(Portes oder Cold') (Kt. Wallis,
Bez. Monthey).
1934 m. Passübergang auf der Landesgrenze gegen Frankreich, zwischen der
Tour de Don
(2001 m) und der
Pointe des Ombrieux (1986 m);
Der Boden ist 1904 durch Entwässerungsarbeiten wesentlich melioriert worden;
bei diesem Anlass hat man
ein Bronzebeil und eine Münze mit der Jahreszahl 1487 gefunden.
Bischof Arducius von Genf
überliess 1177 der Abtei
Hauterive den
ihm zustehenden Zehnten und die Grundzinse von Onnens, welcher Schenkung der
Bischof von
Lausanne und der
Graf von
Greierz auch
noch ihre Rechte auf den
Ort beifügten.
(Kt. Waadt,
Bez. Grandson).
480 m. Gem. und Dorf, am S.-Fuss des
Mont Aubert und 1 km vom W.-Ufer des
Neuenburgersees entfernt, an
der Strasse
Neuenburg-Yverdon und 5 km nö.
Grandson. Strasse nach
Fontaines und Vuiteboeuf. 700 m s. vom Dorf
die Station
Onnens-Bonvillars der Linie
Neuenburg-Lausanne. Postablage, Telephon. Gemeinde: 63
Häuser, 341 reform. Ew.; Dorf: 56
Häuser, 282 Ew.
Kirchgemeinde
Concise. Acker- und Weinbau. Die einst dem Kloster
La Lance gehörende Kirche wurde im Laufe des 18. Jahrhunderts
teilweise umgebaut und 1902 restauriert. 1532 war sie der Schauplatz von Streitigkeiten zwischen den
Anhängern der neuen Lehre und denen des alten Glaubens, die fortdauerten, bis 1537 der ganze
Ort zur Reformation überging.
Neolithischer Pfahlbau. Reste einer Römersiedelung. 1228: Unens; 1340: villa de Unens.
(Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
Rechtsseitiger Zufluss zum
Isorno; entspringt auf italienischem Boden hinten im südl.
Ast des
Val Onsernone am O.-Fuss des vom
Pizzo di Medaro (2550 m) zum
Pizzo della Forcola ziehenden
Kammes, tritt bei den Bagni di Craveggia
(990 m) in die
Schweiz ein und mündet nach auf Schweizerboden 6 km langem
Lauf zwischen
Crana und
Russo in 635 m. Die
Siegfriedkarte
gibt diesem Fluss unrichtigerweise den Namen
Isorno, der dem Fluss des n. Thalzweiges zukommt.
(Val)(Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
Linksseitiges Nebenthal zur
Centovalli, mit der es sich bei
Intragna 7,5 km w.
Locarno vereinigt.
Gabelt sich im obern Abschnitt in einen N.- und S.-Arm, die einander nahezu parallel verlaufen. Im N.
wird das Thal von einer langen Bergkette abgeschlossen, die vom
Pizzo di Medaro (oder
PizzoMadone; 2550 m) zunächst nach O.
streicht und vom
Pizzo Gramalena (2320 m) an bis zum
Salmone (1558 m) nach SO. abbiegt; sie trennt das Onsernonethal vom
Val di Campo
und vom
Maggiathal.
Die W.- und zum Teil auch S.-Grenze gegen das
Val di Vigezzo hin liegt auf italienischem Boden und wird
gebildet durch den vom
Pizzo di Medaro im
Bogen zum (schweizerischen)
Pizzo di Ruscada (2007 m) ziehenden
Kamm, der dann nach
O. abzweigt und das
Thal im S. von der
Centovalli trennt. Die beiden oberen Aeste des Onsernonethales scheidet
eine vom
Pizzo di Medaro bis zur
Punta Rossa (2203 m) nach SO. und von da bis zum Bresciugoglio (1765 m) nach O. verlaufende
kurze Kette.
Das ganze Thal ist sehr eng und schluchtartig und bietet nirgends Raum für einen breiteren Thalboden. Der Thalfluss
hat sich eine schmale und tiefe Rinne eingeschnitten, die er brausend und schäumend in raschem
Lauf durcheilt. Das Onsernonethal
hat wie alle südl. Tessinerthäler grosse Kastanienwaldungen, in denen mächtige Felsblöcke zerstreut herumliegen, und
wird von vielen sehr schönen
Wasserfällen belebt. Die
Dörfer liegen alle auf Terrassen am linksseitigen, zurSonne
exponierten Gehänge.
