Fionnay ins Bagnesthal hinüber. Das Thal gehört mit allen seinen kleinen Verzweigungen ganz zur Gemeinde Nendaz und kann
in drei gut voneinander geschiedene Abschnitte zerlegt werden: einen obern
(Val de Cleuson und
Vallon de
Tortin) mit den Alpweiden
von
Cleuson,
Tortin,
Noveli,
Servais und
Siviez;
einen zwischen die Gehänge des
Greppon Blanc und
Bec de Ballavaux
eingeschnittenen mittleren mit
Maiensässen und darüber aufsteigenden Waldungen;
Die Prinze erhält als grössere Nebenadern einzig von links den
Wildbach des
Vallon de
Tortin und von rechts
die aus den
Wäldern über
Cleibe und
Verrey herabeilende Ogenze. Diese
Wildbäche speisen verschiedene Bewässerungskanäle
(bisses), so die drei
Bisses de Nendaz, dann denjenigen von
Vex und als bedeutendsten denjenigen, der vom
WildbachTortin nach
links abzweigt, die Bergflanke umgeht, durch Hindernisse mancherlei Art dem Hang des
Val d'Isérables entlang zieht und nach 30 km
langem
Lauf auf die Terrassen über den
DörfernSaxon und
Charrat ausmündet. Das Val de Nendaz ist vor
allem ein Alpweidenthal, liefert aber im milden unteren Abschnitt auch Getreide, Obst (Aepfel, Birnen, Kirschen etc.) und
viel Gemüse, welch' letzteres zumeist in die grosse Konservenfabrik zu
Saxon wandert. Schieferbruch. Vorkommen von Anthrazit
und Asbest (oder
Amianth).
Viele der Bewohner arbeiten in den Fabriken
und Werkstätten zu Solothurn.
Das Dorf steht an der Stelle des von den
Guglern 1375 zerstörten
Ortes Hächelhofen.
Als beim Einfall
der Franzosen 1798 ein Teil der Bewohner für diese Partei ergriff, rückte im Auftrag der
Solothurner Regierung der General
Altermatt mit Artillerie gegen das Dorf vor und nahm die verdächtigen Ortsbürger gefangen.
Nach Solothurn
geführt,
sollten sie erschossen werden, erhielten aber auf Betreiben des Generales
Schauenburg ihr Leben geschenkt.
Diese Episode ist
von A. Emch in seinem Volksschauspiel Die Patrioten vonNennigkofen dramatisiert worden.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Laufen).
450 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer fruchtbaren Terrasse am
S.-Hang des
Blauen, n. über dem linken Ufer der
Birs und nahe der Grenze gegen den Kanton Basel Land;
4 km onö. der Station
Zwingen der Linie
Basel-Delsberg-Biel.
Postablage.
32
Häuser, 243 kathol. Ew. Landwirtschaft. Römischer Wachtturm. Gehörte im 13. Jahrhundert den
Grafen von
Thierstein,
im 15. Jahrhundert den Edeln von
Rothberg und wurde 1462 vom
Bischof Arnold von
Rothberg an das Bistum Basel
verkauft. 1526 nahm
der
Ort die Reformation an, musste aber 1589 wieder zum alten Glauben zurückkehren.
Eigene Kirchgemeinde seit 1802. Die 1756 erbaute
Pfarrkirche ist dem h. Oswald geweiht. Eine 1884 restaurierte St. Josefskapelle. 1194: Nanzelingin.
(Lago) (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
2390 m. Schöner Hochsee in einem fast ringsum geschlossenen Felsenkar; oben
in der Valletta, einer Verzweigung des Bavonathales (des NW.-Zweiges des Maggiathales) und 5-6 km n. vom kleinen Dorf San Carlo.
Abgeschiedene und wenig besuchte Gegend.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Signau).
