath, Flussspath, Baryt, Jaspis, Thon, Eisenglimmer, Eisenglanz, Magnetit, Wiserit. (Reichhaltige Serie im Museum St. Gallen). Eisenglimmer wurde auch am Fusse des Alpsigels (Säntis) gefunden.
Pyrit (Schwefelkies), (vom Volk oft als «Gold» taxiert): Ramozen bei Vättis, Calanda bei Vättis (Gnapperkopf etc.), Calfeisenthal an verschiedenen Orten, Seealpseethal, Fuss des Altmann (Säntis), Oberriet (Rheinthal), auf Molassesandstein bei Rehetobel, bei St. Gallen u. an andern Orten. Pyrit- und Markasitkugeln. Die inwendig gelb gefärbten, z. T. aus strahlig angeordneten Stengeln oder Fasern bestehenden Schwefeleisengebilde (Verwechslung mit Gold!) besitzen meist eine braune oder oft fast schwarze, in Brauneisenstein (Limonit) verwandelte Oberfläche. Sie werden fälschlich oft als Meteorsteine betrachtet; das Volk benennt sie «Donnersteine», «Blitzsteine» u. s. w.
Bleiglanz: Am «Gnapperkopf» (altes, längst verlassenes Bergwerk auf der W.-Seite des Calanda, nahe bei Vättis), in Quarz mit Fahlerz, Malachit und Azurit. Wurde hier in grossen Würfeln gefunden.
Fahlerz (wenig Silber enthaltend): Gnapperkopf u. a. O. Gold: am Calanda. Antimonit: am Walensee. Braunkohle (Molassekohle) an sehr vielen Lokalitäten: Uznach, Kaltbrunn, Rufi bei Schännis, Ober Käseren am Speer, Sturzenegg bei Herisau, an der Einmündung der Urnäsch in die Sitter, Zweibrücken, Gübsenmoos (Kubel), Umgegend von St. Gallen (Riethäusle, Beggenhalden bei St. Georgen, Mühlegg, Harfenberg). Dopplerit: Torfmoor bei Gonten. Asphalt: Nö. Abhang der Fähnern, zwischen Herisau und Teufen, Montlingen und Oberriet (Rheinthal). Fichtelit, Könleinit, Scheererit, Vivianit: bei Uznach.
[E. Baechler.]
Klima.
Entsprechend der reichen orographischen Gliederung zeigt das Gebiet des Kantons bezüglich der klimatischen Verhältnisse eine grössere Mannigfaltigkeit als die meisten Kantone der n. Schweiz. Dies kommt schon zum Ausdruck in der Verteilung der jährlichen Regenmenge, über welche folgende Zahlen orientieren:
Mittlere jährliche Niederschlagssumme (1864-1903).
mm | mm | ||
---|---|---|---|
Wil | 1033 | Sargans | 1274 |
Flawil | 1179 | Sevelen | 1172 |
St. Gallen | 1372 | Altstätten | 1278 |
Ebnat | 1697 | Rorschach | 1136 |
Starkenbach | 1840 | Weesen | 1690 |
Wildhaus | 1545 | Rapperswil | 1385 |
Der Kanton liegt zum grössten Teil im Luv bedeutender Bodenerhebungen, der Säntisketten und Churfirsten. So findet vom Thurgau ins St. Gallische hinein eine rasche Zunahme der jährlichen Regenmengen statt. Die grössten Summen hat das obere Toggenburg: Starkenbach 1840 mm; in Wildhaus, auf der Wasserscheide zwischen Thur und Rhein beträgt die Jahressumme nur noch 1545, um im Rheinthal, im Lee der Regenwinde, auf etwa 1200 mm zurückzugehen. Niederschlagsreich ist auch das Gaster, wo sich die W.-Winde an der Speergruppe stauen. Langjährige meteorologische Beobachtungen liegen vor von St. Gallen-Stadt, Altstätten und Sargans, sowie von Ebnat und Wildhaus. Sie geben uns die Mittel zur klimatischen Charakterisierung des Hügellandes um die Kantonshauptstadt, des Rheinthales und des ¶
