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reform. Ew. Kirchgemeinde Rüschegg.
Wiesenbau und Viehzucht.
reform. Ew. Kirchgemeinde Rüschegg.
Wiesenbau und Viehzucht.
(Kt. Bern, Amtsbez. Schwarzenburg, Gem. Guggisberg).
1000 m. Gruppe von 5 Häusern im untern Abschnitt des Thales der Gantrischsense.
Postablage, Telephon;
im Sommer Postwagen Freiburg-Schwefelberg. 32 reform. Ew. Kirchgemeinde Guggisberg.
Schulhaus. Gastwirtschaft.
Viehzucht.
(Kt. Solothurn, Amtei Balsthal, Gem. Aedermannsdorf).
1173 m. Ausgedehnte Sennberge mit Meierhöfen, auf dem Rücken der Hauensteinkette, nw. unter dem höchsten Punkt.
Fusswege nach Balsthal und nach dem Goldenthal.
Doggergewölbe.
oder SANGLA (La) (Kt. Wallis, Bez. Entremont). 3702, 3695 und 3690 m. Gipfelreihe hinten über dem Bagnesthal, links über dem Otemmagletscher und auf der Landesgrenze gegen Italien. Die Siegfriedkarte gibt den Gipfeln keinen Namen und z. T. auch keine Höhenkote, legt die Bezeichnung La Sangla aber irrtümlicherweise dem Mont Ouille Secca (3550 m) bei.
Die Nomenklatur dieses Gebietes ist überhaupt noch sehr unvollständig und ungenügend;
E. Canzio, Fel. Mondini und N. Vigna haben sie in ihrem 1899 in Turin erschienenen und vom Italienischen Alpenklub herausgegebenen Buch In Valpellina;
escursioni e studi zum Teil richtigzustellen gesucht.
Der N.-Gipfel (3702 m) und Mittelgipfel (3695 m) sind 1867 von Chanrion her und der S.-Gipfel (3690 m) 1898 von Prarayer aus zum erstenmal bestiegen worden.
(Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis Ilanz, Gem. Riein).
1315 m. Gruppe von 7 Häusern, am W.-Hang des Piz Fess und 5 km sö. der Station Ilanz der Bündner Oberlandbahn. 33 reform. Ew. romanischer Zunge.
Kirchgemeinde Riein. Alpwirtschaft.
und Piz Sanina (Kt. Graubünden, Bez. Glenner). Als Saninastock oder Signinagruppe bezeichnet man das n. Endglied der Kette des Piz Tomül oder Weissensteinhorns zwischen Lugnezer- und Safienthal. Vom übrigen Teil dieser Kette wird der Saninastock durch den Pass des Günerkreuz getrennt. Von diesem Pass nach N. folgen aufeinander die Gipfel Günerhorn (2842 m), Piz Sanina (2836 m), Piz Fess (2874 m), Piz Riein (2752 m) und La Cauma (2239 m).
Dazwischen finden sich noch verschiedene unbenannte Gipfel und Zacken.
Der ganze Stock stellt wie kaum ein anderer eine wildzerrüttete, gewaltige Ruine aus Bündnerschiefer dar, deren Ausgestaltung die von W. eindringende, fast endlose Verzweigung des Rieinertobels bewirkt hat.
Der ganze Gebirgsstock ist speziell und ausschliesslich das Verzweigungsgebiet dieses Tobels.
Die O.-Seite der Gruppe zeigt zwar bedeutende, ebenfalls arg verwitterte Schieferwände, ist aber doch bei weitem nicht so sehr von immer mehr sich zerteilenden Runsen durchfressen wie die W.-Seite, und die Besteigungen erfolgen darum auch meist von der O.-Seite her.
Speziell der Piz Sanina scheint noch unbestiegen und jedenfalls nicht leicht zu sein.
Noch schwieriger zu erklettern ist aber eine ebenfalls noch unbetretene Felsnadel zwischen ihm und dem Piz Fess.
Saint, Sainte; San, Sant', Santo, Santa; im Engadin Sainch, im Bündner Oberland Sontg oder Sogn, Sontgia oder Sontga. Vom latein. sanctus. Ortsnamen mit diesem Zusatz sind immer von einem Heiligen herzuleiten, unter dessen Namen bei den Katholiken eine Kirche oder Kapelle gegründet und nach welchem sie benannt wurde. Dieser Heilige heisst der Kirchenpatron oder Schutzheilige des betreffenden Gotteshauses. Nachher ging dann dieser Name bisweilen auf die um die Kirche entstehende Ortschaft über, wie z. B. St. Gallen. Es kommt aber auch vor, dass ein schon bestehender Ortsname durch den Namen des Kirchepnatrons verdrängt wurde. So ist z. B. Altensee am Zugersee in St. Adrian, Bolteren im Kanton Schwyz in Eccehomo, Halten in Obwalden in St. Anton umgetauft worden.
Oefters ist eine Kapelle aus irgend einem Grund in Abgang gekommen, der Name selbst aber geblieben, woraus sich die den Namen eines Heiligen tragenden Flurnamen erklären. So gibt es bei Sursee ein St. Wendelinsbifang geheissenes Landstück, auf dem urkundlich vor Zeiten eine Kapelle des h. Wendelin sich befand. Sodann ist im Volksmund die Bezeichnung «Sankt» häufig verloren gegangen, wie in Mariahalden, Mariaberg etc. In diesem Fall ist man ohne urkundliche Belege nicht sicher, ob der Name eines Heiligen darin steckt.
