Mächtiger Gipfel im
Grenzkamm zwischen dem
Saasthal und den italienischen Thälern von Bognanco,
Antrona und Macugnaga.
Nach dem benachbarten Passübergang
des
Porte benannt.
Prachtvolle Aussicht auf die oberitalienischen
Seen, den Saasgrat und die umliegende Gebirgswelt.
Die Besteigung
ist schwierig, wird aber doch ziemlich oft ausgeführt (6½ Stunden von
Saas Im Grund aus).
Zum erstenmal 1871 bezwungen.
Vom Portjengrat an verlässt die Landesgrenze die (gegen den
Weissmies weiterziehende) Hauptwasserscheide und springt auf
den das
Zwischbergenthal oder
Val Varia vom italienischen Antronathal trennenden
Kamm über.
(Kt. Wallis,
Bez.
Brig und Visp).
3572 m. Gipfel in dem vom
Zwischbergenpass zum
Portjengrat aufsteigenden
Kamm; kann von
Almagell aus in 3 Stunden ohne grosse Schwierigkeiten bestiegen werden. Sehr schöne Aussicht. Auf der Siegfriedkarte
unbenannt.
(Kt. Tessin,
Bez. Lugano).
486 m. Gem. und schön gelegenes Pfarrdorf 4 km n. vom Bahnhof
Lugano. Postablage; Postwagen
Lugano-Comano.
Gemeinde, mit
Ressega: 50
Häuser, 241 kathol. Ew.; Dorf: 41
Häuser, 195 Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht und Zucht der Seidenraupe. 10 Minuten
über dem Dorf der
MonteSan Rocco (549 m) mit prachtvoller Aussicht auf
Lugano und seine Umgebungen.
(Kt. Freiburg,
Bez. Saane).
680 m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der
Glâne und 3,5 km sö. der Station
Cottens der Linie
Freiburg-Lausanne. 16
Häuser, 113 kathol.
Ew. Kirchgemeinde
Farvagny. Ackerbau und Viehzucht. Strohflechterei. Hier stand um 1360 ein
Frauenkloster
der
Prämonstratenser, das später in den Besitz des Jesuitenkollegiums zu Freiburg
überging. Dieses erbaute dann 1677 die jetzige,
malerisch über der
Glâne stehende Wallfahrtskapelle.
(Kt. Freiburg,
Bez. Saane).
680 m. Gem. u. Dorf, an der Strasse
Freiburg-Bulle und 5 km s. der Station
Matran
der Linie
Freiburg-Lausanne. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Freiburg-Bulle. Gemeinde mit
Hauterive, Grangeneuve,
Châtillon,
Froideville,
Moulin Neuf und Les Muèzes: 35
Häuser, 362 kathol. Ew.; Dorf: 24
Häuser, 144 Ew. Kirchgemeinde
Écuvillens.
Acker- und Wiesenbau, Viehzucht.
Mühlen. Das schön gelegene Dorf bildet ein beliebtes Ausflugsziel der
Bewohner von Freiburg.
Am fand hier eine von 18000 Mann besuchte Volksversammlung der Konservativen statt, die gegen die 1848 eingesetzte
Regierung protestierte und für die zukünftige Gestaltung der politischen Parteiverhältnisse im Kanton von grundlegender
Bedeutung war. Zum Andenken an dieses Ereignis soll hier eine
Kapelle gestiftet werden. Im 12. Jahrhundert:
Posuos; 1235: Posus; 1348: Posuz. Vom latein. puteus = Zieh- oder Sodbrunnen herzuleiten.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
2300-1260 m. Rechtsseitiger Zufluss zum Zwischbergenbach; bildet sich aus zwei
Quellarmen, deren einer die Schmelzwasser der Firnfelder am schweizerischen Hang des
KammesCamozellhorn-Muncherapass sammelt,
während der andere den im Felsenkar zwischen
Monte Verossa,
Grigelhorn und
Cima d'Azioglio liegenden kleinen
Seen entfliesst.
Nach der Vereinigung beider Arme auf der Possettaalp wendet sich der Bach nach W. und mündet 300 m unterhalb
dem
WeilerZwischbergen. 6 km lang.
1200-1650 m. Grösste Alpweide des Kantons, im Thal zwischen dem Hühnerberg und dem
Kronberg und an den Quellen des Weissbaches. 4 Stunden sw. über Appenzell.