Eine nach oben sich gabelnde gute Strasse mit zahlreichen Kunstbauten und vielen schönen Aussichtspunkten führt thaleinwärts
bis zu den obersten
DörfernComologno und
Vergeletto. Die zahlreichen seitlichen Runsen und
Tobel nötigen die Strasse zu grossen
Windungen, so zwischen
Auressio und
Loco, gegen
Mosogno, bei
Comologno und besonders zwischen
Russo und
Crana,
wo sich der n. und s. Thalfluss
(Isorno und Onsernone) vereinigen. Hier befindet sich der schöne sog.
Ponte Oscuro, der aus
zwei stumpfwinklig aneinanderstossenden und von mächtigen Pfeilern getragenen Teilen besteht und den
Isorno zugleich mit
einem Seitentobel überschreitet. Es ist dies eine der schönsten und zugleich originellsten Kunstbauten
im Kanton Tessin.
Die
Dörfer des
Thales werden von einer arbeitsamen und aufgeweckten Bevölkerung bewohnt und zeigen mit ihren schönen
Häusern eine im Tessin
sonst selten anzutreffende Behäbigkeit, die zum grossen Teil der überall
im Thal eifrig betriebenen Strohflechterei
¶
mehr
zuzuschreiben ist. Zahlreiche aus dem Onsernonethal stammende Strohhutfabrikanten sind in Italien, Frankreich und der französischen
Schweiz ansässig und geben ihrem Thal Verdienst. Durch die starke ausländische Konkurrenz und die hohen Ausfuhrzölle
wird jetzt diese Industrie allerdings sehr beeinträchtigt, so dass sich die Bewohner immer mehr dem Ackerbau, der Viehzucht
und der Alpwirtschaft zu widmen beginnen. Viele der ausgewanderten Thalleute kommen als wohlhabende Männer
wieder heim und pflegen dann bisweilen ihrer Gemeinde, der Kirche und besonders der Schule ihre tatkräftige Unterstützung
angedeihen zu lassen. 1900 zählte das ganze Thal 2821 Ew. 9 Gemeinden: Auressio, Loco, Berzona, Mosogno und Russo im vorderen
Thalabschnitt, Crana und Comologno im S.-Arm und Gresso und Vergeletto im N.-Arm (auch Val Vergeletto genannt).
Die grössten Gemeinden sind Comologno mit 624, Loco mit 402, Vergeletto mit 371 und Crana mit 303 Ew., die kleinsten Berzona
mit 151 und Auressio mit 164 Ew. Am höchsten liegt Comologno (1068 m); dann folgen Vergeletto (911 m) und
Gresso (999 m); das tiefstgelegene Dorf ist Auressio (653 m). Oberhalb Comologno stehen auf italienischem Boden die Bagni di
Craveggia mit Mineralquelle. Da die politische Grenze hier nicht der natürlichen Grenze folgt, blüht in diesem Gebiet der
Schmuggel.
oder Opfertshofen (Kt. Schaffhausen,
Bez. Reiath).
568 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechtsseitigen Gehänge des Thales der Biber und 5 km
nw. der Station Thaingen der Linie Schaffhausen-Singen. Telegraph, Telephon. 33 Häuser, 156 reform. Ew. Seit 1867 gemeinsame
Kirchgemeinde mit Altdorf, Hofen und Bibern. Wiesenbau und Viehzucht. Erscheint zum erstenmal 830 in einer St. Galler Urkunde
als Otberti Noba. 1529 ging das Dorf zusammen mit Lohn, Altdorf und Büttenhard vom Kloster Paradies an die Stadt Schaffhausen
über.
Alemannensiedelung. Das 1157-1445 in Zürich
lebende Ratsgeschlecht
dieses Namens gehörte nicht
dem ritterlichen Stande an, so dass man bei Opfikon vergebens nach einer Burg gesucht hat.
Der Ort gehörte zum Untern Amt
der Landvogtei Kiburg. 774: Ubinchova;
(Kt. Bern,
Amtsbez. Konolfingen).
