Sankt
Anton (Kt. Appenzell I. R., Gem. Oberegg).
Weiler. S. den Art. Egg (Auf der).
Anton (Kt. Appenzell I. R., Gem. Oberegg).
Weiler. S. den Art. Egg (Auf der).
Anton (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Baien).
1559 m. Häusergruppe, Heustadel und Kapelle im Saasthal, am rechten Ufer der Visp und 2 km s. Baien.
Lawinengefährliche Gegend.
Antoni (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Mellingen).
358 m. Kapelle, an der Gabelung der Strasse von Mellingen nach Wohlenswil einerseits und nach Tägerig andererseits, 500 m s. Mellingen.
Antoni, französisch Saint Antoine (Kt. Freiburg, Bez. Sense). 735 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Freiburg-Schwarzenburg und 10 km ö. vom Bahnhof Freiburg. Postablage, Telephon; Postwagen Freiburg-Schwarzenburg. Gemeinde, mit Bächlisbrunnen, Dürrenboden, Holzacker, Langesried, Lehwil, Mellisried, Menzishaus, Nieder und Ober Montenach, Nieder Muhren, Schwenni, Schleif, Seeligraben, Tüzishaus und Winterlingen: 240 Häuser, 1523 Ew. (wovon 1193 Katholiken und 330 Reformierte) deutscher Zunge;
Dorf: 11 Häuser, 79 Ew. Kathol. und reform. Kirchgemeinde.
Acker-, Obst- und Wiesenbau, Viehzucht.
Strohflechterei. 1866 eingeweihte reform. Pfarrkirche für die zerstreuten Reformierten im Bezirk.
Kathol. St. Antonskirche. 1894 erbaut.
Bei Winterlingen steht an der Strasse nach Schwarzenburg eine Kapelle, die von einem Mann aus Winterlingen zum Dank dafür gestiftet worden sein soll, dass ihm seine sieben Söhne unverletzt aus der Schlacht bei Murten heimgekehrt waren.
Antoni (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Kreis Belfort. Gem. Alvaneu).
1219 m. Kapelle, am rechtsseitigen Gehänge des Albulathales 600 m s. Alvaneu.
Antoni (Kt. Nidwalden, Gem. Ennetbürgen).
439 m Pfarrdorf, am S.-Fuss des Bürgenberges und am W.-Ende der Buochserbucht des Vierwaldstättersees;
2 km nw. der Dampfschiffstation Buochs und 4 km nö. der Station Stans der elektrischen Bahn Stansstaad-Stans-Engelberg.
Postablage. Telephon. 26 Häuser, 139 kathol. Ew. Milchwirtschaft.
Holzwarenfabrik und mechanische Schreinerei.
Seidenweberei. Die im 16. Jahrhundert erbaute und 1707 restaurierte und vergrösserte St. Antonskapelle ist 1894 durch eine schöne Pfarrkirche im frühgotischen Stil ersetzt worden. Im 17. Jahrhundert bestand in der Nähe eine Einsiedelei.
Antoni (Kt. Obwalden, Gem. Kerns).
Antoni (Kt. Uri, Gem. Gurtnellen).
723 m. Kapelle, am linksseitigen Gehänge des Maderanerthales 700 m ö. Amstäg.
Balmstock (Kt. Uri). Etwa 2500 m. Osö.
Vorberg des Schyn, w. über der Vereinigung des Wyschenwassers mit der Voralper Reuss zur Göschener Reuss und n. über dem Weiler Wüest auf der untern Göscheneralp.
Barbara (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Leuk). 965 m. Kapelle am Eingang ins Thal von Leukerbad, zwischen der schäumenden Dala und dem grossen Hohewald und 1 km n. Leuk. Sankt Barbara erlitt um 306 in Aegypten den Märtyrertod.
Beatenberg (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). Mit diesem Namen bezeichnet man im allgemeinen das w. Ende der zweiten Hauptkette der Emmengruppe, das in zwei parallelen Kämmen aus dem Becken des Thunersees emporsteigt. Der westl. dieser beiden Kämme ist der Sigriswilergrat, der östl., von jenem durch das Justisthal getrennt, der Guggisgrat, dessen steiler Absturz gegen das Justisthal Wandfluh heisst, während man seiner östl. Abdachung den Namen St. Beatenberg (im engeren Sinn) beilegt.
