wissenschaftliche
Reisen nach Skandinavien, Nordamerika und in die Sahara unternahm;
der Geograph Arnold Guyot (1808-1884),
der zum erstenmal die Blaublätterstruktur des Gletschereises gründlich beschrieben hat;
der hervorragende Botaniker und
Entomologe Charles Godet (1797-1879);
der ebenso gelehrte wie bescheidene Naturforscher Louis de Coulon (1804-1894), Begründer
und während beinahe 70 Jahren Direktor des Naturhistorischen Museums;
der leider zu früh verstorbene
verdiente Geologe
Léon Du Pasquier (1864-1897);
Matthias Hipp († 1893), der als erster mit genügendem Erfolg arbeitende
elektrische Uhren verfertigte;
Samuel Osterwald (1692-1769), bekannt als Verfasser eines juristischen Werkes, auf dem das
Neuenburger Recht aufgebaut worden ist und das den Titel trägt Les us et coutumes de la SouverainetédeNeuchâteletValangin;
die vorzüglichen Juristen Henri Jacottet (1828-1873), Auguste
Cornaz (1831-1896) und Georges Auguste
Matile (1807-1881), welch' letzterer sich auch als Historiker bekannt gemacht hat;
die Geschichtsforscher
Jonas Boyve (1654-1739)
und sein Grossneffe Jérôme Boyve;
Samuel de Chambrier (1744-1823), Frédéric de Chambrier (1785-1857),
Godefroy de Tribolet (1752-1843);
der Philologe Charles Prince (1808-1869);
Henri Ladame (1807-1870), Mitarbeiter von Agassiz;
der Professor an der Akademie Frédéric Du
Bois deMontperreux (1798-1850), Geograph, Geologe, Historiker und Archäologe,
Verfasser des Voyage autour du Caucase und der Antiquités deNeuchâtel;
die liebenswürdigen Dichter
Blaise Hory
(1528-1594), César d'Yvernois (1770-1842) Henri Florian
Calame (1807-1863), Jules
Gerster (1813-1867) und Alice de Chambrier
(1861-1882);
der Pfarrer Henri
David de Chaillet (1751-1823), hervorragender Kanzelredner und tüchtiger Schriftsteller;
Eusèbe
Henri Gaullieur (1808-1859), der vom politischen Journalisten sich zum Historiker und Litterarhistoriker entwickelte;
Félix
Bovet (1824-1903), Verfasser des Voyage enTermeSainte, einer
Viede Zinzendorf, verschiedener Studien
über das
Buch der Psalmen und zahlreicher Zeitschriftenartikel;
Auguste Bachelin (1830-1890),
Maler, Historiker und Schriftsteller;
Louis
Favre (1822-1904), dessen reizende Erzählungen Nouvelles jurassiennes den ersten Anstoss zur Pflege der lokalen schönen
Literatur gaben;
der gewissenhafte Landschaftsmaler Max. de Meuron (1785-1868), die
Seele der Société
des Amis de l'Art und Begründer der Gemäldesammlung;
als Künstler ferner des eben genannten Sohn Albert de Meuron (1823-1897),
der Aquarellist Gabriel Lory (1785-1847), der Zeichner Georges Grisel (1811-1877),
LéonBerthoud (1822-1892), Auguste Henri
Berthoud (1829-1837), Charles Édouard Dubois (1847-1885), der Tiermaler Charles Tschaggeny (1815-1894), der Bildhauer
Charles Iguel (1827-1897);
die Philanthropen J. J. Lallemand († 1733), Stifter des Waisenhauses;
der
als Kaufherr in Lissabon zu grossem Reichtum gelangte
David de Pury (1709-1786), der die Stadt mit einem neuen Rathaus beschenkte,
den Gemeindespital neu erbauen liess und endlich der Stadt sein ganzes Vermögen von 4 Mill. Fr. vermachte;
Jacques
Louis de Pourtalès (1722-1814), Stifter des nach ihm benannten
Spitales;
Auguste de Meuron (1789-1852), ebenfalls als Wohltäter
hochverdient und
Gründer der Irrenheilanstalt
Préfargier;
P. L. de Coulon (1777-1855) und sein schon erwähnter Sohn Louis
de Coulon,
Gründer der Sparkasse und des von ihnen reichlich beschenkten Naturhistorischen Museums;
der Kanzler Georges
de
Montmollin (1628-1703), Historiker, Literat und Rechtsgelehrter, besonders bekannt durch
seine staatsmännische Weisheit,
mit der er im Erbfolgestreit die Kandidatur des Königes von Preussen als eines Fürsten assez puissant pour protéger lepays, assez éloigné pour ne pas nuire à ses libertés unterstützte.
Die Politiker Alexis Marie Piaget (1802-1870), politischer
Leiter der Revolution von 1818 und Begründer der
Neuenburger Republik; Eugène
Borel (1835-1892), Staatsrat, Ständerat und
seit 1872 Bundesrat und endlich seit 1876 Direktor des internationalen Bureaus des Weltpostvereins; Numa Droz (1844-1899),
einer der hervorragendsten und bekanntesten Staatsmänner der
Schweiz, seit 1871 Staatsrat, seit 1872 Ständerat, 1876-1892
Bundesrat, 1881 und 1887 Bundespräsident und dann Direktor des Zentralamtes für internationalen Eisenbahntransport.