551 m. Gem. und Dorf, am Kiesenbach und 500 m ö. der Station Kiesen der Linie
Bern-Thun. Telephon. Gemeinde, mit Bergli, Bühl und Rothachen: 61 Häuser, 433 reform. Ew.; Dorf: 28 Häuser, 181 Ew. Kirchgemeinde
Wichtrach. Gut bewässerte Gegend. Acker- und Obstbau, Viehzucht. Spuren einer Römersiedelung; 1854 hat man Goldmünzen mit
dem Bild des Kaisers Augustus aufgefunden. 1007: Oponlengis; 1146: Opalingen; 1235: Oplingin.
600 m. Gruppe von 6 Häusern, am rechtsseitigen Gehänge des Wissbachgrabens und 1,7
km sö. der Station Madiswil der Linie Langenthal-Wolhusen. 40 reform. Ew. Kirchgemeinde Madiswil.
(Kt. Waadt,
Bez. La Vallée, Orbe und Yverdon).
1683-432 m. Einer der beträchtlichsten Flüsse des Kantons Waadt;
entspringt im Juragebirge und
mündet unter dem Namen Thièle in den Neuenburgersee, dessen Abfluss ebenfalls Thièle oderZihl heisst.
(S. den Art. Thièle). Der oberirdische Lauf der Orbe zerfällt in zwei durch den Lac de Joux voneinander getrennte Abschnitte.
Daneben existiert noch eine Strecke unterirdischen Laufes.
¶
mehr
Die Orbe entspringt auf französischem Boden imLac des Rousses (1059 m), ist bis zum Uebertritt auf Schweizerboden 6 km und
von da bis zum Lac de Joux (1008 m) 10 km lang und hat auf dieser Strecke ein mittleres Gefälle von 3,2‰. Sie durchfliesst
den flachen Thalboden des Jouxthales seiner Länge nach und setzt sich durch den Lac de Joux bis zum NO.-Ende
des Lac Brenet fort. Beide Seen zusammen sind 10 km lang. Dieser gesamte Oberlauf der Orbe liegt in der allgemeinen Richtung
SW.-NO., beschreibt aber oberhalb und in der sumpfigen Ebene um das SW.-Ende des Lac de Joux zahlreiche
Schlingen und Windungen.
Die Seen fliessen durch eine Reihe von (soweit bekannt) 13 längs den Ufern angeordneten trichterförmigen Bodenspalten (Dolinen;
französ. Entonnoirs) unterirdisch ab. Deren bedeutendste sind die von Le Rocheray und La Roche Fendue im Jouxsee und besonders
der von Bonport im Brenetsee. Die so verschwindenden Wasser treten 2,5 km n. vom Brenetsee und 220 m tiefer
unten in 789 m wieder zu Tage. Diese unterirdische Verbindung ist vor kurzem künstlich abgeändert und geregelt worden.
Dieser Zusammenhang zwischen dem Joux- und Brenetsee einerseits und der sog. Source de l'Orbe (Orbequelle) andererseits ist
lange Zeit angezweifelt worden, obwohl schon 1776 der Beweis dafür erbracht war, indem damals nach dem
Bruch eines Staudammes zwischen beiden Seen das Wasser der Quelle getrübt wurde. Für diesen Zusammenhang sprachen dann auch
Messungen der Wassertemperaturen, die man um die Mitte des 19. Jahrhunderts vorgenommen hatte, und die letzten Zweifel hoben
endlich die 1893 und 1894 ausgeführten Färbungsexperimente mit Fluoreszeïn.
Die Messungen der in der Orbequelle zu Tage tretenden Wassermengen ergaben ferner, dass die Quelle ausser durch die Seen noch
durch ein besonderes unterirdisches Entwässerungsnetz gespiesen wird, das wahrscheinlich sämtliche Oberflächenwasser der
Vallée de Joux sammelt. Diese Source de l'Orbe liegt bei den Häusern von La Dernier (2,5 km sw. Vallorbe)
in sehr malerischer Umgebung und bezeichnet den Beginn des Unterlaufes der Orbe, der ebenfalls wieder in zwei voneinander
stark verschiedene Abschnitte, den tief eingeschnittenen Gebirgslauf von La Dernier bis zur Stadt Orbe und den Lauf durch die
Ebene der Orbesümpfe bis zum Neuenburgersee, eingeteilt werden muss.
