sassen dem Gericht Saint Barthélemy drei Burgvögte vor. Das
Schloss soll 1475 von den Schweizern verbrannt worden sein;
seit 1518 führte es den Namen Saint Barthélemy. Die
Kapelle des
Ortes stand wahrscheinlich an der Stelle der heutigen reformierten
Kirche und gehörte der Propstei
Romainmôtier; nach der Eroberung des Landes durch Bern
und Freiburg
kam es zwischen
diesen beiden
Ständen wegen der Benutzung der
Kapelle durch die Angehörigen beider Konfessionen zu zahlreichen Reibereien.
Zwischen dem
Schloss und dem
Weiler steht an der Strasse nach
Goumoëns la Ville ein mit einem
Kreuz gekrönter Obelisk, der
vom Herrn von Affry zur Erinnerung an die glückliche Rückkehr eines lange Zeit verschollenen Sohnes
errichtet worden ist.
Barthélemy(Torrentde) (Kt. Wallis,
Bez.
Saint Maurice). 2650-440 m. 7 km langes Wildwasser, dessen Hauptquelle dem kleinen
Glacier de Plan Névé amO.-Hang der
Cime de l'Est der
Dents du Midi entspringt und dessen Einzugsgebiet
einen zwischen der
Cime de l'Est und dem
Salantin mehr als 4 km breiten Erosionszirkus bildet. Am Fuss der zerrissenen Hänge
der
Dents du Midi und der
Pointe de Gagnerie hat sich der
Wildbach zwischen den Steilabbrüchen der
Alpe
de
Jorat im O. und denen des
Haut deMex und der
Alpe de Longemoz im W. eine lange und tiefe
Schlucht eingeschnitten, die er in
nö. Richtung durchfliesst, um dann w. vom
WeilerLa Rasse ins
Rhonethal einzutreten und, in mehrere Arme verzweigt, von links
in dieRhone zu münden. Er durchfliesst der Reihe nach Jurakalke, Flysch, triadische Rauhwacke und metamorphes
Karbon.
Unterhalb Le
Jorat d'en
Bas steht bei En Borlot in etwa 1100 m
Höhe schöner roter
Porphyr an. Der
Wildbach hat einen mächtigen
Schuttkegel ins
Rhonethal hinausgebaut, der über 100 m hoch ist und dieEbene zwischen
Évionnaz und
Saint Maurice
auf eine Länge von mehr als 3 km bedeckt. Dieser Schuttkegel hat zu wiederholten Malen die
Rhone aufgestaut, so dass sich
dann hinter ihm ein weit thalaufwärts reichender
See zu bilden pflegte. Vergrössert und erhöht wurde der Schuttkegel im
Laufe der Zeit auch noch durch eine Reihe von Felsstürzen, die von der
Dent deNovidoroz (oder
Novierroz)
her auf ihn niedergebrochen sind.
Die meist dem religiösen
Stand angehörigen Geschichtschreiber des Wallis,
die darauf ausgingen, die historische Bedeutung der Gegend
von
Saint Maurice möglichst hoch anzuschlagen, haben lange Zeit behauptet, dass auf dem Schuttkegel desWildbaches
von Saint Barthélemy einst die Stadt Epaunum gestanden habe, in der 517 ein Konzil gehalten und die dann durch einen
Bergsturz
vom
MonsTauretunum
(Dent du Midi) her zerstört worden sei. Das durch die Schuttmasse aufgestaute Rhonewasser sollte dann die
Barre gewaltsam durchbrochen und den
Genfersee zum Ueberfliessen gebracht haben, wodurch in Genf
Brücken und
Mühlen mitgerissen worden seien.
Abgesehen davon, dass selbst der geschichtliche Teil dieses Ereignisses von zeitgenössischen Chronisten, wie Gregor von
Tours und
Bischof Marius von
Avenches, angezweifelt wird, ist es überhaupt undenkbar, dass ein Durchbruch des hinter der
Barre
aufgestauten Rhonewassers den
Stand des
Genfersees bis nach Genf
hinunter in der geschilderten Weise zu beeinflussen
vermocht hätte. Es ist heute genügend sicher festgestellt, dass diese ehemalige Stadt Epaunum an Stelle des heutigen Albon
bei Vienne im Dauphiné gestanden hat.
Der
Wildbach hat noch in neuerer Zeit bei Hochwassern das
Rhonethal wiederholt derart mit Geschieben überführt, dass
dadurch der Verkehr auf der Eisenbahnlinie zeitweilig unterbrochen worden ist. Die Zuleitung des bei
Évionnaz gefassten Wassers
für den Betrieb des Elektrizitätswerkes im
Bois Noir hat mehrfach in
Stollen unter den Armen des
Wildbaches, die über den
Schuttkegel abfliessen, hindurchgeführt werden müssen. Dass kleine, vom
Plan Névé herabbrechende Eislawinen an
den Ausbrüchen des
Wildbaches von Saint Barthélemy mit Schuld sein können, hat sich anlässlich eines Wolkenbruches im
Jahr 1887 gezeigt, indem damals zusammen mit dem
Schutt auch Eisblöcke bis über die
Thalstrasse und die Eisenbahnlinie hinaus
transportiert worden sind. Zu nennen ist noch ein am von der
Dent du Midi auf den Schuttkegel
niedergegangener Felssturz (beschrieben im Bulletin de la Soc. géolog. de France. 7).
