(Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau).
439 m. Gem. und Dorf, am SO.-Fuss des
Büttenbergs und am linken Ufer des
Nidau-Bürenkanales; an der Strasse
Orpund-Meinisberg, 7 km
ö.
Biel und 3 km sw. der Station
Pieterlen der Linie
Olten-Biel. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen
Biel-Meinisberg-Pieterlen.
Gemeinde, mit Bartholomäushof: 100
Häuser, 605 reform. Ew.; Dorf: 90
Häuser, 540 Ew. Kirchgemeinde
Gottstatt.
Acker- und Gemüsebau. Zwei
Mühlen. Holzhandel. Uhrenmacherei.
Brücke über den Aarekanal. Schulhaus. Seit der Juragewässerkorrektion
ist das anbaufähige Land bedeutend besser geworden.
Römerstrasse auf dem
Strassacker; Funde aus der Römerzeit bei der
Mühle
im Riedrain, im
Safnerenwald und nö. vom Dorf. Dieses gehörte der Reihe nach zur
GrafschaftNeuenburg-Nidau,
zur Landvogtei
Nidau, zum Bezirk
Büren (unter der Helvetik) und seit 1803 zum
Amtsbezirk Nidau. 1829 wurde ein grosser Teil
des Dorfes durch Blitzschlag eingeäschert, das man dann vom Ertrag einer von der Regierung eingezogenen Liebessteuer neu
aufbaute. 1251: Savenieres.
849 m. Gruppe von 4
Häusern an der Mündung des Tiefengrabenbaches in die
Sense, nahe der
Strasse von Freiburg
nach dem
Schwarzsee und bei
Rufenen. 43 kathol. Ew. deutscher Zunge.
Bildet zusammen mit den
benachbarten Siedelungsgruppen ein 1850 gegründetes Rektorat der Pfarrei Evolena. An dem von Evolena durch den
WeilerVilla
führenden Fussweg.
entspringt zwischen Ober und
Unter Ebersol, fliesst n. an
Hochdorf vorbei
und mündet nach 3 km langem
Lauf östl. von diesem Dorf von rechts in den
Ron.
entspringt am
NW.-Hang des
Regelstein, erhält von links
den Hubbach und mündet nach 9 km langem
Lauf in der Richtung SW. in den zum
Linthkanal gehenden Uznacherkanal.
740 m. Gruppe von 4
Häusern, in einem Thälchen am N.-Fuss des Niederbauenstockes und 400 m
ö. der Kirche
Emmetten. 38 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Emmetten.
Postwagen
nach
Fellers. 85
Häuser, 405 Ew. romanischer Zunge, wovon 227 Katholiken und 178 Reformierte.
Reform. und kathol. Kirche.
Wiesenbau und Viehzucht.
Das Dorf ist mitten in Obstbäumen reizend gelegen und durch eine Strasse mit der in der Rheinschlucht
befindlichen Station
ValendasSagens und mit der Strasse
Reichenau-Flims-Ilanz verbunden.
Die katholische
Himmelfahrtskirche ist 1882 erbaut worden.
Fund einer Münze mit dem
Bild Ludwigs des Frommen. 766: Secanio;
Furka(Kt. Graubünden,
Bez. Glenner).
2385 m. Uebergang, der die obersten Teile des Laaxertobels und des
Sethertobels verbindet. Von
Flims oder vonLaax im Vorderrheinthal gelangt man auf gutem
Alpweg in das in seinem obern Teil nach WNW.
gegen den
Vorab und
Bündnerbergfirn ansteigende Thälchen des
Laaxerbaches und in die Sagenser Alp, dann westl. auf die Passhöhe
der Sagenser Furka unmittelbar nördl. vom
Crap Masegn (2514 m).
Dann geht es südwestl. und südl. hinunter
in die Alp von
Ruschein und durch das
Sether Tobel hinaus nach
Seth und
Ruis (4 km oberhalb
Ilanz).
Die
Tour bietet grosses botanisches
und geologisches Interesse.
Sehr schön lässt sich die Ueberlagerung des Verrucano über den Bündnerschiefer beobachten.
Der Aufstieg vom Thälchen von
Susanfe her bietet manchmal
Schwierigkeiten, besonders wenn auf den Schieferplatten Glatteis oder frischer
Schnee liegt.