6 km langes enges Thal; beginnt an der Blasenfluh in 920 m, steigt dem
Emmenthal parallel nach N. ab und vereinigt sich bei Schwanden in 630 m mit dem Goldbachgraben. Nw. von Signau.
Strohindustrie,
Tabak- und Zigarrenfabrikation. Am Reussufer steht nahe dem Dorf das jetzt zu einem Altersasil umgewandelte einstige Kloster Gnadenthal.
Die frühere Gemeinde Nesselnbach ist 1901 mit Niederwil verschmolzen worden.
(Kt. Bern
und Luzern).
1843 m. Nördl. Vorberg des Brienzer Rothorns, auf der Grenze zwischen Bern
und Luzern;
w.
über dem Eysee und über dem von Stafel aufs Rothorn führenden Fussweg. Fällt nach N. mit Gras- und Waldhalden zum obern
Marienthal ab.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
2489-1066 m. 4,5 km langes Thal; steigt vom Kamm des Schienhorns (2649 m) nach
NO. ab und vereinigt sich bei Grund von links mit dem Thal des Taferbaches (La Tavernetta) und dem Ganterthal zum Thal der
Saltine.
Wird vom Nesselbach entwässert. Im untern Abschnitt stark bewaldet;
weiter oben die Unter Nesselalp (1480 m) und
Ober Nesselalp, die zusammen vom 8. Juli bis 1. September mit 55 Stück Grossvieh und 90 Ziegen und Schafen
bezogen werden und jährlich 18000 Liter Milch liefern.
Die 10 Hütten und die Kapelle auf Ober Nesselalp sind 1888 durch eine
mächtige Lawine zerstört und seither wieder aufgebaut worden.
Der Nesselbach fliesst durch ein wildes Tobel, das
er fortwährend noch weiter vertieft.
Das Thal ist in die Triaszone zwischen den Glanzschiefern des Glishorns und dem Gneismassiv
des Schienhorns und Staldhorns eingesenkt.
Aus seinem obersten Abschnitt führen der sog. Längritz über den Rossensee zum
Simplonpass und die Nanzlücken ins Nanzthal hinüber. Am terrassierten O.-Hang des Thales liegen Alpweiden
(mit Hütten), deren höchste der sog. Enziboden ist.
Die hier zerstreut gelegenen Häuser bilden zusammen
mit der Gruppe Mühlestalden (930 m) eine Abteilung der Gemeinde Gadmen. 7 Häuser, 42 reform. Ew. Kirchgemeinde Gadmen.
Postablage.
Gasthof.
Das Thal wird von der Sustenstrasse durchzogen. Es kommen hier noch die Kirsche und Zwetschge
fort.
Vom obern Abschnitt prachtvolle Aussicht thalauswärts.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Ober Toggenburg). 766 m. Gem. und Pfarrdorf, zu beiden Seiten der Thur, am NO.-Fuss
des Speer und W.-Fuss des Stockbergs, an der Poststrasse Ebnat-Buchs (Rheinthal) und 11 km sö. der Station Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn.
Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen ins Rheinthal. Ist eine der bedeutendsten Ortschaften im Toggenburg. Zur Gemeinde
Nesslau gehört noch eine Enklave in der Gemeinde Krummenau. Grosse Waldungen und Alpweiden.
Kirchgemeinde
Nesslau und katholische Pfarrei NeuSt. Johann. Schöne Pfarrkirche, 1811 erbaut. Grosses Schulhaus. Beliebte
Sommerfrische mit abwechslungsreichen Spazierwegen, schönen Aussichtspunkten und romantischen Tobeln und
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Wasserfällen. Elektrisches Licht; Wasserversorgung mit Hydrantennetz. Käserei. Wiesenbau, Alpwirtschaft, Viehzucht.
Baumwollweberei als Hausindustrie. Eine Buntweberei und eine Wattefabrik. Zahlreiche Stickmaschinen. Gut besuchte Viehmärkte.