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Toggenburges und damit der drei grössten und wichtigsten Kantonsteile. Es betragen die Mittleren Monatstemperaturen (1864-1900):
St. Gallen (680 m) °C. | Altstätten (470 m) °C. | Sargans (507 m) °C. | Ebnat (646 m) °C. | |
---|---|---|---|---|
Januar | -2,2 | -1,7 | -1,2 | -3,1 |
Februar | -0,2 | 0.8 | 1.3 | -0,7 |
März | 2.3 | 4.1 | 1.4 | 1.9 |
April | 7.1 | 9.0 | 9.1 | 6.8 |
Mai | 11.1 | 12.9 | 12.9 | 10.8 |
Juni | 14.7 | 16.3 | 16.0 | 14.4 |
Juli | 16.6 | 18.2 | 17.7 | 16.5 |
August | 15.8 | 17.3 | 16.9 | 15.5 |
September | 12.8 | 14.5 | 14.5 | 12.5 |
Oktober | 7.3 | 8.9 | 9.2 | 6.8 |
November | 2.7 | 3.8 | 4.2 | 2.4 |
Dezember | -1,5 | -0,9 | -0,5 | -2,2 |
Jahr: | 7.15 | 8.6 | 8.7 | 6.8 |
Das Hochthal von St. Gallen gilt allgemein als rauh, und es muss wirklich auch mit Berücksichtigung seiner Höhenlage als etwas kühl bezeichnet werden, namentlich im Frühjahr; noch kühler ist Ebnat; das st. gallische Rheinthal dagegen gehört zu den bezüglich der Temperatur am meisten begünstigten Gegenden der N.-Schweiz. Ebnat zeichnet sich durch tiefe Wintertemperaturen aus zufolge seiner Thallage und einer die Ausstrahlung begünstigenden geringen Bewölkung zu dieser Jahreszeit; das mittlere Jahresminimum (1880-1900) beträgt -19,7° gegenüber -15,0° in St. Gallen und -13,5° C. in Altstätten (letztere beiden Werte allerdings aus der längeren Periode 1864-1900 berechnet). In den übrigen Jahreszeiten kommen die Monatsmittel von Ebnat denjenigen von St. Gallen näher, im Sommer kann Ebnat gelegentlich sogar wärmer werden als St. Gallen: mittlere Jahresmaxima für St. Gallen 28,6° (1864-1900), Ebnat 29,3° (1880-1900), Altstätten 30,4° (1864-1900).
Das Rheinthal verdankt seine thermische Begünstigung zum grossen Teil dem Föhn (s. unten); dieselbe tritt daher hauptsächlich im Frühjahr und Herbst zu Tage, aber auch im Winter, für den in der Sohle des Rheinthales sich ohne die warmen und Stagnation verhindernden Föhnströmungen wohl tiefere Monatsmittel ergeben würden. Die Zahl der Frosttage (d. h. Tage, an denen die Temperatur unter 0° sank) beträgt für Altstätten 80 im Jahr, für St. Gallen 99. Als sehr mild wird auch das am SW.-Hang der Speergruppe gelegene Gasterland bezeichnet, was sich aus Exposition und Schutz vor N. und O.-Winden erklärt.
Die stärkste Bewölkung im Jahresmittel hat St. Gallen (6,3), weil dort wie überall im schweizerischen Mittellande die Wintermonate sehr trüb sind; kleiner ist die mittlere Bewölkung von Altstätten (6,0), namentlich aber diejenige von Ebnat (5,7); im Winter hat das Toggenburg, wenigstens in seinem oberen Teil, eine relativ geringe Bewölkung und erinnert in dieser Beziehung schon etwas an höher gelegene innere Alpenthäler. Auffallend ist die kleine Anzahl der Nebeltage in Ebnat; dieselbe beträgt im Mittel 1891/1900 für das Winterhalbjahr: in St. Gallen 38, Altstätten 29, Ebnat 7.
