(ValDa) (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2040-1200 m. Linksseitiges Nebenthal zum Unter
Engadin, mündet mit einer
Schlucht direkt w.
und unterhalb
Sent aus. Seine Richtung ist im ganzen SO. mit zwei starken Ausbiegungen gegen
Sent
(Sins)
hin; zuletzt zieht es fast ganz gegen S.
Oben spaltet es sich in das
Val Spadla und
Val Soër, die 2,4 und 3 km lang sind. Grösster
Seitenarm ist das
Val Giüstina, dessen Bach in sö. Richtung zwischen dem
Haupt- und dem westlichsten
Teil des Dorfes
Sent herabläuft und unter dem Dorf sich der Hauptrinne zuwendet.
Diese Gliederung des terrassierten Gehänges verleiht dem Dorf
Sent einen malerischen Charakter. Val da Muglins ist etwa 3,8
km lang und hat auf dieser Strecke ein Gefälle von 840 m oder 247‰. Den Thalgrund bilden stark gefaltete
und verbogene, fossilleere Ton- und Kalkschiefer (sog. Engadinerschiefer, deren
Alter noch unbestimmt ist und die hier die
Basisschichten darstellen); im
Vordergrund zeigt sich ein ansehnliches Gipslager, das wahrscheinlich mit dem Gips in
Crusch
im Zusammenhang steht. Ferner greift auch der mit Trümmern und
Schutt bedeckte Granit desGalgenberges
unter
Sent mit schmaler Zunge in das Thälchen herüber. - Val Muglins heisst ferner das von
Sainas-Fetan zum
Inn hinabreichende
Tobel, westl. vom
Val Püzza und diesem ziemlich parallel ziehend. Auch hier ein Gipslager.
(Kt. Aargau,
Bez. Aarau).
436 m. Gem. und Dorf, an der
Suhr und an der Strasse
Aarau-Schöftland, 7 km s.
Aarau.
Station der elektrischen Strassenbahn
Aarau-Schöftland. Postbureau, Telephon. Gemeinde, mit
Hard und
Schwabenstall: 166
Häuser, 1213 reform.
Ew. Kirchgemeinde
^[Supplement:
Schöftland; Unter Muhen gehört zu]
Ober Entfelden. Das Dorf zerfällt in die drei Gruppen
Ober, Mittel und Unter Muhen mit zusammen 118
Häusern, 866 Ew. Ober Muhen gehört zur Kirchgemeinde
Schöftland.
Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Bürsten- und Kartonfabriken. Weberei.
Säge. Ein Grabhügel; bei Kolpen
Reste einer Römersiedelung. Alemannengräber in Kaibenstadt. 1045: Muchein.
Das
Dorf steht auf einer dem Jurahang angeklebten grossen Moräne, die meist Gesteine aus dem
Jura selbst
enthält und auf der einige erratische Blöcke alpinen
Ursprunges liegen. 1250: Muis.
Ehemals nur eine
Scheuer, die dem Kloster
Oujon gehörte.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez.
Orbe und Yverdon).
Bach; entsteht aus der Vereinigung des
von S. her kommenden Vuag und des in einer an den
Marais de
Baulmes angrenzenden Sumpfebene entspringenden Ruisseau de Montjuvis. Fliesst zunächst auf eine
Länge von 6 km durch ein kleines Thal, geht zwischen
Valeyres und
Rances durch, tritt bei
Mathod in die
Ebene der Orbesümpfe
(448 m) ein, fliesst s.
Suscévaz und
Treycovagnes dem Fuss des
Rückens von
Chamblon entlang und mündete
einst 800 m sw.
Yverdon in die
Thièle.
Seit den in der
Ebene vorgenommenen Korrektionsarbeiten vereinigt er sich mit dem westlichen
Kanal und mündet zusammen mit diesem 1 km nw.
Yverdon (432 m), n.
Sergey und am Fuss des Mont
Suchet (610 m) von links in den
Neuenburgersee.
Die Strecke
Mathod-See ist 7 km und somit der Gesamtlauf 13 km lang.
Allgemeine Laufrichtung
gegen NO. Treibt einige
Mühlen.
