Fläche des Kreises die Zahl der Gemeinden eine grosse ist, sind diese letztern meist nur klein und von schwacher Einwohnerzahl.
Städte und grosse
Dörfer hat der Kreis keine. Zahlreiche zerstreut gelegene Einzelsiedelungen. 1900: 6652 Ew., wovon 6305 Reformierte, 345 Katholiken
und 2
Juden;
6447 Ew. sprechen französisch, 116 deutsch und 89 italienisch. 1198
Häuser, und 1379 Haushaltungen.
1850: 6635 Ew.;
1880: 6825;
1888: 6583;
1900: 6652 Ew. Die Bevölkerungsziffer ist sich also während der letzten 50 Jahre
nahezu gleich geblieben.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Landwirtschaft. Wein gedeiht der hohen Lage und des kühlen
Klimas wegen nicht. Im W. ist ein guter Teil des
Bodens mit
Wald bestanden. Schöne Molkereien und Käsereien
in
Châtillens und
Palézieux. Die produktive Bodenfläche verteilt sich auf
Während der auf die erste Teilung des Burgunderreiches folgenden Wirren verlor das Kloster
Saint Maurice seinen
Grundbesitz, erhielt dann aber einen grossen Teil desselben (worunter auch
Oron) von König Rudolf III. 1049 wieder zurück.
Die ursprünglich als äbtische Vitztume amtenden
Herren von
Oron wussten sich nach und nach unabhängig zu machen, so dass
sie schon 1330 die Hälfte der
Herrschaft als eigen besassen. 1671 tauschte dann die hier immer mehr ihrer
Güter beraubte Abtei den ihr noch gebliebenen Rest, d. h. einen Teil von Oron la Ville, von
Vuibroye und von
Auboranges, gegen
die Ablösung gewisser Lehensverpflichtungen an
Bern aus. Vergl. Pasche, Ch. La contrée d'Oron; essai histor.Laus. 1895.
le Châtel(Kt. Waadt,
Bez. Oron).
725 m. Gem. und kleines Dorf mit zerstreut gelegenen
Häusern, links über
dem der
Broye von rechts zufliessenden
Flon und 1,2 km nö.
Oron la Ville. Strasse nach
Oron la Ville. 400 m s. vom Dorf die
Station
Oron der Linie
Bern-Lausanne. 34
Häuser, 177 reform. Ew. KirchgemeindeOron la Ville. Landwirtschaft.
Sehr altes Schulhaus, das einst als
Scheune zur Aufbewahrung der von den Landvögten bezogenen Zehnten diente. Westl. vom
Dorf das einen Teil der Gegend beherrschende alte und grosse
Schloss, das um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts von den
Herren von
Oron an der Stelle einer einstigen Römerbaute errichtet worden sein soll. Als feste mittelalterliche
Burg mit Mauern, Gräben und Türmen erfuhr das Bauwerk verschiedene Umbauten, so z. B. im 14. oder 15. und wieder im 17. Jahrhundert.
Nachdem es lange Zeit der Sitz einer bedeutenden Burgherrschaft gewesen, diente es
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unter der Berner Oberhoheit als Residenz eines Landvogtes und kam 1798 in Privatbesitz. Das Geschlecht der Edeln von Oron bekleidete
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts das Amt eines Vitztumes der Abtei Saint Maurice; doch datiert die erste sichere Urkunde
darüber, die Vullierme I. von Oron als Vitztum nennt, erst aus 1137. Um 1310 umfasste die Burgherrschaft
den OrtOron la Ville und eine Reihe von andern Dörfern der Umgebung. Daneben gehörten den Oron noch die HerrschaftenAttalens,
Bossonens etc., sowie Anteile an den HerrschaftenVevey, Montreux u. a. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts legten wie andere Adelige
des Landes auch die Herren von Oron dem Grafen Peter von Savoyen den Treueid ab und erhielten dafür in
der Ständeversammlung der Waadt
(États de Vaud) Sitz und Stimme.