¶
Dieser Kamm ist in seiner ganzen Länge gangbar, und an ihm berühren sich die AlpenFadur, Ludera und
Vals, von denen die zwei ersteren zu Fanas und die letztere zu Seewis gehören.
Auf den beiden Sagettis
wie überhaupt auf dem ganzen Kamm schöner Blick auf die Scesaplana.
(Val,Aua,Piz und Vadret) (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
Das Val Saglains (2776-1412 m) ist ein linksseitiges Nebenthal des Unter Engadin.
Es mündet zwischen Süs und Lavin und schneidet von da erst nw., dann n. in die Silvrettagruppe ein, steigt
rasch an, ist eng und wild, in seinem untersten Teil noch bewaldet, im übrigen aber nur von kleinen, magern Alpweiden und
ausgedehnten Schutthalden und Felsstufen erfüllt. Der obere Teil ist ein grossartiger Zirkus, der von der gewaltigen Pyramide
des Piz Linard und von dessen Trabanten (Piz Saglains, Pillerhorn, Hinteres Plattenhorn) gebildet wird, längs
deren Fuss sich auf hoher Terrasse der Vadret da Saglains (3108-2650 m) in weitem Bogen herumzieht.
Dem Gletscher entfliesst die Aua (= Wasser, Bach) da Saglains (2776-1412 m), natürlich ein wilder, von Stufe zu Stufe stürzender
Bergbach. Der eben erwähnte oberste Zirkus des Val Saglains ist touristisch wichtig als eine der Hauptzugangsstellen
zum Piz Linard. Die meisten Besteiger dieses gewaltigen Bergriesen kommen von der Vereinahütte des S. A. C. im gleichnamigen
Thal (Gebiet der Landquart hinter Klosters) über den Valtorta- oder Vereinapass und gehen dann im Bogen
unter dem Saglainsgletscher durch an den W.-Fuss des Berges, von wo ein grosses Schutt- und Schneecouloir weit in die Felsen
hinaufführt. Andere gehen vom Vereinapass unter dem Linard durch auf den Grateinschnitt (Punkt 2804 m) zwischen Piz Linard
und Piz Glims und von da über die S.-Flanke auf den Gipfel. Die andern Gipfel der Gegend, Piz Glims (2867
m), Piz Saglains (3108 m), Pillerhorn (2985 m), Hinteres Plattenhorn (3205 m), Piz Fless (3023 m) etc. werden nur selten bestiegen.
Der Name vom rätoromanischen saglaint = Wasserfall, Kaskade herzuleiten und Saljens auszusprechen.
Von einem gallisch-römischen
Ausdruck herzuleiten, mit dem in erster Linie die verschiedenen Arten von Seggen (Carex) und dann solche Orte, wo Seggen
in Menge wachsen (also sumpfige Gebiete und Moore), bezeichnet zu werden pflegten.
Dorf: 119 Häuser, 887 Ew. Bedeutende Viehzucht: 1856 zählte
die Gemeinde 800 Stück Rindvieh und 115 Pferde und 1896: 1100 Stück Rindvieh und 150 Pferde.
Grosse Käsereien in Le Crêt,
Miéville und Les Cœudres. Holzhandel. Sehr eifrige Torfausbeute in Les Cœudres und Marmoud. Elektrisches Licht von der Société
des Usines du Lac de Joux. An Stelle der einstigen Spitzenklöppelei ist heute die Uhrenindustrie getreten. 1786 gab es hier 316 Spitzenmacherinnen
und 30 Uhrenarbeiter; 1896: 135 Uhrenarbeiter. Altersasyl. Geburtsort von Daniel JeanRichard (geb. 1665, † in Le Locle 1741),
der die Uhrenmacherei im Kanton Neuenburg
eingeführt hat.
La Sagne wird 1373 in einer Urkunde erwähnt, durch welche Johann von Aarberg die Anlage eines Weges von
Valangin ins Bergland hinauf anordnete. Gehörte den Herren von Valangin, die der Gegend 1331-1372 die ersten Freiheiten verliehen. 1351 bestand
in La Sagne eine Kapelle; eigene Kirche seit 1498, als eigene Pfarrei 1499 von Le Locle abgetrennt. Vergl.
Chabloz, Fritz. La Sagne; recherches histor.Neuchâtel 1864; MuséeNeuchâtelois 1877. S. auch den Art. Ponts (Valléedes).
(Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio).
707 m. Gem. und Pfarrdorf, 4 km n. der Station Chiasso der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso der Gotthardbahn.
Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Chiasso und nach Mendrisio. 39 Häuser, 191 kathol. Ew. Acker- und Weinbau,
Viehzucht. Genossenschaftsmolkerei. Schöne Pfarrkirche. Burgruine. Auswanderung der jungen Männer als
Maurer, Steinhauer und Schreiner in die übrigen Kantone. Von der EinsiedeleiSan Martino prachtvolle Aussicht auf den Bezirk
Mendrisio (den sog. Mendrisiotto) und auf die Lombardei bis zu den W.-Alpen hin.
Heimat des Pädagogen und Hellenisten Antonio
Fontana (1784-1865).
Hier starb 1708 der Maler und Architekt Raphael Suva, ein Schüler des berühmten
Bibiena.
Postablage.
Sehr umfangreiche Gemeinde, zusammen mit Le Fuet, La Bottière, Bellelay und zahlreichen auf dem Mont Batier zerstreut gelegenen
Höfen (die meist von Wiedertäufern deutscher Sprache bewirtschaftet werden): 87 Häuser, 801 zur grossen Mehrzahl reform.
Ew.;
Erscheint urkundlich zum erstenmal 1262 als Zacurt.
Auf dem
Hügel von Châtillon, s. über dem Dorf, stand früher wahrscheinlich eine Burg. 1486 trat Saicourt zusammen mit der ganzen
Propstei Münster in ein Burgrecht mit Bern.
Am wurde ein Teil des Dorfes von einem Hochwasser der
Trame zerstört.
Heimat des Notars J. H. Jacquerer (geb. 1715), der 3 Manuskriptbände von sehr interessanten zeit- und ortsgeschichtlichen
Aufzeichnungen hinterlassen hat.
Erratische Blöcke und zahlreiche Fundstellen von Fossilien (besonders Fischzähnen).
Dorf: 85 Häuser, 1103 Ew. Katholische Pfarrei, die drei Gemeinden Saignelégier, Muriaux und Bémont umfassend.
Die Reformierten
der Freiberge waren früher nach Pruntrut eingepfarrt und haben nun seit 1905 ihre eigene Kirchgemeinde mit Pfarrkirche in
Saignelégier. Saignelégier, etwa in der Mitte der weiten Hochfläche der Freiberge gelegen, ist ein
schmucker kleiner Flecken, der rings von prachtvollen Sennbergen umrahmt wird, auf denen im Sommer zahlreiche Rindvieh- und
Pferdeherden weiden. Das nur schwach ausgebildete Thal von Saignelégier öffnet sich nach W. oberhalb Goumois zum Doubsthal.
Gesundes Klima; Sommerhitze durch die hohe Lage gemässigt, frische Nächte, Nebel selten; sonnige aber
lang andauernde Winter und reichliche Schneedecke. Während diese hohen Lagen früher wasserarm waren, sind das Dorf und
seine einzelnen Häuser heute reichlich mit Trink- und Brauchwasser versehen. Das am Doubs stehende Elektrizitätswerk Le Theusseret,
das Saignelégier mit Licht und Kraft versorgt, pumpt zugleich auch das Wasser der Quelle von «Derrière
le Moulin» in ein grosses Reservoir hinauf, das sich nahe dem Signal von Saignelégier befindet und ein vollständiges Hydrantennetz
speist.
Der Ort nimmt immer mehr modernes Gepräge an, indem die alten Häuser schönen Neubauten weichen müssen. Die Pferdemärkte
und Prämienschauen ziehen alljährlich viele Besucher an. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Vieh-,
besonders Pferdezucht, sowie auch Holzhandel. Sitz des Amtsstatthalters und des Amtsgerichtes der Freiberge, des Betreibungs-
und Konkursamtes. Amtsspital (1882 gegründet) und Mädchenwaisenhaus (seit 1866), die beide von barmherzigen Schwestern
besorgt werden.
Sekundarschule. Ein Bankgeschäft, Sparkasse. Schreinereien und mechanische Werkstätten. Verschiedene Vereine und Gesellschaften,
Sektion der Société Jurassienne d'Émulation. Eine Zeitung. Von öffentlichen Gebäuden ist vor allem
die 1825 im Bau vollendete alte Pfarrkirche bemerkenswert, deren sehr niedriger Glockenturm aus 1593 stammt. Die Kirche enthält
die Reliquien des h. Venustus, die aus den Katakomben von Rom 1740 hierher gebracht worden sind, und diejenigen der h. Faustina,
die man 1831 aus der Katakombe des h. Hippolytus hierher versetzte.