Die Kammlinie erreicht im Gemmenalphorn 2064 m und im Burgfeldstand 2067 m, senkt sich über das Niederhorn (1965 m) in schöner, vom bernischen Mittelland und vom Jura aus deutlich erkennbarer Kurve zum Spiegel des Thunersees hinunter und bildet hier das den obern vom untern See trennende Vorgebirge der «Nase». Die östl. Abdachung senkt sich teils mit sanften Gehängen und teils mit senkrechten Felsmauern gegen den obern Thunersee, das Bödeli und das untere Habkernthal ab. Man kann an diesem Berggelände drei Zonen unterscheiden. Die unterste besteht aus einem steilen und von Felsbändern durchsetzten Waldgürtel und wird ihrer ganzen Länge nach von der Strasse Merligen-Interlaken, die in ihrer Anlage an die Axenstrasse erinnert, durchzogen. Ausser der kleinen Häusergruppe Sundlauenen, am Ausgang des Sundgrabens, finden sich hier keine Siedelungen. Die zweite Zone bildet das auf hoher ¶
Felsterrasse gelegene, langgestreckte Pfarrdorf St. Beatenberg (1150 m). Ueber dieser Terrasse und gegen sie zum Teil in steilen Wänden abbrechend erheben sich die bis auf die Höhe des Grates ansteigenden Alpweiden. In geologischer Beziehung besteht der Beatenberg aus den Schichten der die Grenze zwischen Jura und Kreide bildenden Berrias. Darüber lagern deckenförmig eozäne Bildungen (Nummulitenkalk), die sämtliche Gipfel und Kämme aufbauen. Vereinzelte Flyschfetzen finden sich bei Sundlauenen. Am Seeufer wird vorzüglicher Baustein gebrochen. An der untern Grenze der Nummulitenformation zeigt sich ein schwaches Lager von Steinkohlen, das am Niederhorn seit dem 18. Jahrhundert ausgebeutet wurde. Man transportierte die Kohlen vermittels Schlitten nach der Beatenbucht und beförderte sie von da zu Schiff weiter. Von 1841 an übernahm der Staat Bern die Ausbeutung und schloss einen Lieferungsvertrag mit der Gasanstalt Bern, doch musste wegen der mit der Einführung der Eisenbahnen aufgekommenen Konkurrenz ausländischer Steinkohlen das Bergwerk 1856 aufgehoben werden.
Die Glazialzeit hat am Beatenberg ebenfalls ihre Spuren hinterlassen und zwar in Gestalt zahlreicher erratischer Blöcke. Eine deutlich erkennbare Moräne trägt die Kirche von Beatenberg und die Dorfschaft Spirenwald. Die Vegetation des Beatenberges ist eine sehr reiche und mannigfaltige. Unten am See gedeihen Edelkastanie, Feigenbaum, Weinstock und Pfirsiche neben Alpenrosen, die vereinzelt bis hierher absteigen. Auf der Terrasse des Dorfes Beatenberg finden sich trotz der schon beträchtlichen Höhenlage noch Apfel- und Birnbaum. Besonders reich ist der Bestand an schönen Ahornbäumen. Ueber Einzelheiten der Flora vergl. den Art. Emmengruppe.
Beatenberg (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1150 m. Gem. und Pfarrdorf, am SO.-Hang des gleichnamigen Berges in sonniger Lage hoch über dem Thunersee und dem Bödeli. Das Dorf im engeren Sinn besteht aus einer fast 5 km langen Häuserzeile zu beiden Seiten des tief eingeschnittenen Sundgrabens. Am w. Ende befindet sich die Endstation der Drahtseilbahn St. Beatenbucht-St. Beatenberg. 180 Häuser, 1082 reform. Ew. Kirchgemeinde. Postbureau, Telegraph, Telephon. Viele Pensionen, Gasthöfe, Verkaufsläden. Meteorologische Station. Je eine katholische und eine englische Kapelle. Alp- und Landwirtschaft, Viehzucht. Fremdenindustrie. Das Wollenspinnen, eine in früherer Zeit allgemein übliche Hausindustrie, ist fast ganz eingegangen. Etwas Seidenweberei und Holzschnitzerei. Eine Wasserleitung sammelt das Wasser auf der Burgfeldalp und führt es durch das Rischerenthälchen nach der Höhenstrasse und der Station der Drahtseilbahn. Hydrantennetz. Die im Windschatten des Berges liegende und nach S. exponierte Ortschaft erfreut sich eines milden und angenehmen Klimas, das weder durch N.-Winde noch durch den Föhn ungünstig beeinflusst wird. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 6,1° C. Im Frühjahr verschwindet der Schnee dank der sonnigen Lage ziemlich rasch. Der Winter weist zahlreiche helle und sonnenreiche Tage auf und bildet hier oben eine sehr angenehme Jahreszeit. Mit Interlaken ist Beatenberg durch eine 11 km lange Fahrstrasse verbunden. Im Sommer starker Fremdenverkehr. Die Gemeinde besteht aus mehreren Bezirken: 1. Schmocken; bildet den w. Teil des Dorfes mit der Station der Drahtseilbahn, dem Kurhaus (dem ältesten Gasthof des Ortes) und vielen andern grösseren und kleineren Pensionen, deren Bauart von derjenigen der dunkelbraunen und mit Steinen beschwerten Schindeldächern gedeckten Wohnhäuser seltsam absticht. Am östl. Ende von Schmocken stehen unweit der katholischen Kapelle das Pfarrhaus und die reformierte Pfarrkirche, ein einfacher aber in das Landschaftsbild sich glücklich einfügender Bau aus dem 16. Jahrhundert, in dessen Innerem sich ein alter Taufstein und eine an den h. Beatus erinnernde Inschrift finden. 2. Spirenwald, von der Kirche auf der sich verbreiternden Terrasse bis zum Sundgraben reichend; ebenfalls mit einer ganzen Reihe von Gasthöfen und mit der englischen Kapelle. 3. Jenseits des Sundgrabens bildet der Bezirk Waldegg mit seiner Gasthofkolonie den äussersten nach O. vorgeschobenen Teil des Dorfes.