Schliesslich seien noch angegeben die mittlere Anzahl der Niederschlagstage und die auf die einzelnen Monate fallenden Prozente der Jahresniederschlagssumme für St. Gallen; diese Zahlen haben auch für ein grösseres Gebiet Geltung:
Zahl der Tage mit Niederschlag | Prozente des Jahresniederschlags | |
---|---|---|
Januar | 11 | 4 |
Februar | 11 | 5 |
März | 14 | 6 |
April | 13 | 8 |
Mai | 15 | 10 |
Juni | 16 | 13 |
Juli | 16 | 12 |
August | 14.5 | 12 |
September | 12 | 10 |
Oktober | 14 | 8 |
November | 12 | 5 |
Dezember | 12 | 5 |
Jahr: | 160 | - |
Dass der Föhn im st. gallischen Rheinthal mit seinem SN.-Verlauf sehr häufig auftritt, so dass ihm eine grosse klimatische Bedeutung zukommt, wurde schon erwähnt. Ein früherer langjähriger Beobachter der Station Altstätten, Reallehrer R. Wehrli, hat für Altstätten die Föhnhäufigkeit zu folgenden Werten gefunden:
Mittlere Zahl der Tage mit Föhn in Altstätten (1864-1880):
Monat | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tage | 2.8 | 3.3 | 3.9 | 4.2 | 2.6 | 1.5 | 1.5 | 1.2 | 2.8 | 3.6 | 3.1 | 2.7 | 33.1 |
[Dr. R. Billwiller, Jun.]
Flora.
Die relativ bedeutende Differenz in den Höhenlagen der verschiedenen einzelnen Abschnitte des Kantons St. Gallen (inkl. die Appenzellerberge) vom Spiegel des Bodensees (398,5 m) bis zur Ringelspitze (3251 m) bedingt die Zugehörigkeit des Landes zu sämtlichen Höhenregionen. Der Verlauf der Gebirgsketten des Säntis, der Churfirsten, der Grauen Hörner und des Sardonagebirges von SW. nach NO. (bezw. von W. nach O.) bewirkt auch infolge der verschiedenen klimatischen Situationen einen auffallenden Unterschied und eine Verschiebung der Grenzen der die einzelnen Regionen kennzeichnenden Pflanzenformationen (N.-Hang und S.-Hang).
Die obere Grenze der Ebene reit Weinbau, Ackerbau, Mais und zahmen Kastanien befindet sich bei 450-550 m, weiter aufwärts werden noch Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln angebaut; im n. Hügelland ist Wiesenbau vorherrschend. Im untern Teil der Bergregion, die von 550-1200 m geht, herrscht Laubwald, bezw. Mischwald. Von 1200-1600 m (Voralpenregion) an dominiert der Nadelwald, der im Maximum bis über 1950 m steigt (obere Tannengrenze im Mittel 1800 m, an der O.-Flanke des Säntis gegen das Rheinthal 1750 m, am N.-Hang der Churfirsten 1850 m, im St. Galler Oberland 1900 m). Die Alpenregion geht im Mittel von 1600-2500 m. Im Säntisgebiet und auf den Churfirsten befindet sich oberhalb der Holzgrenze nur wenig Alpenweide (grössere Alpen liegen hier zwischen 1450 und 1750 m); dagegen finden sich im Oberland (Calfeisen-, Weisstannen- und Murgthal) grössere Weideflächen über der Holzgrenze (Alpweide von 1600-2200, selten bis 2400 m). Alpweide an der O.-Flanke des Säntis gegen das Rheinthal bis 1500 m, am N.-Hang der Churfirsten bis 1850 m, im Oberland bis 2300 m. Die Schneelinie beginnt im Oberland bei etwa 2500 m. Zahl der Alpen im Kanton St. Gallen: 304; Flächeninhalt derselben: 196705 ha = ¶
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26,52%; Zahl der Stösse: 21743 (s. Schnider, Th. Alpstatistik. 1896).