Nennenswert sind ferner noch die Amtsstatthalterei, ein massives und düsteres Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das zuerst
den Kastlanen der Fürstbischöfe und seit 1815 den bernischen Landvögten als Wohn- und Amtssitz gedient hat; das Spital,
das Waisenhaus und das Schulhaus «Juventuti». Die mit
einer Prämienschau verbundenen Pferdemärkte finden in einem grossen und eleganten Gebäude s. über dem Dorf statt. Reizende
Umgebungen; Waldungen mit prachtvollen alten Tannen. Vom Signal (1073 m) n. über dem Dorf geniesst man eine bewundernswerte
Aussicht auf die Alpen und die Vogesen. Saignelégier wird
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sich ohne Zweifel mit der Zeit zu einer Sommerfrische entwickeln. St. Karlskapelle, 1620 erbaut und am Eingang zum Friedhof 1880 neu
erstellt. Der 1862 gebaute Spital brannte 1881 ab und erstand schon im folgenden Jahre wieder als grösseres und schöneres
Gebäude, das eine dem h. Joseph geweihte hübsche Kapelle enthält. Reste einer prähistorischen Eisenerzmine
bei Le Chaumont.
Saignelégier ist keine sehr alte Ortschaft, indem die ersten sie erwähnenden Urkunden aus 1382 und 1397 stammen. Die Geschichte
des Ortes ist eng verknüpft mit derjenigen der Freiberge überhaupt und der der Burgherrschaften Spiegelberg und Montfaucon
im besonderen. Saignelégier gehörte nahezu zwei Jahrhunderte lang zur Pfarrei Montfaucon und wurde erst 1629 eigene
Kirchgemeinde. Heute ist es der Sitz des Dekanates der Freiberge. Im Verlauf der französischen Revolution war der Franzose
Gruel, der bei der Erstürmung der Bastille eine Rolle gespielt hatte, mit einer Anzahl anderer Revolutionäre nach Saignelégier
gekommen, um das Volk zum Aufstand gegen den Fürstbischof aufzureizen. Am wurde er aber nahe
der Pfarrkirche erschlagen und auf freiem Felde eingescharrt.
Nach dem Uebergang des Bistums an Frankreich setzte man seine Ueberreste auf dem Friedhof bei. Wenige Wochen nach Gruel's
Tod kam der Agitator Rengguer de la Lyme mit einigen Gesinnungsgenossen nach Saignelégier, wo er die
Altäre, Beichtstühle, Gemälde etc. der Kirche zu einem grossen Haufen anschichten liess, den er sodann anzündete und um
den er unter Absingen der Carmagnole herumtanzte. Später verkaufte er alle goldenen und silbernen Kelche, die er aus den
Kirchen der Gegend gestohlen hatte, nach La Chaux de Fonds. Da die Pfarrkirche von Saignelégier der Mariä
Himmelfahrt geweiht ist, hat der Ortsname mit Saint Léger (dem h. Leodegar) wohl nichts zu tun, sondern reiht sich den zahlreichen
anderen ähnlichen Bezeichnungen für ein sumpfiges Gelände (saigne, sagne, seigne, sagnette, sagnottes, sagneules etc.)
an.
(Kt. Wallis,
Bez. Martinach). Kirche in 522 m. Gem. und ehemaliger Flecken, der längst zu einem bescheidenen
Dorf herabgesunken ist; rechts der Rhone und 12 km nö. MartinachVille. Lehnt sich an einen Felssporn an und ist von Mauern
mit Toren umgeben. Fahrweg Leytron-Saillon-Fully, der besonders zwischen Saillon und Fully von den Hochwassern des WildbachesSarvaz oft überschwemmt wird. 3,5 km nö. der Station Saxon der Simplonbahn führt eine Brücke über die
Rhone. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Riddes-Leytron-Saillon (im Sommer wöchentlich dreimal). 422 kathol. Ew.
(1888: 416 Ew.). Kirchgemeinde.
