524 m. Gemeindeabteilung und Häusergruppe, am Fuss des die Terrasse von
Loye
tragenden Waldhanges und 2 km s. der Station
Granges der Simplonbahn. 6
Häuser, 97 kathol. Ew. französischer Zunge.
(Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
1900-776 m.
Wildbach; entsteht in dem mächtigen, von Élisée Reclus mit einem
geöffneten vulkanischen Krater verglichenen Erosionszirkus zwischen der
Pierre à Voir und dem Col du
Lens aus 3 Quellarmen:
dem von der
Pierre à Voir herabkommenden
Grand Torrent, dem bei Le
Levron entspringenden
Torrent des
Vernays und der nahe der
Vereinigung dieser beiden zu Tage tretenden Quelle der sog.
Fontana Rossa. Der Merdenson mündet zwischen
Le Châble und
Vollèges
von rechts in die
Dranse de
Bagnes und hat hier mit seinen schwarzen Schlammmassen, die er zur Zeit der Schneeschmelze zu Thal
wälzt, einen grossen Schuttkegel aufgeschüttet. Er liegt während des grössten Teiles des Jahres fast
oder ganz trocken. Seine langsame aber andauernde Zerstörungsarbeit, die an diejenige des
Illgrabens erinnert, hat den Bergkörper
zwischen
Sembrancher und
Saxon bereits tief angeschnitten. Er bildet die Grenze zwischen den Gemeinden
Bagnes und
Vollèges.
Vergl. den Art.
Blisier.
1½-3 Stunden s. über
Mühlehorn. 372 ha gross und in 145 Alprechte
(Stösse)
eingeteilt.
Drei Gruppen von
Hütten in 1211, 1500 und 1805 m. Im untern Abschnitt eine prächtige Seitenmoräne des dieses
Thälchen einst bedeckenden Gletschers, im obern Abschnitt Reste eines vom
O.-Hang des
Mürtschenstockes niedergebrochenen
alten Felssturzes.
Seine Mündungsschlucht wird
im W. von einem etwa 200 m hohen Felshang überragt, der aus einer Dislokationsbreccie des Malm besteht
und in dem sich eine ganze Reihe von
Höhlen, die sog. Fuchsfallen, findet.
Diese sind vor einigen Jahren durch einen Fussweg
zugänglich gemacht worden und bilden ein beliebtes Ausflugsziel der Kurgäste des
Kerenzerberges.
(Kt. Aargau,
Bez. Muri).
398 m. Gem. und Pfarrdorf, im
Reussthal und 1,5 km nö. der Station
Benzenswil
der Linie
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Hagnau, Bikenbach und
Unter Rüti: 178
Häuser, 1230 kathol.
Ew.; Dorf: 119
Häuser, 823 Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft, Bienenzucht. Käserei. Branntweinbrennerei.
Mühlenbauwerkstätten.
Mühle,
Säge, Ziegelei. Zwei Sparkassen. Ueberreste der Grundmauern einer Römerbaute.
Gehörte einst den
Herren von
Hünenberg, deren Burg schon im Mittelalter zerfallen war, und war später der Hauptort einer
luzernischen Landvogtei. 1803 kam der
Ort zum Kanton Aargau,
der dafür
Hitzkirch an Luzern
abtrat. In der Kirche wird ein altes Panner aufbewahrt,
das einen in einem Torfmoor stehenden
Schwan zeigt. Heinrich Fischer, Grossrat und Besitzer des Gasthofes
zum Goldenen Schwanen in Merenschwand, war der Führer der revolutionären Bewegung vom Dezember 1830. Er zog an der
Spitze
von 5000-6000 Bauern nach
Aarau und zwang die Regierung zur Einberufung eines Verfassungsrates, der dann im Frühling 1831 zusammentrat
und Fischer zu seinem Präsidenten wählte. 1065: Meriswanden.
1900-2500 m. Alpweide, auf einer Terrasse s. über dem das Dorf
Agaren beherrschenden
Waldgehänge, rechts vom
Illgraben und am Fuss des
Brunethornes und
Schwarzhornes. Zu oberst liegen zwei kleine
Seen, denen der
böse und das Dorf
Agaren fortwährend bedrohende Meretschibach entfliesst.