1223 m. Gemeindeabteilung und Dorf, rechts über der
Schlucht des
Schyn
und 1 km n. der Station
Solis der Albulabahn. 29
Häuser, 157 kathol. Ew. romanischer Zunge.
(Piz)(Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
2579 m. Unbedeutender Gipfel, nach NW. über einen scharfen
Kamm mit dem
Piz Musch und der Gruppe
des
Aroser Rothorns verbunden; 4-5 Stunden nw. über
Alvaneu. Stark bewaldete Hänge. Trigonometrisches
Signal.
Die Siegfriedkarte, die den
Kamm und Gipfel unbenannt lässt und nicht kotiert, legt den Namen Mulets de la Liaz
irrtümlich dem
Kamm zwischen dem
Grand Combin und dem
Tournelon Blanc bei, der in Wirklichkeit
Mulets de Zessetta
heisst.
Moulinel oder Mullines (Kt. Waadt,
Bez. Échallens).
620 m. Ehemaliges Dorf oder Weiler, nw. Échallens. Bestand bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts.
Heute steht hier 1,4 km nw. Échallens ein isoliertes Haus. Eine schwankende Ueberlieferung berichtet von einer ehemaligen
Stadt Mulinel.
Sein Bach nimmt denjenigen des Nachbarthales Val Luven auf, während derjenige
des Val Rabius (der östlichsten der drei Furchen) direkt in den Rhein mündet.
Alle drei Bäche entspringen auf einer schwach
geneigten Terrasse, die unten Alpweiden trägt und oben mit Sturzschutt ganz überdeckt ist.
(AvaDa) (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
2651-1740 m. Wildbach des Val Mulix; entspringt einem unbenannten kleinen See am
SO.-Fuss des Piz Bleis Martscha, fliesst nach N., dann nach NO. und mündet nach 4,5 km langem Lauf bei Naz von links in die
Albula. Sein Einzugsgebiet umfasst 16 km2, wovon 53% auf Fels und Schutt, 11% auf Firn und Eis, 32% auf Alpweiden und
4% auf Wald entfallen.
(ValDa) (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
Oberstes linksseitiges Nebenthal zum Thal der Albula. Steigt vom Sommerdorf Naz (1745 m; 4,5 km
oberhalb Bergün) bis zur Alp Mulix auf eine Länge von 1 km nach SO. an und gabelt sich hier in 2 Arme,
deren einer, das Val da Tschitta, nach W. zu der zwischen dem Piz d'Aela und Piz Val Lung eingeschnittenen Fuorcla da Tschitta
zieht, während der von der Ava da Mulix durchflossene andere zuerst nach S. und dann nach W. sich wendet
und an den beiden Fuorcla da Mulix endigt.
Beide Arme sind zu oberst wild und mit Schutt bedeckt und zeigen noch mitten im
Sommer Schneefelder und Lawinenreste.
Schöne Wiesen, mehrere Ställe und 9 periodisch bewohnte Häuser.
Die
s. Fortsetzung der Terrasse ist auf 1 km Breite und 2 km Länge mit dem Schutt eines prähistorischen Bergsturzes bedeckt,
der vom N.-Hang des Fronalpstockes niedergebrochen ist.
Seine mächtigen Felsblöcke und dunkeln Tannenbestände bilden einen
auffallenden Gegensatz zu den grünen Wiesen und Weiden von Mullern.
und HinterMulten (Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. Signau).
820 m. Zwei Bauernhöfe, über dem rechten Ufer der Emme und 2,7 km ö.
der Station Signau der Linie Bern-Luzern. 19 reform. Ew. Kirchgemeinde Signau. Wiesenbau.
(Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. Aarwangen).
461 m. Dorf; 1,2 km ö. Aarwangen und 3 km n. der Station Langenthal
der Linie Olten-Bern. 59 Häuser, 387 reform. Ew. Kirchgemeinde Aarwangen. Landwirtschaft. In der Nähe ein sehr fischreicher
Weier. Die ehemalige Burg der Edeln von Mumenthal ist heute verschwunden. Fund von römischen Münzen aus der Zeit von
Alexander Severus bis Valerian.
oder NiederMumpf (Kt. Aargau,
Bez. Rheinfelden).
290 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Rhein und an der Strasse
Rheinfelden-Laufenburg. Station der Linie Zürich-Brugg-Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon. 83 Häuser, 492 kathol. Ew.