Von hier senkt sich die Strasse zum Bödeli hinunter. Gegen den See zu liegen endlich noch die einsamen Weiler Hohlen, Ruchenbühl und Sundlauenen. Die Hauptverkehrsader ist die fast 5 km lange Höhenstrasse, die sich von der Station fast eben bis zum ö. Dorfende zieht und in steter Abwechslung eine prächtige Aussicht auf den See, das Bödeli und die Alpen gewährt, die sich von der Wildstrubelgruppe bis zum Schreckhorn und Schwarzhorn erstreckt und deren Mittel- und Glanzpunkt die Gruppe Jungfrau, Mönch und Eiger bildet.
Ober- und unterhalb der Höhenstrasse hat man zahlreiche Spazierwege mit Ruhebänken angelegt. Farbige Markierungen weisen den Weg nach den nähern und weiteren Ausflugszielen. Zu jenen gehören der sog. Waldbrand (25 Minuten) am Rand des Absturzes gegen das Justisthal, das Känzeli oberhalb Spirenwald (1½ Stunden), Amisbühl (1336 m; mit Sommerfrische und prächtiger Aussicht) oberhalb Waldegg (1 Stunde). Von Bergtouren sind zu erwähnen die leichten Besteigungen des Niederhorns, Burgfeldstand und Gemmenalphorns (je 3 Stunden).
Mit Bezug auf die älteste Geschichte des Ortes verweisen wir auf den Art. Sankt Beatushœhle. Die Gemeinde St. Beatenberg gehörte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den entlegensten des Kantons. Die einzigen Verbindungen mit der Aussenwelt boten die steilen Fusswege nach Merligen und nach dem Neuhaus hinunter. Schon hatte sich das Bödeli zu einem Fremdenzentrum ersten Ranges entwickelt, als Beatenberg noch ein von Fremden nur sehr selten besuchter Ort war. Dieser wurde dem Verkehr erst durch die 1865 beendigte Erstellung einer Fahrstrasse nach Interlaken erschlossen. ¶
Um diese Zeit bildete das Pfarrhaus den ersten und lange einzigen Gasthof zur Beherbergung von Fremden und Kurgästen. 1875 entstand das Kurhaus, worauf der Ort dank seinem vorzüglichen Klima sich immer mehr zu einer der beliebtesten Sommerfrischen und Kurorte des Oberlandes entwickelte. Eine ganze Reihe von zum Teil für den Winterbetrieb eingerichteten Pensionen bietet heute 1500 Kurgästen bequem Raum. Einen neuen Aufschwung nahm der Kurort durch die Anfangs der 80er Jahre erfolgte Vollendung der Strasse Interlaken-Merligen und die 1883 eröffnete Drahtseilbahn Beatenbucht-Beatenberg.
Diese 1700 m lange Bahnlinie überwindet von der Seestation (566 m) bis zur Bergstation (1123 m) einen Höhenunterschied von 557 m, hat eine durchschnittliche Steigung von 34,5% (Minimum 28%, Maximum 40%) und eine Fahrzeit von 15 Minuten. Im Winter ist der Betrieb eingestellt. Trotz der Zunahme des Fremdenverkehrs auf St. Beatenberg hat die dortige Bevölkerung sich ihre Eigenart noch wohl zu bewahren gewusst. Die fleissige, wenn auch mühselige Bewirtschaftung der am steilen Berghang liegenden Grundstücke, sowie die Viehzucht, welche im Sommer einen Teil der Bewohner auf den höher gelegenen Alpweiden beschäftigt, sind heute noch die Haupterwerbszweige der Leute von St. Beatenberg. Diese, ein kräftiger Schlag, verbinden den oberländischen Typus mit demjenigen des Emmenthales. Die Frauen tragen zu ihrer allerdings immer seltener werdenden Landestracht noch heute die im übrigen Oberland fast verschwundene Spitzenhaube. Bemerkenswert ist die auffallend geringe Sterblichkeit der Bewohner, ein sicherer Beweis für die gesunde Lage des Ortes. Vergl. Dummermuth, G. St. Beatenberg und seine Drahtseilbahn. Bern und Biel 1890.
Beatusbad (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. St. Beatenberg).
562 m. Ehemaliges Heilbad und heutiges Kurhaus;
am obern Ende des Thunersees an der Stelle gelegen, wo die von St. Beatenberg herabkommende Strasse das Seeufer verlässt, um ins Bödeli einzutreten. 500 m w. davon entspringt über der Strasse eine starke Quelle, der sog. Gelbe Brunnen, die aus einer Höhle am Burgfeld (über St. Beatenberg) herkommen muss und deren Wasser als Heilmittel gegen Hautkrankheiten angewendet wurde.
Beatushœhle (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. St. Beatenberg). 687 m. Doppelhöhle, am Fuss der senkrecht abstürzenden Balmfluh und 120 m über dem rechten Ufer des Thunersees, von der 60 m tiefer gelegenen Strasse Interlaken-Merligen her in 5 Minuten zu erreichen; 3 km ö. der Dampfschiffstation Beatenbucht und 5 km w. vom Bahnhof Interlaken. Obwohl der Zugang durch Wald verdeckt ist, lässt sich doch die Lage der Höhle vom See und vom jenseitigen Ufer aus durch den in den See sich stürzenden Wasserfall des ihr entströmenden Beatenbaches und durch das etwas unterhalb gelegene Schlösschen Leerau deutlich erkennen.