Bibliographie.
Die geschichtliche Entwicklung der Stadt Neuenburg behandeln natürlich auch die das ganze Land umfassenden Geschichtswerke,
wie z. B. die Monuments von Matile, die Annales histor. du Comté deNeuchâteletValangin von Boyve, die Histoire deNeuchâteletValangin von F. de Chambrier u. diejenige von G. de Tribolet, die Mémoires sur le Convié deNeuchâtel
vom Kanzler de
Montmollin, das Musée historique von Matile und die Sammelwerke des MuséeNeuchâtelois und Messager boiteuxdeNeuchâtel.
Mit der Stadt befassen sich im Speziellen folgende Schriften: Bernoulli, J. Beschreibungdes FürstentumsWelsch-Neuenburg.
Berlin 1783; Ueber Neufchâtel; aus dem Tagebuch eines reisenden Preussen.Berlin 1807; Tribolet, G. de. Descriptiontopograph. de la juridiction deNeuchâtel. Neuch. 1827; Chambrier, S. de. Descr. topograph. et économ. de la Mairie deNeuchâtel.
Neuch. 1840; Gaullieur, E. H. Guide itinéraire de Neuch. et deses environs.Genève 1856; Huguenin,
D. G. Les Châteaux neuchât. anciens et modernes.
Neuch. 1843, neue Aufl. 1903; Matile, G. A. Dissertation sur l'Église collégiale deNeuchâtel. Neuch. 1847; Du
Bois deMontperreux,
F. Les Antiquités deNeuchâtel. Neuch. 1852; Benoit, V. LeCant. de Neuch.; notice histor. et descript. Neuch.
1861;
Favre, L., et Dr. Guillaume. Guide du voyageur àNeuchâtel,
Chaumontet le long du lac. Neuch. 1867; Petitpierre, Alph.
Un demi siècle de l'Histoire économ. de Neuch. 1791-1848. Neuch. 1871; Petitpierre, Alph. La première Académie deNeuchâtel.
Neuch. 1889; Bachelin, A. Neuenburgund seine Umgebungen. (Europ. Wanderbilder.53/54).Zürich
1883;
Neuchâtel, duLacauJuraet auPaysde l'Horlogerie. (Collection des Guides Boillot-Robert); Godet, Ph. Les peintures de PaulRobertdans legrand escalier du Musée deNeuchâtel. Neuch. 1894; Godet, A. Notice sur le Musée histor. deNeuchâtel. Neuch. 1898; Établissements,les, scolaires de la villede Neuch.; publ. p. la Comm. scolaire. Neuch. 1898;
Quartier la Tente, Ed.
LeCant. de Neuch.; revue histor. et monograph. desCommunesduCanton. Neuch. 1897 ff.; Grellet,
Jean. Guide deNeuchâtel. 3. éd.
Neuch. 1904; Godet, Phil. et Alfr.
Neuchâtelpittoresque. Neuch. 1901; Diacon, Max, et F. Rousselot.
Guide duCant. deNeuchâtel. Neuch. et
Berne 1902; Hartmann, Ed. Les eaux d'alimentation de la ville deNeuchâtel. Neuch. 1903.
Lage und Grösse. Der Neuenburgersee gehört zusammen mit dem
Bieler- und
Murtensee zu den sog. Jurarandseen.
Seine Mitte liegt in 46° 53' 42" NBr. und 6° 50' 16" OL. von Greenwich. 37,75 km lang, im Mittel 5,7
km und im Maximum 8 km breit;
Fläche 215,9 km2;
Wasservolumen 14200 km3;
mittlere
Tiefe 65 m und maximale
Tiefe 153 m.
Seehöhe
¶
mehr
des Spiegels bei Mittelwasserstand nach der Siegfriedkarte 432,43 m und nach dem Pegel der Stadt Neuenburg
429,62 m (Differenz 2,81
m). Grösster der drei ganz auf Schweizerboden gelegenen Seen; zwischen den Kantonen Neuenburg,
Waadt,
Bern
und Freiburg.
Wasserhaushalt.
Aus den eben angeführten Zahlen ergibt sich, dass man über die Seehöhe des Mittelwasserstandes noch
nicht einig ist. Diese Höhe hat übrigens seit der Korrektion der Juragewässer eine beträchtliche Aenderung erfahren. Im
Folgenden werden wir uns stets an die Angaben der Siegfriedkarte halten, die dem eidgenössischen Fixpunkt am Hafendamm von
Neuenburg
eine Höhe von 437,51 m gibt, während ihn die limnologischen Arbeiten meist mit 434,7 m kotieren. Die mittlere
Seespiegelhöhe betrug (auf die Kote der Siegfriedkarte bezogen) vor der Tieferlegung der Juraseen (1878)
nach Beobachtungen 1817-1855 434,88 m und nach denjenigen 1856-1878 435,01 m. Seit der Vollendung der Korrektionsarbeiten
ist der Spiegel auf 432,43 m, also um den Betrag von 2,58 m, gesunken.