Acker-, Wein- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Bienenzucht. Fischerei. Eine Bierbrauerei. Kurort mit Soolbädern.
1218: Mumpher; 1303 und 1311: Nidren Mumphe. Am Ufer des Rhein ein römischer Wachtturm. Hier brach 1612 der
sog. Rappenkrieg aus, d. h. ein bewaffneter Aufstand der Bauern des Frickthales und Schwarzwaldes gegen die von der österreichischen
Regierung angeordnete Erhöhung der Steuern, der 1614 nach einer grossen Volksversammlung in Mumpf sein Ende nahm. Im 30jährigen
Krieg wurde Mumpf wie übrigens auch das ganze Frickthal hart mitgenommen: 1634 plünderten das Dorf die
Schweden, dann die Kaiserlichen und 1638 die Soldaten Bernhard's von Weimar. In der Gastwirtschaft zur «Sonne» wurde am die
Tragödin Elise Rachel geboren. Bei Abdorf (zwischen Nieder Mumpf und Stein) hat man eine römische Inschrift aufgefunden.
(Ober) (Kt. Aargau,
Bez. Rheinfelden).
390 m. Gem. und Pfarrdorf, am Fischingerbach und 2,5 km sö. der Station Mumpf der Linie Zürich-Brugg-Basel.
Postablage, Telegraph, Telephon. 92 Häuser, 503 kathol. Ew. Römisch-katholische und altkatholische Kirchgemeinde. Acker-
und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Bienenzucht. Strohindustrie, Korbwarenindustrie. Mühle. Fischerei. Reste einer
Römersiedelung. Alemannengräber. 1303 und 1311: Obern Mumphe.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
1197 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Felsterrasse rechts über der Rhone und rechts über dem Tobel des
Gredetschbaches, von dem mehrere die magern Hänge des Gemeindegebietes befruchtende, sehr bemerkenswerte Wasserleitungen
abzweigen. Die nur auf eine Länge von 600-700 m an die Rhone grenzende Gemeinde umfasst das ganze rechte
Ufer des Gredetschbaches und zieht bis zum Baltschiederthal hinüber. 5 km w. der Station Brig der Simplonbahn. Die Gemeinde
umfasst zahlreiche kleine Weiler, deren bedeutendste Ober Mund, Tächhäusern, Warflüh, Bodmen, Finnen, Ferche, Kastler und Rosen
sind. Zusammen: 79 Häuser, 546 kathol. Ew.; Dorf: 22 Häuser, 249 Ew. Früher nach Naters pfarrgenössig,
jetzt eigene Kirchgemeinde. Getreide- und Kartoffelbau, Viehzucht. Der einst im Wallis
weit verbreitete Anbau von Safran hat
¶
mehr
sich in Mund bis heute erhalten. Im Mittelalter bildeten Mund und das Gredetschthal eine eigene Herrschaft, die z. B. 1299 unter
Peter ab Mund (einem Schwiegersohn Werner's von Raron) und 1353 unter dem Burgherrn Johann von Mund, dem Vize-Grossvogt des
Wallis
stand. Durch dieses letztern Tochter kam die Herrschaft an die Herren von Raron-Montville und von diesen
an die Ornavasso aus Naters. Das kirchliche Rektorat von Mund wurde 1318 gestiftet. 1425 erwarben die Leute von Mund von Katharina
von Ornavasso und den Raron-Montville das im ö. Abschnitt der Terrasse liegende Gebiet von Finnen. 1246: Mont; 1299: Mund;
1331: Mond, Munt. Ueber die Terrasse ragt ein von ferne einem runden Turm gleichender Felskopf in die Höhe,
auf dem einst in Zeiten der Gefahr ein Signalfeuer angezündet zu werden pflegte.
undPizMundaun (Kt. Graubünden,
Bez. Glenner und Vorderrhein).
Mundaun ist der Name des schönen breiten Alpweidenrückens
zwischen dem untern Lugnez und dem Thal des Vorderrhein, dessen SW.-Ende der Piz Sez Ner (2315 m) und dessen NO.-Ende der vorgeschobene
Piz Mundaun (2065 m) bildet. 5 km lang, sanft geböscht, zu oberst leicht gewellt und mit einigen Buckeln (2112 und 2174 m).