Auch der Dialekt entstellt hie und da solche Namen durch Kürzung, so ist z. B. Sambroscio im Misox = Sant' Ambrosio und Deret bei Sursee = St. Erhard. Im topographischen Atlas (Siegfried) der Schweiz finden sich 486 hierher gehörende Orts- und Flurnamen. Davon entfallen auf Aargau 12, Appenzell 4, Basel 5, Bern 21, Freiburg 21, St. Gallen 41, Genf 7, Glarus 3, Graubünden 83, Luzern 15, Neuenburg 5, Schaffhausen 1, Schwyz 13, Solothurn 13, Tessin 116, Thurgau 6, Unterwalden 10, Uri 11, Waadt 46, Wallis 28, Zürich 5, Zug 10. Ausser im Kanton Waadt ist also die Zahl der hierher gehörenden Ortsnamen in den reformierten Gegenden eine kleine, weil infolge der Reformation die Feldkapellen und mit ihnen meist auch ihre Namen verschwanden.
Dagegen haben Tessin und Graubünden eine sehr grosse Anzahl von alleinstehenden Feldkapellen. Von diesen 486 Namen gehören 179 der deutschen, 112 der französischen, 137 der italienischen und 58 der romanischen Sprache an. Zur Bildung der schweizerischen Ortsnamen mit dem Zusatz Sankt etc. sind 138 Namen von Heiligen verwendet worden; darunter finden sich St. Antonius 28, St. Martin 27, St. Peter 27, St. Johann (Jean, Giovanni, Gian, Gion, Jon) 26,. St. Nikolaus 22, St. Georg (Georges, Giorgio, Guerg, Gieri) 16, St. Anna 15, St. Jakob 14, St. Rochus (Roch, Rocco) 13, St. Karl 13 mal. 35 Namen kommen 2-10 mal, der Rest nur einmal vor. Ein ähnliches Verzeichnis für Frankreich nennt St. Martin 238, St. Jean 171, St. Pierre 162, St. Germain 127, St. Antoine dagegen nur 14 mal.
[Dr. Jos. Leop. Brandstetter.]
Adrian (Kt. und Bez. Schwyz, Gem. Arth).
420 m. Gruppe von 3 Häusern am O.-Ufer des Zugersees, 3 km n. Arth und 1 km sö. der Station Walchwil der Linie Zug-Arth Goldau. 15 kathol. Ew. Kirchgemeinden Arth und Walchwil.
Landwirtschaft. Der hier in den See mündende Rufibach ^[Berichtigung: Rüfibach] hat zu wiederholten Malen Verheerungen angerichtet, so neuestens noch am wo dem Hochwasser drei Menschenleben zum Opfer fielen. 1315 stieg an dieser Stelle eine Letzi vom Seeufer bis zu ¶
den Felsen des Rufiberges hinauf. In der Nähe eine 1486 erbaute schöne Kapelle.
Der Weiler hiess ursprünglich Altensee.
Albanus (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg, Kreis Domleschg, Gem. Sils).
960 m. Alpweide und Bergwiese mit etwa 10 Hütten und Ställen, auf einer Terrasse rechts über dem Hinterrhein und 1,5 km s. Sils.
Benannt nach einer einst hier stehenden Kapelle.
Albin (Kt. Freiburg, Bez. Broye). Gem. und Dorf. S. den Art. Saint Aubin.
Andreas (Kt. Zug, Gem. Cham). 431 m. Ehemaliges Schloss und heute Landgut mit Villa, am rechten Ufer der hier den Zugersee verlassenden Lorze und auf einer Anhöhe mit prächtigem Ausblick über den See und in die Alpen. Schloss St. Andreas wird mit seiner nähern Umgebung das «Städtli Cham» genannt. War einst zusammen mit der «Vorburg» als Lehen der Freiherren von Wolhusen im Besitz der Edeln von Hünenberg, dann 1351 ein offener Platz, eine «Vesti», seit 1366 Lehen und vier Jahre später Eigentum der Herzoge von Oesterreich.
Die Burg wurde im Sempacherkrieg 1386 von den Schwyzern und Zugern eingenommen und kam 1470 durch Kauf an die Stadt Zug, die aber die Besitzung nur 63 Jahre behielt, um sie 1533 käuflich an Hauptmann Heinrich Schönbrunner abzutreten. Dieser stellte das in starkem Verfall begriffene Schlossgebäude wieder in guten Zustand. Zu den Schlossgütern gehörte auch die Kapelle St. Andreas, die durch Kauf 1477 an die Stadt Zug und von dieser ebenfalls durch Kauf 1872 an die Kirchgemeinde Cham-Hünenberg überging und in ihrer jetzigen Gestalt aus 1488 stammt.
Beim Verkauf der übrigen Schlossgüter an Schönbrunner hatte sich die Stadt Zug das jederzeitige und vorbehaltslose Rückkaufsrecht gewahrt und noch bestimmt, es sollte die Burg bei einem feindlichen Angriff auf Zug oder Cham «unser offen Hus, zu unserm Nutzen und Noth türftig, gewärtig und gehorsam syn». Der Erbauer des zweiten Schlossgebäudes sollte sich seines Besitzes nicht lange erfreuen. Von Jugend an mit kriegerischen Abenteuern vertraut, konnte Hauptmann Schönbrunner, auch durch ein geschätztes Diarium über die italienischen Feldzüge von 1500-1537 bekannt, den Reizen auswärtigen Kriegsdienstes nicht widerstehen. 1536 machte er sich des damals stark verpönten Reislaufens schuldig, wofür man ihm eine Busse von 1000 Kronen auferlegte und ihm die Schlüssel der Burg St. Andreas mit dem Bedeuten abnahm, dass man ihm bei Wohlverhalten das Gut wieder zur Verfügung stellen wolle. Er starb aber bald nachher (1537). St. Andreas ging nun an seinen Neffen und von diesem an verschiedene Besitzer über, zunächst an zwei Urner, dann an mehrere Zuger, so z. B. an Glieder des Geschlechtes Brandenberg.