Vor der Juragewässerkorrektion stand der Murtensee durch die Broye mit dem Neuenburgersee und dieser durch die Zihl mit dem
Bielersee in Verbindung, dessen Ausfluss dann seinerseits zur Aare ging. Alle drei Seen zeigten deutlich parallele Schwankungen
im Wasserstand, doch stand der Spiegel des Murtensees immer etwas höher (10-40 cm) als der des Neuenburgersees
und dieser wieder höher als der des Bielersees (bis 1871 etwa 20-40 cm). Die Kanalisierung des Abflusses des Bielersees hat
dann diesen letztern beträchtlich tiefer gelegt, ohne auf den Neuenburgersee einen merkbaren Einfluss auszuüben.
Die gesamte Juragewässerkorrektion hatte bis 1878 die Spiegel der Seen um 2 m und nach der Vollendung
des Aarbergerkanales um 3 m gesenkt. Diese Arbeiten und die Einleitung eines Teiles der Aare durch den Hagneckkanal in den
Bielersee (vergl. d. Art. Grosses Moos) stellten eine direktere Verbindung der drei Seen unter sich her, da jetzt sowohl der
Zihlkanal zwischen Neuenburger- und Bielersee als
auch der sehr geräumige Broyekanal zwischen Murten- und
Neuenburgersee dem Wasser einen bequemen Abfluss gestatten.
Wenn diese drei Becken völlig geschlossen wären und keinerlei Zuflüsse erhalten würden, so stände ihr Wasserspiegel
gegenseitig genau in einem und demselben Niveau. Unter den heutigen Verhältnissen hält das Niveau des Neuenburgersees
nicht unabänderlich die Mitte zwischen denjenigen der beiden andern Becken. Bei hohem Wasserstand der Aare führt der Hagneckkanal
dem Bielersee so viel Wasser zu, dass dieser sich aufstaut und in den Neuenburgersee zurückfliesst, der dann zeitweise selbst
wieder das Wasser der Broye in den Murtensee zurückdrängen kann. Damit werden dann die normalen Abflussverhältnisse
vollständig umgekehrt. Mit der Durchführung der Korrektionsarbeiten haben die drei Jurarandseen ihre Selbständigkeit eingebüsst
und sind von einander abhängig geworden und zwar umso mehr, als die frühern Niveaudifferenzen nahezu aufgehoben wurden
und ihre Zuflüsse im Vergleich zum Hagneckkanal alle nur klein und von wenig bedeutender Wasserführung sind.
Gestalt des Seebeckens.
Der Neuenburgersee bildet eine langgestreckte Wanne, aus deren Mitte sich rechts ausserhalb Auvernier und Bevaix ein 8 km langer
unterseeischer Rücken, La Motte genannt, erhebt. Dessen vor der Areusemündung gelegener höchster Punkt bleibt um 8 m unter
der Oberfläche zurück. Dieser schon von Arnold Guyot und de Pourtalès anlässlich ihrer Auslotung
und der von ihnen gezeichneten (für die damalige Zeit sehr genauen) hydrographischen Karte des Sees konstatierte unterseeische
Höhenzug hat einen nahezu flachen und stellenweise bis 500 m breiten Rücken, liegt genau in der geradlinigen Fortsetzung
des Jolimont (zwischen Gampelen und Erlach) und ist wie dieser ein von der Erosion herauspräparierter Molasseberg,
was schon von Guyot vermutet wurde. Dieser unterseeische Hügel erhebt sich auf der Verlängerung eines bei 60-70 m Tiefe
gelegenen Plateau. Von der vor Chevroux sich ausdehnenden Uferbank wird er durch eine bis 125
¶
mehr
m tiefe Rinne geschieden, während sich längs seinem dem SO.-Ufer des Sees zugewendeten Hang eine zweite, ungefähr 140 m
tiefe Rinne hinzieht. Die grösste Tiefe des Sees mit 153 m liegt 2500 m vor Bevaix in der westlichen Rinne. Es sind daher die
beiden seitlichen Gehänge der Wanne keineswegs symmetrisch gebaut. Im NW. folgt auf eine verhältnismässig
breite Uferbank eine stark geneigte Halde, die zwischen Concise und der Pointe de l'Areuse zu der hier in drei Becken gegliederten,
140-153 m tiefen Sohle abfällt, während im SO. die Uferbank ungleich breiter (bis 1500 m) und die Halde daher viel sanfter
geböscht ist.
Der Rücken der Motte fällt auf seinen beiden Längsseiten gleichmässig ziemlich steil ab, während sie an ihrem SW.-Ende
nur sanft geböscht ist, am NO.-Ende dagegen steil zur Vereinigung der sie beiderseits begleitenden Rinnen abstürzt. Ebenso
ungleich gestaltet sind die beiden Endgehänge des Sees. Dieser verengert sich nach SW. von der Pointe
d'Yvonand an zu einer schmalen Zunge, dem nur bis 90 m tiefen sog. Lac d'Yverdon. Die mehr als 1 km lange Uferbank fällt
hier mit einer Halde von höchstens 4% Böschung zur Sohle ab. Nach NO. endet der See breit und zeigt blos zwischen der Einmündung
der Broye und dem Ausfluss der Zihl eine wenig tiefe Einschnürung.
