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Stücke von flachem Uferland angeschwemmt, so z. B. die Berge du Canada, auf der das Wasserwerk Chèvres steht und wo ein Stauwehr mit Schleuse über ihn gespannt ist, und die an der Mündung der London liegende sog. Plaine, auf der sich verschiedene industrielle Betriebe angesiedelt haben. Die Rhone hat auf Genfer Boden längs dem rechten Ufer eine Länge von 18 und längs dem linken eine solche von 24 km und erhält von rechts gegenüber Cartigny die London, von links ebenfalls nahe Cartigny die Eau Morte und unterhalb Chancy die die Landesgrenze gegen Frankreich bildende Laire. Kurz nachher bricht sie durch die Klus des Fort de l'Écluse, um nun ihren Lauf auf französischem Boden fortzusetzen.
Hydrometrie und Hydrologie.
Die folgenden Zahlen stützen sich auf Angaben des eidgenössischen Oberbauinspektorates und auf die von F. A. Forel selbst unternommenen oder gesammlten Messungen und Beobachtungen. Das Einzugsgebiet der Rhone misst
km2 | |
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bis zur Mündung der Visp (787,25 km2 Einzugsgebiet) | 992.7 |
bis zur Mündung der Dranse (678,04 km2 Einzugsgebiet) | 3755.6 |
bis zur Mündung in den Genfersee | 5220.1 |
Die kleinste beobachtete Wassermenge per Sekunde betrug
m3 | |
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bei Brig | 7.2 |
bei Sitten | 20.2 |
bei der Porte du Scex | 26.0 |
Die grösste Wassermenge betrug
m3 | |
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bei Sitten | 702.0 |
bei Outre Rhône | 955.3 |
bei Illarsaz | 1074.0 |
Die jährliche Wasserführung beträgt nach Forel:
m3 per Sekunde | |
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Wintermittel | 55 |
Sommermittel | 740 |
Maximum bei Hochwasser | 1700 |
Beim Ausfluss aus dem See in Genf führt die Rhone nach Lauterburg (vergl. Forel's Léman; Bd 1, S. 432) im Minimum 14,1 m3 und im Maximum 656 m3 Wasser per Sekunde und bei ihrem Eintritt in Frankreich nach Martel (Grande Encyclopédie) 50 m3 bezw. 575 m3 per Sekunde. Sie führt dem See per Sekunde durchschnittlich 198 kg Geschiebematerial zu. Ihre Gesamtlänge beträgt bis zur Mündung in den See rund 170 km, nämlich
km | |
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von der Quelle bis zur Mündung der Saltine (Brig) | 50.0 |
von Brig bis Leuk | 30.0 |
von der Brücke Leuk bis zur Brücke Siders | 6.8 |
von der Brücke Siders bis zum Bois Noir | 51.8 |
vom Bois Noir (Mündung des Saint Barthélemy) bis zum See | 28.0 |
Total: | 169.6 |
Die Strecke Genf-Chancy misst | 21.0 |
Es beträgt somit die Gesamtlänge des Flusslaufes der Rhone auf Schweizerboden | 193.6 |
Die unter der Leitung von F. A. Forel bei der Brücke von Saint Maurice vorgenommenen Temperaturmessungen haben folgende Resultate ergeben:
°C. | |
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Wintermittel | 2.0 |
Frühjahrsmittel | 8.3 |
Sommermittel | 10.0 |
Herbstmittel | 7.5 |
Maximum | 12.7 |
Minimum | 0.0 |
Die Rhone friert selten auf grössere Strecken zu, doch ist zu erwähnen, dass sie vom 9. Januar bis auf der ganzen Strecke zwischen der Mündung der Gryonne und dem See, d. h. auf eine Länge von 22 km unter Eis lag.
‰ | |
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Gefälle zwischen Gletsch und Oberwald (3,5 km) | 109 |
Mittleres Gefälle oberhalb des Genfersees | 9 |
Mittleres Gefälle von Genf bis zur Landesgrenze | 1.5 |
Brücken.