Prachtvolle Alpweiden, einige wenige Waldparzellen; auf den Terrassen tiefer unten die zahlreichen Dörfer
und Weiler des untern Lugnez und von Obersaxen.
Ist wie der Heinzenberg ein typischer Bündnerschieferrücken, zeichnet sich aber vor jenem durch seine an beiden Gehängen
gleichmässig sanfte Böschung und durch das fast völlige Fehlen von Tobeln und Schluchten aus. Die Alpen von
Mundaun werden mit mehreren hundert Kühen befahren. Der Piz Mundaun, der sog. Rigi des Oberlandes, ist von allen Seiten her
leicht zugänglich und wird sehr häufig besucht; Aufstieg von Ilanz in 3-4 Stunden, von Cumbels, Villa und andern Dörfern im
Lugnez in 2-2½ Stunden, von Obersaxen ebenfalls in 2-2½ Stunden.
Die prachtvolle Aussicht umfasst das ganze Rheinthal vom Badus bis zur Landquart, das Lugnez, die Gruppen des Tödi, Galenstocks,
Finsteraarhorns und alle die vielen Ketten und Gipfel bis zum Rätikon hinaus. Lohnend und interessant ist der Uebergang über
den Pass von San Carlo (1606 m; Kapelle), wo die Leute des Lugnez einst eine feindlich in ihr Thal eindringende
Truppe siegreich zurückschlugen. Seit 1902 besteht eine Stunde unter dem Gipfel das Hotel Piz Mundaun. Panorama vom Piz Mundaun
in Dr. Tarnuzzer's IllustriertemBündner. Oberland. (Europ. Wanderbilder. 256-258). Zürich
1903.
oder Mundki (Kt. Wallis,
Bez. Brig).
1700-1200 m. So heisst die zwischen den Terrassen von Birgisch und
Mund eingeschnittene, tiefe und enge Mündungsschlucht des von rechts der Rhone zufliessenden Gredetschbaches. Hier zweigen
die die genannten Terrassen befruchtenden Wasserleitungen vom Bach ab. Chin, kin, ki nennen die Walliser ein enges und felsiges
Erosionstobel.
Die
felsigen Stufen am N.-Hang bestehen zur Hauptsache aus grau gefleckten, spätigen und brecciösen Kalksteinen mit Häuten und
Schlieren von Serizit und Glimmer, die in die grauen Kalktonphyllite der sog. Engadinerschiefer (unbestimmten Alters) eingelagert
sind.
(MuntDellas) (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2186-2380 m. So heisst der ganze linksseitige Hang des bei Lavin von N. ins Unter Engadin
ausmündenden Val Lavinuoz. Bildet den W.-Hang der vom Piz Chapisun zum Piz d'Anschatscha ziehenden Kette.
Alpweiden. muoja romanisch = Jungvieh.
und Muotathal (Kt. und Bez. Schwyz). Die Muota ist der einzige grössere rechtsseitige Zufluss des Vierwaldstättersees
und damit auch der grösste rechtsseitige Zufluss der Reuss. Ihre Länge beträgt etwa 30 km, ihr Flussgebiet 315,9 km2,
wovon 0,551 km2 auf Eisfelder und 60,743 km2 auf Wald entfallen. Ihre Quellen finden sich hinten
im Bisithal am Gebirgszug von der Schächenthaler Windgälle bis zum Glatten am Klausenpass. Als Ilauptquelle gilt der vom Alplerthor
nw. der Windgälle kommende Bach, der ö. bis unter die Ruosalp fliesst und unterwegs mehrere hübsche Wasserfälle (namentlich
bei dem durch eine Steilstufe gebildeten Uebergang von Alplen nach der Ruosalp bildet).
Von unterhalb dieser Alp an durchzieht die Muota in einem nach NW. gerichteten Bogen das Bisithal bis zur Aufnahme des vom
Pragelpass kommenden Starzlenbaches, dann wendet sie sich nach WNW. und tritt unterhalb der sog. Suwarowbrücke in der Enge
zwischen den Fels- und Waldhöhen des Stoss und des Giebel aus dem Muotathal aus, um in die offene Landschaft
von Schwyz
zu gelangen, hier in zuerst nw., dann w. und endlich sw. Richtung ihr eigenes Delta zu durchfliessen und endlich bei
Brunnen in den See zu münden.