Die
Kapelle ist wohl bekannt, da von ihr aus sich dem das düstere Thal von
Triqueut verlassenden
Wanderer plötzlich und zum erstenmale der grossartige Ausblick auf das
Rhonethal und die dasselbe im S. begleitendenBerge
öffnet.
Weinbau mit geschätztem Ertrag, Acker- und Gemüsebau. Schöne
Waldungen am Hang des
Chaumont.
Mühlen,
Säge. Zwischen Saint Blaise und
Marin befindet sich eine Automobilfabrik. Marmorsäge.
Steinbrüche, die den gelben sog.
Neuenburger- oder
Hauterive-Stein liefern. Mehrere Pensionnate. Bedeutender Weinhandel. Fischfang.
Malerisches Dorf mit zahlreichen Spuren aus alten Zeiten. Die 1516 erbaute Pfarrkirche ersetzte die 1360 gestiftete
Kapelle der h.
Maria Magdalena und birgt eine schöne Glasmalerei von Paul
Robert.
Die Reformation wurde hier 1533 angenommen. Mehrere
Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind ihrer Bauart wegen interessant.
Riesige
Linde von seltener Schönheit. 1 km nö. vom Dorf der kleine
SeeLe Loclat, der hie und da auch
Lac de Saint Blaise genannt wird. N. über dem Dorf die
Roches de Chatollion (671 m) mit bemerkenswert schöner Aussicht. Pfahlbauten
aus der Steinzeit und der ersten Bronzezeit, Reste eines römischen
Hafens und Funde von römischen Münzen. Refugium und
¶
mehr
Reste aus der Druidenzeit auf Chatollion. Der Ort erscheint urkundlich zum erstenmal 1011 als Arinis; 1111: Arens; später
Ecclesia Arynis. Seit welcher Zeit der Name Saint Blaise gebräuchlich geworden, ist nicht bekannt. (St. Blasius, einer der 14 Nothelfer,
war Bischof zu Sebaste in Kleinasien und Märtyrer unter Lizinius um 316). In Saint Blaise haben die
MalerLéonBerthoud und Jacot-Guillarmod gelebt. Vergl. Quartier La Tente, Ed. Le canton deNeuchâtel. I. Neuchâtel 1901; Godet,
Phil. Neuchâtelpittoresque.Genève 1902; MuséeNeuchâtelois. 1873.
Acker- und Weinbau. Ehemalige kleine Herrschaft, zuerst (1276) Eigentum der Kinder des Thomas de Saint Bonnet und im 18. Jahrhundert
im Besitz einer Familie de Watteville.
Klima im Winter rauh, im Sommer dagegen sehr angenehm,
so dass sich der Ort zu einer gut besuchten Sommerfrischeentwickelt hat.
Landwirtschaft. Holzhandel. Uhrenindustrie.
Sehr schöne Aussicht auf die BernerAlpen, das Doubsthal und die Vogesen von zwei Punkten aus, deren einer westl. (1058 m)
und deren anderer nö. (1056 m) vom Dorf liegt. Die nach Glovelier hinunter führende und die Gallerie von La Roche (2,4 km
ö. Saint Brais) durchziehende schöne Strasse ist im Auftrag der Berner Regierung vom Ingenieur Watt (†
1834) aus Löwenburg erbaut worden. Spuren ehemaligen Eisenerzbaues. 1275: Sem Bris; 1316: Saint Brey.
Nahe der Gallerie von La Roche sieht man noch Spuren des ehemaligen Pfarrdorfes Planey, das 1139 zum erstenmal genannt wird
und schon vor langer Zeit zerstört worden ist. Seine dem h. Brix (Saint Brice) geweihte Pfarrkirche erscheint
schon 1178 als Filiale des Stiftes zu Saint Ursanne. 1306 werden ein Werner de Planey und 1336 ein Jean und ein Guillaume de
Planey genannt. Nach der Zerstörung des Dorfes (in unbekannter Zeit) baute man die neue Pfarrkirche
in dem 20 Minuten entfernten Ort Saint Brais.
Der Standort des einstigen Dorfes Planey heisst heute noch Le Plaignat. Ein Edelgeschlecht derer von Saint Brais erscheint
vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. Daneben besassen hier auch noch die Edeln von Pleujouse und die Abtei Bellelay Grundbesitz.
Der Bürgermeister wurde mit Zustimmung des Stiftspropstes von Saint Ursanne vom Bischof von Basel
ernannt. Das
Dorf hatte im 30 jährigen Krieg furchtbar zu leiden: von den 80 Herdstätten und 500 Ew., die es 1630 zählte, waren 1639 blos
noch 50 Herdstätten und 160 Ew. übrig geblieben.