Von der Quelle bis Le Châtelard (2,3 km
nö. Vallorbe) windet sich die Orbe wie im obern Jouxthal zunächst mit zahlreichen
Serpentinen durch einen ziemlich ebenen Thalboden, wo sie das Dorf Vallorbe durchfliesst; bei Le Châtelard erhält sie von
links die Jougnenaz, biegt nach O. um und tritt in einen langen Engpass ein, der mit seinen senkrechten
Felswänden und steilen Gehängen eine der schönsten Gegenden im Jura ist und in dessen oberstem Abschnitt der Fluss den
schönen Wasserfall von Le Day bildet. In der Umgebung von Les Clées tritt die Orbe aus dem Bergland in die
Gegend der subjurassischen Plateaux ein, fliesst aber immer noch durch ein Tobel bis nahe an die Stadt Orbe, wo sich ein kurzes
Thal mit breiter Sohle öffnet. Nachdem sie die kleine Stadt auf drei Seiten eingerahmt, durchzieht sie ein nur kurzes letztes
Défilé, das von einer grossen Brücke überspannt wird und dessen unteres Ende (448 m) durch eine alte
Strassenbrücke bezeichnet wird. Der hier endigende Berglauf ist, die grössten Schlingen inbegriffen, 17 km lang und hat
ein mittleres Gefälle von 20‰.
Die unterste Laufstrecke der Orbe ist nur sehr mässig geböscht und durchzieht in der Richtung SW.-NO. eine nahezu horizontale
Ebene in einem von Orbe bis Yverdon durch die Entwässerungsarbeiten des Sumpflandes zu einer geraden Linie umgebauten Bett,
das in Yverdon selbst einen doppelten Bogen beschreibt und dann in 432 m den Neuenburgersee erreicht. Auf dieser Strecke erhält
der Fluss mehrere Nebenadern und speist selbst wieder eine grosse Anzahl von von ihm abzweigenden Kanälen.
Er ist von Orbe bis zur Mündung 12 km lang und hat ein Gefälle von blos 1‰. Die Länge von der Orbequelle an beträgt 29 km
und die Gesamtlänge vom Lac des Rousses an 57,5 km. In der Ebene erhält der Fluss den Namen Thièle oderToile
und zwar der am meisten verbreiteten Ansicht nach von der Einmündung des Talent (2,8 km nö. Orbe), welch' letzterer einst
La Télaz hiess und so dem beträchtlicheren Hauptfluss seinen eigenen Namen aufgedrängt haben soll.
Das Einzugsgebiet der Orbe misst 454 km2, oder mit Einrechnung aller Wasserläufe und Kanäle in der
sumpfigen Ebene 586 km2, und umfasst neben einem kleinen Stück französischen Bodens die Waadtländer Bezirke La Vallée
und Orbe (diesen fast ganz), Yverdon und Échallens teilweise, sowie endlich noch kleine Abschnitte der Bezirke Nyon und Cossonay.
¶
mehr
Die Orbe erhält nur wenige Zuflüsse. Diese sind im Oberlauf des Flusses alle nur sehr klein und kommen alle von rechts.
Zu nennen ist blos die in den Jouxsee mündende Lionne oder Lionnaz, die nur einige hundert Meter lang ist, den interessanten
sog. Cavernes d'Enfer entspringt und zeitweise sehr stark anschwellen kann. Auf der unterirdischen Laufstrecke
vereinigt sich mit der Orbe ein starker unterirdischer Nebenarm, der die Oberflächenwasser des ganzen O.-Hanges des Mont Risoux
und wahrscheinlich auch eines Teiles der W.-Flanke der Kette des Mont Tendre und der Dôle sammelt. Im obern Abschnitt des
Unterlaufes ist der beträchtlichste Nebenfluss die von links kommende Jougnenaz, die zwar in der Schweiz
entspringt und mündet, aber doch zum grössten Teil auf französischem Gebiet fliesst und sich am Ausgang eines tiefen Tobels
etwas nö. Vallorbe mit der Orbe vereinigt. Zu nennen wäre daneben noch ein von rechts kommender und Agiez durchfliessender
kleiner Bach.