Wird durchschnittlich während 78 Tagen
mit 50 Stück
Gross- und Kleinvieh bezogen und liefert 12000 Liter Milch, die zu 1000 kg
Käse und 350 kg Butter verarbeitet
werden.
(Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
735 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechtsseitigen Hang des Verzascathales und 11 km nö. vom Bahnhof
Locarno.
Postablage; Postwagen
Locarno-Mergoscia. Die Gemeinde besteht aus den 4 Unterabteilungen
Benitti,
Busada,
Lessoi und
Rivapiana und zählt in 107
Häusern 351 kathol. Ew. Die früher weit zahlreichere Bevölkerung (über 600
Seelen)
ist durch die starke Auswanderung nach Kalifornien bedeutend zurückgegangen.
Das Dorf steht an einem ziemlich steilen Hang mitten in alten Kastanienselven und
Weinbergen,
bietet eine schöne Aussicht auf den
Langensee bei
Locarno und ist mit dieser Stadt durch eine sehr malerische Strasse verbunden.
rasch nach O. ab und öffnet sich 3 km n. Gordola. Am linksseitigen oder nördl. Gehänge finden sich zahlreiche isolierte
Häuschen oder kleine Siedelungsgruppen.
Auf einer Terrasse über dem Ausgang des Thälchens das Dorf Mergoscia mit Kirche
und Kapelle.
Wird von Mitte
Juli bis Mitte September mit 110 Milchkühen bezogen, und jedes Jahr durchschnittlich 23000 Liter Milch liefern. 3 neue Hütten
und 14 Ställe.
Die früher weit zahlreichern Hütten sind entweder niedergebrannt oder durch Bergstürze
und Lawinen zerstört worden. 1277: Miribel;
von meri, mirer = schauen und bé,bel = schön, also so viel als «Bellevue».
(Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio).
582 m. Gem. und Pfarrdorf, am S.-Hang des MonteSan Giorgio und 7 km nw. der Station
Mendrisio der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso der Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph; Postwagen nach Mendrisio. 76 Häuser, 441 kathol.
Ew. Acker- und Weinbau, Zucht der Seidenraupe. Genossenschaftsmolkerei. Auf einem ganz mit Weinreben und Feldern bestandenen
Plateau. Die 610 m nw. vom Dorf stehende Kirche ist an der Stelle einer aus dem 16. Jahrhundert datierenden
ehemaligen Burg erbaut worden. Kindergarten. Nw. vom Dorf Gipsgruben, die aber nur schwach abgebaut werden. In der Nähe
eine 200 m lange Höhle mit prachtvollen Stalaktiten. Von Meride aus kann der 1100 m hohe MonteSan Giorgio
in 1½ Stunden bestiegen werden.
(Coldu) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
Etwa 3240 m. Passübergang, im Kamm zwischen dem Mérignier und Ritord.
Führt mit einem kleinen Umweg vom Glacier de Boveyre nach Bourg Saint Pierre. Wird meist nur von Gemsjägern begangen. Auf
der Siegfriedkarte unbenannt und ohne Höhenkote.
(La) (Kt. Waadt,
Bez. Moudon und Oron).
Bach; entsteht auf dem Plateau von Peney le Jorat (im zentralen Jorat)
aus zwei Quellarmen, dem w. am Dorf Peney le Jorat vorbeifliessenden Ruisseau de Neyrevaux und dem ö. davon aus 870 m herabsteigenden
Ruisseau de Lava-Bobiux.
Nach der Vereinigung dieser beiden Arme wendet sich die Mérine gegen NO., nimmt 1 km weiter
unten von links den Ruisseau des
Aubarandes und später die Tenétaz auf und durchfliesst ein zum grossen Teil von der Strasse
Échallens-Moudon duchzogenes malerisches Tobel, durchzieht dann die Stadt Moudon und mündet hier nach 10 km langem Lauf in 515 m
von links in die Broye.
(Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein).
2570-1800 m. 1,7 km langes Thälchen, steigt von der Felsnische zwischen dem AverserGrosshorn und
Kleinhorn nach W. ab und öffnet sich auf das Madriserthal. Sein Bach, der Merlenbach, stürzt sich über
mehrere Felsbänder und mündet 4 km s. der Vereinigung des Madriserrhein mit dem Averserrhein von rechts in den ersteren.