Nachdem es schon von den Truppen des Herzogs von Weimar geplündert worden, zündeten es die Franzosen
am an allen vier Ecken an. Die Kirche wurde erst 1656 wieder aufgebaut. Als sich die Freiberge 1792 weigerten, die
französische Staatsgewalt anzuerkennen, errichtete der französische General Ferrières bei Saint Brais ein durch Artillerie
verteidigtes Lager und brachte alle Schrecken der Revolution in das Land. Kirche
1765 umgebaut und 1769 dem
Bischof Saint Brais geweiht, dessen Fest am 13. November gefeiert wird. Sie enthält die Gebeine des Märtyrers St. Aurelius. Zur
Kirchgemeinde gehören ausser Saint Brais selbst noch die WeilerMontfavergier (1338: Mons fabrorum = Schmiedeberg),
Les Sairains (1210: Sorores rupes = Schwesternfelsen), Cesai (1393: Cesar), Moron, Sceut Dessus (1210 genannt; mit Schulhaus)
und endlich zahlreiche zerstreut gelegene Hofe.
Cergue (Kt. Waadt,
Bez. Nyon).
1013 m. Gem. und Pfarrdorf; 9,5 km nw. Nyon und an der schönen Strasse, die von Nyon über den
zwischen dem Noirmont und der Dôle eingeschnittenen, bedeutenden Grenzpass des Col de Saint Cergue nach
dem französischen Dorf Les Rousses führt. Strasse nach Arzier. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Nyon-Morez und
La Cure-LeBrassus. Der Bau einer Eisenbahn von Nyon her wird geplant. Die ziemlich umfangreiche Gemeinde (2300 ha) reicht bis
zur Landesgrenze gegen Frankreich und liegt ganz im Bergland, weshalb sie hauptsächlich Wald und Sennberge
umfasst.
Durch die Abtretung des Dappenthales an Frankreich ist sie seinerzeit um ein gutes Stück verkleinert worden. Zusammen mit
dem Grenzweiler La Cure und einigen nahe dem Dorf zerstreuten Einzelhöfen: 82 Häuser, 376 zur grossen Mehrzahl
reform. Ew.; Dorf: 57 Häuser, 269 Ew. Land-, Wald- und Weidewirtschaft, Viehzucht. Die vor etwa 50 Jahren eingeführte Fremdenindustrie
hat sich lange Zeit in bescheidenem Rahmen gehalten und ist erst seit den letzten Jahren zu hoher Blüte gelangt.
Mehrere Gasthöfe. Brüche auf dolomitische Purbeckmergel, die in Nyon zu Töpferwaren gebrannt werden.
Die Bergstrasse steigt aus der Ebene mit grossen Schlingen bis Saint Cergue auf, erreicht 3,5 km w. vom Dorf den Passscheitel
(1211 m) und vereinigt sich im Grenzweiler La Cure mit der von Genf
über die Faucille einerseits und der aus dem Jouxthal über
Le Bois d'Amont andererseits herkommenden Strasse. Das Gebiet von Saint Cergue gehörte einst der
Abtei von Saint Oyens de Joux (heute Saint Claude in Frankreich), doch besassen hier auch noch die Propstei Bassins und das Kloster
Oujon Grundbesitz.
Der Pass selbst ist schon seit dem 13. Jahrhundert von Pilgern, Kaufleuten und Reisenden überschritten worden. Als
das Waadtland an das Haus Savoyen überging, empfanden die Mönche von Saint Oyens das Bedürfnis, den Pass von Saint Cergue
zu befestigen. Zu diesem Zweck schloss Étienne de Villars, Abt von Saint Oyens, 1299 einen Vertrag mit seinem Verwandten Humbert
de Thoire-Villars, Herrn von Aubonne, wonach dieser sich zum Bau eines festen Schlosses und eines Dorfes
am Eingang zum Pass verpflichtete.
Das Schloss wurde in den nächsten Jahren auf einer den Pass beherrschenden Anhöhe s. vom jetzigen Dorf erstellt. 1326 beanspruchte
das Haus Châlon die Hut des Passes für sich, die es dann nach verschiedenen Schwierigkeiten und nach Bezahlung einer
Entschädigung an die Herren von Villars auch wirklich erhielt. Da das Dorf Saint Cergue während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
nur langsam sich entwickelte und ganz klein geblieben war, gewährten die Mönche allen neuen Kolonen verschiedene Freiheiten
und Vorrechte.
Nachdem zwischen dem Kloster Saint Oyens und dem Haus Savoyen zu wiederholten Malen Streitigkeiten entstanden
waren, bemächtigte sich letzteres 1412 des Schlosses, das aber noch im selben Jahr wieder an die Châlon zurückkam. Es scheint
aus verschiedenen Quellen hervorzugehen, dass seit dem 15. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit über die Gegend von Saint Cergue
dem Burgherrn von Nyon zustand, während der Burgherr von Saint Cergue blos diejenige über das
¶
mehr
Dorf ausübte. Das Schloss wurde 1475 von den Eidgenossen in Asche gelegt und ist seither nicht wieder aufgebaut worden. In
der Nacht vom 9. auf den lagerten in Saint Cergue die unter dem Befehl von Jakob Wildermett stehenden Neuenburger
und Bieler Freischaren, die zum Entsatz der vom Herzog von Savoyen belagerten Stadt Genf heranrückten.