Als die Besitzung 1733 an einen Heinrich Meier verkauft wurde, der nicht Burger von Zug war, behielt sich der Stadtrat von Zug wiederum das Rückkaufsrecht vor. Das Schloss gelangte aber bald wieder an einen Zuger, nämlich den Oberstleutnant Franz Fidel Landtwing, der durch kartographische Vermessungsarbeiten seiner Vaterstadt gute Dienste geleistet hat. Er bewohnte das Schloss St. Andreas als «Herrensitz», nahm verschiedene bauliche Aenderungen vor und machte die Besitzung St. Andreas zusammen mit einem andern ihm gehörenden Gut 1755 zu einem Familien-Fideikommiss. Vor kurzem ist dann St. Andreas in den Besitz der Witwe des Geo. H. Page, des ersten Generaldirektors der Chamer Milchfabrik, übergegangen, die das Schloss in eine komfortable moderne Villa umwandelte. Nahe dem Schloss hat man im See einen Pfahlbau aus der Steinzeit entdeckt.
Anna (Kt. Appenzell I. R., Gem. Schwende).
790 m. Kleine Kapelle und Gruppe von 2 Häusern, an der Strasse Appenzell-Weissbad, nahe der Haggenbrücke und 1 km von Appenzell entfernt. 13 kathol. Ew.
Anna (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Escholzmatt).
1059 m. Kapelle 1 km sw. Escholzmatt.
Anna (Kt. Luzern, Amt Sursee, Gem. Hildisrieden und Neuenkirch).
612 m. Kapelle und Gruppe von 2 Häusern, 2 km s. Hildisrieden und 3,5 km nö. der Station Sempach-Neuenkirch der Linie Luzern-Olten. 17 kathol. Ew. Kirchgemeinden Hildisrieden und Sempach.
Landwirtschaft, Viehzucht und Milchwirtschaft. In der Nähe eine neue Käserei.
Anna (Kt. Nidwalden, Gem. Beckenried), 455 m. Kapelle und Weiler, am Weg Beckenried-Rütenen und 500 m sö. der Dampfschiffstation Beckenried. 17 Häuser, 98 kathol. Ew. Kirchgemeinde Beckenried.
Die Kapelle datiert aus dem 18. Jahrhundert.
Anna (Kt. Uri, Gem. Hospenthal).
1445 m. Kirche, am rechten Ufer der Reuss und 1 km nö. Hospenthal.
Anna (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Ausserbinn).
1301 m. Kapelle, am Weg Aernen-Ausserbinn-Binn, 500 m sö. Ausserbinn und von diesem Dorf durch das Tobel des Riedbaches getrennt.
Anna (Kt. Wallis, Bez. Goms, Gem. Bellwald).
1358 m. Kapelle, auf dem Bergsporn zwischen der Vereinigung des Fiescherthales mit dem Rhonethal und an dem von Fürgangen nach Bellwald hinaufführenden Weg. ½ Stunde von Bellwald entfernt.
Schöne Aussicht.
Anna (Kt. Wallis, Bez. Westlich Raron, Gem. Raron).
746 m. Kapelle, am Weg Raron-Saint Germain und 1,7 km ö. Raron.
Annaberg (Kt. Uri). 2932 m. Gipfel in der Kastelhorn-Pizzo Centrale-Kette des Gotthardmassives, zwischen dem Kastelhorn (2977 m) und dem Gamsstock (2965 m) und sw. über dem St. Annagletscher. Kann von Hospenthal oder Andermatt her bestiegen werden.
Annagletscher (Kt. Uri). 2900-2450 m. 1,2 km langer und 1,4 km breiter Gletscher, am NW.-Hang des St. Annaberges und hinten über dem Felsenthal, durch welches der untere Rand von Hospenthal her in 2½ Stunden erreicht werden kann.
Annaschloss (Kt. St. Gallen, Bez. Rorschach, Gem. Rorschacherberg).
560 m. Altes und heute noch gut erhaltenes Schloss, am N.-Hang des Rorschacherberges auf einem den Bodensee beherrschenden Felshügel und 1,8 km s. Rorschach.
Gute Gastwirtschaft. Sehr schöne Aussicht.
Beliebtes Ausflugsziel.
Benannt nach einer im Schloss selbst befindlichen St. Annakapelle.
Ehemals Sitz der Edeln von Rorschach, die im 13. Jahrhundert die reichsten und einflussreichsten Dienstmänner der Abtei St. Gallen waren und zur Zeit der Appenzellerkriege sich ihre Neutralität und ihre Besitzungen dadurch zu erhalten wussten, dass sie mit der Stadt St. Gallen ins Burgrecht traten. 1499 mussten sie aber alle ihre Rechte und Güter verkaufen, worauf das Schloss Sitz des äbtischen Amtmannes für den Bezirk Rorschach wurde.
Hier setzte man den sehr volkstümlichen Rorschacher Richter Graf gefangen, der nach der Zerstörung des Klosters Rorschach 1489 von den äbtischen Truppen als Mitschuldiger des Nachts aus seinem Bett geholt worden war.
Antœnien (Kt. St. Gallen, Bez. See, Gem. Ernetswil).
995 m. Anhöhe mit Wiesen und einigen Hütten, nö. und n. über dem Dorf Ricken.
Viehzucht. ¶
Antœnien Ascharina (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis Luzein).
1478 m. Gem. mit am linksseitigen Gehänge des St. Antönierthales zerstreut gelegenen Höfen;
9,4 km nö. der Station Küblis der Linie Landquart-Davos.
Postablage;
Postwagen Dalvazza-St. Antönien Castels. 30 Häuser, 95 reform. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde St. Antönien.
Ackerbau, Viehzucht und Alpwirtschaft.
Schöne Lage.
Antœnien Castels (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis Luzein).
1420 m. Gem. mit mehreren am rechtsseitigen Gehänge des St. Antönierthales und am S.-Hang des Kühnihorns zerstreut gelegenen Häusergruppen;
11,7 km nnö. der Station Küblis der Linie Landquart-Davos.