Die Uferbank ist über 3 km breit, und die daran anschliessende Halde hat auf der Seite gegen La Sauge hin 8%, gegen Saint Blaise
hin dagegen blos 2% Gefäll. Alle diese Verhältnisse stehen offenbar mit den geologischen Vorgängen in Verbindung,
die der Wanne des Neuenburgersees ihre heutige Form und Gestaltung verliehen haben. Die Uferlinie verläuft im Ganzen ziemlich
regelmässig, da sowohl tief einschneidende Buchten als weit vorspringende Halbinseln fehlen, und wird blos durch das von
der Areuse in den See hinausgebaute, grosse Delta merklich unterbrochen. Die übrigen Zuflüsse haben keine
bemerkenswerten Deltas gebildet. Im Neuenburgersee liegen keine Inseln.
Geologie.
Der Neuenburgersee ist ein Thalsee, d. h. er liegt in einer von einem ehemaligen Fluss ausgewaschenen Thalrinne, deren beidseitige
Ufer in ihrem geologischen Aufbau von einander stark abweichen. Den NO.-Seerand bildet das Gehänge der ersten Jurakette
(Chasseron-Montagne de Boudry-Chaumont), das aber nicht überall unmittelbar bis zum Seeufer hinanreicht.
Zwischen Grandson und Concise schiebt sich ein mit Moränenschutt überführter Streifen von tertiärer Molasse der aquitanischen
Stufe zwischen See und Gebirgsfuss ein;
bei La Lance fällt der Mont Aubert, eine Verzweigung der Chasseralfalte, mit steilen
Urgonhängen direkt zum See ab und baut auch noch auf eine
ziemliche Strecke hinaus dessen Strand auf;
dann folgt von Bevaix bis nahe Auvernier neuerdings Molasse mit Moränenmaterial und fluvioglazialem Schutt, unterbrochen vom
Delta der Areuse;
von Auvernier bis Saint Blaise erscheint mit Ausnahme einiger Molassevorkommnisse bei Monruz und vor dem Dorf
Saint Blaise wieder Neocom mit seinen charakteristischen Steilufern und Erosionsnischen.
Alle diese verschiedenen
Schichten fallen mit 8-15° gegen den See ein. Ganz anders das SO.-Ufer, das ausschliesslich Steilufer ist. Es besteht aus
beinahe horizontal liegenden Schichten von Molassemergeln und -sandsteinen der aquitanischen und burdigalischen Stufen, die
auch das Bergland des Vuilly aufbauen. Ein grosser Teil des einst überschwemmten Strandes ist hier jetzt
durch die Tieferlegung der Jurarandseen trocken gelegt und bereits urbar gemacht worden, wie auch die in ihrer kahlen Schroffheit
einst so charakteristischen Steilufer sich allmählig in ein dichtes Pflanzenkleid hüllen.
Weniger voneinander verschieden sind das obere und untere Ende des Sees: dort die immer weiter seewärts
vorrückende Alluvionsebene der Orbe, des Buron und der Brinaz, hier die ebenfalls alluviale Ebene der Zihl und des Grossen Mooses,
die blos von dem einst eine Insel bildenden Molasse- und Moränenrücken von Marin-Wavre unterbrochen wird. Es wird also die
ursprüngliche Felswanne des Sees im NW. von Tertiär und Neocom und im SO. von horizontal geschichtetem
Tertiär gebildet, das auch den Rücken von Marin und die unterseeische Rippe der Motte aufbaut.
Alle am Seeufer oder an den dahinter aufsteigenden Hängen vorkommenden andern Bildungen sind erst nach der Erosion des Seebeckens
abgelagert worden. Dies betrifft besonders die Alluvionen und Moränen des Grossen Mooses, der Zihlebene
und der Orbeebene. Vergl. den Art. Orbe (Maraisde l'). Alle diese heute versumpften und vertorften Gebiete waren einst Teile
des mächtigen und einheitlichen Sees, der vom Mormont bis Solothurn
reichte, grosse Ausbuchtungen (Yvonand, Payerne, heutiger Murtensee)
besass und einen ganzen Archipel von Inseln und Inselchen (Jolimont, Brüttelenberg, Jensberg, Brüggwald,
Büttenberg etc.) umschloss.
Damals waren bereits auch die St. Petersinsel und die Motte vorhanden, welch' letztere noch nicht von der Glazialerosion abgeschliffen
war und als 1-2 km langes und 300-400 m breites Eiland aus dem Wasser aufstieg. Als prachtvolle Halbinsel sprang in diesem
See der Mont Vuilly vor. Da aber die Becken des Neuenburgersees und seiner Nachbarn alle Charaktere von
Furchen zeigen, wie sie nur das fliessende Wasser zu schaffen vermag, muss hier in einer dem grossen See vorangehenden Zeit
ein System von
¶
mehr
Flussthälern vorhanden gewesen sein, nämlich: 1. ein vom Mormont bis Solothurn
reichendes Nozon-Orbe-Zihlthal, das die jetzige W.-Rinne
des Neuenburgersees, die Senke zwischen dem Mont Vuilly und dem Jolimont und das Grosse Moos durchzog, um dann dem jetzigen
Thal der Aare zu folgen;
2. ein Mentuethal, das die O.-Rinne des Neuenburgersees bildete und sich mit
dem vorhergehenden n. der Motte (gegenüber Cudrefin) vereinigte;
3. ein Broyethal, das sich oberhalb des Murtensees in die
beiden (an der Sohle des Murtensees noch schwach erkennbaren) Zweige der PetiteGlâne und der Broye gabelte und unterhalb des
Sees mitten im Grossen Moos (nw. Kerzers) mit dem Zihlthal verschmolz, um dann das breite Zihl-Broyethal
zu bilden;
4. die Doppelrinne des Bielersees von zwei nunmehr vollständig inundirten Flüssen gebildet, welche nach ihrer
Vereinigung nördlich der Peterinsel sich bei Nidau zwischen dem Jensberg und Büttenberg hindurchzogen und gegenüber Büren
in das Zihl-Broyethal mündeten;
5. der frühere Schüsslauf welcher zwischen Brüggwald u. Brüttenberg
durchfloss u. bei Gottstatt in der Abfluss der Bielerseethäler mündete;
endlich 6. eine ebenfalls aufgefüllte Furche zwischen
dem Büttenberg und der ersten Jurakette (nördl. vom einstigen Schüsslauf).