Am folgenden Morgen stiegen sie in die Ebene herab und gewannen dort die Schlacht bei Gingins. Als Bern
während der Eroberung des
Waadtlandes 1536 auch Saint Cergue ganz in seine Gewalt bekommen wollte, stiess es auf heftigen Widerstand von Seiten Burgunds.
Es kam zu zahlreichen Unterhandlungen, während welcher die Leute der Landvogtei Nyon 1593 sogar einmal
plündernd ins burgundische Gebiet einfielen. 1606 sprach dann endlich ein von beiden Parteien bestelltes Schiedsgericht,
dessen Mitglieder aus verschiedenen Schweizer Städten stammten, Saint Cergue endgiltig der Republik Bern
zu. Doch gab die Grenzbereinigung
noch zu mancherlei Streitigkeiten Anlass, die bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts andauerten (vergl.
den Art. Dappes).
Unter der Berner Oberhoheit blieb das Dorf lange Zeit sehr arm. Die Berner befestigten während ihrer Herrschaft den Passeingang
w. vom Dorf. Es fand sich in dieser Gegend (vielleicht auf dem 1862 an Frankreich abgetretenen Gebiet)
eine Quelle, La Bonne Fontaine genannt, die ihrer kräftigen Heilwirkungen auf Hautkrankheiten (selbst Aussatz) wegen weit
berühmt war und ohne Zweifel vieles zur Besiedelung des Landes beitrug. Um ihren Besitz stritten sich der Herzog von Burgund
und der Graf von Savoyen; als letzterer sich ihrer mit Gewalt bemächtigen wollte, liess man sie verschütten.
Dies wird aber von anderer Seite her bezweifelt, indem man geltend macht, dass sie noch auf verschiedenen späteren Karten
(so besonders auf einer 1766 erschienenen Karte des Kantons Bern)
eingezeichnet ist. Auf diese Quelle bezieht sich wahrscheinlich auch
ein 1557 vom Rat von Genf
erlassenes Verbot des Wasserschöpfens aus einer verfehmten Quelle bei Saint Cergue.
1100: Saint Ciricus; 1228: Saint Cyricus; 1314: Saint Cericus.
Cergue(Colde) (Kt. Waadt,
Bez. Nyon).
1211 m. Passübergang mit schöner Strasse über den südl. Waadtländer
Jura zwischen dem Noirmont und der Dôle; verbindet das Waadtländer Mittelland nw. vom Genfersee mit dem
Thal von Les Rousses und dem Jouxthal einerseits und über die Faucille mit dem Thal von La Valserine, sowie über Morez
mit dem Thal der Bienne andererseits. Die Depression, der der Pass folgt, entspricht geologisch einer horizontalen Transversalverschiebung,
die bis zum Thal von Les Rousses durch mehrere Jurafalten hindurchgeht. Daraus folgt, dass sich die Falten
der einen Seite des Passes auf der gegenüberliegenden Seite nicht direkt fortsetzen, indem diejenigen der SW.-Seite gegenüber
denen der NO.-Seite um etwa 1 km nach NW. verschoben worden sind. Diese Dislokationslinie bildet beim Dorf Saint Cergue, dessen
Neocommulde an ihr einen plötzlichen Abschluss findet, einen wirklichen Querbruch, während sie weiterhin
als Horizontalflexur mit Schleppung erscheint (Richtungsablenkung der Mulden von Prangins-LeVuarne und von der Combe Grasse-La
Trélasse um etwa 1 km). Die von Nyon ausgehende Strasse über den Col de Saint Cergue ist eine der belebtesten und zugleich
auch eine der malerischsten Passstrassen im Jura.
Beim Grenzweiler La Cure vereinigt sie sich mit der von Genf
über die Faucille einerseits und vom Jouxthal über Bois d'Amont andererseits
herkommenden Strasse, so dass der Col de Saint Cergue einen Jurapass
erster Ordnung bildet. Während man auf der Passstrecke
selbst nur die die verschiedenen Ketten zusammensetzenden jurassischen Schichten und das die dazwischen
gelagerten Mulden ausfüllende Neocom sehen kann, ist der Hang gegen das Mittelland mit sehr bedeutenden Glazialablagerungen
bedeckt, die sich bis Genollier hin ziehen. Sie bestehen weiter oben ausschliesslich aus Geschieben, die aus dem Jura selbst
stammen und von einem lokalen Gletscher abgelagert worden sein müssen, während von Le Muids an abwärts
Kiese, Schotter und erratische Blöcke alpinen Ursprungs auftreten.
Ehemaliges und heute völlig verschwundenes Dorf nahe Aclens. Es bestand hier
eine Propstei, die zuerst zu Lutry und dann zu Cossonay gehörte und seit 1401 auch von diesem letztern
abgelöst wurde.