Postbureau, Telegraph;
Postwagen nach Küblis (Dalvazza).
31 Häuser, 172 reform. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde St. Antönien.
Gasthöfe. Beliebte Sommerfrische.
Vergl. Fient, G. Das St. Antönierthal.
Chur 1903.
Antœnien Platz (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis Luzein, Gem. St. Antönien Castels).
1420 m. Weiler, am rechten Ufer des Schanielenbaches (St. Antönierthal) und am S.-Fuss des Kühnihorns, 11 km nnö. der Station Küblis der Linie Landquart-Davos.
Postbureau, Telegraph;
Postwagen Küblis-St. Antönien Castels. 10 Häuser, 55 reform. Ew. Kirchgemeinde St. Antönien, deren hübsche Pfarrkirche hier steht.
Schöne Umgebung. Alpwirtschaft, Wiesenbau und Viehzucht.
Fremdenindustrie.
Antœnien Rüti (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart, Kreis Luzein).
1477 m. Gem. mit verschiedenen Häusergruppen im Gafierthal;
13,5 km nnö. der Station Küblis der Linie Landquart-Davos.
Postablage. 18 Häuser, 83 reform. Ew. deutscher Zunge.
Kirchgemeinde St. Antönien.
Alpwirtschaft, Wiesenbau und Viehzucht.
Antœnierjoch oder Gargellenjoch (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart). 2375 m. Passübergang aus dem schweizerischen St. Antönierthal ins österreichische Gargellenthal. Jenes ist ein Seitenthal des Prätigaus und mündet, von N. kommend, bei Küblis, dieses ein Seitenthal des Montafun und mündet, von S. kommend, bei St. Gallenkirch. Der Pass führt von St. Antönien Castels über Rüti in das von hier sö. ansteigende Gafierthal und zwar auf dessen linker Seite bis zur Hüttengruppe Dörfli.
Hier wird bei 1651 m oder auch etwas vorher bei 1616 m der Gafierbach überschritten, worauf der Weg, steiler werdend, erst nö, dann ö. ansteigt, so dass man die Gempifluh immer rechts hat. Zuletzt erreicht man durch die Mulde zwischen Gempifluh und Schollberg die Passhöhe (in 3-3½ Stunden). Auf der O.-Seite geht es über schöne und mässig steile Alpweiden, später etwas steiler, aber ohne Schwierigkeiten hinab nach Gargellen (1½-2 Stunden). Der Pass hat jetzt fast nur noch touristisches Interesse.
Früher aber wurde er von den benachbarten Thalbewohnern mehr benutzt. Diese besuchten über ihn die gegenseitigen Märkte und trieben dann jeweilen auch Vieh über den Pass. Die Schweizerseite hat besonders auch für den Botaniker Interesse durch ihren Reichtum an mancherlei, zum Teil seltenen Alpenpflanzen. Ausser dem reichlich vorkommenden Edelweiss sei namentlich die in Graubünden sonst seltene, schöne amethystblaue Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum) erwähnt, die im Gafierthal und auf der Saaser Alp (s. vom Madrishorn) mehrfach vorkommt.
Antœnierthal (Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart). Schönstes und freundlichstes Seitenthal des Prätigaus. Von Dalvazza, einem Weiler bei Küblis, steigt es in einer Länge von etwa 14 km nnö. bis an den Hauptkamm des Rätikon hinan. Dieser bildet im N. und O. die Grenze des Thals, während die W.-Grenze durch die Bergstöcke des Kühnihorns und Kreuz markiert wird. Am Grubenpass biegt der Hauptkamm des Rätikon rechtwinklig um. Vom westöstl. verlaufenden Zweig gehört nur noch die Sulzfluh dem Gebiet von Sankt Antönien an. Der nordsüdl. streichende Zweig bildet zwei Gipfelreihen.
Die eine setzt das Kalkgebirge der Drusen- und Sulzfluh fort und enthält die Scheienfluh (mit Schafläger und Mittelfluh), den Schollberg, die Gempifluh und die Rätschenfluh (mit Plattenfluh und Saaser Calanda). Scheien- und Rätschenfluh wiederholen die mächtigen Gipfelformen der Drusen- und Sulzfluh. Es sind gewaltige Pultformen mit hohen, steilwandigen Felsabstürzen nach W. und sanft abgedachten Schrattenflächen nach O. In der östl. Gipfelreihe finden wir im Gegensatz zu diesen massigen Formen zahlreiche kleinere Spitzen, Türme und Zinnen, wie die Sarotla- und Röbispitzen, den Vierecker, Rotspitz und Rungspitz, die Gargellenköpfe und als König des Ganzen das Madrishorn mit zahlreichen Trabanten.
Diese östl. Reihe besteht aus krystallinen Schiefern (Gneis, Hornblendeschiefer, Glimmerschiefer), die von O. nach W. auf das Kalkgebirge hinauf geschoben sind und in der obersten Partie des Schollberges am weitesten nach W. reichen. Auch das Kalkgebirge ruht seinerseits auf einem aus Bündnerschiefer bestehenden Grundgebirge. Dem Bündnerschiefer gehören auch die Stöcke des Kreuz und des Kühnihorns an. Die Garschinafurka n. vom Schafberg trennt dort das Schiefergebirge von den Kalkmassen der Sulzfluh.
Die geologische Verschiedenheit der Gebirge bedingt auch eine grosse Mannigfaltigkeit im Landschafts- und Vegetationsbild. Im Bündnerschiefer herrschen gerundete Formen mit zusammenhängender Pflanzendecke, allerdings da und dort unterbrochen von tiefen Runsen und Rüfen, im Kalkgebirge imposante, im Sonnenglanz hellleuchtende Mauern und weithinziehende Felsbänder mit darunter liegenden weissen Schutthalden, auf den Hochflächen der Sulzfluh, Scheienfluh und Rätschenfluh, sowie am Gruben- und Plasseckenpass ausgedehnte vegetationsarme Sehratten-, Dolinen- und Rundhöckerlandschaften und im «Urgebirg» braune verwitterte Spitzen und zackige Gräte.