Zugleich bekleideten mehrere Glieder des Geschlechtes hohe savoyische Aemter. Als die Oron mit dem Tode von François I. erloschen,
kam die Herrschaft 1383 an die Grafen von Greierz, die aber trotz verschiedener Erbschaften damals schon
stark verschuldet waren, so dass sich Graf Rudolf IV. genötigt sah, seinen Besitz zu Oron und Palézieux an Heinrich von Mömpelgard
(Montbéliard), Herrn von Orbe, zu verkaufen. Er konnte ihn zwar nachher wieder an sich bringen, doch
wurde er schon von seinem Sohn Rudolf 1398 oder 1399 neuerdings veräussert und zwar an Royer Aymond (oder Percival) aus
Asti, der oder dessen Sohn die Herrschaft dann seinerseits 1402 an Gaspard de Montmayeur, Herrn von Villars-Salet, weiter verkaufte. 1457 erwarb
Franz I. von Greierz, der berühmteste dieser Grafen, die HerrschaftOron für sein Haus zurück und hinterliess
sie seinem Sohne Franz, während der andere Sohn, Ludwig, die GrafschaftGreierz und die HerrschaftPalézieux erhielt.
Diese beiden Herren eroberten nach der Schlacht von Murten (1476), wo sie an der Seite der Eidgenossen gekämpft hatten, ihre
inzwischen vom Grafen von Romont besetzten Schlösser wieder zurück. Nachdem Ludwig jung gestorben war,
folgte ihm 1499 sein Bruder Franz II. als Graf von Greierz. Mit dessen Sohn Franz III. erlosch die ältere Stammlinie der Greierz.
Nachfolger wurde nach mancherlei Streitigkeiten der von Bern
und Freiburg,
sowie von der Bevölkerung der GrafschaftGreierz unterstützte
Johann I. von Montsalvens, der aber mit zahlreichen Schwierigkeiten verschiedener Art zu kämpfen hatte,
wie nachher auch sein Nachfolger Johann II. Dieser trat mit seiner ganzen Kraft der von dem damals in diesen Gegenden schon
einflussreichen Bern
ausgehenden Reformation entgegen, musste aber nach der Eroberung des Waadtlandes durch Bern
1536, nach
der offiziellen Einführung der neuen Lehre und nach der gewaltsamen Unterdrückung von Aufständen der Anhänger des alten
Glaubens auch in Oron sich der neuen Ordnung der Dinge fügen.
Bern
liess ihn im Besitz seiner HerrschaftOron unter der Bedingung, dass deren Bewohner dem reformierten Glauben angehören müssten.
Johann II. starb 1539, worauf ihm sein Sohn Michel, der letzte Graf von Greierz, folgte, dessen Regierung
ebenfalls eine unglückliche war. 1555 wurde das SchlossOron vom Staat Obwalden,
einem der Hauptgläubiger des GrafenMichel, an Johann
von Steiger verkauft, der aber schon 1556 alle seine Rechte auf Oron und Palézieux an die Stadt Bern abtrat.
Von da ab bildeten Oron und Palézieux bis zur Revolution von 1798 eine bernische Landvogtei, deren Vogt in dem um dieselbe
Zeit restaurierten Schloss seinen Amtssitz nahm. Man hat in Oron Ruinen aus der Römerzeit aufgedeckt. Heimat des Theologen
Jean Mellot († 1650).
Uhrenindustrie. In Orpund lebte der als Orgelbauer bekannte Mechaniker Ris,
der sich bis zu seinem Tode auch mit der Lösung des Problems eines lenkbaren Luftballons mittels Dampfmotoren beschäftigte.
Fund eines Schalensteines und von Bronzegegenständen aus der Pfahlbauzeit.
Ein Grabhügel, Grab aus der La Tène Zeit mit
einem gläsernen Armring.
Zusammengesetzte Ortsnamen mit dem Bestandteil ors lassen sich entweder auf italien. orso = latein. ursus (Bär)
oder auch auf den Personennamen Orso zurückführen.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein).
2824 m. Gipfel zwischen den zwei höchsten Spitzen (3025 und 3039 m) des
Surettastockes und etwas gegen S. vorgeschoben.
Südl. von ihm ein kleiner See mit einem als Insel darin liegenden Felsblock.
(Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
456 m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Hang des MonteSan Bernardo und 2 km n. vom Bahnhof Locarno. Postablage;
Postwagen Locarno-Mergoscia. 56 Häuser, 212 kathol. Ew. Acker- und Weinbau. Starke Auswanderung der Männer als Maler
und Maurer in die übrigen Kantone. Mitten in Weinpflanzungen gelegen, vor Winden sehr geschützt und mit
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So heisst eine der obern Verzweigungen des italienischen Livignothales;
beginnt
in 2520 m und tritt nach einem 1 km langen Verlauf gegen N. in 2300 m auf italienischen Boden über.
Von dem Thälchen aus führt ein für leichte Fuhrwerke fahrbares Strässchen über die Fuorcla di Livigno zur Berninastrasse
hinüber, die sie etwa 2 km ö. vom Hospiz in 2056 m Höhe erreicht.
(Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
888 m. Gem. und grosses Pfarrdorf an der Strasse über den Grossen St. Bernhard; 17 km
sö. der Station Martigny Ville der Simplonbahn, 6 km s. Sembrancher und 1 km n. der Vereinigung der beiden obern Arme der
Dranse (Val Ferret und Val d'Entremont). Der Fluss teilt das Dorf in zwei ungleiche Hälften, den Bourg oder
das eigentliche Dorf am rechten und den Borgeal oder das Aussenquartier am linken Ufer, die durch eine 1810 neuerstellte,
schöne einbogige Steinbrücke miteinander verbunden sind.
Postbureau, Telegraph, Telephon; im Winter Endstation der Postwagen von Martinach her, im Sommer Postwagen über den Grossen
St. Bernhard. Gemeinde: 407 Häuser, 2215 kathol. Ew.; Dorf: 124 Häuser, 658 Ew. Liegt an einer etwas eingeengten
Stelle des Thales, ist aber von schönen Wiesen und gut angebauten Feldern umgeben. An der Stelle eines zu Ende des 15. Jahrhunderts
umgebauten und seither nicht mehr genügend Sicherheit bietenden Gotteshauses steht seit 1896 die geräumige neue Pfarrkirche,
die dem h. Nikolaus geweiht und deren prachtvoller Glockenturm einer der ältesten im Kanton ist.
Seine gezackte Mauerzinne zeigt, dass er zur Zeit der grossen Völkerwanderungen als Wacht- und Verteidigungsturm gedient
haben muss. Einige architektonische Einzelheiten und alte Möbel machen auch das Gemeindehaus sehenswert. Nahe dem S.-Ende
des Aussenquartieres am linken Ufer der Strasse bemerkt man an der Strasse ins Val Ferret die zwischen
anderen Bauten versteckten Ueberreste der einstigen Burg Le Châtelard, mit einer noch deutlich sichtbaren Freske, die den
das Jesuskind tragenden h. Christoph darstellt.
Ein Gasthof und zwei Gastwirtschaften. Die Gemeinde Orsières ist die an Fläche zweitgrösste des Bezirkes
Entremont und zusammen mit Bagnes, Evolena und Zermatt zugleich eine der ausgedehntesten des Kantons. Sie umfasst neben dem
Hauptdorf noch eine Menge von Weilern und Häusergruppen, die an den Seitengehängen des Val d'Entremont und im vorderen Abschnitt
des Val Ferret zerstreut liegen und einst zu sog. «tiers» (Dritteilen)
gruppiert waren (ähnlich den
«quarts» oder Quartieren der Gemeinde Bagnes).
Das früher nur als Alpweide benutzte Thälchen des Lac de Champex ist zu einem ganzen Dorf von Gasthöfen und Pensionen geworden.
Das zu den weiten Eisfeldern der mächtigen Kette aufsteigende, liebliche u. ruhige Val Ferret besass einst nur auf den Mayens deFerret einen kleinen Gasthof und hat nun seit 1899 auch ein mitten im Dorf Praz de Fort stehendes neues
Hotel erhalten. Man plant aber bereits die Errichtung weiterer Fremdenstationen, von denen aus die vom S. A. C. in diesem
Gebiet erstellten Klubhütten leicht erreichbar sein werden.
Die arbeitsamen, ausdauernden und zähen Bewohner von Orsières ziehen von ihrem Boden alles, was er
ihnen zu bieten vermag, vermögen aber seine Erträgnisse mit dem raschen Anwachsen der Bevölkerungszahl nicht mehr in Einklang
zu bringen. 1816: 1965 Ew., 1850: 2305, 1870: 2394 Ew. Die Ziffern 2222 Ew. für 1888 und 2215 Ew. für 1900 zeigen, dass
die Orsériens bereits in beträchtlicher Zahl auswandern. In der Tat findet man sie besonders in Paris, wo sie als Kutscher,
Eisverkäufer, Farbenreiber etc. ihr Brot verdienen. Die Auswanderung ist dadurch begünstigt worden, dass die dem Thal einst
schönen Verdienst bietende Eisausbeute am Saleinazgletscher seit 1880 allmählig eingestellt worden ist.
Orsières ist eine bedeutende Führer- und Trägerstation und der Ausgangspunkt für Touren in die Eis- und Gipfelgebiete von
Orny, Saleinaz etc.