Die Kirche Saint Christophe d'Aclens bestand als Pfarrkirche noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts.
Den
Namen Saint Christophe trägt heute ein zwischen Aclens und Vullierens liegender Wald. 1228: S. Cristoforus.
Uhrsteinschleiferei, in der auch noch andere Uhrenbestandteile verfertigt werden.
Der Ort gehörte früher
zur HerrschaftChampvent und bildete den Mittelpunkt einer Kirchgemeinde mit Pfarrkirche und Pfarrhaus.
Nach der Reformation liess man die Pfarrei eingehen.
Der einst zu ihr gehörende Grundbesitz wurde verkauft und kam der Reihe
nach an die Diesbach (1542), die Steiger und die Thormann.
Auf Verlangen eines Angehörigen dieses letztgenannten Geschlechtes
erhob die Berner Regierung Saint Christophe 1789 zu einer eigenen Gemeinde, die dann aber wegen der Nichterfüllung
der Bedingungen, die an diese Gunst geknüpft waren, wieder einging und mit der Gemeinde Mathod verschmolzen wurde. 1811 schloss
man dann den Ort neuerdings der Gemeinde Champvent an. 1177: S. Christoforus;
1228: S. Christophorus.
Nahe der Häusergruppe
sieht man in einem Tobel ein schönes Profil durch die dem Jura vorgelagerte rote Molasse der aquitanischen
Stufe.
1588 m. Kapelle auf einer von Felsen umrahmten und mit Tannen bewachsenen Terrasse,
nnw. über Le Châble und unterhalb des ehemaligen Schlosses, das im Mittelalter das Dorf Verbier beherrschte. Am St. Christophstag
(25. Juli) steigt alljährlich eine Prozession hier hinauf, die ihren Weg über Verbier nimmt. Da die Burgruine häufig von Schatzgräbern
besucht worden ist, lässt sich die Vermutung aufstellen, dass die Kapelle, die dem als Hüter von Schätzen bekannten h.
Christoph geweiht ist, von solchen Leuten gestiftet worden sein möchte.
Solitude, Pré de Place: 86 Häuser, 505 reform. Ew.; Dorf 74 Häuser, 408 Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde mit den Zivilgemeinden
Boulens, Chapelle, Martherenges, Sottens und Villars-Mendraz. Die sehr alte Kirche 1877 abgetragen und durch einen Neubau ersetzt.
Landwirtschaft. Ueberreste alter Bauten, Münzfunde etc. lassen vermuten, dass dieser Ort eine der ältesten
Siedelungen im Jorat ist und vielleicht schon zur Römerzeit bestanden hat. Im Mittelalter gehörte er grossenteils zur HerrschaftBercher.
Graf Rudolf der jüngere von Greierz vergabte 1227 dem Stift zu Lausanne, um begangenes Unrecht zu sühnen, ein ihm durch seine
Heirat mit Colombe, der Tochter Jordan's von Belmont, zugefallenes Allodium, das Grundbesitz in Saint Cierges,
Ogens und Thierrens umfasste und zu dem 12 Männer von Saint Cierges mit ihren Söhnen gehörten. Graf Peter. Rudolf's Sohn,
versuchte später vergeblich wieder in den Besitz dieser von seinem Vater abgetretenen Güter zu gelangen.
Saint Cierges ist die Heimat des Burgherrn von La Sarraz Gabriel Olivier, der die 1708 erschienene Explicationdu Coutumier duPaysdeVaud verfasst hat, und eines Pfarrers Samuel Olivier (1675-1735), dessen Arbeiten über die Genealogie
der adligen Geschlechter des Waadtlandes Manuskript geblieben sind. Oestl. vom Dorf Saint Cierges und zwischen ihm und Aillerens
stand einst ein alter Turm, Tour du Molard geheissen, der heute verschwunden ist. Ein zweiter Turm fand sich
an der Strasse nach Moudon. 1151: S. Cereus; 1227: Seint Cierie; 1228: S. Ciriacus.
Gelin (Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut,
Gem. Cornol). 552 m. Kapelle und Wohnhaus auf einer weithin sichtbaren Anhöhe an der N.-Flanke
des Mont Terri, am Fussweg Cornol-Courtemautruy, 1
km wsw. Cornol und 2,5 km osö. der Station Courgenay
der Linie Delsberg-Delle. Wallfahrtsort; steht an der Stelle der ehemaligen Kirche zu Saint Gelin, die bis 1784 Pfarrkirche
von Cornol und den verschwundenen Dörfern Courtari und Courtemblin war. Benannt entweder nach Saint Julien (St. Julian), dem
um 286 gestorbenen Bischof von Le Mans, dessen Fest auf den 27. Januar fällt, oder nach dem Abt Saint Gilles
(St. Aegidius), dem Patron einer Kirche in der Diözese Tours.
Erstere Annahme wird durch die urkundliche Form ecclesiam S. Juliani gestützt, unter welcher diese Kirche 1147 erscheint.