300 ha Fläche, wovon 90 auf Korporationswaldungen und 10 auf
unproduktiven Boden entfallen.
Wird während 42 Tagen mit 300 Kühen bezogen.
Mehrere Hütten, die je
ihre besonderen Namen tragen (Nordweid, Dreihütten, Wasserhütten, Schwarzhütte, Egg, Rain, Rote Erde, Sauböhl, Luser, Flum).
Der die Wasserscheide und die Grenze gegen Ausserroden bildende Rücken hinten über der Alp heisst Kammhalde.
Die Alp wird
in den Urkunden des KlostersSt. Gallen
unter dem Namen Portaris alpe erwähnt.
Raisse oder Poèta Raisse(La) (Kt. Waadt,
Bez. Grandson).
1120-1034 m. Schöne kleine Klus auf der Grenze gegen den Kanton Neuenburg;
1,5 km s. vom
Dorf Môtiers. Wird von dem aus der Combe de laVaux kommenden Ruisseau de la Vaux durchflossen und bildet
eine kurze, aber malerische Schlucht ¾ Stunden von Môtiers und 1¼ Stunden von Fleurier. Guter Fussweg. Beliebtes Ausflugsziel
am Weg von Môtiers auf den Chasseron. Unterhalb des sog. Pont du Diable befindet sich in der Felswand 20 m über dem Weg
eine Grotte. Mit dem Ausdruck raisse bezeichnet man in dieser Gegend einen eine Säge treibenden Bach, während pouëta oder
pouet so viel als «hässlich» oder auch «schlecht,
verderblich» bedeutet.
(Kt. Neuenburg,
Bez. La Chaux de Fonds und Le Locle).
1281 m. Jurakette zwischen dem Längsthal von La Chaux de Fonds und dem tiefen
Erosionsthal der Côtes du Doubs. Trägt am W.-Hang das Dorf Les Planchettes. Ausflugsziel der Bewohner von
La Chaux de Fonds, mit welchem Ort der höchste Punkt durch eine Drahtseilbahn verbunden werden soll (laut einem vor einigen
Jahren konzessionierten Projekt). Sehr umfassende Aussicht auf das mit zahlreichen Dörfern übersäte Plateau der Freigrafschaft,
auf die Montagne des Bois und gegen S. auf einen Teil der Alpen. Im Winter bieten die Hänge des Pouillerel
schöne Gelegenheit zum Skilaufen und Schlittenfahren.
Heisst in den ältesten Urkunden Poileray, Poilerel; im 15. Jahrhundert: Poilleray, Poillery. Die
Gemeinde La Chaux de Fonds
hat 1902 den O.-Abschnitt des Rückens mit dem Signalpunkt (trigonometrisches Signal aus Eisen) angekauft und gedenkt hier Aufforstungen
vorzunehmen. Der Mont Pouillerel bildet ein Glied der langen äussersten schweizerischen Jurafalte, die
von Les Bois auf Berner Boden bis nach Les Gras (in Frankreich) zieht, wo sie mit dem Chatelu endigt. Er wird einerseits vom
Col des Roches und andererseits von der Senke von Le Valanvron begrenzt.
Gegen W. fällt der Rücken steilwandig zum tiefen Cañon des Doubs ab, während der SO.- und O.-Hang meist
sanft geböscht ist und Aecker, Wiesen, Sennberge etc. trägt. Einige steilere Partien sind bewaldet und einige der flachem
Teile mit tonigem Untergrund sumpfig und vertorft (Saignotte und Sagnolis). Der Pouillerel bildet ein jurassisches Gewölbe,
das bis zu dem zu oberst fast überall anstehenden mittleren und untern Bathonien (Dogger) abgetragen
ist. Der höchste Punkt w. über La Chaux de Fonds besteht aus Echinodermenbreccie des Dogger. Auf den Mergeln des obern Bathonien
(den sog. Furcilmergeln) und des Argovien (Saint Sulpiceschichten) finden sich die Sennberge, der angebaute Boden und
die vertorften Sumpfflächen. Während die Schichten zu oberst oft völlig horizontal liegen, sind sie an den aus obern Jurakalken
bestehenden Gehängen stark geneigt und stellenweise sogar übergekippt.
Kirchgemeinde St. Nikolaus(Freiburg).