Das Merlenthal bildet einen Teil der Alpe Merla, die oberhalb der auch im Winter bewohnten Siedelungsgruppe «Beim hohen Haus»
(1780 m) liegt.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Thun,
Gem. Sigriswil). 584 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am rechten Ufer des Thunersees, vor dem Eingang
ins Justisthal und an der Mündung des Grönbaches. Nördl. über dem Dorf die steilen Waldhänge der Ralligstöcke und die
mächtigen Felswände des Niederhorns. 2,5 km sö. Sigriswil. Dampfschiffstation; 1 km weiter seeaufwärts
die Dampfschiffstation Beatenbucht, von der eine Drahtseilbahn nach St. Beatenberg hinauf führt.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Zusammen mit Nachtstall: 91 Häuser, 566 reform. Ew.; Dorf: 62 Häuser, 394 Ew. Kirchgemeinde
Sigriswil. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Holzhandel. Säge und Mühle. Sommerfrische. Stark begangener Fussweg nach
St. Beatenberg. Die Strasse von Interlaken nach Merligen ist eine Axenstrasse im kleinen: sie zieht um den Bergsporn der sog.
Nase, folgt dem Fuss von sehr steilen Hängen und den Felswänden des Beatenbergs, geht durch mehrere in den Fels gesprengte
kleine Gallerien und bietet einen prächtigen Ausblick auf den See und die Berge. Die Strecke Interlaken-Merligen
ist 9 km lang und hat 2 Millionen Fr. gekostet.
Ein Edelgeschlecht von Merligen ist aus dem 14. Jahrhundert bekannt. Der damals noch ziemlich beträchtliche Weinbau ist
heute beinahe verschwunden. Das Dorf hat früher unter den Ausbrüchen des jetzt korrigierten Grönbaches stark gelitten.
In Merligen pflegten einst die Reisenden auszusteigen, die zu Schiff von Thun herkamen, um die St. Beatenhöhle
zu besuchen. Diese letztere ist 1903/04 auf eine Länge von 750 m bequem
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mehr
zugänglich gemacht worden. Geschützte Lage und mildes Klima, in dem der Lorbeerbaum noch im Freien gedeiht. 1898 ist ein
grosser Teil des Dorfes mit mehreren alten BernerHolzhäusern ein Raub der Flammen geworden. Früher hat man bei Merligen
einen sehr harten und an Versteinerungen reichen Marmor gebrochen, der z. B. beim Bau der Nideckbrücke
und des Bundeshauses in Bern
Verwendung gefunden hat. 1280: Merlingen.
oder Mœrlischachen (Kt. Schwyz,
Bez. und Gem. Küssnacht).
443 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am rechten Ufer der Küssnachterbucht
des Vierwaldstättersees schön gelegen, an der Strasse Luzern-Küssnacht und 3 km sw. der Station Küssnacht der Gotthardbahn.
Telephon. Zusammen mit Bischofswil: 29 Häuser, 216 kathol. Ew.; Dorf: 21 Häuser, 136 Ew. Kirchgemeinde Küssnacht. Wiesen-,
Obst- und Gemüsebau. Schöne Aussicht auf den See und seine Umgebungen. Am Seeufer steht eine von der Familie Ronca gestiftete
St. Jakobskapelle. Auf einer Anhöhe 500 m vom Dorf die Burgruine Merlischachen. Die Herrschaft ging zuerst
vom Kloster Engelberg an den Luzerner Bürger Ulrich von Lüttishofen über, der die hohe und niedere Gerichtsbarkeit unter
Wahrung seines Grundbesitzes um den Preis von 60 rheinischen Gulden an Schwyz
abtrat. Das Kloster zu Luzern
besass das Fischrecht zu Merlischachen.
1307: Merlischachen.
Gem. und Pfarrdorf, im ö. Abschnitt des Val Terbi, an der Scheulte
(einem rechtsseitigen Nebenfluss der Birs) und 12 km osö. der Station Delsberg der Linie Biel-Basel.