Die seit 1139 genannte Kirche wurde (zusammen mit dem Dorf Courtemblin) im Verlaufe des 30jährigen Krieges
von den Schweden zerstört und bildete einen blossen Trümmerhaufen, bis sie die Gemeinde Cornol an der gleichen Stelle 1699-1701
neu aufbaute. Da das Dorf Courtemblin nicht wieder aus der Asche entstanden war, ordnete der damalige Fürstbischof von Basel,
Wilhelm
von Roggenbach, an, dass die Kirche abgetragen und im Dorf Cornol selbst neu erstellt werden sollte.
Dies geschah 1784. An ihrer Stelle errichtete man dann die jetzige Kapelle mit einer Wohnstätte, in der früher ein Einsiedler
hauste. Daneben befindet sich ein Brunnen, die Fontaine de l'Artillerie genannt, dessen Wasser die Kraft zugeschrieben wurde,
Augenkrankheiten zu heilen, und der einst dadurch berüchtigt war, dass sich an ihm die den Hagel verursachenden
Hexen versammeln sollten. Die merkwürdigen Akten der Hexenprozesse, denen dieser Volksaberglauben zu Grunde lag, werden
in den jetzt in Bern
befindlichen Archiven des ehemaligen Fürstbistums Basel
aufbewahrt.
Georges (Kt. Genf,
Linkes Ufer, Gem. Lancy). 417 m. Kleines Dorf; besteht aus Landhäusern und einigen
Arbeiterwohnungen, die auf einer ziemlich ausgedehnten Terrasse links über der Rhone zerstreut liegen. 2,5 km w. der Stadt
Genf und mit ihr durch eine elektrische Strassenbahn verbunden. Telephon. 23 Häuser, 144 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden
Lancy und Carouge. Schiessplatz der Genfer «Société de l'Arquebuse et de la Navigation».
Gärtnereien und Baumschulen.
Nachdem sich die beiden städtischen Friedhöfe von Plainpalais und Châtelaine als den Bedürfnissen nicht mehr entsprechend
erwiesen hatten, legte die Stadt Genf auf der Terrasse von Saint Georges mit einem Kostenaufwand von 1200000 Fr. einen dritten
Gottesacker an, der 17 ha Fläche umfasst und 1883 eröffnet worden ist. 1900-1901 erbaute man dann im
n. Abschnitt des Friedhofes auch noch ein Krematorium, in dem bis 1904 zusammen 160 Leichen verbrannt worden sind.
Der Ort trägt seinen Namen nach einer vielleicht schon seit dem 12. Jahrhundert hier befindlichen und dem h. Georg geweihten
Augustinerpropstei, die der einstigen Abtei Filly (bei Thonon) unterstand und seither verschwunden ist.
An ihre Stelle trat zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Landgut mit Herrenhaus, das unter dem Namen der Ferme de Saint Georges
bekannt ist. Nach Galiffe soll früher zwischen Saint Georges und Aïre eine Schiffsbrücke über die Rhone geführt haben.
270 Ew. Kirchgemeinde Longirod. Schöne neue Kirche. Landwirtschaft. Mühlen und Säge. Gehörte seit 1158 zu einer Propstei,
die dem Kloster Saint Jeanextra muros in Genf
unterstand und deren Kastvögte die Herren von Mont le Vieux waren. Der Grundbesitz
der zur Zeit der Reformation aufgehobenen Propstei Saint Georges kam dann 1542 zunächst an den Edeln
Louis Challet de Perroy und wurde nachher unter seine drei Schwiegersöhne François Cerjat. Herrn von Denezy, Pierre Louis
Loys und Jean de Goumoëns aufgeteilt.
Der den Loys gehörende Anteil ging später durch Heirat der Reihe nach an die de Crousaz, an Bénédict Deschamps aus Nyon
(1629) und an Jean François de Martines (1665) über, welch' letzterer bereits auch im Besitz des ehemaligen Anteils der Goumoëns
war. Charles Samuel de Martines vereinigte endlich 1759 die ganze Herrschaft wieder in seiner Hand und verkaufte dann 1777 das
«Le Prieuré» genannte Landgut mit Herrenhaus an DavidMeylan, einen Bürger von Saint Georges.
Postablage, Telephon. 56 Häuser, 420 kathol.
Ew. Hier befindet sich die schon seit 1271 bestehende und dem h. Germanus geweihte Pfarrkirche von Savièse, ein ziemlich
umfangreicher Bau in gotischem Stil mit einem hohen romanischen Glockenturm, der noch älter ist als
die Kirche selbst.
Diese letztere 1525 umgebaut und um 1880 vergrössert.
Benannt nach dem h. Germanus, Bischof von Auxerre
(† 448 in Ravenna), dessen Fest auf den 31. Juli fällt.
Urkundliche Formen 1100: S. Germanum;
1204, 1217 und 1250 Sanctus
Germanus.
Neben der Kirche steht das 1580 erbaute und 1900 restaurierte schöne Gemeindehaus mit einem
bemerkenswerten Sitzungssaal (alte Panner und Familienarchive).