1178: Nezzelow und damals nur ein einzelner Bauernhof. Das ganze umliegende Gebiet trug einst zusammen mit dem hiesigen Grundbesitz
des KlostersSt. Johann den Namen «Zum Wasser». Die Pfarrkirche diente von der Reformation an bis 1806 beiden
Konfessionen. In Urkunden aus dem 13. Jahrhundert werden Edle von Nesslau genannt, deren Burg auf einer Anhöhe bei Lütenwil
gestanden haben soll. Spuren davon sind aber keine vorhanden.
800-863 m. 11 am linksseitigen Hang des Steinthales zerstreut gelegene
Häuser, 2 km s. der Station Ebnat-Kappel der Toggenburgerbahn. 41 reform. Ew. Kirchgemeinde Ebnat.
Besonders schön von der Oberaletschhütte des S.
A. C. sichtbar, von wo aus der Berg seiner prachtvollen Aussicht wegen ziemlich oft besucht wird (4½ Stunden).
Sein Panorama
ist nach dem Urteil von Kennern eines der schönsten der Hochalpen.
Zum erstenmal 1865 auf dem auch heute
noch meist üblichen Weg über das Kleine Nesthorn bestiegen.
er ist 1884 zum erstenmal erreicht
worden und wird oft auch Klein Bietschhorn genannt.
Klein Nesthorn nennen ferner mehrere kompetente Alpinisten
auch den Punkt 3720 m der
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Siegfriedkarte, einen im W.-Grat des Nesthorns stehenden Berg, über den die gewöhnliche, schon von den ersten Besteigern 1865 gewählte
Anstiegsroute auf das Nesthorn oder Gross Nesthorn führt.
Dorf: 399 Häuser, 1950 Ew. (1318 Reformierte und 629 Katholiken).
Reform. und kathol. Kirchgemeinde. Das Dorf dehnt sich
mitten in der Thalebene der Linth und am linken Ufer des Löntsch, der 1,5 km weiter s. aus dem Klönthal
heraustritt, auf eine Länge von 1,5 km in der Richtung von SW. nach NO. als gedrängt gebaute, unregelmässige Häusermasse
aus. Eine kleine Häusergruppe mit einigen hübschen Villen liegt am rechten oder S.-Ufer des Löntsch.
Teils im Innern des Dorfes, teils in seiner Umgebung erheben sich mehrere 10-20 m hohe kegelförmige Hügel über die ebene
Thalsohle als Ueberreste eines grossartigen Bergsturzes, der sich in der Glazialzeit von der N.-Seite des Glärnisch abgelöst
hat.
Charakteristisch für das Bild von Netstal sind jedoch vor allem die gewaltigen Felsmauern des Wiggis,
die blos 500-600 m vom W.-Rande des Dorfes entfernt und mehr als 1800 m hoch sind, sowie mit einer durchschnittlichen Böschung
von 51° unvermittelt aus der Linthebene aufsteigen. Ueber diese Felswände stürzen jedes Frühjahr grosse Grundlawinen.
Die Staublawinen, die sich dort nach starkem Schneefall loslösen, fegen oft über das Dorf hinweg bis
an die gegenüberliegende Bergwand.
Der sie begleitende Luftdruck hat an den Hausdächern, Obstbäumen und Wäldern öfters erheblichen Schaden angerichtet. Im
Jahr 1817 hob eine solche Staublawine viele Hausdächer weg und beraubte z. B. auch das Schulhaus des Daches und der Treppe,
so dass die Schulkinder vermittels Leitern herausgeholt werden mussten. Zum Schutze gegen diese Lawinen
reicht bei manchen Häusern die gegen den Wiggis gekehrte Mauer über das Dach empor. Hauswasserversorgung und Hydrantennetz,
elektrische Beleuchtung; Elektrizitätswerk, dem die Quellen des Klönthals die Kraft liefern.