Schöne Aussicht. Prachtvolles Landgut mit grossem Park, zu Beginn des 18. Jahrhunderts vom Schultheissen
Lanthen-Heid erbaut.
400 m. Teil des Dorfes Port Valais mit der Pfarrkirche, auf dem in die Rhoneebene
vorspringenden letzten Ausläufer des Grammont und 2 km sö. der Dampfschiffstation Le Bouveret. 26 zerstreut
gelegene Häuser, 56 kathol. Ew. Der oberste Punkt des liasischen Felsspornes (430 m) erhebt sich 45 m über die Rhoneebene.
(Kt. Graubünden,
Bez. Bernina,
Kreis und Gem. Puschlav) 1530 m. Gasthaus am linksseitigen Gehänge des Val di Campo, 7 km n. Puschlav
und 25 km nnw. der italienischen Station Tirano der Veltlinerbahn.
1183 m. Alleinstehende alte kleine Kirche, in der zeitweise
noch eine Messe gelesen wird, auf dem ö. Ausläufer des Monte Gridone und 2 Stunden n. über Ronco.
(Kt. Wallis,
Bez. Sitten).
2067 und 1980 m. Südlichster Ausläufer der vom Wildhorn nach S. auszweigenden und die Thäler der Sionne
und der Morge voneinander
trennenden Kette. Seinem Gehänge folgt der Bisse (Wasserkanal) von Savièse.
Kann von Sitten her auf einem über die Mayens dela Tour und die Crête de Regina führenden Saumpfad in 4 Stunden bestiegen
werden und wird ziemlich oft besucht.
Prachtvolle Aussicht auf die WalliserAlpen und im Besondern ins Eringerthal
mit dem es oben abschliessenden Gipfelkranz.
Prazborgne oder Praborna (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
Französischer Name für Zermatt; soll von den über den Theodulpass herübergekommenen
Bewohnern von Valtournanche herrühren. 1250: Pra Borny; 1285: Pra Borno; 1291: Pratum Bornum. Bedeutung so viel als «Wiese
an der Quelle». S. den Art. Zermatt.
920 m. Ehemaliger Weiler, heute Wiesland mit einigen Ställen;
700 m sw. Valendas.
Hier fand Ende März oder Anfangs April 1621 ein Kampf statt zwischen den vom OberstenBeroldingen befehligten
Truppen der Fünf Orte und des Obern oder Grauen Bundes einerseits und den unter Georg Jenatsch stehenden Engadinern andererseits,
welch' letztere die österreichisch-spanisch gesinnten Gegner unter starken Verlusten zum Rückzug zwangen.
510 m. Ehemaliges Dorf, von dem heute blos noch die den h. Rochus und Hieronymus geweihte
Kirche und einige zerfallene Häuser vorhanden sind. Es soll im 16. Jahrhundert anlässlich einer in Bellinzona
wütenden Pestepidemie von Flüchtlingen aus dieser Stadt gegründet worden sein. Am Pfingsttag und an den Tagen der h. Rochus,
Anna und Andreas wird hier je ein kirchliches Fest gefeiert.
1350 m. Gruppe von 7 Häusern, am linksseitigen Gehänge
des Thales der Rabiusa und 10,7 km s. vom Bahnhof Chur. 25 reform. und kathol. Ew. deutscher Zunge.
französisch Préalpes. In verschiedenen geographischen und geologischen Werken wird von einer Zone der
schweizerischen Präalpen oder Voralpen gesprochen. Im Allgemeinen kann man in der Tat eine Randzone und eine zentrale
Zone unterscheiden, wenn die topographischen Verhältnisse, d. h. die relative Höhe der beiderseitigen Kämme und Gipfel,
eine solche Trennung rechtfertigen, oder besser noch, wenn zwischen der Zone der Präalpen und den Hochalpen eine topographische
oder geologische Grenzlinie vorhanden ist und konstatiert werden kann. In der W.-Schweiz versteht man unter dem Namen
der PréalpesRomandes schon lange Zeit das Gebiet der Kalkketten rechts und links des Rhonethales vom Lauf derArve und des Giffre
im SW. bis zur Aare im NO., d. h. die sog. Chablaisgruppe, sowie die Saane- und Simmengruppe der Einteilung im Art. Alpen unseres
Lexikons. In der deutschen Schweiz würden dann zu den Prä- oder Voralpen gehören die Emmen-, Aa-, Sihl-
und Thurgruppe.