Gervais (Kt. Genf,
Rechtes Ufer, Gem. Genf).
375-388 m. Quartier von Genf
am rechten Ufer der Rhone; zwischen der Rhone, der Rue des
Terreaux du Temple und den Rues de Chantepoulet und du Mont Blanc. Besteht aus steilen und engen Gassen
und Gässchen mit alten und hohen Häusern. Im Verlauf der
letzten Jahre hat man da und dort neue Strassenzüge durchgebrochen
und schöne neue Bauten erstellt. Das Quartier wird von der Linie Champel-Le Petit Saconnex der elektrischen Strassenbahn bedient
und steht mit den rechts der Rhone liegenden Vororten durch die elektrischen Strassenbahnlinien Genf-Versoix
und Genf-Vernier in Verbindung. Haushaltungsschule. Reformierte Pfarrkirche, 1903/04 restauriert; schöne kathol. Pfarrkirche
Notre Dame. Zahlreiche Uhrenmacher-, Goldschmiede- und Schmuckwarengeschäfte (Bijouterien).
Das Quartier stammt aus dem 6. Jahrhundert und reichte bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts nicht über die Rue de Coutance
einerseits und die Rue des Terreaux du Temple andererseits hinaus. Nachher wuchs es zu seinem heutigen
Umfang heran und wurde mit Mauern umzogen. Ursprünglich bildete Saint Gervais einen eigenen Flecken (bourg), der zuerst den
Herrschern von Burgund und dann den Herzogen von Savoyen gehörte, worauf er um 1500 unter die Hoheit der Bischöfe von
Genf
kam. Benannt nach dem h. Gervasius, der unter Nero den Märtyrertod erlitt. Vergl. den Art. Genf
(Stadt) und ferner: Guillot. Noticehistor. sur le temple de Saint-Gervais.Genève 1903; Perrin. Vieuxquartiers deGenève. Genève 1904.
Gingolph (Kt. Wallis,
Bez. Monthey).
378-430 m. Gem. und grosses Dorf auf dem Delta der Morge, welcher Wildbach
die Landsgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich bildet und das Dorf in zwei staatlich getrennte Abschnitte teilt. 4 km
w. der Bahn- und Dampfschiffstation Le Bouveret. Die Hauptverkehrsader des zwischen dem Genfersee und dem Gehängefuss des
Grammont eingeengten Dorfes bildet die grosse internationale Strasse, die von Thonon an dem Seeufer
folgt. Postbureau, Telegraph, Telephon. Dampfschiffstation. Station der Bahnlinie Bellegarde-LeBouveret (auf französischem
Boden, 800 m^[Berichtigung: 500 m] von der Landesgrenze entfernt).
Dorf: 66 Häuser, 406 Ew. Schweizerisch Saint Gingolph ist grösser als der zu Frankreich gehörende Teil
des Dorfes.
Fischfang und Schifffahrt; Rettungsgesellschaften. Obwohl die Bewohner diesseits und jenseits der Morge seit Jahrhunderten
politisch voneinander getrennt sind, bilden sie doch zusammen gleichsam nur eine einzige Gemeinschaft mit regem gegenseitigem
Verkehr. Die Gemeindefeste werden vom Walliser Gemeindepräsidenten und vom französischen Bürgermeister
gemeinsam geleitet, die bürgerlichen Güter sind noch nicht endgiltig getrennt, und die Bewohner der Schweizer Seite haben
es bis heute nicht für notwendig erachtet, eine eigene Kirchgemeinde zu gründen, sondern besuchen die auf französischem
Boden links der Morge auf einer Anhöhe stehende Pfarrkirche und werden auf dem zu ihr gehörenden Friedhof
begraben. Da die Kirche zum Bistum Annecy gehört, ergibt sich der für die Schweiz einzige Fall, dass ein Teil ihrer Bürger
unter der geistlichen Oberhoheit einer nichtschweizerischen Diözese steht. «Der
Charakter der Bewohner, von Saint Gingolph sowohl als auch von Bouveret, ist eher ernst als heiter, ein
Bild der gefährlichen Lebensweise der stets in Furcht schwebenden Schiffersleute; dabei sind sie entschlossen und mutig,
¶
mehr
kräftig gebaut, ausdauernd bei den härtesten Arbeiten, unverzagt im schwersten Unglück.»
(F. O. Wolf). Das Gebiet der Gemeinde Schweizerisch-Saint Gingolph zieht sich vom rechten Ufer der Morge längs dem Genfersee
bis 400 m vor das Dorf Le Bouveret hin und reicht im S. bis zum Gipfel des Grammont (2175 m) hinauf, dessen
Hänge mit prachtvollen Waldungen bestanden sind. Tiefer unten finden wir Kastanienhaine, die der grossen Seestrasse angenehmen
Schatten spenden, und offene Lichtungen, auf denen zahlreiche Bauernhäuser und mehrere Villen stehen.
