fällt mit hohen, durchschluchteten Felsterrassen zur mittlern Stufe ab, die in 2100-2280 m liegt und viel flachem Boden
hat.
Die mittlere und unterste Stufe (Val Müschauns im engern Sinn) sind zusammen 2,7 km lang und weisen ein Gefälle von 440 m
oder 162‰ auf. Das Thälchen ist bis über 2000 m hinauf spärlich bewaldet. Seine Alpweiden gehören
der Gemeinde
Scanfs.
Die untere und mittlere Thalstufe liegen in Liasschiefern und -mergeln (Allgäuschiefern), die in den
Nachbarthälern
Val Trupchurn und
Val Casana zahlreiche Versteinerungen (besonders Ammoniten) enthalten; die oberste Stufe
weist neben diesen Schiefern noch Rauhwacke, Raiblerschichten und Hauptdolomit auf. In der Kette
Pizd'Esen-PizQuater Vals liegen über dem Hauptdolomit die Kössenerschichten (mit Korallen und Megalodonten), Liaskalke und -mergel
und endlich als
Schluss der Jurabildungen rote, grüngefleckte Schiefer mit roten Hornsteinen.
Diese letztern gehören der tithonischen Stufe an und enthalten Fossilien (Aptychen und in den Hornsteinen zahlreiche Radiolarien).
Auf der Alp Purchèr am Thalausgang ragt ein
Rücken von krystallinen Schiefern, Verrucano, sowie ältern
und mittlern Triasgliedern hervor. Vergl. Gümbel, W. v. Geolog. Mitteilungen über dieMineralquellenvonSt. Moritzund ihreNachbarschaft (in den Sitzungsberichten der math.-phys. Klasse der k. b. Akad. der
Wiss). München 1893.
(Grosse und Kleine) (Kt. Bern,
Amtsbez. Seftigen).
Zwei kleine Flüsse im
Gürbethal.
Die GrosseMüsche entspringt
in dem von Torfmooren und
Wald umrahmten kleinen
Geistsee (666 m), wendet sich nach N., durchfliesst das Dorf
Gurzelen und mündet
nach 12 km langem
Lauf gegenüber
Kaufdorf in 536 m von rechts in die
Gürbe.
Die im
Gürbethal selbst unterhalb
Seftigen entspringende Kleine Müsche ist 3,5 km lang und vereinigt sich gegenüber
Kirchthurnen in 542 m von rechts mit der
Gürbe.
(Val)(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
Kurzes östl. Seitenthal zum
Engadin, in das es 0,8 km von
Bevers entfernt ausmündet. Beginnt
zwischen dem
Munt Müsella (2631 m) und dem
Piz Utèr (2971 m) und steigt zuerst gegen NW. und dann gegen W. ab. 2,7 km lang;
Gesamtgefälle 920 m oder 340‰. Am linksseitigen Gehänge geht der
Wald bis gegen 2250 m hinauf.
(Kt.,Amtsbez. und Gem. Bern).
557 m. Aussenquartier der Stadt
Bern, zwischen der
Länggasse und der
Linde und am O.-Rand
desBremgartenwaldes. Eisenwerk, Filiale der von Roll'schen Eisenwerke in
Gerlafingen. S. den Art. Bern
(Stadt).
(Kt. Graubünden,
Bez. Albula,
Kreis und Gem.
Alvaschein). 905 m.
Alte Kirche mit einem Wohnhaus, am Rand einer Terrasse
über dem rechten Ufer der
Albula und 1,3 km nw. der Station
Tiefenkastel der Albulabahn. Hier wird alljährlich am 2. November eine
Seelenmesse für die 1499 in der Schlacht an der
Calven gefallenen Männer aus dem Albulagebiet gelesen. Die Namen dieser
Krieger sind in einem alten Messbuch aufgezeichnet, das ein interessantes historisches Dokument bildet.