Die Ueberlieferung erzählt uns, dass die den Mons Jovis (Grossen St. Bernhard) besetzt haltenden Sarazenen um die zweite Hälfte
des 10. Jahrhunderts den nach Rom reisen wollenden St. Maiolus, Abt von Cluny, in Orsières als Gefangenen
zurückbehielten. Die lange andauernde Besetzung des Thales durch die Sarazenen, die sich schliesslich mit den frühern Bewohnern
gemischt und der Landwirtschaft zugewendet hätten, erklärt einigermassen das Fehlen von bestimmten Urkunden über diese
Gegend. 1052 vergabte dann Aymon von Savoyen, damaliger Bischof von Sitten, seinem Stift zahlreiche Ländereien,
die er zumeist von seinem Onkel Ulrich oder Udalrich geerbt hatte.
Darunter befand sich neben dem SchlossSaillon und den HerrschaftenAyent, Suen und Grengiols auch das Dorf Orsières im Entremont.
Es ist aber nicht bekannt, ob das Stift seinen Besitz in Orsières wirklich angetreten hat, da man diese
Herrschaft wenige Jahre später in den Händen der Herren d'Allinges findet, die zugleich auch das Meieramt (métralie) über
Liddes innehatten. Das Schloss dieses Geschlechtes, das sich später den Namen der du Coudray und du Châtelard beilegte, stand,
wie schon erwähnt, südl. vom Dorf am linken Ufer der Dranse (150 m vom heutigen Friedhof entfernt) und
gehörte im 16. Jahrhundert den Edeln Cavelli, deren Nachkommen in Orsières heute noch leben. Im April 1100 wütete in Orsières
die Pest. Seit 1263 erscheint auch ein Edelgeschlecht derer von Orsières, die sich mit einflussreichen Familien verschwägerten
und deren einer Zweig sich in Sitten einbürgerte, während ein anderer das Bürgerrecht von Genf
erwarb und
in dieser Stadt im 15. und
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16. Jahrhundert eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Orsières ist die Heimat des Advokaten Louis Pittier, eines eifrigen
Parteigängers der Politik Napoleons I. im Wallis;
des militärischen Leiters des Walliseraufstandes 1840-1844 Alexis Joris (genannt
d'Illarsaz); des Dr. Gaspard Joris, Leibarztes des Grafen von Chambord, und des 1886 gestorbenen Rechtsanwaltes und Nationalrates
Fidèle Joris. Ein bei Dix Milieux aufgefundener römischer Meilenstein befindet sich jetzt in Vollèges. 1052: Ursaria; 1177:
Sancti Pantaleonis de Urseri; 1199: de Orseres. Im 11. Jahrhundert (Vita S. Maioli): ad villam usque descendunt quae, propeDranci fluvii decursum posita, Pons Ursarii quondam vocitari erat solita.
(Piz) auch Winterhorn und Urserenspitze (Kt. Tessin
und Uri).
2666 m. Nördlichster Gipfel der vom Piz Lucendro nach N. und NO.
auszweigenden und die Ywerberhörner tragenden Kette; 4 km sw. Hospenthal. Am W.- und N.-Hang dieser Kette
liegt auf breiten Rasenterrassen die grosse Eisenmannsalp, die mit kahlen und von zahlreichen Runsen durchschnittenen Steilhängen
zum Urserenthal abfällt. Besteigung des Gipfels vom Gotthardhospiz aus über Alpe di Rodont und den Lago Orsino in 3½ Stunden
leicht auszuführen. Sehr schöne Aussicht auf das Gotthardmassiv.
(Lago) (Kt. Tessin,
Bez. Leventina).
2456 m. Kleiner See, 100 m unter dem Passo Orsirora. Sein Abfluss wendet sich nach O., vereinigt
sich mit demjenigen des Lago Orsino und mündet auf dem Rodontboden etwa 2 km n. der Gotthardpasshöhe
von links in die Gotthardreuss.
(Passo) (Kt. Tessin
und Uri).
Etwa 2550 m. Passübergang s. vom Pizzo Orsirora, verbindet die Gotthardstrasse mit Realp und
der Furka. Weglos und steinig. Gotthardhospiz-Passhöhe 2½ Stunden, Abstieg nach Realp 1 Stunde.
deutsch Orsonning (Kt. Freiburg,
Bez. Glâne).