Das Dorf bietet einen sehr malerischen Anblick, namentlich seiner Ringmauer wegen, die mit 4 Türmchen gekrönt
ist und oben auf dem Felsen in 560 m Höhe mit einem seines Daches beraubten grossen Rundturm abschliesst. Der dem Rhonethal
zugekehrte, heisse Hang des Felshügels ist mit Weinreben bepflanzt. Früher zog sich die Mauer bis gegen die Rhone hin, wo
sich ein Tor auf eine Brücke öffnete. Nachdem dann die Rhone 1559 die Brücke weggerissen und das Tor
beschädigt hatte, wurde dieses abgebrochen und jene nicht mehr ersetzt.
Zudem hatte Saillon zu jener Zeit seine einst nicht unbedeutende Rolle als fester Platz bereits ausgespielt, indem sein Schloss
gleich denen von Saxon, La Bâtiaz etc. bei der Eroberung des Unter Wallis
1475 verbrannt worden war. Vorher hatten
sich die Grafen von Savoyen alle Mühe gegeben, Saillon zu einer der bedeutenderen Städte im Rhonethal zu machen. Aymon von
Savoyen, Bischof von Sitten, schenkte 1052 dem Stift Sitten neben andern Gütern auch sein Schloss Saillon, das dann aber im
Laufe des 13. Jahrhunderts von Savoyen wieder
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zurückgekauft wurde. Ein Burgvogt erscheint zum erstenmal 1233. 1271 gab der Graf dem Flecken das Stadtrecht und die Erlaubnis,
Märkte und Messen abhalten zu dürfen. Nachdem die hier als Vögte sitzenden Herren von Saillon, deren einer, Wilhelm, Bischof
von Sitten gewesen war, das Wallis
verlassen hatten, folgten ihnen andere feudale Geschlechter, wie die Collombey,
die Châtillon-Larringes und die Châtillon aus Aosta, im Amte nach. Vieles zum allmähligen Niedergang des einst blühenden
Fleckens hat namentlich auch die Verlegung der Thalstrasse beigetragen, die durch die beständigen Ueberschwemmungen notwendig
geworden war.
Die Gemeinde Saillon ist ziemlich umfangreich. In der Ebene reicht sie bis zur Saleintse einerseits, die
sie von Leytron trennt, und bis zur Sarvaz (Grenze gegen Fully) andererseits. Während das Stück ö. der Strasse nach Saxon
oft unter Wasser liegt, zeigt der Teil w. dieser Strasse eine Reihe von Inselchen, die mit Unterholz und Weidengebüsch bewachsen
und von den gewundenen Armen der Sarvaz umflossen sind. Es ist dies eines der heute selten gewordenen
Landschaftsbilder, das uns noch an den verwahrlosten Charakter des einstigen innern Wallis
erinnert und das sein Vorhandensein den
periodischen Ueberschwemmungen durch die Sarvaz, einer am Fuss der Felswand der GrandeGarde nahe der Marmorsägen entspringenden
starken Stromquelle, verdankt.
Der Hang ö. vom Dorf trägt Weinreben, während w. davon steinige und felsige Steilhänge aufsteigen, an deren Fuss Marmorsägen
stehen. Der von diesen verarbeitete Marmor entstammt einer wahrscheinlich triadischen Schicht von etwa 15 m Mächtigkeit,
die dem Karbon und den krystallinen Schiefern aufruht und von grauen Kieselkalken jurassischen Alters überlagert
wird, die hier in starker Mächtigkeit entwickelt sind und die Stöcke der Tête deBletton und der GrandeGarde (2144 m) aufbauen.
Der genannte Marmor, der seit 1875 gebrochen wird, hat dadurch eine gewisse Berühmtheit erlangt, dass er in seiner grün
und weiss geaderten Varietät sehr stark dem sog. cipollino antico der alten Römer gleicht. Doch ist
der Marmor von Saillon kein echter Zipollin, da er keinen Glimmer enthält. Seine Zeichnungen und Farbentöne sind bemerkenswert
schön und zeigen sich besonders vorteilhaft, wenn man den Stein schief zur Schichtung oder Bänderung durchsägt. Neben der
genannten Varietät des sog. Cipollino antico (cipolla italien. = Zwiebel; zwiebelschalenartige Anordnung
der Adern und Bänder) finden sich in der Marmorschicht noch folgende andere Spielarten: tiefschwarzer Marmor (Schweizer-Portor
genannt), türkischblauer Marmor mit Goldadern, reinweisser Marmor, weisser Marmor mit prachtvollen grünen Flecken.