Neben diesen Flüssen und Bächen müssen aber auch noch die wichtigsten der die Ebene durchziehenden Kanäle genannt werden.
Deren ältester ist der Kanal von Entreroche, der 1640 im Bau begonnen wurde, die Venoge mit der Orbe, d. h. den Genfer- mit
dem Neuenburgersee verband und seinerzeit der Schiffahrt diente. Nachdem er seit 1829 sich selbst überlassen
worden ist, hat er heute nur noch historisches Interesse. In der Orbeebene kann man ihn jetzt noch vom Mauremont an verfolgen:
zunächst gibt er einen Teil seines Wassers durch den Fossé à la Judith an den Nozon ab, dann zieht er
sich mit nur wenig und stagnierendem Wasser gegen N., wird vom neuen Bett des Talent geschnitten und verzweigt sich bei Essert-Pittet
nach links zum Altwasser der Orbe, und nach rechts zum Canal Oriental. Der Canal Occidental beginnt bei Les Granges d'Orbe,
fliesst der Orbe in kurzem Abstand parallel, nimmt den Mujon auf und mündet nach 10 km langem Lauf
w.
Yverdon. Der bei Essert-Pittet beginnende Canal Oriental geht zunächst dem alten Orbebett parallel, tritt dann bei Yverdon in
das ehemalige Bett des Buron ein, bespühlt den Fuss des SchlossesYverdon und mündet nach 9 km langem Lauf.
Im Oberlauf ist die Orbe ein nur kleines Flüsschen, das dem Jouxsee unter normalen Verhältnissen durchschnittlich
blos etwa 3 km3Wasser in der Sekunde zuführt. Beträchtlicher, nahe an 5 km3 pro Sekunde, ist die durchschnittliche
Wassermenge der Orbequelle am Beginn des Unterlaufes, was zeigt, dass die Quelle (wie vielleicht auch die
Seen) zu einem grossen Teil noch von den Sickerwassern des Risouxhanges gespiesen wird (vergl. die Art. Joux, LacundValléede). Bei Hochwasser kann die Orbequelle mehr als 60 m3Wasser pro Sekunde führen. An der Mündung in den Neuenburgersee
beträgt die mittlere Wassermenge des Flusses 10-12 m3 in der Sekunde. Das Maximum ist hier auf 180 m3
berechnet worden, welche Menge aber vielleicht noch überschritten werden kann, wenn die Hochwasser der Orbe und des Talent
zeitlich zusammenfallen.
Ueber die Orbe führen 5 Eisenbahnbrücken (2 der Linie Vallorbe-LeBrassus und je eine der Linien Lausanne-Pontarlier, Orbe-Chavornay
und Neuenburg-Lausanne), 11 Strassenbrücken, 8 Feldwegbrücken und 13 Fussgängerstege. Die Mehrzahl
dieser Uebergänge findet sich im Oberlauf, während der durch Schluchten und Sumpfland ziehende Unterlauf deren nur wenige
zählt. Bemerkenswert ist insbesondere die Eisenbahnbrücke (Lausanne-Pontarlier) bei Vallorbe, eine Eisenkonstruktion mit
zwei mächtigen Pfeilern aus Mauerwerk; 161 m lang und 59 m hoch.
Die ebenso zum grössten Teil eiserne Brücke der Linie Neuenburg-Lausanne setzt schräg über den Fluss
und ist 80 m lang. Durch ihre kühne Anlage zeichnet sich ferner aus die gemauerte Strassenbrücke s. vor der Stadt Orbe.
Der Fluss liefert zahlreichen und bedeutenden Fabrikanlagen die Triebkraft, doch fallen in dieser Hinsicht blos die
Strecke vom Lac des Rousses bis Vallorbe und dann die schluchtenreiche Bergstrecke des Unterlaufes in Betracht, während in
der Ebene die Entwässerungs- und Korrektionsanlagen eine besondere Erwähnung verdienen. Im Jouxthal treibt die Orbe oberhalb
Le Brassus eine Säge und Mühlen bei Le Sentier; die einst wohlbekannten Mühlen von Bonport am W.-Ufer des
Lac Brenet sind im Verlauf der Korrektion und Kanalisation der Gewässer des Jouxthales abgebrochen worden. Der Joux- und Brenetsee
hatte ehemals keinen oberflächlichen Ablauf, sondern floss einzig durch die schon erwähnten Bodentrichter ab, die aber
bei Hochwasser nicht genügend zu funktionieren vermochten, sodass der See oft über seine Ufer trat.