Der Name Müstail von monasterium herzuleiten. Im 10. Jahrhundert: Wapitines; im 11. Jahrhundert: Impedinis. Aelteste Kirche
im Albulagebiet; steht isoliert zwischen
Alvaschein und
Tiefenkastel rechts über der wilden
Schlucht der
Albula. Dem h. Peter
geweiht. Von hohen Felswänden und dunkeln
Wäldern umrahmt. Hier wurden bis zur Zeit der Reformation
die Toten von
Filisur und
Bergün beerdigt und die Ehen der beiden Töchter von Donat von
Vaz mit den
Grafen von
Toggenburg und
von
Werdenberg eingesegnet. Grabstätte von. Johann von
Vaz. Die Kirche stammt aus dem 9. Jahrhundert und war einst die Mutterkirche
der ganzen Gegend (das
Oberhalbstein eingeschlossen). Heute gehört sie zur Kirche von
Alvaschein. An Stelle
des Chores hat sie an der
O.-Seite drei halbrunde, nach Aussen vorspringende und mit Steinplatten gedeckte
Kapellen, die die
Altäre enthalten und mit Fresken aus dem 14.
¶
mehr
Jahrhundert geschmückt sind. Bogenfenster und -portal. Gegen N. sieht man noch einige Ueberreste eines längst zerstörten
Frauenklosters, das mit der Kirche durch einen gewölbten Gang und ein heute zugemauertes Portal verbunden war.
Zahlreiche Bauernhöfe. 21 Häuser, 136 kathol.
Ew. Kirchgemeinde Stans.
Viehzucht und Milchwirtschaft, Holzhandel.
Käserei. Den höchsten Punkt bildet die nach O. schroff
abfallende Drachenfluh. Am warfen die von Alpnach gegen das Drachenried vorrückenden Franzosen die Nidwaldner über
diesen Rücken zurück. Er bildet zusammen mit dem Rotzberg ein gequetschtes spitzes Gewölbe aus Neocom, Urgon und Nummulitenkalk.
763 m. Gruppe von 6 Häusern, auf einer sonnigen Terrasse über
dem linken Ufer des Gonzenbaches und 5 km w. der Station Lütisburg der Toggenburgerbahn. 46 kathol. Ew. Kirchgemeinde Kirchberg.
(Passo) (Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
Etwa 2500 m. Mühsamer und steiniger Passübergang, unmittelbar s. vom Monte Zucchero (dem
zentralen Gipfel des Kantons Tessin).
Oestl. unter ihm die Alpe Mugaglia. Verbindet das Val d'Osola mit dem Val Redorta (zwei Seitenthäler
des Verzascathales, die
bei Brione bezw. Sonogno von W. her ausmünden).
Von der Passhöhe aus kann der
Monte Zucchero bestiegen werden.
(Kt. Tessin,
Bez. Lugano).
818 m. Gem. und Pfarrdorf, im obern ValMagliasina und 6 km sw. der Station Taverne der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso
der Gotthardbahn. Postablage, Postwagen Novaggio-Arosio. 39 Häuser, 157 kathol. Ew. Acker- und Wiesenbau,
Viehzucht. Viele der männlichen Bewohner wandern als Maurer, Flachmaler und Gipser nach den übrigen Kantonen und nach Südamerika
aus. Das Dorf am S.-Fuss des Monte Ferraro mitten in Kastanienselven und Wiesen schön gelegen. Heimat des Kunstmalers Bernardino
Mercoli († 1746) und seines als Graveur bekannt gewordenen Sohnes Giacomo († 1785), sowie eines andern
Giacomo Mercoli († 1827), der seiner Zeit der berühmteste Graveur und Ornament- und Architekturzeichner Italiens war.
1200-2300 m. Alpweide, am O.-Hang der Garnidauerkette und 6 km sw. Vilters. 470 ha gross,
wovon 366 ha eigentliche Alpweide und 17 ha Wald. 2 Hütten und 2 Ställe.
(Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio).
666 m. Gem. und Pfarrdorf, im Val di Muggio und 11 km nö. der Station Mendrisio der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso
der Gotthardbahn. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Mendrisio und Chiasso. Gemeinde, mit
Casiroli, Muggiasca, Roncapiano und Scudellate: 151 Häuser, 652 kathol. Ew. Dorf: 82 Häuser, 318 Ew. Viehzucht und Waldwirtschaft.