Sogar ein grosses und luxuriöses Hotel hat sich hier angesiedelt. Die höhern Waldungen liefern den Sägen und Bootbauereien
von Saint Gingolph treffliches Holz. Die Schiffswerften des Ortes sind die besteingerichteten am ganzen
See und bauen bis zu den grössten und schwersten Lastschiffen. Am Seeufer stehen Flysch und rote Molasse an, die oft
von Moränen und Bergsturzschutt überdeckt sind. Höher oben folgen in verkehrter Schichtenlagerung: Trias (Rauhwacke, dolomitische
Kalke, Gips), Rät, die ganze Jurareihe vom Lias bis zum Malm und endlich Kreide. Diese Gesteine bauen
die Bergstöcke des Grammont und der Borée diesseits und jenseits der Morge auf. Das Dorf Saint Gingolph selbst steht auf
dem von der Morge angeschwemmten Wildbachschuttkegel.
Saint Gingolph hatte in früheren Zeiten zwei Herrenhäuser. Das ältere, auf Savoyerboden stehend und
heute in eine Papierfabrik umgewandelt, gehörte dem Abt von Abondance, der zugleich Herr von Saint Gingolph war. In ihm pflegten
die Kapuziner, die von Franz von Sales zur Ausrottung der Reformation im Unterwallis ausgesandt worden waren, so lange zu
übernachten, bis sie ohne Leibesgefahr im Lande verkehren konnten. Das zweite Herrenhaus, das die Jahreszahl 1588 trägt
und auf Schweizerboden steht, ist nach dem Vertrag von 1569 erbaut oder umgebaut worden, durch welchen die Grenze dieses
von den Wallisern eroberten Gebietes von der Dranse von Thonon zum rechten Ufer der Morge zurückverlegt wurde. 1151: S. Gengulfus;
1204: villula Sannt Gingulphi.
Der h. Gingulph war einer der Märtyrer der thebäischen Legion. Saint Gingolph ist die Wiege des Geschlechtes de Rivaz, dem
eine Reihe von hervorragenden Männern angehört hat: Peter Joseph de Rivaz (1711-1772), Historiker, Ingenieur, Naturforscher
und Mathematiker, Verfasser der Recherches historiquessur lamaison deSavoie und anderer gelehrter Werke;
Karl Emmanuel de Rivaz (geb. in Saint Gingolph 1753), Ritter vom königlichen Orden Karl's III. und der Ehrenlegion, Abgeordneter
zum gesetzgebenden Rat unter der französischen Herrschaft und zweimal Obervogt der Republik Wallis;
der General Emmanuel de Rivaz;
der Staatsrat und Maschineningenieur Isaak de Rivaz († 1829), der 1804 als erster das Automobil erfunden
haben soll;
der Geschichtschreiber und Sittener Chorherr Anna Joseph de Rivaz;
Charles de Rivaz, der während der zweiten Hälfte
des 19.
Jahrhunderts mehrfach Walliser Staatsrat war.
Stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde 1705 neu erbaut und dem St. Hubertus,
dem Schutzheiligen der Jäger und ersten Bischof von Lüttich († 3. November 727), und der h. Ursula geweiht.
Zugleich wurden von
der Kirchgemeinde Bassecourt zum Unterhalt der Kapelle 120 Pfund ausgeworfen.
Sie enthält 3 Altäre und
ist ein Wallfahrtsziel. In der Nähe hat man Bronzebeile und andere Altertümer aufgefunden, die jetzt im Schulhaus zu Delsberg
aufbewahrt werden.
Spuren von Schmiedewerkstätten aus der ersten Eisenzeit.
Nach neueren Daten (die obigen beziehen sich auf die eidgenöss. Zählung von 1900) zählt die Gemeinde: 820 Häuser
und 7995 Ew. (wovon 6842 Reformierte und 1117 Katholiken).] Reformierte, römisch-katholische und christkatholische
Kirchgemeinde.
Die Gemeinde reicht vom N.-Hang des Chasseral quer über das Thal und über den Sonnenberg bis zum Plateau der Freiberge hinauf.
Das Dorf selbst steht nicht in der Thalsohle und an der Schüss selbst, sondern etwa 50 m höher auf der
ersten Terrasse des Sonnenberges. Da es infolge dieser eigenartigen Lage sich in die Breite nur wenig zu entwickeln vermochte,
hat es sich rasch in der Längsrichtung (W.-O.) vergrössert. Es ist das schönste und grösste Dorf des Berner Jura.
Seine Hauptstrassen verlaufen von WSW. nach ONO. und werden senkrecht geschnitten von N.-S. ziehenden
Quergassen, die steil geböscht und zum Teil sogar eigentliche Treppen sind. Man sieht viele hohe und mit roten Ziegeln gedeckte
neue Häuser, die an die grossen Mietskasernen von La Chaux de Fonds erinnern. Die Hauptstrasse, Rue Francillon, hat stolze
Bauten und glänzende Verkaufsmagazine. Die schönsten Privathäuser und Villen stehen n. über dem Dorf
am sonnigen S.-Hang des Sonnenberges. Der Friedhof liegt beim Quartier LePont und mehr als 1 km ssw. vom Dorf am rechten Ufer
der Schüss. Da
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