Enthält neben ausgedehnten Waldungen
die Merzenbachalp, Eigentum der Gemeinden Münster und Gesehenen, die vom 8. Juli bis etwa 20. September mit 70 Stück Grossvieh bezogen
wird und 20000 Liter Milch, resp. 1650 kg Fettkäse liefert.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau).
480 m. Gem. und Dorf, am S.-Fuss des Jensberges und 6 km n. der Station Aarberg der Linie Lausanne-Payerne-Lyss.
Gemeinde, mit einem Teil von St. Niklaus: 38 Häuser, 210 reform. Ew.; Dorf: 26 Häuser, 144 Ew. Kirchgemeinde Bürglen. Acker-,
Gemüse- und Obstbau. 1676 wurden die Bewohner mit dem Gesuch, eine eigene Kirche bauen zu dürfen, von der Obrigkeit abgewiesen.
1278: Merzelingen; 1382: Mertzlingen.
(Ober und Unter) (Kt. Wallis,
Bez. und Gem. Leuk).
1000-1700 m. Zwei von Wald umrahmte Alpweiden, rechts
vom Illgraben und am Fuss des Illhorns. Die untere Alp ist ein Benefizium der Pfarre Leuk, die obere gehört einem privaten Konsortium.
Jene wird während rund 100 Tagen mit etwa 10 Stück Vieh (6000 Liter Milch, resp. 180 kg Magerkäse und 70 kg Butter), diese
während 44 Tagen mit 27 Stück Vieh (6000 Liter Milch, resp. 450 kg Fettkäse) bezogen.
Wird im W., N. und O. durch hohe Berge vom Kreis Calanca, dem Rheinwald
und dem italienischen San Giacomothal getrennt und grenzt im S. an den den untern Abschnitt der Mesolcina umfassenden Kreis
Roveredo.
Die den Kreis Mesocco nach S. durchfliessende Moesa erhält hier zahlreiche Nebenadern, von denen jedoch
keine nennenswert ist.
Dem Fluss folgt die die Dörfer und Weiler des Kreises miteinander verbindende Poststrasse über dem
St. Bernhardin. Der im Sommer fahrende Postwagen soll durch eine elektrische
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Periodische Auswanderung eines Teiles der männlichen Bewohner als Glaser, Maler, Kaminkehrer etc. Das Thal
zeigt von Cremeo, dem Hauptdorf der Gemeinde Mesocco, aufwärts alpinen Charakter, während es tiefer unten mit seinen Kastanienselven
bereits südlichen Anstrich hat.
Nahe Cremeo die prachtvolle Burgruine Misox, eine der schönsten der Schweiz.
Wiesenbau, Viehzucht und Alpwirtschaft. An landschaftlichen Schönheiten reiche Gegend mit bemerkenswerten Wasserfällen und
prachtvollen Kastanienwäldern. Verschiedene Kirchen, Kapellen und Burgruinen, so besonders die der Burg Mesocco (1 km s.
Cremeo), eine der schönsten der Schweiz. Die Männer pflegen als Glaser, Maler, Kaminkehrer etc. periodisch
nach Oesterreich, Belgien und Frankreich auszuwandern. Die Burg Misox oder Mesocco war die Wiege der GrafenSax von Monsax, die
schon 933 erscheinen und in der Geschichte auch des nördl. Graubündens lange Zeit eine hervorragende Rolle gespielt haben.
Als sein Nachkomme Giovanni Francesco Trivulzio im sog. Müsserkrieg 1525 oder 1526 gegen die Bündner Partei
nahm, zerstörten ihm diese seine Burg Misox, worauf sich die Bewohner des Mesocco 1549 um den Preis von 24500 Florentiner
von ihm freikauften. 1026: Vallis Mesaucina; im 11. Jahrhundert ferner Mesaucum, Mouscex, Masax. Lateinisch Vallis Mesolcina
oder Mesaucina. Flachgräber aus dem Beginn der christlichen Zeit in La Becca und bei Anzone; nordetruskische
Inschrift in Benabbia. Fund von römischen Münzen. Die Kirche muss sehr alt sein. Chorherrenstift, vom Grafen Heinrich von
Sax 1219 gestiftet und seither direkt dem Papst unterstellt; zählt einen Propst und 6 Chorherren, von denen je 3 in
Mesocco und San Vittore residieren.
(Kt. Graubünden,
Bez. Moesa).