Von den die Rhone auf Schweizerboden überschreitenden Brücken sind zu nennen: 1. oberhalb des Sees die von Gletsch, Kupferboden (Deisch), Filet, Naters-Brig, Pfin (Siders), Riddes und Saint Maurice, die alle der grossen Thalstrasse dienen, dann die Rottenbrücke und diejenigen von Raron, Gampel, Susten (La Souste)-Leuk, Gradetsch (Granges), Sitten-Brämis (Bramois), Branson, Massongex, Collombey, Illarsaz und Porte du Sex; 2. unterhalb des Sees die Mont Blanc-, Bergues-, Ile-, Conlouvrenière- und Saint Jean-Brücke in Genf und weiter unten endlich die Brücken von Peney, La Plaine und Chancy.
Ausnutzung der Wasserkraft.
Der Kanton Wallis, der seine Wasserkräfte erst der Kleinindustrie dienstbar zu machen begonnen hat, konnte sich dank seiner zahlreichen Wasseradern untergeordnetern Ranges bisher behelfen, ohne die Rhone in Mitleidenschaft zu ziehen. Deshalb findet man hier an dieser ausser der für die Arbeiten am Simplontunnel erstellten und nach Vollendung des Tunnels für dessen Ventilation und Beleuchtung (mit dem Bahnhof Brig) bestimmten Druckwasserleitung zwischen Mörel und Brig einzig das 1902 eröffnete Wasser- und Elektrizitätswerk des Bois Noir, das der Stadt Lausanne gehört und ihr auf eine Entfernung von 56 km eine im Bedarfsfall auf das dreifache zu steigernde Kraft von 5000 PS zusendet.
Die Stadt Genf, die dem Fluss schon seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts (oder noch früher) ihr Trink- und Brauchwasser entnahm, hat in der Folge ihre Wasserwerke nach Massgabe des Bedürfnisses und mit den fortschreitenden Errungenschaften der Technik stetig erweitert. Nachdem die am Kopf der Ile angebrachte «Machine hydraulique» zu wiederholten Malen verbessert und umgebaut worden war, erstellte man 1883 das Wasser- und Elektrizitätswerk der Coulouvrenière und zehn Jahr später auch noch dasjenige von Chèvres, das bei Vernier 6 km unterhalb Genf steht und auf die Initiative des Ingenieurs Th. Turrettini hin entstanden ist (vergl. den Art. Genf). Der in den letzten Jahren erörterte Plan, zwischen Chèvres und der Landesgrenze ein drittes städtisches Werk zu erstellen, ist aus Gründen politischer Natur wieder in den Hintergrund getreten. Ein vor kurzem dem Grossen Rat vorgelegtes Projekt, eine Wasserwerkskonzession bei Chancy an Private zu erteilen, ist am Widerstand derjenigen gescheitert, die die Ausnutzung der Wasserkräfte einzig dem Staat oder der Stadt vorbehalten wissen wollen.
Wie der Walliser seinen grössten Fluss für industrielle Zwecke nur wenig in Anspruch genommen hat, benutzt er ihn bis heute auch nicht in grösserem Mass für Bewässerungszwecke. Es ist dies in nennenswerter Weise blos im Oberlauf oberhalb Brig geschehen. Im tiefern Abschnitt der Rhoneebene finden sich dagegen zu beiden Seiten des Flusses zahlreiche Entwässerungs- und Kolmatierungskanäle, so besonders im Gebiet Martinach-Fully-Riddes (s. den Art. Martigny, Canaux de), dann in der Ebene Granges-Grône und in der Ebene von Monthey bis zum See. Hier kommen noch die zur Rhonekorrektion gehörenden Anlagen des Stockalperkanales und des «Grand Canal» von Saint Triphon bis Villeneuve dazu, die Arbeiten eigener Art vorstellen. In neuerer Zeit hat man den Bau eines Kanales beschlossen, der von Sitten bis gegenüber Riddes ziehen und die Sumpfebenen der Corbassières und der Praz Pourris entwässern und kolmatieren soll. ¶
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Der Chorherr Bourban hat vor einigen Jahren Reste eines Ableitungskanales entdeckt, der zu Ende des 18. Jahrhunderts zu Zwecken der Schiffahrt von Genfern längs des Bois Noir gegraben, aber unvollendet oder wenigstens unbenutzt geblieben ist.