Um diesem Uebelstand zu begegnen, beschloss man, dem See einen künstlichen Abfluss zu geben, der nach Belieben reguliert
¶
mehr
werden kann, genügend Wasser abzuführen vermag, um das Jouxthal vor jeder Ueberschwemmung sicher zu stellen, und die Höhe
des Seespiegels zwischen 1005 m im Minimum und 1008,5 m im Maximum halten soll. Diese mit finanzieller Beihilfe des Bundes
vom November 1901 bis Dezember 1904 durchgeführte Arbeit hat zugleich die Möglichkeit zur Schaffung
einer beträchtlichen nutzbaren Wasserkraft gegeben. Der Kanal zweigt bei La Tornaz vom Lac Brenet ab und führt durch einen 2632 m
langen Tunnel zu dem am Crêt des Alouettes (nö. vom Brenetsee) befindlichen Stauweier.
Der Kanal hat einen Querschnitt von etwa 5,7 m2 und ein gleichmässiges Gefälle von 3‰ und vermag
in der Sekunde etwa 20 m3Wasser abzuführen. Vom Stauweier oder Reservoir führt eine eiserne Röhrenleitung dem Elektrizitätswerk
La Dernier das benötigte Triebwasser zu, das einen reinen Fall von 234 m hat und eine Kraft von 3720-6740 PS liefert.
Das überschüssige Wasser des Reservoirs fliesst durch zwei weitere eiserne Leitungen zur Orbe ab. Der
Fluss treibt ferner in Vallorbe und Umgebung (La Dernier, Les Éterpas etc.) verschiedene mechanische Werkstätten, Schmieden
und andere Betriebe. In La Dernier bei Vallorbe ist auch eine Fischzuchtanstalt eingerichtet worden.
Es folgt die Schluchtenstrecke bis zur Stadt Orbe mit dem schönen Wasserfall des Saut duDay (grosse Fabrik
zur Herstellung von chlorsaurem Kali), unterhalb welchem das die Bezirke Yverdon und Grandson mit Licht und Kraft versorgende
Elektrizitätswerk Les Clées liegt und der die Fabriken von Orbe bedienende Kanal beginnt. Die der Orbe noch verbleibende
sog. Kraft des Palier de Montcherand wird von einem in der Orbeschlucht oberhalb des Dorfes Montcherand
stehenden und 1904-1906 erbauten Werk nutzbar gemacht, dem das Wasser mit einem Bruttofall von 98 m und einer Arbeitsleistung
von 2800 PS durch einen 3600 m langen Stollen zugeführt wird. Die gewerblichen Betriebe des Dorfes Ballaigues erhalten ebenfalls
Orbewasser, das durch mächtige Pumpwerke vom Saut duDay zu einem oberhalb des Dorfes angelegten Reservoir
hinaufgehoben wird. In Orbe treibt der Fluss einige grosse Mühlen.
Der dritte Abschnitt des Flusslaufes beginnt nach seinem Austritt aus den Schluchten von Le Day unterhalb der Brücke von Orbe.
Vor dem Jahr 1860 pflegte die über ihren eigenen Schuttkegel fliessende Orbe oft über die Ufer zu treten
und die ganze Ebeneunter Wasser zu setzen. Heute führt ein von Ufersicherungen begleiteter Kanal den Fluss mit gleichmässig
sanftem Gefälle in den Neuenburgersee ab und schützt die Ebene, die zusehends dem Wiederanbau gewonnen wird, vor jeder Ueberschwemmungsgefahr.
Die grössern Nebenarme, wie Talent, Nozon und Mujon, sind ebenfalls korrigiert und kanalisiert worden,
während man zugleich auch den Querschnitt der beiden Entwässerungskanäle, Canal Oriental und Canal Occidental, beträchtlich
erweitert und die Brinaz, den Bey und den Buron vollständig korrigiert und direkt in den See geführt hat. Eine Schleuse gestattet,
eine gewisse Menge Wassers durch Yverdon zu führen und dessen Kanäle und Abzugsgräben rein zu halten.