Die grössere der beiden Höhlen ist ein tunnelartiger Stollen, der am Eingang etwa 10 m hoch und 5 m breit ist und aus dem der wasserreiche Beatenbach in mehreren Adern hervorrauscht, um sich nach kurzem malerischen Lauf den Wald hinunter über eine senkrechte Felswand in den See zu stürzen. 1904 hat man diese Höhle durch eine bequeme, sichere und elektrisch beleuchtete Weganlage zugänglich gemacht, wodurch sie mit ihren Schluchten, Kesseln, Erosionsgängen, Gletschermühlen und abenteuerlichen Tropfsteingebilden zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges geworden ist.
Die ganze Anlage wurde von einer Aktiengesellschaft mit Sitz in Interlaken erstellt, die die Höhle noch tiefer hinein zu erschliessen gedenkt. Rechts von dieser Höhle und 4 m höher als sie liegt die kleinere Höhle, auch die «trockene» genannt, die 8 m tief, 10 m breit und 2-2,5 m hoch ist und deren hintere Hälfte von der vorderen durch eine mauerartige Felswand getrennt wird. Von der Höhle aus bietet sich ein schöner Blick auf den Niesen. Bei der Bachgrotte sind noch Reste von zwei starken Bogen sichtbar, die einst den Bach überspannten. In der kleineren Höhle wurde am ein in den Felsen gehauenes Grab mit menschlichen Skelettresten entdeckt.
Etwa 70 m unterhalb der Grotte sind noch Mauerreste einer 1530 zerstörten Pilgerherberge vorhanden. Diese Mauerspuren bei und in der Höhle sind die letzten Ueberreste des berühmten Heiligtums, das diesen Ort während des Mittelalters zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort machte. Nach der Legende soll die trockene Höhle der Aufenthaltsort des h. Beatus gewesen sein, der einen hier hausenden Drachen vertrieb und sich dann mit einem Gefährten an dieser Stelle niederliess.
Beatus, ein britannischer Edelmann, soll durch Barnabas, den Begleiter des Paulus, getauft und als Glaubensbote nach Helvetien gesandt worden sein. Er starb nach der Legende 112 und soll dann in der von ihm bewohnten Höhle begraben worden sein. Wenn auch diese Ueberlieferung vor der geschichtlichen Prüfung nicht stand hält, so ist doch als sicher anzunehmen, dass einst an dieser Stätte, wenn auch erst in späterer Zeit, ein heiliger Mann lebte, wirkte und starb und dass von hier aus die Christianisierung der Gegend begonnen wurde.
Zum erstenmal erscheint die Kirche zu St. Beat im Jahr 1231. Sie umfasste nur den mittlern Teil der gegenwärtigen Kirchgemeinde, indem die westl. Weiler nach Sigriswil und die ostwärts gelegenen nach Goldswil gehörten. 1263 vergabte Walther von Eschenbach das halbe Patronatsrecht dem Kloster Interlaken. Schon im 14. Jahrhundert war die Kirche bei der Beatenhöhle ein vielbesuchter Wallfahrtsort, und 1439 fand von Bern aus ein vom Rat veranstalteter Bittgang zur Abwendung der Pest dahin statt. 1511 besuchte und beschrieb der Barfüsser Agricola das Gotteshaus, das sich an die Höhle anlehnte, wie dies noch jetzt die Mauerreste erkennen lassen.
Die Reformation machte dem Heiligtum und der Wallfahrt dorthin ein Ende. Am befahl der Rat, die Höhle zuzumauern, und am wurde der Abbruch der Kirche angeordnet, an deren Stelle man 1540 die Kirche auf St. Beatenberg erbaute. Trotz des Verbotes wurde aber immer noch im geheimen nach dieser Stätte gewallfahrtet, obwohl die Gebeine des Heiligen schon 1528 weggenommen und in Interlaken bestattet worden waren. Immerhin gelang es, einen Teil der Reliquien in die Urschweiz und nach Luzern zu überführen.
Die Mauer, welche die Höhle verschloss, wurde immer wieder durchgebrochen, und noch bis zu Ende des 18 Jahrhunderts erhielt der Ort Besuch aus der nahen Urschweiz. Als das Berner Oberland seit Ende des 18. Jahrhunderts um seiner landschaftlichen Schönheiten wegen immer mehr von Fremden aufgesucht wurde, erhielt auch das durch seine alten Erinnerungen wie durch seine romantische Umgebung ausgezeichnete ehemalige Heiligtum neuerdings starken Besuch. In dieser Zeit wurde es auch mehrfach abgebildet, so von Kaspar Wolf (1725-1798) und von Gabriel Lory dem jüngern (1780-1846). Da durch die Erschliessung der Höhle die Frequenz bedeutend zugenommen hat, erstellte man 1905 unten am Seeufer einen Landeplatz für die Dampfschiffe; zugleich plant man den Bau einer Drahtseilbahn von da zur Höhle hinauf. Die St. Beatushöhle öffnet sich wenig über dem Neocom an der Basis des Urgon. Es bildet somit das schwer durchlässige Neocom den Boden der Höhle, die von den unterirdischen Wassern im Urgonkalk ausgewaschen worden ist. Vergl. Stammler, Dr. Der h. Beatus, seine Höhle und sein Grab. Bern 1904.