Name, Geschichtliches, Ueberschwemmungen und Verbauungen.
Der gallische Name des Flusses war Rodanus, woraus dann die griechisch-römische Form Rhodanus (mit aspiriertem h) gebildet wurde. Die Deutung weist auf eine alte keltische Wurzel rod (Sanskrit rî) zurück, die zur Bezeichnung des (rasch) Fliessenden oder Gehenden diente und daher einfach so viel als «fliessen» bedeutet (vergl. auch die Einleitung zum Art. Rhein). Abzuweisen ist der Versuch, den Namen des Flusses von den im Altertum zwischen Marseille und Barcelona von den Rhodiern angelegten griechischen Kolonien Rhoda und Rhodanusia herzuleiten.
Althochdeutsch hiess der Fluss der Rotan und mittelhochdeutsch der Roden, Roten, Rotten, worauf die im deutschen Ober Wallis heute noch üblichen Formen Rodan, Rodden oder Rotten zurückgehen. In der Geschichte des Wallis hat sich der Fluss dadurch in verderblichem Sinn hervorgetan, dass er seit allen Zeiten bis auf unsere Tage durch seine Hochwasser unzählige Ueberschwemmungen seines Thales verursachte, deren bedeutendste nach den Chroniken auf die Jahre 1475, 1640, 1740 und 1778 fallen.
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Rhone in den tiefern Teilen der Ebene ein allen seinen Launen überlassenes und in zahlreichen, oft wechselnden Schlingen dahinfliessendes Wildwasser, längs dessen Ufer kein geregelter Ackerbau betrieben werden konnte. Von den Laufveränderungen erzählen uns heute noch die Altwasser des sog. Petit Rhône bei Charrat, der Bennaz und der Serpent bei Illarsaz und das alte Bett unterhalb Bex, sowie auch die Chronik von Stumpf, nach der das Dorf Gradetsch (Granges) noch im 16. Jahrhundert am rechten Flussufer stand.
Die Uferbewohner führten gegen diese stetigen Laufveränderungen und Durchbrüche von jeher einen verzweifelten, aber immer wieder unnützen Kampf. Eine nach den Ueberschwemmungen von 1860 im Ober Wallis vom Ingenieur Chantre durchgeführte Untersuchung zeigte, dass hier noch damals die Eindämmung des Flusses ganz den Uferbewohnern überlassen war, die teils einzeln, teils zu Konsortien vereinigt an dessen Bändigung arbeiteten und hierbei von der Kantonsregierung durch magere Geldbeiträge und gute Ratschläge notdürftig unterstützt wurden.
Die damals schon bestehende staatliche Rhonekommission hatte die Aufgabe, den Fluss von Zeit zu Zeit zu begehen, die bestehenden Schutzbauten zu inspizieren und den Gemeinden, Konsortien und Privaten die notwendigen Arbeiten zu bezeichnen und deren Ausführung zu überwachen. Zwischen den an diesen Bauten nicht näher interessierten Bewohnern der Thalgehänge und Terrassen und denen der Ebene selbst, die jene zur Hilfeleistung heranziehen wollten, entstanden zahlreiche und endlose Reibereien und Streitigkeiten.
Die Berggemeinden zogen es oft vor, sich ihrer in der Thalsohle gelegenen Grundstücke einfach zu entledigen. So überliess z. B. die Berggemeinde Lens der Thalgemeinde Granges ein Stück der Ebene, das diese nicht selbst gegen die Ueberschwemmungen zu behaupten vermochte und daher ums Jahr 1850 einem fremden Ingenieur abtreten musste, der sich zum Bau von Dämmen verpflichtet hatte. Auf ähnliche Art kam auch der einst der Gemeinde Conthey gehörende Teil der Praz Pourris in den nicht gewünschten Besitz des Staates Wallis. 1612 entstanden Streitigkeiten zwischen Wallis und Bern wegen der Eindämmung des Flusses zwischen den heutigen Bezirken Aigle und Monthey. Die Anwohner des Walliser Ufers machten damals ihren Nachbarn am andern Ufer und besonders der Berner Regierung den Vorwurf, dass ihre Schutzarbeiten nur den Zweck hätten, den Fluss stets weiter gegen die Walliser Seite hinüberzudrängen und so für das Mandament Aigle Boden zu gewinnen.