Manche dieser Berge sind berühmte, vielbesuchte Aussichtspunkte geworden, so besonders Sulzfluh und Madrishorn. Das Thal selber ist fast ganz in Bündnerschiefer eingeschnitten, der auch gegen die östl. Grenzmauer weit hinauf reicht. Es wird durchflossen vom Schanielenbach, der sich im untern Teil eine lange und tiefe Schlucht eingeschnitten hat und nicht selten wildbrausend und mit schwarzen Geschiebemassen beladen ins Prätigau hinaus stürmt. Ihm entlang führte in den letzten Jahrzehnten ein jetzt wieder verlassener holperiger Karrweg ins Thal hinauf, von Anfang an schlecht angelegt und meist schlecht unterhalten, oft von Rüfen verschüttet oder vom Wildbach streckenweise weggerissen. Jetzt geht ein hübsches, in seinem äussern Teil aussichtsreiches Strässchen von Dalvazza in grossen Serpentinen über Luzein und Pany hinauf, das erst oberhalb der Schlucht an den Thalbach gelangt, um dann diesem entlang Sankt Antönien Platz zu erreichen. Von da weg ist das Strässchen etwas schmäler, aber immer noch fahrbar bis Partnun am Fuss der Scheienfluh. ¶
Auf einem anfänglich steil ansteigenden Fussweg der linken Thalseite kann man auch von Küblis über Telfsch und Runcalina, dann durch dichten Wald mehrfach auf- und absteigend, nach Sankt Antönien gelangen. Der untere Teil des Thals ist also eine enge Fels- und Waldschlucht, meist in dunklen Tannenwald gehüllt. Beim Hof Fröscheney, etwa 4 km oberhalb Dalvazza, erweitert sich das Thal etwas, und es beginnt erst hier auch im politischen Sinn die Thalschaft Sankt Antönien.
Eine Linie von Fröscheney östl. hinauf durch das Horntobel und weiter über Jägglishorn, Saaser Calanda und Madrishorn bildet die Grenze gegen Küblis und Saas, eine andere weiter nördl., von der Brücke unmittelbar vor Sankt Antönien Platz westl. hinauf über den Kammeinschnitt von Aschüel die Grenze gegen Luzein. Etwa 8 km weit, von Fröscheney bis Partnun, steigt das Thal ziemlich gleichmässig an (von 1200-1600 m), dann folgt ein steilerer Anstieg zum Kessel des durch eine Moräne gestauten Partnunsees (1874 m), endlich über einer Felsenschwelle die «nackte Kalkmuschel» der sog. Gruben, eine öde, vom Gletscher gehobelte Rundhöcker- und Dolinenlandschaft, über welche der Grubenpass (2222, resp. 2235 m) nach der Montafuneralp Tilisuna führt (Tilisunahütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, 2211 m). Die untere, grösste Thalstufe ist ein grünes Wiesenthal mit sanften Schieferhängen, aber mit sehr spärlichem Wald.
Nur an den Hängen gegen das Jägglishorn und gegen das Kreuz sind noch grössere, geschlossenere Fichtenbestände vorhanden, dort bis etwa 1900 m, hier bis 1700 m, horstweise auch etwas höher hinauf. Weiter thaleinwärts ist der Wald auf einzelne steilere Stellen beschränkt und auch da nur sehr dünn. Die Buche findet sich blos bei Fröscheney in nennenswerter Zahl, der Bergahorn einzeln oder in kleinen Gruppen an manchen Stellen, ebenso der Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia) und die Grünerle (Alnus viridis) in Gebüschen bis 1900 m.
Von Nadelhölzern finden sich auch Lärchen und Eiben in geringer Zahl zwischen Fröscheney und Ascharina. Infolge der waldlosen Hänge ist das ganze Thal sehr von Lawinen bedroht. Von Ascharina bis Partnun zählt man auf beiden Thalseiten zahlreiche Lawinenzüge. In den letzten 200 Jahren sind durch Lawinen etwa 40 Menschen und 150-200 Stück Grossvieh getötet und 250 Gebäulichkeiten zerstört worden. Natürlich suchen die St. Antönier ihre Wohnungen an möglichst lawinensichern Orten zu erstellen und so, dass die Firsten bergabwärts schauen.
Ausserdem sieht man hinter jedem einigermassen gefährdeten Haus als Lawinenschutz einen aus Erde und Stein errichteten keilförmigen Hügel von der Höhe der Dachfirst, der die Lawinen aufhalten oder in zwei an den Seiten des Hauses vorbeischiessende Arme spalten soll. Zu grösserem Schutz tragen diese «Spaltecken» oft stattliche Ahorngruppen. Ueberhaupt spielt der oft 2-3 m hoch liegende Schnee in St. Antönien eine bedeutende Rolle. In schneereichen Wintern ist der Verkehr zuweilen tagelang völlig unterbrochen, und die Leute dürfen sich nicht aus ihren Häusern wagen. Hat sich der Schnee aber gehörig gesetzt, dann bietet er treffliche Schlittbahnen zu Heu- und Holztransporten. Es ist ein eigenartiges Winterleben da oben, das bei aller Gefahr und Einsamkeit seiner Reize nicht entbehrt.