Die Ebene und Hügelregion kennzeichnen sich durch das Vorherrschen des Mischwaldes (Buche, Hainbuche, Eiche, Feldulme, gross- und kleinblättrige Linde, Spitzahorn, Feldahorn, Zitterpappel, Wildapfel, -birne und -kirsche, Föhre, Weisstanne und Rottanne). Grössere und reine Buchenbestände beschränken sich fast nur auf das Oberland und das Rheinthal (Calfeisen, Ragaz, Gonzen, Flums, Walenstadt, Quinten, Frümsen, Sennwald, Oberriet), wo auch die natürliche Verjüngung eine kräftige ist; sonst tritt der Buchenwald, dessen obere Grenze sich bei 1100-1500 m befindet, zu Gunsten des Nadelwaldes zurück.
Noch weniger bestandbildend tritt die Eiche (bis 1000 m) auf; von den einst so wertvollen Eichenwaldungen des Rheinthals (9. Jahrhundert: Hof Lustenau, Schweinemast des Klosters St. Gallen) sind noch wenige Relikte vorhanden (kleine Schälwaldung bei Wartau). Auch die Birke (bis 1400 m) weist nur wenige kleinere reine Bestände auf (Unter Toggenburg). Allgemein verbreitet, meist an Bächen und in Schluchten, sind die Esche, sowie die Weiden und Erlen, während die Schwarzpappel sich vorzugsweise auf die grossen Flussthäler, d. h. auf Dämme, Wuhre, Ufer von Ragaz bis Flums, von Walenstadt, auf die Gegend von Weesen und das Rheinthal hinunter bis zum Bodensee, längs der Thur von Bischofszell bis Niederstetten und das untere Glattthal beschränkt.
Den Hauptbestandteil der Wälder in der montanen und Alpenregion bildet die Rottanne oder Fichte. In den Thalsohlen und an den untern Bergabhängen mehr eingesprengt und gruppenweise im Laubwalde und an den sonnigen Lagen des Rhein-, Seez- und Lintthales vor der Buche zurücktretend, beginnen ihre reinen Bestände von 1200-1400 m an. Im n. Hügellande dominiert sie in kühlen, feuchten Lagen schon in 600 m Höhe. «Dem Wanderer, der aus den lichtgrünen Buchenwaldungen, welchen die Ufergelände des Untersees die weichen abgerundeten Linien der Landschaft mitverdanken, auf dem Bodensee heimwärts kehrt, treten die Abhänge des heimischen Ufers in ernstes Dunkelgrün gehüllt entgegen, das sich noch mehr verdüstert, wenn Sturm und Nebel die Höhen des Rorschacherberges umziehen. Und doch ist in seiner Waldbekleidung noch viel Laubholz eingestreut, dessen junges frisches Hellgrün im Frühling keck und freudig aus dem in Winterstarre ruhenden, nachgedunkelten, eintönigen Schwarzgrün des Nadelwaldes sich hervorwagt.» (Schlatter).
Die Exposition der «schattenhalb» gelegenen Abhänge und jene der «sonnenhalb» situierten Bergseiten macht sich im Baumwuchs überall stark geltend, so dass z. B. an letzteren der Fichtenwald weniger tief hinuntergeht. Fast reine Fichtenbestände trifft man auf Alpsigel, Gartenalp, Potersalp (Appenzell), zahlreich und ausgedehnt aber in den Voralpen des Toggenburg von Nesslau an aufwärts, im obern Rheinthal von Gams an, am N.-Hang der Churfirsten, sowie besonders im Oberland. Auch die obere Grenze des Fichtenwaldes ist eine örtlich sehr verschiedene (Calfeisen- und Weisstannenthal bis 1800 m, Murgthal bei 1700 m). Die Fichten- und überhaupt die Waldgrenze ist besonders durch den Eingriff des Menschen sehr stark herabgedrückt worden zu Gunsten der Weide. An einzelnen Orten reichte sie einstens bis 1950 und 2000 m (Alpenrosenbestände deuten darauf hin). In der untern Nadelwaldregion gesellt sich zur Fichte die Weisstanne, die übrigens auch am Mischwald mit Buche und Bergahorn sich beteiligt.