Korporationskäserei. Muggio ist das grösste Dorf des Thales und am linken Ufer der Breggia schön gelegen. Heimat der Architekten
Svanascini (lebte im 17. Jahrhundert in Deutschland), Lorenzo Fontana († 1801 in Genua) und Luigi Fontana
(† 1877; Erbauer der Kirche und des Spitales zu Mendrisio sowie der Fassade der h. Grabeskirche in Como) und der Ingenieure
und Architekten Cantoni, die sich im 18. Jahrhundert in verschiedenen Städten Italiens auszeichneten.
(ValDa) (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2040-1200 m. Linksseitiges Nebenthal zum Unter Engadin, mündet mit einer Schlucht direkt w.
und unterhalb Sent aus. Seine Richtung ist im ganzen SO. mit zwei starken Ausbiegungen gegen Sent (Sins)
hin; zuletzt zieht es fast ganz gegen S. Oben spaltet es sich in das Val Spadla und Val Soër, die 2,4 und 3 km lang sind. Grösster
Seitenarm ist das Val Giüstina, dessen Bach in sö. Richtung zwischen dem Haupt- und dem westlichsten
Teil des Dorfes Sent herabläuft und unter dem Dorf sich der Hauptrinne zuwendet.
Diese Gliederung des terrassierten Gehänges verleiht dem Dorf Sent einen malerischen Charakter. Val da Muglins ist etwa 3,8
km lang und hat auf dieser Strecke ein Gefälle von 840 m oder 247‰. Den Thalgrund bilden stark gefaltete
und verbogene, fossilleere Ton- und Kalkschiefer (sog. Engadinerschiefer, deren Alter noch unbestimmt ist und die hier die
Basisschichten darstellen); im Vordergrund zeigt sich ein ansehnliches Gipslager, das wahrscheinlich mit dem Gips in Crusch
im Zusammenhang steht. Ferner greift auch der mit Trümmern und Schutt bedeckte Granit des Galgenberges
unter Sent mit schmaler Zunge in das Thälchen herüber. - Val Muglins heisst ferner das von Sainas-Fetan zum Inn hinabreichende
Tobel, westl. vom Val Püzza und diesem ziemlich parallel ziehend. Auch hier ein Gipslager.
(Kt. Aargau,
Bez. Aarau).
436 m. Gem. und Dorf, an der Suhr und an der Strasse Aarau-Schöftland, 7 km s. Aarau.
Station der elektrischen Strassenbahn Aarau-Schöftland. Postbureau, Telephon. Gemeinde, mit Hard und Schwabenstall: 166 Häuser, 1213 reform.
Ew. Kirchgemeinde ^[Supplement: Schöftland; Unter Muhen gehört zu] Ober Entfelden. Das Dorf zerfällt in die drei Gruppen
Ober, Mittel und Unter Muhen mit zusammen 118 Häusern, 866 Ew. Ober Muhen gehört zur Kirchgemeinde Schöftland.
Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Bürsten- und Kartonfabriken. Weberei. Säge. Ein Grabhügel; bei Kolpen
Reste einer Römersiedelung. Alemannengräber in Kaibenstadt. 1045: Muchein.
Das
Dorf steht auf einer dem Jurahang angeklebten grossen Moräne, die meist Gesteine aus dem Jura selbst
enthält und auf der einige erratische Blöcke alpinen Ursprunges liegen. 1250: Muis.
Ehemals nur eine Scheuer, die dem Kloster
Oujon gehörte.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez. Orbe und Yverdon).
Bach; entsteht aus der Vereinigung des von S. her kommenden Vuag und des in einer an den
Marais de Baulmes angrenzenden Sumpfebene entspringenden Ruisseau de Montjuvis. Fliesst zunächst auf eine
Länge von 6 km durch ein kleines Thal, geht zwischen Valeyres und Rances durch, tritt bei Mathod in die Ebene der Orbesümpfe
(448 m) ein, fliesst s. Suscévaz und Treycovagnes dem Fuss des Rückens von Chamblon entlang und mündete
einst 800 m sw. Yverdon in die Thièle.