Das ganze Thal bildet mit seinen 350 Ew. zwar eine einzige Kirch- und Schulgemeinde, zerfällt aber in drei politische Gemeinden: Ascharina mit 95, Castels mit 172 und Rüti mit 83 Ew. Kirche und Schule finden sich in Castels oder St. Antönien Platz. Die Bevölkerung beschäftigt sich natürlich hauptsächlich mit Viehzucht und Alpwirtschaft und treibt dabei ein förmliches Wander- oder Nomadenleben. Von Mitte Dezember bis Mitte Juni halten sich die Leute in den Winter- oder Thalwohnungen auf, dann ziehen sie in die Maiensässe (Vorwinterungen) nach Partnun, dann auf die Alp in Partnunstaffel, Mitte September geht's wieder hinab in die Vorwinterung, Anfangs Oktober zurück in die Thalwohnungen, Anfangs November nocheinmal ins Maiensäss zur Verfütterung des dortigen Heus, endlich Mitte Dezember definitiv für ein halbes Jahr ins Thal.
Die Heuernte dauert nahezu drei Monate (etwa vom 10. Juli bis Ende September). Zu diesem Zweck kehrt ein Teil der Familie von der Alp ins Thal zurück, während ein anderer Teil oder ein Knecht in der Alp bleibt zur Besorgung der Vieh- und Milchwirtschaft. Ende Juli rückt der Heuet in die Maiensässe (Partnuner Mäder) hinauf und dauert dort bis Ende August. Im September kommt das Emd im Thal an die Reihe. Im Oktober folgt noch die Herbstätzung (das Abweiden der gemähten Wiesen) und dann das Düngen.
Dazwischen werden auch die kleinen Kartoffel- und Gerstenäcker abgeerntet. Einigen Verdienst bringt den Einen oder Andern der Schmuggel, bezw. die Beihülfe dazu, über die St. Antönierpässe (Grubenpass, Plasseckenpass, St. Antönierjoch und all' die vielen Kammeinschnitte dazwischen). Wichtiger ist aber der seit einigen Jahren in erfreulichem Aufblühen begriffene Fremdenverkehr. In und bei St. Antönien Platz (1420 m) sind mehrere einfachere, aber gut eingerichtete und geführte Gasthäuser und Pensionen entstanden, die jeden Sommer von Kurgästen voll besetzt werden, ebenso hoch oben in Partnun Staffel die Pension Sulzfluh (1772 m), besonders als Standquartier für Touristen beliebt.
Die Gäste fühlen sich wohl da oben und kehren gerne wieder. Das schöne, blumenreiche Gafierthal (Edelweiss und Mannstreu) und das hoch gelegene Ascharinathal (beide gegen das Madrishorn ansteigend), der Partnunsee, der Grubenpass, die Tilisunahütte und andere Punkte geben Gelegenheit zu kleinen Ausflügen, Kreuz, Kühnihorn-Schafberg, Drusenthor und die jenseits gelegene Lindauerhütte, Schweizerthor und Lünersee, Sulzfluh, Scheienfluh, Schollberg, Rätschenfluh, Madrishorn und noch viele andere Gipfel und Pässe zu mancherlei leichtern und schwierigern Bergwanderungen. Auch zu geologischen und botanischen Exkursionen ist reiche Gelegenheit vorhanden.
Schröter, C. Das St. Antönierthal im Prätigau (im Landwirtschaftlichen Jahrbuch der Schweiz. 9. Band, 1895); Die Sulzfluh; Exkursion der Sektion Rätia des S. A. C. (Abhandlungen über St. Antönien, die Sulzfluh und die Sulzfluhhöhlen). Chur 1865; Imhof, Ed. Der Rätikon, das Plessurgebirge und die westl. Ausläufer der Silvrettagruppe. (S. A. C.; Itinerarium 1890-91). Glarus 1890; Fient, G. Das St. Antönierthal. Chur 1903; Jahrbuch des S. A. C. 1890-1893.
Anton. Es gibt zwei Kirchenpatrone dieses Namens, die beide für die Bildung von Ortsnamen verwendet worden sind: 1. Antonius der Grosse (250-356), Einsiedler in der ägyptischen Wüste;
Fest am 17. Januar. 2. Antonius von Padua (1195-1231), gewaltiger Franziskaner-Bussprediger, von Gregor XI. 1232 heilig gesprochen;
Anton (Kt. Appenzell I. R., Gem. Appenzell). 783 m. Kapelle am W.-Ende des Fleckens Appenzell. 1661 vom Pfarrer Aebisegger gestiftet, seit 1696 infolge einer Dürre Wallfahrtsort, zu dem früher Prozessionen sogar aus dem Rheinthal und dem Vorarlberg herkamen, um vom Heiligen gutes Wetter zu erbitten.
Anton (Kt. Appenzell I. R., Gem. Oberegg).
1110 m. Kapelle, auf einem Kamm über dem St. Galler Rheinthal und an der Strasse Oberegg-Landmark-Altstätten.
Eine Stunde von Oberegg entfernt.
Prachtvolle Aussicht.
Früher besuchter Wallfahrtsort, heute Ausflugsziel und Sommerfrische mit Gasthäusern.
Der Schulkreis St. Anton mit Schulhaus nahe der Kapelle zählt 89 Häuser und 442 zur Mehrzahl kathol. Ew. ¶
Anton (Kt. Appenzell I. R., Gem. Oberegg).
Weiler. S. den Art. Egg (Auf der).
Anton (Kt. Wallis, Bez. Visp, Gem. Baien).
1559 m. Häusergruppe, Heustadel und Kapelle im Saasthal, am rechten Ufer der Visp und 2 km s. Baien.
Lawinengefährliche Gegend.
Antoni (Kt. Aargau, Bez. Baden, Gem. Mellingen).
358 m. Kapelle, an der Gabelung der Strasse von Mellingen nach Wohlenswil einerseits und nach Tägerig andererseits, 500 m s. Mellingen.