703 m. Gem. und schönes Pfarrdorf, am rechten Ufer der Neirigue
und am N.-Fuss des Mont Gibloux; 4 km ö. der Station Villaz Saint Pierre der Linie Freiburg-Lausanne. Postablage, Telephon;
Postwagen Villaz SaintPierre-Farvagny le Grand. 61 Häuser, 417 kathol. Ew. französischer Zunge. Gemeinsame Kirchgemeinde mit
Chavannes sous Ursonnens und Villargiroud. Acker-, Wiesen- und Obstbau, Viehzucht. Pfarrkirche zu St. Peter und
Paul. Die Herrschaft Orsonnens gehörte zur Baronie Pont und wurde 1486 von den Edeln von Billens an die Stadt Freiburg verkauft,
die sie zuerst durch einen Burgvogt verwalten liess und dann dem Geschlecht d'Alex zu Lehen gab. Ihnen folgten andere Freiburger
Geschlechter; zur Zeit der Revolution waren die Odet Herren von Orsonnens. Gräber mit Skeleten, Steingeräte,
Funde aus der Römerzeit. 1143: Orsenens, vom Personennamen Ursino. Vergl. Schaller, H. de. Orsonnens (in den Étrennes fribourgeoises.
1896).
Westl. darüber der das genannte Horn mit dem Lohner verbindende Ortellengrat (etwa 2508 m), über den man ohne Schwierigkeit
zur Engstligenalp hinübergelangen kann.
(Kt. Graubünden,
Bez. Heinzenberg,
Kreis Domleschg, Gem. Tomils). 760 m. Schloss auf einem senkrecht abfallenden Felsen rechts über dem
Ufer des Hinterrhein, 500 m w. Tomils und 1,5 km sö. der Station Rotenbrunnen der Albulabahn. Telephon.
Herrschaft u. Schloss gehörten zuerst den Freiherren von Vaz und kamen nach dem Erlöschen dieses Geschlechtes 1333 durch Erbschaft
an den Grafen Rudolf von Werdenberg-Sargans, den Gemahl der Tochter Ursula des letzten derer von Vaz.
Anlässlich des für den Grafen Heinrich von Werdenberg unglücklichen Kampfes des Schwarzen Bundes gegen
den GrauenBund wurde Schloss Ortenstein zusammen mit andern Burgen im Domleschg 1450 oder 1451 zerstört, nachher aber wieder
aufgebaut. Hier starb 1501 der Graf Georg von Werdenberg, der letzte seines Geschlechtes, der seit 1483 seinen Wohnsitz hierher
verlegt hatte. Nachdem seine Gemahlin zuerst einen Landvogt auf das Schloss gesetzt hatte, verkauften
es ihre Brüder, die Freiherren von Waldsburg, die sich auch Grafen von Sonnenberg nannten, zusammen mit der Herrschaft 1523 um
den Preis von 12500 Gulden an Ludwig Tschudi, den Bruder des berühmten Chronisten Aegidius Tschudi. Vier Jahre später kaufte
sich das Volk um den Preis von 15000 Gulden von seinem neuen Burgherrn frei und veräusserte das Schloss 1528 seinerseits
wieder um 20000 Gulden an Jakob von Travers, dessen Geschlecht sich in der Folge vielfach rühmlich auszeichnete.
Johann Travers (1483-1564) war ein hervorragender Militär und Staatsmann und übernahm noch als 70 jähriger Greis das Amt
eines reformierten Pfarrers in Zuoz, das er 9 Jahre lang versah. Joh. Viktor Travers war zur Zeit des Aufstandes
im Prätigau (1622) österreichischer Vogt von Castels. Später kam das prachtvoll restaurierte und ausserordentlich schön
gelegene Schloss an die von Juvalta und nachher an die von Tscharner. Bemerkenswerte Aussicht auf das ganze
Domleschg.
Beide Gerichtsgemeinden bildeten zusammen mit derjenigen von Fürstenau (jetzige Gemeinden Almens, Pratval, Scharans, Fürstenau
und Sils) ein Hochgericht, das 1850 zum Kreis Domleschg umgewandelt worden ist. Es haben somit die Bezeichnungen
Ortenstein am Berge und Ortensteinim Boden nur noch historisches Interesse.
Roman. orta = Ort des Gerichtes oder Gerichtssitz.
S. auch den Art. Domleschg.
(Kt. Glarus
und Schwyz).