Seit den in der Ebene vorgenommenen Korrektionsarbeiten vereinigt er sich mit dem westlichen
Kanal und mündet zusammen mit diesem 1 km nw. Yverdon (432 m), n. Sergey und am Fuss des Mont Suchet (610 m) von links in den
Neuenburgersee.
Die Strecke Mathod-See ist 7 km und somit der Gesamtlauf 13 km lang.
Allgemeine Laufrichtung
gegen NO. Treibt einige Mühlen.
1223 m. Gemeindeabteilung und Dorf, rechts über der Schlucht des Schyn
und 1 km n. der Station Solis der Albulabahn. 29 Häuser, 157 kathol. Ew. romanischer Zunge.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
2579 m. Unbedeutender Gipfel, nach NW. über einen scharfen Kamm mit dem Piz Musch und der Gruppe
des Aroser Rothorns verbunden; 4-5 Stunden nw. über Alvaneu. Stark bewaldete Hänge. Trigonometrisches Signal.
Die Siegfriedkarte, die den Kamm und Gipfel unbenannt lässt und nicht kotiert, legt den Namen Mulets de la Liaz
irrtümlich dem Kamm zwischen dem Grand Combin und dem Tournelon Blanc bei, der in Wirklichkeit Mulets de Zessetta
heisst.
Moulinel oder Mullines (Kt. Waadt,
Bez. Échallens).
620 m. Ehemaliges Dorf oder Weiler, nw. Échallens. Bestand bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts.
Heute steht hier 1,4 km nw. Échallens ein isoliertes Haus. Eine schwankende Ueberlieferung berichtet von einer ehemaligen
Stadt Mulinel.
Sein Bach nimmt denjenigen des Nachbarthales Val Luven auf, während derjenige
des Val Rabius (der östlichsten der drei Furchen) direkt in den Rhein mündet.
Alle drei Bäche entspringen auf einer schwach
geneigten Terrasse, die unten Alpweiden trägt und oben mit Sturzschutt ganz überdeckt ist.
(AvaDa) (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
2651-1740 m. Wildbach des Val Mulix; entspringt einem unbenannten kleinen See am
SO.-Fuss des Piz Bleis Martscha, fliesst nach N., dann nach NO. und mündet nach 4,5 km langem Lauf bei Naz von links in die
Albula. Sein Einzugsgebiet umfasst 16 km2, wovon 53% auf Fels und Schutt, 11% auf Firn und Eis, 32% auf Alpweiden und
4% auf Wald entfallen.
(ValDa) (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
Oberstes linksseitiges Nebenthal zum Thal der Albula. Steigt vom Sommerdorf Naz (1745 m; 4,5 km
oberhalb Bergün) bis zur Alp Mulix auf eine Länge von 1 km nach SO. an und gabelt sich hier in 2 Arme,
deren einer, das Val da Tschitta, nach W. zu der zwischen dem Piz d'Aela und Piz Val Lung eingeschnittenen Fuorcla da Tschitta
zieht, während der von der Ava da Mulix durchflossene andere zuerst nach S. und dann nach W. sich wendet
und an den beiden Fuorcla da Mulix endigt.
Beide Arme sind zu oberst wild und mit Schutt bedeckt und zeigen noch mitten im
Sommer Schneefelder und Lawinenreste.
Schöne Wiesen, mehrere Ställe und 9 periodisch bewohnte Häuser.
Die
s. Fortsetzung der Terrasse ist auf 1 km Breite und 2 km Länge mit dem Schutt eines prähistorischen Bergsturzes bedeckt,
der vom N.-Hang des Fronalpstockes niedergebrochen ist.
Seine mächtigen Felsblöcke und dunkeln Tannenbestände bilden einen
auffallenden Gegensatz zu den grünen Wiesen und Weiden von Mullern.
und HinterMulten (Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. Signau).
820 m. Zwei Bauernhöfe, über dem rechten Ufer der Emme und 2,7 km ö.
der Station Signau der Linie Bern-Luzern. 19 reform. Ew. Kirchgemeinde Signau. Wiesenbau.
(Kt. Bern,
Amtsbez. und Gem. Aarwangen).