Bernhard (Grosser), französisch Col du Grand Saint Bernard (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 2472 m. Bedeutender Passübergang der Walliser Hochalpen zwischen der Gruppe des Grand Combin und dem Mont Blanc Massiv; führt zwischen dem Mont Mort (2866 m) und der Chenalette (2439 m) hindurch und verbindet Martinach durch die Vallée d'Entremont und das italienische Val du Grand Saint Bernard mit Aosta. Der lange Zeit bestehende Saumpfad ist in neuerer Zeit durch eine etappenweise fertiggestellte Fahrstrasse ersetzt worden, die auf der Walliser Seite die Passhöhe 1893 erreicht hat, während sie auf der italienischen Seite dem Wagenverkehr erst 1905 eröffnet worden ist. Die Strasse ist von Martinach bis zur Passhöhe 48 km und von da bis Aosta 33 km lang. Auf der Passhöhe steht das wohlbekannte Hospiz, ein Kloster, dessen Geschichte mit der des Passes überhaupt innig verknüpft ist. Die ganze Anlage besteht aus drei Gebäulichkeiten: dem Hauptbau, einem 1898 vollendeten Nebenbau und dem 1786 erstellten sog. Hôtel de Saint Louis. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende ¶
und mit dem Nebenbau durch einen gedeckten Gang verbundene Hauptgebäude enthält die Wohnräume der Mönche, die für die armen und die vermöglichen Durchreisenden bestimmten Esssäle und Schlafzimmer, die Bibliothek und die Klosterkirche. Die Bibliothek enthält nahezu 13000 Bände, ein Münzkabinet, entomologische und mineralogische Sammlungen, sowie keltische und römische Altertümer, so besonders die auf dem Plan de Jupiter gefundenen Gegenstände. In der 1678 neu erbauten und 1686 geweihten Kirche befinden sich Fresken, geschnitzte Chorstühle von grossem Wert, eine Orgel und das aus weissem Marmor bestehende Denkmal zu Ehren des in der Schlacht bei Marengo am gefallenen französischen Generals Desaix. Am Eingang zum grossen Esssaal sieht man das von der Republik Wallis 1804 zu Ehren Napoleons I. errichtete Denkmal, eine Platte aus schwarzem Marmor, die folgende Inschrift trägt: Napoleoni Primo Francorum Imperatori, semper optimo, Reipublicae Valesianae Restauratori, semper Augusto, Aegyptiaco, bis Italico, semper invicto, In monte Jovis et Sempronii semper memorando Respublica Valesiae grata. 11 Decembris Anno MDCCCIV. Im Hauptgebäude ist ferner das 1835 eingerichtete Post- und Telegraphenbureau untergebracht, dem man 1886 auch noch eine mit der Cantine de Proz verbundene Telephonsprechstation angefügt hat.
Der Postdienst mit Martinach wird im Sommer durch einen wöchentlich 1-3 mal verkehrenden Postwagenkurs und im Winter wöchentlich dreimal durch einen Postboten («pédon» genannt) besorgt. Neben den drei eben genannten Hauptgebäuden stehen auf der Passhöhe des Grossen St. Bernhard noch die gegenwärtig für die Touristen geschlossene Morgue oder Leichenhalle, wo die hier lange Zeit der Verwesung widerstehenden Körper der am Weg verunglückten und von ihren Familien nicht reklamierten Wanderer aufbewahrt werden, und ein kleiner Gasthof für die Fuhrleute, der von den Einwohnern der Gemeinde Bourg Saint Pierre zur Erleichterung des Warentransportes als Sust errichtet worden und vom Hospiz vollständig unabhängig ist.
Nahe dem Hospiz liegt auf der s. Abdachung des Passes ein einsamer kleiner See (2446 m), der 320 m lang, 200 m breit und im Maximum 12 m tief ist. Gegen das untere Ende dieses Lacus Penus der Peutingerschen Tafel geht an der «La Fontaine Couverte» genannten Stelle die Landesgrenze gegen Italien durch, die einst durch zwei Steinsäulen markiert war, während hier heute zwei Grenzsteine stehen, die die Jahreszahlen 1600 und 1755, sowie auf der einen Seite das Wappen Savoyens und auf der andern Seite die sieben Sterne der einstigen Republik Wallis und den Krummstab und das Schwert des Bischofes von Sitten tragen.
Neben dem See befindet sich der sog. Plan de Jupiter, eine kleine Ebene, auf der zur Römerzeit ein Schutzhaus oder Hospizium und ein Tempel standen. Diese Stelle ist seit 1760 durch die Mönche auf dem Grossen St. Bernhard und durch Archäologen, in neuester Zeit auch mit finanzieller Beihilfe der italienischen Regierung, gründlich nach Altertümern durchsucht worden. Hier stehen auch ein von den Brüdern Lenti aus Aosta 1816 errichtetes grosses Steinkreuz mit der Inschrift Deo optimo maximo und eine hohe Bronzestatue auf steinernem Sockel, die den h. Bernhard mit dem Drachen darstellt und 1905 eingeweiht worden ist.
Etwas tiefer unten geht die Strasse durch einen künstlich erweiterten Engpass, der ursprünglich auf eine Länge von 60 m blos 3,6 m breit war. Von der von den Römern über den Berg gebauten alten Strasse sind an manchen Stellen noch wohl erhaltene Reste sichtbar. Das von Papst Leo IX. anlässlich seines Ueberganges über den Grossen St. Bernhard 1049 erwähnte ostiolum Montis Jovis oder die Zollstätte auf dem Jupiterberg, die in der Geschichte des Passweges vielfach eine bedeutende Rolle gespielt hat, stand wahrscheinlich auf dem Plan de Jupiter.