Antoni, französisch Saint Antoine (Kt. Freiburg, Bez. Sense). 735 m. Gem. und Pfarrdorf, an der Strasse Freiburg-Schwarzenburg und 10 km ö. vom Bahnhof Freiburg. Postablage, Telephon; Postwagen Freiburg-Schwarzenburg. Gemeinde, mit Bächlisbrunnen, Dürrenboden, Holzacker, Langesried, Lehwil, Mellisried, Menzishaus, Nieder und Ober Montenach, Nieder Muhren, Schwenni, Schleif, Seeligraben, Tüzishaus und Winterlingen: 240 Häuser, 1523 Ew. (wovon 1193 Katholiken und 330 Reformierte) deutscher Zunge;
Dorf: 11 Häuser, 79 Ew. Kathol. und reform. Kirchgemeinde.
Acker-, Obst- und Wiesenbau, Viehzucht.
Strohflechterei. 1866 eingeweihte reform. Pfarrkirche für die zerstreuten Reformierten im Bezirk.
Kathol. St. Antonskirche. 1894 erbaut.
Bei Winterlingen steht an der Strasse nach Schwarzenburg eine Kapelle, die von einem Mann aus Winterlingen zum Dank dafür gestiftet worden sein soll, dass ihm seine sieben Söhne unverletzt aus der Schlacht bei Murten heimgekehrt waren.
Antoni (Kt. Graubünden, Bez. Albula, Kreis Belfort. Gem. Alvaneu).
1219 m. Kapelle, am rechtsseitigen Gehänge des Albulathales 600 m s. Alvaneu.
Antoni (Kt. Nidwalden, Gem. Ennetbürgen).
439 m Pfarrdorf, am S.-Fuss des Bürgenberges und am W.-Ende der Buochserbucht des Vierwaldstättersees;
2 km nw. der Dampfschiffstation Buochs und 4 km nö. der Station Stans der elektrischen Bahn Stansstaad-Stans-Engelberg.
Postablage. Telephon. 26 Häuser, 139 kathol. Ew. Milchwirtschaft.
Holzwarenfabrik und mechanische Schreinerei.
Seidenweberei. Die im 16. Jahrhundert erbaute und 1707 restaurierte und vergrösserte St. Antonskapelle ist 1894 durch eine schöne Pfarrkirche im frühgotischen Stil ersetzt worden. Im 17. Jahrhundert bestand in der Nähe eine Einsiedelei.
Antoni (Kt. Obwalden, Gem. Kerns).
Antoni (Kt. Uri, Gem. Gurtnellen).
723 m. Kapelle, am linksseitigen Gehänge des Maderanerthales 700 m ö. Amstäg.
Balmstock (Kt. Uri). Etwa 2500 m. Osö.
Vorberg des Schyn, w. über der Vereinigung des Wyschenwassers mit der Voralper Reuss zur Göschener Reuss und n. über dem Weiler Wüest auf der untern Göscheneralp.
Barbara (Kt. Wallis, Bez. und Gem. Leuk). 965 m. Kapelle am Eingang ins Thal von Leukerbad, zwischen der schäumenden Dala und dem grossen Hohewald und 1 km n. Leuk. Sankt Barbara erlitt um 306 in Aegypten den Märtyrertod.
Beatenberg (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). Mit diesem Namen bezeichnet man im allgemeinen das w. Ende der zweiten Hauptkette der Emmengruppe, das in zwei parallelen Kämmen aus dem Becken des Thunersees emporsteigt. Der westl. dieser beiden Kämme ist der Sigriswilergrat, der östl., von jenem durch das Justisthal getrennt, der Guggisgrat, dessen steiler Absturz gegen das Justisthal Wandfluh heisst, während man seiner östl. Abdachung den Namen St. Beatenberg (im engeren Sinn) beilegt.
Die Kammlinie erreicht im Gemmenalphorn 2064 m und im Burgfeldstand 2067 m, senkt sich über das Niederhorn (1965 m) in schöner, vom bernischen Mittelland und vom Jura aus deutlich erkennbarer Kurve zum Spiegel des Thunersees hinunter und bildet hier das den obern vom untern See trennende Vorgebirge der «Nase». Die östl. Abdachung senkt sich teils mit sanften Gehängen und teils mit senkrechten Felsmauern gegen den obern Thunersee, das Bödeli und das untere Habkernthal ab. Man kann an diesem Berggelände drei Zonen unterscheiden. Die unterste besteht aus einem steilen und von Felsbändern durchsetzten Waldgürtel und wird ihrer ganzen Länge nach von der Strasse Merligen-Interlaken, die in ihrer Anlage an die Axenstrasse erinnert, durchzogen. Ausser der kleinen Häusergruppe Sundlauenen, am Ausgang des Sundgrabens, finden sich hier keine Siedelungen. Die zweite Zone bildet das auf hoher ¶
Felsterrasse gelegene, langgestreckte Pfarrdorf St. Beatenberg (1150 m). Ueber dieser Terrasse und gegen sie zum Teil in steilen Wänden abbrechend erheben sich die bis auf die Höhe des Grates ansteigenden Alpweiden. In geologischer Beziehung besteht der Beatenberg aus den Schichten der die Grenze zwischen Jura und Kreide bildenden Berrias. Darüber lagern deckenförmig eozäne Bildungen (Nummulitenkalk), die sämtliche Gipfel und Kämme aufbauen. Vereinzelte Flyschfetzen finden sich bei Sundlauenen. Am Seeufer wird vorzüglicher Baustein gebrochen. An der untern Grenze der Nummulitenformation zeigt sich ein schwaches Lager von Steinkohlen, das am Niederhorn seit dem 18. Jahrhundert ausgebeutet wurde. Man transportierte die Kohlen vermittels Schlitten nach der Beatenbucht und beförderte sie von da zu Schiff weiter. Von 1841 an übernahm der Staat Bern die Ausbeutung und schloss einen Lieferungsvertrag mit der Gasanstalt Bern, doch musste wegen der mit der Einführung der Eisenbahnen aufgekommenen Konkurrenz ausländischer Steinkohlen das Bergwerk 1856 aufgehoben werden.