Diese Randzone der Alpen weist wirklich alle die für eine präalpine Region charakteristischen Züge auf: die Höhen erreichen
nirgends mehr 3000 m und bleiben im allgemeinen unter 2500 m zurück;
die hier entspringenden fliessenden Gewässer sind
alle blos zweiter Ordnung, während die Quellen der grossen Alpenströme - Rhein, Limmat, Reuss, Aare, Rhone
- im Herzen der Hochalpen selbst liegen;
die diese Zone aufbauenden Gesteine sind ausschliesslich Kalke, während krystalline
oder eruptive Felsarten nirgends mehr anstehen und blos noch als Verwitterungs- und Erosionstrümmer in Geröllbildungen
(Flysch) angetroffen werden.
Westliche (romanische) und östliche Präalpen sind in ihrem geologischen Aufbau gründlich voneinander verschieden. Jene (s.
die Art. Chablaisgruppe, Saane- und Simmengruppe) bestehen aus einer gefalteten Decke von mesozoischen Sedimenten (Kreide,
Jura, Trias) mediterraner Fazies, die von einem südl. der jetzigen hohen Kalkalpen gelegenen Gebiet an ihren heutigen Platz
an deren N.-Rand überschoben worden sind und dem Tertiär (Flysch, Nummulitenkalk, Miocän) in verkehrter
Lagerung aufsitzen. Es ergibt sich daraus, dass die Grenze zwischen diesen romanischen oder welschen Präalpen und den hohen
Kalkalpen (Wildhorngruppe und N.-Rand der Finsteraarhorngruppe) eine durchweg scharfe sein muss und zwar nicht nur wegen des
Kontrastes zwischen den beiden verschiedenen Fazies, sondern hauptsächlich infolge der deutlichen Zone
anormalen
Kontaktes, längs welcher die Trias der Präalpen auf den Flysch und Nummulitenkalk der Hochalpen aufgeschoben erscheint.
Gegen SW. biegen die letzten Ausläufer der Falten der Dent duMidi-Gruppe auf französischem Boden um das W.-Ende der Ueberschiebungsdecke
der Chablaisgruppe herum und legen sich dann auf der Innenseite des miocänen Beckens von Annecy dem
Rande der W.-Alpen vor, d. h. mit andern Worten: die nirgends mehr 3000 m Höhe erreichenden Gruppen von Annecy und Les Fiz
entsprechen in topographischer Hinsicht den schweizerischen Präalpen, bilden aber in geologischer und tektonischer Beziehung
die Fortsetzung der hohen Kalkalpen.
Die einst diese Gruppen überlagernden Präalpen des Chablais sind hier durch die tertiäre Erosion und Verwitterung abgetragen
worden. Zeugen dafür, dass die Chablaisgruppe sich einst gegen SW. bis hierher fortgesetzt hat, sind die in der Mulde des
Reposoir noch vorhandenen Klippen oder Schubmassen mit Chablaisfazies. Die gleiche Erscheinung zeigt
sich auch im NO. des Aarethales, wo die Falten der hohen Kalkalpen an der N.-Flanke des Aarmassives über den Thunersee sich
nach NO. vorschieben, während die Voralpen der Simmengruppe mit ihrer ganz anderen Fazies jetzt am gegenüberliegenden Ufer
plötzlich absetzen, trotzdem sie einst über die Faltenbüschel der Emmen-, Aa-, Sihl- und Thurgruppe hinüber
sich fortgesetzt haben.
Dies wird durch das Vorhandensein der Klippen der Giswilerstöcke, des Arvigrates, Stanserhorns, Buochserhorns, der Musenalp,
der Mythen etc. unzweideutig bewiesen. Der Rätikon endlich bildet eine weit abgelegene Fortsetzung der Präalpen mit mediterraner
Fazies, die hier neuerdings die Falten mit hochalpiner oder helvetischer Fazies überlagern und so ihren
Platz am Alpenrand wieder zu behaupten streben. So sind also auch die heutigen topographischen Voralpen der Zentralschweiz
nö. der Aare in Wirklichkeit die Fortsetzung der Falten der Hochalpen, genau so, wie dies im SW. der Arve und des Giffre der
Fall ist.