Eine besondere Erwähnung verdienen auch die prächtigen Hunde, die das Kloster auf dem Grossen St. Bernhard seit langer Zeit züchtet. Man darf als ziemlich sicher annehmen, dass diese Hunderasse schon seit den ältesten Zeiten in allen gebirgigen Gegenden der Schweiz (Wallis, Waadt, Bern, Freiburg, Ostschweiz) verbreitet war und ganz besonders in den verschiedenen Berghospizien und Schutzhäusern gezüchtet worden ist, wo die intelligenten Tiere sich vielfach als wirkliche Helfer in der Not bewährten.
Durch fortgesetzte Anpassung und Vererbung haben sich dann im Laufe der Zeit die in den Hospizien gezüchteten Vertreter dieser Rasse zu den von ihnen verlangten Dienst- und Hilfeleistungen immer geeigneter erwiesen. Die bekannte Erzählung, dass der letzte männliche Vertreter der Rasse vor einigen Jahren gestorben sei und dass die jetzigen Hunde auf dem Grossen St. Bernhard blos noch die Ergebnisse einer Kreuzung seien, entbehrt jeder sachlichen Begründung. Die Hunde werden hier oben schon seit zwei oder drei Jahrhunderten benutzt und von den Mönchen zu den ihnen obliegenden Verrichtungen sorgfältig erzogen und abgerichtet. Die Ueberlieferung will, dass die Rasse des heute über die ganze Welt verbreiteten St. Bernhardshundes aus der ¶
Kreuzung einer weiblichen dänischen Dogge mit einem pyrenäischen Mastiff hervorgegangen sei. Zu bemerken ist, dass die ihrem natürlichen Milieu entrückten Hunde dieser Rasse oft zu Grunde gehen oder aber zum mindesten nach und nach die auszeichnenden Eigenschaften ihrer Art verlieren. Von jeher bestand die Aufgabe dieser nützlichen Helfer auf dem Grossen St. Bernhard darin, dass im Winter jeden Tag je ein Paar (und zwar ein älterer Hund mit einem jüngeren zusammen) in Begleitung eines Mönches oder eines Knechtes sowohl gegen die italienische Seite des Passes als auch in der Richtung der Cantine de Proz ausgesandt wurde, um nach verirrten oder erschöpften Reisenden zu suchen.
Heute machen sie sich nur dann auf den Weg, wenn telephonisch angezeigt worden ist, dass Reisende die italienische oder die schweizerische Cantine passiert haben und von da auf dem Weg über den Pass sind. Die Tiere finden auch bei tiefem Schnee stets die richtige Spur und leiten Mönche, Knechte und Reisende auf den einzig möglichen Weg. Die jungen Hunde machen ihre Lehre in Begleitung der Knechte und kommen ziemlich rasch dazu, ihre Aufgabe zu verstehen und sie befriedigend zu lösen. Obwohl die telephonische Verbindung des Hospizes mit den Schutzhäusern an beiden Abdachungen des Passes heute die Anzahl der Unfälle ziemlich vermindert hat, sind doch die Hunde im Winter immer noch unentbehrlich. Nähere Auskunft erteilt das vom St. Bernhardsklub in München 1894 herausgegebene Bernhardiner-Stammbuch.
Ueber die innere Organisation des Klosters und die Berufstätigkeit seiner Ordensleute gibt uns F. O. Wolf (nach Mitteilungen des Domherrn Bourgeois, Prior auf dem Grossen St. Bernhard) folgende Auskunft: Das Hospizium auf dem Grossen St. Bernhard, wie auch die Schwesteranstalt auf dem Simplon werden von den Chorherren (heute etwa 50), welche die Regel des h. Augustinus befolgen, verwaltet; sie stehen unter einem Propst, welcher das Recht hat, Stab und Inful zu tragen und der gewöhnlich in Martinach residiert.
Die unmittelbare Leitung des Innern aber ist einem Prior anvertraut, welcher im Kloster selbst wohnt. Die übrigen Würdenträger der Kongregation sind der «Infirmier», dem die Krankenpflege obliegt, und der «Clavendier» und «Éléemosinaire», welch' beide die Reisenden zu empfangen und zu verpflegen haben. Der Novizenmeister (père-maître) und die Professoren widmen sich der Bildung und Erziehung der neu eintretenden Brüder. Nur kräftige Jünglinge, welche jedoch die niedern Gymnasialstudien vollendet haben müssen, werden als Novizen aufgenommen; die philosophischen und theologischen Studien werden im Kloster gemacht.
Nach 10-15, höchst selten nach 20 Jahren Aufenthalt auf dem rauhen, unwirtlichen Berge werden die noch rüstigen Klostergeistlichen (die meisten erliegen sehr jung den nachteiligen Einflüssen des Klimas) zur Verwaltung einiger Pfarreien im Wallis, welche Beneficium des Klosters sind, verwendet; die Kränklichen und Altersschwachen beziehen das Zufluchtshaus, welches der Orden im milderen Martinach besitzt. Die Ausübung einer nie ermüdenden Gastfreundschaft gegen Jedermann, ohne Unterschied der Nationalität, des Standes, noch des Glaubens, ist die Lebensaufgabe der Bernhardinermönche.