Alle diese sehr kostspieligen Arbeiten sind vom Bund reichlich unterstützt worden. Infolge der Entwässerung der Sumpfebene
werden allmählig alle noch in Yverdon bestehenden Mühlenanlagen eingehen.
Das Thal der Orbe ist ein mit Alluvionen überführtes Muldenthal. Die Tobel und Schluchten im höhern
Abschnitt des Unterlaufes sind in Jura-, Neocom- und Tertiärschichten eingeschnitten.
Bibliographie.
Zu nennen sind in erster Linie die verschiedenen vom Baudepartement des Kantons Waadt
veröffentlichten Broschüren und Berichte, dann
die die Subvention der Entwässerungs- und Korrektionsarbeiten in der Orbeebene betreffende Botschaft der Bundesrates an
die eidgenössischen Räte, der Rapport des Ingenieurs Palaz (Lausanne 1889) und eine vom Ingenieur C.
Perrin im Bulletin technique de la Suisse romande (Oktober 1904) veröffentlichte Studie.
Bezirk des Kantons Waadt.
Liegt im nw. Kantonsteil und grenzt im N. an den Bezirk Grandson, im O. an die Bezirke Yverdon
und
Échallens, im S. an die Bezirke Cossonay und La Vallée
und im NW. an Frankreich. 20950 ha Fläche und 15248 Ew., also 73 Ew. auf einen
km2. Er
ist einer der flächengrössten Bezirke des Kantons und zerfällt orographisch in vier ungleich grosse Zonen: das
Bergland des Jura, die subjurassischen Plateaux, die Ebene der Orbesümpfe und den W.-Abfall des Jorat.
Die beiden letzten dieser Zonen sind zugleich die räumlich beschränktesten. Das Juragebirge weist hier mehrere nahezu parallel
SW.-NO. streichende Ketten auf. Deren nördlichste ist die Kette der Aiguilles und des Mont deBaulmes (1563 und 1205 m), die
die Grenze zwischen den Bezirken Orbe und Grandson
bildet und sich dann in diesem letztern weiter fortsetzt. Dann
folgt die den Mont Risoux nach NO. fortsetzende Kette, die auf Schweizerboden die O.-Flanke des Mont d'Or (1451 m) und, jenseits
des Einschnittes der Jougnenaz, den Mont Suchet (mit 1591 m der höchste Punkt des Bezirkes) umfasst und
in der Umgebung des Dorfes Baulmes ausstreicht.
Die Zone der subjurassischen Plateaux (750-450 m) senkt sich langsam zur Ebene der Orbesümpfe und endigt mit dem das Städtchen
Orbe und das Dorf Arnex tragenden Rücken. Neben dem tiefen Tobel der Orbe wird sie noch von mehreren andern, weniger bedeutenden
Einschnitten gequert. Die Sumpfebene (445 m im Mittel) bildet eine 2-4 km breite und vollkommen horizontale
Fläche, die von der Orbe und ihren Nebenadern, sowie von einer grossen Anzahl von Kanälen durchzogen wird.
Oestl. dieser Ebene umfasst der Bezirk Orbe endlich noch einen Teil der W.-Flanke und der westl. Gehängeterrassen des Berglandes
des Jorat (445-615 m) mit einem Teilstück des tiefeingeschnittenen Laufes des Talent. In geologischpetrographischer
Hinsicht lässt sich der Bezirk einteilen in 1. das Gebiet des Jura mit Jura- und Neocomkalken, 2. das aus Neocom und tertiärer
Molasse bestehende und mit tonig-kiesigem Moränenmaterial überführte subjurassische Plateau und 3. die Sumpfebene mit Alluvial-
und Torfboden.
Mit Ausnahme des Gebietes um La Praz und eines Teiles der Nozonwasser gehört der Bezirk Orbe dem Einzugsgebiet des Rhein an.