Der die präalpinen Falten sowohl der helvetischen wie der mediterranen Fazies gegen den Rand des miocänen
Mittellandes vorstossende und sie selbst über diesen Rand hinaufstossende Horizontalschub hat eine kreisbogenartige
Anordnung der einzelnen Ketten zur Folge gehabt, die auch in der topographischen Karte schön zum Ausdruck gelangt. Man kann
folgende Segmente unterscheiden, die jeweilen durch Erosionsthäler voneinander getrennt werden, deren
Richtung in einigen Fällen schon durch vorher eingetretene tektonische Ereignisse vorgeschrieben war: Bogen der Gruppe von
Annecy-Thal der Arve und des Giffre;
Das Thal des Vierwaldstättersees, sowie die Thäler der Linth und des Rhein verdanken
ihre Entstehung ausschliesslich den rein topographischen Verhältnissen des ursprünglichen Bodenreliefs und sind an keinerlei
transversal wirkende tektonische Ursachen gebunden.
Der Grund dafür, dass die Bezeichnung Präalpen oder Voralpen sich nicht allgemein einzubürgern vermocht hat, liegt wahrscheinlich
in der Schwierigkeit, im Gebiet nö. vom Thunersee eine ebenso scharfe und offenkundige Trennungslinie
zu finden, wie sie zwischen den PréalpesRomandes und den hohen Kalkalpen vom Thunersee bis zum Rhonethal und weiterhin bis zum
Thal des Giffre tatsächlich vorhanden ist. Es unterscheiden sich nämlich die «topographischen»
Präalpen zwischen Thunersee und Rhein von den Hochalpen weder durch ihren tektonischen Aufbau, noch durch
ihre stratigraphische Beschaffenheit.
Auch ihre topographische Gestalt ist nicht besonders stark verschieden. Will man hier überhaupt eine Grenze ziehen, so müsste
sie etwa vom Brienzersee über Brünig, Kerns, Stans, Brunnen, Muotathal, Pragel nach Näfels gehen und sich von da
entweder direkt nach Wildhaus oder durch das Thal des Walensees fortsetzen, wobei im ersteren Fall die Churfirsten noch zu den
Hochalpen geschlagen würden. Allerdings liegen dann innerhalb dieser Grenzlinie d. h. auf Seite der Hochalpen, der Brisen und
die Klippen
¶
mehr
gebiete des Buochserhorns und Stanserhorns, die doch weit eher als jede andere der ausserhalb der Linie gelegenen Berggruppen
den Präalpen zugeteilt werden sollten. Es ist aber kaum möglich, eine weiter südlich verlaufende Trennungslinie zu finden.
Es zeigt dies, wie schwierig es ist, diese auf den ersten Blick so einleuchtende Unterscheidung zwischen
Präalpen oder Voralpen und Hochalpen wirklich scharf durchzuführen. Wenn man sie für das ganze Gebiet nö. vom Thal der
Aare aus alter Gewohnheit auch noch meist beizubehalten pflegt, so muss sie doch abgelehnt werden, sobald man die Alpen nach
wissenschaftlichen Gesichtspunkten in einzelne Unterabteilungen gliedern will.
Hier arbeitete im 19. Jahrhundert die bedeutende Lerber'sche
Tonwarenfabrik und Giesserei, von der jetzt blos noch ein zerfallenes Gebäude vorhanden ist.
Jetzt besteht
hier eine Motoren- und Werkzeugmaschinenfabrik.
romanisch ValPratens (Kt. Graubünden,
Bez. Ober und Unter Landquart). Der von der Landquart durchflossene Prätigau oder
das Prätigäu (pratum = Wiese, Prätigau = Wiesengau) ist das unterste und nach dem Hinterrheinthal grösste Seitenthal des
bündnerischen Rheingebietes. Es ist eingeschlossen vom Rätikon im N., von der Hochwangkette im S. und
vom westl. Teil der Silvrettagruppe im O. Diese letztere besteht aus krystallinen Felsarten, besonders Gneisen und Hornblendeschiefern.