461 m. Dorf; 1,2 km ö. Aarwangen und 3 km n. der Station Langenthal
der Linie Olten-Bern. 59 Häuser, 387 reform. Ew. Kirchgemeinde Aarwangen. Landwirtschaft. In der Nähe ein sehr fischreicher
Weier. Die ehemalige Burg der Edeln von Mumenthal ist heute verschwunden. Fund von römischen Münzen aus der Zeit von
Alexander Severus bis Valerian.
oder NiederMumpf (Kt. Aargau,
Bez. Rheinfelden).
290 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Rhein und an der Strasse
Rheinfelden-Laufenburg. Station der Linie Zürich-Brugg-Basel. Postbureau, Telegraph, Telephon. 83 Häuser, 492 kathol. Ew.
Acker-, Wein- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Bienenzucht. Fischerei. Eine Bierbrauerei. Kurort mit Soolbädern.
1218: Mumpher; 1303 und 1311: Nidren Mumphe. Am Ufer des Rhein ein römischer Wachtturm. Hier brach 1612 der
sog. Rappenkrieg aus, d. h. ein bewaffneter Aufstand der Bauern des Frickthales und Schwarzwaldes gegen die von der österreichischen
Regierung angeordnete Erhöhung der Steuern, der 1614 nach einer grossen Volksversammlung in Mumpf sein Ende nahm. Im 30jährigen
Krieg wurde Mumpf wie übrigens auch das ganze Frickthal hart mitgenommen: 1634 plünderten das Dorf die
Schweden, dann die Kaiserlichen und 1638 die Soldaten Bernhard's von Weimar. In der Gastwirtschaft zur «Sonne» wurde am die
Tragödin Elise Rachel geboren. Bei Abdorf (zwischen Nieder Mumpf und Stein) hat man eine römische Inschrift aufgefunden.
(Ober) (Kt. Aargau,
Bez. Rheinfelden).
390 m. Gem. und Pfarrdorf, am Fischingerbach und 2,5 km sö. der Station Mumpf der Linie Zürich-Brugg-Basel.
Postablage, Telegraph, Telephon. 92 Häuser, 503 kathol. Ew. Römisch-katholische und altkatholische Kirchgemeinde. Acker-
und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Bienenzucht. Strohindustrie, Korbwarenindustrie. Mühle. Fischerei. Reste einer
Römersiedelung. Alemannengräber. 1303 und 1311: Obern Mumphe.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
1197 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Felsterrasse rechts über der Rhone und rechts über dem Tobel des
Gredetschbaches, von dem mehrere die magern Hänge des Gemeindegebietes befruchtende, sehr bemerkenswerte Wasserleitungen
abzweigen. Die nur auf eine Länge von 600-700 m an die Rhone grenzende Gemeinde umfasst das ganze rechte
Ufer des Gredetschbaches und zieht bis zum Baltschiederthal hinüber. 5 km w. der Station Brig der Simplonbahn. Die Gemeinde
umfasst zahlreiche kleine Weiler, deren bedeutendste Ober Mund, Tächhäusern, Warflüh, Bodmen, Finnen, Ferche, Kastler und Rosen
sind. Zusammen: 79 Häuser, 546 kathol. Ew.; Dorf: 22 Häuser, 249 Ew. Früher nach Naters pfarrgenössig,
jetzt eigene Kirchgemeinde. Getreide- und Kartoffelbau, Viehzucht. Der einst im Wallis
weit verbreitete Anbau von Safran hat
¶
mehr
sich in Mund bis heute erhalten. Im Mittelalter bildeten Mund und das Gredetschthal eine eigene Herrschaft, die z. B. 1299 unter
Peter ab Mund (einem Schwiegersohn Werner's von Raron) und 1353 unter dem Burgherrn Johann von Mund, dem Vize-Grossvogt des
Wallis
stand. Durch dieses letztern Tochter kam die Herrschaft an die Herren von Raron-Montville und von diesen
an die Ornavasso aus Naters. Das kirchliche Rektorat von Mund wurde 1318 gestiftet. 1425 erwarben die Leute von Mund von Katharina
von Ornavasso und den Raron-Montville das im ö. Abschnitt der Terrasse liegende Gebiet von Finnen. 1246: Mont; 1299: Mund;
1331: Mond, Munt. Ueber die Terrasse ragt ein von ferne einem runden Turm gleichender Felskopf in die Höhe,
auf dem einst in Zeiten der Gefahr ein Signalfeuer angezündet zu werden pflegte.
undPizMundaun (Kt. Graubünden,
Bez. Glenner und Vorderrhein).