Das Elektrizitätswerk Schwyz
beutet mit 730 HP so ziemlich die ganze Wasserkraft des Flusses aus. Die drei
Thalabschnitte Bisithal, Muotathal und Delta entsprechen dem Oberlauf, Mittellauf und Unterlauf der Muota und zeigen in typischer
Weise die drei Hauptentwicklungsstadien der Thalbildung, nämlich Einschneiden (Tiefenerosion) im Bisithal, Verbreitern (Seitenerosion)
im eigentlichen Muotathal und Aufschüttung (Akkumulation) im Delta. Der Uebergang von einer Thalstufe
zur folgenden wird je durch eine schluchtartige Thalenge bezeichnet.
Einst
war aber das Mündungsstück anders geartet als jetzt. Die Reuss floss damals in einem höhern Niveau von Brunnen über
die Gegenden des jetzigen Lowerzer- und Zugersees hinweg und nahm auch die Muota mit sich. Erst durch das
Einsinken des Alpenkörpers am Ende der ersten Interglazialzeit wurde der Vierwaldstättersee gebildet und die Reuss in neue
Bahnen geleitet. Seither mündet auch die Muota in den neu entstandenen See und erhält sogar einen Zufluss aus dem alten
Stammthal der Reuss, nämlich die Seeweren, den Abfluss des Lowerzersees. Damit sind auch sämtliche Zuflüsse
dieses
Allerdings fliesst aus diesem weiten Gebiet, dem grössten Karrengebiet der Schweiz, nur der Bach aus dem Rätschthal oberirdisch
der Muota zu. Doch werden auch die versickernden und unterirdisch abfliessenden Gewässer ihren Weg meist nach der Muota
finden, wie z. B. das Wasser des Höll-Loches zeigt, das etwa 2 km ö. von der Kirche Muotathal in den Starzlenbach
mündet. Auch aus der O.-Wand des Bisithales kommen manche Quellen zum Vorschein, die aus dem darüberliegenden Karrengebiet
stammen müssen.
Auf der N.-Seite des Muotathales endlich zieht die Wasserscheide zunächst über den scharfen Kreide-Felskamm des Miesern,
Drusberg und Heuberg, dann über die sanften, vielfach sumpfigen Flyschhöhen des Spirstockes (Neuhütte-Hessisbohler Kapelle),
Sternenegg, Klein Schienberg (Tithonklippe auf Flysch), Ibergeregg, Brünnelistock, Müsliegg und Holzegg am Grossen Mythen. Die
ganze Länge des Muotagebietes vom Rossberg bis zum Ortstock beträgt 35 km, die Breite von der Rigi Hochfluh bis zum Neusellstock
und auch vom Kinzig Kulm bis zum Pragel 14 km, bei Schwyz
aber blos noch 4 km. Die Zuflüsse können darum nur klein sein. Ausser
dem Starzlenbach und der Steiner Aa-Seeweren sind von rechts nur etwa der Mettelbach, der Bettbach¶
Ein Blick auf die geologische Karte zeigt, das im Muotathal zwei Thalzüge sich schneiden, nämlich das eigentliche Muotathal
und die Thalfurche, die von Sissikon über Riemenstalden, Katzenzagel, Dorf Muotathal und Pragel nach dem Klönthal zieht. Diese
letztere ist eine Mulde, deren Grund von einem langen schmalen Eocänband gebildet wird, während rechts
und links Kreideschichten anstehen. Wir haben hier ein tektonisches Thal, das schon bei der Gebirgsfaltung als Längsthal
parallel dem Streichen der Falten entstanden ist, aber dann durch die Erosion weiter und ungleichmässig ausgearbeitet wurde.
Es zerlegte das Kreidegebirge in zwei parallele Ketten: 1. die n. Kette Frohnalpstock-Drusberg-Muttriberg-Wiggis
und 2. die s. Kette Rophaien-SchächenthalerWindgälle-Ortstock-Glärnisch.