Dieses vor der Glazialzeit und der Bildung des
grossen Sees längs dem Jurafuss vorhandene Thalnetz weicht aber in vielen Beziehungen vom heutigen Lauf der
Flüsse wesentlich ab. Es setzt das Vorhandensein einer Felsschwelle zwischen Bieler- und Neuenburgersee voraus, die erst
später von der Glazialerosion durchbrochen worden ist. Infolge der glazialen Erosion ist auch die Schüss von ihrer ursprünglichen
Laufrichtung zuerst gegen Pieterlen zu abgelenkt worden, worauf sie der von ihr selbst abgelagerte Schuttkegel
zur Abbiegung gegen den Bielersee zwang. Ein nachträgliches Einsinken des eben gebildeten Alpenkörpers gab allen Thalsystemen
des Alpen vorlandes ein rückläufiges Gefälle und gestaltete sie zu den Alpenrandseen um.
Diese Wirkung machte sich bis zum Jurafuss zwischen Genf
und Solothurn
hin fühlbar, so dass auch die von uns aufgezählten
Thalsysteme ertranken und sich dann zu dem grossen jurassischen Randsee vereinigten. Die von den diluvialen Gletschern n.
von Bern
abgelagerten Moränen lenkten hierauf die einst direkt nach N. gegen Wangen fliessende Aare (mit Saane u. Sense) seitlich
gegen den Jurasee hin ab, der nun in seinem mittleren Abschnitt durch die mächtigen Geschiebemassen
der Aare und ihrer Zuflüsse allmählig ausgefüllt und endlich in die drei heutigen Becken zerlegt worden ist.
Die Zuschüttung des obersten Seearmes zwischen Yverdon und dem Mormont besorgten die fluvioglazialen Geschiebe der von einem
lange Zeit am Mormont stationären Arm des Rhonegletschers kommenden Schmelzwasser. An diesem Ausfüllungsprozess
beteiligten sich nach dem Rückzug der alpinen Eismassen endlich auch noch die lokalen jurassischen Gletscher, deren Schuttmaterial
gegen die heutige Zihlebene
in den See hinaus verfrachtet wurde. Während der unmittelbar auf den Rückzug des Rhonegletschers
folgenden Zeit stand der Neuenburgersee etwa 40 m höher als heute, was eine - allerdings nicht lange
andauernde - Wiederherstellung des einstigen grossen jurassischen Randsees zur Folge hatte.
Der Grund für diese Erscheinung lag darin, dass sich unter dessen bei Solothurn
eine mächtige Stirnmoräne gebildet hatte, die das
Wasser zurückstaute. Zeugen aus dieser Zeit sind das fluvioglaziale Delta von Cortaillod und die bei Grandson
vorhandenen lakustren Terrassen. Dieser Zustand der Dinge war jedoch nur von kurzer Dauer und hat neben den genannten Erscheinungen,
von denen die Terrassen dazu noch sehr wenig scharf modelliert sind, nichts von Belang hinterlassen. Mit der rasch vor sich
gehenden Durchsägung der Moränenbarre bei Wangen sank der Spiegel des Sees immer mehr und zwar so weit,
dass er sogar tiefer zu liegen kam als dies dann später vor der Juragewässerkorrektion der Fall war. Vergl. darüber den
Art. Moos (Grosses).
Aber auch seither ist das Seebecken noch vielfach umgestaltet worden. Die an das Ufer schlagenden Wellen haben
steile Abrasionsküsten, breite Strandpartien und angeschwemmte Uferbänke geschaffen, so besonders am sö. Seeufer, wo die
Molasseschichten dieser abradierenden Tätigkeit nur wenig Widerstand boten. Es ist somit der See durch das stete Zurückweichen
der Ufer immer breiter geworden. Die sö. Längsrinne (das ehemalige Bett der Mentue) wurde zum Teil aufgefüllt; die
Glazialerosion hatte schon vorher die InselLa Motte abgeschliffen und zu einem unterseeischen Rücken umgestaltet und wahrscheinlich
auch die Senken zwischen Châtollion und dem Jolimont, sowie diejenigen zwischen diesem u. dem Brüttelenberg ausgefurcht.