Die privaten Verbauungen früherer Zeiten konnten naturgemäss keine sehr kostspielige oder technisch gut durchgeführte Arbeiten sein, sondern bestanden in der Hauptsache blos aus Anhäufungen von Faschinen, die den Hochwassern eines von so zahlreichen und so verschiedenartigen Wildwassern genährten Flusses keinen ernstlichen Widerstand entgegen zu setzen vermochten. Seit 1850 hat die Rhone folgende grosse Verwüstungen angerichtet: 1855 Ueberschwemmung der Ebene von Monthey;
1857 Ueberschwemmung der Ebene von Martinach;
Austritt des Fiescherbaches und anderer Nebenflüsse der Rhone, Ueberschwernmung der Thalstrecke Brig-Raron-Leuk und Dammbruch bei Riddes;
Mai bis Oktober 1868 verschiedene Dammbrüche;
1881 Ueberschwemmung der Ebene von St. Leonhard und 1897 Ueberschwemmung der Ebene von Fully. Am bekanntesten ist aber die Katastrophe in der Nacht vom die verschiedene Gegenden des Wallis und der Waadtländer Rhoneebene heimsuchte und besonders das ganze linke Ufer von Collombey bis Vouvry unter Wasser setzte.
Sie wurde verursacht durch den plötzlichen Bruch eines Dammes an einer kleinen Flussbiegung unterhalb des Dorfes Illarsaz. Das ausbrechende Wasser riss einen Flügel des Schlosses der Porte du Sex mit sich und überflutete mehrere Tage lang die Bahnlinie zwischen Le Bouveret und Collombey, so dass es schien, als ob sich der Genfersee thalaufwärts noch etwa 15 km weit fortsetzen würde. Aus obiger Zusammenstellung ergibt sich, dass die Katastrophen in neuerer Zeit immer seltener geworden sind und dass sie auch seit der systematischen Verbauung des Flusses nicht einen solch' grossen Umfang annehmen können, wie dies in früheren Zeiten nur zu oft der Fall gewesen war.
Im folgenden geben wir einen kurzen geschichtlichen Ueberblick über die unter der Leitung der beiden beteiligten Kantone Wallis und Waadt und des Bundes unternommenen Korrektionsarbeiten an der Rhone. Am wurde eine interkantonale Uebereinkunft für die Korrektion der Rhone in der Ebene oberhalb des Genfersees geschlossen, und in den folgenden 6 Jahren gab man auf Waadtländer Seite für diese Arbeiten 350000 Fr. aus. 1844 beschloss der Grosse Rat der Waadt, diese Verbauungen von Staates wegen prinzipiell zu subventionieren und genehmigte zugleich die Verteilung von 20000 Fr. an die beteiligten Gemeinden.