Sekundarschule. Die Bürgergemeinde besitzt ausgedehnte Alpweiden, Wiesengüter und Wälder, und Viehzucht,
Alpwirtschaft und Waldwirtschaft sind wichtige Erwerbszweige der Einwohner. Von noch grösserer Bedeutung ist jedoch die
Industrie. Netstal ist wie Glarus
und Ennenda ein Hauptsitz der glarnerischen Baumwolldruckerei, leidet jedoch stark unter der Krisis,
von der diese Industrie seit längerer Zeit betroffen ist; zwei grosse Etablissemente sind in den letzten Jahren
geschlossen worden. Es bestehen hier noch zwei Baumwolldruckereien, ferner
eine Baumwollspinnerei, zwei Baumwollwebereien,
eine Giesserei, eine Papierfabrik, zwei Ziegerfabriken und eine grosse Kalkbrennerei, die den Troskalk (Tithon) des Elggis
(Felsvorsprung am rechten Ufer der Linth) ausbeutet. Im 18. Jahrhundert betrieb die Bevölkerung einen lebhaften Handel mit
den Produkten der Viehzucht und Alpwirtschaft, hauptsächlich nach Holland, und in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts gründeten manche Bürger Netstals industrielle Etablissemente und Handelshäuser im Ausland, namentlich
in Russland. Im Jahr 1420 liess Landammann Mathias Netstaller, der reichste Glarner und einer der reichsten Eidgenossen seiner
Zeit, in Netstal auf seine eigenen Kosten eine Kapelle bauen.
Diese verblieb nach der Reformation den Katholiken und wurde 1708 durch eine neue Kapelle ersetzt, die 1876 zur katholischen
Pfarrkirche erhoben wurde. Die reformierte Bevölkerung trennte sich erst 1698 von der Pfarrgemeinde Glarus;
ihre gegenwärtige Kirche
stammt aus dem Jahr 1813. Der Löntsch, der heute durchaus ungefährlich erscheint, richtete im 18. Jahrhundert
im Dorf wiederholt grossen Schaden an. 1762 und 1764 floss er mitten durch den Ort und riss mehrere Häuser weg. Netstal hatte
auch schwer unter den Kriegsnöten des Jahres 1799 zu leiden, als wochenlang tausende von fremden Soldaten im Dorf und seiner
Umgebung lagen. Am fand hier ein heftiges Gefecht zwischen den Franzosen und den Oesterreichern
statt, und am 30. September und 1. Oktober ereigneten sich Kämpfe zwischen den Russen unter Suwarow und den Franzosen unter Molitor.
(Kt. Wallis,
Bez. Sitten).
2735-1250 m. So nennt die Siegfriedkarte den Abfluss des zwischen Geltenhorn und
Wildhorn an der Walliser Flanke der BernerHochalpen liegenden kleinen Brozetgletschers. Die Nettage fliesst mit mancherlei Windungen
zwischen den Stöcken des Sex Rouge und des Cérac im allgemeinen gegen S., tritt nach 5 km langem Lauf durch felsige Einöden
am Fuss der Terrasse von La Ley in ein freundlicheres Gelände ein und mündet nach 7 km langem Gesamtlauf
in 1250 m von links in die Morge. Ihre grössten Nebenadern kommen aus den am S.-Hang des Cérac und Sublage eingeschnittenen
Thälchen von La Forclaz und La Dui. Der Wildbach wird auch Eau de la Ley (Eau de l'Allée oder auch de la Lex)
genannt.
(Kt., Amtsbez. und Gem. Bern).
484 m. Gruppe von 7 Häusern, am linken Ufer der Aare und am N.-Rand des Bremgartenwaldes, 3 km
nnö. vom Bahnhof Bern.