Die Mesolcina, deutsch Misox, ist das Thal der Moesa, das vom St. Bernhardin nach S. fällt, diese Richtung,
mit geringer Ausbiegung nach O., bis Roveredo beibehält und dann nach W. umbiegt, um in das Tessinthal
auszumünden. Es ist das längste der nach S. gerichteten ThälerGraubündens und zeigt
auch von allen den reichsten Szenerienwechsel.
«In diesem schroffen Thal, fast ohne Thalsohle, steigert sich die Romantik der
Südalpen durch überall herabflatternde Wasserfälle und mächtige, überaus malerische Ruinen aufs höchste,
und erst dicht ob Bellinzona, beim Eintritt in die offene Riviera, nehmen die Schluchten ein Ende.» Es sind deutlich zwei Hauptabschnitte
zu unterscheiden. Der untere, von der Mündung bis Soazza, hat einen langgestreckten, stellenweise bis 1 km breiten und gleichmässig
ansteigenden Thalboden und schroffe Berghänge zu beiden Seiten. Wir können ihn als ein langes schmales
Trogthal bezeichnen, über dessen Sand- und Kiesboden die Moesa oft verheerend dahinbraust. Der obere Teil ist dagegen ein
typisches Stufenthal mit mehrfachem Wechsel von enger Thalschlucht und weiterem Thalkessel, so dass der Fluss bald schäumend
und brausend im tief gegrabenen Felsenbett dahinstürzt, bald ruhiger auf ebenerem Thalboden sich zwischen
Wiesen hindurchwindet. Die drei Thalbecken von Mesocco (777 m), San Giacomo (1200 m) und San Bernardino (1607 m) sind allerdings
nur klein, aber doch, wie auch die trennenden Stufenabstürze resp. Querriegel mit den sie durchschneidenden Thalschluchten,
deutlich ausgebildet.
Das untere Trogthal (unterhalb der Felsstufe zwischen Mesocco und Soazza) zeigt in Klima und Vegetation
ein durchaus südliches Gepräge mit Kastanienwäldern und Maisäckern bis Soazza und mit Weinbergen bis Lostallo, dann weiter
abwärts mit Maulbeer- und Feigenbäumen und den schönen gelben Blütentrauben des Cytisus an den Berghalden, an denen Eidechsen,
Schlangen und Skorpione sich sonnen, aber auch die Alpenrose weit herunter kommt. In den Wäldern der beiden
Thalseiten folgen sich in langgezogenen Streifen übereinander Kastanien, Buchen und Lärchen.
Die letzteren ziehen sich auch in das obere Stufenthal hinein, das den ernsten Charakter des Hochgebirges aufweist und im
Schmuck der farbenreichen Alpenflora prangt. Die Felsenschwelle von Mesocco bildet eine ähnliche Grenze
zwischen südl. und alpiner Natur wie etwa die Porta im Bergell. Natürlich ist das untere Trogthal auch weit dichter bevölkert
als das obere Stufenthal. Von den 4583 Einwohnern der ganzen Mesolcina kommen 3410 auf den untern und nur 1173 auf den obern
Thalabschnitt.
Jene verteilen sich auf 8 Gemeinden (mit einer grössern Zahl von Dörfern und Weilern), diese bilden
die einzige Gemeinde Mesocco, zu der auch San Giacomo und San Bernardino gehören. Eigentümlich ist in der Besiedelungsweise
der Mesolcina der Umstand, dass mit Ausnahme einiger kleiner Weiler alle Ortschaften bis nach Mesocco hinauf auf der rechten
Thalseite und zwar hart am Fuss der Bergwand liegen, ausgenommen das auf hoher Terrasse thronende Verdabbio.
Dementsprechend zieht sich auch die Strasse bis hinter Mesocco auf der rechten Seite (W.-Seite) des Thales dahin, um erst weiter
oben bald die eine, bald die andere Seite zu benutzen.