Beide Ketten bilden je ein System aneinanderliegender, vorherrschend südlich überschobener Falten, so dass die N.-Hänge
die relativ sanft abfallenden Schichtflächen, die S.-Hänge dagegen die steil abgebrochenen Schichtköpfe zeigen und das
Riemenstalden-Pragelthal ein isoklinales Längsthal ist. Diese ursprüngliche einfache Gestaltung
wurde gestört und kompliziert durch die Bildung des Muota-Bisithals als einer grossen Erosionsfurche, die beide Ketten schräg
durchschnitten und damit auch jenes Längsthal zerstückelt hat.
Das Muota-Bisithal ist also ein Querthal, das aber manche Charakterzüge eines Längsthales an sich trägt. Darauf beruht
seine landschaftliche Vielgestaltigkeit. Der Querthalnatur verdankt es seine langgestreckten Steilwände
zu beiden Seiten mit ihren Runsen und Wasserfällen und seine Thalengen bei der Suwarowbrücke und am Ausgang des Bisithals,
der isoklinalen Längsthalnatur seine steil abgebrochenen Felswände und Stufen auf der rechten Seite vom Pragel (Mieseren,
Drusberg, Forstberg, Heuberg, Rothfluh etc.) bis zur Fallenfluh und zum Giebel und die als Schichtflächen
sanft ansteigenden Halden der linken Thalseite.
Eine weitere Reihe von Eigentümlichkeiten verdankt das Thal seinen Kreidegebirgen. Dahin gehören schon die da und dort
hervorbrechenden starken Quellen, dann aber besonders die ausgedehnten Karrengebiete, vor allem ö. vom Bisithal (von der
Glattenalp bis zur Silberen), in geringerer Ausdehnung auch links desselben und des Muotathales (z. B.
am Wasserberg, am Achselberg und anderwärts), endlich zahlreiche, meist weit in den Fels eindringende, vielgestaltige und
mannigfach verzweigte Höhlen, so das Lauiloch und die Ueberhöhle, beide im Ried in der vordern Hälfte des Muotathals, eine
kleinere Höhle oberhalb Lipplisbühl am Weg zum Kinzig Kulm, eine Höhle am Drusberg und vor allem das in den
letzten Jahren genauer erforschte Hœllloch (s. diesen Art.) bei Stalden am Weg zum Pragelpass.
Aber auch abgesehen von derartigen Besonderheiten ist das Muotathal ein hochinteressantes und schönes Thal. Prächtige Felsformen,
grüne Wiesenflächen, dunkle Waldhänge und die überall sprudelnden und schäumenden Wasser folgen sich
in fortwährendem Wechsel. Eine hübsche Strasse führt von Schwyzw. und s.^[Berichtigung: s. und ö.] um den Giebel herum durch
die tiefe Mündungsschlucht in das Thal. Noch in der Schlucht zweigt ein anderes Strässchen ab, das hinunter führt an die
Muota, über die gedeckte hölzerne Suwarowbrücke und von da wieder über den Weiler Ober Schönenbuch zurück ins Becken
von Schwyz.
In dieser Gegend fanden Ende September 1799 die verzweifelten Kämpfe zwischen den Russen unter Suwarow und den Franzosen
unter Masséna statt.
Nach furchtbarem Ringen wurden die Franzosen über die Brücke zurück gedrängt, die unter der Last zusammenbrach
und Hunderte mit sich in der grausigen Schlucht begrub. Die jetzige Suwarowbrücke ist aber nicht die historische. Von dieser
letztern sind nur noch Reste der Steinlager etwas oberhalb der jetzigen Brücke vorhanden. Hinter dieser düstern Gegend weitet
sich das Thal, ein ebener Thalboden zieht sich vom Klingentobet bis hinter das Dorf Muotathal, das sich
anmutig und weil zerstreut über den Thalgrund und die beidseitigen Berghalden breitet.
Der Fremdenverkehr ist noch schwach entwickelt, obwohl das Thal von Brunnen und Schwyz
aus ziemlich viel besucht wird. Der Verkehr
wird sicher zunehmen, sobald einmal die Pragelstrasse gebaut sein wird. Der Uebergang von Muotathal auf
dem jetzigen rauhen, teils steinigen teils sumpfigen Bergpfad nach Richisau im Klönthal, wo man wieder eine Fahrstrasse erreicht,
erfordert etwa 5½ Stunden (4 Stunden bis zur Passhöhe 1541 m), von Schwyz
bis Glarus
etwa 10 Stunden. Andere, von Touristen nicht selten
begangene Pässe sind der Katzenzagel, der Kinzig Kulm und der Ruosalper Kulm.