Postablage, Telephon; Postwagen Bern-Dettlingen. 44 reform. Ew. Ein 1810 erbauter Gasthof
mit grossem Garten, beliebtes Ausflugsziel. Ueber die Aare führt hier eine 1560-1570 erstellte gedeckte Holzbrücke mit Steinpfeilern,
über die einst ein bedeutender Verkehr zwischen Bern
und Neuenburg
einerseits und Bern
und Basel
andererseits flutete. Im Bauernkrieg 1653 wollten
die Aufständischen einst des Nachts sich der Brücke bemächtigen, wurden aber von Studierenden, die
sich maskiert und mit weissen Hemden verkleidet hatten, mühelos verjagt. In der Nähe der Brücke befand sich früher auch
eine Fähre. Der hier sprudelnde Herrenbrunnen hat seinen Namen von den Festlichkeiten erhalten, die die Grafen von Nassau
und Hanau 1353 unter Beteiligung der Frauen und Mädchen von Bern
in seiner Nähe veranstalteten. Vergl. die
von E. Stierlin und J. R. Wyss besorgte Ausgabe von Konrad Justinger's BernerChronik.(Bern
1819. S. 154).
601 m. Burgruine, auf einer
Anhöhe über dem linken Ufer des Rhein und 1,5 km sö. Untervaz. In dieser aus dem 9. oder 10. Jahrhundert stammenden Burg
wurde Pfalzgraf Hugo von Tübingen, Graf von Bregenz und Rätien, 1164 vom Herzog Welf dem Jungen von Baiern
während 6 Monaten gefangen gehalten.
Seit 1315 gehörte die Burg den Thummen
von Neuburg (oder Neuenburg),
die in der Geschichte Bündens ihrerzeit eine gewisse Rolle gespielt haben. Das Schloss ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts
zerstört worden.
(Kt. Thurgau,
Bez. und Gem. Steckborn).
430 und 520 m. Gruppe von 5 Häusern und Burgruine, 2 km ö. der Station
Mammern der Linie Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen. Die malerische Ruine steht am steilen Hang des Seerückens über der Häusergruppe
gleichen Namens. 15 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Mammern. Obst- und etwas Weinbau. Wald. Eine Ziegelei.
Von der Burg sieht man noch den ziemlich hohen quadratischen Turm mit seinen an der Basis 2,5 m dicken Mauern und Ueberreste
der ehemaligen Umfassungsmauer. Sie muss mit ihrem 4 stöckigen Turm einst ein ziemlich bedeutendes Bauwerk gewesen sein.
Von der von Mammern aus oft besuchten Ruine hat man eine schöne Aussicht auf den Untersee. Es ist nicht
sicher festgestellt, ob die Burg von den um 1260 erloschenen Edeln von Manbüron (Mammern) oder von einem seit 1270 hier sitzenden
Zweig der Freiherren von Klingen erbaut worden ist.
Sie wurde als Lehen der Abtei St. Gallen
1270-1290 von Ulrich von Klingen bewohnt, ging dann 1290 durch Kauf an die
Brüder von Kastell über, gehörte 1413-1463 den Edeln von Ulm aus Konstanz, 1463-1522 zusammen mit Mammern den Freiherren
von Hohenlandenberg und 1550-1620 dem rätischen Edelgeschlecht derer von Thumb oder Thumm und zerfiel von da an allmählig
in Trümmer. 1621 kam die Herrschaft Neuburg und Mammern durch Kauf an die Brüder von Roll aus Uri
und 1687 an
das Kloster Rheinau. Die Steine der Umfassungsmauer wurden zum Bau
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der Schlosskapelle Mammern und anderer Bauten verwendet. Vergl. Meyer, J. Burgen undSchlösseramUntersee (in den Beiträgendes thurg. histor. Vereins zur vaterländ. Geschichte. 31).