Der oberste Ort ist San Bernardino (1607 und 1626 m), das 7,3 km unter der Passhöhe in schöner Umgebung
liegt, von einem Kranz von zum Teil vergletscherten Gebirgen umrahmt ist und trotz seiner Höhe ein relativ mildes Klima mit
würzigen Wäldern und reicher Alpenflora auf den weiten Bergwiesen aufweist. Es hat eine Sauer- und eine
Schwefelquelle, mehrere gut eingerichtete Gasthöfe, schöne Anlagen und wird besonders von Italienern und Tessinern, aber
auch von Ostschweizern besucht, die hier ausser Heilwasser und Alpenluft auch Gelegenheit zu mancherlei Gebirgstouren finden.
Hauptort des obern Misox ist Mesocco oder Misox (777 m), aus mehreren Dörfern und
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Weilern zusammengesetzt, wovon Cremeo der bedeutendste ist. Hier sind wir schon in der Region des Ackerbaues und der Obstbäume.
Auf einem Felshügel liegt die Ruine der Burg Misox, eine der schönsten der Schweiz, mit vier Türmen und einer noch ziemlich
gut erhaltenen Kapelle. Sie war der Stammsitz der Freiherren Sax von Monsax, die einst ein grosses Gebiet
im südl. Rätien beherrschten und deren einer den Bund zu Truns, ein anderer den zu Vazerol schliessen half. Als das Geschlecht
verarmte, kam die Burg samt der HerrschaftMisox und Calanca an die mailändische Familie Trivulzio (1480), wurde dann aber
im Müsserkrieg von den Bündnern gebrochen (1526). Bald darauf kauften sich die Misoxer von den Trivulzi
frei, die jedoch erst 1580 vollständig und für alle Zeiten auf ihre Herrschaftsrechte in diesen Thälern verzichteten.
Thalabwärts folgen Soazza und Lostallo, die noch zum Kreis Mesocco gehören, dann dichter geschart Cama, Leggio und in der
HöheVerdabbio, nachher Grono auf dem Schuttkegel am Ausgang des Val Calanca, endlich Roveredo und San Vittore. Hier unten, wo
der Thalboden bis unter 300 m sinkt und gesteigerte Wärme in Verbindung mit reichlichen Niederschlägen eine üppige Fruchtbarkeit
erzeugt, drängt sich die Bevölkerung am dichtesten zusammen. Grono hat 484, Roveredo 1136 und San Vittore
517, zusammen 2137 Ew. Es kommt also auf die untersten 5-6 km des gegen 40 km langen Thales fast die Hälfte von dessen Bevölkerung.
Die untere Mesolcina bildet mit dem Calancathal eine von 16 Kapuzinern bediente apostolische Präfektur mit 6 Kirchgemeinden
(Cama, Castaneda, Grono, Rossa, Santa Maria und Soazza), 22 Kirchen und Kapellen, 9 Schulen und 3112 kathol.
Ew. Malerisch nehmen sich die vielen Burgruinen dieser Gegend aus, darunter die der Trivulzi, der letzten Thalherren, und
eine andere hoch oben im Wald über der Mündungsschlucht des Val Traversagna. Eine Perle in dieser echt italienischen Landschaft
ist auch die Wallfahrtskapelle St. Anna unten am Ausgang der eben genannten Schlucht, die man von Roveredo
über eine kühne Bogenbrücke und durch die Rebenlauben von Piazzetta und Giulio erreicht.
Von der Höhe am Ausgang des Val Calanca aber grüssen die Bergdörfchen Castaneda und Santa Maria mit ihren weithin glänzenden
Kirchen und der Ruine des Kastells Calanca, alles zusammen ein ungemein reizendes, formenreiches und farbenprächtiges
Landschaftsbild, wie es nur der Süden zu bieten vermag. Weingärten und Maisfelder nehmen einen grossen Teil des Bodens ein;
dazu kommen eine Menge Maulbeerbäume, Feigenbäume, Nussbäume und andere. Hier spielt darum auch der Landbau eine bedeutende
Rolle, während sonst überall im Misox die Viehzucht vorherrscht.
Die durchgehende schöne Bernhardinstrasse erleichtert und mehrt natürlich auch den Verkehr. Früher
war der Transit durch
das Misox ein sehr bedeutender, da der St. Bernhardin (2063 m) der leichteste und im Winter gefahrloseste Pass nach Italien
ist. Die Gotthardbahn hat diesen Transit lahm gelegt. Die Ausbeutung der reichen Wasserkräfte wird aber
gewiss neue Hilfsmittel schaffen. Die vielen kleinen Seitenthäler, ausgenommen das grössere Val Calanca, sind alle unbewohnt,
werden aber doch im Sommer von den Aelplern mit ihren Herden bezogen.