Die Ueberschwemmung der Ebene bis Villeneuve 1846 bewirkte einen neuen Kredit von 500000 Fr. für Schutzbauten. 1862 beliefen sich die Ausgaben auf Waadtländer Seite bereits auf 1282000 Fr. Infolge der Ueberschwemmung von 1860 veranlasste der Kanton Wallis die Ausarbeitung eines allgemeinen Verbauungsplanes, für dessen Durchführung er vom Bund 1863 eine Subvention von 2610000 Fr. erhielt. Ein nun auch vom Kanton Waadt aufgestelltes Projekt sah zuerst eine Ausgabe von 2500000 Fr. voraus, die dann nach jahrelanger Diskussion auf 750000 Fr. reduziert wurden, an die der Bund 300000 Fr. beisteuerte. Als nach dem Hochwasser von 1883 eine Erhöhung der Dämme sich als notwendig erwies, erhielt der Staat Wallis zu diesem Zweck vom Bund 446000 Fr. und bestimmte die Waadt dafür und für andere Schutzbauten eine Summe von ¶
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870000 Fr. Ende des 19. Jahrhunderts belief sich die von der Waadt für die Rhonekorrektion aufgewendete Summe insgesamt auf 3320000 Fr. Die im Wallis 1863 begonnene allgemeine systematische Verbauung des Flusses erforderte bis 1880 eine Ausgabe von 11 Millionen Franken, welche Summe von den Ufergemeinden, dem Kanton und dem Bund gemeinsam getragen worden ist. Die Verbauung im Wallis besteht aus Uferdämmen, die höher als das höchste Hochwasser sind, und aus in einer Entfernung von je 30 m sich folgenden, senkrecht auf die Dämme in den Fluss hinausgebauten Spornen, die auf beiden Seiten des Flusses einander gegenüberliegen und eine freie innere Flussrinne zwischen sich offen lassen. Da die Arbeiten auf Boden der Waadt noch aus früherer Zeit datieren und je nach den Umständen verbessert und erweitert worden sind, befolgen sie ein wesentlich anderes System. Es laufen hier nämlich zwei Dämme einander parallel.
Der innere umschliesst den Fluss nur bei Niedrigwasser und wird bei Hochwasser überflutet, während der äussere, der eine Kronenbreite von 4 m hat, zur Eindämmung der Hochwasser bestimmt ist. In regelmässigen Zwischenräumen ist dann zur Verfestigung des Ganzen der Fuss des Aussendammes mit der Krone des Innendammes durch Querdämme in Verbindung gesetzt. Es handelt sich nun aber auch noch darum, die Aufschüttung des Flussbettes mit Geschiebematerial zu verhindern, d. h. die Flusssohle zu vertiefen und damit das Gefälle zu erhöhen.
Dies wurde besonders an solchen Stellen notwendig, wo die Rhone ihr Bett schon bedenklich erhöht hatte (z. B. an den einstigen Mündungen der Borgne, Morge, Dranse, Lizerne etc.). Zu diesem Zweck kaufte der Staat Wallis nach den Ueberschwemmungen von 1897 eine Baggermaschine an, die ihre Arbeit seit dem März 1898 begonnen hat. Die so ausgehobene Menge von Geschiebe betrug auf der Uferstrecke Vétroz-Nendaz im Winter 1898-1899 4000 m3, 1899-1900 deren 6947 m3 und 1900-1901 deren 8912 m3.
Bei der bedeutenden Grösse der Flussgerölle nutzt sich die Maschine rasch ab, sodass sie beständigen Reparaturen unterworfen ist. Um einen entscheidenden Einfluss auf den ungehinderten Wasserabfluss der Rhone ausüben zu können, würden aber auf der Strecke von Brig bis Saint Maurice hunderte solcher Maschinen notwendig sein, die während des Winters die Geschiebe aushüben, die der Rhone von den Wildbächen im Sommer zugeführt werden. In Ergänzung und Erweiterung seines Beschlusses vom die Erhöhung und Verstärkung der besonders bei Illarsaz als nicht genügend widerstandsfähig erkannten Dämme der Rhone betreffend, hat der Bundesrat an die für die Arbeiten von 1905 vorausgesehenen Kosten von 100000 Fr. dem Kanton Wallis 40% Subvention zugesprochen.
Fauna, Flora und Fischfang.
Mit Bezug auf ihr Tier- und Pflanzenleben gehört die Rhone auf Schweizerboden ersichtlich dem Gebiet des Genfersees an. Da ihr Einzugsgebiet auf allen Seiten durch hohes Bergland von andern Strombecken vollständig geschieden und auch unterhalb des Fort de l'Écluse durch die Perte du Rhone geschlossen ist, kann sie nur eine beschränkte Anzahl von Arten aufweisen. Der Cañon von Bellegarde bildet in der Tat für die vom Mittelmeer her flussaufwärts wandernden Fische ein nahezu unüberwindliches Hindernis, das in den letzten Jahren blos vom Aal überwunden worden ist.