Mundaun ist der Name des schönen breiten Alpweidenrückens
zwischen dem untern Lugnez und dem Thal des Vorderrhein, dessen SW.-Ende der Piz Sez Ner (2315 m) und dessen NO.-Ende der vorgeschobene
Piz Mundaun (2065 m) bildet. 5 km lang, sanft geböscht, zu oberst leicht gewellt und mit einigen Buckeln (2112 und 2174 m).
Prachtvolle Alpweiden, einige wenige Waldparzellen; auf den Terrassen tiefer unten die zahlreichen Dörfer
und Weiler des untern Lugnez und von Obersaxen.
Ist wie der Heinzenberg ein typischer Bündnerschieferrücken, zeichnet sich aber vor jenem durch seine an beiden Gehängen
gleichmässig sanfte Böschung und durch das fast völlige Fehlen von Tobeln und Schluchten aus. Die Alpen von
Mundaun werden mit mehreren hundert Kühen befahren. Der Piz Mundaun, der sog. Rigi des Oberlandes, ist von allen Seiten her
leicht zugänglich und wird sehr häufig besucht; Aufstieg von Ilanz in 3-4 Stunden, von Cumbels, Villa und andern Dörfern im
Lugnez in 2-2½ Stunden, von Obersaxen ebenfalls in 2-2½ Stunden.
Die prachtvolle Aussicht umfasst das ganze Rheinthal vom Badus bis zur Landquart, das Lugnez, die Gruppen des Tödi, Galenstocks,
Finsteraarhorns und alle die vielen Ketten und Gipfel bis zum Rätikon hinaus. Lohnend und interessant ist der Uebergang über
den Pass von San Carlo (1606 m; Kapelle), wo die Leute des Lugnez einst eine feindlich in ihr Thal eindringende
Truppe siegreich zurückschlugen. Seit 1902 besteht eine Stunde unter dem Gipfel das Hotel Piz Mundaun. Panorama vom Piz Mundaun
in Dr. Tarnuzzer's IllustriertemBündner. Oberland. (Europ. Wanderbilder. 256-258). Zürich
1903.
oder Mundki (Kt. Wallis,
Bez. Brig).
1700-1200 m. So heisst die zwischen den Terrassen von Birgisch und
Mund eingeschnittene, tiefe und enge Mündungsschlucht des von rechts der Rhone zufliessenden Gredetschbaches. Hier zweigen
die die genannten Terrassen befruchtenden Wasserleitungen vom Bach ab. Chin, kin, ki nennen die Walliser ein enges und felsiges
Erosionstobel.
Die
felsigen Stufen am N.-Hang bestehen zur Hauptsache aus grau gefleckten, spätigen und brecciösen Kalksteinen mit Häuten und
Schlieren von Serizit und Glimmer, die in die grauen Kalktonphyllite der sog. Engadinerschiefer (unbestimmten Alters) eingelagert
sind.
(MuntDellas) (Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2186-2380 m. So heisst der ganze linksseitige Hang des bei Lavin von N. ins Unter Engadin
ausmündenden Val Lavinuoz. Bildet den W.-Hang der vom Piz Chapisun zum Piz d'Anschatscha ziehenden Kette.