Der Rätikon ist in seinem westöstl verlaufenden Hauptkamm mit Falknis (2566 m), Naafkopf (2574 m), Scesaplana (2969 m), Kirchlispitzen
(2541 und 2555 m), Drusenfluh (2829 und 2828 m) und Sulzfluh (2820 m) als Hauptgipfeln ein aus Trias-,
Jura- und Kreideformationen aufgebautes Kalkgebirge, dessen grandiose Wände und zum Teil sehr eigentümlich gestaltete, klotzförmige
und auf den Scheiteln mehr oder weniger abgeplattete Gipfel sehr an die Dolomiten
Südtirols erinnern.
Die Vorberge des Rätikon dagegen, wie der Vilan (2380 m), der Sassauna (2312 m), der Girenspitz (2397 m),
das Kreuz (2200 m), das Kühnihorn (2416 m) und andere sind aus eocänen, bezw. oligocänen Tonschiefern herausmodelliert und
demgemäss meist von sanftern Formen und bis zu oberst mit blumenreichen Matten bedeckt. Östl. der Sulzfluh biegt der Rätikon
nach S. um und endigt dann mit dem vielgestaltigen Gebirgsstock des Madrishorns. Diese N.-S. streichende Kette ist eigentlich
aus drei Gebirgen zusammengeschoben: dem Prätigauer Schiefergebirge, dem Kalkgebirge des Rätikon-Hauptkammes und den westl.
Vorposten der krystallinen Silvrettagruppe.
Davon ist das zweite auf das erste und das dritte auf das zweite von O. nach W. hinaufgeschoben. Das
Schiefergebirge bildet die westl. Abhänge (bis über 2000 m, stellenweise bis etwa 2300 m), das Kalkgebirge ist besonders
in der Scheien- und Mittelfluh (2630 und 2487 m), der Rätschenfluh (2707 m) und im SaaserCalanda (2560 m) zu erkennen, während
in der Mitte dieses Zuges der Zusammenhang mehr oder weniger unterbrochen und teilweise nur durch langgezogene
Kalkbänder angedeutet ist.
Das krystalline Gebirge endlich bildet die Grenzkette mit dem Madrishorn (2830 m), dem Rungspitz (2552 m) und dem Sarotlaspitz
(2562 m) als Hauptgipfeln. Die Hochwangkette besteht aus denselben Schiefern wie die Vorberge des Rätikon und zeigt
darum auch denselben morphologischen und landschaftlichen Charakter. Oestl. lehnt sich an sie in den Kalkgipfeln der Casanna
(2561 m) und Weissfluh (2818 m) ein Gebirge an, das als eine durch das Landquartthal unterbrochene Fortsetzung der Kette Scheienfluh-Rätschenfluh
erscheint und sich selber in die Strelakette fortsetzt.
Auffallend ist aber hier ein starkes Auftreten von Serpentin im Schwarzhorn (2672 m) und auf der diesem
anliegenden Totalp, welche Felsart im Rätikon nur schwach vertreten ist. Auch kleinere Partien von krystallin-schieferigen
und -körnigen Gesteinen (Gneis, Granit u. a.) finden sich im Casanna-Totalpgebirge. Der Hauptteil des Prätigaus erscheint
so als ein auf zwei Seiten von Kalkmauern begrenztes und von jungen Schiefern erfülltes Senkungsfeld,
dessen Füllung dann zusammengeschoben, aufgefaltet und durch Erosion zu ihrer jetzigen Gestalt ausgearbeitet wurde. So lange
die östl. Kalkmauer noch intakt war, flossen die Gewässer der Silvrettagruppe (aus Sardasca-, Vereina- und Schlappinthal)
über den jetzigen Wolfgangpass nach Davos und zur Albula ab. Der damals noch kürzeren, aber rasch fliessenden
Landquart gelang es dann im Lauf der Zeit, diese Mauer durch rückwärts schreitende Erosion zu durchbrechen und damit die oben
genannten Gewässer zu sich abzulenken.