Jedes Jahr zählt man 20000-22000 Reisende, die den Pass überschreiten und im Kloster vollständig kostenlos verpflegt werden. Das Hospizium ist in erster Linie für die armen Reisenden gestiftet, und da die Einkünfte des Klosters heute nur noch sehr beschränkte sind, ist es Ehrensache der Vergnügungsreisenden, mindestens den ungefähren Gasthofpreis des Genossenen in den Armenstock zu legen. Während des Winters, der hier oben beinahe neun lange Monate währt, steigen jeden Tag zwei Knechte, «Marronniers» genannt, mit den klugen Hunden bis zu den nächstgelegenen Zufluchtshäusern hinunter.
Auf der Walliser Seite beträgt die Entfernung dahin eine Stunde und auf dem italienischen Abhang 40 Minuten. Bei frischem Schneefall und stürmischem Wetter aber braucht man, abgesehen von der Lawinengefahr, unendlich mehr Zeit hiezu, und alsdann werden die Marronniers von den Klostergeistlichen begleitet. Nicht selten findet man auf dem Wege Reisende mit erfrorenen Gliedern. Diese Bedauernswürdigen werden immer im Kloster bis zu ihrer völligen Wiederherstellung gepflegt; nur solche, an denen Amputationen vorgenommen werden müssen, transportiert man in den Spital nach Aosta. Sollten die Armen hier oben ihren Leiden erliegen, so werden sie gleich denen, welche auf der Reise vom Tod überrascht werden, in der Morgue nach katholischem Ritus beigesetzt.
Das Gebiet des Grossen St. Bernhard hat eine reiche Flora. Es ist seit beinahe einem Jahrhundert fleissig erforscht worden, denn die Chorherren vom St. Bernhard beschäftigen sich seit Murith's Zeiten mit dem Studium der verschiedenen Naturwissenschaften, vorzüglich aber mit Botanik, und standen fortwährend in geistigem Verkehr mit den berühmtesten Fachgelehrten. Neben den allgemein verbreiteten alpinen Arten finden wir hier oben auch noch eine Reihe von Seltenheiten, von denen wir folgende besonders namhaft machen: Barbaraea intermedia, Hugueninia tanacetifolia, Sagina glabra, Meum athamanticum, Chaerophyllum hirsutum var. elegans;
zahlreiche seltene Habichtskräuter, wie Hieracium tendinum, H. subrubens, H. glaciellum, H. Faurei, H. hybridum, H. pyrrhantes, H. corymbuliferum, H. Smithii, H. fuliginatum, H. Murithianum, H. graniticum, H. ochroleucum, H. doronicifolium, H. brassicoides etc.;
viele Alchimillen und manche Arten von Läusekraut, (besonders am italienischen Hang des Passes), wie Pedi- ¶
cularis incarnata, P. gyroflexa, P. cenisia, P. recutita, P. tuberosa und viele Bastarde; ferner Carex microstyla, C. incurva und C. lagopina, Braya pinnatifida, Arenaria Marschlinsii. Spergularia campestris;
Ranunculus aconitoides, R. aduncus, R. pyrenaeus var. plantagineus;
Valeriana celtica;
alle alpinen Weiden und deren Bastarde Salix arbuscula × helvetica, S. glauca × retusa, S. helvetica × herbacea Vergl.
Jaccard, Henri. Catalogue de la flore valaisanne. (Neue Denkschriften. Bd. 34. Zürich 1895); Bulletins des travaux de la Soc. Murithienne du Valais.
Auf dem Grossen St. Bernhard befindet sich seit einer Reihe von Jahrzehnten eine meteorologische Station, die weitaus die älteste aller Gebirgsstationen ist und deren Beobachtungsresultate daher von ganz besonderem Interesse sind. Sie ist 1817 von Marc Auguste Pictet aus Genf gegründet worden. Ihre Beobachtungen sind seither zusammen mit denen des Genfers Observatoriums regelmässig jeden Monat veröffentlicht worden, und zwar zuerst in der Bibliothèque Universelle (partie scientifique) und dann in den Archives des sciences de la Bibliothèque Universelle.
Alljährlich gibt das die Station leitende Observatorium zu Genf dazu noch ein besonderes Résumé météorologique de l'année pour Genève et le Grand Saint Bernard heraus. Die Station auf dem Grossen St. Bernhard ist zu wiederholten Malen mit Instrumenten ausgerüstet worden, so namentlich 1839 durch Auguste de la Rive, 1883 durch das Genfer Observatorium und die eidgenössische meteorologische Zentralanstalt in Zürich und 1901 durch Vermittlung von Prof. R. Gautier (Registrierinstrumente). Die Beobachtungen sind von den Klostergeistlichen stets freiwillig und mit grosser Sorgfalt gemacht worden. Im folgenden geben wir eine Reihe von Mitteln, die von E. Plantamour nach den Beobachtungsreihen 1841-1867 berechnet wurden.