2715 m. Oestlichster und zugleich höchster Gipfel der Kette der Mährenberge-Jägernstöcke, die als
lange und wilde Felsmauer den Urnerboden im N. begleitet. Der Ortstock fällt mit hellgrauen Kalkwänden schroff nach S. und
O. zu den Terrassen von Fritternalp, Brächalp und Braunwald ab, während der mit Schutt bedeckte und ein kleines Firnfeld tragende
NW.-Hang weniger steil zur Glattalp sich senkt. Der durch eine Scharte in zwei Spitzen gegliederte Gipfel besteht aus Malmkalk
und Balfriesschiefer, die ein verwickeltes System von nach N. übergelegten Falten darstellen und einer
mächtigen Dogger- und Liasmasse aufliegen. Diese mehr als 1000 m mächtigen Juraschichten bilden das grosse Kalkplateau
der Karrenalp und Glattalp und gehören einer Ueberschiebungsscholle an, die von S. her auf den Flysch des Linth- und des Schächenthales
aufgeschoben worden ist. Zwischen diesem Flysch und dem System der Jurafalten stehen am Hang w. über
Linthal und gegen die Klausenstrasse noch einige stark ausgewalzte Reste einer zweiten Ueberschiebungsscholle an. Der
Ortstock bietet eine sehr schöne Aussicht auf die Gruppen des Tödi und Glärnisch und auf die zentralschweizerischen Alpen
und wird deshalb oft besucht. Aufstieg ohne Schwierigkeiten entweder von Linthal über Braunwald und Brächalp
oder vom Bisithal über die Glattalp; beide Routen treffen in der den eigentlichen Ortstock von dem n. davon stehenden Hohen
Turm trennenden Ortstockfurkel zusammen. Gesamter Aufstieg 6 Stunden.
Alter und heute noch hie und da benutzter Name für das Thal von Tavannes.
Der Name wird abgeleitet entweder von dem Duumvir der helvetischen Colonie Marcus Durvus, der die bekannte
Inschrift an der Pierre Pertuis anbringen liess, oder von Aurea vallis (im 14. Jahrhundert: en Dorvau).
deutsch Ilfingen (Kt. Bern,
Amtsbez. Courtelary).
669 m. Gem. und Pfarrdorf, oben in einem gegen O. sich senkenden malerischen kleinen
Thal an
der O.-Flanke der Chasseralkette, das sich bei Frinvilier auf die Schüssschlucht öffnet; 5 km
sw. der Station La Reuchenette der Linie Biel-Sonceboz, 3 km nw. Biel und 2 km nw. der Endstation Leubringen (Évilard) der Drahtseilbahn
Biel-Leubringen. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Leubringen-Orvin. 119 Häuser, 766 reform. Ew. französischer Zunge.
Ackerbau u. Viehzucht. Holzhandel. Uhrenindustrie. Orvin war eine römische Station an der Vy d'Étraz
(via strata), die vom Tessenberg (Plateau de Diesse) an dem S.-Fuss des Spitzberges (Mont Sujet) folgte, um dann ins Thal von
Orvin abzusteigen und sich bei Frinvilier mit der Strasse Petinesca-PierrePertuis zu vereinigen. Als letzte Reste dieser einstigen
Blüte des Ortes hat man am Eingang in die Gorges du Jorat Spuren eines römischen Militärlagers und nö.
vom Dorf einige Trümmer eines Wachtturmes aufgefunden. 866: Ulinvc; 1178: Ulvench; 1234: Ulvingen.
Die in Biel verbürgerten Herren von Orvin haben als Ministerialen des Bistums Basel
zu ihrer Zeit eine gewisse Rolle gespielt.
Orvin ist die Heimat des als Geschichtschreiber bekannten Pfarrers Frêne. Hier wohnte der berühmte Wunderdoktor von Orvin,
ein geschätzter Kräuterkenner und Naturarzt, der die ihn von allen Seiten her konsultierenden Kranken auf Grund des Befundes
ihres Urines behandelte. Das Längsthal von Orvin ist eine aus Juraschichten gebildete Mulde, in deren
Kern Neocom und Tertiär anstehen und das mit einer mächtigen Decke von Moränenschutt (Ablagerung des über die Seekette
hinübergreifenden einstigen Rhonegletschers) überführt ist.
(Montd') (Kt. Waadt,
Bez. Orbe).
1056 m. Teil einer zwischen dem Jouxthal und dem Thälchen
von Vallorbe auf eine Länge von 3,5 km S.-N. ziehenden Jurakette; sw. über Vallorbe. Am W.-Fuss ein vom Lac Brenet nach Vallorbe
führender Fussweg und am O.-Fuss die Strasse Le Pont-Vallorbe. Südl. vom Mont d'Orzeires der Crêt Mal Rond (1156 m) und
nördl.
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