Alpweiden. muoja romanisch = Jungvieh.
und Muotathal (Kt. und Bez. Schwyz). Die Muota ist der einzige grössere rechtsseitige Zufluss des Vierwaldstättersees
und damit auch der grösste rechtsseitige Zufluss der Reuss. Ihre Länge beträgt etwa 30 km, ihr Flussgebiet 315,9 km2,
wovon 0,551 km2 auf Eisfelder und 60,743 km2 auf Wald entfallen. Ihre Quellen finden sich hinten
im Bisithal am Gebirgszug von der Schächenthaler Windgälle bis zum Glatten am Klausenpass. Als Ilauptquelle gilt der vom Alplerthor
nw. der Windgälle kommende Bach, der ö. bis unter die Ruosalp fliesst und unterwegs mehrere hübsche Wasserfälle (namentlich
bei dem durch eine Steilstufe gebildeten Uebergang von Alplen nach der Ruosalp bildet).
Von unterhalb dieser Alp an durchzieht die Muota in einem nach NW. gerichteten Bogen das Bisithal bis zur Aufnahme des vom
Pragelpass kommenden Starzlenbaches, dann wendet sie sich nach WNW. und tritt unterhalb der sog. Suwarowbrücke in der Enge
zwischen den Fels- und Waldhöhen des Stoss und des Giebel aus dem Muotathal aus, um in die offene Landschaft
von Schwyz
zu gelangen, hier in zuerst nw., dann w. und endlich sw. Richtung ihr eigenes Delta zu durchfliessen und endlich bei
Brunnen in den See zu münden.
Das Elektrizitätswerk Schwyz
beutet mit 730 HP so ziemlich die ganze Wasserkraft des Flusses aus. Die drei
Thalabschnitte Bisithal, Muotathal und Delta entsprechen dem Oberlauf, Mittellauf und Unterlauf der Muota und zeigen in typischer
Weise die drei Hauptentwicklungsstadien der Thalbildung, nämlich Einschneiden (Tiefenerosion) im Bisithal, Verbreitern (Seitenerosion)
im eigentlichen Muotathal und Aufschüttung (Akkumulation) im Delta. Der Uebergang von einer Thalstufe
zur folgenden wird je durch eine schluchtartige Thalenge bezeichnet.
Einst
war aber das Mündungsstück anders geartet als jetzt. Die Reuss floss damals in einem höhern Niveau von Brunnen über
die Gegenden des jetzigen Lowerzer- und Zugersees hinweg und nahm auch die Muota mit sich. Erst durch das
Einsinken des Alpenkörpers am Ende der ersten Interglazialzeit wurde der Vierwaldstättersee gebildet und die Reuss in neue
Bahnen geleitet. Seither mündet auch die Muota in den neu entstandenen See und erhält sogar einen Zufluss aus dem alten
Stammthal der Reuss, nämlich die Seeweren, den Abfluss des Lowerzersees. Damit sind auch sämtliche Zuflüsse
dieses
Allerdings fliesst aus diesem weiten Gebiet, dem grössten Karrengebiet der Schweiz, nur der Bach aus dem Rätschthal oberirdisch
der Muota zu. Doch werden auch die versickernden und unterirdisch abfliessenden Gewässer ihren Weg meist nach der Muota
finden, wie z. B. das Wasser des Höll-Loches zeigt, das etwa 2 km ö. von der Kirche Muotathal in den Starzlenbach
mündet. Auch aus der O.-Wand des Bisithales kommen manche Quellen zum Vorschein, die aus dem darüberliegenden Karrengebiet
stammen müssen.
Auf der N.-Seite des Muotathales endlich zieht die Wasserscheide zunächst über den scharfen Kreide-Felskamm des Miesern,
Drusberg und Heuberg, dann über die sanften, vielfach sumpfigen Flyschhöhen des Spirstockes (Neuhütte-Hessisbohler Kapelle),
Sternenegg, Klein Schienberg (Tithonklippe auf Flysch), Ibergeregg, Brünnelistock, Müsliegg und Holzegg am Grossen Mythen. Die
ganze Länge des Muotagebietes vom Rossberg bis zum Ortstock beträgt 35 km, die Breite von der Rigi Hochfluh bis zum Neusellstock
und auch vom Kinzig Kulm bis zum Pragel 14 km, bei Schwyz
aber blos noch 4 km. Die Zuflüsse können darum nur klein sein. Ausser
dem Starzlenbach und der Steiner Aa-Seeweren sind von rechts nur etwa der Mettelbach, der Bettbach¶