«Diese Sorten kommen im Handel teilweise noch gar nicht vor und spotten deswegen jeder Konkurrenz. Besonders
darf aber nicht übersehen werden, dass der Zipollin nur noch in den Brüchen von Saillon vorkommt und deswegen folgerecht
als ein Monopol von sehr grosser Tragweite zu betrachten ist, weil er heutzutage seiner Schönheit wegen, so gut wie zur
Zeit der alten Römer, zu Dekorationen ... angewendet werden wird, sobald er bekannt geworden ist.» (DieEisenbahn. VII, 1877). Der heute ausgebeutete Marmorbruch liegt in etwa 1000 m Höhe und ist mit den Marmorsägen von La Cleusettaz
in der Ebene durch eine Drahtseilbahn verbunden.
Das Unternehmen, von dem man sich am Anfang grosse Erfolge versprach, hat mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen
gehabt und lag der Reihe nach in der Hand verschiedener Gesellschaften. Heute gehört es einer französischen Aktiengesellschaft.
Von den Werk- und Lagerplätzen von
La Cleusettaz werden die Blöcke auf Wagen nach der 5 km entfernten Station Saxon befördert.
Das Fehlen eines direkten Geleiseanschlusses mit Brücke über die Rhone macht sich sehr unangenehm fühlbar.
Vergl. Wolf. F. O. Saillon's Umgebung und seine Marmorbrüche (im Jahrbuch des S. A. C. 14). ^[Ergänzung: Vergl. die Schrift:
Die Marmorbrüche der «Société anonyme des carrières de marbres antiques de
Saillon» in Saxon. 1880.] 1 km n. Saillon führt ein Weg mit Gallerien und Brücken in die sehr sehenswerte
Schlucht der Salence (s. diesen Art.). 1050: castellum Psallionis;
Aubin, deutsch Sankt Albin (Kt. Freiburg,
Bez. Broye).
471 m. Gem. und Pfarrdorf auf den Höhen rechts über dem
Neuenburgersee, an der Kreuzung der StrassenDomdidier-Portalban und Estavayer-Vully und 3,5 km nw. der Station Domdidier der
Linie Lausanne-Payerne-Lyss. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Estavayer-Avenches und Domdidier-Portalban. 118 Häuser, 598 kathol.
Ew. französischer Zunge. Obst- und Weinbau, Viehzucht. Je eine Mühle mit elektrischem und mit Wasserbetrieb,
Dreschmaschine. Handel mit Heu, Stroh und Obst. Schönes und grosses Dorf am SO.-Hang der den Mont Vully nach SW. fortsetzenden
Höhen rechts über dem Neuenburgersee. Die erste Pfarrkirche, 1166 und 1453 urkundlich genannt, stand an der einst L'Abbaye
und heute La Baise genannten Stelle. Die heutige, mitten im Dorf befindliche Kirche stammt aus 1516. Das
jetzige Schloss steht an der Stelle der ehemaligen Burg der Herren von Oncieux und ist um 1606-1615 vom Geschlecht Wallier
umgebaut worden. 1691-1798 diente es den Landvögten zum Wohn- und Amtssitz, und 1804 wurde es an Jakob Anton
Collaud aus Saint Aubin verkauft, der es seinen Kindern hinterliess. Da die Gemeinde Freiburg für ihre Hypothek, die sie
auf diesem Grundstück besass, die Zinsen nicht erhalten konnte, zog sie das Schloss um 1819 an sich und verkaufte es am um
die Summe von 14565 Fr. an die Gemeinde Saint Aubin. Heute dient es als Primarschulhaus und als Sitz
der Gemeindebehörden.
Es ist wahrscheinlich, dass auf der so schön gelegenen und so nahe bei Aventicum befindlichen Anhöhe von Saint Aubin eine
Römersiedelung irgend welcher Art gestanden hat, doch hat man bis auf heute noch keine Spuren einer
solchen aufgedeckt. Man vermutet, dass der Ort Saint Aubin nach dem am 1. März 550 erfolgten Tod des BischofesAlbin von Angers,
dem er seinen Namen verdankt, entstanden sei. Urkundlich erscheinen der Ort zum erstenmal am oder 1074 und die
Pfarrei 1182, in welch' letzterm Jahr Papst Lucius III. die Vergabung der Kapelle von Portalban und der
Kirche Saint Aubin en Vully durch Bischof Roger von Lausanne an die Propstei Saint Maire in Lausanne bestätigte. Das Dorf gehörte
zuerst zur HerrschaftGrandcour, die 1293 an Ludwig I. von Savoyen, Herrn der Waadt,
überging.