Die Glazialzeit hat am Beatenberg ebenfalls ihre Spuren hinterlassen und zwar in Gestalt zahlreicher erratischer Blöcke. Eine deutlich erkennbare Moräne trägt die Kirche von Beatenberg und die Dorfschaft Spirenwald. Die Vegetation des Beatenberges ist eine sehr reiche und mannigfaltige. Unten am See gedeihen Edelkastanie, Feigenbaum, Weinstock und Pfirsiche neben Alpenrosen, die vereinzelt bis hierher absteigen. Auf der Terrasse des Dorfes Beatenberg finden sich trotz der schon beträchtlichen Höhenlage noch Apfel- und Birnbaum. Besonders reich ist der Bestand an schönen Ahornbäumen. Ueber Einzelheiten der Flora vergl. den Art. Emmengruppe.
Beatenberg (Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 1150 m. Gem. und Pfarrdorf, am SO.-Hang des gleichnamigen Berges in sonniger Lage hoch über dem Thunersee und dem Bödeli. Das Dorf im engeren Sinn besteht aus einer fast 5 km langen Häuserzeile zu beiden Seiten des tief eingeschnittenen Sundgrabens. Am w. Ende befindet sich die Endstation der Drahtseilbahn St. Beatenbucht-St. Beatenberg. 180 Häuser, 1082 reform. Ew. Kirchgemeinde. Postbureau, Telegraph, Telephon. Viele Pensionen, Gasthöfe, Verkaufsläden. Meteorologische Station. Je eine katholische und eine englische Kapelle. Alp- und Landwirtschaft, Viehzucht. Fremdenindustrie. Das Wollenspinnen, eine in früherer Zeit allgemein übliche Hausindustrie, ist fast ganz eingegangen. Etwas Seidenweberei und Holzschnitzerei. Eine Wasserleitung sammelt das Wasser auf der Burgfeldalp und führt es durch das Rischerenthälchen nach der Höhenstrasse und der Station der Drahtseilbahn. Hydrantennetz. Die im Windschatten des Berges liegende und nach S. exponierte Ortschaft erfreut sich eines milden und angenehmen Klimas, das weder durch N.-Winde noch durch den Föhn ungünstig beeinflusst wird. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 6,1° C. Im Frühjahr verschwindet der Schnee dank der sonnigen Lage ziemlich rasch. Der Winter weist zahlreiche helle und sonnenreiche Tage auf und bildet hier oben eine sehr angenehme Jahreszeit. Mit Interlaken ist Beatenberg durch eine 11 km lange Fahrstrasse verbunden. Im Sommer starker Fremdenverkehr. Die Gemeinde besteht aus mehreren Bezirken: 1. Schmocken; bildet den w. Teil des Dorfes mit der Station der Drahtseilbahn, dem Kurhaus (dem ältesten Gasthof des Ortes) und vielen andern grösseren und kleineren Pensionen, deren Bauart von derjenigen der dunkelbraunen und mit Steinen beschwerten Schindeldächern gedeckten Wohnhäuser seltsam absticht. Am östl. Ende von Schmocken stehen unweit der katholischen Kapelle das Pfarrhaus und die reformierte Pfarrkirche, ein einfacher aber in das Landschaftsbild sich glücklich einfügender Bau aus dem 16. Jahrhundert, in dessen Innerem sich ein alter Taufstein und eine an den h. Beatus erinnernde Inschrift finden. 2. Spirenwald, von der Kirche auf der sich verbreiternden Terrasse bis zum Sundgraben reichend; ebenfalls mit einer ganzen Reihe von Gasthöfen und mit der englischen Kapelle. 3. Jenseits des Sundgrabens bildet der Bezirk Waldegg mit seiner Gasthofkolonie den äussersten nach O. vorgeschobenen Teil des Dorfes.
Von hier senkt sich die Strasse zum Bödeli hinunter. Gegen den See zu liegen endlich noch die einsamen Weiler Hohlen, Ruchenbühl und Sundlauenen. Die Hauptverkehrsader ist die fast 5 km lange Höhenstrasse, die sich von der Station fast eben bis zum ö. Dorfende zieht und in steter Abwechslung eine prächtige Aussicht auf den See, das Bödeli und die Alpen gewährt, die sich von der Wildstrubelgruppe bis zum Schreckhorn und Schwarzhorn erstreckt und deren Mittel- und Glanzpunkt die Gruppe Jungfrau, Mönch und Eiger bildet.
Ober- und unterhalb der Höhenstrasse hat man zahlreiche Spazierwege mit Ruhebänken angelegt. Farbige Markierungen weisen den Weg nach den nähern und weiteren Ausflugszielen. Zu jenen gehören der sog. Waldbrand (25 Minuten) am Rand des Absturzes gegen das Justisthal, das Känzeli oberhalb Spirenwald (1½ Stunden), Amisbühl (1336 m; mit Sommerfrische und prächtiger Aussicht) oberhalb Waldegg (1 Stunde). Von Bergtouren sind zu erwähnen die leichten Besteigungen des Niederhorns, Burgfeldstand und Gemmenalphorns (je 3 Stunden).
Mit Bezug auf die älteste Geschichte des Ortes verweisen wir auf den Art. Sankt Beatushœhle. Die Gemeinde St. Beatenberg gehörte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den entlegensten des Kantons. Die einzigen Verbindungen mit der Aussenwelt boten die steilen Fusswege nach Merligen und nach dem Neuhaus hinunter. Schon hatte sich das Bödeli zu einem Fremdenzentrum ersten Ranges entwickelt, als Beatenberg noch ein von Fremden nur sehr selten besuchter Ort war. Dieser wurde dem Verkehr erst durch die 1865 beendigte Erstellung einer Fahrstrasse nach Interlaken erschlossen. ¶