Höhenverbreitung 500-1500, selbst bis 1700 m, stellenweise über die Rottanne dominierend. Die Föhre oder gemeine Kiefer, die prächtige «Pinie» unserer Wälder, steigt nicht über die Buchengrenze, bleibt also innerhalb des Gebietes der Berge und Voralpen. Im Oberland setzt sie kleinere Bestände zusammen (Calanda bei Vättis bis 1250 m), im oberen Rheinthal (Sargans bis Hirschensprung) spärlich, zahlreicher dann im Unterrheinthal, im Molassegebiet bis zum Bodensee, von da bis Wil und im untern Teil des Toggenburg.
Die Eibe, von der Ebene bis 1200 und 1400 m aufsteigend, kommt im Oberland und Rheinthal mehr vereinzelt vor, etwas reicher dagegen in der n. Molasseregion. Teilweise mit Fichte bezw. auch Lärche und Arve tritt an sonnig gelegenen Abhängen die Bergföhre (Pinus montana) auf, teils in geradschäftiger Form, teils, und dann auch über die Region des geschlossenen Nadelwaldes hinausgehend, als Legföhre an steilen Häng en und Geröllhalden bis 2150 m. Im Taminathal steigt letztere aber auch bis 840 m und im Appenzellerlande bis 1100 m herab. Im Tamina- und Calfeisenthal (Ragaz bis Sardona) und nur dort einheimisch ist der Charakterbaum der Lärche.
In den untern Thalgebieten (bis Thalsohle) mit andern Holzarten gemischt auftretend, übernimmt sie neben der Arve die Rolle des höchstgehenden Nadelbaums (bis gegen 2000 m), ganz besonders dominierend am jähen W.-Abfall des Calanda gegen Vättis, auf der Schattenseite des Calfeisenthals, überall in zunehmender natürlicher Verjüngung. Ebenso tritt sie im vordern Weisstannenthal, auf der SW.-Seite der Alvierkette, am Gonzen etc. auf; wo sie anderorts vorkommt, ist sie angepflanzt.
Die edle, herrliche «Zeder» unserer höchsten Berge, die Arve, behauptet mehr nur unzusammenhängende, oft sehr zerstreute Standpunkte, ist kaum bestandbildend, gelangt aber an einzelnen Orten zu prächtiger Entfaltung. Nach den zahlreichen Resten abgedorrter Exemplare im hintern Calfeisenthal (Sardona, Tristelalp-Wiesli) ist auf das Vorhandensein früherer grösserer Bestände zu schliessen. Versuche mit künstlicher Verjüngung sind im Calfeisenthal, auf der Ragazeralp und auf Valtüsch ob Weisstannen mit gutem Erfolge gemacht worden. Sonst noch häufig im Murgthal, dagegen mehr vereinzelt und gruppenweise in den Churfirsten, im Alviergebiet, in den Grabseralpen, sowie am S.-Hang der Appenzelleralpen (Gulmen). Untere Grenze der Arve bei 1600 m, oberste bei etwa 2000 in (Calfeisen).
Die Waldbekleidung unseres Landes war vor 1200 Jahren eine viel ausgedehntere nach unten (Laubwald) und oben (Nadelwald): Forst von Arbon, vom Bodensee bis zur Sitter, grösster Teil von Ausser Roden und ganz Inner Roden bis 1900 m. Die Ursachen des Rückganges der Bewaldung liegen teils in künstlichen Eingriffen durch den Menschen («Roden» und «Schwenden», Kahlschlag- und Raubwirtschaft) und teils auch in natürlichen Umständen (Wettbewerb der Holzarten, verschiedene Ansprüche derselben an chemische und physikalische Bodenbeschaffenheit etc.). Ueber Waldurbarisierung siehe Schlatter: Einführung der Kulturpflanzen I. Der aus dem gemässigten Asien und dem SO. Europas stammende Nussbaum ist durch die Römer ins Land gekommen: Walenseethal, Linthgebiet, Ragaz bis Bodensee. Obere Grenze bei 700-800 m; er hat seine frühere Bedeutung verloren und befindet sich stark im Rückgang. Recht charakteristisch für die Föhnbezirke im Kanton St. Gallen ist die essbare Kastanie, ebenfalls von den Römern stammend; wächst in namhafter Zahl wild längs des ganzen S.-Ufers des Walensees (von Murg bis ¶