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1311 kam sie an Peter von Grandson, nach dessen 1342 erfolgtem Tod an seinen Sohn Wilhelm und nach dieses letztern Tod 1389 an
den berüchtigten Otto von Grandson, der wegen eines Versuches, den Grafen Amadeus VII., den Roten, von Savoyen zu vergiften,
als eidbrüchig verurteilt wurde und seinen ganzen Besitz 1393 an das Haus Savoyen verlor. Amadeus VII.
hatte einen natürlichen Sohn Humbert, unter der Bezeichnung des Bastardes von Savoyen bekannt, der von Bajesid in der Schlacht
von Nikopolis gefangen genommen und dann 7 Jahre lang in Gefangenschaft gehalten worden war.
Nach seiner Rückkehr wurde er mit Gütern reichlich belehnt, indem er die HerrschaftenMontagny, Cudrefin
und Grandcour erhielt und zum Grafen von Romont ernannt wurde. Durch testamentarische Verfügung hinterliess er 1440 seinem
Schildknappen Anton Anglici oder Engle neben andern Gütern auch die Burg La Molière, die dieser dann aber laut Bestimmung
von Seiten Ludwigs von Savoyen im Dezember 1443 an das Dorf Saint Aubin umtauschen musste. Am fügte
der Herzog von Savoyen diesem Besitz noch die DörferVillars le Grand, Les Friques und Agnens bei (letzteres Dorf stand zwischen
Saint Aubin und Portalban und ist seither verschwunden).
Anton Anglici starb 1497 oder 1498 kinderlos und hinterliess seinen Besitz dem Philipp von Oncieux, einem
Neffen seiner Gemahlin, dem die Bewohner der Herrschaft, die sich am als Bürger von Freiburg
hatten aufnehmen lassen, am den
Treueid leisteten. Er starb um 1523. Nachdem die Berner ins Waadtland eingefallen waren, eroberten am die
Freiburger Saint Aubin und Villars lesFriques. Die Herrschaft wurde nun der Landvogtei Estavayer zugeteilt, behielt aber ihre
eigenen Herren bei. 1569 ging sie je zur Hälfte an Claude d'Oncieux und an Charles d'Oncieux über, welch' letzterer (getötet 1587 in
der Schlacht von Coutras) 1571 beide Teile wieder in seiner Hand vereinigte. Zu jener Zeit schuldete
der Marquis de la Chambre, ein savoyischer Edelmann, schweizerischen Gläubigern eine Summe von 26000 Goldgulden, für die
sich der Herzog von Savoyen verbürgt hatte.
Als die Gläubiger nun dringend eine Abschlagszahlung von 7000 Gulden forderten, erklärten sich der Edle Georg von Diesbach,
Herr von Grandcour, und Jean Messello, Bürger von Freiburg,
bereit, diese Summe vorzuschiessen, unter der Bedingung jedoch, dass Charles
d'Oncieux sich seinerseits wieder für den Herzog Emmanuel Philibert von Savoyen verbürge und zu diesem Zweck seine Herrschaft
Saint Aubin verpfände. Dies fand dann 1573 tatsächlich statt. Als die Summe nicht zurückbezahlt wurde
und auch die Zinsen nicht erhältlich waren, wurde die Herrschaft Saint Aubin 1606 öffentlich versteigert und von Jakob Wallier,
einem Solothurner Ratsherrn, um 14200 Goldgulden erworben. 1691 kam sie um die Summe von 30500 Gulden käuflich an die Stadt
Freiburg, die sie zu einer eigenen Vogtei umwandelte, deren erster Vogt der Edle Joseph Reiff aus
Freiburg
und deren letzter 1795 Hans Niklaus von Montenach war. 1798-1803 gehörte Saint Aubin zum Bezirk Avenches, 1803-1830 zum Bezirk
Montagny, 1831-1848 zum Bezirk Dompierre und seit 1848 zum Bezirk Broye. 1725 legte eine grosse Feuersbrunst einen Teil des
Dorfes in Asche, wodurch 15 Familien obdachlos wurden. Saint Aubin ist die Heimat von Raccaud, einem
der hauptsächlichsten Anhänger Chenaux', des Leiters des Aufruhres von 1781.
Aubin (Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry).