Diese Erscheinung, die den zahlreichen Verbauungsarbeiten am Fluss für Regulierungs- und industrielle Zwecke zugeschrieben wird, ist aber eine ganz seltene Ausnahme, wie auch die in der Gegend von Lyon häufige Barbe in der Rhone bei Genf nur ganz vereinzelt auftritt. Sie soll sich übrigens hier unter günstigen Bedingungen fortpflanzen. Prof. Dr. Hugo Oltramare, der sich durch langdauernde einschlägige Studien und durch seine Bemühungen, den Fischbestand der Genfer Rhone zu vermehren, eine grosse Autorität errungen hat, sagt, dass hier seit einer Reihe von Jahren der Fischreichtum stark abgenommen habe.
Die wichtigsten Ursachen für diesen Rückgang sind die Errichtung der Stauwehre bei den Werken der Coulouvrenière und von Chèvres, die starke Zunahme der Dampfschiffahrt auf dem See, die an Menge und Masse stets zunehmende Ableitung der Abfuhrmaterialien Genfs in den Fluss und endlich auch die teilweise Umwandlung dieses letztern in einen von Pflanzenwuchs und Geschiebematerial stets gesäuberten Kanal. Der Einfluss dieser Faktoren zeigte sich zunächst in der Abnahme der Forellen, die einst auf ihren regelmässigen Wanderzügen in der Rhone unterhalb Genf in grosser Zahl zu laichen pflegten. Im Gegensatz dazu ist es dem gefrässigen Hecht gelungen, sich seither zu vermehren und immer häufiger zu werden. An ruhigen und schlammigen Stellen finden sich noch oft Schleihen.
Ebenso kommt auch die Aesche (Thymallus vulgaris), ein schmackhafter und oft gefangener Fisch, vor. Daneben fischt man bisweilen noch einige Trüschen, Aale, Alet und Schwale. Im Wallis beherbergen die Rhone und ihre Zuflüsse vor allem die noch häufig auftretende Forelle, deren Fleisch nach dem Zeugnis eines Kenners, des Herrn Nagy, hier viel zarter und feiner ist als das ihrer Schwester in der Genfer Rhone. In der obern Rhone finden sich daneben auch die Aesche, der Alet und einige weniger bedeutende Arten, wie die Ellritze, die hier von den Fischern mit Vorliebe als Köder beim Forellenfang verwendet wird.
Der anlässlich der ganz Europa heimsuchenden Epidemien in der Schweizer Rhone und im Genfer See überall verschwundene Krebs scheint sich allmählig wieder zu vermehren und wird in einigen Zuflüssen und Ableitungskanälen der obern Rhone immer häufiger. Der Kanton Genf hat mit Rücksicht auf den stetigen Rückgang des Fischreichtums im See und Fluss seit etwa 20 Jahren Schritte zur Wiederbevölkerung getan, die namentlich auf eine Vermehrung von verschiedenen Forellenarten hinzielten. Da die zu diesem Zweck errichtete Fischbrutanstalt nicht den gewünschten Erfolg zeitigte, hat man sich entschlossen, kleine Forellen im Alter von mindestens 6 Monaten einzusetzen, die man den privaten Züchtern abkauft. Durch dieses Vorgehen, das nach den neuesten Erfahrungen von Erfolg zu sein scheint, ist es gelungen, in die Rhone die amerikanische Regenbogenforelle einzuführen, die so gut gedeiht, dass sie sich bereits auch in die Walliser Rhone hinauf verbreitet hat. Ueber den neuesten Versuch, den Cat fish oder Katzenfisch (eine kleine amerikanische Welsart) in den Genfer Gewässern einzubürgern, kann zur Zeit noch kein Urteil abgegeben werden.