Der Schuttkegel der Aare drängte die Zihl-Broye nach S. zurück und zwang die Broye, gegen den Neuenburgersee
abzubiegen, und den Abfluss des Letzteren, die Zihl, sich seinen Weg durch die Senke zwischen Châtollion und dem Jolimont zu
bahnen. Am N.-Ufer des Bielersees endlich wurde die Schüss durch ihren eigenen Schuttkegel zur Abbiegung nach dem Bielersee
gezwungen, nachdem sie sich zeitweise gegen Pieterlen gezogen hatte.
Das bedeutendste der von den Zuflüssen des Neuenburgersees aufgebauten Deltas ist dasjenige der Areuse,
das eine Fläche von etwa 74 ha umfasst. Die übrigen ragen alle nur wenig in den See vor, weil das herbeigeführte Material
von den Wellen fortwährend weggespült wird und dann erst weiter aussen auf der Uferbank zur Ablagerung gelangt,
die dadurch immer breiter wird. Dieser ganze Vorgang zeigt sich besonders deutlich an den Mündungen des Arnon und der Mentue.
Chemie und Physik des Seewassers.
Das Wasser des Neuenburgersees ist weniger kalkhaltig als dasjenige seiner Zuflüsse. Da sich diese Tatsache mit der direkt
auf den See fallenden Menge des Regenwassers nicht genügend erklären lässt, muss im See ein Niederschlag
¶
mehr
(Sedimentation) von Kalk stattfinden, wie denn wirklich an seiner Sohle kreidiger und kalkiger Schlamm nirgends fehlt und
die auf dem Strand liegenden Muschelreste und Steine unter der lösenden Mitwirkung von Algen sich mit Kalk inkrustieren.
Viele der Gerölle werden auch durch tierische Agentien (Insektenlarven) zerfressen. Im Folgenden geben wir die
Resultate von drei Analysen des Seewassers:
Der verhältnismässig hohe Gehalt an Eiweisskörpern rührt vom Vorhandensein abgestorbenen Planktons her.
Das Wasser des Neuenburgersees ist weniger durchsichtig als dasjenige des Lemansees, was wahrscheinlich von der grössern
Anzahl der suspendierten Kalk- und Tonpartikelchen herrührt. Diese beeinflussen auch die Farbe des Wassers, die nicht das
schöne Blau des Lemans erreicht. Die je nach der Stärke des Wellenschlages, der Durchsichtigkeit des
Wassers und der Färbung des Himmels wechselnden Oberflächenfarben des Sees sind ganz besonders auffallend. Nach seinem Farbenton
gehört der Neuenburgersee zur Klasse der sog. grünen Seen, indem seine Farbe den Nummern VI und VII der Forel'schen Skala
entspricht (ammoniakalische Lösung von 40-36,5 Teilen Kupfersulfat und 10-13,5 Teilen Kaliumchromat
in 10000 Teilen Wasser) entspricht. Eine durch Prof. Fuhrmann angestellte Serie von Beobachtungen hat ergehen, dass die Durchsichtigkeit
(Sichtbarkeitgrenze) im Winter grösser ist als im Sommer und im Frühjahr ihr Maximum (11 m) erreicht. Sie beträgt im Winter
meist 8-10 m und im Sommer 4 m (Tiefe, in der eine weisse Scheibe unsichtbar wird). Ueber die untern Grenzen
der Tiefenwirkungen der Strahlen auf lichtempfindliche Substanzen sind bisher keine Beobachtungen angestellt worden.
Der Wellenschlag ist oft recht intensiv, besonders wenn der in der Richtung der Seeachse blasende NO.-Wind (Bise) auftritt,
aber auch bei SO.-Wind (Uberre, Föhn) und SW.-Wind. Besonders gefürchtet wird der von den Jurahöhen
herabfallende Joran. Von der Gewalt der Wogen geben uns die an den Seeufern überall sich zeigenden Wirkungen der Erosion
und Abrasion einen deutlichen Begriff. Die den Fischern wohl bekannten «Seiches» oder stehenden Wellen des
Wasserspiegels sind am Neuenburgersee schon 1874 von F. A. Forel beobachtet und seither von Ed. Sarasin
und Léon Du Pasquier genauer untersucht worden.
Diese Schaukelbewegungen verlaufen aber nicht so regelmässig wie im Lemansee, weil sie durch den asymmetrischen Bau der
Seewanne, d. h. besonders durch den unterseeischen Rücken der Motte erheblich gestört werden. Sie erreichen
eine nur sehr schwache Höhe und sind an den verschiedenen Orten von verschiedener Schwingungsdauer. So hat man uninodale
Seiches mit einer Periode von 40-50 Minuten und binodale Seiches mit einer solchen von 20-25 Minuten beobachtet. Daneben
konstatiert man aber auch noch (transversale?) Seiches mit einer Dauer von blos 7-9 Minuten. Die Amplitude
oder Höhe der Seiches schwankt zwischen 15 und 30 mm und ist bis jetzt blos ein einzigesmal bis auf 95 mm gestiegen.
Die Thermik des Neuenburgersees ist bis jetzt nur unvollkommen bekannt. Er gehört wie der Bodensee zu
den temperierten SeenForel's und bedeckt sich an seinen Ufern (vor Yverdon und Grandson, Saint Blaise und dem Grossen Moos) oft
mit einer oberflächlichen Eisschicht. Die ganze Seefläche war 1830 und vom Dezember 1879 bis Februar 1880 gefroren. Während
die Temperatur des Grundwassers bei einer blos randlichen Eisbedeckung noch nahezu 5° C. beträgt, sank sie bei der «Seegfrörne»
von 1879-1880 auf 4°, so dass von unten nach oben immer kältere Schichten aufeinander folgten.