Ueber die Westkette führen ins Val Calanca der Passetti (2075 m) von San Bernardino aus, der Passo di Tresculmine (2153 m) von
Mesocco aus und der Passo di Buffalora (2265 m) von Soazza aus. Die Gebirgsketten, über welche alle diese
Pässe führen und die die Mesolcina einschliessen, erscheinen bei der Steilheit ihres Aufbaues und der Tiefe der Thalsohlen
viel höher als man nach ihren absoluten Höhen meinen sollte. In der östl. Kette erreichen zwar noch
mehrere Gipfel 3000 m, so der PizCorbet (3025 m) und die Cima di Pian Guarnei (3014 m), aber die meisten bleiben hinter dieser
Höhe zurück. In der S.-Hälfte der Kette sinken sie rasch auf 2500, ja auf 2200 m. Dennoch ist die relative Höhe meist 2000-2200
m, also ebenso viel wie z. B. im Ober Engadin.
Die Vergletscherung ist eine nur ganz geringe. Dafür herrschen stolze und oft wild zerrissene Felsbauten vor, die durch
ihre gewaltigen Wände und ausgezackten Zinnen imponieren, besonders wenn sie, wie dies öfter der Fall ist, aus der Hauptkette
gegen das Thal vorspringen, wie der Sasso di Castello (2525 m), der Sasso della Paglia (2595 m) und die
Cima dei Laghetti (2298 und 2305 m). Andere erheben sich wie Türme in die Luft, so z. B. der Pizzo Pombi. Noch weniger hoch,
aber ebenso schroff aufgebaut ist die W.-Kette, deren Gipfel sich meist in der Höhe von 2600-2800 m halten.
Eigentümlich ist hier das zickzackförmige Hin- und Herspringen des höchsten Felskammes und das spornförmige Ausgreifen
von kurzen
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Seitenkämmen, die oft ausserordentlich geschaltet sind und nicht selten die höchsten Gipfel enthalten. Die Namen «Cima»
und «Fil» bezeichnen da, oft nicht einzelne Gipfel, sondern ganze, w.-ö. streichende Kämme, so die Cima di Tresculmine (2633
m), Cima di Bodaletta (2627 m), Cima di Gangella (2764 m), der Fil di Ciaro (2780 m), Fil di Dragiva (2770
m) etc. Doch gibt es auch regelmässigere Pyramiden, in welchen mehrere Kämme zusammenlaufen, z. B. beim Fil Nomnone (2634
m) und Piz di Groveno (2693 m). So wild und unnahbar diese Felsbauten auch aussehen, so sind doch die meisten ohne allzu grosse
Schwierigkeiten ersteigbar, werden indessen wegen ihrer Entlegenheit selten besucht, ausgenommen einige
Höhen am Pass und beim Dorf San Bernardino, wo im Sommer sich jeweilen eine grössere Zahl von Gästen einfindet. Geologisch
sind diese Gebirge ziemlich einförmig. Sie bestehen durchweg aus Gneis und krystallinen Schiefern, deren Schichten im allgemeinen
nach O. einfallen. Doch streicht vom Rheinwald eine schmale Schiefermulde nach S. bis über Mesocco hinaus.
Das ganze Gebiet rechnet man noch zum Adulamassiv, trennt jedoch etwa die Kette östl. der Mesolcina unter dem Namen Liromassiv
als einen besondern, etwas anders gearteten Lappen vom Adulamassiv ab.
1400-2100 m. Alpweide in einer ziemlich steil ansteigenden Thalmulde, die vom Rossmad,
Säntis, Girenspitz, Hünerberg und Hängeten umrahmt ist. 240 ha Fläche, wovon kaum ⅓ als Weidefläche benutzt werden kann.