Der Katzenzagel (1490 m) führt in etwa 4½-5 Stunden von Muotathal nach Sissikon am Vierwaldstattersee, der Kinzig Kulm (2076
m) in etwa 8 Stunden nach Altorf (4 Stunden bis zur Passhöhe) und der Ruosalper Kulm (2172 m) in etwa 6 Stunden
durch das Bisithal auf die Klausenstrasse. Von Muotathal führt noch ein weiterer Pass durch das Bisithal, die Alp Gwalpeten
und das Firnerloch (2242 m) direkt nach dem Urnerboden (etwa 6 Stunden). Verschiedene geologisch interessante, aber sehr beschwerliche
Bergpfade gehen endlich vom Bisithal über die grossen Karrengebiete direkt nach Linthal, so von Schwarzenbach
(Wirtschaft, 2½ Stunden hinter
¶
mehr
Muotathal) über Blindseeli, Glattenalp, Furkel und Euloch, resp. Bärentritt, oder über Melchberg, Karrenalp, Erixmatt und
Bützi, beidemal nach den Braunwaldbergen und Linthal (8-9 Stunden von Muotathal). Doch kann man diese Uebergänge nicht als
Pässe im gewöhnlichen Sinn bezeichnen. Leichtere, aber von Touristen wenig benutzte Uebergänge führen von Illgau über
die Ibergeregg (1406 m) oder über Hessisbohlalp (Neuhütte 1668 m) nach Unter Iberg und Einsiedeln. Die
im Kanton Schwyz
vorkommenden Ortsnamen Muota und Muotetsch sind vom althochdeutschen muot = wild und a, aa = Wasser herzuleiten. Muota
also = wilder Bergbach.
(Kt. und Bez. Schwyz). 624 m. Gem. und Pfarrdorf im Muotathal, am rechten Ufer der Muota,
am Eingang ins Hürithal, Bisithal und in das Thal des vom Pragelweg durchzogenen Starzlenbaches, am Fuss der Rothfluh und 10,5
km sö. der Station Schwyz,
mit der es durch eine Fahrstrasse verbunden ist. Ist mit 18050 ha Fläche die ausgedehnteste Gemeinde
des Kantons und umfasst dessen sö. Abschnitt. Höhenlage zwischen 530 und 2804 m. Gemeinde, mit Balm,
Bisithal, Hinterbrück (Bödeli, Gand, Hürithal, Tschalun), Kreuz, Lustnau, Ried, Stoss, Stalden, Vorderbrück und Zinglen: 305 Häuser, 422 Haushaltungen
und 2221 kathol. Ew.; Dorf (in die beiden Gruppen Schachen und Wil zerfallend): 95 Häuser, 627 Ew. Postbureau,
Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Schwyz.
Die auf einer Anhöhe stehende grosse und schöne Pfarrkirche ist mit wertvollen Gemälden
geschmückt;
neben ihr ein Beinhaus.
Die Kirchgemeinde bestand schon vor 1278. 400 m sö. der Kirche befindet sich das 1280 gestiftete
Frauenkloster vom dritten Orden des h. Franziskus, das laut alten Urkunden unter seinen Insassen
Angehörige von hervorragenden Zürcher, Solothurner, Basler etc. Geschlechtern zählte. Trotzdem blieb es arm, da es 1388 und 1448 von
der Pest heimgesucht wurde, die die Mehrzahl der Nonnen hinwegraffte. Zur Zeit der Reformation ging es 1529 ein, und seine
Güter wurden unter die Dorfbewohner verteilt. 1577 erstand es von neuem und erhielt als Insassen
Nonnen aus dem Kloster St. Anna bei Luzern.