Die Dicke des Eises betrug bis 1700 m vom Ufer (Neuenburg)
etwa 10 cm und sank dann bis 3500 m Entfernung auf 5,5 cm, um gegen das andere
Ufer hin wieder zuzunehmen. Es zeigte sich damals auch die auffallende Erscheinung eines etwa 200 m vor
Neuenburg
gegen Saint Blaise und Préfargier ziehenden, ziemlich breiten Bandes offenen Wassers. Ebenso war die Eisfläche auf der FreiburgerSeite weniger zusammenhängend als vor dem Neuenburger Ufer. Man hat diese Erscheinungen mit dem stellenweisen Vorhandensein
von fettigen und öligen Substanzen an der Oberfläche zu erklären versucht. Der Neuenburgersee friert
durchschnittlich in einem Jahrhundert zweimal ganz zu.
Der an der Halde und der Sohle sich niederschlagende Schlamm ist vor dem Neuenburger Ufer grau und tonig (besonders in grössern
Tiefen), vor dem Freiburger und Waadtländer Ufer dagegen an den Halden eher sandig und an der Sohle kalkig
und tonig. Die Uferbank ist mit zahllosen erratischen Blöcken überstreut, die von den Wellen aus den die Ufer begleitenden
Moränenablagerungen herausgewaschen worden sind. Eine 1880 vom Rücken der Motte aus 18,5 m Tiefe heraufgebrachte Schlammprobe
hat einen deutlichen kreidigen Charakter gezeigt, indem ihre Analyse 71% kohlensaurer Kalk und 29% in
Chlorwasserstoff unlösliche Tonsubstanz ergab.
Dasselbe zeigte sich in noch verschärftem Masse (87% kohlensaurer Kalk) bei einer im gleichen Jahr vor Estavayer aus einer
Tiefe von 10 m entnommenen Probe. Beide Proben erwiesen sich unter dem Mikroskop als zum grössten Teil aus doppeltbrechenden
Kryställchen von abgerundeter oder länglich gestreckter Gestalt und einer Grösse von blos 2-3 Tausendstel
mm zusammengesetzt, die vollkommen den künstlich ausgeschiedenen Krystallen von kohlensaurem Kalk entsprechen. Es ist also
dieser Schlamm ein im See selbst sich bildender hydrochemischer Absatz.
Die unlöslichen Bestandteile beider Proben bestanden besonders aus unregelmässig eckigen und sehr kleinen detritischen
Fragmenten (Resten verschiedener Mineralien), die unter dem Mikroskop meist durchsichtig, zum Teil etwas
grünlich oder gelblich gefärbt und doppeltbrechend waren. Während dieser tonige Rückstand auf der Motte feinkörniger
und gelber war als der vor Estavayer, enthielt dieser letztere grössere Gesteinsfragmente (3-6 Tausendstel mm). Man sieht
also, dass am Ufer die Kalksedimentation intensiver ist als gegen die Seemitte hin.
Keine der bisher erhobenen Proben enthielt Reste von Diatomeen oder Rhizopoden. Die von Prof. F. A. Forel gesammelten Schlammproben
aus dem Neuenburgersee zeigen im Gegensatz zu denen des Lemansees deutlich den Charakter der Seekreide. Eine vor Neuenburg
aus einer
Tiefe von 30 m heraufgeholte Probe enthielt neben diesem kreidigen Kalk auch noch einen starken Zusatz
von mit kohlensaurem Kalk inkrustierten pflanzlichen Ueberresten. Die aus geringeren Tiefen stammenden Sande enthalten ebenfalls
oft accessorische Bestandteile, die entweder vom Ufer weggerissen oder von den Zuflüssen herbeigeführt worden sind und
dazu viele Trümmer von Muschel- und Schneckenschalen (Valvata, Planorbis, Limnaea, Pisidium, Bithynia
etc.). Es bestehen somit die Sedimente des Neuenburgersees zugleich aus terrigenen, organogenen und hydrochemischen Komponenten.
Die wenig plastische, weissgelbe Seekreide setzt sich bis in die grössten Tiefen fort, überkleidet auch den Rücken der Motte
und gleicht auffallend derjenigen des Zürichsees.
Limnimetrie und Hydrographie.