Im Wallis beginnt der Fischfang, der noch bis vor kurzem blos als Zeitvertreib oder als bescheidener Nebenverdienst einiger weniger Uferanwohner betrieben wurde, grössere Ausdehnung anzunehmen. Bei dem starken Fremdenverkehr, den die Ufer der obern Rhone aufweisen, sollten sich aber die Behörden immer noch bestreben, dem Lustfischer möglichst entgegenzukommen. Leider ist aber in dieser Hinsicht ohne die Mithilfe der privaten Initiative noch nichts oder fast nichts getan worden. Es wird (selbst während der Schonzeit) noch immer zu viel mit dem Netz gefischt, was der Verbreitung der Forelle nach den obersten Gewässern stark hinderlich ist. Eine in Bildung begriffene Gesellschaft wird mit Beihilfe ¶
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der Behörden diese selbst und das Volk über alle einschlägigen Fragen zu belehren suchen und damit den zahlreichen Sportfischern unter den fremden Kurgästen ein neues Feld für ihre Liebhabereien öffnen. Diese Liebhaber treiben fast ausschliesslich Angelfischerei mit der Ellritze oder der künstlichen Mücke als Köder. Einige ehemals den Patrizierfamilien oder den Klöstern zustehende Fischereirechte sind jetzt an den Staat übergegangen, der sie als sog. «nançoirs», d. h. als Rechte für den Fischfang mit Reusen (nasses), zu verpachten pflegt. Im Kanton Genf werden die Forelle und Aesche meist mit der Angel und der künstlichen Fliege oder dem Löffelköder gefangen, während zum Fang der übrigen Fischarten grosse Netze, tramails genannt, zur Anwendung kommen. Die gesamte Fischerei in der Rhone ist durch eidgenössisches Gesetz und durch kantonale Gesetze und Spezialverordnungen geregelt.
Die folgenden Angaben über die Flora verdanken wir dem freundlichen Entgegenkommen von Prof. Dr. Chodat in Genf. Oberhalb des Genfersees ist die Rhone zu stark mit Sinkstoffen beladen, als dass sich in ihr ein reicheres pflanzliches Leben zu entwickeln und zu erhalten vermöchte. Doch sind zahlreiche derjenigen Gerölle, die bald trocken und bald unter Wasser liegen, mit Fadenalgen (besonders Cladophoren, Vaucheria, Ulothrix) und Diatomeen überzogen. Vom Juli an tragen die aus den Eisregionen kommenden Nebenflüsse der Rhone den Hydrurus penicillatus zu, der im Winter auch in der untern Rhone bis Lyon vorkommt, hier aber zu Beginn des Frühjahres verschwindet.
Unterhalb des Genfersees ist von der Mont Blanc Brücke an das Plankton der Rhone zunächst identisch mit demjenigen des Sees. Die am Grund liegenden Steine sind mit einem olivengelben Ueberzug von Diatomeen und mit Cyanophyceen (Tolypothrix, Chamaesiphon) bedeckt. Dazu findet sich hin und wieder als Phanerogame Potamogeton pectinatus. Unterhalb der Mündung der städtischen Abzugskanäle hat sich auf den an den Ufern wachsenden Zannichellien und Laichkräutern (Potamogeton) eine ganze kleine Florula von verschiedenartigen Bakterien angesiedelt.
Die Selbstreinigung des Flusses erfolgt zugleich durch die Tätigkeit der Vegetation und durch die Sedimentation, die das trübe und schwere Wasser der Arve wesentlich beschleunigt. Von der Jonction an findet man stellenweise auf überfluteten Steinen die seltene Bangia atropurpurea und bei der Brücke von Peney in den bei Niedrigwasser zwischen den Steinen zurückbleibenden Wasserlachen den Haematococcus lacustris, der diese letztern blutrot färbt. Das gleiche zeigt sich auch bei der Perte du Rhône.
Bibliographie.
Wasserverhältnisse der Schweiz: Rhonegebiet; herausgegeben vom Eidgen. hydrometrischen Bureau in Bern. Bern 1898; Lenthéric, Ch. Le Rhône; histoire d'un fleuve. Paris 1892; Bourdon, G. Le cañon du Rhône et le lac de Genève. Paris 1894; Chantre, Dan. Rapport sur les inondations de 1860 dans le Haut Valais. Genève 1860; Forel F. A. Le Léman. Tome 1. Lausanne 1892.
[L. Courthion.]