In seiner jetzigen Ausgestaltung misst der Prätigau 616 km2 Fläche und ist von der Mündungsklus bis an die Wasserscheide
der Silvrettagruppe 40-45 km lang, wovon auf das eigentliche Thal von der Klus bis an das Hintergehänge des obersten Thalbodens
(Alp Sardasca) 35 km kommen. Die Breite des Hohlraums zwischen Rätikon und Hochwangkette beträgt 20 km und hinter Klosters
noch etwa 10 km. Im ganzen verläuft das Thal von OSO. nach WNW., der oberste und unterste Abschnitt
genau nach W. Die Senkung des Thalbodens (Sardasca 1650 m, Klus 580 m) beträgt etwas über 1000 m oder rund 3%, wechselt aber
natürlich mehrfach zwischen sanfter geneigten,
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mehr
flachsohligen Thalbecken und steileren schluchtartigen Partien. Die imposanteste Thalenge ist die unterste, die «Klus», mit
der der Prätigau in das Rheinthal mündet. Hier ragen die nahe zusammentretenden Wände beinahe senkrecht, zum Teil sogar
überhängend zu bedeutender Höhe empor. Unten rauschen die trüben Fluten der Landquart durch ihr Felsenbett dahin, und
in der Höhe winken die malerischen Ruinen der Burg Ferporta oder Fragstein unter einer mächtigen überhängenden Wand hervor.
Die Kluft ist so eng, dass Strasse und Eisenbahn dem n. vom Fluss ansteigenden Fels- und Schutthang abgerungen werden mussten.
Der ganze Hang ist des drohenden Steinschlages wegen mit zahlreichen starken Holzwänden und zu unterst
mit Mauern besetzt.
Hinter der Klus öffnet sich das Thalbecken von Schiers und Grüsch, das bis zur zweiten Thalenge, dem Fuchsenwinkel, etwa 6 km
lang und 0,5-1 km breit ist. Die Landquart ist hier durch Eindämmung an die linke Thalseite bis an den Fuss des meist
steilen und dicht bewaldeten Landquartberges gedrängt. Früher durchzog sie den ebenen Thalboden in zahlreichen Schlingen
und Armen, trat auch oft verheerend auf und hat, namentlich seit etwa 1760, allmählig die ganze Ebene mit ihren Geschieben
bedeckt und so das einstige Wiesenthal in eine wüste Sand-, Kies- und Sumpffläche verwandelt.
Der neuern Wasserbautechnik ist es aber, allerdings unter grossen Opfern, gelungen, den Fluss und seine
Zuflüsse (Taschinesbach und Schraubach) zu korrigieren und zugleich deren schlammreiche Fluten zu künstlicher Anschwemmung
fruchtbaren Erdreichs zu benutzen, indem das Wasser in durch Querdämme abgeteilte flache Becken geleitet und durch Kanäle
und Schleusen zweckmässig verteilt und in seinem Abfluss reguliert wurde. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben:
die ganze Thalebene ist wiederum in einen schönen Wiesengrund umgewandelt, der durch fortgesetzte Bodenverbesserung und
Düngung immer ertragreicher gemacht wird und auf dem auch mehr und mehr Obstbaumpflanzungen entstehen.
Die DörferGrüsch und Schiers breiten sich auf etwas ansteigendem Boden am Fuss der rechtsseitigen Thalwand
aus und zwar grösstenteils auf dem hier abgelagerten Gehängeschutt und auf den Schuttkegeln der aus engen Schluchten hervorbrechenden
Seitenbäche, wo sie die Vorteile der grössern Sicherheit, des trockeneren Untergrundes und der sonnigeren Lage geniessen.
Von da steigen die breiten Gehänge in mässiger Steilheit gegen den Vilan, den Sassauna (Ochsenberg) und
das Kreuz empor, bis zu oberst meist von schönen Bergwiesen und Weiden, da und dort auch von Wäldern und Waldparzellen bedeckt
und auf den untern Terrassen von Dörfern, Weilern und zerstreuten Höfen besetzt. Da finden sich, weithin sichtbar, die DörferSeewis und Fanas und einige Weiler bei Schiers (Maria, Montagna, Fajauna und das hochtronende Stels).
Einem aufmerksamen Beobachter muss besonders die lange Flucht schöner Terrassen auffallen, die, bei Unter Fajauna beginnend,
sich in annähernd gleichbleibender Höhe (770-800 m) unter Montagna-Maria-Fanas bis westl. der Ruine Solavers hinzieht und
offenbar einen alten Thalboden markiert. Durch den Schraubach, den Tersierbach und den Taschinesbach ist
derselbe zerstückelt. Ausserdem schneiden einige kleine Trockenthälchen, vielleicht die Abflussrinnen eines einstigen Gletscherendes,
in diese Terrassen hinauf, so bei Schiers das Batinien- und das Roztöbelchen (gegen Montagna und Maria) und bei Grüsch das
Töbelchen westl. der
Ruine Solavers. Höher liegen die Terrassen von Marienberg, Lasein, Casellas, Brühl
(ob Fanas), noch höher Stels, Spinus, Aldur und auf der andern Thalseite Cavadura, Bendlen, Heiahoh, Platten, Boden, Furna, Hinterberg,
die erstern unter sich und die letztern 10 ebenfalls wohl auch je einem alten Thalboden angehörend.