Reiche alpine Flora mit Violacalcarata,Alchimilla glaberrima, Saxifraga aphylla, Gnaphalium supinum,Ligusticum simplex, Crepis Terglonensis, Allium victorialis etc. Hinten über dem Thal der Girenspitz (2450 m), der früher
den Namen Hoher Messmer trug und von dem 1796 Prof. Jetzler aus Schaffhausen,
einer der ersten wissenschaftlichen Besteiger des Säntis,
zu Tode stürzte. An diesen Unglücksfall erinnert eine Gedenktafel.
(Le) (Kt. Wallis,
Bez. Hérens).
3216 m. Gipfel, in der Kette zwischen der Vallée d'Hérémence und dem Val de Nendaz. Besteigung
ohne Gefahr, aber ermüdend; von Prazlong im Val d'Hérémence in 5 Stunden zu bewerkstelligen. Sehr schöne Aussicht. Von
dem stark zerrissenen felsigen Gipfelkamm steigen 4 ganz kleine Eisfelder ab: der Glacier de Métal (500
m lang und nicht ganz 200 m breit) und die unbenannten Gletscher am SO.-, W.- und NO.-Hang.
vom spätlateinischen medietaria (von medietas = die Hälfte), womit
man einen Bauern- oder Meierhof bezeichnete, dessen Pächter dem Grundeigentümer die Hälfte des Bodenertrages
abliefern musste.
(La) (Kt. Waadt,
Bez. und Gem. Nyon).
397 m. Privatheilanstalt für Geistes- und Nervenkranke, zwischen der Strasse und Eisenbahnlinie
Lausanne-Genf und 1,2 km sw. Nyon. Verschiedene Pavillons und Villen, die mitten in einem 11 ha grossen Park liegen. 40-50 Beamte
und Angestellte beiderlei Geschlechtes und 35-40 Pensionäre.
770 m. Gruppe von 5 Häusern, 3 km w. der Station Berneck der Linie Rorschach-Sargans
und 1 km nö. Reute. 40 kathol. und reform. Ew. Kirchgemeinden Berneck und Reute.
entspringt auf der sumpfigen Hochfläche des Hahnenmoospasses,
durchfliesst die Metschalp und mündet nach 3 km langem Lauf oberhalb der Lenk in die Simme.
französisch Mache (Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau).
443 m. Gem. und grosses Pfarrdorf, am S.-Fuss der ersten Jurakette und an der Schüss
(Suze); 2 km nö. Biel und von der Strasse Biel-Orpund-Büren durchzogen. Station der Linie Olten-Solothurn-Biel. Postbureau,
Telephon. Gemeinde: 122 Hauser, 1208 reform. Ew.; Dorf: 93 Häuser, 925 Ew. Die Kirchgemeinde Mett umfasst
noch die Gemeinde Madretsch und zählt 4984 reform. Ew. Landwirtschaft. Zwei grosse Mühlen. Nordwestl. vom Dorf die Reparaturwerkstätten
der schweizerischen Bundesbahnen; ö. davon je eine bedeutende Ziegelei und Backsteinfabrik, Ofen- und Töpferwarenfabrik,
Kettenfabrik mit elektrischem Betrieb und ein Engrosgeschäft für Kurzwaren; mechanische Werkstätten.
Gegenüber dem Dorf am andern Ufer der Schüss steht ein kleines Schloss, einst Eigentum der Familie Chemilleret, die 1572 ihres
reformierten Glaubens wegen ihre Heimat in Besançon verlassen musste und sich dann zuerst in Montbéliard und später in
Mett niederliess. Heute ist das Landgut zu einem von der Landeskirche des Kantons Bern
gegründeten Asyl für unheilbare
Kranke eingerichtet. In Mett wirkte 1870-1896 als Pfarrer der hervorragende Theologe und verdiente Geologe G. Ischer.
Die kleine Pfarrkirche im spätgotischen Stil zeichnet sich durch vier gemalte Chorfenster aus. Einige Häuser des Dorfes
sind sehr alt. Unterhalb Mett hat man einen Grabhügel aufgefunden; Funde von Gegenständen aus der Römerzeit;
Ueberreste der einstigen Römerstrasse von Petinesca nach Solodurum. Grundbesitzer waren zu Mett früher die Klöster St. Alban
in Basel,
Gottstadt, Frienisberg und St. Johann. 1146: Meten; 1150 und 1228: Maches; 1371: Matton. Vom altfranzösischen mache = Heuschober
herzuleiten.