Die alte Thalstrasse ging über Ibach, Ober Schönenbuch und die Suwarowbrücke, die neue
folgt dem rechten Flussufer, tritt durch die romantische Mündungsschlucht der Muota in den vom Klingenthal^[Berichtigung:Klingentobel] an weit und freundlich sich gestaltenden Thalboden ein und setzt sich bis zum WeilerHürithal
fort, von wo Fusswege durch das Hürithal über den Kinzig Kulm und durch das Bisithal über den Ruosalper Kulm ins Schächenthal
(Klausenstrasse), sowie über den Pragelpass ins Klönthal und nach Glarus
führen.
Die Thalbewohner zeichnen sich durch hohen Wuchs und festen Körperbau, die Frauen im Besondern noch
durch ihre Schönheit und einfache Kleidung aus. Eigenartiger, fast singender Dialekt mit zahlreichen besondern Ausdrücken
und Redewendungen. Fleissige und geschickte Bevölkerung. Hauptbeschäftigung ist Alpwirtschaft mit Viehzucht. Da bei Erbteilungen
die männlichen Nachkommen gegenüber den weiblichen das Vorzugsrecht haben, ist der Grundbesitz nur
wenig verschuldet.
Die Gemeinde zählt 286 Viehbesitzer, denen zusammen 1991 Stück Rindvieh, 628 Schweine, 789 Schafe, 1425 Ziegen, 28 Pferde
und 184 Bienenstöcke gehören.
Es sind dies mit Bezug auf die Zahl der Einwohner ganz respektable Ziffern. Viehmärkte in
Muotathal und Schwyz.
Früher wurde das Vieh auf mühsamen Pfaden nach Italien ausgeführt, welcher Verkehr aber
nur wenig Geld ins Ländchen brachte. Solches kam erst zu Kriegszeiten, wenn etwa die Leventina oder die andern Vogteien im
Tessin
gebrandschatzt wurden.
Die Alpweiden sind meist Korporationseigentum und teilen sich in solche für Jungvieh, Kühe und Ochsen, auf welch' letzteren
auch noch Schafe und Ziegen weiden. In der Thalsohle ausgezeichnete Wiesen und Gemüsegärten. Das Muotathal
ist eine der waldreichsten Gegenden der Schweiz; der Wald umfasst hier eine Fläche von 2234 ha, wovon 2039 ha Gemeinde- und
Korporationswald sind. Bedeutender Holzhandel (besonders Fassholz); 6 Sägen, grosse Schreinereien. In neuerer Zeit nimmt
auch die Fremdenindustrie allmählig an Bedeutung zu. Als Hausindustrie dominiert die Seidenweberei;
daneben arbeiten noch 10 Strickmaschinen. An den untersten Thalgehängen stehen auch Obstbäume.
Muotathal ist die Heimat der Landammänner Hediger und Peter Suter und des Kriegshauptmannes Alois Hediger. Nach dem Einfall
der germanischen Völker war das Thal von zahlreichen freien Männern bewohnt, die später dem Thur-,
dann dem Zürichgau angegliedert wurden. Dann bildete Muotathal ein Viertel des alten Landes Schwyz
und beteiligte sich als solches
an allen Schicksalen, Fehden und Kriegen desselben. Der Ort hat unter den Ueberschwemmungen der Muota vielfach zu leiden gehabt: 1629 riss
der Wildbach Brücken, Häuser und Ställe mit sich, und 1639 zerstörte er nebst zahlreichen andern Häusern
auch das alte Kloster. 1125, 1363 und 1817 rafften Hungersnöte viele Personen weg;
schreckliche Pestepidemien, so z. B.
1044, 1059, 1129, 1349 (ein Drittel der Bevölkerung gestorben), 1386 (das Kloster ausgestorben), 1611 (besonders verderblich).
Als 1799 die Russen im Thal erschienen, war das Elend so gross, dass viele Leute das Leder ihrer Schuhe
zerschnitten und assen. Während der damaligen hartnäckigen Kämpfe zwischen den Russen und Oesterreichern einerseits und
den Franzosen andererseits hatte Suwarow sein Hauptquartier im Kloster aufgeschlagen, dessen Oberin Walburga Mohr sich in diesen
schweren Zeiten durch ihr mit vielem Takt gepaartes wohltätiges Wirken rühmlichst auszeichnete. Das
Wappen des Klosters zeigt den h. Joseph mit dem Christuskind auf dem Arm. In der Schwarzenbachgruobi hat man ein Bronzebeil
aufgefunden.