Monate | Temperatur °C. | Niederschläge Höhe mm. | Tage | Bewölkung in Zehnteln der sichtbaren Himmelsfläche | Luftdruck mm. |
---|---|---|---|---|---|
Januar | -9,0 | 129 | 11 | 5.0 | 560.5 |
Februar | -8,6 | 94 | 9 | 5.3 | 560.2 |
März | -7,3 | 97 | 11 | 5.9 | 559.7 |
April | -3,3 | 120 | 11 | 6.7 | 561.6 |
Mai | 0.5 | 120 | 11 | 6.9 | 563.8 |
Juni | 4.1 | 101 | 10 | 6.5 | 567.1 |
Juli | 6.2 | 75 | 9 | 5.5 | 568.5 |
August | 6.0 | 86 | 9 | 5.8 | 568.4 |
September | 3.3 | 116 | 9 | 5.8 | 567.5 |
Oktober | -0,5 | 142 | 10 | 6.1 | 561.6 |
November | -5,3 | 99 | 10 | 5.4 | 562.0 |
Dezember | -7,6 | 73 | 8 | 4.5 | 562.3 |
Winter | -8,4 | 296 | 28 | 4.9 | - |
Frühling | -3,4 | 337 | 33 | 6.5 | - |
Sommer | 5.4 | 262 | 28 | 5.9 | - |
Herbst | 0.8 | 357 | 29 | 5.8 | - |
Jahr: | -1,76 | 1252 | 118 | 5.8 | 563.9 |
Das Minimum der Temperatur fällt häufig bis -22° und -23° C. und erreicht in seltenen Fällen -28° bis -30°, während das Maximum 17-18, höchstens 20° C. beträgt. Allgemeine Charakteristik des Klimas nach F. O. Wolf: Grosse Feuchtigkeit während des ganzen Jahres, besonders aber im Frühjahr, und ein meistenteils bedeckter Himmel. Von Ende September oder Anfang Oktober bis Anfang Juli immer andauernder Schnee, dessen mittlere Mächtigkeit 10 m beträgt. Alsdann entwickelt sich rasch eine spärliche, aber an seltenen Arten überaus reiche Vegetation. Während der Wintermonate, besonders im November und Dezember, heftige Stürme; im Januar und Februar die meisten hellen Tage des Jahres. Für Weiteres verweisen wir auf den Abschnitt Klima des Artikels Wallis.
Die Geschichte des Passweges und des Hospizes kann in zwei Zeiträume zerlegt werden: 1. die Zeit der Salasser, Römer und des Mittelalters bis zur Gründung des Hospizes;
2. von der Gründung des Hospizes bis zur Neuzeit.
1. Die vorhistorische Geschichte des Passes ist in Dunkel gehüllt. Aus historischer Zeit berichtet uns zuerst Polybius und Titus Livius, dass 388 v. Chr. eine Schar von keltischen Lingonen und Boiern den Pass überschritten habe. Sicherer ist der Zug des Brennus, eines Heerführers der Senoner, der die Römer am 18. Juli 390 v. Chr. am Allia schlug und Rom eroberte. Dann sollen nach Polybius die längs der Rhone und in den Alpen wohnenden Gesaten als Söldner und Verbündete der Gallier 225 v. Chr. über den Grossen St. Bernhard in Italien eingefallen sein.
Hannibals berühmter Zug über die Alpen (218 v. Chr.) ist in alter und neuerer Zeit vielfach mit dem Grossen St. Bernhard in Verbindung gebracht worden, während die neuesten Forschungen diesen Pass aus der Reihe der Möglichkeiten eliminiert und es höchst wahrscheinlich gemacht haben, dass Hannibal über den Kleinen St. Bernhard gezogen ist. Jedenfalls ist der Grosse St. Bernhard aber von den Kelten und Römern öfters begangen worden: die verschiedenen Altertümer, die man hier oben noch immer entdeckt und die vielen hier gefundenen keltischen, gallischen und römischen Münzen, die ebenfalls im Kloster aufbewahrt werden, zeugen dafür, dass zahlreiche Heere den Pass seit den frühesten Zeiten benutzt haben.
Später legten die Römer über ihn ihre grosse Heerstrasse von Mediolanum (Mailand) über Augusta Praetoria (Aosta), Viviscum (Vevey) und Aventicum (Avenches) nach Augusta Rauracorum (Augst) am Rhein (mit Abzweigung über den Col de Jougne und Pontarlier nach Reims), die erst 47 v. Chr. vollendet wurde und deren Ueberreste von der Passhöhe bis nach Martinach hinab noch überall angetroffen werden. Den Uebergang von Aosta bis Martinach schätzten die Römer nach der Peutinger'schen Tafel auf 65 Meilen oder 93,3 km, welche Zahl der Wirklichkeit ziemlich gut entspricht.
Der ursprüngliche Name des Passes, Mons Poeninus, dessen Etymologie noch sehr unsicher ist, wurde später durch die bis zur Gründung des Klosters allgemein übliche Bezeichnung Mons Jovis (Jupiterberg, französisch Mont Joux) ersetzt. Auf der Passhöhe hatten nämlich die Römer einen dem Jupiter Poeninus geweihten Tempel und daneben ein Hospizium errichtet, das zur Aufnahme reisender Kaufleute und der nach Gallien gesandten Krieger diente. Da der Jupiterberg die gewöhnliche Strasse war, auf der die Römer ihre Heere gegen die Barbaren führten, wurde von ihnen alle Mühe darauf verwendet, den Reisenden jede mögliche Erleichterung zu verschaffen. Zugleich standen längs dem Weg über den Jupiterberg - wie übrigens an allen grossen Römerstrassen - noch ¶