479 m. Gem. und schön gelegenes Pfarrdorf, nahe dem linken Ufer des Neuenburgersees und 16 km sw.
Neuenburg.
Station der Linie Neuenburg-Lausanne. Dampfschiffstation Chez le Bart. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Provence. Gemeinde, mit Sauges, Le Devens, La
Nalière und Les Prises: 140 Häuser, 1105 reform. Ew.; Dorf: 80 Häuser, 706 Ew.
Acker- und Weinbau, Waldwirtschaft. Säge. Uhrenindustrie. Pensionnate. Saint Aubin ist eines der fünf Dörfer der Landschaft
La Béroche (s. diesen Art.), deren Geschicke es geteilt hat.
Die Kirche wird zum erstenmal 1083 erwähnt; 1176 wurde sie vom Bischof von Lausanne der Abtei von Saint Maurice gegeben, die
sie 1566 den fünf Gemeinden verkaufte. Ausser Saint Aubin umfasst die Kirchgemeinde noch Gorgier, Sauges, Montalchez, Fresens,
Vaumarcus und Vernéaz. Mehrere schöne Landgüter. Ein Gasthof. Man hat zu wiederholten Malen versucht,
nahe Saint Aubin eine Bank von asphalthaltigem Urgonkalk abzubauen, der aber mit seinem geringen Gehalt von blos 3-4% Asphalt
die Kosten des Betriebes niemals gedeckt hat. 1857 stellte man daraus Asphaltröhren und Mastix her, doch wurde die Ausbeute
schon 1865 wieder eingestellt.
Von hier stammt vielleicht der Asphalt her, den man in verschiedenen Pfahlbaustationen des Neuenburgersees gefunden hat. Pfahlbau
aus der Steinzeit nahe der Mündung des das Dorf durchfliessenden Baches; Fund einiger Bronzegegenstände bei Chez le Bart.
In einer Höhle, Grotte aux Filles genannt, hat man neben römischen Münzen auch noch Schmuckgegenstände
(z. B. Armbänder aus Glas) aus keltischer Zeit aufgefunden. Vergl. MuséeNeuchâtelois 1866; Chabloz, Fritz. La Béroche. Neuchâtel
1867; Vaucher, E. Le Temple de Saint Aubin.Neuchâtel 1903.
Barthélemy (Kt. Freiburg,
Bez. Saane,
Gem. Freiburg).
622 m. Schöne Kapelle an der Strasse nach Bern.
An dieser «Stade» geheissenen Stelle standen
im 13. Jahrhundert eine Ziegelei, ein Siechenhaus und eine Kapelle, welch' letztere den Namen ihres Schutzpatrones, des h.
Bartholomäus, Apostels von Armenien und als solcher lebendig geschunden, erhielt. Vergl. La Chapellede Saint Barthélemy
(in den Étrennes fribourgeoises. 1901).
Reformierte Kirche im Weiler Saint Barthélemy; katholische Pfarrkirche, dem h. Franz Xaver geweiht, in Bretigny. Landwirtschaft.
Mühlen und Sägen. Westl. vom Weiler steht auf einem aussichtsreichen Hügel das Schloss Saint Barthélemy, das unter dem Namen
Goumoëns le Châtel zum erstenmal 1097 in einer Urkunde des Kartulars von Romainmôtier erscheint. Sein
erster Herr war wahrscheinlich der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auftretende Pierre deGoumoéns, genannt von
La Tour, dessen Nachkommen es während einer Reihe von Generationen angehörte. 1404 kamen Schloss und Herrschaft an Henri de
Chissey, Gouverneur der Grafschaft Burgund, und dann der Reihe nach an die Geschlechter Champion und de
Pesmes, 1545 an François de Montmayeur, 1615 an Pierre Forneret und 1652 oder 1653 an Hans Ammann, Landvogt von Rue. Zu Beginn
des 18. Jahrhunderts gehörten sie dem Jean Prothais, Baron von Alt, seit 1738 dem Louis Augustin d'Affry, der
sich den Titel eines Herrn von Saint Barthélemy und Bretigny beilegte, und seit 1798 einem Panchaud de Bottens, der sie an
das Geschlecht de Lessert verkaufte. Heute ist das Schloss Eigentum derer von Bonstetten. Die Herren von Saint Barthélemy waren
Dienstmänner der Edlen von Montfaucon und mussten dem Schlossherrn von Échallens huldigen. Unter der
Herrschaft von Bern
und Freiburg¶