Neben der Orbe, seinem beträchtlichsten Wasserlauf, entspringen hier noch der Mujon und die Brinaz, die beide in den Neuenburgersee
münden. Jener durchfliesst zwischen Valeyres und Rances ein kleines Thälchen und vereinigte sich einst
mit der Orbe, bis er dem Canal Occidental zugeleitet wurde, mit dem er sich nun w. Yverdon
in den See ergiesst. Die Brinaz entspringt
mit drei Quellarmen auf Boden der Gemeinden Baulmes und Vuiteboeuf. Ebenfalls dem Neuenburgersee tributär ist der von Sainte Croix
herabkommende Arnon, der während einer kurzen Strecke die Gemeinde Vuiteboeuf durchfliesst und in diesem
Dorf die zwischen den Aiguilles de Baulmes und dem Mont Suchet entspringende Baumine erhält.
Der Bezirk Orbe umfasst die vier Kreise Vallorbe, im westl. Abschnitt ganz im Jura gelegen; Baulmes und Romainmôtier in der
nördl. bezw. südl. Mitte und beide sowohl dem Jura als der Zone der Plateaux angehörend; Orbe im östl.
Abschnitt hauptsächlich in der Ebene und an der Flanke des Jorat. Folgendes sind, nach Kreisen gruppiert, die 26 Gemeinden
des Bezirkes: Orbe mit Orbe, Bavois, Chavornay, Corcelles sur Chavornay und Montcherand;
Bezirkshauptort ist Orbe, die
an Einwohnerzahl grösste Siedelung dagegen Vallorbe; bedeutende Orte sind daneben noch Baulmes, Vaulion und Chavornay. Einer
geschichtlich reichen Vergangenheit rühmen sich die Städtchen Orbe und Romainmôtier, sowie die DörferLes Clées und Baulmes.
Von den Dörfern finden sich die
¶
mehr
meisten in der Plateauzone, einige auch am Hang oder Fuss des Jura und drei (Chavornay, Bavois und Corcelles) im Jorat, während
in der Ebene der Orbesümpfe keines liegt. Im Allgemeinen sind die Siedelungen zu Weilern und Dörfern gruppiert; eine grössere
Anzahl von Einzelsiedelungen treffen wir blos in den Gemeinden Vallorbe und Vaulion.
15248 Ew., wovon 14071 Reformierte, 1143 Katholiken und 34 Andere; 14095 Ew. sprechen französisch, 610 deutsch und 535 italienisch.
1850: 13203, 1880 13763, 1888: 13803, 1900: 15248 Ew. Das seit 1888 sich geltend machende raschere Wachstum der Bevölkerungszahl
ist in erster Linie der an verschiedenen Orten aufgeblühten industriellen Tätigkeit zuzuschreiben.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist gleich wie in den meisten Bezirken der Waadt
die Landwirtschaft, die der ziemlich grossen
Höhenunterschiede wegen in den mannigfaltigsten Formen betrieben wird.
Reich an Wald sind besonders die Gemeinden Baulmes und Vallorbe; Wein wird in 11 Gemeinden gebaut, vor allem in der Gemeinde
Orbe, deren zur Ebene sich senkenden Hänge meist mit Reben bepflanzt sind. In der Ebene werden einige Spezialkulturen betrieben
und in gewissen Teilen Torfgruben ausgebeutet. Seit einer Reihe von Jahren hat sich in Vallorbe die Bienenzucht beträchtlich
verbreitet, so dass man hier 1897 volle 690 Bienenstöcke zählte, deren Honig sehr geschätzt wird.
Die Bodenbenutzung verteilt sich wie folgt:
Von grosser Bedeutung ist im Bezirk Orbe die industrielle Tätigkeit geworden. Zu den in Vallorbe schon seit langer Zeit rühmlich
bekannten Schmieden und Feilenhauereien haben sich seit etwa 30 Jahren hier und in der Umgebung (Ballaigues inbegriffen) zahlreiche
neue Industriezweige gesellt, wie übrigens auch in Baulmes und in
Orbe selbst. Zu nennen sind das Elektrizitäts-
und Wasserwerk (Usine électrique des forces Motrices) der Orbe und von Joux;
bei Agiez ein Bruch auf schönen weissen Kalkstein.
Seit etwa 20 Jahren
hat sich auch die Fremdenindustrie zu entwickeln begonnen, so besonders in Ballaigues und Umgebung, dann auch in Vallorbe und,
erst seit kurzer Zeit, in Lignerolle, Vaulion und La Praz.