(Hôtel des) (Kt. Bern,
Amtsbez. Ober Hasle). 2470 m. So hiess ein in der Geschichte der Gletscherforschung berühmt
gewordenes, ehemaliges Schutzhaus, das 1840 am Fuss des Abschwung (sö. Ausläufer der Lauteraarhörner) an der Vereinigung
der Mittelmoränen des Finsteraar- und Lauteraargletschers erstellt worden ist. Schon der Naturforscher Hugi hatte 1829 auf
der gleichen Moräne am Fuss des Abschwung für seine Studienzwecke eine kleine Hütte erbaut, die er 1830 und 1836 wieder
besuchte, wobei er konstatieren konnte, dass sie mit dem Gletscher bereits beträchtlich thalauswärts gewandert war. 1839 fand
Desor ihre Mauern noch gut erhalten, während sie dann 1840 ganz in Trümmer gefallen war. Er liess daher für sich und seine
Kollegen unter einem mächtigen Steinblock, 797 m vom Abschwung entfernt, eine neue Hütte erstellen, die
er dann mit L. Agassiz, C. Nicolet, K. Vogt, Fr. de Pourtalès, H. de Coulon und den Führern Jakob Leuthold und Joh. Währen
bezog.
Die Namen aller dieser ersten Bewohner der in scherzhafter Laune Hôtel des Neuchâtelois getauften neuen Hütte wurden zugleich
in dem sie beschützenden Felsblock verewigt. Hier nahmen von Anfang August bis zum Agassiz,
Arnold Escher von der Linth, Karl Vogt, Burckhardt, Desor und GirardQuartier und erhielten häufigen Besuch, so u. a. von Oswald
Heer, D. Meyer, Götz, Stockar, Bovet-von Muralt, Otto Rudolf Wertmüller, Dr. Lüthy, Louis Favre. Das
Vorrücken der Moräne und die den heftigen Stürmen zu stark ausgesetzte Lage der Hütte bewogen Agassiz und Desor 1843 zum
Bau eines neuen Schutzhauses links über dem Unteraargletscher an der Stelle, wo jetzt der Pavillon Dollfus steht. 1844 hatte
sich der grosse Glimmerschieferblock, an den sich diese Hütte anlehnte, gespalten und sie völlig zertrümmert.
Die drei Felsstücke, die zu ihrem Aufbau verwendet worden waren, wurden 1884 in einer Distanz von 2,4 km thalauswärts von
ihrem ursprünglichen Standort wieder aufgefunden, wobei man auf ihnen die Namen von Vogt, Stengel, Ch. Martins, Aug. Solioz,
Leutnant Guntren, de Bivis (alles Gefährten von Agassiz) noch deutlich erkennen konnte. Bis 1899 sind
dann diese Reste der einstigen Hütte mit dem Gletscher noch um weitere 800 m vorgerückt. Zwei Tage nach dem Bau der neuen
Hütte durch Desor und Agassiz errichtete Dollfus-Ausset dicht daneben eine zweite Hütte, die er die «Smala» benannte.
Nachdem er sie zuerst den
Führern überlassen hatte, richtete er sie bei seinen wiederholten spätern
Besuchen neu ein, woher sie dann den allgemein üblichen Namen des Pavillon Dollfus (s. diesen Art.) erhalten hat. Wir können
aus dem Wandern der Hüttenüberreste zugleich auch das Vorrücken des Gletschers sehr schön verfolgen, indem beide von
1842-1846 um 73 m, 1846-1884 um 55 m und 1884-1899 um 53 m thalauswärts flossen. Diese Tatsachen sind
von der 1900 in Gletsch tagenden internationalen Gletscherkonferenz bestätigt worden. Vergl. Agassiz, Louis. Untersuchungenüber dieGletscher. Soloth. 1841; Hugi, Franz Jos. Naturhistor. Alpenreise. Soloth. 1830; Desor, Ed. Excursions et séjoursur lamer de glace deLauteraaret du Finsteraar.Genève 1843; Desor, Ed. Nouvelles excursions et séjoursdans les glaciers... Neuch. 1845; Jahrbuch des S. A. C. 8, 9, 20 und 23; Bähler, A. Das Hôtel des Neuchâtelois (in der
Alpina. 1895).