Die Niveauschwankungen des Neuenburgersees haben seit der Juragewässerkorrektion und seit der Einführung
der Aare in den Bielersee ihren selbständigen Charakter eingebüsst. Vor diesen Arbeiten bewegten sich die jährlichen normalen
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Schwankungen zwischen 1 m und 1,5 m und konnten gelegentlich auch bis zu 2 m und darüber steigen, während sie seither 1,5
m nicht übertreffen und sich meist etwa um 1 m halten. Stärkste Schwankung mit 2,25 m im Jahr 1856, schwächste mit 0,8
m in den Jahren 1863 und 1873; tiefste Wasserstände vor der Korrektion 434,6 m am und 434,16
m im Dezember 1870; höchste Wasserstände vor der Korrektion 436,66 m am und 436,6 m im Jahr 1856. Nach Bridel
und Jayet betrugen die Höhen des Wasserspiegels vor der Korrektion
Im Verlauf der Korrektionsarbeiten sank der Spiegel auf 432,11 m, und seit deren Abschluss bewegen sich die Schwankungen zwischen
431,47 und 433,31 m. Vor der Korrektion zeigten alle drei Seen je ein grösstes und ein sekundäres Maximum
und Minimum des Wasserstandes. Auf das zur Zeit der Schneeschmelze fast regelmässig vom Februar bis Mai eintretende primäre
Maximum folgte das sommerliche primäre Minimum vom Juni bis September, während ein sekundäres Maximum zur Zeit der Herbstregen
und ein sekundäres Minimum vom Dezember bis Januar sich geltend machte.
Immerhin konnte bei mildem Winterwetter der Seespiegel auch wohl ansteigen, sodass dann das sekundäre
Minimum sich verwischte. Jetzt hängen die Schwankungen des Sees von der Wasserführung der Aare und von dem Spiel der Schleusen
im Hagneck- und Nidaukanal ab; die direkten Zuflüsse des Sees spielen in dieser Hinsicht nur noch eine
untergeordnete Rolle und können blos in Ausnahmefällen noch auf dessen Wasserstand einen merklichen Einfluss ausüben. Anstatt
der regelmässigen Kurven zeigen uns jetzt die Limniter ein scharfes und unvermitteltes Auf- und Absteigen mit je 4-7 Maxima
und Minima zu jeder beliebigen Jahreszeit. Immerhin lässt sich im Grossen und Ganzen noch ein vom Januar
bis März dauerndes Hauptminimum und ein vom Juni bis August reichendes Hauptmaximum konstatieren. Man sieht, dass sich das
Verhältnis gegen früher gerade umgekehrt hat. Bei rascher Schneeschmelze oder lange andauerndem Regen im Sammelgebiet der
Broye oder der Orbe-Zihl kann der See ausnahmsweise und immer nur für kurze Zeit stark anschwellen.
Der Neuenburgersee hat folgende oberirdische Zuflüsse: 1. die Orbe mit ihren Nebenadern Buron, Bey und Brinaz und ihren künstlichen
Mündungsarmen Canal Occidental (mit dem Mujon) und Canal Oriental;
12. die Mentue. Dazu
kommen noch zahlreiche kleine Bäche aus den Tobeln an den Hängen des Jura und Mont Vuilly, die Wasser der Abzugskanäle in der
Orbeebene und im Grossen Moos und endlich noch viele Quellen (besonders am Jurahang), die unter dem Seespiegel
einmünden. In letzterer Hinsicht sind namentlich bekannt die Umgebungen der Diaz, der Raisse und von Monruz.
Vor Saint Aubin
springt eine reichliche Quelle mitten aus den Alluvionen am Seestrand. Das Gesamteinzugsgebiet des Neuenburgersees umfasst
eine Fläche von mehr als 2200 km2. Der einzige Abfluss ist die kanalisierte Zihl. Man kann aber oft
beobachten, dass bei starker Wasserzufuhr der Aare in den Bielersee die Zihl zurückgestaut und damit zu einem Zufluss des Neuenburgersees
wird, während ebenso die Broye bei zeitweiligem Steigen des Neuenburgersees bis zum Ausgleich des Wasserstandes in den Murtensee
abfliesst.
Die drei jurassischen Randseen, die sich vom Genfersee u. a. durch ihre Zugehörigkeit zum Einzugsgebiet des Rhein und damit
der Nordsee unterscheiden, bilden auch in faunistischer Beziehung ein Ganzes. Während in unsern drei Seen eine Anzahl von
Tierarten (Fische, Mollusken) mit ausgesprochenem nördlichen Charakter vorkommen, die im Lemansee fehlen, sind
diesem wiederum Arten eigen, die wir in den Jurarandseen vergeblich suchen würden. Wie alle Seen weist auch der Neuenburgersee
in seinen verschiedenen Tiefenregionen bestimmte Spezialfaunen oder Tiergesellschaften auf, so eine littorale, abyssale (Tiefenfauna)
und pelagische.
Die meist nur eine geringe Tiefe besitzende littorale Zone reicht besonders im O., S. und W. bis weit
in den See hinaus. Sie ist entweder steinig, sandig oder schlammig und oft auch mit Wasser- und Strandpflanzen bewachsen; einige
Stellen sind dem Wellenschlag ausgesetzt, während andere stille Winkel bilden. Aus allen diesen verschiedenartigen Existenzbedingungen
erklärt sich zur Genüge die grosse Veränderlichkeit der hier wohnenden Tierarten (besonders der Anodonten)
mit Bezug auf Lebensweise und Anpassung. Diese Ufer- u. Strandzone ist zugleich die an tierischem und pflanzlichem Leben
(Algen, Protozoen, Würmer etc.) reichste Region des Sees. Aus dem oft wechselnden Wasserstand folgt, dass zeitweise grosse
Strandflächen trocken liegen, was dann wiederum den Tod zahlreicher an das Wasser gebundenen Lebewesen
bewirkt, deren Reste weithin den Boden überstreuen. So ist z. B.
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