Die Thalenge des Fuchsenwinkels ist bei weitem nicht so grossartig wie die Klus. Doch sind auch hier Strasse
und Eisenbahn zwischen Fluss und Fels eingeengt, ja letztere durchbricht eine Strecke weit den Fels in einem Tunnel. An den
Felsen dieser Partie bewundert man einerseits schöne, sich mehr und mehr abblätternde und abschälende Schichtflächen,
andererseits prächtige, vielfach gewundene und zerknitterte Schichtenverbiegungen. Die O.-Seite der Schlucht
wird nicht durch hochragende Felsen, sondern durch den Steilabfall der prächtigen weiten Terrasse von Lunden gebildet.
Diese Terrasse, ein alter Thalboden, ist zum Teil Fels-, zum Teil Schuttterrasse, die auf ihrer Fläche mit herrlichen Wiesen
langsam gegen den Berg ansteigt, an ihrem Steilabfall aber beständig von der Landquart angeschnitten
und zu fortwährendem Abbröckeln und Nachstürzen gebracht wird. Zwei kleine Wildbäche, der Seebach (vom Stelsersee) und der
Buchentobelbach, zerschneiden sie in drei Stücke: Vorder, Mittel und Hinter Lunden. In verschmälerter Form lässt sich dieses
Terrassengebiet bis gegen Schiers (Radals-Rossgasse) und bis Jenaz (Räte) verfolgen.
Das zweite Thalbecken, dasjenige von Jenaz, ist schon kleiner als das von Schiers. Es misst vom Fuchsenwinkel
bis Fiderisau, wo die dritte Thalenge beginnt, 4 km, und die flache Thalsohle ist überall nur sehr schmal. Sie wird aber
auf beiden Seiten von langgezogenen flachen Terrassen begleitet, die namentlich auf der linken Seite sanfter und in
mehreren Stufen ansteigen und auch hier (wie Lunden) deutlich als alte Thalböden erscheinen. Die rechte Thalseite ist steiler,
aber dennoch deutlich terrassiert.
Man kann da wohl 5-6 übereinander liegende Terrassen unterscheiden, nämlich 1. Rüte gegenüber Jenaz, 2. Buchen-Ternals-Putz-Flies, 3. Plattis-Parsott, 4. Faschneida, 5. Traza.
Am Fuss dieses Gehänges strömt die Landquart dahin, an deren Ufer und damit in der eigentlichen Thalebene
nur ein erst in neuerer Zeit längs der Strasse entstandener Teil von Jenaz liegt, während der ältere und grössere Teil
dieses Ortes und der benachbarte WeilerPragmartin sich auf den Terrassen der linken Seite angesiedelt haben, letzterer am Ausgang
des weitläufigen und tief in das Schiefergebirge der Hochwanggruppe einschneidenden Jenazertobels.
Hoch über diesem grüsst von freier Bergeshöhe das weit zerstreute Furna mit seinem weissen Kirchlein herunter. Weiter thaleinwärts
folgt die Terrasse von Fideris-Strahlegg, die durch das Fiderisertobel in zwei ungleiche Teile zerschnitten wird. Auf dem
grössern Teil, einem herrlichen Wiesenplan, breitet sich das stattliche Dorf Fideris aus, auf dem kleinern
der zu Fideris gehörige WeilerStrahlegg mit der gleichnamigen Burgruine am steilabfallenden untern Rand der Terrasse. Weit
hinten im Tobel liegt an einer von Wildwassern und Rüfen gefährdeten Stelle das seines Eisensäuerlings wegen viel besuchte
BadFideris.
Zwischen den Terrassen von Fideris und Putz hat die Landquart eine Art Kañon, die dritte Thalenge, eingeschnitten,
in deren Grund Poststrasse und Eisenbahn auf grösstenteils künstlich abgerungener Trace, doch ohne
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